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ANLAGE B Nursing Forecasting: Prognosemodelle zur quantitativen und qualitativen Be‐ darfsplanung von Pflegekräften (Bericht über das Symposium „Findings from a fifteen country study of impact of nursing on patient outcomes“ (5./6. Mai 2011). Es handelt sich um die textlich ungekürzte Version aus der Österreichi‐ schen Pflegezeitschrift Nr. 8/9 2011 (S.12‐16). Auf die grafischen Elemente wird hier verzichtet.) Autorin dieses Artikels: Ranegger, Renate, BSc KAGes Management/OE Pflege, EDV‐Pflegeentwicklung und ‐controlling [email protected] Auszüge aus dem Artikel: „Die internationalen Studienergebnisse haben diesbezüglich gezeigt, dass eine gute Arbeitsumgebungsqualität, sowie eine adäquate Stellenbesetzung wesent‐ lich zu niedrigeren Komplikations‐ und Mortalitätsraten bei den PatientInnen sowie tiefen Burnout‐Raten und einer hohen Arbeitszufriedenheit beim Pflege‐ personal beitragen.“ „Eine gute Arbeitsumgebungsqualität und ein adäquates Stellenbesetzungs‐ und Ausbildungsniveau beim Pflegepersonal ist daher wesentlich zur Errei‐ chung guter Ergebnisse bei PatientInnen und Pflegefachpersonen.“ „Die Studienergebnisse bestätigen, dass das Wohlbefinden der Pflegepersonen mit der PatientInnenzufriedenheit korreliert. Durch die Reduzierung von Unzu‐ friedenheit bei Pflegefachpersonen, sowie der Verbesserung der Arbeitsumge‐ bungen kann eine Verbesserung der PatientInnenzufriedenheit nachgewiesen werden.“ Seite 1 von 4 Der komplette Artikel: Hintergrund Ausschlaggebend für dieses Projekt waren die Studienergebnisse von Aiken et.al. (2002) aus Pennsylvania (USA), welche gezeigt haben, dass die Anzahl der anwesenden Pflegepersonen und deren fachliche Qualifikation einen nennenswerten Einfluss auf die Patientenbetreuung, sowie auf das Wohlbefinden von Pflegenden haben. Damit Burnout und ein frühzeitiger Be‐ rufsausstieg vermieden werden können, ist ein effektives Personalmanagement besonders wichtig. Seit der Veröffentlichung dieser Forschungsergebnisse, ist das Interesse an einer effektiveren Einsatzplanung für Pflegekräfte gestiegen. Deshalb ist die Entwicklung eines genauen und zuverlässigen Prognosemodelles für die Pflegepersonalbedarfsplanung von großer Bedeutung. Neben dem Management der Personalressourcen muss auch die Planung der Ausbildung und die Qualität der pflegerischen Betreuung fokussiert werden. Die traditionell verwende‐ ten Prognosemodelle sind zu ungenau, weil die Auswirkungen des Pflegepersonaleinsatzes auf die Pflegequalität unberücksichtigt bleiben. RN4CAST ist die bis heute weltweit umfang‐ reichste Studie im Bereich der Pflegepersonalplanung, erstreckt sich über 3 Jahre (2009‐2011) und wird durch das Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission finanziert. Ziel Durch das Projekt RN4CAST (Registered Nurse Forecasting) wird das Ziel verfolgt, traditionel‐ le Prognosemodelle in der Pflege durch neue Elemente zu erweitern. Anhand der For‐ schungsergebnisse soll eine Grundlage für EntscheidungsträgerInnen im Bereich der Ge‐ sundheits‐ und Sozialpolitik geschaffen werden. Durch dieses Projekt können Anregungen zur Qualitätsverbesserung der Patientenversorgung geliefert werden und dabei helfen, bes‐ sere Rahmenbedingungen für die qualitative und quantitative Bedarfsplanung von Pflege‐ kräften zu schaffen. Datenerhebung Im Rahmen der Studie RN4CAST werden in den ausgewählten Krankenanstalten Daten zur Arbeitsumgebung und zum Pflegepersonaleinsatz erhoben. Diese Datenerhebung erfolgt einerseits über die Spitalverwaltung, andererseits direkt aus Sicht der Pflegepersonen mit‐ tels schriftlicher Befragung. Zusätzlich findet eine Datenerhebung auf Patientenebene durch Fragebögen sowie eine Erfassung der Patientenentlassungsdaten statt. Diese erhobenen Daten werden in einem zweiten Schritt analysiert und verglichen. Zur Durchführung dieses Projekts wurde ein Konsortium, bestehend aus 12 europäischen Ländern (Abbildung 1) und Seite 2 von 4 drei außereuropäische Projektpartner gebildet. Somit können nationale sowie internationale Perspektiven gegenübergestellt werden. Die Datenerhebung erfolgt in mindestens 30 allge‐ meine Akutkrankenhäuser in jedem europäischen Land, wobei pro Krankenanstalt minde‐ stens zwei chirurgische Stationen und zwei internistische Stationen geführt werden müssen. Datenauswertung Im Rahmen der Datenauswertung werden Zusammenhänge zwischen den erhobenen Daten analysiert. Es wird untersucht, wie sich Merkmale der Arbeitsumgebung und des Personal‐ einsatzes auf die Rekrutierung, Erhaltung, Produktivität und Zufriedenheit des Pflegeperso‐ nals auswirken. In weiterer Folge werden die Auswirkungen des Arbeitsumfeldes und des Pflegepersonaleinsatzes auch auf die Qualität der PatientInnenversorgung überprüft. Erste Ergebnisse Die Arbeitsumgebungsqualität in den Krankenanstalten wurde durch die Befragung der Pfle‐ gefachpersonen erhoben. Eine gute Arbeitsumgebungsqualität zeichnet sich insbesondere durch drei Merkmale aus: 1. Angemessenheit der Stellenbesetzung und des Ausbildungsniveaus, 2. eine gute Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonen und ÄrztInnen sowie 3. eine gute Unterstützung der Pflegenden durch das Pflegemanagement. Die internationalen Studienergebnisse haben diesbezüglich gezeigt, dass eine gute Arbeits‐ umgebungsqualität, sowie eine adäquate Stellenbesetzung wesentlich zu niedrigeren Kom‐ plikations‐ und Mortalitätsraten bei den PatientInnen sowie tiefen Burnout‐Raten und einer hohen Arbeitszufriedenheit beim Pflegepersonal beitragen. Eine gute Arbeitsumgebungs‐ qualität und ein adäquates Stellenbesetzungs‐ und Ausbildungsniveau beim Pflegepersonal ist daher wesentlich zur Erreichung guter Ergebnisse bei PatientInnen und Pflegefachperso‐ nen (De Gesst, 2011). Im europäischen Vergleich weisen die Schweizer Spitäler eine deutlich bessere Arbeitsumgebungsqualität auf als die Krankenanstalten der anderen Länder, wobei die Schweiz bei der RN4CAST Studie den Spitzenplatz einnimmt. Die Häufigkeit des Vorkommens von in der Krankenanstalt erworbenen Infektionen (Harn‐ wegsinfektionen, Infektionen der Blutbahn, Pneumonien), Medikamentenfehlern, Patienten‐ stürzen oder Dekubitalulcera bei PatientInnen wurde aufgrund von vorerst fehlenden Daten durch die Befragung der Pflegefachpersonen erhoben (Abbildung 3). Ausgenommen die In‐ fektionen der Blutbahnen, weisen die Schweizer Spitäler bei diesen Ergebnissen bessere Resultate auf als das europäische Mittel (Spalte RN4CAST) der beteiligten Spitäler (Moreno‐ Casbas et al., 2011). Seite 3 von 4 Unter anderem wurden von den Pflegefachpersonen Daten über die letzte Schicht und die Prioritätensetzung in der Pflege erhoben. Studienergebnisse aus der Schweiz zeigen, dass Pflegepersonen in den letzten sieben Arbeitstagen im Durchschnitt die erfragten 32 not‐ wendigen pflegerischen Maßnahmen selten nicht durchführen, dies aufgrund ungenügender Ressourcen. Je nach erfragter Pflegemaßnahme zeigen sich deutliche Unterschiede in der Häufigkeit, mit der diese Maßnahmen wegen zu geringer Ressourcen ausgelassen werden mussten. Bedenklich ist jedoch, dass rund ein Fünftel der Pflegefachpersonen verwirrte Pati‐ enten nicht ausreichend überwachen konnten und fixieren mussten (De Gesst, 2011). Zusammenfassung Die Studienergebnisse bestätigen, dass das Wohlbefinden der Pflegepersonen mit der Pati‐ entInnenzufriedenheit korreliert. Durch die Reduzierung von Unzufriedenheit bei Pflege‐ fachpersonen, sowie der Verbesserung der Arbeitsumgebungen kann eine Verbesserung der PatientInnenzufriedenheit nachgewiesen werden. Aus Sicht der österreichischen Pflege ist es unverständlich warum Österreich, wie so oft nicht an der Studie teilgenommen hat. Die näheren Umstände sind nicht bekannt, dennoch wäre es wünschenswert wenn für Österreich diese Daten ebenso zur Verfügung stehen wür‐ den. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.rn4cast.eu/ Literatur Aiken L., Clarke S., Sloane D., Sochalski J., Silber J. (2002): Hospital nurse staffing and pa‐ tient mortality, nurse burnout, and job dissatisfaction. Journal of the American Medical As‐ sociation, 288, (16), 1987‐1993. De Geest S. (2011): RN4CAST Medienmitteilung. Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel. Moreno‐Casbas T.; Fuentelsaz‐Gallego C.; González‐María E.; Contreras‐Moreira M. (2011): RN4CAST Nurses’ reports of working conditions and their consequences for retention and quality. Instituto de Salud Carlos III, Ministry of Science and Innovation, Spain. Seite 4 von 4