ich glaub´, mich laust der affe!

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ich glaub´, mich laust der affe!
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ICH GLAUB´, MICH LAUST DER AFFE!
Hygiene in Geschichte und Gegenwart
– ein Leitfaden der Sauberkeit
Von Friedhelm Caspari
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IMPRESSUM
© Signet-Verlag Dr. Stintzing GmbH · Flensburg
Herausgeber: Heinrich Höhling / compact Service Gesellschaft GmbH
Text: Friedhelm Caspari
Karikaturen: Götz Wiedenroth
Gestaltung: Susanne Hildebrandt
Druck und Bindung: Clausen & Bosse · Leck
ISBN: 3-933205-36-0
Schutzpreis: 6,90 EUR
Inhalt
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Vorwort
1.Die Bedeutung der Hygiene
09
2. Körperpflege – vom Baden und von Bakterien
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3. Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
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4. Die Hygiene in der Medizin
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5. Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
53
6. Was ist das, und was tun?
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Anhang
Internetadressen und Hotlines
Quellennachweis
V ORWORT
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LIEBE LESERINNEN UND LESER!
Zu allen Fragen der Hygiene im engeren und weiteren Sinne gibt es eine umfangreiche Literatur, viele Lehrmittel und
Informationsunterlagen. Die Zielsetzung von compact ist
es, in und mit diesem Buch auf verständliche Weise etwas
Kompaktes zum Gesamtthema Hygiene anzubieten.
In unserer Publikation kommt die Geschichte der Hygiene zur Sprache, und es werden aktuelle Bezüge herausgearbeitet. Der Inhalt vermittelt die enge hygienische
Verzahnung von Mensch, Natur, Tier und Umwelt.
Bei aller Ernsthaftigkeit des Stoffes soll das Buch den
Leserinnen und Lesern ein wenig Freude bereiten. Es sensibilisiert für das Thema und regt zum Nachdenken über
den einen oder anderen Punkt und zur Diskussion an.
Wir können hier nicht alles berücksichtigen. Das ist bei
der großen Breite des Themas Hygiene in diesem relativ
kleinen Umfang nicht möglich. Dennoch dürfte der Informationswert dieses Buches nicht gering sein.
Das Buch ersetzt letztlich nicht den Rat der Experten.
Bei speziellen Fragen und hygienischen Problemen sollten
Sie diese direkt ansprechen. Das sind die Hygieniker als
solche, Mediziner, Apotheker, Institutionen und Dienstleister.
Heinrich Höhling
Geschäftsführer
compact Service Gesellschaft GmbH
Flensburg
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Die Bedeutung der Hygiene
W
as ist Hygiene? Es ist die Lehre und Forschung von
der Erhaltung der Gesundheit. Doch vor allem ist
es die Praxis um die Gesundheitspflege. Die Bezeichnung
stammt aus dem Griechischen. Der Arzt Diokles von Karystos, um 350 v. Chr. in Athen lebend, schreibt das erste Buch
mit dem Titel »Hygiene«. Das Werk wird lediglich in Chroniken erwähnt. Das Original gibt es nicht mehr. Abgeleitet
ist der Begriff von Hygieia, der Tochter des Asklepios und
griechischen Göttin der Gesundheit. Abbildungen zeigen
Hygieia, wie sie Asklepios‘ Schlange füttert, das bekannte
ärztliche Standessymbol. Hier dokumentiert Hygieia die
enge Abhängigkeit der Gesundheit von der Vorsorge. Hygiene ist somit in allererster Linie im doppeldeutigen Sinne
»reine« Prävention!
Ich glaub‘, mich laust der Affe!
Hygiene wird schon immer praktiziert: Irgendwann, zehntausende Jahre zurückreichend in graue Vorzeit, muss es
damit angefangen haben: »Ich glaub‘, mich laust der Affe!«
Kein einziges Zitatenschatzbuch weist die Herkunft dieses scherzhaften verwundert, entrüstend oder begeisternd
geäußerten Ausspruchs nach. Einen konkreten literarischhistorischen Bezug für äffig-menschliches Verhalten liefert
allenfalls der lateinische Satiriker Quintus Ennius (239-169
v.Chr.). Er schreibt: »Wie ähnlich ist uns der Affe, dieses
äußerst scheußliche Tier...« Doch gar unauffindbar ist der
Ursprungsschöpfer der symbolhaften Handlung, dass »der
Mensch vom Affen gelaust« werde.
Das Sprichwort »Ich glaub‘, mich laust der Affe!« bedarf
also keiner Quelle. Es belegt schlichtweg, wie lange schon
die Affen, die dazwischen einzustufenden Primaten und
schließlich wir Menschen unsere Fell- und Hautpflege betreiben. Die Jagd nach Ungeziefer, dessen Verbannung aus
Die Bedeutung der Hygiene
Kapitel 1
9
Die Bedeutung der Hygiene
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Pelz und Haar, ist so alt wie die Menschheit und deren
Vorfahren. Am Anfang steht das Lausen, diese manuelle
Schutzmaßnahme des Menschen vor lästigen Parasiten, die
sich seines Körpers bemächtigen.
In der Kleidung von Ötzi, jenes 1991 in den österreichischitalienischen Alpen gefundenen 5300 Jahre alten »Eismenschen«, entdecken die Wissenschaftler zwei Flöhe. Es sind
in der Tat »nur« zwei. Ist diese geringe Anzahl das Indiz
dafür, dass sich Ötzi der anderen Kleinstlebewesen einer
vermutlich größeren Ansammlung derselben mittels eifriger
Nachsuche wahrscheinlich kurz vor seinem gewaltsamen
Ende entledigt hatte?
Die Hygiene umfasst alle Lebens- und Umweltfaktoren
des Menschen. Dazu zählt auch ein wesentlicher Teil der
Tierwelt, jene Geschöpfe, mit denen der Mensch bewusst
oder ungewollt eng zusammenlebt und solche Mitgeschöpfe,
die wir Zweibeiner tagtäglich zu verzehren pflegen. Es wird
zwischen Human- und Veterinärhygiene unterschieden. Auf
den Menschen sind die hygienischen Faktoren im Klima,
Wetter und Wasser verankert, im Haus- und Wohnbereich,
bei der Ernährung, in der Lebensmittelproduktion, sie hängen mit der Kleidung zusammen, spielen im Umgang miteinander, bei den körperlichen Kontakten, in der gesamten
Arbeitswelt und der allgemeinen Lebensführung eine große
Rolle. Daher kennen wir auch den Begriff Sozialhygiene.
Hygienische Notwendigkeiten betreffen die Krankenhäuser, die Abfallbeseitigung und – im wahrsten Sinne des
Wortes – letztendlich das Bestattungswesen, somit die Hygiene gerechte Beseitigung der »sterblichen Hülle«. Nach dem
Tode eines Menschen müsse die den Angehörigen auferlegte
»schwer zu erfüllende Pflicht« erledigt werden – heißt es in
einem der älteren Lehrbücher der Hygiene – »zwischen dem
Schmerz des Abschieds.... und dem Zwange, die verwesliche
Hülle, aus der das Seelische geschwunden ist, aus der Gemeinschaft der Lebenden zu entfernen«. Doch wie viel schlimmer
sei es »in Zeiten schwerer Heimsuchungen durch Kriege und
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Stets gewehrt
Das Sich-Schützen vor Krankmachendem und die Reinlichkeit bedeuten für die humane Entwicklung und das Wohlergehen sehr viel, wenn nicht gar alles: Denn hätte – wie an
Beispielen der Professoren Ernst Ludwig Heim, Max Rubner,
Max von Pettenkofer, Robert Koch oder Joseph Lister aus
dem 19. Jahrhundert noch dargestellt wird – der Mensch
sich nicht stets gewehrt gegen kleinste Tierchen, Bakterien,
Bazillen und Viren, hätte er nicht Unrat und Schmutz zu
beseitigen gewusst, hätte er nie Mittel und Möglichkeiten
dagegen ge- und erfunden, so stünden wir noch heute auf
primitivster Stufe – auf der sich gegenseitig lausender Primaten, zwischen Affe und Mensch. Ohne Hygiene wäre
jede Stufe menschlichen Fortschritts viel schwieriger zu
erklimmen gewesen oder überhaupt nicht.
Ohne Hygiene hätte es uns einst sogar allesamt dahingerafft. Oft in der Geschichte ist dies geschehen. Denken
wir an die mittelalterlichen Zeiten der fürchterlichen Pest.
Der so genannte Schwarze Tod, übertragen von Ratten,
ereilt im Mittelalter Millionen Europäer. Dagegen scheint
zunächst kein Kraut gewachsen. Jedenfalls so lange nicht,
bis die Einhaltung der ersten frühen Hygienegesetze dafür
sorgen, dass Abfall und Fäkalien aus den Straßenbildern
der Städte allmählich verschwinden. Verständlich ist daher
bis heute die menschliche Urangst vor den wieselflinken
grauen Viechern mit den nackten Schwänzen.
Bezogen auf die kleineren Verwandten der Ratten trägt
sich vor rund einem halben Jahrhundert dieses in Schleswig-Holstein zu: »Rund 1300 Menschen glühten vor kranker
Hitze und suchten so gut wie vergeblich medizinische Hilfe«,
reportiert im Sommer 1952 »Der Spiegel«. 98 Prozent der
Die Bedeutung der Hygiene
Seuchen. Wenn Hunderte und Tausende gleichzeitig hingerafft
werden, bringen Panik und Ekel vor den sich anhäufenden Leichen alles fromme Fühlen zum Schweigen.«
Die Bedeutung der Hygiene
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Fiebernden arbeiten zum Zeitpunkt der Erkrankung als
Pflücker auf Erbsenfeldern. Die Krankheit wird, da sie aus
dem Jahr 1926 bei einem ähnlichen Ausbruch in Schlesien
bekannt ist, Feldfieber genannt. Ihre Ursache sind die Leptospiren von Mäusen. Dieser zähe Erreger, ein Virus, haust in
den Nieren der kleinen Feldmäuse. Und Mäuse fühlen sich
in Erbsenfeldern besonders wohl. Sie scheiden die Viren mit
ihrem Urin aus. Der Mensch kommt damit in Kontakt. Die
Leptospiren durchdringen sogar die unverletzte Haut. Ein
Mittel gibt es außer Antibiotika nicht gegen das Feldfieber.
Es klingt erst nach rund drei Wochen ab. Aber es gibt ein
vorbeugendes, ganz einfaches Mittel, das da heißt Schuhe
und Strümpfe zu tragen. Die meisten Erbsenpflücker laufen
barfuß durch die Felder und sind somit besonders anfällig
für das Mäuseurin.
Erste Gesetze im 14. Jahrhundert
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Im Jahr 1719 führt Preußenkönig Friedrich Wilhelm I.
sein Collegium sanitatis mit dem Ziel der Seuchenabwehr
ein. Aus der Entvölkerung Ostpreußens durch die Pest sollen
Lehren gezogen werden. Das Kollegium – geleitet von einem
Arzt – kontrolliert fortan auch den Lebensmittelhandel. Zwei
der großen medizinischen und hygienischen Volksaufklärer
ihrer Zeit sind hier zu nennen: Der Berliner Mediziner und
Anatom Ernst Ludwig Heim (1747-1834), bekannt durch
den Spruch »Gesund allein macht Doktor Heim«, und der
Schweizer Arzt Samuel Auguste Tissot (1728-1797).
Der Lausanner Medizinprofessor Tissot beschäftigt sich
nicht nur mit grundlegenden Forschungen und Büchern zu
damaligen Tabu-Themen wie zur Epilepsie (»Fallsucht«) und
zur Selbstbefriedigung (Onanie, Masturbation). Er schreibt
auch die berühmte Abhandlung über die körper-liche und
geistige Hygiene von Gelehrten (»De la Sante des Gens de
Lettres«). Darin berichtet er über die besonderen Umstände,
die die Gesundheit von Geistesarbeitern von der »anderer
Classen« der Gesellschaft unterscheidet. So macht sich Tissot Gedanken über die schädlichen Folgen der schlechten
Luft in Studierzimmern und falsche Sitzhaltung. Als erster
Mediziner empfiehlt er Diätkost.
Der gebürtige Sachse Heim ist seinerzeit als junger Doktor schon ein weitgereister Fachmann in Europa, bevor er
Die Bedeutung der Hygiene
Bereits im 14. Jahrhundert verfügen viele Regierungen
des europäischen Kontinents eigene Hygienegesetze und
Verordnungen. Diese betreffen vor allem das Schlachten
und die Aufbewahrung von Fleisch. Erste Verkaufsverbote
gibt es auch zum Handel mit Milch, Butter und Käse, wenn
diese von kranken Tieren stammen. Welch frühe Erkenntnis
sieben Jahrhunderte vor BSE oder Maul– und Klauenseuche!
Gleichfalls werden erstmals Qualitätsnormen festgelegt.
So wird die Verfälschung tierischer Produkte mit harten
Strafen geahndet. Selbst der Grund für Vergiftungen durch
Trinken und Essen wird früh erkannt. Die Ursache sind
kupferne und bleierne Milchgefäße.
Die Bedeutung der Hygiene
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an der Berliner Charité arbeitet und sich dann als Stadtphysikus in Berlin-Spandau niederlässt. Er ist nach heutigen
Begriffen eine Art Amtsarzt und wird der Mitbegründer
des modernen Gesundheitswesens im 19. Jahrhundert in
Berlin.
Unermüdlich wettert Heim gegen mangelnde Hygiene
und den Brauch, den Unrat einfach in die Gossen zu schütten, Schmutz, Abfall und Kot schlichterhand in der Spree
zu versenken. Er befürwortet als einer der ersten deutschen
Mediziner die vom englischen Arzt Edward Jenner (17491823) entwickelte Kuhpockenimpfung, führt als erster in
Berlin Obduktionen durch und versucht damit hinter die
»Geheimnisse« von Krankheiten zu kommen, wobei er nicht
nachlässt, die Ursache vieler davon in unhygienischen Zuständen zu vermuten.
Beispiel Paris: früher und heute
Grundlegendes schafft kurz auch der Hygieniker Dr. med.
Johann Peter Frank mit seinem Lehrbuch »System der
Medizinischen Polizey« (1780). Er nennt die zwingende
Einhaltung hygienischer Vorschriften »eine Verteidigungskunst,.... die Menschen und ihre tierischen Gehülfen wider die
nachteiligen Folgen größeren Beysammenwohnens zu schützen, aber deren körperliches Wohl.... zu fördern«. Dass diese
Hygiene-Einhaltung bitter notwendig ist, belegt zur gleichen
Zeit – kurz vor der Französischen Revolution in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts – ein Chronist der Stadt Paris,
Louis Sebastien Mercier.
Mercier schildert den Zustand der Metropole: »Ein dreckiger Schlupfwinkel aller nur denkbaren Laster und Übel, die sich
vielschichtig übereinander häufen, inmitten einer von tausend
fauligen Dämpfen vergifteten Luft, zwischen Schlachtereien, Totenäckern, Hospitälern, Abzugsrinnen, Urinbächen, Kothaufen,
Färbereien, Lohgerbereien und Lederwerkstätten, umgeben
von dem dauernden Rauch unglaublicher Holzmassen und
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Das moderne Paris übrigens steht dem unhygienischen
Zustand auf zeitgemäße Weise kaum nach. Zwar trifft die
Beschreibung von früher in keiner Weise mehr zu, und es
werden – ein großer Unterschied zum Zustand vor 200
Jahren – die täglich rund 3000 Tonnen Dreck, in dem auch
im 21. Jahrhundert die Hauptstadt versinken würde, von
6000 Müllarbeitern ständig beseitigt. Doch das stinkende
Übel unserer Tage besteht vor allem aus täglich 16 Tonnen
(!) Hundekot auf den 2400 Kilometer Trottoirs, resümiert
die Zeitschrift »Der Spiegel« (9/2002).
Arme wie Reiche leisten sich heute nicht nur in Paris den
Luxus, einen Vierbeiner zu halten. Doch in anderen Staaten
und Städten ist dieses Hobby durch teils saftige Hundesteuern eingeschränkt. Nicht so in Paris. Dort berappen die rund
200 000 Hundehalter keinen einzigen Cent für die Beseitigung der ekelhaften Hinterlassenschaft. Sehr wohl aber
muss die Allgemeinheit der Steuerzahler
jährlich 412
Millionen Euro – laut Pariser Etat 2002 – für Straßenreinigung und Müllabfuhr aufbringen. Die Kotbeseitigung allein
kostet somit zwei Euro pro Kilo. Ganz zu schweigen von den
Folgen der jährlich 650 Unfälle, die durch das Ausrutschen
auf den tierischen Produkten verursacht werden.
Wie in früheren Zeiten ansatzweise geschehen, soll eine
jüngst in Paris eingesetzte neue Form der Gesundheitspolizei Abhilfe schaffen. Diese städtischen Ordnungshüter sind
ermächtigt, in flagranti erwischte Übeltäter, die
ihren
Abfall auf der Straße abstellen oder auch nur eine Zigarettenkippe wegwerfen, mit Bußgeldern von bis zu 180 Euro
zu bestrafen. Zahlend zählen auch die Hundebesitzer dann
dazu, wenn diese nicht sofort nach dem »Geschäft« ihres
Lieblings zur eigenen Verrichtung in Form manueller Beseitigung schreiten. Wird das nicht sozusagen privat erledigt,
kämpfen bereits seit 1982 die »Motocrottes« gegen das Übel
Die Bedeutung der Hygiene
dem Dunst der verbrannten Kohle, von Arsenik, Schwefel und
Pech haltigen Teilchen, die laufend aus den Kupfer und Metall
verarbeitenden Werkstätten ausgestoßen werden...«
Die Bedeutung der Hygiene
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auf den Bürgersteigen an. Das sind Fahrer von Motorrädern
mit großen Saugrohren, die an den Bürgersteigen entlang
kurvend nach den tückischen Fäkalien fahnden.
Älterwerden dank Hygiene
Zurück ins 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung schreitet
voran. Immer enger wird das Zusammenleben hart arbeitender Menschen. Es eskalieren die Krankheitsgefahren,
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»Ziel jeder Hygienemaßnahme muss es sein, zu verhindern, dass der menschliche Organismus den Keimen als
Wirt dient«, heißt es in der einschlägigen Literatur. Stets
haben daher schlaue Köpfe – das belegt die historische
Entwicklung der Hygiene – geforscht, entdeckt und Konsequenzen gezogen: Wissenschaftler, wie Biologen und
Chemiker, technisch begabte, erfinderische Mitmenschen,
wie Ingenieure, und selbstverständlich vor allem die Mediziner machen sich auf die Spuren von Pestilenzen aller
Art. Sie erkunden die Ursachen von üblen Gerüchen und
Verfall, fahnden nach dem Ursprung von Krätze und kruden Krankheiten, entwickeln gegen die schädlichen Keime
Mittel und Methoden. Beispiele solcher Leistungen sind die
bereits besagten Wasser- und Abwassersysteme, der Bau von
Toiletten, Gesundheitsgesetze, Nahrungsmittelkontrollen
sowie Impfungen von Mensch und Tier.
Jüngste Gesetzesschöpfungen sind die 1997 reformierte
deutsche Lebensmittelhygieneverordnung und seit 2001 das
Infektionsschutzgesetz. Mit diesem wird das Seuchenrecht
in Deutschland umfassend modernisiert. Bei der Überwachung und Umsetzung ist das für Infektionskrankheiten
zuständige Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) maßgebend.
Das RKI ist eines der sieben dezentralen wissenschaftlichen
Institute und einer Zentralabteilung in Deutschland, die
zusammen das Bundesgesundheitsamt bilden.
Für den Verbraucherschutz, die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und als Bewertungsstelle ist – aufgrund des
Die Bedeutung der Hygiene
die sich aus der Ballung in neuen Zentren Europas ergeben.
Gesetzliche Hygienevorschriften werden verschärft. Die
Einhaltung wird genau kontrolliert. Schrittweise werden die
unhygienischen Zustände verbessert. Positive und logische
Folge dieses Gegensteuerns ist, dass die Menschen weniger
krank und immer älter werden. So ergibt der »Alterssprung«
allein in der Zeit von 1870 bis 1930 – in einer 60-jährigen
Ära sehr vieler wissenschaftlich-medizinischer Aufdeckungen und Folgerungen vor allem in Deutschland und Europa
– ein »Lebensplus« von 20 Jahren.
Die Bedeutung der Hygiene
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Chemikaliengesetzes – das Max-von-Pettenkofer- Institut
an der Universität München zuständig. Die gesetzlichen
Vorgaben, wie durch die Hygieneverordnung für Nahrungsmittel, verlangen u.a. die jährliche Schulung und Belehrung
derer, die mit Produktion, Behandeln und Handel von Lebensmitteln zu tun haben. Das reicht von der Gastronomie
über andere Formen der menschlichen Verpflegung (z. B. in
Altenheimen und Kinderhorten) bis zum Vertrieb, wie für
die Mitarbeiter von Speditionen. Allein in Deutschland sind
rund 3,5 Millionen Menschen von diesen Anforderungen
ständiger Unterrichtung und Kontrolle in Sachen Hygiene
allein im Zusammenhang mit dem Nahrungsmittelsektor
betroffen (vgl. Kap. 5).
In Europa bahnbrechend für die Umwelthygiene ist der
Arzt, Chemiker und Seuchenforscher Prof. Max von Pettenkofer (1818-1901). Er schafft im 19. Jahrhundert viele der
Grundlagen moderner Hygiene. 1879 wird nach seinen
Plänen in München das bis heute bestehende weltweit erste
Hygieneinstitut gegründet. Später sollen etliche ähnliche Institute mit verschiedenen Forschungsdisziplinen entstehen.
In jungen Jahren arbeitet Pettenkofer, Sohn eines Bauern
aus Neuburg an der Donau, der zunächst Philosophie und
Naturwissenschaften studiert, dann kurze Zeit mit Justus
von Liebig zusammen, der noch an anderer Stelle erwähnt
wird.
Mit 29 Jahren wird Pettenkofer Professor für Medizinische Chemie an der Universität München. Er erkennt
sauberes Trinkwasser (vgl. Kap. 5) als entscheidenden vorbeugenden Faktor gegen Seuchen. Im Selbstversuch trinkt
und überlebt – dank der von seinem Kollegen, dem Berliner
Mediziner und Bakteriologen Professor Robert Koch (18431910) entwickelten Filtration verseuchten Wassers – der
Münchener Professor eine Kultur von Cholerabakterien. Zur
Erforschung der nützlichen und schädlichen Faktoren für
die Gesundheit fordert Pettenkofer das Naturwissenschaftsstudium der Umwelt. Außer München führen um 1870 auch
andere Städte die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen
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Etwa um die gleiche Zeit beweist ein anderer Begründer der Mikrobiologie, der französische Chemiker, Biologe,
Bakteriologe und Mediziner Louis Pasteur (1822-1895),
dass Mikroorganismen bei Fäulnis und Gärung mitwirken.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die Idee, Lebensmittel zu
erhitzen, um die nicht hitzebeständigen Bakterien abzutöten und die Lebensmittel damit keimfrei zu machen (»pasteurisieren«). Auch Pasteur ist davon fest überzeugt, dass
viele Krankheiten allein durch Bakterien hervorgerufen
werden. Er entwickelt die Immunisierung mit abgeschwächten Krankheitskeimen und findet Schutzimpfungen gegen
Hühnercholera, Milzbrand und vor allem gegen Tollwut.
Auch schafft der Pariser Wissenschaftler die Grundlage für
Asepsis und Antisepsis in der Chirurgie (vgl. Kap. 4).
Lehrbücher der Hygiene
Ebenfalls im 19. Jahrhundert – im Jahr 1869 – verfasst
in Greifswald der Militärarzt Kirchner das erste deutsche
Lehrbuch der Militärhygiene. Bereits ab 1879 werden an der
bis heute berühmten Greifswalder Medizinischen Fakultät
Stoffgebiete wie Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheitspflege, Untersuchungen von Boden, Wasser und Luft, Infektionskrankheiten, Entzündungslehre, Schutzimpfungen und
Krankenhaushygiene (vgl. Kap. 4) gelehrt. Diese Methodik
ist eine Voraussetzung dafür, dass 1883 die Hygiene in
Deutschland als medizinisches Prüfungsfach eingeführt
wird. 1888 wird der Mediziner Friedrich Loeffler ordentlicher Professor für Hygiene (nicht zu verwechseln mit
seinem gleichnamigen Sohn, der gleichfalls Arzt sein wird)
und erster Leiter eines Hygiene-Instituts. Er sorgt mit dafür,
dass in der Stadt das rückständige Abwassersystem zu einer
Kanalisation ausgebaut wird. Die große Choleraepidemie
(1892) in Hamburg hat Loeffler dazu veranlasst, immer
wieder zu betonen, dass dafür ausschließlich verseuchtes
Die Bedeutung der Hygiene
zur Gesundheitsvorsorge ein. Damit sinkt die allgemeine
Seuchengefahr erheblich.
Die Bedeutung der Hygiene
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Wasser der Auslöser ist.
»Mehr als andere medizinische Fächer hat die Hygiene
Beziehungen zu allen Einzelheiten des menschlichen Lebens,«
folgert auch Dr. Reiner Müller – Professor der Hygiene
und Bakteriologie in Köln – in seinem ebenfalls Lehrbuch
der Hygiene genannten Werk, das von 1935 bis 1942 in
mehreren Auflagen erschienen ist. Die darin gelehrte Rassenhygiene klingt heute wie teuflische Ironie. Erstmals
wird in diesem Grundlagenwerk sozialmedizinisch und gesundheitspolitisch extrem überzogen. Hat es der Schweizer
Mittwochs wird Bier gebraut....
»Der Herr Bürgermeister gibt bekannt, dass am Mittwoch Bier gebraut wird und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf!«
(Offizieller Ordnungs-Aufruf einer süddeutschen Gemeinde aus dem
19. Jahrhundert.)
Arzt Tissot 150 Jahre vorher noch »gut gemeint« mit seiner
Sozialhygiene, so wendet sich die Medizinwissenschaft der
Nationalsozialisten in Teilbereichen völlig ab von Unsauberkeit, Unrat und Schmutz als Ursache von Krankheiten.
Wehr-, Gewerbe- und Rassenhygiene werden miteinander
verwoben, bestimmte Menschengruppen abwertend auf
die niedrigste Stufe zusammen mit Krankheitserregern
gestellt.
Der für viele Jahre praktizierte Wahnsinn der »Rassenhygiene« beruht auf einer bereits 1905 vom Mediziner Alfred Ploetz (1860-1940) geprägten menschenverachtenden
Theorie. In der Hitlerdiktatur werden auszugrenzende Mitmenschen mit Prädikaten wie »Ausmerzung« und »Auslese«
belegt. Mit der Rassenhygiene wird die »Reinhaltung« der
weißen bzw. speziell germanisch-nordischen Rasse und
die Abwehr von Erbkrankheiten (»Eugenik« = Erbhygiene)
offiziell auf die Fahnen geschrieben. Verankert wird das
durch Gesetze, die gleich nach der Machtergreifung Hitlers
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Nach dem Ende von Krieg, Verfolgung und Rassenwahn
ist es das umfangreichere Werk gleichen Titels (»Lehrbuch
der Hygiene«) von Professor Ernst Rodenwaldt (1878-1965).
Dieser, der auch ein bekannter Tropenhygieniker ist, legt
die Grundlage dafür bereits in mehreren Auflagen 1936 bis
1940, ist also ebenfalls nationalsozialistisch, sprich rassenhygienisch keineswegs unbelastet. Es ist die von Rodenwaldt
gemeinsam mit dem Berliner Hygienepro- fessor Heinz
Zeiss geschaffene »Einführung in die Hygiene und Seuchenlehre«. 1950 stellt sich Rodenwaldt, nun zusammen mit Dr.
med. Richard-Ernst Bader, dem gesamten Komplex neu.
Dieses Nachkriegswerk weist allein gut 3000 Stichwörter
zum Thema Hygiene aus.
Rund 200 in Fachkreisen bekannte wissenschaftliche
Bücher wurden vom 18. bis 20. Jahrhundert über Hygiene
verfasst. Ganz frühe Werke sind dabei das Lehrbuch der Hygiene (1858) von Professor Eduard Reich, das gleich-namige
Buch von Professor Josef Nowak und das Grund-lagenwerk
(1890) von Professor Max Rubner. Insbesondere der heute
selbst in Fachkreisen kaum noch bekannte Reich ist den
neuzeitlichen hygienischen Gedanken um Jahrzehnte voraus
gewesen. Er allein hat 63 Bücher um die Gesundheitspflege verfasst. Darüber hinaus exisitiert weitere, unzählige
wissenschaftliche Literatur zu allen Aspekten der »Sauberhaltung« und Hygienemedizin. Ganz abgesehen davon, was
heutzutage das Internet unter einschlägigen Stichworten
zum Thema auszuspucken vermag (s. Anhang).
Historisch und dokumentarisch ist der Hygiene sogar ein
eigenes Museum gewidmet, das 1930 eröffnete »Nationale
Hygiene-Museum« in Dresden, heute Deutsches HygieneMuseum. Voraus gegangen ist 1911 die erste Internationale
Hygiene-Ausstellung, veranstaltet vom Dresdner Industri-
Die Bedeutung der Hygiene
(1933) erlassen werden und in schrecklichen Taten münden.
Dennoch dient Müllers Buch den Ärzten, Biologen und
Studierenden im so genannten Dritten Reich als wichtiger
»gesamthygienischer« Leitfaden.
Die Bedeutung der Hygiene
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ellen und Odol-Fabrikanten Karl August Lingner (18611916). Bis 1937 plant und organisiert das neue Museum
europaweit mehr als 1200 Ausstellungen und Informationen zum Thema Hygiene. Im Mittelpunkt des Museums
stehen von Beginn an der Mensch und die Gesundheitsaufklärung. Hauptattraktion ist der 1928 gefertigte »Gläserne
Mensch«.
»Ich glaub, mich laust der Affe!« – zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das eher ein Aufschrei des Entsetzens. Heiß
diskutiert wird das weltweit mehr als umstrittene Klonen
von Menschen, es geht auch um genetische Manipulationen
aller Art. Und die Hygiene ist außerdem zum Begriff unseres elektronischen und wissenschaftlich überstrapazierten
Zeitalters geworden.
Zum Beispiel Elektrosmog. Er entsteht (oder auch nicht,
oder nur wenig davon?) durch jene nicht mehr wegzudenkenden Apparaturen und Geräte weltumspannender Kommunikation, mit denen wir Zeitgenossen bis hinter die
Ohren ausgerüstet sind. Höchst umstritten sind Thesen und
Theorien um Schädlichkeit oder Harmlosigkeit elektrischmagnetischer Strahlungen, wie sie von Mobiltelefonen und
Hochleistungscomputern ausgehen könnten. Gesundheitliche Risiken jedenfalls sind ungeklärt, wie der befürchtete Anstieg von Krebs – und möglicherweise langfristig
genetischen Negativfolgen der drahtlos vernetzten und in
wissenschaftlich-medizinischen Teilbereichen pervertierten
Forschung. Der Hinweis auf die erwähnte inhumane NaziDiktatur erübrigt sich. Neben althergebrachten HygieneProblemen stellen sich somit völlig neue Aufgaben um die
Notwendigkeit von Sauberkeit.
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Die Bedeutung der Hygiene
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Körperpflege – vom Baden und von Bakterien
Zudem hüpft allerlei Winzgetier auf Haut, Haar und
Kleidung herum. Flöhe und Läuse gilt es anno dazumal
auf gewitzte Weise ständig zu bändigen. Die feinen Damen
der Gesellschaft setzen Duftkegel aus Blumenölpasten in
die Perücken. Die Herren tragen ebenfalls entsprechende
Wohlgeruchsmixturen mit sich. Und beiderlei Geschlecht
verbergen kleine Flohfallen unter ihren Hüllen.
Beim einfachen Volk derselben Epochen sieht die vermeintliche hygienische Vorbeugung etwas anders aus:
Kleinbürgerliche Frauen brauen sich – kaum vorstellbar,
aber es half wahrscheinlich – Wässerchen und Pasten aus
Storchenfett und Geiermist mit eingedickter Stutenmilch
zusammen, um besser zu riechen. Die hochherrschaftliche
Gesellschaft tüncht einfach kräftig über.
Ohne die Ursache der Gerüche bei den Wurzeln zu packen, »wurde ein üppiger Kult mit wohlriechenden Essenzen
getrieben«, beschreibt der Philologe Herbert Sinz in einem
Büchlein über die Geheimnisse des Kölnisch Wasser die
peinliche Situation. »Bei der allzu sparsamen Verwendung
von Wasser und Seife war das dringend notwendig.«
Baden und von Bakterien
er, die oder das stinkt mir!« – heute im übertragenen
Sinne verwendet – dürfte früher in sparsamsten Waschzeiten im wahrsten Sinne des Wortes angebracht gewesen
sein. Wen wundert es, dass im späteren Mittelalter, in den
Zeiten der Renaissance und des Barock, der Zeitgenosse
raffinierte Methoden findet, um die Mitmenschen von den
höchst unappetitlichen Miasmen, also körperlichen Ausdünstungen, abzulenken. Überaus schlechte, üble Gerüche, die
sich unter den schweren Brokaten, unter edler Seide und
Samt sammelten, lassen sich seinerzeit nur durch stark
duftende Mittelchen verdrängen.
vom
D
Körperpflege –
Kapitel 2
25
Körperpflege –
vom
Baden und von Bakterien
26
Baden – Lust und Luxus
Ein sehr wesentlicher Bestandteil der Körperpflege und der
Hygiene ist das Baden und Duschen. (Anm.: Das Thema
Wasser unter hygienischen Gesichtspunkten ist Kapitel 5
vorbehalten). Historisch gesehen wird vor allem im späteren
Mittelalter wenig gebadet. Außenseiter tummeln sich allenfalls in der freien Natur. Unter dem moralischen Einfluss der
Kirche ist das Bad in den Städten, da mit Nackt-sein verbunden, eher verpönt und purer Luxus. Doch in viel früheren
Kulturstufen ist das Herumplanschen sehr wohl angesagt und
mit Lustempfinden gekoppelt. Im Altertum – bei Griechen,
Römern und Orientalen – stehen Badesitten hoch im Kurs.
Sie gelten auch als religiöses Ritual.
»In der Geschichte des Badens schlagen die Wellen hoch:
Extreme wechseln sich ab, Phasen orgiastischer Badewonnen
wurden von Strömungen moralisch motivierter Prüderie unterbrochen; der Huldigung der »trockenen Hygiene« folgte ein exzessives Körperbewusstsein.« (aus: »Bademoden damals und
heute«, »Mein Eigenheim« 3/2001). Im Wasser zu schwelgen
hat schon immer den Zweck, sich zu säubern und damit auch
»geistig« bzw. seelisch zu reinigen. Gesundheitliches Wohlergehen und Heilungseffekte durch Wasser werden sehr
früh erkannt. Doch als sinnenfrohe Körperkultur – heute
in allen Variationen und an unterschiedlichsten Orten groß
geschrieben, verbunden mit hohem Reinlichkeitsbedürfnis
– wird das Baden erst ab Ende des 19. Jahrhunderts wieder
populär. Die Nacktbadekultur jedoch gerät dabei zunächst
in Misskredit. Frei- zügiges Baden, gepredigt und gepriesen
von »Lebensreformern« und Kritikern der verkrampften
Gesellschaft der Kaiserzeit, wird nun »zum Gegenstand öffentlicher Diskussion«, heißt es in einem Buch zur Geschichte
des Bade- lebens an Nord- und Ostsee.
Bis das individuelle Hausbad in die Wohnungen einzieht, dauert es lange Zeit. Um die Wende vom 19. zum 20.
Jahrhundert hatte beispielsweise der Berliner – statistisch
durchschnittlich – nur alle drei Jahre (!) Gelegenheit, ein
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»Kulturgut« Seife und Sauberkeit
Baden und von Bakterien
Gutbetuchten der Gesellschaft. Bis Anfang der Dreißiger
Jahre verfügen allenfalls rund 20 Prozent der deutschen
Großstadtwohnungen – an der Spitze Berlin mit 26 Prozent
(1925) – über eigene Badezimmer, von eingebauten Duschen, wie wir sie heute kennen, ganz zu schweigen. Öffentliche Bäder (das »Volksbad«) überbrücken den allgemeinen
sanitären Mangel noch bis in die Sechziger Jahre des gerade
abgelaufenen Jahrhunderts. Heute duschen oder baden rund
80 Prozent der Deutschen täglich oder zumindest mehrmals
wöchentlich. »Früher wäre keiner auf die Idee gekommen,
sich so häufig zu waschen«, kommentiert der Sozialwissenschaftler Herbert Glausauer von der Universität Kassel die
Pflegegewohnheiten (zitiert aus Verbraucherdienst gms,
Hamburg 10/2002).
vom
Doch richtige Badezimmer gibt es zunächst nur bei den
Körperpflege –
warmes Bad zu nehmen. Das haben Sozialhistoriker herausgefunden. Angesagt ist damals – vielerorts sogar bis noch in
die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hinein – die Zinkwanne, die samstags in die Küche gehievt wird und in der sich
die ganze Familie nacheinander wäscht. Bereits um die Mitte
des 19. Jahrhunderts aber sind in vielen mitteleuropäischen
Ländern die Neubauten an Wasserversorgungsnetze und
Kanalisation angeschlossen worden.
Körperpflege –
vom
Baden und von Bakterien
28
»Sauberkeit ist Kulturgut!« stellt die Zeitschrift »Eltern« im
Jahr 2001 fast schon verwundert fest. Wer hätte das gedacht?
Kinder und Jugendliche werden hier nach den Eigenschaften
kultivierter Menschen gefragt. 55 Prozent meinen, dazu
gehöre Sauberkeit, wie beispielsweise das Händewaschen
nach dem Toilettenbesuch. Das Ergebnis im Umkehrschluss
bewertet belegt jedoch Erschreckendes: Denn nur gerade
mal knapp über die Hälfte der jungen Menschen im 21.
Jahrhundert hält Reinlichkeit für ziemlich wichtig!
Dabei ist es bereits (vgl. Kap. 1) der deutsche Chemiker
Justus Freiherr von Liebig (1803-1873), der zur Mitte des
19. Jahrhunderts in seinen Worten die unmittelbare Abhängigkeit von Sauberkeit und Wohlergehen beschwört: »Die
Seife ist der Maßstab für Wohlstand und Kultur der Staaten«.
Liebig ist einer der ganz großen Wissenschaftler auf dem
Gebiet der organischen Chemie und ihrer Entdeckungen.
Diese bildet die Grundlage für fast alle wirksamen modernen
Reinigungsprozesse. Übrigens: Justus fliegt 1818 vom Gymnasium, weil er beim Versuch, Knallpulver herzustellen, fast
die ganze Schule in die Luft jagt. Ohne Abitur studiert er
als 17-Jähriger an der Universität Bonn, hat mit 20 Jahren
den Doktortitel und wird mit 21 Professor.
»A-p-ro-pos« zum Thema junge Menschen, Schulen und...
Schulklo. Außer dem »Geisteswettbewerb« PISA scheint die
Toilettenfrage und damit die Hygiene einer der Dauerbrenner in deutschen Schulen zu sein. Furchtbare Zustände
müssen demnach auf den in Schulen so gar nicht stillen
Örtchen herrschen. »Schulklos, für viele ein Ort des Ekels«
betitelt Ende 2001 eine norddeutsche Gymnasialklasse ihren
Zeitungsbericht, der sich mit den Verhältnissen beschäftigt.
Dort scheint »das Geschäft« wahrlich keine Freude zu sein.
Bewährt habe sich neuerdings eine »Klopo«, die von Schülern, Eltern und Lehrern organisierte »Klopolizei«.
Zweihundertausend oder mehr Jahre nach dem ersten
Sich-Lausen gibt es also immer noch genug zu tun, um auf
der Höhe der hygienischen Zeit zu bleiben! Erinnert sei an
29
Kann Körperhygiene und Sauberkeit übertrieben werden?
Eingeschworene »Schmutzfinke« werden von der wissen-
Baden und von Bakterien
Übertriebene Hygiene?
vom
Heute dagegen weniger als früher verbreitet ist die sehr
intim agierende Filzlaus (Phtirus pubis). Diese, kleiner als die
Kopflaus, darf im doppeldeutigen Sinne da schon eher vom
Scham-Empfinden sprechen, denn sie bevorzugt unsaubere
Verhältnisse. Dass sich im Intimbereich die Hygienepflege
im Besonderen empfiehlt, muss eigentlich nicht ausdrücklich hervorgehoben werden. Nochmal ein Griff in die Geschichtskiste: Im 18. Jahrhundert erhöhen die Fortschritte
der Körperhygiene in den oberen Kreisen der Gesellschaft
das Misstrauen gegenüber starken Gerüchen, die alles andere verdecken, sprich – ein übermäßig duftendes Parfüm
lässt erst recht auf zweifelhafte Reinlichkeit schließen. In
den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts umschreibt
schamvoll die Folgen von Missachtung intimer Reinlichkeit
der Düsseldorfer Arzt Dr. Reinhard von Felix fast mit prosaischen Worten. »Aus sittlicher Schwäche werden die besten
hygienischen Bestrebungen von denen durchkreuzt, die im
Widerstreite ihrer Triebe und der Forderungen der Vernunft
diese stets zum Schweigen bringen.«
Körperpflege –
unser Sprichwort. Doch lassen wir den Affen weg, beschränken uns auf Mensch und Laus: Insbesondere in Schulen und
Kindergärten sind sie auch im hochtechnisierten Zeitalter
up to date und aktiv, die Läuse. Tagtäglich »stecken« sich
in Deutschland Hunderte bis Tausende vor allem Kinder
mit Kopfläusen (Pediculus humanus capitis) an. Jeder kann
das Ungeziefer »bekommen«, ähnlich wie eine Erkältung.
Die Kopflaus ist keine Schande, denn die lästig juckenden
Biester tummeln sich auf dem Haupte unabhängig von jeder
persönlichen Sauberkeit. Näheres dazu wie der Mensch sich
der drei Millimeter langen Blutsäuger entledigen kann, ist
im Anhang zu erfahren. Flöhe übrigens kommen meist nur
im engeren Zusammenleben mit Haustieren, wie Hund und
Katze, vor. In früheren Jahrhunderten galten sie aber noch
als Überträger der Pest.
Körperpflege –
vom
Baden und von Bakterien
30
schaftlich bewiesenen These unterstützt, die da lautet, exzessiv betriebene Hygiene im Haushalt und Alltag sei nicht
nur überflüssig, sondern sogar gesundheitsschädlich. Das
dieses stimmt, wissen die Forscher am Umweltinstitut der
Universität Freiburg. Tatsächlich wird durch zu viel Hygiene
das Immunsystem geschwächt. Dies ist dann der Fall, wenn
zu viel oder falsch angewandte chemische, antibakterielle
und desinfizierende Putz- oder Körperpflegemittel verwendet werden. Gerade die teuren, als besonders antibakteriell
wirkend gepriesenen Produkte seien »pure Augenwischerei«, sagt der Freiburger« Hygieniker Dr. Franz Daschner,
der Anfang des Jahres 2002 im Auftrag des Stuttgarter
Südwestrundfunks etliche Haushaltsreiniger untersucht
hat. Althergebrachte Putzmittelchen reichen nach seiner
Ansicht im normalen Haushaltsablauf völlig aus, oft tut es
sogar nur heißes Wasser und ein normaler Hygienereiniger
(vgl. Kap. 3).
Doch Vorsicht, denn beim »nicht übertreiben« irren unsere Wasser- und Shampoo scheuen Zeitgenossen. Die Rede
ist von »nicht zu viel« Sauberkeit, was heißt, Reinlichkeit
nicht gänzlich zu vernachlässigen, also unsauber zu sein!
Blicken wir auch hier kurz zurück: Bis in die Fünfziger
Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein ist das ständige Wäschewaschen, wie es heutzutage praktischerweise
mit Vollautomaten superflott vonstatten geht, gar nicht so
populär gewesen.
In den einfachen Familien wird damals die Leibwäsche in
der Regel nur einmal wöchentlich gewechselt, und in abgelegenen, bäuerlichen Gegenden wird die Bettwäsche nur zweibis dreimal jährlich (!) ausgetauscht. Verständlich vielleicht,
wenn wir wissen, welche »Heidenarbeit« doch Ur-Oma beim
Waschen in Riesenwannen zu bewältigen hatte.
Durch übersteigerte Hygiene bzw. durch zu oft Duschen,
Baden und Waschen – also mehrmals am Tag – wird erwiesenermaßen die natürliche Schutzfunktion der Haut
vermindert. Daschner: »Durch zu viel Hygiene und zu wenig
Stimulierung des Immunsystems wächst die Gefahr von Haut-
31
Baden und von Bakterien
Um erheblich krankmachende Bakterien handelt es
sich z. B. beim Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium
tubercolosis). Die schwere Infektion, auch »Weiße Pest«
oder kurz TBC genannt, befällt bei einem Ausbruch in 80
Prozent der Erkrankungsfälle die Lunge. Der Erreger kann
jedoch jedes Organ treffen. TBC ist zwar in Deutschland
(immerhin rund 10 000 Erkrankungen jährlich) nicht mehr
unmittelbar bedrohlich, nimmt aber nach Darstellung des
RKI weltweit wieder zu, vor allem in Osteuropa. Rund acht
Millionen Neuinfektionen sind es pro Jahr in der Welt, davon
allein 250 000 in den ehemaligen Sowjetstaaten. Besonders
bedenklich ist, so RKI-Präsident Professor Reinhard Kurth,
dass die Tuberkuloseerreger zunehmend resistent gegen die
vom
Der Mensch pflegt mit den Bakterien eine Symbiose
(vgl. Kap. 4 u. 5). Er lebt mit ihnen in existenziell wichtiger Gemeinschaft. Denn beileibe sind nicht alle Bakterien
schädlich, sprich krank machend (»Bakteriosen«). Hier
spricht die mikrobiologische Wissenschaft auch von den
pathogenen Bakterien; entsprechend sind die nicht krankheitserregenden Bakterien und Keime apathogen. Es sind
also andererseits diese gutmütigen Bakterien, genannt auch
physiologische Bakterien, die für den Körper notwendig und
hilfreich sind. Beispiel sind bestimmte Bakterien der Darmflora, die das gesamte Immunsystem in günstiger Weise
beeinflussen. Und fehlen dem Menschen durch übertriebene
Vorsorge die abgetöteten, nur vermeintlich schädlichen Keime, so produziert er zu wenig Abwehrstoffe. Was positive
bzw. nützliche Bakterien betrifft, so gehörten laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen solche Versprechungen
ins Märchenreich, nach denen diese Keime zur Blitz-Diät
dienen und Null-Komma-nichts angefutterte Körperpfunde
nur so purzeln lassen sollen.
Körperpflege –
krankheiten und Asthma«. Denn auch bei der Körperhygiene
und dem funktionierenden Abwehrsystem spielen nämlich
die Bakterien die maßgebende Rolle. Es gibt von ihnen rund
6000 Arten, runde, stabförmige, wellenartige. Keine andere,
mit bloßem Auge unsichtbare Lebensform ist so vielfältig.
Körperpflege –
vom
Baden und von Bakterien
32
eingesetzten Antibiotika sind.
Professor Robert Koch (vgl. Kap. 1) hatte 1882 auch
das Tuberkulose-Bakterium entlarvt. Die Krankheit war
damals die häufigste Todesursache in Europa. Rund ein
Drittel aller Menschen tragen TBC-Bakterien in sich ohne
zu erkranken. Vom hygienischen Standpunkt betrachtet ist
die »offene Tuberkulose« gefährlich, also wenn die Keime
aus dem Körper eines Kranken nach draußen gelangen, in
erster Linie über die Atemwege.
Bestimmte Viren des Typs Norwalk sind es beispielsweise auch, die sich vor allem im Winter des Darmes und
Magens bemächtigen. Der Virus, ein Brech-Durchfall-Erreger, zirkuliert mit Vorliebe in geschlossenen, also schlecht
oder überhaupt nicht gelüfteten Räumen. Die Ansteckungsgefahr dieses Virus, der zu den häufigsten in Mitteleuropa
zählt, wird von Gesundheitsexperten als besonders hoch
eingeschätzt. Das RKI empfiehlt Betroffenen dringend, nach
dem Ende der Erkrankung weiterhin auf strikte Hygiene
zu achten: Nach dem Toilettengang gründlich die Hände
waschen und ein eigenes Handtuch verwenden!
Alle acht Wochen neue Zahnbürste
Bakterien siedeln sich zuhauf im Mund an. Sie spielen für
den Zustand der Zähne und der Schleimhäute eine Rolle.
Daher ein Wort zur Zahnpflege, und auch hier der Blick
100 Jahre zurück. Die Mundhygiene um 1900 sah so aus:
Zeigefinger angeleckt, ins Salzfass gedippt, ein paar Mal mit
dem Finger über die Schneidezähne gerieben, ausgespuckt,
fertig. Zugegeben, oft ist es heute nicht anders, die zerfledderte Zahnbürste kurz unters Wasser, Paste drauf, dreimal
über die Vorderzähne, fertig.
Doch Zahnärzte raten dringend, mindestens zwei- bis
dreimal täglich – morgens, mittags und abends – das Kauwerkzeug jeweils drei Minuten lang putzen. Ob mit der
33
Baden und von Bakterien
Gegen allzuviel Bakterien im Mund, die mit ihren auslösenden Zersetzungsprozessen oft unangenehmen Mundgeruch hervorrufen, helfen außer der Bürste regelmäßiges
Ausspülen und Gurgeln, am einfachsten und billigsten mit
leicht gesalzenem Warmwasser. Alternativ bieten sich diverse käufliche Mittelchen an. Anzuraten ist, von diesen
aber nicht zu oft Gebrauch bzw. nur mit wenigen Tropfen machen, da diese in der Regel sehr intensiv sind, die
Mundschleimhaut dann eher attackieren bzw. wie gesagt
notwendige Abwehrstoffe mit abtöten, denn – wie bereits
beschrieben – ein bestimmtes Maß an Bakterien ist sogar
gesundheitsfördernd.
vom
Alle zwei Monate ist eine neue Bürste fällig, weich oder
mittel, wobei Kunststoffborsten länger als natürliche halten
und weniger Unterschlupf für Bakterien bieten. Die Enden
der Borsten sollten abgerundet sein, was auf der Packung
steht oder auch erkennbar ist. Für die gründliche Zahnreinigung ist zudem Zahnseide für die Zahnzwischenräume
anzuwenden.
Körperpflege –
konventionellen oder mit der elektrischen Bürste, spielt
keine Rolle. Stets gilt, vom Zahnfleisch her die Bürste weg
bewegen, damit die Borsten keine Speisereste und Bakterien
zwischen Zahn und Zahnfleisch schieben können. Nicht
zu fest schrubben, da sonst der Zahnfleischsaum verletzt
werden. Ideal sind sanft kreisende Bewegungen, so wie es
die Automatikbürsten beherrschen.
34
Hygiene im Haushalt –
vom Putzen und von Pilzen
I
m Prinzip sind nur wenige Regeln zu beachten, um im
Heim und Haushalt eine gesunde, ausgeglichene Hygiene
zu erreichen und diese auch beizubehalten. Wissen muss
man: Bakterien und Schimmelpilze lieben Feuchtigkeit und
Wärme. Ein Mekka für Mikroben sind vor allem Küchenlappen, Schwämme, Handtücher, die Feuchtzonen der Spüle
und rauhen Oberflächen von Kalkablagerungen. Hier vermehren sie sich besonders gerne. Angemessene Haushaltshygiene heißt, diese Nistplätze regelmäßig zu beseitigen.
Mit anderen Worten: die Zahl der fürs Auge unsichtbaren
lebenden Mikroorganismen auf ein Mindestniveau herabzusetzen, das nicht mehr gesundheitsschädlich ist.
Toilettenbecken, Siphons von Spül- und Waschbecken,
Waschschüsseln, Abtropfbretter, Müll- und Windeleimer
sind Beispiele für Reservoires von Kleinstlebewesen, die
sich schlimmstenfalls infektiös verhalten können. Die Wahrscheinlichkeit für eine Verseuchung (Kontamination) ist zwar
hoch, ein direktes Übertragungsrisiko im Haushalt unter
normalen Bedingungen jedoch gering. »Normal« heißt, dass
Reservoirbereiche jedenfalls regelmäßig gereinigt werden
sollten. Dabei ist die Verwendung eines Hygienereinigers
besonders in Risikosituationen zu empfehlen, beispielsweise in Haushalten mit Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren, alten Menschen und Personen, deren Abwehrsystem
wegen einer Erkrankung oder Medikamenteneinnahme
geschwächt sein könnte.
Weiterverbreiter sind feuchte Abwasch- und Wischlappen, Spülschwämme, Abwaschbürsten sowie die diversen
Badezimmer-Utensilien, wie Handtücher. Über typische
Kontaktflächen kann gleichfalls die Weiterverbreitung erfolgen, das sind vor allem Griffe an Becken, Wannen, Spülen,
Toiletten und alle denkbaren Ablageplätze in der Küche. Bei
diesen Gegenständen besteht eine besonders hohe Gefahr
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
Kapitel 3
35
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
36
der Kontamination und eines Übertragungsrisikos. Lappen
und Tücher sollten hygienisch rein und nicht nur optisch
sauber sein. »Nicht das Bad ist der hygienische Problembereich, der die größte Sorgfalt erfordert, sondern die Küche,«
stellt die Organisation »Die etwas andere Medizin« (DeaM)
fest. Eine Maschinenwäsche bei 60 Grad und rasche anschließende Trocknung ist angebracht.
Auch alle Griffe und andere Kontaktflächen müssen – z.B.
vor allem nach der Essenszubereitung und Verwendung von
rohem Fleisch und dabei in erster Linie Geflügel – mit heißem Wasser und einem Hygienereiniger »dekontaminiert«
werden. Für Geschirr gilt selbstverständlich, es möglichst
bald nach dem Gebrauch heiß mit Zusatzmittel von Hand
oder in der Maschine zu spülen. Das alles erschwert den
Mikroben die Vermehrung.
Achtung: Umweltbelastung reduzieren!
Bei der Dosierung von Reinigungs- und Waschmitteln sowie
Hygienereinigern sollten die Anleitungen des Herstellers
berücksichtigt werden. Mengenmäßig dominiert bei den
Haushaltschemikalien in Deutschland der Verbrauch von
Waschmitteln, gefolgt von Spülmitteln und Allzweckreinigern.
Der Gesetzgeber verlangt von der chemischen Industrie
eine Mindestabbaubarkeit von 80 % Prozent der zwar bei
Reinigungsprozessen hilfreichen, jedoch die Abwässer und
damit die Gewässer belastenden Tenside (lat. tendere = spannen). Diese sind in fast jedem Reinigungsmittel und in Pflegeemulsionen enthalten. Die Stoffe mit ihren ölfreundlichen
Anteilen setzen die Oberflächenspannung des (reinigenden)
Wassers herab. Das optimiert die jeweilige Reinigungsflüssigkeit. So werden inzwischen Reinigungsmittel für jegliche
Haushaltsanwendung angeboten, die auch Umweltgesichtspunkte in jeder Hinsicht berücksichtigen. Diese enthalten
keine petrochemischen Rohstoffe oder Zutaten aus der Chlor-
37
Oft ist es mit dem vermeintlich richtigen Waschmittel
und Reinigungsverhalten allein nicht getan. In vielen Haushalten wird falsch gehandelt. Das stellt 2001 eine Studie der
http://
Universität Bielefeld (Fakultät Chemie – Internet:
de2.uni-bielefeld.de/dc2/wsu-haush/kap_01.htm) anhand von
nur zwei Beispielen heraus, die althergebrachte Fehler in
der Haushaltshygiene aufdeckt:
1. Gespültes Geschirr sollte nicht mit Geschirrtüchern, sondern an der Luft (im Abstellkorb) getrocknet werden. Der
Grund: Die Keimbelastung durch die stets öfter hintereinander verwendeten Trockentücher ist um das Vielfache höher
und es wird am Wascheinsatz für diese gespart. Der auf dem
Geschirr verbleibende Spülmittelfilm ist mit einer durch die
anschließende Benutzung aufgenommenen Tensid-Menge
von nur 0,1 g pro Person und Jahr (!) völlig unbedenklich
und erheblich geringer als die durch Zähneputzen in den
Körper gelangenden Tenside.
2. Das sterilisierend wirkende Kochen von Wäsche ist im
Normalhaushalt völlig unnötig. Die nach dem Waschvorgang
festzustellende restliche Keimbelastung ist dabei genau so
und nicht geringer als bei 60-Grad-Wäsche. Die 60-GradTemperatur schont die Materialien und spart dazu vor allem
Energie. Nur in Krankenhäusern muss eine Sterilisation
von Wäsche erfolgen.
Von fliegenden Keimen, kleinen und grossen Haustieren
Auch die Luft im Haus enthält im wahrsten Sinne des Wortes »natürliche« Mikroorganismen. Im Allgemeinen stellen
diese Luftkeime für Gesunde kein Infektionsrisiko dar. Bei
Asthmatikern oder Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen jedoch können beispielsweise Schimmelpilze
die Symptome oder den Krankheitsverlauf verschlimmern.
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
chemie, keine überflüssigen Farb- und Konservierungsstoffe
oder gentechnisch manipulierten Inhaltsstoffe.
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
38
Einer Kontamination durch Bakterien, Viren und Pilze durch
die Luft kann durch regelmäßiges Lüften und Staubsaugen
entgegengewirkt werden. Flächen, die zur Schimmelbildung
neigen, müssen regelmäßig gereinigt werden. Luftbefeuchter sollten regelmäßig geleert, desinfiziert und mit Frischwasser gefüllt werden.
Sehr problematisch sind Milben bzw. deren Ausscheidungen. Diese unerbetenen »Haustierchen« können ebenfalls
an Erkrankungen der Atemwege beteiligt sein oder Allergien auslösen. Die bevorzugten Nistplätze der klitzekleinen
Biester sind Matratzen, Bettzeug, Kopfkissen, Polstermöbel
und textile Teppiche bzw. Fußbodenbeläge. Milben fressen
am liebsten Hautschuppen und Schimmelpilze. Und sie
lieben die wohnungsfreundlichen Temperaturen zwischen
20 und 30 Grad.
Das beste Mittel, um Milben in den Griff zu kriegen:
Regelmäßiges Entstauben, Wohnräume nicht überheizen und
öfter lüften!
Ein anderes »Haustier« ist dafür verantwortlich, wenn
die Füße jucken: Klitzekleine Lebewesen haben sich dann
39
Fußpilz »springt« schnell über auf den nächsten Patienten. Im Nu sind, wird der Befall nicht rechtzeitig erkannt,
auch Angehörige infiziert, sei es über den Teppichboden,
den Badezimmer-Vorleger oder die Antirutsch-Matte in der
Dusche. Mit Vorliebe wandert der Fußpilz in südlichen Urlaubsländern in den Hotelzimmern umher, – Wärme und
Feuchtigkeit fördern nämlich das »Fortschreiten«. Generell
expandiert der Fußpilz in feuchtwarmen Situationen überall im In- und Ausland, vorwiegend in Schwimm- bädern
und Duschanlagen von Sportstätten. Hier ist besonders im
Winter Vorsicht angesagt, wenn die Räume nicht belüftet
werden und schlecht austrocknen. Als pilzfördernd sind die
beliebten »Turnschuhe« anzusehen, die schlecht »atmen«
und in die nicht nur Jugendliche nach Sport oder Fitness-
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
zum Fußpliz (Tinea pedis) formiert. 20 bis 30 Prozent der
Deutschen leiden unter dem äußerst lästigen Fußpilz, mehr
oder weniger stark und zeitlich unterschiedlich. Diese Hauterkrankung hat meistens keine schwerwiegenden Folgen,
aber er heilt vielfach nicht von selbst ab. Der Besuch beim
Arzt schafft Abhilfe, denn der Pedis-Pilz lässt sich gut behandeln.
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
40
Programm rasch hineinschlüpfen ohne die Füße richtig
abgetrocknet zu haben. Auch zu enge und reibende Schuhe
oder Strümpfe fördern den Pilznachwuchs. In Schuhen können die Sporen des Tinea pedis jahrelang überleben, so dass
der Pilz bei den beschriebenen idealen Voraussetzungen
immer wieder aktiviert wird.
Auch unsere normalen Haustiere bedeuten vom hygienischen Standpunkt betrachtet ein Gefahrenrisiko. Katzen
und Hunde, auch Reptilien, Amphibien und vielfach Vögel,
können rasch Träger z.B. von Salmonellen – das sind Bakterien, die nach kurzer Zeit eine Magen-Darm-Infektion
verursachen – sein, obwohl die Tiere selbst einen gesunden
Eindruck machen und sich pudelwohl fühlen. Auch tragen
Hund und Katze über ihre Pfoten Krankheitserreger in
die Wohnung hinein. Bei Tierhaltung ist verständlicherweise eine Palette von Verhaltensregeln einzuhalten. Auf
keinen Fall sollten die tierischen Weggefährten und deren
Utensilien, wie Futternäpfe, mit den Haushaltsflächen zur
Lebensmittelzubereitung in Kontakt kommen. Springt die
Katze auf die Küchenplatte, so sollte diese anschließend
gründlich gereinigt werden.
Literatur um Haushaltshygiene
»Wischen Sie immer von oben nach unten, den Boden am
Schluss« – einer von vielen Hausputztipps. Fürwahr muss
das Rad ums richtige Putzen in unserem Buch, das sich
eher der »Breitenwirkung« von Hygiene widmet, nicht
neu erfunden werden. Ein anwendungsfreundliches und
informatives Taschenbüchlein (Motto »Putzmunter durch
den Putzalltag«) gibt es bereits (Literaturanhang). Dennoch
werden unseren Lesern/innen einige nützliche Ratschläge
beigefügt, vor allem zur Beseitigung von Schmutz, Flecken
und kleinsttierischen Schädlingen (s. Kap. 6).
Auch auf (populär)wissenschaftlicher Ebene gibt es über
Waschmittel und Haushaltsreiniger eine Flut von Veröffentlichungen. So geben diese drei Bücher einen ausreichenden
41
Putzen macht krank....
Putzen kann sehr wohl krank machen. Andererseits, wie
soeben gelesen, gar nicht zu putzen, macht im hygienischen
Sinne ebenfalls krank. Manch eine/r übertreibt das Saubermachen jedoch, Putzsucht oder Putzwut genannt. »Sie
hat ständig einen Wischlappen in der Hand, allzeit bereit zum
Kampf gegen den Schmutz. Wenn jemand seinen Partner nur
in gebückter Putzhaltung kennt, kann das schon ganz schön
nerven«, klagt da ein Ehemann in einer Fernseh-Talkshow
(Zitatquelle: Sat 1).
In der Tat, stellt Hauswirtschafts- und Arbeitswissenschaftlerin Huth von der Fachhochschule Hamburg fest:
»Saubermachen ist Schwerstarbeit«. Diese nicht richtig
ausgeübt, in falscher Körperhaltung und ohne Beachtung
möglicher Gefahrenquellen, hat schlimme, gesundheitlich
abträgliche Folgen für die Putzenden. Die Ökotrophologin
(Ökotrophologie ist die Hauswirtschafts- und Ernährungslehre) hat geforscht und herausgefunden, dass Reinigungskräfte vor allem durch Erkrankungen des menschlichen
Bewegungs- und Stützapparates überdurchschnittlich oft
zum vorgezogenen Berufsausstieg gezwungen sind. Der
Grund: Sie haben untrainiert ihren Job ausgeübt. Putz-
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
und umfassenden Einblick in die wichtigsten physikalischen, chemischen und toxikologischen Grundlagen: das
Taschenbuch »Öko-Test Ratgeber Waschen und Putzen« und
das Nachschlagewerk »Chemie im Haushalt« (beide RowohltVerlag) sowie das Taschenbuch »Chemische Produkte im
Alltag« (Thieme). Mehrere Broschüren und Forschungsberichte hat auch die Hamburger Professorin Elke Huth zum
richtigen Umgang der Sauberfrauen und -männer sowie
deren Mittelchen im Haushalt (u.a. Reihe »Rationelle Hauswirtschaft« – »Qualifizierung muss sein« und »Bewusst bewegen«) verfasst. Darüber hinaus hält die Organisation »Arbeit,
Balance, Gesundheit« über Internet (www.bewegungs-abc.de)
viele praktische Informationen bereit, denn:
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
42
kräfte, Hausfrauen und -männer sollten (besser) geschult
werden, sagt Frau Huth. Nur ein Beispiel, das Nasswischen:
Nicht über die volle Breite einer Fläche feudeln, da hoher
Kraftaufwand. Weniger anstrengend ist das Wischen in
schmalen Bahnen.
Und auch nicht ganz unwichtig: Haushalts-Handschuhe
eignen sich vorbeugend zum Schutz der Haut vor allem bei
feuchter Reinigungs- und Küchenarbeit. Doch nicht jede/r
Hausfrau bzw. Hausmann oder Reinigungskraft verträgt
43
Daher raten Experten, gepuderte Schutzhandschuhe
nicht zu benutzen. Alternativ sollten eher Hautschutzcremes
genommen werden, empfiehlt die Hautärztin und Fachmedizinerin für Allergologie und Umwelt, Astrid Rauterberg
(Dillenburg/Lahn). Und wenn Handschuhe, dann sollten
diese aus hygienischen Gründen so oft wie möglich gewechselt, und auf keinen Fall sollten dieselben von anderen
Trägern genutzt werden. Bei mehrfacher Anwendung die
Gummi- bzw. Kunststoffhandschuhe von außen und innen
reinigen und zum Trocknen aufhängen.
Bekannt dürfte sein, dass Allzweckreiniger und andere Tenside haltige Mittel nicht in Kinderhände gehören.
Wo-ran der normal im Haushalt hantierende Mensch aber
weniger denkt: Nicht unerhebliche Vergiftungsgefahr geht
von Putz- und Waschmitteln gerade auch für Ältere, Sehschwache, Verwirrte und geistig Behinderte aus. So weiß
das Bundesinstitut für Risikobewertung (Berlin) von etlichen
tödlichen Unfällen, wenn Menschen besagter Risikogruppen
unbewusst zur »falschen Flasche« greifen bzw. die Reiniger
mit Trinkflaschen verwechseln. Das Institut rät dringend
allen Einrichtungen und privaten Haushalten, in denen
sich potentiell Gefährdete aufhalten, alle Reinigungs- und
Waschmittel – auch Shampoos und Duschpflegen sind damit
gemeint – an sicheren Orten aufzubewahren. Sie sollten
nur unter Aufsicht oder mit ausdrücklichen Hinweisen herausgegeben bzw. möglichst auch die korrekte Anwendung
überwacht werden.
Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen
diese. Das recht probate Hilfsmittel – aus Latex, Vinyl,
Polyäthylen oder Nitril hergestellt – kann auch allergische
Reaktionen auf der Haut und in den Atemwegen auslösen,
vor allem dann, wenn sie in der Innenfläche bepudert sind.
Auch können bei kleinsten Verletzungen die Hände durch
die Puderschicht zusätzlich gereizt werden.
44
Spucke niemals achtlos
auf den Boden...
... sondern benütze ein Taschentuch, Spuckfläschchen
oder Spuckgefäß, wo solches
vorhanden ist.
Sprich Deinem Gegenüber
nicht direkt ins Gesicht und
stelle Dich bei jeder Unterhaltung so, dass beim Sprechen
verspritzte Speicheltröpfchen
weder Dich noch Dein Gegenüber treffen können.
Halte beim Husten, Niesen,
Räuspern den Handrücken
der linken Hand, weil man
die rechte zum Handgeben
benützt, oder das Taschentuch
vor den Mund und achte darauf, dass auch Deine Freunde,
Bekannten, Arbeitsgenossen
desgleichen tun.
Nichts verhindert die Übertragung von Krankheitsstoffen
so wirksam wie fleißiges Waschen, Baden, Mundspülen und
Zähneputzen.
(Hygienetipps aus: »Heilkunde
für Alle«, einem populärwissenschaftlichen Medizinwerk
der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, verfasst vom
Düsseldorfer Arzt Dr. Reinhard
von Felix.)
Hygiene in der Medizin
A
uch in diesem Kapitel lohnt sich die geschichtliche
Rückblende. Machen doch solche Vergleiche den Unterschied zu heute deutlich: Vor 250 Jahren schildern Louis
S. Mercier und andere Chronisten die Pariser Hospitäler als
– hier gerafft zitiert – »stinkende Infektionsmaschinen, die
auch den barmherzigsten und mutigsten Besucher ohnmächtig umfallen lassen. Im Hospital »Dieu« zum Beispiel stehen
den auf drei Säle verteilten 580 Kranken nur fünf Abtritte zu
Verfügung. Der grauenvolle Gestank findet seinen Höhepunkt
wenn die Wundverbände ausgewechselt werden. Bestürzt vom
Geruch und der fauligen Masse sehen die Hygieniker zwar die
Dringlichkeit ihrer Aufgabe, vermögen sie jedoch nicht systematisch einzuteilen. Erst das 19. Jahrhundert sollte dem neuen
Verständnis (Anm.: von Hygiene) eine Ordnung geben....«
So ist es der Berliner Hygieniker und Bakteriologe Professor Karl Flüge (1847-1923), der um 1880 die Hygiene als
»medizinische Wissenschaft« definiert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen ergibt sich fortan (s. auch Kap. 1) die
ständige Aufgabenstellung von »Hygiene als angewandte
Wissenschaft«, was insbesondere auch den medizinischen
Bereich betrifft. Das sind Krankenhäuser, Kliniken, Arztpraxen sowie der Umgang mit Patienten, alles in allem ein im
hygienischen Sinne hochsensibles Umfeld. Gerade hierbei
gilt es strikt, spezielle Verordnungen und Verhaltensweisen
einzuhalten und zu überwachen.
Abgesehen vom Gesetzgeber hat sich unter anderem die
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaflichen Medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF) Deutschlands, Österreichs und
der Schweiz mit dem Arbeitskreis »Krankenhaushygiene«
dieser Aufgabe gewidmet. Das Fachgremium beschäftigt
sich mit den verschiedensten Fragestellungen dieser komplexen Materie. Bis zu 50 Experten – Mediziner und auch
Gesundheitspolitiker – gehören der Runde an, die ständig
Empfehlungen zu Fachfragen herausgibt. Beispiele sind Bei-
Hygiene in der Medizin
Kapitel 4
45
Hygiene in der Medizin
46
träge zur »Aufbereitung von Instrumenten und Materialien im
Krankenhaus und der Arztpraxis« oder »Hygieneanforderungen
an Handschuhe zur Infektionsprophylaxe«.
Vor zusätzlichen Krankheiten sind Patienten nicht gefeit
Vor zusätzlichen Krankheiten sind Heilung suchende Patienten nicht gefeit. Denn selbst stets korrektes hygienisches
Verhalten in der dem Menschen – wie auch Tieren – helfenden Medizin garantiert nicht, dass sich manche Patienten
eine zweite Krankheit einfangen, statt im Krankenhaus und
bei ärztlichen Behandlungen zu gesunden bzw. Untersuchungen schadlos zu überstehen. Darüber berichten vielfach
publizierte Medien- und Fachpresseartikel.
»Normalerweise gehen Menschen ins Krankenhaus, um
wieder gesund zu werden. Trotzdem erkranken jährlich etwa
500 000 bis eine Million Patienten während ihres Klinikaufenthaltes«, schreibt der Internet-Dienst »Medizin News«.
Die Ursache sei mangelnde Hygiene. Er beruft sich auf
Professor Dr. Manfred H. Wolff, einen Virologen. Er gehört zu
den Experten, welche die Viren als kleinste der bekannten
Krankheitserreger erforschen.
In Krankenhäusern zusätzlich zur eigentlichen Erkrankung eingefangene, oft vermeidbare Infektionen werden
»nosokomial« – also eine andere Krankheit begleitend –
genannt. In der Fachliteratur werden diese Erkrankungen
auch als Hospitalismus bezeichnet. Sie sind in den meisten
Fällen nicht lebensbedrohend. Andererseits gibt es eine
nicht unerhebliche Todesrate, wozu es jedoch keine Statistiken gibt (s. unten).
In weniger tragischen Fällen aber beeinträchtigen oder
belasten die »Nebenerkrankungen«, die in erster Linie aus
Hygienemangel resultieren, die Patienten ohne Zweifel
stark. Zudem erfordern sie oft eine längere Behandlungsdauer und erzeugen höhere Kosten. Auch für Ärzte sowie
47
»Der Spiegel« (42/2002) meldet schlimmere Fälle. Er
berichtet von Keimen, die bei Darmspiegelungen – ausgeführt unter anderem bei Krebs-Früherkennungen – höchst
gefährliche Hepatitis- oder Aidsviren weitergeben können.
Auch Geräte zur Blasen-, Magen- und Bronchienspiegelung
seien betroffen. Die Waschapparate oder manuellen Reinigungsvorgänge, mit denen die Endoskopie-Schläuche nach
den Untersuchungen gesäubert und desinfiziert werden,
vollzögen diese notwendige Spülarbeit unzureichend. Vor
allem in den Schlauchbiegungen könnten die Fremderreger
von voraus gegangenen Spiegelungen hängen bleiben und
der nächste Patient damit infiziert werden.
Gefahr durch Keimrückstände
Als Beweis wird das Ergebnis eines Kontrollgutachtens
durch das Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und
Medizinische Mikrobiologie (s. Kapitel 1) herangezogen.
Das Münchener Institut hat knapp 600 Praxen auf Keimrückstände in Spülsystemen untersucht. Auch eine weitere
Testreihe (Hygea-Studie) in 55 Praxen und Krankenhäusern
befördert Erschreckendes zutage: In mehr als der Hälfte der
Einrichtungen werden nach der Desinfektion der Endoskope noch Keime nachgewiesen. Vor allem in den dünneren
Kanälchen der Geräte setzen sich die Erreger fest. »In den
Spülsystemen der Optik stießen die Wissenschaftler mitunter
auf ganze Biotope mit Mikroben, Hefe- und Schimmelpilzen.«
1997 wird der Fall eines Ehepaares bekannt, das bis dahin
zwei Jahrzehnte lang regelmäßig Blut gespendet hatte. Bei
den erforderlichen Tests wird plötzlich bei beiden Hepatitis
nachgewiesen. Die behandelnden Ärzte forschen nach. Sie
stellen fest, dass das Ehepaar einige Monate vorher bei ein
und demselben Kollegen endoskopiert worden ist. Die Viren
stammten also von einem Patienten, der vor ihnend dran
Hygiene in der Medizin
medizinisches und pflegendes Personal stellen unangenehme Vorkommnisse eine Belastung dar.
Hygiene in der Medizin
48
gewesen ist. In New York musste 2001 eine endoskopische
Ambulanz geschlossen werden, weil sich mindestens neun
Patienten mit Hepatitis C angesteckt hatten. Die Folge der Erkenntnisse für Deutschland: Alle Endoskopie-Geräte müssen
regelmäßig auf Keime untersucht werden. Der Haken dabei
ist, die Neuregelung gilt nur für Kassenarztpraxen.
Nur wenige nachgewiesene Folgen der Verunreinigungen von Endoskopen und anderen Untersuchungsgeräten
sind bisher dokumentiert. Die Dunkelziffer dürfte wahrscheinlich hoch sein. So stellt der AWMF-Arbeitskreis fest,
dass es an der Registrierung von Infektionserkrankungen
mangelt, die im medizinischen Bereich entstehen. Zitiert
werden zwei Experten (1998): »In Klinik und Praxis wird die....
Qualitätssicherung nur sehr unvollständig, meist überhaupt
nicht durchgeführt. Besonders die Erfassung nosokomialer
Infektionen ist völlig unzureichend... Zurzeit gibt es weder
in Deutschland noch im Ausland brauchbare Infektionsstatistiken.« Doch gerade (Unfall)chirurgen und Orthopäden
»haben ein großes Interesse an der Infektionserfassung, da
der Umgang mit Implantaten und der Eingriff an Knochen und
Gelenk besonders hohe Anforderungen an die Asepsis und
damit an die Hygiene stellen«.
Wohlgemerkt geht es um statistische Erfassung und nicht
die Vorsorge als solche und die Infektionsvermeidung. Doch
gerade dazu sollte auch Zahlenmaterial zählen. Daher
verwundert, dass heute eine solche Forderung 150 Jahre
nach der Erkenntnis des englischen Arztes Joseph Lister
(1827-1912) überhaupt noch erhoben werden muss. Lister
bereits hatte erkannt und gelehrt, dass es äußerst wichtig
ist, Mikroorganismen planmäßig von chirurgischen Wunden
fernzuhalten. Er bediente sich damals bereits des Desinfektionsmittels Phenol. So ist in einer Vita des Chirurgen Lister
zu lesen, dass ihm größte Sorge die erschreckend anwachsende Sterblichkeit in der chirurgischen Anteilung seines
Krankenhauses bereitete, »das unter der Leitung des auf
äußerste Sparsamkeit bedachten Verwaltungsrates stand«.
49
»Dem Hausarzt auf die Finger schauen«
Nicht allein Mediziner und Pflegepersonal, auch die Patienten von Arztpraxen und in Kliniken sollten selbst darauf
achten, dass Hygiene-Vorschriften – im wesentlichen also
Sterilisation und Desinfektion – strikt eingehalten werden.
»Schauen Sie Ihrem Hausarzt öfter mal auf die Finger«, empfiehlt der Virologe Professor Wolff von der Universität Witten/Herdecke. Der Patient sollte »den Mut aufbringen, seinen
Arzt bei augenfälligem Fehlverhalten darauf anzusprechen.«
Er selbst, sagt Wolff, habe schon öfter einen Arzt fragen
müssen, weshalb er sich nicht die Hände desinfiziert habe.
Er kritisiert auch, dass es Ärzte »aus Unkenntnis mit der
Hygiene oft nicht so genau nehmen« (Quelle: Internet www.
medizinnews.de/2-2012-3.htm). So werde immer wieder
beobachtet, dass keine oder eine falsche Desinfektion der
Hände erfolgt. Denn: Viren und Bakterien werden vor allem
durch Hände übertragen.
Neben dem stets größer werdenden Zeitdruck – so Wolff –
versäumt die Medizinerausbildung die Fragen der Hygiene.
»Hygiene findet sich so gut wie nie auf den Lehrplänen oder
rangiert abgeschlagen in den so genannten kleinen Fächern.«
Es reicht aus, einfachste Grundregeln zu beachten, um einen
Großteil der Infektionen zu verhindern, meint der Experte.
Hygiene in der Medizin
Noch ein aktuelles Beispiel: Im Spätherbst 2002 erkranken in Dänemark über 500 Patienten und Angestellte von
Krankenhäusern an einer Diarrhö. Mehr als 20 Hospitäler
sind betroffen. Der ansteckende Darminfekt wird auch »Roskildesyge« (Roskilde-Krankheit) genannt, da er 1987 in dieser
dänischen Stadt erstmals aufgetreten ist. Seitdem bricht die
Entzündung im Verdauungsbereich fast stets zur Winterzeit
von neuem durch. Inzwischen ist die Infektion auch in Schweden, Norwegen und Großbritannien bekannt. Die einhellige
Meinung der Fachleute lautet: Verhindern oder mildern lässt
sich die Ausbreitung nur mit noch besserer Hygiene.
Hygiene in der Medizin
50
Keinesfalls sollte ein Arzt dann zum nächsten Patienten
gehen, »ohne sich vorher und nachher die Hände desinfiziert
zu haben«. Auch klinisches Pflege- und Reinigungspersonal
steht im Verdacht, es mit der Hygiene nicht so genau zu
nehmen, folgert Professor Wolff. Zwar gibt es in jeder Klinik
eine Hygienefachkraft. Da diese aber – mit einer Spezialausbildung versehen – nicht dem ärztlichen, sondern dem
Pflegepersonal angehöre, »fehlt es solchen Mitarbeitern häufig
an Hausmacht«. Manche Ärzte ließen sich »nur ungern von
den Pflegern auf Mängel in der Hygiene hinweisen«.
51
Über nosokomiale Infektionen in deutschsprachigen Ländern informiert ständig das Nationale Referenzzentrum für
Krankenhaushygiene (am Institut für Hygiene der FU Berlin / s.
Anhang). Grundlegend für die Hygiene in Kliniken sind spezielle Vorschriften und Reinigungsanforderungen. 1976 erließ
der Gesetzgeber über das damalige Bundesgesundheitsamt
die »Richtlinie für die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung
von Krankenhausinfektionen«. Das Deutsche Arzneibuch führt
im Teil A zudem die zugelassenen Des-infektionsmittel auf.
Ein wichtiges Expertenforum bildet die bereits 1906 zunächst als »Freie Vereinigung für Mikrobiologie« gegründete
»Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie« (DGHM,
s. Anhang) mit ihren heute rund 1600 Mitgliedern. Die DGHM
hält breites Informationsgut zur Krankenhaushygiene und
allen anderen Hygienebereichen (s. Kap. 5) vor.
Hygiene in der Medizin
An dieser Stelle sind dem medizinischen Personal einige
Fachbücher zu empfehlen. Zuerst ein umfassendes, preisgünstiges Nachschlagewerk mit dem Titel »Die Grundzüge
der Hygiene und Gesundheitsförderung von A bis Z« (erschienen 1995 im Brigitte-Kunz-Verlag, Hagen). Speziell zur Hygiene in der Medizin gibt es weitere neue Fachliteratur, wie
»Hygiene in Krankenhaus und Praxis« (Ecomed, Landsberg),
»Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz« (Springer, Berlin 1997) oder »Hygienemaßnahmen in Krankenhaus
und Praxis« (Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft, Stuttgart
1997). Zu nennen ist außerdem das Buch »Der aktuelle Hygieneplan im Operationsbereich« (Bildungszentrum Ruhr,
2000), in dem alle Instrumente der Qualitätssicherung
aufgeführt sind.
52
Hygiene in der Arbeitswelt
und im Freizeitbereich
A
uch bei diesem Kapitel lässt sich auf die Historie zurückgreifen: Schon um 1470 wurde in Süddeutschland
die erste gewerbe-hygienische Anleitung verfasst, gedruckt
erstmals 1524 in Augsburg. Das kleine Buch handelt »Von
den giftigen Besen, Tempffen und Reüchen«, also von vergifteten Besen, giftigen Dämpfen und gesundheitsgefähr- lichem
Rauch. Es sind jene vor einem guten halben Jahrtausend
bereits erkannten Emissionen, die von der Arbeit des »Edlen
handtwercks des Goltschmidens und ander arbaiter ausgehen,
die Metalle, wie Silber, Quecksilber und Blei, feür sich gebrauchen muessen«.
Beschrieben wird, »wie sich... die gift vertreiben sollen...
wie man den schaden diser tempff soll mindren und auch
wenden« (Zitiert aus einer Vorlage v. Ulrich Ellenbog, www.
uni-marburg.de). Der unbekannte mittelalterliche Autor, der
wohl ein Apotheker oder Bader gewesen ist, schildert in
der Schrift die verschiedenen Symptome gesundheitlicher
Beschwerden, die bis zur Todesfolge durch das Erhitzen und
die Arbeit mit den Metallen entstehen (»Diser tampf macht
auch schwer unnatürlich schloef und... zuo zeyten schwer gelider.«) Er rät unter anderem zu natürlichen Gegenmitteln,
also Kräutern wie z. B. Weihrauch oder auch Wein, die bei
der Verarbeitung dem Feuer zugefügt werden sollten.
Im 19. Jahrhundert geht der Professor für Hygiene und
Staatsarzneikunde Max Rubner (1854-1932) als »Vater der
Arbeitsphysiologie« (Physiologie = Wissenschaft von den
Grundlagen des Lebens) in die Medizin- und Hygienegeschichte ein. Der gebürtige Münchner lehrt ab 1885 zunächst in Marburg und wird 1912 erster Direktor des damals
neuen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Arbeitsphysiologie in
Berlin. Er schafft damit die Bedingungen für einen neuen
Wissenschaftszweig. Aus diesem heraus entwickelt sich
später auch die Arbeits- und Betriebsmedizin, die heute zu
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
Kapitel 5
53
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
54
den fachärztlichen Disziplinen zählen.
Rubners Erkenntnisse und Forderungen basieren auf
dem industriellen und sozialen Wandel, resultierend aus
dem Bedürfnis nach Rationalisierung der Arbeit, nicht zuletzt auf der Einsicht, dass die Arbeitsfähigkeit nur durch
Schonung des Organismus und Vorbeugung gegen berufsbedingte Erkrankungen erhalten werden kann. Der – auch
international anerkannte – Rubner erhält den ersten »Pettenkofer-Preis« für besondere Leistungen auf dem Gebiet
der Arbeitshygiene. Für ihn entwickelt sich die arbeitsphysiologische Forschung damals auch aus der Ernährungswissenschaft. Doch seine Anregungen, spezielle Institute
auch für Ernährungsphysiologie einzuführen, sollen sich
erst viel später erfüllen.
Dreh- und Angelpunkt HACCP
Die Ernährung und damit der Lebensmittelsektor ist ein
weiterer markanter hygienischer Schutzbereich. Dieser unterliegt ebenfalls besonderen Vorschriften, Gesetzen und
Kontrollmechanismen. Auch der Ausbildungszweig ist entsprechend ausgerichtet. So kann vor allem an technischen
Fachhochschulen beispielsweise Betriebs- und Lebensmittelhygiene studiert werden.
Dreh- und Angelpunkt bei den Präventiv- und Kontrollverfahren ist das »HACCP«. Das ist ein international bewährtes
Eigenkontrollsystem für Einrichtungen der Verarbeitung von
Lebensmitteln in Industrie und Gewerbe, Gastronomie und
in der Kosmetik.
Das HACCP ist die Abkürzung für Hazard Analysis Critical
Control Point (»Risikoanalyse und Überwachung der kritischen
Steuerungspunkte«). Auf Deutsch übersetzt heißt das in langer Satzform: alle biologischen, chemischen und physikalischen Gefahren bzw. Gefährdungen der Gesundheit zu
erkennen, die beim Herstellungsprozess auftreten können,
55
Das Kontrollverfahren wird 1959 von einem amerikanischen Lebensmittelhersteller entwickelt, indem dieser im
Auftrag der Raumfahrtbehörde NASA für den Weltraum
geeignete Ernährung produzieren soll. Es ist zunächst ein
Geheimprojekt, bevor es 1971 erstmals im Rahmen von
Hygienerichtlinien in den USA dokumentiert und seit 1985
weltweit erprobt und fortgeschrieben wird. Zuständig für
die international geltenden HACCP-Anordnungen ist eine
besondere Kommission der Weltgesundheitsorganisation
(WHO). Die lebensmittelrechtliche und -hygienische Umsetzung erfolgt in Europa auf EU- und nationaler Ebene.
Zuletzt legt die EU 1993 (Artikel 5 d. Hygienerichtlinien)
mit nationaler Fortschreibung in Deutschland vom
5.
August 1997 (Lebensmittelhygiene-Verordnung / LMHV) das
HACCP als verbindliches System für alle Lebensmittel präventiv und qualitätssichernd fest. Voraussetzung dabei ist,
wie bereits betont, die strikte Einhaltung aller Hygieneanforderungen für Lebensmittel, wissenschaftlich-juristisch
auch »Codex Alimentarius« genannt. Ein Informationstipp
am Rande: Die EU hält in ihren Newsdiensten – auch in
deutscher Sprache – eine »Consumer Voice« bereit, in dem
über alles im Zusammenhang mit Lebensmittelsicherheit
und Verbraucherschutz zu erfahren ist (s. Anhang).
Das HACCP-System schreibt Verfahrensweisen in Betriebs- bzw. Produktionsabläufen für die Lebensmittelindustrie und andere Unternehmen vor, die mit Lebensmitteln
umgehen. Das sind z.B. Großküchen in der Gastronomie und
von Kantinen. Diese bieten den Mikroorganismen durch ihre
Wärme, Feuchtigkeit und Nahrungsmittel(reste) ideale Lebensbedingungen, für die Keime günstig, doch für Hersteller
bzw. Konsumenten mehr als nachteilig. Auch eine Reihe von
Schädlingen, wie die eingangs erwähnten »netten« Nager
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
sie zu analysieren und per Überwachung und Lenkung an
bestimmten Kontrollpunkten schon vor der Fertigung des
Endproduktes auszuschalten. Kurzum: alle vorbeugenden
Hygienemaßstäbe sind anzuwenden!
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
56
und Küchenschaben, fühlen sich hier wohl, wenn ihnen
nicht von vornherein der Zutritt verwehrt würde. »Nichts
dem Zufall überlassen« heißt die Devise und sollte die Maxime bei der Umsetzung der Vorschriften sein.
Zum Betriebsablauf der Großküchen nach HACCP zählt
eine große Palette: Produkt- und Produktionshygiene, Rohwaren-Spezifikationen (wie Herkunft, Abpackdatum u.a.),
Lieferantenbewertung, Wareneingangs- und Endproduktprüfungen, genaue Herstellungs- und Arbeitsanweisungen
und diverse Untersuchungen, wie des Wassers bzw. dessen
Keimzahlbestimmung (dazu später mehr). Außerdem gehören dazu bauliche Anforderungen an die Betriebsräume
(Abflüsse, Belüftung, Klimatisierung) sowie vor allem auch
die Personalhygiene (z.B. Schutzkleidung, Kopfbedeckung,
Sanitär- und Sozialräume). Weitere Voraussetzungen sind
Reinigungs- und Desinfektionspläne, eine Auflistung der
verwendeten Mittel, die Festlegung von Zuständigkeiten,
so für die Durchführung von Schädlingsbekämpfung (lt.
EU-Richtlinie ist ein Monitoring, eine ständige Beobachtung,
über Schädlingsfreihaltung vorgeschrieben). Last not least
nicht zu vergessen: eine Checkliste, um die Maßnahmen
und deren Erfolg überprüfen zu können.
Kein Betrieb sollte Sauberkeit vernachlässigen
Die LMHV schreibt auch für Restaurants vor, ihren Hygienestandard im Küchen- und Servicebereich regelmäßig
zu überprüfen. Dabei sind – Zitat aus Zeitschrift Hotel/
Restaurant (9/2002) – »Einsparungen zu Lasten der Hygiene
und Sauberkeit nur sehr bedingt möglich und in der Regel nicht
empfehlenswert, auch wenn die gesetzlichen Anforderungen
für die verschiedenen Bereiche eines Betriebes unterschiedlich
streng sind. So ist in der Küche die tägliche Reinigung nach
Arbeitsschluss – bei entsprechendem Betrieb sogar mehrmals
täglich – absolute Pflicht,... im Sanitärbereich gibt es nur allgemeine Vorschriften, die einen gewissen Hygienestandard
vorschreiben. Noch größer ist der Spielraum in den Zimmern
57
Eine der Voraussetzungen für Küchen- und Sanitärbereiche sind – unter Berücksichtigung der Gestaltungsfreiheit von Innenausstattern – einfach und gut zu reinigende
Räumlichkeiten. So gibt es neuerdings Fliesen mit einer
Beschichtung, die nachweislich eine antibakterielle und
reinigungsaktive Wirkung haben (Adresse im Anhang). Die
Produzenten brennen eine Spezialbeschichtung in die Oberfläche ein. Das macht selbstverständlich die Reinigung der
Fliesen nicht überflüssig, erleichtert sie jedoch erheblich.
Früher ist in der Gastronomie das Spülen von Geschirr
und Bestecken eine der zeitraubendsten Arbeiten, wenn
auch eine der wichtigsten hygienischen Tätigkeiten. In Großküchen geht diese einst personalaufwändig ausschließlich
von Hand über die Küchenbühne. Kein Wunder, dass sich
auf diesem Sektor findige Praktiker Gedanken machen, wie
das Geschirrspülen zu beschleunigen und zu vereinfachen
ist, ohne den Reinigungsaspekt außer acht zu lassen.
1886 erfindet die Amerikanerin Josephine Cochrane
einen handbetriebenen Geschirrspüler, der 1893 auf der
Weltausstellung in Chicago präsentiert wird. 1912 wird in
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
und anderen Räumen eines Hotels. Dennoch wird ein vernünftiger Betriebsinhaber auch in diesen Bereichen ein Maximum
an Sauberkeit anstreben...«
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
58
Europa die erste elektrische Geschirrspülmaschine entwickelt. Industriell gefertigt und angeboten wird diese 1929
von Miele. Die heutigen Supermaschinen verschiedener
Hersteller fassen rund 700 Besteckteile auf einmal, die in
maximal 30 Minuten blitzblank und hygienisch astrein aus
dem Gerät genommen werden.
Noch rascher geht es mit Durchschubspülmaschinen. Die
gastronomischen bzw. gewerblichen Geschirrreiniger sind
so ausgereift, dass sie – zuverlässiger als jeder KüchenMitarbeiter – eine gleichbleibend gute Spülqualität garantieren (Quelle: Hotel/Restaurant 9/2001).
Colibakterien und Salmonellen
Unzureichende Küchenreinigung, Nachlässigkeit und Unsauberkeit sind die Ursache dafür, dass sich schädliche
und gesundheitsgefährdende Keime rasch entwickeln und
ausbreiten. So wäre das Thema Hygiene im Lebensmittelbereich ungenügend erörtert, wenn nicht zwei der wichtigsten und am meisten vorkommenden Erkrankungen auf
diesem Sektor erwähnt würden.
Es sind vor allem Vergiftungen mit Colibakterien und
Salmonellen, die als Folgen unhygienischer Bedingungen
bei der Produktion auftauchen (s. auch Kap. 6). Beide Bakterienarten haben ähnliche Erkrankungssymptome (MagenDarm-Infektion) zur Folge. Folgende Angaben beruhen auf
Darstellungen von Dr. med. A. Kistner (Yavivo-Infodienst
7/2001, s. Anhang).
Bei den Colibakterien können rohe Milch, Rohmilchkäse
und nicht durchgegartes Rindfleisch sowie in Ländern mit
mangelhafter Hygiene auch das Trinkwasser die Hauptinfektionsquellen sein. Durch infizierten Rinderkot kann über
die Mistdüngung auch Gemüse befallen werden und eine
Infektion beim Menschen auslösen. Außerdem ist durch
Direktkontakt von Mensch zu Mensch die Übertragung
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Die giftigen Arten (EHEC-Bakterien = enterohämorrhagische E.coli), die zu etwa zehn Prozent auch tödliche Folgen
haben können, kommen in Lebensmitteln allerdings nur
Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
vom 7. August 2002 (unkommentiert)
Essen & Trinken (Zusammenfassung 1500)
Stichprobe: Hygienemängel bei gezapftem Bier in
deutschen Kneipen
Hamburg (dpa/lno) – Der Zustand von gezapftem Bier in Deutschlands Kneipen lässt nach einer Untersuchung des Hamburger
Analyse-Instituts SGS Natec häufig zu wünschen übrig. Bei der
im Auftrag des Magazins »Stern« vorgenommenen Stichprobe des
Instituts in bundesweit 100 Gaststätten zwischen Tegernsee und
Westerland stießen die Tester in 19 Fällen auf unhygienische Zapfhähne, schlecht gezapftes oder zu warmes Bier. In fünf Fällen sei in
dem Lieblingsgetränk der Deutschen die unter anderem im Darm des
Menschen beheimatete Bakterie Eschericha coli (E.-Coli-Bakterie)
gefunden worden.
Für den Chef des Amtes für den Verbraucherschutz in Düsseldorf,
Peter Steinbüchel, sind die Darmbakterien im Bier alarmierend:
»Bestimmte E.-Coli-Bakterien sind in der Lage, Toxine zu bilden, die
besonders bei abwehrgeschwächten Menschen lebensbedrohliche
Krankheiten auslösen können.« Dieser Auffassung schließt sich auch
der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband an. »Kolibakterien im
Bier sind nicht hinnehmbar«, sagte Sprecher Marc Schnerr, »Es ist
im Interesse der gesamten Branche, dass hygienisch einwandfrei
gearbeitet wird.«
Die Mikrobiologin Regina Zschaler vom Institut SGS Natec schränkt
ein: »E.-Coli-Bakterien im Bier sind nicht schön, aber auch nicht
schlimm. Man würde sie dort nur nicht vermuten.« Zwar könnten die
Bakterien ein Hinweis auf schlecht gespülte Gläser oder ungewaschene Hände sein, krank werde man davon aber nicht so schnell.
Der Sprecher des Deutschen Brauer-Bundes in Bonn, Erich Dederich,
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
möglich. Als Vorbeugung wird u.a. empfohlen, Rohmilch
immer abzukochen und Fleisch, insbesondere Hackfleisch,
durchzugaren.
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
60
sagte, dass von den Zapfeinrichtungen in den Kneipen zunächst
keine Gefahr ausgehe. »Die Brauereien statten die Gaststätten mit
genügend Hilfsmitteln aus, damit die ihre Zapfhähne und Spülbecken
sauber halten können.« Es sei bedauerlich, dass immer wieder einige
Kneipiers eine ganze Branche in Verruf brächten. Ein kleiner Trost
sei für die Brauer, dass das Bier gemäß der Lebensmittelanalyse
in gutem Zustand von den Brauereien komme. Doch traurig sei
das Fazit der Analyse: »Bier wird mit Sorgfalt gebraut, aber oft am
Zapfhahn versaut.«
dpa/lno sc yyno jg
071451 Aug 02
selten vor. Die Bundesanstalt für Milchforschung hat in
einer der jüngeren Untersuchungen in über 1500 Käseproben in Deutschland keinerlei E.coli-Stämme gefunden.
Weltweit allerdings ist mit einer größeren Verbreitung potenziell gesundheitsschädlicher Colibakterien zu rechnen.
Am häufigsten tritt eine Infektion mit solchen Keimen in
einigen USA-Staaten und Kanada auf, in Europa vor allem
in Großbritannien.
Die meisten Infektionen mit E.coli-Bakterien sind bis auf
vorübergehende Durchfälle harmlos. Eine Vergiftung mit
den höchst schädlichen EHECs jedoch führt innerhalb von
drei bis neun Tagen zur Darmentzündung mit schwerwiegenden Erscheinungen (blutige Durchfälle, schmerzhafte
Darmkrämpfe, Erbrechen). Bei Erwachsenen ohne andere
Erkrankungen klingt die Infektion meist von selbst nach
ungefähr einer Woche ab. Jedoch können Komplikationen
vor allem bei Kindern und geschwächten Menschen auftreten. Dabei ist mit Dauerschäden der Nieren zu rechnen, in
schlimmsten Fällen mit dem Tod.
Bei der häufiger als Colibakterien auftretenden Salmonellose sind laut einem Bericht der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung aus dem Jahr 2000 von 1995 bis 1999 in
61
Nutztiere wie Geflügel, Schwein und Wild können Salmonellen aufweisen, ohne selbst Krankheitssymptome zu
zeigen. Am häufigsten sind Geflügelfleisch und Eier mit
Salmonellen befallen. Zur Infektion kommt es, wenn die
Lebensmittel nicht ausreichend lang gebraten bzw. gekocht
werden. Auch mangelhafte Kühlung trägt zur Keimvermehrung bei. So erklärt sich, dass die meisten Erkrankungen
in Sommermonaten auftreten. Schätzungsweise kommt
zwar jeder zehnte Mensch einmal jährlich mit Salmonellen
in Kontakt und jeder dritte Infizierte erkrankt dann. Die
Folgen der Infektion sind ähnlich wie bei Colibakterien:
Durchfall, teils heftige Bauchschmerzen, auch Schüttelfrost,
Fieber, Kopfschmerz und Erbrechen. Die Symptome treten
fünf Stunden bis zu drei Tage nach der mit Salmonellen
überbelasteten und eingenommenen Mahl- zeit auf.
Wasser – das Blaue Gold kann gefährlich sein
Ohne Wasser kein Leben. Der Mensch selbst besteht zum
Großteil daraus. Und er/sie braucht es bekanntlich ständig,
zum Waschen, Trinken und Baden, im Produktions-bereich,
im Haushalt und in der Freizeit. Auch hier die Historie:
»Bereits in der Antike und im Römischen Reich gab es ausgeklügelte Systeme zum Sammeln und zur Bevorratung von
Wasser, deren hohe Technik noch heute Fachleute staunen
lassen« (Joachim Maiwald, Sachverständiger für Wasseraufbereitung). Gesetze und Verordnungen zur Wartung
und Instandhaltung von Quellen und Brunnen sind schon
aus dem 2. Jahrhundert vor Christi bekannt. Heute sorgen
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen an
dieser Infektion erkrankt. Sie steht an erster Stelle der Lebensmittelinfektionen und ist meldepflichtig! Da aber viele
Betroffene nicht zum Arzt gehen, ist die Dunkelziffer vermutlich hoch. Vorbeugend kann generell nur das Erhitzen
auf über 70 Grad Celsius für mindestens zehn Minuten die
Erreger in rohen Lebensmitteln abtöten. Weitere präventive
Tipps sind im Internet (www.yavivo.lifeline.de) abrufbar.
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
62
für den Bau von Trinkwasseranlagen zahlreiche Richtlinien
(DIN, DVGW, VDI), die eine einwandfreie hygienische Wasserqualität gewährleisten sollen.
Doch das »Blaue Gold«, wie das in den meisten Ländern
wertvolle Element Wasser genannt wird, kann trotz aller
Vorschriften gefährlich sein und krank machen, wenn es
verunreinigt ist (vgl. z.B. auch Colibakterien). Die empfindlichsten Gewässer sind Trink- und Badewasser. Beides
stammt vorwiegend aus unterirdischen Grundwasserquellen (Süßwasser), aus oberflächigen Ansammlungen (Regenwasser bzw. aus Stauseen) und aus dem Meer (Salzwasser).
»Wasser ist für den Menschen ein lebenswichtiges Medium, das
jedoch auch durchaus ein Gefahrenpotential darstellen kann«,
sagt Dr. med. Christiane Höller vom Institut für Hygiene und
Umweltmedizin an der Universität Kiel.
Um die Reinheit des Wassers kümmern sich Hygieniker, Umweltmediziner und Wassertechniker. Denn Wasserkeime, wie Bakterien und Parasiten (Wurmeier, Larven
etc.), siedeln sich in allen Gewässern, Schwimmbädern
und Wasserversorgungsanlagen an, mehr oder weniger
davon, schädliche und unschädliche. »Trotz aller Richtlinien
und Regelwerke läuft das meiste Trinkwasser durch Systeme,
die bestimmte Kriterien für den hygienebewussten Betrieb
nicht erfüllen« und »mikrobiologisches Wachstum lässt sich
in keiner Anlage zur Wasseraufbereitung ganz verhindern,
auch nicht in medizinischen Meerwasseranlagen«, wird auf
einer Fachtagung im Ostseebad Damp (11/2001) betont.
Dort erinnert Medizinerin Höller an die Erkrankung von
mehr als 400 000 und den Tod von rund 100 Menschen
1993 in Milwaukee im US-Staat Minnesota. Die Betroffenen
nutzen damals wie üblich ihr Trinkwasser, das plötzlich
mit parasitären Cryptosporidien verseucht ist. Im Jahr 2000
sterben 20 Besucher einer Blumen- und Haushaltsmesse in
Bovenkarspel/Niederlande, als sie mit Legionellen infizierte
Aerosole einatmen.
»Legionellen sind Bakterien, die überwiegend in Wasser- und
63
Oberarzt Greinert sowie Wasserbauingenieur Hans- Jürgen Wolff (Legionellen im Brauchwassersystem eines Hallenbades und die damit verbundenen Folgen, aus Sport-, Bäder-,
Freizeit-Bauten 3/2000) schildern die erste endemisch grassierende Legionellenpneumonie im Rahmen eines Treffens
von Legionären bzw. Kriegsveteranen 1976 im ostamerikanischen Philadelphia. Von rund 4000 Teilnehmern erkranken 250. Davon sterben 40 der bereits älteren Menschen.
Aus diesem Grund erhielt die Infektion die Bezeichnung
»Legionärskrankheit«.
Ursache der Masseninfektion sind seinerzeit durch die
Raumluft übertragene Legionellen im Bereich der Hotellobby und den benachbarten Räumen. Ein weiterer Vorfall
von größerem Ausmaß ist im Juli 2001 der Ausbruch von
Legionellen in einem Kaufhaus im spanischen Murcia mit
rund 800 großteils schwereren Erkrankungen.
Und auch im Sommer 2002 sorgen die Bakterien für
Schlagzeilen, in England, erneut in Spanien und in Slowenien. Nach Schätzungen des RKI erkranken in Deutschland
jährlich rund 6000 Menschen durch Legionellen. Die Dunkelziffer sei hoch, denn nur ein Bruchteil werde offiziell
registriert. »Es fehlt zwar an Meldesystemen, aber wir haben
das trotzdem gut im Griff«, versprechen in puncto Diagnose
und Behandlungsmöglichkeiten die Hygieneexperten auf
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
Feuchtbiotopen zu finden sind«, ergänzt der Internist Dr. med.
Ulf Greinert, Oberarzt am Forschungszentrum Borstel bei
Hamburg. Nach seiner Darstellung sind heute Legionella
pneumophila die am häufigsten bei Patienten nachgewiesene Legionellenart. Diese lösen eine starke Infektion der
Atemwege aus, wobei die Erkrankungen auch in Form einer
Endemie in Kliniken auftreten können. »Der Legionellennachweis im Wassersystem ist offenbar eine Grundvoraussetzung
dafür.« Wassertemperaturen von 25 bis 50 Grad Celsius
sind ideal für die Vermehrung der Legionellen. Ein erhöhtes
Risiko bergen vor allem ältere und schlecht gewartete oder
nur saisonal betriebene Anlagen (Maiwald).
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
64
der Damper Fachtagung.
Die Legionellen treten jedoch weltweit zunehmend
in
Hotels, Krankenhäusern, Freizeitbädern, also in Gebäuden
mit Rückkühlwerken, Raumluftanlagen, Umlaufsprühbefeuchtung, Hausinstallationssystemen und Warmsprudelbecken (Hot-Whirlpools) auf. Auch Freibäder sind betroffen.
Das Ansteckungsrisiko besteht also überall dort, wo
Menschen mit zerstäubtem Wasser in Kontakt kommen.
Wenn dann Infektionen auftreten, verlaufen sie besonders
schlimm bei Menschen mit gesundheitlichen Vorschäden
sowie Älteren, deren Abwehrkräfte geschwächt sind. Es
konnte noch nicht geklärt werden, warum Männer – jedenfalls nach bisherigen Statistiken zu urteilen – gefährdeter
sind als Frauen. Vermutlich vergrößern jedoch Rauchen und
Alkoholabhängigkeit die Gefahr, infiziert zu werden.
Die Zeitschrift »Öko-Test« untersucht im August 2001
in Deutschland 26 Freibäder auf Wasserqualität und findet
heraus: Die Grenz- und Richtwerte für Legionellosen werden
mehrfach deutlich überschritten. Auch beim Austesten des
Duschwassers in Bädern sind in rund der Hälfte der Fälle
Legionellen aufzufinden. Besonders widerstandsfähig sind
die Bakterien dann, wenn sie an bestimmten Stellen der
Wassersysteme einen so genannten Biofilm bilden. Auf
solchen Flächen können sie sich erst recht gut vermehren.
Dass Legionellen, so sagt Mediziner Greinert, sich angeblich im Salzwasser nicht ansiedeln können, sei ein reines
Märchen. Im Gegenteil, ein leichter Salzgehalt schütze sie
sogar eher noch.
Hygieneexperte Greinert warnt auch vor Pseudomonaden, anderen ebenfalls in Trinkwasser vorkommenden
Bakterien, die bei größerer Anreicherung vor allem auch
im Krankenhaus auftreten (vgl. Kap. 4). Durch diese können insbesondere im Kontakt mit geschädigter Haut oder
Schleimhäuten Infektionen erzeugt werden. »Essentiell ist
die sorgfältige Händedesinfektion beim Krankenhausperso-
65
Als effektivstes Mittel gegen die Bakterien im Wasser
sehen alle Hygieniker die thermische Behandlung, also
eine starke abtötende Erhitzung. Bei Biofilmen wirke auch
Essigsäure, doch dürfe damit nicht in Trinkwasserbereichen
gearbeitet werden. Das klassische Desinfektionsmittel mit
der schnellsten Wirkung sei nach wie vor Chlor. Noch sei
der Hygienestandard in Deutschland, gerade was das Wasser
betrifft, hoch, sagen die Mediziner und anderen Fachleute
(Damp 11/2001). Wasserversorgungsanlagen müssen in
Deutschland seit Jahresbeginn 2003 mit mikrobiologischen
und chemischen Untersuchungen regelmäßig auf Erreger
kontrolliert werden.
Schwappten aber amerikanische Verhältnisse über, wo
die Kontrollen laxer seien, und werde mit Geld an der Hygiene gespart, sagen die deutschen Fachleute, »dann geht
der Weg in die falsche Richtung«.
Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich
nal, da die Erregerverbreitung von Patient zu Patient ganz
wesentlich durch kontaminierte Hände erfolgt« (aus Vortrag
in Damp 28.11.01). Außer Colibakterien, Salmonellen und
Legionellen kommen im Wasser noch die Shigellen vor, deren
Krankheitsbild die bakterielle Ruhr ist.
66
Was ist das, und was tun?
Tipps, Informationen und Begriffserklärungen
A
Abkochen heißt die kochende Behandlung von Materialien
bzw. Textilien zur Desinfektion. Es ist keine Sterilisation,
da es Sporen (s. Bazillen) und Viren gibt, die sogar ein 24
Stunden langes Kochen überleben.
Asepsis ist das Verhindern jedweder Kontamination mit
Erregern im medizinischen Bereich. Dazu dient die Sterilisation von Geräten.
Antisepsis sind Maßnahmen zur Bekämpfung vorhandener
oder erwarteter Infektionen, z.B. Desinfektionsschritte, die
das Eindringen schädigender Keime in eine Wunde verhindern. Antiseptische (= keimtötende, fäulnishemmende)
Mittel sind Salicylsäure, Benzoesäure, chlorierte Phenole,
Kresol, Formalin, Kupfer-, Quecksilber- und Zinkverbindungen sowie bestimmte Chemikalien mit kationischer
Eigenschaft.
Algen an Wänden von Schwimmbädern und Fassaden lassen sich gut mit Chlorbleichlauge oder Wasserstoffperoxid
entfernen.
Alkylphenol ist ein gutes Mittel für die Desinfektion. Gibt es
in unterschiedlichen Konzentraten mit unterschied- lichen
Bezeichnungen für die verschiedensten Anwen- dungen.
Allzweckreiniger sind lösungsmittelfreie, konzentrierte
Universalreiniger mit einer waschaktiven Substanz. Sie
enthalten meist Salmiak zur Verstärkung der Reinigungskraft.
Ameisen im Haus – in Wohnungen, Küchen und Gaststät-
Was ist das, und was tun?
Kapitel 6
67
Was ist das, und was tun?
68
ten – beglücken nicht gerade. Sie bevorzugen gut geheizte
Räumlichkeiten. Zunächst gilt es, deren »Straße« zu erkunden. Wenn feststeht, wo sie herkommen, den Spalt mit
Fugenfüllung o.a. abdichten.
Die seltener vorkommenden bernsteingelben Ameisen sind
die schlimmeren. Diese Pharaoameise (Monorium pharaonis) ist hartnäckig und gesundheitsgefährdend, somit ein
Hygieneschädling. Die 2 mm große Pharaonis ernährt sich
überwiegend von Eiweiß, kann Menschen Biss- und Stichverletzungen zufügen. Sie ist meist ein Fall für den Profi,
sprich den Schädlingsbekämpfer (vgl. Info im AdressenAnhang).
Die braunen sind eher harmlose Haus- oder Rasenameisen
(Tetra morium caespitum), die zunächst einmal der Staubsauger schluckt. Dort ersticken sie. Wirkungsvoll ist auch, eine
Mischung aus Backpulver und Zucker auszustreuen, denn
sie fressen gerne alles Zuckerhaltige sowie auch Fleisch.
Naschen die Insekten vom gezuckerten Backpulver, sterben
sie durch dessen Treibsubstanz. Es gibt in Europa außerdem
noch Holzameisen (Lasius fuliginosus bzw. umbratus) und
schwarze Wegameisen (Lasius niger).
Antibiotika beruhen u.a. auf der Entdeckung von Louis
Pasteur (1877). Es sind Bakterien und Pilze (also lebende
Zellen), die in der Lage sind, Substanzen (wie Penicilline)
zu bilden, die wiederum andere Mikroorganismen abtöten
oder deren Wachstum hemmen.
Nachteile bei fehlerhafter Einnahme ist eine Resistenzbildung der Keime, also ein zunehmender statt abnehmender
Widerstand der zu bekämpfenden Infektionen.
In der humanen und veterinären Medizin wird heute darauf geachtet und günstigenfalls vorher ein Antibiogramm
erstellt. Damit wird erkennbar, gegen welches Antibiotikum
der Keim überhaupt empfindlich reagiert.
B
69
Bananenflecken auf Textilien mit Seifenlauge beseitigen;
evtl. Behandlung wiederholen.
Bazillen sind stäbchenförmige Bakterien, die dauerhafte
Sporen bilden. Diese widerstandsfähigen Ablegerhüllen
mit den Speicherstoffen des jeweiligen Bazillus haften im
Boden, werden aber auch durch die Luft fliegend verbreitet.
Bekannte Beispiele sind Milzbrand- und Tetanus-Bazillen.
Im Zeitalter des Terrorismus und der Produktion biologischer Waffen bzw. Kampfstoffe ist der von Menschen kultivierte Milzbranderreger (Bacillus anthracis) bekannt und
berüchtigt.
Beckensteine und -spüler für WC – auch Urinalsteine oder
Duftspüler genannt – werden in Klosetts und Urinale gelegt
bzw. gehängt. Sie wirken desinfizierend und desodorierend
(s. Desodorierung), jedoch kaum reinigend. Sie bestanden
früher aus Paradichlorbenzol, enthielten den in Deutschland
verbotenen Wirkstoff Pentachlorphenol (PCP), einem starken Gift gegen Mikroorganismen (Fungizid). Heute handelt
es sich vorwiegend um Produkte, die durch einen hohen
Anteil von Tensiden (Warnhinweis: »reizend«) ausgezeichnet
sind. Weitere Bestandteile sind Füllstoffe (wie Zellulose), mit
denen die Wirkstoffabgabe reguliert wird, antibakterielle
Stoffe (wie Citrat), Salze sowie Duft- und Farbstoffe. Insgesamt gesehen belasten die Steine und Spüler das Abwasser.
Eine großartige Reinigungswirkung haben die Mittel nicht.
Was ist das, und was tun?
Bakterien (s. Kap. 2 u. 5) sind kleinste einzellige Mikroorganismen und nur mit starker mikroskopischer Vergrößerung
erkenn- und identifizierbar. Sie vermehren sich durch Querteilung, verändern weder Gestalt noch Aufbau. Manche B.
haben für die Fortbewegung Geißeln, andere bilden Sporen
(vgl. Bazillen). Unterschieden werden kugelige B. (Kokken), Stäbchenbakterien, spiralförmige und sichelförmige
B. Dadurch entstehende Erkrankungen heißen Bakteriosen,
während Bakterizide die B. tötenden Desinfektions- und
Konservierungsmittel sind.
Was ist das, und was tun?
70
Alternative ist die althergebrachte Toilettenreinigung mit
Klobürste, Scheuermittel und Essig.
Bierflecken auf Textilien enthalten Stärke, verbunden mit
Zucker. Sie können mit Tensid haltigem Reiniger, in hartnäckigem Fall mit Enzym haltigen Waschmittel beseitigt
werden.
Bleistift-Malereien auf lackierten Flächen lassen sich nicht
immer mit Radiergummi, sondern mit einem guten Allzweckreiniger beseitigen. Auf Textilien lassen sich die Flecke mit Seifenlauge entfernen. Verträgt der Stoff evtl. kein
Wasser, dann Reinalkohol oder Waschbenzin verwenden.
Blutflecke auf Textilien sind am allerbesten – und das möglichst sofort – mit kaltem Wasser zu attackieren. Warmes
oder heißes Wasser ist »Gift«, da Blut eiweißhaltig ist und
sofort gerinnt bzw. das Blut mit dem Stoff dauerhaft verbindet.
Butter- und Margarineflecken sind extrem fetthaltig und
lassen sich mit einem leichten organischen Lösungsmittel
beseitigen, z. B. mit Reinigungsbenzin.
C
Colaflecken zunächst – falls diese z.B. auf einem Baumwollpulli landen – mit saugfähigem Papier (Taschentuch
oder Haushaltspapier) abtupfen. Reste mit kaltem Wasser
ausspülen. Bei Baumwollstoffen und Leinen eine lauwarme
Seifenlauge verwenden.
Colibakterien (Escherichia Coli, vgl.auch Bakterien) sind
im menschlichen und tierischen Darm lebende Bakterien,
also Bestandteile der natürlichen Darmflora. Dort sind sie
normalerweise vollkommen unschädlich. Eine bestimmte
Gruppe von C. jedoch können schwere Infektionen beim
Menschen auslösen. Der Nachweis von C. im Trinkwasser
71
D
Dekontamination bedeutet in erster Linie die Beseitigung
von Mikroben durch eine Flächendesinfektion und die Bekämpfung von radioaktiven Substanzen an Oberflächen.
Desinfektionsmittel sind chemische Produkte, die bei der
Infektionsverhütung und Seuchenbekämpfung zur Abtötung
krankheitserregender (pathogener) Mikroorganismen (vgl.
Kapitel 3) dienen. Es gibt bis heute keine universal wirkenden Präparate, die gleichermaßen bei allen vorkommenden
Erregern angewendet werden können. Unterschieden wird
zwischen Grob-Desinfektion, Raum-Desinfektion und FeinDesinfektion. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Desinfektions-Reinigungsmittel für alle Anwendungsbereiche.
Bei den chemischen Mitteln wird zwischen organischen
(wie Aldehyde, Alkohole, Phenole) und anorganischen (wie
Metalle, Halogene, Oxidationsmittel) unterschieden. Die
hautverträglichen Alkohole haben z.B. eine gute Desinfektionswirkung gegen Bakterien und Pilze. Gegen Viren
sind sie kaum wirksam. Gegen diese sowie Sporen helfen
Phenole, die jedoch giftig sind. Desinfizierende Metalle sind
Quecksilber, Silber-, Kupfer- und Zinnverbindungen, welche
Was ist das, und was tun?
und anderen Gewässern ist daher wichtiges Indiz dafür, dass
diese mit Fäkalien verunreinigt sind und andere Krankheitskeime (pathogene Mikroorganismen) enthalten sein können.
Der Nachweis von größeren Mengen C. in Nahrungsmitteln
ist häufig ein Zeichen für unhygienische Bedingungen bei
der Produktion. Einige Stämme können daher zu Lebensmittelvergiftung führen. Giftbildende C. sind z.B. Ursache
von Durchfallerkrankungen von Touristen in tropischen
Ländern, im Volksmund »Montezumas Rache« genannt. C.
sind auch der häufigste Erreger von Hirnhautentzündung
bei Neugeborenen. Außerhalb des Darms können sie in
Wunden, Blase und Bauchfell zu chronischen Entzündungen führen.
Was ist das, und was tun?
72
die Erregerenzyme inaktivieren. Desinfektoren sind staatlich
geprüfte Fachleute, die z. B. mit Gesundheitsbehörden und
Krankenhäusern eng zusammenarbeiten. Im Gebäudereiniger-Handwerk ist dieser Experte die Kontaktperson zu
den Klinikleitungen.
Destilliertes Wasser wird auch chemisch reines Wasser
genannt. Es wird durch Verdampfung und Kondensation
aus »normalem« Wasser gewonnen. Durch diese Vorgänge
werden Verunreinigungen und organische Stoffe, wie Bakterien, entzogen.
Desodorierung (lat. odor = Geruch) ist ein Prozess, der
den Geruch – meist durch ätherische Öle – verbessert bzw.
schlechte Gerüchte zerstört oder überdeckt. Kosmetische
Desodorierungsmittel (Stifte, Spray) enthalten zusätzlich
pilz- und bakterienzerstörende Stoffe gegen Schweiß. Desodoran gibt es neben Sprays auch für das Versprühen in
der Raumluft und ist in Reinigungs- sowie Pflegemitteln
enthalten.
E
Ethylendiaminotetraessigsäure – kurz EDTA – ist seit vielen Jahren in der Diskussion. Günstige Eigenschaften haben
der E. zu vielfältigem Einsatz verholfen, u.a. in Reinigungsmitteln für die Ernährungsindustrie und bei Waschmitteln.
Doch ökologische Bedenken stellen den Einsatz infrage,
denn die Substanz bindet Schwermetalle und wird bei der
Trinkwasseraufbereitung nur schlecht zurückgehalten. Die
chemische Industrie hat 1991 eine Selbstverpflichtung abgegeben, den EDTA-Einsatz in gewässerrelevanten Anwendungen zu vermindern. Das ist gelungen. Der EDTA-Verbrauch
hat sich gegenüber früher inzwischen in etwa halbiert.
Eiweißflecken auf Textilien – z. B. in Sperma und Blut
enthalten – können mit einer alkalischen bzw. phosphathaltigen Waschmittellösung beseitigt werden.
73
Entseuchung ist die andere Bezeichnung für Desinfektion.
Entwesung ist eine andere Bezeichnung für Schädlingsbekämpfung.
F
Fensterreinigung mit warmem Wasser und Zusatz von Glasreinigungsmittel bzw. als Spray anwenden. Die Glasscheiben
zunächst mit klarem Wasser oder leichtem Mittelzusatz
senkrecht waschen, dann waagrecht abledern (alternativ ist
Feuchtigkeit aufsaugendes Zeitungspapier auch hilfreich,
besonders bei kleineren Fensterflächen).
Die Kanten lassen sich am besten mit dem Fensterleder
säubern. Diese werden aus Wild-, Schaf- und Ziegenfell in
unterschiedlichster Qualität bzw. Gerbungsart hergestellt.
Neue Leder zunächst mit lauwarmem Wasser auswaschen,
damit Gerbstoffreste gelöst und entfernt werden.
Nach der Arbeit mit dem Leder dieses auswaschen und zum
Trocknen aufhängen oder über den Eimer legen. Fensterleder sind säureempfindlich!
Fettflecken auf Textilien möglichst rasch mit Kartoffelmehl
bestreuen und einwirken lassen. Dann vorsichtig ausbürsten. Auf einer unbehandelten (!) Holzplatte verschwinden
sie am besten mit Töpferton, der einwirken sollte und dann
weggebürstet wird. Danach die Tischplatte feucht abwischen.
Was ist das, und was tun?
Emissionen werden alle Auswirkungen genannt, die speziell von von Menschen geschaffenen Anlagen (z.B. Motoren und Kraftwerke) ausgehen: Luftverschmutzungen,
Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und
andere Erscheinungen. Nicht alle, aber sehr viele können
»unhygienisch«, schädlich und ungesund sein.
Was ist das, und was tun?
74
Feuchtwischen wird gegen lose aufliegenden Feinschmutz
(Staub) gehandhabt. Vorteil: Feinerer Schmutz wirbelt nicht
auf, sondern wird von den feuchten Tüchern (Vlies, Gazen, Baumwolle, Mop) aufgenommen und beseitigt. Als
Wischwasser-Zusatz bzw. zur Auftragung direkt aufs Tuch
empfiehlt sich ein Feuchtwischmittel.
Filzschreiber -Bemalungen und Filzstichflecken, z.B. auf
kunstharzbeschichten Flächen, wie Schreibtischen etc., lassen sich mit einem Lösemittelgemisch (evtl. Lackverdünner)
beseitigen. Auf lackierten Flächen sind die Schmierereien
problematisch. Es lohnt dann ein Versuch mit einem Mittel,
das Butyglykol enthält. Das ist in vielen Bodenbelag-Grundreinigern enthalten. Bei Kleidungsstücken den Fleck mit
Reinalkohol oder Aceton (dieses aber nicht bei Kunstfasern
anwenden!) bearbeiten. War hingegen ein Kinder-Filzstift
der Übeltäter, der mit Lebensmittelfarbe gefüllt ist, dann
lässt er sich der Fleck auch auf Textilien leicht mit Seifenlauge beseitigen.
Fliegen sind Hygieneschädlinge und Lästlinge. Es gibt in
unseren Breitengraden die Große Stubenfliege, Stechfliege,
Graue und Blaue Fleischfliege sowie die Goldfliege und
75
Flöhe verursachen bei Menschen, Katzen und Hunden
schmerzhafte Stiche. Die Insekten saugen Blut. Der Juckreiz
hält oft tagelang an. Schlimmstenfalls übertragen Flöhe dazu
noch Bandwürmer. Die hüpfenden Biester sind dunkelbraun
bis schwarz sowie bis zu 4 mm lang, mit starken Sprungbeinen. Brutstätten sind – das Insekt legt bis zu 400 Eier, die
Larven sind fadenförmig – vor allem Staubansammlungen
in Ritzen, Fugen und Ecken. Bekämpft werden sie durch
insektizide Mittel (Einzelhandel, Apotheke).
Fruchtsaftflecken möglichst sofort mit Salz bestreuen, kurz
einwirken lassen und mit heißem Wasser auswaschen.
Fußpilz (s. S. 38) wird häufig in Badeanstalten übertragen.
Empfohlen wird, dort nach dem Baden von Desinfektionsduschen für Füße Gebrauch zu machen.
G
Gipsflecken auf Textilien trocknen lassen. Sie können dann
nur vorsichtig ausgebürstet werden. Wasser oder Säuren
nutzen nichts, im Gegenteil, es werden die Flecken noch
größer, weil sich die erweichte Gipsmasse verteilt.
Grasflecken auf Kleidung bedeuten, dass diese mit Chlorophyll verschmutzt ist. Am günstigsten für die Reinigung
ist ein enzymhaltiges Waschmittel oder Weingeist. Dann
gründlich auswaschen, erst mit kaltem, dann mit warmem
Was ist das, und was tun?
Essigfliege. Sie können Infektionskrankheiten übertragen.
Fast alle Fliegen mögen am liebsten Süßes. Damit lassen
sie sich auch am besten ablenken von dem, an das sie nicht
heran sollen. Als Falle dient eine leere Flasche mit möglichst engem Hals. Dort hinein ca. 20 Gramm Zucker mit
zwei Teelöffel Fruchtsirup geben. Die Fliegen surren hinein
und finden nicht mehr heraus. Andere Möglichkeiten sind
Leinbandfliegenfänger, Plattenköcher mit getränktem Vlies
zum Aufhängen, UV-Lichtfallen, Fliegenköder, Räuchern,
Sprühen, Zerstäuben von Insektiziden.
Was ist das, und was tun?
76
Wasser.
Helle Stoffe müssen eventuell mit Bleichmittel nachbehandelt werden. Je nach Stoffart wirksame Alternative:
Backpulver auf den Fleck streuen, einwirken lassen und
vorsichtig ausbürsten.
Grafitflecken, z.B. von Bleistiftminen, mit Vollwaschmittel
entfernen, evtl. mit einem fettlösenden Reinigungsmittel.
Gummistriche können mit Cleanerspray oder mit lösemittelhaltigen Reinigern beseitigt werden. Solche Verschmutzungen entstehen auf Fußböden bzw. Hartbodenbelägen
durch den Abrieb von Schuh-Gummisohlen. Bei der Reinigung sollte aber bei lösemittelempfindlichen Bodenbelägen
Vorsicht walten.
H
Haarfärbemittel auf Textilien sind äußerst hartnäckig und
schwierig dazu zu beseitigen. Am besten erst einmal mit
Waschmittel versuchen, evtl. Salmiak einsetzen; wenn notwendig noch bleichen.
Händedesinfektion (s. Desinfektion) – Hierbei wird zwischen hygienischen und chirurgischen Anforderungen an
das entsprechende Mittel unterschieden. Die Desinfektionsmittel sollten ein möglichst breites, reinigungsaktives
Wirkungsspektrum haben, dürfen jedoch keine Hautallergien hervorrufen.
Handwaschpaste empfiehlt sich bei gröberen Anhaftungen
und Verschmutzungen der Hände. Sie besteht aus Seife,
synthetischen Tensiden, Sägemehl oder feinem Sand.
Harzflecken lassen sich meist mit Lösungsmitteln (wie
Aceton) entfernen.
Holzwürmer sind eigentlich die Larven des Totenuhr- bzw.
Klopfkäfers und erkennbar, wenn aus einem Möbelstück
77
Immissionen (vgl. Emissionen) sind schädliche Umwelteinwirkungen aller Art (Luftverunreinigungen, Geräusche,
Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen etc.), von denen
Gefahren, Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die
Was ist das, und was tun?
feinstes Sägemehl rieselt. Die Larven der Käfer höhlen
Hölzer schwammartig aus. In Eigenhilfe können sie durch
Heißluftbehandlung von mindestens 60 Grad vernichtet
werden. Wer eine Sauna hat, kann das befallene Möbelstück
dort für eine Stunde bei 90 Grad hineinstellen. Aufgüsse mit normalem Wasser verhindern Trocknungsrisse im
Holz. Der Holzbock ist gleichfalls ein Käfer, dessen Larven
das Holz so aushöhlen können, dass komplette Dachstühle
einstürzen. Angebohrte bzw. ausgehöhlte Wohnungsbalken
oder Fußböden sollten von einem Schädlingsbekämpfer
behandelt werden.
I
Was ist das, und was tun?
78
Allgemeinheit oder einzelne Gruppen – auch auf Tiere und
Pflanzen bezogen – ausgehen.
Infektionen bzw. Infektionskrankheiten entstehen durch
Erreger (Bakterien, Viren, Pilze), wobei zwischen – durch
»Infektketten« wie Mensch-Tier-Mensch oder Mensch-Nahrung-Mensch – übertragbaren und nicht übertragbaren
(z.B. Wundstarrkrampf, Gasbrand) Infektionen zu unterscheiden ist.
Von Mensch zu Mensch können z.B. Typhus, Diphterie,
Scharlach, Tuberkulose, Grippe und Masern übertragen
werden. Von »Zwischenträgern« werden z. B. Malaria,
Schlafkrankheit und Fleckfieber weitergegeben. Reservoir
der nicht übertragbaren Infektionen ist die so genannte
unbelebte Natur (Bodenbakterien, Bazillen bzw. Sporen).
Bei massenhaft übertragbaren Infektionskrankheiten wird
zwischen der schwer kontrollierbaren Endemie (in einem
umschriebenen Gebiet zeitlich unbegrenzt auftretend) und
Epidemie (in bestimmten Gebieten in begrenztem Zeitraum
bei feststehender Bevölkerungsgruppe auftretend) unterschieden. Die Forschung dazu heißt Epidemologie (Seuchenkunde).
J
Jodflecken auf Textilien sehen je nach Gewebeart blau bis
schwarzblau, auch gelbbraun aus. Im normalen Haushalt
kommen solche Flecken seltener vor, eher in medizinischen
Bereichen. Sie können mit einem normalen Waschmittel
entfernt werden, in hartnäckigen Fällen evtl. verdünntes
Natriumhiosulfat bzw. Burmol (in Apotheken erhältlich) zusetzen. Dann aber Vorsicht bei farbempfindlichen Stoffen.
Joghurt auf der Kleidung: Den Fleck am besten eintrocknen
lassen und sanft ausbürsten. Reste vorsichtig mit Seifenlö-
79
K
Käfer können in verschiedenen »Ausgaben« im Haushalt
auftreten: Hausbock, Speckkäfer, Messingkäfer, Diebskäfer,
Klopfkäfer, Teppichkäfer, Schinkenkäfer, Maiskäfer und
Korn- und Brotkäfer sind die am meisten erscheinenden.
Der goldgelb, behaarte Messingkäfer z.B. frisst sich durch
Holz, Fasern, Leder, Teppiche und Textilien. Gegen ihn hilft
das ökologische Kieselgur-Pulver (in der Apotheke erhältlich), das auf die betroffenen Stellen gestreut wird. Nach
einem Tag die Sachen waschen, reinigen oder absaugen.
Der braunweiß-schwarze Teppichkäfer (3-5 mm) mag Berber,
Brücken, Pelze, Polster, Seide und Federn. Er sitzt gerne am
Licht, zum Beispiel an Innenseiten von Fenstern. Minusgrade sind tödlich für ihn. Befallene Textilien also in einen
Plastiksack stecken, in der Gefriertruhe schockfrosten und
schnell wieder auftauen. Möglich ist auch, die Textilien zu
waschen, Möbel reinigen zu lassen, Schränke auszusaugen
und auszuwischen. Vorbeugend sollte auch die Luftfeuchtigkeit gering gehalten und allgemein auf Sauberkeit geachtet
werden. So ziehen Körpergeruch und Hautschuppen die
Schädlinge regelrecht an.
Die schwarzbraunen Kornkäfer werden bis zu 5 mm groß,
fressen kleine Löcher in Tüten und Kartons, um an die
Lebensmittel zu kommen. Der kleinere (rotbraune) Brotkäfer frisst außer Lebensmitteln auch Leder und Papier. Er
soll sich sogar schon durch Aluminiumfolie durchgebissen
haben.
Radikal können und sollten Käfer mit insektiziden Mitteln
bekämpft werden (Beratung im Fachhandel empfohlen), und
zwar durch Sprühen, Spritzen, Bestäuben oder auch durch
Was ist das, und was tun?
sung auswaschen. Bei empfindlichem Material Waschbenzin
nehmen.
Was ist das, und was tun?
80
fachmännische Vernebelung, falls ein größerer Befall eingetreten ist. Jedenfalls müssen alle befallenen Lebensmittel
weggeworfen werden. Genau genommen sollte das Müsli
usw. aber mindestens 20 Minuten bei 80 Grad im Backofen
geschmort oder zehn Tage tiefgefroren werden. Geschieht
das nicht, leben die Insekten munter in der Mülltonne
weiter und können wieder ins Haus gelangen. Zur weiteren
ökologischen Vorbeugungs- und Bekämpfungsmöglichkeit
siehe auch unter Motten.
Kaffeeflecken sind mit Waschmittel zu beseitigen; in widerspenstigen Fällen mit einem entsprechenden
Lösungsmittel bzw. einem enzymhaltigen Detachiermittel (s.
Kakaoflecken).
Kakaoflecken auf der Kleidung oder anderen Textilien am
besten erst einmal mit kaltem (!) Wasser ausspülen. Danach evtl. Reste mit Waschmittel beseitigen, evtl. Salmiak
81
Kakerlaken (s. Schaben)
Kalkflecken auf Textilien lassen sich mit Essigsäure entfernen. Anschließend gleich gut mit Wasser auswaschen,
sonst können Faserschädigungen auftreten.
Kaugummi ist besonders hartnäckig, lässt sich dennoch
gut beseitigen. In Stoffen und Kleidung gelandet, das gute
Stück in Plastikbeutel und ins Gefrierfach packen. Der Kaugummi wird hart und lässt sich meist mühelos abpflücken.
Die Beseitigung auf Böden kann mit einem citrushaltigen
Grundreiniger erfolgen. Möglich ist auch hier eine Vereisung mit einem Spezialspray und Wegschaben mit Spatel.
Dieses Verfahren kann ebenso auf Textilböden angewendet
werden. Dort ist auch das Ablösen mit reinem Alkohol oder
anderen geeigneten Lösemitteln möglich (im Fachhandel
nachfragen).
Kehrspäne oder -mehl kann verwendet werden, um Schmutz
ohne Staubaufwirbelung zu entfernen, was hygienischer
ist. Die feinen, mit unterschiedlichen Wirkstofflösungen
getränkten Holzspäne werden hauptsächlich bei der Reinigung großflächiger Räume eingesetzt.
Kernseife ist eine feste Seife, gewonnen durch Verseifung
von Fetten mit Natronlauge. Die Seife ist zum Waschen
und Reinigen von Textilien bestimmt, für die Körperpflege
ist sie zu intensiv und »rauh«. Im Gegensatz dazu gibt
es dickflüssige Schmierseife, die mit Kalilauge hergestellt
wird, die ebenfalls als Reinigungshilfe dient, so wie auch
die Gallseife als Stoff schonendes Textilreinigungsmittel.
Sie enthält Ochsengalle.
Kerzenwachsflecken bestehen aus verschiedenen Wachsen
mit meist fettlöslichen Farbstoffen. Zur Beseitigung von
Was ist das, und was tun?
einsetzen. Wenns ganz schlimm sein sollte, im Handel nach
einem enzymhaltigen Detachiermittel (ein Gemisch von
organischen Lösungsmitteln) fragen.
Was ist das, und was tun?
82
Textilien saugfähiges Papier auf den Fleck legen und mit
dem Bügeleisen anwärmen. Das Wachs wird vom Papier
aufgenommen. Wachsreste mit Lösemittel entfernen. Gleiches gilt für Bienenwachsflecken.
Kugelschreiberflecken auf Textilien mit Lösungsmittel wie
Aceton oder Äthylacetat entfernen.
L
Lakritze auf der Kleidung mit Schmierseifenlauge herauswaschen. Vorher aber Empfindlichkeit des Textilstoffes
checken.
Läuse gibt es in unterschiedlichen Arten und »Funktionen«
(s. auch Kapitel 3): Kleiderlaus, Kopflaus, Filzlaus, Bücherlaus, Staublaus. Letztere sind 1 bis 2 mm – also gut sichtbar
– groß. Staubläuse fühlen sich nur in relativ feuchter Luft
und bei feuchtem Untergrund wohl, vor allem auf und in
Papier, Tapeten oder Büchern. Trockenhaltung ist das beste
Gegenmittel, notfalls mit dem Fön arbeiten. Der Hautpanzer
dieser Läuse ist so dünn, dass sie gleich mit austrocknen.
Bei Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent im Hause haben die
Staubläuse erst gar keine Chance.
Die schmutzigweiß-gelbbraune Kleiderlaus wird immerhin
bis zu 4 mm groß. Sie hält sich bevorzugt auf der Innen-seite,
in Nähten und Falten von Kleidungsstücken auf, vermehrt
sich in großer Zahl, sticht den Menschen und gehört zu den
Krankheitsüberträgern.
Die Kopflaus sieht ähnlich aus wie die Kleiderlaus, ist aber
etwas kleiner (maximal 3 mm). Sie setzt sich ins Kopfhaar,
hauptsächlich in den Bereich der Ohren und des Nackens.
Ihre Nissen (Eier) werden von so fest an das Haar gekittet,
dass sie sich auch durch Waschen nicht beseitigen lassen.
Eine Behandlung mit wirksamen Mitteln, die auf Rezept
über den Arzt und/oder direkt in der Apotheke erhältlich
sind, ist notwendig (z.B. Infecto Pedicul). Gute schriftliche
83
Die Filzlaus ist nur bis zu 1,5 mm lang und grauweiß, befällt
vorwiegend Schamhaare, seltener andere Körper- bzw. Barthaare. Ihre Stiche rufen einen starken Juckreiz hervor.
Leimflecken oder solche von Klebern, da Klebemittel bekanntlich möglichst intensiv zusammenhalten sollen, zählen
zu den hartnäckigsten. Ist er schon hart, mit einem Messer
das Grobe vom Textilstoff abkratzen. Dann mit lauwarmem
Wasser mit etwas hinzugefügtem Essig drangehen. Ist immer noch nicht alles weg, vorsichtig mit Spiritus ausreiben.
In den meisten Fällen gelingt es.
Was ist das, und was tun?
Patienteninformationen zu Kopfläusen halten Pharmaunternehmen, Ärzte und Apotheken vor (Pharma-Adresse im
Anhang).
Was ist das, und was tun?
84
Der dänische
Läuse-Staubsauger
Kopfläuse lassen sich hervorragend mit Haushaltsstaubsauger aus
den Haaren entfernen: Carsten Hoegholm aus dem dänischen Hobro
erfand Ende 2002 den »Lusesnapperen«, einen Kammaufsatz, der
auf einen gewöhnlichen Staubsauger geklemmt wird. Der Clou des
Läusesaugers ist ein zusätzlicher Schlauch mit Filter und einem
Auffangbehälter für die kleinen Biester. Tests haben ergeben, dass
nach viermaliger Behandlung innerhalb von 14 Tagen mit dem
Kammsauger fast 100 Prozent der Versuchspersonen vollkommen
vom Befall befreit werden. Bei dichten oder dicken Haaren sollte die
Prozedur fünfmal durchgeführt werden.
Den Läuseaufsatz für den Staubsauger gibt es seit Januar 2003 als
Serienprodukt in dänischen Geschäften zu kaufen.
Likörflecken enthalten Zucker, Tannin und pflanzliche
Farbstoffe. Von Textilien werden sie aufgesaugt und haben
dann eine gelbe bis braune Farbe. Nicht mit heißem Wasser drangehen, sondern mit lauwarmer, fast noch kalter
Waschmittellösung beseitigen.
Limonadeflecken (s. Likörflecken)
Lippenstiftflecken bestehen aus Wachs, Fetten und Farbstoffen. Mit Lösungsmittel, z.B. Aceton, lassen sich diese auf
Textilien beseitigen. Evtl. Rückstände mit Feinwaschmittel
behandeln oder in hartnäckigem Fall mit heißem Spiritus
lösen (Vorsicht, da wie viele andere Lösungsmittel auch
sehr leicht brennbar).
M
Marmelade in verkleckerter Form ist relativ harmlos. Solche
Flecken lassen sich in der Regel leicht mit Seifenwasser
bekämpfen, indem die betreffende Stelle kurze Zeit in der
Lauge eingeweicht und danach ausgewaschen wird.
Matratzen erweisen sich als wahres Biotop, das den Schlä-
85
Wöchentliches kräftiges Absaugen der Matratze mit speziellem Staubsaugerkopf für Textilien bringt Abhilfe; für den
gewerblichen Bereich gibt es heute zudem ein besonderes
Reinigungsverfahren. Die Gefahr beim Absaugen besteht
jedoch, dass ein Teil der Milbenfracht mit dem Abluft des
Staubsaugers wieder an die alten »Futterplätze« zurückkehrt. Daher wird empfohlen, den Staubsaugerbeutel bzw.
die Filter öfter als normalerweise üblich zu wechseln. Ideal
ist eine zentrale Staubsaugeranlage, bei der der Staub in
Spezialbehältern im Keller gesammelt und die Abluft ins
Freie geblasen wird.
Mäuse im Haus (= Hausmäuse) sind unangenehm, wenn
auch die Tiere selbst keine Gefahr darstellen. Jedoch entsteht eine starke hygienische Belastung, denn Krankheiten
können übertragen werden. Die kleinen Gesellen lassen sich
radikal beseitigen oder auf sanfte Weise hinaustreiben. Zunächst sind jedoch alle Lebensmittel zu schützen und in fest
verschlossenen in Glas- und Metallbehältern aufzubewahren,
bis die Täter dingfest gemacht sind.
Das Überleben der Nagetiere garantierende Methoden sind:
mit Terpentin getränkte Watte- oder Stoffknäuel (Vorsicht
aber: Feuergefahr!) auslegen; am besten direkt in die Mäuselöcher bzw. in die Nähe der vermuteten. Kamille- und
Pfefferminzdüfte mögen die dunkelgrauen Vorratsschädlinge ebenfalls nicht. Wenn das Beduftungsverfahren lang
genug praktiziert, verlassen sie eventuell das Haus. Weitere
Gnadenmethode ist das Aufstellen so genannter Lebendfallen. Wie bei den tötenden Schnappfallen, so sind bei
diesen mehrere erforderlich, denn meist sind bereits ganze Familienclans im Haus, wenn Mäuse entdeckt werden
(markante Merkmale sind kleine, längliche Kotbrocken).
Was ist das, und was tun?
fern arg zusetzen kann. Die allergenhaltigen Exkremente
von Hausstaubmilben, vermischt mit Staub und Bakterien,
werden bei jeder Bewegung aufgewirbelt. Sie sind Ursache
für Juckreiz, Ekzeme, Schleimhautentzündungen, gerötete
Augen, Atembeschwerden und sogar für Bronchitis.
Was ist das, und was tun?
86
Lebendfallen gibt es in Haushaltsgeschäften, Drogerien und
evtl. im Supermarkt. Diese sollten mit dem »Leibgericht« der
Hausmäuse bestückt werden, – Kuchen, Schokolade, Käse,
Apfelstückchen etc.
Eingefangene Mäuse sollten dann sehr weit weg vom Haus
– mindestens zwei Kilometer – freigelassen werden, sonst
kehren sie prompt in ihre lieb gewordene Umgebung zurück.
Weitere Empfehlungen, auch die giftigen, hält Ökotest parat
(s. im Anhang).
Messies (= engl. mess: Chaos, Unordnung) sind Menschen,
die überhaupt keine Ordnung und Organisation in ihren
Alltag und vor allem nicht in ihren Wohnbereich hinein
bekommen. Einhergehend leiden sie unter einer extremen
Sammelwut. Das Chaos endet oft in völlig unhygienischen
Zuständen. In vielen Fällen müssen Messie-Menschen auf
behördliche Anordnung regelrecht aus ihrem angesammelten »Müll« – der in ihrer eigenen abnormen Vorstellung
jedoch kein Abfall ist – befreit werden. Messies bedürfen
psychotherapeutischer Behandlung. Es gibt auch Selbsthilfegruppen (s. Anhang).
Motten befallen Lebensmittel (Dörrobstmotte, Mehlmotte)
als auch Textilien. Der Befall von Lebensmittel ist erkennbar an kleinen Löchern in bzw. feinen, weißen Fäden auf
Verpackungen. Bekämpft werden Motten im Küchen- und
Kleiderschrank am wirksamsten mit chemischen Produkten,
die das Fraßgift Eulan enthalten (Fachberatung em-pfohlen!). Biologisch-ökologisch und vorbeugend empfiehlt sich
Zedernholzöl, gleichfalls im Einzelhandel als dosierender
»Duftspender« erhältlich. Überhaupt sind ätherische Öle von
Zitrusfrüchten, Pfefferminze, Lavendel und Anis ideal, um
Wespen, Fliegen, Motten, Ameisen oder Käfer abzuhalten.
Daher sollten Duftsäckchen mit diesen natürlichen Stoffen
in den Schränken verteilt werden. Auch das Öl Niem, gewonnen aus dem gleichnamigen tropischen Baum, vertreibt
viele Haushaltsschädlinge.
87
Milchflecken sofort nach dem Auftreten mit kaltem Wasser
auswaschen. Bei größerem »Unglück« oder bereits gealterten Flecken sollte ein enzymhaltiges Waschmittel oder
Seifenwasser angewendet werden.
Mücken mögen Körperwärme und Schweißgeruch. Beides
ist für sie das Signal zum Angriff. Mit Lotionen zum Auftragen auf die Haut kann Schutz gewährt werden. Nach
einer Untersuchung der »Stiftung Warentest« hielt »Autan
Family Milch« die Blutsauger am längsten fern – drei bis
vier Stunden (Achtung: solche Lotions können andererseits
Allergien auslösen, dauerhafter Einsatz ist daher nicht empfehlenswert). Öko-Alternative: Lavendelöl, das etwa eine
Stunde lang wirkt.
Mykosen sind Erkrankungen durch Pilze.
N
Nasswischen auf Böden sollte dort stets geschehen, wo Verschmutzungen wie Getränkeflecken oder Straßenschmutz
entfernt werden müssen oder wo eine keimtötende Reinigung verlangt wird (Kliniken, Praxen, Groß- küchen).
Was ist das, und was tun?
Milben (s. auch Matratzen) sind winzige Tiere (maximal
nur 0,5 mm groß). Die Krätzmilbe als so genannte Schmutzkrankheit lebt in der Haut, verursacht Juckreiz und ekzemartige Hautveränderungen (Vorschriften bei Erkrankung im
Bundesseuchengesetz). Vorbeugung: Gute Körperhygiene.
Die Hausmilbe ist weißlich. Zu deren Massenvermehrung
kommt es in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit und bei
Schimmelbildung. Die Mehlmilbe befällt Körner, Teig- und
Backwaren, die dann für den Menschen gesundheitsschädlich sind. Die rötliche Grasmilbe kommt im Freien vor, kann
folgenreich Mensch und Tier befallen: Juckreiz, Ekzeme,
Allergien. Haus- und Grasmilbe sind mit speziellen Mitteln
(Akarizide) zu bekämpfen.
Was ist das, und was tun?
88
O
Obst- und Beerenflecken auf Textilien enthalten Naturfarbstoffe. Daher mit Seife entfernen bzw. mit Reinigungsmittel,
das Ammoniumhydroxid oder schweflige Säure enthält. Bei
weißen Geweben ist Burmol dienlich.
Ohrwürmer sind bekanntlich keine Würmer, sondern Insekten. Wieso der Ohrwurm in Deutschland so genannt
wird, ist nicht genau belegt. Es gibt mehrere Deutungen,
wobei die Version, dass das Insekt mit seinen beißenden
Mundwerkzeugen gerne in Ohren kriechen soll, ins Reich
der Märchen gehört. Abgesehen, dass er hier nichts zu
fressen findet, vertragen die Tiere unser bitteres Ohrenschmalz nicht. Trotzdem sind sie im Haus, wohin sie nicht
gehören aber sich dort gelegentlich einnisten, lästige und
unangenehme Gesellen.
Relativ leicht lassen sie sich mittels einer künstlichen Schlafstelle fangen und anschließend in der freien Natur aussetzen, wo sie sich mit Vorliebe von Blattläusen, Spinnmilben
sowie Eiern und Larven anderer Insekten ernähren.
In der Nähe der Stelle, wo sich Ohrwürmer in der Wohnung
verstecken, sollte ein mit Holzwolle gefülltes Gefäß leicht
angehoben aufgestellt werden. Die Insekten krabbeln hinein
in die Holzwolle und lassen sich anschließend entfernen.
P
Pflanzenheilkunde hat ihre historische – sprich volksheilkundliche, z.B. »Hildegard-Medizin« – und auch eine moderne Bedeutung. Es steht eine lange Reihe von Pflanzen
als spezielle Therapeutika in unterschiedlichen Konzentrationen und Formen zur Verfügung. Ganz wenige Beispiele:
Holunder (Sambucus nigra) hilft bei Erkältungskrankheiten,
die Wurzel des Wilden Indigo (Baptisia tinctoria) bewirkt
eine Anregung der Vermehrung von Leukozyten (weißen
Blutkörperchen). Der Lebensbaum (Thuja), ein stark harz-
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Produkt-Codierung für Reinigungs- und Pflegemittel ist
vor allem für das Gebäudereiniger-Handwerk (seit 1934
anerkannter Handwerksberuf / vgl. Kap. 5) wichtig, denn
dieses wendet eine Vielzahl chemischer Reinigungsmittel
an. Ohne Chemie sind die großen und unterschiedlichen
Anforderungen der Auftraggeber an Sauberkeit, Hygiene
und optisches Bild nicht zu verwirklichen. Der Produkt-Code
– festgelegt von Verbänden und Institutionen – bietet den
Firmenmitarbeitern verständliche, aber dennoch wirksame
Instrumente, womit den Pflichten nach der Gefahrstoffverordnung nachgekommen werden kann.
Putzteufel oder Putzfimmel, Putzwut, Putzsucht, Putzwahn
und Saubermann sind ironische, scherzhafte Bezeichnungen für übertriebene Sauberkeit bzw. Reinlichkeitswahn.
Bei übersteigertem Sauberkeitsstreben gibt es auch psychische Krankheitsformen unterschiedlicher Ursachen. Das
Gegenteil sind Menschen, die Sauberkeit und Ordnung aus
verschiedenen Gründen nicht in den Griff kriegen (s. z.B.
Messies).
S
Salmonellose oder Salmonelleninfektion ist die wichtigste
durch Lebensmittel übertragene Darmerkrankung des Men-
Was ist das, und was tun?
haltiges Gehölz, wirkt als Arzneidroge u.a. gegen Viren.
Echinacea oder purpurfarbener Sonnenhut wirkt gegen
Atemwegserkrankungen und bei bakteriellen Infektionen.
Die Wurzel des Meerrettich (Armoriaciae rusticanae radix)
enthält Senföl und wirkt als Arznei antimikrobiell, wie
bei Atemwegskatarrhen oder Harnwegsinfektionen. Die
Ringelblume (Calendula officinalis) enthält ätherische Öle
mit Wirksamkeit gegen verschiedene Pilze und Bakterien,
auch bei schlecht heilenden Wunden in Form von Tinktur
oder Salbe anwendbar. Thymian (Thymus vulgaris) wird als
Keuchhustenmittel gerühmt, aber auch bei Entzündungen
der Mund- und Rachenschleimhaut.
Was ist das, und was tun?
90
schen. Eine Infektion mit Salmonellen ist meldepflichtig
(Näheres im Text Kap. 5).
Schaben – regional unterschiedlich Kakerlaken, Schwaben
oder Russen genannt – sind ein Fall für den Schädlingsbekämpfer, da sie sich von Laien nur schwer ausrotten lassen.
In Mitteleuropa kommen die gelbbraune Deutsche Schabe
(auch Hausschabe = Blattella germanica) und die Orientalische Schabe (auch Bäcker- oder Brotschabe genannt = Blatta
orientalis) vor. Sie werden bis zu drei Zentimeter groß. Die
Biester lieben warme, dunkle und feuchte Schlupfwinkel,
sind daher selten und tagsüber gar nicht zu sehen, machen
sich oft aber durch üblen Geruch bemerkbar. Sie sind Allesfresser. Kakerlaken zählen zu den gefährlichen Krankheitsüberträgern. Ein Befall muss nicht auf mangelnde Hygiene
zurückzuführen sein, sondern die Insekten können auch mit
dem Gepäck aus Urlaubsländern eingeschleppt werden.
Schokoladenflecken sind vergleichbar mit dem Kakaofleck.
Mit kaltem Wasser spülen und oberflächliche Verschmutzung entfernen. Dann mit Seifenlauge behandeln, danach
das Kleidungsstück normal waschen.
Seifen sind die zu Reinigungszwecken gewonnenen Alkalisalze der höheren Fettsäuren (s. auch Kernseife). Seife wird
– so wie in alten Zeiten – aus pflanzlichen und tierischen
Fetten hergestellt. Rohstoffe sind hauptsächlich Rindertalg, Schweinefett, Kokosfett und verschiedene Ölsorten.
Hinzugegeben werden Duft- und Farbstoffe sowie einige
andere Substanzen.
Seifenoper hat keinerlei Bezug zur Körperpflege. Es ist
ein Ausdruck für seichte Fernsehfilm-Unterhaltung, meist
in Fortsetzungen.
Silberfischchen zählen auch zum Ungeziefer, das Feuchtigkeit liebt. Die lichtscheuen, silbergrauen Gesellen können
bis zu 1,2 cm lang werden. stürzen sich mit Vorliebe auf
Papier, Leder, Tapeten, Textilien. Es hilft eine nicht chemi-
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Staubsaugen (vgl. Infos unter Matratzen) dient dem Entstauben bzw. Entfernen lose aufliegendem Schmutzes, hauptsächlich auf textilen Belägen sowie auf Flächen aller Art,
die mit anderen Reinigungsmethoden schwer zugänglich
sind (Polster, Heizkörper, Buchregale, Bilderrahmen, etc.).
Der legendäre Staubwedel, wie aus den Aktivitäten von Zimmermädchen in alten Filmen und aus dem Boulevardtheater
bekannt, sollte heutzutage nicht mehr verwendet werden,
– wird doch mit dem Wedel der Staub nur aufgewirbelt und
neu verteilt. Ein Staubtuch hingegen ist vom Gewebe her
beidseitig so gerauht, dass es den Staub bindet. Teils sind
diese Tücher auch antistatisch und speziell imprägniert, so
dass der Schmutz besser aufgenommen wird.
Sterilisation dient der Abtötung sämtlicher Mikroorganismen, mit anderen Worten aller Keime und Sporenbilder, also
nicht nur der krankheitserregenden (s. Desinfektion).
Was ist das, und was tun?
sche Keule aus Zucker-Borax-Gemisch (Borax in Apotheken
erhältlich). Bei geringerem Befall genügt es, Ritzen und
Fugen, in denen sie sich – meist in Küchen, Badezimmern,
Waschräumen und Abstellkammern – verstecken, mit dem
Föhn zu trocknen und mit dem Staubsauger herauszusaugen. Bestes vorbeugendes Mittel: die Räume lüften, damit
keine feuchten Stellen entstehen.
Was ist das, und was tun?
92
Chemische Sterilisation erfolgt u.a. durch das giftige Gas
Äthylenoxid oder durch das wasserlösliche Gas Formaldehyd. Als 35-prozentige Lösung wird es Formalin genannt,
das auch zur Konservierung von Leichen(teilen) und infektiösem Material verwendet wird. In nur maximal 5-prozentiger Lösung ist Formaldehyd auch als Desinfektionsmittel
verwendbar.
Physikalische Sterilisation bedeutet die Anwendung von
Hitze (180 bis 200 Grad Celsius) – s. Abkochen – und heißem
Dampf, oder von energiereicher (ultravioletter) Strahlung
sowie die Sterilfiltration, mit der Flüssigkeiten oder Gase
durch einen Filter von Mikroorganismen befreit werden.
Spinnen (Araneiden) sind ein fast notwendiges Übel. Weltweit gibt es rund 20 000 Arten. In Wohnungen unserer
Breitengrade kommen nur ungiftige Spinnen vor. Haushaltstechnisch lästig sind nicht die Tiere selbst, sondern
ihre »netten« Webkünste. Am besten funktioniert die Beseitigung von Spinnweben mit dem Staubsauger. Die Spinnen
selbst zu erledigen, empfiehlt sich, sie aber richtiggehend
auszurotten, ist unnötig. Sie helfen eigentlich sogar dabei,
das eigentliche Ungeziefer im Haus zu bekämpfen. Übrigens gehören auch die Milben (s. unter denselben) zu den
Spinntieren (Arachniden).
T
Teerflecken und gummihaltige Stoffe lassen sich am besten mit Benzol – was überhaupt ein Lösemittel für viele
Kunststoffe ist – beseitigen. Benzol jedoch ist gesundheitsschädlich, daher sind eher verwandte Lösemittel wie Xylol,
Dekalin und Tetralin bzw. Reinigungsmittel anzuwenden,
die nur wenig Benzol enthalten.
Tintenflecken auf Textilien mit (chemischem) Fleckentferner (»Tintenkiller«) beseitigen. Bei größeren Flecken sollte
schweflige Säure zum Einsatz kommen, rund zehn Minuten
einwirken lassen, dann ausspülen. In ganz kritischen Fällen
einen Experten fragen, denn es müssen andere Lösungsmit-
93
V
Viren sind wesentlich kleinere Mikroorganismen als Bakterien. Im Gegensatz zu diesen vermehren sich Viren nicht
auf künstlichen, flüssigen oder festen Nährböden, sondern
nur im Inneren lebender Zellen. Sie sind auf die von den
Zellen produzierten Enzyme angewiesen.
Viren können sich bei Kälte von bis zu 200 Grad jahrelang infektionsfähig halten. Hitze hingegen wird von ihnen
schlecht vertragen.
Sie haben als Erreger einer langen Reihe von Infektionskrankheiten große Bedeutung. Bekannte Viruskrankheiten
sind beispielsweise Röteln, Masern, Mumps, die Grippeerkrankungen, Gelbfieber, Pocken, Papageienkrankheit, Kinderlähmung, Tollwut und Hirnhautentzündung oder bei
Tieren die Maul- und Klausenseuche.
W
Wanzen (Heteroptera) sind kleine bis mittelgroße (1mm bis
10 mm!) Insekten mit stechend-saugendem Mundwerkzeug
und kräftigen Laufbeinen. Die am meisten in Europa verbreitete Bettwanze (Cimex lectularius) wird immerhin 5 bis 8
mm lang. Tagsüber verstecken sich die lichtscheuen Biester,
wenn sie sich im Haus überhaupt angesiedelt haben sollten,
in Ritzen und Leitungsrohren, hinter Bodenleisten, losen
Tapeten und unter Matratzen. Nachts krabbeln sie auf der
Suche nach »Nahrung« ins Bett, stechen und saugen Blut.
Bei empfindlichen Menschen hat der injizierte Speichel der
Wanzen unangenehme Folgen. Er bildet deutliche Papeln
auf der Haut, die mehrere Tage bestehen bleiben. Gegen
einzelne Wanzen hilft bei Entdeckung zwar die Fliegen-
Was ist das, und was tun?
tel, heißer Spiritus oder Oxalsäure eingesetzt werden. Auf
Böden ist es einfacher, z.B. auf Linoleum, Zitronensaft auf
die Tinte, kurz einwirken lassen und abwischen.
Was ist das, und was tun?
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klatsche, bei einer regelrechten Verwanzung von Räumen
sollten die Plagegeister ausgerottet werden, und zwar am
besten vom Schädlingsbekämpfer mit Insektiziden, die den
– für Menschen relativ unbedenklichen – Wirkstoff Pyrethum enthalten. Alternativ bzw. ökologisch empfiehlt sich,
frischen Salbei oder Wermut auszulegen.
Warmduscher hat nichts mit Hygiene zu tun. Umgangsprachlicher Szene-Ausdruck für Männer ohne Mumm oder
die angeblich das Gegenteil von Macho sein sollen.
Waschen von Kleidungsstücken muss nicht übertrieben
werden: Je nach Verschmutzung reichen maximal 60 Grad,
um die normalen Erreger abzutöten und die Wäsche sauber zu bekommen. Sogar Windeln brauchen kein Kochprogramm. Auch auf die Dosierung von Waschmittel achten:
Das Motto »Viel hilft viel« gilt auch hier nicht, im Gegenteil
bleiben bei zuviel Waschpulver die Reste in den Textilien
hängen.
Wasserflecken auf Holz lassen sich mit Speiseöl weg- polieren.
Z
Zecken sind keine Folge mangelnder Hygiene, sondern ein
»Naturereignis«. Doch Schutz- und Vorsorgemaßnahmen
sind wichtig, denn das Risiko von Krankheitsübertragungen
durch diese in der Natur eigentlich nutzlosen Insekten ist
groß.
Zecken zählen zu den Spinnentieren (vgl. auch Spinnen).
Sie können uns wegen ihrer Eigenschaft, sich vom Blut
der Menschen und Tiere zu ernähren, mit gefährlichen
Krankheiten wie den Hirnhautentzündungs-Virus FSME
= Frühsommer-Meningoenzephalitis) und vor allem mit
Borreliose infizieren. Borreliose wiederum beruht auf Bakterien.
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Zecken kommen seltener in Norddeutschland vor, doch
auch dort finden sie sich im Sommer regional verbreitet
insbesondere nach milden Wintern ein.
Beste Vorbeugung, um Zeckenbisse zu vermeiden: Nicht unter Büschen, im Unterholz und hohem Gras aufhalten. Beim
Spazierengehen, Joggen usw. Langärmliges und lange Hosen
tragen. Insektenschutzmittel hilft zwar, aber ersetzt nicht
die anderen Vorsichtsmaßnahmen. Nach dem Aufenthalt
im Freien sollte der ganze Körper gründlich nach Zecken
abgesucht werden. Achtung: Auch Haustiere können Zecken
auf den Menschen übertragen.
Was ist das, und was tun?
Vorbeugender Schutz durch Impfung ist in Deutschland
bisher nur gegen FSME möglich. Jährlich erkranken allein in unseren Breitengraden nach Expertenschätzung 40
000 bis 80 000 Menschen an Borreliose (mit einer Vielfalt
von Symptomen, wie rheumaartige Beschwerden, Nervenund Muskelschmerzen bis hin zu Anzeichen von Multipler
Sklerose). Etwa jede fünfte Zecke dürfte mit den Bakterien
verseucht sein.
96
Internet- und Hotline-Adressen rund um Hygiene:
www.allergieinfo.de
(Infos zu Allergien aller Art)
www.arzneimittelscout.de
(Apothekeninfos zu Krankheiten
u. Medikamenten)
www.bfs.de
(Bundesamt für Strahlenschutz
zu Elektrosmog)
www.compact-service.com
(Vorbildliche Lösungen für
Hygiene-Dienstleistungen)
www.haccp.de
(Infoservice für Lebensmittel,
Gastronomie u. Kosmetik)
www.hohenstein.de
(Forschungsinstitut für Textilien
bzw. für deren Hygiene)
www.hygiene.ruhr-uni-bochum.de
(Infos zu mikrobiologischer
Forschung)
www.deutsche-steinzeug.de
(Antibakterielle Hydrotect-Spezialfliesen)
www.hygnet.de
(Einer der umfassendsten WebInfoträger zu Fragen der Hygiene,
so in den Bereichen Krankenund Altenpflege, Mikrobiologie,
Arbeitsmedizin, Abfallentsorgung, Küchenhygiene und
Medizintechnik)
www.dghm.de
(Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie)
www.ias-stiftung.de
(Institut für Arbeits- und Sozialhygiene)
www.dhmd.de
(Deutsches Hygiene-Museum
Dresden)
www.iho.de
(Industrieverband Hygiene und
Oberflächenschutz)
www.enius.de
(Schadstoff-Informationssystem
d. Institut Fresenius)
www.kammerjaeger.de
(u.a. Hausmittel bei HygieneProblemen)
www.femmessies.de
(Verein Erforschung des MessieSyndroms FEM e.V.)
www.morgenwelt.de
(Science-Ticker: Infos aus Naturwissenschaften)
www.gwdg.de
(Universität Göttingen mit hunderten Umwelt-Links)
http://alpha1.mpk.med.unimuenchen.de/vir/lehre/
(Lehr-Homepage des Max-vonPettenkoffer-Instituts)
www.rki.de
www.deam.de
(Die etwas andere Medizin)
97
www.oekotest.de
(u.a. zahlreiche Hygiene-Tipps)
Vergiftungen / Giftinfo-Center:
06131 / 192 40
06131 / 23 24 66
0551 / 192 40
www.omas-waschkueche.de
(Wäschereimuseum Berlin)
Domestos Hygiene-Service:
Gratis-Tel. 0800 / 88 88 09
www.umweltberatung.at/
themen/hygiene.htm
(Verband österreichischer Umweltberatungsstellen)
Infos zu Kopfläusebefall:
InfectoPharm Arzneimittel und
Consilium GmbH
Von-Humboldt-Straße 1,
64646 Heppenheim
www.infectopharm.com
(Robert-Koch-Institut, Berlin)
www.umweltbundesamt.de
(nimmt auch zu Hygiene-Fragen
Stellung)
www.waesche-waschen.de
(Waschtipps für Haushalte)
www.warentest.de
(Stiftung Warentest, Berlin)
www.wasser-wissen.de
(»Abwasserlexikon« des Instituts
für Umweltverfahrenstechnik der
Uni Bremen)
www.yavivo.lifeline.de
(Information, Dialog und Service
in der Medizin)
http://europa.eu.int/comm/
dgs/health consumer/newsletter/
(EU-Infos zu Lebensmittelsicherheit und Gesundheitsschutz)
Nationales Zentrum für Krankenhaushygiene
Institut für Hygiene der Freien
Universität Berlin
Hindenburgdamm 27,
2203 Berlin
Tel. 030 / 8445-3680
od. 030 / 8445-3681
VHS-Schulungsvideofilm zum
Infektionsschutz im Gastgewerbe (mit Mitarbeiter-Test)
bei Visions & More
Tel. 0241 / 189 19 37
»Handbuch der Mundhygiene
– Zähne, Zahnfleisch, Alter,
Krankheit«
Kostenlos zu beziehen bei der
Zahnärztekammer
Schleswig-Holstein,
Westring 498, 24106 Kiel,
www.zahnhotline.de
Literaturquellen
Notruf-Beratung bei
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99
· Alain Corbin:
Pesthauch und Blütenduft – Eine Geschichte des Geruches.
Wagenbach-Verlag (Berlin 1982)
· Ute Frangenberg:
Mr. Proper – Das Putzbuch.
Ullstein Verlag (München 2001)
· Eva Havenith / Ida Lamp:
Und samstags in die Badewanne – die Geschichte kleiner Leute.
Verlag Butzon u. Bercker (Kevelaer 1995)
· Bärbel Hedinger u.a.:
Saison am Strand: 200 Jahre Badeleben an Nord- und Ostsee
Koehlers Verlagsgesellschaft (Herford 1986)
· Walter Lutz:
Lexikon für Reinigungs- und Hygienetechnik (Dettingen 1985)
· Herbert Sinz:
Kölnisch Wasser – Geschichte und Geheimnis
rem-Verlag (Pulheim 1985)
Bei der Erstellung dieses Buches dienten weitere literarische und wissenschaftliche Publikationen sowie Fachtagungen als Informationsgrundlage.
Sehr viel hilfreiches Material hat das Internet zu Tage befördert (an
dieser Stelle ist die äußerst wirksame Suchmaschine »www.metager.
de« zu empfehlen). Direkte Wiedergaben wurden innerhalb des Textes
gekennzeichnet. Wir danken den Autoren, Herausgebern, Verlagen und
allen anderen Informanten.
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