Dezemberlieder - Wolfgang Adenberg

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Dezemberlieder - Wolfgang Adenberg
Booklet.QXD
13.03.2007
22:08 Uhr
Seite 1
MauryYeston
Dezemberlieder
(December Songs)
Pia Douwes - Gesang
Marina Komissartchik - Piano
Booklet.QXD
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Pia Douwes
Dezemberlieder
(December Songs)
Seitdem sie im Jahr 1992 die Titelrolle im Musical Elisabeth in Wien kreierte und
europaweit spielte, gilt die in Amsterdam geborene Pia Douwes zu Recht als einer
der größten Stars des europäischen unterhaltenden Musiktheaters. Am Broadway
und im Londoner West End feierte sie als Velma Kelly in Chicago Erfolge.
Sie hat in ihrer Karriere alle großen Musicalrollen verkörpert, angefangen von
der Titelpartie in Evita über Fantine in Les Misérables, Sally Bowles in Cabaret,
Clara in Stephen Sondheims Passion bis hin zu Milady de Winter, die sie für die
Uraufführung von 3 Musketiere kreierte.
Musik und Text von Maury Yeston
Deutsche Nachdichtung von Wolfgang Adenberg
Since creating the title role in the musical Elisabeth in Vienna in 1992, which she
played all over the continent, the Amsterdam-born Pia Douwes has justifiably
ranked among Europe’s leading musical theatre stars. She has enjoyed success
on Broadway and in London’s West End as Velma Kelly in Chicago.
During the course of her career she has portrayed all major musical theatre roles,
including the title role in Evita, Fantine in Les Misérables, Sally Bowles in Cabaret,
Clara in Stephen Sondheim’s Passion and most recently Milady de Winter,
a role she created for 3 Musketeers.
01
Dezemberschnee
02
Wo bist du jetzt?
03
Sag bitte nicht einmal hallo
Marina Komissartchik
04
Am Anfang der Liebe
05
Bücherstand im Regen
06
Großmutters Liebesbriefe
07
Wie sehr sehn’ ich mich
Die gebürtige Russin wurde bereits als Vierzehnjährige auf die Musikfachschule des
Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums aufgenommen. Die Schülerin von Sergej
Dorensky arbeitete zunächst als Korrepetitorin an der Bolschoi-Theaterschule und
der Moskauer Helikon-Opera. Seit 1993 lebt sie in Hamburg, wo sie als Pianistin
an großen Musicalproduktionen wie Das Phantom der Oper oder Maury Yestons
Titanic mitwirkte. Auf den internationalen Bühnen ist sie ist eine vielgefragte
Konzertbegleiterin. Ihr Repertoire umfasst Oper, Kammermusik, Operette und
Argentinischen Tango.
08
Im Traum hab ich dich gesehn
09
Am Fluss
10
Unendlich befreit
Russian-born Marina Komissartchik gained entry to Moscow’s Tchaikovsky
Conservatoire at the age of only fourteen. A student of Sergej Dorensky, her first
professional engagements were as repetiteur at the Bolshoi Theatre School and at
Moscow’s Helikon Opera. Since 1993 she has lived in Hamburg, where she has
played on large-scale musicals such as The Phantom of the Opera and Maury Yeston’s
Titanic. She is also highly in demand as a concert accompanist on the
international stage. Her repertoire includes opera, chamber music, operetta and
Argentinian tango.
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Über die Dezemberlieder
Als mich die Carnegie Hall im Jahre 1990 beauftragte, aus Anlass ihres 100jährigen Bestehens
(1891-1991) ein Musikstück zu schreiben, fühlte ich mich über alle Maßen geehrt. Es waren
bereits eine neue Symphonie, ein Konzert und ein Streichquartett in Auftrag gegeben worden doch nun kam ich daher: der einzige sogenannte „nichtklassische“ Beitrag.Was ich schreiben
sollte, war schlicht eine Reihe von Liedern für einen Gesangsabend der Cabaretkünstlerin Andrea
Marcovicci - eine Reihe von Liedern, die die Welt des Broadway und des Cabaret widerspiegeln
sollten, für die ein Großteil meiner Werke entstanden ist.
Doch ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass mein Beitrag mehr sein musste als das. Er sollte
nicht nur die besondere Natur der Carnegie Hall als Institution widerspiegeln, die ihre Bühne
für die unterschiedlichsten musikalischen Welten öffnete, sondern auch meine eigene
Weltanschauung als Professor für Musiktheorie, Musikwissenschaftler und ewiger Student der
großen Werke, aus denen sich unser musikalisches Erbe speist. Und doch musste er seine
Herkunft ebenso in der Welt der populären Unterhaltungsmusik haben. Mir schien, wenn diese
beiden Welten nebeneinander in mir existieren konnten, dann müssten sie auch fähig sein,
in einem von mir geschriebenen Musikwerk zu existieren.
Ich hielt zu dieser Zeit noch Vorlesungen in Yale, die immer auch eine Analyse der großen
deutschen Liedzyklen Schumanns und Schuberts, insbesondere der Winterreise, einschlossen.
Für mich gibt es nichts, was diesem Meisterwerk an Musik und Worten gleichkommt - Müllers
großartigen und feinfühligen Naturbildern, Schuberts außerordentlichem musikalischen Porträt
der Natur (zugefrorene Flüsse, raschelnde Blätter, der Flügelschlag einer Krähe, usw.).
Wo sonst findet man ein Werk, in dem das Klavier ebenso zum Charakter wird wie der Sänger?
Und nicht nur das: die beiden zeigen uns auf beeindruckende Weise, wie man Lieder von tiefer
Gebrochenheit mit kontrastierenden Liedern abwechselt, die von der Erinnerung an bessere
Zeiten handeln oder kurzzeitig glücklichere Tagträume wachrufen.
Die Winterreise dreht sich bekanntlich um einen jungen Mann im Österreich im frühen 19. Jahrhundert,
der mit gebrochenem Herzen die verschneiten Wälder Wiens durchwandert.Vielleicht könnte ich nun die
innere Reise einer Frau mit gebrochenem Herzen in New York schreiben, die in der heutigen Zeit über
die verschneiten Wege des Central Parks geht … während sie sich irgendwie von ihren seelischen Wunden
erholt und lernt, fortzuschreiten und zu überleben.
Und so entstand ein klassisch beeinflusster Broadway-Liedzyklus - sozusagen eine neue Form, die die
Gemeinsamkeiten und Widersprüche meiner geistigen und musikalischen Grundlagen widerspiegelte.
Ich überlasse es dem Hörer und dem Kenner des deutschen Kunstliedes herauszufinden, wie und wo
das große Vorbild von Schuberts Meisterwerk auf meine Lieder eingewirkt und sie inspiriert hat - von
musikalischen Referenzen und harmonischen Zusammenhängen bis hin zu den Liedtexten und der
besonderen Erzähllogik innerhalb einer Gruppe von Liedern.
Nie hätte ich damals gedacht, dass ich eines Tages die wunderbare Stimme und tief empfundene Interpretation
von Pia Douwes in der deutschen Sprache hören würde, begleitet vom virtuosen Klavierspiel Marina
Komissartchiks. Und ebenso wenig hätte ich mir je vorstellen können, dass der begnadete Wolfgang Adenberg
diese großen Themen und Ideen so brillant in die deutschsprachige Welt zurücktransportieren würde.
Mit dieser Aufnahme der Dezemberlieder schließt sich ein Kreis, und die Wasser und Leidenschaften,
die aus dem Strom deutscher Musik und Dichtung über ein Meer der Zeit hinweggeflossen sind,
kehren nun als Hommage an ihre Schöpfer zu ihrer Quelle zurück.
Es ist, als hätte ich ein Kapitel jenes alten deutschen Kompositionshandbuchs durchlebt, in dem ein Schüler
die Frage stellt: „Maestro, ist es in der Musik erlaubt, sich etwas zu borgen?“ Und der Lehrer antwortet,
„Ja, solange du es mit Zinsen zurückzahlst.“
Ich hoffe, das ist mir gelungen
Maury Yeston
New York City
Februar 2007
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13.03.2007
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Notes on Dezemberlieder
In 1990, when Carnegie Hall commissioned me to write a piece commemorating their 100th
anniversary (1891-1991), I was honored more than I can say. They had already commissioned
a new symphony, concerto, string quartet – but here I was, the only so-called “non-classical”
commission. What they asked for was simply a group of songs that the cabaret artist Andrea
Marcovicci could perform as an evening’s entertainment – a group of songs that would reflect
the Broadway and cabaret world that much of my work had been written for.
But, immediately, I felt that my contribution needed to be more, and it needed to reflect not only
the special nature of Carnegie Hall as an institution that gave its stage to a variety of musical
worlds, but also my own weltanshauung as a professor of music theory, professional musicologist,
and eternal student of the great musical figures who gave birth to our musical heritage. And yet,
it needed also to come from the world of popular music theater entertainment. It seemed to me
that, if these two worlds could exist within me, then they must also be able to exist within a
musical work that I might write.
At the time, I was still teaching courses at Yale and, in particular, I always included a study of
the great German song cycles of Schumann and Schubert and, in particular, Die Winterreise.
For me, there is no equal to this masterwork of words and music – to the brilliant and delicate
nature-imagery provided by Müller, to Schubert’s extraordinary musical portrait of the natural
world (frozen streams, rustling leaves, the flapping of a crow’s wings, etc.).Where else can one
find a situation where the piano is as much a character as the singer? And, more to the point,
what a brilliant lesson is provided by these two men – how to vary songs of emotional devastation with contrasting songs that remember better times, or imagine a momentary happier vision.
Die Winterreise centered, of course, on a brokenhearted young man in Austria, wandering the
snowy woods of Vienna in the early nineteenth century. Perhaps I could write the inner journey
of a brokenhearted woman in New York, in the present day, wandering the snowy paths of
Central Park… as she, somehow, recovers from her life trauma and learns to move on and survive.
Thus a classically-influenced, Broadway song-cycle was born – something of a new form that
reflected the unities and contradictions of my own musical and intellectual background.
I leave it to the listener, and the student of German lieder, to discover where and how the great
inspiration of Schubert’s masterwork affects and influences my songs – from musical references
and harmonic contexts to lyrics and the special logic of storytelling within a group of songs.
I could never have imagined, back then, that one day I would be hearing the exquisite voice and
deeply compassionate renderings of Pia Douwes in the German language, accompanied by the
virtuoso piano of Marina Komissartchik. Nor could I ever have imagined that the gifted Wolfgang
Adenberg would be so brilliantly returning these grand themes and ideas back to the
German-speaking world.
With this recording of Dezemberlieder, a circle closes and the waters and passions that flowed
from the torrent of German melody and poetry across an ocean of time now return to their source
as homage to their creators.
It is as if I have lived through the small chapter of that early German composition textbook in
which a student asks, “Maestro … is it permitted to borrow in music?”, and the teacher replies,
“Yes, as long as you pay back with interest”.
I hope I have done so.
Maury Yeston
New York City
Februar 2007
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1) Dezemberschnee
2) Wo bist du jetzt?
3) Sag bitte nicht einmal hallo
4) Am Anfang der Liebe
Dichter Schnee fällt um mich her,
Fällt in Fern und Nah.
Ich geh ganz allein hindurch.
Du bist nicht mehr da.
Vor der U-Bahn spricht mich ein Obdachloser an
Und bittet um etwas Geld.
Ich seh ihn kaum,
Sondern starr nur vor mich hin,
Ohne Ziel, denn in mir drin
Hat sich ein Gedanke nur festgesetzt:
Wo bist du jetzt?
Durch Zufall sehn wir uns,
Unverhofft,
Für Sekunden.
Die Blicke gehn ins Nirgendwo.
Ich denk so oft dran, wie schön es am Anfang der Liebe war.
Für jung Verliebte ist alles so leicht und so wunderbar.
Ängste und Sorgen belasten euch nicht
Und eure Welt ist voll Blüten und Licht,
Wenn die Liebe in euch erwacht.
Vor zwei Jahren erst im Mai
War die Welt so sorgenfrei.
Ich hab mit Herz und Verstand
An deine Liebe geglaubt.
Wie hab ich’s bereut.
Keiner hat mich da gekannt.
Keiner kennt mich heut.
Alles deckt der Schneefall zu,
Alles weit und breit.
Schritte der Vergangenheit
Und der kommenden Zeit.
Und wie anders fing es an,
Wie es nie mehr werden kann.
Frühling im Park wie ein Traum,
Und jeder Strauch, jeder Baum
Von Blüten schwer.
Unter dem Dezemberschnee
Sieht man das nicht mehr.
Ach, wie jeder Tag mit dir
Hell und kostbar war.
Beste Freunde waren wir,
Nicht nur Liebespaar.
Und mir fiel im Traum nicht ein,
Es könnt’ je zuende sein.
Denn Hand in Hand wollten wir
Den ganzen Lebensweg gehn,
Nur du und ich.
Oh, nichts davon vergess ich je.
Ich denk immer an dich.
Nein, nichts davon vergess ich je.
Ich denk immer an dich.
Oh, ich denk immer an dich.
In allen Fenstern, an denen ich vorübergeh,
Spiegeln sich zwei leere Augen
In einem wächsernen Gesicht,
Das mechanisch nickt und spricht
Und das um sich blickt verstört und gehetzt.
Wo bist du jetzt?
Jetzt ist 8 Uhr früh,
Steigst du gerade aus dem Bett?
Es ist halb neun.
Stehst du gerade vor dem Herd?
Gleich zehn vor neun.
Legst du die Krawatte um?
Wehen noch die Gardinen
In deiner Mansarde?
Uns’rer Mansarde?
Bei jedem Ticken der Uhr,
In jedem Häuserflur,
Bei dem Lärm der Züge neben mir
Auf dem Bahnsteig, wo ich steh
Und die Heimatlosen seh,
Denk ich eines nur zuerst und zuletzt:
Wo bist du jetzt?
Wo bist du jetzt?
Zwei, die einst viel geteilt,
Kaum verheilt,
Kaum verwunden.
Sag bitte nicht einmal hallo.
Bleib gar nicht stehen und sprich mit mir.
Wer weiß, wie lang wir dann noch weitersprechen.
Du bist noch immer du,
Ich bin ich,
Unverändert.
Noch immer schmerzt dein Anblick so,
Oh,
Sag bitte nicht einmal hallo.
Ihr schwelgt bei Kerzenschein in dem Gefühl,
frisch verliebt zu sein,
Macht täglich lange Spaziergänge ohne ein Ziel.
Wie euer Herz vor Musik überschäumt.
Ihr liegt geborgen im Bett und ihr träumt in den Tag.
Und all das gibt euch die Sicherheit ein,
Von einem Ganzen zwei Hälften zu sein,
Wenn die Liebe in euch erwacht.
Sei sicher, er ist dir vom Schicksal gesandt,
Sei sicher, ihr habt euch schon immer gekannt irgendwie,
irgendwie.
Glaub nur, ihr wärt der Unendlichkeit nah,
Glaub nur, ihr wärt das vollkommene Paar,
Und ihr liegt weinend vor Glück einfach da,
Einfach da.
Könnt’ es doch wieder so sein, wie’s am Anfang der Liebe war.
Denken und fühlen, so wie es am Anfang der Liebe war.
Glauben, wir wär’n der Unendlichkeit nah,
Glauben, wir wär’n das vollkommene Paar
Und mir erzählen, all das wäre wahr,
Wirklich wahr.
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5) Bücherstand im Regen
6) Großmutters Liebesbriefe
Regen fällt auf den Bücherstand.
Und die Bücher dem Himmel und dem Wind ausgesetzt
Und dem ersten Tröpfeln eines düsteren Tags
Auf der Straße.
Ich ging heut auf den Speicher
Und legte deine Briefe
In ein Kästchen hinein,
Das stand dort allein
Bei einem alten Kleid.
Als ich’s öffnete, da fand ich darin
Noch and’re Liebesbriefe.
Altersbefleckt,
Mit Staubschicht bedeckt
Und aus einer ander’n Zeit.
Regen fällt auf den Bücherstand,
Der dort wartend und einladend steht
Und ein kleines bisschen aussieht
Wie ein Caravan.
Und der Händler
Öffnet morgens seine Tür’n
Und legt eine Welt auf die Tische.
Und die Bücher gehn auf und verströmen Abenteuer.
Die Hand meiner Großmutter
Hielt diese Briefe fest,
Als sie erst siebzehn war.
Sie war’n die Welt für sie,
Ihr ganzes Glück, ihr Halt und so viel mehr.
Es ist bald achtzig Jahre her.
Voll Geschichten,
Voller Menschen,
Voller Orte zum Besuchen
Durch die Bilder.
Und sie öffnen sich wie Blumen.
Und ich sage mir, ich bin Teil davon
Und durchblätt’re still das Papier.
Und die Menschen werden zu Fleisch und Blut
Und erstehen wieder in mir.
Hier ein Drama, dort etwas Heiteres,
Und ein alter Dickens-Roman,
Ein Geschichtenband von O. Henry
In verblichenem Zellophan.
Aber dann tropft es schon.
Und der Buchhändler läuft heraus,
Sammelt eilig die ungeschützten Bücher vom Tisch,
Bringt sie schnell vor dem Wolkenbruch in Sicherheit.
Und legt Rücken
Gegen Rücken
Gegen Rücken
Gegen Rücken.
Und die Türen des Stands klappen zu.
Lieber Buchhändler, lass mich ein.
Siehst du nicht?
Ich bin auch ein geschloss’nes Buch.
Ich seh meine Großmutter,
Wie sie die Briefe liest
Und jedes Wort genießt
Vor langer Zeit,
Doch bei mir irgendwie.
Ich liebte sie.
So vieles weiß keiner je.
Wer kennt das Sternenzelt
Und die Tiefe der See?
Wer sieht voraus, wann für uns die Zeit gekommen ist?
So vieles weiß keiner je.
Wer sagt der Blume „blüh“
Und dem Sommerwind „weh“?
All das, es kommt, es geht wie Träume, Omen, Rauch.
Wer weiß das je?
Die Hand meiner Großmutter
Hat dies Papier gespürt,
Mit einem Band geschnürt.
Es war ihr größter Schatz,
Ihr ganzes Glück, ihr Halt und noch viel mehr.
Es ist bald achtzig Jahre her.
Ich seh meine Großmutter,
Wie sie die Zeilen küsst,
Vor Glück ganz schwindlig ist.
Und sie sieht mich bestimmt von irgendwo.
Sie fehlt mir so.
So vieles weiß keiner je.
Wer kennt das Sternenzelt
Und die Tiefe der See?
Wer sieht voraus, wann für uns die Zeit gekommen ist?
So vieles weiß keiner je.
Wer sagt der Blume „blüh“
Und dem Sommerwind „weh“?
All das, es kommt, es geht wie Träume, Omen, Rauch.
Wer weiß das je?
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7) Wie sehr sehn’ ich mich
8) Im Traum hab ich dich gesehn
Wie sehr sehn’ ich mich danach,
Einfach nur geliebt zu sein.
Wer lässt mein Herz bei sich ein?
Ich sehn’ mich so danach.
Im Traum hab ich dich gesehn.
Wir waren wieder vereint,
So wie es immer war.
Es war ganz sicher der glücklichste, vollkommenste Traum,
In dem ich uns je sah.
Ein Traum, in dem alle Trauer verschwand.
Wir fuhr’n im Auto durchs offene Land.
Es war so schön, so unglaublich,
Ich wusste nicht, wie mir geschah.
Wie sehr sehn’ ich mich danach,
Einfach nur geliebt zu sein.
Wer lässt mein Herz bei sich ein?
Ich sehn’ mich so danach.
Wie sehr sehn’ ich mich danach,
Einfach nur geliebt zu sein.
Wer lässt mein Herz bei sich ein?
Ich sehn’ mich so danach.
Wer auf der Welt nimmt nur meine Zärtlichkeit an?
Wer möchte all das, was ich geben kann?
Wie sehr sehn’ ich mich danach,
Einfach nur geliebt zu sein.
Wer lässt mein Herz bei sich ein?
Ich sehn’ mich so danach.
Wer will mein bereites Herz,
Das vor Liebe überfließt,
Das sich keinem Glück verschließt?
Wer will mein treues Herz?
Wie sehr sehn’ ich mich danach,
Einfach nur geliebt zu sein.
Wer lässt mein Herz bei sich ein?
Ich sehn’ mich so danach.
Wir fuhren tief in die Nacht
Und sah’n in leuchtender Pracht
Zwei rote Monde stehn.
Sie hingen prall in der Luft,
Wie zwei Lampions, strahlend und schön.
Und als wir voller Erstaunen zum Himmel sehn,
Da wende ich mich zu dir, und du küsst mich.
All das im warmen Kokon eines herrlichen Traums.
Oh, ich sah zwei rote Monde stehn.
Oh, und sie stiegen in höchste Höh’n.
Und du warst da,
Mein Traum.
Im Traum hab ich dich gesehn.
Wir waren wieder vereint,
Ein altvertrautes Paar.
Die Art von Traum, die so glaubhaft erscheint,
Dass man meint, man wäre wirklich da.
Die Straße, die sich kaum merklich verengt,
Die Luft von Piniendüften getränkt.
Das zweifelsfreie Gefühl, man ist wach,
Und das alles ist wahr.
Wir sehn zum Himmel hinauf.
Sie steigen immer noch auf,
Die beiden Monde dort.
Ein Mond für jeden von uns,
Und sie glühen durch Zeit und durch Raum.
Und während ich deine Hand in der meinen spür,
Drehst du dich zu mir und sagst mir, du liebst mich.
Oh, wär es nur wirklich geschehen.
Wär all das nur wirklich geschehen.
Im Traum hab ich dich gesehn,
Doch ich weiß,
Es war nichts als ein Traum.
Es war nichts als ein Traum.
Es war nichts als ein Traum.
Im Traum hab ich dich gesehn,
Doch ich weiß,
Es war nichts als ein Traum.
9) Am Fluss
Zur vereisten Brücke, wo ich stehe,
Dringt des Flusses leise Melodie.
Aus den Wellen ruft mich eine Stimme.
„Komm doch zu mir“, so murmelt sie.
„Lass mich deinen kalten Weg begleiten.
Finde deinen Trost in meinem Lauf.
Komm zu mir und sei meine Gefährtin.
Wir werden eins.
Geh in mir auf,
In mir auf.
Alles setzt sich fort,
Tod und Geburt,
Wie schon vor deiner Zeit,
Und noch lang danach.
Liebe wird erblühn,
Hand findet Hand.
Alles fließt,
Grenzenlos,
Immerzu… immerzu…“
Aus der Strömung
Ruft es: „Komm zu mir.
Ich werd dich erleichtern.
Ruh dich in mir aus.“
Aus der Strömung
Ruft es: „Gehör mir.
Ich bring dir die Freiheit.
Komm und fließ mit mir
Bis ins Meer.“
Er singt zu mir. Er singt zu mir.
„Sieh nur, wie die Flocken auf mir schmelzen
Und versinken in die Dunkelheit.
Wag den Schritt und komm zu mir, mein Liebling.
In meinem Arm schweigt alles Leid,
Alles Leid.
Alles setzt sich fort,
Tod und Geburt,
Wie schon vor deiner Zeit,
Und noch lang danach.
Liebe wird erblühn,
Hand findet Hand.
Alles fließt,
Grenzenlos,
Immerzu… immerzu…“
Aus der Strömung
Ruft es: „Komm zu mir.
Ich werd dich erleichtern.
Ruh dich in mir aus.“
Aus der Strömung
Ruft es: „Gehör mir.
Ich bring dir die Freiheit.
Komm und fließ mit mir
Bis ins Meer.“
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10) Unendlich befreit
Es bleibt nichts mehr zu sagen.
Es bleibt nichts, was noch hält.
Es bleibt nichts als die Fragen,
Nichts als Regen, der fällt.
Ich leb nicht in Geschichten,
Ich leb in dieser Welt.
Es gibt immer ein Morgen.
Man steht auf, wenn man fällt.
Herzen zerbrechen in Liedern,
Nicht aber in Wirklichkeit.
Und ich bin noch immer hier,
Unendlich befreit.
Coda:
Du bist noch immer du,
Ich bin ich,
Unverändert.
Noch immer schmerzt dein Anblick so,
Oh,
Sag bitte nicht einmal hallo.
Dichter Schnee fällt um mich her,
Fällt in Fern und Nah.
Ich geh ganz allein hindurch.
Du bist nicht mehr da.
Nein, ich werde keinen Tag mit dir bereuen.
Nein, ich werde die Erinnerung nicht scheuen.
Oh, wenn nur die Hälfte von all dem, was ich mir wünsche, sich erfüllt.
Langsam kommt die Gewöhnung.
Neues nimmt seinen Lauf.
Ich beginne von vorne
Und ich hoffe darauf,
Dass etwas sich neu begründet,
Ein neues Glück mich findet.
Ich bin bereit.
Die seltene Chance,
Nach all dieser Zeit.
Unendlich befreit.
Aufgenommen am 29. und 30. Januar 2007 im Studio 2 des Saarländischen Rundfunks,
Saarbrücken
Aufnahme, Schnitt, Mischung und Mastering: Thomas Becher
Besonderen Dank an:
Daniel Witzke, Dr. Friedrich Spangemacher, Anke Taverne, Maury Yeston, Ilse Schmitz,
Peter Josef Schmitz und natürlich an Anja und Elisa
Grafik von Simone Leonhartsberger (www.leonhartsberger.net)
Bildnachweis:
°
Coverfoto: Drahomír Josef Ruzicka,
„Winter in Central Park“, Minneapolis Institute
of Arts, Gift of Lora and Martin G.Weinstein
Backcoverfoto Pia Douwes: Ralf Rühmeier (www.ralfruehmeier.de)
Porträt Pia Douwes S. 3: Roy Beusker
Porträt Marina Komissartchik: Maren Böttcher (www.marenboettcher.com)
^ ^
Eigentlich müsst’ ich verzweifeln,
Heillos verloren im Leid.
Doch stattdessen fühl ich mich
Unendlich befreit,
Endlich befreit.
Album produziert von Wolfgang Adenberg
Mehr Informationen auf www.adenberg.de
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