Traumkodierung und psychoanalytische Prozessforschung
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Traumkodierung und psychoanalytische Prozessforschung
Traumkodierung und psychoanalytische Prozessforschung PD Dr. Fritz Lackinger Wiener Psychoanalytische Akademie „Der Hauptpatient, der mich beschäftigt, bin ich selbst Freud 1896 'Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigmund Freud das Geheimnis des Traums" Die Entwicklung der psychoanalytischen Prozessforschung Zeigen Träume „Fortschritte“ in der Behandlung? Traumaverarbeitung • Träume sind Indikatoren der Traumaverarbeitung. • Träume können psychotischen Wahnbildungen die Inhalte entziehen. • TypischeTräumen Träumen der Beendigungsphase • Freud (1925) über „Genesungsträume Genesungsträume“ • Analytische Konzepte von Träumen, die Fortschritt ausdrücken: ausdrücken - Sekundärtraum (Ferenczi) - Durcharbeitungsträume (Grinberg), - heilende Träume (Winnicott), - rekapitulative und synthetisierende Träume (Guillaumin) ( • Jean-Michel Quinodoz (1999):: Träume, die eine neue Seite aufschlagen Hinweise aus der Traumforschung • • Was können Träume über den Entwicklungsprozess einer Analyse aussagen? Konvergente Auffassung der klinischen wie der außerklinischen Traumforschung: Träume kontextualisieren emotionale Konflikte und Erfahrungen, • indem sie sie in bildliche Metaphern einbinden und durch „Überblenden“ mit Langzeiterinnerungen „matchen“. “. • Träume eignen sich besonders gut zur Untersuchung der individuellen Fähigkeit zur Affektregulierung. • Von den nicht-analytischen analytischen Traumforschern wird hier üblicherweise eine Art automatisches Kontextbildungs-Modul Modul im Gehirn angenommen, das im REMSchlaf aktiviert wird. Traum und psychoanalytischer Prozess Die Untersuchung von Döll-Hentschker Döll (2008) • Untersucht wurden die Träume aus den ersten und letzten einhundert Analysestunden von fünf psychoanalytischen Langzeitbehandlungen. Ergebnisse: • Das Kodiersystem bildet individuell unterschiedliche Muster der Affektregulierung ab. • Das Kodiersystem zeigt die Veränderungen der Affektregulierung in den Träumen zwischen Behandlungsbeginn und Behandlungsende, wenn der Behandlungsverlauf durch Kliniker als positiv eingeschätzt wurde. • Bei nicht erfolgreichen Behandlungen zeigen sich nur geringfügige oder sogar negative Veränderungen in der Traumstruktur. • Die Veränderungen der kodierten Träume bestehen v.a. in einer Flexibilisierung der Affektregulierung und in einer Abnahme der Abwehr. Die phylogenetische Funktion des Traums • • • Die ie Funktion des Traums geht weit über die Behütung des Schlafes hinau REM-Schlaf und Säugetierevolution vor ca. 200 Millionen Jahren. REM-Schlaf ermöglichte einen deutlichen Effizienzgewinn des Gehirns be gleichbleibender Größe. • „deferred updating“: “: Die kognitive Verarbeitung von affektiven Erlebnissen des Tages wird teilweise aufgeschoben und im REM-Schlaf REM nachgeholt. • „Störende Informationen“ werden solange im Traum aufgerufen, bis sie in „modifizierte modifizierte Arbeitsmodelle“ Arbeitsmodelle integriert werden können. • • Wenn dies nicht möglich ist, bilden sich isolierte „Komplexe“ Das Traumgeschehen versucht auch Lösungen für die Traumkomplexe zu finden, genauer: für die durch Tagesereignisse aktivierten Komplexteile. Komplexteile Neuronale Netze als Basis des Gedächtnisses Gedächtnis wird als Veränderung in den „Gewichten“ der Verbindungen in den neuronalen Netzen verstanden. Das Gedächtnismodell nach Moser & v. Zeppelin Autobiografisches Gedächtnis Primär visuell-imaginäre und affektive Kodierung Sekundär semantischverbale Kodierung Generalisierung durch Verdichtungsund Abstrahierungs prozesse Besteht aus: Episoden Repräsentieren autobiographisch verortete Interaktionseinheiten Elemente Wechselwirkungen (bestimmte Vorstellungen von Selbst und Objekt) (beschreiben die Interaktionen der Elemente k-lines MODs Internalisierte SelbstSelbst und Objektmodelle Ordnen nach Affekten RIGs Generalisierte Interaktionsrepräsentanzen Bausteine der inneren Arbeitsmodelle und unbewussten Phantasien Abstrakte Form des episodischen Gedächtnisses RIGs Selbst-MODs Selbst Objekt-MODs Affektive Informatio klar MODs RIGs zugeordne k-line spezifische Affekte „Desaffektualisierung“ und Erwartung • RIGs und MODs werden normalerweise im Zuge ihrer Generalisierung „desaffektualisiert“ = man bekommt Abstand von den Affekten (Triebmischung, Affektintegration). • Aus „desaffektualisierten“ RIGs entstehen (kognitive) Überzeugungen und Annahmen (beliefs), ), die die Einschätzung aktueller Situationen erleichtern. erleichtern • RIGs und MODs entsprechen Erwartungs-“Slots“, Erwartungs in die aktuelle Objektbeziehungen eingesetzt und dadurch „sensuell gefüllt“ werden können. • Nur durch die sensuelle Füllung der „desaffektualisierten“ Schemata können diese verändert und neuen Erfahrungen angepasst werden. (= „Lernen „ aus Erfahrung“) Konflikthafte und traumatische Komplexe • verarbeitende Modifikation der inneren Arbeitsmodelle (=Lernen (= aus Erfahrung) blockiert • Konflikthafte Form: Die RIGs enthalten einen Konflikt: einerseits anhaltender Druck, Druck einen offen gebliebenen Wunsch dennoch zu realisieren, andererseits Enttäuschungs- oder Straferwartung. > es entstehen unflexible, starre bewusste und unbewusste Phantasien • Traumatische Form: Die auslösenden affektiven Ereignisse konnten nicht in eine kognitive Form eingebunden werden. Die episodische Gedächtnisstruktur ist aufgehoben. > keine Phantasiebildung (Somatisierung, Intrusionen, penseé operatoire) • Sie bilden starre, unveränderbare RIGs und führen zu ständigen Wiederholungen. Struktur des Komplexes W W W RIG-CPLX MOD-CPLX Bereich der ungebundenen affektiven Information Blockierung der affektiven Assoziatio W k-lines der Wiederho Objekt-Modell Subjekt-Modell RIG Aufgaben des Traums nach Moser • • • • • Der Traum kann die Verarbeitung von emotionaler Erfahrung unterstützen Er kann aber auch zur Entwicklung der inneren Möglichkeiten der Verarbeitung emotionaler Erfahrung beitragen. Es geht um kognitive Strategien, Strategien wie im Traum mit Affekten umgegangen wird. Der Umgang erfolgt durch den Aufbau von simulierten Mikrowelten. (Motorische Hemmung erlaubt „experimentelle Simulationen“) Z.B. Kinderträume zeigen die kognitiven Strategien in ihrer Entwicklung. Vereinfachtes Modell der Traumgenerierung Simulierte Mikrowelt Auslösende Tagesereignisse „Current concern“ (CC) Traum = Sequenz von Situationen Positionierung Fokaler Konflikt (F.K.) Traumkomplex (TCPLX) Komplexe (CPLX) Rückmeldung Interrupts Traumorganisation MODs und RIGs im Langzeitgedächtnis Strategien Strategien pool Die Traumorganisation • • • • • • • Steuert die Traumgenerierung. Durch Positionierung von Elementen,, die Wechselwirkung ermöglichen. Aufgabe: Traumkomplex in eine neue simulierte Beziehungsrealität umzusetzen. Dies wird in aufeinanderfolgenden Situationen bzw. Episoden versucht. Transformationsregeln:: Elemente und Interaktionen unterliegen progressiven oder regressiven Umwandlungen Unzugängliche Gefühle: müssen durch Affektualisierung der Mikrowelt wiedergewonnen werden, um Modifizierung von RIGs und MODs zu ermöglichen. Traumwelten sind simulierte „Mikrowelten“, „Mikrowelten“ die sich mit anderen zunächst nicht vermischen dürfen, wodurch erst experimentelle Lösungen möglich sind. • • Grenzen der Mikrowelt: Wie viel affektive Entwicklung kann zugelassen werden? • Ziel:: Lösungswege für die Probleme des Traumkomplexes zu finden. Interrupt: Abbruch einer Situation oder Episode, wenn die Affekte überschießen. Abhängig von einem Schwellenwert, der vom Sicherheitsgefühl bestimmt wird. Die beiden Hauptfelder der Traumkodierung MODs Positionsfeld (PF): Situationsbeschreibung am Beginn des Traums, Elemente werden positioniert. - Statische Elemente: Dinge oder Personen (Prozessoren), repräsentieren Potent - Subjektprozessor: ist immer positioniert, zumindest als Zuschauer. - Statische Beziehungen („Eine Maus ist in einer Schachtel“). - Affekte können als Attribute von Elementen auftauchen. - Situationsgrenze:: Wenn Elemente später dazu kommen oder wegfallen - Episodenwechsel:: wenn die Mehrzahl der Elemente gewechselt wird. - Bewegungen gehören nicht zum PF, sie werden extra kodiert RIGs Interaktionsfeld (IAF): Beschreibt Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen Elementen. - Wechselwirkungen zwischen unbelebten Dingen - Interaktionen zwischen Personen - RIG-CPLXe werden ausmodelliert und Lösungen ausprobiert. Sicherheits- und Involvementregulierung • Sicherheitsprinzip (vgl. Sandler 1960, s.a. Bion‘s containment, Winnicott‘s Holding, Quinodoz‘s portance) - korrespondiert mit Bowlbys „Bindungssystem“ „Bindungssystem (Ziel: Erregungsminimierung) - Sicherheits- und Unsicherheitsgefühle müssen gegen die Dringlichkeit der Problemlösung abgewogen werden. - Das Sicherheitsgefühl wird auch durch flexible und elaborierte kognitive Strategien erhöht („Selbstorganisierte Selbstorganisierte Sicherheit“) Sicherheit - diese Affekte bestimmen die Auswahl der zu positionierenden Elemente • Involvementprinzip - korrespondiert mit Bowlbys „Explorationssystem“ (Ziel: Erregungssuche, Neugier) - Hoffnungen und Befürchtungen fördern bzw. bremsen bestimmte Interaktionen und affektive Entwicklungen „Temperaturregulierung“ im Traum Mehr Sicherheit Mehr Involvement Zunahme bzw. Abnahme der affektiven „Temperatur IRC res Positionskodierungen LTM IRC phys IRC resp IRC kin Wechselwirkungen Interruptsystem abhängig von „selbstorganisierter Sicherheit“ Signierungen im Manual von Döll-Hentschker Döll (2008) Positionsfeld Loco Time Motion Interaktionsfeld PLACE Ort LTM Loco Time Motion = Trajektorie IR.S Relation der Selbstveränderung PLACE (K) Kulisse AUX-R. Hilfsrelation IR.C Wechselwirkung (WW) SOC SET Soziales Setting ATTR Eigenschaften IR.C phys Physikal. WW SP Subjektprozessor ATTR AFF Affektive Eigenschaften IR.C kin WW mit körp. Empfind. OP Objektprozessor IR.C res Resonanzrelation OP (G) Gruppe IR.C resp Response Relation OP (T) Tier IR.D (( )) Displacement Relation PFL Pflanzen AUX-R. Hilfsrelation CEU Unbelebtes kognitives Element V.R. Verbale Reaktion ATTR Eigenschaft IMPLW Implizites Wissen V.R. DIAL Dialog ATTR AFF Affektive Eigenschaft C.P. Kognitiver Prozess FAIL POS REL Positionierte Relation EX-AFF-R Explizite aff. Reaktion ATTR Eigenschaften BEK bekannt Aufwachen Aufwachen aus Traum ATTR AFF Affektive Eigenschaften PART OF Teil von misslingend Regeln der Transformation Defensive oder regressive Transformationen Dehumanisierung OP SP P(T) P(pers.n.P.) P (depersonalisiert) Deanimierung OP SP CEU figurale CEU stofflich Einbettung OP SP PLACE Progressive Transformationen Figuralisierung PLACE CEU stofflich CEU figural Animierung PLACE CEU P(T) P(pers.n.P.) Humanisierung PLACE CEU P(T) P(pers.n.P pers.n.P.) OP SP („Auslöschung des Obje Green 1986) Hanna Segals (1991) Traumbeispiel • • Analysand sei in ständigem Kampf mit psychotischen Anteilen. • Am Montag kam er verstört, v.a. der Traum vom Samstag habe ihn schwer irritiert: • „He He was with Mrs Small. She was in bed and he was either teaching or treating her. There was also a little girl (here he became rather evasive), well, may be a young girl. She was very pleasant with him, maybe a little sexy. And then quite suddenly someone removed a food trolley and a big cello from the room“. room“ • Er erwachte mit Schrecken. Die Freitagsstunde vor dem Traum sei eine „gute Stunde“ gewesen, alles hätte in ihm eine große Resonanz gehabt. Hanna Segals Deutungen • • • • • • Durch die Verwandlung von mir in Mrs Small hat er ein internalisiertes Organ mit tiefer Resonanz verloren. Das Cello repräsentiert auch die Mutter, die die Projektionen des Patienten aufnehmen und eine gute Resonanz geben konnte. Beides zeigt sich im Verlust des Cello. Mangels Containment erwac in Angst. Der neidvolle Angriff auf die containing function der Analytikerin führt zugleich zum Verlust der eigenen Resonanzfunktion des Patienten. Der Traum zeige, dass seine Funktion, nämlich die Angst zu containen und zu elaborieren, versagt habe. Durch den Verlust des Instruments wurde alles konkretistisch (Rückenschmerz) Die Traumkodierung Traumtext SIT Positionsfeld LTM Interaktionsfeld S1 SP (Subjektprozessor) - IR.C resp (unterrichten oder behandeln) Ich bin mit Frau „Small“ zusammen. Sie ist im Bett. Ich unterrichte oder behandle sie. OP1 (Fr. Small) CEU1 (Bett) IR.C kin int (im Bett liegen) S2 Jemand schafft einen Serviertisch und ein großes Cello aus dem Raum. - Ich erwache mit Angst. S3 SP OP2 (Mädchen) - IR.C comm (?) (Flirten?) ATTR (freundlich, sexy) SP Höchstentwickelte affektive Beziehung, möglich nur aufgrund der Umdrehung Umdrehung als Ausdruck von Destruktivität? Introjektive Repräsentanz nicht entfaltet POS REL CONT (in Bett) Ein kleines Mädchen ist da (unklar). Sie ist sehr freundlich mit mir, vielleicht auch sexy. Interpretation Regress. Transformation: (?) Flirten als Ausdruck erotischer Wünsche, die Abwehr auslösen? Regressive Transformation: Die Attribute ersetzen die IR.C IR.D NPR ATTR (klein, jung) OP3 (ANON) CEU2 (Serviertisch) CEU3 (Cello) ((IR.C kin int (wegbringen) )) Das Wegbringen von CEU2+3 ist kein interrupt, sondern ein ((IR.C)), Mosers Bemerkungen zu Segals Deutung • • • Ulrich Moser • Segals Hypothese einer Neidattacke auf die Containerfuntion ist selektiv: - Es muss nicht die Destruktivität (Neidattacke) steuernd sein, - Es könnte auch die Abwehr von erotischen Wünsche in der Übertragung ein Rolle spielen (jung, angenehm, sexy). Segal belegt den Abbau von Containing und Resonanz mit dem Erinnerungsverlust an die Analysestunde und der Verständnislosigkeit für die 2. Traumhälfte (keine Traumelemente!). Im Traum sind die Verluste Interaktionen, keine Nicht-Positionierungen. Nicht Scheint für Segal keine Bedeutung zu haben. Von Segal gar nicht benützt werden folgende Elemente: CEU2 (Serviertischchen), das Wegschaffen von zwei CEUs in S3, die Attribute („angenehm und sexy“) des Mädchens in S2. Das Versagen der Traumarbeit wird mit dem ängstlichen Aufwachen nach S3, der Somatisierung und der emotionalen Instabilität vor und nach dem Traum begründet. Schlussfolgerungen • • • • • • • • • Assoziationen des Träumers werden ebenso wie Assoziationen nicht als gleichwertig betrachtet. In der Analyse sind sie notwendig , in der Forschung sind sie ein Problem. Die beiden CEU (Cello und Serviertischchen) von S3 deanimieren und ersetzen die Interaktion von S1 (vgl. Transformationsregel). Sie ersetzen also „behandeln“ und „unterrichten“. Cello und Serviertisch stehen für potentielle, zeitlich beschränkte Interaktionen. Interaktionen Ihr Verlust ist konflikthaft, nicht Ausdruck einer Fragmentierung. Sie sind Aspekte der ferngehaltenen Wünsche und ein dritter Aspekt ist die Erotik bzw. die sensuelle Sexualität, die in S2 als Attribut zugelassen wird. Die Desaffektualisierung bedient sich zweier Strategien: Die Verwendung von CEUs lässt die Affekte ungebunden, d.h. sie kommen nicht in das Erleben von geträumten Beziehungen. Die Verschiebung verhindert zusätzlich eine Identifizierung mit den Elementen des sekundären Feldes Der Traum bricht ab mit einer expliziten affektiven Reaktion und Aufwachen. Erst hier hat die Traumarbeit wirklich versagt. Der Verlust des Containing und der Resonanz ist zwar gegeben, aber nicht so bedeutend wie Segal aufgrund ihres Modells annimmt: die Verluste sind vorübergehend, Störungen des Kernselbst, Fragmentierungen und Bedrohungen der Identität treten im Traum nicht auf. auf Traumforschung im Rahmen der Wiener Psychoanalyse-Studie Psychoanalyse Einschlusskriterien • Generalisierte Angststörung und leichte bis mäßige strukturelle Störung. • Patienten, die im Laufe ihrer Analyse zumindest 2 mal 5 Träume berichten, nämlich jeweils fünf innerhalb der ersten und innerhalb der letzten 100 Analysesitzungen. Instrument • Die Traumkodierungsmethode von Ulrich Moser und Ilka von Zeppelin. • Einschulung von Mitarbeitern und Herstellung einer Interrater-Reliabilität. Interrater Ablauf • Einholung der Zustimmung der Studienanalytiker zu dieser Teilstudie. • Anonymisierte Transkription der Träume aus den „Traumstunden“. • Die Träume werden von trainierten Mitarbeitern während der laufenden Studie kodiert. • Die Traumtexte werden qualitativ, die Ergebnisse der Ratings quantitativ ausgewertet. > Vergleich Fragestellungen a) Was sind die spezifischen Eigenschaften von Träumen von Angstpatienten? b) Gibt es Zusammenhänge zwischen Traumeigenschaften und Strukturniveau der Persönlichkeit? c) Gibt es typische Muster der Veränderung von Träumen im Laufe von Analysen? d) Gibt es spezifische Veränderungsmuster in Abhängigkeit von Symptomatik und/oder Strukturniveau? e) Gibt es Zusammenhänge zwischen Traumveränderungen und Therapieoutcome? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Die Traumkodierung Traumtext Ich bin mit Frau „Small“ zusammen. Sie ist im Bett. Ich unterrichte oder behandle sie. SIT Positionsfeld LTM Interaktionsfeld S1 SP (Subjektprozessor) - IR.C resp (unterrichten oder behandeln) OP1 (Fr. Small) CEU1 (Bett) IR.C kin int (im Bett liegen) POS REL CONT (in Bett) Ein kleines Mädchen ist da (unklar). Sie ist sehr freundlich mit mir, vielleicht auch sexy. Jemand schafft einen Serviertisch und ein großes Cello aus dem Raum. - Ich erwache mit Angst. S2 SP OP2 (Mädchen) - IR.C comm (?) (Flirten?) ATTR (angenehm, sexy) S3 SP IR.D NPR ATTR (klein, jung) OP3 (ANON) CEU2 (Serviertisch) CEU3 (Cello) ((IR.C kin int (wegbringen) )) Interpretation aufgrund der Traumkodierung Situation 1: Positionsfeld Interaktionsfeld Ich bin mit Frau „Small“ zusammen. Sie ist im Bett. Ich unterrichte oder behandle sie. SP, OP1 (Mrs Small), CEU1 (Bett), POS.REL CONT (im Bett) • enthält keine affektive Beziehungsregulierung, POS.REL löst aber im Prozessor Empfindungen aus (hier: containing). • IR.C resp (zwischen SP und OP1) = höchstentwickelte affektive Beziehung des ganzen Traums mit „subject subject feeling“, - möglich vermutlich nur aufgrund der Rollenumkehr, - der OP-Bezeichnung Bezeichnung als Mrs Small - und ihrer Positionierung im Bett. • In den Inhalten (behandeln, unterrichten) steckt eine Abstrahierung. Abstrahierung Situation 2: Positionsfeld Interaktionsfeld Ein kleines Mädchen ist da (unklar). Sie ist sehr freundlich mit mir, vielleicht auch sexy. OP2 (Mädchen) mit zwei Attributen (jung, klein). OP1 und CEU1 kommen nicht mehr vor. Beide sind durch OP2 substituiert worden (Regel der Transformation). Evt. gibt es eine IR.C comm (kommunikative Interaktion, Flirten?). Oder es stehen die Attribute (angenehm, sexy) anstelle der Interaktion, = „Transformationen der Potentialität“ : Möglichkeiten der Interaktion werden entdynamisiert. Eine Beziehungsregulation ist nicht erforderlich. Die Rollenumkehr in S1 wird in S2 mit einer Umkehr der OP-Attribute OP fortgesetzt Das junge Mädchen ist das Gegenteil der Analytikerin. Das Motiv der Desaffektualisierung bleibt zunächst unentscheidbar: Angriff auf die Containerfunktion oder Abwehr erotischer Gefühle? . Situation 3: Jemand schafft einen Serviertisch und ein großes Cello aus dem Raum. - Ich erwache mit Angst. Positionsfeld Ein neuer, anonymer OP3, SP verwandelt sich durch eine Verschiebungsrelation (IR.D) der in einen Zuschauer Zwei neue CEUs substituieren eine ganze Episode komplexhafter Art, deren Affekte ungebunden und außerhalb des Traumgeschehens bleiben Interaktionsfeld Die Desaffektualisierung ist weiter fortgeschritten. Die sekundäre Relation (IR.C kin int) legt nahe, dass in CEU2+3 sowie in OP3 Anteile des SP stecken. Die Anonymität von OP3 konkretisiert Überichanteile. Das „Wegbringen“ lässt auch features von CEU2+3 verschwinden. Segal meint, OP3 repräsentiere die destruktiven Selbstanteile. „Wegbringen“ statt DROP verweist aber auf einen inneren Konflikt. S3 kommt durch die Desaffektualisierung aber dem Traumkomplex am nächsten Die Verwendung von Assoziationen des Interpreten • • • • • • • • • • • • Dem Interpreten können morphologische features von Objekten oder assoziative features einfallen. Sie werden hier nicht als gleichwertig mit Assoziationen des Patienten betrachtet: Wofür stehen Cello und Serviertischchen? Die beiden CEU von S3 deanimieren und ersetzen die Interaktion von S1 (vgl. Transformationsregel). Cello und Serviertisch ersetzen also „behandeln“ und „unterrichten“. Cello und Serviertisch stehen für potentielle, zeitlich beschränkte Interaktionen. Sind dies Aspekte der ferngehaltenen Wünsche und ist ein dritter Aspekt die Erotik bzw. die sensuelle Sexualitä die in S2 als Attribut zugelassen wird? Die Desaffektualisierung bedient sich zweier Strategien: Die Verwendung von CEUs lässt die Affekte ungebunden, d.h. sie kommen nicht in das Erleben von geträumten Beziehungen. Die Verschiebung verhindert zusätzlich eine Identifizierung mit den Elementen des sekundären Feldes Der Traum bricht ab mit einer expliziten affektiven Reaktion und Aufwachen. Erst hier hat die Traumarbeit wirklich versagt. Der Verlust des Containing und der Resonanz ist zwar gegeben, aber nicht so bedeutend wie Segal aufgrund ihr Modells annimmt: die Verluste sind vorübergehend, Störungen des Kernselbst, Fragmentierungen und Bedrohungen der Identität treten im Traum nicht auf. Dies obwohl im Kommentar mitgeteilt wird, der Patient befinde sich in konstantem Kampf mit seinen psychotischen Anteilen. Marianne Leuzinger-Bohleber Leuzinger (1987, 1989) Veränderungen kognitiver Prozesse in Psychoanalysen • • die Stundentranskripte von fünf exemplarischen Psychoanalysen untersucht folgende Kriterien für die Evaluation des analytischen Fortschritts entwickelt: a) Generelles Ziel einer Psychoanalyse: - Optimale Reflexionsmöglichkeiten aktueller innerer Prozesse als Voraussetzung zur Selbstanalyse b) Teilziele einer Psychoanalyse: - Erweiterung der Kompetenz in der Wahrnehmung des Unbewussten (z.B. von Träumen) - Modifikation von Überich-Strukturen Strukturen und –inhalten (mildes, aber kohärentes Überich) - Erweiterung der Kompetenz, die persönliche Bedeutung von Träumen zu erkennen - Erweiterung der verbalen und sozialpsychologischen Kompetenz - Erweiterung der Realitätskompetenz - Erweiterung der selbstreflexiven Kompetenz Das Gedächtnismodell nach Moser & v. Zeppelin • • Grundstruktur des autobiografischen Gedächtnisses = Episoden (Tulving 1972) • Verdichtungs- und Abstrahierungsprozesse führen zu einer Generalisierung von Einzelerfahrungen (innere Arbeitsmodelle bzw. unbewusste Phantasien). • Elemente: bestimmte Vorstellungen von Selbst und Objekt, die jeweils auch spezifische affektive Informationen enthalten. In ihrer generalisierten Form werden sie Selbst- und Objektmodelle genannt (MODs). • Wechselwirkungen: beschreiben die Interaktionen der Elemente. Generalisiert heißen sie generalisierte Interaktionsrepräsentanzen (RIGs). Sie legen die Erwartung in zukünftige Interaktionen fest. • Ordnungsprinzip: Selbst- und Objekt-MODs, Objekt sowie RIGs sind nach den Affekten, d mit ihnen verbunden sind, so sogenannten k-lines (nach Minsky 1988) geordnet MODs RIGs k-lines Episoden bestehen aus Interaktionseinheiten, Interaktionseinheiten die sich aus Elementen und Wechselwirkungen zusammensetzen. „Desaffektualisierung“ und Erwartung • Die assoziative Verknüpfung von RIGs und MODs bildet bildliche Prototypen (Schemata) von emotionalen Beziehungssituationen = Kernelemente der inneren Arbeitsmodelle (nach Bowlby)) und der unbewussten Phantasie. • RIGs und MODs werden normalerweise im Zuge ihrer Generalisierung „desaffektualisiert““ = man bekommt Abstand von den Affekten (Triebmischung, Affektintegration). • • Es bildet sich eine Hierarchie unterschiedlich desaffektualisierter Episoden. • • Wenig desaffektualisierte Schemata bilden die verdrängten Inhalte des Es. • • Aus „desaffektualisierten“ RIGs entstehen (kognitive) Überzeugungen und Annahmen (beliefs), ), die die Einschätzung aktueller Situationen erleichtern. erleichtern RIGs und MODs entsprechen Erwartungs-“Slots“, Erwartungs in die aktuelle Objektbeziehungen eingesetzt und dadurch „sensuell gefüllt“ werden können. Nur durch die sensuelle Füllung der „desaffektualisierten“ Schemata können diese verändert und neuen Erfahrungen angepasst werden. (= „Lernen „ aus Erfahrung“) Bei aktuellen Erfahrungen, die Komplexe aktivieren, deren Komponenten nicht desaffektualisiert wurden, ist dies nicht der Fall. Die Traumorganisation • • • • • • Steuert die Traumgenerierung: positioniert Elemente, die Wechselwirkung ermöglichen. Aufgabe: den Traumkomplex in eine neue simulierte Beziehungsrealität umzusetzen (in „spielerischer“ Form). Dies wird in aufeinanderfolgenden Situationen bzw. Episoden versucht. Transformationsregeln:: Elemente und Interaktionen unterliegen progressiven oder regressiven Umwandlungen Unzugängliche Gefühle: müssen durch Affektualisierung der Mikrowelt wiedergewonnen werden, um Modifizierung von RIGs und MODs zu ermöglichen. Traumwelten sind simulierte „Mikrowelten“, „Mikrowelten“ die sich mit anderen zunächst nicht vermischen dürfen, wodurch erst experimentelle Lösungen möglich sind. • Grenzen: Wie viel affektive Entwicklung kann zugelassen werden? An welchem Punkte muss die Komplexwiederholung abgebrochen werden? • • Interrupt: Abbruch einer Situation oder Episode, wenn die Affekte überschießen. Ziel:: Lösungswege für die Probleme des Traumkomplexes zu finden. Traum und Übertragung • • • • • • • • Traum = Entwurf von neuen simulierten Lösungen für Probleme des Traumkomplexes. simulierte Beziehungen, phantasierte Objekte > Die Übertragung tritt häufig als CC im Traum auf. > Blaupausen für modifizierte Realbeziehungen. Realbeziehungen Umsetzungen in Realbeziehungen sind riskant. Mikrowelt der Übertragungsbeziehung: Übertragungsbeziehung Neue Lösungen sind häufig zuerst nur in die Übertragung transferierbar. Erst der Transfer in die therapeutische Situation verwandelt die experimentelle Simulation in eine Realerfahrung. Transfer in die normale äußere Welt: Erst nach weiterer Bearbeitung in der Übertragung wird dies möglich. Freud 1900: „Das Gesicht, das ich im Traum sehe, ist gleichzeitig das meines Freundes R. und das meines Onkels. Es ist wie eine Mischphotographie von Galton, der, um Familienähnlichkeiten zu eruieren, mehrere Gesichter auf die nämliche Platte photographieren ließ.“