FLUCHTPUNKT UNTERFRANKEN

Transcrição

FLUCHTPUNKT UNTERFRANKEN
Juli 2015 9. Jahrgang
31
Unterfränkische Schule
Zeitschrift des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes - Bezirksverband des BLLV
Fluchtpunkt Unterfranken
Flüchtlingskinder an Schulen brauchen Hilfe
Editorial/Inhalt
Sie kommen.
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
sie kommen: Mädchen und Jungen,
Frauen und Männer, Mütter und Väter,
ja ganze Familien. Sie kommen aus
verschiedenen Ländern und Regionen
– zum Beispiel aus Afghanistan und
Syrien, aus Eritrea und Somalia, aber
auch vom Balkan. Und sie kommen aus ganz unterschiedlichen
Motiven. Die einen fliehen vor Krieg und Gewalt, andere treibt
der Hunger aus ihrem Land, wieder andere sehen keine Perspektive in der Heimat und manche lockt die vage Hoffnung auf
Teilhabe an einer Konsumgesellschaft, in der – auf den ersten
Blick – alle alles haben.
Die Rede ist von Flüchtlingen. Die Kommunen wissen nicht
mehr, wie sie diese unterbringen sollen. Landespolitiker versuchen „gute“ von „schlechten“ Flüchtlingen zu unterscheiden.
Die „Guten“ sind die, die unter das Asylrecht fallen. Sie dürfen
bleiben. Die „Schlechten“ kommen aus so genannten „sicheren
Herkunftsländern“ und sollen möglichst umgehend abgeschoben werden. Und die EU scheitert schon am Vorhaben, die Vielen gerecht auf die 28 EU-Nationen zu verteilen.
Die Schulen haben andere Sorgen. Vor ihren Türen stehen die
Flüchtlingskinder. Sie brauchen Zuspruch und wollen unterrichtet werden. Dittelbrunn wünscht sich deshalb dringend eine
Übergangsklasse. Wiesentheid hat eine solche, aber auch nicht
weniger Probleme, nur andere. Die Mönchbergschule in Würzburg hat zumindest viel Erfahrung im Umgang mit Kindern aus
anderen Ländern und Kulturen. Und in Lohr am Main konnten
Politiker aller im Landtag vertretener Parteien auf Einladung des
ULLV erfahren, wie Förderstunden umgewidmet und Gruppen
zusammengelegt werden, um Deutschförderkurse für Flüchtlingskinder auf die Beine zu stellen. Mehr Flüchtlingskinder
brauchen eben mehr Hilfen, personell und finanziell. Oder wie es
Steve Bauer formuliert: Helft uns, damit wir helfen können.
Eines gerät in der öffentlichen Diskussion um übervolle Flüchtlingsheime, geplante Abschiebezentren und fehlende Flüchtlingskontingente ins Abseits. Der Grund für die große Zahl an
Flüchtlingen ist eine zutiefst ungerechte Verteilung von Besitz
und Chancen. Solange wir in Frieden und Überfluss leben,
während viele Regionen in Hunger, Not und Gewalt versinken,
werden sich immer Menschen auf den Weg machen. Auf Dauer
hilft nur eines: die Sorgen und die Nöte, aber auch den Besitz
und die Chancen zu teilen.
Bis es soweit ist, gilt: Sie kommen.
Es grüßt
Peter Nossol
Leiter des Referates Öffentlichkeitsarbeit
Unterfränkische Schule im Internet
Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web
unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml
2
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
THEMA
03Kommentar
04
Rein ehrenamtlich geht‘s nicht länger
06
Flüchtlingsstrom reißt nicht ab
07 Fluchtpunkt Unterfranken
09 Riesige Leistungsschere
10 „Du bist in Ordnung!“
12 Fördermaßnahmen für Flüchtlingskinder
13 Mehr Ressourcen für Deutschförderung
14 Mehr Flüchtlingskinder brauchen mehr Hilfen
16 Handwerk profitiert von Flüchtlingen
VERBAND
18
5 + 6 = 16: Vindest duh den fela?
19
Engagiert für Schüler, Lehrer und Studenten
19 ABJ organisiert Workshop
20 Fit für digitale Zukunft
21 Marktheidenfelder Senioren auf Kulturreise
IMPRESSUM
Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.unterfranken.bllv.de
Vorsitzender: Gerhard Bleß
Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen
Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1761
Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Neubergstraße 7a,
97072 Würzburg, Tel.: 0931 72778; E-Mail: [email protected]
Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach,
Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773,
E-Mail: [email protected]
Druck und Layout: Druckerei Lang, Storchengasse 12-14,
97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0, www.langdruck.de
Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8 +. Nichtmitglieder können die „Unterfränkische Schule“ bei der Redaktion bestellen. Namentlich
gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift
erscheint jährlich viermal.
Hinweis: Adressänderungen und sonstige Personalia bitte an:
Referat Mitgliederverwaltung und Statistik
Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen
Telefon privat: 0971 6993267, Telefax privat: 0971 69523
E-Mail: [email protected]
Veränderungen beim dienstlichen Einsatz und bei der Besoldung (Altersteilzeit, Kürzung der Versorgungsbezüge, Beförderung usw.) bitte dem zuständigen Kreiskassier mitteilen!
Thema
Helft uns, damit wir helfen können!
Von Steve Bauer, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im ULLV
Kurz vor acht in einer Grundschule irgendwo in Unterfranken. Mahamadou, Zahira
und Rashad stehen plötzlich vor der Türe
des Sekretariats. Heimatlos, sprachlos,
hilflos. So hilflos wie weitere 1.200 Flüchtlinge. Alleine in dieser Woche. Alleine in
Bayern.
wenigen Fördermaßnahmen für andere
Kinder, um ein Mindestmaß an Unterstützung für die Flüchtlinge bieten zu können.
Übergangsklassen wachsen teilweise auf
fast 20 Schüler an. Und schließlich werden die Regelschulen mit den Flüchtlingen
meist alleine gelassen, während sich
andere Schularten drücken.
Keine Zeit für Diskussionen
Es muss eine Grundfeste im Selbstverständnis unseres Berufsstandes sein, dass
wir nun alles daran setzen, diesen Kindern
zu helfen - egal, wie herausfordernd die
Situation für uns selbst gerade sein mag.
Ihnen Zuspruch zu geben, einen schnellen
Spracherwerb und viele Erfolgserlebnisse
zu ermöglichen.
Übergangsklassen sind an vielen Stellen
sicher eine gute und richtige Lösung.
Schulen, Schulämter und Regierung
bemühen sich um Nachschub. Mittlerweile
haben wir 32 solcher Klassen in Unterfranken - Tendenz steigend. Und an anderer
Stelle kann es vielleicht gut sein, zwei
oder drei Kinder einer Klasse zuzuordnen.
Wenn dort eine Lehrkraft mit entsprechender Ausbildung, genügend Zeit und
Unterstützung arbeitet und die anderen
Kinder nicht vernachlässigt werden. Aber
wo ist das in der Realität der Fall?
Steve Bauer
Und nicht nur die Schulen
machen die Grätsche!
Denn meist stoßen wir beim Versuch,
das alles zu leisten, massiv an unsere
Grenzen. Kaum in DaZ ausgebildet, mit
verhaltensauffälligen Kindern und Inklusionsbemühungen längst über das Leistbare
hinaus gefordert. Das ist die Situation
vieler Lehrkräfte! Da bleibt entschieden zu
wenig Kapazität für traumatisierte Kinder,
die kein Wort deutsch sprechen.
Die stetig steigende Zahl an Flüchtlingen führt auch andere Einrichtungen
schon zum Kollaps - und das verstärkt
die Probleme für die Schulen. Vor allem
laufen viele Jugendämter auf Flüchtlingsprogramm, kümmern sich hoch engagiert
unter anderem um Unterbringung und
Betreuung. Da kommt die Familie von
Kevin aus der 6a und Nina aus der 3b
derzeit viel zu kurz. Fatal.
Zudem ist die Arbeit schon schwierig
genug: Die Lehrerversorgung ist ohnehin
schon extrem auf Kante genäht, Stunden
fehlen für das, was zu unserem „Normalprogramm“ wurde. Und jetzt? Schulen
streichen mit schlechtem Gewissen die
Und schließlich steht unsere gesamte
Gesellschaft auf dem Prüfstand. Immer
mehr Menschen sind so verunsichert,
dass sich Ablehnung gegenüber dem
Fremden verbreitet. Erschreckend - aber
längst Realität!
Wir brauchen deshalb...
• ... sofort und ohne bürokratischen Vorlauf eine deutliche Aufstockung der
Lehrerstunden, um Flüchtlinge angemessen fördern zu können,
• ... Einsicht in der Politik und der Verwaltung, dass diese Förderung keinesfalls
auf Kosten der anderen Kinder gehen
darf,
• ... bewusst investierte Mittel für die
Arbeit mit diesen anderen Kindern,
damit diese Verständnis, Empathie entwickeln, sich gegen die in der Gesellschaft derzeit aufkommende Ablehnung
wenden können,
• ... mehr Übergangsklassen mit einer
konsequenten Beschränkung der Gruppenstärke auf höchstens zehn Schüler,
• ... mehr Beratungszeit für Fachkräfte
wie Schulpsychologen,
• ... eine deutliche Ausweitung guter
Fortbildungsangebote, um Professionalität in der Förderung zu sichern,
• ... mehr geeignetes Material für die
Arbeit mit jugendlichen Sprachlernern,
• ... und mehr Bereitschaft zur Unterstützung in den Realschulen und Gymnasien Bayerns. Alle Schularten haben
den selben humanitären Auftrag!
Ja, wir alle wollen helfen. Das ist unsere
menschliche, ethische und im Falle der
Lehrerschaft auch unsere pädagogische
Pflicht. Dafür braucht es aber nicht nur
unser Herzblut und das ehrenamtliche
Engagement williger Bürger, sondern
dringend auch mehr Unterstützung, Mittel
und Zeit! Bildung ist Aufgabe des Staates.
Jetzt ist es nötig, viel Geld in die Hand
zu nehmen, um später nicht noch mehr in
einen gesellschaftlichen Reparaturbetrieb
investieren zu müssen. Und dieses Geld
kann im bayerischen Nachtragshaushalt
bereitgestellt werden. Wenn man sich
einig wird. Das Schicksal von Mahamadou, Zahira und Rashad und allen anderen
Kindern muss es uns doch wert sein,
oder?
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
3
Thema
Rein ehrenamtlich geht’s nicht länger
Die Volkschule Dittelbrunn braucht dringend eine Übergangsklasse
Omar (Mitte) und Kalid zeigen Migrationsberaterin Martina Weigand, wie sie das Tablet zum Deutschlernen benutzen.
Dittelbrunn. Mit den Artikeln hat Kalid
noch Probleme. Heißt es „ein Schwester“? Oder „eine Schwester“? Ida Ziegler
lässt den Jungen kurz überlegen. Dann
hilft sie nach: „Es heißt ‚eine Schwester’!“
So schreibt der Elfjährige das nun in sein
Übungsheft. Es ist Dienstagmorgen. Für
zwei Stunden kommt Ida Ziegler an diesem Tag an die Volksschule in Dittelbrunn
(Kreis Schweinfurt), um zwei Flüchtlingskindern für jeweils eine Stunde Deutsch
beizubringen. Sie tut das jeden Dienstag.
Und zwar komplett freiwillig.
„Wir erfuhren im Jahr 2013, dass Kinder
aus Flüchtlingsfamilien zu uns kommen
werden“, berichtet Schulleiter Walter
Schäffer. Das stellte das Lehrerkollegium
vor viele Fragen. Welche Kinder aus welchen Ländern und mit welchen Fluchtge-
4
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
schichten werden wohl in Dittelbrunn eintreffen? Wie heißt man diese Kinder willkommen? Wie bringt man ihnen Deutsch
bei? Wer kümmert sich genau um was?
Die Angst nehmen
Eine Konferenz wurde einberufen und
alles besprochen. Eingebunden war schon
damals Martina Weigand, die im gesamten
Landkreis Schweinfurt in Sachen Integration unterwegs ist. „Seit 2006 beschäftige
ich mich mit diesem Thema“, sagt die Lehrerin, die derzeit in Niederwerrn eine Übergangsklasse unterrichtet. Weigand nahm
ihren Dittelbrunner Kollegen die Angst vor
dem Neuen, das nun auf sie zukommen
würde. „Bedenken gab es zum Beispiel
wegen der Leistungsbewertung“, erläutert
Schäffer. Denn natürlich erhalten auch
Flüchtlingskinder Noten und Zeugnisse.
Allerdings wird berücksichtigt, dass sie
oft an die Schule kommen, ohne ein Wort
Deutsch zu sprechen.
Ende März 2014 war es so weit, 16
Flüchtlingskinder wurden in der Dittelbrunner Volksschule aufgenommen. Dass es
gelang, sie zu integrieren, ist nicht zuletzt
dem Helferkreis rund um das Wohnheim
im Dittelbrunner Ortsteil Hambach zu
verdanken. Insgesamt 40 Bürgerinnen
und Bürger, darunter einige pensionierte
Lehrkräfte, engagieren sich für die Neuankömmlinge aus aller Herren Länder. Es
gibt verschiedene Arbeitsgruppen. Unter
anderem eine, die es sich zur Aufgabe
gemacht hat, die Schule in Dittelbrunn zu
unterstützen. Die Helferinnen und Helfer
übernehmen all das, was Flüchtlingseltern
nicht leisten können.
Thema
Wenn Kinder fehlen
„Manchmal fehlt ein Kind morgens“, erklärt
Schulleiter Schäffer. Nicht unbedingt, weil
es krank ist. Es kam nicht, weil es vergaß,
dass es heute hätte in die Schule gehen
müssen. Oder weil es keine Lust hatte.
Oder nicht rechtzeitig aufgewacht ist.
„Die Eltern wissen teilweise nicht, dass in
Deutschland Schulpflicht besteht“, sagt
der BLLV-Kreisvorsitzende.
Nun kann man die Väter und Mütter vom
Sekretariat aus nicht einfach kontaktieren,
wie man das beim Fehlen deutscher Kinder tun würde. Sie würden am Telefon ja
gar nicht verstehen, was der Anrufer von
ihnen will: „Darum wird einer der Helfer
kontaktiert.“ Der fährt ins Wohnheim,
klopft an – und findet das Kind nicht selten im Bett vor. Keiner hat daran gedacht,
es zu wecken und in die Schule zu schicken. Der Helfer gibt den Eltern freundlich
zu verstehen, dass das Kind zum Unterricht muss. Und nimmt es mit.
Lothar Gerne ist einer der beiden Sprecher des Helferkreises. Ihm ist sehr
daran gelegen, dass die Kinder aus den
Flüchtlingsfamilien eine gute Schulbildung
erhalten. Wie hervorragend sich so mancher Junge und manches Mädchen in den
letzten Monaten entwickelt hat, ist ihm
eine große Freude. Kalids Bruder Omar
zum Beispiel zeigt, wie gut Integration in
Dittelbrunn gelingt.
Das Trio kam an der Schule an, Lothar
Gerne lotste Vater und Sohn zum richtigen Klassenzimmer, klopfte – und erlebte
mit den beiden Flüchtlingen einen überwältigenden Empfang: „Alle standen an
der Tür, der Klassensprecher zuerst, und
begrüßten den Neuankömmling.“ Jeder
stellte sich vor, sagte seinen Namen. Auch
hatte die Klasse gemeinsam ein Plakat
gemalt. Auf Arabisch stand da zu lesen.
„Herzlich willkommen!“
Heute ist Omar ein lebhafter Siebtklässler,
der in der Dittelbrunner Schule schon
viele Freunde gefunden hat. Wie alle
anderen Schüler aus Flüchtlingsfamilien
erhält er zusätzliche Deutschförderung
neben dem regulären Unterricht von
einem Sprachpaten aus dem Helferkreis.
Sein Pate ist der Pensionist Günther
Hartlieb, ehemals stellvertretender Leiter
des Schulamts für Stadt und Landkreis
Schweinfurt und davor Fachbetreuer für
Ausländerpädagogik. Er hatte sich bereit
erklärt, einer größeren Gruppe von Siebtund Achtklässlern ehrenamtlich Deutsch
beizubringen.
Tränen auf der Fahrt
Vor ziemlich genau einem Jahr kam der
syrische Junge in den Landkreis Schweinfurt. Lothar Gerne persönlich fuhr ihn am
Tag nach der Ankunft der Familie zusammen mit seinem Vater in die Schule: „Die
ganze Fahrt über hat Omar geweint.“ Was
würde da jetzt auf ihn zukommen? Wie
sollte er, wo er doch kein Wort Deutsch
verstand, einen ganzen Tag ohne die
Familie mit lauter fremden Menschen
bewältigen?
Omar mag das Tablet, das ihm die Schule zur Verfügung stellte, um selbstständig Deutsch zu lernen.
Lernen mit dem Tablet
Nach wie vor versteht Omar nicht alles,
was um ihn herum gesprochen wird. Doch
er übt fleißig. Und spricht mit jedem Tag
besser. Derzeit lernt er unter anderem
mit einem Tablet, das er von der Schule
bekam. Zu verschiedenen Themen kann
er damit Bilder aufrufen. Im Moment ist er
dabei, sich Vokabeln rund um das Thema
„Motorrad“ anzueignen. Denn das interessiert ihn sehr. Auf dem Tablet erscheint
just ein Motorradhelm. Omar drückt
auf die Sprachausgabe, hört das Wort
„Motorradhelm“ und spricht es nach.
Ehrenamtliches Engagement
Im Augenblick werden elf Flüchtlinge in
Dittelbrunn unterrichtet. Sie sind auf alle
Jahrgangsstufen verteilt. „Für ihre Integration erhielten wir in diesem Schuljahr keine
einzige zusätzliche Stunde“, berichtet
Schäffer. Ein guter Teil der Integrationsarbeit ruht damit auf den ehrenamtlichen
Schultern der Mitarbeiter vom Helferkreis.
Der wird koordiniert von Sabine Horbelt,
Lehrerin ohne Klassenführung, die an 14
Stunden pro Woche an der Dittelbrunner
Schule tätig ist. Drei Stunden hat die
Spezialistin für „Deutsch als Fremdsprache“ laut Schäffer pro Woche für die
Koordinierung der freiwilligen Deutschförderung Zeit: „Diese Stunden stammen aus
unserem eigenen Budget.“
Als fachliche Beraterin ist weiterhin Martina Weigand in der Schule aktiv. Auch
sie findet es überaus beachtlich, wie
engagiert die Helferinnen und Helfer sind.
Bisher gelang es, jedem einzelnen Schüler
mit Fluchterfahrung auf rein freiwilliger
Basis Förderstunden in Deutsch zu geben.
Sollten jedoch mehr junge Flüchtlinge
kommen, wird das Patenmodell an den
Rand seiner Möglichkeiten gebracht. „Wir
müssen aufpassen“, so Weigand, „dass
wir unsere Ehrenamtlichen nicht überfordern.“
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
5
Thema
Patin Ida Ziegler übt mit Kalid die deutsche Sprache.
Es kommen immer mehr
Flüchtlinge an Schulen
auch im April in einer Resolution an die
Staatsregierung klar gemacht.
Flüchtlingsstrom
reißt nicht ab
Inzwischen weiß Walther Schäffer, dass er
im kommenden Schuljahr weitere Flüchtlinge wird aufnehmen müssen. In der Nähe
der Schule soll es eine neue Unterkunft
für jugendliche Flüchtlinge ohne elterliche
Begleitung geben: „Diese zehn Jugendlichen sollen ab September bei uns unterrichtet werden.“ Dies geht allerdings nicht
mehr in bisheriger Form: „Wir brauchen
hierfür unbedingt eine Übergangsklasse.“
Die Reaktion des Ministeriums hierauf war
für ihn allerdings ernüchternd. Man verwies auf das A-Budget. Doch die Praxis
zeigt, dass das Stundenkontingent nicht
ausreicht. Dadurch, dass es an die Schülerzahl gekoppelt ist, der Anteil an Migrantenschülern allerdings permanent steigt,
verringerte sich sogar noch die Stundenzahl für die betroffenen Kinder.
Würzburg. Der Flüchtlingsstrom reißt
nicht ab. Auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge steigt,
wie die Regierung von Unterfranken
mitteilt. Im Regierungsbezirk sind 343
Plätze belegt (Stand: 26.06.2015). Das
Sozialministerium hat die Prognose für
Bayern mittlerweile auf 10.000 unbegleitete Flüchtlinge für 2015 erhöht.
Auf Unterfranken würden demnach
1030 unbegleitete Jugendliche nach
dem Königssteiner Schlüssel entfallen.
Aktuell müssen wöchentlich rund 30
unbegleitete Jugendliche in Unterfranken neu aufgenommen werden. Eine
gewaltige Herausforderung für die
unterfränkischen Jugendämter.
Die hat Schäffer inzwischen auch beantragt. Ebenso wie Stunden aus dem sogenannten A-Budget der Staatsregierung für
Deutschförderung. Eine zusätzliche Stunde pro Schüler wäre nach seiner Ansicht
dringend nötig. Denn auch wenn sich
abzeichnet, dass alle Ehrenamtlichen aus
dem Helferkreis im kommenden Schuljahr
wieder Woche für Woche an die Dittelbrunner Schule kommen werden.
An speziellem Förderunterricht durch
pädagogisches Fachpersonal, zusätzlich
zum Engagement der Paten, geht für
Schäffer kein Weg vorbei. Das hatte er
6
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
Ohne Übergangsklasse
keine weiteren Flüchtlinge
Ob er zusätzliche Stunden für Förderunterricht und eine Übergangsklasse für
die neuen jungen Flüchtlinge bekommen
wird, weiß Schäffer noch nicht. Momentan
ist der Schulleiter zuversichtlich. Er macht
aber auch deutlich: „Ohne Übergangsklasse werden wir die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge nicht aufnehmen
können.“
Text und Fotos: Pat Christ
Thema
Fluchtpunkt Unterfranken
Trauma, Alphabet und Leistungsschere
Materialgeleiteter offener Unterricht in der Übergangsklasse.
Wiesentheid. Ein hochgewachsener farbiger Junge geht ruhig durch die Tür des
Nebeneingangs. Der Jugendliche trägt ein
grünes Sweatshirt, neue Turnschuhe und
eine Baseballkappe. Er verschwindet in
Richtung des Rauchertreffs. „Der ist jeden
Tag da hinten“, erklärt der Hausmeister.
Als ich den Klassenlehrer der Übergangsklasse anspreche und den Schüler
beschreibe, sagt der: „Das ist Salman. Der
raucht ganz sicher nicht. Nein. Der sucht
sich einen Platz, wo er seine Ruhe hat.“
Markus Bauer, seit Februar Leiter einer
neu gegründeten Übergangsklasse an
der Nikolaus-Fey-Schule in Wiesentheid,
erzählt weiter: „Er musste mit ansehen,
Er musste mit ansehen, wie seine Eltern
umgebracht wurden. Deswegen braucht
er seine Ruhe. Dann wird ihm das alles,
die vielen Menschen, zu viel.“
Flucht aus Somalia
Salman kommt aus Somalia. Bürgerkriegsland. Warum und welche Milizen sich dort
bekämpfen, das weiß keiner mehr. Salman
gehört zu 60 Millionen Flüchtlingen weltweit. Mehr als im zweiten Weltkrieg. Ohne
Begleitung hat er die Flucht aus dem
Foto: Joachim Huppmann
ostafrikanischen Staat bis nach Deutschland geschafft.
Menschen in das Boot: Gewinnmaximierung für Schleuser!
Salmans Weg nach Deutschland dauerte
zwei Jahre. Die Flucht könnte Prototyp
einer afrikanischen Emigrantenbiografie
sein. In Somalia wurden sein Vater und
seine Geschwister von der Al-ShabaabMiliz ermordet. Zusammen mit seiner Mutter machte er sich auf nach Norden.
Nach fünf Tagen ist das Boot in Seenot.
Salman wird von der italienischen Küstenwache gerettet. Über Italien und Österreich geht es nach Deutschland. Endstation Franken. In einem Kinderdorf ist er
untergebracht. Er wird dort mit dem Nötigsten an Kleidern und Schulmaterial ausgestattet. Mit im Kinderdorf ist Abdullah.
Seine Familie hat 6000 Dollar zusammen
gekratzt, um wenigstens ihm die Chance
auf ein besseres Leben zu ermöglichen.
Nach der Sahara erreichten die beiden
Lybien. Dort wurde seine Mutter vor seinen Augen vergewaltigt und ermordet.
Den Teenager schlugen die Milizionäre
mit dem Gewehrkolben zusammen. Salman trug Verletzungen an Leber und Milz
davon. Vor zwei Wochen ist er daran operiert worden.
Der hagere Jugendliche zeigt mir seine
Zähne. Die Männer haben sie ihm ausgeschlagen, als er seine Mutter retten
wollte. Sie sind notdürftig geflickt, haben
eine andere Farbe als die verbliebenen
Reste. „Ich bin der letzte meiner Familie“,
sagt er. Der verletzte und traumatisierte
16-Jährige schaffte es auf ein Boot in
Richtung Italien. 120 Menschen an Bord.
Kein Wasser, kein Essen. So passen mehr
Äthiopien ist Spitze
Auf dem Landweg hat er sich durchgeschlagen. „Ich bin viel zu Fuß gegangen,
viel zu Fuß...“ sagt er mir nachdenklich.
„Von Afghanistan über die Türkei und
Griechenland bis nach Deutschland.“ Der
16-Jährige ist ein begabter Fußballer. Im
Sportunterricht vergisst er seine Sorgen.
Der örtliche Fußballverein hat ihn aufgenommen. Ein kleines Stückchen Zuhause
für Abdullah!
Deutschland steht auf der Liste der
Flüchtlinge aufnehmenden Länder auf
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
7
Thema
Platz 49 weltweit eher im Mittelfeld. Die
höchste Aufnahmequote bezogen auf die
Wirtschaftskraft hat Äthiopien. Die meisten
afrikanischen Flüchtlinge bleiben in Afrika.
Tschad, Uganda und Kenia sind sehr in
der Aufnahme von Flüchtlingen engagiert.
Unbegleitete Jugendliche, so sie Deutschland erreicht haben, werden sofort in ihrer
Aufenthaltsberechtigung anerkannt und
stehen unter Betreuung eines Vormunds.
Viele Menschen, die politisch von einem
Staat oder nichtstaatlichen Akteur, wie
etwa einer Miliz verfolgt werden, erhalten
automatisch zuerst Flüchtlingsschutz.
Das bekannteste Verfahren ist das Asylverfahren. Hier wird Schutz vor politischer
Verfolgung durch einen Staat gewährt.
Ist der Antragsteller beispielsweise über
einen sicheren Drittstaat eingereist, kann
er kein Asyl bekommen und wird abgeschoben. Asyl wird immer nur für drei
Jahre gewährt. Alle andere Einwanderer
werden in Unionsbürger und Drittstaatenangehörige aufgegliedert. Jeder Drittstaatenangehörige benötigt für Deutschland einen Aufenthaltstitel, wie zum Beispiel ein Visum, eine Aufenthaltserlaubnis
oder eine blaue Karte.
Alle Schüler, die die Deutsche Sprache
erlernen müssen, kommen in die Übergangsklasse. Für die schulische Erstausstattung erhalten Asylbewerber, Flüchtlinge und unbegleitete Kinder 70 Euro.
Später im Nachschlag nochmals 30 Euro,
etwa für neue Hefte.
Erstklassunterricht?
Die Leistungsschere unter den Schülern
in der Übergangsklasse ist riesig. Eher
selten tauchen Jugendliche und Kinder
auf, die noch nie eine Schule von innen
gesehen haben. Alphabetisierung ist
dann angesagt. Der Unterricht ist dann
dem Erstklassunterricht sehr ähnlich. Eine
somalische Anlauttabelle kann sehr hilfreich sein. Wimmelbilder sind der Bringer!
8
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
Es ist jedoch nicht so, dass alle Afrikaner
ungebildet sind. Manche schaffen es auch
nach wenigen Monaten in eine reguläre
Mittelschule oder auf die Realschule.
Der Unterricht in der Übergangsklasse
kann nur als materialgeleiteter offener
Unterricht gestaltet werden. Dazu sind
spezielle Lernmaterialien, wie etwa Bildkarteien nötig. Die sind wegen der kleinen
Stückzahlen sehr teuer. In vielen dieser
Klassen herrscht leidvoller Mangel. Lehrer
hausieren bei der Bank, dem Förderverein und dem Rotary-Club, um Lehr- und
Lernmaterialien für ihre Klasse kaufen
zu können. An manchen Schulen fehlen
schlichtweg die Räume, und Mobiliar, wie
Tische und Stühle.
12 ist die Grenze
Auch ist nicht abzusehen, wie viele
Jugendliche, woher und warum, plötzlich
dazukommen. So kann dann die ursprünglich kleine Klasse, in der zielgerichtet gearbeitet und differenziert wird, von einem
Tag auf den anderen, nicht nur räumlich
aus allen Nähten platzen. „Auf einmal standen ohne Vorwarnung sieben Syrer bei
uns auf dem Pausenhof,“ erzählt mir ein
anderer Übergangsklassenlehrer.
Das Spektrum reicht vom Gastprofessor
bis hin zum rumänischen Fliesenleger,
der in der Firma vor Ort sein Geld sauer
verdient. Die Tochter des Fliesenlegers,
Linda, ist auf einem guten Weg. Im kommenden Schuljahr wechselt sie in die
M-Klasse. Die Schüler besuchen wie ihre
deutschen Schulkameraden den Fachunterricht, zum Beispiel etwa das Fach
„Technik“. Dort werden Sie schonend
integriert und zum „Normalunterricht“ hingeführt. Die Schüler dort wirken fröhlich
und sind dankbar, dass sich jemand für
sie interessiert.
Nach meinem Besuch in Markus Bauers
Klasse habe ich Pausenaufsicht.
Ich sehe Salman wieder. Das grüne
Sweatshirt verschwindet gerade aus dem
Nebeneingang. Er wird pünktlich wieder
da sein. Ich gehe nicht hinterher.
Joachim Huppmann
Hinweis: Sämtliche Namen der Schüler
wurden geändert.
„Wenn du dann 16 oder 20 Schüler in der
Klasse hast, dann ist vernünftiges Arbeiten
unmöglich.“ Insgesamt sind Übergangsklassen zu dünn gesät. Es bleibt zu hoffen,
dass vom Landtag mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden und das Geld vor
Ort in den Mittelschulen und Grundschulen ankommt.
Nicht nur Flüchtlinge sind in der Übergangsklasse. Wie der Name schon sagt,
dient die Klasse dazu, die Kinder und
Jugendlichen schnell für die Regelklassen
fit zu machen. Natürlich ist dabei der Spracherwerb das Wichtigste. So kommen
Kinder dazu, deren Eltern für eine gewisse
Zeit beruflich in Deutschland tätig sind.
Markus Bauer, Leiter einer Übergangsklasse an der
Nikolaus-Fey-Schule in Wiesentheid.
Thema
Riesige Leistungsschere
Interview mit Markus Bauer, Leiter einer Übergangsklasse
Wiesentheid. Markus Bauer (Bild) ist Leiter einer neu gegründeten Übergangsklasse an der Nikolaus-Fey-Schule in Wiesentheid. Er steht der Unterfränkischen Schule
Rede und Antwort.
Herr Bauer, Sie sind seit Februar 2015
Leiter der Übergangsklasse in Wiesentheid. Warum mitten im Schuljahr?
Bauer: Weil ich erst im Februar mit
meinem Referendariat fertig geworden bin
und ab da auf der Suche nach einer Stelle
war. Für Gymnasiallehrkräfte mit Englisch
sieht die Einstellungssituation ja eher
schlecht aus. Eben da wurde die Übergangsklasse, die ich jetzt leite, gestartet.
Welche Schüler kommen in die Klasse?
Bauer: Die Klasse ist sehr heterogen. Ich
habe Jungen und Mädchen im Alter zwischen 11 und 18 Jahren aus elf verschiedenen Nationen.
Aus welchem Grund kommen sie?
Bauer: Die Gründe sind ebenfalls sehr
unterschiedlich. Wir haben Eltern aus EUStaaten, die hierherkommen, weil sie von
ihrer Arbeit versetzt wurden oder auf der
Suche nach einer neuen Stelle sind. Wir
haben Familien, die aus Kriegsgebieten
oder vor Milizen geflohen sind und nicht
zuletzt auch Familien, die ihren Kindern
durch bessere Ausbildung eine bessere
Zukunft bieten wollen. Dabei haben wir
auch einige extreme Fälle, bei denen
die Kinder alleine und traumatisiert in
Deutschland angekommen sind.
Welche Defizite haben die Schüler?
Bauer: Die Defizite sind zum einen ähnlich denen, die „unsere“ Schüler aufweisen: LRS, Rechenschwächen, etc. Dazu
kommt eben die Schwierigkeit, dass viele
noch kein Wort Deutsch können. Teilweise haben die Kinder auch noch nie eine
Schule besucht. Bei mir sind aber Gott sei
Dank bisher noch keine Schüler angekommen, die bisher noch nicht alphabetisiert
waren. Auf Fortbildungen habe ich von
solchen Fällen aber schon gehört und dies
gilt nicht nur für das Grundschulalter.
Wie werden die Jugendlichen gefördert?
Bauer: Ich versuche meinen Unterricht
in DaZ stark kommunikativ auszulegen.
Meiner Erfahrung nach haben die Kinder
so am schnellsten gelernt. Zudem greife
ich auf die Verlagsbücher zum DaZ und
DaF-Unterricht zurück. Im Internet gibt
es auch einige schöne Anlaufstellen:
schubert-verlag, schule.at, goethe-institut
oder auch die digitale schule bayerns,
darüber hinaus hab der br und die dw
eigene Seiten für DaF-Unterricht, die ich
für sehr empfehlenswert halte. Unsere
Schule hat sich Materialboxen vom FinkenVerlag liefern lassen. Diese bieten eine
sehr schöne Basis für den Unterricht, da
sie viel Material und einige interessante
Unterrichtskonzepte bietet. Im kommenden
Schuljahr will der Verlag sein Angebot um
tiptoi-Materialien erweitern. Das klingt für
mich ziemlich interessant, da die Schüler
hier stark selbst aktiv werden könnten.
Leider kenne ich noch keine attraktiven
Computerprogramme, die den Schülern
helfen könnten.
Wozu dient die Übergangsklasse?
Bauer: Die Einrichtung soll den Schülern
helfen, im Umfeld anderer Kinder, die
ebenfalls neu in Deutschland sind, die
deutsche Sprache und die Grundlagen
des Sachunterrichts zu erwerben. Durch
Unterrichtseinheiten mit Regelklassen soll
zudem die Integration gefördert werden.
Wie gehen Sie mit der riesigen Leistungsschere in Übergangsklassen um?
Bauer: Das ist momentan mein größtes
Problem. In meiner Klasse habe ich so
ziemlich alle Leistungsstufen vertreten.
Kinder die nächstes Jahr probeweise den
M-Zug besuchen werden, Schüler, die
in die Regelklasse wechseln und einige,
die noch in der Übergangsklasse bleiben
müssen, weil sie kaum ein Wort Deutsch
sprechen. Ich baue hier auf die Hilfe
einer Dame im Bundesfreiwilligendienst,
die immer wieder mit den schwächeren
Schülern einfachere Aufgaben bespricht,
während ich mit den Fortgeschrittenen
ein neues Thema beginne. Darüber hinaus
betreibe ich ein Helfersystem. Die alteingesessenen Schüler helfen so den Neulingen.
Mit welchen Probleme kämpfen Sie?
Bauer: Es fehlt leider an einer guten
Organisation, v.a. von politischer Seite. In
meiner Übergangsklasse sind nun schon
17 Schüler, die über das Jahr hinweg zu
unterschiedlichen Zeiten zur Klasse dazu
gestoßen sind. Ein effizienter Unterricht
ist kaum mehr möglich, da eben krasse
Unterschiede zwischen den einzelnen
Schülern existieren.“
Warum übernehmen Sie diese Klasse
nicht auch im nächsten Schuljahr?
Bauer: Zum einen, weil ich denke, dass
eine Lehrkraft mit mehr Erfahrung den Kindern noch weit mehr bieten kann als ich.
Zum anderen liegt es am Arbeitsverhältnis. Ich habe aus verschiedenen anderen
Bundesländern Planstellenangebote für
Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe erhalten und kann so
auf eine angemessenere Bezahlung und
Absicherung meiner Familie hoffen.
In Bayern würde mich im besten Fall die
Chance auf eine Sondermaßnahme erwarten, das hieße aber zwei weitere Jahre im
Angestelltenverhältnis, bei im Verhältnis
geringer Bezahlung und der Aussicht, in
den Sommerferien Termine beim Arbeitsamt zu machen. Von daher habe ich mich
für ein festes Arbeitsverhältnis in Niedersachsens Hauptstadt entschieden.“
Interview: Joachim Huppmann
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
9
Thema
„Du bist in Ordnung!“
In der Mönchberg-Schule lernen 40 verschiedene Nationen zusammen
allerdings, würden sich die ausländischen
Eltern stärker für das Schulleben engagieren. Zum Beispiel im Elternbeirat. Hierzu
werden sie auch aktiv motiviert. Doch bislang noch ohne rechten Erfolg.
Die Dritt- und Viertklässler der Übergangsklasse studieren mit Clownin Patricia Fersch von „Zirkus Frosch“
gerade eine Clownsnummer ein.
Fotos: Pat Christ
Würzburg. „Wie schaffen Sie das bloß?“
Stephan Becker, Leiter der Würzburger
Mönchberg-Schule, erlebt oft Verwunderung, wenn er von seiner Bildungsinstitution erzählt. Denn die allermeisten Kinder
und Jugendlichen, die hier unterrichtet
werden, sprechen ursprünglich nicht
Deutsch. In der Grundschule liegt der
Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bei rund 40 Prozent. „In der Mittelschule gibt es überhaupt keine Jugendlichen mit Deutsch als Muttersprache.“
Sehen Schulkonzepte in solchen besonderen Schulen anders aus als in Schulen,
die mehrheitlich von deutschen Schülern
besucht werden? Eigentlich nicht, meint
Stephan Becker. „Im Mittelpunkt unseres
Konzepts steht das Miteinander“, sagt er
und zeigt auf das „Regelwerk“ der Mönchberg-Schule, das aus fünf einfachen, leicht
verständlichen Prinzipien besteht.
„Ich sehe gut aus“, lautet das erste Prinzip. „Du bist in Ordnung“, das zweite. „Wir
leben gemeinsam“, das dritte. Dann folgen
die Regeln „Die Schule sieht gut aus“ und
„Ich lerne gut“. Unter jeder Regel sind
jeweils drei Beispiele angeführt, um zu
verdeutlichen, was genau gemeint ist. Gut
auszusehen bedeutet etwa, keine Kappe
im Schulhaus zu tragen. Die Regel „Du
bist in Ordnung“ impliziert, dass niemand
10
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
ausgelacht wird. Wie ungeschickt er sich
vielleicht auch verhalten mag. Mehr als
diese fünf Regeln braucht es auch nicht,
um für Gemeinschaft zu sorgen. Konflikte,
die es in der Mönchberg-Schule natürlich
ebenso wie in allen anderen Schulen gibt,
werden auf Grundlage dieses Regelwerks
gelöst. So gibt es Schüler, die gelernt
haben, dass man auch mit großsprecherischem Gehabe und subtilen Drohungen
an sein Ziel kommt. Becker schildert ein
Beispiel: „Ein Schüler bemalt sich während des Unterrichts den Arm mit Tattoos,
statt aufzupassen, und versucht, auch die
anderen zu animieren, dies zu tun.“ Damit
verstößt er gegen die Gemeinschaftsregel,
weil er den Unterricht stört, und gegen die
Regel das Aussehen betreffend.
Ein solcher Schüler wird zum Gespräch
geladen. Das darf man sich nicht als Tribunal vorstellen: „Wir reden ganz freundlich mit ihm.“ Die Regeln und ihre Wichtigkeit werden ihm noch einmal erklärt.
Und er darf vorschlagen, was er denn tun
möchte, um den Regelverstoß wiedergutzumachen. Sowohl der Lehrerin als
auch den Mitschülern gegenüber. Für die
deutschen Eltern ist es kein Problem, dass
ihre Kinder mit Gleichaltrigen aus anderen
Ländern lernen. „Sie erleben das zum
weitaus größten Teil als Bereicherung“,
sagt der Schulleiter. Wünschenswert wäre
Deutschlandweit wird beklagt, dass
Elternvertreter mit Migrationshintergrund
an allen Schulen stark unterrepräsentiert
sind. Die Zurückhaltung der Eltern, die aus
beruflichen oder privaten Gründen nach
Deutschland auswanderten oder hierher
flohen, hat viele Gründe. Becker: „Die
Unsicherheit ist natürlich groß. Zum einen
wegen der Sprache. Aber viele dieser
Eltern bringen auch von ihrer Heimat ein
ganz anderes Bild von Schule mit.“
In Schulen anderer Länder herrscht mitunter Druck und Drill. Teilweise gehen die
Kinder auch gar nicht zur Schule, weil der
Schulweg viel zu lang ist oder die Kosten
für Bücher zu hoch sind. Becker: „Schließlich besitzen nicht alle dieser Eltern ein
Auto.“ Sich abends mit anderen Eltern zu
treffen, um Projekte auszutüfteln, ist für sie
deshalb schwierig.
Erfüllendes Arbeiten
„Ich habe hier meine Erfüllung gefunden“,
berichtet Lehrerin Andrea Wendlandt von
der „Mäuse“-Klasse. In dieser Übergangsklasse werden Erst- und Zweitklässler
unterrichtet. Momentan nimmt Wendlandt
die Geschichte von der kleinen Raupe
Nimmersatt durch. Die Kinder sind just
dabei, einen in Puzzleteile zerschnittenen
Schmetterling zusammenzufügen. Sie
lernen ganz nebenbei, dass ein Schmetterling „Flügel“ und „Fühler“ hat, außerdem
werden am Beispiel des bunten Schmetterlings die Farben besprochen. Am
Ende soll ein Schmetterling selbstständig
gezeichnet, auf eine Filzplatte übertragen
und gefilzt werden.
Einigen Kindern merkt man an, wie erleichtert sie sind, dass sie endlich Sicherheit
gefunden haben, sagt Wendlandt. Viele
haben schlimme Erlebnisse hinter sich.
Thema
Vor allem bei den Jugendlichen wird
oft sichtbar, was hinter ihnen liegt, sagt
Becker: „Aufgrund ihrer Traumatisierungen
kommt es zu Flashbacks.“ Das bedeutet
auch für das Lehrerkollegium eine Herausforderung. Als äußerst hilfreich wird eine
zu Beginn des Jahres angebahnte Kooperation mit der Würzburger Kinder- und
Jugendpsychiatrie erlebt. Dessen Direktor,
Professor Marcel Romanos, kommt regelmäßig in die Mönchberg-Schule, um das
Kollegium zu coachen.
Das macht er rein freiwillig, betont Becker.
Nicht zuletzt vom Engagement solcher
Menschen hängt nach seinen Worten
ab, ob es wirklich gelingt, Kindern und
Jugendlichen aus Migranten- und Flüchtlingsfamilien via Schule eine neue Heimat
zu geben. Viele Menschen und viele
Organisationen haben das inzwischen
verstanden, die Solidarität mit der Mönchberg-Schule ist groß. So ist derzeit über
das Projekt „Integration durch Sport“ das
Duo „Zirkus Frosch“ in der Schule aktiv.
Der kleine Amodeeb, der mit Clownin
Patricia Fersch und den anderen Kindern
im Moment eine Clownsnummer einübt, ist
davon schwer begeistert.
Überhaupt fühlt sich der Junge in der
Schule sehr wohl, wobei es nicht einfach
sei, die deutsche Sprache zu lernen, meint
der Zehnjährige, der von indischen Eltern
abstammt und in Italien aufwuchs. Das
findet auch seine Klassenkameradin Annamaria, die aus Rumänien stammt. Doch
auch sie fühlt sich in der MönchbergSchule pudelwohl. „Hier ist es leicht und
leicht und leicht“, jubelt die neunjährige
Taima aus Syrien, die vor einem Monat
in die Übergangsklasse für die Dritt- und
Viertklässler kam. Dass es in Schulen so
etwas wie ein Zirkusprojekt gibt, ist allen
drei Kindern neu. Viele kennen Schulen,
in denen es strenger und weniger lustig
zugeht.
Keines der Kinder will mehr aus der
Mönchberg-Schule fort. Alle drei bestätigen, dass die Lehrerinnen und Lehrer
supernett sind. „Die anderen Kinder allerdings nicht immer“, bemerkt Annamaria.
Nun ja. Kleine Kabbeleien kommen in den
besten Familien vor. Und natürlich müssen
sich die Kinder erst zusammenraufen.
Weil es gar nicht so leicht ist, Deutsch
zu sprechen, switchen viele Schülerinnen
und Schüler im Pausenhof auf ihre Muttersprache um. „Natürlich verstehen die
Lehrkräfte dann nicht, was sie sagen“,
meint Becker. Das muss man als Lehrkraft aushalten. Im Unterricht allerdings
wird, mit wenigen Ausnahmen, Deutsch
gesprochen. Denn Deutsch zu lernen,
Die Erst- und Zweitklässler der Übergangsklasse beschäftigen sich mit der kleinen Raupe Nimmersatt.
das ist die wichtigste Aufgabe - gerade
in der Mittelschule. Wer als Mittelschüler
genug Deutsch versteht, darf von der
Sprachanfängergruppe, wo Jugendliche
ohne jede Deutschkenntnis sitzen, in die
Übergangsklasse wechseln. Becker: „Wer
fließend spricht, wechselt in die Mittelschulklasse einer anderen Schule.“
Es braucht viel Flexibilität
Die Schülerinnen und Schüler der Mönchberg-Schule brauchen Verständnis und
individuelle Unterstützung. An letzterem
mangelt es an den Regelschulen, so
Becker. Deshalb brauche es so spezielle Zentren wie die Mönchberg-Schule.
Wobei es ohne Zweifel besser wäre,
wären alle Schulen so ausgestattet, dass
sie die Möglichkeit hätten, Sprachanfänger
zu integrieren. Doch es mangelt an Ressourcen. Und oft auch an Flexibilität.
Es gibt, ist man für Flüchtlingskinder offen,
manchmal sehr turbulente Tage, bestätigt
Becker. Ständig müssen Neuankömmlinge
in die verschiedenen Klassen integriert
werden. Wer wann kommt, ist in Zeiten
der Flüchtlingsströme kaum planbar. Plötzlich stehen wieder ein, zwei Kinder vor der
Türe. Becker: „Erst letzten Freitag bekamen wir wieder neue Schüler.“
Dass alle miteinander eine Gemeinschaft
bilden, trotz extremer Unterschiedlichkeit in Bezug auf Herkunft, Sprache,
Sozialisation und Erfahrungshintergrund,
bedeutet eine permanente Herausforderung. Dass sie gut bewältigt wird, ist
nicht zuletzt Schulsozialarbeiter Naoufel
Hafsa zu verdanken. Weil er selbst einen
Migrationshintergrund hat, wird er von den
ausländischen Kindern, Jugendlichen und
Eltern sehr geschätzt. „Er kann Türen öffnen, die wir nicht so einfach aufbekommen
würden“, sagt Becker. Diese Erfahrung
spricht nach seiner Ansicht auch dafür,
mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund einzustellen. Doch die sind
noch rar. Auch an der Mönchberg-Schule.
Text und Fotos: Pat Christ
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
11
Thema
Fördermaßnahmen für Flüchtlingskinder
Regierung stellte 1520 zusätzliche Lehrerwochenstunden zur Verfügung
Würzburg. Die Regierung von Unterfranken bietet für Schüler mit Migrationshintergrund ein Bündel an Fördermaßmaßnahmen mit dem Ziel, Sprachkenntnisse in
Deutsch zu erwerben bzw. auszubauen.
Von rund 11.000 von den Schulämtern
der Regierung gemeldeten Schülerinnen
und Schülern mit Migrationshintergrund
weisen rund 6.500 Kinder Defizite in der
deutschen Sprache auf. Diese werden in
Deutschfördermaßnahmen aufgenommen.
Für die Förderangebote stehen in Unterfranken insgesamt 1520 zusätzliche Lehrerwochenstunden zur Verfügung.
Keine Migrantenklassen
mit mehr als 25 Kindern
An Unterfrankens Grund- und Mittelschulen gibt es nach Auskunft der Regierung
keine Klasse mit mehr als 25 Kindern,
sofern über die Hälfte dieser Kinder einen
Migrationshintergrund aufweisen. Für
die notwendigen Teilungen werden in
Unterfranken 420 Unterrichtsstunden für
den Grundschulbereich und 298 für die
Mittelschulen zusätzlich zur Verfügung
gestellt. Diese Regelung verbessert die
Erziehungs- und Unterrichtssituation für
alle Schülerinnen und Schüler. Die Fördermaßnahmen im Einzelnen:
Vorkurse: Um Defizite in der deutschen
Sprache frühzeitig und nachhaltig abzubauen, werden in diesem Schuljahr 301
Vorkurse in Unterfranken angeboten.
Dieses Kooperationsmodell zwischen
Grundschule und Kindergarten setzt
bereits in der zweiten Hälfte des vorletzten
Kindergartenjahres an und stellt ein Angebot sowohl für deutschstämmige Kinder
mit Sprachförderbedarf als auch für Kinder
mit Migrationshintergrund dar. Der Besuch
eines Vorkurses ist nicht verpflichtend,
jedoch ist die früh ansetzende Förderung
die beste Gewähr dafür, dass sich während der Schulzeit Defizite nicht noch
weiter verstärken.
Deutschförderklassen (ehemals
Sprachlernklassen): Diese sollen gezielt
dem intensiven Spracherwerb und der
Integration der nichtdeutschen Mitschüler
dienen. Dabei wird innerhalb einer Klasse
eine Lerngruppe gebildet, die zusätzlich
gefördert wird. Dafür stehen auch zusätzliche Förderstunden zur Verfügung.
Deutschförderkurse: Für Schüler mit
nichtdeutscher Muttersprache in deutschen Regelklassen werden Deutschförderkurse angeboten. Dazu werden je nach
Bedarf Kurse mit insgesamt bis zu 530
Wochenstunden in Unterfranken eingerichtet.
Übergangsklassen: Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache mit großen
Defiziten in Deutsch, deren Teilnahme
am Unterricht einer Regelklasse nicht
sinnvoll ist, können Übergangsklassen
besuchen. 20 Klassen werden in Unterfranken schwerpunktmäßig an Schulen
eingerichtet bzw. weitergeführt. Nach dem
Besuch der Übergangsklassen sollen die
Schülerinnen und Schüler sich so entwickelt haben, dass sie in eine Regelklasse
wechseln können.
Für den Islamischen Unterricht, der
ausschließlich in deutscher Sprache
unterrichtet wird, stehen in Unterfranken
113 Unterrichtsstunden zur Verfügung.
Zusätzlich werden in Unterfranken syrischorthodoxer und alevitischer Religionsunterricht angeboten.
Hinweis: Nach Auskunft der Regierung
hat ein Schüler Migrationshintergrund,
wenn die Staatsangehörigkeit nicht
Deutsch und/oder die Sprache im Haushalt nicht Deutsch und/oder das Geburtsland nicht Deutschland ist.
Kunterbunt: In Unterfrankens Grund- und Mittelschulen leben und lernen rund 11000 Kinder mit Migrationshintergrund.
12
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Jiuli 2015
Thema
Mehr Ressourcen für Deutschförderung
Regierungsschuldirektor Herbert Brenner wartet auf neue Zahlen
te zu unterstützen, sie für diese Aufgabe
vorzubereiten. Fortbildungen in diesem
Bereich werden stark nachgefragt und gut
angenommen.
Würzburg. Regierungsschuldirektor
Herbert Brenner verantwortet im Bereich
Schulen an der Regierung von Unterfranken das Sachgebiet Organisation und
Personal an Grund- und Mittelschulen. In
seine Zuständigkeit fällt auch zusätzliches
Lehrpersonal zur Förderung von Flüchtlings- und Migrantenkindern. Für die Unterfränkische Schule nahm er sich mitten im
„Klassenbildungsstress“ Zeit, um Fragen
zu beantworten. Dafür besten Dank.
Die Regierung von Unterfranken bietet
für Schüler mit Migrationshintergrund ein
Bündel von Maßnahmen mit dem Ziel der
Deutschförderung - von Vorkursen, über
Deutschförderkurse und -klassen bis zu
Übergangsklassen. Welche Maßnahmen
greifen, welche gehen eher am Bedarf
vorbei?
Brenner: Seit sich die Zahl der Kinder
von Flüchtlingen und Asylsuchenden
erheblich und andauernd erhöht, ist das
für das Personal zuständige Sachgebiet,
vor allem aber die Lehrkräfte vor Ort,
intensiv gefordert. Durch Zuweisung von
Personalressourcen auch während des
Jahres in regelmäßiger Absprache mit dem
Staatsministerium konnte die Versorgung
immer wieder angepasst werden. Leider
standen kaum mehr freie Lehrkräfte zur
Verfügung. Das zugewiesene Budget
zur Deutschförderung wird durch die
Regierung den Staatlichen Schulämtern
in Abhängigkeit des gemeldeten Bedarfs
zur Verfügung gestellt. Den Staatlichen
Schulämtern obliegt es nun, diese Ressourcen möglichst effektiv an den Schulen einzusetzen. Die Vorkurse können zu
Beginn des Schuljahres gut vorgeplant
werden, Deutschförderkurse und Deutschförderklassen können hier etwas flexibler
gestaltet werden. Im Grunde greifen alle
Maßnahmen. Die entscheidende Frage ist
immer, ob die Förderung von Kindern mit
Migrationshintergrund in einer Regelklasse
oder in einer Übergangsklasse effektiver
ist. Für beide Möglichkeiten gibt es genü-
Ziel der Übergangsklassen ist es, den
Schülern den Wechsel an Regelklassen
zu ermöglichen. Wie sind die „Übertrittsquoten“?
Regierungsschulrat Herbert Brenner
Foto: privat
gend gute Argumente. Die Entscheidung
obliegt den Staatlichen Schulämtern im
Zusammenwirken mit den Schulen. Selbstverständlich spielt allein die Anzahl der zu
fördernden Kinder eine wesentliche Rolle.
Für Förderangebote standen in Unterfranken über 1500 zusätzliche Lehrerwochenstunden zur Verfügung. Gleichzeitig
klagen Schulen vor Ort, dass sie die
Integrationsarbeit nur mit massiver Hilfe
von Ehrenamtlichen leisten können. Sind
die dafür vorgesehenen Mittel zu knapp
bemessen?
Brenner: Die Zahlen für das Schuljahr
2015/2016 liegen noch nicht vor, eine
Ausweitung der Ressourcen soll aber
erfolgen. Im Schuljahr 2014/2015 und
2013/2014 standen dafür 1922 Lehrstunden für Grund- und Mittelschulen zur Verfügung, 1580 Lehrerstunden waren es im
Schuljahr 2012/2013 noch. Zusätzliche
Lehrerstunden sind allerdings nur ein Teil,
das Engagement unserer Lehrkräfte und
Schulleiter vor Ort, die diese Stunden ausfüllen, ihr Einsatz hilft diese Herausforderung anzugehen. Das ist in erster Linie ein
Verdienst unserer Lehrkräfte. Von Seiten
der Regierung versuchen wir die Lehrkräf-
Brenner: Der Besuch einer Übergangsklasse ist, wie der Name schon sagt,
zeitlich begrenzt. Die Schüler sollen nach
dem Besuch einer Übergangsklasse vor
allem im Spracherwerb so weit sein, dass
sie dem Unterricht in einer Regelklasse
folgen können. Aus eigener Erfahrung
weiß ich, dass bereits nach 6 Monaten
die Eingliederung in eine Regelklasse
sinnvoll sein kann. Sicher wird es auch
Fälle geben, in denen der Wechsel in
eine Regelklasse nach einem Jahr noch
Schwierigkeiten bereiten kann. Ein zahlenmäßiger Überblick bzw. Wechselquoten
liegen nicht vor. Das sind Entscheidungen,
die von den Lehrkräften bzw. Schulleitern
vor Ort getroffen werden müssen und
aus meiner Sicht auch verantwortungsvoll
getroffen werden.
Aktuell werden in Unterfranken täglich
30 sogenannte „minderjährige unbegleitete Flüchtlinge“ aufgenommen. Eine
gewaltige Herausforderung zunächst für
die Jugendämter. Wann kommen diese
Jugendlichen an die Schulen?
Brenner: Die Zahl 30 kann ich nicht
bestätigen. Bei den minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen sind neben den Mittelschulen vor allem die beruflichen Schulen betroffen. In diesen Fällen gehen außer
Personalanfragen kaum Rückmeldungen
im Sachgebiet ein. Wir gehen deshalb
davon aus, dass die Kommunikation zwischen Schulen, Jugend- und Schulämtern
gut geregelt ist und auch gut funktioniert.
Interview: Peter Nossol
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
Pa
13
Thema
Mehr Flüchtlingskinder brauchen mehr Hilfen
ULLV-Veranstaltung „Schule trifft Politik“ an der Mittelschule Lohr am Main
Auf Einladung des ULLV informierten sich
Politiker an der Mittelschule Lohr am Main über die
Integration von Flüchtlingskindern.
Lohr am Main. Eltern, Lehrer, Schulleiter
und BLLV-Mitarbeiter waren sich einig:
Um die drastisch anwachsende Zahl an
Flüchtlings- und Asylantenkindern an
Grund- und Mittelschulen in Unterfranken
bewältigen zu können bedarf es einer
noch stärkeren Unterstützung durch Politik
und Administration.
Auf Einladung des ULLV trafen sie sich
Ende Juli an der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr am Main. Gemeinsam mit den
Landtagsabgeordneten Katie Petersen
(SPD), Thorsten Schwab (CSU), Thomas
Mütze (Bündnis 90/Die Grünen) und Günther Felbinger (FW) erörterten sie unter
der Gesprächsleitung von Ingrid Otto (Stv.
ULLV-Vorsitzende) die Herausforderungen
in der aktuellen Situation, die aufgrund
der während des Schuljahres 2014/15
zugezogenen Flüchtlinge und Asylanten
entstanden ist.
Laut amtlicher Prognosen wird sich das im
kommenden Schuljahr noch deutlich verschärfen. ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß
forderte „ein Sonderprogramm von Seiten
der Politik, um den Schulen kurzfristig und
unbürokratisch Hilfe anbieten zu können.“
Schulleiterin Susanne Rinno und mehrere
Lehrkräfte der Schule zeigten den Politi-
14
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
kern an konkreten Beispielen eindringlich
auf, wie wichtig, aber auch wie herausfordernd und aufwändig die Arbeit mit den
oftmals traumatisierten Kindern aus den
unterschiedlichsten Ländern, Religionen
und Kulturkreisen ist.
Sie stünden teils ohne Ankündigung im
Schulhaus – ohne Deutschkenntnisse,
ohne Papiere, oft traumatisiert und desorientiert, schilderte BLLV-Kreisvorsitzender
Christoph Rüttiger die Situation. Die Kinder würden mangels vorhandener Übergangsklassen dann auf die Klassen verteilt
und könnten nur ansatzweise genügend
gefördert und betreut werden. Schulleiter,
Lehrkräfte, Schulsekretariate seien in diesen Fällen völlig überfordert. „Sie können
ohne zusätzliche Mittel und Unterstützung
den Herausforderungen nicht mit den nötigen Maßnahmen begegnen“, so Rüttiger.
Flüchtlingskinder kommen
ohne Ankündigung
In Lohr wird neben den auf die Klassen
verteilten Kindern auch eine ganze Klassen von unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen (UMF) betreut. Diese stellen
für die Schule und das Haus St. Michael
in Neustadt, in der sie leben, eine besondere Herausforderung dar.
Steve Bauer, ULLV-Abteilungsleiter für
Schul- und Bildungspolitik, stellte heraus,
dass die im Schuljahr 2014/15 oftmals
durch die Schulen erbrachten, aus der
Not geborenen Lösungen wie die Umwidmung von Förderstunden, Arbeitsgemeinschaften im musischen Bereich oder
Zusammenlegung von Gruppen zugunsten
von Deutschförderkursen für Flüchtlingskinder im kommenden Schuljahr nicht
mehr vorkommen dürften.
„Nun ist die Entwicklung vorhersehbar –
und daher ist die Politik in der Pflicht, den
Schulen schon von Beginn des Schuljahres an die erforderlichen Ressourcen
an Lehrerstunden zur Verfügung zu stellen“, forderte Bauer. „Unterstützung auf
Kosten der anderen Kinder fördert Unverständnis und Ablehnung - eine Brutstätte
für Fremdenhass.“
Julia Schuck, Leiterin der ULLV-Abteilung
Berufswissenschaft, forderte ein Ende der
Politik des permanenten Löcherstopfens.
Vielmehr bedürfe es eines schlüssigen
Gesamtkonzeptes, in das auch die notwendige Unterstützung der Schulen durch
Personal, das in den Bereichen Deutsch
als Zweitsprache, Schulpsychologie und
Traumapädagogik ausgebildet ist, eingebunden wird.
Thema
Die Abgeordneten aller Oppositionsparteien – die Abgeordneten Felbinger,
Petersen und Mütze - waren sich einig,
dass die Situation im Schuljahr 2015/16
nur durch zusätzliches Personal zu bewältigen sein wird. Der vom CSU-Vertreter
Schwab favorisierte vermehrte Einsatz
von Ehrenamtlichen sei zwar ebenfalls zu
befürworten und dringend geboten, aber
„der Staat steht hier in erster Linie in der
Pflicht“, so Petersen wörtlich.
Sowohl Mütze als auch Felbinger und
Petersen unterstützten die vom ULLVVorsitzenden Gerhard Bleß erhobene
Forderung, dass die von der CSU-Fraktion
bereits beschlossenen 2,3 Milliarden EUR,
welche im Nachtragshaushalt 2016 für die
Flüchtlings- und Asylsituation bereitgestellt
werden, zu einem erheblichen Teil in den
Schulbereich investiert werden müssen.
Schwab stellte abschließend fest, dass
er sich innerhalb der CSU-Fraktion dafür
einsetzen werde, dass neben dem derzeit
alles überlagernden Thema der Unterbringung der Asylbewerber und Flüchtlinge
auch der Blick auf die Schulen geschärft
wird. Außerdem werde er sich einsetzen,
dass geeignete Schülerinnen und Schüler
verstärkt auch in Realschulen und Gymnasien gefördert werden und geeignetes
Personal für die Betreuung der Flüchtlinge
an allen Schularten ohne bürokratische
Hürden rekrutiert werden kann. Konkret
ging es vor Ort um die Weiterbeschäftigung einer an der Mittelschule Lohr derzeit für Deutsch als Zweitsprache eingesetzten Fremdsprachenkorrespondentin.
Im Rahmen der Veranstaltung stand auch
eine Begehung des Schulhauses auf dem
Programm, bei der neben dem Besuch
einer Klasse, in der Flüchtlingskinder
integriert werden, besonders das vor
wenigen Wochen eröffnete Vivarium auf
Interesse stieß. Rund 40 verschiedene
Tier- und Insektenarten leben in kleineren
und größeren Terrarien und Aquarien in
dem Schulhaus. An die Schule geholt hat
sie die PCB-Lehrerin Kerstin Schwarz. Im
September ging das Vivarium-Projekt an
den Start. Im Juni wurde offiziell Eröffnung
gefeiert. Frau Schwarz wies darauf hin,
wie engagiert sich hier die Flüchtlingskinder einbringen würden, da die Arbeit
mit den Tieren auch ohne Sprache möglich sei.
Steve Bauer und Gerhard Bleß
Flüchtlingskinder in der
Mittelschule Lohr am Main
Lohr am Main. Die Situation an der
Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr a.
Main: Zur Zeit leben und lernen dort
13 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF), die in Haus St. Michael
Neustadt untergebracht sind, 7 Kinder
und Jugendliche (Flüchtlinge), die mit
ihren Eltern in Lohr und Umgebung
leben und 6 Jugendliche von Zuwanderern. Im Schuljahr 2015/2016 werden
22 weitere unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge aus Lohr und Neustadt
erwartet.
Der Unterricht 2014/2015 wurde wie
folgt abgedeckt: Eine der Mobilen
Reserven ist für den Deutschunterricht
der umFs „freigestellt“. Dieser Unterricht findet „separat“ statt. Zusätzlich
unterstützt eine Lehrkraft mit neun
Wochenstunden über das Haus St.
Michael den Unterricht an der Schule.
Die Kinder aus den Asylbewerberfamilien, die jünger sind, werden in den
jeweiligen Jahrgangsstufen beschult.
Sie verlassen den Klassenunterricht
zum Deutschunterricht. Die Förderlehrerin gibt insgesamt 8 Wochenstunden
Deutschförderunterricht. Drei ehrenamtliche pensionierte Kolleginnen unterstützen das Programm mit insgesamt 8
Wochenstunden.
Der Unterricht 2015/2016 wird wie
folgt abgedeckt: Es werden zwei Klassen mit Jugendlichen mit kaum bis
wenigen Deutschkenntnissen gebildet.
Diese werden „separat“ unterrichtet.
Die weiteren Jugendlichen werden in
die Jahrgangsstufe 5-9 eingebunden.
Keine Berührungsängste: Die Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab (CSU), Thomas Mütze (SPD), Kathie
Petersen (SPD), Günther Felbinger (FW) und ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß im Vivarium, einem Schulprojekt an der Mittelschule Lohr am Main, das auch bei Flüchtlingskindern auf großes Interesse stößt.
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
15
Thema
Handwerk profitiert von Flüchtlingen
Handwerkskammer fordert Bleiberecht für Flüchtlinge nach Ausbildung
herrschen, problematisiert rund die Hälfte
der befragten Betriebe.
Bleiberecht ausweiten
Deshalb fordert die Handwerkskammer für
Unterfranken, dass Flüchtlinge nach ihrer
Ausbildung noch mindestens zwei Jahre
Bleiberecht genießen sollen. Diese Forderung wird von rund 90 % aller ausbildenden Handwerksbetriebe unterstützt.
Auch im Zimmerer-Handwerk können Flüchtlinge Fuß fassen.
Würzburg. „Berufliche Integration ist der
wichtigste Schritt zu gesellschaftlicher
Integration. Im Handwerk lebt die Integration, hier wird sie verwirklicht“, sagt Rolf
Lauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken und belegt
dies mit Zahlen.
Im Jahr 2014 hatten die Auszubildenden
52 unterschiedliche Staatsangehörigkeiten. Von den insgesamt 7704 Auszubildenden über alle Lehrjahre hinweg haben
432 einen ausländischen Pass. Zudem
kommt noch eine Vielzahl an Auszubildenden mit Migrationshintergrund, die die
deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben. Die meisten ausländischen
Auszubildenden kamen im vergangenen
Jahr aus der Türkei, gefolgt von Italien und
dem Kosovo.
Flüchtlinge gewinnen
Die Handwerkskammer für Unterfranken
will sich auch verstärkt darum bemühen,
Flüchtlinge für das Handwerk zu gewin-
16
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
Foto: HWK
nen. „Davon profitieren die Flüchtlinge, die
damit einen wichtigen Schritt zur Integration gehen können und unsere Handwerksbetriebe, die auf der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften sind“, so Lauer.
Wie Flüchtlinge vom Handwerk und das
Handwerk von Flüchtlingen profitieren können, zeigt eine Sonderumfrage der Handwerkskammer für Unterfranken. Nahezu 90
Prozent der Betriebe bestätigten, dass sie
im derzeitigen Flüchtlingsstrom eine Chance für das Handwerk erkennen, Fachkräfte
zu gewinnen. Hauptproblem Bürokratie
Die unterfränkischen Handwerksbetriebe
erkennen als Hauptproblem bei einer
möglichen Ausbildung von Flüchtlingen
eine hohe Bürokratiebelastung. Das ist
auch eindeutig nachzuvollziehen, müssen
die Handwerksbetriebe nahezu jedes Jahr
eine Mehrung der Bürokratiebelastung hinnehmen. Die ungenauen politischen Rahmenbedingen, die derzeit noch bei einer
potenziellen Ausbildung von Flüchtlingen
„Den Blick alleine auf die Zeit der Ausbildung von Flüchtlingen zu legen, ist zu
kurz gegriffen. Handwerksunternehmen
investieren viel Zeit und Geld in die Ausbildung und womöglich müssen sie bei
Flüchtlingen, besonders zu Beginn der
Ausbildung, noch etwas mehr investieren.
Das Bleiberecht 2 Jahre plus x nach der
Ausbildung gibt nicht nur den Handwerksunternehmen Sicherheit, sondern auch
dem Flüchtling und spornt sicherlich dazu
an, die Ausbildung so gut wie möglich zu
absolvieren“, erklärt Hauptgeschäftsführer
Rolf Lauer.
Zudem fordert die Handwerkskammer für
Unterfranken, Flüchtlingen sofort einen
Deutschkurs zu ermöglichen. Die Forderung unterstützen 92 % der befragten
Ausbildungsbetriebe. Rolf Lauer: „Deutsch
zu verstehen und zu sprechen ist eine der
wichtigsten Voraussetzungen, um eine
duale Berufsausbildung zu bestehen.“
Ohne Sprachkenntnisse werden Theorie
und Praxis zu keiner Zeit zu bewältigen
sein.
Deutsch-Kurse ermöglichen
Bei den Grundvoraussetzungen, die
handwerkliche Ausbildungsbetriebe an
potenzielle Auszubildende stellen, gibt
es nahezu keine Unterschiede zwischen
Flüchtlingen und anderen Auszubildenden.
„Zuverlässigkeit“ und „gute praktische
Veranlagung“ liegen an den ersten beiden
Stellen, gefolgt von „guten Deutsch-
Thema
kenntnissen“. Dieses Ergebnis zeigt, wie
pragmatisch die unterfränkischen Handwerksbetriebe mit der Flüchtlingsthematik
umgehen.
Mit den Ergebnissen der Umfrage möchte
die Handwerkskammer einerseits deutlich
machen, welches Potenzial Flüchtlinge für
die regionalen Handwerksbetriebe haben,
aber auch, welch große gesellschaftliche
Verantwortung die Betriebe übernehmen
würden. Rolf Lauer: „Wir wünschen uns,
dass diese Ergebnisse dazu dienen, den
politischen Entscheidungsprozess in der
Flüchtlingsthematik zu beschleunigen. Das
Handwerk ist bereit für konkrete Entscheidungen.“
Übergang ins Berufsleben
Die wichtigste Grundvoraussetzung für
Flüchtlinge, auch für die minderjährig
unbegleiteten, um in eine Ausbildung zu
starten, sind Deutschkenntnisse. Etabliert
hat sich hier ein System der speziellen
Berufsschulklassen für Asylbewerber und
Flüchtlinge. Nahezu alle Berufsschulen in
Unterfranken haben, bzw. werden die Klassen einrichten.
Abläufe kennenlernen
Neben dem Deutschlernen müssen die
Schüler die Abläufe in einer Berufsschule
kennenlernen, bevor es mit der Berufsorientierung losgehen kann. Zudem werden
die Schüler sozialpädagogisch begleitet,
auch bei der Praktikums-Vermittlung in
Handwerksbetriebe, die vor der Ausbildungs-Vermittlung angesiedelt ist. Zudem
muss vielen Flüchtlingen erst einmal der
Wert einer Ausbildung verdeutlicht werden, da sie sofort arbeiten möchten, um
Geld zu ihren Angehörigen in den Herkunftsländern zu schicken.
Es beschäftigen sich sehr viele Netzwerkpartner mit der Flüchtlingsthematik auf
operativer Ebene in Unterfranken mit dem
großen Ziel, Flüchtlinge in Ausbildung und
Beruf zu bringen. Denn es gilt weiter: Nur
wer beruflich integriert ist, wird sich auch
gesellschaftlich integrieren.
Rolf Lauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken
Foto: Buhl-Löwinger/HWK
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
17
Verband
5 + 6 = 16: Vindest duh den fela?
ULLV-Seminar zu den Themen Dyskalkulie und Legasthenie
Bad Königshofen. 40 Teilnehmer, vorwiegend aus dem Bereich der Förderlehrer, waren nach Bad Königshofen gekommen, um an zwei Tagen Dr. Petra Küspert
zu hören. Die ausgewiesene Expertin für
Teilleistungsstörungen überzeugte mit
einem immensen Fachwissen und einem
reichen praktischen Erfahrungsschatz
aus ihrer Arbeit mit betroffenen Kindern.
Organisiert hatten das ULLV-Seminar zu
den Themen Dyskalkulie und Legasthenie
die Fachgruppen „Beratung“ und „Förderlehrer“.
Breiten Raum nahm die Vermittlung von
Hintergrundwissen zu Lese- und Rechenstörung ein. Nicht nur der aktuelle Forschungsstand, sondern vor allem auch die
konkrete therapeutische und fördernde
Arbeit standen im Mittelpunkt. Besonders
beeindruckend waren die Offenheit und
Flexibilität der Referentin bei Anliegen und
Fragen der Lehrer, da jeder für sich aus
den jeweiligen Tätigkeitsfeldern ein eigenes „Päckchen“ mitgebracht hatte.
So stand neben einer eingehenden Darstellung von Symptomen und Diagnosen
immer auch die Frage nach konkreten Hilfestellungen im Mittelpunkt. Dabei wurde
klar, dass vor allem im vorschulischen
Bereich beim Erkennen und Fördern eine
entscheidende Phase für einen späteren
Schulerfolg oder eben Misserfolg abläuft.
Kinder, deren tiefgreifende Probleme nicht
oder zu spät erkannt werden, durchlaufen
meist eine extrem belastete Schullaufbahn, sie werden als „faul“ abgestempelt,
weil ewig ausgedehnte Übungsphasen
nur zu geringem Ergebnis führen und
extrem ermüden. In Folge davon kommt es
dann über Überforderung, Frustration und
Verweigerungsverhalten zu einem umfassenden Schulversagen. Nicht wenige dieser Betroffenen geraten in tiefe Depression oder sogar in Suizidgefährdung.
Zu wenig Förderstunden
für Legastheniker
Aber auch bei „diagnostizierten“ Legasthenikern bzw. „Dyskalkulikern“ sind die
Hilfsmöglichkeiten von Seiten der Schule
alles andere als befriedigend: So stehen
für eine Legasthenie trotz rechtlicher Anerkennung über den Nachteilsausgleich viel
ULLV-Seminar zu den Themen Dyskalkulie und Legasthenie: Samina Zierhut, die künftige ULLV-Fachgruppenleiterin Förderlehrer, Silvio Rummolino, der noch amtierende Fachgruppenleiter, Ulrich Hofmann, ULLVFachgruppenleiter Beratung,und Dr. Petra Küspert, Diplompsychologin vom Würzburger Institut für Lernförderung.
18
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
zu wenige Förderstunden zur Verfügung,
die dann auch noch durch zusätzliche Aufgaben der Beratungs- und Förderdienste
ausgedünnt werden. Tatsächlich gibt es
mehrzügige Schulen ohne jeden Förderlehrer.
Noch schwieriger sieht es bei den Kindern mit Rechenschwäche aus: Da ihre
Dyskalkulie keinerlei rechtlich verbindliche
Anerkennung findet, können sie auf dem
Hintergrund der Lernzielgleichheit oft
kaum den Mittelschulabschluss erreichen:
Entweder quälen sie sich bei gleicher
Leistungsmessung mit den anderen
Schülern zu einer wohlwollenden „5“ in
der Abschlussklasse, die bei sonst tragfähiger Begabung durch andere Fächer
mit Mühe kompensiert werden kann. Oder
sie verzichten auf eine lernzielhomogene
Beschulung und Benotung, womit sie aber
eben keinen erfolgreichen Schulabschluss
erreichen können.
Ulrich Müller und Silvio Rummolino, die
Fachgruppenleiter, stellten kurz ihre politische Arbeit der vergangenen Jahre vor,
bei der in enger Kooperation mit der Frauenunion Unterfranken versucht worden
war, zumindest einen minimalen Nachteilsausgleich „Dyskalkulie“ auf bayerischer
Ebene durchzusetzen. Dies scheiterte
aber an Widerständen auf Ebene des
Kultusministeriums, wo spürbar massive
gymnasiale Ressentiments das Projekt
ausbremsten.
So blieb am Ende einer intensiven Veranstaltung einige Bitterkeit über die ausbleibende personelle und rechtliche Unterstützung seitens der bayerischen Schulpolitik. Dennoch überwogen die positiven
Eindrücke bei den Teilnehmern, die in
einem wunderschönen Tagungsambiente
und aus professioneller Quelle konkrete
Antworten für Theorie und Praxis für ihre
Arbeit im Bereich „Teilleistungsstörung“
mitnahmen.
Silvio Rummolino
Verband
Engagiert für Schüler, Lehrer, Studenten
Erna Holzinger, ehedem BLLV-Vizepräsidentin, feierte 90. Geburtstag
ihren engagierten Einsatz für die Lehrerrechte als langjährige BLLV-Vizepräsidentin (1967 bis 1984) und als Vorstandsmitglied des bundesweiten Verbandes
Bildung und Erziehung. Holzinger sorgte
für die Gleichberechtigung der Lehrerinnen in den Verbandsgremien, vertrat die
Lehrkräfte über mehrere Wahlperioden
im Hauptpersonalrat in München und war
Mitglied im Europakomitee des Weltlehrerverbandes.
Erna Holzinger
Foto: Peter Nossol
Würzburg. Ende Juli feierte Erna Holzinger ihren 90. Geburtstag. Weit über
Bayern hinaus wurde sie bekannt durch
In Unterfranken lag ihre berufliche Heimat. Ausgebildet an der Lehrerinnenbildungsanstalt in Aschaffenburg, erhielt sie
zunächst Schulstellen am Untermain. Die
weitaus längste Zeit wirkte sie in Würzburg, zuletzt bis 1985 als Rektorin an
der Goethe-Hauptschule. Der Kampf um
gerechte Bildungschancen für alle Kinder
und Jugendlichen hat sie geprägt. Sie
erreichte mit Geduld und Überzeugungs-
kraft große Fortschritte für viele Kinder
und brachte zusammen mit ihren Lehrerorganisationen das Schulwesen voran.
Heute noch profitieren viele Studenten
von ihrem sehr großen Engagement: Als
2. Vorsitzende des Vereins Studentenwohnheime des BLLV kümmerte sich Erna
Holzinger um den Bau von Wohnheimen
in Augsburg und Regensburg. Das Haus
in der Würzburger Mariannhillstraße 6 ließ
sie sanieren und auf 170 Plätze erweitern
und meisterte dabei viele Schwierigkeiten.
Der BLLV und der ULLV würdigten ihren
unermüdlichen Einsatz jeweils mit der
Ehrenmitgliedschaft. Ehemalige Schülerinnen und Schüler und die Lehrerschaft
wünschen Erna Holzinger, dass sie ihr
Interesse für Bildung und Schule für einige weitere Jahre beibehalten kann.
Walter Roth
ABJ organisiert Workshop zum Thema Visualisierung
Würzburg. Ende April lud die ABJ
Unterfranken zum kreativen Visualisierungsworkshop. Ulla Adam,
Hochschulreferentin des BLLV, wies
die Teilnehmer in die Geheimnisse
der Kunst ein, Plakate lebendig, prägnant und ansprechend zu gestalten. Ob als Alternative zu lieblos entwickelten Powerpoint-Präsentationen oder um Tafelbildern, Arbeitsblättern oder Plakaten ein neues
Design zu geben: Eifrig wurden die
vielfältigen Symbole auf Flipcharts
und großen Plakaten geübt und
weiterentwickelt. Das Bild zeigt von
links: Martina Bohla, die BLLV-Hochschulreferentin Ulla Adam, Johannes
Krug, Sabine Jäger, die Vorsitzende
der ABJ Unterfranken Linda Wörner,
die ULLV-Referatsleiterin Studentenarbeit Gabi Simon, Teresa Gottwald
und Stefanie Lazarek.
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
19
Verband
Fit für digitale Zukunft
Lehrerinnen und Lehrer bilden sich beim ersten ULLV-Medientag
Margetshöchheim. Der frühe Veranstaltungbeginn am Samstagmorgen hielt
zahlreiche Kollegen nicht ab, den ersten
Medientag des Unterfränkischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes (ULLV) zur
Wissenserweiterung zu nutzen. Es ist kein
Zufall, dass eine Arbeitsgruppe zusammen
mit Vorstandsmitgliedern Stephan Debes
und Julia Schuck die Veranstaltung auf
den Weg brachte.
Durch die fortschreitende Medialisierung
des Unterrichts entsteht bei den Pädagogen akuter Fortbildungsbedarf. Viele
Schulen werden mit interaktiven Tafeln
ausgerüstet, das Ende der Tafelkreide
propagiert. Ist die Idee „bring your own
device“ („Bringe Dein eigenes Gerät
mit“) wirklich im Trend? Und was ist im
Klassenzimmer sinnvoller: Tablets oder
Laptops?
Um darauf vorbereitet zu sein wurden fast
ausschließlich unterfränkische Experten
als Referenten für diesen Tag verpflichtet.
Natürlich war der Einsatz von interaktiven
Whiteboards ein Riesenthema. Über
den technischen und finanziellen Aspekt
Ist das White-Board die Zukunftstafel?
informierten lokale Firmen. Die richtige
Nutzung der „Zukunftstafeln“ - denn
„neue“ Medien können kein Selbstzweck
sein - wurde ebenfalls in einem Workshop
erarbeitet. Der Auffrischungskurs Office
brachte die Lehrer auf den neuesten
Stand. Sicherheitstipps für den PC waren
ebenfalls im Angebot. Ein Film wurde mit
einfachen Mitteln, beispielsweise Schülerhandies, gedreht.
Der Samstagmorgenwecker klingelte
auch für eine Gruppe von Grundschülern
zusammen mit ihrer Lehrerin. Sie demonstrierten die sinnvolle Nutzung von i-Pads
im Unterricht und erstellten einen Zeichentrickfilm. Eine Einführung in die bayerische
Medienplattform MEBIS ergänzte das
Angebot.
Eine Gruppe Lehrer informierte sich über
die Gestaltungsmöglichkeiten von schulischen Webseiten. Welche Geräte eine
Schule wirklich braucht, stellte ein lokaler
IT-Ausstatter dar. Auch Schüler der Mittelschule opferten ihre Freizeit und bewirteten die Gäste perfekt. Am Ende waren
sich Veranstalter wie Teilnehmer einig,
dass sich das samstägliche Zeitopfer
gelohnt hatte.
Joachim Huppmann
Können Tablets im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden?
20
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
Verband
Marktheidenfelder Senioren auf Kulturreise
Marktheidenfeld. Auch in diesem Jahr
unternahmen die Senioren des BLLVKreisverbandes Marktheidenfeld eine
dreitägige Kulturreise. Das Ziel war der
Edersee und das Waldecker Land.
Bevor man nun das Reiseziel erreichte,
machte man Station im Mathematikum
in Gießen. Auch wer keine guten Erinnerungen an dieses Schulfach hatte, der
fand hier viel Spaß und viel Freude. Nach
Herzenslust konnte man experimentieren, Puzzles legen, Brücken ohne Nägel
und Leim bauen oder ganz einfach den
Abläufen der komplizierten Kegelbahnen
zuschauen.
Im Jahre 1905 wurde das preußische
Wasserstraßengesetz verabschiedet. Mit
dem Ederstausee sollte der Mittellandkanal reguliert und die Weser schiffbar
gehalten werden. 5 Jahre dauerte der
Bau an der 47 Meter hohen Sperrmauer.
Dabei mussten 1000 Personen umgesiedelt werden. Die Einweihung sollte im
Jahre 1914 stattfinden. Sie fand aber nie
statt, weil der erste Weltkrieg ausbrach.
Hoch über dem See erhebt sich die
Burg Waldeck. Von hier aus hat man
einen herrlichen Ausblick auf den Eder-
Das Mathematikum in Gießen – nicht nur ein Ausflugsziel für Seniorengruppen
see und auf den Nationalpark Kellerwald.
Aber die Burg hat auch eine düstere
Vergangenheit. Im 18. und auch im 19.
Jahrhundert diente sie als Zucht- und
auch als Arbeitshaus und viele mussten
dort unter erbärmlichen Bedingungen
ihre Strafen verbüßen.
Zwei Stunden lang fuhr man mit dem
„Stern von Waldeck“ über den Edersee.
Am nächsten Tag hatte man vom Baumwipfelpfad einen herrlichen Ausblick auf
den See und auf das Naturschutzgebiet.
Foto: Mathematikum
Zum Abschluss der Reise besichtigte
man die Dom- und Kaiserstadt Fritzlar
mit ihren herrlichen Fachwerkhäusern.
Während der dreitägigen Reise kam
auch die Geselligkeit nicht zu kurz. Alte
Bekannte trafen sich wieder und erzählten aus früheren Zeiten. Und die Freude war groß als Reiseleiter Adi Krebs
versprach auch im kommenden Jahr ein
attraktives Reiseziel auszusuchen.
Arnold Väth
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
21
Verband
Jetzt bequem wechseln
und 100,– € Sommer-Bonus kassieren.
Das Ko
nto spe
zie
den öff
entlich ll für
en Dien
Bundes
st.
weit
für Sie
da: Mit
nd wac
Direk
hsende
m Filialn tetz.
© fabioberti.it - fotolia.com
bank u
Das kostenfreie Bezügekonto* mit 100,– € Sommer-Bonus –
nur bis zum 31.07.2015
Profitieren Sie jetzt von einem Wechsel:
✔ Exklusiv für BLLV-Mitglieder
✔ Kostenfreie Kontoführung inkl. BankCard
✔ Kostenfreier Konto-Umzugsservice
* Voraussetzung: Bezügekonto; Genossenschaftsanteil von 15,- €/Mitglied. Bonus gilt nur für Neumitglieder;
nicht mit anderen Prämien kombinierbar.
22
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
Weitere Infos unter www.bllv-wd.de/bbbank.html oder unter Telefon 089/28 67 62-6.
Verband
Unsere Kinder- und Jugendzeitschriften
T O
G
A
R
Der neue LehrplanPLUS bekräftigt es: Lesen ist unbestritten eine der
Kernkompetenzen, mit deren Hilfe sich Schulkinder die Welt
erschließen. Beim Erwerb der Lesekompetenz müssen wir unsere
Schüler im Unterricht unterstützen und anleiten. Dabei leisten
FLOHKISTE und floh! einen ganz wichtigen Beitrag.
Gerhard Bless, BLLV-Bezirksvorsitzender
Warum ich Schülerinnen und Schülern und deren Eltern
FLOHKISTE oder floh! zum Bezug empfehle?
„ Die FLOHKISTE motiviert
Kinder in vielen Bereichen.
Sie ermöglicht auch
bereits Leseanfängern
nach kurzer Zeit selbstständiges und vielseitiges Lesevergnügen
und eignet sich gut als
erster Kontakt mit der
Zeitschriftenwelt.“
Natascha
Kessler
GS WürzburgHeuchelhof
TR
A
Verraten Sie uns,
was Sie den
Eltern sagen?
089/179134 70
O
„ Ich habe die FLOHKISTE
selbst schon als Kind
gelesen. Heute empfehle
ich sie meinen Schülern,
weil sie Kindern aller
Altersklassen die Möglichkeit bietet, sich
kreativ mit dem Lesen
und der Sprache
auseinanderzusetzen.“
Linda Wörner
St.-HedwigGrundschule
Kitzingen
G
S
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
23
Tipps
Bezirksverband Unterfranken BLLV · Linsenweg 7 · 97332 Gaibach
ZKZ 75210 · PvSt. · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt
Lust auf Grün
Zu Besuch auf der Gartenschau in Alzenau
Noch bis 16. August ist die Gartenschau
in Alzenau mit all ihren Attraktionen geöffnet. Doch auch nach dem offiziellen Ende
gibt es dort noch viel zu entdecken, denn
viele der neuen Anlagen bleiben dem
Städtchen im äußersten Nordwesten
Unterfrankens auch nach Ausstellungsende erhalten.
Die Gartenschau ist zweigeteilt: Im „Generationenpark“ gibt es viele Ideen und Anregungen rund um Haus, Hof und Garten.
Die jungen Besucher und werden sich vor
allem im „Energiepark“ wohlfühlen. Der
steht ganz im Zeichen der erneuerbaren
Energiequellen. Es gibt viel zu entdecken
und auszuprobieren; ob basteln, plan-
…. und in unmittelbarer Nachbarschaft nagelneu:
Die Wasserinsel Alzenau
In der letzten Schulwoche wurde sie offiziell eröffnet: Die Wasserinsel Alzenau.
Dabei handelt es sich um eine neue angelegte Insel an einem ruhigen Seitenarm
des Flüsschens Kahl. Die Wasserinsel
wurde für Kindergärten und Schulen, aber
auch für die Öffentlichkeit angelegt. An
fünf Lehrtafeln und interaktiven Stationen
wird großen und kleinen Inselbesuchern
das Thema Wasser näher gebracht.
24
Unterfränkische Schule Ausgabe 31 Juli 2015
(Besonders zum HSU-Lehrplan der 3./4.
Klasse passen alle Themen hervorragend!)
Genauso gut kann man aber auch völlig
gefahrlos durch das seichte Wasser der
Kahl waten, Staudämme bauen, mit Eimer
und Kescher das Leben im Wasser erforschen - oder sich einfach ans Ufer setzen
und das gemächliche Treiben von Mensch
und Natur genießen.
schen, klettern – es ist für jeden etwas
dabei. Dabei sind Sonnen-, Wind- und
Wasserkraft in den verschiedenen SpielLerngärten so angelegt, dass durch Spaß
und Selbsttätigkeit ganz unauffällig zum
Nachdenken angeregt wird.