15. Internationale Genossenschaftswissenschaftliche Tagung 2004

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15. Internationale Genossenschaftswissenschaftliche Tagung 2004
15. Internationale Genossenschaftswissenschaftliche Tagung 2004 in Münster
(7.- 9. September 2004)
„Wettbewerbsfähigkeit des genossenschaftlichen Netzwerks“
Titel:
Corporate
Social Responsibility als Unternehmensstrategie – Die
Wiederbelebung des genossenschaftlichen Förderungsauftrages?
Verfasser:
Hon.-Prof.
Dr.
Gustav
Raab,
Institut
für
Kreditwirtschaft,
Wirtschaftsuniversität Wien, und
Dr.
Dagmar
Urbanek,
Lektorin
am
Institut
für
Kreditwirtschaft,
Wirtschaftsuniversität Wien
Kurzzusammenfassung:
Spätestens seit dem Grünbuch der Europäischen Kommision im Juli 2002 ist der Begriff
CSR (Corporate Social Responsibility, zu deutsch: soziale Verantwortung von Unternehmen)
in aller Munde. Auch die österreichischen Banken erkennen bereits das Zukunftspotential
dieser Bewegung und greifen in ihren Geschäftsberichten vermehrt soziale und ökologische
Themen auf. Ein Blick über die Grenzen – beispielsweise nach Kanada oder Großbritannien
– zeigt jedoch, welche Möglichkeiten im Bereich der „sozialen“ – sprich gesellschaftlichen –
Verantwortung speziell Banken offen stehen und dass CSR nicht allein auf ein
Publicityinstrument reduziert werden sollte. Ziel ist eine win-win Situation für das
Unternehmen, seine Stakeholder, die Umwelt sowie die Gesellschaft als Gesamtheit zu
generieren. Damit dies möglich ist, muss CSR auf der strategischen Ebene in die
Unternehmungsführung sowie Produktgestaltung integriert werden.
Aufgrund ihres geschichtlichen Hintergrundes bietet sich CSR gerade für
Genossenschaftsbanken (regionale Verflechtung und Verantwortung, Mitgliederförderung,
Armutsbekämpfung) als Konzept an. Die zunehmende Sensibilität der Bevölkerung in Bezug
auf die soziale Verantwortung von Unternehmen könnte zu einer Konkretisierung und
„Wiederbelebung“ des manchmal als Leerformel bezeichneten Förderungsauftrages führen,
welcher in Genossenschaftsgesetzen bzw. ähnlich in Sparkassengesetzen und in Statuten
von öffentlichen Banken explizit verankert ist.
Schlagworte:
Corporate
Social
Responsibility,
genossenschaftlicher Förderungsauftrag
Unternehmensverantwortung,
“THE PROPER ‘SOCIAL RESPONSIBILITY’ OF BUSINESS IS TO TAME THE DRAGON,
THAT IS TO TURN A SOCIAL PROBLEM INTO ECONOMIC OPPORTUNITY AND ECONOMIC BENEFIT,
INTO PRODUCTIVE CAPACITY,
INTO HUMAN COMPETENCE,
INTO WELL-PAID JOBS,
1
AND INTO WEALTH” .
Inhaltsverzeichnis:
1
Einleitung.........................................................................................................................1
2
Corporate Social Responsibility – Grundlegendes ..........................................................3
2.1
Der Begriff der Verantwortung ...................................................................................3
2.2
Begriffsinhalte von Corporate Social Responsibility ..................................................5
2.3
Ziele einer CSR-Strategie..........................................................................................7
2.4
Einordnung in Begriffssystematik – Verhältnis von CSR zu Corporate Citizenship
und Corporate Governance .......................................................................................8
3
4
CSR in Banken ................................................................................................................9
3.1
Besonderheiten von CSR bei Finanzdienstleistungsunternehmen ...........................9
3.2
Der Privatkredit unter CSR-Gesichtspunkten ..........................................................12
3.3
Die Verbindung zum genossenschaftlichen Förderungsauftrag..............................14
3.4
CSR und operationales Risiko nach Basel II...........................................................15
Internationale Studie der CSR-Aktivitäten von Banken .................................................16
4.1
Vorgehensweise der Untersuchung ........................................................................16
4.2
Einige ausgewählte CSR-Beispiele .........................................................................18
4.3
Ergebnisse der Studie .............................................................................................20
5
Fazit...............................................................................................................................21
6
Literaturverzeichnis .......................................................................................................23
7
Anhang ..........................................................................................................................26
1
7.1
Abriss der CSR-Initiativen auf europäischer Ebene ................................................26
7.2
Kriterienkatalog der Untersuchung ..........................................................................28
Drucker (1984), S. 62
1 Einleitung
Corporate
Social
Responsibility
ist
das
Konzept
einer
umfassenden
freiwilligen
Unternehmensverantwortung, welche über gesetzliche Bestimmungen hinausgeht. Es wird
zunehmend
(wieder-)erkannt,
dass
ein
Unternehmen
nicht
losgelöst
von
seiner
gesellschaftlichen Umgebung betrachtet werden kann. Der finanzielle Erfolg allein reicht
nicht mehr aus, um langfristig am Markt bestehen zu können. Obgleich auf theoretischer
Ebene die Neue Institutionenökonomie das Bild der Unternehmung gewandelt hat – weg von
der unerforschten Black Box, der Punktwirtschaft, in welcher Fragen der räumlichen oder
organisatorischen Infrastruktur ausgeklammert wurden, hin zu einer Produktionsstätte mit
eigenen organisatorischen Abläufen und Wirkungszusammenhängen – scheint die
Unternehmung
teilweise
immer
noch
als
Untersuchungsobjekt
aus
ihrem
Wirkungszusammenhang herausgelöst zu werden. Unternehmen sind nicht allein von
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder vom Kunden(bedarf) abhängig, welcher ihren
Umsatz bestimmt, sondern auch von der Zufriedenheit, Ausbildung und Leistungsfähigkeit
ihrer Mitarbeiter, ihrer ökologischen Umwelt, den sozialen Strukturen innerhalb und
außerhalb
des
Betriebes
sowie
der
demographischen
und
sozioökonomischen
Gegebenheiten am Betriebsstandort.
Indem ein Unternehmen beispielsweise einen Betriebskindergarten einrichtet, ein Ausbildungsprogramm fördert, Jugendliche unterstützt oder sich auf sonstige Weise sozial
engagiert, stärkt es gleichzeitig die eigene Position, sei es allgemein über Reputationseffekte, über Kosteneinsparungen durch effizienten Ressourceneinsatz (z. B. Müllvermeidung), durch die resultierende stärkere Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
oder das „Heranziehen“ von zukünftigen Kunden und Mitarbeitern2. Kennzeichen einer
gelungenen CSR-Strategie ist damit, dass die Lösung gesellschaftlicher Probleme mit dem
Nutzen für das Unternehmen verbunden wird. CSR ist damit zwar freiwillig, jedoch niemals
rein altruistisch (ein Abgrenzungsmerkmal zu reiner Spendentätigkeit) und sollte immer auf
einen „value creation process“ abzielen.
Banken nehmen in der CSR-Diskussion einen besonderen Stellenwert ein, da ihr
Wirkungskreis um ein Vielfaches größer ist als jener eines nichtmonetären Unternehmens.
2
Vor kurzem erst sprachen sich die österreichischen Krankenkassen für Gesundheitsvorsorge am
Arbeitsplatz aus. Es wurde mit einer Ersparnis von rund 2 Mrd. Euro gerechnet, welche durch
gesündere und motiviertere Mitarbeiter, einer Reduktion von Fehlstunden sowie
Krankenstandskosten entstehen würde. Es wurde sogar soweit gegangen, finanzielle Vorteile
(eine Reduktion der Krankenkassenbeiträge) als Anreiz in Aussicht zu stellen.
1
Während Betriebe anderer Branchen allein im Rahmen des eigenen Produktionsprozesses
Verantwortung übernehmen können, können Banken darüber hinaus durch ihre Funktion als
Geldvermittler branchenübergreifend lenkend einwirken. Es entsteht ein Mulitplikatoreffekt
wenn Banken in ihrer Kredit- und Veranlagungspolitik die CSR-Performance eines
Unternehmens in ihrem Assetrating berücksichtigen.
Weiters sind Banken aufgrund ihrer informationsintensiven und vertrauensempfindlichen
Leistungen wie kaum eine andere Branche in ihrer Existenz von der öffentlichen
Wahrnehmung abhängig. Negative Reputationswirkungen scheinen die auslösende Kraft
hinter der CSR-Bewegung in Banken zu sein. Unsoziale Geschäftspraktiken oder die
Finanzierung von Umweltsündern können unmittelbare finanzielle Auswirkungen auf das
Bankergebnis haben (Kundenabwanderungen, Transaktionsrückgänge, Verlust von – internationalem – Ansehen und damit einhergehend eine Verschlechterung der Refinanzierungsmöglichkeiten).
Nachdem
in
der
heutigen
Wohlstandsgesellschaft
die
ursprünglichen
Ziele
der
Genossenschaftsbanken als überwiegend erreicht angesehen werden können, könnte eine
CSR-Strategie
zu
einer
(adaptierten)
Wiederbelebung
des
ursprünglichen
genossenschaftlichen Auftrages führen. Ähnliches gilt für Sparkassen und andere
Kreditinstitutstypen, die einer gemeinnützigen Grundausrichtung verbunden sind.
Im Weiteren (vgl. Kap. 2) soll nun zunächst die begriffliche Basis für die anschließende
Analyse gelegt werden. Es wird zunächst der Begriff Verantwortung thematisiert, danach die
konkreten Inhalte des CSR-Begriffes und schließlich die Erwartungen, welche mit einer CSRStrategie verbunden sind. Abschließend soll eine Abgrenzung zu verwandten Begriffen
vorgenommen werden. Kapitel 3 beschäftigt sich mit bankspezifischen Fragestellungen in
der CSR-Diskussion. Zunächst wird auf die Besonderheiten bei der Übernahme sozialer
Verantwortung im Bankbereich eingegangen. Am Beispiel des Privatkredites soll der
Grundgedanke der bisherigen Argumentation dargelegt werden. Abgeschlossen wird das
dritte Kapitel mit einer kurzen Diskussion zweier spezieller Fragestellungen, dem
Naheverhältnis des CSR-Konzeptes zum genossenschaftlichen Förderungsauftrag sowie
seine möglichen Berührungspunkte mit dem operationellen Risiko, welchem im neuen
Eigenkapitalakkord des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht („Basel II“) besondere
Aufmerksamkeit zuteil wird.
Nachdem Repuationswirkungen erst dann einsetzen können, wenn Aktivitäten im Bereich
der sozialen Unternehmensverantwortung extern wahrgenommen werden, ist ein erster
Schritt in der Bewertung von CSR-Aktivitäten von Banken die Untersuchung ihrer
Kommunikationspolitik. Die in Kapitel 4 dargestellte Studie, welche im Sommer 2003
2
durchgeführt
wurde,
untersucht
zunächst
das
Begriffsverständnis
von
diversen
internationalen Banken hinsichtlich Corporate Social Responsibility, um zu sehen, in
welchem Grad der Begriff bisher aufgenommen wurde und was Banken konkret darunter
verstehen. Ziel der Untersuchung war die Identifikation jener Banken oder Länder, welche in
ihren CSR-Praktiken bereits als besonders fortgeschritten angesehen werden können und
die Herstellung einer gewissen Vergleichbarkeit, um das Engagement einzelner Banken
bewerten zu können bzw. um eine Anreizwirkung für noch nicht so CSR-sensible Banken zu
bieten. Grundproblematik ist die Messung und Vergleichbarkeit der CSR-Aktivitäten von
Banken.
Zusammenfassend kann man somit sagen, dass der vorliegende Beitrag darauf abzielt:
o
die Relevanz und Dringlichkeit des Themas CSR für Banken,
o
die strategische Komponente des CSR-Konzeptes, sowie
o
bisherige CSR-Aktivitäten im Bankbereich auf internationaler Ebene (im Sinne eines
Benchmarking-Vergleichs) aufzuzeigen.
2 Corporate Social Responsibility – Grundlegendes
Der deutsche Begriff der „sozialen Verantwortung“ betrifft und umfasst sehr viele
unterschiedliche Bereiche des menschlichen Zusammenlebens, wodurch lange Zeit eine
uneinheitliche
Begriffsverwendung
vorherrschte.
Es
wurde
u.
a.
von
Corporate
Responsiveness, Corporate Reputation, Corporate Citizenship, Corporate Philantrophy,
Community Involvement, Corporate Social Performance und teilweise auch von Corporate
Governance gesprochen, wenn es um die soziale Verantwortung von Unternehmen ging. In
einer Mitteilung der Europäischen Kommission im Juli 2001 wurde schließlich der Begriff
Corporate Social Responsibility (CSR) geprägt3.
2.1
Der Begriff der Verantwortung
Der Begriff „soziale Verantwortung von Unternehmen“ ist recht unglücklich gewählt. Er
suggeriert, dass es sich hierbei primär um soziale „Wohltätigkeit“ handelt, um Spendenmittel,
welche in „guten Jahren“ als Überschuss zur Verfügung stehen und aus marketing- oder
steuerpolitischen
Gründen
an
soziale
Einrichtungen
weitergegeben
werden.
Der
Verantwortungsbegriff ist jedoch um einiges vielschichtiger (vgl. Abb. 1) und bezieht sehr
wohl auch wirtschaftliche Verantwortung mit ein. Im Modell von Carroll (1996) stellt die
3
vgl. Europäischen Kommission (2001), S. 7
3
wirtschaftliche Verantwortung eines Unternehmens sogar die Basis der weiteren Arten von
Verantwortung dar. Corporate Social Responsibility umfasst nach Carroll die folgenden vier
Ebenen:
Art der
Verantwortung:
philantrophisch
ethisch
rechtlich
wirtschaftlich
gesellschaftl.
Erwartung:
erwünscht
Beispiele:
• Unternehmensbeiträge zur regionalen Entwicklung
• Unternehmensprogramme (Förderung der
Gemeinschaftsentwicklung, Erziehung,...)
• Community Involvement
• Unterstützung Voluntarismus
erwartet
• Vermeidung fragwürdiger Praktiken
• gesetzeskonformes Verhalten (entsprechend der Intention
des Gesetzes)
• über das Gesetz hinausgehendes Verhalten
• Sicherstellung ethischer Unternehmensführung
verlangt
•
•
•
•
•
verlangt
• Unternehmensprofitabilität (Erfolgskennzahlen der letzten
fünf Jahre)
• Maximierung der Umsatzerlöse
• Kostenminimierung (Administration, Produktion, Marketing,
Vertrieb)
• Vorausblickende strategische Entscheidungen
allgemeine Gesetzestreue
Beachtung von Umwelt- und Konsumentenschutzgesetzen
Gewährung aller Mitarbeiterrechte
Befolgung des Foreign Corrupt Practices Act
Erfüllung aller vertraglicher Verpflichtungen
Abb. 1:
4-Stufen Modell der Corporate Social Responsibility nach Carroll
Quelle:
übersetzt übernommen aus: Carroll (1996), S. 38
Während wirtschaftliche Verantwortung (Sicherung von Arbeitsplätzen, Aufrechterhaltung der
Nahversorgung, ...) sowie rechtliche Verantwortung (Einhaltung von Gesetzen, Erfüllung
vertraglicher Verpflichtungen, ...) von der Gesellschaft vorausgesetzt wird, wird ethisches
Verhalten erwartet. D. h. unethisches Verhalten, wenn auch im Rahmen der Legalität, wird
negativ wahrgenommen. Die vierte Stufe der Unternehmensverantwortung hingegen, von
Carroll als philantrophisch bezeichnet, umfasst über die übrigen Verantwortungsebenen
hinausgehende soziale Aktivitäten, wie gesellschaftliches Engagement, Unterstützung der
regionalen Entwicklung oder freiwillige Mitarbeiterprojekte. Diese Art der Verantwortung ist
gesellschaftlich „lediglich“ erwünscht, d. h. es bestehen (noch) keine Erwartungshaltungen
gegenüber Banken und fehlendes Engagement auf dieser Ebene wird auch nicht negativ
sanktioniert. Somit eröffnet Engagement auf dieser Ebene ein neues Wettbewerbspotential.
Deutlich wird bei dieser Darstellung der Verantwortungsebenen auch die Problematik der
objektiven Messbarkeit einiger CSR-Aktivitäten. Die ersten beiden Stufen sind relativ einfach
zu überprüfen. Wirtschaftliche Verantwortung lässt sich anhand der Profitabilität und
Produktivität des Unternehmens in den letzten Jahren, ersichtlich aus Geschäfts- oder
4
Branchenberichten, messen. Auch für die Einhaltung rechtlicher Verantwortung lassen sich
relativ eindeutige Indikatoren, beispielsweise aus der Finanzpresse (Artikel betreffend
anstehender Gerichtsverfahren oder Anschuldigungen illegalen Unternehmensverhaltens),
finden.
Bei der objektiven Messung ethischen Verhaltens stößt man hingegen auf Schwierigkeiten.
Ein Indikator wäre beispielsweise die Existenz eines Corporate Code of Conduct4, welcher
soziales Wohlverhalten explizit beinhaltet. Solche Unternehmensleitbilder haben jedoch oft
lediglich defensiven Charakter und es fehlt auch meist jeglicher Hinweis, wie der Code
tatsächlich umgesetzt wird, oder ob er nur zur Bilanzverschönerung („window-dressing“)
dient.
Soziales
Verhalten
im
Sinne
einer
aktiven
Förderung
des
unmittelbaren
Unternehmensumfeldes (Community Involvement) hingegen ist nur sehr schwer mess- und
vergleichbar. Aktivitäten auf dieser Ebene sind, da sie freiwillig gesetzt werden, sehr
unternehmensindividuell, erfolgen unregelmäßig und meist auch unsystematisch und sind
von den vorliegenden regionalen Besonderheiten geprägt. Ein Vergleich der CSR-Aktivitäten
von Unternehmen ist damit immer unter diesen einschränkenden Gesichtspunkten
durchzuführen.
Ein zweiter Grund, warum der Begriff „soziale Verantwortung“ keine optimale Wahl darstellt,
ist, dass er drei Parteien impliziert. Neben dem Träger von Verantwortung und dem „Objekt“,
dem
gegenüber
Verantwortung
übernommen
wird,
muss
es
immer
auch
eine
Legitimationsinstanz geben, welche die (Nicht- /) Einhaltung (sanktioniert /) überprüft, d. h.
der gegenüber der Verantwortungsträger rechenschaftspflichtig ist. Nachdem das CSRKonzept und seine konkrete Umsetzung auf Freiwilligkeit beruht (/ beruhen muss), fehlt somit
ein klagelegitimatorischer Druck von außen. Über das Gesetz hinausgehendes soziales
Engagement ist nicht einklagbar. Sehr wohl lassen sich jedoch Auswirkungen auf Rentabilität
und Marktstellung eines Unternehmens ableiten oder zumindest vermuten, die von der von
Kunden
und
Mitarbeitern
des
Unternehmens
(subjektiv!)
wahrgenommenen
CSR-
Performance dieses Unternehmens herrühren.
2.2
Begriffsinhalte von Corporate Social Responsibility
Die internationale Debatte um die soziale Verantwortung von Unternehmen ist sehr breit
angelegt. Viele ganz unterschiedliche Bereiche fallen unter den Begriff CSR, was eine
4
vgl. Schmies (2003), S. 277ff.
5
einheitliche Definition und Begriffsverwendung erschwert5. Rosdahl (2000) gibt folgende
Übersicht über mögliche Inhalte von CSR:
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
„Good personnel practices including decent wages and good working
conditions;
employment of disadvantaged groups;
production of useful and safe products and services;
environmental sustainable production processes and products;
no trade with companies using child labour;
no military production;
no abuse of market power, e.g. monopoly status;
paying ‘fair’ taxes (e.g. no strategic thinking with respect to transfer pricing);
honesty in marketing, consumer relations and accounting;
friendliness towards union activity;
creating profit;
donations to charity, arts, education and research”6.
In der Mitteilung der Europäischen Kommission vom Juli 2001 wurde der Begriff Corporate
Social Responsibility schließlich wie folgt definiert:
„Corporate Social Responsibility ist ein Konzept, das den Unternehmen als
Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre
Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu
integrieren, da sie zunehmend erkennen, dass verantwortliches Verhalten zu
nachhaltigem Unternehmenserfolg führt“.7
Diese Definition beinhaltet die vier Kernpunkte der meisten CSR-Definitionen8:
o
o
o
o
Freiwilligkeit;
Integration von sozialen, ökonomischen sowie ökologischen Belangen;
Stakeholderorientierung;
Nachhaltigkeit der Unternehmensführung.
Neben der Freiwilligkeit der übernommenen Verantwortung wird auch betont, dass diese
über die gesetzlichen Vorgaben hinaus gehen soll9 (im Sinne einer freiwilligen
Selbstverpflichtung), da die Befolgung der Gesetze als Grundvoraussetzung des
wirtschaftlichen Zusammenlebens angesehen wird.
5
6
7
8
9
vgl. die Gegenüberstellung unterschiedlicher Definitionsversuche in der Literatur von Carroll (1999), S. 269ff.
Rosdahl (2000), S. 12
Europäischen Kommission (2001), S. 7
Carroll (1999) bietet einen ausführlichen Überblick der Evolution des Konzepts und der Definition von
Corporate Social Responsibility der 50er bis 90er Jahre des letzten Jahrhunderts.
„It means that social responsibility begins where the law ends. A firm is not being socially responsible if it
merely complies with the minimum requirements of the law, because this is what any good citizen would do”,
Davis (1973), S. 313
6
Die Dreiteilung des Begriffs in wirtschaftliche, soziale und ökologische Verantwortung
entspricht der Systematik der so genannten „tripple [p] bottom line“ [profit, people, planet].
Diese besagt, dass für eine nachhaltige Entwicklung neben dem Finanzergebnis auch
ökologische Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung des Unternehmens von Bedeutung
sind. Der CSR-Begriff entspringt damit einerseits der Nachhaltigkeitsdiskussion10 und
andererseits dem „sozialen Dialog“ der Sozial- und Wirtschaftspartner.
2.3
Ziele einer CSR-Strategie
Obgleich
der
Begriff
Unternehmensverantwortung
teilweise
aufgrund
seiner
„Schwammigkeit“ kritisiert wird, sind die Erwartungen an eine strategische Übernahme einer
CSR-basierten Unternehmensgrundhaltung recht konkret. Folgende sechs Punkte werden in
der CSR-Diskussion angeführt11:
o
Steigerung des wirtschaftlichen Erfolges / des Unternehmenswertes
(frühzeitige
Reduktion
von
Risiko,
Zukunftsfähigkeit,
Innovation,
Imageverbesserung,
Förderung
des
Standortes,
positive
Aktienkursentwicklung, neue Marktchancen, Reduktion regulatorischer
Kontrolle, Stärkung des unmittelbaren Unternehmensumfeldes);
o
Kosteneinsparung durch Ressourceneinsparung
(effizientere Produktionsprozesse, Kosteneffizienz);
o
erhöhte Attraktivität für Investoren;
o
Kundenloyalität, steigende Imagewerte und Reputation;
o
verstärkte Unternehmensattraktivität (für aktuelle und potentielle Mitarbeiter);
o
erhöhte Einsatzbereitschaft und Motivation der Mitarbeiter (Reduktion von
Fehlstunden, erhöhte Produktivität und Teamfähigkeit).
und
Effizienzerhöhung
Vor allem für Banken scheinen zwei dieser Punkte von besonderer Relevanz zu sein.
Zunächst ist das Potenzial sozialen Engagements, positiv auf die Risikoentwicklung der
Bank Einfluss zu nehmen, zu erkennen – dies einerseits im Bereich der Risikobeurteilung
der Kreditnehmer und andererseits durch die Reduktion des Risikos einer potentiellen
Schädigung des guten Rufes des eigenen Unternehmens. Die Finanzierung von
„Umweltsündern“ oder von jenen Unternehmen, die in einen Finanzskandal verwickelt sind,
hat unmittelbare negative Auswirkungen auf die Reputation der Bank. Weiters sind gerade
im Bankenmarkt all jene Initiativen zu begrüßen, welche auf die Mitarbeiterweiterentwicklung
sowie -bindung abzielen. Gerade im Dienstleistungsbereich stellen die „Human Ressources“
10
11
vgl. Hauff (1987), S. 46
vgl. u. a. Hutton, D’Antonio, Johnsen (1998), S. 282ff.
7
eine überdurchschnittlich wichtige Erfolgsgröße dar. Für regional orientierte Banken kommt
natürlich dem Faktor Förderung des Standortes (und – damit einhergehend – des eigenen
wirtschaftlichen Erfolges) besondere Bedeutung zu.
2.4
Einordnung in Begriffssystematik – Verhältnis von CSR zu Corporate Citizenship
und Corporate Governance
Der Begriff Corporate Citizenship (CC) kann mit gesellschaftliches oder bürgerschaftliches
Engagement von Unternehmen übersetzt werden. Unternehmen werden dabei in ihrer Rolle
als Bürger gesehen, welche aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen (bspw. über
Partnerschaften mit gesellschaftlichen Gruppen, wie Sozial- und Bildungseinrichtungen,
Umweltbewegungen, Selbsthilfegruppen, regionale Bürgerinitiativen, internationale NGOs,
etc.12). Der Begriff Corporate Citizenship bezieht sich somit allein auf die Beziehung
zwischen Unternehmen und Gesellschaft und ist damit im Vergleich zu Corporate Social
Responsibility, welche die Beziehung des Unternehmens zu all seinen Stakeholdern
bezeichnet, der engere Begriff, d. h. kann diesem untergeordnet werden.
Die Corporate Governance Diskussion13 hingegen basiert primär auf wirtschaftlichen
Überlegungen,
zentriert
auf
die
principal/agent-Beziehungen
sowie
auf
die
Transparenzanforderungen organisierter Kapitalmärkte und ist daher weniger oder kaum
sozial motiviert. Treiber ist hier der „homo oeconomicus“, welcher die Nachhaltigkeit des
Systems über finanzielle Transparenz und Kontrolle sicherstellen möchte. CSR ist damit in
Abgrenzung, aber in Abstimmung mit Corporate Governance zu sehen. CSR wird ähnlich
wie ökologische Nachhaltigkeit in naher Zukunft auch zu einem Faktor im Rating eines
(Finanzdienstleistungs-)Unternehmens werden – erste Ansätze in diese Richtung lassen sich
bereits erkennen (vgl. Oekom-Rating14) – und wird damit zu einem quantitativ
nachvollziehbaren Element des Wettbewerbs um Eigen- und Fremdkapital auf dem
Kapitalmarkt werden. CSR rein als Anhängsel zu Corporte Governance zu sehen, scheint
damit zu kurz zu greifen.
12
13
14
vgl. o. V. (Nachhaltigkeit, 2004), o. S.
vgl. Staudinger und Kubitschek (2002), S. 2ff.; Der Österreichische Corporate Governance Kodex ist unter
der Adresse: www.corporate-governance.at abrufbar.
vgl. o. V. (Oekom, 2004), o. S., Oekom research AG ist eine unabhängige Rating-Agentur, welche sich auf
das Rating der ökologischen und sozialen Performance von Unternehmen, Branchen und Staaten
spezialisiert hat, vgl. www.oekom-research.de
8
3 CSR in Banken
Wie die im folgenden Kapitel dargestellten Ergebnisse der internationalen Bankenstudie
zeigen, wird das Thema CSR in den Geschäftsberichten der international größten Banken
bereits explizit und sehr intensiv diskutiert und dargestellt. Viele Banken veröffentlichen auf
jährlicher Basis neben dem Geschäftsbericht auch einen eigenen Sozialbericht. Obgleich der
Zusammenhang zwischen finanzieller und sozialer Performance empirisch noch nicht
eindeutig nachgewiesen wurde, scheinen sich Banken vermehrt ihrer Verantwortung und der
Möglichkeiten einer den Unternehmenserfolg stützenden CSR-Profilierung bewusst zu
werden.
3.1
Besonderheiten von CSR bei Finanzdienstleistungsunternehmen
Finanzdienstleistungsunternehmen (FDLs) weisen einige Besonderheiten auf, wodurch die
Übernahme einer CSR-Strategie zu bestimmten Vorteilen jedoch auch Gefahren führen
kann. Folgende Punkte sind in der CSR-Diskussion dabei zu berücksichtigen:
Sicherheitsaspekt: Es besteht ein öffentliches Interesse an der Sicherheit der den
Finanzdienstleistungsunternehmen von privaten Anlegern anvertrauten bzw. diesen
vermittelten Finanzanlagen.
Öffentliches
Gut-Charakter
von
Finanzdienstleistungen:
Finanzdienstleistungen
sind
gleichsam ein öffentliches Gut. Ihre Produktion und ihr Vertrieb bedürfen einer staatlichen
Konzession und schließen eine höhere gesellschaftliche Verantwortung ein als bei rein
marktwirtschaftlich organisierten Waren und Dienstleistungen. Die FDLs und ihre
Angebotsplattformen zählen zur volkswirtschaftlichen Infrastruktur.
Faktischer
Kontrahierungszwang:
FDLs
haben
zwar
keinen
rechtlichen
Kontrahierungszwang, doch erwartet die Gesellschaft im Allgemeinen, die Kunden und
Nichtkunden der FDLs von ihnen die Schaffung eines offenen, transparenten Zugangs für
alle potentiellen Kunden. Produkte und Dienstleistungen sollen auch für nichtprofessionelle
Kunden verständlich dargestellt werden, das Produkt-Design „fair“ sein. Alle Kosten und
Spesen sollen im Vorhinein offen gelegt werden. Von Kunden erhaltene Informationen
sollen von der Bank vertraulich behandelt werden („customer’s privacy“).
Volkswirtschaftliche Ressourcenallokation: Banken, Versicherungen und Fonds haben die
wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe der Ressourcenallokation. Politik, Theorie und breite
Öffentlichkeit wollen Klarheit und Rechenschaft von den Finanzinstitutionen über die
Prinzipien ihrer Veranlagungspolitik.
9
Vormarsch ethischer Überlegungen bei Investitionsentscheidungen: Nachhaltigkeit und
ethische Ziele werden stärker im Motivenkranz von privaten Anlegern. Ihre SRI- und CSRgelenkten („gelabelten“) Anlagen sind eine Art psychologischer Ersatz für direkte,
persönliche Spenden und Hilfeleistungen an unterprivilegierte Menschen und Regionen.
CSR-Berichterstattung zur Erhöhung der Unternehmenstransparenz: Die Staatsaufsicht über
FDLs verlangt von ihnen eine besonders hohe Transparenz über ihre Risikopolitik
(aktuelles Stichwort: Basel II), ihr Asset/Liability-Management und andere Felder des
Financial Reporting. Eine Ergänzung durch einen „Sozialbericht“ liegt sachlich nahe, macht
die Financial Services (FS) Anbieter „begreifbar“ und vermittelt psychologische „Wärme“15.
Steigende Bedeutung von (psychologischer) Kundennähe: Die Globalisierung und die
Erweiterung der Europäischen Union verstärken den Wunsch vieler Privater nach Wärme,
Geborgenheit, Schutz und Glück in der Familie, der Gemeinde und ihrer sozialen
Umgebung. Das CSR-Konzept ist meist lokal/regional ausgerichtet, wird auch auf dieser
Ebene kommuniziert und vermag es damit, die „Kälte“ gegenüber einer überregionalen,
grenzüberschreitenden Bank/Finanzgruppe/Finanzkonglomerates zu verdrängen. CSR
kann
(grenzüberschreitende)
wirtschaftliche
Größe
und
Leistungsfähigkeit
mit
psychologischer Kundennähe unterlegen.
Proximity Approach: CSR ist ein proximity approach. Dieser ist vor allem bei
Retailfinanzangeboten wichtig. Er erzeugt einen Zusatznutzen (added value) beim Kunden,
falls CSR auch tatsächlich als ehrliche Haltung und offene Transparenz vom Kunden
eingestuft wird.
Zentrale Leitung vs. lokale Verantwortung: Die Führungskräfte von Zweigstellen und von
Töchtern einer Finanzgruppe sind zwar gesellschaftsrechtlich voll dem singular corporate
interest der Zentrale, Mutter, Holding und deren Shareholdern verantwortlich, aber ihre
tägliche Arbeit ist lokal, und hier sind sie den lokalen Stakeholdern (Kunden, Lieferanten,
Angestellten, lokalen Behörden und Politikern) verantwortlich. Diesen Antagonismus
zwischen Gesellschaftsrecht und lokalen Marktnotwendigkeiten kann CSR zu überbrücken
helfen.
CSR
als
USP:
Der
Trend
des
Rechtsformwechsels
von
eigentümerlosen,
auf
Gemeinnützigkeit und auf Gegenseitigkeit ausgerichteten Gesellschaftsrechtsformen zu
börsengelisteten
15
Publikums-Aktiengesellschaften
hat
zu
einer
Angleichung
im
Die oppositionellen Argumente gegen CSR-Berichterstattung, insbesondere noch mehr red tape und
unerwünschte Offenlegung von Geschäftsprinzipien, erscheinen den Autoren unter strategischen
Gesichtspunkten wenig überzeugend.
10
Unternehmenszweck und zu einer geringeren Unterscheidbarkeit der FS-Anbieter bei
Kunden und in der breiten Öffentlichkeit geführt. (Freiwillige!) CSR ist ein wichtiges Mittel
der individuellen Herausstellung eines eigenen Profils eines FS-Anbieters. CSR kann einen
USP in der Erwartung der Kunden vorbereiten bzw. wecken. CSR ist kompatibel mit dem
Customer Value-Fokus eines FS-Anbieters.
Renaissance sozial orientierter Unternehmensformen: Der eindimensionale Ansatz einer
ausschließlichen shareholder value-Orientierung vieler (privatisierter, fusionierter) FDLs
bietet
die
Chancen
Kreditgenossenschaften,
einer
Renaissance
Sparkassen,
des
Unternehmenszwecks
öffentlichen
Förderbanken
von
und
Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit. Aus diesen Rechtsformen fließen viele
CSR-Ansätze in der Umsetzung der FS-Anbieter (siehe z. B. das Prinzip der „resistability“
der
schwedischen
insbesondere
für
(gesellschaftspolitisch
Folksam-Versicherung16).
community
erwünschte)
banks
Diese
und
Entsprechung
Rechtsformen
eignen
sich
Mittelstandsbanken,
die
zur
orientierten
mittelständisch
eine
Wirtschaftsstruktur vieler EU-Länder bieten.
Neben diesen Punkten, welche die besondere Bedeutung der sozialen Verantwortung im
Bankbereich unterstreichen, gilt es jedoch auch, sich bestimmter Gefahren eines CSRAnsatzes bewusst zu sein. Folgende kritische Anmerkungen sollen eine gewisse Skepsis
gegenüber CSR als Prinzip unternehmerischer Tätigkeit ausdrücken und die Gefahren eines
falschen CSR-Verständnisses bei FDLs verdeutlichen:
Gefahr des „Do-goodism“: Es besteht die Gefahr, einer rein oberflächlichen, auf kurzfristige
Werbeeffekte ausgerichteten CSR-Strategie. Werden CSR-Aktivitäten allein auf kurzfristige
Marketingaktionen reduziert, so können die langfristigen Ziele einer CSR-Orientierung nicht
erlangt werden. Der Erfolgsbeitrag von Einzelaktionen, wie Spendenaktionen oder
vereinzelte
Projektfinanzierungen,
ist
überdies
fraglich,
bedenkt
man
den
Marketingaufwand, der notwendig ist, um „die gute Tat“ publik zu machen – eine
Voraussetzung, um Reputationswirkungen17 überhaupt auszulösen.
Gefahr des Eindrucks von „Geldverbrennung“: Es besteht die Gefahr einer „Verschreckung“
von Shareholdern und von preissensitiven Kunden. Sie fürchten einen geringeren ROE,
niedrigere
16
17
Sparerträge,
höhere
Kreditzinsen,
Dienstleistungsgebühren
bzw.
„Resistability sums up all that is contributing to a safer, more secure and better society that at the same time
gives the customer strength to stand up to misfortune and insecurity“, Marinica (2003); vgl. allgemeinere
Hinweise der ACME (Association des Assureurs Coopératifs et Mutualistes Européens, 2001 und 2003)
Pharoah (2003) geht sogar so weit, dass er Corporate Social Responsibility mit Corporate Reputation
gleichsetzt; vgl. die Begriffsverwendung in Pharoah (2003), S. 50
11
Versicherungsprämien bei denjenigen Banken und Versicherungsunternehmen, die CSR
übertreiben und dem public good der Gesellschaft – zu Lasten der Kunden! – zu große
Mittel widmen. Aufgrund der Vertrauensempfindlichkeit von Bankdienstleistungen handelt
es sich in der CSR-Diskussion stets um eine Gratwanderung zwischen (der gesellschaftlich
geforderten)
Übernahme
von
Verantwortung
und
dem
(vom
Kunden
u.
U.
wahrgenommenen) „Verbrennen von Geld“.
Fehlende empirische Forschung: Es gibt noch keine unbestrittenen Analysen über die mittelund langfristigen Zusammenhänge zwischen CSR-Orientierung eines Financial ServicesAnbieters und seinem Bilanzerfolg. Kurzfristiges Denken qualifiziert CSR-Ausgaben bzw. Mindereinnahmen als Überschuss mindernd. Andererseits gibt es unbestreitbare Erfolge
und Marktanteilsgewinne von Ethik-Fonds, von Banken, die dem – englischen – Code of
ethical Management folgen, oder von (mittelständischen) Banken mit einem klaren und
positiv aufgeladenen Image-Profil einer bodenständigen, kundenorientierten (CSR-) Bank.
Verwendung eines zu engen CSR-Begriffes: Eine juristische Spitzfindigkeit ordnet CSR die
notwendige Eigenschaft der Freiwilligkeit seitens der Unternehmung oberste definitorische
Bedingung ein. So definiert auch das Weißbuch der Europäischen Kommission als CSR
nur solche Maßnahmen, welche über gesetzlich vorgeschriebene hinausgehen18. Dies
wäre das Trennende zur Corporate Governance. Es wäre jedoch unbillig und dem
tatsächlichen Ermessensspielraum des Managements und seines Aufsichtsgremiums
widersprechend,
mit
einer
engen
Auslegung
der
Freiwilligkeit
damit
Kreditgenossenschaften, Sparkassen, öffentlichen Banken und Versicherungs-Mutuals per
definitionem CSR-Aktivitäten und CSR-Verhalten abzusprechen, nur weil in deren
gesellschaftsrechtlichen
oder
statutorischen
Bestimmungen
Elemente
einer
CSR
vorgesehen sind, also ihre Freiwilligkeit nicht oder nur bedingt gilt.
3.2
Der Privatkredit unter CSR-Gesichtspunkten
Nicht nur bei der Finanzierung von Entwicklungsprojekten oder der bewußten Vermeidung
der Finanzierung von Glückspiel oder der Rüstungsindustrie lässt sich der CSR-Gedanke in
die
Geschäftspolitik
einer
Bank
integrieren.
Auch
im
Bereich
der
alltäglichen
Kreditentscheidungen einer Bank, in ihrem nationalen Kerngeschäft lassen sich bereits
Beispiele aufzeigen, wie gesellschaftliche Belange und Umweltaspekte bei Kreditentscheidungen berücksichtigt werden können. Hier ist beispielsweise der Frankfurter-Hohenheimer
Leitfaden (FHL) zu nennen, der im September 1997 von der Projektgruppe „Ethisch-
18
vgl. Europäischen Kommission (2001), S. 7
12
ökologisches Rating“ (EÖR) präsentiert wurde und zur Bewertung von Kultur-, Sozial- und
Naturverträglichkeit von Unternehmen dient. Es wird davon ausgegangen, dass das soziale
Engagement eines Unternehmens das Bild der Bank zur Beurteilung seiner Kreditwürdigkeit
abrundet bzw. dass es sogar zu einer Reduktion des Ausfallrisikos beiträgt19.
Mit der Einbeziehung eines CSR-Bewertungsschemas in ihre Kreditvergabepolitik besitzt
eine Bank damit einen gewissen Multiplikatoreffekt, da sie branchenübergreifend lenkend auf
unterschiedlichste Unternehmen Einfluss nehmen kann. Umgekehrt beeinflusst jedoch auch
bespielsweise das Umweltverhalten von durch die Bank finanzierte Unternehmen ihre eigene
Reputation.
Eine sozial verträgliche Kreditpolitik führt naturgemäß rasch zu Zielkonflikten. Dies nicht nur
zwischen moralischen Grundvorstellungen und finanziellem Erfolg sondern auch im Bereich
der Art und Weise der sozialen Einflussnahme. So ist sich beispielsweise die belgische ING
bewusst, dass sie Kredite an indische Unternehmen vergeben hat, die möglicherweise
Kinderarbeit einsetzten. Sie stand damit vor der Entscheidung, ihr Engagement zu stoppen
oder im Geschäft zu bleiben und zu versuchen, die Kinderarbeit im Dialog mit dem
betreffenden Kunden zu thematisieren und einer Lösung zuzuführen20.
Bei der „sozial verantwortlichen Kreditvergabe“ geht es jedoch nicht nur darum, den
Kreditnehmer zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, auch die Kreditpolitik bzw.
konkreter der Vergabeprozess der Bank kann unter CSR-Aspekten gestaltet werden.
Fairness und Transparenz der Leistungsbestandteile wären hier als Schlagworte zu nennen
(vgl. Abb. 2). Die genaue Information des Kunden über Kreditmodalitäten, Haftungsfragen,
konkrete finanzielle Konsequenzen durch eine allfällige Zinsgleitklausel oder bei vorzeitiger
Kredittilgung,
Maßnahmen
zur
Sanierung
bei
Kreditausfall,
vertragsbegleitende
Informationen oder genaue Darlegung des Prozederes im Mahnungsprozess wären
Beispiele, die zur sozial verantwortlichen Produktgestaltung beitragen.
Dabei soll nicht bestritten werden, dass viele Banken diese Punkte heute schon (zum Teil)
erfüllen. Was fehlt ist vielmehr die geschäftspolitische Systematik, d. h. die bewußte
Integration des CSR-Gedankens in alle Unternehmensabläufe und die konsequente
Schulung der Kreditrisikomanager und der Kundenbetreuer.
19
20
vgl. o. V. (Project Group, 2000), o. S.
vgl. o. V. (ING, 2003), o. S.
13
Vorvertragliche
Informationen
(~Fragen)
Vertragsabschluss
- Kreditmodalitäten
- Konditionen
- indiv. Bedürfnislage
- finanzielle Situation
- Haftungsfragen
Abb. 2:
- Transparenz und
Vollständigkeit der
Bedingungen
- Zinsgleitklausel?
Vertragslaufzeit
- vertragsbegleitende
Informationen
(aktueller Schuldenstand,...)
- Vorzeitige Rückzahlung?
Schwierigkeiten
bei Rückzahlung
- schuldnerfreundliches Mahnwesen
- Umschuldungsberatung/-angebote
- Sanierungsmaßnahmen bei
Ausfall?
Systematik eines Privatkredites aus CSR-Sicht
Eine einfache Möglichkeit, Verantwortung gegenüber dem Kunden beim Produktverkauf zu
übernehmen, wäre beispielsweise auch die Beratung im Sinne des Kunden. Nicht nur der
Kauf des „richtigen“ Produktes ist für den Kunden wichtig, auch der richtige Zeitpunkt, aus
dem Produkt wieder auszusteigen (Wertpapierverkauf, Umschuldung auf günstigere
Kreditvariante, etc.). Ebenso wäre eine aktive Unterstützung des Kunden durch die Bank bei
seinem Cashmanagement (koordinierte Führung der unterschiedlichen Kundenkonten) ein
Beispiel von verantwortungsvollem Kundenumgang. Kurzfristig würden diese Maßnahmen
freilich zu einem Verzicht auf „einfach verdientes Geld“ (Intransparenz schafft Einnahmequellen) sowie zu Kostensteigerungen in der Abwicklung des schematischen Credit-Scoring
und der „Schalterkredite“ führen, sie könnten langfristig jedoch zu einer Festigung der
Kundenbeziehung beitragen.
3.3
Die Verbindung zum genossenschaftlichen Förderungsauftrag
Laut österreichischem Genossenschaftsgesetz21 wird die Genossenschaft wie folgt definiert:
§ 1. (1) Dieses Gesetz gilt für Vereine von nicht geschlossener Mitgliederzahl, die
im wesentlichen der Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder
dienen (Genossenschaften), wie für Kredit-, Einkaufs-, Verkaufs-, Konsum-,
Verwertungs-, Nutzungs-, Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaften.
Die Förderung der Mitglieder mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes stellt somit die
Voraussetzung für das Zustandekommen bzw. das Bestehen dieser Rechtsform dar22.
Demnach ist laut § 1 GenG die Genossenschaft „nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum
21
22
vgl. Genossenschaftsgesetz vom 9. April 1873 über Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften RGBl Nr. 70,
zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl 1991/625
vgl. Dellinger (2003); Dellinger betont, dass weniger die Förderung an sich als vielmehr die Art der Förderung
das wesensbestimmende Merkmal einer Genossenschaftsbank ist. Nicht durch Dividendenausschüttung
erfolgt die Förderung des Mitgliedes, sondern im Rahmen eines fördernden Geschäftsbetriebes durch den
Geschäftsverkehr mit dem Mitglied.
14
Zweck und erhält ihre Legitimation aus der Erfüllung der wirtschaftlichen Bedürfnisse ihrer
Mitglieder bzw. Mitgliederwirtschaften“23.
Die „Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder“ bildet unbestritten weiterhin
den Grundauftrag einer jeglichen Genossenschaft. Aber im Zuge des Ausbaues des
Nichtmitgliedergeschäftes
Genossenschaftsbanken
und
sind
der
geschäftspolitischen
Fragen
bezüglich
der
Universalisierung
aktuellen
und
der
zukünftigen
Konkretisierung, der Realisierung, der Operationalisierung und der Quantifizierung zu einem
genossenschaftsinternen
und
gesellschaftspolitischen
Diskussionsstoff
geworden24.
Verstärkt wird dieses Problem durch die weitgehende Homogenität der Produktpalleten der
unterschiedlichen Banktypen sowie die Aufgabe der Schwerpunktbildung in Kundengruppen.
Bedenkt man weiters, dass Genossenschaftsbanken regional verankerte Unternehmen sind
– das Regionalitätsprinzip ist zwar gesetzlich nicht vorgeschrieben, findet sich aber auf
Landesebene in den meisten Statuten sowie in den Verbundleitlinien wieder – und sie damit
langfristig von einem ökonomisch, sozial sowie ökologisch intakten Umfeld abhängig sind, so
erscheint die Verfolgung einer CSR-Strategie nicht nur ökonomisch sinnvoll, sie könnte auch
zu einer „Wiederbelebung“ und Anreicherung des manchmal als Leerformel bezeichneten
(genossenschaftlichen) Förderauftrages führen und damit ihre Existenzberechtigung aus
rechts-
und
gesellschaftspolitischer
Sicht
bestärken.
Es
überrascht
daher,
dass
österreichische Genossenschaftsbanken, wie unsere Studie ergab, die internationale
Diskussion
um
die
soziale
Unternehmensverantwortung
bisher
in
ihrer
Kommunikationspolitik (noch) nicht (ausdrücklich) verwerten, obwohl sie vor allem als
Sponsor vielfältige kulturelle und soziale Projekte fördern.
3.4
CSR und operationelles Risiko nach Basel II
Das operationelle Risiko bezeichnet „die Gefahr von Verlusten, die in Folge der
Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen
oder in Folge externer Ereignisse eintreten. Diese Definition schließt Rechtsrisiken ein,
beinhaltet aber nicht strategische Risiken oder Reputationsrisiken“25.
CSR zielt gerade auf diese Risiken ab. Durch die Förderung der Ausbildung und des
Eigenengagements der Mitarbeiter, die Sicherstellung von Arbeitsplatzsicherheit und die
Unterstützung
von
Mitarbeiteraktivitäten
wird
das
Risiko
von
Fehlverhalten
im
unternehmensinternen Bereich positiv beeinflusst. Die Investition in umweltfreundliche
23
24
Gabler Bank Lexikon (1995)
vgl. beispielsweise Flieger (1991), Theurl und Kring (2002), Dellinger (2003)
15
Produktionsanlagen, die Verminderung von Schadstoffemissionen oder die Einführung eines
Umweltmanagementsystems führt zu einer Reduktion von rechtlichen Risiken (i. S. v.
Gerichtskosten).
Einige Banken haben diesen Zusammenhang bereits erkannt. Die belgische ING
beispielsweise schreibt in ihrem Geschäftsbericht: „Operational Risk Management (ORM)
plays an increasingly important role in the effort to embed CSR into ING’s overall risk
management and control systems”26.
4 Internationale Studie der CSR-Aktivitäten von Banken
Die zwischen den Ländern stark divergierenden gesetzlichen Rahmenbedingungen im
sozialen und ökologischen Bereich erschweren einen internationalen Vergleich der
Unternehmens-aktivitäten im Bereich CSR. Die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben besitzt
keinen Werbecharakter27 und damit werden viele soziale Initiativen, welche in anderen
Ländern eindeutige Beispiele sozialen Engagements darstellen würden, auch nicht im
Geschäftsbericht
oder
sonstigen
Unternehmensveröffentlichungen
explizit
publiziert.
Hojensgard und Wahlberg (2000) betonen, dass vor allem die legislativen Initiativen in
Ländern, wie Belgien, Italien, Großbritannien und Dänemark, die Verbreitung des CSRAnsatzes stark vorangetrieben haben28. Ein schlechteres Abschneiden einiger dieser Länder
in der vorliegenden Studie ist eindeutig auf diesen Umstand zurückzuführen.
4.1
Vorgehensweise der Untersuchung
Aus der Problematik der begrifflichen „Schwammigkeit“ folgt unmittelbar die Problematik der
Messbarkeit sozialer Verantwortung. Daher wurde zu Beginn der Studie auch zunächst erst
einmal
das
Begriffsverständnis
von
CSR
in
Banken
untersucht
(basierend
auf
Geschäftsberichten und sonstigen Unternehmensveröffentlichungen) und erst darauf aufbauend eine Evaluierung vorgenommen (in dem Bewußtsein, dass sicherlich nicht alle CSRAktivitäten von den untersuchten Banken – gleichermaßen – in ihren Geschäftsberichten
ausgewiesen werden).
25
26
27
28
Basel Committee on Banking Supervision (2004), S. 137
o. V. (ING, 2003), S. 9
„I take responsibility to mean a condition in which the corporation is at least in some measure a free agent. To
the extent that any of the foregoing social objectives are imposed on the corporation by law, the corporation
exercises no responsibility when it implements them” (Manne und Wallich (1972), S. 49).
vgl. Hojensgard und Wahlberg (2000), S. 12
16
In einem ersten Schritt wurden die Homepages und Geschäftsberichte der ausgewählten
Banken (40 Banken aus 11 Ländern, ausgewählt nach Bilanzsumme und Marktanteil) nach
CSR-Aktivitäten
hin
durchgesehen.
Sodann
wurden
in
einem
fortlaufenden
gemeinschaftlichen Konsolidierungsprozess in einer Gruppe von 12 Personen die
gesammelten Beispiele aufgelistet und kategorisiert (vgl. Anhang 7.2). Es handelt sich damit
um eine Art best-in-class Vergleich.
Anhand des somit durch den internationalen Vergleich vorgegebenen Kriterienkataloges
wurden die einzelnen Banken wiederum hinsichtlich ihres Engagements bewertet. Die
Bewertung erfolgte zwar mit standardisierten Vorgaben, jedoch individuell, sodass hier ein
gewisser subjektiver Spielraum anzunehmen ist. Es wurde ein Bewertungsschema
festgelegt, anhand dessen die Aktivitäten der Banken in den zuvor identifizierten Kategorien
beurteilt wurden:
0 ... kein erkennbares Engagement in diesem Bereich
1 ... Erwähnung (starker Werbecharakter)
2 ... Engagement (mit Verbesserungspotential)
3 ... Verwirklichung und Identifikation mit dem Bereich
Weiters wurden die einzelnen Kategorien, nachdem sie unterschiedlich stark besetzt sind,
nachträglich gewichtet, um Verzerrungen zu vermeiden. Die abschließende Reihung der
Länder erfolgte entsprechend der durchschnittlichen Summe der von den untersuchten
Banken des jeweiligen Landes erreichten Prozentwerte (erreichte Punkte zu mögliche
Punkte, vgl. Tab. 1). Es handelt sich damit um eine ordinale Messung29.
Der
Weg
über
eine
reine
Artefaktanalyse
(Untersuchung
der
Unternehmensver-
öffentlichungen) wurde gewählt, da zunächst die Kommunikation grundlegend für eine
Reputationswirkung von CSR-Maßnahmen ist und weiters die Reliabilität von Anworten auf
Fragebogenerhebungen oder auch die Ergebnisse von persönlich geführten Interviews bei
moralischen oder ethischen Problemstellungen in Frage zu stellen sind. Die Antwortquote bei
Fragebogenerhebungen hängt einerseits stark davon ab, ob sich das Unternehmen bereits
mit CSR-Inhalten auseinandergesetzt hat (engagierte Unternehmen retournieren eher den
Fragebogen, wodurch die Stichprobe verfälscht wird) und andererseits ist bei derartigen
Fragestellungen ein Trend zu (unkritischen und vor allem) erwünschten Antworten zu
beobachten (sog. „warm glow“).
Obgleich diese Vorgehensweise somit zu einer objektiveren Datenbasis führt, ist sicherlich
negativ anzumerken, dass, wie bereits ausgeführt wurde, die fehlende Berücksichtigung
29
vgl. zum Thema Benchmarking von Corporate Social Responsibility auch Graafland, Eijffinger, Schmid (o. J.)
17
sonstiger Rahmenbedingungen, wie gesetzliche Einschränkungen, die Ergebnisse eines
internationalen Vergleichs verzerrt. Auch kann ohne direkte Kontaktaufnahme mit dem
jeweiligen Institut nicht überprüft werden, ob tatsächliche Aktivitäten hinter den „schönen und
salbungsvollen Worten des Geschäftsberichtes“ stehen bzw. ob alle CSR-Aktivitäten von
jeder Bank auch als solche erkannt und ausreichend publiziert werden. Weiters ist es nicht
möglich, die „Huhn-oder-Ei“-Frage zu beantworten: Handelt es sich bei dem „Erfolgsfaktor
CSR“ um einen ursächlichen oder derivativen Faktor? Ist eine Bank erfolgreich, weil sie
soziale Verantwortung übernimmt oder kann sie soziale Verantwortung nur dann
übernehmen, wenn sie finanziell erfolgreich ist?
4.2
Einige ausgewählte CSR-Beispiele
Beispiele sozialer oder ökologischer Projekte von Banken wären viele zu nennen. Die Royal
Bank of Canada stellt angesichts der Vielzahl an verschiedenartigen Einzelinitiativen auf
regionaler Ebene auf ihrer Homepage ein interaktives Menü zur Verfügung, mit welchem
man die CSR-Aktivitäten der RBC-Niederlassungen in unterschiedlichen Regionen nach
Themengebieten geordnet aufrufen kann (vgl. Abb. 3).
Local Initiatives
•
Calgary: Odell Sinclair shaved her head for the United Way, raising $5,000 and donating her
locks to the Canadian Cancer Society. Rory Barrow also shaved his head, raising $1,600.
•
Calgary: RBC Royal Bank's Adopt-a-Theatre program offered a rent subsidy and mentorship
program to the Vertigo Mystery Theatre. The program is aimed at assisting emerging theatre
companies in marketing and promotions.
•
Cochrane: Employees at RBC Royal Bank pedaled their hearts out on a 30-seat bike to help
raise funds for the Heart and Stoke Foundation of Alberta, Northwest Territories and Nunavut.
•
Drumheller: RBC Royal Bank made a donation of $7,500 to the Drumheller Public Library to
support its reading programs.
•
Morinville: Hundreds of Morinville residents came out to support the Alberta cattle industry at
the Morinville Beef-it-Up event. RBC's Jamie Clinch presented a cheque for $500 in support of
the event. In total, over $3,800 was raised for local agricultural organizations.
•
Grand Prairie: James Chrenek of RBC Dominion Securities presented a $5,000 donation to
the QEII Hospital Foundation. The funds are for the neonatal intensive care unit project.
•
Medicine Hat: RBC Royal Bank donated $10,000 to the PARTY (Prevent Alcohol and Risk
Related Trauma in Youth) program.
•
North Peace Region: RBC Financial Group made a donation to the 2004 Alberta Winter
Games' "A Night With the Stars" fundraiser. The evening raised over $11,000.
•
Wainwright: RBC Royal Bank employees helped an elementary school upgrade its
playground with $1,081 raised from their annual Stampede Downtown barbeque.
Abb. 3:
CSR-Engagement der Royal Bank of Canada in der Region Alberta
Quelle:
Royal Bank of Scotland (2004), o. S.
Die
lokalen
Aktivitäten
der
Royal
Bank
of
Canada
umfassen
hauptsächlich
Spendenaktivitäten und Mitarbeiterprojekte. Es lassen sich jedoch auch ganz konkrete
18
Bankprodukte nennen, mit welchen auch unmittelbare finanzielle Ziele verfolgt werden
können. Stellvertretend seien an dieser Stelle zwei konkrete Bankprodukte zu nennen – der
Hessen Tender der Dresdner Bank sowie der Microcredit Development Fund der Deutschen
Bank –, an deren Beispiel deutlich wird, dass soziale und finanzielle Ziele einer Bank
durchwegs kompatibel sind bzw. einander verstärken.
Die Dresdner Bank hat gemeinsam mit dem Land Hessen mit dem Hessen Tender30 ein
ökonomisches Instrument in der Klimaschutzpolitik geschaffen. Es handelt sich dabei um
einen beabsichtigten Aufkauf von Garantien für Emissionsminderungen im Gesamtwert von
1,3 Millionen Euro. Das Prozedere beginnt mit dem Einreichen von Projektvorschlägen, in
welchen Unternehmen Maßnahmen zur Emissionsreduzierung darlegen. In einem
Auswahlverfahren – im Verlaufe dessen die Konzepte durch eine Zertifizierungsgesellschaft
begutachtet werden – werden sodann jene Anbieter ermittelt, welche auf einer Auktion ihre
Emissionsminderungsgarantien verkaufen können31.
Der Deutsche Bank Microcredit Development Fund (DBMDF) wurde 1997 gegründet und
kann als Instrument der privaten Entwicklungshilfe bezeichnet werden. Der DBMDF sammelt
bei
privaten
Geldgebern
und
Unternehmen
Spenden,
welche
direkt
lokalen
Mikrokreditinstitutionen zur Verfügung gestellt werden. Diese vergeben Kleinstkredite
(zumeist in einer Höhe von 50, 100 oder wenigen hundert Dollar) an so genannte
Solidaritätsgruppen der ärmsten Bevölkerungsschichten in Entwicklungsländern32. Um eine
Art Hebelwirkung zu erzielen, muss von diesen Institutionen mindestens das Doppelte des
gespendeten Betrages in Landeswährung ausgezahlt werden. Der DBMDF arbeitet mit 26
Mikrokreditinstitutionen in 16 Ländern zusammen und verfügte 2003 über ein Fondsvolumen
von 2,4 Mio. USD, sodass rund 600.000 Mikrokredite über insgesamt 42,7 Mio. US vergeben
werden konnten. Aufgrund des speziellen Prozederes eines Mikrokredites müssen in der
Regel lediglich ungefähr 2 % der Kredite abgeschrieben werden33.
In Belgien und Frankreich ist das Angebot von so genannten Basisbankdienstleistungen
gesetzlich vorgegeben, um auch ärmere Bevölkerungsschichten nicht vom bargeldlosen
Zahlungsverkehr, der Grundlage vieler Rechtsgeschäfte, auszuschließen.
Schließlich sind auch die diversen sozialen und ökologischen Aktienindices als Beispiele
sozialer Produktpolitik zu nennen. Der Markt für Social Responsible Investments (SRI)
30
31
32
33
„Gemeinschaftsinitiative des Landes Hessen zur Ausschreibung von CO2-Zertifikaten zur Umsetzung
flexibler Kyoto-Instrumente in einem Pilotverfahren“
vgl. o. V. (Dresdner Bank, 2003), S. 36
vgl. zur Darstellung des Mikrokreditmodells vgl. Popova (2004)
vgl. o. v. (Deutsche Bank, o. J. ), S. 1ff.
19
wächst beständig34. In den USA, wo 1928 bereits der erste Ethikfonds aufgelegt wurde, hat
der Markt für SRI-Fonds bereits die Marke von zwei Billionen US-Dollar überschritten (das
entspricht in etwa 13 % des verwalteten Fondsvermögens). Im deutschsprachigen Raum
beläuft sich das SRI-Volumen allerdings erst auf rund 0,4 %35.
4.3
Ergebnisse der Studie
Als eindeutiges Ergebnis der vorliegenden Studie kann die Führungsrolle der beiden Länder
Großbritannien und Kanada gefolgt von Deutschland und den Niederlanden bezeichnet
werden (vgl. Tab. 1). Ebenso eindeutig gehören die österreichischen Banken zu den
Marktnachzüglern (mit knapp 30 % der möglichen Punkte) im Bereich CSR – mit nicht einmal
der Hälfte der in Großbritannien erreichten Punkteanzahl.
Ländervergleich
Erreichte
Gesamtpunkteanzahl
Allg.
Umwelt
HRM
Förd. CSRAktivitäten der
MA
Soziales
Förd. von
Standorten
Sonstiges
GB
1
58,86
23,40
9,75
6,84
1,78
6,40
5,83
4,86
2
56,43
14,70
6,50
8,41
3,78
9,90
6,67
6,48
CAN
D
3
54,30
13,80
9,00
9,68
0,44
9,40
6,17
5,81
NL
4
52,70
20,00
7,71
6,80
1,85
9,67
3,33
3,33
USA
5
42,75
12,90
3,50
4,65
0,78
7,80
8,17
4,95
B
6
33,76
9,00
6,25
5,54
1,39
7,00
1,25
3,33
bis 30 %
über 50 %
Gesamtrang
30-50
%
Land
F
7
29,14
13,50
1,75
1,89
0,33
5,50
3,50
2,67
AUT
8
27,62
10,80
3,38
4,86
0,00
4,60
2,17
1,81
S
9
24,04
4,50
9,58
3,60
0,37
1,50
0,83
3,65
NOR
10
22,61
10,50
7,50
1,08
0,56
2,50
0,00
0,48
FIN
11
15,87
5,25
4,69
3,24
0,00
1,50
0,00
1,19
Tab. 1:
Gesamtergebnis (Länderebene)
Überraschendes Ergebnis der Untersuchung ist, dass insbesondere die skandinavischen
Länder geschlossen auf den hinteren Plätzen zu finden sind. Neben den Besonderheiten des
Studiendesigns mag ein Grund dafür die Struktur der skandinavischen Bankenlandschaft
sein, in der der Anteil der Kommerzbanken im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
relativ gering ist und Genossenschaftsbanken und Sparkassen häufig damit argumentieren,
dass ihr Unternehmenszweck ohnedies gemeinwirtschaftlich orientiert ist. Die führende
34
35
Die Rentabilität von SRI-Investitionen werden mittlerweile von mehreren Indices gemessen. Zu nennen wären
beispielsweise: Dow-Jones-Sustainability-Group-Index (DJSGI, www.sustainability-indexes.com),
FTSE4Good (www.ftse.com/ftse4good/), Kempen/SNS Smaller Europe SRI Index (www.kempen.com/),
Environmental Sustainability Index (ESI, www.ciesin.columbia.edu/indicators/ESI/), Easey-Index
(www.easey.at)
vgl. o. V. (Stakeholder Report, 2004), S. 38
20
Position Großbritanniens bzw. Kanadas kann auch mit den weitaus stärkeren gesetzlichen
Vorschriften begründet werden. So ist es in Kanada mittlerweile verpflichtend, jährlich eine
so genannte „Sozialbilanz“ zu veröffentlichen, in der die Fakten und Daten über die CSRMaßnahmen des jeweiligen Jahres dargelegt werden. In Europa ist hier in den nächsten
Jahren zu erwarten, dass große Unternehmen und damit auch Finanzinstitute die
Maßnahmen in diesem Bereich zunehmend aktiver kommunizieren werden. Damit könnte
auch die verpflichtende Erstellung eines eigenen jährlichen CSR-Berichts einhergehen, wie
etwa in Frankreich für börsennotierte Unternehmen bereits umgesetzt und in Großbritannien
in Vorbereitung.
Neben der ungefähren Reihung der Länder untereinander und der starken Verankerung des
CSR-Konzeptes im Managementkonzept von Banken im angloamerikanischen Raum zeigt
die Untersuchung auch auf, dass selbst bei den als fortschrittlich bezeichneten Banken noch
Verbesserungspotential vorhanden ist (Großbritanniens Banken erreichen durchschnittlich
knapp 60 % der Gesamtpunkteanzahl). Österreichs Banken sind in Summe durchgehend in
allen Kategorien im unteren Drittel angesiedelt
Ziel der österreichischen Unternehmen, und hier speziell der Banken, muss es sein, die Idee
von Corporate Social Resposibility im gesamten Unternehmen zu verbreiten und auf allen
Ebenen (im Umweltbereich, in sozialen Belangen und auch im Human Resource
Management) an der Umsetzung von Maßnahmen zu arbeiten. Dazu ist es sicher auch
notwendig, geeignete Strukturen zu schaffen und CSR-Themen bzw. CSR-Ziele explizit in
den Statuten und Geschäftsplänen der Unternehmen zu verankern.
5 Fazit
Es wäre wichtig, dass europäische Banken allmählich erkennen, dass soziale Verantwortung
weniger mit Mildtätigkeit oder „guten Taten“ zu tun hat als vielmehr mit verantwortungsvollem Umgang mit allen Stakeholdern des Unternehmens sowie dem globalen
Wettbewerbsumfeld in dem operiert wird. CSR mit Spenden gleichzusetzen würde
tatsächlich einem „Verbrennen von Geld“ gleichkommen. Will man sich im Wettbewerb
nachhaltig – sprich langfristig – behaupten, so sollte man in Projekte investieren, welche
sowohl in wirtschaftliche als auch soziale Verbesserungen resultieren. Angesichts der
zentralen Rolle von Finanzdienstleistern in Wirtschaft sowie Gesellschaft und angesichts der
gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Umbrüche sind Werte wie Stabilität und
Vertrauen von grundlegender Bedeutung. Der Faktor Mensch profitiert ganz eindeutig von
der CSR-Strategie – sei es direkt durch (finanzielle) Zuwendungen im Rahmen von
Projektförderungen, oder bei Mitarbeitern durch Weiterbildungseffekte (im Wege von „Job
21
Enrichment“ und der Verminderung von Mitarbeiter- und auflauforganisatorischen ProzessRisiken im Sinne von „operationellen“ Risiken) sowie durch die Förderung des eigenen
Engagements der Mitarbeiter (vor allem im sozialen Bereich). Die Herausforderung besteht
nun darin, eine gute finanzielle Performance für die Shareholder, Genossenschafter,
Mitarbeiter und Kunden zu erbringen und gleichzeitig der sozialen und ökologischen
Verantwortung gerecht zu werden.
Abschließend können die Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit wie folgt zusammengefasst
werden:
1) Wachsende Bedeutung von CSR im Bankbereich: Die Untersuchung der 40 größten
Banken aus 11 Ländern zeigt deutlich die Fortschritte im Bereich CSR auf. Viele vor
allem börsennotierte Banken haben den Zusammenhang zwischen sozialer und
finanzieller Performance bereits erkannt.
2) Fehlende Ansätze zur quantitativen Messung von CSR: Ebenso deutlich zeigt die
Studie hingegen auch, dass jeglicher Versuch der quantitativen Messung von sozialer
Unternehmensverantwortung im Bankenbereich bisher unterblieben ist. Der Beweis oder
zumindest der Versuch eines Beweises des Zusammenhanges zwischen finanzieller und
sozialer Performance steht noch aus.
3) Internationale Divergenz: Es ist eine starke internationale Divergenz zu beobachten.
Während Großbritannien, Kanada, Deutschland und die Niederlande eine eindeutige
Führungsrolle im Bereich CSR übernommen haben, sind Länder, wie Frankreich,
Österreich, Schweden, Norwegen und Finnland noch hinter den internationalen
Trendsettern zurück. CSR-Aktivitäten beziehen sich hier, soweit vorhanden,
ausschließlich auf Werbe- und PR-Aktionen ohne strategischen Charakter.
4) CSR als Chance für Genossenschaftsbanken: Das Naheverhältnis des Konzeptes der
sozialen Verantwortungsübernahme von Unternehmen zum genossenschaftlichen
Gedankengut ist unübersehbar. CSR ist als Chance für genossenschaftlich organisierte
Banken zu sehen, den geschichtlich gewachsenen Auftrag mit neuen Inhalten
anzureichern.
22
6 Literaturverzeichnis
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soziale Verantwortung der Unternehmen, Brüssel, 18. Juli 2001
Flieger,
B.
(1991),
„Lässt
sich
die
Genossenschaft
für
Soziale
Betriebe
bzw.
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und
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(Hrsg.): Nachhaltigkeit und Unternehmensfinanzierung, Verlag: Dr. Kovac, Hamburg, in
Publikation (voraussichtliches Erscheinungsdatum: Oktober 2004)
25
7 Anhang
7.1
Abriss der CSR-Initiativen auf europäischer Ebene
1995
Manifest von europäischen Unternehmen unter der Initiative von EK-Präsident
Delors: Manifesto of Enterprises against social exclusion
1998
Europäisches Parlament veröffentlicht einen Code of Conduct for Transnational
Corporations, welche in Entwicklsungsländern tätig sind. Im Mai 2002 verstärkt
das EP seine diesbezügliche Politik gegenüber diesen Unternehmen und verlangt
einen gesetzlichen Zwang, jährlich ihre social and environmental performance in
den Entwicklungsländern zu veröffentlichen. Ab 2003 ist dies auf Grund eines
nationalen Gesetzes (z. B. für französische Unternehmen) bereits Pflicht.
1998
Die dänische Regierung gründet das Copenhagen Center – New Partnerships
for Social Responsibility, ein autonomer, internationaler think tank einschließlich
Erfahrungsplatform.
1999
Der UNO-Generalsekretär Kofi Annan ruft die „Global Compact Initiative“ ins
Leben, ein bislang einmaliges Projekt, das von der Weltorganisation und Vertetern
der internationalen Wirtschaft getragen wird. Ziel ist es, die Umsetzung von neun
Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsstandards und
Umweltschutz weltweit voranzutreiben.
2000
Frankreich gründet das Observatoire sur la Responsibilité Sociètale des
Enterprises, ein Studienzentrum für CSR.
2000
Lissabonner Gipfel: Aufruf der Staats- und Regierungschefs an die
gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, ihre Verantwortung in
Bereichen, wie lebenslanges Lernen, Arbeitsorganisation, soziale Integration,
Gleichbehandlung, u. dgl. zu verschärfen und einen Beitrag dafür zu leisten, dass
die EU bis 2010 der leistungsstärkste Wirtschaftsraum der Welt mit sozialen und
umweltpolitischen Auflagen wird. Der Finanzsektor möge seine besondere
Verantwortung in der Förderung von „socially responsible investing“ übernehmen
(siehe Europäische Kommission: Enterprise Europe, Heft 5/2001, S. 12f. und The
Copenhagen Centre and CSR Europe: It simply works better, Campaign Report on
European CSR Excellence 2002-2003. Business Response to the Appeal on CSR
of the European Heads of States and Governments, Brüssel 2003).
2001
Grünbuch der Europäischen Kommission über Humankapital,
management in Unternehmen, stakeholder Interessenswahrung
2001
Gründung des Forum Nachhaltige Geldanlage durch eine Reihe von
Unternehmungen und Organisationen von deutschsprachigen Ländern
2001
Ein niederländisches Gesetz verlangt von allen niederländischen Banken ab 2002
einen jährlichen öffentlichen Bericht über ihre CSR.
2002
Mitteilung der Europäischen Kommission: CSR, a business contribution to
sustainable development and social cehesion, COM (2002) 347 final. IP/02/985:
“Many businesses have already recognized that CSR can be profitable and CSR
schemes have mushroomed. […] CSR is no longer jest a job for marketing
departments”.
change
26
2002
Belgien führt als erstes europäisches Land per Gesetz ein “social label“ ein, das
den Konsumenten in den Geschäften diejenigen Produkte zeigen soll, die in „sozial
verantwortungsvoller Produktion“ hergestellt worden sind.
2002
Initiative CSR Austria, eine Platform gegründet von der österreichischen
Industriellenvereinigung, der Wirtschaftskammer Österreich und dem BM für
Wirtschaft und Arbeit (www.csr-austria.at). Ende 2003 wurde ein
Unternehmensleitbild „Gesellschaftlich verantwortlich handeln“ veröffentlicht.
2002
Die UN Global Reporting Initiative eröffnet ein Sekretariat in Amsterdam
2002
Gründung des EU-Multi-Stakeholder Forums (Vorsitz: EK): Zusammenarbeit der
wichtigsten europäischen Unternehmer- und Gewerkschaftsvertretungen, NGOs
der Zivilgesellschaft, Comitte of the Regions in the EU. Wichtigste Aufgaben: Wie
kann man Kenntnis über CSR, über seine Verknüpfung mit nachhaltiger
Entwicklung, seine Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und soziale
Kohäsion verbessern? Meinungsaustausch und Herstellen von good practices.
Antwort auf die Frage, ob man Grundsätze für CSR in Europa aufstellen soll, dabei
freilich Rücksichtnahme auf internationale Standards, wie OECD Guidelines for
multinational enterprises, Council of Europe Social Charter, ILO Core Labour
Conventions, International Bill of Human Rights.
2003
Council Resolution (OJ 2003/C 39/2): Rat ruft Mitgliedstaaten auf, CSR auf
nationaler Ebene zu fördern, den Dialog mit den Stakeholdern und der
Zivilgesellschaft zu fördern, CSR-Praktiken transparent zu machen, Informationen
und Erfahrungen auszutauschen und CSR in die nationale Politik einzuschließen
2003
6th Framework Programme der GD Research der Europäischen Kommission,
Priority 7, Research Area 5.2:
“Topics for specific targeted research projects and Co-ordination Actions:
Research should also adress the various interrelated aspects of CSR and the role
it plays in the changing relations between public and private sectors. This may
include different conceptions and contents of responsibility, stakeholder
participation and extended corporate governance, as well as the implications of
CSR for business development, growth and other measures of performance, e.g.
environmental performance, labour standards etc. Different approaches to CSR
could be examined (e.g. voluntary versus regulatory) and CSR’s links to global
issues of trade, aid, fight against corruption, human rights and the environment
may be considered”.
(Details siehe
/irc/empl/csr)
www.csreurope.org,
www.eabis.org,
www.forum.europa.eu.int
2004
Ausschreibung (Tender) der GD Employment über „industrial relations and
social dialogue, including CSR“
2004
European Multi Stakeholder Forum on Corporate Social Responsibility – Final
Forum Report
2004
Erhebung der europäischen Kreditinstitutsverbände über „Employment and
Social Affairs in the European Banking Sector: Some aspects related to
CSR“ (bisher unveröffentlicht)
27
7.2
Kriterienkatalog der Untersuchung
Allgemeines
-
Umwelt
intern
-
extern
-
Stiftung für CSR-Angelegenheiten
Eigener CSR-Manager / Abteilung
Verpflichtungen zur Berücksichtigung von CSRMaßnahmen
Wettbewerbe, Preise, etc.
CSR-Guidelines
CSR-Berichterstattung
Internes CSR-Auditing
CSR-Rating (Equator Principles)
Social Responsible Investing/CSR-Produkte
Müllvermeidung
Mülltrennung
Energiesparen
sparsamer Umgang mit diversen Ressourcen
Sponsoring/Spenden von/für Umweltprojekte
Verantwortungsvolle Kreditvergabe hinsichtlich
Umweltprojekte
Betreuung von Partnerunternehmen/Kunden in
Umweltbelangen
Angebot von Umweltfonds
UNEP-Erklärung unterzeichnet
Aktiver Naturschutz
Sponsoring/Spenden im Bereich Tierschutz
Human Ressource
Management
Bildung der Mitarbeiter
-
Betriebliche Nebenleistungen
-
Chancengleichheit
-
Motivatoren
-
Lebenslanges Lernen
E-learning
Führungskräfteentwicklung
Förderung von Hochschulabschlüssen der Mitarbeiter
Kinderbetreuungsplätze
Gleitzeit
Fitnessprogramm/sonstige sportliche Angebote
Urlaubsunterkünfte
Angebote im Kulturbereich
Förderung von Frauen
Förderung von Minderheiten
Förderung von Behinderten
Förderung von älteren Arbeitnehmern
Sicherheit der Arbeitsverhältnisse
Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen
interne Stellenbesetzungen
Karriereplanung
sozialverträgliche Personalanpassung
Arbeitsklima, Stressabbau bzw. -vermeidung
Innovationsförderung
Einbeziehung der MA in betriebl.
28
Entscheidungsprozesse
Förderung der CSR-Aktivitäten
der Mitarbeiter
-
Engagement im Sozialbereich
-
-
Entwicklung, Förderung und
Auswahl von
Firmenstandorten
-
-
Sonstiges
-
Vervielfältigung von Mitarbeiterspenden
Freistellungen für Sozialprojekte
sonstige Maßnahmen
Sponsoring von Kultur, Kunst, Sport, karitativen
Einrichtungen (Kirche, Rotes Kreuz, Caritas, etc.)
Projekte/Förderungen im Gesundheitswesen
Spenden nach Katastrophen (Word Trade Center,
Fluten, etc.)
Eigeninitiativen im Kulturbereich (Stiftungen, Führung
eingener Museen, Informations- und
Veranstaltungshinweise, etc.)
Bildung und Ausbildung im Sozialbereich
Randgruppenunterstützungen (Arbeitslose,
Drogenabhängige, Obdachlose, etc.)
Angebot von Basisbankdienstleistungen
Direktförderungen (finanzielle Spenden und
Sachspenden)
Wohlstandssteigerung (z. B. Eigenheimförderungen,
etc.)
Standortwahl der Bank hinsichtlich Förderung der
Region (Arbeitsplätzeschaffung, Konjunkturbelebung,
Steuern für bestimmte Regionen und Kommunen, etc.)
Förderung von bestimmten Industrien
Betreuung von Unternehmen im Gründungsprozess
Krisenbewältigung (Partner in der Not, kulante
Kreditvergabe, etc.)
Wissenschaft und Forschung
Bildung und Ausbildung
Gesellschaftlicher Dialog
Erhaltung von Kulturgut (Kirchen, Stadtteile, Museen,
Parks, etc.)
Einfluss auf Beschaffungs- und Absatzmärkte
hinsichtlich CSR
Arbeitplätzeschaffung als Unternehmensziel
Unterstützung im Umgang mit Finanzdienstleistungen
(Angebot von Literatur, Workshops, Seminaren, etc.)
29