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6 SPASSGERÄTE MIT WENIG FEDERWEG, DAFÜR VIEL POTENTIAL FÜR NEWSCHOOL-FREERIDER UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN. WER NICHT SO RECHT WEISS, WAS ER VON DIESEM SEGMENT DES FREERIDENS HALTEN SOLL, LIEST AM BESTEN DIE KOLUMNE VON CAM MC CAUL (SEITE 109), QUASI ALS EINSTIMMUNG AUF DEN TEST. DENN DER VERRÜCKTE AMI HAT SLOPESTYLE NICHT NUR VON ANFANG AN MITERLEBT, ER GILT AUCH ALS EINER DER TALENTIERTESTEN TRICKSER DER SZENE UND IST MITVERANTWORTLICH FÜR DEN AKTUELLEN STAND DER TECHNIK. SLOPESTYLE-BIKES SIND SPEZIALISTEN: ENTWICKELT FÜR TRICKORIENTIERTES FREERIDEN UND LUFTAKROBATIK JENSEITS DER DIRTHÜGEL. FREERIDE 3/09 57 > TEST TOPS UND FLOPS 1 2 TEXT Christian Schleker FOTOS Collin Stewart A nglizismen sind nicht gerade meine besten Freunde. „Slopestyle“ finde ich als Begriff deshalb schon mal prinzipiell doof. Aber anders als die Franzosen schaffen wir Deutschen es nicht, griffige Alternativen in den Sprachgebrauch zu wurschteln und sie anschließend dann auch noch schön zu finden. „Freeride“, „Enduro“, „Downhill“ – gäb’s alles auch auf Deutsch! Aber kein Mensch benutzt die entsprechenden Begriffe unserer schönen Muttersprache. Ich auch nicht. Zu feige. Zu möchtegerntrendy. Ich geb’s ja zu. Eine simple Übersetzung hilft bei diesem Test aber auch echt nicht weiter: „Pistenstil“ – was bitteschön soll das denn sein? Also dann eben „Slopestyle“. NEUE SCHULE 1 Versenkbarkeit der Sattelstütze? Fehlanzeige (Corsair, Norco). Das schränkt den Einsatzbereich stark ein. -- 2 Mangelhaft aufgespeichte und abgedrückte Laufräder am Corsair – nach einer Woche im Test wackelt das Hinterrad wie ein Lämmerschwanz. Schwach. 3 4 3 Omnipotentes Ausfallende (Kona, Solid): Wer nur im Park unterwegs ist, kann die anfällige Schaltung weglassen und auf Singlespeed umsteigen. 4 Damenrad, oder was? Geschmacklich scheiden sich die Geister am stark hydroformierten Specialized „SX“. Beim Thema Schrittfreiheit gibt’s aber nichts zu deuteln: besser und niedriger geht’s nicht! 6 5 5 Ein Blatt vorne und eine stabile Kettenführung sind Standard bei Slopestylern. Kettenklemmer gab’s bei keinem Testbike, aber am Kona rappelte die Führung unangenehm laut. -- 6 Spezialist: Kona verbaut eine waschechte Dirt-Gabel. Das mindert die Allroundeigenschaften: Das Teil ist so extrem straff abgestimmt, dass auf Natur-Trails alle Plomben wackeln. 7 8 7 Gabeln mit Federwegsverstellung machen an Slopestylern Sinn. Sowohl die Marzocchi „55“, als auch die RockShox „Domain“ passen gut ins Konzept -- 8 Variable Federwege am Hinterbau (Solid, YT Industries) sind die ideale Ergänzung. FREERIDE 3/09 58 Grundsätzlich ist es ja eine charmante Idee, ein Gefälle (Slope) stilvoll hinter sich zu bringen. Also nicht wie die Downhiller stur hinter der Lenkzentrale abducken und mit Mach3 durch’s Unterholz jagen. Oder wie die Big-Bike-Fahrer todesmutig, aber ohne echte motorische Herausforderung, aus fünf Metern Höhe in die Landung krachen. Lieber einfach mal den Gentleman rauskehren und bei jedem Sprung freundlich in die Menge grüßen. Mit den Händen, den Füßen, kopfüber – ganz egal. Hauptsache, der Weg vom Berg ins Tal ist mit stilbildendem Gefahre abwechslungsreich und schön gestaltet. Tolle Sache! Das haben auch die Veranstalter bereits vor Jahren begriffen und diese Form des Radfahrens als Wettkampf etabliert. Und einige Hersteller haben, nach anfänglicher Konzeptverwirrung, jetzt auch die entsprechenden Fahrräder im Angebot. Zugegeben, es ist eine kleine Nische, von der wir hier reden. Große Namen des Gewerbes findet man im Testfeld deshalb kaum. Trek, Giant, Cannondale, Canyon, Scott? Haben noch nix im Programm. Nun ist in unserer Umfrage unter den FREERIDE-Lesern rausgekommen, dass ein Großteil noch an den Basisfahrtechniken feilt und sich derzeit mit komplexeren Bewegungsabläufen in der Luft gar nicht beschäftigen will. Ergo sehen auch viele Hersteller keinen Grund, die Tricknische zu bedienen. Ein Fehler, wie wir meinen! Denn die Slopestyle-Bikes sind mitnichten nur für Tricks im Park und auf der Dirt-Strecke geeignet. Es sind im Idealfall kompakte, stabile und handliche Allrounder, die auf Trail-Runden fast mehr Spaß machen als die langhubigen Enduro-Kollegen – ein bisschen Begeisterung für Tricks und ein etwas fortgeschrittenes Fahrkönnen vorausgesetzt. Denn in den soften Fahrwerken der Enduro-Klasse versumpft so mancher Bewegungsimpuls. Kleinere Wurzelkicker, die ein Endurist kaum am Popo spürt, reichen dem Slopestyle-Fahrer schon für ordentlich Luft unter demselben. Und hat man sich erstmal an das straffere Fahrwerk gewöhnt – ein Hub wohlgemerkt, mit dem die DH-Profis vor ein paar Jahren noch im Weltcup unterwegs waren – wird aus der gähnend langweiligen Standardhausrunde plötzlich wieder eine aufregende Sache. Statt mit den Kumpels nur Pulswerte und Gewichtstabellen zu diskutieren und dabei unbemerkt das Gelände glatt zu bügeln, kann man auch mal versuchen, die Minikante am Trail-Einstieg als neue Motorikhürde wahrzunehmen. Warum nicht einen X-up versuchen? Oder einen Tabletop? Die nachfahrenden Kollegen werden es einem danken. FAZIT: Ich gebe es ja zu: Ich bin parteiisch. Ich bin „pro slopestyle“. Mit weniger Federweg die gleichen Sachen fahren zu können, die im Jahr zuvor nur mit viel Hub geklappt haben – das ist meine Motivation. Der Spaß am Tricksen ist ganz automatisch dazugekommen. Einige der Bikes im Test sind für mich deshalb die fast perfekten Allrounder: genug Hub und Rahmenstabilität für Parkeinsätze, ein straffes, aber trotzdem aktives Fahrwerk für dynamisches Trail-Fahren und eine Geometrie, die auch anspruchsvolle Bergtouren möglich macht. Jetzt bräuchte es nur noch einen schönen deutschen Begriff dafür, dann wäre alles gut. Links: Bikeparks mit tricklastigem StreckenDesign (Wagrain, Lenggries, Winterberg) sind ideale Spielwiesen für Slopestyler. Rechts: EnduroBereifung ist nicht verkehrt, wenn man ab und zu auch auf natürlichem Untergrund fährt. Slopestyler machen die Hausrunde zum Abenteuerspielplatz: Mit dicken Freeridern sind solche Tricks schwer zu lernen. Testfahrer Christian mit neuem Spaß in altbekanntem Gelände. Trailstyle: die straffen Fahrwerke unterstützen beim Absprung – kleine Wurzeln reichen schon für Flugeinlagen. Schau’ mal Mama! Freihändig! OBERHOPSER CORSAIR >KÖNIG HERSTELLERANGABEN Wir haben keine Ahnung, was die Jungs von Corsair in ihrem früheren Leben gemacht haben – als Designer bei Apple gearbeitet vielleicht. Jedenfalls sehen ihre Räder total schick aus. Das „König“ macht da keine Ausnahme: sehr kompakt, viel Schrittfreiheit, tolle Verarbeitung. Der Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt braucht, anders als der große Bruder „Maelstrom“, keine Rollenumlenkung der Kette. Die nervte uns da etwas. Dafür fühlt sich der Federweg, typisch Corsair, nach mehr an, als er nominal ist. Die Geometrie ist angenehm ausgewogen. Der 66-Grad-Lenkwinkel beruhigt die Lenkung. Der Schwerpunkt liegt niedrig, der Radstand fällt angenehm kurz aus. Im Bikepark ist man damit ideal unterwegs, kann sich über Kicker ordentlich rausschießen und hat trotzdem ein sicheres Gefühl. Die teure Marzocchi „55“ war leider wieder mal unsensibel, wir empfehlen das billigere „ATA2“-Modell. Mit 130 Millimetern Federweg vorne fuhr sich das „König“ auch im Singletrail sehr ausgewogen und handlich, gerade bei schnellen Richtungswechseln machte es viel Spaß. Die Sattelverstellbarkeit von sechs Zentimetern ist sehr knapp. Ein gemäßigter Trail-Einsatz (keine Umwerfermontage möglich) funktioniert nur mit Teleskopstütze. GRÖSSEN PREIS MESSDATEN GEWICHT OHNE PEDALE LENK-/SITZROHRWINKEL VORBAU-/OBERROHRLÄNGE RADSTAND/TRETLAGERHÖHE FEDERWEG VO./HI. (*Herstellerangaben) HINTERBAUSYSTEM Kona Europe www.konaeurope.com 15, 15,5, 17,5 2 299 Euro 15,9 Kilo 69,9°/73,5° 50 mm/581 mm 1 114mm/350 mm 100 mm/100 mm* Mehrgelenker AUSSTATTUNG GABEL/DÄMPFER Marzocchi Bomber DJ 1/Marzocchi Roco Air tst KURBELN/SCHALTUNG Race Face Evolve DH/Shimano XT BREMSANLAGE Shimano BR-M575 LAUFRÄDER Sun Ringle Equalizer 29 Felgen, vorne Kona, hinten Shimano FH-M525 Nabe, Maxxis Minon DH F 2.35 EIGNUNG DIRTJUMP TRAIL BIKEPARK Tuning-Tipp: Die Bremse ist nicht gerade ein Wurfanker. Für’s Dirtjumpen reicht’s, ansonsten tut was Bissigeres Not. 8,5 Rahmendetails, Geo für Dirtjump Gewicht, laute Kettenführung FREERIDE 3/09 60 MESSDATEN GEWICHT OHNE PEDALE LENK-/SITZROHRWINKEL VORBAU-/OBERROHRLÄNGE RADSTAND/TRETLAGERHÖHE FEDERWEG VO./HI. (*Herstellerangaben) HINTERBAUSYSTEM Cosmic Sports GmbH www.cosmicsports.de regular, long (nur Rahmen) 1 499 Euro 15,3 Kilo 65,8°/70° 50 mm/569 mm 1 098mm/350 mm 125-165 mm/130 mm* VPP AUSSTATTUNG GABEL/DÄMPFER Marzocchi Bomber 55 ATA Micro/Marzocchi Roco Air R KURBELN/SCHALTUNG Race Face Evolve DH/SRAM X-9 BREMSANLAGE Formula Oro K24 LAUFRÄDER Corsair Disc, Onza Ibex FR 2.25 EIGNUNG DIRTJUMP TRAIL BIKEPARK Tuning-Tipp: Für Trail-Einsätze braucht’s eine Teleskopstütze. Gabel auf 130 mm fahren. 9,5 Rahmen, Hinterbaufunktion Sattel kaum versenkbar Freeride SPANISCHE FLIEGE KONA >PAUL B VERTRIEB GRÖSSEN PREIS FAZIT: Das „König“ ist ist ein super Slopestyle-Bike. Handlich und kompakt, mit sehr gutem Fahrwerk. Tauglich für Bikeparkeinsätze jeder Art und Spaß auf dem Singletrail. Ein echtes Sahneschnittchen: superschön verarbeiteter Rahmen mit tollen Details. Der Preis geht da voll in Ordnung. Gibt es auch in Weiß. HERSTELLERANGABEN VERTRIEB Freeride Das „Bass“ ist zwar das Signature-Bike von Paul Basagoitia, in der letzten Zeit macht aber vor allem der spanische Wirbelwind Andreu Lacondeguy damit die Wettkampfszene unsicher. Wer von beiden jetzt bei der Entwicklung mehr zu sagen hatte, sei mal dahingestellt. Fakt ist: Das „Bass“ wurde als waschechtes, vollgefedertes Dirtbike entwickelt. Ein sehr steiler Lenkwinkel, die harte Federungsabstimmung und die Singlespeed-Eignung sprechen da eine deutliche Sprache. Und so fährt sich das Bike auch: straff bis an die Grenze des Ungemütlichen, dafür sehr direkt und ausgewogen in der Luft. Gabel und Hinterbau liefern kaum Komfort, sondern taugen eher als Retter in der Not, wenn die Landung daneben geht. Sensibel ist anders, selbst wenn vorne und hinten viel Sag eingestellt ist. Zudem wiegt es viel. Auf Brechsandstrecken kommt man mit dem Kona trotzdem gut zurecht. Wird der Untergrund ruppig, verliert man allerdings schnell den Spaß. Trotz voll versenkbarer Stütze mag man deshalb auch keine längeren Ausritte in die Natur wagen. Eine andere Gabel mit mehr Hub würde daran schon einiges ändern – ohne die Grundcharakteristik des Bikes zu stark zu verändern. FAZIT: Dirtjumper, die vollgefedert fahren wollen, werden mit dem „Bass“ glücklich. Wer keine gut gepflegte Brechsandstrecke oder Dirtline vor der Tür hat, braucht stabile Zahnfüllungen. Lila ist das neue Grün – heißt es. Oder war’s das neue Schwarz? Unter der Farbe steckt jedenfalls ein vollgefedertes Dirtbike mit klar definiertem Einsatzbereich. 10 Freeride FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de Alle Produktfotos: Daniel Simon > TEST Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen König und Weltreich: Hier hat das Norco „Empire 5“ die Nase vorn, doch am Ende des Tests lag es mit dem schicken „König“ von Corsair gleichauf. FREERIDE 3/09 2/08 61 BENS HAMMER NORCO >EMPIRE 5 HERSTELLERANGABEN VERTRIEB Von Ben Boyko gibt es dieses wahnwitzige Foto, auf dem er im kanadischen Urwald aus gefühlten acht Metern Höhe einen 360-Drop zieht, dass einem schon beim Zuschauen angst und bange wird. Für Menschen wie ihn und solche, die davon träumen, hat Norco seit diesem Jahr das „Empire 5“ im Programm. Die Optik des Rahmens und die Hinterbaukinematik sind typisch für die Kanadier. Das Bike ist dem Corsair „König“ ähnlich, sowohl was das schluckfreudige Fahrwerk, als auch was das Handling anbetrifft. Der Viergelenker fühlt sich definitiv nach mehr als 130 Millimeter Federweg an! Das gibt Sicherheit. Der Lenkwinkel ist über den Hub der Gabel variierbar – uns hat er mit 150 Millimetern vorne am besten gepasst. Der Pilot sitzt sehr zentriert über dem „Empire 5“ und der Radstand gibt Laufruhe. Im Vergleich zum „König“ ist es daher etwas stabiler unterwegs, wenn die Strecke ruppig wird. Trotzdem springt das Bike gut und ist agil. Ein gelungener Kompromiss, der auch auf Singletrails enorm Spaß macht. Einziges Manko: die nicht versenkbare Sattelstütze. Das „Empire 5“ hat dank der sehr guten Federung und der ausgewogenen Geometrie einen breiten Einsatzbereich. Beim Tricksen genauso gut wie auf ruppigen Wurzelstrecken. GRÖSSEN PREIS MESSDATEN GEWICHT OHNE PEDALE LENK-/SITZROHRWINKEL VORBAU-/OBERROHRLÄNGE RADSTAND/TRETLAGERHÖHE FEDERWEG VO./HI. (*Herstellerangaben) HINTERBAUSYSTEM Fritz Wittich GmbH www.norco-bikes.de S/M, M/L 2 699 Euro 15 Kilo 66,9°/70° 40 mm/606 mm 1 127mm/358 mm 120-160 mm/130 mm* Viergelenker AUSSTATTUNG GABEL/DÄMPFER Marzocchi Bomber 55 ATA/Marzocchi Roco Air tst r KURBELN/SCHALTUNG FSA Gravity Light/SRAM X-7 BREMSANLAGE Avid Juicy Three LAUFRÄDER Sun Ringle Equalizer, Kenda Nevegal 2.35 EIGNUNG DIRTJUMP FAZIT: Mit einer Teleskopstütze eignet sich das Norco auch bestens für Singletrail. Ansonsten passt es perfekt in Bikeparks mit sprungorientierten Strecken, die aber auch gerne ruppiger und naturbelassen sein dürfen. TRAIL BIKEPARK Tuning-Tipp: Ideal ausgestattet. Für den Trail-Einsatz braucht man zwingend eine Teleskopstütze. 9,5 Geometrie, Hinterbau Sattelstütze kaum versenkbar Freeride Grenzerfahrung: Flippen wollte Tester Christian den alten Holzkicker im Wald schon lange – bisher fehlte ihm das Rad dafür. Ein Enduro ist zu träge, für’s Dirtbike war die Anfahrt zu ruppig. Der Slopestyler passt perfekt. FREERIDE 3/09 62 10 Freeride FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de Alle Produktfotos: Daniel Simon > TEST (FL)AIRTIME SOLID >FLAIR HERSTELLERANGABEN Das „Flair“ sieht auf den ersten Blick dem langhubigen Enduro „Blade“ aus der Solid-Palette zum Verwechseln ähnlich. Doch es kommt mit sehr speziellen Rahmendetails um die Ecke: Wie beim Kona liegt der Drehpunkt im Tretlager. In Verbindung mit den horizontalen Ausfallenden kann man das Solid so auch ohne Schaltung aufbauen und zudem die Hinterbaulänge dem persönlichen Geschmack anpassen. Das Oberrohr ist kurz, der Lenkwinkel steil. Bei ausgefahrener Gabel ist die Front außerdem hoch – auf 140 Millimeter abgesenkt passt die Gewichtsverteilung besser, die Lenkung wird dann aber bei schneller Fahrt leicht nervös. Die Stahlfedergabel arbeitet schön sensibel und harmoniert so gut mit dem Hinterbau, dass man sich auch auf ruppigeren Wurzel-Trails wohlfühlt. Für Dirtjumpereien braucht die „Domain“ eine härtere Feder. Hinten gefiel uns die Charakteristik im kurzen 130-Millimeter-Setup für Tricksereien besser: schön straff und trotzdem noch schluckfreudig. Weil das Solid außerdem über eine voll versenkbare Stütze verfügt, ist es mit einem ähnlich breiten Einsatzbereich gesegnet, wie das YT. Von der Dirtline, über die gebaute Bikepark-Strecke bis zum Naturtrail findet man beim „Flair“ eigentlich immer eine sehr gute Abstimmung. Eine Schaltung lässt sich vorne zwar nicht montieren, mit einem 32er-Blatt und einem großen Ritzelpaket schafft man aber auch mäßige Anstiege problemlos und kann so mit dem Rad sogar auf Tour gehen. Stahlfedergabel, aufrechte Sitzposition, schluckfreudiger Hinterbau: wäre der Lenkwinkel flacher, das „Flair“ ginge als Mini-Freerider durch. FAZIT: Das „Solid ist ein Slopestyle-Bike mit guten Allroundeigenschaften. Variable Federwege und das horizontale Ausfallende lassen die Wahl zwischen Dirt-, Bikepark- oder Trail-Einsatz. Solid Bikes Europe www.solidbikes.de unisize 15,5 2 199 Euro VERTRIEB GRÖSSEN PREIS MESSDATEN 16,1 Kilo 68,5°/72,8° 40 mm/560 mm 1 115mm/342 mm 115-160 mm/130 oder 160 mm* GEWICHT OHNE PEDALE LENK-/SITZROHRWINKEL VORBAU-/OBERROHRLÄNGE RADSTAND/TRETLAGERHÖHE FEDERWEG VO./HI. (*Herstellerangaben) HINTERBAUSYSTEM Mehrgelenker AUSSTATTUNG GABEL/DÄMPFER Rock Shox Domain 318/Rock Shox Monarch 2.1 KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hussefelt/SRAM X-7 BREMSANLAGE Avid Juicy Five LAUFRÄDER Reverse Disc Nabe, Sun Rims Single Track SL1 Felgen, Schwalbe Nobby Nic 2.25 EIGNUNG DIRTJUMP TRAIL BIKEPARK Tuning-Tipp: Der sehr breite Dirt-Sattel ist Geschmackssache. Die Gabel ist für’s Dirten zu weich abgestimmt: 5 Clicks runterschrauben. 9 Geo für Dirt, Preis, Variabilität weiche Gabel, Zugführung, Gewicht Freeride Alle Produktfotos: Daniel Simon > TEST Unser Testfahrer wollte hier eigentlich einen BackflipDoubletailwhip machen. Aber weil den schon Greg Watts im „Hot Move“ zeigt (Seite 74), hat er’s gelassen. Nächstes Mal aber bestimmt! > TEST TRICKOMAT SPECIALIZED >SX HERSTELLERANGABEN Das „SX“ ist der Bruder des neuen „SX Trail“: gleicher Rohrsatz, aber andere Geometrie und Federwege. Den Einsatzbereich legen die Amis von Fourcross bis Slopestyle. Mit nur 105 Millimetern liegt es auf dem Niveau des Kona. Das „SX“ gibt es nur als Rahmenkit. Für den Einsatzbreich haben wir es mit einer auf 110 Millimeter Hub getravelten „36 Float“ aufgebaut. Die Geometrie ist typisch Specialized: extrem niedriger Schwerpunkt mit entsprechend geringer Tretlagerhöhe. Dazu ein relativ langer Radstand. Der Fahrer sitzt extrem tief im Bike – Tretroller-Feeling! Gepaart mit einem recht flachen Lenkwinkel ergibt das ein ziemlich einzigartiges Fahrgefühl: Das Bike ist sehr direkt und äußerst agil, springt dirtbikeartig und bleibt dabei, trotz des geringen Hubs, recht laufruhig. Der Hinterbau arbeitet sensibel, straff und verträgt auch härtere Einschläge. Kein Vergleich zum Kona. Die Gabel passt von ihrer Charakteristik sehr gut dazu. Toll: Die Sattelstütze lässt sich ausreichend weit versenken und sogar eine Umwerfermontage ist möglich. Wir hatten mit dem Bike im Park wie auf dem Singletrail enormen Fahrspaß! „Look, it’s melting“, war ein treffender Kommentar, als erste Bilder des Rahmens im Netz kursierten. Die gebogenen Rohre gefallen nicht jedem, ergeben aber einen idealen Schwerpunkt und viel Schrittfreiheit. FREERIDE 3/09 66 VERTRIEB GRÖSSEN PREIS MESSDATEN GEWICHT OHNE PEDALE LENK-/SITZROHRWINKEL VORBAU-/OBERROHRLÄNGE RADSTAND/TRETLAGERHÖHE FEDERWEG VO./HI. (*Herstellerangaben) HINTERBAUSYSTEM Specialized Europe B.V. www.specialized.com S, L (nur Rahmen) 1 699 Euro 14,7 Kilo 65°/73,5° 50 mm/572 mm 1 130mm/315 mm 110 mm/105 mm* Viergelenker AUSSTATTUNG GABEL/DÄMPFER Fox 36 Float RC2/Fox Float RP 23 KURBELN/SCHALTUNG Shimano Saint/Shimano Saint BREMSANLAGE Avid Elixir CR LAUFRÄDER Shimano XT-Wheelset, Schwalbe Fat Albert 2.4 EIGNUNG DIRTJUMP TRAIL BIKEPARK Tuning-Tipp: Eine „36 Talas“ macht das Bike noch variabler im Einsatz. 10 FAZIT: Dem Bike kann man nur eine 10 geben: tolle Performance beim Slopestylen plus gute Leistung beim Trail-Fahren. Rahmen, Hinterbau, Geometrie nix 10 Freeride Freeride FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Mehr Infos zum Test unter www.bike-freeride.de Alle Produktfotos: Daniel Simon Für Slopestyle-Tricksereien wie diese ist das „SX“ perfekt ausgelegt – ob man den Rahmen auch schön findet, ist eine andere Frage. Zu langsam am Absprung? Kein Problem, machts wie Flo: Footplant an der Kickerkante und wegrollen, als wärs Absicht gewesen. DISCOUNT-AIRLINE YT >NOTON HERSTELLERANGABEN VERTRIEB GRÖSSEN PREIS MESSDATEN GEWICHT OHNE PEDALE LENK-/SITZROHRWINKEL VORBAU-/OBERROHRLÄNGE RADSTAND/TRETLAGERHÖHE FEDERWEG VO./HI. (*Herstellerangaben) HINTERBAUSYSTEM YT Industries www.yt-industries.com Short/Long 1 699 Euro 15,7 Kilo 67,7°/73,5° 50 mm/550 mm 1 110mm/363 mm 130-160 mm/130-160 mm* Viergelenker AUSSTATTUNG GABEL/DÄMPFER Marzocchi Bomber 55 ATA/Marzocchi Roco tst KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hussefelt/SRAM X-9 BREMSANLAGE Avid Juicy Five LAUFRÄDER Industries Divison Naben, Alexrims Supra-BH Pro Felgen, Kenda Nevegal 2.35 EIGNUNG DIRTJUMP TRAIL BIKEPARK Tuning-Tipp: Perfekt ausgestattet. 9 Preis, Geometrie, Federung Handling, Gewicht Freeride Beim „Noton“ ist der Preis natürlich das Kernthema: Das komplette Rad kostet genauso viel, wie der Rahmen vom Specialized! Und dabei ist das Bike beileibe nicht billig aufgebaut: gute Federelemente, solide Bremsen, schön eloxierte, hauseigene Teile. Genau wie das Solid besitzt auch das „Noton“ vorne wie hinten variable Federwege. Entweder 130 oder 160 Millimeter. Die Geometrie ist recht ausgewogen mit etwas steilerem Lenkwinkel. Man sitzt aber nicht ganz so „im“ Bike wie bei Norco, Specialized und Corsair – auch das Handling ist nicht ganz so verspielt. Dennoch ist das Bike ein sehr guter Slopestyler – obwohl es etwas mehr wiegt. Es springt ausgewogen und die Federung arbeitet straff, aber harmonisch. Mit langem Hub und dank der voll versenkbaren Sattelstütze funktioniert das „Noton“ auch als stabiler Tourenfreerider. Der Hinterbau arbeitet dann selbst verpatzte Drop-Landungen gut weg und die Gabel zeigt eine schöne Progression. Die großen Bremsscheiben und die Kenda-Pneus sind auf felsigen Abfahrten hilfreich. Weil die Geometrie ausgewogener ist als beim Solid, ist der Einsatzbereich des „Noton“ am breitesten im gesamten Testfeld. Wirklich viel Fahrrad fürs Geld. FAZIT: Tolles Allroundbike! Macht im Bikepark auf Brechsand- und Naturstrecken eine gute Figur und kann sogar als Touren-Freerider eingesetzt werden. Sinnvoll ausgestattet, schöne Rahmendetails und einwandfreie Funktion – ein Spaßbike für so wenig Geld – warum gab’s das vorher nicht? FREERIDE 3/09 67