Projektbeschreibung

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Projektbeschreibung
Implementierung eines interprofessionellen
Medikationsmanagements in der Geriatrie des Prosper-Hospitals
Recklinghausen (ID-Nr.: 238367)
Prosper-Hospital Recklinghausen
Angaben zum Projektträger
Name der Institution/Organisation
Prosper-Hospital Recklinghausen GmbH
Adresse
Mühlenstr. 27
45659 Recklinghausen
Deutschland
Leitung der Institution:
Herr Alex Hoppe
Kontakt:
Tel.: 0049-2361-542270
Fax.: 0049-2361-542530
[email protected]
http://www.prosper-hospital.de
Allgemeine Angaben zum Projekt
Titel des Projektes:
Implementierung eines interprofessionellen Medikationsmanagements in der Geriatrie des ProsperHospitals Recklinghausen
Kooperationspartner des Projektes:

Apotheke des Prosper-Hospitals

Ärzte der geriatrischen Abteilung des Prosper-Hospitals
Ansprechpartner des Projektes:
Frau Beate Heite
Funktion: Chefapothekerin
Kontakt:
Tel.: 0049-2361-542493
Fax.: 0049-2361-59512
[email protected]
Laufzeit des Projektes:
Beginn / geplanter Beginn: November 2011
Ende / geplantes Ende: keins
Zielgruppe(n) und Setting(s) des Projektes
Das Angebot richtet sich an die folgende(n) Altersgruppe(n):

Seniorinnen / Senioren (ab 60 Jahre)
Art des/r Settings:

Krankenhaus
Richten sich die Aktivitäten auf die Umgestaltung des Umfelds, der Strukturen oder von
Abläufen im Setting?
Ja
Handlungsfeld und Angebotsart des Projektes
Das Projekt zielt in der Hauptsache auf:
Verbesserung der Versorgung bzw. Behandlung
Projektschwerpunkt(e) nach Handlungsfeldern/Themenbereichen:

Sonstiges: Arzneimitteltherapiesicherheit
Angebotsart(en):

Beratungsangebot, fortlaufend
Projektbeschreibung
Zielstellung des Projektes:
Geriatrische Patienten stellen Ärzte und Apotheker vor besondere Herausforderungen.
Die demographische Entwicklung und somit die Überalterung der Gesellschaft gewinnt in der
Medizin immer mehr an Bedeutung. Schon jetzt weist die deutsche Bevölkerung den weltweit
dritthöchsten Anteil an über 60-Jährigen auf, und belegt damit Platz vier bezogen auf das
Durchschnittsalter der Bevölkerung. [1]
Die leitliniengerechte Therapie dieser häufig multimorbiden Patienten führt oft zwangsläufig zu
Polymedikation, die ein effektives Medikationsmanagement erfordert, denn mit der Anzahl der
verordneten Arzneimittel steigt auch die Zahl der arzneimittelbezogenen Probleme und
Interaktionen. [2]
Im Alter nehmen die motorischen und kognitiven Fähigkeiten ab, was die Compliance negativ
beeinflusst. Der Stoffwechsel erfährt geriatrietypische Veränderungen, die Auswirkungen auf die
Pharmakokinetik von Arznei-mitteln haben. So vergrößert sich das Verteilungsvolumen für lipophile
Wirkstoffe aufgrund der Zunahme des Körperfettanteils relativ zur Muskelmasse, während die
Arzneistoff-Clearance aufgrund eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion abnimmt. Dies
kann zu erhöhten Plasmaspiegeln verschiedener Arzneistoffe und verlängerten Halbwertszeiten
führen.
Darüber hinaus ist es oftmals schwierig unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) oder
Interaktions-Symptomatiken wie z.B. Verwirrtheit, Schläfrigkeit, Delir, etc. von alterstypischen
Erscheinungen zu unterscheiden und sie als medikamenteninduziert zu erkennen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass 10-30% aller Krankenhauseinweisungen bei geriatrischen
Patienten aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) oder
Arzneimittelinteraktionen erfolgen. [3]
Jährlich sind schätzungsweise 20.000 Todesfälle und 300.000 Krankenhauseinweisungen auf
UAW bzw. Arzneimittelinteraktionen zurückzuführen. [1]
Die Kosten für UAW-induzierte Krankenhausbehandlungen liegen Schätzungen zufolge bei 350400 Mio. € pro Jahr und können 5-9% der Krankenhausgesamtkosten ausmachen. [1]
Ein effektives Medikationsmanagement ist somit nicht nur aus pharmakoökonomischer Sicht
sondern vor allem auch im Hinblick auf die Arzneimitteltherapiesicherheit von großer Wichtigkeit.
Dieser Herausforderung, an die immer komplexer werdende Arzneimitteltherapie älterer und alter
Patienten, müssen sich Ärzte und klinisch tätige Pharmazeuten gemeinsam stellen.
Ziel dieses Projektes ist es, in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den behandelnden
Ärzten, die Arzneimitteltherapie zu optimieren und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.
Die Medikation des Patienten wird einer strengen Indikationsprüfung unterzogen und im Hinblick
auf Wechsel-wirkungspotential und individuelle Laborparameter bewertet. Ziel ist eine Medikation,
die die Multimorbidität des Patienten adäquat therapiert, und gleichzeitig die Zahl der verordneten
Wirkstoffe so gering wie möglich hält. Darüber hinaus wird ein Interaktionscheck durchgeführt, um
die Zahl der Interaktionen zu minimieren und ihre Qualität hin zu weniger schwerwiegenden
Wechselwirkungen zu optimieren. Auch potenziell inadäquate Medikamente (PIM) werden durch
geeignetere Alternativen ersetzt.
Inhalt und Methode des Projektes:
Zu Beginn des Aufenthalts in der geriatrischen Klinik wird die Medikation der Patienten mittels
eines standardisierten Aufnahmebogens durch einen Apotheker erfasst und nach Kriterien der
ABDA-Datenbank auf Interaktionen überprüft. Anhand der individuellen Laborparameter und der
Anamnese wird die klinische Relevanz der aufgetretenen Interaktionen bewertet. Für jedes
Medikament wird die Indikation vom Apotheker geprüft und bei Unklarheiten mit dem zuständigen
Oberarzt abgeklärt. Anhand der Nierenwerte wird geprüft, ob eine Dosisanpassung erforderlich ist.
Unter Einbeziehung der PRISCUS-Liste werden potenziell inadäquate Medikamente (PIM) für
geriatrische Patienten identifiziert und Empfehlungen zum Austausch durch geeignetere
Alternativen mit dem Arzt besprochen. Die sich aus der Überprüfung der Medikation ergebenden
Empfehlungen werden dokumentiert und in der Patientenkurve hinterlegt. Im persönlichen
Gespräch mit dem behandelnden Oberarzt werden die erarbeiteten Therapieoptimierungen
diskutiert und durch ihn in der Patientenkurve umgesetzt.
Die Teilnahme des Apothekers an der Oberarztvisite schafft die Möglichkeit zusammen mit Arzt
und Patient die Medikation und ihre möglichen Änderungen zu besprechen und Fragen des
Patienten direkt zu klären.
Bei der Entlassung des Patienten wird die Medikationsumstellung in den Arztbrief übernommen
und die Begründung der pharmazeutischen Intervention dargelegt. So wird sichergestellt, dass der
Patient auch schnittstellenübergreifend vom Medikationsmanagement profitiert und das AMTSBewusstsein des niedergelassenen Kollegen geschärft wird.
(Erwartbare) Hauptergebnisse des Projektes:
enge
interprofessionelle Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker
Optimierung
der pharmazeutischen Betreuung geriatrischer Patienten
Reduktion
der Anzahl der verordneten Wirkstoffe durch kritische Indikationsstellung
Reduktion
arzneimittelbezogener Probleme (ABP) wie:
Vermeidung von Doppelmedikation, Reduktion des Interaktionspotenzials, Dosisanpassung bei
Niereninsuffizienz, Hinweise zur korrekten und sicheren Anwendung des Arzneimittels,
Vermeidung potenziell inadäquater Medikation (PIM) für geriatrische Patienten, Ausbau der
Interdisziplinarität mit positiven Effekten für alle an der Arzneimitteltherapie Beteiligten (Patient,
Arzt, Apotheker, Pflege)
Die Zwischenauswertung einer kleinen Stichprobe zeigte folgende Ergebnisse:
Reduktion
der durchschnittlichen Anzahl der verschriebenen Wirkstoffe pro Patient von 11,5 auf
8,5;
entsprechend 28,8%
Reduktion
der Anzahl der Arzneimittelinteraktionen um 18,5%
Umsetzungsgrad
der vorgeschlagenen pharmazeutischen Interventionen von 75%
Durch Kommunikation des klinischen Medikationsmanagements in den niedergelassenen
Bereich ist zu erwarten, dass langfristig die Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund
arzneimittelbezogener Probleme (ABP) reduziert werden kann.
Dokumentation und Evaluation des Projektes
Wird für das Projekt eine Dokumentation erstellt?
Ja, in Arbeit
Wird eine Projektevaluation durchgeführt?
Ja, geplant
Die Evaluation wird durchgeführt:
Nur durch Projektbeteiligte (Eigenevaluation)
Folgende Informationen werden ausgewertet, um die Wirkungen des Projektes festzustellen:

Ergebnisse schriftlicher Zielgruppenbefragungen

Ergebnisse mündlicher Zielgruppenbefragungen

Sonstiges: Auswertung der quantifizierbaren Daten
Wird ein Evaluationsbericht veröffentlicht?
Ja, geplant