Emerging Markets
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Volkswirtschaft Perspektiven. Emerging Markets. Aus dem Makro Research des DekaBank-Konzerns. Inhalt Emerging Markets gewinnen an Bedeutung. 2 – 3 Renten profitieren von steigender Bonität. 4 – 5 Aktien stehen im Zeichen von Wachstum. 6 – 7 Emerging Markets: Schön, dass es sie gibt. Liebe Anlegerinnen und Anleger, schon 1931 schrieb uns Kurt Tucholsky ins Stammbuch: „Was die Weltwirtschaft angeht, so ist sie verflochten.“ Heutzutage spricht man von Globalisierung, wenn man die wirtschaftliche, politische und kulturelle Verknüpfung von Volkswirtschaften weltweit auf den Punkt bringen will. Viele Jahre war die Globalisierung in aller Munde. Doch inzwischen ist sie aus den Schlagzeilen verschwunden. Fast scheint es, als wäre sie eher ein Modethema gewesen, bevor mit der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise die wirklich wichtigen Themen auf den Tisch kamen. Aber dem ist nicht so: Die Krisen der vergangenen Jahre waren Krisen der Industrieländer, nicht der aufstrebenden Wirtschaftswelt in Asien oder Lateinamerika. Im Gegenteil, im Schatten der Probleme in den westlichen Finanzsystemen haben die Emerging Markets ihre wirtschaftliche Aufholjagd noch beschleunigt. Mehr als die Hälfte der Weltwirtschaftsleistung stammt schon von dort. Zum globalen Wirtschaftswachstum tragen die Emerging Markets, auch und gerade in Zeiten der Finanzkrise, beständig drei Viertel bei. Jetzt kommt der zweite Schritt: die Entwicklung der Finanzmärkte in diesen Ländern. Noch sind 80 % der weltweiten Finanzmärkte in den „entwickelten“ Ländern lokalisiert. Doch das ändert sich gerade: China liberalisiert seine Währung, und auch die anderen Länder arbeiten an soliden Institutionen zur Aufnahme internationaler Spargelder. Zinsen folgen dem Wachstum. Wo das Wirtschaftswachstum hoch ist, da ergeben sich ausreichende Zinserträge, unterstützt durch Aufwertungen der Währung. In Volkswirtschaften, die wenig wachsen, sind die Zinsen niedrig, in Krisenzeiten noch einmal zusätzlich fast bis zum Nullpunkt gedrückt. Das ist der Grund, warum in den westlichen Ländern die Zinsen in den vergangenen Jahren so stark gefallen sind, dass nach Berücksichtigung der Inflationsrate teilweise sogar Verluste resultieren. Und daran wird sich in den westlichen Ländern so schnell auch nichts ändern. Zeit also, sich die neuen Volkswirtschaften und Finanzmärkte einmal genauer anzusehen, erst recht, da in weiten Teilen der Emerging Markets eine stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik mittlerweile ganz selbstverständlich dazugehört. So selbstverständlich finden sich diese Länder in den Anlagen deutscher Sparer (leider) noch nicht wieder. In der vorliegenden Broschüre widmen wir den Anlagemöglichkeiten in den Emerging Markets die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Erfolg bei der finanziellen Teilhabe an der Wachstumsdynamik der aufstrebenden Volkswirtschaften. Mit freundlichen Grüßen Ihr Ulrich Kater Chefvolkswirt DekaBank Deutschland wird älter, na und? Volkswirtschaft Perspektiven. Wie funktioniert Altersvorsorge konkret? Emerging Markets gewinnen an Bedeutung. Wirtschaftswachstum. In % 10 8 6 4 2 0 -2 ‡ Industrienationen 2017 2012 2007 2002 1997 -6 1992 -4 ‡ Emerging Markets Quellen: DekaBank, IWF (Ab 2013: IWF-Prognose) Der reichste Mann der Welt ist ein Mexikaner. Forbes-Liste der reichsten Menschen 2013. 1 Carlos Slim (Telmex, Mexiko) 2 Bill Gates (Microsoft, USA) 3 Amancio Ortega (Zara, Spanien) 4 Warren Buffett (Berkshire Hathaway, USA) 5 Larry Ellison (Oracle, USA) 6 Charles Koch (Koch Industries, USA) 7 Davis Koch (Koch Industries, USA) 8 Li Ka-Shing (Hutchison Whampoa, Hongkong) 9 Liliane Bettancourt 10 Bernard Arnault (L’Oreal, Frankreich) (LVMH, Frankreich) Quelle: Forbes Anteile an der Weltwirtschaft. In % Anlegen in Emerging Markets Gesunkene Risiken Die Welt verändert sich in rasender Geschwindigkeit. Die Finanzkrise und ihre Folgen haben dazu geführt, dass die noch vor wenigen Jahren unangefochtene Supermacht USA an Einfluss verloren hat. Europas Selbstbewusstsein hat fast gleichzeitig unter der Staatsschuldenkrise gelitten. Viele Emerging Markets fühlen sich dagegen stärker denn je. Und das hängt nicht nur mit der Schwäche der Industriestaaten zusammen, sondern vor allem mit den Fortschritten, die viele Länder insbesondere seit der Jahrtausendwende gemacht haben. Emerging Markets waren in den letzten zehn Jahren für 76 % des globalen Wirtschaftswachstums verantwortlich und sind damit zum Wachstumsmotor der Welt aufgestiegen. Hier leben 85 % der Weltbevölkerung, und hier werden 53 % des Weltsozialprodukts geschaffen. China ist mittlerweile nicht nur der größte Exporteur der Welt, sondern auch der wichtigste Automarkt. Und trotzdem fristen Finanzanlagen aus Emerging Markets bei vielen Anlegern immer noch ein Schattendasein. Woran liegt das? Das „Risiko-Argument“ gegen Emerging Markets hat mittlerweile allerdings an Bedeutung verloren. Die Finanzkrise und in der Folge die Staatsschuldenkrise in der Eurozone haben zum einen gezeigt, dass die Risiken in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht unbedingt niedriger sind als am anderen Ende der Welt. Zum anderen sind die Stabilitätsgefahren in den Emerging Markets heute geringer als noch vor zehn Jahren. Dies gilt in den meisten Fällen für die politischen Risiken, auch wenn die Umwälzungen in der arabischen Welt zeigen, dass die Welt noch immer kein friedlicher Ort ist. Noch offensichtlicher sind jedoch die wirtschaftlichen Fortschritte. So wird der Kampf gegen die Inflation in den meisten Staaten erfolgreich geführt. Die Wettbewerbsfähigkeit der Exportindustrien schlägt sich in hohen Handelsbilanzüberschüssen nieder. Gleichzeitig wurden die öffentlichen Haushalte über Jahre konsolidiert. Ihre Schulden zu bedienen, fällt vielen Emerging Markets auch deshalb leichter, weil das hohe Wirtschaftswachstum für kräftige Einnahmesteigerungen sorgt. Und die Wachstumsaussichten sind weiterhin gut. Zum einen haben Emerging Markets noch immer ein Image-Problem. In den Achtzigerjahren kam es vornehmlich in Südamerika zu einer tiefgreifenden Staatsschuldenkrise. 1994 stürzte Mexiko erneut in Turbulenzen, bevor es 1997 zur Asienkrise, 1998 zur Russlandkrise und 2001 zum Staatsbankrott in Argentinien kam. Und so verbinden viele Anleger mit dem Begriff Emerging Markets noch heute in erster Linie „Risiko“. 70 65 60 55 50 45 40 ‡ Industrienationen 2017 2012 2007 2002 1997 1992 35 30 ‡ Emerging Markets Quellen: DekaBank, IWF (Ab 2013: IWF-Prognose) 2 DekaBank Zum anderen ist es ein ganz natürlicher (und grundsätzlich sinnvoller) Ansatz der meisten Investoren, dass man sein Geld dort anlegt, wo man sich auskennt. Wenn deutsche Anleger Aktien suchen, schauen sie sich in der Regel im DAX-Universum um. Hier geht man kein Währungsrisiko ein und weiß in vielen Fällen schon einiges über die Unternehmen. Will man sein Geld in Rentenpapieren anlegen, sind Bundesanleihen oder Anleihen europäischer Unternehmen erste Wahl. Gewinner der Globalisierung Denn die Emerging Markets profitieren in besonderem Maße von der Globalisierung, die sich seit dem Ende des „Kalten Krieges“ enorm beschleunigt hat. Gewaltige Lohnkostenunterschiede haben dazu geführt, dass Unternehmen ihre Produktion in Emerging Markets verlagert haben. Die deutlichen Lohnanstiege in vielen Teilen der Emerging-Markets-Welt haben hieran nichts Grundlegendes geändert. Sie führen auch dazu, dass hier zunehmend große Binnenmärkte mit hoher Nachfrage entstehen. Das Internet sorgt zudem für eine bessere Markttransparenz, was es erleichtert, internationale Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Und der Ausbau der Infrastruktur hat die Transportkosten sinken lassen. Die Gründung von Auslandsstandorten durch Unternehmen aus den hochentwickelten Staaten hat ebenso zu einem Wissenstransfer geführt wie der D Volkswirtschaft eutschland wird Perspektiven. älter, na und? Sturm von Studenten aus aller Welt auf die besten Universitäten. Die Globalisierung der Finanzmärkte erleichtert den Kapitaltransfer in Staaten mit hohem Investitionsbedarf. Die Bevölkerung wächst in den Emerging Markets zudem schneller als in den Industriestaaten. All dies sorgt dafür, dass viele gering entwickelte Volkswirtschaften heute wesentlich schneller einen Rückstand aufholen können als noch vor 30 Jahren. Und wo in den Industriestaaten immer wieder von „Sättigung“ einzelner Marktsegmente gesprochen wird, ist in den Emerging Markets davon nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die euphorischen Berichte über die Fortschritte in den Emerging Markets stehen in vielen Staaten in starkem Kontrast zu den oftmals noch sehr schlechten materiellen Lebensbedingungen in großen Teilen der Bevölkerung. Moderate Schuldenstände und gute Wachstumsperspektiven sorgen dafür, dass die makroökonomischen Risiken heute in den Emerging Markets oftmals sogar als geringer einzuschätzen sind als in einigen Industriestaaten. Während sich diese Annäherung in den Noten der Ratingagenturen jedoch nur sehr schleichend niederschlägt, sind die Kapitalmärkte deutlich schneller und konsequenter. Gemessen an den am Markt gehandelten Preisen für Kreditausfallversicherungen, sind die Unterschiede in der Risikoeinschätzung spätestens seit 2011 nicht mehr entlang der Wohlstandsgrenzen zu ziehen. Marktexpertise ist unverzichtbar Doch muss bei allem Erstaunen über die Fortschritte auch auf weiterhin bestehende Schwächen der Emerging Markets hingewiesen werden. Diese zeigen sich insbesondere im sogenannten institutionellen Rahmen. Korruption, fehlende Rechtssicherheit und abrupte Änderungen des politischen Kurses machen vor allem Direktinvestoren (etwa den Aufbau einer Fabrik) in vielen Emerging Markets das Leben schwer. Vor solchen Überraschungen sind allerdings auch Kapitalmarktinvestoren nicht gefeit. Risiken lassen sich nur durch eine fundierte Marktkenntnis und eine Emerging Wie funktioniert Markets gewinnen Altersvorsorge an Bedeutung. konkret? breite Streuung der Anlagen reduzieren. Einige Märkte sind für Kleinanleger zudem schwer zugänglich, weil beispielsweise Konten vor Ort eröffnet werden müssen. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. US-Dollar 40.000 35.000 Was sind Emerging Markets? Obwohl die hohe Wachstumsdynamik ein Merkmal ist, das die meisten Emerging Markets verbindet, muss doch klar, sein, dass es sich hier um eine höchst heterogene Gruppe von Ländern handelt, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass die Abgrenzung häufig Probleme bereitet. Im Kapitalmarktgeschäft hat sich aber mittlerweile die sehr breit gefasste Definition durchgesetzt, dass als Emerging Markets alle Staaten der Welt gezählt werden, die nicht zur Gruppe der wirtschaftlich und politisch hochentwickelten Industriestaaten gehören. Zu diesen Industriestaaten zählen Nordamerika (USA und Kanada), Japan, Australien, Neuseeland sowie der Teil Europas, der in der Zeit des Kalten Krieges dem Westen zugerechnet werden konnte. Dass damit Länder wie Singapur, Hongkong, Südkorea, Taiwan oder Slowenien noch zu den Emerging Markets gezählt werden, während beispielsweise Griechenland in die Kategorie der hochentwickelten Staaten fällt, zeigt, dass die Begriffe zu einem gewissen Grad überholt sind und wohl mit der Zeit auch immer weniger gebraucht werden. Fasst man eine Anlage in Emerging Markets (EM) ins Auge, bleibt noch die wichtige Frage, ob man in Aktien oder Anleihen investieren möchte. Um die Beantwortung dieser Frage zu erleichtern, geben wir im Folgenden einen Überblick über die verschiedenen Anlageklassen. 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 ‡ Deutschland ‡ Russland ‡ China ‡ Indien ‡ Brasilien Quellen: EIU, DekaBank Das indische Bollywood ist die größte Filmindustrie der Welt. Hier werden jährlich etwa 300 Filme gedreht. Staatsverschuldung. In % 120 100 80 60 40 20 0 2000 2004 2008 2012 2016 ‡ Industrienationen ‡ Emerging Markets Quellen: DekaBank, IWF (Ab 2013: IWF-Prognose) 3 DekaBank Volkswirtschaft Perspektiven. Renten profitieren von steigender Bonität. Ländergewichte EMBIG. Mexiko 11,6 Rest 40,1 Venezuela 9,9 Brasilien 7,8 Russland 10,4 Türkei 8 Philippinen 5,2 Indonesien 7,0 Emerging Markets Bond Index Global (Hartwährungsanleihen) in %. Quellen: JP Morgan, DekaBank Stand: Januar 2013 Der schnellste Zug der Welt fährt in China. Der CRH380A kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 486 km/h. EM-Hartwährungsanleihen vs. Bundesanleihen. Stabile Hartwährungsanleihen Positiver Bonitätstrend Der Begriff Hartwährung stammt aus einer Zeit, in der die Emerging Markets von Misswirtschaft und Krisen gekennzeichnet waren. Hohe Inflationsraten führten dazu, dass sich die Währungen im Trend eher schwach entwickelten und damit als „Weichwährungen“ galten. Wichtigste Hartwährung ist seit dem Ende des zweiten Weltkriegs der US-Dollar, und so werden auch EM-Hartwährungsanleihen überwiegend in US-Dollar emittiert. Investoren sind in diesem Markt in der Regel nicht auf der Suche nach Währungsgewinnen, sondern sie wollen in erster Linie die „Risikoprämie“ vereinnahmen, die diese Anleihen bieten. Die Risikoprämie ist der Renditeunterschied zwischen der EM-Anleihe und einer laufzeitgleichen Anleihe bester Bonität (Kreditwürdigkeit), also einer US-Staatsanleihe im Bereich der USDAnleihen oder einer deutschen Bundesanleihe im Segment der Euro-Anleihen. Da der EM-Emittent (Anleiheschuldner) ein höheres Ausfallrisiko aufweist, muss er eine höhere Rendite bieten als die Emittenten bester Bonität. Seitdem haben sich EM-Hartwährungsanleihen als vergleichsweise krisenresistent erwiesen, insbesondere im Zuge der Staatsschuldenkrise in der Eurozone. Die Emerging Markets profitieren davon, dass sie sich in vielerlei Hinsicht positiv von vielen Industriestaaten abheben: Die Verschuldung ist sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor deutlich geringer, und die Wachstumsperspektiven sind gleichzeitig besser. Dort, wo eine Konsolidierung der öffentlichen Haushalte vorgenommen werden musste, vornehmlich in Mittel- und Osteuropa, ist dies bereits weitgehend geschehen. Eine Abkehr von der stabilitätsorientierten Finanzpolitik ist in den Emerging Markets in den allermei- Kaum Zahlungsausfälle Index in EUR: 01.04.2003 = 100 300 200 100 0 2003 2006 2009 2012 ‡ EM-Hartwährungsanleihen (EMBIG) ‡ Dt. Bundesanleihen (REXP) Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Zeitraum: 01.04.2003 – 31.03.2013 Quellen: Bloomberg, DekaBank Stand: Mai 2013 Eine Nation soll und kann von den anderen lernen. Karl Marx 4 DekaBank Für die Investoren hat es sich in der Vergangenheit in aller Regel ausgezahlt, dieses höhere Risiko einzugehen. Zwar war der Markt oftmals starken Marktschwankungen unterworfen, doch zu tatsächlichen Zahlungsausfällen kam es nur in wenigen Fällen. Prominentester Fall ist der Staatsbankrott Argentiniens im Jahr 2001. Viel häufiger sind die Fälle, in denen dem tiefen Kursverfall von Anleihen eine schnelle Erholung folgte, was sehr häufig dann geschah, wenn den bedrängten Ländern zur Seite gesprungen wurde, meist seitens des Internationalen Währungsfonds. Letztmals ist es im Frühjahr 2009 zu einem dramatischen Anstieg der Risikoprämien gekommen, als die globale Finanzkrise drohte, eine Welle von Staats- und Bankenpleiten in Mittel- und Osteuropa auszulösen. Doch sehr schnell kam es zu einer Beruhigung, nachdem es Hilfszusagen von IWF und EU-Staaten gegeben hat. Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben. Albert Einstein sten Fällen nicht erkennbar. Angesichts großer struktureller Probleme in den Industriestaaten spricht einiges dafür, dass ein breit gestreuter Korb von EM-Hartwährungsanleihen auch in den kommenden Jahren eine Anlage mit überschaubaren Risiken darstellen wird. Wichtigster Index für den EM-Hartwährungsanleihenmarkt ist der von JP Morgan veröffentlichte EMBI Global für staatliche US-Dollar-Anleihen. Dieser umfasst 43 Länder, wobei es auch hier eine starke Konzentration gibt. Die sieben größten Emittenten machen 60 % des Marktes aus. Diese sind Mexiko, Russland, Brasilien, Türkei, Venezuela, die Philippinen und Indonesien. Rund 43 % der Marktkapitalisierung entfallen auf Lateinamerika, weitere 33 % auf Europa. Asien ist hier mit rund 17 % vergleichsweise schwach vertreten, was aber eher für die Region spricht. Denn die hohen inländischen Sparquoten in Asien haben es den Ländern erlaubt, ihren Finanzbedarf im Inland zu decken. Volkswirtschaft Perspektiven. Lokalwährungsanleihen immer beliebter Emittenten haben grundsätzlich ein Interesse, sich in der eigenen Währung zu verschulden, weil der Schuldendienst dann nicht durch Währungsschwankungen beeinflusst wird. Zudem kann die nationale Zentralbank als Kreditgeber einspringen, wenn der Kapitalmarkt vorübergehend verschlossen bleibt. Hierdurch wird das Risiko von Zahlungsverzögerungen reduziert. Dieser Markt für EM-Lokalwährungsanleihen erfreut sich jedoch auch bei Investoren seit Jahren großer Beliebtheit. Das hängt zum Teil mit dem seit Jahren niedrigen Zinsniveau in den Industriestaaten zusammen, das die Anleger auf die Suche nach höheren Renditen treibt, die sie in Emerging Markets finden. Neben der Aussicht auf hohe Renditen können Investoren aus Industriestaaten auf Währungsgewinne hoffen. Die guten Wachstumsperspektiven und die gesunkene Krisenanfälligkeit dürften für einen langfristigen Aufwertungstrend sorgen, wenn auch mit größeren Schwankungen, denn auch Kursrückgänge der Anlagewährung sind möglich. Die Schwankungsanfälligkeit ist aus Sicht konservativer Investoren ein deutlicher Minuspunkt für diese Anlageklasse, doch bieten Schwankungen aktiven Investoren und Vermögensverwaltern auch besondere Gewinnchancen. Glaubwürdige Zentralbanken sorgen für Berechenbarkeit Das Zinsänderungsrisiko besteht darin, dass Rentenpapiere im Kurs fallen können, bspw. wenn die Zentralbank Zinserhöhungen vornimmt oder auch nur in Aussicht stellt. Eine Zinspolitik, die häufig die Richtung ändert und Kurskorrekturen in großem Umfang vornimmt, erhöht daher das Kursrisiko für den Rentenmarkt. Daher war der erfolgreiche Kampf der Zentralbanken in den Emerging Markets gegen die Hochinflation eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der lokalen Rentenmärkte. Da Preisstabilität in der neue- Renten profitieren von steigender Bonität. ren Entwicklung der Emerging Markets eine entscheidende Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität und damit oft genug für den Machterhalt der Regierenden ist, sind wir zuversichtlich, dass die Zentralbanken diesem Ziel auch in den kommenden Jahren höchste Priorität einräumen werden. Wie bei Hartwährungsanleihen besteht auch bei Lokalwährungsanleihen die Gefahr, dass der Emittent in Zahlungsverzug gerät. Dieses Ausfallrisiko ist jedoch wie bereits beschrieben in den Emerging Markets generell in den letzten Jahren gesunken und liegt für Lokalwährungsanleihen etwas niedriger als für Hartwährungsanleihen. Die Mehrheit der Emittenten verfügt zudem über ein sogenanntes InvestmentGrade-Rating, was bedeutet, dass die Ratingagenturen ihnen eine hohe Kreditwürdigkeit attestieren. Ländergewichte GBI-EM. Rest 12,4 Indonesien 6 Mexiko 15 Brasilien 25,9 Malaysia 7,4 Polen 11,1 Russland 7 Südafrika 8,9 Türkei 6,3 Government Bond Index – Emerging Markets (Lokalwährungsanleihen) in % Quellen: JP Morgan, DekaBank Stand: Januar 2013 Der wichtigste Index für EM-Lokalwährungsanleihen ist der GBI-EM von JP Morgan. Dieser enthält ausschließlich öffentliche Schuldner und umfasst nur 15 Emittenten, wobei die acht größten allein fast 90 °% der Gesamtkapitalisierung ausmachen. Diese acht sind Brasilien, Mexiko, Polen, Südafrika, Malaysia, Russland, Türkei und Indonesien. Der Schwerpunkt liegt mit über 44 °% des Gesamtmarktes bei lateinamerikanischen Emittenten, gefolgt von Mittel- und Osteuropa mit knapp 28 °%, Asien (18 °%) und Afrika (10 °%). Sechs der acht großen Emittenten verfügen über eine Investment-Grade-Einstufung von allen drei großen Ratingagenturen. Der Markt für EM-Lokalwährungsanleihen zeichnet sich daher durch eine gute Schuldnerqualität aus. Das höchste Haus der Welt steht in Dubai. Der Burj Khalifa ragt 828 Meter in die Höhe. EM-Lokalwährungsanleihen vs. Bundesanleihen. Index in EUR: 01.04.2003 = 100 300 200 100 Die Globalisierung ist ein Faktum. Wir diskutieren ja auch nicht, ob wir die Schwerkraft gut finden oder nicht. Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Banken 0 2003 2006 2009 2012 ‡ EM-Lokalwährungsanleihen (GBI EM) ‡ Dt. Bundesanleihen (REXP) Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Zeitraum: 01.04.2003 – 31.03.2013 Quellen: Bloomberg, DekaBank Stand: Mai 2013 5 DekaBank Volkswirtschaft Perspektiven. Aktien stehen im Zeichen des Wachstums. Aktien profitieren vom Wachstum Ländergewichte MSCI-EM. Rest 17,5 China 18,9 Russland 6,2 Mexiko 5,3 Brasilien 12,7 Südafrika 7,3 Südkorea 14,6 Taiwan 10,6 Indien 6,9 MSCI-EM (Emerging Markets Aktien) in % Quellen: MSCI, DekaBank Stand: Januar 2013 Der beste Fußballer der Welt ist ein Argentinier. Weltfußballer des Jahres. 2012 Lionel Messi Argentinien 2011 Lionel Messi Argentinien 2010 Lionel Messi Argentinien 2009 Lionel Messi Argentinien 2008 Cristiano Ronaldo Portugal 2007Kaká 2006 Brasilien Fabio Cannavaro Italien 2005Ronaldinho Brasilien 2004Ronaldinho Brasilien 2003 Zinedine Zidane Frankreich 2002Ronaldo Brasilien Quelle: FIFA Aktienmarktentwicklung. Index in EUR: 01.04.2003 = 100 600 400 200 0 2003 2006 2009 2012 ‡ EM-Aktien (MSCI EM) ‡ Deutsche Aktien (DAX) ‡ Aktien Weltweit (MSCI World) Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Zeitraum: 01.04.2003 – 31.03.2013 Quellen: Bloomberg, DekaBank 6 DekaBank Die Argumente für Investitionen in EMAktien liegen auf der Hand. Seit der Jahrtausendwende wachsen diese Volkswirtschaften deutlich schneller als die Industriestaaten, und seit der Finanzkrise hat sich diese Schere noch weiter geöffnet. Hohe Wirtschaftswachstumsraten bieten ein gutes Umfeld für die Geschäftsexpansion und Gewinnentwicklung der Unternehmen. Davon profitieren natürlich nicht nur die einheimischen Firmen. Deutsche Autobauer beispielsweise haben China längst als wichtigsten Wachstumsmarkt für sich erschlossen. Insofern kann man auch mit DAX-Titeln von dem Aufschwung profitieren. Doch haben die im Land ansässigen Firmen gegenüber den Ausländern oftmals durchaus einen „Heimvorteil“, da sie früher in den Märkten vertreten sind, deren Besonderheiten besser kennen, engere Verbindungen zu staatlichen Stellen haben und in der Regel geringeren Restriktionen unterworfen sind als Auslandsfirmen. Stand: Mai 2013 Aus Investorensicht gibt es jedoch durchaus auch Nachteile. So verfügen Industriestaaten in der Regel über das bessere institutionelle Umfeld. Das bedeutet, dass die Transparenz über Geschäftsentwicklung und Unternehmenslage in den Industriestaaten besser ist, ebenso der Schutz für Investoren. Auch hier holen die Emerging Markets auf, allerdings nur allmählich. Die Unternehmensanalyse muss hier daher über die Bewertung des Geschäftsumfelds und der Gewinnperspektiven hinausgehen. Wie bei Lokalwährungsanleihen wird bei internationalen Aktienanlagen die Performance stark durch die Währungsentwicklung bestimmt. Durch das gute makroökonomische Umfeld ist bei vielen EM-Währungen die Voraussetzung für eine langfristige Aufwertung gegeben. Insbesondere in Asien werden einige Währungen durch die Zentralbanken künstlich niedrig gehalten – China wird dafür immer wieder kritisiert. Allerdings lassen die Zentralbanken im Zeitablauf durchaus eine schrittweise Aufwertung zu, was ein ideales Umfeld für langfristig orientierte Investoren ist. Für ein Engagement in Emerging Markets spricht aus der Perspektive vieler Investoren auch schon schlicht die zunehmende Bedeutung dieser Märkte. Je größer diese werden, desto selbstverständlicher gehören sie in das Portfolio eines breit diversifizierten Anlegers hinein. Die Emerging Markets tragen mittlerweile über die Hälfte zur globalen Wirtschaftsleistung bei. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass die Wirtschaftsleistung der Emerging Markets schon 2015 rund 30 % über dem Niveau der Industriestaaten liegen wird. Asien dominiert Der am stärksten beachtete Index für EMAktien ist der MSCI EM. Dieser umfasst 21 Länder. Knapp 60 % der Marktkapitalisierung entfallen auf Asien, wobei es mit China, Südkorea, Taiwan und Indien vier Schwergewichte gibt, die zusammen schon über 50 % des Gesamtuniversums ausmachen. In Lateinamerika steuern Brasilien und Mexiko zusammen 18 % zum Gesamtindex bei. In Europa ist Russland mit einem Anteil von 6 % das Schwergewicht, und in Afrika ist es Südafrika mit 7 %. Zusammen kommen also die acht größten Länder auf eine Indexgewichtung von über 82 %. Auch bei der Branchengewichtung gibt es eine hohe Konzentration: Finanzen, Energie, Rohstoffe und Informationstechnologie machen zusammen 64 % der Marktkapitalisierung aus. Die Gewinner der Globalisierung können dabei mitunter Erstaunliches erreichen. So weist der IT-Sektor Taiwans im MSCI bereits eine höhere Marktkapitalisierung auf als der chinesische Banken- oder der russische Energiesektor. Chancen multiplizieren sich, wenn man sie ergreift. Sun Tsu, Chinesischer Stratege (500 v. Chr.) Volkswirtschaft Perspektiven. Vorstoß in die Weltspitze Lange Zeit hat man Unternehmen aus den Emerging Markets lediglich als verlängerte Werkbank oder als Rohstofflieferant für die Industriestaaten betrachtet. Doch dieses Bild ist zumindest unvollständig. Neben den Rohstoffgiganten haben es auch Konsumgüterproduzenten und Dienstleister geschafft, sich in der Weltspitze zu etablieren. Teilweise konnten sie bei ihrem Aufstieg auf einen großen Heimatmarkt setzen – hier profitierten zum Beispiel Telekommunikationsunternehmen und Banken. Teilweise haben sie sich jedoch auch gegen die Konkurrenz aus den Industrieländern am Weltmarkt behauptet. Ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das sich seit Jahren in einem hart umkämpften Markt an der Weltspitze behauptet, ist Samsung Electronics. Das südkoreanische Unternehmen ist heute der größte Elektronikkonzern der Welt. Es verfügt nicht nur über eine breite Produktpalette, sondern ist in wichtigen Segmenten auch Weltmarktführer, so bei Halbleitern, Fernsehern und Mobiltelefonen. Samsung Electronics ist zugleich der wichtigste Zulieferer und Konkurrent von Apple bei Smartphones und Tablet-Computern. Das familiengeführte Unternehmen zeichnet sich durch eine langfristig angelegte Strategie aus, die mit einem langen Atem verfolgt wird. Bei einem Umsatz von 188 Mrd. US-Dollar lag der Gewinn vor Steuern 2012 bei 21,7 Mrd. US-Dollar. In der Forbes-Liste der größten notierten Unternehmen belegte Samsung Electronics im April 2013 den 20. Platz. Während der Erfolg von Samsung zu großen Teilen auf unternehmerischem Geschick basieren, hatte es die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) deutlich leichter, in ihrem Sektor eine Spitzenposition einzunehmen. Mit dem chinesischen Staat als Hauptaktionär im Rücken und dem größten Kundenmarkt der Welt ist es kein Wunder, dass die Bank in der Forbes Liste im April 2013 sowohl gemessen an der Marktkapitalisierung (237 Mrd. USDollar) als auch am Gewinn (37,8 Mrd. US-Dollar) wie schon im Vorjahr die größte Bank der Welt ist. Neu ist allerdings, Aktien stehen im Zeichen des Wachstums. dass Forbes die Bank nun sogar als weltweit größtes Unternehmen überhaupt einstuft. Auch in Zukunft wird ICBC vor allem im Heimatmarkt aktiv sein, doch die Auslandsaktivitäten werden Stück für Stück ausgebaut. Hohe Kundenzahlen sind im Telekommunikationssektor noch wichtiger als in der Bankenbranche. Die südafrikanische Mobile Technology Networks (MTN) hat es geschafft, die Marktführerschaft in Afrika zu erobern und ist zudem im Nahen Osten aktiv. Im ersten Quartal 2012 hatte das Unternehmen 170 Mio. Kunden unter Vertrag, mehr als die Deutsche Telekom. In einem wirtschaftlich und politisch schwierigen Umfeld zeigt sich MTN sehr flexibel und findet Lösungen, die auf die speziellen Bedürfnisse einkommensschwacher Kunden zugeschnitten sind. Ein anderes Unternehmen, das sich auf die Besonderheiten der Emerging Markets eingestellt hat, ist CEMEX. Das mexikanische Unternehmen zählt zu den größten Baustofflieferanten der Welt und ist in 50 Ländern aktiv. Im Rahmen der „Patrimonio Hoy“-Initiative stellt CEMEX beispielsweise einkommensschwachen Haushalten in Lateinamerika Baumaterialien, Kredite und Beratung zur Verfügung. Durch diese Hilfe sinken die Baukosten um rund 35 %, und viele Projekte wären ohne sie nicht möglich. Der Rohstoffreichtum vieler Emerging Markets führt dazu, dass einige Unternehmensriesen aus der Energiebranche kommen. Der brasilianische Energiekonzern Petrobras ist das größte Unternehmen der südlichen Erdhalbkugel, das täglich mehr als 2 Mio. Barrel Öl fördert. Im September 2010 führte Petrobras mit die größte Aktienemission aller Zeiten durch und erlöste 70 Mrd. US-Dollar. Noch gibt es gerade für die jungen aufstrebenden Unternehmen enorme Herausforderungen, etwa beim Umweltschutz oder bei den Arbeitsbedingungen. Aber wie auch in den alten Industrieländern werden hier erst mit wachsendem Wohlstand Fortschritte erreicht. China besitzt die größten Währungsreserven der Welt. Im März 2013 beliefen sie sich auf über 3,4 Billionen US-Dollar. Impressum. Herausgeber: DekaBank Deutsche Girozentrale Makro Research Mainzer Landstraße 16 60325 Frankfurt www.dekabank.de / economics Chefvolkswirt: Dr. Ulrich Kater Telefon: (0 69) 71 47 - 23 81 E-Mail: [email protected] Autoren: Janis Hübner Telefon: (0 69) 71 47 - 25 43 E-Mail: [email protected] Daria Orlova Telefon: (0 69) 71 47 - 38 91 E-Mail: [email protected] Mauro Toldo Telefon: (0 69) 71 47 - 35 56 E-Mail: [email protected] Nachdruck und Vervielfältigung nur mit Genehmigung der DekaBank Deutsche Girozentrale. Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben und die Vollständigkeit der hier vertretenen Einschätzungen kann aber nicht übernommen werden. 7 DekaBank 1998 2002 2004 2006 2008 2010 2013 D D500 000 365/20T Stand: 06.13 1996 Deutsche Aktien (DAX) 2000 Emerging-Markets-Anleihen hängen selbst den DAX ab. 1994 Index in EUR: 01.04.1994 = 100 800 700 600 500 400 300 200 100 0 EM-Hartwährungsanleihen (EMBIG) Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Quellen: Bloomberg, DekaBank