ftigung - eine Herausforderung f?r Industrie
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ftigung - eine Herausforderung f?r Industrie
Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung prognos Arbeitspapiere Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung – eine Herausforderung für Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01HH9901/0) Andreas Heimer Henrike Mohr Dr. Heimfrid Wolff Basel, Februar 2001 551 - 5572 Namen und Adressen Prognos AG Basel Berlin Köln Missionsstrasse 62 CH-4012 Basel Dovestrasse 2-4 D-10587 Berlin Unter Sachsenhausen 37 D-50667 Köln Tel. +41 61 3273 200 Fax +41 61 3273 300 [email protected] www.prognos.com Tel. +49 30 399 22 800 Fax +49 30 399 22 801 [email protected] Tel. +49 221 160 270 Fax +49 221 133 822 [email protected] Brüssel Bremen Magdeburg Blvd. Louis Schmidt 119/2 B-1040 Brüssel Wilhelm-Herbst-Strasse 5 D-28359 Bremen Leibnizstrasse 35 D-39104 Magdeburg Tel.: +32 2 7438 255 Fax: +32 2 7368 251 [email protected] Tel.: +49 421 2015 780 Fax: +49 421 2015 789 [email protected] Tel.: +49 391 5365 100 Fax: +49 391 5365 101 [email protected] Beratungsbereiche und Ansprechpartner Gustav Greve Geschäftsführer Politik und Gesellschaft Dr. Stefan Wolf, Basel Energie Dr. Michael Schlesinger, Basel Wirtschaft und Bevölkerung Dr. Michael Schlesinger, Basel Gesundheit und Soziales Dr. Stefan Wolf, Basel Medien und Kommunikation Prof. Dr. Klaus Schrape, Basel Städte und Regionen Birgit Schultz, Berlin Verkehr Dr. Stefan Rommerskirchen, Basel Versorgung/Entsorgung und Umwelt Martin Hector, Köln Partner und Tochterunternehmen Prognos Partner Prag Prognos Partner San Francisco Dr. Lubomir Civin, c/o Sindat Unternehmensberatung Pod Stráni 8/1262 CS-100 00 Praha 10 Tel.: +42 02 782 29 947 Fax: +42 02 782 29 96 Marc Limacher, c/o ISIS - Integrated Strategic Information Services, Inc., 2160 Ward Way USA-Woodside, CA 94062 Tel.: +1 650 298 8555 Fax: +1 650 298 9555 Prognos Partner Wien Prof. Dr. Peter Cerwenka Technische Universität Wien Gusshausstrasse 30/269 A-1040 Wien Tel.: +43 1 588 01 269 10 Fax: +43 1 504 42 33 [email protected] [email protected] Prognos Tochterunternehmen prognos & simma GmbH Dr. Walter Hahn, Gerhard Jäger Unter Sachsenhausen 37 D-50667 Köln Tel.: +49 221 160 270 Fax: +49 221 133 822 Verwaltungsrat: Gunter Blickle www.prognos.com prognos Vorbemerkung (1) Das Projekt „Sensibilisierung und Aktivierung intermediärer Institutionen für die Probleme des Alterns in der Erwerbsarbeit“ verfolgt das Ziel, überbetriebliche Organisationen für die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Erwerbsarbeit zu sensibilisieren und sie bei der Integration von Maßnahmen zur Förderung einer alternsgerechten Erwerbsarbeit in ihr Tätigkeitsspektrum zu unterstützen. Mit dieser Zielsetzung richtet es sich an Gewerkschaften, Berufsgenossenschaften, Bildungswerke der Wirtschaft, Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern in Deutschland. Diese wurden angesprochen und zu gruppenspezifischen Workshops eingeladen. (2) Der Workshop mit Vertretern von Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern fand am 16./17.11.2000 in Geisenheim/Rhein statt. Die Veranstaltung trug den Titel „Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung – eine Herausforderung für überbetriebliche Organisationen“. Sie ermöglichte den Teilnehmern den Austausch von Erfahrungen mit Maßnahmen zur alternsgerechten Gestaltung der Erwerbsarbeit. Darüber hinaus wurden neue Handlungsmöglichkeiten und -konzepte für die Kammern entwickelt und diskutiert. (3) Im Verlauf des Projekts sind drei Arbeitspapiere entstanden, die die für die Kammern relevanten Aspekte des demografischen Wandels sowie die spezifischen Handlungsmöglichkeiten der Kammern thematisieren: – Das erste Arbeitspapier fasst die Ergebnisse aus dem Förderschwerpunkt „Demografischer Wandel und Zukunft der Erwerbsarbeit am Standort Deutschland“ des BMBF zusammen. Es diente der Vorbereitung von Fachgesprächen, die mit Vertretern der interessierten Kammern im Vorfeld des Workshops geführt wurden. – Das zweite Arbeitspapier ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Fachgespräche. Es stellt die Einschätzung von Möglichkeiten und Problemen bei der Umsetzung von Maßnahmen aus der Sicht der Gesprächspartner dar und wurde zusammen mit den Workshop-Unterlagen an alle Veranstaltungsteilnehmer verschickt. – Im dritten Arbeitspapier werden die Ergebnisse des Workshops dargestellt. Der vorliegende Band präsentiert die drei Arbeitspapiere in der genannten Reihenfolge. prognos Inhaltsverzeichnis Teil I: Seite Konsequenzen des demografischen Wandels für die Arbeit der Industrieund Handelskammern und Handwerkskammern 1 1. Alternde Erwerbsbevölkerung und Wandel der Erwerbsarbeit 2 2. Alterns- und altersgerechte Erwerbsarbeit - Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten für überbetriebliche Akteure 6 3. Alterns- und altersgerechte Qualifizierung und Weiterbildung 8 4. Alterns- und altersgerechte Beschäftigung 14 Teil II: Bisherige Erfahrungen und Ansätze der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern zur Unterstützung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit 21 Vorbemerkung 22 1. 2. 3. Problematik des demografischen Wandels und Handlungsbedarf aus Sicht der Kammern 23 Bisherige Ansätze und Erfahrungen der Kammern zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit 27 Interessante Ansätze und Möglichkeiten zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit 31 I prognos Teil III: Handlungsmöglichkeiten der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern zur Unterstützung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit 37 Vorbemerkung 38 1. 2. Identifizierung von Handlungsfeldern der Kammern zur Unterstützung einer alterns- und altersgerechten Erwerbsarbeit 39 Möglichkeiten der Integration der Handlungsfelder in die bestehenden Kammeraufgaben 46 2.1 2.2 3. 4. Aufgabenbereich Aus- und Weiterbildung Aufgabenbereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Interessenvertretung 46 49 Ansätze zur Operationalisierung von Handlungsfeldern 52 3.1 3.2 52 54 Entwicklung eines systematischen Bildungsmarketings Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsangebote Zusammenfassung 58 Übersichtsverzeichnis 1.1 Weiterbildung in Handwerksbetrieben – ein Soll-Ist-Vergleich 10 1.2 Typische Beispiele für (alternsbedingte) Wechsel im Handwerk 14 3.1 Mögliche Handlungsfelder und Maßnahmen der Kammern zur Unterstützung einer alternsgerechten Erwerbsarbeit 40 Konkretisierung der Handlungsmöglichkeiten im Aufgabenbereich Aus- und Weiterbildung 47 Konkretisierung der Handlungsmöglichkeiten im Aufgabenbereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Interessenvertretung 50 3.4 Ansätze für ein systematisches Bildungsmarketing 53 3.5 Zielsetzungen für die Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsangebote 55 3.6 Ansätze zur Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsmaßnahmen 56 3.2 3.3 II prognos Anhang 1: Workshop-Programm Anhang 2: Teilnehmerliste Anhang 3: Referat „Der Demografische Wandel als Herausforderung für die Arbeit der Kammern“ Anhang 4: Referat „Firmenausbildungsringe als Möglichkeit für ein externes Personalmanagement“ Anhang 5: Referat „Alternsgerechte flexible Arbeitsplätze im Handwerk – Erfolgreiche Kooperationen verlangen Qualifizierung“ III prognos Teil I Konsequenzen des demografischen Wandels für die Arbeit der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern Auswertung der Ergebnisse aus dem Förderschwerpunkt „Demografischer Wandel und Zukunft der Erwerbsarbeit am Standort Deutschland“ des BMBF 1 prognos 1. Alternde Erwerbsbevölkerung und Wandel der Erwerbsarbeit (1) Mit dem strukturellen Wandel in der Wirtschaft, dem Einsatz neuer Technologien, der Entwicklung neuer Produktions- und Marktstrategien und arbeitsorganisatorischer Konzepte, verändern sich die Arbeits- und Qualifikationsanforderungen an die Erwerbstätigen. Die Anforderungsprofile werden flexibler, die Arbeitsinhalte komplexer; gefordert werden neben möglichst aktuellem fachlichen Wissen zunehmend fachübergreifende Qualifikationen, soziale und arbeitsmethodische Kompetenzen. Um diese Anforderungen erfüllen und erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können, müssen die Erwerbstätigen bereit und fähig sein zum „lebenslangen Lernen“, d.h. zur laufenden Aktualisierung und Verbesserung ihres Wissens und ihrer Kompetenzen. Verschärft werden diese Anforderungen an die Erwerbstätigen nicht nur durch die gegenwärtig schwierige Arbeitsmarktsituation, sondern insbesondere auch immer mehr durch den demografischen Wandel. (2) Der demografische Wandel bringt zukünftig eine deutliche Alterung der Erwerbsbevölkerung sowie eine kontinuierliche Abnahme jüngerer Erwerbstätiger mit sich. In Zukunft werden die Erwerbstätigen über 45 Jahren einen immer größeren Anteil der Belegschaften ausmachen. Gleichzeitig ist angesichts der steigenden Lebenserwartung einerseits und der immer schwierigeren Finanzierung der Renten andererseits davon auszugehen, dass sich die Lebensarbeitszeit der Erwerbstätigen zunehmend verlängern wird. Vor diesem Hintergrund wird die Forderung nach einem „lebenslangen Lernen“ noch dringender. Die einmal durchlaufene Berufsausbildung reicht für die langfristige Ausübung des Berufs nicht mehr aus. Die Erwerbstätigen müssen, um mit den technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen Schritt halten zu können, im Laufe des Erwerbslebens, und das heißt auch im fortgeschrittenen Alter, ihre Qualifikationen und Kompetenzen ständig erweitern und auffrischen. Darüber hinaus müssen sich die Erwerbstätigen auf häufigere Wechsel in ihren Tätigkeiten einstellen. Die Arbeitsverhältnisse werden flexibler und unsicherer; die Anforderungen, Tätigkeitsfelder und Berufsbilder verändern sich permanent. Gleichzeitig ändern sich mit fortschreitendem Alter die Qualifikationen, Kompetenzen und Fähigkeiten der Erwerbstätigen und damit die Voraussetzungen, um den Anforderungen in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern gerecht zu werden. So können bestimmte Berufe allein wegen der hohen körperlichen oder psychischen Belastung kaum ein ganzes Erwerbsleben lang ausgeübt werden. Gleichzeitig gibt es aber Berufe bzw. Tätigkeiten, die besonders für ältere Arbeitnehmer geeignet sind, da sie z.B. viel Erfahrungswissen, Umsicht oder soziale Kompetenz erfordern. Tätigkeitswechsel im Laufe des Erwerbslebens, die sowohl den sich wandelnden Anforderungen als auch den altersspezifischen Kompetenzen gerecht werden, werden somit für lange und erfolgreiche Erwerbsbiografien immer wichtiger. 2 prognos (3) So oft allerdings gegenwärtig in der öffentlichen Diskussion das Schlagwort des „lebenslangen Lernens“ fällt – eine konsequente Umsetzung in der betrieblichen Personalund Weiterbildungspolitik hat bislang noch nicht stattgefunden. Von den Unternehmen werden Weiterbildungsmaßnahmen meist allein unter kurzfristigen Kosten-Leistungs-Gesichtspunkten betrachtet: Qualifizierungsmaßnahmen werden – oft im Zusammenhang mit Rationalisierungsmaßnahmen und der Einführung neuer Techniken – für die unmittelbare Anwendung des erworbenen Wissens durchgeführt. Dabei entscheidet die ”Nutzungsdauer” des Arbeitnehmers darüber, ob sich Weiterbildung lohnt – d.h., je älter ein Mitarbeiter ist, desto weniger lohnt sich aus Perspektive der Unternehmen die Investition. Damit bleibt regelmäßige Weiterbildung im wesentlichen Sache des Einzelnen und abhängig von dessen Eigeninitiative und Organisationstalent. Dementsprechend liegt die Weiterbildungsquote bei den hochqualifizierten Arbeitnehmern durchweg am höchsten. Benachteiligt sind dagegen die weniger gut vorqualifizierten und lernungewohnten Arbeitnehmer. Besonders kritisch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erscheint die nach wie vor relativ geringe Beteiligung älterer Arbeitnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen: Nur 16 % der über 50-jährigen Beschäftigten nehmen an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teil. (4) Mit zunehmendem Alter steigt für die Erwerbstätigen die Gefahr der Dequalifizierung und damit die Gefahr der Verringerung der Beschäftigungsfähigkeit. Dies drückt sich gegenwärtig in der verbreiteten Praxis der frühzeitigen Ausgliederung älterer Arbeitnehmer, sei es in die Arbeitslosigkeit oder in den Vorruhestand, aus. Der Anteil der Arbeitslosen über 45 Jahren an allen Arbeitslosen betrug im Jahr 1998 43 %, mehr als 10 %-Punkte über dem entsprechenden Anteil der über 45-jährigen an den Erwerbstätigen. Zwar werden Ältere nicht so schnell arbeitslos wie Jüngere – insbesondere aufgrund des Kündigungsschutzes. Bei einem Arbeitsplatzverlust haben sie aber nur geringe Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz. Ohne die Frühverrentungswellen in den 90er Jahren wäre die Arbeitslosenquote bei den über 45-jährigen noch wesentlich höher. Aber auch die Praxis der Ausgliederung älterer Arbeitskräfte in den Vorruhestand ist, wie die Entwicklung der Sozialversicherungssysteme zeigt, auf Dauer nicht tragbar. 50-jährige, die aus dem Erwerbsleben ausgegliedert wurden, haben im allgemeinen noch eine Lebenszeit von 20 bis 30 Jahren vor sich. Zudem verfügen sie über viel Erfahrungswissen und betriebliche Kenntnisse, die für ihre weitere Beschäftigung auch im Interesse der Betriebe sinnvoll genutzt werden können. (5) Angesichts der wachsenden Mismatch-Problematik auf dem Arbeitsmarkt wird zukünftig die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer noch schwieriger. Die MismatchProblematik drückt sich in der Gleichzeitigkeit von Arbeitslosigkeit einerseits und Arbeitskräf- 3 prognos temangel andererseits aus. Die Ursache für diese Situation ist darin zu sehen, dass die Anforderungen sich zunehmend auf beiden Seiten verändern und differenzieren, sowohl auf Seite der Unternehmen als auch auf Seite der Erwerbstätigen. Dementsprechend erhöhen sich die „Suchkosten“ für beide Seiten, für die Unternehmen, um den geeigneten Mitarbeiter und für die Erwerbstätigen, um den idealen Arbeitsplatz zu finden. Mit der Alterung der Erwerbsbevölkerung verschärft sich diese Mismatch-Situation. (6) Eine wesentliche Ursache für die Beschäftigungsproblematik und mangelnde Qualifizierung älterer Arbeitnehmer ist in der verbreiteten Betrachtungsweise zu sehen, die älteren Arbeitnehmern Schwächen und Defizite zuschreibt wie nachlassende Leistungsfähigkeit und –bereitschaft, mangelnde Motivation, Flexibilität und Mobilität. Ältere Arbeitnehmer würden über veraltete, nicht mehr nachgefragte Qualifikationen verfügen, die bei gleichzeitig eingeschränkter Lernfähigkeit und Lernbereitschaft nur schwierig und aufwendig anzupassen seien. Diese altersspezifischen Zuschreibungen können zwar für bestimmte Gruppen von Erwerbstätigen zutreffen. So wird beispielsweise der frühzeitige Ausstieg aus dem Erwerbsleben oft von den älteren Erwerbstätigen selbst gewünscht, da sie sich gesundheitlich beeinträchtigt fühlen, mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden sind oder befürchten, den qualifikatorischen Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Dementsprechend fehlt auch auf der Seite der älteren Beschäftigten selbst oft die Motivation zur Weiterbildung. Viele trauen sich die Teilnahme an Weiterbildungen nicht mehr zu und haben Angst vor erkennbar werdenden Wissenslücken bzw. vor Wissensvorsprüngen anderer – jüngerer - Teilnehmer. Nicht berücksichtigt bei diesem „Defizitmodell“ wird aber zum einen, dass ältere Erwerbstätige auch über spezifische Stärken und Kompetenzen und vor allem über viel Erfahrungswissen verfügen. So sind z.B. soziale Kompetenz, Zuverlässigkeit, Loyalität sowie berufliches und betriebliches Know-how als Eigenschaften zu betrachten, die für die Unternehmen unverzichtbar sind. Zum anderen wird übersehen, dass Defizite in der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer nicht unmittelbar vom kalendarischen Alter, sondern vielmehr von den Arbeits- und Lernbedingungen sowie von der Art und Dauer einer Tätigkeit abhängen (siehe Kasten). Nachlassende Leistungsfähigkeit im Alter wird insbesondere durch eine jahrzehntelange einseitige Konzentration der Arbeitstätigkeit auf bestimmte Verfahren, Arbeitsbereiche und Arbeitsvorgänge verursacht. Genauso lässt die Lernfähigkeit und –bereitschaft mit zunehmendem Alter nach, wenn mit der Tätigkeit keine neuen Anforderungen mehr verbunden sind bzw. keine Anreize zum Lernen gegeben sind. Defizite in der Qualifikation und Beschäftigungsfähigkeit Älterer können dementsprechend durch eine alterns- und altersgerechte Arbeitsorganisation, Personalpolitik, Qualifizierung und Laufbahngestaltung vermieden werden. 4 prognos Leistungs- und Lernpotenziale alternder Erwerbstätiger Für eine Analyse des Leistungs- und Lernumfangs älterer Mitarbeiter ist es hilfreich, zwischen der fluiden (wie z.B. das Zahlenrechnen, die Fähigkeit zur Analogiebildung und die Abstraktionsfähigkeit) und kristallinen Intelligenz (wie z.B. die geistige und sprachlichen Fähigkeiten, die auf Wissen und Erfahrung aufbauen) zu unterscheiden. Durchschnittsbetrachtungen zeigen, dass mit dem Alter das abstrakt-logische Denken, die sogenannte fluide Intelligenz, nachlässt, während das pragmatisch-handlungsorientierte Denken, die kristalline Intelligenz, mit zunehmenden Kenntnissen und Erfahrungen und insofern auch mit dem Lebensalter wachsen. Allerdings müssen bei einem Vergleich von Leistungs- und Lernpotenzialen Älterer und Jüngerer noch verschiedene andere Aspekte miteinbezogen werden: – Erstens enthält ein solcher Altersvergleich häufig Elemente, die gar nicht auf das biologische Lebensalter zurückgehen, sondern unterschiedliche Schulbildungen, Berufserfahrungen und biografische Verläufe reflektieren. Bekannt ist beispielsweise, dass die reinen Gedächtnis- und Abstraktionsfähigkeiten bei Personen mit besserer formaler Grundausbildung länger erhalten bleiben. – Zweitens ist zu bedenken, dass die altersbedingte Leistungsreduktion im Bereich abstraktlogischen Denkens geringer ausfällt, wenn Lernaktivitäten im Erwerbsverlauf nicht unterbrochen wurden und eine Berufstätigkeit unter lernförderlichen Bedingungen stattfand. Dies trifft ebenso auf die Leistungssteigerungen auf dem Gebiet problem- und handlungsorientierten Denkens zu, d.h. die Wahrscheinlichkeit dazu steigt mit zunehmender Lernaktivität. Mit anderen Worten: Ein kognitiver Leistungsabfall mit zunehmendem Alter ist auch eine Folge geistiger Passivität und einer Lernungewohntheit. – Drittens ist im Hinblick auf die Verlangsamung physischer Funktionen im Alter zu bemerken, dass im Alter die Genauigkeit bei der Lösung von Aufgaben zunimmt und erfahrungsmäßig eingespielte Routinen die langsamere Arbeitsgeschwindigkeit kompensieren können. 5 prognos 2. Alterns- und altersgerechte Erwerbsarbeit Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten für überbetriebliche Akteure (1) Um der Gefahr der Verringerung der Beschäftigungsfähigkeit im Alter vorzubeugen, sind Maßnahmen zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechten Erwerbstätigkeit notwendig, die möglichst früh, d.h. schon zu Beginn eines Erwerbslebens, einsetzen und über das gesamte Erwerbsleben hinweg aufrecht erhalten werden müssen. Zu solchen Maßnahmen gehören z.B. ein präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz, eine alternsgerechte und lernförderliche Gestaltung von Arbeitsorganisation, Arbeitsplatz und Arbeitszeit, eine kontinuierliche Qualifizierung und Weiterbildung sowie eine bedarfsorientierte Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsvermittlung, die auch die Belange ältere Arbeitskräfte berücksichtigt. (2) Damit sind neben den Erwerbstätigen selbst und den Verantwortlichen auf Arbeitgeberseite insbesondere die überbetrieblichen Akteure angesprochen. Zwar müssen sich zunächst die Arbeitnehmer selbst um die alternsgerechte Gestaltung ihrer eigenen Erwerbsbiografie bemühen, genauso wie die Arbeitgeber dafür zuständig sind, alternsgerechte Arbeitsbedingungen in ihren Betrieben zu schaffen. Die Unternehmen sind allerdings in ihren Arbeitsabläufen, Planungen und Interessen eher kurzfristig ausgerichtet bzw. mit anderen betrieblichen Problemen befasst, so dass die vor allem langfristig wirkende Problematik der alternden Erwerbsbevölkerung kaum präsent ist. Und die einzelnen Arbeitskräfte haben meist nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer eigenen Erwerbsbiografie. So brauchen beide Seiten konstruktive Hinweise, Dienstleistungsangebote, vertrauenswürdige Rahmenbedingungen sowie Anreize zu einer alterns- und altersgerechten Gestaltung der Erwerbsarbeit, die durch überbetriebliche Einrichtungen gegeben werden können. Überbetriebliche Organisationen beeinflussen – als Spitzenorganisationen wie auch als regional Verantwortliche – die Meinungsbildung in Politik und Öffentlichkeit und treten gleichzeitig selbst als Anbieter von Informationen und Dienstleistungen für Unternehmen wie Arbeitskräfte auf. Überbetriebliche Akteure wie Bildungsträger, Kammern, Tarifpartner oder Berufsgenossenschaften können dementsprechend durch gesetzliche und tarifliche Regelungen, durch Beratungs- und Informationsleistungen sowie durch konkrete Maßnahmen, z.B. im Bereich der Qualifizierung und Vermittlung, die Rahmenbedingungen für eine alternsgerechte Erwerbsarbeit mitgestalten. Bisher haben sich allerdings nur wenige Institutionen in Deutschland der Problematik des demografischen Wandels zugewandt. Auch hier haben in aller Regel aktuellere Probleme höhere Priorität, wie z.B. die Stabilisierung der eigenen Organisationsstruktur, die Jugendarbeitslosigkeit, der Ausgleich sozialer Notlagen oder die Beschäftigung bereits verrenteter Arbeitskräfte. 6 prognos (3) Die wenigen, bislang ergriffenen Initiativen zeigen aber zugleich die möglichen Handlungsspielräume für überbetriebliche Akteure auf: – Aufbereitung und Weitergabe von Informationen zur alterns- und altersgerechten Beschäftigung, z.B. Hinweise auf „best-practice-Beispiele“, themenspezifische Broschüren oder Veranstaltungen für Unternehmen, Personalverantwortliche und Arbeitnehmer, – Entwicklung und Durchführung von altersübergreifenden und altersspezifischen Qualifizierungsmaßnahmen, ggf. in Kooperation mit den Unternehmen, – Entwicklung umfassender Informations- und Beratungsdienstleistungen zur individuellen und alternsgerechten Qualifizierungs- und Laufbahnplanung für Arbeitnehmer, – Entwicklung von Vermittlungsformen und -hilfen für – auch ältere – Arbeitskräfte, wie z.B. Arbeitskräfte- bzw. Stellenpools, Zeitarbeit, Arbeitnehmerverleih, Jobrotation etc., – Organisation der Zusammenarbeit mit anderen überbetrieblichen und betrieblichen Akteuren, etwa im Rahmen von Regionalinitiativen, Bildungsverbünden oder Beschäftigungsinitiativen, sowie – Überprüfung und Anpassung von überbetrieblichen Regelungen zur alternsgerechten Beschäftigung, wie z.B. in Gesetzen, Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen und Sozialregelungen, im beruflichen Berechtigungswesen, in Arbeitsschutzvorschriften oder Planungsvorgaben. (4) Einige dieser Möglichkeiten werden von überbetrieblichen Akteuren bereits erfolgreich umgesetzt. So wurden z.B. Qualifizierungskonzepte für ältere Arbeitnehmer, Hilfestellungen für den alternsgerechten Betriebswechsel oder Konzepte für eine altersgemischte Gruppenarbeit von einzelnen Bildungsträgern, Kammern oder Gewerkschaftsvertretern entwickelt. Doch insgesamt sind solche Initiativen bislang noch selten und heterogen. Sie sind meist an dezentrale Organisationseinheiten, z.B. einzelne Kammern, Bildungsträger oder Arbeitsgruppen, gebunden und hängen dort oft von dem besonderen Engagement einzelner Personen ab. Damit bleiben solche Initiativen meist Einzelerscheinungen und drohen mit dem persönlichen Engagement ihres jeweiligen Promotors wieder zu verschwinden. Gleichzeitig verdeutlichen aber diese Beispiele, dass Initiativen und Dienstleistungsangebote auf überbetrieblicher Ebene nicht nur wichtig, sondern auch möglich sind. Notwendig ist daher die Weiterentwicklung und breite Diffusion von bereits erfolgreich erprobten Ansätzen, die im folgenden für die Bereiche der alterns- und altersgerechten Beschäftigung und Qualifizierung vorgestellt werden. 7 prognos 3. Alterns- und altersgerechte Qualifizierung und Weiterbildung (1) Um die Qualifikation und Lernfähigkeit über das gesamte Erwerbsleben, d.h. bis ins Alter, zu erhalten, ist eine kontinuierliche Qualifikationsanpassung und -erhaltung der Erwerbstätigen notwendig. Kontinuierliche und alternsgerechte Qualifizierung bedeutet – die stetige Weiterentwicklung der eigenen Qualifikationen und Erfahrungen am Arbeitsplatz sowie – den Erwerb neuer, zusätzlicher Qualifikationen durch betriebliche oder externe Weiterbildungsmaßnahmen. Überbetriebliche Akteure wie z.B. Kammern oder Bildungsträger können die kontinuierliche und alternsgerechte Qualifizierung durch Beratungsleistungen für Arbeitnehmer und –geber sowie durch die Entwicklung, Durchführung oder Vermittlung von bedarfsgerechten Weiterbildungsmaßnahmen fördern. (2) Für eine kontinuierliche Qualifizierung am Arbeitsplatz sind die Arbeitsbedingun- gen, das Arbeitsumfeld und die Arbeitsorganisation lernförderlich zu gestalten. Beispielsweise bieten wechselnde Aufgaben, Formen der Gruppenarbeit oder andere Kooperationsmöglichkeiten mit Mitarbeitern oder auch Kunden Anreize für die Mitarbeiter zum Mitdenken und Dazulernen und wirken gleichzeitig einseitigen Routinen und Spezialisierungen entgegen. Zu einer lernförderlichen Gestaltung der Arbeitsbedingungen gehören des Weiteren die Berücksichtigung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes bei der Ausgestaltung der Arbeitsplätze und beim Einsatz der Mitarbeiter, d.h. vor allem die Vermeidung zu hoher physischer und psychischer Belastungen, sowie die Einführung geeigneter Arbeitszeitmodelle, die die individuellen und altersspezifischen Leistungspotenziale der Mitarbeiter berücksichtigen. (3) Diese unmittelbar arbeitsplatzbezogene Qualifizierung reicht jedoch für eine alternsge- rechte Erwerbsbiografie immer weniger aus. Zwar kann die Arbeits- und Leistungsfähigkeit für arbeitsplatzspezifische Aufgaben erhöht und optimiert werden; die damit verbundene zunehmende Spezialisierung der Tätigkeit und der Qualifikationen kann jedoch auf Dauer für die Arbeitnehmer zu einer gefährlichen Einseitigkeit führen. Die Gefahr derartiger Einseitigkeitsund Spezialisierungsfallen macht die kontinuierliche Weiterentwicklung des Qualifikationsspektrums auch über die unmittelbaren Anforderungen am Arbeitsplatz hinaus in Form von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen unverzichtbar. Für die Entwicklung und Durchführung solcher Qualifizierungsmaßnahmen rücken insbesondere folgende Aspekte zunehmend in den Vordergrund (vgl. auch Übersicht 1.1): 8 prognos – Der direkte Praxisbezug zur möglichst aktuellen und anwendungsorientierten Vermittlung von Wissensinhalten und Kompetenzen: Qualifizierungsmaßnahmen sollten dementsprechend in den Betrieben stattfinden bzw. betriebliche Praxisphasen einschalten, um die direkte Anwendung und Erprobung des Gelernten zu ermöglichen. – Die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen: Dazu gehören z.B. • soziale Kompetenzen wie z.B. Team- und Kommunikationsfähigkeit, • lernmethodische Kompetenzen, um sich das immer wieder nötige neue Wissen flexibel mit Hilfe vorhandener Informationsmöglichkeiten beschaffen und aneignen zu können, • die „emotionale Intelligenz“, um Innovationen kognitiv und emotional mittragen und mitgestalten zu können sowie • die Kompetenz für sicherheits-, umwelt- und gesundheitsbewusstes berufliches Handeln und für die Bewältigung physischer und psychischer Belastungen. – Die Beteiligung älterer Mitarbeiter an Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Berücksichtigung ihrer spezifischen Anforderungen durch (4) • die Ermöglichung eines selbstgesteuerten Lernens, eines persönlich definierten Lerntempos und individueller Wiederholungs- und Übungsmöglichkeiten, • die Verknüpfung neuer Lerninhalte mit dem Erfahrungswissen, der Praxisrelevanz und dem persönlichen Bezug, • die Betriebs- und Arbeitsplatznähe, die die unmittelbare Erprobung und Anwendung des Gelernten erlaubt, • die individuelle, auf die persönlichen Interessen und Lebensbedingungen eingehende Aufbereitung des Lernstoffs, • die aktive Beteiligung der Teilnehmer durch kommunikative Lernstrukturen. Die genannten Kriterien für altersgerechte Qualifizierungsmaßnahmen sind nicht unbedingt altersspezifisch; sie entsprechen auch weitgehend den didaktischen Prinzipien für eine moderne anwendungsorientierte Qualifizierung im Betrieb. So wurden bereits vielfältige innovative Lernkonzepte, Lernformen und Lernmethoden für die Weiterbildung entwickelt und erprobt, wie z.B. arbeits- und erfahrungsorientiertes, selbstgesteuertes, kooperatives oder computerunterstütztes Lernen. Solche Weiterbildungsangebote können dementsprechend altersübergreifend, d.h. sowohl für ältere als auch für jüngere Mitarbeiter, ausgerichtet sein. So ist auch zu berücksichtigen, dass eine ausschließliche Ausrichtung von Qualifizierungsmaßnahmen auf die Zielgruppe der Älteren wiederum stigmatisierende Effekte mit sich bringen kann. Sinnvoll ist allerdings, für die Gruppe der älteren und lernungewohnten Mitarbeiter, deren Lernfähigkeit und –motivation erst zu reaktivieren ist, spezielle, altersspezifische Kurse anzubieten. 9 prognos Übersicht 1.1: Weiterbildung in Handwerksbetrieben – ein Soll-Ist-Vergleich Weiterbildung in Handwerksbetrieben - ein Soll-Ist-Vergleich Ist Soll Schwerpunkte • Weiterbildung konzentriert sich in • Technisierung und neue Dienstden Handwerksbetrieben meist leistungsangebote erfordern neue auf Technik. Soziale Kompetenz Qualifikationen. Neben der Erspielt eine untergeordnete Rolle. weiterung der Fach- und Methodenkompetenz gewinnt die Entwicklung sozialer Kompetenzen immer größeren Stellenwert Teilnehmer • Qualifizierungsangebote werden fast ausschließlich von jungen Mitarbeitern wahrgenommen. Methoden • Der Besuch von externen Kursen • Die arbeitsimmanente Qualifizieund Seminaren sowie Fachmesrung (z.B. Lernen am Arbeitssen dominiert, obwohl die interne platz, Modell-Lernen, gegenseitiWeiterbildung für Betriebe koge Qualifizierung, Verbesserung stengünstiger und effizienter ist. von Arbeitsprozessen) muss stärker genutzt werden. • Es fehlen Methoden, Modelle und Verfahren zur Unterstützung von • Voraussetzung ist die Schaffung arbeitsplatznahen Qualifizievon arbeitsorganisatorischen rungsformen. Rahmenbedingungen und Methodenkompetenzen. • Die Mitarbeiter sind beim Kunden die Repräsentanten des Betriebes. Die Qualifizierung eines kundenorientierten Verhaltens ist daher für alle Mitarbeiter nötig. L. Packebusch, B. Weber, FH Niederrhein, Mönchengladbach (5) Auf überbetrieblicher Ebene gibt es zwar inzwischen ein vielfältiges Angebot an Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Volkshochschulen, Kammern, Arbeitsämter und sonstige Bildungsträger bieten vor dem Hintergrund der Notwendigkeit des ”lebenslangen Lernens” zunehmend arbeitsplatznahe Weiterbildungen an, die zum Teil auch zielgruppenspezifisch ausgerichtet sind. Allerdings sind auch überbetriebliche Bildungsanbieter meist selbst stark in die unternehmensnahe anwendungsbezogene Schulung eingebunden. Die Anforderungen der langfristigen Erhaltung der Lern- und Beschäftigungsfähigkeit, altersgerechte Didaktik und altersspezifische Lernformen werden weniger berücksichtigt. Dementsprechend sind überbetriebliche Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen überwiegend kurzfristig ausgerichtet; Teilnehmer sind vor allem jüngere Erwerbstätige. (6) Die Vielfalt und Unübersichtlichkeit von Weiterbildungsangeboten, die mit dem Schlagwort des „lebenslangen Lernens“ entstehen, können auf Unternehmen wie Arbeitnehmer zu- 10 prognos dem abschreckend wirken. Hier fehlen noch Qualitätsstandards. Notwendig sind überbetriebliche Beratungs- und Informationseinrichtungen, die Arbeitskräften und Unternehmen bei der Weiterbildungsplanung helfen können, sowie Kooperationsformen zur Bündelung, Regelung und Koordination des überbetrieblichen Weiterbildungsangebots. Ansätze hierzu gibt es z.B. in Form von regionalen Weiterbildungsverbünden. Ein Beispiel ist der überbetriebliche Qualifizierungsverbund in Chemnitz, in dem mit der koordinierten Entwicklung und Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen die Praxisnähe und gleichzeitig der Wissenstransfer zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern gewährleistet wird (vgl. Kasten). Das TINA Netzwerk in Chemnitz: Altersgerechte Weiterbildung im Projektverbund 1992/93 fanden sich unter Leitung der IHK Südwestsachsen vorrangig technologieorientierte Forschungs- und Beratungsfirmen und Unternehmen aus der Region zu einem Projektverbund für betriebliche Weiterbildung zusammen. Durch die frühzeitige Einbeziehung der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter in die Planung von Weiterbildungsprozessen konnte von Anfang an eine große Praxisrelevanz erreicht werden. Das führte wiederum zu einer großen Akzeptanz bei den zu qualifizierenden Mitarbeitern. Durch die externe Unterstützung bei der Themensuche und -formulierung und der konzeptionellen Gestaltung von Lehrinhalten stellten die beteiligten Unternehmen fest, daß sie selbst (zumeist ältere) kompetente Mitarbeiter haben, die zu einigen Themen bereits Erfahrungen und entsprechendes Wissen besitzen. Diese Mitarbeiter wurden als Trainer gewonnen und vermittelten ihr Wissen an Mitarbeiter auch anderer Unternehmen. Da aus den verschiedenen Unternehmen sowohl die älteren, erfahrenen als auch junge, mit neuem Wissen ausgestattete Mitarbeiter mitwirkten, entwickelte sich eine generationen- und unternehmensübergreifende Rotation von Erfahrungen und Wissen. Die Qualifizierung wurde von den Weiterbildungsinstituten in die Unternehmen verlagert, d.h. die klassische Gestaltung der Qualifizierung wurde aufgelöst zugunsten einer problem- und unternehmensorientierten Weiterbildung vor Ort. Damit können die theoretischen Erkenntnisse und Inhalte auf ihren praktischen Bestand getestet werden und in der Konfrontation mit praktischen Problemen einen dynamischen Charakter erhalten. Der Trainer wächst immer mehr in die Rolle eines Moderators selbstgesteuerter Wissensaneignung und Erfahrungsgewinnung. Die enge Verbindung von Wissensvermittlung mit praktischen Unternehmenserfahrungen macht die in dieser Form organisierte Weiterbildung auch für ältere Arbeitnehmer besonders attraktiv. Sie können ihre Erfahrungen, z.B. auch als Trainer in bestimmten Themenfeldern, aktiv einbringen und erhalten damit die Möglichkeit, neues Wissen zu generieren und mit ihren Erfahrungen zu vergleichen. Durch den Ausgleich der Veränderungen in den körperlichen Leistungsvoraussetzungen mit einer erfolgsgeleiteten Wissensweitergabe können sie besser den Wert ihrer Arbeit bis zum Ende ihrer Erwerbstätigkeit erhalten und mit dem Tempo der andauernden Veränderungen Schritt halten. Für die Unternehmen bedeutet das eine verbesserte Chance, die Erfahrungen kombiniert mit aktuellem Wissen länger verfügbar zu haben. D. Israel, B. Schädlich, ATB GmbH Chemnitz 11 prognos (7) Andere Beispiele zeigen Möglichkeiten für die Entwicklung und Durchführung von Qualifikationsmaßnahmen durch überbetriebliche Akteure, die speziell auf die Gruppe älterer Erwerbstätiger ausgerichtet sind. So fördern einzelne Arbeitsämter spezielle Weiterbildungsprogramme für ältere Arbeitslose, die vor allem EDV-Kenntnisse und Praktikumsplätze vermitteln oder auf die Selbständigkeit vorbereiten sollen. Auch von einzelnen Bildungswerken werden altersspezifische Weiterbildungsveranstaltungen zur Anpassungsqualifizierung angeboten. Dass solche altersspezifisch ausgerichteten Qualifizierungsmaßnahmen – entgegen der vorherrschenden Meinung – auf Interesse bei älteren Erwerbstätigen stoßen und auch zu einer Verbesserung ihrer Arbeitsmarktchancen führen, zeigen beispielsweise verschiedene Modellversuche zur Entwicklung von Qualifizierungskonzepten für die Zielgruppe der älteren Arbeitnehmer, die – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und betreut vom Bundesinstitut für Berufsbildung – von einzelnen Bildungsträgern durchgeführt wurden (vgl. Kasten). Ziel dieser Modellversuche war die Entwicklung und Erprobung von Qualifizierungskonzepten für ältere Arbeitnehmer und Arbeitslose, die die besonderen altersgemäßen Lernbedingungen dieser Altersgruppe berücksichtigen. Für ältere Arbeitnehmer sollte mit den Weiterqualifizierungsmaßnahmen die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes angesichts neuer und steigender Anforderungen im betrieblichen Umfeld verringert und für ältere Arbeitslose die Chancen auf eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt verbessert werden. Allgemein stießen die Lehrgänge bei den Teilnehmern auf eine hohe Akzeptanz. Ein Großteil der Teilnehmer konnte auf den Arbeitsplätzen erhalten bzw. in neue Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden. 12 prognos Modellversuch „Entwicklung und Erprobung von Qualifizierungskonzepten für ältere Arbeitnehmer aus der Industrie“ Im Rahmen dieses Modellversuchs wurden von der Abteilung Bildungsforschung der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Arbeitgeberverbände e.V. (bfz) betriebliche Lehrgänge für von Arbeitslosigkeit bedrohte ältere Arbeitnehmer in einem Zuliefererunterehmen der Automobilindustrie sowie Lehrgänge für ältere Arbeitslose entwickelt und erprobt. Die betrieblichen Lehrgänge wurden in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen für ältere Arbeitnehmer im gewerblich-technischen Bereich sowie für ältere Kaufleute entwickelt. Sie beinhalteten neben der Vermittlung von neuerem theoretischen und fachpraktischen Wissen auch die Erweiterung der sozialen Kompetenzen mit Blick auf die Einführung der Gruppenarbeit. Mit dem Ansatz des erfahrungsgestützten Lernens wurden die besonderen Lernbedürfnisse älterer Arbeitnehmer berücksichtigt. Einen zentralen Bestandteil des Lehrgangs bildete das Lernen und Erarbeiten von Problemlösungen in der Kleingruppe. In den Zeiträumen zwischen den insgesamt drei Theoriephasen kehrten die Lehrgangsteilnehmer für eine Dauer von jeweils sechs Wochen wieder an ihre Arbeitsplätze in den Betrieb zurück. Damit wurde zum einen die Anwendung des bereits Gelernten in der betrieblichen Praxis ermöglicht, zum andern wurde eine Überforderung durch eine zu gedrängte Stoffvermittlung vermieden. Weitere Lehrgänge richteten sich speziell an ältere Arbeitslose aus dem gewerblich-technischen Bereich. Diese Maßnahmen wurden vom Arbeitsamt gefördert und beinhalteten zunächst Kursphasen zur beruflichen Umorientierung mit berufskundlichen Informationen, Bewerbungstraining etc. Darauf aufbauend wurde theoretisches Grundlagenwissen unter Berücksichtigung moderner Technologien vermittelt, begleitet von betrieblichen Praxisphasen. Schließlich wurden flankierende Maßnahmen zur Verankerung der Akzeptanz älterer Arbeitnehmer auf dem regionalen Arbeitsmarkt durchgeführt, wie z.B. Information und Beratung von Unternehmen und Entwicklung regionaler Netzwerke von Bildungsträgern, Betrieben, Arbeitsämtern und Kammern. Die Lehrgänge zeichneten sich durch eine relativ kurze zeitliche Dauer von 7 bis 9 Monaten aus. 13 prognos 4. Alterns- und altersgerechte Beschäftigung (1) Wesentlich für die langfristige Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit ist der alterns- und altersgerechte Einsatz der Arbeitskräfte. Die jeweilige Tätigkeit muss soweit wie möglich den alters- und lebenslagenspezifischen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen der Arbeitnehmer entsprechen. Dies bedeutet, dass im Laufe des Erwerbslebens auch rechtzeitig Tätigkeitswechsel stattfinden müssen, um Verschleißerscheinungen oder Spezialisierungsfallen und damit die frühzeitige Ausgliederung aus dem Erwerbsleben zu vermeiden. Tätigkeitswechsel können in verschiedenen Formen vorgenommen werden (vgl. Übersicht 1.2): – als betriebsinterner Tätigkeitswechsel, – als Betriebswechsel, – als Berufswechsel oder – als Wechsel in die Selbständigkeit. Übersicht 1.2: Typische Beispiele für (alternsbedingte) Wechsel im Handwerk Typische Beispiele für (alternsbedingte) Wechsel im Handwerk Gewerk Komponenten des Alterns Sanitär • Heizung Klima (SHK) KFZ Dachdecker Berufswechsel • Zunehmende Beschwerden vor allem in gebückten Arbeitshaltun• gen • Guter Überblick über alle SHKTätigkeiten • Einsetzende Unzufriedenheit wegen fehlender Aufstiegsmöglichkeiten nach Meisterprüfung • Schwierigkeiten bei der Erreichung von Soll – Zeiten als Geselle Hausmeister Tätigkeit in einem Baumarkt • Franchisenehmer Auspuff/ Stoßdämpfer/ Glas • Tätigkeit bei den Stadtwerken • Tätigkeit in der Automobilindustrie • Tätigkeit bei einem Gerätepark • Gute Modellkenntnisse • Tätigkeit in einem Fuhrpark • Einsetzende gesundheitliche Beschwerden • Baustellenleitung • • Eröffnung eines eigenen Betriebs Einsetzende Unzufriedenheit wegen fehlender Einsatzmöglichkeit nach Meisterprüfung L. Packebusch, B. Weber, FH Niederrhein 14 prognos Damit sind gleichzeitig alterns- und altersgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten für arbeitslose Erwerbstätige angesprochen. Den überbetrieblichen Akteuren kommt vor dem Hintergrund der Problematik der alternsgerechten Beschäftigung, insbesondere der Beschäftigung Älterer, und der wachsenden Differenzierungen auf dem Arbeitsmarkt zunehmend die Aufgabe der Beratung und Vermittlung zu, die sich sowohl an die Mitarbeiter in den Betrieben als auch an die arbeitslosen Arbeitskräfte richten muss. (2) Alternsgerechte innerbetriebliche Tätigkeitswechsel finden zwar in vielen Betrieben statt, sei es in Form von Beförderungen in Leitungspositionen oder in Form von Versetzungen älterer bzw. „leistungsgeminderter“ Mitarbeiter auf sogenannte Schonarbeitsplätze. Allerdings sind innerbetriebliche Aufstiegsmöglichkeiten nur für einen Teil aller Erwerbstätigen zugänglich. Auch die Schonarbeitsplätze sind mit zunehmender Rationalisierung der Arbeitsplätze stark im Rückgang begriffen. Zudem fördern solche Arbeitsplätze weniger eine alternsoder altersgerechte Beschäftigung als vielmehr die Stigmatisierung des Alters, da sie meist ausschließlich auf einfache, wenig anspruchsvolle Tätigkeiten beschränkt sind und altersspezifische Kompetenzen und Fähigkeiten nicht berücksichtigen. Angebote für alterns- und altersgerechte innerbetriebliche Tätigkeitswechsel, die nicht mit einer Beförderung im hierarchischen Sinne verbunden sind, gibt es bislang seitens der Betriebe selten. Eine Möglichkeit dafür besteht in dem wechselnden Einsatz der – jüngeren und älteren - Mitarbeiter in verschiedene Arbeitsschwerpunkte, Abteilungen oder Gruppen, der nach den jeweiligen Fähigkeiten, Interessen und Lebenslagen individuell ausgerichtet vorgenommen werden sollte. Möglichkeiten für einen sinnvollen Tätigkeitswechsel älterer Mitarbeiter, die gleichzeitig die Nutzung des Erfahrungswissens für den Betrieb erlauben, zeigen folgende Beispiele: – Innerhalb der Betriebe können die spezifischen Kompetenzen älterer Mitarbeiter für die Entwicklung neuer Marktfelder genutzt werden. So werden in einigen Handwerksbetrieben z.B. zusätzliche Wartungs- und Dienstleistungen oder Beratungsleistungen für Kunden von älteren Mitarbeitern angeboten. – Ältere Mitarbeiter können ihr Erfahrungswissen intern oder anderen Unternehmen zur Verfügung stellen. In einem großen deutschen Automobilkonzern werden dazu z.B. ältere qualifizierte Fachkräfte höherer Leitungs- und Planungsfunktionen von Tagesaufgaben entbunden, um – in bereichsübergreifenden Arbeitskräftepools organisiert – nach Bedarf ihr Wissen zur Verfügung zu stellen. – Ältere Arbeitnehmer können als Mentoren bei der Ausbildung jüngerer Arbeitskräfte oder als Trainer bei der Weiterbildung ihr Erfahrungswissen vermitteln, wie es z.B. anhand des TINA-Netzwerks in Chemnitz dargestellt wurde. 15 prognos (3) Auch externe Tätigkeitswechsel in Form von Betriebs- oder Berufswechseln sind zukünftig verstärkt in eine alternsgerechte Erwerbslaufbahn miteinzubeziehen. Bislang stehen aber insbesondere älteren Arbeitnehmern bei einem Betriebswechsel vielfältige Hindernisse entgegen. Zum einen nehmen mit der Zugehörigkeitsdauer in einem Betrieb in aller Regel Status und Gehalt des Mitarbeiters zu, was sich, zusammen mit Betriebsrenten und Kündigungsschutz, als ”goldene Fesseln” auswirken kann. Zum anderen ist die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz gegenwärtig schon für Arbeitskräfte im Alter von über 40 Jahren sehr schwierig. Hier sind überbetriebliche Einrichtungen gefordert, die durch aktive und individuell ausgerichtete Vermittlung den alternsgerechten Tätigkeitswechsel unterstützen können. (4) Auch vor dem Hintergrund der wachsenden Differenzierung des Arbeitsmarktes sowie der Beschäftigungsproblematik insbesondere älterer Arbeitskräfte nimmt die Bedeutung der Arbeitsvermittlung zu. Arbeitsvermittlung muss dabei aktiv stattfinden, etwa in Form von gezielter Suche nach Arbeitsmöglichkeiten und intensiven Beratungen von Arbeitgebern und -nehmern. Dies gilt besonders für die Vermittlung älterer Arbeitskräfte, die im allgemeinen als schwer vermittelbar gelten. Tatsächlich sind sie oft aufgrund ihrer bisherigen Erwerbslaufbahn lernungewohnt, immobil und veränderungsfeindlich geworden oder – z.B. als ausgewiesener Uhrmacher, COBOL-Spezialist oder Atomphysiker – in Spezialisierungsfallen geraten. In solchen Fällen muss die Fähigkeit zur Weiter- bzw. Wiederbeschäftigung erst wiederhergestellt werden. Dies verlangt Fort- und Weiterbildungs- bzw. Umschulungsmaßnahmen, die didaktisch und inhaltlich auf die alters- und berufsspezifischen Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sein müssen. Mit der Verbreitung von privaten Vermittlungsagenturen und auch von Leih- und Zeitarbeitsfirmen sind zwar schon verschiedene Ansätze zur intensiven, zielgerichteten und erfolgreichen Arbeitsvermittlung zu beobachten. Diese Unternehmen sind jedoch im allgemeinen erfolgsorientiert ausgerichtet, d.h. sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die jüngeren, hochqualifizierten und damit gut vermittelbaren Arbeitskräfte. Und die traditionellen Institutionen der Arbeitsvermittlung, die Arbeitsämter, verfügen kaum über die Kapazitäten für solche zeit- und arbeitsintensiven Vermittlungsmassnahmen, die die „Problemgruppen“ des Arbeitsmarktes erfordern. Ältere Erwerbstätige werden somit nach wie vor nur selten in Vermittlungsbemühungen miteinbezogen. Möglichkeiten für eine bedarfsgerechte und individuell ausgerichtete Arbeitsvermittlung, die auch ältere bzw. schwer vermittelbare Arbeitskräfte einbezieht, zeigt z.B. die Handwerkskammer Hamburg (vgl. Kasten). Zur aktiven Erschließung und Vermittlung von Arbeitsplätzen wird intensiv mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und anderen Akteuren zusammengearbeitet. Dazu gehören auch Beratungs-, Betreuungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. 16 prognos Arbeitsvermittlung und Personalberatung am Beispiel der Handwerkskammer Hamburg Es ist ein weit verbreitetes Phänomen: Handwerksbetriebe klagen über fehlende Fachkräfte und Auszubildende. Zugleich wächst die Zahl arbeitsuchender Gesellen und Jugendlicher, die keinen Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz finden. Die Handwerkskammer Hamburg hat für dieses Problem in den letzten Jahren verschiedene Lösungen entwickelt: 1. Die Personalberatungsagentur Die Aufgabe der Personalberatungsagentur ist es, Handwerksbetriebe, die Fachkräfte suchen und Langzeitarbeitslose zusammenzubringen und die optimale Lösung für beide Seiten zu entwickeln. Mit finanzieller Unterstützung des Arbeitsförderungsgesetzes und des Europäischen Sozialfonds erhalten Langzeitarbeitslose eine Anpassungsqualifizierung, Bewerbungstraining und werden in passende Betriebe zu einem 6monatigen Praktikum vermittelt. Die Vermittlungsquote ist sehr hoch. 2. Die Fachkräftevermittlung Die Fachkräftevermittlung ist ein "Kind" der Personalberatungsagentur und arbeitet inzwischen privatwirtschaftlich. Die Fachkräftevermittlung übernimmt für Handwerksbetriebe das, was in Großbetrieben die Personalabteilungen erledigen. Sie sucht aktiv den geeignetsten Bewerber: Sie entwickelt die Profile, übernimmt die Vorauswahl und präsentiert dem Handwerksbetrieb ihre Auswahl. Die Betriebe zahlen nur im Erfolgsfall. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem Hochqualifizierte auf diese Weise gesucht werden. Die Nähe zur Handwerkskammer und ihren Bildungseinrichtungen ist hier ein wesentlicher Erfolgsfaktor. 3. Die Bildungsagentur Handwerk Die Bildungsagentur hilft Angebot und Nachfrage im Bereich der Ausbildung zusammenzubringen. Sie sucht neue und zusätzliche Ausbildungsstellen und hilft Handwerksbetrieben, die schon lange nach geeigneten Bewerberinnen für Lehrstellen suchen, diese zu finden. Sie berät Unternehmen, die zum ersten mal ausbilden, sie hilft bei den Formalitäten und ggf. bei der Beantragung von Fördermitteln. Sie unterstützt Jugendliche, die ihren Neigungen und Interessen entsprechende Lehrstelle zu finden. Eine sogenannte "Angebots-Nachfrage-Datei" soll in Zukunft dabei helfen, die Situation am Hamburger "Lehrstellenmarkt" zu dokumentieren. C. Ax, Zukunftswerkstatt des Handwerks, Hamburg Ein weiteres Beispiel für die Vermittlung von Arbeitskräften, das insbesondere auch für Ältere geeignet erscheint und darüber hinaus die Weiterbildung von Beschäftigten fördert, stellt das Modell der Jobrotation dar (vgl. Kasten). Bei der Jobrotation werden Arbeitslose als Stellvertreter für Arbeitskräfte in festem Beschäftigungsverhältnis, die sich weiterbilden wollen, vorübergehend im Betrieb eingesetzt. Insbesondere kleinen und mittleren Betrieben soll damit die Qualifizierung der Mitarbeiter ermöglicht bzw. vereinfacht werden. Gleichzeitig sollen dadurch vor allem schwer vermittelbare Arbeitslose die Chance für eine Reintegration in den Arbeitsmarkt erhalten. Das Modell wurde schon in verschiedenen deutschen Städten erfolgreich erprobt. 17 prognos Modellprojekt Jobrotation: Das Beispiel Mannheim 1998 wurde das Modellprojekt in Mannheim gestartet. Bis Ende 2000 sollen 60 Mitarbeiter aus 60 Unternehmen für die Dauer ihrer Weiterbildung durch einen Beschäftigungslosen ersetzt werden. Das Angebot richtet sich vor allem an kleine mittelständische Handwerksbetriebe. Die Beschäftigten sollen in fünfmonatigen Lehrgängen zu Betriebswirten ausgebildet werden. Die Arbeitslosen, die als Stellvertreter eingestellt werden, erhalten eine Schulung, wobei EDV und Buchhaltung im Mittelpunkt des Lehrplans steht. Bei den Arbeitslosen sollen in erster Linie die Problemgruppen angesprochen werden, d.h. ältere Arbeitnehmer, besonders junge Erwerbslose und Berufsrückkehrerinnen. Das Projekt wurde von der Mannheimer Stadtverwaltung, dem Arbeitsamt und der Handelskammer RheinNeckar initiiert und wird zur Hälfte durch das Arbeitsamt finanziert. Weitere Mittel stammen von der EU und von der Stadt Mannheim. Die Unternehmen zahlen das Gehalt ihrer Mitarbeiter fort und steuern einen einmaligen Beitrag von 1500 DM für die Ersatzkraft bei. Das Gehalt der Stellvertreter wird vom Arbeitsamt finanziert, die Weiterbildungsmaßnahmen durch EU-Mittel. (5) Maßnahmen der Arbeitsvermittlung können, insbesondere für die Gruppe der schwer vermittelbaren Arbeitskräfte, durch traditionelle arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Lohnkostenzuschüsse, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, gezielte Subventionen und Förderprogramme unterstützt werden. Die arbeitsmarktpolitischen Instrumente richten sich allerdings in der Regel nicht explizit an ältere Arbeitslose. Im Jahr 1996 waren z.B. unter den Teilnehmern an allgemeinen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 18 % über 50 Jahre alt. Im selben Jahr betrug der Anteil der über 50-jährigen an den Arbeitslosen dagegen über 30 %. Eine Ausnahme bildet der Eingliederungszuschuss für ältere Arbeitnehmer (§ 218 SGB III), der explizit die Wiederbeschäftigung älterer Arbeitsloser erleichtern soll. Bei der Einstellung von über 55-jährigen Langzeitarbeitslosen können Betriebe Zuschüsse von der Bundesanstalt für Arbeit erhalten. Dieses Instrument wird allerdings von Unternehmen nur selten genutzt. Als Hindernis erweist sich nicht nur das Alter der Arbeitslosen, sondern auch das Kriterium der Langzeitarbeitslosigkeit. Die finanzielle Förderung reicht somit allein nicht aus, um die doppelte Stigmatisierung ”alt und langzeitarbeitslos” zu durchbrechen. (6) Deutlich wird, dass allein mit Maßnahmen der Arbeitsvermittlung und traditionellen Arbeitsmarktpolitik nicht ausreichend alterns- und altersgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten für alle Arbeitskräfte zu finden sind. Eine geeignete Beschäftigungsalternative insbesondere für ältere Arbeitskräfte bietet die selbständige Tätigkeit. Hier können die im Laufe des Erwerbslebens erworbenen Kenntnisse eingebracht, weiterentwickelt und umgesetzt werden; 18 prognos gleichzeitig können die mit einem langjährigen Arbeitsplatz im Betrieb verbundenen Gefahren der begrenzten Tätigkeitsdauer vermieden werden. Der Anteil der Selbständigen hat zwar in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen; es gibt auch vielfältige Fördermöglichkeiten für die Existenzgründung durch die Bundesanstalt für Arbeit, die Bundesregierung, Länder oder Kommunen. Dennoch bleiben Selbständigkeit und Existenzgründung für die Arbeitskräfte mit erheblichen Risiken verbunden, wie der hohe Anteil derjenigen deutlich macht, die wieder aufgeben mussten. Um so wichtiger ist die – nicht nur finanzielle - Hilfestellung im Vorfeld. Existenzgründer bedürfen vor allem intensiver Beratung und längerfristiger Betreuung, wie sie z.B. von einzelnen Arbeitsämtern oder Kammern schon angeboten werden. 19 prognos 20 prognos Teil II Bisherige Erfahrungen und Ansätze der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern zur Unterstützung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit Ergebnisse der Fachgespräche mit Vertretern von Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in Vorbereitung des Workshops am 16./17.11.2000 in Geisenheim/Rhein 21 prognos Vorbemerkung (1) Die folgenden Ausführungen stellen die Ergebnisse der Fachgespräche dar, die mit Vertretern von neun Handwerkskammern und zwölf Industrie- und Handelskammern geführt wurden. In den Gesprächen ging es - in Vorbereitung zu dem Workshop "Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung - eine Herausforderung für überbetriebliche Organisationen" - im wesentlichen um folgende Fragen: – Inwieweit spielt das Thema des demografischen Wandels mit seinen Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit innerhalb der jeweiligen Kammer eine Rolle ? – Hat sich die jeweilige Kammer mit diesem Thema schon befasst und wenn ja, in welcher Form ? – Wo werden mögliche Ansatzpunkte für die Entwicklung und Einleitung von Maßnahmen zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit gesehen ? – Welche Ansatzpunkte werden von der Kammer für besonders interessant gehalten ? – Welche Probleme bzw. Hindernisse werden bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen gesehen ? 22 prognos 1. Problematik des demografischen Wandels und Handlungsbedarf aus Sicht der Kammern Arbeitskräftemangel als Auswirkung des demografischen Wandels (1) Sowohl von den Handwerkskammern als auch von den Industrie- und Handelskammern wird der zunehmende Fachkräftemangel als Problem thematisiert, das sich mit dem demografischen Wandel verschärft. Der Fachkräftemangel resultiere im Handwerk vor allem aus der hohen Abwanderungsquote von Handwerksgesellen in den öffentlichen Dienst oder die Industrie sowie aus der mangelnden Attraktivität der Handwerksberufe für die jungen Schulabgänger. Durch den demografischen Wandel werde der Arbeitskräftemangel verstärkt, da immer weniger junge Arbeitskräfte nachkommen. Dies wirke sich gegenwärtig schon in überalterten Belegschaften in verschiedenen Branchen und Unternehmen aus. Hinzu komme insbesondere für das Handwerk das Problem der Nachfolge für Betriebsinhaber. Ca. ein Fünftel der Betriebsinhaber sei über 55 Jahre. Angesichts rückläufiger Meisterschülerzahlen werde es immer schwieriger, geeignete Nachfolger zu finden. Der Anteil der Handwerksbetriebe, die nach dem Ausscheiden des Inhabers schließen müssen, wird auf ca. 25 % geschätzt. Seitens der Industrie- und Handelskammern wird der Fachkräftemangel v.a. im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik, aber auch in anderen Branchen wie z.B. der oberflächenverarbeitenden Industrie wahrgenommen. So fehlten beispielsweise im Kammerbezirk München im IT-Bereich zur Zeit 18.000 bis 21.000 Arbeitskräfte. In Zukunft werde sich diese Situation durch die demografische Entwicklung verschärfen. Insbesondere ländliche Regionen und Grenzregionen seien zudem von der Abwanderung junger qualifizierter Arbeitskräfte betroffen, was eine Überalterung und Häufung schlechter qualifizierter Arbeitskräfte in diesen Regionen mit sich bringe. Gleichzeitig hohe Arbeitslosigkeit älterer Arbeitskräfte (2) Gleichzeitig wird von Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern das Problem der hohen Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitskräften thematisiert. Arbeitskräfte ab ca. 45 Jahren würden von den Unternehmen kaum noch eingestellt und seien damit schwer vermittelbar. Dies wird im wesentlichen auf die fehlende Orientierung der betrieblichen Beschäftigungs- und Einstellungspolitik auf ältere Arbeitskräfte zurückgeführt. So sei – trotz des heute schon vorhandenen Fachkräftemangels - das Problembewusstsein auf Seite der Unternehmen bezüglich der Auswirkungen des demografischen Wandels bislang noch kaum bzw. gar nicht vorhanden. Die Unternehmen seien nicht auf langfristige Auswirkungen ausgerichtet und würden daher die Notwendigkeit der Beschäftigung bzw. Einstellung Älterer nicht sehen. So werde auch das Instrument der Frühverrentung heute noch häufig 23 prognos eingesetzt, da es für die Unternehmen die billigste und sozialverträglichste Form sei, die Folgen des Strukturwandels zu bewältigen. Die Frühverrentung liege dabei oft auch im Interesse der Arbeitnehmer. Den Unternehmen ginge dadurch aber wichtiges Erfahrungswissen verloren, was sich z.B. darin zeige, dass Frühpensionierte oft später wieder für bestimmte Aufgaben herangezogen werden. In Bezug auf die schwierige Vermittlung älterer Arbeitskräfte wird auch auf Defizite dieser Arbeitskräfte wie mangelnde Flexibilität und Motivation hingewiesen, die im wesentlichen auf tradierte Denkmuster zurückzuführen seien. So sei immer noch die Vorstellung von lückenlosen Erwerbsbiografien im erlernten Ausbildungsberuf verbreitet; die Bereitschaft zum Tätigkeitswechsel oder zur Umschulung sei insbesondere bei Älteren kaum vorhanden. Damit steige die Gefahr der Arbeitslosigkeit. Und mit zunehmendem Alter werde es dann immer schwieriger, aus der Arbeitslosigkeit heraus eine neue Stelle zu finden. Hinzu kommen Defizite in der physischen Leistungsfähigkeit bzw. Gesundheit älterer Arbeitskräfte. Hiervon seien insbesondere handwerkliche Gewerke mit schweren körperlichen Arbeiten, wie z.B. Dachdecker oder Estrichleger, betroffen. Schließlich werde die Beschäftigung bzw. Einstellung Älterer auch durch Rahmenbedingungen wie die tariflichen Lohn- und Kündigungsschutzregelungen erschwert. Ältere Arbeitnehmer seien den Unternehmen oft zu teuer. Die Neueinstellung arbeitsloser älterer Arbeitnehmer sei daher meist nur unterhalb der tariflichen Lohnstruktur möglich. Handlungsbedarf: Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Beschäftigung durch ... (3) Insgesamt wird von den Kammern die Notwendigkeit zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Beschäftigung gesehen. Dabei wird zum einen, insbesondere für den handwerklichen Bereich, die Notwendigkeit formuliert, attraktivere Arbeitsbedingungen zu schaffen – nicht nur, um verstärkt junge Leute, vor allem auch Realschüler und Gymnasiasten, anzusprechen, sondern auch, um die Beschäftigten dauerhaft im Handwerk zu halten und die Abwanderung zu mindern. Zum anderen wird angesichts des Rückgangs jüngerer Arbeitskräfte und der zu erwartenden Verlängerung der Lebensarbeitszeit die Notwendigkeit einer verstärkten Ausrichtung der Beschäftigung auf ältere Arbeitskräfte und einer entsprechenden Gestaltung der Arbeitsbedingungen gesehen. ... mehr Weiterbildung, (4) Als wesentliche Voraussetzung für eine alterns- und altersgerechtere Erwerbsarbeit wird am häufigsten die Weiterbildung genannt. Die primäre Berufsausbildung verliere an Bedeutung; die Erwerbstätigen müssten sich auch im Interesse der Unternehmen kontinuierlich weiterqualifizieren, um den sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden. Hierzu 24 prognos sei eine präventive Personalentwicklung notwendig. Wichtig sei dabei, dass auch Ältere verstärkt an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt werden, um deren Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Unterschiedliche Meinungen bestehen bezüglich der Frage, ob spezifische Qualifizierungsmaßnahmen für Ältere notwendig seien. Auf der einen Seite könnten altersspezifische Angebote Ausgrenzungs- und Stigmatisierungseffekte mit sich bringen, so dass danach kaum Nachfrage bestehe. Altersgemischte Weiterbildungskurse dagegen hätten den Vorteil, den intergenerativen Wissenstransfer zu fördern. Auf der anderen Seite werden altersspezifische Maßnahmen mit einer altersgerechten Didaktik insbesondere für ältere Arbeitslose und Lernungewohnte befürwortet. Wichtig für die Weiterbildung, besonders auch für Ältere, sei der Praxisbezug sowie die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen (Soft Skills) wie Sozialkompetenzen, Führungskompetenzen etc. Insbesondere für das Handwerk wird den Schlüsselqualifikationen eine zunehmende Bedeutung beigemessen, da mit der Entwicklung neuer Beschäftigungsfelder vor allem Tätigkeiten wie Beratung, Akquisition etc. gefragt seien. (5) Allgemein sei die Bereitschaft der Unternehmen zur Qualifizierung ihrer Mitarbeiter aber nur gering. Ältere Mitarbeiter ab ca. 45 Jahren würden kaum noch an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt; die Aufstiegsfortbildung endete in der Regel mit ca. 35 Jahren. Dabei wird auch zu Bedenken gegeben, dass oft die Motivation der Arbeitnehmer selbst zur Weiterbildung mit zunehmendem Alter sinke. Je seltener im bisherigen Erwerbsleben Weiterbildungsmaßnahmen in Anspruch genommen wurden, desto geringer sei die Lernbereitschaft im Alter. Umso wichtiger sei aber, dass seitens der Unternehmen motivationale Anreize zur Weiterbildung für alle Beschäftigten gegeben werden. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sei aber der Kostenaufwand für die Qualifizierung der Mitarbeiter oft zu hoch. Hinzu komme, dass kaum eine strategische oder langfristige Personalplanung bzw. -politik stattfinde. Der Planungshorizont der Unternehmen sei mit maximal fünf Jahren sehr kurzfristig ausgerichtet. So würden Schulungen im wesentlichen bei der Einführung neuer Maschinen und weniger zur langfristigen Erhaltung bzw. Weiterentwicklung der Qualifikationen der Mitarbeiter durchgeführt. ... Tätigkeitswechsel (6) Auch Tätigkeitswechsel im Laufe des Erwerbslebens werden von den Kammern als wichtig für eine alterns- und altersgerechte Beschäftigung erachtet. Insbesondere für das Handwerk sei dieses Thema bedeutend, da hier ältere Arbeitskräfte ab ca. 50 Jahren aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen ihre bisherige Tätigkeit oft nicht mehr oder nur noch schwer ausüben könnten. Daher wandere ein Großteil der Altgesellen in die Industrie oder andere Bereiche ab, wo sie attraktivere Arbeitsbedingungen fänden. Daher sei zum einen innerhalb des Handwerks eine Laufbahngestaltung mit Tätigkeitswechseln im präventiven Sinne notwendig. Zum anderen müssten speziell für Ältere geeignete Tätigkeitsfelder geschaffen werden, die alters- und qualifikationsgerecht sind und auch die Nutzung des Er- 25 prognos fahrungswissens sowie der spezifischen Kompetenzen der Älteren erlauben. Dafür gebe es neben den typischen Hausmeistertätigkeiten auch andere Möglichkeiten, z.B. im Wartungsund Servicebereich oder bei der Betreuung von Auszubildenden. Dazu sei eine vorausschauende Qualifizierungs- und Personalpolitik notwendig. Zwar wird insbesondere für den handwerklichen Bereich betont, dass in den Betrieben die Beziehungen zwischen Meister und Gesellen sehr persönlich und loyal und auch die älteren Arbeitskräfte integriert seien. Im Allgemeinen werde versucht, die Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen. Aufgrund der kleinen Betriebsgrößen und mangelnder altersgerechter Arbeitsplätze stoße man dabei aber an Grenzen. So seien vor allem im Handwerk kaum Schonarbeitsplätze vorhanden. Hinzu komme, dass die Arbeitnehmer selbst kaum zu einem innerbetrieblichen Tätigkeitswechsel bereit seien, wenn dieser nicht mit einem Aufstieg verbunden ist. Auch die Entwicklung neuer Geschäftsfelder im Handwerk gestalte sich schwierig. So seien beispielsweise die neuen Dienstleistungen weitgehend schon durch die Industrie und den Handel erschlossen. Fernmelde- oder Elektrotechniker könnten beispielsweise in der Verkaufsberatung oder im Wartungsbereich kaum gegen die großen Warenhäuser ankommen. Darüber hinaus fehle die Akzeptanz für Tätigkeitswechsel in Form von Betriebs- oder Berufswechseln sowohl auf Seite der Unternehmen als auch auf Seite der Arbeitnehmer, wie auch von den Industrie- und Handelskammern betont wird. So lohne sich angesichts des hohen Aufwands und der geringen Erfolgsaussichten eine Umschulung über 45jähriger Arbeitskräfte kaum. Deswegen würden längere Umschulungsmaßnahmen für Ältere auch von den Arbeitsämtern nicht mehr genehmigt. ... und alternsgerechtere Arbeitsbedingungen (7) Schließlich werden als weitere Voraussetzungen für eine alterns- und altersgerechte Arbeit ein präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz, eine alterns- und altersgerechte Arbeitsorganisation sowie eine flexible Arbeitszeitgestaltung genannt. 26 prognos 2. Bisherige Ansätze und Erfahrungen der Kammern zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit Weiterbildung (1) Bisherige Ansätze der Kammern zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit liegen vor allem im Bereich der beruflichen Weiterbildung. Alle Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern bieten fachspezifische Aufstiegs- bzw. Anpassungsfortbildungsmaßnahmen sowie auch überfachliche Weiterbildungsmaßnahmen an. Die Qualifikationsangebote richten sich in der Regel in Form berufsbegleitender Seminare und Lehrgänge für Beschäftigte an die jeweiligen Mitgliedsunternehmen, daneben werden aber auch Auftragsmaßnahmen für die Arbeitsverwaltung (SGB III-Maßnahmen für Arbeitslose) sowie für externe Unternehmen durchgeführt. (2) Mit der fachspezifischen Aufstiegs- und Anpassungsfortbildung bestehen für die Erwerbstätigen verschiedene Möglichkeiten, sich – aufbauend auf der Erstausbildung – im Laufe ihres Erwerbslebens weiterzuqualifizieren: – Als Beispiele für das Handwerk seien neben den Meisterkursen und den entsprechenden Vorbereitungskursen als anerkannte Fachabschlüsse die Fortbildungen zum Polier, Betriebsassistenten, Kfz-Servicetechniker oder "Gestalter im Handwerk" genannt. An Führungskräfte und Handwerksmeister richten sich beispielsweise die Fortbildungen zum Gebäudeenergieberater, zur Fachkraft für Solartechnik oder zum "Betriebswirten im Handwerk". – Seitens der Industrie- und Handelskammern werden im Rahmen der Weiterbildung z.B. mehrstufige, aufeinander aufbauende Aufstiegsfortbildungen für die kaufmännischen Berufe zum Fachwirt und IHK-Betriebswirt angeboten, von der Handelskammer Hamburg auch eine dreistufige Aufstiegsweiterbildung einschließlich eines Akademiestudiengangs. Diese Aufstiegsfortbildungen würden im wesentlichen von jüngeren Erwerbstätigen in Anspruch genommen, die sich damit im Anschluss an ihre berufliche Ausbildung weiterqualifizieren. Dementsprechend liege die Altersgrenze hier in der Regel bei 35 bis 45 Jahren. (3) Allgemein seien ältere Erwerbstätige über 40 bis 45 Jahren nur selten an Maßnahmen der fachspezifischen und überfachlichen Fort- und Weiterbildung beteiligt. Am stärksten sei 27 prognos die Gruppe der Älteren bei Schulungen zu sehr speziellen Themen, wie z.B. steuerliche oder rechtliche Regelungen, vertreten. Bildungsangebote von Kammern speziell für die Gruppe der älteren Arbeitskräfte gibt es kaum. Eine Ausnahme stellen EDV-Kurse da, die von verschiedenen Kammern speziell für Ältere angeboten werden und laut Aussage der Gesprächspartner auch auf Interesse stoßen. Von einzelnen Kammern werden Schulungen mit älteren Arbeitslosen durchgeführt. Die Erfahrungen dabei sind unterschiedlich. Die Handwerkskammer Bayreuth berichtet beispielsweise über Erfolge bei Qualifizierungsmaßnahmen mit älteren Arbeitslosen und der anschließenden Vermittlung von Betriebspraktika. Die Arbeitslosen seien größtenteils von den Betrieben übernommen worden. (4) Mit dem Fort- und Weiterbildungsangebot der Kammern wird allgemein auch die Vermittlung von Soft Skills berücksichtigt. So würden zum einen mit der fachspezifischen Aufstiegs- und Anpassungsfortbildung implizit methodische Kompetenzen vermittelt. Zum anderen werden von verschiedenen Kammern überfachliche Weiterbildungsmaßnahmen wie z.B. Seminare zur Unternehmensführung, zu betriebswirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Themen, zur Gestaltung von Vorträgen sowie EDV-, Internet- und Sprachkurse angeboten. Spezielle Seminare zur Vermittlung von Soft Skills wie methodische, soziale und kommunikative Kompetenzen würden allerdings mangels Nachfrage seitens der Betriebe kaum angeboten, und wenn, nur für Führungskräfte. (5) Seitens der Kammern wird betont, dass das Bildungsangebot auf die Nachfrage der Betriebe ausgerichtet sein müsse, gleichzeitig aber keine Konkurrenz für andere Bildungsträger darstellen dürfe. Der konkrete Anwendungsbezug stehe im Vordergrund, daher gehe der Trend auch verstärkt zu In-House-Schulungen. Zunehmend werden auch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in Form von Telelearning angeboten. Die Handwerkskammer Bayreuth bietet beispielsweise Lehrgänge für Berufsrückkehrerinnen, Meistervorbereitungskurse, die Lehrgänge "Betriebswirt des Handwerks" und "Technisches Gebäudemanagement (Facility Management)" als Kombination aus Präsenzunterricht und Fernlernphasen an. In Vorbereitung für die Gründung befindet sich die "Online-Akademie" der Industrie- und Handelskammern. Beratung (6) Desweiteren bieten die Kammern in den verschiedensten Bereichen Beratungsleistungen an. Insbesondere die Weiterbildungsberatung sowie die Beratung zur Selbständigkeit werden dabei als relevant für die Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit genannt. 28 prognos Die Qualifizierungsberatung richtet sich im wesentlichen an die Unternehmen. Zur Unterstützung der Personalentwicklung insbesondere in kleineren Betrieben werden dabei Ist- bzw. Bedarfsanalysen durchgeführt und darauf aufbauend Bildungsangebote entwickelt. In diesem Zusammenhang werden auch regelmäßige Befragungen in den Betrieben durchgeführt, um Aufschluss über den Personal- und Qualifikationsbedarf zu erhalten. Bei einer Umfrage, die die IHK Nürnberg bei Unternehmen durchführte, wurde beispielsweise das Thema der älteren Arbeitnehmer mit der Frage, inwieweit die Unternehmen bereit sind, Ältere einzustellen, explizit mit aufgenommen. Um die Personalentwicklung und -planung in den kleinen und mittleren Unternehmen zu fördern, wird teilweise auch versucht, die Führungskräfte gezielt mit Seminaren zur Unternehmensführung anzusprechen. Der Zugang zu diesen Führungskräften sei aber schwierig und dementsprechend die Resonanz nur gering. Erfolgversprechender zeigt sich ein Projekt der IHK Dresden zur Personalentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen. Auf Initiative der IHK haben sich Unternehmen der Region zu einem Verein zusammengeschlossen, um mit einer systematischen Personalentwicklung und -planung dem Nachwuchskräftemangel entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen. (7) Bei der Weiterbildungsberatung der Kammern stehen die einzelnen Erwerbstätigen als Zielgruppe allgemein weniger im Vordergrund. Eine Ausnahme stellt die Existenzgründungsberatung dar, die von allen Kammern angeboten wird. Zum einen Teil geht es dabei um Beratungen zur Betriebsübergabe, insbesondere zu rechtlichen Regelungen. Zum anderen Teil richten sich die Beratungsleistungen auf Neugründungen. Bei den Existenzgründern handelt es sich nach Aussage der Gesprächspartner meist um jüngere, sehr engagierte Personen. Dementsprechend wird die Selbständigkeit nicht in jedem Fall als geeignete Möglichkeit zum Tätigkeitswechsel für Ältere oder Arbeitslose betrachtet. Insbesondere im handwerklichen Bereich sei die Selbständigkeit für Ältere schwierig, da die Arbeitsbelastung damit eher noch steige und die Meisterqualifikation noch nachgeholt werden müsse, wozu die Altgesellen in der Regel nicht mehr bereit seien. Vermittlung (8) Allgemein stehen Vermittlungsmaßnahmen zwischen Arbeitskräften und Unterneh- men nicht im Mittelpunkt des Tätigkeitsfeldes der Kammern. Einzelne Kammern sind zwar in der Vermittlung von arbeitslosen Arbeitskräften aktiv. So werden beispielsweise von verschiedenen Kammern Betriebspraktika für Arbeitslose vermittelt. Ein anderes Beispiel ist die Vermittlung von freigesetzten Arbeitskräften aus der Industrie oder dem Bergbau in Handwerksbetriebe. Auch hier sind die Erfahrungen unterschiedlich. So wird von der Handwerkskammer München über Schwierigkeiten bei der Vermittlung von aus Industrieunternehmen Freige- 29 prognos setzten in Handwerksbetriebe berichtet, die insbesondere auf die zu hohe Spezialisierung der Arbeitskräfte zurückzuführen seien. Darüber hinaus gehende Vermittlungsmaßnahmen für Arbeitskräfte zur Förderung des Tätigkeitswechsels bzw. des alter(n)sgerechten Arbeitseinsatzes werden aber kaum angeboten. Dabei könnten solche Maßnahmen nicht nur der alternsgerechten Beschäftigung der Arbeitskräfte, sondern insbesondere auch dem spezifischen Personalbedarf der Unternehmen gerecht werden. Beispielhaft für alterns- und altersgerechte Vermittlungsaktivitäten sind die Stellenbörsen für Betriebsnachfolger im handwerklichen Bereich oder die Kooperation der IHK Stade mit der Bundeswehr, durch die technisch ausgebildete Zeitsoldaten an die Wirtschaft und auch andersherum betriebswirtschaftlich qualifizierte Arbeitnehmer an die Bundeswehr vermittelt werden sollen. Information (9) Schließlich wird von den Kammern in verschiedener Form Informations- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Dabei nimmt das Thema der alterns- und altersgerechten Beschäftigung bislang keine explizite Stellung ein. Die Thematisierung des demografischen Wandels beschränke sich bisher im wesentlichen auf das Problem der Rentenfinanzierung. Andere Auswirkungen des demografischen Wandels wie der Fachkräftemangel oder die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens werden aber zunehmend thematisiert, z.B. im Rahmen von Studien, Workshops oder anderen Veranstaltungen: – Beispielsweise wird von der IHK Nürnberg die "Weiterbildungsinitiative Nürnberg" durchgeführt, mit der kleine und mittlere Unternehmen in der Region für das lebenslange Lernen sensibilisiert werden sollen. Dazu werden verschiedene Tagungen und Workshops veranstaltet. – Desweiteren haben sich unter Federführung der IHK Nürnberg verschiedene Institutionen zum Gesprächsforum "Arbeit und Qualifizierung" mit dem Ziel der Verbesserung der Qualifikation der Fach- und Führungskräfte und damit der Beschäftigungssituation zusammengeschlossen. Dabei geht es auch darum, Themen wie z.B. Personalentwicklung, Qualifizierungsbedarf, Mobilzeit, Telearbeit etc. an die Unternehmen heranzutragen. – Die HWK Bayreuth beschäftigt sich beispielsweise als Mitglied des Nationalkommitees „Lebenslanges Lernen“, in dem verschiedene Professoren, Institute und Unternehmen vertreten sind, mit dem Thema der Qualifikationserhaltung und -entwicklung. 30 prognos 3. Interessante Ansätze und Möglichkeiten zur Gestaltung einer alterns- und altersgerechteren Erwerbsarbeit Sensibilisierung der Unternehmen (1) Handlungsmöglichkeiten für die Kammern zur Förderung einer alterns- und altersgerechteren Beschäftigung werden überwiegend in der allgemeinen Informations- und Öffentlichkeitsarbeit gesehen. Die Unternehmen müssten zunächst für die Problematik des demografischen Wandels sensibilisiert werden. Dazu gehöre die Förderung einer positiveren Einstellung gegenüber den älteren Arbeitskräften sowie die Überzeugung von den Vorteilen der Älteren und ihres Erfahrungswissens. Wichtig dabei sei vor allem die Überzeugung der Unternehmen davon, dass angesichts der demografischen Entwicklung eine alterns- und altersgerechte Beschäftigung auch und vor allem im Interesse der Unternehmen selbst ist. Solche Informations- und Überzeugungsarbeit könne z.B. durch Vorträge, Broschüren, Artikel in den Kammerzeitschriften, Pressearbeit, Veranstaltungen oder auch durch die Thematisierung in den Personalleiter- und Industrieausschüssen der Industrie- und Handelskammern geleistet werden. Dabei wird die kammerübergreifende Entwicklung von Marketingstrategien, an denen gegebenenfalls auch der DIHT bzw. ZDH beteiligt ist, als besonders erfolgversprechend eingeschätzt. Desweiteren sei zur Information und Sensibilisierung der Unternehmen die Durchführung von Markt- und Bedarfsanalysen notwendig, um den Personal- und Qualifikationsbedarf vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung genauer einschätzen zu können. Aufbauend auf der allgemeinen Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Unternehmen seien konkrete Maßnahmen, gegebenenfalls zunächst in Form von Modellprojekten mit einzelnen Unternehmen, zu entwickeln. Je nach Zielrichtung der Maßnahmen müssten dazu geeignete Kooperationspartner aus der Region, z.B. andere Kammern, Bildungsträger, Arbeitsämter, Berufsgenossenschaften, private Personalberater etc., aktiviert bzw. bestehende Netzwerke genutzt werden. Zielgruppe der Maßnahmen sollten die kleinen und mittleren Unternehmen sein, da vor allem diese auf externe Informationen, Dienstleistungen und sonstige Hilfestellungen angewiesen seien. Anpassung des Qualifikationsangebots (2) Ein Handlungsansatz dafür wird insbesondere in der Weiterbildung gesehen. Die Be- reitschaft der Unternehmen zur Qualifizierung ihrer Mitarbeiter, insbesondere der Älteren, sowie auch die Weiterbildungsbereitschaft der älteren Arbeitskräfte selbst müsse gefördert werden. Die Handlungsmöglichkeiten der Kammern hierfür werden neben der Sensibilisierung im wesentlichen in der Entwicklung von Beratungsangeboten, sowohl für die Unternehmen als auch für die einzelnen Arbeitnehmer, sowie in der Entwicklung von alterns- und altersgerechteren bzw. von altersspezifischen Qualifizierungsmaßnahmen gesehen. 31 prognos (3) Für eine alterns- und altersgerechtere Qualifizierung müssten kontinuierlich Qualifi- zierungsmaßnahmen angeboten werden, um das Lernen im Sinne des „lebenslangen Lernens“ zu verstetigen. Die Qualifizierungsangebote müssten individuell ausgerichtet sein und auch die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen und Soft Skills berücksichtigen. Um die Qualifizierungsbereitschaft auf Unternehmens- und Arbeitnehmerseite zu erhöhen, müssten die Qualifizierungsangebote zudem praxisbezogen und möglichst kurz und kostengünstig sein. Als besonders geeignete Möglichkeit, um auch die Gruppe der älteren Arbeitskräfte anzusprechen, wird die Qualifizierung in Form von In-House-Schulungen betrachtet. Damit sei ein konkreter Anwendungsbezug sowie eine individuelle Anpassung der Qualifizierungsmaßnahmen an den Schulungsbedarf der Belegschaften möglich. Die Arbeitskräfte müssten ihr bekanntes Umfeld nicht verlassen, und zudem könnte ein Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitern stattfinden. Dabei sei z.B. auch die Möglichkeit gegeben, ältere Mitarbeiter als Trainer oder als individuelle Coachs einzusetzen. (4) Eine weitere Möglichkeit, um die Beteiligung älterer Arbeitskräfte an der Aufstiegsweiterbildung zu fördern, ist in der stärkeren Modularisierung von Lehrgängen zu sehen. Ein Ansatz hierzu besteht beispielsweise in den Teilqualifizierungsmodellen, die von der IHK Nürnberg zusammen mit dem Arbeitsamt und den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Arbeitgeberverbände ursprünglich als Alternative zur Berufsausbildung für benachteiligte Jugendliche bzw. junge Erwachsene entwickelt wurden. Diese Lehrgänge vermitteln in modularer Form, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Qualifikationsanforderungen und mit starkem Praxisbezug Fertigkeiten und Kenntnisse in eingeschränktem Umfang. Somit eigneten sie sich z.B. auch für die berufsbegleitende Nachqualifizierung älterer Erwachsener bzw. für die Qualifizierung älterer Arbeitsloser, die schlechter qualifiziert oder lernungewohnt sind. Als geeignete Möglichkeit zur Qualifizierung Älterer oder Lernungewohnter werden auch Online-Lernprogramme betrachtet, da damit das Tempo und der Zeitpunkt des Lernens individuell bestimmt werden könne. Besonders im Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird aber häufig auf die Notwendigkeit altersspezifischer Qualifizierungsangebote hingewiesen, um die Gruppe der älteren Erwerbstätigen mit altersgerechten Didaktiken, Lernmethoden und Lerninhalten gezielt ansprechen und den spezifischen Voraussetzungen und Fähigkeiten entsprechend qualifizieren zu können. (5) Eine weiterer konkreter Ansatzpunkt zur Förderung einer alterns- und altersgerechteren Qualifizierung durch die Kammern wird in der Weiterbildungsberatung für Unternehmen sowie für Arbeitnehmer gesehen. Mit umfassenden und individuell ausgerichteten Beratungsleistungen könne eine alterns- und altersgerechte Personalentwicklung und –planung in 32 prognos den kleineren Unternehmen unterstützt werden, wobei auch die Laufbahngestaltung, der altersgerechte Einsatz und Tätigkeitswechsel sowie die Entwicklung neuer Tätigkeitsfelder zu berücksichtigen seien. Für die Personalverantwortlichen in den Unternehmen könnten dazu spezielle Seminare angeboten werden. Zu diskutieren sei in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit der Kammern, für kleinere Betriebe bestimmte Aufgaben in der Personalentwicklung zu übernehmen. Weiterentwicklung der Tätigkeitsfelder (6) Von den Kammern wird in der Entwicklung neuer Tätigkeitsfelder ein Ansatzpunkt gesehen, um einen altersgerechten Einsatz der älteren Beschäftigten, die Nutzung altersspezifischer Kompetenzen sowie die Erschließung neuer innovativer Geschäftsfelder für die Betriebe zu ermöglichen. Dazu könnten Hilfestellungen im Bereich der Betriebs- und Innovationsberatung sowie im Bereich der Weiterbildung entwickelt werden. Für das Handwerk werden neue Beschäftigungsfelder z.B. im Energiesektor, im Umwelt- und Recyclingbereich sowie im Bereich des Facility Managements gesehen, die sich besonders für den Einsatz älterer Arbeitskräfte eigneten, da keine schweren Tätigkeiten anfielen und vor allem Erfahrungswissen und soziale Kompetenzen für die Beratung und den Verkauf gefragt seien. Die Handwerkskammer Leipzig hat in diesem Zusammenhang z.B. angedacht, Tätigkeitsfelder für ältere Arbeitskräfte im Bereich der Denkmalpflege zu entwickeln. Dazu könnten spezielle Fortbildungsabschlüsse für verschiedene Gewerke, z.B. als Restaurator, oder berufsbezogene Fortbildungen, z.B. für Maler, Schreiner etc., entwickelt und angeboten werden. Tätigkeitswechsel müssten dementsprechend immer auch mit Qualifizierung verbunden sein. Dabei wird abermals auf die Notwendigkeit kontinuierlicher Qualifizierungsmaßnahmen hingewiesen, die auch unabhängig vom konkreten, kurzfristig ausgerichteten Anwendungsbezug Schlüsselkompetenzen und überfachliche Kenntnisse vermitteln müssten. (7) Als weitere geeignete Möglichkeiten für einen altersgerechten Tätigkeitswechsel wer- den folgende gesehen: – Der betriebsinterne Einsatz älterer Arbeitskräfte als Trainer oder Coachs, wodurch deren Erfahrungswissen weiterhin genutzt und an Jüngere weitergegeben werden könnte. – Darüber hinaus könnten Ältere als Berater oder Trainer auch für andere Unternehmen, für Arbeitslose, Existenzgründer oder bei Betriebsübergaben eingesetzt werden. Hierfür sei zu überlegen, inwieweit die Kammern nach dem Vorbild des Senior-ExpertenServices Dienstleistungen zur Vermittlung älterer Arbeitskräfte, z.B. in Form von Personaldienstleistungsagenturen, entwickeln können. 33 prognos – Ein weiterer Ansatzpunkt wird darin gesehen, Ältere bei der Existenzgründung zu unterstützen und zu begleiten. Beratungs- und Seminarangebote gibt es hierzu seitens der Kammern schon. Diese Leistungen müssten aber noch stärker den individuellen Fähigkeiten und Qualifikationen der Existenzgründer angepasst werden. Als Geschäftsfelder für ältere Existenzgründer wird neben der Beratung und dem Training auch der Bereich der sozialen Dienstleistungen als besonders geeignet betrachtet, da hier mit dem demografischen Wandel der Bedarf, z.B. an Dienstleistungen in der häuslichen Pflege, an Fahrdienstleistungen etc., steige. Vermittlungsmaßnahmen (8) Allgemein wird die Vermittlungsfunktion der Kammern als wichtiger Ansatzpunkt zur Förderung einer alters- und alternsgerechteren Beschäftigung betrachtet. Die Vermittlungsmaßnahmen zwischen Arbeitskräften und Unternehmen müssten durch eine intensivere und individuellere Ausrichtung optimiert werden, um sowohl den Voraussetzungen auf Seiten der Arbeitnehmer als auch dem Bedarf auf Seite der Unternehmen gerecht zu werden. In die Vermittlungsmaßnahmen könnten verstärkt auch ältere Arbeitslose oder Frühverrentete einbezogen werden. Vorstellbar dafür sei z.B. auch die Einrichtung eines Arbeitnehmerverleihs, wobei Kooperationspartner wie Arbeitsämter, private Personalberater etc. mit einbezogen werden müssten. Integrierte Beratungsleistungen (9) Häufig wird darauf hingewiesen, dass neben Möglichkeiten für Tätigkeitswechsel, die nicht für alle Beschäftigten zu realisieren seien, auch Instrumente gefunden werden müssten, um die älteren Arbeitskräfte länger in den Betrieben halten zu können. Hierzu seien eine alters- und alternsgerechte Gestaltung der Arbeitsorganisation, ein präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz, eine flexible Arbeitszeitgestaltung und auch neue Arbeitsformen wie z.B. Home- bzw. Tele-Working wichtige Themen, die verstärkt in die Technische Beratung, Innovations- und Betriebsberatung der Kammern mit aufgenommen werden könnten. Insbesondere im Bereich des Arbeitsschutzes wird ein großer Beratungsbedarf gesehen, da die Betriebe mit der Umsetzung des europäischen Arbeitsschutzrechtes in nationales Recht verpflichtet sind, Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und entsprechende Schutzmaßnahmen umzusetzen. Neben Beratungsleistungen zur Beurteilung der Tätigkeiten hinsichtlich des Arbeitsschutzes, zur Ermittlung von Gefährdungspotenzialen sowie zum präventiven Arbeitsschutz könnten die Kammern hierzu, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit Berufsgenossenschaften oder anderen Kooperationspartnern, auch gezielte Schulungsmaßnahmen für Führungskräfte, Mitarbeiter sowie für die betrieblichen Arbeitsschutzbeauftragten entwickeln. 34 prognos Zusammenfassung (10) Zusammenfassend lassen sich die von den Kammern genannten möglichen Handlungsfelder zur Förderung einer alterns- und altersgerechteren Beschäftigung folgendermaßen darstellen: – Aufklärung und Sensibilisierung der Unternehmen durch Information, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, – Förderung der alterns- und altersgerechten Weiterbildung durch die Anpassung bzw. die Entwicklung von Qualifikationsangeboten, – Weiterbildungs- und Laufbahnberatung für Unternehmen und Arbeitskräfte, – Beratungs- und Vermittlungsangebote für den alterns- und altersgerechten Einsatz und Tätigkeitswechsel, – Integrierte Beratungsangebote zur alterns- und altersgerechten Beschäftigung. Ziel des Workshops ist, die möglichen Handlungsfelder für Kammern zur Förderung einer alterns- und altersgerechten Beschäftigung in Bezug auf die Umsetzung zu diskutieren und zu operationalisieren. Dazu sollen zunächst Erfahrungen zu bisherigen Maßnahmen, deren Schwierigkeiten und Erfolge ausgetauscht werden, um darauf aufbauend möglichst konkrete Konzepte und Strategien zu entwickeln. 35 prognos 36 prognos Teil III Handlungsmöglichkeiten der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern zur Unterstützung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit Ergebnisse des Workshops „Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung – eine Herausforderung für überbetriebliche Organisationen“ am 16./17.11.2000 in Geisenheim/Rhein 37 prognos Vorbemerkung (1) Die folgenden Ausführungen fassen die Ergebnisse des Workshops „Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung – eine Herausforderung für überbetriebliche Organisationen“ zusammen, der am 16./17.11.2000 mit 10 Vertretern von Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern durchgeführt wurde. (2) Das Ziel des Workshops war es, die interessierten Kammern bei der Integration von Maßnahmen zur Förderung einer alternsgerechten Erwerbsarbeit in ihr bisheriges Aufgabenspektrum zu unterstützen. In diesem Sinne sollte zum einen der Austausch von Erfahrungen mit bereits durchgeführten Maßnahmen ermöglicht werden. Zum anderen sollten in themenbezogenen Kleingruppen Handlungsfelder zur Förderung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit identifiziert und Handlungsschritte konkretisiert werden. Die Arbeitsergebnisse der Gruppen sollten direkten Anwendungsbezug haben, so dass sie von den WorkshopTeilnehmern im Rahmen ihrer Kammerarbeit unmittelbar umgesetzt werden können. Die Ergebniszusammenfassung versteht sich daher als eine allgemeine Orientierungshilfe für IHK und HWK, die sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Unternehmen und Betriebe in ihrer Region beschäftigen und ihr Informations- und Beratungsangebot entsprechend ergänzen wollen. (3) Das Workshop-Programm enthielt neben einem Eingangsreferat und zwei Erfahrungsberichten drei Arbeitsabschnitte, in denen die folgenden Themen gemeinsam mit den Teilnehmern bearbeitet wurden: 1. Identifizierung von Handlungsfeldern zur Unterstützung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit, 2. Diskussion und Konkretisierung von Handlungsfeldern im Rahmen der bestehenden Kammeraufgaben, 3. Strategische Operationalisierung ausgewählter Handlungsfelder für die Kammerarbeit. Der folgende Text ist nach diesen drei Arbeitsabschnitten gegliedert. Im Anhang befinden sich außer dem Programm des Workshops und der Teilnehmerliste die Präsentationsfolien des Eingangsreferats und der beiden Erfahrungsberichte. 38 prognos 1. Identifizierung von Handlungsfeldern der Kammern zur Unterstützung einer alterns- und altersgerechten Erwerbsarbeit (1) Das Ziel des ersten Arbeitsschrittes war es, Handlungsfelder zu identifizieren, in de- nen die Kammern tätig werden können, um die Entwicklung einer alterns- und altersgerechten Erwerbsarbeit in den Betrieben ihrer Bezirke zu fördern. Zu diesem Zweck wurden zunächst in einer Ideenrunde Maßnahmenvorschläge zusammengetragen. Die von den WorkshopTeilnehmern bearbeitete Fragestellung für diesen Arbeitsschritt lautete: ê Welche Möglichkeiten zur Integration des Themas in die Kammerarbeit bestehen? Im Anschluss an die Ideenrunde wurden die Vorschläge diskutiert und einzelnen Handlungsfeldern zugeordnet. Ausgangspunkt für die Zuordnung waren die fünf Handlungsfelder, die sich in den im Vorfeld des Workshops geführten Fachgesprächen ergeben hatten. Diese wurden durch die Diskussion im Workshop überprüft und ergänzt, so dass sich schließlich insgesamt die folgenden 7 relevanten Handlungsfelder ergeben: 1. Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Marketing 2. Anpassung bzw. Entwicklung von Qualifikationsangeboten 3. Weiterbildungs- und Laufbahnberatung für Unternehmen und Arbeitnehmer 4. Integrierte Beratungsangebote zur alterns- und altersgerechten Beschäftigung 5. Beratungs- und Vermittlungsangebote für den alters- und alternsgerechten Arbeitseinsatz und Tätigkeitswechsel 6. Kammerinterne Politik 7. Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik Übersicht 3.1 stellt die verschiedenen Handlungsfelder mit den dazugehörigen Maßnahmen dar. 39 40 – Aufklärung über regionale Aspekte betreiben 1. Informations- und – Bedarfsanalyse für Öffentlichkeitsarbeit, die Weiterbildung Marketing erstellen Maßnahme gesetzt werden. Um die bestehenden Handlungsnotwendigkeiten und –optionen möglichst konkret und anschaulich aufzeigen zu können, sollte der Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit der Kammern auf den regionalen Aspekten liegen. Für die Informationsarbeit bezüglich der volkswirtschaftlichen Probleme, die der demografische Wandel mit sich bringt, sind die Dachverbände DIHT und ZDH einzubinden. Die Aufklärung über die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Arbeitswelt kann durch die Pressearbeit der Kammern, in Vorträgen und auf speziellen Veranstaltungen zum Thema wie z.B. auf Workshops für Unternehmensvertreter um- gewonnen Informationen sind die Grundlage für ein systematisches Bildungsmarketing, dass vor allem die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Betriebe berücksichtigen sollte, da hier der Bedarf an Beratung und Information am größten ist. und Qualifikationsbedarf sowie nach dem gegenwärtigen Weiterbildungsverhalten der Belegschaften mit aufgenommen werden. Die Durchführung solcher Betriebsbefragungen ist auch in einer Zusammenarbeit von IHK und HWK denkbar. Die dadurch Um ein adäquates Informations- und Beratungsangebot für die Betriebe entwickeln zu können, besteht zunächst die Notwendigkeit, die Auswirkungen der demografischen Veränderungen in den Betrieben der jeweiligen Kammerbezirke genau zu erfassen. Die IHK können hierfür beispielsweise die turnusmäßig durchgeführte Konjunkturbefragung nutzen, indem Fragen nach dem gegenwärtigen und zukünftigen Personal- Kommentar / Erläuterung Mögliche Handlungsfelder und Maßnahmen der Kammern zur Unterstützung einer alternsgerechten Erwerbsarbeit Handlungsfeld Übersicht 3.1: prognos 41 2. Anpassung bzw. Entwicklung von Qualifikationsangeboten Handlungsfeld – Altersgerechte Weiterbildung in das Programm der Bildungszentren aufnehmen Eine Aufgabenteilung empfiehlt sich nicht zuletzt angesichts der begrenzten Mittel, die – Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Einrichtungen suchen Hierdurch kann der konkrete Anwendungsbezug sowie die individuelle Anpassung der Seminarinhalte und –methoden an den Qualifizierungsbedarf der Belegschaften optimiert und somit auch besser auf die Bedürfnisse älterer Arbeitskräfte eingegangen werden. fen auf eine rege Nachfrage. Solche Angebote sollten im Bildungsprogramm der Kammern enthalten sein. Weitere altersspezifische Angebote können individuell nach dem Bedarf der Unternehmen konzipiert werden. Die Bildungszentren der Kammern sollten dabei verstärkt die Qualifizierung in Form von In-House-Seminaren anbieten. und im Verlauf des Workshops kritisch diskutiert – so ist man sich der Gefahr einer Stigmatisierung durch altersspezifische Lernangebote durchaus bewusst -, im Bereich der neuen Informations- und Kommunikationstechniken wurden aber überwiegend positive Erfahrungen gemacht: Die Angebote von EDV-Kursen für über 50-jährige tra- Die Kammern sehen sich in der Pflicht, im Zuge der Sensibilisierung der Unternehmen und Arbeitnehmer für die Probleme des Alterns in der Erwerbsarbeit auch Lösungsangebote zu unterbreiten. Hier spielt die Aus- und Weiterbildung, insbesondere die altersgerechte Qualifizierung sowie die Aufstiegsfortbildung, eine herausragende Rolle. Zwar wurde die Entwicklung altersbezogener Kursangebote in den Fachgesprächen des Marketings, sollte ausgebaut werden. gen, den Arbeitsämtern, Berufsgenossenschaften oder Gewerkschaften koordiniert werden. Auch die kammerübergreifende Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich den Kammern für die Bearbeitung dieses Themas i.d.R. zur Verfügung stehen. Die Bildung von Netzwerken wird daher als besonders wichtig erachtet. So kann die Öffentlichkeitsarbeit mit anderen Institutionen in der jeweiligen Region wie z.B. den Innun- Kommentar / Erläuterung Maßnahme prognos 42 Handlungsfeld – Qualitätskonzepte für Bildungsmaßnahmen entwickeln Neben der allgemeinen Weiterbildung wird die Weiterentwicklung der Aufstiegsfortbildung als wichtig angesehen. Da die bisherigen Angebote zumeist in der ersten – Aufstiegsfortbildung ausweiten werden können. dellen, wie sie bereits in der Nachqualifizierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen angewandt werden, besteht die Möglichkeit, berufsbegleitende Fortbildungen anzubieten und an das Qualifikationsniveau und die Lerngewohnheiten älterer Arbeitnehmer und auch älterer Arbeitsloser anzupassen. Bei der Entwicklung zertifizierter Maßnahmen ist die Zusammenarbeit mit dem DIHT bzw. dem ZDH notwendig. Um das Bildungsangebot der Kammern und auch der anderen Bildungsträger in den Regionen für die Unternehmen und Arbeitnehmer übersichtlicher zu gestalten, empfiehlt sich die Entwicklung eines einheitlichen Qualitätskonzeptes. Im Zusammenhang mit der altersgerechten Qualifizierung sollte der Aspekt der Zielgruppenausrichtung besondere Berücksichtigung finden, z.B. indem Maßnahmen für ältere Arbeitnehmer oder Arbeitslose entsprechend gekennzeichnet werden. Durch die Initiierung von regionalen Weiterbildungsverbünden unter Einbezug der in der Region ansässigen Bildungsträger kann beispielsweise eine Plattform geschaffen werden, auf der einheitliche Qualitätsmerkmale entwickelt, Angebote koordiniert und übersichtlich vermarktet Hälfte des Erwerbslebens ausgeschöpft werden, haben ältere Erwerbstätige kaum Möglichkeiten, sich in dieser Hinsicht kontinuierlich weiterzuentwickeln. Durch die Entwicklung stärker modularisierter Lehrgänge, z.B. in Form von Teilqualifizierungsmo- Kommentar / Erläuterung Maßnahme prognos 43 geschlossenen Unternehmen umsetzen. schäftsfelder, die im Handwerk beispielsweise verstärkt im Dienstleistungsbereich liegen können, eine wesentliche Rolle. Ältere Arbeitnehmer bekommen dadurch die Möglichkeit, ihr Erfahrungswissen weiterhin produktiv einzusetzen. Diese besonders intensive Form der Innovationsberatung können die Kammern in Modellprojekten mit auf- licht, Betrieben in Strukturanpassungsprozessen die notwendige Unterstützung zu geben. Neben den bereits genannten Aspekten (Bedarfsanalyse, Aufstellung von Qualifizierungsplänen, deren Umsetzung, die Planung des Personaleinsatzes) spielt dabei auch die Diversifizierung der Geschäftsaktivitäten durch die Entwicklung neuer Ge- In integrierten Beratungsansätzen für Unternehmen können viele der bisher genannten Einzelaspekte miteinander verbunden werden. Der Schlüssel liegt in einer kombinierten Beratung in Fragen der Personal- und Organisationsentwicklung, die es ermög- – Modellprojekte entwickeln 4. Integrierte Beratungsangebote zur alterns- und altersgerechten Beschäftigung Kommentar / Erläuterung Das Angebot von Maßnahmen, die den Betrieben eine kontinuierliche Personalentwicklung und den Belegschaftsmitgliedern die lebenslange Weiterentwicklung ihrer Qualifikationen ermöglichen, muss mit der Ausweitung entsprechender Beratungsangebote durch die Kammern einhergehen. Die Beratung kann von der betrieblichen Bedarfsanalyse über die Erstellung von Qualifizierungsplänen bis hin zur individuellen Laufbahnberatung einzelner Arbeitnehmer im Betrieb reichen. Die Auslagerung der Personalentwicklung und deren überbetriebliche Organisation kann ebenfalls durch die Kammern initiiert werden. Ein Modell, dass vor allem für Kleinbetriebe, in denen eine kontinuierliche Personalentwicklung nur sehr schwer umsetzbar ist, interessant ist, ist die Gründung von überbetrieblichen Aus- und Weiterbildungsringen, die es ermöglichen, Mitarbeiter durch Hospitationen in den beteiligten Betrieben praxisnah zu schulen. Maßnahme 3. Weiterbildungs- und – Beratungsangebote Laufbahnberatung für Betriebe und Arbeitnehmer entwikfür Unternehmen und Arbeitnehmer keln Handlungsfeld prognos 44 5. Beratungs- und Vermittlungsangebote für den altersund alternsgerechten Arbeitseinsatz und Tätigkeitswechsel Handlungsfeld – Existenzgründung 50+ wickeln – Modellprojekte ent- Des weiteren bekommt der Aspekt des Wissensmanagements und der Flexibilisierung von Organisationsstrukturen beim sogenannten Change-Management eine besondere Bedeutung. Hierfür ist die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen wie z.B. Selbstorganisation, Zeitmanagement und Kommunikation von besonderer Bedeutung. Die Kompetenzen der Mitarbeiter müssen nicht nur auf den unmittelbaren Arbeitsbereich bezogen, sondern bereichsübergreifend entwickelt werden – ein Bedarf, der vor – Individuelle Weiterbildungsberatung für KMU anbieten trächtiges Feld für eine selbständige Tätigkeit dar, in dem die sozialen Kompetenzen älterer Arbeitnehmer gefragt sind. kann die Zielgruppe der älteren Arbeitnehmer und Arbeitslosen stärker einbeziehen. Geschäftsfelder für berufserfahrene Fachkräfte liegen beispielsweise im Bereich Beratung und Training, insbesondere in der Existenzgründungsphase von Jungunternehmern. Die nachfragestarken sozialen Dienstleistungen stellen ebenfalls ein zukunfts- nehmen mit älteren veränderungswilligen Arbeitnehmern, arbeitslosen Fachkräften sowie mit Frühverrenteten, die noch eine Tätigkeit ausüben wollen, zusammenbringen. Dieser Weg zur Deckung des Fachkräftebedarfs der Unternehmen ist bisher kaum beschritten worden. Modellprojekte, die diese Ideen aufnehmen, können von den Kammern angestoßen werden. Das von den Kammern bereits bearbeitete Gebiet der Existenzgründungsberatung durch die Stellenvermittlung auf dem Arbeitsmarkt fördern. Neben der Arbeitnehmerberatung bei einem gewünschten zwischenbetrieblichen Tätigkeitswechsel können in Kooperation mit den Arbeitsämtern oder privaten Unternehmen auch regionale Stellenbörsen oder Personal-Leasing-Agenturen eingerichtet werden, die die Unter- Den altersgerechten Arbeitseinsatz der Erwerbstätigen können die Kammern auch allem für KMU gesehen wird. Die Kammern können durch ihren guten Zugang zu den Betrieben solch einen individuellen Beratungsansatz anregen. Kommentar / Erläuterung Maßnahme prognos 45 7. Arbeitsmarkt- und Tarifpolitik 6. Kammerinterne Politik Handlungsfeld – Teilzeitarbeit bewerben – Einsatz für die Individualisierung von Arbeitsverträgen – Kompetenzaufbau in der Kammer vorantreiben – Förderung des ehrenamtlichen Einsatzes von Älteren – Thema in die Kammergremien hinein tragen Maßnahme Zugang zur Tarifebene, sie können aber zum einen ihren Einfluss auf die Tarifparteien auf der regionalen Ebene entsprechend nutzen. Zum anderen können sie die Nutzung der bereits bestehenden Spielräume wie z.B. des Teilzeit- und Altersteilzeitgesetzes bewerben. Die hiermit gegebenen Möglichkeiten, den Wissenstransfer von Alt zu Jung zeitlich koordiniert stattfinden zu lassen und dabei altersgerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen, werden von den Unternehmen vielfach nicht wahrgenommen. schäftigung älterer Arbeitnehmer. Starre Lohnstrukturen werden dabei als Hemmnis vor allem für deren Neueinstellung gesehen. Die Individualisierung von Arbeitsverträgen eröffnet hier neue Möglichkeiten. Zwar haben die Kammern keinen direkten Die tariflichen Rahmenbedingungen haben eine maßgeblichen Einfluss auf die Be- alternsgerechten Erwerbsarbeit einzubeziehen. teren aktiven Arbeitnehmern wahrgenommen wird, zu fördern und das dort vorhandene Erfahrungswissen in die Diskussion um geeignete Maßnahmen zur Förderung einer der Kammer voranzutreiben. Letztlich sollte die Kammer als Arbeitgeber in der Qualifizierung der eigenen Beschäftigten beispielgebend sein. Hier wird auch die Möglichkeit gesehen, das Ehrenamt, das zu einem Großteil von äl- das Thema dauerhaft in die Kammerarbeit zu integrieren. Ziel der internen Kommunikation ist es nicht zuletzt, den Kompetenzaufbau innerhalb und die Entscheidungsträger auf allen Ebenen zur Unterstützung geeigneter Maßnahmen zu bewegen. Nur durch die koordinierte interne „Vermarktung“ ist es möglich, Um das Vorgehen der Kammerbereiche Arbeitsmarktpolitik, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Beratung zu koordinieren und damit eine Strategieentwicklung in der Kammer zu ermöglichen, ist es notwendig, das Thema der alternsgerechten Erwerbsarbeit in die Kammergremien hinein zu tragen, dort zu diskutieren Kommentar / Erläuterung prognos prognos 2. Möglichkeiten der Integration der Handlungsfelder in die bestehenden Kammeraufgaben (1) Ging es im ersten Arbeitsschritt um die Diskussion möglicher Maßnahmen und deren Zuordnung zu den für die Förderung einer alters- und alternsgerechten Beschäftigung relevanten Handlungsfeldern, so besteht das Ziel des zweiten Arbeitsschrittes in der weiteren Konkretisierung der Handlungsfelder und deren Integration in die verschiedenen Aufgabenbereiche der Kammern. Die bearbeiteten Fragestellungen lauteten: ê Welche Möglichkeiten der Konkretisierung der Handlungsfelder bestehen? ê Was läßt sich im bestehenden Rahmen bereits realisieren? ê Wer in der Kammer muss noch mitspielen? (2) Bei der Bearbeitung der Fragestellungen wurde aufgrund der Zugehörigkeit der Workshop-Teilnehmer zu den entsprechenden Kammerabteilungen die Perspektive der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der beruflichen Aus- und Weiterbildung eingenommen. Die Ergebnisse der beiden Arbeitsgruppen werden im folgenden dargestellt. 2.1 (1) Aufgabenbereich Aus- und Weiterbildung Die konkreten Handlungsmöglichkeiten im Bereich Aus- und Weiterbildung lassen sich nach dem Schema 1. vorbereitende und begleitende Maßnahmen 2. Entwicklung spezieller Lernformen und -inhalte 3. Entwicklung spezieller Beratungsangebote für Unternehmen gruppieren. Durch diese Gliederung werden die Aspekte der Bedarfsermittlung von altersspezifischen Bildungsangeboten, ihre didaktische und inhaltliche Entwicklung sowie die Angebotsverbreitung berücksichtigt. In der linken Spalte der folgenden Übersicht sind die Vorschläge zur Konkretisierung des Handlungsfeldes nach diesem Schema aufgeführt. In der rechten Spalte werden die kurzfristig zu realisierenden Ansätze aufgegriffen und Instrumente für ihre Umsetzung genannt. 46 prognos Übersicht 3.2: Konkretisierung der Handlungsmöglichkeiten im Aufgabenbereich Aus- und Weiterbildung Handlungsmöglichkeiten im Aufgabenbereich Aus- und Weiterbildung Kurzfristig zu realisierende Ansätze 1. Vorbereitende und begleitende Maßnahmen: – Sensibilisierung der Unternehmen für eine kontinuierliche Personalentwicklung ê Halten entsprechender Vorträge auf der Personalleiterkonferenz – Befragung in Betrieben ê Einflechten von Zusatzfragen zur Altersstruktur, Beteiligung an Weiterbildung etc. in der Konjunkturumfrage der IHK – Stärkung der Motivation der Mitarbeiter zur Weiterbildung ê Breite Streuung von Informationen durch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 2. Entwicklung spezieller Lernformen und -inhalte: – Lernangebote an den Bedarf von älteren Arbeitnehmern anpassen ê (Wieder-) Aufnahme von EDV-Kursen für Ältere in das Bildungsprogramm, Berücksichtigung des Alters bei der Zusammenstellung von Lerngruppen, Bildung altersgemischter Gruppen – Ausbildung älterer Arbeitnehmer zum Trainer und Ausbilder ê Aktive Ansprache geeigneter älterer Arbeitnehmer für den Ausbilderlehrgang – Ausbildung älterer Arbeitnehmer im Umwelt-, Qualitäts- und Sicherheitsmanagement ê Aktive Ansprache älterer Arbeitnehmer für die entsprechenden Lehrgänge – Ausbau der Aufstiegsfortbildung für Ältere ê Ansprache des Themas auf dem Berufsbildungsausschuss des DIHT bzw. ZDH – Entwicklung von Tele-LearningAngeboten für Ältere 3. Entwicklung spezieller Beratungsangebote für Unternehmen: – Ausbau individualisierter Angebote ê Intensivierung der Betriebsberatung – Permanente Weiterbildung ê Individualisierung der Qualifizierungsangebote für die Betriebe 47 prognos (3) Die vorbereitenden Maßnahmen zur Anpassung des Aus- und Weiterbildungsange- botes an die Bedürfnisse alternder Belegschaften werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt zunächst in der Sensibilisierung von Unternehmen und Arbeitnehmern für die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Qualifizierung gesehen. Dies kann im Rahmen der bestehenden Kammerstrukturen dadurch geleistet werden, dass das Thema verstärkt auf den Personalleiterkonferenzen und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aufgegriffen wird. Ein Instrument zur Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs an altersgerechten Weiterbildungsangeboten besteht für die IHK bereits mit der regelmäßig durchgeführten Konjunkturumfage. Hier können Fragen nach der Altersstruktur der Belegschaften und dem betrieblichen Qualifizierungsbedarf aufgenommen werden. (4) Ein Bedarf an speziellen Lerninhalten für ältere Arbeitnehmer wird allgemein im EDV-Bereich gesehen. Dem kann kurzfristig durch das Angebot von EDV-Kursen für Ältere entsprochen werden. Weiterhin wird es als sinnvoll erachtet, Arbeitnehmer, für die eine Mischtätigkeit oder gar ein Tätigkeitswechsel angezeigt ist, verstärkt mit Ausbildungsaufgaben sowie mit dem Management von Umwelt-, Qualitäts- und Sicherheitsfragen zu betrauen. Die Kammern können sich darum bemühen, erfahrene Arbeitnehmer für die entsprechenden Zertifikatslehrgänge zu gewinnen. Der Ausbau der Aufstiegsfortbildung für Ältere ist hingegen ein Thema, das auf der Bundesebene (DIHT bzw. ZDH) umgesetzt werden muß. Bestrebungen in diese Richtung können von den einzelnen Kammern über die bereits bestehenden Gremien, so z.B. über den Berufsbildungsausschuss, angestoßen werden. Bei der Entwicklung spezieller Lernformen für ältere Arbeitnehmer gibt es zwar wichtige Handlungsansätze, allerdings fehlen zur Zeit aus der Sicht der einzelnen Kammern die Instrumente zu ihrer Umsetzung. Vor allem bei der Nutzung der neuen Medien als Lerninstrument ist aufgrund der vergleichsweise hohen Entwicklungskosten ein kammerübergreifendes Vorgehen notwendig. (5) Spezielle Beratungsangebote, die vor allem auf die kammerzugehörigen kleinen und mittleren Unternehmen zugeschnitten sein sollten, zeichnen sich durch eine möglichst individuelle Betreuung aus. Ausgangspunkt hierfür kann die von den Kammern angebotene Innovationsberatung und die betriebswirtschaftliche Erstberatung sein. Im Gegensatz zur allgemeinen Information über das kammereigene Bildungsangebot bietet die Betriebsberatung die Möglichkeit, den Betrieben Qualifizierungsangebote im Sinne einer permanenten Weiterbildung der Belegschaften nahe zu bringen und dabei auf den jeweiligen Qualifizierungsbedarf einzugehen. (6) Die angesprochenen Maßnahmen müssen kammerintern abgestimmt und koordiniert werden. Als wichtige Ansprechpartner werden in erster Linie die Bildungszentren gesehen, in deren Kompetenzbereich die inhaltliche Ausgestaltung alternsgerechter Bildungsangebote liegt. Des weiteren entscheidet die Hauptgeschäftsführung über die Freigabe von Ressourcen zum Ausbau der Beratungs- und Qualifizierungsangebote. Und schließlich ist neben der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit auch das Ehrenamt als Multiplikator von großer Bedeutung. 48 prognos 2.2 (1) Aufgabenbereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Interessenvertretung Im Bereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Interessenvertretung stehen mit 1. der Gremienarbeit 2. der Medienarbeit und 3. der Durchführung von Veranstaltungen drei Kanäle zur Verfügung, über die eine systematische Sensibilisierung für das Thema „Alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung“ möglich wird. In der gewählten Reihenfolge kommt eine Priorisierung der Handlungsansätze zum Ausdruck. So ist die inhaltliche Abstimmung der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit über die kammerinternen Gremien die Voraussetzung für die weitere Medienarbeit, über die wiederum eine Nachfrage nach Veranstaltungen zum Thema erzeugt werden kann. In der linken Spalte der folgenden Übersicht werden die den Kanälen zugeordneten Maßnahmen aufgeführt. In der rechten Spalte werden die bereits kurzfristig realisierbaren Maßnahmen aufgegriffen und die zu vermittelnden Inhalte genannt. 49 prognos Übersicht 3.3: Konkretisierung der Handlungsmöglichkeiten im Aufgabenbereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Interessenvertretung Handlungsmöglichkeiten im Aufgabenbereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit / Interessenvertretung Kurzfristig zu realisierende Ansätze Gremienarbeit: – Die regionalen und überregionalen kammerinternen Gremien nutzen, um für das Thema zu sensibilisieren – Sonstige regionale und überregionale Gremien zur Interessenvertretung nutzen ê Auf der Vollversammlung des Kammerbezirks oder dem Berufsbildungsausschuss auf Bundesebene über die demografische Entwicklung und ihre betrieblichen Auswirkungen aufklären, durch die Vermittlung der Stärken älterer Arbeitnehmer zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Älteren beitragen Medienarbeit: – Kammereigene Medien nutzen (Kammerzeitschrift, Rundschreiben, Broschüren, Internet) – Presse, Funk, Fernsehen (regional / überregional) ê Artikel mit Informationen über den Qualifizierungsbedarf älterer Arbeitnehmer und die Qualifizierungsmöglichkeiten veröffentlichen, Fördermöglichkeiten von Maßnahmen nennen Veranstaltungen: – Informationsveranstaltungen – Workshops – Symposien (2) Über die kammerinterne Gremienarbeit auf der Bezirks- und Bundesebene sind in erster Linie Informationen über den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf die Betriebe zu vermitteln sowie das vorherrschende Defizitmodell von älteren Arbeitnehmern gerade auch im Hinblick auf den Gegenwärtig zunehmend beklagten Fachkräftemangel zu revidieren. Weitere regionale und überregionale Gremien sind zu einem späteren Zeitpunkt in die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit mit einzubeziehen. 50 prognos (3) Die Medienarbeit bezieht sich zunächst auf die Nutzung der kammereigenen Medien, die sich an die Betriebe im Kammerbezirk richten. Hier kann gezielt über Weiterbildungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer informiert werden. Da der Aspekt der Finanzierung von Bildungsmaßnahmen ausschlaggebend für ihre Inanspruchnahme ist, sollten auch Informationen über die Kosten und ggf. über externe Fördermöglichkeiten gegeben werden. Artikel in regionalen und überregionalen Zeitungen sowie Beträge im Funk und im Fernsehen bedürfen wiederum der längeren Vorbereitung. Sie sollten mittelfristig die Publikationen in den kammereigenen Medien ergänzen. (4) Die Durchführung von Veranstaltungen ist wesentlich von den zur Verfügung stehen- den Ressourcen abhängig. Kurzfristig werden hier nur geringe Spielräume gesehen. (5) Auch die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit bedarf der kammerinternen Abstimmung. Hier werden wiederum die Hauptgeschäftsführung sowie die Fachabteilungen Berufliche Bildung und Volkswirtschaft als wichtigste Ansprechpartner gesehen. Des weiteren ist das Präsidium, zu dessen Aufgabe nicht zuletzt die Außendarstellung der Kammern gehört, in die Öffentlichkeitsarbeit einzubeziehen. 51 prognos 3. (1) Ansätze zur Operationalisierung von Handlungsfeldern Das Ziel des dritten Arbeitsschrittes ist es, eine Gesamtstrategie zu entwickeln, mit der das Thema „Alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung“ auf breiter Ebene in der Kammerarbeit verankert werden kann. Hierfür soll die Ebene der einzelnen Kammerabteilungen und ihrer Aufgabenbereiche verlassen und die Thematik bereichsübergreifend als Querschnittsaufgabe diskutiert werden. Als Querschnittsthemen von strategischer Wichtigkeit wurden von den Workshop-Teilnehmern die Entwicklung eines systematischen Bildungsmarketings sowie die Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsangebote identifiziert und in zwei Arbeitsgruppen anhand der folgenden Fragestellungen bearbeitet: (2) 3.1 (1) ê Wie lässt sich die Thematik am besten in der Arbeit der Kammern verankern? ê Welche in- und externe Unterstützung lässt sich dafür vor Ort finden? ê Welche konkreten Schritte gilt es einzuleiten? Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden im folgenden dargestellt. Entwicklung eines systematischen Bildungsmarketings Das Verständnis des Marketing-Prozesses, auf das sich die Arbeitsgruppe „Bil- dungsmarketing“ geeinigt hat, wurde anhand der in Übersicht 3.4 dargestellten drei Punkte konkretisiert: 52 prognos Übersicht 3.4: Ansätze für ein systematisches Bildungsmarketing 1. Zieldefinition: Das Oberziel der Kammern besteht in der Sicherung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsunternehmen. Die Zielgruppe für das Bildungsmarketing der Kammern wird daher in erster Linie in den jeweiligen Geschäftsleitungen gesehen. Im Zusammenhang mit dem diskutierten Thema lässt sich daraus ableiten, dass durch ein systematisches Bildungsmarketing – die Sensiblilität der Unternehmensführung für das Problem der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer gesteigert werden muss, – brachliegendes Humankapital in den Betrieben aktiviert werden muss, – die Fortbildung von Arbeitskräften für die zukünftigen Anforderungen gefördert werden muss. 2. Definition der Produktinhalte: Das für die Zielerreichung benötigte Instrumentarium besteht in Beratungs- und Bildungsangeboten der Kammern, die inhaltlich darauf ausgerichtet sein müssen, – KMU bei der Personalentwicklung Hilfestellungen zu leisten, – die Erfahrung älterer Arbeitnehmer bei der Erschliessung neuer Geschäftsfelder zu nutzen, – den Fachkräftemangel durch Qualifizierungsangebote für ältere Mitarbeiter zu entschärfen. 3. Definition der Strukturen: Um entsprechende Produkte zu entwickeln und auch zu vermarkten, müssen sowohl interne als auch externe Akteure einbezogen werden. In den Kammern müssen die inhaltliche Entwicklung von Bildungs- und Beratungsangeboten, der Bedarf an Ressourcen (finanzielle und Sachmittel, Räume, Personen etc.) sowie die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit abgestimmt werden. Dies gestaltet sich als eine Querschnittsaufgabe der Kammerbereiche – Betriebsberatung, – Berufliche Bildung, – Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der – ehrenamtlichen Gremien. 53 prognos Externe Partner werden in – den Fachverbänden in der Region, – dem Arbeitsamt und – aufgeschlossenen Betrieben gesehen. Die Fachverbände können das Ziel der Diffusion alternsgerechter Erwerbsbedingungen durch eigene Informations- und Beratungsangebote für die Mitgliedsunternehmen sowie in gemeinsamen Veranstaltungen mit den Kammern unterstützen und die Arbeitsämter die Vermittlung berufserfahrener arbeitsloser Fachkräfte durch ABM-Maßnahmen und andere Fördermöglichkeiten erleichtern. Aufgeschlossene Betriebe, mit denen Modellprojekte entwickelt und durchgeführt werden können, veranschaulichen die bestehenden Handlungsmöglichkeiten und können als Multiplikator auftreten und auf diese Weise die Motivation anderer Betriebe zur Nachahmung erhöhen. 3.2 Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsangebote (1) Mit dem Angebot altersgerechter Qualifizierungsmaßnahmen wollen sich die Kammern mit ihren Bildungsveranstaltungen stärker auf die älteren Erwerbstätigen einstellen. Dies soll zu einer allgemeinen und dauerhaften Erhöhung der Weiterbildungsbereitschaft sowohl bei den Unternehmen als auch bei den älteren Erwerbstätigen beitragen. (2) Die von der Arbeitsgruppe „altersgerechte Qualifizierungsangebote“ identifizierten Ziel- gruppen lassen sich in drei Kategorien bündeln: – Unternehmen: Geschäftsführung, Führungskräfte – Erwerbstätige: Berufsgruppen, die von dem Phänomen der begrenzten Tätigkeitsdauer besonders betroffen sind, berufserfahrene Arbeitnehmer ab dem 50. Lebensjahr – Nicht-Erwerbstätige: Ältere Arbeitslose und Berufsrückkehrerinnen. Wie die nachfolgende Übersicht verdeutlicht, stehen bei der Entwicklung altersgerechter Angebote je nach Zielgruppe zum Teil unterschiedliche Zielsetzungen im Vordergrund. 54 prognos Übersicht 3.5: Zielsetzungen für die Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsangebote Unternehmen Erwerbstätige Nicht-Erwerbstätige Zielgruppen ✕ ✕ ✕ Vermittlung notwendiger Qualifizierungen, die der Marktentwicklung entsprechen ✕ ✕ – Qualifikationen aktualisieren ✕ ✕ – Auf neue Einsatzfelder vorbereiten ✕ ✕ – Integration durch Qualifizierung Ziele – Sensibilisierung / Verankerung des lebenslangen Lernens in den Köpfen – Wettbewerbsfähigkeit erhalten ✕ – Arbeitskräftepotenzial erhalten und steigern ✕ – Fachkräftemangel vermeiden ✕ – Neue Perspektiven für ältere Mitarbeiter aufzeigen ✕ – Organisationsentwicklung in Verbindung mit lebenslangem Lernen ermöglichen ✕ – ✕ An diesem Zielkatalog orientiert sich die Diskussion um altersspezifische Qualifizierungsmaßnahmen. Die erarbeiteten Umsetzungsschritte für die Bildungsarbeit der Kammern, die in der nachfolgenden Übersicht dargestellt werden, nehmen die verschiedenen Zielsetzungen auf. 55 prognos Übersicht 3.6: 1. Ansätze zur Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsmaßnahmen Maßnahmen: Altersgerechte Qualifizierungsmaßnahmen müssen bedarfsgerecht und daher möglichst individuell ausgerichtet sein und sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen vermitteln. Es sollen daher die folgenden Ansätze bei der Maßnahmenentwicklung verfolgt werden: – Betrieblichen Qualifizierungsbedarf analysieren, die Reorganisation der betrieblichen Arbeitsprozesse unterstützen, Hilfestellung bei der betrieblichen Konzeptentwicklung leisten, das Verständnis von Weiterbildung als Incentive für die Belegschaften stärken – Maßnahmen am Bedarf der Region orientieren, die individuelle Förderung der Arbeitnehmer fachspezifisch ausrichten – Training, Coaching (Kommunikation, Verhaltenstraining, Motivation, Kreativität, Selbstorganisation, Zeitmanagement) – IT-Training 2. Methodik-Didaktik: Um die Akzeptanz für altersgerechte Qualifizierungsmaßnahmen bei den Unternehmen und bei den Arbeitnehmern zu erzeugen bzw. zu erhöhen, müssen angepasste Lernbedingungen für berufserfahrene Arbeitnehmer geschaffen werden. Dabei sind die stigmatisierenden Effekte altersspezifischer Angebote zu vermeiden. Deshalb sollen die folgenden methodischdidaktischen Ansätze berücksichtigt werden: – Bei der Entwicklung von Weiterbildungskonzepten, Ausbildungsplänen und –regularien auf Bildungsteilnehmer aus unterschiedlichen Altersgruppen eingehen – Gruppendynamische Weiterbildung fördern, Austausch von Wissen und Erfahrung unter den Arbeitnehmern ermöglichen, Lerngruppen altersgemischt zusammenstellen, das Alter der Trainer berücksichtigen – Praxisnah qualifizieren durch In-House-Kurse und On-the-Job-Training – Formale Qualifizierung z.B. durch Wochenendseminare oder Abendkurse berufsbegleitend ermöglichen, Lehrgänge auf maximal 300 Unterrichtsstunden ausrichten 56 prognos 3. Umsetzung: Für die erfolgreiche Umsetzung der diskutierten Überlegungen in konkreten Bildungsangeboten sind wiederum Elemente des Bildungsmarketings wesentlich. Im einzelnen sollen die folgenden Schritte verfolgt werden: – Bedarfsanalyse durchführen – Produktentwicklung zusammen mit DIHT bzw. ZDH betreiben – Aufklärung der Unternehmen zu den oben genannten Zielen vorantreiben, Betriebsräte ansprechen – Regionale und überregionale Podien zur Informationsverbreitung schaffen bzw. nutzen 57 prognos 4. Zusammenfassung (1) Die auf dem Workshop geführten Diskussionen verdeutlichen, dass im Rahmen der Arbeit von Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Förderung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit bestehen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen dokumentieren, dass es sich hierbei sowohl um kurzfristig realisierbare Ansätze handelt, als auch um strategische Optionen, die verfolgt werden können. Dabei sprechen die Kammern mit ihren Aktivitäten in erster Linie die im Kammerbezirk ansässigen Unternehmen an, sie können aber auch dem einzelnen Erwerbstätigen bei der Weiterentwicklung seiner Erwerbsbiografie behilflich sein. (2) Die kurzfristigen Ansätze, die diskutiert wurden, lassen sich in die bestehenden Ar- beitsbereiche der Kammern einfügen. Beispielhaft hierfür ist – die breite Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema durch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie auf den bereits bestehenden Foren der Kammern, – die Ermittlung des konkreten Weiterbildungsbedarfs durch die Konjunkturumfrage oder im Rahmen von Betriebsberatungen, – die Ausrichtung bestehender Bildungsangebote auf die Zielgruppe ältere Arbeitnehmer und – die Nutzung der Betriebsberatung für die Förderung der Bildungsbereitschaft der Unternehmen. (3) Um das Thema der alters- und alternsgerechten Qualifizierung und Beschäftigung auf breiter Ebene dauerhaft in der Kammerarbeit zu verankern, wurde der Handlungsbedarf für das Bildungsmarketing sowie für die Entwicklung altersgerechter Qualifizierungsangebote diskutiert. Für beide Bereiche lässt sich eine strategische Neuausrichtung durch das planvolle Zusammenwirken verschiedener Kammerabteilungen sowie durch das Hinzuziehen externer Kooperationspartner ausarbeiten und umsetzen. (4) Zum Ende des Workshops hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, Handlungsansätze zu benennen, die sie angehen möchten. Die Diskussion orientierte sich an der Frage: ê Über welche Fortschritte würden Sie gerne in einem Jahr berichten können? (5) Durch die Äußerungen der Teilnehmer wurde deutlich, dass es ihr vorwiegendes Interesse ist, die im Workshop geführten Diskussionen sowohl innerhalb der jeweiligen Kammer als auch kammerübergreifend weiter zu führen. Entsprechend häufig wurde das Ziel genannt, in einem Jahr das Thema der alternsgerechten Erwerbsarbeit im Rahmen der Gremienarbeit der Kammern und auf Veranstaltungen des DIHT bzw. des ZDH diskutiert zu haben. Des weiteren sollte die Einbindung weiterer überbetrieblicher Akteure, wie z.B. der Innungen, der 58 prognos Berufsgenossenschaften oder der Gewerkschaften, fortgeschritten sein, so dass sich gemeinsame Projekte anbahnen lassen. (6) Um eine größere Breitenwirkung zu erzielen, sollten außerdem in einem Jahr einige Artikel über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Erwerbsarbeit in den kammereigenen Medien erschienen sein. Angeregt wurde in diesem Zusammenhang der Austausch von Informationen zum Zweck der Veröffentlichung und der Veranstaltungsplanung. (7) Weiterhin wird von einzelnen Kammervertretern beabsichtigt, in einem Jahr über mehr Erfahrungen mit der Durchführung altersgerechter Bildungsangebote zu verfügen. Hierfür ist es notwendig, dass das Bildungsangebot der Kammern bis dahin bereits stärker auf die Gruppe der älteren Arbeitnehmer ausgerichtet ist. (8) Schließlich wurde es als wünschenswert angesehen, bald über weitere Erfahrungen mit Modellprojekten insbesondere für kleine und mittlere Betriebe zu verfügen. Die bestehenden überbetrieblichen Ausbildungsringe sollten beispielsweise weiterhin erfolgreich gearbeitet und Nachahmer gefunden haben und auch die Nutzung überbetrieblicher Organisationsformen zur Weiterbildung von Arbeitnehmern sollte vorangeschritten sein. 59 prognos Anhang 1: Workshop-Programm prognos Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung – eine Herausforderung für überbetriebliche Organisationen Workshop mit Vertretern und Vertreterinnen von Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern am 16./17.11.2000 in Geisenheim, Waldhotel Gietz - Workshop-Programm 1. Tag: 16.11.2000 Uhrzeit Thema 13.00 Ankunft der Workshop-Teilnehmer/-innen und Imbiss 13.30 – 14.00 Einführung in den Workshop: 14.00 – 15.30 • Vorstellung der Workshop-Teilnehmer/-innen • Ziele und Ablauf des Workshops Eingangsreferat: Referent/-in Dr. Heimfrid Wolff Henrike Mohr Der Demografische Wandel als Herausforderung für die Arbeit der Kammern Ideenrunde: Moderation: Konkretisierung von Handlungsfeldern zur Unterstützung einer alters- und alternsgerechten Erwerbsarbeit Dr. Heimfrid Wolff 15.30 – 16.00 Kaffeepause 16.00 – 17.30 Moderierte Arbeitsgruppen: Moderation: Diskussion der Handlungsfelder im Rahmen der Kammeraufgaben Stefan Berndes Henrike Mohr Dr. Heimfrid Wolff • Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Interessenvertretung • Aus- und Weiterbildung • Betriebs- und Innovationsberatung 17.30 - 18.00 Präsentation der Arbeitsgruppenergebnisse 18.30 Gemeinsames Abendessen Moderation: Dr. Heimfrid Wolff prognos 2. Tag: 17.11.2000 Uhrzeit 09.00 – 09.45 Thema Referent/-in Erfahrungsberichte: • Firmenausbildungsringe als Möglichkeit für ein externes Personalmanagement Gunda Straube • Alternsgerechte flexible Arbeitsplätze im Handwerk – „Erfolgreiche Kooperationen verlangen Qualifizierung" Dr. Angelika Lippe-Heinrich 09.45 – 10.15 Kaffeepause 10.15 – 11.45 Moderierte Arbeitsgruppen: Moderation: Operationalisierung der Handlungsfelder für die Kammerarbeit (Themenschwerpunkte entsprechend den Ergebnissen des Vortages) Stefan Berndes Henrike Mohr Dr. Heimfrid Wolff Präsentation der Arbeitsgruppenergebnisse Moderation: Abschlussdiskussion Dr. Heimfrid Wolff 11.45 – 13.00 13.00 Imbiss und Abreise prognos Anhang 2: Teilnehmerliste prognos Alters- und alternsgerechte Qualifizierung und Beschäftigung – eine Herausforderung für überbetriebliche Organisationen Workshop mit Vertretern und Vertreterinnen von Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern am 16./17.11.2000 in Geisenheim, Waldhotel Gietz - Liste der Teilnehmer/-innen 1 Stefan Berndes Prognos AG, Basel 2 Andreas Heimer Prognos AG, Basel 3 Dr. Jürgen Helmes Industrie- und Handelskammer Osnabrück 4 Otto-Dietrich Knapp Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken 5 Rudolf Kurz Handwerkskammer für Oberfranken, Bayreuth 6 Arne Lingott Handwerkskammer Berlin 7 Dr. Angelika Lippe-Heinrich Handwerkskammer Hamburg 8 Henrike Mohr Prognos AG, Basel 9 Helge Osterwald Bildungsinstitut der Rheinischen Wirtschaft (BRW), Euskirchen 10 Jürgen Schulze Industrie- und Handelskammer Südwestsachsen, Chemnitz 11 Gunde Straube Industrie- und Handelskammer Dresden 12 Ulfried Weißer Industrie- und Handelskammer für den ElbeWeser-Raum, Stade 13 Dr. Heimfrid Wolff Prognos AG, Basel 1 prognos Anhang 3: Referat „Der Demografische Wandel als Herausforderung für die Arbeit der Kammern“ Referentin: Henrike Mohr, Prognos AG ➨ Die Erwerbstätigen müssen länger arbeiten und den sich wandelnden Anforderungen gerecht werden. ➨ Die Unternehmen müssen mit zunehmend älteren Belegschaften produktiv und innovativ sein. © prognos ➨ Die Erwerbsbevölkerung altert, immer weniger Jüngere kommen nach. Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Erwerbsarbeit 1960 1980 1996 2010 2040 45 - 64 25 - 44 15 - 24 © prognos Quelle: Rössel et al. (1999): Alterspyramide und Arbeitsmarkt. Zum Alterungsprozess der Erwerbstätigen in Deutschland (Veröffentlichung aus dem Verbund “Arbeits- und Innovationspotentiale im Wandel”). Frankfurt a.M., New York 0 5 10 15 20 25 30 Entwicklung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland (in Mio. Personen) ➨ Altersgerechte Arbeitsplätze ➨ Rechtzeitige Tätigkeitswechsel in Berufen mit „begrenzter Tätigkeitsdauer“ ➨ Präventive Arbeitsgestaltung ➨ Kontinuierliche Weiterbildung und Qualifizierung ➨ Langfristige Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit Anforderungen an eine alterns- und altersgerechte Erwerbsarbeit © prognos ➨ Motivationsverlust bei älteren Arbeitskräften ➨ Geringe Vermittlungschancen älterer Arbeitsloser ➨ Frühzeitige Ausgliederung Älterer aus dem Erwerbsleben ➨ Geringe Beteiligung älterer Beschäftigter an der Weiterbildung ➨ Vorherrschendes „Defizitmodell“ und kurzfristiger Planungshorizont bei den Unternehmen Probleme bei der Anpassung der Erwerbsarbeit an die demografischen Veränderungen © prognos © prognos ➨ Wichtig ist die breite Diffusion und Weiterentwicklung von Best-Practice-Beispielen. ➨ Einzelne Beispiele zeigen Möglichkeiten für Initiativen und Aktivitäten auf überbetrieblicher Ebene auf. ➨ Überbetriebliche Akteure können als Meinungsbildner und Dienstleister eine alterns- und altersgerechtere Erwerbsarbeit fördern. Herausforderungen für überbetriebliche Akteure ➨ Integrierte Beratungsangebote zur alterns- und altersgerechten Beschäftigung ➨ Beratung und Vermittlung beim Tätigkeitswechsel ➨ Weiterbildungs- und Laufbahnberatung ➨ Entwicklung von alterns- und altersgerechten Qualifikationsangeboten ➨ Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Unternehmen Handlungsmöglichkeiten für Kammern als Interessensvertreter der Wirtschaft © prognos prognos Anhang 4: Referat „Firmenausbildungsringe als Möglichkeit für ein externes Personalmanagement“ Referentin: Gunda Straube, Industrie- und Handelskammer Dresden Rahmenvereinbarung über das Modellprojekt „Zukunftsorientierte Berufsbildung mit Hilfe eines organisierten Personalentwicklungsmanagements durch Firmenausbildungsringe“ Die drei Sächsischen Industrie- und Handelskammern haben beschlossen, zur Sicherung einer zukunftsgerichteten Bildungspolitik und deren praktischer Umsetzung im Freistaat Sachsen ein abgestimmtes gemeinsames Modellprojekt zur Sicherung von Dienstleistungen von Unternehmern für Unternehmer zur Personalentwicklung durchzuführen. Diese Unterstützung ist für die klein- und mittelständische Wirtschaftsstruktur unerlässlich und soll sowohl für die Schaffung neuer Ausbildungsplätze im Interesse der jungen Generation im Freistaat Sachsen als auch zur Sicherung des für die wirtschaftliche Entwicklung notwendigen Fachkräftepotentials führen. Der Bedarf der Wirtschaft ist hinsichtlich der regionalen und branchenspezifischen Erfordernisse der bestimmende Faktor, wobei den Interessen und Befähigungen der Bewerber, soweit es sich um eine berufliche Ausbildung handelt, aber auch der Sicherung einer Beschäftigungsbefähigung von Mitarbeitern Rechnung getragen werden soll. Grundanliegen des Projektes ist die Unterstützung von klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) bei der Bewältigung einer strategisch ausgerichteten Personal- und Ausbildungspolitik. Gemeinsam mit den Unternehmen soll der quantitative und qualitative Personal- und Ausbildungsbedarf der nächsten 10 bis 15 Jahre konzipiert und nach zukunftsfähigen Wegen in der beruflichen Bildung gesucht werden. Es gilt ein Management zu entwickeln, dass die Betriebe vom Druck ihres Alltagsgeschäftes entlastet und gleichzeitig in Form eines Dienstleistungsangebotes „Alles aus einer Hand“ Informationsservice und Unterstützungsangebote zur Berufsbildung bei der Bewältigung der vielfältigen Probleme unterbreitet. Auf lokaler und regionaler Ebene soll für die klein- und mittelständischen Unternehmen ein gebündeltes Projektmanagement angeboten werden, was zu einem von den Betrieben selbst getragenen und finanzierten betrieblichen Ausbildungsplatzangebot führt sowie einen Transfer in die betriebliche Personalentwicklung zuläßt. Mit diesem Modell soll sichergestellt werden, dass Aus- und Weiterbildung auch weiterhin im Mittelpunkt der Beschäftigungsstrategie stehen und sinnvolle Maßnahmen eingeführt werden, die zu einer Steigerung des vorhandenen betrieblichen Ausbildungsplatzangebotes führen und das duale Ausbildungssystem insgesamt stärken bzw. seine Weiterentwicklung zulassen. Die Umsetzung dieser Zielvorstellungen kann nur effektiv und zielführend als Aufgabe der Selbstverwaltung de Wirtschaft erfolgen. Aus diesem Grunde sind die für die konkrete Bedarfssituation in den Regionen und nach Branchen ausgerichtet arbeitenden Ausbildungsringe als juristische Person (eingetragener Verein) zu organisieren. Diese Vereine nutzen für ihre Tätigkeit die Ergebnisse der Erfahrungen, Innovationen sowie der in der Strukturentwicklungspolitik der europäischen Union verankerten Vorgehensweisen. Die Ergebnisse der Arbeit zur Organisation von Verbundausbildung sowie der Tätigkeit der Ausbildungsplatzentwickler des Förderprogramms des BMBF bilden dafür die wesentliche Grundlage. Quellen:Statistische Jahrbücher (bis 1999), Prognosezahlen z.Freistaat (ab 2000) 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 Alterstrukturentwicklung der Bevölkerung in Sachsen (1990-2015) Demographische Bevölkerungsentwicklung älter als 65 40 bis 65 15 bis 20 20 bis 40 <15 <20 Mitarbeiter in IHK DD BIL/2000-09-30 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% <20 <30 <30 3% 14% <40 27% <50 Alter der Mitarbeiter <40 32% <60 <50 24% Altersstruktur der Belegschaft in KMU im IHK-Bezirk <60 Prozent der Beschäftigten 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% < 20 Jahre 20..29 Jahre 30..39 Jahre 40..49 Jahre 50..65 Jahre Durchschnittl. betriebliche Alterstruktur 1998 (Betrieb aus Südw estsachsen) Gew erbl. AN Angestellte gesamt 0 10 20 30 40 50 60 70 in % 5,2 mehr 21,7 12,3 18,1 23,3 31,1 gleich 36,2 28,5 4,6 6,6 weniger 15,6 8,3 höherwert. Abschluss FK anerkannt Ausb.-beruf. Meister/Techniker Anlernkräfte Entwicklung der Beschäftigtenzahl nach Qualifikationsniveau 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% eigene Lehrlinge ja 19,50% 43,10% 20,10% Berufsfachschüler 37,60% nein 17,30% externer Arbeitsmarkt 28,90% Rekrutierung künftiger Facharbeiter Bau 66,7% 36,6% 58,1% Industrie 71,9% 46,8% 72,7% eigene Lehrlinge Berufsfachschüler externer Arbetsmarkt 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0% 70,0% 16,7% 70,4% 50,0% 27,6% 51,5% Großhandel Einzelhandel 51,9% 16,7% 44,0% Verkehr Rekrutierung künftiger Facharbeiter nach Branchen 76,1% 43,6% 64,8% 63,6% 44,4% 90,9% DienstBanken/Verleistungen sicherungen 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 26,1 36,0 69,6 40,4 60,7 20-49 78,7 60,5 71,4 88,2 66,7 57,4 100,0 88,9 100-199 200-499 500 und mehr 67,5 42,2 50-99 67,1 41,8 75,9 74,0 84,6 Rekrutierungsverhalten nach Anzahl Beschäftigte unter 10 10-19 70,0 62,0 80,0 90,0 in % Rekrutierung künftiger Facharbeiter externer Arbeitsmarkt eigene Erstausbildung Berufsfachschulen Anteil der Betriebe mit Personalbedarf in Prozent 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 nicht ausbildende Unternehmen 18,2 % zukünftige Ausbildungsbetriebe 86,7 % 44,4 % Ausbildungsbetriebe Zusammenhang zwischen Personalbedarf und Ausbildungsverhalten prognos Anhang 5: Referat „Alternsgerechte flexible Arbeitsplätze im Handwerk Erfolgreiche Kooperationen verlangen Qualifizierung“ Referentin: Dr. Angelika Lippe-Heinrich, Zukunftswerkstatt e.V. der Handwerkskammer Hamburg Aufträge und Arbeitsplätze sichern durch Kooperationen im Bau- und Ausbaugewerbe! Alternsgerechte, flexible Arbeit im Handwerk: ALFIH Vortrag Frau Dr. Lippe-Heinrich Workshop Prognos 16./17.11.00 gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01HH9901/0 Projekt im Rahmen des Förderschwerpunkts „Demographischer Wandel“ des bmb+f: Weitere Infos zu Projekten und Bildungsangeboten unter http://www.hwk-hamburg.de •InternetPortal Portalfür fürdas dasHamburger HamburgerHandwerk Handwerk •Internet •Einzelberatungvon vonUnternehmen Unternehmenfür fürIT-Auftritt IT-Auftritt •Einzelberatung •Handwerker-Suchmaschine •Handwerker-Suchmaschine HandwerkskammerOnline Online Handwerkskammer •Personalsuchefür fürHandwerksbetriebe Handwerksbetriebe •Personalsuche •Fokusauf aufhöher höherqualifizierte qualifizierteGesellen Gesellenund undMeister Meister •Fokus Personalvermittlung Personalvermittlung •Qualifizierungerwerbsloser erwerbsloserHandwerker Handwerker •Qualifizierung •Vermittlungder derQualifizierten QualifiziertenininHandwerksbetriebe Handwerksbetriebe •Vermittlung (Qualifizierungund undArbeit) Arbeit) QQ&&AA(Qualifizierung Exemplarische neuere Dienstleistungen der HWK Hamburg 45-64 Jahre -6 -1,5 Quelle: eigene Darstellung nach Inifes/ aus Transferstrategie Projekt "Öffentlichkeits- und Marketingstrategie demographischer Wandel" vom IAO 07/00 0 = Datenbasis 1996/ Veränderung in Millionen -4 -1 0 15-34 Jahre -2 2 0,5 0 15-34 Jahre -0,5 4 1 Minus Mio 6 35-44 Jahre 2000 1,5 Minus Mio 35-44 Jahre 2020 45-64 Jahre Veränderung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland nach Altersgruppen Kooperation fördern zwischen Betrieben Qualifikationsbedarfe ermitteln Neue Weiterbildungsangebote berufsbegleitend und Vollzeit entwickeln und umsetzen Haltung zur Weiterbildung im positiven Sinne verändern Personalpolitik und Personalentwicklung anregen Best-case-Studies als gute Beispiele herausarbeiten neue Beratungsdienstleistungen entwickeln Zukunftsträchtige Arbeitsfelder identifizieren und bekannt machen Betriebliche Rahmenbedingungen berücksichtigen „Alternsgerechte, flexible Arbeit im Handwerk“ flexibel und kooperativ bauen- mehr Aufträge und Arbeitsplätze sichern! ALFIH: Bausteine des laufenden Projekts Dies erfordert eine gezielte und umfassende Weiterbildung auf der Grundlage neuer Erkenntnisse, neuer Arbeitsformen und neuer Formen der zwischen- und betriebsübergreifenden Auftragsbearbeitung. Qualifizierte Fachkenntnisse und die Anforderung an gewerke-übergreifende Planung und Arbeitsausführung erfordern heute in der Regel Zusatzkenntnisse in allen Bereichen. Fach- und Führungskräfte in Bau- und Ausbauberufen über 40 Jahre sind nicht selten von Arbeitslosigkeit bedroht oder arbeitslos. Die Auftragslage am Bau erfordert mehr und mehr eine Hinwendung zu neuen Formen der Angebotsgestaltung und der Arbeitsorganisation. Ausgangslage • Erforschung der empirischen Grundlagen für integrations- und berufsbegleitende Maßnahmen in der Region Hamburg; Transfer und bundesweite Bereitstellung der Ergebnisse, insbes. Verbreitung über Kammern in den neuen Bundesländern • Sicherung bestehender Arbeitsplätze und Schaffung neuer Beschäftigungschancen für ältere Fachkräfte in/ aus dem Bauund Ausbaugewerbe • Exemplarische Umsetzung und Erprobung von Inhalten der Qualifizierung und Beratung für Betriebe und Arbeitnehmer • Unterstützung der Einführung von neuen Formen der Arbeit am Bau • Modellhafte Entwicklung und Erprobung von individuellen Strategien für lebensältere Fachkräfte des Bau- und Ausbauhandwerks für eine alternsgerechte Flexibilisierung von Berufsbiographien in neuen kooperativen Einsatzfeldern Ziele • Berücksichtigung von entsprechenden Vorarbeiten und Zusammenarbeit mit entsprechenden Schnittstellen, sowie anderen Kammern zur Ergänzung und zum Transfer der Ergebnisse • analytische Auswertung und Konzeption von geeigneten Qualifizierungsbausteinen mit praktischer Erprobung und wissenschaftlicher Begleitung • Durchführung betrieblicher Fallstudien in zwölf ausgewählten Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes Vorgehen GFA: Gewerbeförderungsakademie ZEWU: Zentrum für Energie-,Wasser- und Umwelttechnik AHH: Akademie des Handwerks AGFM: internere Arbeitsgemeinschaft Facility Management Projekt ALFIH: alternsgerechte flexible Arbeit im Handwerk, gefördert durch das bmb+f Vernetzung von ALFIH mit der Kammer Hamburg und nach außen Maler Zimmerer Heizung/ Sanitär Betonbauer Beteiligungen an Kooperationen Maurer Bauhauptund Nebengewerbe Interesse/ InnovationsBereitschaft 100 Betriebe aus dem Bauhandwerk <5 5-50 >50 repräsentative Größe im Handwerk Kriterien zur Vorauswahl der Betriebe betriebliche RahmenBedingungen Ziel:Ergänzen Ergänzenbetrieblicher betrieblicherErfahrungen Erfahrungenum umbiographische biographischeElemente; Elemente;Erfassen Erfassenvon vonBildungsvoraussetzungen Bildungsvoraussetzungenfür füreine eine Ziel: Kursteilnahme im gewerblichen Teil der geplanten Fortbildung für Baufachleute sowie Angehörige des Managements Kursteilnahme im gewerblichen Teil der geplanten Fortbildung für Baufachleute sowie Angehörige des Managements TeilD: D:Befragung Befragungvon vonTeilnehmern Teilnehmernan anFortbildungskursen Fortbildungskursen Teil (gewerblicheKräfte/ Kräfte/Führungskräfte) Führungskräfte) (gewerbliche Ziel:Einholen Einholenergänzender ergänzenderInformationen Informationenund undÜberprüfung Überprüfungder derqualitativen qualitativenBefunde Befundeaus ausden denBetriebsfallstudien Betriebsfallstudien Ziel: TeilC: C:Offener OffenerLeitfaden Leitfadenzur zurDurchführung Durchführungder derExpertengespräche Expertengespräche Teil Ziel:Vertiefte VertiefteInformationen Informationenzum zumUnternehmen, Unternehmen,sowie sowieHaltung Haltungzu zuÄlteren, Älteren,zu zuPersonalentwicklung Personalentwicklungund undWeiterbildung Weiterbildung Ziel: TeilB: B:Offener OffenerLeitfaden Leitfadenzur zurBefragung Befragungder derBetriebsleiter/ Betriebsleiter/Führungskräfte Führungskräfte Teil Ziel:Abklärung Abklärungder derbetrieblichen betrieblichenAusgangslage, Ausgangslage,der derTeilnahmebereitschaft Teilnahmebereitschaftund undder dervorhandenen vorhandenenErfahrungen Erfahrungenmit mit Ziel: Kooperationen Kooperationen TeilA: A:Telefon-Interview Telefon-Interview Teil für die Durchführung von empirischen Erhebungen in Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes Übersicht zum Instrumentarium Projekt ALFIH: (Alternsgerechtes, flexibles Arbeiten in Handwerksbetrieben) Quelle: Facility-Management Frankfurter Allgemeine Buch Die isolierten Puzzlestücke der traditionellen Marktbearbeitung rund um die Immobilie Erste Facility Management (Teil-) Systemleistungen eines sich entwickelnden Marktes Rund um die Immobilie 1-3: s. hierzu Staudt, E./ Kriegesmann, B./ Thomzik, M. aus: Facility Management: der Kampf um Marktteile beginnt FAZ Buch, FAM 1999 BewussteErschließung Erschließungneuer neuerMärkte, Märkte,z.B.: z.B.:des desFM-Marktes FM-MarktesininKooperationen Kooperationen 6.6.Bewusste vonHandwerksbetrieben Handwerksbetrieben von Betriebswirtschaftliche,juristische, juristische,methodische, methodische,kommunikative kommunikativeund undmentale mentale 5.5.Betriebswirtschaftliche, Kompetenzen Kompetenzen Wissenum umChancen Chancenund undWert Wertvon vonKooperationen Kooperationen 4.4.Wissen Weitere Barrieren als Erfolgswert der Befragungen ALFIH: Abstimmungder derlaufenden laufendenZusammenarbeit Zusammenarbeit 3.3.Abstimmung Gestaltungeines eineskooperativen kooperativenUnternehmensverbundes Unternehmensverbundes 2.2.Gestaltung Findengeeigneter geeigneterPartner Partner 1.1.Finden Barrieren für Kooperation: s. hierzu Staudt, E./ Kriegesmann, B./ Thomzik, M. aus: Facility Management: der Kampf um Marktteile beginnt FAZ Buch, FAM 1999, S. 173 C)87,5% 87,5%der derBetriebe Betriebehalten haltenKooperationen Kooperationenfür fürerforderlich, erforderlich, C) abernur nur12,5% 12,5%kooperieren kooperierentatsächlich tatsächlich aber B)eine eineStrategie, Strategie,um umbetriebliche betrieblicheÜbergänge Übergängeim imStrukturwandel Strukturwandelzu zugestalten gestalten B) A)die diegemeinsame gemeinsameErfüllung Erfüllungvon vonTeilaufgaben Teilaufgaben A) Kooperation ist: Wiewähle wähleich ichmeine meineKooperationspartner Kooperationspartneraus ausund undwie wiesichere sichereich ichmich michgegen gegenVerluste? Verluste? Wie Leitfrage3:3: Leitfrage Verlustevermeiden vermeidendurch durchschlecht schlechtdurchdachte durchdachteKooperationen Kooperationen Verluste Lernziel3: 3: Lernziel Welchessind sinddie dieVoraussetzungen Voraussetzungenfür fürdas dasGelingen Gelingeneiner einerKooperation? Kooperation? Welches Leitfrage2:2: Leitfrage Vorteilevon vonKooperationen Kooperationenaktiv aktivnutzen nutzen Vorteile Lernziel2: 2: Lernziel Wannlohnen lohnenKooperationen Kooperationenim imHandwerk? Handwerk? Wann Leitfrage1:1: Leitfrage Wettbewerbsvorteiledurch durchKooperationsbildung Kooperationsbildungerkennen erkennen Wettbewerbsvorteile Lernziel1: 1: Lernziel Qualifizierungsbedarfe für das neue handwerkliche Arbeiten in Kooperationen Wieorganisiere organisiereich ichArbeitsorganisation, Arbeitsorganisation,Arbeitsinhalte Arbeitsinhalteund unddie dieFortbildung Fortbildungim imBetrieb Betriebfür fürdie die Wie Gestaltungvon vonLernchancen Lernchancenininder derArbeit Arbeitund undlebenslange lebenslangePersönlichkeitsentwicklung? Persönlichkeitsentwicklung? Gestaltung Leitfrage6:6: Leitfrage Motivationsstärkungfür für„lebenslanges „lebenslangesLernen“ Lernen“und undAbschub Abschubvon vonProzessen Prozessender derSelbstqualifikation Selbstqualifikation Motivationsstärkung Lernziel6: 6: Lernziel Wiekönnen könnenmeine meineDienstleistungskompetenzen Dienstleistungskompetenzenund unddie diemeiner meinerMitarbeiter-Innen Mitarbeiter-Innenerhöht erhöhtwerden, werden,um um Wie dergestiegenen gestiegenenKomplexität Komplexitätvon vonAnforderungen AnforderungenininKooperationen KooperationenRechnung Rechnungtragen? tragen? der Leitfrage5:5: Leitfrage Erhöhungder derKommunikationskompetenzen Kommunikationskompetenzen Erhöhung Lernziel5: 5: Lernziel Wieverändern verändernsich sichmeine meineVoraussetzungen Voraussetzungenfür fürdas dasGelingen Gelingeneiner einerKooperation? Kooperation? Wie Leitfrage4:4: Leitfrage Erhöhungder derManagementkompetenz Managementkompetenzfür fürKooperationen Kooperationen Erhöhung Lernziel4: 4: Lernziel Qualifizierungsbedarfe für das neue handwerkliche Arbeiten in Kooperationen 1 Bau Bau Bau Bau Bau Bau Aus Aus Aus Aus Aus Aus Aus U2 U3 U4 U5 U6 U7 U8 U9 U10 U11 U12 U13 2 Art U1 Chiffre-Nr. 2 1 1 2 1 2 2 2 2 3 3 3 3 3 Größe 1,2,3 A B A A A A B A A A/B A A/B A Koop-Typ A/B/C 4 5 Tischler kooperativer Zusammenschluss von Bauhandwerkern Zimmerer/ Restaurator Maler Maler Heizung-Sanitär Tischler Betonbauer, Maurer Betonbauer, Maurer Betonbauer, Maurer Betonbauer, Maurer Betonbauer, Maurer Betonbauer, Maurer Gewerk Erhebungsphase 15.04. -31.07.00 Bau: Unternehmen des Bauhauptgewerbes 2) Gewerk: Bauhauptgewerbe: exemplarisch Betonbauer, Maurer, Zimmerer Ausbaugewerbe: exemplarisch Maler, Gas- Wasserinstallateur) Kooperationstyp: Intensitätsstufe A (BGB-Ges., auftragsbezogener Anbieter- und Arbeitsgemeinschaften Intensitätsstufe B (GmbH, KG; auf Projektabwicklung mittel-fristig angelegte Projektgemeinschaften Intensitätsstufe C (Facility Management AG, komplexe Neu- und Umbauten aus einer Hand) 4) 5) Anzahl der MitarbeiterInnen: 1: <5 MitarbeiterInnen 2: <50 MitarbeiterInnen 3: >50 MitarebiterInnen 3) Aus: Unternehmen des Ausbaugewerbes U1-U13 exemplarisch befragte Unternehmen 1) Legende gefördert im Rahmen des Transferprojektes ”Öffentlichkeit- und Marketingstrategie demographischer Wandel” durch das bmb+f ”Alternsgerechte, flexible Arbeit im Handwerk” Betriebsbefragungen ALFIH