Der PLeite Geier - Kranken Boten
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Der PLeite Geier - Kranken Boten
Nr. 3 Juni/Juli 2014 2,50 Euro Der PLeite Geier Gelddinge geregelt bekommen Praktische und biblische Tipps Gott suchen Wie öffnest du dich für Gott im Alltag Krasse Sache Beleidigter Prophet hetzt Bären auf Kinder e von sgabe wurd u A e s ie D ost-Boten fleißigen P zugestellt. illo auf dem W L iebe Leserin, lieber Leser, „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“, heißt es im Volksmund. Und sicher ist es beruhigend zu wissen, dass die Miete bezahlt, der Kühlschrank gefüllt und das Auto bezahlt ist. Doch was mache ich mit dem Geld, was ich übrig habe? Anlegen, spenden oder auf dem Konto liegen lassen? Vertraue ich Gott nicht, wenn ich Vorsorge für später treffe? Was sagt die Bibel dazu? Und wie sieht es aus mit meinem Zehnten – muss ich oder darf ich ihn geben? Wie kann Geld in deiner Gemeinde und in deiner Bewegung nützen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Titelthema „Finanzen & Vision“ (ab Seite 15). Eine Vision hat auch eine Gemeinde in Algerien: Sie träumt von einem eigenen Haus, aus dem sie nicht mehr vertrieben wird. Die Jesus Freaks aus Frankfurt berichten uns davon (Seite 7). Wie eine Vision, ein Projekt scheitern kann, wissen die meisten. Der Jesus-Treff in Hannover hat viele Menschen erreicht und ist dann doch zerbrochen. Martin lässt einen der Akteure zu Wort kommen, auf dass wir aus alten Fehlern lernen können (Seite 12). Lernfähig war der Prophet Elisa leider erst nach einem tragischen Zwischenfall. Angeregt durch unsere „Krasse Sache“ auf Fred in der letzten Ausgabe hat sich Hans daran gemacht, diese Bibelstelle zu deuten (Seite 32). Auch dieses Mal haben wir eine Geschichte raus gekramt, die zunächst eher seltsam anmutet. Wenn Du weißt, was es mit Jakob, Lea und den Alraunen auf sich hat, schreib uns. Auch sonst freuen wir uns über Leserbriefe, Kommentare und natürlich Beträge für den Boten Gute Unterhaltung bei der Lektüre wünscht Bettina im Namen der Redaktion Bettina Kammer (34) wohnt mit ihrer Familie in Berlin. Sie hat inzwischen gelernt großzügiger zu sich und anderen zu sein. Cover Foto: timjudi.de 2 Editorial Wir Freaks Treffen Regiotreffen in Sachsen Seite 6 Freaks weltweit Im tiefsten Algerien Seite 7 Freaks vor Ort Erster Eindruck von der Heartcoreschool Seite 8 Gründergeneration Der Jesus-Treff in Hannover Seite 12 Kolumne nachgedacht Über Selbstliebe Seite 4 Jahresthema Vom Heimweh und Fernweh Seite 5 Nahrung Gott suchen Urbanes Pilgern/Keine Stille Zeit ab Seite 10 Titel Finanzen & Vision ab Seite 15 Unterhaltung Krasse Sache Was so alles in der Bibel steht Seite 32 Auslese Feinschmecker-Müll Rubriken Meldungen der kleine bote Fred Leserbrief Impressum Seite 34 Seite 3 Seite 18 Seite 30 Seite 35 Seite 35 Zehnter 2013 von JFD e.V. Es gibt sie noch die Jesus Freaks Schweiz. Im Moment sind wir zwar ein loser Haufen von Leuten, die über die Schweiz verteilt sind, aber es gibt die immer wiederkehrenden Schweizer Treffen. Das letzte Treffen fand am 02.03.2014 in Frick (Kanton Aargau) statt. Ganz wichtig: Unser Freak-Herz schlägt immer noch! Derzeit gibt es keine regionale Jesus-Freaks Gruppe, die sich regelmäßig trifft, aber alle Freaks stehen mit Gemeinden oder christlichen Gruppen vor Ort in Verbindung. Jesus Freaks Deutschland e.V. gibt jedes Jahr den Zehnten (also 10 Prozent der nicht zweckgebundenen Geldspenden) an ein christliches Projekt oder eine christliche Organisation. Für 2013 geht der Zehnte in Höhe von 3010 Euro an die Deutsche Inland-Mission, die sich für Gemeindegründungen einsetzt, damit Menschen, die sich für Jesus entscheiden, auch ein geistliches Zuhause finden. Ihre Vision ist, „dass es in allen Generationen, sozialen Schichten, Gruppen und Nationalitäten in Deutschland Gemeinschaften von gehorsamen Jüngern Jesu gibt. Diese Gemeinschaften multiplizieren sich selber, bezeugen das Evangelium mit dem Wort Gottes und ihrem Leben, so dass einzelne Menschen und ihr soziales Umfeld im Sinne Gottes positiv verändert werden.“ Dazu ist die Deutsche Inland-Mission mit mehreren Gemeindegründungsteams in verschiedenen Regionen Deutschlands aktiv und betreibt außerdem Training und Vernetzung. So war David Schäfer vom Team Hamburg bei der letzten Leiterschule als Referent am Start. Michael Sommer Website der Inland-Mission: www.dim-online.de Spendenentwicklung 2013 Mach mit beim Freakstock Jesus Freaks Deutschland e.V. hatte im vergangenen Jahr mit rund 57.000 Euro den höchsten Spendeneingang seit 2008 zu verzeichnen. Für den Anstieg gibt es vor allem zwei Gründe: Das 20. Freakstock findet vom 06. bis 10.08.2014) statt. Die Organisatoren vom Dreamteam freuen sich uns auf engagierte MitarbeiterInnen, WorkshopLeiterInnen, Bands und LobpreiserInnen. Bereichere das Festival mit deinen Gaben und deinem Einsatz. Jesus Freaks Schweiz Einerseits gehen zunehmend zweckgebundene Spenden ein, z.B. für die Leiterschulung (7% des Spendenvolumens) oder für die Anstellung eines Regioleiters in Sachsen (26%), die aus Verwaltungsgründen über Jesus Freaks Deutschland e.V. läuft. Auch die Jesus Freaks Drogenarbeit wird seit der Auflösung der Jesus Freaks Stiftung Ende 2012 von Jesus Freaks Deutschland e.V. getragen (7%). Demgegenüber ist der Anteil der allgemeinen Spenden, die frei dort eingesetzt werden können, wo es gerade nötig ist, in den letzten Jahren deutlich gesunken und beträgt nun 56% (das entspricht knapp 32.000 Euro). Ein zweiter Grund sind Auflösungen von lokalen Jesus-Freaks-Vereinen, die ihr Vermögen an Jesus Freaks Deutschland e.V. spenden. Dieses Geld soll vor allem dazu verwendet werden, Gemeindegründungen zu unterstützen und bestehende Gemeinden zu fördern. Immer wichtiger werden Spenden von Einzelpersonen, da der Anteil der Spenden, die von JesusFreaks-Gruppen und Gemeinden an Jesus Freaks Deutschland gespendet werden, rückläufig ist. Jesus Freaks Deutschland e.V. dankt allen Spendern herzlich für ihre Unterstützung. Website: jesusfreaks.de/jesus-freaks/spenden Kontakt: [email protected] Finde deinen Wunsch-Bereich unter: mitarbeiter.freakstock.de Mehr Infos unter: www.freakstock.de Tickets gibt es bei: www.kultshop.de Der Tod und der Bote Bei Sonnenschein denkt niemand ans Sterben, oder? Wir schon! In der Freakstock-Ausgabe geht es um den Tod. Wie wollen wir sterben? Wie stellen wir uns den Himmel vor? Wie gehen wir mit suizidgefährdeten Menschen um? Was passiert auf einer Beerdigung? Wie reagiert die Gesellschaft aufs Sterben und Altern? Du möchtest eine dieser Fragen oder einen anderen Aspekt des Themas beantworten? Melde dich bei Bettina: [email protected] Außerdem freuen wir uns über Interviews, Geschichten und Berichte. Einsendeschluss für alle Beiträge ist der 23.06.2014 Meldungen 3 Nie endende Bedürfnisse - der Anderen nachgedacht: Über Selbstliebe „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“ (Lukas 10,27 Einheitsübersetzung) Ein langer Tag liegt hinter mir: Kinder versorgen, Arbeiten, Einkaufen, mit dem Liebsten über den Tag reden, Kinder, Abendessen mit allen, Kinder ins Bett, umfallen. Nichts mehr wollen. Während ich erschöpft das Chaos in der Küche ordne, frage ich mich, wann ich mir an diesem Tag eine Minute Zeit für mich genommen habe. Wie oft höre ich den Anderen zu, tröste, helfe, versorge, arbeite und bin dabei in Gedanken bei allen anderen Menschen, nur nicht bei mir. Den zweiten Teil aus Lukas 10,27 habe ich also verstanden und lebe ihn fast schon exzessiv, ohne ihn zu hinterfragen. Ich glaube noch nicht einmal, dass mir der Anfang des Verses Probleme bereitet. Ich liebe Gott – Punkt. Weil er das Beste ist, was ich kenne. Vielleicht nehme ich mir oft nicht genug Zeit für ihn, weil ich mit Liebe deinen Nächsten beschäftigt bin. Möglich. Doch ich liebe Gott, umso mehr, je länger ich ihn kenne. Schwierig wird es mit dem Ende des Bibelverses. Ich erinnere mich an viele Predigten in denen Selbstliebe als purer Egoismus verschrien wurde und die stets einen Aufruf zu mehr Nächstenliebe beinhalteten. Das kann ich sogar nachvollziehen. Wenn ich mir meine Umgebung ansehe, könnte ich laut schreien über Ungerechtigkeit, Ungleichbehandlung, Armut, Gewalt und massive Gleichgültigkeit unter den Menschen. Doch glaube ich nicht, dass es sich allein mit einem Appell zu mehr Nächstenliebe lösen lässt. Andere wirklich lieben kann ich nur, wenn ich mich selbst liebe, zumindest ist das meine persönliche Sichtweise. Ich erschrecke, besonders wenn Christen über Gottes Liebe sprechen, mit geschlossenen Augen im Lobpreis hingegeben von dieser Liebe singen, sich bis ins Letzte in der Gemeinde einsetzen, mitarbeiten und gleichzeitig sich selbst verurteilen, ablehnen und letztendlich hassen. Die nie gelernt haben, dass es bei allem „Liebe Gott“ und „Liebe deinen Nächsten“ einen dritten Teil gibt, der „Liebe dich selbst“ heißt. Ich bin erst am Anfang eines guten Umgangs mit mir und frage mich oft, was es bedeutet, mich selbst zu lieben. Eine Antwort ist das, was ich für Andere tue: „ich höre zu, ich tröste, ich bin da“. Nur dass es diesmal nicht um Andere geht, sondern um mich. Gestern bin ich allein ins Kino gegangen, weil ich das wollte. Ein Frauenfilm. Ich hab herrlich gelacht und mich vom anstrengenden Alltag entspannt. Es fiel mir nicht leicht, loszugehen, ohne eine Freundin, die mich begleitet, ohne meinen Liebsten, der die Kinder hütet, doch der Abend war es mir wert, ich war es mir wert. Vielleicht wären nicht so viele Jesus Freaks von Jesus weggegangen oder zu Wort und Geist abgewandert, wenn ein „Liebe dich selbst“ genauso wichtig gewesen wäre, wie Liebe Gott und Liebe deinen Nächsten. Wenn ich mir nicht die „passende Gemeinde“ suchen muss, um meine inneren Wünsche zu legitimieren. Und klar kann aus Selbstliebe irgendwann Egoismus werden, genauso, wie aus einem normalen Gemeindemitarbeiter ein ausgebrannter oder fanatischer Leiter werden kann, der jede Liebe für Andere und für sich selbst verloren hat und der dennoch meint, mit dem was er tut, Gott zu lieben. Risiken gibt es immer. Doch zu Lukas 10,27 gehört der dritte Teil, der heißt: „Liebe dich selbst!“ Vielleicht musst du neu überlegen, was es heißt, dich selbst zu lieben. Was tut dir gut? Kannst du überhaupt gut mit dir selbst umgehen? Weißt du, was du brauchst neben deiner Arbeit, Familie, deiner Beziehung und außerhalb deiner Gemeinde? Was macht dich aus, was ist dein Traum? Was ist dir wichtig? Oder geht es nur noch um deine Freunde, um deinen Partner oder um Menschen, denen es schlecht geht und denen du helfen willst, um deine Kinder mit ihren nie endenden Bedürfnissen, deine Gemeinde, die vielen Aufgaben bei den Jesus Freaks, deinen Job, deinen Chef und seine Launen – um die Anderen? 4 nachgedacht Conny Graf aus Chemnitz Von Heimweh und Fernweh Kolumne zum Jahresthema Es ist kein Neuland, sondern sind alte ausgetretene Pfade, die dazuführen, dass ich den Termin verpennt habe. Arbeit. Nicht sofort die richtige Idee gehabt und umgesetzt, um erinnert zu werden, um mich selber an den Text zu erinnern. Dabei hatte ich doch eigentlich Lust, was zu schreiben. Und trotzdem. Trotz allem. Ich bleibe. Wir bleiben. Bis das Neue vertraut wird. Bis sich das Zuhause auch auf Freundschaften ausdehnt. Bis es richtig gut wird. Was ging mir durch den Kopf zu Neuland – Abraham. Der los zog in ein Land, das er nicht kannte. Und ein Buch dazu, dass ich vor Jahren mal gelesen hab. Und dann kenne ich mich gut aus, was Neuländer angeht. Wie riesengroß die Vorfreude ist und wie fürchterlich das Heimweh. viele Kilo abgenommen, weil vor Kummer nichts mehr gegessen. Einfach keinen Hunger. Und dann doch irgendwann die langsame Gewöhnung an das, was zu Beginn so fremd schien. Ein Gefühl von zu hause stellte sich irgendwann da ein, wo Monate zuvor nur Ungeborgenheit war. Der Blick ändert sich. Auf mich. Auf „die anderen“. Auf das, was vorher zu Hause war und nun weit weg ist. Wie hilfreich meine nervigen Eltern doch auch sein können. Und wie fremd sächsisch mit einem Mal klingen kann. Und das verstörende Feedback der Spanier, ich würde doch genauso reden. Dann wieder „zu Hause“ – und alles ist fremd. Die Fremde hat aus mir eine Fremde gemacht. Ich bin so anders geworden. und auch „zu Hause“ ist anders geworden. Da dachte ich, ich betrete das Altbekannte, doch die Zeit hat daraus auch ein Neuland gemacht. Das letzte Neuland – alles in mir schrie „JA“ – Gott, den Hof will ich haben, das ist es, wo ich hin will. So ein unglaublich gutes, geerdetes, beruhigtes Gefühl, den Ort gefunden zu haben, an dem wir alt werden wollen. Und gleichzeitig sooooo viele Tränen. So viel Heimweh nach den Freunden in Berlin. So viel Einsamkeit. Die Gleichzeitigkeit des Gefühls, dass die Entscheidung richtig war, gut war und parallel so viele Scheißgefühle. So viel allein sein. Einsamkeit. Ärger auf Arbeit. Ärger über die Arbeit. Irgendwie auch neu, dass das Gute und Richtige so heftig beschissene Nebenwirkungen haben kann. Ohne deshalb falsch zu werden. Gleichzeitig so viele verschiedene, gegensätzliche Gefühle. Emotionales Neuland. Beziehungsneuland – so auf einander angewiesen, von einander abhängig waren mein Mann und ich noch nie. Auch das ist nicht nur mit schönen, guten, liebevollen Gefühlen verbunden ... „Warum mach ich das?“, geht mir grade durch den Kopf oder anders, „Warum kann ich das? Woher nehme ich die Kraft dazu, das durch zu halten?“ In Spanien war es die Abenteuerlust und dass es absehbar nur ein Jahr war. Viele einzelne Leute haben mir über schwierige Momente hinweg geholfen. Gott war geil – ich hab ihn immer mal wieder gebeten, mich mit etwas Gutem zu überraschen – und er war so nett. Ein Brief von zu Hause. Eine Kaffeeeinladung von einer Nachbarin. Der Bäcker schenkt mir ein Stück Kuchen. Der Obst- und Gemüsemann gibt mir was besonders Leckeres .... Und jetzt? Ich bin mir sicher, Gott hat sich das hier ausgedacht. Es gibt so eine unerklärliche innere Sicherheit, dass das Ganze richtig ist. Ich hatte mein Leben lang Fernweh – und habe jetzt das Gefühl angekommen zu sein. Ich bin jetzt lieber zu Hause als unterwegs – ein Novum im Leben der Nicole H. Ich schaue raus in den Garten, und denke, es ist so unglaublich schön hier. Wir sind so unglaublich reich gesegnet mit so viel fruchtbarem Grün. Und irgendwie muss und wird der Rest auch noch werden. Soweit meine Gedanken zum Neuland. Jetzt such ich mir Nähe und Vertrautes und schlüpf zu meinem Schatz ins angewärmte Bett. Mögen alle von euch, die im Neuland unterwegs sind, Anker finden, Halt und Vertrauen Stiftende bzw. Vertrauen Stiftendes. Nicole ist Teilzeitmama, Teilzeitgärtnerin, Teilzeitbäuerin, Teilzeitarbeitnehmerin und noch viel mehr. Wohnt idyllisch und harrt des Wachsens und Werdens der Sichtbarwerdung von Vision. Gestaltung: Simeon Wetzel Foto: -Reji/Flickr Jahresthema 5 Der Knecht Gottes betritt ohne Stickeralbum im Licht das Neuland Erleuchtendes vom Regiotreffen in Chemnitz Vom 2. bis 4.05.2014 trafen sich 75 Leute verschiedensten Alters zum Regiotreffen der Region Sachsen in Chemnitz. Hierbei bestätigten sich zwei Fakten wieder: Erstens kommen auch Leute aus Kassel oder Wien zum Treffen, wenn sie sich der Region verbunden fühlen. Zweitens ist es egal, ob es im November, April oder Mai stattfindet – es ist immer kalt draußen. die Heilse zurück, wo es nach dem Abendessen ein Konzert mit zwei Bands im Keller gab – wen es nicht interessierte, der fand sich zum Spieleabend in Familiencafé oder Jugendclub ein. Am Freitagabend fand nach dem Abendessen im Keller der Heilse ein Spätgottesdienst statt, bei dem Sylvie und Fabian zum Lobpreis einluden. Es wurde sogar kurzzeitig ganz dunkel und Claud erinnerte uns daran, dass es keine komplette Dunkelheit gibt, wenn wir auf Jesus vertrauen, da er das Licht der Welt ist. Am Samstag ging es nach dem Frühstück in eine benachbarte Gemeinde, wo unter Leitung von Björn ein Gottesdienst stattfand, in dem Sylvie und Fabian wieder den Lobpreis leiteten und „Mozart“ (Christian) zum Thema „Ein Knecht Gottes sein – Ein Knecht Gottes werden“ eine sehr persönliche Predigt hielt. Nach dem Mittagessen gab es zwei Work- Gespräche nach dem Gottesdienst am Samstag … shops: Conny Graf informierte Frauen zum Thema „Burnout, Depression“ und Samu und Sandra Reinig luden alle Interessierten zu „Gebetsstationen“ ein, bei denen sich die Teilnehmer u.a. auf „Hörendes Gebet“, „Abendmahl“ und „Sprachengebet“ einlassen konnten. In der Regiostunde sprach Björn, unsere „Hartgeldnutte“ über Entwicklungen in der Region, zum Beispiel die Suche nach einem Nachfolger als Regioleiter für ihn selbst. Danach ging es wieder in 6 Treffen Wenn Du Gott um etwas bitten möchtest ... Am Sonntag starteten wir mit einem leckeren Mitbringbrunch in den Tag. Der Gottesdienst wurde wieder von Björn geleitet und der Lobpreis war dieses Mal eher rockig durch die Besetzung mit E-Gitarre (Thomas), Bass (Lukas), Gesang (Annegret) und Schlagzeug (Samu). Franzi forderte uns in ihrer emotionalen Predigt zum Bibeltext Epheser 4,25-32 auf, Fehler einzusehen, einander zu vergeben, indem wir das „Stickeralbum“ mit allen Verletzungen durch andere wegschmeißen, uns reinwaschen und verändern zu lassen und auf diese Weise Neuland zu betreten. Als dann die Hälfte der Anwesenden nach vorne gingen, weil sie zur Gemeinde gehörten und sich von der Region segnen lassen wollten, rief jemand noch: „Wenn ihr immer so zahlreich zu den Regiotreffen kämt ...“ Was bleibt mir im Gedächtnis von diesem Wochenende? „Schlechte Angewohnheiten kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe runterschubsen – Stufe für Stufe.“ Ach ja, und Zeitpläne können auch bei Freaks-Treffen eingehalten werden. Malte (38) arbeitet seit ein paar Monaten im Callcenter und war für Anmeldung und Eintrittskasse auf dem Regio zuständig und übernachtete als einziger Chemnitzer mit im Schlafsaal. Im tiefsten Algerien Freaks weltweit: Eine Gemeinde sucht Anschluss Wir möchten dir von einer christlichen Gemeinde erzählen, in einem Land, in dem der Islam Staatsreligion ist und das Missionieren von Muslimen verboten ist. Die Rede ist von Algerien. Das flächengrößte Land Afrikas liegt am Mittelmeer zwischen Marokko im Westen sowie Libyen und Tunesien im Osten. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in den Städten in Küstennähe. Gerade dort ist es nicht leicht seinen christlichen Glauben öffentlich auszuleben. Die Gemeinde, um die es hier geht, liegt allerdings in einem kleinem Dorf. Dörfer werden von der Regierung nicht so stark kontrolliert, erzählt Fera. Fera arbeitet als Fotograf, wir kennen ihn schon lange. Ein alter Freund von Fera – nennen wir ihn Karim – berichtete ihm davon, dass er Christ geworden sei, dass er sein Leben verändert habe und von seinem Dorf in Algerien. Weihnachten 2012 besuchte Fera ihn und seine Gemeinde. Uns erzählte Fera einige Geschichten über die Menschen in dieser Gemeinde. In Algerien wirst du als Muslim geboren und stirbst auch als Muslim. Daher gibt es auch nur muslimische Friedhöfe. Als Karims Sohn starb, wollte er ihn nicht dort beerdigen, denn er ist Christ. Also beerdigte er seinen Sohn in seinem Garten – mit einem Kreuz auf dem Grab. Karim in seiner Bar Karim hat eine Bar, allerdings keine Schanklizenz. Trotzdem schenkt er Alkohol aus, manchmal wird Wildschwein gebraten und in seiner Bar hängt sogar ein Kreuz. Das alles ist nicht nur unüblich in Algerien, sondern auch verboten und gerade deswegen kommen Leute in diese Bar. Die Christen des Dorfes leben ihren eigenen Glauben, umgeben von festgelegten Vorstellungen; sie lassen sich nicht beirren von dem, was man tun sollte oder darf. Damit können wir uns als Freaks identifizieren. Wie schon erwähnt, haben es die Christen in dem Dorf nicht so schwer ihren Glauben zu leben. Sie konnten sogar Gottesdienste in in einem Gemeindehaus abhalten. Doch eben jenes Haus, das ihnen als Treffpunkt und Ort der Begegnung gedient hatte, wurde ihnen vom Vermieter weggenommen. Jetzt sind sie ziemlich verstreut und treffen sich in Wohnzimmern der Gemeindemitgliedern. Das macht das Leben nicht einfach, wer hat schon ein Wohnzimmer, in das alle reinpassen? Für die Zukunft ist geplant, ein Grundstück oder ein eigenes Haus zu kaufen – also ein ganz eigenes Gemeindehaus, aus dem man nicht mehr so leicht rausgeworfen werden kann. Warum erzählen wir dir all diese Geschichten? Diese kleine Gemeinde im tiefsten Algerien sucht nach einer Partner- oder Geschwistergemeinde. Fera will dieser Gemeinde helfen und ist 2014 noch einmal hingefahren, um Fotos zu machen und um einen Brief der Gemeinde mitzunehmen. Einen Brief, in dem sie ihre Situation schildern und etwas über sich und ihre Visionen erzählen. Dieser Brief ist für uns Freaks, beziehungsweise für die Menschen, die sich für die Idee einer Beziehung mit dieser Gemeinde begeistern. Den Erstkontakt vermittelt Fera gerne. Anschließend soll eine direkte Beziehung zwischen den Gemeinden aufgebaut werden. Wir hier in Frankfurt sind im Moment ein kleiner Hauskreis und finden diese Aufgabe zu groß, um sie für uns zu behalten oder sie alleine zu tragen. DaDie Gemeinde im ehemaligen Gemeindehaus her wollen wir dich und deine Gemeinde mit diesem Artikel über die Situation informieren. Wir erhoffen uns davon, dass mit deiner Hilfe etwas Gutes entsteht. Um ganz konkret zu werden: Wenn sich Gemeinden, Hauskreise oder Einzelpersonen berufen fühlen, mit dieser Gemeinde etwas zu starten, dann gibt es die Möglichkeit sich dem Pool „Gemeinde Algerien“ auf jesusfreaks.de anzuschließen. Dort wird auch der Brief, den die Gemeinde verfasst hat, veröffentlicht werden und man kann Briefe mit dieser Gemeinde austauschen und so vielleicht eine Beziehung mit ihnen aufbauen. Zusammen mit Gott werden wir schauen, was als Nächstes getan werden kann. Wir bitten dich auch um Gebet und Zuspruch für diese Gemeinde, denn das ist etwas, was sie brauchen. Wir sind gespannt, was daraus entstehen wird. Jesus Freaks Frankfurt Kontakt über: jesusfreaks.de/netzwerk/gruppen > Gemeinde Algerien Freaks weltweit 7 Das Drama und die Fieberkurve DoSi erzählt die Bibel als Drama in fünf Akten Ein erster Eindruck von der Heartcoreschool Dieses Jahr ist es so weit: Endlich fahre ich auch mal mit aufs Educamp. Doch schon bei der Anmeldung stellt sich die schwierige Frage: Welches Modul möchte ich eigentlich belegen? Leiterschulung? Zu Leitung habe ich gerade nicht so viele Fragen. Teamentwicklung? Interessant, aber der Softskill-Overkill ist ohnehin mein ständiger Begleiter. Limitbreaker? Dazu bin ich viel zu alt, ich darf ja nicht einmal mehr zu deren U30-Partys kommen. Also Heartcoreschool. Klingt gut, eine Schule fürs Herz: Nach Jahren des Grübelns würde ich gerne die theologischen Bruchstücke mal wieder zusammensetzen und wieder Worte finden, um von der Schönheit Gottes und dem Evangelium zu erzählen. Die Referenten der ersten Heartcoreschool, DoSi, Becky und Daggi, können mir dabei bestimmt helfen. Der erste Teil. Zwanzig Leute, die sich großteils nicht oder nur flüchtig kennen, sitzen fröstelnd in einem Versammlungsraum in Haus 8. Judith, Thirza und Sonja, die Heartcoreschooldirektorinnen, begrüßen uns. DoSi und Becky sind die ersten Referenten: Wie macht die Bibel Sinn? Als Gesetzbuch, Wahrheitensammlung, Zauberbuch oder Puzzle? Als Drama in fünf Akten! DoSi hat ein Buch darüber geschrieben und versucht seine Gedanken nun in ein zweitägiges Seminar zu fassen. Das Drama beginnt kurz vor der Schöpfung mit einem Prolog und der Frage: Wer war Gott bevor er Schöpfer wurde? Dann, im ersten Akt, malt DoSi uns die ganze Schönheit der Schöpfung vor Augen und erzählt davon, wie Gott alles geschaffen hat: Grüne Baumwipfel, schillernde Insekten, strömendes Wasser, liebevolle Gemeinschaft unter Menschen, jede einzelne Person - die Schöpfung ist wirklich gut geschaffen. Inzwischen haben wir Heizlüfter aufgebaut und trotzen der Kälte. Doch die bunten Farben des ersten 8 Aktes sind verflogen. DoSi erzählt uns von der Katastrophe der Schöpfung, davon, dass die Menschen mit Gott brechen, wie das Böse, der Tod, die Sünde und der Satan in die Welt eindringen. Diese Welt ist besudelt und verseucht. Nicht alles, was geschieht, ist Gottes Wille. Becky schickt uns in eine Nachdenkzeit, jeder spürt diesen Zerbruch auch im eigenen Leben – Gemeinschaften gehen kaputt, Menschen verzweifeln, die Schöpfung wird missbraucht. Versteckt im ganzen Leid, sucht sich Gott einzelne Menschen, eine Familie, ein anfangs unterdrücktes Volk, Israel. Der dritte Akt, ein großer Teil des alten Testaments, handelt von diesem Neuanfang. Die Tora, das jüdische Gesetz, ist wie ein Gipsverband, der hilft mit dem Zerbruch und der Wunde zu leben. In seiner Hochphase unter König Salomo kommt das Volk Israel ganz nah an seine Berufung. Doch der Verfall steckt schon im System: Der Tempel Gottes wurde mit der Hilfe von Sklaven errichtet, aus den Unterdrückten werden Unterdrücker. Nach seiner Zerstörung und der Zeit im Exil lebt das Volk Israel unter wechselnden Besatzungsmächten mühevoll und schwer in seinem Bund mit Gott. Das erste Zwischenspiel handelt davon, wie verschiedene Menschen in der Zeit zwischen altem und neuem Testament mit dieser Situation umgehen. Und dann kommt Johannes der Täufer und kündigt an: „Der Messias kommt und er bringt Gericht!“ Der Messias ist Jesus. Von ihm handelt der vierte Akt. DoSi erzählt, was Jesus gesagt und getan hat – und nach der Vorgeschichte klingt manches davon irritierend, sehr radikal, wie ein Schlag vor den Kopf: Römische Legionäre konnten verlangen, dass Bewohner des besetzten Landes ihr Gepäck eine Meile tragen – Jesus sagt: „Tragt es zwei Meilen!“ Jesus lässt sich von den Leuten nicht zum König machen und ruft doch das Reich Gottes aus. Er sagt, dass das Reich Gottes eine Perle ist, aber auch: „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich.“ Und dann wird er gekreuzigt – das zweite Zwischenspiel. DoSi fragt: „Gehört es zu Gottes Wesen, dass er als Vater den Tod seines Sohnes erleidet? Gehört es dazu niedrig zu werden? Was passiert mit allem Zerbruch, wenn Gott ihn mit erleidet?“ Der fünfte Akt beginnt mit einem strahlenden Sieg – der Auferstehung des Gekreuzigten. Weil Jesus auferstanden ist, nachdem er umgebracht wurde, kann überall da, wo Zerbruch war, Versöhnung sein. Die Auferstehung ist der Anfang einer Bewegung, die heute immer noch weitergeht. Der Staffelstab wurde auch an uns weitergegeben. Doch wo wird das hinführen? Das Drama endet mit einem Epilog: Die Offenbarung verrät, dass das Beste noch kommt. Erlösung bedeutet vor Gottes Angesicht zu treten. Im Paradies gab es einen Baum des Lebens, von dem die Menschen nie gegessen haben, am Fluss, der vom Thron Gottes fließen wird, werden viele stehen. Wir leben im fünften Akt. Noch gibt es in der Welt sowohl Spuren der Katastrophe als auch Spuren des Sieges. Aber wir kennen die entscheidende Wendung der Geschichte, die aus der Katastrophe einen Sieg gemacht hat und leben mit dem Heiligen Geist in der fröhlichen Vorahnung eines guten Endes. Für den Schluss hat Becky Plakate vorbereitet, auf denen wir Ideen sammeln, wie wir im fünften Akt des Dramas unseren Teil der Geschichte kunstfertig improvisieren können. Ja, die Geschichte der Bibel als Drama in fünf Akten zu erzählen macht Sinn. Leider aber konnte sich wegen der knappen Zeit und dem Ringen mit der Aufmerksamkeit die Stimmung des strahlenden Sieges in unserer Gruppe nicht recht entfalten, so hängen wir am Ende stimmungsmäßig noch irgendwo im ersten Zwischenspiel und es bleibt ein zwiespältiges Gefühl. Auch alle Versuche die große Geschichte nun allzu aktivistisch ins Leben zu übertragen oder Pläne dafür am Reissbrett zu machen, fühlen sich hölzern an. Im fünften Akt dieses Dramas kann die Improvisation nur gelingen, wenn sie mich mit meinem ganzen Leben erfasst. Nach vielen Stunden des konzentrierten Zuhörens sind wir erleichtert, als Daggi sogleich interaktiv in den zweiten Teil der Heartcoreschool startet: Auf dem Boden liegen Aussprüche bekannter Personen über Lebenserfahrung und ihren Preis. Jeder soll sich eins aussuchen. Mein Zitat ist von Kurt Tucholsky: „Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“ In der großen Runde sage ich, dass ich den Satz gewählt habe, weil er mir angesichts der vielen positiven Meinungen über Erfahrung interessant vorkam. Eigentlich kommt er mir aber ein bisschen zu zynisch vor. Danach geht es gleich ans Eingemachte: Wir sollen unsere Glau- Persönliche Fragen zum Nachdenken bensgeschichte als Fieberkurve aufmalen – heiße und kalte Zeiten mit Jesus, Hochs, Tiefs, Wendepunkte und Einschnitte. Zu zweit interviewen wir uns dann gegenseitig über unsere Geschichten: „Was ist dir da passiert? Und was hast du daraus gelernt?“ Meine Lebenserfahrungen häufen sich als Stapel kleiner Pappkärtchen vor meinem Interviewpartner. Es ist doch schon recht viel passiert in meinem Leben. Am nächsten Morgen sitze ich meinem Pappkärtchenstapel wieder gegenüber. Daggi hat uns ein paar Fragen aufgegeben: Was habt ihr langfristig mit den Lehren gemacht, die ihr aus eurer Erfahrung gezogen habe? Habt ihr darauf aufgebaut, habt ihr sie vergessen oder verworfen? Haben sie sich bewährt oder wurden sie von anderen Erfahrungen widerlegt? Und was habt ihr nun damit vor? An einigen Wendepunkte meiner Lebenskurve sind Entscheidungen gefallen, die mein Leben seither prägen. Manche Erfahrungen haben mich eine gute Haltung gelehrt, aber ich habe die Haltung wieder verloren. Und ich mag ich die Konsequenzen nicht, die ich aus einer Erfahrung gezogen habe. Vielleicht muss ich mein Fazit noch einmal revidieren, damit mein Leben kein Beispiel für Kurt Tucholskys Spruch wird. Mit diesen Gedanken bin ich vorerst bedient. Die folgende Gebetszeit wird recht intensiv – es ist gut dabei ein bisschen übers Gelände zu laufen. Als Merker für Lernerfahrungen, die wir noch einmal bearbeiten wollen, können wir Sanduhraufkleber mitnehmen – und es gibt einen Tisch, an dem man Erfahrungen feiern kann, indem man eine Kerze anzündet oder einen Kuchenaufkleber mitnimmt. Ich nehme drei Sanduhraufkleber und zwei Kuchenaufkleber mit. Als wir uns zur Abschlussrunde versammeln, ist die Dankbarkeit über die Schätze und Herausforderungen unserer Glaubensgeschichten groß. Schon die Wendungen jeder einzelnen Glaubensfieberkurve sind zahlreich – wie werden sie sich wohl zusammensetzen zu einer Szene im fünften Akt des großen Dramas? Julian (30) lebt und studiert in Jena. Er glaubt, dass theologische Überzeugungen, die Geschichte und das Herz untrennbar zusammenhängen und hat deshalb bei der Heartcoreschool fleißig Notizen gemacht. Fotos: Thirza Höhn Freaks vor Ort 9 Urbanes Pilgern Ein neuer Weg, um Zeit mit Gott zu verbringen Im Alltag fällt es vielen Menschen schwer, sich auf Gott einzulassen und zur Ruhe zur kommen. Alt bekannte Rituale wie die Stille Zeit am Morgen oder feste Bibellesezeiten lassen sich nicht immer unterbringen oder werden zu oft gestört. Henrik und Maren haben nach einer Alternative gesucht, die zu ihnen passt. Immer, wenn ich oder Maren von einem Wochenendtrip zurück nach Hause kamen, haben wir uns auf eine „Wallrunde“ verabredet. Egal, ob wir Freunde besucht haben, gearbeitet oder auf einer Jesus-Freaks-Aktion waren, die Runde laufen war immer das Wieder-inLemgo-Sein, das Zu-Hause-Ankommen. Der Wall ist ein Grünstreifen, der um die Innenstadt von Lemgo geht. Er ist ungefähr drei Kilometer lang und wird von vielen Menschen zum Spazierengehen, Joggen, Gassi gehen oder auch einfach als Fußweg genutzt. Da meist einer von uns ein Wochenende weg ist, haben wir das fast jede Woche gemacht. Eines Wochenendes hat Maren eine Pilgertour mitgemacht und wir sind auf die Idee gekommen: Warum machen wir aus unserer „Wieder-in-Lemgoankommen-Runde“ nicht eine Pilgerrunde? Gesagt, getan. Pilgern, sich auf den Weg machen, um Gott zu begegnen. Das wollten wir auf jeden Fall! Urban heißt städtisch. Urbanes Pilgern heißt also, sich in der Stadt (da wo wir wohnen) auf den Weg zu machen, um Gott zu begegnen. Nun haben wir überlegt, welche spirituellen Elemente wir in die Runde integrieren wollen. Maren hat von ihrer Pilgertour ein Körpergebet mitgebracht, das haben wir als unser Startritual etabliert. Wir suchen dazu eine offene Kirche auf, um einen geschützten Rahmen zu haben. Anschließend gehen wir auf unsere Laufstrecke, die wir mit verschiedenen Elementen bestückt haben. Wir haben einen Austausch, schweigen gemeinsam, segnen und laufen natürlich. Zum Abschluss feiern wir dann gemeinsam Abendmahl. Nach nun über sechs Monaten Praxis mit meist zwei Terminen die Woche, merken wir: Es ist gut sich immer wieder Gott auszusetzen und sich verändern zu lassen. 10 Gott suchen Verändert sind wir, wir merken wie sich ein Rhythmus entwickelt hat, wir unseren Alltag anders betrachten können, ruhiger und weiser in Entscheidungen des Alltags, der Arbeit geworden sind. Wir merken, dass die Regelmäßigkeit keine Langeweile gebracht hat, sondern Beständigkeit und während ich das schreibe, haben wir gerade eine Woche Laufpause, da Maren im Urlaub ist. Es ist schwer den gewohnten Gang nicht zu haben, mir fehlt etwas. Die Regelmäßigkeit sich auf den Weg zu machen, sich Gott auszusetzen scheint mir ein Schlüssel zu sein. Dieser Schlüssel hat eine Tür aufgeschlossen und einen Raum geöffnet, der uns ein Stück näher in Gottes Gegenwart gebracht hat. Die Tür zu diesem Raum offen zu halten bedarf der Ausdauer weiter zu machen. Dies ist die eine Seite und auf der anderen Seite sind wir immer wieder dran Neues zu entdecken. Seien es nun neue Elemente, die wir in die Pilgerrunde integrieren können, oder Wege und Möglichkeiten unseren Weg auszubauen. Praktisch macht sich dies durch sichtbare Veränderung von Elementen bemerkbar. Sehr oft sind es aber nicht die offensichtlichen Dinge, sondern diejenigen, die in die Tiefe gehen, die wir neu betrachten. Ein Thema, was uns momentan beschäftigt, ist zum Beispiel: Wie können wir unsere Erkenntnisse, die wir im Laufe der Zeit gewonnen haben, noch besser nutzen. Was können wir tun, um einfacher an den Punkt zu kommen, wo wir bereit sind uns Gott zu öffnen und ihm zu begegnen? Oft sind es ja die Dinge des Alltags, die mich beschäftigen, meinen Kopf nicht loslassen, mich in einem Gedankensturm gefangen halten. Wie kommen wir da raus, was können wir aktiv tun, um loszulassen und Gott den Raum geben? Wenn ihr mehr erfahren wollt, könnt auf unserer Website nachlesen, was wir an Erkenntnissen gewonnen haben und wie so eine Pilgerrunde praktisch ausschaut. Viel Spaß beim Auf-den-Weg-Machen! Henrik Begemann (fast 14500 Tage alt) wohnt in Lemgo und ist mit Daggi verheiratet. Wenn er nicht pilgert, organisiert er Freakstock. Website: www.urbanespilgern.de Für Feedback: Facebook.com/urbanespilgern Äh ... Gott also ... Wie ich lernte, keine Stille Zeit zu machen Neulich hatte ich mir eine Herausforderung überlegt: zwei Wochen lang jeden Morgen Stille Zeit. Leider gehöre ich in die Kategorie „absoluter Morgenmuffel“. Wie ich es für eine gute Idee halten konnte, ein bisschen quality time mit Gott zu verbringen in dem Teil des Tages, in dem ich am stärksten zum Amoklauf neige, ist mir im Nachhinein rätselhaft. Grund für diese selbst gestellte Herausforderung war die Feststellung, dass ich mir zwar Wachstum im Glauben wünschte, aber in keiner Weise durch Kontinuität oder persönlichen Einsatz darin investierte. Aufgewachsen mit dem Bibelleseplan „Guter Start“ und später „pur“ vom Bibellesebund hatte ich schon früh gelernt vorm Schlafengehen Bibel zu lesen. Allerdings hatte mir das nie sonderlich viel gebracht, da ich direkt danach einschlief und am nächsten Tag alles vergessen hatte. Als ich dann mit süßen 16 zu den Freaks kam, hatte ich diese Gewohnheit dann auch schnell hinter mir gelassen. Wie in so vielen Freaks-Gemeinden war auch bei uns das Credo „Alles kann, nix muss“ weit verbreitet, weswegen die bewusste Stille Zeit einen stets kleiner werdenden Teil in meinem Leben einnahm. 24/7-prayer waren zwar immer der Knaller, und man hörte immer mal wieder, dass Leute wie Storch täglich eine Stunde Stille Zeit machen, aber so richtig habe ich das selbst nie umgesetzt. Das sollte sich mit meinem neuen Ziel ändern, dreißig Minuten waren jeden Morgen angedacht. Die ersten Morgen verbrachte ich also vor mich hin starrend, gedankenlos weil schlaftrunken, nicht viel weiter kommend als ein „äh, Gott ... also ...“, um dann noch mehr in die Leere zu starren oder nach zwei Minuten abgelenkt zu sein durch die Krümmel auf dem Teller oder dem Plan für den bevorstehenden Tag. Visueller Input musste her, irgendetwas auf das ich mich konzentrieren konnte, etwas, das mehr Inhalt hatte als mein leerer Kopf. Back to the roots wählte ich schnell einen Bibelleseplan. Gelesen wurde, viel angekommen ist aber trotzdem nicht. Die Stille Zeit sollte mich doch anrühren, mir das Gefühl geben, dass ich weiter beziehungsweise näher komme – an Gott. Sowohl das stille Gebet als auch das stille Lesen schienen einfach nicht zu passen. Das Konzept Stille Zeit funktionierte für mich schon mal nicht mit der stillen Komponente. Der nächste Schritt lautete: Lobpreismusik. Glücklicherweise kriege ich ab und an noch digitalen LobpreisExport aus Bochum, der mich dann langsam aber treffsicher innerlich auf die Knie zwingt. Vorformulierte Wörter, Gebete in Liedform – das sind definitiv Dinge, die ich auch im Schlaf kann. Und ja, ich wurde tatsäch- lich emotional berührt. Es fiel mir plötzlich viel leichter, mich auf Gott zu konzentrieren. Das ganze war eine Nummer greifbarer geworden. Trotzdem befriedigte mich das nicht so richtig. Wollte ich nicht eigentlich Gott erleben, den großen Gott, der ungefähr alles kann? Und hatte ich nicht gerade sämtliche Methoden durchprobiert, um etwas zu finden, was am besten zu mir passt? War ich nicht viel zu sehr damit beschäftigt, einen sehr geistlichen Aspekt meines Lebens bestmöglich durchzustrukturieren und zu organisieren – ohne dabei Raum für Gott zu lassen? Im Hauskreis, bei dem die Idee für meine Zwei-WochenHerausforderung entstanden war, erzählte ich von meiner Suche nach der Stillen Zeit und meiner Frustration, es nicht „richtig“ hinzubekommen. So gerne wollte ich, dass es gut funktionierte, und genau das blockierte mich. Ich hatte gedacht, dass das Aufbringen von genug Disziplin und richtigen Methoden zu Wachstum führen würde – stattdessen fand ich heraus, dass ich versuchte, Gottes Part in diesem morgendlichen Treffen direkt mit zu übernehmen. Das wurde mir schlagartig bewusst, als ein Mädchen aus dem Hauskreis mir tief in die Augen schaute und sagte: „Sharon, ist die Frage nicht eigentlich: Glaubst du, dass Gott DICH liebt?“ Denn wenn Gott mich liebt, warum sollte es dann darum gehen, dass ich alles richtig mache – auch in Bezug auf die Stille Zeit. Dann brauche ich nur dahin zu kommen, und da zu sein. Natürlich ist es dann hilfreich einen Rahmen (und eine Tageszeit) zu finden, in der man selbst aufnahmefähig ist für Gott, aber dann liegt die Bring-Schuld nicht mehr bei mir – sondern bei Gott. Daher lautete die Herausforderung für die nächsten zwei Wochen: Setz‘ dich hin und frag Gott, ob er dich liebt. Und gucke einfach, was passiert. Was passierte? Ich habe erst zweimal morgens Serien geguckt, weil mir das alles eine Nummer zu emotional war. Am dritten Tag traute ich mich dann, mich dem zu stellen. Nachdem in erster Linie nichts passierte, hatte ich plötzlich das Bild, wie es wäre, wenn Gott mit mir durch die Straßen laufen würde. Er würde mich an alle Leute stolz vorstellen, und sagen: „Kennst du Sharon schon? Das ist meine Tochter. Die ist voll toll.“ Und ich würde ein bisschen verlegen daneben stehen. Und so habe ich beschlossen, dass Stille Zeit, vor allem morgens, nichts für mich ist. Ich lasse mich gerne durch Lobpreismusik anrühren. Aber noch viel lieber kletter ich jetzt auf den Schoß bei Gott und versuche mal nichts zu machen – und einfach nur Königskind zu sein. Sharon (JF Utrecht) macht seit ein paar Monaten einen „Huddle“, einMix aus Jünger- und Leiterschaftsschule bei der es zweiwöchentlich neue Herausforderungen gibt. Die größte Herausforderung zur Zeit ist jedoch die Masterarbeit. Foto: Leon Fishman/Flickr Gott suchen 11 Aufriss, Aufbruch und Abbruch Gründergeneration: Der Jesus-Treff in Hannover In den 60er Jahren begann parallel auf der ganzen Welt ein geistlicher Aufbruch unter jungen Menschen. Nicht nur in den USA, auch in England, Schweden, Dänemark, Frankreich, Holland und Deutschland passierte plötzlich etwas. Jugendliche und junge Erwachsene bekehrten sich zum Glauben an Jesus und lebten diesen Glauben in einer sehr offenen, radikalen und für alle sichtbaren Art und Weise aus. Ein Teil dieser Menschen kam aus der Studentenbewegung, mit einem klassisch bürgerlichen Hintergrund. Ein weiterer Teil stammte aus der damaligen Subkultur von Aussteigern, Kriminellen, Hippies und jungen Erwachsenen, teilweise mit Sucht- und Drogenhintergrund. Erst heute wird vielen Christen klar, wie groß und kostbar dieser Aufbruch eigentlich gewesen ist, und wie lange die Frucht davon anhielt. Viele christliche Arbeiten weltweit haben ihre Anfänge in dieser Zeit genommen. Jugend mit einer Mission, Christus für alle Nationen, SMD, Vineyard und CVJM sind entweder in dieser Zeit gegründet worden oder haben durch diese Zeit einen enormen Wachstumsschub erfahren. Mich haben die Geschichten aus dieser Zeit bei der Gründung der Jesus Freaks 1991 bekanntlich sehr motiviert. Und auch wenn wir mit der Bewegung einen anderen Weg gegangen sind, finde ich vieles von dem immer noch sehr inspirierend. Nun habe ich mir aber auch immer wieder die Frage gestellt: Können wir nicht nur aus den Siegen, sondern auch aus den Fehlern der Jesus-People lernen? Wann und warum ist die Bewegung eigentlich gestorben? Was für Fehler wurden gemacht? Müssen wir die gleichen Fehler wiederholen? ich und vergehe ich?“, ist eine der berühmten Textzeile des Musicals. Eine Gruppe der Basler Bibelgesellschaft nahm die Tour zum Anlass, sich jeden Abend vor die Veranstaltungsräume zu stellen, um den Besuchern nach der Vorstellung (meist gegen Mitternacht) vom Glauben an Jesus zu erzählen und Traktate zu verteilen. Die Traktate waren extra auf Hair zugeschnitten. Aber nicht nur auf die Besucher, auch auf die Darsteller hatten sie es abgesehen. Sie nutzten die Autogrammstunden, um mit ihnen ins Gespräch über Jesus zu kommen. Einer von den Darstellern, Peter Helms, hatte bereits in Amsterdam mit Jesusleuten Kontakt gehabt. Schließlich bekehrte er sich nach einer Vorstellung zu Jesus. Auch ein anderer Hauptdarsteller, Markus Egger, entschied sich nach einem längeren Gespräch für den Glauben. Am nächsten Abend änderte Peter spontan einen Teil seines Textes mitten in der Vorführung, weil er inhaltlich nicht mehr dazu stehen konnte. Anstatt über Mohn, Hanf und Trips zu singen, sang er von Pfefferminze, Pfefferminze und das er nach der Vorstellung für jeden Besucher beten wollte. Dazu liefen er und Markus Egger in bunten Shirts mit der Aufschrift „Stop! Jesus liebt Dich!“ auf der Bühne herum. Nachdem sie, trotz eines Verweises des Produzenten, die selbe Show in Siegen wiederholten, wurden beide aus dem Musical-Ensemble gefeuert. Werner Hermann, ein Prediger der vom berühmten Hermann Zeiss persönlich ausgesegnet worden war, nahm sich Peter Helms an. Nach einer Zeit der Jüngerschaft in seiner Begleitung, begann Peter viele Jahre bei Jugend mit einer Mission in Amsterdam zu arbeiten. Markus Egger beschloss wiederum nach Hannover zu ziehen und dort eine missionarische Teestubenarbeit mit anderen aufzubauen. Ein Musical-Star bekehrt sich Aber erst einmal zur Geschichte. Damals lief das berühmte HAIR auf der ganzen Welt. Auch in Deutschland tourte eine Gruppe mit dem Musical durch die Säle der Klein- und Großstädte. Inhaltlich geht es in dem Stück um eine Gruppe von Hippies, die sich gegen die Einberufung als Soldaten für den Vietnamkrieg auflehnen. Die Hippies suchen dabei ihren Sinn des Leben im Mystischen, in der Astrologie und in einer Protesthaltung gegen das Establishment. „Wo geh ich hin? Folge ich den Wolken? Wo ist der Weg, den ich nicht sehe? Wer weiß die Antwort auf meine Fragen? Warum lebe Semajakonzert, Anfang 1980er Jahre 12 Gründergeneration Mit geerbtem Geld wird die Intermission gegründet In den folgenden Jahren blühte die Teestubenarbeit in Hannover massiv auf. Achim Schneider, einer der Leiter vom Jesus-Treff, hatte etwas Geld geerbt und davon die Intermission gegründet. Es wurde ein leerstehendes Gebäude in der Innenstadt gemietet. In diesen Räumen gründete er die Teestube „JesusTreff“. Jeden Abend der Woche hatte die Teestube von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Freaks, Drogenabhängige, Leute von der Straßen fanden in diesen Räumen zu Jesus. Achim Schneider prägte dabei die Gruppe sehr. Jeden Abend hielt er Bibelstunden in der Teestube und jeden Abend entschieden sich neue Menschen für Gott. Unter seiner Leitung wuchs die Arbeit nicht nur in die Breite, sondern auch in die Tiefe. Zur gleichen Zeit gab es den Aufbruch der JesusPeople in Amerika und die Jesus Freaks in Hannover hörten davon. Man lud einige der Bands zu Konzerten nach Deutschland ein, die immer einen missionarischen Charakter hatten. So kamen Larry Norman, Fred Field, John Mehler, alles Musiker der damals berühmten Rockgruppe „Love Song“. Um Markus Egger gründete sich die Band „Semaja“, welche auch erfolgreich durch Deutschland getourt ist. Der Schlagzeuger von Semaja gehörte früher der Gruppe „Eden“ aus dem Ruhrgebiet an. Die Leute der christlichen Rockgruppe Eden haben später die Drogenreha in Lüdenscheid gegründet, bei der sich auch Walter Heidenreich bekehrt hat. Neben der täglichen Arbeit in der Teestube war man ständig auf der Straße, um mit Menschen über Jesus zu reden. Dazu wurden Touren in andere Städte, Freizeiten und Konzerte organisiert. Semaja beim Greenbeltfestival in England,1983 Zeitungsbericht über die Intermission (Ende 1970er) Persönliche Verfehlungen führen zur Krise Mitten im Aufbruch gab es plötzlich eine erste große Krise. Der Leiter wurde für alle überraschend bei einer außerehelichen Beziehung ertappt. Er hatte über einer längere Zeit Ehebruch begangen. Das war für die Gruppe in Hannover ein herber Schlag. Schließlich kam raus, dass er sogar ein außereheliches Kind in der Zeit gezeugt hatte und niemand wusste davon. Damit die Spender der Arbeit aber nicht weg blieben, wurde die Sache erst einmal gedeckelt. Als dann nach einer Zeit klar wurde, dass es sogar mehrere Affären waren, wurde er aus der Mission raus geschmissen. Einige Menschen haben die Intermission verlassen, nachdem diese Sache aufgeflogen ist. Die zweite Krise kam durch einen charismatischen Aufbruch innerhalb der Jesusbewegung. Neben den gesunden Dingen, wie geistlicher Lobpreis, Gebet um Heilung und der Gebrauch von Geistesgaben, gab es auch immer mehr Sonderlehren, Gründergeneration 13 die letztendlich zu einer Spaltung geführt haben. Die einen sind völlig auf diese „charismatischen Zeichen“ abgefahren. Leute fielen um, schrien, zappelten, ahmten Tiergeräusche nach. Die Freaks, welche diese Zeichen erlebten, fühlten sich etwas geistlicher als die anderen, also als bessere Christen. In dieser Zeit sind einige der Jesus Freaks aus dem Treff ausgestiegen. Das war ihnen einfach zu viel. Plötzlich wollten alle umkippen und wer nicht umkippte, geriet unter Verdacht, nicht geistlich genug zu sein. Früher schrien Leute, wenn man bei ihnen Dämonen ausgetrieben hat. Jetzt schrie man angeblich, weil der Heilige Geist da war. Das passierte Mitte der 80er Jahre. Ein Schwager von Klaus Hermann hat in der Zeit eine Gemeinde in Rinteln gegründet, die auch für diese Phänomene berühmt geworden ist. Die einen waren dafür öffentliche Anbetungszeiten in der Fußgängerzone zu zelebrieren, um so eine „geistliche Atmosphäre“ in der Stadt zu schaffen. Andere empfanden es so, dass durch diese öffentlichen Anbetungsgottesdienste Nichtchristen eher abgeschreckt wurden. Schließlich waren die restlichen Jesus Freaks in Hannover so ausgelaugt und ausgebrannt, dass man die Teestubenarbeit immer mehr einschränkte. Auch weil viele der Mitarbeiter weg blieben und den anderen die Kraft fehlte, das ganze Werk allein zu stemmen. 1986 meldete der Besitzer des Gebäudes vom Jesus-Treff an, dass eine überfällige Sanierung anstand. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten war dann die Miete so hoch angesetzt, dass ein Neubezug des Jesus-Treffs nicht mehr in Frage kam. Seitdem gibt es die Arbeit in Hannover nicht mehr. Viele der ersten Jesus Freaks sind aber immer noch im Reich Gottes unterwegs. Peter Helms beispielsweise lebte heute mit seiner Frau in Kanada und hat einen weltweiten Dienst unter jungen Menschen. Markus Egger leitet die Intermission in Hannover, die jetzt eine Missionsgesellschaft ist, welche in Indien hauptsächlich Waisenhäuser betreut. Ich habe meine Informationen durch drei Bücher (Buchtipps), die über diese Zeit berichten. Mehr Details habe ich in einem persönlichen Gespräch mit Klaus Hermann erfahren. Klaus war der Percussionist von Semaja und damals hautnah dabei. Martin Dreyer lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. Der Gründer der Jesus Freaks in Hamburg reist als Autor und Prediger durch Deutschland. Buchtipps Werner Hermann: „Unterwegs im Auftrag des Herrn. Von Hermann Zeiss zum Prediger gesegnet.“ Reformazion 2013. Matthias Sesselmann: „Die Geschichte des JesusTreff.“ Werner Hoppe ca. 1990. Wilfried Kroll: „Jesus kommt! Report der Jesus-Revolution unter Hippies und Studenten in den USA und anderswo.“ Aussaat 1971. Was neue Jesus Freaks von alten Jesus Freaks lernen können Kleine Jesus-Freaks-Gruppen sollten sich immer einer gesunden Gemeinde anschließen. Wenn eine Gruppe schrumpft und zu klein wird, sollte sie sich an eine größere Gemeinde wenden. Es gibt viele gesunde Gemeinden in Deutschland, Baptisten, FeGs, auch gesunde charismatische Gemeinden, wie die Vineyards. Wir sollten bedenken, dass zur Zeit eine ganz neue Generation anwächst. Punks gibt es so gut wie nicht mehr. Es ist eine digitale Generation und wir sollten uns überlegen, wie wir diese Menschen für Jesus erreichen können. Es ist gut sich andere erfahrene Prediger einzuladen und sie zu sich sprechen zu lassen. Eine Gemeinde sollte nicht zu sehr auf einem Prediger aufgebaut sein. Herman Zeiss hat immer gesagt „Wenn ihr einen anfangt zu vergöttern, dann nehmt ihn weg!“ Wir sollten nie arrogant werden und denken wir sind bessere Christen. Das haben die Jesus Freaks damals auch getan und es war eine Falle des Satans. Sie wurden arrogant, das war falsch. Jeder Jesus Freak sollte die Bibel intensiv studieren. Nur das kann davor schützen, in eine Sekte (Stichwort: „Wort und Geist“) oder Sonderlehre abzurutschen. Geistesgaben müssen gefördert, aber auch immer geprüft werden. Jeder Christ sollte nicht vergessen, sich auch um seine Ausbildung und seine Finanzen zu kümmern. Einige der Freaks von damals stehen heute schlecht da, weil sie nie in die RentenMarkus Egger, Frontsänger kasse eingezahlt und nie einen Beruf gelernt haben. von Semaja 14 Gründergeneration Gottverliebte Investitionen Wo dein Schatz ist, wird dein Herz sein Belege sortieren: Essen, Tankfüllung, Druckerpapier, Bücher … Die größeren Ausgaben wie Wohnungsmiete und Krankenversicherung sehe ich auf meinem Kontoauszug. Und in diesem Jahr etwas Neues auf dem Ausdruck: Flug und Mietwagen für einen Aufenthalt in den USA. Die Reise zu buchen war meine Antwort auf eine sich wiederholende und leise [göttliche] Stimme zu Anfang des Jahres. Mein persönliches Neuland? Ich war noch nie dort. Und hätte wohl auch vielen anderen Kulturen den Vorzug gegeben, gerade angesichts der Kosten und zugegebenermaßen meiner „selbstverständlich“ berechtigten Vorurteile. Mein Konto wird nach dieser Reise leer sein, und ich weiß noch nicht, woher es dann gefüllt wird. Denn danach gibt es noch mindestens ein Jahr des Studiums zu bezahlen. Unvernünftig. Finanzielles Neuland. Was hat das nun mit uns Jesus Freaks zu tun? Mit dem Reich Gottes? Jede Ausgabe ist eine Aussage. Jeder der Belege, die ausgebreitet vor mir liegen, ist eine Dokumentation meiner – manchmal echt schrägen – Prioritäten. „Denn wo dein Schatz ist, wird auch dein Herz sein“ (Matthäus 6,21). In was ich investiere, zeigt, wo mein Herz ist. Vielleicht ist es auch andersherum: Wo ich investiere, zieht mein Herz nach. Mein Geldbeutel ist also irgendwie mit seelischen Prozessen verknüpft und mit „Wert“-Vorstellungen. Es ist also zunächst eine zutiefst persönliche Sache – vielleicht habe ich deshalb mit einer persönlichen Geschichte angefangen, obwohl es in diesem Artikel eigentlich um Finanzen und die Bewegung gehen sollte. Meine größte Ausgabe in diesem Jahr ist unbestreitbar diese Reise. Aus heutiger Sicht habe ich danach keinen Lebensunterhalt mehr. Ich habe beim Schreiben gerade eine bestimmte Frau vor Augen: Sie salbt Jesus die Füße mit einem Vermögen an wohlriechendem Öl. Sie schüttet alles aus und hält nichts zurück – auch wenn etwas davon sogar auf den Boden tropft und versickert. Die Mitmenschen (oder das eigene Gewissen) bringen dazu den Vorwurf: „Das hättest du doch den Armen geben können!“ (vgl. Markus 14,5) oder „Fairtrade kaufen“ oder oder oder… Ich hoffe, dass ich mit meiner kleinen Investition ebenso, wenigstens ein bisschen, diese Sehnsucht und Beziehung und das Vertrauen zu Jesus ausdrücke … Ich bin sicher nicht die einzige unter den Jesus Freaks, die schlechte Erfahrungen mit schräger christlicher Finanztheologie und Mangel gemacht hat. Es fällt mir schwer, dieser leisen Stimme zu folgen und nicht die scheinbar sicherere und kontrollierte Alternative zu wählen. Aber es ändert sich was in mir! Das verleitet mich zu der verrückten Ansicht, dass es eines Tages bei vielen von uns im Umgang mit Geld ganz anders aussehen könnte. Und wie erst würde sich das auf die gesamte Bewegung auswirken?! Meine Hoffnung für Finanzen bei den Jesus Freaks ist, dass wir unsere Beziehung mit Jesus in großer Freiheit, auf zutiefst persönliche Art und Weise verschwenderisch ausdrücken. Manchmal auf eine Art, die die Umstehenden nicht verstehen können oder sogar verurteilen, aber die die Welt inspiriert. Meine Hoffnung ist, dass wir Geschichte mit solchen gottverliebten Investitionen schreiben und gleichzeitig seine absolute Versorgung erleben. Wie das gehen soll? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Aber der Wind weht … Und dann hört man vielleicht eine leise Stimme … Danielle (30) ist seit fünf Jahren im Vorstand von JFD. Sie muss zusammen mit dem restlichen Vorstandsteam des öfteren Finanzentscheidungen treffen. Foto: another.point.in.time/Flickr Finanzen & Vision 15 Gott und Kaiser Biblische Prinzipien zum Zehnten und zu Steuern Es regnet. Es ist kalt. Manchmal schneit es. Kalter Wind pfeift. Hier ist nicht der Himmel, und solange das so bleibt, ist Gottes Reich mit Kosten verbunden. Gemeinderäume, Pastorengehälter, GEMA, Steuern, Nebenkosten, Gitarrensaiten, Weihnachtsdeko … und so weiter – ad infinitum. Gemeinde kostet Geld. Punkt. Wie viel sollte man geben, um die gemeinsame Vision voranzubringen? Alles für Jesus oder nur einen gewissen Teil? Natürlich redet die Bibel auch über diese Fragen. Bereits das Alte Testament spricht über den Zehnten: Zehn Prozent des Einkommens wurden Gott gegeben. Die Ursprünge dieser Praxis verlieren sich im Dunkel der Geschichte, zum ersten Mal wird sie in 1.Mose 14,18-20 erwähnt. Dort gibt Abram dem Priester Melchisedek den Zehnten seiner Kriegsbeute. Niemand weiß, woher er von dieser Sitte wusste. Der Zehnte ist älter als Abram. Die Geschichte steckt voller interessanter Details. Hier sind zwei davon: Abram gab Melchisedek – der ihm mit Brot und Wein entgegengeht und so ein Bild von Christus ist – freiwillig von seinem Besitz ab. Geben ist ein freiwilliger Ausdruck davon, dass Jesus in unser Leben tritt. Es geht auch nicht in erster Linie um Geld. Im Alten Testament wurde Besitz nicht in Heller und Pfennig bewertet, sondern in Schafen, Rindern oder Sklaven. Es geht um alles – wer aus Gesetzlichkeit Einkommensprozente abdrückt, aber sein Herz und seine Mitarbeit zurückhält, hat das Prinzip nicht verstanden. Diese Pointe hat das Gespräch Jesu mit den Schriftgelehrten in Matthäus 23,23. Dazu später mehr. 16 Als Israel lange danach das Gesetz bekam, wurde es Pflicht, alles zu verzehnten (z.B. 5.Mose 14,22-23). Jetzt musste dieser Teil des Einkommens als Steuer entrichtet werden. Wieder ging es nicht um Geld, sondern um das, was erwirtschaftet wurde. Geld in der heutigen Form gab es erst viel später. Zwar gibt es Stellen (z.B. 1.Mose 23,15f.), in denen Edelmetalle als Bezahlung abgewogen wurden, aber die ersten hebräischen Münzen wurden erst etwa 150 vor Christus geprägt. In der modernen Zeit rechnen wir aber mit Geld; kaum jemand wird noch in Naturalien bezahlt. Die harte Ansage Gottes durch den Propheten Maleachi lässt sich nur vom Gesetz her verstehen: „Ihr habt mich beraubt, weil ihr den Zehnten nicht mehr gebt.“ (3,8-12). Hier geht es nicht um eine freiwillige religiöse Gabe, sondern um geltendes Recht. In heutigen Begriffen geht es nicht nur um Gott, sondern auch um den Fiskus. Wie wir mit Steuern und der Unterstützung unserer Gemeinde umgehen, entscheidet, ob wir ehrlich sind oder nicht. Dass Steuern noch immer für uns gelten, ist klar, aber wie verhält es sich mit dem Zehnten? Sind Christen gebunden an ein Gesetz des Alten Testamentes? Oder ist das alles Geschichte, die für uns interessant, aber darüber hinaus bedeutungslos ist? Jesus hat an zwei Stellen indirekt über den Zehnten gelehrt. In Matthäus 22,19ff. sagt er: Zeigt mir die Steuermünze! Sie aber überreichten ihm einen Denar. Und er spricht zu ihnen: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie sagen zu ihm: Des Kaisers. Da spricht er zu ihnen: Foto: NASA/Joel Kowsky Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. (Elberfelder) Die Pharisäer wollten Jesus aufs Glatteis führen. Ihr Plan war, dass er gegen den Kaiser reden würde und so den Zorn der Römer auf sich ziehen würde. Stattdessen stellte er sich zur Steuer und zu den Abgaben an Gott, der Zehnte hatte auch für Jesus Gültigkeit. Die zweite Stelle ist Matthäus 23,23: Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Minze und den Anis und den Kümmel verzehntet und das Wichtigere im Gesetz vernachlässigt, nämlich das Gericht und das Erbarmen und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen. (Elberfelder) Es fiel den Pharisäern leichter ein Gesetz zu halten, als zu lieben, zu warnen und barmherzig zu sein. So sind die Menschen: Gesetze sind einfacher als Beziehungen. Jesus hat die Prioritäten nicht einfach umgedreht. Man sollte nicht zwei gute Ansätze gegeneinander ausspielen. Manchmal wird gesagt, dass die Hauptsache sei, dass man eines von beidem tut. Aber das stimmt nicht, man soll beides tun. Eine ähnliche Pointe liefert Markus 7,10-12. Hier versuchen Juden das Geld, das zur Versorgung ihrer alten Eltern gezahlt werden soll, mit der Opfergabe zu verrechnen. Jesus findet das unmöglich. Dieses Verhalten hat sich bis heute nicht geändert. Engpässe führen oft dazu, dass Gottes Anteil verkleinert wird. Mit der Zeit ist es dasselbe: Karriere steht oft über der Zeit für Gott, Gebet und Bibellese werden weniger, der Gottesdienstbesuch schläft ein. So sollte es nicht sein! Der Zehnte zeigt nicht zuletzt an, wo die Prioritäten in unserem Leben liegen. Wer ihn gibt, räumt Gott einen Ehrenplatz ein, auch wenn es weh tut. Obwohl wir als Christen nicht mehr unter dem Gesetz stehen, sind doch die Motive der Dankbarkeit, Treue und Liebe zeitlos. Man braucht kein Gesetz, um Gutes zu tun und die gemeinsame Arbeit auch finanziell zu unterstützen. Auch wenn er keine Verordnung darstellt, ist der Zehnte eine gute Richtschnur, an der man sich orientieren kann. Daneben hat die Bibel aber auch viel anderes zu Finanzen zu sagen: Es wird häufiger davor gewarnt zu bürgen, denn der Bürge, durch sein Wort gebunden, steht für die Schulden eines anderen gerade. (Sprüche 11,15) Verschiedene Stellen lehren uns, mit Gottes Versorgung zu rechnen. (Matthäus 6,25ff) Die Liebe zum Geld ist eine Wurzel des Bösen; man sollte es gebrauchen, aber nicht lieben. (1.Timotheus 6,10) Wer einmal auf den Betrug des Reichtums hereingefallen ist, wird es schwer haben, Gott zu folgen. (Markus 4,19) Genügsamkeit ist eine Tugend. (Philipper 4,12) Wir sollen nicht stehlen, sondern arbeiten um genug Geld erwirtschaften, dass wir anderen aus der Patsche helfen zu können. (Epheser 4,28) Die Bibel ist voller Ratschläge zum Umgang mit Geld. Insgesamt ergibt sich ein rundes Bild, in dem für jeden etwas dabei ist: Reiche und Arme. Es lohnt sich, Zeit in ein Bibelstudium zum Thema zu investieren. Storch ist glücklich mit Alex verheiratet und lebt als Pastor, Autor, Prediger, Musiker und Jesus Freak in Remscheid. Privat trifft man ihn oft lesend, kickernd, betend oder musizierend und meistens mit den Gedanken woanders an. Gestaltung: Simeon Wetzel Foto: 401(K)/Flickr Finanzen & Vision 17 vielen und de n e Eines Tages d n we mit seinen on Freundengingin Jesus v n die Gemeinde. Er setzte e Dann mal los! Deine Cate hic ht Eine G es c en ün z Gut, dass es ein paar Dinge gibt, für die man nichts bezahlen muss und dass es Gott nicht darum geht, wer am meisten hat. Auf dieser Seite geht es höchstens darum, wer den meisten Spaß hat. sich so hin, dass er einen guten Blick auf den Spendenkasten hatte. In diesen Kasten steckten die Leute Geld für die Gemeinde und die Priester hinein. Während sie so rumsaßen kamen viele reiche Menschen vorbei. Die schmissen sehr, sehr viel Geld rein. Sie schleppten ihre Münzen (Geldscheine gab es damals noch nicht) in großen Krügen an. Mit viel Lärm kippten sie das Geld in den Kasten, so dass alle es hören und sehen konnten. Was waren die stolz auf sich und ihr vieles Geld! Später kam eine Frau, deren Mann war verstorben. Sie hatte nur noch sehr wenig Geld. Vorsichtig, so dass niemand sie bemerkte, schlich sie zum Spendenkasten. Dann legte sehr leise zwei kleine Münzen hinein. Die waren nicht mal einen Cent wert. Jesus flüsterte zu seinen Freunden: „Schaut da, diese arme Frau hat am allermeisten gegeben.“ Da waren seine Freunde erst mal ein bisschen verwirrt und fragten wie Jesus das meinte. Also erklärte er es ihnen, wie er es immer tat: „Diese viele reichen Männer haben zwar mehr Gold und Silber in den Kasten getan, aber sie werden das Geld zu Hause nicht mal vermissen. Sie haben ja noch jede Menge davon. Aber die Frau gab ihre letzte Münzen für Gott. Sie hat zu Hause nichts mehr.“ nM hier liegt ganz schön viel Geld rum, oder? Wie gut ist Dein Sparschwein gefüllt? Reicht Dir Dein Taschengeld oder das, was Du Eltern, Tanten, Opas usw. bekommst? Manchmal ist es nicht einfach mit seinem Geld klarzukommen. e ig Hallo Du, Die ganze Geschichte steht bei Markus Kapitel 12, Verse 41 bis 44. e e Vord rseit Einmal König sein! Auf vielen Münzen von früher, aber auch von heute, sind Köpfe abgebildet – Köpfe von Kaisern und Königen, seltener Königinnen. Daran erkennt man, wer in einem Land regiert. Stell dir vor, du wärst König oder Königin. Wie sähe deine Münze aus? Gestalte eine Vorder- und eine Rückseite so, wie du möchtest. Rätselspaß Dinge, die schön sind, ohne was zu bezahlen Sonnenschein gute Freunde Fangen spielen Vogelgezwitscher Sternenhimmel in Pfützen springen eine Umarmung Schmetterlinge auf Bäume klettern Regenbogen ein Lächeln ein Biss vom Schokoriegel echtes Lob durch den Sommerregen toben eine Schneeballschlacht Meistens sind diese Dinge noch besser, wenn man sie mit anderen teilt SPR_CH_ 23,4-5 Auch Jesus musste als Kind lesen und schreiben lernen. Das ist im Hebräischen gar nicht so einfach, denn die Selbst- und Umlaute (also A, E, I, O, U, Ä, Ö und Ü) werden nicht mitgeschrieben. Schaffst du das auch? Versuch mal diese Bibelstelle zu vervollständigen. B_M_H_ D_CH N_CHT, R_ _CH Z_ W_RD_N; D_ SP_R_ D_ _N_ KL_GH_ _T. D_ R_CHT_ST D_ _N_ _ _G_N _ _F R_ _CHT_M _ND _R _ST N_CHT M_HR D_; D_NN _R M_CHT S_CH FL_G_L W_ _ _ _N _DL_R _ND FL_ _GT G_N H_MM_L. Sommer-Smoothie Rü Zutaten für 4 Gläser i te e s ck 350 g Erdbeeren (frische oder gefrorene) 1 Banane 1 Kiwi 500 ml Orangensaft 1 EL Honig 4 schöne Erdbeeren als Garnitur Wie geht’s? Erdbeeren putzen und vierteln, auf ein Brettchen legen und in den Gefrierschrank legen. Banane und Kiwi schälen und klein schneiden. Mit Orangensaft, Honig und gefrorenen Erdbeeren mit dem Mixstab glatt pürieren. Smoothie in Gläser füllen. Mit je einer Erdbeere garnieren und sofort servieren. Foto: echo0101 Was mache ich mit meinem Geld? Das Herz sagt: „Vertrau auf Gott“, der Kopf dagegen „Wer weiß, was kommt. Spare lieber etwas“ Ein Versuch, diesen Widerspruch aufzulösen Gott hat uns nicht nur Verantwortung für die Erde und ihre Schöpfung gegeben, sondern auch für unser Geld. Er findet es gut, dass es uns gut geht, aber wir sollen bitte vernünftig mit unserem Wohlstand umgehen. Gott will einen guten Umgang mit Geld segnen. Er ruft uns in der Bibel zu einem bescheidenen Lebenswandel auf, lobt Großzügigkeit und warnt vor Gier und Geiz. Natürlich darfst du dir auch mal was gönnen, aber wirf dein Geld nicht zum Fenster hinaus. Wir glauben, dass Jesus von Sünde befreien will. Manchmal verführt einen die Sünde zum schlechtem Umgang mit Geld, so dass du kein Geld hast, weil du es für deine Sünden ausgibst wie zum Beispiel Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht. Lass dich befreien von diesen Dingen. Dann geht es nicht nur deinem Konto wieder besser, sondern auch dir! Einen jesusmäßigen Umgang mit Geld kann man (sehr knapp) so zusammenfassen: „Vermeide Schulden, hüte dich vor Bürgschaften, spare in der Zeit, so hast du in der Not – und den Rest kannst du spenden.“ Im Folgenden möchte ich die einzelnen Punkte näher beleuchten. Vermeide Schulden Wenn du dir etwas kaufen möchtest und kein Geld hast, musst du dir welches leihen. Das kannst du mit einem Kredit tun. Hier nimmst du eine Summe X auf und zahlst X + Zinsen über einen langen Zeitraum zurück. Bei einem Konsumkredit sind das oft 72 Monate (also 6 Jahre). Es gibt sinnvolle und, nun ja, dumme Schulden. Zu den guten Gründen für Schulden gehören: kreditfinanzierte Investitionen, um zukünftig Geld zu sparen (Solaranlage, Wärmedämmung fürs Haus usw.) Kosteneinsparung, indem man etwas in einer Summe sofort bezahlt und Skonto nutzen kann, Ersatzkäufe (Waschmaschine, Auto oder Heizung sind defekt und müssen unbedingt ersetzt werden) 20 Finanzen & Vision Investitionen zur Gewinnmaximierung (z.B. ein Betrieb kauft eine Maschine, weil die Auftragslage gut ist), Investitionen in die Zukunft (du finanzierst ein Studium, um hinterher einen guten Job haben zu können oder kaufst ein Haus, um eines Tages eine Mietersparnis zu haben). Unvernünftige Schulden liegen vor, wenn keine nachhaltige Verbesserung der Situation dadurch eintritt, dass Konsum über Kredit finanziert wird. Dazu gehören zum Beispiel ein Urlaub, ein Auto oder ein Flachbildfernseher, die versprechen, uns glücklicher zu machen. Es ist ein großes Problem, dass ein erheblicher Teil der deutschen Bevölkerung völlig verschuldet ist. Das hat zur Folge, dass man sich unfrei fühlt und unglücklich ist, obwohl einem ja mit Kreditaufnahme genau das Gegenteil versprochen wurde. Doch das dicke Ende kommt noch: Bei vielen Krediten für Konsumgüter wird nur noch im Kleingedruckten der komplette Kaufpreis angegeben. Als erstes sieht man die sehr kleinen Raten, aber nicht unbedingt die Laufzeit. Da kann man sehr schnell den Überblick verlieren, weil es ja meist nicht bei einem Kredit bleibt. Und fürs tägliche Leben bleibt kein Geld übrig – und wehe, die Waschmaschine geht kaputt! Schulsachen für die Kinder! Hund krank! Womöglich Job weg! Was machst du dann? Dein Auto ist vielleicht schon Schrott, den Kredit dafür hast du immer noch am Hals. In der Bibel gab es das System des Erlassjahres (5.Mose 15,1-3), das verhindern sollte, dass die Schere zwischen Arm und Reich auseinander ging. Alle sieben Jahre wurden Schulden erlassen, gepfändeter Grundbesitz musste zurückgegeben werden usw. Der Erlass bezog sich in erster Linie auf Leib und Leben – niemand blieb länger als sieben Jahre in Sklaverei – und auf den Grundbesitz. Das Land sollte immer in der Familie bleiben, wie Gott der Herr es den Stämmen zugeteilt hatte. Das Erlassjahr hatte den Vorteil, dass auch gar nicht so große Summen verliehen wurden. Wenn du als Geldgeber nämlich wusstest, in einem Jahr ist es wieder so weit, und der Schuldner wird die Summe bis dahin nicht auftreiben, hast du es ihm gar nicht gegeben. Du hättest es ja nie wieder bekommen. Deswegen ruft Gott dazu auf, kurz vor dem Beginn des Erlassjahres großzügig zu sein und dennoch Kredite zu geben, auch wenn absehbar ist, dass das Geld nicht oder nicht vollständig zurück gezahlt werden kann. Hilfsbereitschaft und großzügiges Geben sind in der Bibel sehr wichtig und bereiten einen Weg für Gottes Segen. Auf der anderen Seite sind Geiz und Habsucht regelrechte Segensblocker. Hüte dich vor Bürgschaften Die Bibel warnt ausdrücklich davor, Bürgschaften zu übernehmen. Besonders in den Sprüchen Salomos wird das oft erwähnt (Sprüche 11,15; 22,26-27 usw). Man benennt sich als eine Art Ersatzkreditnehmer, und in dem Moment, in dem der eigentliche Kreditnehmer nicht mehr zahlen kann, ist man selbst in der Pflicht, die Raten oder die Gesamtschuld zu zahlen. Man haftet also hinterher für Schulden, die man nicht gemacht hat. Je nach dem, auf wen du dich eingelassen hast, wird es dein Untergang sein. Spare in der Zeit Es ist sinnvoll, Geld zu sparen. Sparen heißt nichts anderes als Konsumverzicht. Wer nicht spart, kommt irgendwann in die Situation, Schulden machen zu müssen, weil immer irgendwas Unvorhergesehenes passieren kann. Aber es ist auch wichtig, mit seinem Geld gut und verantwortungsvoll umzugehen. Vor allem, wenn du nicht nur für dich alleine wirtschaftest, sondern auch noch eine Familie am Einkommen hängt. In ein paar Jahren werdet ihr ein neues Auto brauchen, fang schon mal mit sparen an! Du hast ein Kind, das in einem oder zwei Jahren auf große Fahrt gehen möchte. Es wäre super, wenn du versuchen würdest das Geld dafür zusammen zu bekommen. Und wenn du den Betrag nicht aus der Portokasse bezahlen kannst, mach einen Plan. Das ist kein Unglaube, sondern übernehmen von Verantwortung. Josef hat in 1. Mose 41 ausdrückliche Order bekommen zu sparen, um eine Hungersnot abzuwenden. Folgende Fragen bezüglich des Sparens musst du dir beantworten können: Häufe ich Vermögen an oder spare ich sinnvoll? Was will ich mit dem Geld anfangen? Aber was ist dann mit den Leuten, die gar nicht sparen können? Die zum Beispiel vom Amt nur so viel erhalten, dass sie gerade über den Monat kommen oder die es durch einen schlecht bezahlten Job schwierig haben? Wenn wir unsere Finanzen unter Gottes Herrschaft stellen, ihm unser Geld zur Verfügung stellen, dann wird er uns versorgen. Gott weiß das, er ist unser Versorger und er wird uns nicht vergessen. Du kannst ihn sogar auf die Probe stellen (Maleachi 3,10). So ist es für die, die mehr Geld haben, richtig, Rücklagen zu bilden und für die, die es nicht können, ist es richtig, sich auf Gott zu verlassen. Häufig ergänzt sich das, und es wird den Leuten zum Segen, die mit Geld umgehen können. Den anderen sowieso. 10 Prozent von deinem Einkommen solltest du beiseite legen, und es ist fast egal, wo du diese Rücklage bildest, ob im Sparschwein oder auf dem Sparkonto. Wichtig ist, beim Geldeingang zu sparen und nicht am Ende. Vorab etwas beiseite zu legen und vom Rest zu leben, klappt besser als andersherum. Der Rest am Monatsende ist nämlich fast immer Null. Von diesen 10 Prozent sollte nach Möglichkeit die Hälfte langfristig „für später“ angelegt werden. Den Rest kannst du spenden Sparen ist für viele Christen ein schwieriges Thema, denn es klingt nach Unglauben. Der Herr sagt schließlich, er ist unser Versorger, und wenn ich dann noch Geld beiseite lege – traue ich ihm dann überhaupt? Das kann so sein. In der Bibel gibt es das Gleichnis vom reichen Bauern (Lukas 12,16-21), der die Scheunen voll gespart hatte, von Gott zur Rede gestellt wurde und tot umfiel. Julia Pfläging mit Hilfe von: Wolfgang Günther lebt glücklich mit Frau und drei Kindern in Remscheid, gehört dort zu den Jesus Freaks und verwaltet auch deren Geld. Er arbeitet seit vielen Jahren in der Finanzbranche. Der viel zitierte Zehnte ist eine Spende, die du an Gott zurück gibst, um sein Reich zu bauen. Du kannst es deiner Gemeinde überlassen oder es Leuten persönlich schenken, du kannst Kindern in Entwicklungsländern Schulbildung ermöglichen, du kannst soziale Projekte in deiner Stadt fördern oder Industriebrachen renaturieren – worauf halt so dein Fokus liegt. und: Sonja Willmann (35), Bankkauffrau in Elternzeit. Gestaltung: Simeon Wetzel | Foto: Dan Queiroz Finanzen & Vision 21 Gelddinge geregelt bekommen Was tun, wenn am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit vielen praktischen Tipps Ich will etwas dazu sagen, wie man einen Anfang machen kann, auf verantwortliche Art und Weise mit dem, was man hat, umzugehen, so dass man am Ende des Monats nicht hungern muss. Es ist aber kein komplettes Programm und wer tiefgehende Probleme hat, wie hohe Schulden, sollte auf jeden Fall ein persönliches Beratungsgespräch mit einem Fachmenschen vereinbaren, zum Beispiel bei der Diakonie (siehe Link am Ende). 1. Belege sammeln Als erstes ist es wichtig zu wissen, wie viel Geld in einem normalen Monat zur Verfügung steht und wofür es ausgegeben wird. Das nennt man ein Budget erstellen. Dafür nimmst du dir am besten einen Monat Zeit. Kaufe weiter normal ein und spende wie bisher. Sammele dabei aber ALLE Kassenzettel. Wo es keinen gibt, schreib dir selber einen Beleg: „2,50 Euro für Falafel am 13.05.2014“ Und ja, wirklich für ALLES („0,30 Euro Spende an Bahnhofspunker“). Wofür so eine Genauigkeit? Na, um die Frage zu beantworten, die sich so viele Leute am Ende des Monats stellen, wenn sie ihr leeres Portemonnaie sehen: „Wo ist mein ganzes Geld hin?“ Erst wenn wir verstehen, wofür wir unser Geld ausgeben, können wir effektiv planen, so dass unsere Bedürfnisse und persönliche Wünsche abgedeckt werden. Es gibt dazu nämlich keine Pauschalantwort. Mein Budget würde zum Beispiel einen Raucher nicht glücklich machen. 2. Einnahmen ermitteln Den nächsten Schritt mache ich ganz old school: Ich nehme ein Blatt Papier und schreibe für den Probemonat meine Einnahmen auf die eine Seite und meine Ausgaben auf die andere Seite. Deine Einnahmen umfassen alles Geld, das du bekommst. Sei es dein Nettolohn, deine Hartz-IV-Bezüge, Kindergeld, Unterstützung von der Oma oder 22 Finanzen & Vision sonst was. Sobald es dir regelmäßig zur Verfügung steht, zähle es hier als Einnahme. Einnahmen Job 416 € Kindergeld 184 € Eltern 100 € Oma 50 € Ausgaben Miete 310 € Versicherung 16 € Telefon 19,90 € Essen 126 € Klamotten 59 € Bücher/DVDs 24 € Kino 64 € Drogerie 37 € Döner & Co 93 € Tabak 14 € Spenden 12,10 € Bahn 39 € Fixkosten In Deutschland hört man oft den Spruch „Über Geld redet man nicht, man hat es einfach.“ Aber ich bin in diesem Fall anderer Meinung: Ich finde, es sehr wichtig über Geld zu reden, damit wir lernen damit umzugehen. Gerade wenn man zu wenig davon hat, ist es wichtig darauf zu schauen. (Und mal ehrlich, wer könnte nicht „noch ein bissl“ Geld gebrauchen?). So könnte eine Einnahmen-Ausgaben-Liste aussehen 3. Ausgaben notieren Deine Ausgaben dürfen eigentlich nie höher werden als dieser Zahl! Das ist das Allerallerwichtigste, was man beachten muss. Wer dauerhaft mehr als die Summe der Einnahmen ausgibt, wird Schulden sammeln. Wer dauerhaft weniger als diese Zahl ausgibt, wird Ersparnisse ansammeln. Bei den Ausgaben, schreib zuerst die Dinge auf, die unverändert bleiben und bezahlt werden müssen: Das sind deine Fixkosten. Dazu zählen unter anderem Miete, Nebenkosten, Telefon, offene Ratenzahlungen. (Schulden, die du noch abzuzahlen hast, haben auch eine Priorität, da man Zinsen darauf zahlt.) Denk auch an die Dinge, die nur einmal im Jahr fällig sind, wie Versicherungen oder Jahresgebühren. Jährliche Beträge teilst du durch 12 und setzt diesen Teilbetrag auf die Ausgabenliste. Danach schaue dir den Berg von kleinen Kassenzetteln an, die sich angesammelt haben. Sortiere sie grob in Kategorien, wie zum Beispiel Lebensmittel, Fahrkarten, Kino, Dönerbude, Klamotten usw. Danach rechne aus, wie viel du für jede Kategorie ausgegeben hast. 4. Im Plus oder im Minus? Hole einen Taschenrechner und gib alles ein. Wie viel kommt bei den Einnahmen zusammen? Wie viel hast du insgesamt ausgegeben? Mit der Summe der Einnahmen und Ausgaben kannst du erst mal sehen, wie gut du im vergangenen Monat gewirtschaftet hast. Einnahmen 750 € - Ausgaben 814 € - 64 € Rechne dafür die Gesamteinnahmen minus die Gesamtausgaben … und, bist du noch im Plus? NEIN?? 5. Erste Erkenntnisse Dann sollten die Ausgaben etwas genauer untersucht werden. Manchmal fällt hier schon was Überraschendes auf: „93 Euro für Döner und 64 Euro für Kino?!?!)“ Was sind deine höchsten Ausgaben? Wenn man diese schlaue Torte anschaut, kann man einen guten Blick dafür kriegen, wie viel Prozent der Einnahmen die Deutschen durchschnittlich in jedem Bereich ausgeben, so als Richtlinie. Wenn du merkst, für deine Miete gibst du 60 Prozent deiner Einnahmen aus, wäre eine günstigere Wohnung eine gute langfristige Strategie, um besser mit deinem Geld auszukommen. Oder wenn du 25 Prozent für Klamotten ausgibst, solltest du dich da zurückzuhalten. Schaue dir deine Zahlen genau an und überlege, wo bei dir unnötige oder zu hohe Ausgaben sind. Konsumausgaben privater Haushalte Wohnen (Miete, Nebenkosten, Instandhaltung) Bildung Sonstiges Ge Telefo s n Kl (Dundh /Intern ei e et r o du ger itsp ie, fle ng g Fris e /S eu r) ch uh e 6. Prioritäten setzen e rät ge alts ush Ha Hotel/Restaurant (auch die Dönerbude) Freizeit (Sport, Kino) Verkehr (Auto, Fahrrad, Bus&Bahn) Lebens- und Genussmittel Es fehlen die Ausgaben fürs Sparen, private Rentenvorsorge und Versicherungen. Etwa 10 Prozent des Einkommens sollten dafür verwendet werden. Ansonsten geht es darum zwei Gedanken zu vertiefen. Erstens, was sind meine persönliche Prioritäten? Worauf kann ich auf keinen Fall verzichten? Wenn du Raucher bist, wie viel Tabak brauchst du, um an Monatsende nicht schnorren zu müssen? Willst du nicht auf dein Kranker-Bote-Abonnement verzichten? Bist du Mitglied in einem Sportverein oder im FitnessStudio (und gehst dann auch tatsächlich hin)? Willst du deinen Partner/deine Partnerin regelmäßig zum Essen oder ins Kino einladen? 7. Sparmöglichkeiten Zweitens, wie kann ich sparen? Es gibt auch hier kein Pauschalantwort, da jeder auf unterschiedliche Art sein Geld ausgibt. Grade wenn du an deinen Ausgabenliste gemerkt hast, dass du zu viel ausgibst, ist es ratsam, jemand anderes zu bitten mit zu schauen. (Aber jemanden, der gut mit Finanzen umgeht!) Da ist es oft wichtig genauer hinzusehen, nicht nur auf die Ausgaben für Lebensmittel, sondern auch darauf, ob man bei Aldi die Sachen günstiger bekommen könnte, die du sonst immer bei Edeka kaufst. Oder ob du etwas selber machen kannst, anstatt es fertig zu kaufen. Oder ob du mit Freunden oder Mitbewohner Sachen teilen oder tauschen kannst. Die meisten geben meiner Erfahrung nach, mehr für Freizeit und Lebensmittel aus als nötig. Wusstest du schon, dass es günstiger ist (und gesünder) selbst zu kochen als Fertiggerichte oder Imbissessen zu holen? Die Reste kann man auch einfrieren oder am nächsten Tag genießen, anstatt sie wegzuschmeißen und wieder gespart. Größere Portionen sind im PreisLeistungs-Verhältnis nämlich günstiger … Wie wäre es mal, einen Abend mit Freunden gemeinsam zu kochen anstatt ins Kino zu gehen. Es gibt auch Möglichkeiten günstiger an Lebensmittel zu kommen, bei der Tafel, beim Markt kurz vorm Abbau oder im Supermarkt in der Kiste mit Lebensmitteln, deren Haltbarkeit fast abgelaufen ist. 8. Eine Strategie für die Zukunft Wir haben bisher rückblickend die Finanzen angeschaut, um uns ein Bild zu machen vom persönlichen Konsumverhalten. Dieses Verständnis sollte helfen, eine Strategie für die Zukunft auszuarbeiten. Zurück zur Mathematik. Die Summe, die nach Abzug deiner Fixkosten übrigbleibt, ist dein verfügbares Finanzen & Vision 23 Einkommen. Mit dieser Summe solltest du den Monat über auskommen. Ich finde es hilfreich, bei der Finanzplanung nur auf eine Woche zu schauen. Dividiere also das verfügbare Einkommen durch 4. Wenn du zum Beispiel 300 Euro als verfügbares Einkommen hast, bedeutet es, dass du jede Woche höchstens 75 Euro ausgeben darfst. Teile dir den Betrag nach Ausgabenbereich ein: Lebensmittel, Freizeit, Fahrkarten, Genussmittel usw. Mir hilft es, mich bei dieser Summe an meinen Prioritäten zu orientieren. Also zuerst die Dinge zu kaufen, die ich wirklich brauche oder die mir wichtig sind. Danach schaue ich, was übrigbleibt, bevor ich Luxusartikel kaufe. Ich brauche Müsli, hätte aber auch gerne Badeperlen … Letztere kaufe ich erst am Ende der Woche, wenn das Geld reicht. Klopapier hat Vorrang gegenüber einem neuen Buch usw. 9. Träume verwirklichen Wenn du deine Ausgaben überarbeitet hast und ein Budget erstellt hast, ist es wichtig sich auch dran zu halten. Konkret heißt es, in Zukunft, keine leichtfertigen oder spontanen Käufe zu tätigen. Wenn du etwas gern hättest, was nicht in dein Budget passt, setze es als Ziel und spare darauf. Kaufe es erst, wenn du das Geld zusammen hast. Wenn du einen neuen Computer für 500 Euro brauchst, kannst du ihn wahrscheinlich nicht sofort kaufen. Aber wenn du jeden Monat 50 Euro beiseite legst, hast du noch innerhalb eines Jahres dein Traumgerät. Dabei kannst du auch überlegen, ob ein gebrauchtes Teil auch reichen würde oder ob es irgendwo ein Sonderangebot gibt. Vielleicht kannst du auch deinen alten Computer verkaufen und den Preis für die Neuanschaffung damit etwas verringern. Es ist auch möglich mit wenig Geld die Sachen einzuplanen, die dir wichtig sind. Es erfordert nur ein bissl Kreativität und ein bissl Planung. Zum Beispiel, wenn es dir wichtig ist Bioprodukte zu kaufen, solltest du schauen, dass du anderweitig sparst. Also Bücher und DVDs aus der Bücherei ausleihen und nicht selbst kaufen. Wenn du einen Porsche haben willst, geht es auch … mit sehr, sehr viel Selbstbeherrschung und Geduld. 24 Finanzen & Vision Weitere Tipps zum Sparen Wer zu Spontankäufen neigt, dem sei geraten, nie mehr Geld als für eine Woche nötig ist, griffbereit zu haben. Daueraufträge sind dein Freund! Lass deine Fixkosten direkt vom Girokonto abbuchen oder richte Daueraufträge ein, um sicher zu sein, dass deine Rechnungen bezahlt werden. Damit sparst du dir die Mahngebühren. Wenn du sparen willst, lohnt es sich ein Sparkonto einzurichten und einen Dauerauftrag von deinem Girokonto an dein Sparkonto. Die gewünschte Sparsumme wird so gleich am Monatsanfang abgebucht. Schulden abbezahlen ist wichtiger als du denkst. Durch die Zinsen und Zinseszinsen zahlst du am Ende viel mehr, als wenn du direkt alle Rechnungen begleichst. Ergo zahle erst alle Schulden ab, bevor du anfängst neue Sachen zu kaufen, und kaufe solche Sachen nicht auf Kredit. Es ist günstiger sechs Monate auf einen Computer zu sparen als ihn per Kredit zu holen und danach ein Jahr lang abzuzahlen. Gibst du zu viel für Fahrkarten aus? Lass dich bei deinen örtlichen Verkehrsbetrieben beraten. Oft gibt es günstigere Angebote als immer einzelne Fahrkarten oder Tagestickets zu kaufen. Oder vielleicht ist dieser Sommer ein guter Zeitpunkt, um dein altes Fahrrad aus‘m Keller zu holen. Cate McMillan ist schuldenfrei trotz fehlendem festen Einkommen. Die Tipps hat sie nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Sie verfügt aber über keine entsprechende Fachausbildung Schuldnerberatung: www.diakonie.de/schuldnerberatung Diagramm-Daten: Statistisches Bundesamt, 2012 Zeichnungen: Tobias Spreer Taler auf’n Tisch Kannst du der Macht des Geldes widerstehen? Manche Sachen weiß man in der Theorie und lebt auch danach, aber ein Erlebnis in der Praxis kann einem noch stärker die Augen öffnen. So ist mir das mal mit der Macht des Geldes passiert, über die doch in der Bibel so viel steht. Vor ein paar Jahren hatten wir bei uns in Leipzig eine Art Predigtreihe zu einigen „Basics“ des Lebens als Christ. Über mehrere Wochen war fast jeden Sonntag jemand anders dran 15 bis 20 Minuten über eins dieser Grund-Themen zu erzählen und danach wurde in kleinen Gruppen darüber gesprochen. Es ging um Glauben und Bibel und Liebe und Abendmahl und das Kreuz und vieles mehr … und an einem Sonntag um Geld. Die Person, die für jenen Sonntag dran war, hat also eine Weile über Geld erzählt, woher es eigentlich kommt, und darüber, was Jesus so dazu gesagt hat. Dann kam die Aufgabe für die Kleingruppen, aber es waren nicht die üblichen Leitfragen oder was anderes zum Drübersprechen, sondern es sollte praktisch werden. Die Aufgabe war: Jede Kleingruppe setzt sich zusammen und jeder legt alles (!) Bargeld, was er oder sie dabei hat, auf den Tisch. Dann überlegt ihr euch mal zusammen, was ihr damit macht. Ich war in der „Gäste-Gruppe“, wir waren so acht, neun Personen. Einige hatten gerade ziemlich viel Bargeld dabei, weil sie auf Reisen waren. Also lagen bei uns einfach mal 250 Euro oder so auf dem Tisch – ziemlich viele Scheine. Da hab ich sie gespürt – diese Macht des Geldes. Wir mussten erst mal darüber quatschen, wie wir uns so dabei fühlen. Und auch diejenigen unter uns, die aktiv versuchen eine „Sch*ß doch auf das Geld“-Einstellung in ihrem Leben zu fahren, merkten diese „Aura“, die von dem Geld ausging. Wie hypnotisiert starrten wir auf diesen großen Haufen! Beim anschließenden Gebet kann ich nicht sicher sagen, ob wir es alle übers Herz gebracht haben, die Augen dabei zuzumachen. Endlich haben wir darüber geredet, was wir jetzt machen. Zwei Dinge wurden schnell klar: 10 Prozent von der Kohle wollten wir in den Spendenrambo stopfen (unser Gemeindesparschwein). Und jeder sollte sich überlegen, wie viel von dem hingelegten Geld er/sie für den Monat definitiv noch braucht, damit er/sie nicht hungern muss. Beim Zurücknehmen von ein paar Scheinen atmeten etliche auf. Danach lag aber immer noch einiges auf dem Tisch: deutlich über hundert Euro, glaub ich. Am Ende haben wir uns in der Gruppe darauf geeinigt, dass wir eine „Kollekte für Verdreckte“ anfangen – ein kleines buntes Kästchen, wo man immer Geld reintun kann, wenn man was übrig hat und immer was rausnehmen kann, wenn man dringend was braucht (ohne sich erklären zu müssen). Ich weiß nicht mehr, was die anderen Kleingruppen so mit ihrem Geld gemacht haben. Darum ging es auch gar nicht unbedingt. An dem Sonntag haben einige von uns mal ganz praktisch erlebt, wie mächtig Geld ist, selbst wenn man eigentlich davon überzeugt ist, dass man nicht dessen Diener ist; selbst wenn man aktiv versucht, emotional nicht so davon abhängig zu sein; selbst wenn man eigentlich doch genug hat und entspannt sein könnte. Jesus hat über Geld sogar wie über einen Gegenspieler von Gott geredet (Lukas 16,13). Und doch denke ich, dass wir diese komische Macht des Geldes manchmal unterschätzen. Wir lesen, dass wir nur entweder Gott oder dem Geld dienen können. Dass Jesus den Reichen pauschal droht (Lukas 6,24). Dass jemand aufgefordert wird, allen Reichtum loszulassen, um Jesus nachfolgen zu können (Markus 10,17-27). Dass wir keinen materiellen Besitz sammeln sollen (Matthäus 6,19-25). Dass die Geldgier die Wurzel allen möglichen Übels ist (1. Timotheus 6,6-12) und so weiter. Aber wir denken immer, die anderen sind gemeint, weil wir nicht anfällig dafür sind, weil wir nicht beeinflusst werden von der Macht des Geldes. Aber belügen wir uns da nicht manchmal selbst? Legt mal die Taler auf den Tisch. Und während die Scheine und Münzen da liegen und euch anzwinkern, versucht mal konzentriert darüber zu sprechen, was denn Jesus möchte, wie wir mit Geld umgehen. Ist eine Erfahrung, sag ich euch! Fabian hat selbst vor kurzem sehr krass erlebt, wie Gott ihn finanziell versorgt. Ein ganz pauschaler, unsensibler Tipp: Wenn du Geldsorgen hast, fang an abzugeben … zum Beispiel deinen Zehnten. P.S.: Das bunte Kästchen steht zwar noch da, aber das Prinzip scheint nicht zu funktionieren. Es haben wohl zu viele Leute zu oft Geldbedarf, sodass aus den kleinen Spenden keine Summe wird, die jemandem helfen würde, der wirklich in der Patsche sitzt. Foto: Tim Reckmann/Flickr Finanzen & Vision 25 Die verlorene Dimension des Pfingsten Vom Schulden, Teilen und Erlassen Ja, um jeden Zweifel gleich von vorneherein im Keim zu ersticken: Ich bin ein echter Pfingstler! Ich habe den Heiligen Geist mehrfach wirken gesehen und erlebt und bin davon begeistert. Dennoch meine ich, dass wir das Wirken des Heiligen Geistes nicht nur charismatisch deuten dürfen, es ist viel mehr als das! Gleich in den Anfängen der Pfingstbewegung wurde das sehr deutlich: Die Ausgießung des Heiligen Geistes hatte vor rund 100 Jahren in der Aszusastreet nicht nur zur Folge, dass Menschen in neuen Sprachen redeten, sondern – und das ist im Kontext der Zeit gesehen ein echtes Wunder – auch bewirkt, das schwarze und weiße Menschen, arme und reiche zusammen Gottesdienst feierten! Das Wirken des Heiligen Geistes sprengte also auch ethische (rassistische), soziale und ökonomische Grenzen – kein Wunder, wenn wir Pfingsten aus der Dimension des Erlassjahres her betrachten. Es gibt eine ganze Fülle an Sabbatbestimmungen in der Bibel, aber alle mündeten in die radikalste Reform des Meisters, Jesus, ein … in das Erlassjahr. Jeder sollte einmal Befreiung erleben Alle sieben Sabbatjahre wurden alle Schulden erlassen, Sklaven freigelassen, Besitztümer zurückgegeben (3.Mose 25,8-19). Jede Generation sollte nach diesem Schema mindestens einmal Befreiung und komplette Entschuldung erleben, um so die Gefahr der Armut weitgehend zu minimieren. Eine absolut radikale Reform, die uns ahnen lässt, dass auch Israel damals der Versuchung des Ungehorsams erlegen war. Immer wieder prangerten die Propheten des Alten Testamentes den Ungehorsam ihrer Zeitgenossen vergebens an (zum Beispiel Jeremia 34,13-17). Es gibt in der Bibel selbst immer wieder Hinweise dafür, dass vergebens zur Einhaltung der Erlassregel aufgerufen wurde bzw. diese nur teilweise gehalten wurden (Nehemia 10,32; 1. Makkabäer 6,49+53). Die jüdische Erwartung war, dass der verheißene Messi- 26 Finanzen & Vision as diese Erlassgebote wieder reformieren und durchsetzen würde. Diese Erwartung wird unter anderem vom Propheten Jesaja im Kapitel 61, Verse 1 bis 2 formuliert: Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir […], um den Armen eine gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, um die zu heilen […] und zu verkündigen, dass die Gefangenen freigelassen und die Gefesselten befreit werden. Er hat mich gesandt, um ein Gnadenjahr des Herrn […] unseres Gottes auszurufen […]. Das Timing von Jesus war perfekt: Im Jahre 0 dem Anfang unserer Zeitrechnung war ein Jubeljahr! Und jetzt wird es sehr spannend, denn im ersten öffentlichen Auftreten des Meisters verkündigt Christus nichts anderes als genau dieses in Jesaja 61 angekündigte: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir um das Erlassjahr möglich zu machen!“ (Lukas 4,18-21) An keinem anderen Ereignis wie Pfingsten wird der ganzheitliche Erlassansatz so deutlich. Pfingsten ist der Geburtstag der christlichen Kirche, die DNS aller Frommen! Pfingsten hat mehrere wichtige Bedeutungen, die ich kurz anreißen will. Pfingsten wurde zum einen als „Fest der Ernte, der Erstlinge deiner Früchte“ bezeichnet. Das Wort Pfingsten bedeutet wörtlich „der fünfzigste (Tag)“ – der fünfzigste Tag sollte die Juden einmal im Jahr an nichts Geringeres erinnerte, als an das fünfzigste Jahr, das verheißene Erlassjahr. Pfingsten, oder der fünfzigste Tag, war der Jubeltag, so wie das fünfzigste Jahr das Jubeljahr war. Zum anderen war es das Fest der Thora, denn Gott hatte Israel 50 Tage nach der Überquerung des Roten Meeres die 10 Gebote gegeben. Pfingsten ist das Fest, an dem Gott seine Gebote nicht nur auf steinerne Tafeln, sondern in menschliche Herzen schreiben möchte: Ein Fest der Erwartung auf Befreiung, ein Fest des Gedenkens an das Erlassjahr. Der Geburtstag der Kirche Die Apostelgeschichte, die uns vom Geburtstag der Kirche berichtet, ist gewissermaßen die Fortsetzung des Lukasevangeliums, beide Bücher sind von Lukas verfasst und wollen als Doppelwerk verstanden werden. Verkündigte Christus, dass der Heilige Geist auf ihm sei, um das Erlassjahr möglich zu machen, so wurde jetzt der Heilige Geist auf seine Kirche ausgegossen, um das Erlassjahr umzusetzen. Die Gläubigen waren ein Herz und eine Seele; sie betrachteten ihren Besitz nicht als ihr persönliches Eigentum und teilten alles, was sie hatten, miteinander […]. Armut gab es bei ihnen nicht, weil die Leute, die Land oder Häuser besaßen, etwas von ihrem Besitz verkauften und das Geld den Aposteln brachten, damit sie es an die Bedürftigen verteilen konnten […]. (Apostelgeschichte 4,32-37) Die Gläubigen erlebten nach der Predigt des Petrus Befreiung von ihren geistlichen Nöten und Sünden sowie von ihren natürlichen Nöten und Sorgen. Das Erlassjahr wurde plötzlich praktisch! Das gelebte Erlassjahr war keine Auflösung von Besitz, wie sie in totalitären Staaten teilweise durch Enteignung durchgeführt wurde, sondern sie teilten ihren Besitz einvernehmlich. Christus hat nichts gegen Besitz, aber dieser verpflichtet! Er möchte durch seinen Geist Menschen dazu befreien, den selbigen zu teilen und nicht als persönliches Eigentum zu betrachten! Wie weit entfernt scheint die Kirche von heute von diesem Ideal entfernt zu sein? Bis ins 12. Jahrhundert versuchte sich die Kirche gegen Überschuldung durch Predigt-Feldzüge – bei denen Bettelmönche von Ort zu Ort gingen und gegen Wucherer predigten – zu wehren. Gläubigern drohte die Exkommunizierung; sie durften keine Sakramente mehr empfangen und auch nicht auf geweihter Erde beerdigt werden. Nenne mich naiv, aber ich träume heute von einer ähnlichen Predigt-Offensive der Kirche in der westlichen Welt: Erlasst den Armen die Schulden! Mit welchem Recht knechten und sanktionieren sogenannte reiche Länder vermeintlich ärmere Länder, weil diese ihre Schulden nicht zurückzahlen können, wenn gleichzeitig dieselben „reichen Länder“ meist noch viel verschuldeter sind? Wir alle kennen das Vaterunser, das bei genauerer Betrachtung auch Spuren vom Erlassgebot erhält. Wir haben festgestellt, dass vor allem Lukas den Dienst Christi mit dem Erlassjahr in Verbindung brachte, auffällig ist in diesem Zusammenhang seine Wiedergabe des Vaterunsers, vor allem der folgende Vers enthält eine interessante Variante: „Und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der uns etwas schuldig ist.“ (Lukas 11,4a Schlachter) Lukas deutet wie kein anderer der Evangelisten die Sündenvergebung Gottes als Aufruf und Begründung zum allgemeinen Schuldenerlass. Um die Brisanz dieser Stelle zu begreifen ist es wichtig zu wissen, dass Lukas den Begriff schuldig sein auch an anderer Stelle (7,41f und 16,7) verwendet und hier ausdrücklich von materiellen Schulden spricht. Immer wieder lässt Lukas einen Zusammenhang zwischen geisterfüllten Gläubigen und der Bereitschaft zu geben und zu teilen erkennen. Wo ist die Erlassjahr-Dimension in unseren Herzen geblieben? Eine Dimension, die ökonomische, soziale und ethnische Grenzen mit dem Evangelium sprengen möchte? Samuel Diekmann (33), verheiratet, drei Kinder, Pastor, Buchautor, Aktivist, Blogger ... 1 David Graeber: „Schulden: Die ersten 5000 Jahre.“ Klett-Cotta 2012. Gestaltung: Simeon Wetzel Foto Hintergrund: Lawrence OP/Flickr Foto Taube: knowhimonline/Flickr 27 Geben für Anfänger Welche Spendenarten gibt es und was bewirken sie „Ohne Moos nichts los“ – Da ist man sich einig. Um gewisse Dinge in Gang zu bringen oder zu halten, bedarf es manchmal mehr als Gebet. Dass deine Gemeinde, deine Bewegung für einige Sachen Geld benötigt, hat nichts mit fehlendem Glauben zu tun, sondern mit realistischen Fakten. Die Räume, der regelmäßige Papierkrieg im Büro, das Entschädigen von ehrenamtlichen Mitarbeitern (Fahrtkosten u.ä.), all diese Dinge werden leider nicht durch Luft und Liebe finanziert. Die Bewegung ist auf Spenden angewiesen – ohne Spender geht es leider nicht. Wenn du die Jesus Freaks unterstützen möchtest, habe ich für dich verschiedene Wege, wie du das machen kannst. Am bequemsten ist es, wenn deine Gemeinde ein Konto führt oder zumindest eine Sammeldose aufstellt, wo du dich entledigen kannst. Mit der (Ab-) Gabe gibst du die Verantwortung an deinen Nächsten ab. Die Gemeinde zahlt (hoffentlich) ihren Zehnten an Jesus Freaks Deutschland e.V. oder an den Regioverein. Die Vereinsleitung kann allgemeine Spenden frei verwenden. Dies hat den Vorteil, dass auch weniger populäre Ausgaben, wie die Buchhaltung oder Versicherungen, bezahlt werden können. Das geht solange gut, bis du dich fragst: „Was passiert mit dem Geld? Welche Personen haben die Entscheidungsbefugnis, die Spenden zu verwalten? Möchte ich wirklich wissen, wem meine Spende zu Gute kommt?“ Beschäftigen dich gerade solche Dinge? Du würdest schon gerne etwas tiefer in die Tasche greifen, aber dann auch gerne mitentscheiden wollen, für was es eingesetzt wird. In diesem Fall kann ich die Zweckgebundene Spende empfehlen. Zweckgebundene Spenden können von Jesus Freaks Deutschland e.V. durch einen Spendenaufruf oder vom Spender selbst ausgehen. Der Vorteil: Projekte, die zuvor nur eine Idee waren, können umgesetzt werden, unabhängig von den anderen Investitionen. Auch (oder vielleicht gerade) für besonderes verrückte Ideen lassen sich Mitstreiter finden. Nehmen wir die LED-Palme auf dem Freakstock als leuchtendes Beispiel. Eine Person hatte die Idee, so eine Effektleuchte für schlappe 700 Euro anzuschaffen, um ein bisschen Stimmung auf Freakstock zu schaffen. Das Dreamteam des Festivals fand die Idee zwar gut, aber in Hinsicht auf die Kosten-Nutzen Analyse nicht umsetzbar. Die Person blieb mit ihrer Idee dennoch nicht alleine, sondern fand etwa 60 weitere Personen, die zu Baumpaten wurden. Letztendlich konnte die Palme doch gekauft werden und erfüllt seit zwei Jahren ihren Zweck auf dem Freakstock. Du bist aber gerade knapp bei Kasse oder hältst nicht viel von finanziellen Zahlungsmitteln? Dann habe ich eine weitere gute Nachricht für dich. Es muss nicht immer Kohle sein. Das Zauberwort heißt Sachspende. Du ärgerst dich auf dem Willo über die gekaufte Discounter-Marmelade und würdest lieber die Jesus Freaks mit selbstgemachten Aufstrichen bereichern? Du kannst auf dein Bahnticket oder in deinem Auto noch eine Person mitnehmen, die sonst nicht die Möglichkeit hat, zu einem Treffen zu kommen? Du oder einer deiner Bekannten hat ein paar Möbel, die privat nicht mehr gebraucht werden, aber wunderbar in deine Gemeinde passen? Auch solche Aktionen gehen völlig in Ordnung wenn du dabei ein paar Punkte beachtest: 1. Überlege, ob der Begünstigte die Sachspende auch wirklich einsetzten kann. 2. Prüfe deine Sachspende auf den aktuellen Zustand (Funktion, Aussehen usw.) und 3. Informiere möglichst frühzeitig die zuständige Person, bei der du deine Sachspende abgeben möchtest. Durch eine vorherige gute Absprache erspart man sich Ärger und sorgt dafür, dass eine Spende gut ankommt und nicht wieder zurückgegeben wird. Wenn dir das alles zu materialistisch ist, dann bringe dich anderweitig ein. Praktische Unterstützung, die du mit deiner Geistes- oder Muskelkraft leistest, ist gern gesehen. Selbstständige und Freiberufler können für unbezahlt erbrachte Leistungen einen Aufwandsverzicht steuerlich geltend machen. Du kannst auch finanzielle Mittel aus Fördertöpfen oder Wettbewerben organisieren oder für Geldsegen und Erweckung beten. Deine Bewegung wird es dir danken. Marius Hollinger (34), lebt auf Borkum. Er hat die oben genannten Wege selbst ausprobiert und kann sie daher weiterempfehlen. Anmerkung zur LED Palme 28 Um das Projekt Baumpate nicht überzubewerten, hat der Projektstarter ausdrücklich darauf hingewiesen, nicht den „Zehnten“ zu geben. Angst vor dem Kontrollverlust Was passiert, wenn Gott einen blinden Fleck aufdeckt Ich sitze im Gottesdienst und denke an nichts Böses. Der Lobpreis ist schön, alles ist wie immer. Dann kommt die Predigt. Thema: Finanzen. Okay, denke ich, da habe ich bisher noch nicht so richtig drüber nachgedacht, aber das ist kein Thema, mit dem ich Probleme habe. Kaum habe ich den Satz zu Ende gedacht, kommt Gott und haut mir mit dem Hammer auf den Kopf. Und zwar mit Schwung. In meiner Familie war Geld immer ein Thema, das unterschwellig bei allem mitgespielt hat und zu vielen Streits und Meinungsverschiedenheiten führte. Wofür wir wie viel Geld ausgeben, was wir uns leisten können und was nicht, waren explosive Fragen, die so manchen Wutanfall und knallende Türen ausgelöst haben. Meine Konsequenz aus diesen Erfahrungen war der Vorsatz, dass Geld nie mein Leben bestimmen und erst recht nicht zu Streit mit Menschen führen sollte, die ich liebe. Da ich bisher allein lebe und nur für mich selbst verantwortlich bin, ist Zweiteres kein Problem. Ersteres hingegen klingt in der Theorie gut – in der Praxis sah das so aus, dass ich immer sehr sparsam mit meinem Geld umgegangen bin, mir dreimal überlegt habe, für was ich wie viel ausgebe und extrem knauserig geworden bin. Ich wollte nicht in die Situation kommen, Schulden zu haben oder etwas nicht bezahlen zu können, weil meine Erfahrung war, dass das zu Problemen führt sowie Menschen und Beziehungen kaputt macht. Ich entwickelte eine panische Angst davor, dass mir das Geld ausgehen könnte. Alleine neu in München und ohne Rücklagen war dieses Risiko durchaus vorhanden. Meine Devise war, so lange das Konto im Plus ist, habe ich alles im Griff. So lange ich noch Geld habe, habe ich kein Problem mit dem Thema. Dass Gott da anderer Meinung war, sollte ich in besagtem Gottesdienst zu spüren bekommen. Mir war dieser Kontrollzwang und meine Knauserigkeit absolut nicht bewusst. Ich war der Überzeugung, dass Geld keine Macht über mich hat. In der Predigt wurde die Frage gestellt, wo bei einem persönlich der „Aua-Punkt“ liegt. Ab welchem Betrag tut es dir weh Geld wegzugeben? Als diese Frage gestellt wurde, fiel es mir, im wahrsten Sinne des Wortes, wie Schuppen von den Augen. Ich musste feststellen, dass mein „Aua-Punkt“, ganz weit unten lag. Dass ich den Gedanken nicht ertragen konnte, Geld einfach wegzugeben, ohne etwas dafür zu bekommen. Nicht, weil ich dachte, dass ich mit mehr Geld glücklicher wäre oder dass ich nicht genug hätte. Es war die Angst vor Kontrollverlust. Ich hatte Angst, dass mir, wenn ich Geld weggeben würde, dieses Geld am Ende des Monats fehlen würde. Gottvertrauen? Fehlanzeige. Diese Erkenntnis war eine der schlimmsten meines Lebens. Hatte ich doch immer gedacht, dass Geld keine Macht über mich hätte, musste ich feststellen, dass es mein ganzes Denken kontrollierte. Wir wurden in der Predigt dazu aufgefordert, Gott nach einem Betrag zu fragen, den wir weggeben sollten und an wen dieser Betrag gehen sollte und das dann auch zu tun. Bei mir waren es, glaube ich, vierzig Euro. Heute erscheint mir das ein lächerlicher Betrag. Damals bin ich auf die Bank gegangen, um meine vierzig Euro zu überweisen und habe richtig gelitten. Ja, es hat weh getan. Es war ein Kontrollverlust. Und es war gut, da mit Gott zusammen durchzugehen und zu merken, dass ich morgen nicht hungern muss, wenn ich heute Geld an jemand anders gebe. Ich glaube am Ende des Monats hatte ich wirklich diese 40 Euro zu wenig auf dem Konto. Aber ich habe gelernt, dass das nicht schlimm ist und dass Gott sich darum kümmert, wenn es mal nicht so rosig aussieht. Ich bin noch lange nicht fertig mit Lernen, was den Umgang mit Geld umgeht und ein kleiner Kontrollfreak bin ich auch noch. Aber ich bekomme keine Panikanfälle mehr, wenn das Konto leer ist und mittlerweile macht es mir Spaß Geld zu geben, wenn ich an die Sache glaube, an die es geht. Jetzt, zwei Jahre später, bin ich in der Lage für mehr als tausend Euro für ein soziales Projekt nach Thailand zu fliegen, obwohl ich gerade umgezogen bin und mein Auto repariert werden musste. Mein Gottvertrauen wächst – und meine Freiheit im Umgang mit Geld mit ihm. Kerstin Neuhaus aus München. Gestaltung: SimeonWetzel | Foto oben: TaxCredits.net Foto unten: 401(K)/Flickr Finanzen & Vision 29 W ir ha b en so la ng e so v iel mit so w e nig g emacht, dass w ir je tzt fast a l l e s mit fast n ichts mach en ko n n en . (Zitat aus dem Dr eamteam) Krasse Sache : Jakob, der zukünftiger Stammvater Israels, hat zwei Frauen, Rahel und Lea. Lea wurde ihm untergejubelt, er liebt sie eigentlich nicht. Leas Sohn findet Alraunen. Rahel will die Alraunen haben und schlägt Lea vor, sie dafür mit Jakob schlafen zu lassen. Die beiden Frauen werden sich einig. Lea eröffnet abends Jakob, vermutlich breit grinsend, dass sie seine Liebesdienste für ein paar Kräuter bei Rahel ersteigert hat. Jakob zuckt mit den Schultern und zeugt einen Sohn. (1. Mose 30, 14-17) Zachäus Lasst mich durch! Ich bin kein Arzt, kein Helfer und keine Feuerwehr – Tja Jakob, von wegen Patriarchat! Kann ja sein, dass du Stammvater wirst, aber welche Frau von dir beglückt wird, das entscheiden die Damen beim Pokern! Nebenbei war das Ganze Rahels Idee! Merke, bei manchen Frauen kann man mit Grünzeug viel erreichen! Ich bin Sünder. Bitte lasst mich durch! Fabian Bethge + Bibel-Branchenbuch + Ein Vers für jedes Problem Der schönste Tag Deines Lebens – und er soll am liebsten nie aufhören? Wende dich an Stundengeschenk Hiskija 2-KÖN-20-8-11 Du willst die Top-Strandfigur, hast aber noch keinen Fitnesstrainer? Personalagentur David weiß Rat PS-18-33-35 Die Route für den Gemeindeausflug steht noch nicht fest? Individuelle Pfadfinderei Mose & Aaron 2-MO-12-31-ff Genug rumgesessen, jetzt wird gejoggt – aber wie? Melde dich bei Laufschule „Timotheus‘ Bruder“ HEBR-12-1 Dein Traumberuf ist Rennfahrer? Komm zu Jehus Fahrschule 2-KÖN-9-20 Das Drehbuch für den traurigsten Film aller Zeiten wird nicht rechtzeitig fertig! Hol dir deine Inspiration bei Querimonia 30 Rubrik KLGL-1-5 Steckbrief Lulu (13), Schülerin, St. Pauli Lemgo Warum bist du bei den Freaks? Mein Stiefvater ist immer zu Freakstock und Willo gefahren und das hat mich voll interessiert, dann bin ich mitgefahren und kam halt immer wieder. Eine gute Fee gewährt dir 3 Wünsche, um die Welt zu verbessern. 1. Jeder akzeptiert Homosexuelle, Transsexuelle usw. 2. Jeder akzeptiert jede Religion. 3. Kein Krieg für Lebensmittel. Wer bist du, und wenn ja wie viele? Ich bin die Person, die Millionen Seiten hat, aber bei jeder bin ich ich. Was wünschst du dir zum Geburtstag? Ich könnte hier jetzt jede Menge materielle Dinge schreiben, dabei will ich nur nicht „arm“ enden. Wie viel Zeit brauchst du im Alltag, um klar zukommen? Ich brauche 300 Stunden am Tag, um mit allem zu leben (Träume ausgeschlossen). Was war der beste Augenblick deines Lebens? Die zwei schönsten Momente im Leben sind 1. der, in dem du geboren wurdest, 2. der, in dem du verstehst warum. Was bedeutet Schönheit für dich? Frei zu sein, freie Menschen sind die Schönsten. Anglophobe Erklärung für Phrat eine gängige “ is tant is change hange“ „The only cons ränderung“. „C Ve e di r nu t is ig also auch se = „Beständ ld“, es könnte ge el hs ec „W “. heißt aber auch ist Wechselgeld ige Konstante nz ei ie „D : en heiß weiteres Wortange“ = „Ein ch on n pu r an, dass es „Yet anothe s spielt darauf ie D “. e‘ ng ha auf dessen spiel mit ‚c m Bettler gibt, ne ei it m ld Bi s “ steht. Also ein bekannte I want change s, in co ur yo . Schild „Keep Veränderung“ ünzen, ich will M e in de te al „Beh Wie möchtest du am liebsten sterben? Ich finde Wasserleichen im Sommer ganz schön (zumindest in Büchern und Filmen) und will irgendwie als Wasserleiche im weißen Kleid enden. Was wolltest du schon immer mal machen? Ich möchte unbedingt mal Fallschirmspringen. Skizziere deine Gedanken als du das erste Mal in einem Freak-Gottesdienst warst! Ich fand‘s unbeschreiblich, aber hatte auch ein bisschen Angst. Was war das beste Buch, das du jemals gelesen hast? „Die Leiden einer jungen Kassiererin“ von Anna Sam. Was macht dich traurig? Der größte Teil der Menschheit. Welche Frage sollte auf dem nächsten Fragebogen stehen? Deko zu Pfingsten Zu Weihnachten gibt’s Tannenbäume, zu Ostern Hasen und zu Pfingsten? Zum Fest des Heiligen Geistes gibt’s Tauben ist doch klar. Diese zum Beispiel. Sie lässt sich als Fensterbild oder als Kartenmotiv verwenden. Viele Täubchen ergeben ein Mobile. Wie geht’s? Vorlage selber zeichnen oder aus dem Internet raus suchen. Schablone aus Karton anfertigen und anschließend auf weißes Tonpapier übertragen. Auge mit Filzstift aufmalen. Zum Aufhängen einen Faden annähen. Was ist dein Lieblings-Freak-Lied? Fred 31 Krasse Sache Was so alles in der Bibel steht Beleidigter Prophet hetzt Bären auf unschuldige Kinder Bei manchen Geschichten fragt man sich schon, warum so etwas in der Bibel steht. Ist das nicht ziemlich schlechte Werbung für Gott und den Glauben? Aber es steht nun mal da, und es lohnt sich auch die Auseinandersetzung mit Passagen, die etwas schwerer verdaulich sind. Der Prophet Elisa befindet sich auf dem Weg von Jericho nach Bethel, dem Ort wo er und einige seiner Schüler vermutlich leben. In Jericho hat er gerade sein erstes Wunder getan. Die Brunnen waren vergiftet, und er hat das Wasser im Namen des Herrn wieder genießbar gemacht. Zuvor hat er den Mantel des großen Propheten Elia bekommen, der mit einem Wagen aus Feuer in den Himmel gefahren ist. Verrückte Sache. Elisa war sein Schüler und hat darum gebeten, das Zweifache von dem zu bekommen, was der große Elia hatte. Ob er in dem Moment wusste, was er tat? In Jericho hat er jedenfalls erlebt, dass es funktioniert. Er schüttet eine Schale mit Salz in die vergiftete Wasserquelle, und das Wasser ist nicht mehr giftig. Wie wir in Vers 22 lesen, nicht aufgrund des Salzes, sondern aufgrund des Wortes, welches Elisa redet. Seine Worte haben Kraft und bringen Segen. Gott hat Elisa einen großen Dienst mit viel Verantwortung gegeben. Auf dem Weg nach Hause passiert etwas eher Banales. Eine Horde mit über 40 halbstarken Kindern oder Jugendlichen sieht ihn und verspottet seinen Glatzkopf. Wer schon mal erlebt hat, wie gemein und schonungslos Kinder sein können, und wie sie einen zur Weißglut treiben können, wenn sie sich in der Gruppe stark fühlen, kann es vielleicht nachvollziehen, dass einem manchmal der Geduldsfaden reißt. Etwas schwerer ist es nachvollziehbar, dass Elisa, der gerade das große Erbe von Elia angetreten hat und in der Stadt Jericho sein erstes öffentliches Wunder vollbracht hat, sich von Kindern dermaßen provozieren lässt. Er verflucht sie im Namen des Herrn und das Unglück nimmt seinen Lauf. Es wird uns berichtet, dass zwei Bärinnen aus dem Wald kommen und 42 dieser Kinder umbringen. Was ist hier passiert, und was kann uns diese Geschichte sagen? Ist es gefährlich über glatzköpfige gläubige Männer zu lachen? Darf man Propheten nicht ärgern? Sind überall, wo Männer Gottes unterwegs sind, wilde Tiere in der Nähe? Wenn wir uns mal vorstellen, was dort tatsächlich vorgefallen ist, gleicht das Bild einer Szene aus einem Horrorstreifen. In unserer heutigen Zeit ginge diese Geschichte sicher über mehrere Tage weltweit durch die Nachrichten. Die Medien würden sie mit Interviews von Betroffenen und mit Fotoserien ausschlachten. Ein Blutbad sondergleichen, dem 42 junge Menschen zum Opfer fallen. Die Dorfbewohner im Schockzustand. Traumatisierte Kinder, die es geschafft haben, den Bären zu entkommen, aber erlebt haben wie Freunde und Geschwister umgekommen sind. Eltern, die sich nicht mehr zu helfen wissen, die 32 Krasse Sache schreien, weinen und durchdrehen. Ob Elisa das so wollte? Wie hat sein Dienst in diesem Ort wohl in der nachfolgenden Zeit ausgesehen? Ob die Bewohner ihn dort noch freundlich empfangen haben in den kommenden Jahren? Wohl kaum. In dieser Gegend muss sein Name und das wofür er steht über lange Zeiten verbrannt gewesen sein. Hier konnte er sich so schnell nicht mehr blicken lassen. Er hat durch den Fluch seiner Worte großes Unglück über die Menschen in diesem Ort gebracht. Und warum? Weil er sich für einen Moment nicht im Griff hatte. Weil eine Gruppe übermütiger Kinder zufällig seine empfindliche Stelle findet und ihn verspottet. Sein Glatzkopf war scheinbar nicht das, worauf er besonders stolz war. Wie jeder Mensch hatte auch dieser Mann Gottes Charakterschwächen und rote Knöpfe, mit denen man ihn provozieren konnte. Und das ausgerechnet nach diesem krassen Ding in Jericho. Vielleicht hatte Elisa nach diesem Wunder gerade seinen ersten Höhenflug und war stolz darauf, dass Gott ihm tatsächlich die Vollmacht seines Vorgängers gegeben hat. Vielleicht war er auch einfach ausgepowert, nach dem was alles vorher geschehen war. Auf jeden Fall ist er unausgeglichen und leicht reizbar. Und das wird ihm zu Verhängnis. Nach diesem katastrophalen Vorfall ändert er tatsächlich seine Route. Er hätte nur noch wenige Kilometer bis nach Bethel gehabt, aber er läuft einen weiten Weg in den Norden, in die entgegengesetzte Richtung zum Berg Karmel. Was gibt‘s dort? Erstmal nichts. Einsamkeit, Einkehr, große Krise. Das muss er erst mal verarbeiten. Und lässt Gott an sich arbeiten. Ich glaube, dass Gott seinen Charakter schult, ihn heilt und wieder herstellt. Elisas Dienst ist an dieser Stelle nicht zu Ende, auch wenn ihn jeder von uns wahrscheinlich rausgeschmissen hätte nach so einem Drama. Ich hoffe, dass so etwas Schlimmes keinem von uns jemals passiert. Aber jeder von uns hat in einem gewissen Maß Verantwortung und Einfluss. Unsere Worte und Taten haben Auswirkung, sie können heilen oder zerstören. Je größer und einflussreicher der Dienst ist, den Gott uns überträgt, umso wichtiger, dass wir Verantwortung für uns selbst übernehmen, für unser Handeln und unser Reden. Und dass wir unsere großen und kleinen Schwächen nicht unter den Teppich kehren, oder glauben, dass das, was wir für Gott tun, die Unebenheiten unseres Charakters ausgleicht. Um ein Bild zu bemühen: das Hindernis auf der Straße hat umso mehr Auswirkungen, je größer die Geschwindigkeit ist, mit der ich unterwegs bin. Irgendwann kann ich nicht mehr bremsen oder ausweichen, und wenn ich Pech habe wird das Hindernis zu meinem Unglück. Das hat Elisa in diesem Fall erlebt. In abgeschwächter Form hat sicher mancher von uns so was auch schon erlebt. – Dass wir mit Worten Menschen verletzt haben, und dass es lange Zeit gebraucht hat bis Dinge wieder in Ordnung gekommen sind und Versöhnung stattgefunden hat. Aber Schlimmeres möchte ich nicht erleben. Ich erinnere mich selber an Zeiten und Situationen in meinem Dienst als Leiter, als ich ausgepowert war, genervt, mit dem Kopf durch die Wand wollte oder es in dem Moment einfach nicht besser wusste. Und wie ich mich in Gesprächen mit Leuten oder in Prozessen, in denen es um wichtige Entscheidungen ging, zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Weil ich mich habe provozieren lassen, weil ich ungeduldig war, weil ich dachte, ich habe Recht und die anderen kapieren es einfach nicht. Dann habe ich manchmal Dinge gesagt, die nicht Segen und Leben gebracht haben, sondern eher Zerstörung. Der Fluch war, dass sich Leute manchmal jahrelang an vernichtende Worte von mir erinnert haben, und dadurch Beziehungen gestört oder sogar zerstört wurden. Wie gut, dass Gott wirklich gnädig ist, und wir immer wieder die Chance zur Versöhnung und Vergebung haben. Auch wenn es manchmal lange dauerte, bis ich dazu in der Lage war. Aber es gibt keinen anderen Weg für uns. Ich bin sehr dankbar dafür, dass auf meinem bisherigen Weg auch viele Menschen, denen ich vor den Kopf gestoßen habe, gnädig mit mir waren, und ein Neuanfang möglich war, wo vorher nur noch Sprachlosigkeit herrschte. Die Geschichte mit Elisa und den Bären dient uns als Warnung, das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Damit dein Dienst und deine Berufung nachhaltig und gesegnet ist, ist meine und deine Bereitschaft notwendig, an unserem Charakter und persönlichen Schwächen zu arbeiten, damit sie uns nicht im Weg stehen. Und ich wünsche jedem von uns, dass wir den Weg zu Gott finden, so wie Elisa, zu unserem Berg in die Einsamkeit kommen, damit Gott und heilen und wieder aufrichten kann. Er gibt uns eine zweite Chance. Hans Thellmann (41) ist bei den Jesus Freaks Münster, wo er lange in der Gemeindeleitung war. Er arbeitet als Schulsozialarbeiter und mag gutes Essen und schöne Gitarren. Bei den Jesus Freaks ist er für die Leiterschulung und Teamentwicklung mit verantwortlich. Die genaue Geschichte kannst du nachlesen in: 2. Könige 2,22-25 Krasse Sache 33 FeinschmeckerMüll Auslese. Kurzgeschichte Auf dem Menü stand: „Ungarische Weißweinsuppe garniert mit Schlagsahne und Sultaninen, Ricotta mit Hartkäse und geräuchertem Lachs, hausgemachtes Honig-Sonnenblumen-Weizenbrot, Spaghetti Napolitana con Zucchini und Glückskekse.“ Alles sehr edel. Na gut, außer die Kekse … aber sie wollte schon immer welche selbst machen. – Selbst über das Glück entscheiden können. Leider ging das nur im Keksform, nicht im Leben. Beklagen konnte sie sich aber wirklich nicht. Sie stand hier, in ihrer eigenen Küche, in ihrer eigenen Wohnung. Sie hatte sogar Platz, um Gäste einzuladen, (obwohl sie alle sehr eng beieinander hocken müssten). Ja, es wird alles langsam besser, dachte sie. Wen interessiert, dass das Menü von den Zutaten bestimmt wurde … Zutaten, die sie am Abend zuvor aus Containern genommen hatte? Außer dem Lachs war nichts davon fragwürdig. Und sie hat oft genug eine Essensvergiftung erlebt, um ziemlich genau zu wissen, welche Fischprodukte man lieber vermeiden sollte. Der Lachs müsste in Ordnung sein. Sie ist früh aufgestanden und machte sich sehr viel Mühe mit diesem Abend. Es gab sogar eine Karte, die sie mit gestylter Schrift geschrieben hatte wie in den teuren Restaurants. Ein paar Kerzen standen auf einem Spiegel mitten auf dem Tisch, der mit einem Bettbezug gedeckt war. Sie war arm, aber kreativ. Die Teller waren alles Einzelstücke und die Gläser hatten einst Senf enthalten. Ihre Gäste würden es nicht für wichtig halten, sie waren so was nicht gewöhnt. Für sie war etwas Besonderes, dass sie überhaupt eingeladen waren … und privat sogar! Dazu gab es noch Wein … Kochen hatte sie damals in einem besetzten Haus gelernt. Die hatten dort eine provisorische Küche gebaut mit Gasflaschen und einem Campingherd. Nachmittags hatte sie im Schaufenster vom Elektrogeschäft Kochsendungen angeschaut (zwar ohne Ton, aber sie verstand es trotzdem gut). Abends ging sie containern. Wenn die Zutaten zu etwas passten, was sie gesehen hatte, probierte sie es aus. Oft musste sie Zutaten austauschen. Meistens sogar mehrere. So lernte sie aber selbst, was gut zusammen passte und was nicht, und wie man alles am besten vorbereitet. Sie konnte alles kochen, was auf zwei Platten zu schaffen ist, wie eine Profi. Backen war eine andere Sache. Natürlich gab es dort keinen Backofen. Aber als Kind hatte sie gern ihrer Mutter geholfen und vieles war hängengeblieben. Jetzt, wo sie eine eigene Küche hatte, backte sie, so oft es nun ginge. Inzwischen fragten ihre Kollegen manchmal, ob sie was für sie backen könnte. Damit verdiente sie ein bisschen was neben her. Es war nicht viel, aber jeder Cent half. Ja, die anderen vom Eck würden es mögen. Cate McMillan schreibt über eigene und fremde Erlebnissen von Leuten auf der Straße. 34 Foto: Porto BayTrade/Flickr Gestaltung: Simeon Wetzel Foto: S.Lafleur-Vetter Wie kann man nur? Leserbrief zum Rätsel auf der Kinderseite in Ausgabe 2/2014 Liebe Redaktionsleitung, Lieber empörter Leser, Wie kann man Kindern nur eine so falsche Dekodierung von griechischen Buchstaben vermitteln? Wie sollen meine Kinder denn so mal die Bibel im griechischen Original lesen können? Bei uns in Münster ist das nämlich die Grundvoraussetzung, um zum Kindergottesdienst zugelassen zu werden. Ich habe sämtliche Boten konfisziert und erwarte eine Entschuldigung für diesen Skandal. Mit freundlichen Grüßen Die Redaktion ist entsetzt zu hören, dass die Kinder in Münster im Kindergottesdienst nur das Neue Testament im Original zu lesen bekommen und nicht das VOLLE EVANGELIUM, welches ja nun zum größten Teil in hebräisch geschrieben ist. Zieht also erst mal den Balken aus dem eigenen Auge, ihr Münsteraner Lotterbuben, und bringt euren Kindern ein anständiges, akzentfreies, fließendes Hebräisch bei und dann könnt ihr anfangen euch zu beschweren. Ein empörter Leser Die Redaktion Impressum 2 Herausgeber: Jesus Freaks Deutschland e. V., Bereich Medien, Yorckstr. 50, 34123 Kassel, www.jesusfreaks.de w Redaktionsleitung: Bettina Kammer (V.i.S.d.P.), Dubliner Str. 1, 13349 Berlin, 03045025203, [email protected] 6 Redaktion: Marius Hollinger, Cate McMillan, Danielle Norberg, Julia Pfläging, Ben Runge, Jaana Schäfer Wenn nicht anders angegeben, sind ‘ Bildnachweis: die Bilder privat oder gemeinfrei. > | $ 0 h Homepage: www.bote.jesusfreaks.de Facebook: http://redirec.de/bote Leserbriefe und Texte an: [email protected] Einsendeschluss nächste Ausgabe: 23.06.2014 Anzeigen- und Leser-Service: Julia Pfläging, Eugenstr. 1, 42897 Remscheid, 02191-5682354, [email protected] Bezugsbedingungen: Der Kranke Bote erscheint sechsmal im Jahr. Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht bis zum 30.11. gekündigt wird. Das Abonnement endet außerdem, wenn eine Sendung wegen falscher Adresse zurück kommt. 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