Klinische Abteilung für spezielle Gynäkologie (PDF
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Klinische Abteilung für spezielle Gynäkologie (PDF
KLINISCHEN ABTEILUNG FÜR SPEZIELLE GYNÄKOLOGIE Leiter: ao. Univ. Prof. Dr. Ernst Kubista Tel.: 40 400 / 2801 Fax: 40 400 / 2323 www.brust.cc Jahresbericht der Klinischen Abteilung für Spezielle Gynäkologie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Jahr 2009 erstellt im Auftrag des Leiters der Abteilung, ao. Univ. Prof. Dr. Ernst Kubsita von Univ. Prof. Dr.Christian Singer und Gerlinde Wintersperger Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 91 PERSON ALSTAND LEITE: Univ. Prof. Dr. Ernst KUBISTA S T E L LV E R T R E T E N D E R L E I T E R : Univ. Prof. Dr. Christian SINGER OBERÄRZTE: Univ. Prof. Dr. Michael SEIFERT Univ. Prof. Dr. Christian SINGER Ass. Prof. Dr. Leo AUERBACH Ass. Prof. Dr. Ella ASSERYANIS FACHÄRZTE: Dr. Regina KROISS (Austritt 31.8.2009) Ass. Prof. Dr. Sonja VOGL (20Std.) Univ. Prof. Dr. Edvin TURKOF (Plastischer Chirurg – 20 Std.) Dr. Anneliese FINK-RETTER (Karenz ab 1.7.2009) Dr. Daphne GSCHWANTLER-KAULICH VERTRAGSASSISTENTINNEN: Dr. Anne-Catharina DRESSLER Dr. Georg PFEILER Dr. Elisabeth KANDOLF Dr. Sonia ZAAFRANI Das Team der Abteilung für Spezielle Gynäkologie 92 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde S E K R E T R I AT : Waltraud TAYYIB-KRONFUSZ Gerlinde WINTERSPERGER PSYCHOLOGINNEN: Mag. Patricia GÖTTERSDORFER Mag. Theresia MÜHLBAUER Mag. Renate LICHTENSCHOPF (bis 31.5.2009) (ab 1.6.2009) (BRCA Team) W I S S E N S C H A F T L I C H E M I TA R B E I T E R I N N E N : MR Dr. Jutta HELLAN (Komplementäre Medizin) Dr. Gernot HUDELIST (Forschungsgruppe Prof. Singer) STUDY-NURSES: DGKS Ingeborg BRANDL DGKS Anita BAUER Andrea NEMEC OB ER Ä R Z T INNEN U ND FACH Ä R Z T INNEN DER ABTEILU N G Ass. Prof. Dr. Ella ASSERYANIS Ass. Prof. Dr. Leo AUERBACH Dr. Daphne GSCHWANTLERKAULICH Univ. Prof. Dr. Michael SEIFERT Univ. Prof. Dr. Christian SINGER Univ. Prof. Dr. Edvin TURKOF Ass. Prof. Dr. Sonja VOGL Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 93 AMB U L AN TE LEIST U N G EN MEDIZINISCHE LEIST U N G EN der Abteilung für Spezielle Gynäkologie an gesamt stationären Patientinnen 2009 Ambulanzzeiten: Mo-Fr 8.00 bis 15.00 Uhr Station 16 B Aufnahmen Brustambulanz Patientenbesuche Leistungen Onkologische Nachsorgeambulanz Patientenbesuche Leistungen OPERATIVE EINGRIFFE Mamma-Operationen: 2009 7.392 17.883 2.851 7.973 Beratungsstelle für Genetische Veranlagung bei familiärem Brustkrebs Univ. Prof. Dr. C. Singer, Dr. C. Dressler, Dr. G. Pfeiler, Dr. D. Gschwantler-Kaulich Ambulanzzeiten: Di 11.00 - 15.30 Uhr, Mi 14.00 – 15.30 Uhr Patientenbesuche Molekulargenetische Untersuchungen BRCA Leistungen 413 2.092 Beratungsstelle für Komplementäre Medizin in der Onkologie Ass. Prof. Dr. L. Auerbach, MR Dr. J. Hellan Ambulanzzeiten: Di 11.00 – 14.00 Uhr; Mi 8.00 – 13.00 Uhr Patientenbesuche Leistungen 430 Senologisch-Ästhetische Ambulanz Univ. Prof. Dr. C. Singer, Dr. A. Fink-Retter, Dr. C. Dressler, Dr. D. Gschwantler-Kaulich, Univ. Prof. Dr. E. Turkof Ambulanzzeiten: Mo 9.00 – 14.30 Uhr, Di 9.00 – 11.00 Uhr Patientenbesuche Leistungen 450 Psychologischer Dienst Mag. R. Lichtenschopf, Mag. P. Göttersdorfer, Mag. T. Mühlbauer Leistungen Patientenbesuche Gesamtleistungen lt. ASK 94 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde 2.485 Exzision gutartiger Läsionen der Mamma 184 Mammateilresektion mit axillärer Lymphadenektomie 146 Mammateilresektion ohne axilläre Lymphadenektomie 134 Totale Mastektomie mit axillärer Lymphadenektomie 53 Narbenkorrektur und -resektion 31 Wechsel eines Implantates der Mamma 28 Radikale axilläre Lymphadenektomie 25 Mammarekonstruktion mit Implantat 24 Expandereinlage zur Dermisdehnung 18 Subkutane Mastektomie ohne axilläre Lymphadenektomie 18 Subkutane Mastektomie mit axillärer Lymphadenektomie 17 Totale Mastektomie ohne axilläre Lymphadenektomie 14 Mammaaugmentation 11 Resektion von Haut und Weichteilgewebe mit Rekonstruktion durch lokale Lappenplatik 8 Mastopexie ohne Prothese 8 Sonstige Operation - Thorax, Thoraxwand 7 Korrektur von Lappenplastiken 5 Rekonstruktion der Mamille 5 Reduktionsplastik der Mamma 5 Sonstige Operation - Haut, Hautanhangsgebilde, Subkutis 4 Mastopexie mit Prothese 4 Stereotaktische Mammabiopsie 4 Regionale Lymphadenektomie als alleiniger Eingriff 4 Mammarekonstruktion mit gestielter myocutaner Lappenplastik 2 Spalthauttransplantation 1 Mammarekonstruktion mit freier Lappenplastik 1 Ausräumung und Drainage von Muskel- und Weichteilgewbe 1 1.417 11.536 29.365 763 Sonstige Operationen: Gesamt 39 802 Konservative Behandlungen Chemotherapien Angeforderte Zubereitungen für die Station 16B Benign/Malign – Ratio der Brustoperationen benign malign 1.800 1.760 336 415 B E N I G N / M A L I G N R AT I O B R U S T O P E R AT I O N E N N = 7 51 AU CH DER L ÄNGSTE W EG B EG INN T MIT DEM ERSTEN SCHRIT T – Univ . P r of. D r. Er nst Ku b is ta u nd d e r A u fb a u d e r Se nologie in Ö ste r r e ich Abschied von Univ. Prof. Dr. Ernst Kubista Leiter der Klinischen Abteilung für Spezielle Gynäkologie Univ. Prof. Dr.Ernst Kubista hat als einer der ersten Gynäkologen Österreichs die Betreuung von Frauen mit Brustkrebs in den Mittelpunkt seines Berufslebens gestellt. Er war und ist für den Stellenwert verantwortlich, den die Betreuung von Frauen mit Brustkrebs in der Frauenheilkunde in Österreich einnimmt. Als Mitbegünder der Österreichischen Gesellschaft für Senologie und als international hoch angesehener Senologe hat er die moderne Entwicklung der Senologie in Österreich maßgeblich mitgestaltet. Eine Vielzahl von Innovationen, wie beispielsweise die Etablierung der BRCA Mutationsanalytik am AKH Wien, oder der Aufbau der Psychoonkologie für Brustkrebspatientinnen sind seinem Engagement und seiner visionären Kraft zu verdanken. Um die Bemühungen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Senologie zu würdigen fanden mehrere Veranstaltungen im Herbst 2009 ihm zu Ehren statt. LIEBER ERNST! Es ist zweifelsohne berührend, wenn ein langjähriger Abteilungsleiter und persönlicher beruflicher Weggefährte verabschiedet wird. Die Frauenklinik in Wien – aber in Wirklichkeit die Frauenheilkunde in Österreich – verdankt Prof. Kubista die Entwicklung der Subdisziplin Senologie in unserem Fach. Er war es, der 1975 an der damaligen I. Frauenklinik die erste Mammasprechstunde eingeführt hat, nachdem er sich im Vorfeld bei Aufenthalten in Paris mit der damals aufkommenden diagnostischen Methode der Thermografie beschäftigt hat und eine Kooperation mit dem Slown-Kettering-Cancer-Center am Memorial Hospital in New York aufgebaut hat. 1979 wurde die erste Mammakarzinomoperation an der I.Frauenklinik durchgeführt. Kurz danach wurde die Österreichische Gesellschaft für Senologie gegründet, in der Prof. Kubista von 1988 bis 1990 Präsident war. Wie Sie alles wissen wurde 1993 in Würdigung der Verdienste von Prof. Kubista im Rahmen der Neustrukturierung der UFK die Abteilung für Spezielle Gynäkologie errichtet. Ein weiterer Verdienst von Prof. Kubista, den man als OEL nicht hoch genug schätzen kann war das Engagement in der Hochschulpolitik. Prof. Kubista hat viel persönliche Lebenszeit – außerhalb der gängigen Dienstzeit – in diese Gremialarbeit gesteckt und hat dabei wichtige Verbesserungen für unsere Klinik erreichen können, auch dafür gilt ihm unser besonderer Dank. Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 95 Wir werden in einer neuen Strukturform die Akzente der Abteilung für Spezielle Gynäkologie weiterführen und in Zusammenschau mit den Entwicklungen Diagnostik und Therapie die Brustbehandlung weiterführen. Für Deinen neuen, spannenden Lebensabschnitt wünschen wir Dir - aber ich Dir ganz persönlich - von Herzen alles Gute. Vortrag von Univ. Prof. Dr. P. Husslein, Vorstand der Klinik; am 5.12.2009 Abschiedsfest mit dem Team der Abteilung für Spezielle Gynäkologie Wien, 26.11.2009 Auch der längste Weg beginnt mit einem 1. Schritt Morgenfortbildung der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien, am 30.9.2010 Das Mammakarzinom als onkologische Herausforderung Wissenschaftliche Sitzung, Gesellschaft der Ärzte Wien, 30.9.2010 Prof.Kubista und der Aufbau der Senologie in Österreich Ehrensymposium der Medizinischen Universität Wien Wien, Jugendstilhörsaal, 5.12.2009 Sonderdrucke: Sonderausgabe Speculum zu Ehren von Univ. Prof. Dr. Ernst Kubista 27. Jahrgang, Ausgabe 3/2009 96 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde Q UALITÄTSM AN AG EMEN T a n d e r A b te ilu ng fü r Sp e zie lle G ynä kologie Univ. Ass. Prof. Dr. Leo Auerbach Projektleiter, Qualitätsmanager der Abteilung Brustkrebs hat sich in Österreich und in zahlreichen anderen zivilisierten Ländern zur häufigsten Krebserkrankung der Frau und auch zur häufigsten Todesursache entwickelt. In Österreich muss derzeit jede 8. Frau damit rechnen, an Brustkrebs zu erkranken. Aufgabe der Klinischen Abteilung für Spezielle Gynäkologie ist die Patientenversorgung am AKH-Wien sowie die umfassende Lehre und erstklassige Forschung als Organisationseinheit der MUW. Die Abteilung beteiligt sich weiters laufend an rund 20 verschiedenen nationalen und internationalen Studien und zählt bei einigen Studien zu den besteinbringenden Studienzentren europaweit. Die Abteilung für Spezielle Gynäkologie hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich zu einem Zentrum für Brustkrebsbehandlung und Brusterkrankungen etabliert. Derzeit werden pro Jahr ca. 350 neue Mammakarzinome operiert und mit Chemo- und Hormontherapie nachbehandelt. Es werden pro Jahr ca. 800 Chemotherapien verabreicht. Damit ist die Abteilung für Spezielle Gynäkologie das größte Brustkrebszentrum in Österreich. Viele dieser Patientinnen sind in nationale und internationale Therapierstudien eingeschlossen und genießen damit den höchsten Behandlungsstandard. Besonders hervorzuheben ist, dass die Abteilung für Spezielle Gynäkologie die einzige Abteilung am AKH ist, an der eine betroffene Frau durch ein hauptverantwortliches Kernteam kontinuierlich durch den gesamten Behandlungs- und Betreuungszeitraum betreut wird. Dies beinhaltet die klinische Diagnostik, operative Therapie, onkoplastische Rekonstruktionen, Chemotherapie, antihormonelle Therapie, Psychoonkologie, Komplementärmedizin, gutartige Brusterkrankungen, Betreuung von Familien mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs bis hin zur Korrektur von Fehlbildungen der Brust. Dieses Behandlungskonzept sieht auch die enge Kooperation mit anderen Fachdisziplinen (Radiodiagnostik, Strahlentherapie) vor. Pro Jahr werden ca. 5,800.000 LKF (Leistungs-Diagnose-Fallgruppen) Punkte durch operative Eingriffe und Chemotherapie erzielt. L E I T B I L D „Wofür wir stehen“ 1. Die Klinische Abteilung für Spezielle Gynäkologie versteht sich als universitäres Zentrum zur Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms. 2. Es ist unser oberstes Ziel, den Patientinnen die bestmögliche medizinische Behandlung zukommen zu lassen. Wir orientieren uns dabei am hohen internationalen Standard, den aktuellen Leitlinien der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie und internationaler Krebsgesellschaften. 3. Frauen mit Brusterkrankungen werden an unserer Abteilung durch ein hauptverantwortliches Kernteam behandelt. So wird unseren Patientinnen eine kontinuierliche Betreuung angeboten. Diese Betreuung beinhaltet die Klinische Diagnostik, gutartige Brusterkrankungen, die operative Therapie, onkoplastische Rekonstruktionen, Chemotherapie, Antikörper- und antihormonelle Therapie, Psychoonkologie, Komplementärmedizin, Betreuung von Familien mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs bis hin zur Korrektur von Fehlbildungen der Brust. Eine durchgehende psycho-onkologische Betreuung ermöglicht es uns, Patientinnen und deren Angehörige vom Zeitpunkt der Diagnosestellung während der ganzen Behandlungsphase und auch darüber hinaus Hilfestellung zu gewähren bei Problemen die zu den einzelnen Zeitpunkten des Krankheitsprozesses auftreten. 4. Bestmögliche, individuelle Pflege im Einklang mit den Patientinnen und deren Vertrauenspersonen im Rahmen eines ganzheitlichen Pflegeprozesses ist für uns selbstverständlich. 5. Wir betrachten neben unseren Patientinnen die MitarbeiterInnen als wichtigste Interessenspartner. Sie stellen als „Human Ressources“ einen sehr wesentlichen Aspekt für den Erfolg der Abteilung dar. Respektvoller Umgang miteinander, konstruktive Zusammenarbeit und zielorientierte, individuelle Fort- und Weiterbildung haben einen hohen Stellenwert. 6. Klinische Forschung mit der Teilnahme an internationalen Studien als ein weiterer Schwerpunkt unserer Abteilung ermöglicht uns die Erweiterung unseres Wissens und gewährleistet unseren Patientinnen eine ständige Weiterentwicklung der Behandlungs- bzw. Therapiemöglichkeiten. 7. Der wertschätzende Umgang miteinander unabhängig von Herkunft, Rasse, Religion und politischer Auffassung ist uns ein besonderes Anliegen. 8. Wir betrachten es als Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft und zum Schutze unserer Umwelt, verantwortungsvoll und effizient mit den uns zur Verfügung gestellten Ressourcen umzugehen. Leistungsträger, Patienten und Mitarbeiter erwarten zu Recht, dass Leistungen und Behandlungen, den höchsten Qualitätsansprüchen entsprechen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser strategischen Vorgaben kann nur durch bestmögliche Qualitätskontrollen gewährleistet sein. Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 97 EUSO M A -ZERT IFIZIERU N G Eusoma Certification Process for quality in comprehensive and multidisciplinary breast care der Abteilung für Spezielle Gynäkologie Projektleitung: Singer C. Zertifizierung des Brustgesundheitszentrum nach DOC-CERT Projektleitung: Singer C. TE AM DER G ENE T ISCHEN B ER A T U N G FÜ R ERB LI CHEN B RUSTU ND EIERSTO CK K REB S AMBULANZZEITEN: Dienstag 14:00-15:30 Mittwoch 8:30-12:00 Donnerstag 14:00-15:30 Uhr Die Anmeldung der Patientinnen zur Genetischen Beratung erfolgt zwischen 9:00-15:00 Uhr über das Sekretariat der Genetischen Beratung. Tel.: 01/40400-7829 · Fax: 01/40400-7842 Mitarbeiter: Leitung: Univ. Prof. Dr. Christian Singer I N T E R D I S Z I P L I N Ä R E S B E R AT U N G S T E A M : Dr. Anneliese Fink-Retter (derzeit in Karenz) Dr. Daphne Gschwantler-Kaulich Dr. Georg Pfeiler Dr. Anne Catharina Dreßler Mag. Renate Lichtenschopf (Psychoonkologin) LABORTEAM: GENETIKERIN: MMag. Christine Rappaport-Fürhauser B I O M E D I Z I N I S C H E A N A LY T I K E R I N N E N : Daniela Muhr (derzeit in Karenz) Petra Kofler Hedwig Trittremmel Patrizia Tösch Manuela Tomisek Michaela Weintritt (derzeit in Karenz) D AT E N M A N A G E M E N T : Mag. Ilka Müller-Vavti RADIOLOGISCHES FRÜHERKENNUNGSPROGRAMM: Barbara Szabo 98 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde 1. G E N E T I S C H E B E R AT U N G UND UNTERSUCHUNG: Im Jahr 1994, unmittelbar nach der Sequenzierung des BRCA1 - Gens, wurde die erste österreichische Beratungsstelle für familiären Brust- und Eierstockkrebs an der Klinischen Abteilung für Spezielle Gynäkologie am AKH Wien gegründet. Seit 1994 wurden – mit Stichtag 31.12.2009insgesamt 1865 Familien aus ganz Österreich mit 3057 Familienmitgliedern, welche die Untersuchungskriterien erfüllten und die sich zur genetischen Analyse entschlossen, untersucht. Erbrachte Leistungen und Frequenzen der Beratungsstelle für erblichen Brust- und Eierstockkrebs im Jahr 2009 Multidisziplinäre genetische Beratungsgespräche: Multidisziplinäre genetische Aufklärungsgespräche: Ärztliche BRCA Gespräche: 202 124 77 Blutabnahmen zur molekulargenetischen Untersuchung in Wien 2009: Blutproben aus den anderen Bundesländern 2009: 119 150 Selektionskriterien: In einer Linie der Familie (mütterliche ODER väterliche Seite) mindestens: t)Y\Z[RYLIZMHSS]VYKLT3LILUZQHOY t)Y\Z[RYLIZMkSSL]VYKLT3LILUZQHOY t)Y\Z[RYLIZMkSSL]VYKLT3LILUZQHOY t)Y\Z[RYLIZMHSS]VYKLT3LILUZQHOY\UK 1 Fall von Eierstockkrebs jeglichen Alters t,PLYZ[VJRRYLIZMkSSLQLNSPJOLU(S[LYZ t4kUUSPJOLY\UK^LPISPJOLY)Y\Z[RYLIZQLNSPJOLU(S[LYZ In nachfolgender Abbildung sind die untersuchten Familien nach Bundesländern gegliedert. sher konnten insgesamt 665 Familienmitglieder mit einer BRCA1- und/oder BRCA2-Mutation identifiziert werden. Die Mutationen wurden bei 605 Frauen und 60 Männern nachgewiesen. Bei 305 weiteren Personen aus Mutationsfamilien (257 Frauen und 48 Männern) wurde nachgewiesen, dass sie die Mutation nicht tragen und ihr Erkrankungsrisiko daher nicht erhöht ist. Kooperierende genetische Beratungsstellen für familiären Brust- und Eierstockkrebs in ganz Österreich: 43 Beratungsstellen für erblichen Brust- und Eierstockkrebs in Österreich (Stand 12/2009) Adressen im Anhang aufgelistet 2. ME DIZINISCHE BETR E UUNG VO N M U TAT I O N S T R ÄG E R I N N E N : Früherkennungsprogramm: Allen Patientinnen, die als Mutationsträgerinnen identifiziert wurden, werden gynäkologisch-onkologische Untersuchungen in halbjährlichen Abständen angeboten. Das Schema umfasst halbjährlich einen Brustultraschall (ab 18 Jahren), jährlich eine Mammografie (ab 25 Jahren) sowie halbjährlich (unter 40 Jahren) bzw. jährlich (ab 40 Jahren) eine MRT. Ab dem Alter von 35 Jahren werden zusätzlich Vaginalultraschall und die Untersuchung von Tumormarkern durchgeführt. Entsprechend internationaler Gepflogenheit beschreiben wir jetzt auch unklare Veränderungen ( UV: unclassified variants) in BRCA1 und BRCA2, auch wenn sie bisher nicht mit einem erhöhten Risiko von Brust- oder Eierstockkrebs in Verbindung gebracht werden, wobei auch nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Veränderung zu einem erhöhten Risiko führt. Nach dem heutigen Wissensstand beträgt die kombinierte Sensitivität bezüglich Brustkrebsfrüherkennung für Mammografie, MRT der Brust und Brustultraschall mindestens 95%. Die Wertigkeit des Vaginalultraschalls und der Bestimmung von Tumormarkern zur Früherkennung von Eierstockkrebs ist nicht gesichert. In Ermangelung anderer Früherkennungsmöglichkeiten werden diese diagnostischen Maßnahmen jedoch angeboten. In Kooperation mit der Universitätsklinik für Radiodiagnostik (Univ. Prof. Dr. T. Helbich) wird Mutationsträgerinnen ein engmaschiges Untersuchungsschema zur Früherkennung von Mamma- und Ovarialkarzinomen angeboten. 320 Pat. mit erhöhtem familiärem Risiko nahmen an diesem Früherkennungsprogramm in Wien teil. Folgende 777 Untersuchungen wurden durchgeführt: MRT: 245 Mammasonografie: 244 Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 99 Mammografie: Vaginalsonografie: Knochendichte-Messungen: Tumormarker Bestimmung: 169 48 27 44 3. KLI N I SC H P SYC HOLO G I SC H E B E TR E U U NG Um die psychosoziale Betreuung der Patientinnen österreichweit nach einheitlichen Standards zu gewährleisten, wird seit Juni 2001 das „Pilotprojekt für psychosoziale Betreuung von Familien mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs“ durchgeführt. Seit September 2007 erfolgt die psychosoziale Betreuung durch Mag. Renate Lichtenschopf (Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychoonkologin). Folgende klinisch-psychologische Dienstleistungen wurden 2009 im Rahmen der interdisziplinären genetischen Beratung angeboten: Allgemeine Schwerpunkte: t<U[LYZ[o[a\UNPT,U[ZJOLPK\UNZWYVaLZZ pro/contra genetische Untersuchung t<U[LYZ[o[a\UNILPKLY=LYHYILP[\UN des genetischen Untersuchungsergebnisses t2YPZLUPU[LY]LU[PVU t)LHYILP[\UN]VUMHTPSPkYLU2VUÉPR[LU nach der genetischen Untersuchung t<TNHUNTP[:JO\SKNLMoOSLU Universitätsklinik für Frauenheilkunde Zusätzlich zur multidisziplinären Erstberatung und Befundbesprechung wird allen Mitgliedern von Familien, in denen eine Mutation vererbt werden könnte, bei der Befundbesprechung eine persönliche oder auf Wunsch auch telefonische Nachbesprechungen angeboten. In weiterer Folge haben die Patientinnen auch die Möglichkeit, klinisch-psychologische Beratung oder Behandlung in Anspruch zu nehmen. Als weiteres gesundheitspsychologisch orientiertes Element des Betreuungskonzepts werden halbjährlich psychoedukative „Informationsabende“ für PatientInnen mit einer Mutation in BRCA1/2 angeboten. Jede Veranstaltung steht unter einem konkreten Thema in Zusammenhang mit dem genetischen Risiko; die Themen ergeben sich aus den Wünschen der Betroffenen. Zusätzlich wird mit der MLPA (multiplex ligation-dependent probe amplification) nach large genomic rearrangements (großen Deletionen oder Multiplikationen von Genstücken) in beiden Genen gesucht. Speziell für Nicht-Trägerinnen einer BRCA 1/2 Mutation t:VYNLU\THUKLYL-HTPSPLUTP[NSPLKLY t0U[LNYH[PVUKLZ]LYkUKLY[LU persönlichen Risikos in das Selbstbild t,U[^PJRS\UNLPULZHKkX\H[LU=VYZVYNL]LYOHS[LUZ 100 | 153 18 4 . G E N E T I S C H E AN ALYS E VO N B R CA1 U N D B R CA2 Der erste Schritt ist die Isolation von DNA aus Blutproben der PatientInnen. Anschließend werden die Gene BRCA1 und BRCA2 nach Vervielfältigung in der PCR (polymerase chain reaction) durch Sequenzierung („Durchbuchstabieren“ der genetischen Sequenz) auf Veränderungen untersucht. Gefundene Veränderungen werden mit einer zweiten Blutprobe bestätigt. Da beide Gene sehr groß sind, BRCA1 umfasst 13 000 Basenpaare und BRCA2 17 000 Basenpaare, ist es notwendig, sie für die Analyse in einzelne Teilbereiche zu zerlegen, weswegen die genannten Untersuchungen für jedes Stück und damit viele Male pro PatientIn durchgeführt werden müssen. Speziell für TrägerInnen einer BRCA 1/2 Mutation t)LOHUKS\UN]VU(UNZ[Z[nY\UN+LWYLZZPVULU Schlafstörungen, Anpassungsstörungen t2VTT\UPRH[PVUoILYKHZ9PZPRV genetische Belastung mit Kindern t:\WWVY[P]L)LNSLP[\UNPTA\ZHTTLUOHUNTP[ medizinischen Maßnahmen (Früherkennungsuntersuchungen, prophylaktische Operationen) und der Entscheidungsfindung „informed Consent“ t(UNLOnYPNLUILYH[\UN Klinisch-psychologische Leistungen nach ASK 2009: 3699 Krisenintervention 3550 Erstinterview 3613 Klinisch psychologische Beratung 3079 telefonische psychologische Beratung 2825 Klinisch psychologische Behandlung 3548 Angehörigenberatung 3546 Stellungnahme/Befundbericht 3703 Helferkonferenz 3539 Konsil 169 100 507 20 246 34 64 Labortechnische Leistungen 2009: DNA-Isolation DNA-Isolationen Sequenzierung PCR-Ansätze PCR-Produktreinigungen Sequenzreaktionen Sequenz-Reinigungen Sequenzierungen MLPA MLPA-Reaktionen 833 27.836 27.836 55.672 55.672 55.672 3.009 5 . F I N AN Z I E R U N G D E R M O L E K U L AR G E N E T I S C H E N U N T E R S U C H U N G E N VO N B R CA1 U N D B R CA2 Die Finanzierung wurde durch eine Drittellösung vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger, von der Stadt Wien und der Bundesgesundheitsagentur übernommen und ist bis 2013 gesichert. Chirurgische Abteilung · Schwerpunktkh Wiener Neustadt OA Dr. Andreas Kretschmer Interne · Landesklinikum Waldviertel Waidhofen/Th. OA Dr. Alexandra Meixner Frauenheilkunde · Landesklinikum Waldviertel Gmünd Prim. Dr. Johann Klobasa Gynäkologie · Landesklinikum Waldviertel Horn 6 . Q UAL I TÄT S S I C H E R U N G Teilnahme des Labors am Ringversuch des European Molecular Genetics Quality Network (EMQN) B U R G E N L AN D OA Dr. Irmgard Luisser Chirurgie · KH Güssing OA Dr. Gertraud Fandl Chirurgie · KH Güssing Beratungsstellen für erblichen Brust- und Eierstockkrebs in Österreich (Stand 12/2009) BUNDESLAND Anzahl der Beratungsstellen Burgenland 1 Kärnten 8 Niederösterreich 5 Oberösterreich 10 Salzburg 3 Steiermark 5 Tirol 7 Vorarlberg 2 Wien 2 GESAMT 43 Univ. Prof. Dr. Christian Singer, Dr. Daphne GschwantlerKaulich, Dr. Anneliese Fink-Retter, Dr. Georg Pfeiler, Dr. Anne Catharina Dreßler, Mag. Renate Lichtenschopf Abteilung für Spezielle Gynäkologie AKH Wien · Währinger Gürtel 18-20 · 1090 Wien Tel.: 01/40400-7829 WIEN Breast&Health Univ.Prof. Dr. Christian Singer Gynäkologie u. Geburtshilfe · Privatklinik Döbling Prim.Prof. Dr. Teresa Wagner Gynäkologie u. Geburtshilfe · Kaiser Franz Josef-Spital Dr. Diana Bikas Gynäkologie u. Geburtshilfe · Kaiser Franz Josef-Spital Dr. Diana Bikas FA f. Gynäkologie N I E D E RÖ S T E R R E I C H OA Dr. Margit Bachner Allgemein- Gefäß und Thoraxchirurgie · LKH St. Pölten OA Dr. Thomas Payrits VO R AR L B E R G Prim. Dr. Hans Concin Gynäkologie u. Geburtshilfe · LKH Bregenz Dr. Michael Rohde Gynäkologie u. Geburtshilfe · LKH Bregenz Univ. Doz. OA Dr. Anton Haid Chirurgie · LKH Feldkirch OA Dr. Alois Lang Innere Medizin · LKH Feldkirch S AL Z B U R G OA Dr. Brigitte Mlineritsch III. Medizinische Abteilung/Onkologie · SJS Salzburg OA Dr. Peter Mayer III. Medizinische Abteilung/Onkologie · SJS Salzburg OA Dr. Sylvia Glück Gynäkologie · LKH Salzburg Dr. Christina Wilhelm Gynäkologie · LKH Salzburg Hofrat Prim. Dr. Christian Menzel Gynäkologie · LKH Salzburg Prim. Dr. Wieland Zeilmann Gynäkologische Abteilung · Kardinal Schwarzenberg’sches KH OA Dr. Sabine Schäfer Gynäkologische Abteilung · Kardinal Schwarzenberg’sches KH KÄR N T E N Prim. Dr. Walter Döller Lymphologie · LKH Wolfsberg OA Dr. Elisabeth Melbinger Chirurgie · LKH Wolfsberg Dr. Erich Ropp Facharzt für Gynäkologie OA Dr. Ernst Pius Forsthuber Gynäkologie · LKH Klagenfurt Dr. Sabine Sussitz-Rack Inst. f. med. und chem. Labordiagnostik · LKH Klagenfurt Dr. Thomas Eberl Chirurgie · KH der Barmherzigen Brüder Doz. Dr. Gernot Hudelist Gynäkologie und Geburtshilfe · LKH Villach OA Dr. Klaus Unterrieder Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 101 FA für Gynäkologie und Geburtshilfe · Privatklinik Villach OA Dr. Christiane Dreschl Mamma-Ambulanz · Deutsch Ordens-Spital Friesach S T E I E R M AR K Univ. Prof. Dr. Edgar Petru Gynäkologie u. Geburtshilfe · LKH Graz Dr. Peter Konstantiniuk II. Chirurgische Abt. · LKH-Universitätsklinik Graz Dr. Petra Pittler Gynäkologie und Geburtshilfe · LKH Leoben Doz.Dr. Florentia Peintinger Gynäkologie und Geburtshilfe · LKH Leoben Dr. Thomas Niernberger Chirurgie · LKH Leoben-Eisenerz OA Dr. Dieter Gunegger Chirurgie · LKH Rottenmann OA Dr. Martin Hasibeter Gynäkologie · LKH Rottenmann O B E RÖ S T E R R E I C H OA Dr. Sabine Pöstlberger Chirurgie · KH der BHS Linz Dr. Ruth Helfgott Chirurgie · KH der BHS Linz OA Dr. Gernot Wahl Onkologie · AKH Linz Prim. Dr. Rudolf Leikermoser Gynäkologie · KH der Elisabethinen Linz Dr. Dorothea Krichbaumer Gynäkologie · KH der Elisabethinen Linz Univ. Prof. Dr. Hans-Christoph Duba Humangenet. Untersuch.- u. Beratungsst. · Frauenklinik Linz Univ.Doz. Dr. Peter Schrenk Chirurgie 2, Brustkompetenzzentrum · AKH-LFKK Linz OA Dr. Christian Baldinger III. Interne Abt. · AKH Wels OA Dr. Irene Stadlhuber-Treffner Gynäkologie · AKH Wels Dr. Michael Baldinger FA für Gynäkologie · FA für Gynäkologie Dr. Roland Kusatz FA für Gynäkologie OA Dr. Gerhard Wolfram Gynäkologie · KH BHS Ried i. Innkreis TIROL Dr. Michael Hubalek Univ.Klinik für Frauenheilkunde · LKH Innsbruck Dr. Julius Wiegele Facharzt für Chirurgie Dr. Silvia Berning Gynäkologie · BKH Kufstein OA Dr. Karin Matthä Gynäkologie und Geburtshilfe · BKH Hall in Tirol OA Dr. Katrin Bermoser 102 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde Allgemeinchirurgie · BKH Hall in Tirol OA Dr. Johann Gstir Allgemeinchirurgie · BKH Hall in Tirol OA Dr. Alice Markl Chirurgie · BKH Hall in Tirol Dr. Andreas Bachmann FA für Gynäkologie OA DDr. Hannes Mühlthaler Chirurgie · Bezirkskrankenhaus Schwaz OA Dr. Markus Mühlthaler Chirurgie · KH St. Vinzenz Stams KO MPLEMEN TÄ RE MEDIZIN LEITUNG: P R O J E K T M I TA R B E I T E R I N : Ass. Prof. Dr.Leo Auerbach MR Dr. Jutta Hellan Seit alters her spielen sogenannte „alternative und komplementäre Behandlungsmethoden“ eine bedeutsame Rolle in Mythologie, Brauchtum und Medizin. Viele Therapien und Wissen über Heilpflanzen wurden von Generation zu Generation weitergegeben und so in der jeweiligen Region zum „medizinischen“ Standard. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren diese Heilverfahrung üblich und Bestandteil der „Volksmedizin“ und Basis der etablierten Medizin. Dies hat sich in den letzten 40 Jahren grundlegend geändert. Waren bis dahin Einzelbeobachtungen und persönliche Erfahrung Grundlage der möglichen Behandlungen, so wurde der Einsatz von kontrollierten, standardisierten Studien mit „signifikanten“ Ergebnissen von entscheidender Bedeutung in der Schulmedizin. Etwa 65 – 85 % (große Unterschiede in Europa und den USA) aller an Krebs erkrankten Personen wenden sich komplementären und alternativen Therapien zu. Die überwiegende Mehrheit (etwa 90%) wünscht eine Begleittherapie, lediglich 5-10% der Krebspatienten lehnen mit einer alternativen Krebstherapie die vorgeschlagenen schulmedizinischen Behandlungsstrategien ab. Viele der komplementären und alternativen Verfahren sind nicht – oder noch nicht – den Kriterien der schulmedizinischen Evaluation unterzogen worden und werden deshalb im klinischen Alltag nicht eingesetzt. Eine der Hauptargumente gegen den Einsatz sind fehlende Daten über Wirksamkeit, Nebenwirkungen oder Kontraindikationen. Viele Patienten geben an, dass sie selbst etwas zu ihrer Heilung beitragen, und dass sie mit den komplementären (begleitenden) Methoden Nebenwirkungen der schulmedizinischen Krebsbehandlung (Chemotherapie, Strahlentherapie, ...) vermindern wollen (Lebensqualität). Fast alle Befragten wollen diese Information über komplementäre Zusatzverfahren - wenn möglich - vorzugsweise von ihrem behandelnden Arzt (Onkologen) beziehen bzw. wenden sich an ihren Komplementärmediziner. Seit 13 Jahren ist auf der Universitätsklinik Wien, Abt. für Spezielle Gynäkologie eine Ambulanz für komplementäre Medizin in der Frauenheilkunde eingerichtet, die allen krebskranken Frauen die Möglichkeit bietet, sich über die verschiedensten komplementären Verfahren beraten zu lassen. Ein wesentliches Ziel dieser Ambulanz ist neben der Beratung der Patientinnen jedoch, begleitende Behandlungen studienmässig zu evaluieren und so auch die Kriterien der „Schulmedizin“ zu beachten. Beobachtungen bei Einzelfällen und Erfahrungen von individuellen Personen sollen durch klinische, reproduzierbare Vergleichsuntersuchungen ergänzt werden. Neben der Erfassung von Lebensqualität, ein heute wesentlicher Parameter bei der Krebsbehandlung, sind natürlich Aussagen über Verlängerung der Überlebenszeit und des rezidivfreien Intervalls notwendig. Die Fort- und Weiterbildung der niedergelassenen Ärzte ist von besonderer Bedeutung. In den letzten Jahren sind eine Vielzahl von prominent publizierten Arbeiten auf diesem Gebiet erschienen und erlauben einen Evidence basierten Blick auf die Effektivität, Nebenwirkungen und Gefahren im Einsatz dieser Therapien. 2008 wurde unter der Leitung und Ausbildungsordnung von Univ.Prof. Dr. Leo Auerbach das Diplom: Komplementäre Krebsbehandlungen von der Österreichischen Ärztekammer bestätigt und im Herbst 2008 starten die ersten Kurse. Damit ist sichergestellt, dass die Komplementärmedizin in Österreich auf evidence based medicine (EBM) qualitätsorientierte Information ihren Stellenwert in der Onkologie festigt. PSYCHOONKOLOGISCHER DIENST S TAT I O N Ä R E B E T R E U U N G : Mag. Theresia Mühlbauer (ab 6/09) Mag. Patricia Göttersdorfer 7/08- 5/09) Dr. phil. Gabriele Traun-Vogt (ab 6/08 karenziert) AMBULANTE BETREUUNG U. BRCA: Mag. Renate Lichtenschopf (seit 6/07) Seit 1999 gibt es an der Abteilung für Spezielle Gynäkologie psychoonkologische Betreuung durch Drin. Gabriele Traun-Vogt. Seit Februar 2000 ist die Abteilung für Spezielle Gynäkologie auch Ausbildungsstelle für Klinische PsychologInnen. Frau Maga. Theresia Mühlbauer (Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychoonkologin) übernimmt seit 1. Juni 2009 die psychoonkologische Betreuung (als Karenzvertretung Frau Dr. Gabriele Traun-Vogt) von stationären Mammacarcinom-Patientinnen. Frau Maga. Renate Lichtenschopf (Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychoonkologin) ist seit September 2007 für den ambulanten psychoonkologischen Bereich, Schwerpunkt erblicher Brust- und Eierstockkrebs, verantwortlich. Um eine kontinuierliche psychosoziale Betreuung zu gewährleisten, betreut Frau Mag. Lichtenschopf Hochrisikopatientinnen auch im stationären Kontext. Die kollegiale Vertretung erfolgt vice-versa. Folgende Dienstleistungen wurden 2009 an der Abteilung angeboten: t<U[LYZ[o[a\UNILPKLY+PHNUVZLTP[[LPS\UN und Verarbeitung t2YPZLUPU[LY]LU[PVU tUPLKLYZJO^LSSPNL,PUaLSNLZWYkJOL während des stationären Aufenthalts tZ\WWVY[P]LWYk\UKWVZ[VWLYH[P]L)LNSLP[\UN sowie während der Chemotherapie t)LOHUKS\UN]VUHR\[LU)LSHZ[\UNZYLHR[PVULU(UNZ[Z[n rungen, Depressiven Episoden, Schlafstörungen, Anpassungsstörungen, posttraumatischen Belastungsreaktionen und sexuellen Funktionsstörungen t-VR\ZZPLY[LWZ`JOV[OLYHWL\[PZJOL0U[LY]LU[PVU im psychoonkologischen Kontext t7Z`JOVLK\RH[PVU t(UNLOnYPNLUIL[YL\\UN2PUKLYWZ`JOVSVNPZJOL Beratung und Paargespräche t(TI\SHU[L5HJOIL[YL\\UNa\Y;YH\TH]LYHYILP[\UN t:[LYILILNSLP[\UN Koordination: Kontakte zum Psychiatrischen Konsiliardienst des Hauses (zur psychopharmakologischen Versorgung der Patientinnen), zur Psychosomatischen Frauenambulanz der Universitätsklinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie, zu Mobilen Hospizeinrichtungen und anderen extramuralen Betreuungseinrichtungen, Kriseninterventionszentrum, den SozialarbeiterInnen des Hauses (Pflegegeld, Pensionsanträge etc.), der Wiener Krebshilfe, Ambulatorium für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen „Die Boje“ und privaten Hilfsfonds wie „Flora-Wienerinnen gegen Brustkrebs“. Klinisch-psychologische und psychotherapeutische Leistungen an der Abteilung für Spezielle Gynäkologie nach ASK 2009, erbracht durch Mag. P. Göttersdorfer, Mag. Th. Mühlbauer und Mag. R. Lichtenschopf: 2825 klinisch-psychologische Behandlung 3079 telefonische psychologische Beratung 3539 Konsil Universitätsklinik für Frauenheilkunde 513 38 18 | 103 3542 Psychotherapeut. Sitzung einzeln 3546 Stellungnahme/Befundbericht 3548 Angehörigenberatung 3550 Erstinterview 3613 Klinisch psychologische Beratung 3699 Krisenintervention 3703 Helferkonferenz 82 66 88 237 1114 302 261 Die Frequenz der Gespräche pro Patientin reicht von Einzelgesprächen in Krisensituationen bis hin zu langfristigen Betreuungen über Monate oder sogar Jahre. A RB EITSG RU PPE PR Ä DIK T I V E ONKOLO G IE LEITUNG: Univ. Prof. Dr. Christian Singer, MPH M I T A R B E I T E R : Dr. Daphne Gschwantler-Kaulich Univ.Doz.Dr. Gernot Hudelist Dr. Anneliese Fink-Retter Dr. Georg Pfeiler Dr. Catharina Dressler Dr. Elisabeth Kandolf Dr. Petra Zabkova (wiss.Mitarbeiterin) BA Barbara Weidinger (10 Std. /Woche) FO R S C H U N G S S C H W E R P U N K T E 1 Prädiktive Onkologie PROJEKTLEITER: M I TA R B E I T E R : Singer C Fink-Retter A Gschwantler-Kaulich D Weidinger B Ein zentrales Forschungsprojekt unserer Arbeitsgruppe untersucht die Wirkung von Zytostatika und endokrinen Therapien auf das Wachstum von Brustkrebszellen in vitro. Dabei werden intraoperativ entnommene Tumorgewebsproben in einem Chemosensitivitätsassay einem Panel von zytotoxischen Substanzen in unterschiedlichen Konzentrationen ausgesetzt. Die wirksamsten Zytostatika / Antihormone sollen dann in weiterer Folge in einer eventuell notwendigen neo-adjuvanten (präoperativen) systemischen Therapie eingesetzt werden. Ziel dieser Untersuchungen ist die Entwicklung von “maßgeschneiderten” Chemo- und Hormontherapien. Diese Strategie verhindert dass für den 104 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde Patienten belastende und eventuell im individuellen Fall weniger wirksame Chemotherapeutika angewendet werden. Zusätzlich wird aus prätherapeutisch entnommenen Tumorbiopsien mRNA isoliert und Genexpressionsprofile erstellt. Durch die Entwicklung von cDNA Arrays („Genchips“) ist mittlerweile die Erstellung eines Genexpressionsprofils des gesamten humanen Genoms aus einer Probe möglich geworden. Wir untersuchen derzeit ob das Ansprechen auf eine neo-adjuvante Chemotherapie mit einer Anthracyklin/ Taxankombination mittels Genchip vorhergesagt werden kann. Ziel dieses Forschungsprojektes ist die Identifikation von „therapeutischen“ Genexpressionsprofilen die eine Vorhersage sowohl für ein Ansprechen auf ET in vivo wie auch im Chemosensitivitätsassay in vitro ermöglichen. 2 Her-2/neu und Herceptin PROJEKTLEITER: M I TA R B E I T E R : CF Singer Hudelist G Weidinger C Gschwantler-Kaulich D Fink-Retter A Herzeptin (trastuzumab) ist ein monoklonaler Antikörper der sich spezifisch gegen den Her-2/neu Rezeptor an der Oberfläche von Brustkrebszellen richtet. Der Antikörper bindet an den Rezeptor und blockiert damit die Aufnahme von Wachstumsfaktoren, die die Krebszelle zum Überleben benötigt. Diese Eigenschaft von Herzeptin führt zu einer beeindruckenden und klinisch relevanten Verbesserung des Gesamtüberlebens bei metastasierten Patientinnen. Nachteilig ist indessen, dass nur etwa ein Drittel der Frauen mit metastasierendem Brustkrebs auf ihren Zellen den (Her2-) Rezeptor in großer Zahl ausbildet. Nur diese Frauen können jedoch von der Herceptin-Therapie profitieren. Leider kommt zudem es bei einer Anzahl von Patientinnen trotz starker Her-2/neu Expression nicht zu einer Remission der Tumorerkrankung. Unsere Arbeitsgruppe untersucht derzeit ob es neben der Her-2/neu Expression noch weitere Faktoren gibt die ein Ansprechen auf Herzeptin vorhersagen lassen. Wir konnten bereits nachweisen dass sich der Aktivierungszustand von Her-2/neu sich deutlich besser als die bislang verwendete konventionelle Immunhistochemische Untersuchung / FISH zur Identifikation von Herzeptin-sensitiven Tumoren eignet. Außerdem kann durch den initialen Abfall von ins Serum abgegebenen Anteilen des Her-2/neu Rezeptor gut vorhergesagt werden ob eine Patientin von einer weiteren Therapie mit der teuren Substanz auch tatsächlich profitieren wird. Diese Information ist gerade im Hinblick auf eine kosteneffektive Therapie und das Vermeiden einer unnötigen Belastung der Patientin von großer Bedeutung. 3 Stromal-epitheliale Interaktionen beim Brustkrebs PROJEKTLEITER: M I TA R B E I T E R : Singer CF Hudelist G Weidinger B Das Mammakarzinom stellt in Industrienationen die mit Abstand häufigste Karzinomerkrankung der Frau dar. Nach wie vor versterben in Österreich jährlich etwa 1800 Frauen an den Folgen dieser Erkrankung. Mammakarzinome zeichnen sich durch eine ausgeprägte Ausbreitungstendenz in benachbartes Gewebe aus und führen nach einem Einbruch in Lymphwege und Blutgefäße zu einer ausgedehnten Metastasierung. Bei der Invasion von Tumorzellen in umgebendes Brustdrüsengewebe spielen Enzyme aus der Familie der Matrix Metalloproteinasen (MMPs) eine bedeutende Rolle. Zusammen sind diese Enzyme in der Lage, praktisch alle Eiweißbestandteile der Extrazellulären Matrix (ECM) des umgebenden Bindegewebes zu degradieren Die Expression von Mitgliedern der MMP-Familie ist in einer Vielzahl verschiedenster Tumoren nachgewiesen worden und ihre Inaktivierung hemmt Tumorinvasion sowohl in-vitro als auch in Tierexperimenten. Obwohl in einigen Fällen die Expression bestimmter MMPs im Tumorepithelium beschrieben worden ist, so werden MMPs in der Regel doch von den der Tumorzelle benachbarten Stromazellen produziert während sie im eigentlich maligne transformierten Epithelium nicht nachweisbar sind. Ziel unserer Arbeitsgruppe ist es Expression von Matrix Metalloproteinasen (MMPs) im Stroma von Mammakarzinomen zu untersuchen. Wir analysieren die Rolle vom im Tumorepithelium gebildeten und parakrin wirksamen Zytokinen bei der Regulation der Expression von MMPs in Stromafibroblasten. Mit einem von uns entwickelten Co-Kultursystem ist es uns bereits gelungen, eine differentielle Stimulierbarkeit von MMP-2 und MMP-9 in Bindegewebszellen nachzuweisen. In der Folge soll nun versucht werden die beteiligten Zytokine zu identifizieren und durch deren Neutralisierung die Produktion der beiden MMPs in zu verhindern. 4 Rolle des IGF Systems im Brustkrebs PROJEKTLEITER: M I TA R B E I T E R : Singer CF Hudelist G Weidinger B Gschwantler-Kaulich D Fink-Retter A Dieses Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Rolle von Insulin-like growth factors (IGFs)-1 und -2 beim Mammakarzinom. Beide Wachstumsfaktoren spielen bei der mitogenen Stimulation einer Tumorzelle durch ihr lo- kales Environment einer große Rolle, und eine lokale IGF-2 Überexpression in Tumoren scheint mit einem biologisch maligneren Phänotyp assoziiert zu sein. Zudem gehören die beiden IGFs mit zu den potentesten Wachstumsfaktoren von Brustkrebszelllinien in vitro. Eigene Observationen in unserem Labor konnten zudem eine Korrelation zwischen IGF-2 Serumkonzentrationen und -dignität aufzeigen. Ebenso konnte gezeigt werden daß in Patientinnen mit großen malignen Brusttumoren deutlich höhere Serumspiegel an freiem (d.h. biologisch aktivem) IGF-2 vorlagen. Dies spricht ebenfalls für eine besondere Rolle von IGF-2 bei der lokalen Regulation von Tumorwachstum. Wir untersuchen derzeit die Expression des IGF Systems in Tumorsubgruppen, um eine spezifische Rolle der beiden Zytokine in bestimmten Tumorentitäten zu identifizieren. Die aus einer solchen Studie gewonnenen Informationen könnten in der Folge zu einer gezielten Hemmung von IGF / IGF-Rezeptor Interaktionen führen. 5 Loss of LH/hCG receptor expression in invasive breast cancer tissue compared to preinvasive component PROJEKTLEITER: M I TA R B E I T E R : Singer CF Pfeiler G Hudelist G Singer CF Kubista E LH/hCG Rezeptoren werden in einer Reihe von nicht-gonadalen Geweben wie auch dem Brustdrüsengewebe und dem Mammakarzinom exprimiert. In vitro Arbeiten sowie Tierversuche konnten zeigen, dass hCG die Initiation und Progression von Brustkrebs inhibiert. Gemäß diesen Arbeiten scheint der LH/hCG Rezeptor ein Target für die Prävention und auch die Behandlung von Brustkrebs zu sein. Wir untersuchten daher die LH/hCG Rezeptor Expression von präinvasivem und invasivem Mammakarzinom sowie auch von Phylloides Tumoren an Tissue Micro Arrays. Mittels Immunhistochemie wurden 206 preinvasive, 188 invasive Mammakarzinome und 251 preinvasive Karzinome mit angrenzendem invasivem Anteil untersucht. Bei 62 Phylloides Tumoren wurde ebenfalls die LH/hCG Rezeptorexpression analysiert. In dieser ersten Untersuchung konnte klar gezeigt werden, dass die LH/hCG Rezeptorexoression im nicht invasiven DCIS signifikant höher ist als bei invasivem Mammakarzinom. Auch Phylloidestumoren weisen eine signifikant höhere Rezeptorexpression als invasive Mammakarzinome auf. Wir nehmen daher an, dass ein Rückgang der LH/hCG Rezeptorexpression die Karzinogenese in der Brust begünstigt. In Folge sollen nun die klinischen Daten der Patientinnen mit der LH/hCG Rezeptorexpression korreliert werden. Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 105 6 Adiponectinreceptor expression in invasive breast cancer tissue compared to preinvasive component 7 Influence of patient serum on proliferation and apoptosis of breast cancer cells M I TA R B E I T E R : PROJEKTLEITER: M I TA R B E I T E R : Pfeiler G Pfeiler G Singer CF Kubista E Eine signifikante, inverse Korrelation zwischen dem Adiponectin Serumspiegel und dem Brustkrebsrisiko konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden. Adiponectin inhibiert das Wachstum von Tumorzellen via Adiponectin Rezeptor1 (AdipoR1) in einigen aber nicht allen Mammakarzinomzelllinien. In der vorliegenden Arbeit haben wir die AdipoR1 Expression bei präinvasivem sowie invasivem und angrenzendem präinvasivem Mammakarzinom untersucht. ,PU ;PZZ\L 4PJYVHYYH` ILZ[LOLUK H\Z PU]HZP]LU Mammakarzinomen mit angrenzender präinvasiven Komponente (DCIS) sowie 83 präinvasiven Mammakarzinomen (DCIS) wurde hergestellt. Die Expression von AdipoR1 wurde mittels Immunhistochemie untersucht. Der Chis Sqare Test wurde verwendet um signifikante Unterschiede in der Expression demonstrieren zu können. Der Spearman Korrelationskoeffizient wurde verwendet um Zusammenhänge zwischen klinisch/ histo-pathologischen Tumor Parametern und der AdipoR1 Expression zu untersuchen. Eine signifikant höhere epitheliale als auch stromale AdipoR1 Expression beim invasiven Mammakarzinom verglichen mit dem präinvasiven DCIS konnte gezeigt werden. Weiters konnte eine signifikante, positive Korrelation zwischen der Stärke stromaler AdipoR1 Expression und dem histologischen Grading bei invasivem Karzinom beobachtet werden. Kein Unterschied in der AdipoR1 Expression konnte zwischen einem reinen DCIS und einem DCIS, welches an ein invasives Karzinom angrenzt, gezeigt werden. Bei alleiniger Betrachtung des präinvasiven DCIS konnte eine signifikante Korrelation zwischen der Größe des Tumors und der Expressionsstärke von AdipoR1 nachgewiesen werden. Aufgrund der höheren Expression von AdipoR1 beim invasiven Karzinom im Vergleich zum präinvasiven DCIS, ]LYT\[LU ^PY KHZZ KPL <W9LN\SH[PVU ]VU (KPWV9 KPL Invasivität des Tumors begünstigt. Die Diskrepanz unserer Ergebnisse mit den beschriebenen antitumoralen Effekten von Adiponectin verlangt weitere Studien. 106 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde Pfeiler G Singer CF Kubista E Seit gut 20 Jahren untersucht man intensiv den Zusammenhang von Adipositas und Brustkrebs und konnte ganz klar zeigen, dass in der Postmenopause eine signifikant positive Korrelation vorliegt. Dies bedeutet, dass postmenopausale Frauen mit einem BMI über 25 kg/m ein um ca. 1,5-1,8 fach erhöhtes Risiko aufweisen an Brustkrebs zu erkranken. Weiters konnten Lahman et al. im Rahmen der EPIC Studie 2005 zeigen, dass die Gewichtszunahme in der Postmenopause linear das Brustkrebsrisiko erhöht. Postmenopausale Frauen jedoch, die eine Hormonersatztherapie (HRT) einnahmen, hatten per se ein deutlich erhöhtes Brustkrebsrisiko sodass die Gewichtszu- oder Abnahme keinen Einfluss mehr auf die Entstehung eines Mammakarzinoms zeigte. Adipositas kann zum einen über die gesteigerte Aromataseaktivität im Fettgewebe und den daraus resultierend erhöhten E2 Spiegeln das Brustkrebsrisiko steigern. Zum Anderen führt Adipositas zur Insulinresistenz und somit zu erhöhten Insulin-, IGF- und Glucosespiegeln, die ebenfalls mitogen wirken und die Initiation und Progression von Brustkrebs begünstigen. Adipozytokine stellen die dritte Säule dar, die molekularbiologisch den Zusammenhang zwischen Adipositas und Brustkrebs zum Teil erklären kann. Das Fettgewebe ist nicht nur einen Energiespeicher, sondern ein endokrin aktives Organ, das verschiedene Polypeptide, so genannte Adipozytokine, sezerniert. Einigen dieser Polypeptide, wie z.B. dem Leptin oder dem Adiponectin, konnte eine Wirkung auf Brustkrebszellen sowie ein Einfluss auf das Brustkrebsrisiko nachgewiesen werden. So konnte in einer Fallkontrollstudie gezeigt werden, dass ein inverser Zusammenhang zwischen dem Adiponectinspiegel und dem Brustkrebsrisiko von postmenopausalen Frauen besteht. Weiters wurde in einer retrospektiven Studie berichtet, dass die SerumAdiponectinspiegel negativ mit dem Brustkrebsrisiko sowohl bei prä- als auch bei postmenopausalen Frauen korrelierten und unabhängig von den klassischen Risikofaktoren des Mammakarzinoms das relative Risiko erhöhen. Des Weiteren wurde beschrieben, dass der Adiponectinspiegel im Serum von Brustkrebspatientinnen eine signifikante negative Korrelation mit der Tumorgröße bzw. dem histologischen Grading aufweist. Gemäß diesen Arbeiten scheint Adiponectin bzw. der Adiponectin-Rezeptor ein Target für die Prävention und auch die Behandlung von Brustkrebs zu sein. Wir untersuchten daher die Adiponectin- Rezeptor Expression von präinvasivem und invasivem Mammakarzinom sowie auch von Phylloides Tumoren an Tissue Micro Arrays. In weiterer Folge soll die Expression mit den klinischen Daten der Patientinnen untersucht werden. 8 Influence of the dramatic fall of HRT prescription on postmenopausal breast cancer incidence: the Austrian Data M I TA R B E I T E R : Pfeiler G Glatz C Königsberg R Vutuc C Singer C Kubista E +PL >VTLUZ /LHS[O 0UP[PH[P]L >/0 :[\KPL RVUU[L LP nen signifikanten Anstieg des Brustkrebsrisikos bei Frauen unter HRT nachweisen. Die Veröffentlichung dieser Daten führte weltweit zu einem dramatischen Rückgang an HRT Verschreibungen. Der in verschiedenen Altersgruppen der Postmenopause beobachtete Rückgang der Brustkrebsinzidenz der letzten Jahre wird von einigen Autoren dem deutlich verminderten Einsatz der HRT zugeschrieben. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob der Rückgang der HRT Verschreibung in Österreich zu einer Senkung der Mammakarzinominzidenz bei postmenopausalen Frauen führt. Die österrreichischen Daten der Brustkrebsinzidenz vom Jahr 1984-2004 wurden vom österreischen Krebsregister, Statistics Austria, verwendet. Die HRT Verschreibung wurde für die Jahre 1998-2007 gemäß den Verkaufszahlen der Pharmafirmen berechnet. Die Expression der Hormonrezeptoren wurde dem histologischen Befund jener Brustkrebspatientinnen entnommen, die in den Jahren 1998-2000 bzw. 2005-2007 an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Universitätsklinik für Chirurgie, AKH Wien, operiert worden sind. Der Chi Square Test wurde für die Berechnung signifikanter Unterschiede verwendet. Nach einem geringen Anstieg der HRT Verschreibungen vom Jahr 1998-2000, kam es nach dem Jahr 2003 zu einem signifikanten, dramatischen Abfall um ca. 70%. Vergleicht man die Mammakarzinominzidenz vom Jahr 1999 mit der des Jahres 2004 vergleicht, zeigt sich ein nicht signifikanter Rückgang der Inzidenz in der Altersgruppe der 50-54 jährigen. Vergleicht man aber die erwartete, prognostizierte Inzidenz von 2004 mit der tatsächlichen Mammakarzinominzidenz kann eine signifikante Reduktion in dieser Altersgruppe beobachtet werden. 10 bis 12% der in Österreich jährlich diagnostizierten Mammakarzinome werden am AKH Wien operiert. Betrachtet man die histo-pathologischen Parameter der im Jahr 1998-2000 bzw. 2005-2007 am AKH Wien operierten Patientinnen, zeigt sich in der Altersgruppe der 50-54 Jährigen ein Rückgang der Hormonrezeptor-positiven Tumore, während dies im Gesamtkollektiv nicht beobachtet werden kann. Der Rückgang der HRT ist in Österreich mit einer geringeren Mammakarzinominzidenz von postmenopausalen Frauen assoziiert. Unsere Daten bestätigen den Zusammenhang zwischen HRT und Brustkrebs. 9 Effect of massive weight loss in premenopausal heavily overweight women on breast tissue and breast cancer cells cultured in patient serum Brustkrebs betrifft Eine von 8-9 Frauen in der industrialisierten Welt. Obwohl die Mortalität dieser Erkrankung enorm gesenkt werden konnte – vor allem wegen Fortschritten im Bereich der Therapie – nimmt die Inzidenz des Mammakarzinoms über die letzten Jahrzehnte weiter zu. Eine charakteristische Folge der westlichen Lebensart ist Adipostias, die auch mit Brustkrebs assoziiert ist. Das relative Risiko adipöser postmenopausaler Frauen an Brustkrebs zu erkranken ist RR 1.5 bei einer deutlich erhöhten Mortalität (RR 2.0) im vergleich zur schlanken Vergleichsgruppe. Aufgrund der hohen Anzahl Übergewichtiger in der industrialiesierter Welt (30-60%), kann auch dieses nur gering erhöhte relative Risiko einen großen Effekt auf das Gesundheitssystem haben. Insulin Resistenz, Veränderungen in der Sekretion von Adipozytokinen sowie erhöhte Aromatase Aktivität können den Zusammenhang zwischen erhöhtem Brustkrebsrisiko und postmenopausaler Adipositas zum Teil erklären. Ganz im Gegenteil führt Übergewicht in der Prämenopause zu einem ernierdigtem Brustkrebsrisiko. Die bis dato einzige Erklärung hierfür sind die bei Übergewichtigen häufig beobachteten anovulatorischen Zyklen, die zu einer verminderten Östrogenbelastung führen. Da Östrogene als Promotoren des Mammakarzinoms angesehen werden, ist eine verminderte Östrogenbelastung eine mögliche Erklärung. Obwohl dies sehr logisch erscheint, kann dies nicht die einzige Erklärung bleiben, da es eine bekannte Tatsache ist, dass die Pille sowhol zu anovulatorischen Zyklen führt als auch minimal aber doch das Brustkrebsrisiko erhöht. In der vorliegenden Studie sollen die Veränderungen des Brustdrüsengewebes nach massiver Gewichtsreduktion durch z.b. Gastric Banding oder Bypass OP unteruscht werden. Weiters sollen Mammakarzinomzellen im Serum der Patientinnen kultiviert und die Proliferation und Apoptose dieser Zellen vor und nach Gewichtsreduktion beurteilt werden. 10 Correlation of the prognostic value of the 70 gene signature (Mammaprint) and St. Gallen criteria with pre- and postoperative CTC’s Die Indikation für die individuelle systemische Therapie, welche Brustkrebspatientinnen erhalten sollen, wird nach wie vor gemäß den histopathologischen Kriterien gestellt. Es ist anerkannt, und gemäß den St. Gallen Kriterien festgehalten, dass Patientinnen, die einen großen Tumor mit Lymphknotenbefall aufweisen, eine Chemotherapie benötigen, während 7H[PLU[PUUULUKPLZPJOPULPULTMYoOLU,YRYHUR\UNZZ[HKP um befinden, oft ohne Chemotherapie auskommen. Zusammengefast lässt sich feststellen, dass die Indikation für die Chemotherapie vom Rezidivrisiko abhängt, welches bis dato Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 107 nach den St. Gallen Kriterien bestimmt wird. Allerdings ist es mehrfach gezeigt worden, dass manche Patientinnen mit höherem Rezidivrisiko gemäß dieser Kriterien nicht von einer Chemotherapie profitieren und Patientinnen, die eigentlich ein niedriges Rezdivrisiko aufweisen, früh rezidivieren und von eienr Chemotherapie profitiert hätten. Die St. Gallen Kriterien können somit eine grobe Einschätzung liefern, eine Präzesierung ist aber wünschenswert. Genau dies wird durch die Einführung der Genexpressionsanalyse Mammaprint, die 2007 von der FDA zugelassen wurde, versucht zu erreichen. Im Vergleich mit den herkömmlichen histopahtologischen Kriterien, führt die Genexpressionsanalyse, wo mittels 70 Genen das Rezidivrisiko errechnet wird, zu einer wesentlich genaueren Einteilung in die Gruppen mit hohem Rezidivrisiko bzw. niedrigem Rezidivrisiko. Auf diese Art kann vielen Patientinnen eine unnötige Chemotherapie erspart werden. In einer Reihe von Arbeiten konnte gezeigt werden, dass das Vorhandensein von zirkulierenden Tumorzellen signifikant mit der Prognose korreliert. Bis dato wurde kein Vergleich zwischen der prognostischen Genauigkeit der St. Gallen Kriterien, der zirkulierenden Tumorzellen und dem Mammaprint durchgeführt. Die soll in der vorliegenden Studie getestet werden. 11 Expression von Östrogenrezeptor a, ß, Aromatase und Sulfotransferase im Primärtumor und axillären Lymphknotenmetastasen M I TA R B E I T E R : Gschwantler-Kaulich D Fink-Retter A Singer CF Hormonrezeptorpositive Mammakarzinome, die mit antihormoneller Therapie behandelt werden, haben prinzipiell eine gute Prognose. Dennoch kann es zur Resistenzentwicklung und Progression kommen. Die Ursachen hierfür sind derzeit noch ungeklärt. Die Interaktion und Kreuzaktivierung mit anderen Wachstumsfaktoren- und deren Rezeptoren dürfte eine entscheidende Rolle spielen. Ein anderer möglicher Mechanismus der Resistenzentwicklung wäre eine unterschiedliche Expression von Östrogenrezeptoren und Enzymen des Östrogenstoffwechsels im Primärtumor und LKN-Metastasen. Wir haben dies in tissue arrays von Primärtumoren und dazugehörigen axillären Lymphknotenmetastasen mittels Immunhistochemie untersucht und fanden eine signifikant höhere Expression von Östrogenrezeptor α, β und Aromatase im Primärtumor als in der dazugehörigen Lymphknotenmetastase. Wir folgern daraus, dass die geringere Expression des Östrogenrezeptor α und β sowie der Aromatase im Bereich der Lymphknotenmetastasen die Ursache für eine geringere Wirksamkeit einer antihormonellen Therapie in LKN- Metastasen und eine mögliche Resistenzentwicklung darstellt. In weiterer Folge sollen nun klinische Daten von hormonrezeptorpositiven Patientinnen 108 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde unter antihormoneller Therapie sowie evtl. Resistenzentwicklungen mit der Hormonrezeptor- und Aromataseexpression im Primärtumor sowie in Metastasen korreliert werden. 12 p27- and tuberin expression in benign breast tissue, sporadic mammacarcinoma and in hereditary BRCA breast cancer M I TA R B E I T E R : Dressler AC Singer CF Tuberin, auch TSC-2 genannt, wird als funktionelle Komponente des tuberous-sclerosis complex bezeichnet und ist in die Regulation des Zell-Zyklus eingebunden, indem es p27 (Inhibitor der Cyclin-abhängigen Kinase) aktiviert. Aktuelle Daten postulieren einen Einfluß von p27 und Tuberin auf die Mammakarzinom-Entstehung. Die genaue Rolle der beiden Tumor-Suppressor-Gene, vor allem beim erblichen BRCA-Brustkrebs ist noch weitgehend unklar. Wir untersuchen derzeit normales Brustgewebe, sporadisches Mammakarzinom-Gewebe, sowie Tumorproben aus Karzinomen von BRCA postiven Patientinnen auf die Expression von p27 und Tuberin. Die gewonnenen Daten werden mit den klinisch-pathologischen Parametern der Patientinnen korreliert. In Mammakarzinomen, könnte eine verminderte p27 Expression durch die Veränderung der BRCA Aktivität bedingt sein, entweder durch Mutation oder auch durch Methylierung des BRCA Promotors. Aktuelle Studien zeigten dass eine verminderte p27-Expression mit den genannten Inaktivierungs-Mechanismen von BRCA korreliert. 13 Metastasin Expression im Mammakarzinom und Lymphknotenmetastasen M I TA R B E I T E R : Dressler AC Singer CF Die Prognose und Therapie des Mammakarzinoms hängt unter anderem davon ab, ob der Tumor Metastasen bildet oder nicht. Neue Forschungsergebnisse über die Metastasierung postulieren, dass das Gen S100A4/Metastasin, das die Ausbreitung und Invasion von Tumorzellen kontrolliert, und durch die sog. beta-Catenin/TCF-Signalkaskade reguliert wird. Diese Regulation steht in direktem Zusammenhang mit der Metastasierung. S100A4/Metastasin wurde als das Gen identifiziert, welches am stärksten durch verändertes (mutiertes) beta-Catenin hochreguliert wird. Beta-Catenin ist ein Protein, das unter anderem dafür sorgt, dass Zellen in ihrem Zellverband bleiben. Ist es mutiert, lösen sich Zellen aus dem Zellverband heraus und können metastasieren. Eine erhöhte S100A4/MetastasinExpression führt beim Dickdarm-krebs zu einer gesteigerten Auswanderung und Invasion von Tumorzellen. In Tierversuchen zeigte sich, dass das Anschalten des S100A4-Gens stark erhöhte Metastasierungsraten auslöste. Dies konnte am Krankheitsverlauf von Patienten mit Dickdarmkrebs untermauert werden. Wir untersuchen derzeit 50 Mammakarzinome und die zugehörigen Lymphknoten auf die Expression von Metastasin und korrelieren diese Daten mit klinisch-pathologischen Parametern. 14 Parp-Inhibitoren in Kombination mit Platinen in der Therapie des Mammakarzinom PROJEKTLEITER: Gschwantler D 15 Serumbiomarker für die Ovarial-Ca Früherkennung bei BRCA1/2 Mutationsträgerinnen PROJEKTLEITER: Gschwantler D 16 Die Rolle von Ezrin bei den Prozessen der Invasion und Metastasierung beim Mamma-Ca PROJEKTLEITER: Gschwantler D 17 Adjuvant Chemotherapy in pT1 and pT2 Triple-Negative Breast Cancer Patients M I TA R B E I T E R : Pfeiler G Königsberg R Dittrich C Singer CF 18 Comparing adjuvant and neoadjuvant chemotherapy in TNBC breast cancer patients M I TA R B E I T E R : Pfeiler G Königsberg R Dittrich C Singer CF 19 Influence of BMI on the efficacy of aromatase inhibitors M I TA R B E I T E R : Pfeiler G Königsberg R Singer CF Gnant M Kooperationsprojekt der ABCSG Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 109 AUSL ANDSAU FEN T H ALTE K LINISCHE PRÜ FU N G EN LEITER: Tea M Absolvierung eines Fellowhip-Programmes an der Fudan University, Cancer Institute, Department of Breast Surgery, Shanghai, China (Prof. Zhiming SHAO) Nov 2009 – April 2010 Univ. Prof. Dr.Christian Singer Mit Hilfe von Klinischen Studien können Brustkrebspatientinnen mit den modernsten Therapien behandelt werden. 20 – 30 % unserer Patientinnen können im Laufe ihrer Erkrankung in klinische Studien eingebracht werden. Dies stellt einen großartigen Beweis für die einzigartige Studienkultur an unserer Abteilung dar. Das Team um Prof. Kubista und seinen Mitarbeitern und Study Nurses bietet ein professionelles, einfühlsames und wissenschaftlich modernstes Behandlungsumfeld für alle Brustkrebspatientinnen. Aktuelle wissenschaftliche Publikationen beweisen, dass Patientinnen, welche innerhalb von klinischen Studien betreut werden, einen Überlebensvorteil haben und dass Lebensqualität ganz groß geschrieben wird. Das Studienteam der Abteilung für Spezielle Gynäkologie Univ. Prof. Dr. E.Kubista, Univ. Prof. Dr. C.Singer Dr. M.Tea, Dr. D. Gschwantler-Kaulich, Dr. A. Fink-Retter Die Study-Nurses: Brandl I., Binder E., Nemec A. 110 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde Universitätsklinik für Frauenheilkunde | 111 DATENBANK EN Progeny Datenbank: Erfassung der Patienten und Patientinnen die eine genetische Beratung für erblichen Brust- und Eierstockkrebs in ganz Österreich in Anspruch genommen haben Onkokonsilium – Accessdatenbank zur Erfassung aller Frauen an der Abteilung die im laufenden Jahr neuerkrankt sind und eine neoadjuvante bzw. adjuvante Therapie erhalten. 112 | Universitätsklinik für Frauenheilkunde