2 Marktforschung 11
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2 Marktforschung 11
2. Teil: Marktforschung A. Grundlagen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 1 Begriff • • • Marktforschung: Beschaffung und Verarbeitung von Informationen bzgl. der Unternehmensmärkte Ziel: Versorgung des Unternehmens mit marketingrelevanten Informationen zur Verbesserung der Entscheidungsfindung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 2 Typische Forschungsansätze in der Marktforschung Explorative Studien • Ziel: Gewinnung erster Einsichten zum aktuellen Forschungsproblem • Anwendung: Neuartige, komplexe und schlecht strukturierte Forschungsprobleme Deskriptive Studien • Beschreibung von Sachverhalten und Ermittlung der Häufigkeit ihres Auftretens • Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Variablen • Vorhersage von Entwicklungen Kausale Studien • Überprüfung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den untersuchten Variablen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 3 Der Marktforschungsprozess Formulierung von Forschungsproblem und Forschungsziel Zeit-, Organisations- und Finanzplanung Planung Festlegung des Untersuchungsdesigns Wahl des Forschungsansatzes Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Festlegung des Auswahlplans Bestimmung, Messung und Skalierung der heranzuziehenden Variablen Realisation Kontrolle Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Datensammlung und Datenauswertung Datenerhebung Datenaufbereitung Datenanalyse Interpretation und Präsentation der Ergebnisse Kontrolle 4 2. Teil: Marktforschung B. Planung und Realisierung von Marktforschungsvorhaben Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 5 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden 1. Überblick Sekundärforschung (desk research): • Suche und Aufbereitung von Daten, die vom Unternehmen selbst oder von externen Stellen zu einer ähnlichen oder auch verschiedenen Fragestellung früher bereits erhoben wurden Primärforschung: • Wenn originäre Daten zum spezifischen Problem vom Unternehmen selbst oder von einem vom Unternehmen beauftragten externen Institut erhoben werden • Grundformen: Befragung, Beobachtung • Spezialformen: Experiment, Panelerhebung i.d.R. Sekundärforschung vor Primärforschung! Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 6 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Erhebungsverfahren der Primärforschung Panelerhebung Beobachtung Befragung Experiment (Tests) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 7 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden 2. Sekundärforschung • • • Sekundärforschung (desk research): Suche und Aufbereitung von Daten, die vom Unternehmen selbst oder von externen Stellen zu einer ähnlichen oder auch verschiedenen Fragestellung früher bereits erhoben wurden → Aufbereitung und Auswertung bereits vorhandener Daten es werden keine zweckgebundenen eigenen Untersuchungen durchgeführt. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 8 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Unternehmensinterne Quellen der Sekundärforschung Quellen Beispiele Rechnungswesen und Controlling • • • • Absatz- und Vertriebsstatistik • Auftragseingänge und -bestände • Außendienstberichte • Kundendienstberichte (Garantiefälle, Reklamationen, Mahnungen etc.) • Vertriebswegeerfolgskennziffern… Produktions- und Lagerstatistik • Produktionskapazität • Kapazitätsauslastung • Lagerbestände… Frühere Primärerhebungen • • • • Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Kostenstruktur und -entwicklung Deckungsbeiträge Bilanzkennzahlen Rentabilität/Gewinn… Produktanalysen Kundenanalysen Wettbewerbsanalysen Imageanalysen… 9 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Ausgewählte unternehmensexterne Quellen der Sekundärforschung Quellen Beispiele Amtliche Statistik y y y y Statistisches Bundesamt Statistische Landesämter Statistische Ämter der Gemeinden Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften Ministerien und staatliche Institutionen y y y y Bundes- und Landesministerien (z. B. für Wirtschaft, Finanzen, Landwirtschaft) Öffentliche Anstalten, Ämter und Verwaltungen (z.B. Kraftfahrtbundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammern) Internationale Behörden (EU, OECD, GATT, UNCTAD) Internationale Organisationen (z.B. IWF, Weltbank, FAO) Wirtschaftsverbände y y y y Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI) Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) Spezialverbände wie z.B. ZAW (Zentralausschuss der deutschen Werbewirtschaft), kommunikationsverband.de etc. Wirtschaftswissenschaftliche Institute y y y y y IFO-Institut, München Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) Institut für Weltwirtschaft, Kiel Forschungsstelle für den Handel, Berlin Markforschungsinstitute y y y y y GfK-Gruppe TNS Infratest Institut für Demoskopie Allensbach AC Nielsen Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen Allgemeine Fachpublikationen y y y y Zeitungen und Zeitschriften Fachbücher, Fachzeitschriften Firmenveröffentlichungen Bibliographien Datenbanken y y Offline-Datenbanken Online-Datenbanken Internetbasierte Informationsquellen y y y y Online-Publikationen Suchmaschinen (z. B. Google, Lycos) Webkataloge (z. B. Yahoo!) Link-Listen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 10 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Vor- und Nachteile der Sekundärforschung gegenüber der Primärforschung Vorteile Nachteile y Schnelligkeit y Kostengünstigkeit y u. U. einzige verfügbare Datenquelle y Unterstützung der Primärforschung y liefert erste Einblicke in die relevante Fragestellung y mangelnde Verfügbarkeit relevanter Informationen y mangelnde Entsprechung mit dem untersuchten Sachverhalt y mangelhafte Aktualität y ungeeignete Gliederungssystematik y mangelnde Objektivität, Reliabilität und Validität der Daten y mangelnde Vergleichbarkeit y Exklusivität nicht gewährleistet Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 11 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden 3. Befragung Systematisierungskriterien von Befragungsmethoden (1) Methodischer Ansatz (2) Art der Kommunikation (3) Standardisierungsgrad des Fragebogens (4) Anzahl der Teilnehmer (5) Häufigkeit der Befragung (6) Befragungsgegenstand Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 12 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (1) Methodischer Ansatz Quantitative Befragung • Anwendung: Deskriptive und kausale Studien • Ziel: Gewinnung einer Vielzahl statistisch auswertbarer Daten • Ergebnisse aus der Stichprobe können auf die Grundgesamtheit übertragen werden • Methode: Standardisierter Fragebogen, Einzelbefragung (z. B. einzelne Personen, einzelne Haushalte) Qualitative Befragung • Anwendung: Insb. explorative Studien zur Erkundung psychologischer oder soziologischer Phänomene • Ziel: Umfassenden Sammlung von Informationen zu dem interessierenden Untersuchungsgegenstand • Methode: Persönliche (Face-to-face)-Befragung einer vergleichsweise kleinen Anzahl an Probanden • In der Regel nicht oder nur teilweise standardisiert • Dient zur Gewinnung von Hypothesen für quantitative Studien Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 13 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (2) Art der Kommunikation Schriftliche Befragung • Die Fragen werden in schriftlicher Form vorgelegt und schriftlich beantwortet. Mündliche (Face-to-face-) Befragung • Die Fragen werden im Rahmen eines persönlichen Gesprächs mündlich gestellt und mündlich beantwortet Telefonische Befragung • Die Fragen werden im Rahmen eines Telefongespräches mündlich gestellt und mündlich beantwortet Computerbefragung i. e. S. (Direkte Computer-Befragungssysteme) • Der Befragte beantwortet den Fragebogen direkt am Computer Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 14 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Vor- und Nachteile der Befragungsmethoden Kriterien Repräsentanz Zeitbedarf pro Erhebungsfall Kosten pro Erhebungsfall Flexibilität Kontrollierbarkeit der Erhebungssituation Verzerrungen durch Interviewsituation Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Schriftliche Befragung mittel mittel sehr gering gering gering gering Face-toTelefonische faceBefragung Befragung OnlineBefragung hoch hoch bis mittel hoch bis mittel sehr hoch hoch hoch niedrig bis sehr niedrig gering gering niedrig sehr gering hoch hoch mittel potenziell hoch mittel bis hoch gering sehr gering 15 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (3) Standardisierungsgrad des Fragebogens Standardisierte Befragung • i.d.R. als repräsentative, einmalige Befragung • Fragen werden sämtlichen Auskunftspersonen mit dem gleichen Wortlaut und in derselben Reihenfolge gestellt (Ausnahmen: Filterfragen, Rotation) • → Vergleichbarkeit der Antworten • Typisch für quantitative Befragungen Freies (nicht-standardisiertes) Interview • persönliche, mündlichen Befragung • offene Fragestellung, aber i.d.R. Interviewer-Leitfaden • Typisch für qualitative Befragungen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 16 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Beurteilung des standardisierten im Vergleich zum freien Interview Vorteile • • • • Sehr hohe Vergleichbarkeit der Antworten Einfache quantitative Auswertung Hohe Zuverlässigkeit wegen starker Einschränkung äußerer Verzerrungsgefahren Geringe Anforderungen an die Interviewer Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Nachteile • • • • Anpassungsmöglichkeiten an individuelle Situationen fehlen Problem der Standardisierbarkeit qualitativer Momente Beeinträchtigung der Gültigkeit der Ergebnisse durch Standardisierungszwänge Orientierung an den jeweils schwächsten Positionen (z.B. sprachliche Anpassung) 17 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (4) Anzahl der Teilnehmer Einzelinterview • Es wird eine einzige Person befragt (Standardfall) Gruppeninterview • Es wird eine meist kleinere Gruppe von Personen gleichzeitig interviewt bzw. zu einer Diskussion aufgefordert • Ziel: Nutzung gruppendynamischer Effekte • Von dem Gespräch wird i.d.R. eine Tonbandaufnahme bzw. Videoaufzeichnung gemacht. • Anwendung: Qualitative Befragungen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 18 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Beurteilung des Gruppeninterviews im Vergleich zum Einzelinterview Vorteile Nachteile • Es besteht die Gefahr, dass der • Während der Diskussion werden Einzelne seine Meinung an die Hemmungen der Teilnehmer Gruppennorm oder an einen abgebaut, sodass sich die Meinungsführer orientiert, sodass Teilnehmer gegenseitig zu abweichende Einschätzungen, die Äußerungen anregen. für das Problem relevant sein • In der Gruppe werden häufig könnten, unterdrückt werden. Meinungen geäußert, die man beim Einzelinterview nicht zum Ausdruck • Der Erfolg einer Gruppendiskussion ist sehr stark von der Qualität der bringen würde; dadurch eignen sich Moderation abhängig. Gruppendiskussionen besonders zur Erforschung sensibler Sachverhalte • Der Forscher kann Einblicke in die Beeinflussungsmechanismen und in die verbalen und non-verbalen Ausdrucksweisen innerhalb der Gruppe gewinnen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 19 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (5) Häufigkeit der Befragung Einmalige Befragung (Ad-Hoc-Forschung) • Einmalige Befragungen erfolgen im Rahmen von Querschnittsanalysen • Ziel ist die Ermittlung zeitpunktbezogener Sachverhalte Mehrmalige Befragung (Tracking-Forschung) • Mehrmalige Befragungen erfolgen im Rahmen von Längsschnittsanalysen • Ziel ist die Feststellung von Entwicklungen im Zeitablauf • Formen: • Panelerhebung • Wellenerhebung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 20 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Beurteilung der mehrmaligen Befragung im Vergleich zur einmaligen Befragung Vorteile • Aufzeigen von Entwickungen möglich • Bei entsprechendem Forschungsdesign Aufstellung von Ursache-Wirkungsbeziehungen möglich (z.B. Sonderpreisaktionen im Handel) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Nachteile • Teuer • Zeitaufwändig • Strukturbrüche und sonstige Störvariablen können die Ergebnisse verzerren 21 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (6) Befragungsgegenstand Einthemenbefragung • Eine Einthemenbefragung erfolgt zu einem einzigen Befragungsgegenstand • Sie wird im Auftrag eines einzelnen Unternehmens durchgeführt Mehrthemenbefragung (Omnibusbefragung) • Die Auskunftspersonen werden zu unterschiedlichen Erhebungsgegenständen befragt • Sie wird meist im Auftrag mehrerer Auftraggeber durchgeführt Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 22 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Beurteilung der Omnibusbefragung im Vergleich zur Einthemenbefragung Vorteile • Die auf das einzelne Unternehmen anfallenden Kosten sind relativ gering Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Nachteile • Zahl der Fragen pro Thema eingeschränkt • Es muss auf Zielgruppenkongruenz wie auch auf Überschneidungsfreiheit der einzelnen Befragungsthemen geachtet werden 23 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Fragebogengestaltung Spezifikation des konkreten Informationsbedarfs Festlegung der Befragungsart Festlegung des Frageninhalts Festlegung der Befragungstaktik Festlegung der Fragenformulierung und der Antwortmöglichkeiten Festlegung der Reihenfolge der Fragen sowie der Länge des Fragebogens Formale Gestaltung des Fragebogens Fragebogen-Pretest Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 24 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Frageninhalt • • • • • Überprüfung jeder Frage, ob sie für den Untersuchungszweck auch wirklich erforderlich ist Ggf. zusätzlich Fragen, die nicht direkt mit dem Forschungsproblem zusammenhängen, um den Untersuchungszweck zu verschleiern Bei sensiblen Sachverhalten: Zu Beginn der Befragung einige neutrale „Eisbrecherfragen“ Kontrollfragen, um Validität und Reliabilität zu gewährleisten Einzelne Fragen ggf. in mehrere Teilfragen aufspalten, um z. B. mehrdeutige Antworten oder unterschiedliche Bezugsebenen zu vermeiden Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 25 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Frageninhalt Beispiel für mehrdeutige Antworten: „Empfinden Sie die kalorienreduzierten Tiefkühl-Lasagne von X als wohlschmeckend und gesund?“ Die Antwort „ja“ ist eindeutig, nicht aber die Antwort „nein“, da unklar ist, ob der Befragte den Geschmack, die Gesundheit oder beides verneint. Korrekt wäre es, zwei Fragen zu stellen: „Empfinden Sie die kalorienreduzierten Tiefkühl-Lasagne von X als wohlschmeckend?“ „Halten Sie die kalorienreduzierten Tiefkühl-Lasagne von X für gesund?“ Beispiel für die Ansprache unterschiedlicher Bezugsebenen: „Warum kaufen Sie Babynahrung der Marke X?“ Die möglichen Antworten könnten lauten: „weil sie qualitativ hochwertiger ist als andere Marken“ oder „weil sie mir vom Kinderarzt empfohlen wurde“. Dadurch werden zwei unterschiedliche Bezugsebenen angesprochen: zum einen der Grund für die Bevorzugung der Marke im Vergleich zu Konkurrenzprodukten, zum anderen der Anlass für das Kennenlernen bzw. für die erstmalige Nutzung der Marke. Korrekt wären daher folgende Fragen: „Wie kamen Sie erstmalig dazu, Babynahrung der Marke X zu kaufen?“ „Was gefällt Ihnen besonders an Babynahrung der Marke X?“ Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 26 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Befragungstaktik Ziel: Erhöhung von Auskunftsfähigkeit und Auskunftsbereitschaft der Befragten Gründe für mangelnde Auskunftsfähigkeit: •unzureichende Information, •fehlendes Erinnerungsvermögen •Unfähigkeit, bestimmte Antworten zu artikulieren. Gründe für mangelnde Auskunftsbereitschaft: •Die Beantwortung erfordert zuviel Zeit und Mühe, •die Frage erscheint im gegebenen Kontext als unpassend •die Frage berührt einen sensiblen Sachverhalt. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 27 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Befragungstaktik Beispiele: „Welche Zahnpasta-Marken haben Sie in den letzten 6 Monaten verwendet?“ Diese Fragestellung wird wahrscheinlich dazu führen, dass der Befragte sich – wenn überhaupt – an nur sehr wenige Marken erinnert. Sinnvoller ist es, im Rahmen z. B. eines gestützten Recalls den Befragten eine Liste von Marken vorzugeben, auf der er die genutzten Marken ankreuzen kann. Zur Überprüfung des Wahrheitsgehalts der Antwort werden häufig auch fiktive Markennamen einbezogen. „Welchen Stil bevorzugen Sie bei Ihrer Wohnungseinrichtung?“ Die Antworten auf eine derart formulierte Frage werden – wenn überhaupt – „antik“, „modern“, „keine bevorzugte Stilrichtung“ u. Ä. umfassen; für einen Möbelhersteller dürften die Antworten dennoch wenig hilfreich sein. Sinnvoller ist es, den Befragten Bilder von Möbeln und sonstigen Einrichtungsgegenständen zu zeigen und nach deren Präferenzen zu fragen. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 28 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Befragungstaktik Beispiel: „Würden Sie mir bitte sagen, welchen Betrag Sie jährlich für Versicherungen ausgeben?“ Natürlich ist jeder Haushalt in der Lage, die entsprechenden Unterlagen zusammenzusuchen und die Einzelbeträge zusammenzurechnen. Ob ein Befragter hierzu Zeit und Lust hat, ist allerdings fraglich. Einfacher zu beantworten wäre folgende Fragestellung: „Geben Sie bitte an, welche ungefähren Beträge Sie jährlich für die nachfolgend angeführten Versicherungen bezahlen: € 200- € 400unter unter unter über weiß habe ich 200 € € 400 € 600 € 600 nicht nicht 1. Wohngebäudeversicherung 2. Hausratversicherung 3. Haftpflichtversicherung ... 9. Ausbildungs-/Aussteuerversicherung Der Forscher kann dann die entsprechenden Beträge addieren. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 29 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Befragungstaktik Beispiele: Auf die Frage: „Haben Sie Schulden? Wenn ja: Auf welcher Höhe belaufen sie sich?“ wird der Forscher kaum eine ehrliche Antwort erhalten. Besser ist folgende Formulierung: „Die schwache Konjunkturlage und die ständigen Preiserhöhungen führen dazu, dass mittlerweile ein Großteil der Deutschen verschuldet ist. Sind Sie auch davon betroffen? Wenn ja: in welchem Umfang?“ Auf die Frage: „Leben Sie gesundheitsbewusst?“ werden viele Befragte aus Prestigegründen mit „ja“ antworten. Besser ist es, Indikatoren wie Konsum von z. B. Alkohol und Tabak, sportliche Aktivitäten, Kauf von Reformhausprodukten etc. abzufragen, da daraus eher auf das tatsächliche Gesundheitsbewusstsein geschlossen werden kann. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 30 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Befragungstaktik Beispiele: „Wie häufig duschen Sie durchschnittlich pro Woche?“ Diese aus der Sicht eines Herstellers von Körperpflegemitteln durchaus wichtige Frage kann in dieser Form nicht gestellt werden, da viele Befragte aus Prestigegründen häufigeres Duschen angeben werden, als dies in Wirklichkeit der Fall ist. Geeigneter ist folgende Formulierung: „Viele Menschen sind der Ansicht, dass zu häufiges Duschen der Haut schadet. Könnten Sie mir sagen, wie häufig Sie pro Woche durchschnittlich duschen?“ Die Frage „Was ist Ihre Haltung zu Steuerhinterziehung?“ wird einen hohen Anteil sozial erwünschter Antworten erzeugen. Besser ist folgende Formulierung: „Glauben Sie, dass viele Deutschen bei ihrer Einkommenssteuererklärung mogeln? Wenn ja, warum glauben Sie das?“ Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 31 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Fragenformulierung und Antwortmöglichkeiten Fragenformulierung: •Festlegung des konkreten Wortlauts der einzelnen Fragen •Eng mit der Befragungstaktik verbunden •Wortwahl soll verständlich und eindeutig sein •Ggf. Orientierung an „schwächste“ Position Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 32 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Fragearten nach der Antwortmöglichkeit Fragearten Offene Fragen Geschlossene Fragen Alternativfragen Normalform Spezialform: Dialogfrage Mehrfach-Auswahl-Fragen (Selektivfragen) Normalform Ja - Nein Frage Unbegrenzte Anzahl von Nennungen Neutrale Fassung Begrenzte Anzahl von Nennungen Spezialform: Skalafrage nach oben begrenzt nach unten begrenzt nach oben und unten begrenzt Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 33 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Alternativfragen Beispiel: (1) Ja-Nein-Frage „Beabsichtigen Sie, in diesem Sommer in den Urlaub zu fahren?“ ja nein weiß nicht (2) Neutrale Frage „Beabsichtigen Sie, in diesem Sommer in den Urlaub zu fahren, oder bleiben Sie lieber zu Hause?“ Ich fahre in den Urlaub. Ich bleibe zu Hause. Ich weiß es noch nicht. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 34 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Dialogfrage Also dieses Jahr bleibe ich im Sommer sicher zu Hause. Der Stress mit dem Urlaub ist mir zuviel, und teuer ist es auch noch. Ich spare lieber für sinnvolle Anschaffungen. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Ich finde, einmal im Jahr sollte es schon drin sein – die Erholung brauche ich einfach. Ich werde diesen Sommer ganz sicher verreisen! 35 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Mehrfachauswahlfragen (Multiple Choice) Beispiel: „Welche Kriterien spielen beim Kauf eines Fernsehgeräts für Sie eine Rolle?“ Preis im Vergleich zu ähnlichen Modellen Haltbarkeit Bildqualität Erfahrung mit der Marke Service vor Ort Garantieleistungen Sonstiges, und zwar……………………………………………………...... (1) Unbegrenzte Zahl von Nennungen „Bitte kreuzen Sie alle Kriterien an, die für Sie zutreffen!“ (2) Nach unten begrenzte Zahl von Nennungen „Bitte kreuzen Sie mindestens zwei Kriterien an, die für Sie zutreffen!“ (3) Nach oben begrenzte Zahl von Nennungen „Bitte kreuzen Sie bis zu drei für Sie zutreffende Kriterien an!“ (4) Nach oben und unten begrenzt „Bitte kreuzen Sie die drei für Sie wichtigsten Kriterien an!“ Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 36 Skalafragen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 37 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Aufbau des Fragebogens 1. Der Fragebogen sollte mit Kontaktfragen beginnen, um Misstrauen abzubauen und die Auskunftspersonen zur Mitarbeit zu motivieren. 2. Spezifische Fragen sollten erst nach allgemeineren Fragen gestellt werden (Trichter-Prinzip). 3. Die Fragen sollten in einer logischen Reihenfolge gestellt werden. Alle Fragen zu einem bestimmten Themenkomplex sollten gestellt werden, bevor ein neuer Themenkomplex beginnt. 4. Der Fragebogen sollte möglichst abwechslungsreich gestaltet werden, um Monotonie zu vermeiden. 5. Ausstrahlungseffekte sollten vermieden werden (Halo-Effekt). 6. Filter- und Gabelungsfragen sollten sorgfältig konzipiert werden, da die Befragten durch zu viele Gabelungsfragen verwirrt werden können. 7. Schwierige oder sensible Fragen sollten gegen Ende des Fragebogens platziert werden 8. Persönliche Angaben sollten den Fragebogen abschließen. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 38 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Länge des Fragebogens • • Die einem Befragten „zumutbare“ Länge hängt von Faktoren wie Art der Befragung (z. B. schriftlich, face-to-face, telefonisch), Art des Befragten (Konsument, Einkäufer im Betrieb etc.), Thema der Befragung etc. ab Faustregel: • Endverbraucherbefragungen: 30 – 45 Minuten • Face-to-face-Befragungen erlauben eine längere Durchführungszeit (1-2 Stunden) (insb. bei qualitativen Befragungen) • Telefonische Befragungen sollten 20 Minuten nicht überschreiten Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 39 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden 4. Beobachtung • • Unter Beobachtung versteht man die zielgerichtete, planmäßige Erfassung von sinnlich wahrnehmbaren Sachverhalten im Augenblick ihres Auftretens. Systematisierungskriterien: (1) Strukturierungsgrad der Untersuchung (2) Beobachtungsumfeld (3) Partizipationsgrad des Beobachters (4) Durchschaubarkeit der Beobachtungssituation (5) Form der Datensammlung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 40 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (1) Strukturierungsgrad der Untersuchung • • Ausmaß, in welchem Anlage und Inhalt der Beobachtung, die Beobachtungssituation sowie die Art der Aufzeichnung standardisiert bzw. vorstrukturiert sind. Standardisierte Beobachtung: • Der zu beobachtende Sachverhalt wird durch ein vorgegebenes Beobachtungsschema strukturiert • Nur solche Sachverhalte werden erfasst, welche in die vorgegebenen Beobachtungskategorien fallen • Erleichtert die Quantifizierung und Auswertung der Daten • Nichtstandardisierten Beobachtung: • Keine Vorstrukturierung des zu beobachtenden Sachverhalts • Kann zur Hypothesengewinnung im Rahmen explorativer Studien eingesetzt werden • Eine Kodierung, Quantifizierung und Auswertung der beobachteten Sachverhalte ist allerdings äußerst schwierig. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 41 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (2) Beobachtungsumfeld • • Ort, an dem die Beobachtung stattfindet Feldbeobachtung: • die interessierenden Vorgänge werden in der gewohnten, natürlichen Umgebung des Probanden erfasst • Der Beobachtete muss nicht unbedingt von der Beobachtung erfahren • Laborbeobachtung: • Erhebung erfolgt in einem Studio unter künstlich geschaffenen Bedingungen • Zustimmung der Teilnehmer erforderlich • Isolierbarkeit und Kontrollierbarkeit der interessierenden Faktoren • Verhaltensverzerrung aufgrund der künstlichen Situation Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 42 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (3) Partizipationsgrad des Beobachters • • Frage, welche Rolle der Beobachter im Rahmen der Beobachtungssituation einnimmt und ob seine Rolle dem Beobachteten bekannt ist Teilnehmende Beobachtung: • Der Beobachter wirkt am Beobachtungsgeschehen mit, d. h. er spielt bei der Untersuchung eine aktive Rolle und nimmt auf die Abläufe Einfluss • Beispiel: Mystery Shopping • Zeit- und kostenaufwändig • Starker Einflusses des Beobachters auf das Beobachtungsgeschehen • Nichtteilnehmende Beobachtung: • Der Beobachter hat lediglich die Aufgabe, das Geschehen wahrzunehmen und zu registrieren • Hat Vorteile im Hinblick auf Objektivität und Nichtdurchschaubarkeit der Situation Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 43 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (4) Durchschaubarkeit der Erhebungssituation • • Ausmaß, in welchem dem Teilnehmer die Untersuchungssituation bewusst ist Offene Beobachtung: • Dem Beobachteten ist die Beobachtung bewusst • Verzerrungseffekte möglich • Verdeckte Beobachtung: • Die Beobachtungssituation wird verschleiert • Keine Verhaltensverzerrung • Beispiel: Wartezimmertest in der Werbeforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 44 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden (5) Form der Datensammlung • • • • • Ob die Aufzeichnung des Beobachtungsgeschehens durch den Beobachter selbst oder durch technische Hilfsmittel erfolgt Aufzeichnung durch Beobachter: Anwendung: Quantitative Tatbestände wie z. B. Aufzeichnung von Kundenwegen oder Zählungen von Kunden Aufzeichnung durch technische Hilfsmittel: Anwendung: komplexere Untersuchungsgegenstände wie z. B. Erfassung von Verhaltensreaktionen oder psychischer Zustände Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 45 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Apparative Aufzeichnungsverfahren der Beobachtung Apparative Verfahren Aktualgenetische Verfahren Psychomotorische Verfahren Mechanische Verfahren •Tachistoskop •Pupillometer •Blickregistrierung •Anglemeter •Psychogalvanometer •Lichtschranke •Sichtspaltdeformation •Hirnstrommessung •Bewegungsmelder •Schnellgreifbühne •Messung der Lidschlagfrequenz •Infrarotmessung •Nyktoskop •Perimeter •Messung der Stimmfrequenz •Thermografie •Perimeter •Audio-, Foto-, Videografie •Programmanalysator •Daktyloskop •Telemeter •Antwortzeitmessung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 46 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Ausgewählte Aufzeichnungsverfahren der Beobachtung • Schnellgreifbühne: Es handelt sich hierbei um einen Kasten, in dem mehrere Gegenstände rotieren. Bei kurzer Öffnung einer Klappe muss der Proband zu dem Objekt greifen, das ihm spontan am besten gefällt. • Hautwiderstandsmessung (elektrodermale Reaktion): hierbei werden mittels Sensoren Veränderungen des elektrischen Hautwiderstandes gemessen, welche als Folge unterschiedlicher Aktivierungsniveaus auftreten. Dadurch können Aufmerksamkeit und Interesse des Probanden bezüglich des Untersuchungsobjektes erfasst werden. • Blickregistrierung: Mit Hilfe einer brillenähnlichen Vorrichtung werden die Augenbewegungen der Versuchspersonen bei der Wahrnehmung von Objekten registriert und mit Hilfe einer Videokamera registriert. • Film- und Videoaufzeichnungen: Hierbei wird das Verhalten der Probanden mit Hilfe einer Kamera aufgezeichnet; damit sind Beobachter nicht erforderlich. • Telemeter: Hierbei handelt es sich um ein Zusatzgerät, das an einen herkömmlichen Fernseher angeschlossen wird. Mit dessen Hilfe werden Einschaltdauer und Programmwahl von Personen bzw. Haushalten registriert. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 47 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Beispiel Blickverlauf (Quelle: Eumara.com) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 48 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Ergebnisse einer Eye-Tracking-Studie (Quelle: Eumara.com) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 49 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Kundenlaufstudie einer Sparkassenfiliale -Beratungsplätze weisen kaum Frequenz auf Quelle: gdp 2004 -An den Überweisungsautomaten etc. kommt es zu Staus -Die einzige Kasse ist zu versteckt; direkt vor den Toiletten kommt es häufig zu Staus Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 50 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Beurteilung der Beobachtung Vorteile: • Unabhängig von Auskunftsbereitschaft und Verbalisierungsfähigkeit der Probanden • Ermöglicht die Erfassung von unbewussten Sachverhalten (z.B. Gewohnheitskauf) • Erfassung auch non-verbaler Verhaltensweisen (Gestik oder Mimik) • Ganzheitliche Erfassung komplexer Zusammenhänge, z. B. Verwendungsverhalten • Bestimmte psychische Konstrukte (z.B. Aktivierung) lassen sich unter Anwendung technischer Hilfsmittel deutlich zuverlässiger erfassen als durch eine Befragung • Vorgänge können unmittelbar im Augenblick ihres Geschehens erfasst werden • Beobachtungen sind geeignet, gruppendynamische Prozesse zu erfassen. Nachteile: • Nur das äußere Verhalten ist beobachtbar • z. T. erhebliche Repräsentanzprobleme (keine Zufallsauswahl, kleine Stichproben) • Beobachtereinfluss • Begrenzte Datenaufnahmekapazität bei komplexen Fragestellungen • Z.T. Beobachtungseffekt • Ein und dasselbe Verhalten kann unterschiedlich gedeutet werden • Abfolge der beobachteten Ereignisse ist vom Forscher nicht direkt steuerbar Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 51 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden 5. Panelerhebung Panel: • Unterform einer Längsschnittanalyse • Erhebung, im Rahmen derer • • • • • der stets gleiche Sachverhalt zu stets gleichen, wiederkehrenden Zeitpunkten bei der stets gleichen Stichprobe auf die stets gleiche Art und Weise erhoben wird Ziel ist nicht nur die Erfassung des Marktgeschehens, sondern insbesondere die Ermittlung von Marktveränderungen, etwa als Folge von Marketingmaßnahmen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 52 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Arten von Panels PANEL Händler-Panel EinzelhandelsPanel allgemein GroßhandelsPanel speziell (z.B. Drogerien, Apotheken) Verbraucher-Panel Vorverbraucher-Panel (z.B. Handwerksbetriebe, Baufirmen) EndverbraucherPanel Haushalts-Panel (allgemein) VerbrauchsgüterPanel Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Spezial-Panel (z.B. Produkttest, Hörer- u. Seher-Forschung) GebrauchsgüterPanel EinzelpersonenPanel speziell (z.B. Autobesitzer, Hausbesitzer) allgemein 53 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Handelspanels • • • • Aufgabe: Ermittlung der Entwicklung von Warenbewegungen, Preisen und Lagerbeständen der einbezogenen Handelsgeschäfte Handelspanels werden vorwiegend von der GfK (Nürnberg) und von A. C. Nielsen (Frankfurt) durchgeführt Die Datenerfassung kann sowohl scanningbasiert erfolgen als auch durch Mitarbeiter des Instituts (Inventur) Standardinformationen umfassen • Wert- und mengenmäßige Absatzzahlen und Marktanteile von Produkten, • Distributionsgrad der Produkte (Anteil der Geschäfte, die das Produkt führen, und zwar ungewichtet sowie nach Umsatzgrößen gewichtet), • Durchschnittspreise, Regalplatz und Promotion-Maßnahmen • Die Informationen können dabei nach Geschäftstypen, Umsatzgrößenklassen oder Standorte weiter untergliedert werden. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 54 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Verbraucherpanels • • • • Verbraucherpanels die Erhebung von Einkäufen der Endverbraucher Nicht erfasst werden Großverbraucher wie Kantinen, Krankenhäuser etc. Neben Endverbraucherpanels existieren noch sog. Vorverbraucherpanels, etwa Autoreparaturbetriebe, Heizungsinstallateure etc. Standardinformationen aus Verbraucherpanels sind • • • • • Anzahl der Käufer (Erstkäufer und Wiederholungskäufer), Einkaufsmenge und Einkaufswert (insgesamt und pro Käufer), Durchschnittspreise (mengen- und wertmäßig), Marktanteile (mengen- und wertmäßig), Aktionseinkäufe (mengen- und wertmäßig) und Aktionspreise. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 55 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Verbraucherpanels • • • • Die größte Bedeutung im Rahmen von Verbraucherpanels haben Haushaltspanels Im Rahmen eines Haushaltspanels werden Warengruppen erfasst, die grundsätzlich gemeinsam vom Haushalt (und nicht von einzelnen Haushaltsmitgliedern) ge- bzw. verbraucht werden Erfasst wird allerdings nicht der eigentliche Ge- oder Verbrauch, sondern der Einkauf der einzelnen Produkte In Haushaltspanels werden dabei sowohl Waren des Food- als auch des Non Food-Bereichs erfasst Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 56 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Verbraucherpanels Erhebungsmethoden • PoS-Scanning • Die Panelteilnehmer weisen sich an der Kasse mit einer ID-Karte aus • Die gekauften Artikel werden per Scanner erfasst • Inhome-Scanning • Die Haushalte werden mit mobilen Lesegeräten ausgestattet, mit deren Hilfe der EAN-Code der gekauften Artikel eingelesen werden kann • Über eine Tastatur werden zusätzlich Einkaufsdatum, Einkaufsstätte, Einkaufsmenge und Preis eingegeben Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 57 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Informationszuordnung bei Scanner-Daten Haushaltsidentifikation (mit ID-Karte) Preis von i Zeitpunkt des Kaufes von i Verkauf von Artikel i Ort/Geschäft des Kaufes von i Warenkorb per Einkauf Käuferzahl für Produkt i Preise und Mengen der Konkurrenz Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 58 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Methodische Probleme von Panelerhebungen • Marktabdeckung (Coverage): Bestimmte Marktteilnehmer sind nicht enthalten, etwa Versandhandel in Handelspanels oder Ausländerhaushalte und Großhaushalte in Verbraucherpanels • Auswahlverfahren: Erfolgt auf der Grundlage einer bewussten Auswahl, i. d. R. in Form einer mehrstufigen Klumpenauswahl, die mit einer Quotenauswahl kombiniert wird • Verweigerungsrate: Ist bei bestimmten Bevölkerungsgruppen besonders hoch, z. B. bei höheren Einkommensschichten, jüngeren Zielgruppen und in größeren Gemeinden • Panelsterblichkeit: Ausfall von Panelteilnehmern aus einem laufenden Panel • Panel-Effekt: Verhaltensbeeinflussung aufgrund wiederholter Befragung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 59 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden 6. Experiment • • • • Systematische Variation einer oder mehrer unabhängiger Variablen durch den Forscher unter kontrollierten Bedingungen zur Überprüfung von Kausalhypothesen Experiment schließt i.d.R. Beobachtungen und/oder Befragungen ein Untersuchung der funktionalen Beziehungen zwischen der unabhängigen Variablen (z.B. Preis, Werbeausgaben) und der abhängigen Variablen (z.B. Absatzmenge, Umsatz) Anwendung: Kausale Studien Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 60 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden ex p u n e ri m ab h en (z . ä n g te l l e B. i W e g e V r In p na rb ari ut; hm e m a b e n a ß - le ) Elemente eines Experiments Testelemente/ Testeinheiten kontrollierte Variablen Reaktion, abhängige Variable (z.B. Absatz) S u m tö rv a r we lt b ia b le e n Ko I nku nput zoge ; r r e ( z .B n e r n zw . e rb un g) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 61 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Arten von Experimenten Unterscheidungskriterien von Experimenten 1. Experimentelles Umfeld (Feld- vs. Laborexperiment) 2. Zeitlicher Einsatz der Messung (projektives Experiment vs. Expost.facto-Experiment) 3. Versuchsanordnung (informales vs. formales Experiment) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 62 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Laborexperiment Vorteile • gute Wiederholungs- möglichkeit des Experiments • gute Kontrolle der unabhängigen Variablen und anderer Einflussfaktoren • Zeit- und Kostenvorteile • gute Geheimhaltung vor Wettbewerbern (z.B. beim Test von Neuproduktentwicklungen) • hohe interne Validität Nachteile •geringe Realitätsnähe aufgrund der künstlichen Situation • relativ geringe Generalisierbarkeit (externe Validität) der Ergebnisse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Feldexperiment Vorteile • hohe Realitätsnähe aufgrund der natürlichen Situation • hohe Generalisierbarkeit (externe Validität) der Ergebnisse Nachteile •schlechte Wiederholungsmöglichkeit des Experiments • schlechte Kontrolle der unabhängigen Variablen und anderer Einflussfaktoren • Zeit- und Kostennachteile • geringe interne Validität • Geheimhaltung vor Wettbewerbern 63 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Informale vs. formale Versuchsanordnungen EBA Informale Experimente Formale Experimente Differenzbetrachtung Komplexe Streuungsanalyse EB-CA EA-CA Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli EBACBA Vollständiger Zufallsplan Zufälliger Blockplan Lateinisches Quadrat 64 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Informale Versuchsanordnungen (vorexperimentelle Designs und Quasi-Experimente) Idee: • Es wird darauf verzichtet, Zufallseinflüsse durch Anwendung geeigneter statistischer Verfahren zu analysieren; • die Wirkung einer unabhängigen Variablen auf eine abhängige Variable wird durch reine Differenzbildung ermittelt. Bezeichnungen: E: Versuchsgruppe (Experimental Group) C: Kontrollgruppe (Control Group) B: Messung vor (before) Einsatz bzw. Einflussnahme des unabhängigen Testfaktors (der unabhängigen Variablen) A: Messung nach (after) Einsatz bzw. Einflussnahme des unabhängigen Faktors. X: Messwert in der Experimentiergruppe Y: Messwert in der Kontrollgruppe 0: Messwert vorher (Index) 1: Messwert nachher Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 65 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Ausgewählte informale Versuchsanlagen (I) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 66 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Ausgewählte informale Versuchsanordnungen (II) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 67 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Formale Versuchsanordnungen (Echte Experimente) • Explizite Erfassung von Störgrößen • Auswertung nicht mehr durch Differenzenbildung, sondern durch Varianzanalyse • das Ergebnis des Experiments wird getrennt nach - Wirkung der Versuchsanordnung - Wirkung von Störeinflüssen • Effekte können auf ein bestimmtes Signifikanzniveau abgesichert werden • Es kann mehr als ein Testfaktor berücksichtigt werden, und zwar in mehreren Ausprägungen (Treatments) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 68 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Vollständiger Zufallsplan • Treatments 1 ... j ... m • Replikationen 1 . . . i . . . p x 11 . . . x i1 x p1 ... x 1j . . . x ij . . . x pj Spaltenmittel x .1 ... x .j . . . ... ... ... ... ... ... Vollständiger Zufallsplan Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli x 1m . . . x im . . . x pm x .m • • Ein Testfaktor (z.B. Werbekampagne) in verschiedenen Ausprägungen (z.B. alternative Werbespots) Störfaktor indirekt dadurch berücksichtigt, dass für die verschiedenen Treatments wiederholt Messungen („Replikationen“) durchgeführt werden und zwar so, dass die Testobjekte (z.B. Personen) zufällig den verschiedenen Treatments zugeordnet werden („Randomisierung“) 69 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Zufälliger Blockplan Treatments 1 ... j ... m Blöcke 1 . . . k . . . n x11 . . . xk1 . . . xn1 ... Spaltenmittel x.1 ... ... ... x1j ... x1m . . . . . . xkj ... xkm . . . . . . xnj ... xnm x .j ... x.m Zufälliger Blockplan Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli • Im Gegensatz zum vollständigen Zufallsplan wird ein Störfaktor explizit berücksichtigt • Schritte: Zeilenmittel x1. . . . • Identifizierung des Störfaktors (z.B. Art des Geschäfts, Geschlecht) • Bildung von Blöcken nach den verschiedenen Ausprägungen des Störfaktors xk. . . . xn. x .. ( =x ) • Auf Replikationen kann verzichtet werden, da der Störfaktor explizit in der Versuchsanlage berücksichtigt wird 70 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Lateinisches Quadrat • Geschäfte Perioden 1 2 3 1 2 3 A B C B C A C A B • • • 2 Störfaktoren (z.B. Geschäft, Saison) können gleichzeitig berücksichtigt werden z.B. Umsätze bei verschiedenen Platzierungen in verschiedenen Ladentypen zur Haupt- und Nebensaison Die Treatments so zugeteilt, dass sie in jeder Spalte und in jeder Zeile nur einmal vorkommen Dadurch kann der erforderliche Stichprobenumfang in Grenzen gehalten werden. Lateinisches Quadrat (Beispiel) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 71 I. Festlegung von Informationsquellen und Erhebungsmethoden Faktorielle Pläne 1. Faktor Treatments 2. Faktor Treatments Replikationen 1 j • erlauben die Untersuchung von mindestens zwei Testfaktoren (z.B. Platzierung eines Produktes im Supermarkt + Werbespot) m 1 1 i p x111 x1i1 x1p1 x11j x1ij x1pj x11m x1im x1pm • und der Interaktionen (Wechselwirkungen) zwischen diesen k 1 i p xk11 xki1 xkp1 xk1j xkij xkpj xk1m xkim xkpm • Voraussetzung: verschiedene Messungen (Replikationen) für die einzelnen Faktorkombinationen n 1 i p xn11 xni1 xnp1 xn1j xnij xnpj xn1m xnim xnpm • Randomisierung Vollständiger bifaktorieller Zufallsplan Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 72 II. Auswahl der Erhebungseinheiten 1. Überblick • • • Die Auswahl der Erhebungseinheiten umfasst zunächst die Entscheidung zwischen einer Voll- und einer Teilerhebung im Falle einer Teilerhebung ist darüber hinaus der Auswahlplan festzulegen Auswahlplan: die Art und Weise, wie aus einer Grundgesamtheit eine Stichprobe zu gewinnen ist Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 73 II. Auswahl der Erhebungseinheiten 1. Überblick Abgrenzung der Grundgesamtheit Bestimmung der Erhebungsgesamtheit Festlegung von Auswahlprinzip, Auswahlverfahren und Auswahltechnik Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Bestimmung des Stichprobenumfangs 74 II. Auswahl der Erhebungseinheiten 1. Überblick Auswahlverfahren Vollerhebung Teilerhebung Nichtzufällige Auswahl Willkürliche Auswahl Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Bewusste Auswahl Quotenauswahl Auswahl nach dem Konzentrationsprinzip Zufallsauswahl Uneingeschränkte Zufallsstichprobe Geschichtete Auswahl Klumpenauswahl Mehrstufige Auswahlverfahren 75 II. Auswahl der Erhebungseinheiten 2. Nichtzufällige Auswahl • • • Verzicht auf einen Zufallsmechanismus bei der Stichprobenziehung dadurch ist der Zufallsfehler nicht berechenbar Zur nichtzufälligen Auswahl gehören • willkürliche Auswahl sowie • Verfahren der bewussten Auswahl (Quotenverfahren, Konzentrationsverfahren). Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 76 Konzentrations-prinzip Quotenauswahl Willkürliche Auswahl II. Auswahl der Erhebungseinheiten Merkmale y Wahl solcher Elemente aus der Grundgesamtheit, die besonders leicht zu erreichen sind Beurteilung + sehr einfach + sehr kostengünstig − in der Regel nicht repräsentativ y + relativ einfach + relativ kostengünstig + liefert in der Regel gute Ergebnisse − Auswahl der Quotenmerkmale schwierig − Gefahr der Willkür bei der Auswahl der Erhebungseinheiten durch den Interviewer − Es können nur wenige Merkmale quotiert werden. y y y y Beispiele y Befragung von Passanten einer bestimmten Straße zu einer bestimmten Tageszeit y Befragung von Freunden/ Bekannten y Erhebung einer Stichprobe von Verteilung bestimmter Merkmale Studenten, deren Verteilung im in der Grundgesamtheit soll mit Hinblick auf Geschlecht, der Merkmalsverteilung in der Staatsangehörigkeit, Stichprobe (Quoten) Studiengang und Alter der übereinstimmen Verteilung der gesamten Jeder einzelne Interviewer erhält Studentenschaft an einer Quotenanweisungen bestimmten Universität Innerhalb der Quotenanweisungen entspricht ist der Interviewer bei der Auswahl konkreter Erhebungseinheiten frei y Befragung von Cut-off-Verfahren: Kundenunternehmen, die Beschränkung der Erhebung auf zusammen einen Marktanteil solche Elemente, die für den von 80 % haben Untersuchungsgegenstand eine y Befragung typischer Hausfrauen besondere Bedeutung haben über bevorzugte Typische Auswahl: Reinigungsmittel Herausgreifen jener Elemente aus der Grundgesamtheit, die als besonders charakteristisch erscheinen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli + einfach und kostengünstig − Ergebnisse sind stark vom subjektiven Urteil des Untersuchers geprägt − Repräsentativität fraglich 77 II. Auswahl der Erhebungseinheiten Vorgehensweise bei einer Quotenstichprobe 1. Schritt: 2. Schritt: 3. Schritt: 4. Schritt: Festlegung der erhebungsrelevanten Merkmale (Alter, Beruf, Einkommen, ...) Feststellung der Verteilungen der Ausprägungen dieser Merkmale in der Grundgesamtheit (z.B. aus einer Volkszählung) Bestimmung der Quoten (relative Häufigkeiten) der Merkmalsausprägungen in der Stichprobe Vorgabe dieser Quoten für die Stichprobenerhebung für jeden einzelnen Interviewer Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 78 II. Auswahl der Erhebungseinheiten Beispiel einer Quotenstichprobe Grundgesamtheit Stichprobe per (z. B. Einwohner Quotenauswahl einer Stadt) (n=500) Quotenanweisung für einen Interviewer (n=20) 100.000 Geschlecht weiblich männlich 60.000 40.000 300 200 [12] 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 [ 8] 1 2 3 4 5 6 7 8 Alter 16 – 25 Jahre 26 – 35 Jahre 36 – 45 Jahre 46 – 55 Jahre > 55 Jahre 10.000 15.000 30.000 20.000 25.000 50 75 150 100 125 [ [ [ [ [ Wohnort – Stadtteil A – Stadtteil B – Stadtteil C 30.000 50.000 20.000 150 250 100 [ 6] 1 2 3 4 5 6 [10] 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 [ 4] 1 2 3 4 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 2] 1 2 3] 1 2 3 6] 1 2 3 4 5 6 4] 1 2 3 4 5] 1 2 3 4 5 79 II. Auswahl der Erhebungseinheiten Beurteilung der Quotenstichprobe Vorteile y Einfach durchführbar y Kostengünstig y Hohe Flexibilität durch einfachen Austausch von Ausfällen y Führt zu befriedigenden Ergebnissen y Hohe Ausschöpfungsquote Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Nachteile y Gefahr von Verzerrungen der Erhebungsergebnisse y Subjektive Verzerrung (z. B. Auswahl nach Sympathie) y Bequemlichkeitseffekt (Auswahl leicht zu erreichender Personen wie Freunde und Bekannte) y Klumpeneffekt (Beschränkung der Auswahl auf bestimmte Regionen oder soziale Schichten) y Bewusste Nichteinhaltung/Verfälschung von Quoten y Es können nur wenige Merkmale quotiert werden, da sonst der Erhebungsaufwand zu groß wird y Sog. Restquoten sind häufig kaum zu erfüllen y Subjektiver Einfluss bei Wahl der zu quotierenden Merkmale y Statistische Fehlerberechnung nicht möglich y Ergebnisverzerrungen durch Ausfälle bzw. Auskunftsverweigerungen unbekannt y Repräsentativität ist auf die quotierten Merkmale beschränkt y Datenmaterial für die Quotenbildung kann veraltet sein 80 II. Auswahl der Erhebungseinheiten 3. Zufallsauswahl • • • • • • Auswahl der Merkmalsträger erfolgt auf der Grundlage eines Zufallsprozesses Jedes Element der Grundgesamtheit (bzw. – genau genommen – der Erhebungsgesamtheit) besitzt eine angebbare, von Null verschiedene Wahrscheinlichkeit, in die Stichprobe zu gelangen. Dadurch kann der Stichprobenfehler (Zufallsfehler) berechnet werden. Aus den Stichprobenergebnissen kann auf die „wahren“ Werte der Grundgesamtheit geschlossen werden (Repräsentationsschluss) Für den „wahren“ Wert kann ein bestimmter Bereich (sog. Konfidenzintervall) angegeben werden, innerhalb dessen er sich mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit befindet Die Größe des Konfidenzintervalls hängt dabei c. p. von der Streuung des interessierenden Merkmals ab Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 81 Mehrstufige Stichprobe Klumpenauswahl Geschichtete Zufallsstichprobe Einfache Zufallsstichprobe II. Auswahl der Erhebungseinheiten Merkmale y Unmittelbare Ziehung einer Stichprobe aus der Grundgesamtheit y Grundlage: Urnenmodell Beispiele y Zufällige Ziehung von 100 Käufern aus der Gesamtheit der Käufer eines Produkts y Grundgesamtheit wird in mehrere Schichten aufgeteilt y Aus jeder Schicht wird eine einfache Zufallsstichprobe gezogen y proportionale Aufteilung: Aufteilung des Stichprobenumfangs proportional zum Umfang der Schichten y optimale Aufteilung: Aufteilung proportional zu den Streuungen innerhalb der Schichten y Aufteilung der Grundgesamtheit in Klumpen (meist natürliche Gruppierungen von Untersuchungseinheiten) y Aus der Gesamtheit der Klumpen wird zufällig eine Stichprobe gezogen y Alle Elemente der gezogenen Klumpen gehen in die Stichprobe ein y Aufteilung der Grundgesamtheit in Teilmengen (Primäreinheiten) y Zufallsauswahl aus der Menge der Primäreinheiten y Zufallsauswahl von Untersuchungseinheiten aus jeder ausgewählten Primäreinheit (Sekundäreinheiten) y Aufteilung der Kunden in gewerbliche und Privatkunden y Ziehung je einer Zufallsstichprobe aus den gewerblichen und den Privatkunden Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Beurteilung + einfache Durchführung − im Vergleich zu den anderen Verfahren der Zufallsauswahl größerer Stichprobenumfang erforderlich − sämtliche Elemente der Grundgesamtheit müssen erfasst und zugänglich sein. + Im Vergleich zur einfachen Zufallsstichprobe Reduzierung des Stichprobenfehlers (bei gleichem Stichprobenumfang) − Verteilung der interessierenden Merkmalsdimensionen muss bekannt sein y Ziehung einer Stichprobe von Einzelhandelsgeschäften y Beobachtung des Markenwahlverhaltens aller Käufer der betrachten Läden während eines vorgegebenen Zeitraums + Struktur der Grundgesamtheit braucht nicht im Einzelnen bekannt zu sein + Durchführung der Erhebung i. d. R. weniger aufwändig − Repräsentation der Grundgesamtheit durch die Klumpen ist fraglich y Aufteilung der Grundgesamtheit in Gemeinden y Zufällige Auswahl einer Stichprobe von Gemeinden y Aus den gewählten Gemeinden Zufallsauswahl von Personen + Vereinfachung der Durchführung der Erhebung, wenn die Grundgesamtheit hierarchisch gegliedert ist + Geeignet, wenn keine Auswahlbasis für eine einfache Zufallsauswahl verfügbar ist 82 III. Bestimmung, Messung und Skalierung der heranzuziehenden Variablen Begriff • • • Messung: Systematische Zuordnung von Werten zu beobachteten Merkmalsausprägungen Üblicherweise Zahlen, jedoch auch andere Zuordnungen möglich Isomorphe Zuordnung (Objekte mit identischen Eigenschaftsausprägungen sollen identische Werte erhalten) Probleme bei komplexen Konstrukten (z. B. Einstellungen): • Konstrukte nicht direkt beobachtbar • Konstrukte häufig mehrdimensional • Messung erfordert Operationalisierung und Skalierung der interessierenden Eigenschaften bzw. Konstrukte Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 83 III. Bestimmung, Messung und Skalierung der heranzuziehenden Variablen Definition des Konstrukts Operationalisierung Kaufabsicht bzgl. Marke X Zahl der Personen, die in den nächsten 3 Monaten Marke X zu kaufen beabsichtigen „W erden Sie Zahnpasta der Marke X in den nächsten 3 Monaten kaufen?“ Skalierung 1 2 3 4 ganz sicher nicht ganz sicher Befragter Y Messung 1 2 ganz sicher nicht Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 5 3 4 5 ganz sicher 84 III. Bestimmung, Messung und Skalierung der heranzuziehenden Variablen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 85 III. Bestimmung, Messung und Skalierung der heranzuziehenden Variablen Anforderungen an Messmethoden Validität (Gültigkeit): • Es soll tatsächlich auch das gemessen werden, was - nach der begrifflichen Abgrenzung - gemessen werden soll. • Das, was die nummerischen Werte einer Messung angeben, soll also in geeigneter Weise die Relationen zwischen den Objekten abbilden (isomorph). Reliabilität (Zuverlässigkeit): • Es müssen Stabilität und Genauigkeit einer Messung sowie Konstanz der Messbedingungen vorliegen. • Bei erneuten Messungen unter vollkommen gleichen Messbedingungen müssen dieselben (bzw. konsistente) Ergebnisse eintreten. • Die Relabilität stellt eine Voraussetzung für die Validität dar. Objektivität: • ein Messverfahren muss frei von subjektiven Einflüssen sein. • Zwei Forscher müssen mit derselben Methode dasselbe Ergebnis bekommen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli III. Bestimmung, Messung und Skalierung der heranzuziehenden Variablen Übersicht über systematische Messfehler Untersuchungsträger Interviewer Probanden Planung Auswahlplan Nichtbeantwortung Organisation Antwortbias Falschbeantwortung Durchführung Suggestion Situation Auswertung Registrierung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 87 IV. Datenerhebung Teilaufgaben im Rahmen der Datenerhebung Durchführung der Feldarbeit Auswahl der Feldorganisation Schulung der Interviewer Erstellung von Aufgabenbeschreibungen Erstellung von Anforderungsprofilen Anwerbung von Interviewern Einweisung in Befragungstechniken und -taktiken Einweisung in Techniken der Antwort- bzw. Verhaltensregistrierung Projektabwicklung Kontaktieren der Erhebungseinheiten Durchführung der Feldarbeit i. e. S. Registrierung der Antworten bzw. des Verhaltens Durchführung von Nachfassaktionen Kontrolle zeitliche Kontrolle Budgetkontrolle sachliche Kontrolle - Interviewerkontrolle - Kontrolle der Stichprobenrepräsentanz Quelle: Fantapié Altobelli 2011 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 88 V. Datenaufbereitung Teilschritte im Rahmen der Datenaufbereitung 1. Überprüfung der Fragebögen: Nicht auswertbare Fragebögen sind auszusondern, die verbleibenden müssen ggf. redigiert werden 2. Kodierung: Bildung von Antwortkategorien (sofern sie nicht bereits existieren); den einzelnen Antwortkategorien werden dabei möglichst einfache Symbole zugeordnet, i. d. R. Zahlenwerte 3. Übertragung und Speicherung der Daten auf einen Datenträger: Dies kann manuell, opto-elektronisch (Lesestift, Scanning) oder automatisch erfolgen (CATI, CAPI) 4. Korrektur: Im Anschluss an die Dateneingabe und -überprüfung ist oftmals eine Korrektur erforderlich, z. B. Behandlung von Missing Values, Gewichtung, Variablentransformation 5. Erstellung der Datenmatrix: Die Spalten der Datenmatrix enthalten die einzelnen Variablen, die Zeilen die verschiedenen Fälle (z. B. Befragte). Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 89 V. Datenaufbereitung Datenmatrix Variablen 1 K j K m 1 x 1i K x 1j K x 1m M i M Fälle M n Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli x i1 M K M x n1 x ij M K M K x nj x im M K x nm 90 VI. Datenanalyse 1. Überblick Kriterium Ausprägungen Kennzeichnung (1) Zahl der berücksichtigten Variablen − univariate Verfahren − bivariate Verfahren − multivariate Verfahren − Betrachtung der Merkmalsausprägungen einer einzigen Variablen − Untersuchung der Beziehungen zwischen zwei Variablen − Untersuchung der Beziehungen zwischen drei und mehr Variablen (2) Geltungsanspruch − deskriptive Verfahren − induktive Verfahren − (3) Partitionierung der Datenmatrix − Verfahren der Dependenzanalyse − Verfahren der Interdependenzanalyse Aussagen über Strukturen in der Stichprobe − Übertragung von Stichprobenbefunden auf die Grundgesamtheit Untersuchung der Abhängigkeit von einer oder mehreren abhängigen Variablen von einer oder mehreren unabhängigen Variablen − Untersuchung der wechselseitigen Beziehungen zwischen zwei und mehr Variablen − (4) Richtung der Datenkompression − auf Variablen gerichtete Verfahren − auf Elemente gerichtete Verfahren − (5) Ausgangspunkt der Auswertung − strukturprüfende Verfahren (konfirmatorisch) − strukturentdeckende Verfahren (exploratorisch) − (6) Auswertungszweck − Verfahren der Datenreduktion − Verfahren der Klassifikation − Verfahren zur Messung von Beziehungen − Verfahren zur Messung von Präferenzen − Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Aussagen über Strukturen von Variablen − Aussagen über Strukturen einzelner Objekte Überprüfung der Konsistenz der Daten mit postulierten Zusammenhängen − Aufdeckung von Zusammenhängen innerhalb eines Datensatzes Komprimieren der Rohdaten auf wenige überschaubare Größen − Aufteilung einer Gesamtheit von Objekten in Gruppen − Ermittlung der Zusammenhänge zwischen Variablen − Beschreibung und Erklärung von Auswahlentscheidungen 91 VI. Datenanalyse Datenniveaus und zulässige Analyseverfahren Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 92 VI. Datenanalyse 2. Deskriptive Datenanalyse • • Bildung von Häufigkeitsverteilungen Lokalisations- und Streuungsmaße Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 93 VI. Datenanalyse Häufigkeitsverteilungen • • • • • • Typische Fragestellung: „Wie häufig treten bestimmte Ausprägungen der betrachteten Variable in der Stichprobe (bzw. in der Grundgesamtheit) auf? Basis: beobachtete Einzelwerte, die zunächst ungeordnet vorliegen. Reihung der Einzelwerte der Größe nach Zuordnung der zugehörigen (absoluten bzw. relativen) Auftrittshäufigkeiten zu den möglichen Beobachtungswerten →Häufigkeitsverteilung Liegen sehr viele Beobachtungswerte vor, so kann eine Klassenbildung vorgenommen werden Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 94 VI. Datenanalyse Exemplarische Häufigkeitsverteilung der Variable „Alter“ Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 95 VI. Datenanalyse Überblick über gebräuchliche Lokalisationsmaße Lageparameter Messniveau Charakterisierung Beispiele Nominal Modus Beobachtungswert, der am häufigsten vorkommt am häufigsten gekaufte Marke eines bestimmten Produkts Ordinal Median Beobachtungswert, welcher die Reihe der (nach ihrer Größe geordneten) Beobachtungswerte halbiert (50 %Quantil) Note, welche die 50 % besseren von den 50 % schlechteren Schülern trennt Arithmetisches Mittel (durchschnittlicher Beobachtungswert) Durchschnittliche Kinderzahl in der Stichprobe Metrisch 1 n x = ∑xi n i =1 Geometrisches Mittel (durchschnittliche Entwicklung der Beobachtungswerte) xg = n Durchschnittliches Wachstum des BSP im Betrachtungszeitraum n ∏ xi i =1 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 96 VI. Datenanalyse Überblick über gebräuchliche Dispersionsmaße Streuungsmaße Messniveau Charakterisierung Beispiele Nominal Anteil realisierter Ausprägungen Ordinal Variationsbreite (Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten Beobachtungswert) Anteil erinnerter Marken bezogen auf die Gesamtheit der im Rahmen eines Werbetests präsentierter Marken n* p* = n V = x max − x min Spanne, innerhalb welcher sich die Notenergebnisse einer bestimmten Klausur bewegen Quatilsabstand Notenspanne, innerhalb welcher 50 % der Schüler (Differenz zwischen dem 3. und dem 1. Quartil) fallen; die 25 % schlechtesten und 25 % besten α = x 75 − x 25 sind nicht enthalten Metrisch 1 Mittlere absolute Abweichung e = n 1 n 2 Varianz s 2 = ∑ (x i − x ) n i =1 n ∑ xi − x i =1 Durchschnittliche (absolute oder quadratische) Abweichung des Einkommens (in Euro) vom Durchschnittswert in der Stichprobe (in Euro) 1 n ∑ (x i − x )2 n i =1 s Variationskoeffizient VK = x Standardabweichung s = Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 97 VI. Datenanalyse 3. Multivariate Datenanalyse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 98 VI. Datenanalyse Wichtige Verfahren multivariater Datenanalyse • Verfahren der Dependenzanalyse messen die Abhängigkeit einer oder mehrerer abhängiger Variablen von einer oder mehreren unabhängigen Variablen • Regressionsanalyse (bei metrisch skalierten abhängigen und unabhängigen Variablen) sowie • Varianzanalyse (bei einer metrisch skalierten abhängigen Variable und einer oder mehreren nominalskalierten unabhängigen Variablen). • Verfahren der Interdependenzanalyse untersuchen die wechselseitigen Beziehungen zwischen Variablen • Kontingenzanalyse • Korrelationsanalyse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 99 VI. Datenanalyse Grundmodell Regressionsanalyse • • y a bk xk e Mit Hilfe der Regressionsanalyse werden Richtung und Stärke des Zusammenhangs zwischen metrisch skalierten Variablen untersucht, Grundmodell: K y = a + ∑ bk ⋅ xk + e k =1 = abhängige Variable, = Konstante der Regressionsfunktion, = zu ermittelnde Regressionskoeffizienten (k = 1, …, K), = unabhängige Variablen (k = 1, …, K), = Residuum (Schätzfehler). Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 100 VI. Datenanalyse Rechenbeispiel zur linearen Einfachregression Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 101 VI. Datenanalyse Gleichungssystem der linearen Einfachregression am Beispiel Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 102 VI. Datenanalyse PASW-Ausgabe der Regressionsanalyse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 103 VI. Datenanalyse Graphische Darstellung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 104 VI. Datenanalyse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 105 Anpassungsgüte der Regressionsgeraden im Beispiel Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 106 VI. Datenanalyse Varianzanalyse • • Verfahren zur Auswertung von Experimenten Überprüfung, ob Unterschiede in einer (metrisch skalierten) abhängigen Variablen in Abhängigkeit der Ausprägungen einer oder mehrerer nominalskalierten, unabhängigen Variablen (Faktoren) signifikant sind Einfaktorielle Varianzanalyse Es wird die Wirkung eines einzigen Faktors (unabhängige Variable) mit s Ausprägungen (Faktorstufen) überprüft Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 107 VI. Datenanalyse Varianzanalyse Beispiel: • Auswirkung der Platzierung eines Schokoriegels auf die Absatzmenge • Experimentanordnung: Es werden 3 Platzierungen getestet: • Regal (k = 1) • Kassenbereich (k = 2) • Regal + Zweitplatzierung im Kassenbereich (k = 3) • • • Je eine Platzierung k wird in einem repräsentativen Supermarkt getestet Das Experiment wird während eines Zeitraumes von n Tagen durchgeführt an jedem Tag und in jedem Supermarkt wird die jeweilige Absatzmenge erfasst Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 108 VI. Datenanalyse Ausgangstableau der einfaktoriellen Varianzanalyse k Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 11 1k 1s i1 ik is n1 nk ns 1 k s 109 VI. Datenanalyse Ausgangspunkt der einfaktoriellen Varianzanalyse Summe der quadrierten Abweichungen der Beobachtungswerte vom Gesamtmittelwert (QSTot) setzt sich zusammen aus • Streuung innerhalb der Gruppen (QSF) und • Streuung zwischen den Gruppen (QStreat) QSTot = QSF + QStreat mit n ∑ (yik − y )2 ( ) s QSTotal = ∑ i =1 k =1 s QStreat = n ⋅ ∑ yk − y k =1 n s 2 =QSTot − QSF QSF = ∑ ∑ (yik − yk ) 2 i=1 k =1 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 110 VI. Datenanalyse Varianzen (MQ): Division der Quadratsummen durch die Zahl der Freiheitsgrade: •FGTotal = nxs - 1 •FGF = nxs - s •FGtreat = s - 1 Damit erhält man die empirischen Varianzen als: •MQTot = QSTot / (nxs - 1) → Varianz insgesamt •MQtreat = QStreat / (s - 1) → Varianz zwischen den Gruppen (abhängig von den „Faktorstufen“) •MQF = QSF / (nxs - s) → Varianz innerhalb der Gruppen (abhängig vom Zufall) •Je größer die Varianz zwischen den Gruppen QStreat im Vergleich zur Varianz innerhalb der Gruppen QSF, umso größer ist der Einfluss der Versuchsanordnung im Vergleich zum Zufallseinfluss. •Statistische Überprüfung anhand des empirischen F-Wertes Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Femp = MQ treat . MQF 111 VI. Datenanalyse Ergebnistabelle der einfaktoriellen Varianzanalyse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 112 VI. Datenanalyse Beispiel zur einfaktoriellen Varianzanalyse • • • • • Das Unternehmen Hicks möchte für seine Babynahrung eine kurzfristige Absatzsteigerung erzielen und testet vorab in drei ausgewählten Einzelhandelsgeschäften folgende Promotionmaßnahmen: P1: Einsatz von Hostessen am Point of Sales; P2: Gewinnspiel; P3: Sonderpreisaktion. Die Ergebnisse des Store-Tests sind im folgenden Ausgangstableau enthalten Promotionaktion Beobachtungswerte (Absatz/Tag) Summe Gruppenmittelwert Gesamtmittelwert Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli yk y P1 P2 P3 31 12 26 69 32 15 28 75 30 20 28 78 23 25 26 24 2 3 113 VI. Datenanalyse Beispiel zur einfaktoriellen Varianzanalyse • • • Angesichts der Testergebnisse nimmt das Unternehmen an, dass die Art der Promotionmaßnahme das Ergebnis signifikant beeinflusst. Es wird folgende Nullhypothese formuliert: H0: μ(P1) = μ(P2) = μ(P3). Streuungszerlegung: ( )2 + (12 − 24,6 )2 + (26 − 24,6 )2 + (32 − 24,6 )2 + (15 − 24,6 )2 + 2 2 2 2 + (28 − 24,6 ) + (30 − 24,6 ) + (20 − 24,6 ) + (28 − 24,6 ) = 422 QSTot = 31 − 24,6 QStreat ( = 3 23 − 24,6 )2 + 3(25 − 24,6 )2 + 3(26 − 24,6 )2 = 14 QSF = (31 − 23)2 + (12 − 23)2 + (26 − 23)2 + (32 − 25)2 + (15 − 25)2 + + (28 − 25)2 + (30 − 26)2 + (20 − 26)2 + (28 − 26)2 = 408 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 114 VI. Datenanalyse Beispiel zur einfaktoriellen Varianzanalyse • Durch Division mit der zugehörigen Anzahl von Freiheitsgraden erhält man die Varianzen als: QSTot 422 = = 52,75 n⋅s −1 3⋅3 −1 QStreat 14 = =7 MQtreat = s −1 3 −1 QSF 408 MQF = = = 68 n⋅s − s 3⋅3 − 3 MQTot = • Der anschließende Signifikanztest führt zu folgenden Ergebnissen: Femp = MQtreat 7 = = 0,1 MQF 68 ⇒ Femp = 0,1 < 5,14 = Ftheor Ftheor = Fs −1;n⋅s −s;1− α = 5,14 • Somit ist die Nullhypothese anzunehmen, d. h. es kann nicht von einem signifikanten Einfluss der Promotionmaßnahme auf die Absatzmenge ausgegangen werden. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 115 VI. Datenanalyse Scheffè-Test bei einfaktorieller Varianzanalyse • • Ergebnis der Varianzanalyse ist, ob sich die jeweiligen Mittelwerte „insgesamt“ unterscheiden; sie sagt jedoch nichts darüber aus, welche Mittelwerte sich voneinander unterscheiden→es sind Einzelvergleiche durchzuführen. Für bestimmte Mittelwerte können Hypothesen aufgestellt werden, etwa: H10 :D1 = y1 − y 2 = 0 H02:D2 = y1 − y3 = 0, etc. • • Beim Scheffé-Test wird überprüft, welche Einzelvergleiche (Mittelwertdifferenzen) signifikant sind; der gesamte Hypothesenkomplex (über sämtliche Einzelvergleiche) wird auf Signifikanz hin überprüft (bei einem bestimmten Signifikanzniveau α). Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 116 VI. Datenanalyse Scheffé-Test bei einfaktorieller Varianzanalyse ⎯y1 ⎯y1 ⎯y2 ... ⎯yk ... ⎯ys 0 D12 ... D1k ... D1s 0 ... 0 D2k ... ... ... D2s ... 0 ... 0 Dks ... ⎯y2 .. . ⎯yk .. . ⎯ys D krit = 0 2( s − 1) ⋅ MQ F ⋅ Ftheor ( s − 1; s ⋅ ( n − 1);1 − α ) n Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 117 VI. Datenanalyse Kontingenzanalyse Ziel: • Feststellung des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen Anwendung: • nominalskalierte Variablen oder klassierte höherskalierte Variablen. Methode: • Ausgangspunkt: zwei Variablen, die jeweils verschiedene Ausprägungen aufweisen • Den möglichen Merkmalskombinationen (Kombinationen von je einer Ausprägung der beiden Merkmale) werden zunächst die jeweiligen Fallzahlen zugeordnet • Anschließend werden die Werte in den Zellen relativiert (anhand von Plausibilitätsüberlegungen) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 118 VI. Datenanalyse Zweidimensionale Kreuztabellierungen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 119 VI. Datenanalyse Zweidimensionale Kreuztabellierungen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 120 VI. Datenanalyse χ²-Unabhängigkeitstest • • • • Kritik an der Kreuztabulierung: Nach einer Ermittlung von relativen Häufigkeiten erfolgt eine rein verbale Interpretation auf der Grundlage einer (optischen) Inspektion der Werte. Keine statistisch fundierte Aussagen über die Abhängigkeit der beiden Variablen möglich. Lösung: ergänzend einen χ²-Unabhängigkeitstest durchführen! Dieser Test erlaubt, die H0-Hypothese zu testen, dass die beiden Variablen unabhängig voneinander auftreten Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 121 VI. Datenanalyse χ²-Unabhängigkeitstest Notation: • k : Ausprägungen der Variablen 1 (k = 1,..., s), • l : Ausprägungen der Variablen 2 (l = 1,..., m), • nkl : Häufigkeit des Auftretens der Merkmalskombination (k, l) (k = 1,..., s; l = 1,..., m), • nk. = Σl nkl (Zeilensummen), • n.l = Σk nkl (Spaltensummen). Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 122 VI. Datenanalyse Häufigkeitstabelle der Kontingenzanalyse Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 123 VI. Datenanalyse Vorgehensweise der Kontingenzanalyse • Um die H0-Hypothese zu testen, müssen ein empirischer χ2-Wert (χ2e) und ein theoretischer χ2-Wert (χ2th) bestimmt werden. • Grundlage für die statistische Überprüfung des Zusammenhangs: Summe der quadratischen Abweichungen zwischen den beobachteten und den theoretischen Häufigkeiten (nkl – Nkl)2. • Empirischer χ2-Wert: χ2emp = s m (n − N )2 ∑ ∑ kl kl = ∑ ∑ Nkl k =1l=1 k l ⎛⎜ n − nk • ⋅n•l ⎞⎟ n ⎠ ⎝ kl 2 nk • ⋅n•l n • (χ2th): Tabelle der χ2-Verteilung bei gegebener Theoretischer χ2-Wert Irrtumswahrscheinlichkeit α und Zahl der Freiheitsgrade der χ2-Verteilung c = (k-1)(l-1) • Wenn χ2e < χ2th, ist die H0-Hypothese anzunehmen, also von einer Unabhängigkeit der beiden Variablen auszugehen. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 124 VI. Datenanalyse Beispiel zur Kontingenzanalyse • Eine Kosmetikfirma möchte feststellen, ob Männer und Frauen bzgl. Haarstylingmitteln ein unterschiedliches Markenwahlverhalten aufweisen. Im Rahmen eines Store-Tests wurden dabei 4 Marken untersucht. Die nachfolgende Tabelle zeigt die beobachteten und – in Klammern – die erwarteten Häufigkeiten. Marke 1 2 3 4 nk• Männlich 12 14 8 16 50 1 (13,5) (14,5) (9,5) (12,5) Weiblich 15 15 11 9 2 (13,5) (14,5) (9,5) (12,5) n•l 27 29 19 25 Geschlecht N11 = 50 100 50 ⋅ 27 = 13,5. 100 • Beispiel: • Interpretation: Bei gleichem Markenwahlverhalten von Männern und Frauen müssten von den 27 Käufern von Marke 1 50 %, d. h. 13,5 Käufer, Männer sein. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 125 VI. Datenanalyse Beispiel zur Kontingenzanalyse • Der empirische χ2-Wert errechnet sich als ( 12 − 13,5 2 χemp = 13,5 • )2 + (14 − 14,5)2 + K + (9 − 12,5)2 14,5 12,5 ≈ 2,802. Aus der χ²-Tabelle resultiert bei einem Signifikanzniveau α von 5 % und 3 Freiheitsgraden folgender Wert: χ2theor = χ(2k −1)(l−1),1− α = χ(24 −1)( 2−1);0,95 = 7,82. • 2 2 χemp < χ theor , ist die H -Hypothese anzunehmen, d. h. es besteht kein Da 0 signifikanter Zusammenhang zwischen Geschlecht und Markenwahlverhalten. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 126 VI. Datenanalyse Korrelationsanalyse • Im Rahmen der Regressionsanalyse wird nach der Art des Zusammenhanges zwischen zwei Variablen gefragt (s.o.) • Im Rahmen der Korrelationsanalyse wird die Stärke des Zusammenhanges zwischen den Variablen mit Hilfe von Korrelationskoeffizienten gemessen. • Je nach Skalenniveau der beiden Variablen ist eine Vielzahl an Korrelations-Koeffizienten möglich. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 127 VI. Datenanalyse Arten von Korrelationskoeffizienten Merkmal y Intervallskala Merkmal x Intervallskala Dichotomes Merkmal Ordinalskala Produkt-MomentKorrelation Punktbiseriale Korrelation Rangkorrelation φ-Koeffizient Biseriale Rangkorrelation Dichotomes Merkmal Ordinalskala Rangkorrelation Quelle: Bortz (2005), S. 224. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 128 VI. Datenanalyse Produkt-Moment-Korrelationskoeffizient ∑ (x (X −X n i=1 r= ∑ i • i i )( − X Yi − Y ) 2 ( ) ⋅ ∑ Yi − Y i ) 2 Für den Definitionsbereich des Korrelationskoeffizienten gilt: -1 ≤ r ≤ + 1. • Die Größe des Korrelationskoeffizienten r zeigt die Stärke des Zusammenhanges, das Vorzeichen von r die Richtung des Zusammenhanges an. • Je stärker sich die im zweidimensionalen Raum als Punkte abgebildeten Daten einer Geraden annähern, desto größer ist der Wert des Korrelationskoeffizienten • Im Extremfall (r = +/- 1) liegen alle Wertepaare auf einer Geraden. • Aber: nur linearer Zusammenhang angegeben! Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 129 VI. Datenanalyse Beispiele für Korrelationsdiagramme Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 130 VI. Datenanalyse Rechenbeispiel für die Korrelationsanalyse • Im Rahmen der Regressionsanalyse kann der zugehörige Korrelationskoeffizient errechnet werden als n ∑ (pi − p )(xi − x ) r= i=1 2 2 ∑ (pi − p ) ⋅ ∑ (xi − x ) Es liegen n = 5 Beobachtungswerte vor. Der empirische t-Wert errechnet sich als: t emp = • − 30 = −0,866 . 1200 i i • = r n−2 1− r 2 = 0,866 ⋅ 3 = 2,999. 0,250 Aus der Tabelle der t-Verteilung kann bei einem Signifikanzniveau α von 5 % und n-2 = 3 Freiheitsgraden der theoretische t-Wert (zweiseitige Fragestellung) ermittelt werden als: t theor = t3;0,975 = 3,182. • Da der empirische t-Wert kleiner ist als der theoretische, ist die Nullhypothese anzunehmen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 131 VI. Datenanalyse Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman Ausgangspunkt: • Es liegen zwei ordinalskalierte Variablen vor, etwa: • Beurteilung der Intelligenz von n Untersuchungseinheiten durch 2 verschiedene Psychologen • Beurteilung von n Produkten durch 2 verschiedene Konsumenten • etc. • 1. Schritt: Die Befragten sollen die n Untersuchungseinheiten in eine Rangfolge bringen. • 2. Schritt: Für jede Untersuchungseinheit i (i = 1,..,n) wird die Differenz aus den Rangplätzen gebildet, die ihr die zwei Befragten x und y vergeben haben; diese Differenzen werden anschließend quadriert. • 3. Schritt: Berechnung des Korrelationskoeffizienten n • rs = 1 - 6 ∑ di2 i=1 2 n ⋅ (n − 1) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 132 VI. Datenanalyse Fall (1): Unverbundene Ränge Produkt i Rang Rang Konsument Konsument x y 1 2 3 4 5 2 5 1 4 3 4 5 2 3 1 di d²i -2 0 -1 1 2 4 0 1 1 4 Σ = 10 n rs = 1 - 6 ∑ di2 i=1 2 n ⋅ (n − 1) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Im Beispiel: rs = 1 - 6 ⋅ 10 = 0,5 5 ⋅ ( 25 − 1) 133 VI. Datenanalyse Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman Fall (2): Verbundene Ränge 1. Schritt: Vergabe von Rangplätzen Produkt i 1 2 3 4 5 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Rang Konsument x Rang Konsument y 1 3 2 4 5 1 1 3 5 3 134 VI. Datenanalyse Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman 2. Schritt: Vergabe von Rangzahlen Rangzahl: Durchschnitt der Rangplätze, die bei Untersuchungseinheiten mit gleichem Rangplatz vergeben würden, wenn die Untersuchungseinheiten nicht denselben Rangplatz erhalten hätten i x y x´ 1 2 3 4 5 1 3 2 4 5 1 1 3 5 3 1 3 2 4 5 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli y´ 1,5 1,5 3,5 5,0 3,5 d´i d´²i -0,5 1,5 -1,5 -1,0 1,5 0,25 2,25 2,25 1,00 2,25 Σ=8 135 VI. Datenanalyse Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman 3. Schritt: Berechnung des Korrelationskoeffizienten n ⎛ n3 − n ⎞ ⎟ − T −U− di² 2⋅⎜⎜ ⎟ ⎝ 12 ⎠ i =1 = s ⎛ n3 − n ⎞ ⎛ n ³ −n ⎞ ⎜ − T ⎟⎟⋅⎜ −U ⎟ 2⋅ ⎜ ⎠ ⎝ 12 ⎠ ⎝ 12 ∑ r mit k( x) ∑ T= j=1 k( y) ( t 3j − t j ) 12 ∑ (uj3 − uj ) U= j= 1 12 tj = Anzahl der in tj zusammengefassten Ränge der Variablen x uj = Anzahl der in uj zusammengefassten Ränge der Variablen y k(x)= Anzahl der verbundenen Ränge in der Variablen x k(y)= Anzahl der verbundenen Ränge in der Variablen y Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 136 VI. Datenanalyse Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman Im Beispiel: i 1 2 3 4 5 x 1 3 2 4 5 y 1 1 3 5 3 x´ 1 3 2 4 5 y´ 1,5 1,5 3,5 5,0 3,5 d´i -0,5 1,5 -1,5 -1,0 1,5 d´²i 0,25 2,25 2,25 1,00 2,25 Σ=8 k(x) = 0 (bei der Variablen x treten in keinem Fall verbundene Ränge auf) k(y) = 2 (bei der Variablen y treten in 2 Fällen verbundene Ränge auf) tj = 0 für alle j (keine verbundenen Ränge in der Variablen x) u1 = 2 (es wird zweimal Rang 1 vergeben) u2 = 2 (es wird zweimal Rang 3 vergeben) Damit ist: T=0 U= ( 2³ − 2) + ( 2³ − 2) =1 12 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli rs = ⎛ 5³ − 5 ⎞ 2⋅⎜ ⎟ − 0 − 1− 8 ⎝ 12 ⎠ ⎛ 5³ − 5 ⎞ ⎛ 5³ − 5 ⎞ − 0⎟ ⋅ ⎜ − 1⎟ 2⋅ ⎜ ⎝ 12 ⎠ ⎝ 12 ⎠ = 0,579 137 VII. Interpretation und Präsentation der Ergebnisse • Zusammenstellung der Ergebnisse • Tabellierung • Visualisierung • Interpretation der Ergebnisse • Möglichst große Objektivität • Vermeidung von Ergebnismanipulationen • Verfassen des Forschungsberichts • • • • • Management Summary Beschreibung des Untersuchungsdesigns Darstellung der Ergebnisse Schlussfolgerungen und Empfehlungen Präsentation der Ergebnisse beim Auftraggeber Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 138 2. Teil: Marktforschung C. Ausgewählte Methoden der Marketingforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 139 I. Produktforschung Gegenstand der Produktforschung Bei neuen oder veränderten Produkten: • Ermittlung von Produktalternativen bzw. Produktvarianten, • Identifikation der besten Alternative aus einer Vielzahl von Produktvorschlägen, • Ermittlung der optimalen Gestaltung einzelner Produktelemente (Name, Design etc.), • Überprüfung eines Produkts in seiner Gesamtheit, um dessen Marktchancen beurteilen zu können. Bei bereits auf dem Markt etablierten Produkten: • Ursachenanalyse bei unerwarteten Marktanteilsverlusten, • Überprüfung von Produkteigenschaften und Produktimage im Vergleich zu Konkurrenzprodukten, • Überprüfung der Anmutung und der Marktchancen eines Produkts bei Veränderung einer oder mehrerer Produkteigenschaften. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 140 I. Produktforschung Alternativen der Produktforschung Produkttests • Ziel: Überprüfung der Produktleistung Testmarktuntersuchungen • Ziel: Überprüfung der Durchsetzungsfähigkeit des Produkts am Markt Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 141 I. Produktforschung 1. Produkttests Kriterium Varianten Testumfang • • • • • • • • • • • • • • • • • Form der Darbietung Testdauer Testort Zahl der Testprodukte Testinhalt Volltest Partialtest Blindtest identifizierter Test teilneutralisierter Test Kurzzeittest Langzeittest Home-Use-Test (Feldtest) Studiotest (Labortest) monadischer Test nichtmonadischer Test Eindruckstest Präferenztest Diskriminanztest Deskriptionstest Evaluationstest Akzeptanztest Abb. 5.1: Arten von Produkttests Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 142 I. Produktforschung Vorteile höhere Realitätsnähe auf Grund der Feldsituation • Stichprobenauswahl i. d. R. repräsentativ auf der Grundlage eines umfangreichen Adressenpools • hohe Rücklaufquote • Nachteile zeitaufwändig • keine Kontrolle des Testablaufs • keine Kontrolle der Fragebogenausfüllung • Ge- bzw. Verbrauch des Produkts nicht beobachtbar • Abb. 5.2: Vor und Nachteile des Home-Use-Tests im Vergleich zum Studiotest Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 143 I. Produktforschung Ausgewählte Testanordnungen • • • Konzepttest: Beurteilung der Produktidee Produkttest i. e. S.: Beurteilung der Produktleistung Partialtest: Beurteilung einzelner Produkteigenschaften Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 144 I. Produktforschung Konzepttest • Es wird die allgemeine Produktkonzeption getestet, d.h. noch vor der technischen Realisierung. Dadurch wird nicht das eigentliche fertige Produkt getestet, sondern die Produktidee. Vorteile: • Der Test kann bereits in einem frühen Stadium des Produktentwicklungsprozesses durchgeführt werden. • Er kann somit die Daten für die Wirtschaftlichkeitsanalyse liefern. • Vor der technischen Entwicklung können schon Verbesserungsanregungen der Testpersonen berücksichtigt werden. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 145 I. Produktforschung Mögliche Inhalte eines Konzepttests Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 146 I. Produktforschung Beispiel für ein Konzepttest Beispiel 5.1: Cute I Concept Test (Schaefer Marktforschung GmbH) Cute I Concept Test zielt auf die Ermittlung der Attraktivität und der denkbaren Probierneigung bzw. Erstkaufbereitschaft sowie der Erwartungen an Produkteigenschaften und Benefits bei Neuproduktideen ab. Die Testpersonen werden in erster Linie schriftlich-postalisch aus einem 45.000 Haushalte umfassenden Produkttest-Panels (PTP) rekrutiert. Darüber hinaus unterhält das Institut seit 2001 auch ein Online-Panel (SPOT) mit rd. 25.000 Teilnehmern, um Konzepttests auch interaktiv via Internet durchführen zu können. Die Testteilnehmer erhalten das Konzeptblatt entweder per Post zugesandt, oder das Konzept wird auf der SPOT-Homepage vorgestellt. Begleitend erhalten die Testpersonen einen Fragebogen, um die vorgestellte Produktidee zu bewerten. Das Konzeptblatt kann dabei ein einfaches Verbalkonzept, ein Verbalkonzept plus Abbildung oder ein Anzeigen ähnliches Sujet sein. Typische Fragestellungen sind: •Likes & Dislikes, •Bewertung der Kommunikationsleistung bzgl. relevanter Produkteigenschaften und Benefits, •Bewertung von Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft und Verständlichkeit (u. U. auch emotionale Ansprache), •Uniqueness des Produkts, •denkbare Verwendungsanlässe, •Kaufbereitschaft und Preisvorstellung. Als methodische Alternative werden Conjoint-Verfahren eingesetzt, um die Erfolgschancen verschiedener, systematisch variierter Konzeptalternativen zu erforschen. Quelle: Schaefer Marktforschung GmbH 2003, S. 6 ff. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 147 I. Produktforschung Produkttests i. e. S. • • • • • • Eindruckstest (Soforttest): Ermittlung des ersten Eindrucks der Testpersonen bei Vorlage des Testprodukts (z. B. Schnellgreifbühne) Präferenztest: Nach probeweise Ge- oder Verbrauch soll die Testperson entscheiden, ob sie das Produkt gegenüber einem oder mehreren Vergleichsprodukten vorziehen würde Diskriminanztest: Überprüfung, ob die Testpersonen in der Lage sind, zwischen Vergleichsprodukten zu differenzieren (i. d.R. als Blindtest) Deskriptionstest: Erfassung, welche Produkteigenschaften in welcher Ausprägung vom Probanden wahrgenommen werden Evaluationstest: Erfassung, wie das Produkt von den Probanden bewertet wird Akzeptanztest: Erfassung der potenziellen oder aktuellen Kaufabsicht Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 148 I. Produktforschung Untersuchung der aktuellen Kauf-, Ge- oder Verbrauchsbereitschaft Untersuchung der potenziellen Kauf-, Ge- oder Verbrauchsbereitschaft Qualitätsbezogener Akzeptanztest Preisbezogener Akzeptanztest Qualitätsbezogener Akzeptanztest Preisbezogener Akzeptanztest Anbieten des Produkts (nach dem probeweisen Verbrauch) „zum Dank für die Mitarbeit“ zu einem Preis unter dem potentiellen Marktpreis Anbieten des Produkts zu einem bestimmten Preis, der von Testperson zu Testperson variiert werden kann z. B. Vorlegen eines Fragebogens mit Antwortkategorien von „ich würde dieses Produkt bestimmt …“ bis „… bestimmt nicht kaufen“ Einbeziehung des Preises in die Antwortkategorien des qualitätsbezogenen Akzeptanztests; Frage nach dem Preis, zu dem die Testperson das Produkt kaufen würde Quelle: Berndt 1995, S. 108. Abb. 5.3: Ausgewählte Ausprägungen von Akzeptanztests Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 149 I. Produktforschung Partialtests • • • • • Geschmacks- bzw. Dufttest Namenstest Packungstest Klangtest Handlingtest Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 150 I. Produktforschung Namens- und Verpackungstest Namenstest • Geprüft wird die Erinnerungswirkung verschiedener Namen bzw. die durch verschiedene Namen geweckten Assoziationen (positiv oder negativ). • Evtl. wird nach Vorschlägen der Konsumenten gefragt • Negativbeispiel: Einführung der Automarke „Nova“ in Spanien. Verpackungstest • technische Eigenschaften (Schutz- und Transportfunktion), • kommunikative Eigenschaften (Design, Auffälligkeit) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 151 I. Produktforschung Beispiel für einen Klangtest Beispiel 5.6: Die Firma Bahlsen hat eigens für die Entwicklung und Überprüfung von Süßgebäck wie z. B. „Leibnitz Butterkekse“ und „Russisch Brot“ einen Test entwickelt, um zu untersuchen, ob das Knack-Geräusch des Gebäcks die selben Qualitätsanforderungen wie Design oder Geschmack erfüllen kann. Insbesondere soll das Geräusch Frische signalisieren und zum Verzehr animieren. Zu diesem Zweck verfügt Bahlsen über ein Entwicklungsteam, das Klangtests in einer hauseigenen Testküche in Hannover durchführt. Quelle: Hötinghof 2004 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 152 I. Produktforschung 2. Testmarktuntersuchungen Testmarktuntersuchungen • • Überprüfung der Wirksamkeit eines Produkts bzw. von Marketingmaßnahmen für das Produkt, bevor Produkt auf den Markt eingeführt bzw. bevor Marketing-Maßnahme durchgeführt wird Varianten: • • • • Regionaler Markttest Testmarktsimulation (Labor-Testmarkt) Kontrollierter Markttest (Store-Test) Elektronischer Testmarkt Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 153 I. Produktforschung Regionaler Markttest • • • • • • Probeweiser Verkauf von neuen/veränderten Produkten unter kontrollierten Bedingungen in einem räumlich abgegrenzten Markt bei Einsatz ausgewählter oder sämtlicher Marketing-Instrumente (z.B.: Saarland) Ziel: letzte Kontrolle vor endgültiger (nationaler) Produkteinführung Problem: Konkurrenz wird über neues Produkt informiert Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 154 I. Produktforschung Testmarktsimulation (Labor-Testmarkt) • • • • • • • • • • Anwerben von Testpersonen Interview zur Ermittlung von Konsumgewohnheiten, Markenpräferenz etc. Präsentation eines Werbeblockes, in dem Spot für das zu testende Produkt enthalten ist Einkauf im Testladen (künstlich aufgebauter Supermarkt im Labor) Nachkauf-Interview Produktverwendung zu Hause Follow-up-Interview (Zufriedenheit mit Produkt) Umsatz- und Marktanteilsprognose Vorteil: schnell, flexibel, billig, Konkurrenz kann ausgeschaltet werden Nachteil: Realitätsnähe gering Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 155 I. Produktforschung Kontrollierter Markttest (Store-Test) • • • • • Probeweiser Verkauf von Produkten unter kontrollierten Bedingungen in einer Reihe ausgewählter Handelsgeschäfte Geheimhaltung möglich Marktnahe Bedingungen i.d.R. nur wenige Testgeschäfte (10-15) Ækeine Repräsentativität, nur Tendenzaussagen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 156 I. Produktforschung Vorher-nachher-Test mit Test- und Kontrollgruppe Dieses Testmodell mit einer oder mehreren Testgruppen und einer Kontrollgruppe ist die klassische Testanordnung. Sie zeichnet sich durch eine breite Anwendungsmöglichkeit aus. Voraussetzung ist, dass Testgruppe(n) und Kontrollgruppe(n) strukturgleich sind. A B A A A B B A Lateinisches Quadrat (2x2) Diese in den dreißiger Jahren von dem amerikanischen Statistiker Fisher entwickelte Form des Experiments hat gegenüber dem Vorher-nachher-Test den Vorteil, mögliche Unterschiede zwischen den Gruppen von Geschäften dadurch auszugleichen, dass jede Testmaßnahme in allen beteiligten Geschäften durchgeführt wird. Saisonale und sonstige Entwicklungseffekte werden durch die Rotation der Testmaßnahme kompensiert. Der Einfluss der Testmaßnahme kann exakt isoliert werden. Mittels Varianzanalyse und F-Test wird die Signifikanz des Testergebnisses statistisch berechnet. Side-by-side-Test Dieses seltener angewendete Testverfahren liefert besonders präzise Ergebnisse, da ein und dieselbe Testsituation in allen Geschäften während der gesamten Testzeit realisiert ist. Im Gegensatz zum lateinischen Quadrat hat der Verbraucher die Wahl zwischen zwei oder mehreren Alternativen. Die Präferenzordnung der Konsumenten wird genau ermittelt, wobei das Ergebnis aber gelegentlich überzeichnet wird. A B Quelle: A. C. Nielsen o. J. b, o. S. Abb. 5.4: Testmodelle von A. C. Nielsen Kontrollierter Markttest Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 157 I. Produktforschung Elektronischer Testmarkt: GfK BehaviorScan • • • • • • • • • • Es wird die Werbekonzeption für ein bestimmtes Testprodukt untersucht. Dieses Produkt wird in bestimmten Testgeschäften vorrätig gehalten. Testgruppe bilden 2000 HH mit Kabelanschluss und GfK-Box am TV-Gerät. Diese HH bekommen via Kabel die zu testenden Werbespots für das Produkt. 1000 HH ohne GfK-Box als Kontrollgruppe Verkauf des Produktes in Testgeschäften per Scanner erhoben Teilnehmer an GfK-BehaviorScan weisen sich mit Identifikationskarte aus. Werbewirkung durch Vergleich der Verkaufszahlen bei Test- und Kontrollgruppe erfasst. Vorteil: Werbung isolierbar Nachteil: Beobachtungseffekt Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 158 I. Produktforschung Struktur von GfK BehaviorScan Testprodukt Distribution und Preis durch GfK Testgeschäfte 90-95% Umsatzbedeutung/LEH Testrealisation und Kontrolle durch GfK Kassen/Scanner GeschäftsInformationen Verkaufsdaten Single Source Daten HaushaltsInformationen Reales Einkaufsverhalten Identifikationskarte Klassische Printwerbung Repräsentative Testhaushalte Verkaufsförderung 1000 HH ohne GfK-Box TV-Werbung Targetable TV Alle TV-Anstalten Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 2000 HH mit Kabel-TV GfK-Box am TV-Gerät TV-Reichweiten 200 HH mit Modem 159 I. Produktforschung Beurteilung Testmarktalternativen im Vergleich Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 160 I. Produktforschung Projektionsverfahren für Testmarktdaten Anzahl der Wiederkäufer im Testmarkt Absatz auf dem Gesamtmarkt = Umsatz auf dem Gesamtmarkt = Anzahl der Einwohner im Testmarkt Umsatz im Testgebiet x Anzahl gekaufter Einheiten pro Wiederkäufer pro Jahr x x Hochrechnungsfaktor β x Anzahl der Einwohner im Gesamtmarkt Korrekturfaktor Ermittlung des Hochrechnungsfaktors β Einfache Bevölkerungsprojektion Marktanteilsmethode Umsatzverhältnismethode Kaufkraftindexmethode Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli β= nationale Bevölkerun g Testmarkt - Bevölkerun g β= Umsatz der Produktgru ppe im Gesamtmark t Umsatz der Produktgru ppe im Testmarkt β= Umsatz des Vergleichs produkts im Gesamtmark t Umsatz des Vergleichs produkts im Testmarkt β= nationales Einkommen Einkommen im Testgebiet 161 II. Werbeforschung Gegenstand der Werbeforschung • • • Werbeträgerforschung: Messung der Reichweite der einzelnen Medien Werbemittelforschung: Wirkung von Werbemitteln auf ökonomische und psychologische Zielgrößen Beispiel: AIDA-Regel • • • • Attention Interest Desire Action Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 162 II. Werbeforschung 1. Werbeträgerforschung • • • Ziel: Analyse der Werbeträger im Hinblick auf ihren Beitrag zur Erreichung der Werbeziele Kern der Mediaforschung: Mediaanalysen Mediaanalysen: primärstatistische Erhebung von Kontaktmenge und Kontaktqualität der einzelnen Werbeträger • Leserforschung / Leseranalyse (z. B. Allensbacher Werbeträger Analyse) • Fernsehzuschauerforschung (GfK Nürnberg auf der Grundlage eines repräsentativen Zuschauerpanels) • Daraus können verschiedene Kennziffern für die Mediaplanung ermittelt werden Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 163 II. Werbeforschung Affinität Kennzahl zur Bewertung der Kontaktqualität. Sie gibt an, in welchem Ausmaß die Nutzer eines Werbeträgers den Zielgruppen der Werbung entsprechen und kann als Prozentsatz oder als Indexwert berechnet werden. Als Prozentsatz berechnet sich die Affinität als absolute Reichweite in der Zielgruppe x 100. absolute Reichweite in der Gesamtbevö lkerung Den Indexwert erhält man, indem der o. a. Prozentsatz durch den Anteil der Zielgruppe an der Gesamtbevölkerung dividiert wird. Ein Indexwert >1 (<1) bedeutet, dass die Zielgruppe in der Nutzerschaft des Mediums über-(unter-) repräsentiert ist. Durchschnittskontakt Als Durchschnittskontakt wird die durchschnittliche Anzahl der Kontakte mit einem Werbeträger bezeichnet, bezogen auf alle Personen, welche vom Werbeträger erreicht wurden, also (mindestens einen) Kontakt mit dem Werbeträger hatten. Einschaltquote Kennziffer, welche von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der sieben größten Fernsehsender ermittelt wird. Die Einschaltquote besagt, wie viel Prozent der Fernsehhaushalte in Deutschland eine bestimmte Sendung über die gesamte Sendezeit gesehen haben. Gross Rating Points (GRP) Addierte Zahl der Kontakte (ohne Überschneidungen), ausgedrückt als Prozentwert einer Zielgruppe. Die Kennziffer dient der Bewertung des relativen Werbedrucks. Kontakthäufigkeit Durchschnittliche Anzahl der Kontakte der Zielpersonen bzw. Zielgruppen mit einem oder mehreren Werbträgern oder Werbemitteln. Sie wird auch als Kontaktfrequenz bezeichnet. Leser pro Ausgabe (LPA) Rechnerisch ermittelte Zahl der Leser einer durchschnittlichen Ausgabe eines Printmediums. Für ein bestimmtes Erscheinungsintervall resultiert der LPA-Wert als Quotient aus der Summe der Leser-pro-Nummer-Werte der in diesem Zeitraum erschienenen Exemplare und der Anzahl der erschienenen Exemplare. Leser pro Exemplar (LPE) Zahl der Personen, die ein Exemplar eines Printmediums lesen. Der LPE-Wert wird nicht direkt erhoben, sondern resultiert als Quotient aus Leser im Erscheinungsintervall und verbreiteter Auflage im Erscheinungsintervall. Leser pro Nummer (LPN) Zahl der Personen, die eine bestimmte Ausgabe eines Printmediums genutzt haben und damit einen Werbeträgerkontakt hatten. Die Ermittlung erfolgt durch Feststellung des letzten Lesevorgangs. Leser-Blatt-Bindung Intensität der Bindung eines Lesers an einen bestimmten Titel. Die Messung erfolgt meist auf der Grundlage von Statements, welche Wertschätzung, empfundene Verzichtbarkeit u. Ä. seitens des Lesers zum Ausdruck bringen. Die Ermittlung der Leser-Blatt-Bindung beruht auf der Vermutung, dass diese die Intensität des Werbemittelkontakts beeinflusst. Quelle: In Anlehnung an Fantapié Altobelli 2004. Abb. 5.9: Kennziffern der Mediaforschung (I) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 164 II. Werbeforschung Leserstruktur Erhebung im Rahmen einer Leseranalyse. Folgende Variablen werden erhoben: (1) Weitester Leserkreis (Personen, die in den letzten 12 Erscheinungsintervallen mindestens eine Ausgabe eines Printmediums genutzt haben); (2) Fluktuation der Leserschaft (personenmäßige Veränderung im Leserkreis eines Printmediums bei gleichbleibender Gesamtzahl der Leser); (3) Leser pro Ausgabe; (4) Leser pro Nummer; (5) Leser pro Exemplar; (6) Leser pro Seite (Zahl der Kontakte einer oder mehrerer Personen mit einer bestimmten Seite eines Printmediums als Indikator für die Wahrscheinlichkeit eines Werbemittelkontakts). Medienakzeptanz Qualitatives Kriterium der Medienbewertung. Einflussfaktoren der Medienakzeptanz sind u. a. Glaubwürdigkeit, Informationswert, Unterhaltungswert, Nutzerbindung. Medien-KontaktEinheit (MKE) Maßeinheit der Mediaforschung mit der Aufgabe, die Kontakte verschiedener Werbeträger vergleichbar zu machen. Die MKE bildet die Grundlage für die Berechnung der Nutzungswahrscheinlichkeit von Werbeträgern. Bei Printmedien beträgt die MKE eine Ausgabe, beim Hörfunk eine Stunde, beim Fernsehen 30 Minuten und beim Kino eine Woche. Nutzungswahrscheinlichkeit Die Nutzungswahrscheinlichkeit ermittelt sich als Quotient aus der Nutzerschaft pro Ausgabe (bzw. pro Sendetag) und dem weitesten Nutzerkreis (Personen, die im Referenzzeitraum mindestens eine Ausgabe des Mediums genutzt haben); sie gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Mediennutzer Kontakt mit einer durchschnittlichen Ausgabe eines Mediums hat. Reichweite Zentrale Kennzahl der Werbeplanung. Sie beschreibt das Ausmaß, in welchem die Werbeadressaten erreicht werden. Reichweiten können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden: (1) Bruttoreichweite (Zahl der erzielten Kontakte mit einem Werbeträger oder einem Werbemittel, unabhängig von der Zahl der erreichten Personen) und Nettoreichweite (Zahl der erreichten Personen, die mindestens einen Kontakt hatten); (2) Werbeträgerreichweite (Zahl der erzielten Werbeträgerkontakte bzw. der durch einen Werbeträger erreichten Personen) und Werbemittelreichweite (Zahl der durch ein Werbemittel erreichten Personen bzw. erzielten Werbemittelkontakte); (3) Quantitative Reichweite (Zahl der insgesamt erreichten Personen) und qualitative Reichweite (Anzahl der erreichten Personen der Zielgruppe). Quelle: In Anlehnung an Fantapié Altobelli 2004. Abb. 5.9: Kennziffern der Mediaforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 165 II. Werbeforschung 2. Werbemittelforschung Ziel: Überprüfung der Wirksamkeit eines Werbemittels Î Erfüllung festgelegter Werbeziele durch die Werbemittel Typische (psychologische) Zielgrößen der Werbung: • Aktivierung: Erregungszustand des Zentralnervensystems • Aufmerksamkeit: Vorübergehende Erhöhung der Aktivierung • Wahrnehmung: Aufnahme werblicher Stimuli • Einstellung: „innere Haltung“ zum Produkt bzw. zum Unternehmen • Involvement: Wichtigkeit und Stärke der persönlichen Bindung eines Individuums gegenüber dem Produkt Messung: apparative Verfahren oder Befragung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 166 II. Werbeforschung Zeitpunkt der Durchführung Ort der Durchführung Zu testende Variable Wissensstand der Testpersonen Zu testendes Werbemittel Stadium in der Erstellung des Werbemittels − − − − Pretest Posttest Labortest Feldtest Test zur Messung von − momentanen Reaktionen − dauerhaften Gedächtnisreaktionen − finalen Verhaltensreaktionen − versteckte Versuchsanordnung − offene Versuchsanordnung − Anzeigentest − Plakattest − Spot-Test − Website-Test etc. − Konzepttest − Gestaltungstest Abb. 5.10: Systematik von Werbemitteltests Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 167 II. Werbeforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 168 II. Werbeforschung Werbemittelpretests • • Pretests werden durchgeführt, bevor ein Werbemittel fertiggestellt und in einen Werbeträger eingeschaltet wird. Arten: • Konzepttests • Gestaltungstests Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 169 II. Werbeforschung Konzepttest • • • Erfolgt in einem sehr frühen Stadium Wird nicht mit fertigen Anzeigen, sondern mit Entwürfen durchgeführt (z.B. Layouts oder Storyboards) Nach der Vorlage des Entwurfs werden die Personen befragt, z.B. ob die Besonderheiten des Produkts • • • klar prägnant überzeugend kommuniziert werden. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 170 II. Werbeforschung Gestaltungstests (am Beispiel von Anzeigen) (1) Verfahren der explorativen Analyse • Tachistoskop • Leseverhaltens-Beobachtung • Elektrodermale Reaktion (2) Verfahren mit verdeckter Versuchsanordnung • Folder-Test • Wartezimmer-Test • Illustrierten-Versand-Test Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 171 II. Werbeforschung Explorative Analyse • offene bzw. durchschaubare Versuchsanordnung Typische Vorgehensweise: • Kurzvorlage einer Anzeige (3 - 5 Sekunden) und Erfragen erster spontaner Eindrücke • Dauervorlage der Anzeige und Befragung der Testpersonen • nach allen Anzeigenelementen, • nach deren Verstehen, • nach den damit verbundenen Empfindungen. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 172 II. Werbeforschung Experimentelle Verfahren Hilfsverfahren für explorative Analysen und Minimarkttests Tachistoshop: • genau regulierte kurzzeitige Darbietung der Anzeige • Gemessen wird, welche Zeit erforderlich ist, damit Proband bestimmte Elemente wahrnimmt/erinnert. Blickregistrierung: • Aufzeichnung des Blickverlaufs beim Lesen einer Anzeige • welche Elemente werden zuerst registriert, welche später, welche gar nicht Elektrodermale Reaktion (Hautwiderstandsmessung) • Damit wird die Aktivierung einer Person bei Vorlage z.B. eines Spots gemessen. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 173 II. Werbeforschung Verfahren mit verdeckter Versuchsanordnung • Versteckte Versuchsanordnung, möglichst realitätsnahe Lesesituationen • Folder-Test: Vorlage einer Mappe mit 15 - 20 Anzeigen • Wartezimmer-Test: Durchblättern einer Illustrierten in einem „Wartezimmer“ • Illustrierten-Versand-Test: Eine präparierte Ausgabe der Illustrierten wird zugesandt. • Nach einem bestimmten Zeitraum werden Testpersonen befragt • an welche Anzeigen sie sich erinnern (Recall) oder • welche Anzeigen sie wiedererkennen (Recognition). Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 174 II. Werbeforschung Ergebnis eines fiktiven Anzeigentests mit AdEval 1. Kontakt* TOTAL (in %) Frau schneidet eine Möhre 20 Frau schneidet sich in den Finger 42 „Wenn nichts passiert“ * 1. Kontakt: Total: 48 52 32 + + Sie schneidet eine Möhre klein Frau zerschneidet eine Mohrrübe Frau schneidet Gemüse Frau schneidet sich in den Finger Sie schneidet sich Sie verletzt sich Frau schneidet sich den Finger ab Es ist kein Blut zu sehen, obgleich sie sich geschnitten hat n=94 n=120 ++ / -- stark positiv / stark negativ Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 11 Frau schneidet eine Möhre + / - positiv / negativ (+) / (-) schwach positiv / schwach negativ 175 II. Werbeforschung 50% 3,1 63% 2,4 87% 4,1 93% 2,3 100% 8,9 57% 2,1 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 176 II. Werbeforschung Werbemittelposttests • • Posttests werden zur Erfolgskontrolle von Werbekampagnen eingesetzt Erfasst werden typischerweise: • • • • Erinnerung des Werbemittels (Recall bzw. Recognition) Markenerinnerung bzw. Markenbekanntheit Einstellung zum Produkt Kaufabsicht Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 177 II. Werbeforschung Typische Vergessenskurven bei Recall- und Recognition-Tests 100 Behaltenes verbales Material (Werbebotschaften) in % 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli Ta ge 2 Ta g 1 St un de n 4 St un de 1 Te st ze itp un kt Zeit Recognition Recall 178 III. Preisforschung Gegenstand der Preisforschung • • Sammlung, Aufbereitung und Interpretation von Informationen als Grundlage für Preisentscheidungen Zentrale Fragestellungen: • Ermittlung angemessener Preise (für ein gegebenes Produkt) • Ermittlung von Preiselastizitäten und Preisabsatzfunktionen (für ein gegebenes Produkt) • Ermittlung der Preisbereitschaft für alternative Produktausstattungen (für ein neues Produkt) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 179 III. Preisforschung 1. Ermittlung angemessener Preise • • Ermittlung der Preishöhe, welche von einer Mehrheit der potenziellen Konsumenten akzeptiert wird Arten von Preistests • • • • Preisbereitschaftstest Preisschätzungstest Preisklassentest Preisreaktionstest Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 180 III. Preisforschung Preistests Preisschätzungstest Dem Probanden wird ein Produkt vorgelegt mit der Frage nach dem vermuteten Preis; dadurch werden die subjektiven Preisvorstellungen sichtbar, bei großen Preisunterschieden erhält man Hinweise auf unausgeschöpfte Preisspielräume und damit auf die Möglichkeit einer Preisdifferenzierung Preisreaktionstest Dem Probanden wird ein Produkt vorgelegt mit alternativen Preishöhen. Für jeden einzelnen Preis muss die Testperson angeben, ob er ihn als zu teuer, zu billig oder angemessen empfindet. Damit können Rückschlüsse auf die Preisbereitschaft und zu erwartenden Preiswiderstand der Konsumenten gewonnen werden; auch können Preisobergrenzen für die einzelnen Käuferschichten festgestellt werden. Preisbereitschaftstest Dieser Test zielt unmittelbar auf die Kaufbereitschaft der Konsumenten ab. Es soll festgestellt werden, ob die Befragten ein Produkt zu einem vorgegebenen Preis oder zu einem von ihnen als angemessen erachteten Preis kaufen würden. Preisklassentest Dieser Test dient zur Feststellung von Preisgrenzen. Den Befragten werden folgende Fragen gestellt: „Wenn Sie das Produkt X kaufen möchten, was wäre der höchste Preis, den Sie zu zahlen bereit wären?“ „Was wäre der niedrigste Preis, den Sie noch für das Produkt X ausgeben würden, ohne an der Qualität zu zweifeln?“ Damit kann für bestimmte Preisklassen die Anzahl der potentiellen Käufer ermittelt werden; dies liefert Hinweise für eine Preisdifferenzierung. Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 181 III. Preisforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 182 III. Preisforschung Preis in € Personen, für die der Preis von € … den höchsten annehmbaren Preis darstellt % Personen, für die der Preis von € … den niedrigsten noch annehmbaren Preis darstellt % kumul. % Anteil der potenziellen Käufer % kumul. % 4,49 0 0 4 4 4 4,99 0 0 26 30 30 5,49 3 3 45 75 75 5,99 21 24 15 90 87 6,49 45 69 7 97 73 6,99 28 97 3 100 31 7,49 3 100 0 100 3 Abb. 5.15: Beispiel für einen Preisklassentest Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 183 III. Preisforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 184 III. Preisforschung 2. Ermittlung von Preiselastizitäten und Preisabsatzfunktionen • • • Ziel: Prognose der Auswirkungen von Preisänderungen auf die Absatzmenge Basis: Ermittlung der individuellen Zahlungsbereitschaften der Konsumenten Durch Aggregation der individuellen Zahlungsbereitschaften erhält man die Preisabsatzfunktion Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 185 III. Preisforschung Verfahren zur Ermittlung der Zahlungsbereitschaft der Nachfrager Kaufdaten Vergangenheitsdaten Preisexperimente Befragungen Expertenbefragungen Konsumentenbefragungen Kaufangebote Auktionen Lotterien Abb. 5.17: Verfahren zur Ermittlung der individuellen Zahlungsbereitschaft Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 186 III. Preisforschung Ermittlung auf der Grundlage von Kaufdaten • • Regressionsanalytische Auswertung von Preis-Mengen-Wertepaaren Vergangenheitsdaten: • Paneldaten, welche kontinuierlich von Marktforschungsinstituten erhoben werden • Kosten: ca. 20.000 € zzgl. Datenbezug • Vorteile: hohe externe Validität, Schnelligkeit der Auswertung, niedrige Kosten • Preisexperimente: • Test der Auswirkungen von Preisänderungen auf die Absatzmenge • i. d. R. als Store-Test (Vorteil: reale Feldsituation), oder • Labortest (Vorteil: unabhängig von Kooperationsbereitschaft des Handels) Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 187 III. Preisforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 188 III. Preisforschung Ermittlung auf der Grundlage von Befragungen • Konsumentenbefragung • Direkt • Indirekt, z. B. Conjoint-Analyse • Expertenbefragung • Z. B. bei neuen Produkten • Oder wenn Geheimhaltung erwünscht ist Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 189 III. Preisforschung 200 180 160 149 140 123 121 120 92 100 100 75 80 60 84 44 40 20 0 70 Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 80 90 100 110 120 Preis (Index) 190 III. Preisforschung Ermittlung auf der Grundlage von Kaufangeboten • • • Den Probanden werden konkrete Kaufangebote vorgelegt Die Zahlungsbereitschaft resultiert aus der Annahme bzw. Ablehnung der Kaufangebote Beispiel: Auktionen Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 191 III. Preisforschung Institut für Marketing Prof. Dr. Claudia Fantapié Altobelli 192