Totenbrief und Nachruf Bischof Avgustini

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Totenbrief und Nachruf Bischof Avgustini
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Bischof Lucjan Avgustini
Bischof von Sapa / Albanien
geboren
am 23. August 1963 in Ferizaj / Kosovo
zum Priester geweiht
am 15. August 1989
zum Bischof geweiht
am 12. Januar 2007
gestorben
am 22. Mai 2016 in Laç-Vaudejes / Albanien
am Fest der Hl. Dreifaltigkeit
Bischof Lucjan Avgustini ist das 8. von 11 Kindern der Eheleute Gjin und Roza Avgustini. Die Taufe empfing
er in der Pfarrkirche von Ferizaj am 5. 9. 1963 durch Bischof Franjo Smiljan Çekada. Die Grundschule
besuchte er an seinem Heimatort und die Jahre im Gymnasium in Subotice / Kroatien. Er wurde wie
selbstverständlich mit hineingenommen in die katholische Tradition seiner Familie und engagierte sich
schon früh in den Aktivitäten seiner Pfarrgemeinde durch regelmäßige Teilnahme am Religionsunterricht
oder als Ministrant. In dieser Zeit wurden die Wurzeln für seine spätere Berufung zum Priester gelegt. Sein
Wunsch war es, Jesus Christus nachzufolgen, und mit dem Segen seiner Eltern ging er ins Seminar von
Zagreb / Kroatien, wo er sechs Jahre später nach intensivem Studium an der Theologischen Fakultät sein
Diplom erreichte.
Am 15. 8.1989 wurde er in Zym / Kosovo durch Bischof Nik Prela zum Priester geweiht. Man sagt, dass die
territoriale Nähe seines Weiheortes zu Albanien hin wie ein prophetisches Zeichen der Vorsehung Gottes
für ihn war. Die politische Wende in Albanien 1990 und die Öffnung für den Glauben verfolgte Lucjan
Avgustini mit großer Aufmerksamkeit und mit der Bereitschaft, selbst einen Beitrag für den Wiederaufbau
der katholischen Kirche der Märtyrer in Albanien zu leisten.
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Der zweite Besuch von Mutter Teresa in Albanien im Jahr 1991, den der junge Priester als Fotoreporter
zusammen mit seinem Freund und späteren Amtskollegen Bischof Dod Gjergji erlebte, war für ihn der
Impuls, seinen Bischof Nik Prela zu bitten, im Erzbistum Shkodër in Albanien wirken zu dürfen. Am
27.10.1994 beginnt sein Dienst dort zunächst als Kaplan in Shkodër. Ein Jahr später wird er bereits zum
Pfarrer der Dompfarrei St. Stephan in Shkodër ernannt.
Schon vorher wurden ihm wichtige Ämter anvertraut: 1992 die Aufgabe des Direktors der Caritas Kosovo
und im gleichen Jahr das Amt des Pfarrers der Pfarrei Hl. Schutzengel in Ferizaj. Nach seiner Ankunft in
Shkodër dem Hauptort des albanischen Katholizismus, entfaltete er mit dem ihm eigenen Fleiß seine
missionarische Arbeit auch über die Grenzen der Diözese Shkodër hinaus. Seine unermüdliche Arbeit, der
hingebungsvolle Dienst an Gläubigen und bedürftigen Menschen, die in dem schwierigen Zeitgeschehen
nach langer Isolation und beispiellosen Verfolgungen besonders auf dem Feld des Glaubens gelitten haben,
prägten das menschliche und priesterliche Profil Bischof Lucjans. Er wurde sehr geschätzt und Papst
Johannes Paul II ernannte ihn deswegen zum Ehrenkaplan mit dem Titel „Monsignore“. Im Jahr 1998 wurde
er durch Erzbischof Angelo Massafra zum Generalvikar der Diözese Shkodër berufen.
Während seiner Zeit als Pfarrer in Shkodër, wo er bis 2006 wirkte, war er bekannt durch seinen
seelsorglichen Fleiß, durch seine frische und lebendige Verkündigung der frohen Botschaft des Evangeliums
unter den Gläubigen in Shkodër und konnte so zu gegenseitigem Respekt und zur Wertschätzung beitragen.
Neben seinem geistlichen Wirken engagierte er sich auch persönlich für den Wiederaufbau von Kirchen,
wie z.B. dem Marienheiligtum von Shkodër, der Vollendung des Kirchturmes der Kathedrale in Shkodër wie
auch dem Bau der neuen Kirche von Hot i Ri. Gleichzeitig arbeitete er auf akademischem Feld als Lektor der
Heiligen Schrift am Katechetischen Institut in Shkodër.
Im Bürgerkriegsjahr 1997 leistete Bischof Lucjan zusammen mit Vertretern anderer
Glaubensgemeinschaften aus Shkodër einen großen Beitrag zur Versöhnung nach den Ausschreitungen
vom März des Jahres. Er wurde danach zum Ehrenbürger von Shkodër ernannt. In den Jahren 1998 und
1999 spielte er eine sehr wichtige Rolle in der Sorge um die Kosovaren, die wegen des Krieges aus dem
Kosovo geflüchtet waren.
Am 12. 12.2006 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof der Diözese Sapa. Am 5.1.2007 wurde er in einer
feierlichen Zeremonie und unter großer Beteiligung der Gläubigen der Diözese und darüber hinaus durch
Erzbischof Angelo Massafra zum Bischof des Bistums Sapa geweiht.
In den 9 Jahren seines bischöflichen Dienstes als Bischof von Sapa hat Bischof Lucjan Avgustini in der
Nachfolge seines Vorgängers auf zahlreichen Feldern gewirkt, in dem er auf harmonische Weise sowohl die
spirituell-seelsorgliche Dimension mit der sozialen verband. Mit sehr großer Hingabe konnte er die
Bauarbeiten an der neuen Kathedrale des Bistums Sapa, der seligen Mutter Teresa geweiht, zu Ende führen.
Im Jahr 2008 konnte er den Wiederaufbau der ehemaligen Bischofskirche St. Georg in Nenshat erreichen
und auch die alte St. Markus- Kirche in Deja wieder errichten.
Im sozialen Bereich sind einige Projekte zu nennen, die durch seinen Anstoß und seine persönliche Sorge
entstanden. Im Besonderen sei an die Verwirklichung des Aufbaus des „Hauses der Nächstenliebe“ in LaçVaudejes erinnert, das er am 5.9.2012 einweihen konnte. Zu christlichem Sinn konkreter Nächstenliebe
konnte Bischof Lucjan ermutigen und verstand es als eine priesterliche Berufungskultur, sich um
notleidende Menschen zu sorgen. Als Präsident der diözesanen Caritas des Bistums Sapa konnte er viele
soziale Projekte auf dem Gebiet der Nächstenliebe verwirklichen, und für viele Familien eine Verbesserung
der Lebensbedingungen und eine Abfederung existentieller Armut erreichen.
Mit dem großen Wunsch und der klaren Vision, die im Bistum arbeitenden Missionare zu unterstützen und
christliche Familien und Einzelpersonen auch spirituell zu stärken, wurde das Exerzitienzentrum in Nenshat
in Angriff genommen. Drei Karmeliten sollen an diesem historischen Ort in Zusammenarbeit mit den
klausurierten Karmelitinnen ein geistliches Zentrum gestalten, das über die Grenzen des Bistums hinaus
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Bedeutung haben soll. Es war ihm ein großes Anliegen, unter den wenigen Priestern und Ordensleuten
seiner Diözese ein familiäres Klima und ein geschwisterliches Miteinander zu schaffen.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch seine Initiative, ein kleines diözesanes Museum aufzubauen mit
Gegenständen und Fundstücken aus der Zeit des Kommunismus und der Epoche davor. Im Jubiläumsjahr
des Bistums Sapa 2012 konnte der Sitz der Bischöflichen Kurie neu gestaltet und aus einem bestehenden
Gebäude aufgebaut werden.
Neben seinen Aufgaben als Bischof von Sapa entfaltete Bischof Lucjan eine dichte Aktivität im Bereich der
albanischen Bischofskonferenz. Mit seiner Ernennung zum Bischof im Jahr 2007 wurde er Mitglied dieses
Gremiums und war von 2009 bis 2012 der verantwortliche Sekretär. Von 2012 bis zu seinem Tod hatte er
das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Bischofskonferenz inne und war Leiter der Kommissionen
Katechetik und Oekumene, Kultur und Soziales.
Bischof Lucjan investierte sich auch in der Organisation und Durchführung der ersten Vollversammlung der
albanischen Kirche nach der Öffnung des Landes im Juni 2015, die ein sehr positives Echo im ganzen Land
fand. Ein enges Verhältnis pflegte er auch mit den Mitgliedern der albanischen Organisation der Malteser,
bei denen er zuerst der geistliche Kaplan und dann der Präsident war. Im Juni 2015 erhielt er dafür den
Orden „Pro merito Melitensis“.
Ihm war es stets ein sehr großes Anliegen, die Belange von Kirche und Staat mit ihren Verschiedenheiten in
der Ausrichtung, aber auch ihrem gemeinsamen Streben für das Wohl der Menschen zu betonen und eine
fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Organen und Vertretern des Staates und der Katholischen Kirche
zu fördern. Am 6.7.2014 wurde ihm deshalb vom Staatspräsidenten Bujar Nirshani der „Mutter-TeresaOrden“ verliehen als hohe staatliche Auszeichnung. Nach dem Pariser Attentat auf die Redaktion der SatireZeitschrift „Charlie Hebdo“ beteiligte sich Bischof Lucjan auch am Marsch für den Frieden, für eine Welt mit
Toleranz und Harmonie zwischen den Religionen.
Bischof Lucjan Avgustini hat uns nicht nur das Zeugnis eines Hirten gegeben, der von der Liebe zu Jesus
Christus und den ihm anvertrauten Menschen geprägt war, sondern uns auch das Zeugnis eines lebendigen
und reichen Archivs mit vielen Fotos und Filmen aus der Zeit des Wiederaufbaus der katholischen Kirche
nach dem Kommunismus überlassen mit Wert für die kommenden Generationen.
Er kam als Missionar des auferstandenen Christus und jetzt beginnt seine andere Mission, die der
himmlischen Vermittlung bei Christus, unserem Herrn, für das Wohl der albanischen Kirche und der Kirche
in der Welt.
Gott, der Herr ist über Leben und Tod, nehme ihn auf in seinen Frieden!
In großer Dankbarkeit für sein Leben und Wirken, in tiefer Trauer über seinen frühen Tod, aber auch in
der lebendigen Hoffnung auf die Auferstehung
Diözese Sapa
Familie Avgustini
Der Beerdigungsgottesdienst mit anschließender Beisetzung in der Kathedrale des Bistums Sapa
in Laç-Vaudejes ist am Mittwoch, 25. Mai 2016 um 10.00 Uhr.
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