Neue Finanzierungswege für kleine und mittlere Unternehmen
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Neue Finanzierungswege für kleine und mittlere Unternehmen
Tagungsband Wassermann, Bernd FOM Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung Essen | 8. Juni 2010 Neue Finanzierungswege für kleine und mittlere Unternehmen in Kooperation mit © 2010 by Akademie Verlag MA Akademie Verlagsund Druck-Gesellschaft mbH Leimkugelstraße 6, 45141 Essen Tel. 0201 81004-351 Fax 0201 81004-610 Verantwortlich für den Inhalt der Beiträge sind die jeweils genannten Autoren. Kein Teil des Manuskriptes darf ohne schriftliche Genehmigung in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren – reproduziert werden. Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag oder ähnliche Wege bleiben vorbehalten. Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung 2010 Vorwort Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind in der betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre häufig unterrepräsentiert. So hatte sich die betriebswirtschaftliche Forschung in den vergangenen Jahrzehnten schwerpunktmäßig zunächst auf Produktionsunternehmen ausgerichtet. Später wurden andere betriebliche Funktionsbereiche, wie z. B. Organisation und Marketing sowie Rechnungslegung stärker beachtet. Die betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie und die empirische Forschung auf nationalen und internationalen Kapitalmärkten bilden die Grundlage für die moderne Finanzierungstheorie, die bis heute wesentlich geprägt ist von der Ausrichtung auf große kapitalmarktorientierte Unternehmen. Demgegenüber repräsentieren KMU in Deutschland den weit überwiegenden Teil des Sozialprodukts und der Arbeitsplätze. Solche Unternehmen sind kleinere Handwerks- oder Freiberuflerbetriebe bis hin zu Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen mit deutlich über 100 Millionen € Jahresumsatz. Häufig befinden sich diese Betriebe im Familienbesitz, sind inhabergeführt und weniger als große Unternehmen von betriebswirtschaftlicher Methodik geprägt, was ihrem langfristigen Erfolg bisher offenbar nicht im Wege stand. Erst in jüngerer Zeit werden KMU von der betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre als Erkenntnisobjekt betrachtet. Eine geschlossene betriebswirtschaftliche Theorie zu KMU ist derzeit noch nicht erkennbar, was auch auf die Vielfalt ihrer Erscheinungsformen zurückzuführen sein mag. Das Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung ist ein im Jahre 2009 begründetes Kooperationsprojekt zwischen der FOM Hochschule für Oekonomie & Management und der Beratungskanzlei RWP Rotthege Wassermann & Partner. Die Kooperation hat sich zum Ziel gesetzt, betriebswirtschaftliche Fragen von KMU mithilfe moderner betriebswirtschaftlicher Erkenntnisse einer anwendungsorientierten Lösung zuzuführen. Die hier reflektierte erste Tagung des Mittelstandsforums am 8. Juni 2010 in Essen thematisierte „Neue Finanzierungswege für kleine und mittlere Unternehmen“. Aktueller Anlass für die Themenwahl war die weltweite Finanzmarktkrise, die auch im Jahre 2009 mit einem außergewöhnlichen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsleistung deutliche Spuren in der inländischen Realwirtschaft hinterlassen hat. Im Zuge der Finanzmarktkrise war in der Öffentlichkeit häufig die Rede von einer Kreditklemme oder von einer allgemeinen Finanzierungsklemme, welche auch den Mittelstand beeinträchtige. Die Tagung hat im Ergebnis gezeigt, dass es entgegen der öffentlichen Diskussion indes keine Kreditklemme für den Mittelstand gibt, sondern vielmehr deutlich erhöhte Anforderungen an die Finanzierung von KMU. Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung 2010 Diese Anforderungen haben die Mittelständler selbst zu bewältigen, in dem sie eine Transparenz der betrieblichen Finanzströme herstellen, die Geldgeber zur Voraussetzung für die Bereitstellung von Finanzmitteln machen. Die Tagung zeigte den Vertretern von KMU über den klassischen Bankkredit hinausgehende, neue Finanzierungswege für den Mittelstand auf und vermittelte auch die praktischen Instrumente, unterstützt von der betriebswirtschaftlichen Finanzierungslehre. Ziel ist es, Planungsstandards zu verbessern und den Unternehmen damit einen erfolgreicheren Zugang zu Finanzierungsquellen zu ermöglichen. Die sehr gute Resonanz auf die Auftaktveranstaltung des Mittelstandsforums zeigt, dass die Themenstellung eine hohe Aktualität und Relevanz besitzt. Der Informationsbedarf über neue Wege der Finanzierung steigt insbesondere im Mittelstand weiter an. Das Engagement von RWP und FOM endet daher nicht mit der Vorlage dieser umfassenden Tagungsdokumentation. Im kommenden Jahr wird sich das Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung mit der Bewertung von KMU beschäftigen. Weitere thematische Schwerpunkte werden die Unternehmensnachfolge sowie das Berichts- und Rechnungswesen in KMU sein. Wir freuen uns schon jetzt auf die Fortführung dieser Reihe und wünschen Ihnen eine informative Lektüre. Prof. Dr. Bernd Wassermann RWP Rotthege Wassemann & Partner Wissenschaftlicher Projektleiter des Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung Prof. Dr. Burghard Hermeier Rektor der FOM Hochschule für Oekonomie & Management 2 Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung 2010 Die Autoren des Tagungsbandes Für das 1. Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung konnten ausgewiesenen Experten aus Wissenschaft und Praxis gewonnen werden, deren Beiträge eine fundierte Betrachtung der Thematik aus den verschiedenen Perspektiven ermöglichte. Die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellte Herr Prof. Dr. Christoph Schmidt, Präsident des RWI Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung und seit 2009 Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, dar. Herr Cornelius Thor, Gründungsgesellschafter der Finanzierungsplattform „anleihenfinder“ in Frankfurt, stellte in seinem Referat neue Wege der Anleihen-, Schuldschein- und Genussrechtsfinanzierung vor, die bisher von KMU noch wenig genutzt werden. Das Referat von Herrn Klaus Nordhoff, Gründungsgesellschafter der Unternehmensgruppe LEU in Köln (als Referent kurzfristig vertreten durch Herrn Klaus Houben, Senior Partner der Unternehmensgruppe LEU) befasste sich mit der praktischen Erschließung von Finanzierungsquellen. Die Börse als klassischen Kapitalmarkt mit ihren für KMU geeigneten Segmenten stellte Herr Prof. Dr. Eric Frère, Dekan für internationale Studiengänge an der FOM, vor. Die Sicht der Hausbank wurde von Herrn Thomas Jakoby, Generalbevollmächtigter der National-Bank AG Essen, vorgestellt. Veranstalter und Referenten des Mittelstandsforum Steuern, Recht & Bewertung 2010 v.l.n.r.: Cornelius Thor, Thomas Jakoby, Prof. Dr. Christoph Schmidt, Prof. Dr. Bernd Wassermann, Prof. Dr. Eric Frère, Prof. Dr. Burghard Hermeier und Klaus Houben 3 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Aktuelle gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Finanzierung des Mittelstandes Prof. Dr. Christoph Schmidt 5 2 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierungen für mittelständische Unternehmen Cornelius Thor 20 3 Erschließung von Finanzierungsquellen für mittelständische Unternehmen Klaus Nordhoff 45 4 Börsensegmente für kleine und mittlere Unternehmen Prof. Dr. Eric Frère 54 5 Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Thomas Jakoby 71 6 Ergebnisse der Tagung Prof. Dr. Bernd Wassermann 82 7 Darstellung der Projektpartner - RWP Rotthege Wassermann & Partner - FOM Hochschule für Oekonomie & Management 84 Anhang: Auszug aus dem Tagungsprogramm 4 Rahmenbedingungen für die Finanzierung des Mittelstands 1 Aktuelle gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Finanzierung des Mittelstandes Prof. Dr. Christoph Schmidt Zusammenfassung des Herausgebers Der Referent beschreibt die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, denen sich derzeit die mittelständische Wirtschaft gegenübersieht. Zunächst wird der Verlauf der jüngsten internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise dargestellt. Einer historischen Darstellung des zeitlichen Verlaufs von Rezessionen folgt die Analyse der Auswirkungen auf den Welthandel und den damit einhergehenden drastischen Rückgang der Industrieproduktion. In Deutschland war infolge der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise ein gesamtwirtschaftlicher Produktionsrückgang von 5 Prozent zu verzeichnen. Die Kapazitätsauslastung der Industrie ist deutlich zurückgegangen. Im Anschluss an seine Analyse stellt der Referent die wirtschaftspolitischen Maßnahmen in Deutschland mit den Maßnahmen der Geldpolitik, der Fiskalpolitik und der Stützung des Bankensektors dar. Schließlich ergeben sich auch deutlich negative Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt mit den daraus folgenden Konsequenzen für öffentliche Finanzen und Haushalte. Die Entwicklung der öffentlichen Verschuldung wird im internationalen Vergleich analysiert. Aus der Analyse des volkswirtschaftlichen Umfeldes leitet der Referent die möglichen Wirkungen in seiner einzelwirtschaftlichen Analyse ab. Danach sind die mittelständischen Unternehmen von der Finanz- und Wirtschaftskrise in höchst unterschiedlichen Ausmaß betroffen, je nachdem in welchen Sektoren und in welchen Prozessen die Unternehmen tätig sind. Besonders starke Auswirkungen werden bei exportierenden Unternehmen und Zulieferern von Großunternehmen verzeichnet. Weniger ausgeprägt sind lokal und regional agierende Unternehmen von der aktuellen Krise betroffen. Hierzu zählen die Unternehmen im Verbrauchsgüterbereich und der Dienstleistungssektor. Der Referent hebt hervor, dass insgesamt mittelständische Unternehmen von der Wirtschafts- und Finanzkrise in geringerem Ausmaß betroffen sind, als viele Großunternehmen. Anschließend zeigt der Vortrag die Finanzierungsengpässe für Unternehmen aus volkswirtschaftlicher Sicht auf. Die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft sieht der Referent zum einen in einer strategischen Neuorientierung der Unternehmen; zum anderen wird für mittelständische Unternehmen die Stärkung der Eigenkapitalbasis eine herausragende Bedeutung haben. 5 Vortrag im Rahmen des Mittelstandsforums Steuern, Recht & Bewertung „Neue Finanzierungswege für kleine und mittlere Unternehmen“ am 08.Juni 2010 Aktuelle gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Finanzierung des Mittelstandes Prof. Dr. Christoph M. Schmidt RWI und Ruhr-Universität Bochum Gliederung 1. Die Wirtschaftskrise 1.1 Internationaler Krisenverlauf 1.2 Krisenverlauf in Deutschland 1.3 Reaktionen der Wirtschaftspolitik 1.4 Auswirkungen der Krise in Deutschland 2. Konsequenzen für den Mittelstand 2.1 Heterogenität der mittelständischen Wirtschaft 2.2 Sektoralspezifische Entwicklungen 2.3 Mittelstand versus Großunternehmen 2.4 Finanzierungsengpässe infolge der Krise 2.5 Strukturwandel der Mittelstandsfinanzierung 3. Fazit Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 2 6 1. Die Wirtschaftskrise 1.1 Internationaler Krisenverlauf • Die gegenwärtige weltweite Krise ist der stärkste Einbruch seit der Großen Depression 1929 Außerordentlich kräftiger Abschwung der Weltwirtschaft Ende 2008 und Anfang 2009 Stabilisierung der Konjunktur seit Mitte 2009 Anzeichen einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage in den großen Wirtschaftsnationen (Vereinigte Staaten, Japan, Euro-Raum) • Belastende Faktoren bleiben Finanzierungsbedingungen weiterhin schwierig Anpassung am Arbeitsmarkt noch nicht abgeschlossen Die öffentliche Verschuldung ist enorm gestiegen Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 3 Länge und Umfang von Rezessionen Erfahrungen von 21 Ländern zwischen 1960 und 2008 Time (Quarters) Amplitude GDP in % 3,64 -2,71 Financial Crisis 5,67 -3,39 Other 3,36 -2,61 Yes 4,54 -3,45 No 3,25 -2,39 7,33 -4,82 Overall Cause of Recession Synchronized Downturn Synchronized Financial Crisis Source: IWF, World Economic Outlook April 2009 Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 4 7 Welthandelsvolumen im Warenhandel in Mrd. US-$ 3600 3400 Raw Ursprungdaten data 3200 3000 saisonbereinigt Seasonally adjusted 2800 2600 2400 2200 2000 1800 2001 03 2002 03 2003 03 2004 03 2005 03 2006 03 2007 03 2008 03 2009 03 2010 03 2011 03 Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 5 Industrieproduktion und Welthandel Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % 20 15 World Trade 10 5 0 -5 World Industrial Production -10 -15 -20 -25 Jan'01 Jan'02 Jan'03 Jan'04 Jan'05 Jan'06 Jan'07 Jan'08 Jan'09 Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 6 8 Vergleich der aktuellen Wirtschaftskrise mit der Großen Depression Weltindustrieproduktion Welthandel Source: Eichengreen, B. and K.H. O’Rourke, Mar 2010, “A Tale of Two Depressions.” Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 7 1.2 Verlauf der Krise in Deutschland • Gesamtwirtschaftliche Produktion brach 2009 im Jahresdurchschnitt um fast 5% ein Rückfall auf BIP-Niveau von etwa Anfang 2005 • Stabilisierung der konjunkturellen Lage gegen Ende 2009 Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in 2009 ungewöhnlich robust Konjunkturprogramme haben gewirkt Außenbeitrag lieferte im ersten Quartal 2010 einen positiven Impuls von 1,6%-Punkten • Aber: Unwägbarkeiten der Entwicklungen auf den Finanzmärkten Abnehmende binnenwirtschaftliche Impulse Anpassung auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 8 9 Produktionspotenzial, Bruttoinlandsprodukt und Kapazitätsauslastung 1995 bis 2009 Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 9 1.3 Reaktionen der Wirtschaftspolitik • Geldpolitik Standardmaßnahmen: Senkung der Leitzinsen und Ausweitung der Liquiditätsversorgung der Banken Unkonventionelle Maßnahmen: Direkter Ankauf von Unternehmensund Staatsanleihen durch die Fed, Verlängerung der Laufzeiten der Offenmarktgeschäfte, Herabsetzung des Mindestrating auf BBB- • Stützung des Bankensektors Bereitstellung hoher Summen für die Bankenrettung, in Deutschland alleine 500 Mrd. € • Fiskalpolitik Sehr umfangreiche kreditfinanzierte Konjunkturprogramme zur Stabilisierung der Wirtschaft In Deutschland wurden zunächst zwei Konjunkturpakete aufgelegt, die für die Jahre 2009 und 2010 ein Volumen von über 82 Mrd. haben Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 10 10 1.4 Auswirkungen der Krise auf Deutschland Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt • Arbeitsmarkt zeigt sich bisher bemerkenswert stabil Kurzarbeit verhindert Entlassungen Nutzung von Arbeitszeitkonten und anderer betrieblicher Flexibilitätsspielräume Dienstleistungsbeschäftigung noch gewachsen Hortung von Arbeitskräften (Facharbeitermangel) • Aber: Geringe Auslastung des Personals, geringe Produktivität, hohe Arbeitskosten Unternehmen werden versuchen, Kosten zu senken Belastender Faktor für weiteren Konjunkturverlauf Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 27.04.2010 11 Arbeitslosigkeit in Mill. 5,500 Harmonisiert nach ILO Nationale Definition 5,000 4,500 4,000 3,500 3,000 Jan'95 Jan'96 Jan'97 Jan'98 Jan'99 Jan'00 Jan'01 Jan'02 Jan'03 Jan'04 Jan'05 Jan'06 Jan'07 Jan'08 Jan'09 Jan'10 Saisonbereinigt nach Bundesbank bzw. Eurostat Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 31.05.2010 12 11 Situation am Finanzmarkt • Gesunkene Kreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen • Gefahr einer weiter erodierenden Eigenkapitalbasis der Banken Hohe Abschreibungen Gefahr eines Aktienkursverlustes • Implizite Absicherung privater Risiken durch die Öffentlichkeit => marktwirtschaftlicher Sanktionsmechanismus ausgeschaltet und durch staatliche Versicherung ersetzt Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 27.04.2010 13 Konsequenzen für die öffentlichen Haushalte • Lage der öffentlichen Haushalte deutlich verschlechtert durch Æ konjunkturbedingte Mindereinnahmen und Mehrausgaben in Folge ergriffener Maßnahmen zur Konjunkturstützung und Bankenrettung • Mittelfristiger Anstieg der Schuldenstandsquote in Deutschland auf rund 80% des BIP • Der Fast-Staatsbankrott Griechenlands, Islands, Ungarns und Lettlands lässt Befürchtungen auch für andere Länder aufkommen Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 27.04.2010 14 12 Japan Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 31.05.2010 31.05.2010 Estland Bulgaria Luxembourg Romania Denmark Slovakia Czech Republic Lithuania Slovenia Sweden Prof. Dr. Christoph M. Schmidt Finland Latvia Poalnd Cyprus Netherlands Spain Malta Austria USA Germany EU Hungary United Kingdom France Ireland Euro Area Portugal Belgium Italy Bulgaria Sweden Estland Denmark Hungary Luxembourg Finland Malta Germany Italy Austria Slovakia Netherlands Czech Republic Belgium Rumania Cyprus Euro Area EU Slovenia Poland France Portugal Japan Spain Lithuania UK Latvia Greece USA Ireland 0 Greece Öffentliche Defizite In Relation des Bruttoinlandsprodukts -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 Federal Ministry of Finance, Monthly Report March 2010 (status quo: November 2009) 15 Öffentliche Verschuldung In Relation des Bruttoinlandsprodukts 200 150 100 50 0 Federal Ministry of Finance; Monthly Report March 2010 (status quo: November 2009) 16 13 Schuldenstand und Defizitquote in Deutschland Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 17 2. Konsequenzen für den Mittelstand 2.1 Heterogenität des Mittelstands • KMU: nach konventioneller deutscher Definition (alle Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten) ca. 3,2 Mill. bzw. > 99% aller Unternehmen • Mittelstand bzw. KMU stellen sich als äußerst heterogene Gruppierung dar: „Den Mittelstand“ gibt es nicht: Das Spektrum reicht vom wohl situierten mittelständischen Familienbetrieb bis hin zu Kleinstbetrieben mit prekärer wirtschaftlicher Existenz und geringer Überlebenschance Auswirkungen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf den Mittelstand stellen sich stets höchst differenziert dar Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 18 14 2.2 Sektoralspezifische Entwicklungen • Betroffenheit von der Wirtschaftskrise ist stark von der Position der betreffenden KMU im Prozess der volkswirtschaftlichen Leistungserstellung abhängig Sehr stark betroffen: direkt exportierende KMU und Zulieferer exportierender Großunternehmen im Verarbeitenden Gewerbe und der exportierenden Dienstleistungswirtschaft (< 300.000 Unternehmen) Mittelstark betroffen: KMU des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes (< 350.000 Unternehmen) Ebenfalls betroffen, aber im Allgemeinen in deutlich geringerem Maße: die weitaus meisten auf lokale & regionale Märkte orientierten KMU, welche Güter/Dienstleistungen für den privaten Verbrauch erstellen (ca. 2,5 Mill. Unternehmen) • Drastische Umsatzeinbußen in einer Reihe von stark exportabhängigen Branchen: z.B. Maschinenbau, Elektroindustrie, Chemische Industrie, Transportgewerbe, Softwareindustrie Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 19 KfW-ifo-Geschäftsklima kleiner und mittlerer Unternehmen nach Branchen Jahresdurchschnitte Verarbeitendes Gewerbe Bauhauptgewerbe 40 Saldo [Prozentpunkte] Saldo [Prozentpunkte] 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 30 20 10 0 -10 -20 -30 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quartalswert 09/Q4 Quartalswert 09/Q4 Großhandel 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 Saldo [Prozentpunkte] Saldo [Prozentpunkte] Einzelhandel 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quartalswert 09/Q4 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quartalswert 09/Q4 Quelle: MittelstandsMonitor 2010: 15. Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 20 15 2.3 Mittelstand versus Großunternehmen • Mittelständisches Geschäftsklima war 2009 zwar schlecht, aber durchaus nicht schlechter als in „normalen“ konjunkturell schwachen Jahren • Im Vergleich zu den Großunternehmen deutlich günstigere wirtschaftliche Entwicklung des Mittelstandes in der Krise • Rezession hat vor allem die außenhandelsorientierten Branchen ereilt, Stimmung in den Binnenbranchen dagegen wesentlich günstiger • Konjunkturelles Umfeld bleibt auch für den Mittelstand weiterhin fragil Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 21 Mittelstandsspezifische Konjunkturindikatoren Auftragslage, Creditreform Saldo [Prozentpunkte] Saldo [Prozentpunkte] KfW-ifo-Geschäftsklima KMU 30 20 10 0 -10 -20 50 40 30 20 10 0 -10 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quartalswert 09/Q4 Mittelwert (Auftragslage) 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 Umsatzlage, Creditreform Saldo [Prozentpunkte] Saldo [Prozentpunkte] KfW-ifo-Geschäftslage KMU 40 20 0 -20 -40 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quartalswert 09/Q4 Mittelwert (Umsatzlage) Umsatzerwartungen, Creditreform Saldo [Prozentpunkte] Saldo [Prozentpunkte] KfW-ifo-Geschäftserwartungen KMU 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quelle: MittelstandsMonitor 2010: 6. Prof. Dr. Christoph M. Schmidt Quartalswert 09/Q4 40 20 0 -20 -40 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Mittelwert (Umsatzerwartungen) 08.06.2010 22 16 Relativer KfW-ifo-Mittelstandsindikator Differenz des Geschäftsklimas von KMU und Großunternehmen Saldendifferenz [Prozentpunkte] 15 12 9 6 3 0 -3 -6 -9 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Quartalswert 09/Q4 Quelle: MittelstandsMonitor 2010: 11. Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 23 2.4 Finanzierungsengpässe infolge der Krise Indizien für erschwerten Zugang der KMU zu externen Finanzierungsquellen in 2008/09, hierfür allerdings überwiegend anekdotische Evidenz Es wäre jedoch verfehlt, von einer generellen Kreditklemme für den Mittelstand in der Krise in Deutschland zu sprechen • Breites Spektrum von Finanzierungsangeboten für KMU im deutschen Finanzsystem (Hausbanken, Mittelstandsprogramme der KfW, Länderprogramme) • Bankstabilisierungsaktivitäten des Bundes haben 2008 das Schlimmste verhindert • Sonderprogramme für in Not geratene Unternehmen haben in einigen kritischen Fällen KMU vor Liquiditätsengpässen bewahrt • Insbesondere KMU, die bereits vor der Finanzkrise in wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren, sind in den Sog der Krise geraten Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 24 17 2.5 Strukturwandel der Mittelstandsfinanzierung • Die Mittelstandsfinanzierung erfährt längerfristig einen tiefgreifenden Wandel, der durch die Krise allenfalls beschleunigt, aber nicht ausgelöst wird • Hintergrund: Strategische Neuorientierung des Kreditgeschäfts der Banken - realistische Bewertung der Risiken, stärker differenzierte Finanzierungskonditionen • Aus Unternehmensperspektive: erhöhte Bedeutung der Eigenkapitalausstattung, extrem niedrige Eigenkapitalquoten sind in Zukunft kein tragfähiges Finanzierungsmodell Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 25 3. Fazit • Die Wirtschaftspolitik sollte die Konjunktur in 2010 weiter stützen, muss aber den anstehenden Exit aktiv vorbereiten! • Sie sollte zudem sinnvolle Zukunftsinvestitionen auf den Weg bringen, um das Wachstum zu beflügeln. Dazu bedarf es einer Balance aus Regulierung und Loslassen, also weder einfach mehr noch einfach weniger Staat. • Der Mittelstand ist insgesamt in geringerem Maße von der Krise betroffen als die Großunternehmen. • Die Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand haben sich infolge der Krise temporär verschlechtert; von einer „Kreditklemme“ kann allerdings keine Rede sein. • Die Mittelstandsfinanzierung unterliegt einem strukturellen Wandel, der durch die Krise allenfalls beschleunigt, aber nicht ausgelöst wurde. Prof. Dr. Christoph M. Schmidt 08.06.2010 26 18 Jahresgutachten 2009/10 und Expertise 2009 des SVR unter www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de Konjunkturbericht des RWI und Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2010 unter www.rwi-essen.de 19 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen 2 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierungen für mittelständische Unternehmen Cornelius Thor Zusammenfassung des Herausgebers Der Vortrag zeigt interessante Finanzierungsalternativen für mittelständische Unternehmen auf. Dabei geht es um Finanzierungsinstrumente, die bisher eher bei großen Unternehmen anzutreffen sind, nämlich Anleihen und Genussrechte, die als Alternative zum klassischen Bankkredit über den Kapitalmarkt beschafft werden können und zwar zunehmend auch von kleineren Unternehmen. Damit können Bankkredite abgelöst werden oder auch neue Finanzierungsquellen, die für das Wachstum des Unternehmens benötigt werden, in Anspruch genommen werden. Die Eigenkapitalquoten sind in Deutschland immer noch recht niedrig, haben sich aber in den letzten zehn Jahren deutlich auf etwa 25% der Bilanzsumme verbessert. Der Referent erläutert die rechtlichen Bedingungen für Bankkredite nach den Abkommen Basel I und Basel II. Wesentlich geht es nach diesen Finanzabkommen um die berechneten Ausfallwahrscheinlichkeiten für Kredite. Das Kreditvolumen der Kreditinstitute ist in der Eurozone aktuell mehr oder weniger deutlich rückläufig. Dieser Trend ist auch in Deutschland zu beobachten. In den nächsten zwei Jahren werden volkswirtschaftlich erhebliche Refinanzierungsnotwendigkeiten im mittelständischen Gewerbe erwartet. Hier sind insbesondere auslaufende Mezzanine-Finanzierungen zu nennen, für welche Anschlussfinanzierungen erforderlich sein werden. Nach Darstellung des Referenten ist für mittelständische Anleihe- und Genussrechtsemissionen in den letzten zwei Jahren ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Der Vortrag geht zunächst auf die Anleihe als Finanzierungsinstrument ein. Ausführlich werden die Ausstattungsmerkmale dieser Finanzierungsform erläutert. Daraus werden die Vorteile verschiedener Anleiheformen für deren unterschiedliche Zwecke abgeleitet. Neben einer Abgrenzung zum Bankkredit werden die Vorteile und Nachteile anhand von Emissionen der jüngeren Vergangenheit aufgezeigt. Dabei spielt nach Ansicht des Referenten die Streuung der Finanzierungsrisiken eine nicht unerhebliche Rolle. Den Vorteilen der Anleihenfinanzierung werden ihre Nachteile gegenübergestellt. Hier werden insbesondere genannt die relativ hohen Kosten sowie das Platzierungsrisiko am Kapitalmarkt. Als weiteres Finanzierungsinstrument stellt der Referent die Genussrechte vor. Die begrifflichen Merkmale und die inhaltliche Ausgestaltung von Genussrechten werden im Einzelnen erläutert. Die Bilanzvorteile und die Steuervorteile der Genussrechte werden im Vortrag besonders herausgestellt. Daneben wird der übliche zeitliche Rahmen für eine Platzierung aufgezeigt. 20 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Insgesamt können die Bilanzen durch die vorgestellten Finanzierungsinstrumente eine deutliche Verbesserung erreichen, da auf der Passivseite der Bilanz eine Diversifizierung von Fremdfinanzierungsmitteln erreicht wird. Der Referent stellt abschließend die wesentlichen Voraussetzungen für eine Finanzierung mittels Anleihen oder Genussrechten dar. Hierbei geht es hauptsächlich um eine gute Ertragsfähigkeit des emittierenden Unternehmens, eine bestimmte Mindestgröße des Unternehmens, die für die vorgestellten Finanzierungsinstrumente jeweils unterschiedlich definiert wird, und eine qualitativ angemessene Finanzinformation gegenüber Kapitalgebern. 21 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen 1. Einleitung und Themenabgrenzung Die Finanzierung von Unternehmen kann auf unterschiedlichste Arten und Weisen erfolgen, von denen jede Vor- und Nachteile birgt. Einige Finanzierungsinstrumente, die bislang für den deutschen Mittelstand eine noch eher untergeordnete Rolle spielen, werden hier näher beleuchtet, um Unternehmer wie Investoren für interessante Alternativen zu sensibilisieren. Im Fokus der Betrachtung stehen Anleihen und Genussrechte als Finanzierungsinstrumente für den deutschen Mittelstand. Es wird dargelegt, dass neue Finanzierungswege für mittelständische Unternehmen genutzt werden müssen, welche Vor- und Nachteile mit der Finanzierung über Anleihen und Genussrechte verbunden sind und welche Voraussetzungen Emittenten dieser Wertpapiere erfüllen sollten. Formen der Außenfinanzierung Eigenkapital • Börsengang Mezzanine Herkömmlich Fremdkapital Langfristig Kurzfristig Herkömmlich Herkömmlich • Venture Capital • Nachrangdarlehen • Private Equity • Wandeldarlehen • Stille Beteiligung • Vorzugskapital • Bankdarlehen • Kontokorrent • Genussrechtskapital • Projektfinanzierung • Betriebsmittelkredit Alternativ/Kapitalmarkt Alternativ/Kapitalmarkt • Nachrang-Anleihen • Anleihe • Factoring • Wandelanleihen • Schuldverschreibung • Leasing • Genussrechte • Schuldscheindarlehen • Genuss-Scheine • ABS/Verbriefung • Vorzugsaktien • Leasing Schafft Wege und Möglichkeiten für den Mittelstand, Finanzierung über Anleihen, Genussrechte und Schuldscheindarlehen unternehmerisch zu gestalten Alternativ Abbildung 1: Formen der Außenfinanzierung Von entscheidender Bedeutung – dies sei vorangestellt – ist aber nicht, dass die eine oder andere Finanzierungsform grundsätzlich vorteilhaft ist, sondern dass Unternehmen heute ihre Finanzierungsrisiken streuen müssen. Nahezu jeder Unternehmer ist bemüht, seine Ertragsquellen zu diversifizieren, sei es durch einen breiten Kundenstamm, eine umfangreiche Produktpalette oder beides. Dieses Bemühen ist auf der Passivseite der Bilanzen deutscher Mittelständler nur selten zu erkennen. Neben der häufig recht dünnen Eigenkapitaldecke und Lieferantenverbindlichkeiten spielt die Hausbank, mitunter auch mehrere Banken, die entscheidende Rolle. Die Vorteile einer engen und vertrauensvollen 22 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Zusammenarbeit mit Banken werden immer eine tragende Rolle in der Unternehmensfinanzierung spielen. Das Begeben in ein Abhängigkeitsverhältnis und die damit einhergehende Beschneidung der unternehmerischen Freiheit sollte aber weitgehend vermieden werden. Die Tatsache, dass auch langjährige und gute Bankbeziehungen, gerade in den letzten zwei Jahren massiven Schaden genommen und angerichtet haben, ist unumstritten. Die Kürzung oder Streichung von Kreditlinien und die Fälligstellung von Darlehen in der jüngeren Vergangenheit mit Risikoscheu oder Profitgier der Banken zu begründen ist sicherlich falsch, denn die aufsichtsrechtlichen Auflagen im Bankengewerbe haben einen Gutteil des Handelns der Kreditinstitute faktisch erzwungen. Dies bezieht sich insbesondere auf die aufsichtsrechtliche Verschärfung der risikoabhängigen Eigenkapitalunterlegungsvorschriften unter Basel II, die – gepaart mit der Vernichtung von Eigenkapital der Banken im Zuge der Finanzmarktkrise – eine stark negative Dynamik für die Kreditvergabepraxis an den Mittelstand entfaltet hat. Anleihen und Genussrechte sind eine Möglichkeit, um Teile des gesunkenen Kreditvolumens und der rigiden Kreditvergabepraxis zu kompensieren, aber auch, um die Risikoeinschätzung der Banken zu verbessern und damit neue Kreditvolumina zu mobilisieren. 2. Der Markt für Mittelstandsfinanzierung Die Finanzierung über Fremdkapital, das zum überwiegenden Teil über Banken bereitgestellt wird, spielt nach wie vor die tragende Rolle in der Mittelstandsfinanzierung. Als Reaktion auf die stärkere Risikoorientierung der Banken unter Basel II hat der deutsche Mittelstand zwar die Eigenkapitalquoten in den letzten Jahren auf rund 25% gesteigert (vgl. Abb. 2), liegt damit aber noch immer hinter dem europäischen Durchschnitt von ca. 40% oder dem USAmerikanischen von etwa 50%. Abbildung 2: Entwicklung der Eigenkapitalquoten deutscher Unternehmen Quelle: Deutsche Bundesbank Während zuletzt die Finanzierung für mittelständische Unternehmen in Deutschland „nur“ teurer war, als für die besser kapitalisierten ausländischen Wettbewerber oder für deutsche Großunternehmen, liegt die Herausforderung heute darin, überhaupt ausreichend Fremdmittel zu erhalten. Grund hierfür sind insbesondere die verschärften Eigenkapitalunterlegungsvorschriften für Banken unter Basel II und die Verluste der Banken aus Abschreibungen im Zuge der Finanzkrise. 23 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Eigenkapitalunterlegung bedeutet, dass jede Ausleihung einer Bank zu einem gewissen Anteil das Eigenkapital der Bank bindet und als Risikopuffer dient, wenn ein Kredit ausfällt. Je höher das Ausfallrisiko der Ausleihung von der Bank eingeschätzt wird, desto mehr Kapital muss aufsichtsrechtlich hinterlegt werden. Im Vergleich zu Basel I steigt der Bedarf an regulatorischem Kapital unter Basel II überproportional für Kredite mit einem Rating unter BB- (vgl. Tab. 1) und somit auch die Margenanforderungen an die Kreditnehmer. Bedarf an regulatorischem Kapital (Basel II versus Basel I) nach Ratingklassen AAA+ bis AA- A+ bis A- BBB+ bis BB- Unter BB- 20% 50% 100% 150% 100% 100% 100% 100% Basel II Basel I Tabelle 1: Risikogewichte für Eigenkapitalunterlegung nach Basel I und Basel II Die Ausfallrisiken für Kredite werden meist über die Notenskala von AAA (Ausfallwahrscheinlichkeit sehr gering) bis C/CCC (Ausfallwahrscheinlichkeit sehr hoch) abgebildet. Da die meisten Mittelstandskredite in der Kategorie B- (Ausfallwahrscheinlichkeit hoch) eingestuft sind, ist der Bedarf an regulatorischem Kapital für eine regulierte Bank mit einem großen Mittelstandkreditgeschäft signifikant. Kurz und gut: Mittelstandsfinanzierungen sind auf Grund der hohen Eigenkapitalbindung auch für Banken ein teures Geschäft. Kredite an Schuldner, bei denen das Verhältnis zwischen erzielter Zinsmarge und dem von der Bank zu hinterlegenden Eigenkapital am schlechtesten ist, werden dabei aus rein ökonomischen Gründen zuerst reduziert. Da der Mittelstand die für eine Bank attraktiven Zinsmargen häufig nicht zahlen kann, ist davon auszugehen, dass die Banken ihr Geschäft für „B“ geratete Kredite selektiver ausrichten werden, was wiederum zu einer Reduzierung ihres Mittelstandskreditgeschäfts führen wird. Besonders hart treffen den Mittelstand in diesem Zusammenhang die Auswirkungen der Finanzmarktkrise. Das Eigenkapital der Banken ist durch massive Abschreibungen auf Wertpapiere substanziell geschrumpft. Die erhöhten Eigenkapitalanforderungen bei gleichzeitig deutlich gesunkenem vorhandenem Eigenkapital und derzeit generell geringer Risikobereitschaft forcieren das Verhalten der Kreditinstitute hinsichtlich der rigiden Kreditvergabe an den Mittelstand. Diese Entwicklung hat sich bereits deutlich in der Entwicklung der Kreditportfolien der EuroBanken niedergeschlagen. Die Ausleihungen der Banken in der Eurozone sind im vergangenen Jahr um rund 5% (vgl. Abb. 3) gesunken, deutsche Kreditinstitute verringerten ihre Ausleihungen an inländische Unternehmen und Selbsttändige in 2009 um rund 1% (vgl. Tab. 2). Die Erwartungen für 2010 sind, nicht zuletzt wegen weiterhin bestehenden Abschreibungsbedarfs (vgl. Abb. 4) in der Wertpapierportfolien, höchst ungewiss. 24 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Kreditportfoliowachstum der Banken Eurozone In % UK Abschätzung der weltweiten Kredit Abschreibungen in USD Mrd. US 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 US UK Eurozone Other Mature Europe Banks Asia 2002-2007 average actual lending Quelle: IWF 2008 actual lending 2009 projected lending capacity 2010 projected lending capacity 0 200 400 600 800 1000 1200 $1,300bn – Writedowns to H1 2009 $1,500bn – Writedowns remaining end 2010 $2,800bn - Total Abbildung 3 und Abbildung 4: Entwicklung der Kreditportfolien der Banken und Abschreibungsbedarf Die Verringerung der Ausleihungen von Banken an Unternehmen in 2009 ist ein in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands beispielloses Ereignis und zeigt seine Auswirkungen insbesondere dann, wenn die Entwicklung der Kreditportfolien auf Branchen heruntergebrochen wird. In einer Untersuchung von Anleihen Finder (vgl. Tab. 2) auf Basis von Daten der Bundesbank vom Dezember 2009 zeigte sich, dass bei einem insgesamt um 1% sinkenden Kreditvolumen, die mittelständisch geprägten Branchen teilweise deutlich höhere Rückgänge zu verzeichnen hatten. Betrachtet man einzig die Gesamtentwicklung des Kreditvolumens, so kommt die Verringerung um 1% nicht unerwartet, schließlich sind auch das BIP und die volkswirtschaftlichen Investitionen in 2009 deutlich gesunken. Auf Branchen heruntergebrochen zeigt sich aber, dass mit den sinkenden Gesamtausleihungen eine starke Verlagerung in die sogenannten nicht zyklischen Sektoren stattgefunden hat. Dies sind insbesondere das Versicherungsgewerbe, der Energiesektor, Telekommunikation, die Nahrungsmittelbranche und die Landwirtschaft. Hier erwarten die Kreditinstitute auch in der Krise stabile Einnahmen und damit geringe Ausfallrisiken, da – bildlich gesprochen – auch in der Krise gegessen und geheizt wird. Gerade aber diese Branchen sind kaum mittelständisch geprägt und hier stieg das Kreditvolumen um rund 23% in 2009 (vgl. Tab. 2). 25 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen In € Mrd. 12/08 12/09 +/in € +/in % Kredite an inländische Unternehmen 1.831 1.813 -18 -1,0% Kredite in mittelstandsnahen Branchen 1.470 1.369 -101 -6,9% Kredite in mittelstandsfernen Branchen 361 444 +83 +22,8% 12/08 12/09 +/in € +/in % 131 145 +14 +10,7% Baugewerbe 64 75 +11 +17,3% Land- & Forstwirtschaft 42 44 +2 +5,4% Nahrungsmittel 25 26 +1 +3,2% In € Mrd. Mittelstandsnahe Branchen/Kreditwachstum 12/08 12/09 +/in € +/in % 1.338 1.223 -115 -8,6% 21 16 10 8 -5 -2 -23,4% -19,7% 7 6 -1 -18,8% Gummi & Kunststoff 18 15 -3 -15,5% Elektrogüter 23 20 -3 -13,8% 199 173 -26 -13,2% 32 29 -3 -8,8% 926 861 -65 -7,1% In € Mrd. Mittelstandsnahe Branchen/Kreditabnahme Chemie & Öl Glas & Keramik Textil & Bekleidung Handel & Handwerk Holz, Papier und Recycling Dienstleistungen & freie Berufe Maschinen- und Fahrzeugbau 67 63 -4 -6,3% Metallerzeugung & Bearbeitung 35 33 -2 -5,1% 12/08 12/09 +/in € +/in % 361 444 83 22,8% In € Mrd. Mittelstandsferne Branchen Finanzdienstl. Versicherungen 188 253 66 35,0% Energie & Bergbau 76 92 16 21,7% Verkehr & Nachrichtenübermittlung 98 98 0 0,3% Tabelle 2: Entwicklung der Bankkredite an deutsche Unternehmen und Selbsständige in 2009 Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen, Stand 31.12.2009 In den mittelständisch geprägten Sektoren hingegen sanken die Ausleihungen in 2009 um fast 7%. Prozentual zeigt sich der höchste Rückgang (23,4%) in der chemischen Industrie, absolut betrachtet haben die „Dienstleister & freien Berufe“ mit € 65 Mrd. den höchsten Wegfall an Krediten zu verkraften. Einzige Ausnahme bildet der Bausektor, der wegen öffentlicher Investitionsmaßnahmen und günstiger Baufinanzierungen eine Belebung erlebt hat. Die in Tabelle 2 aufgeführten Daten umfassen zudem die Ausleihungen an alle inländischen Unternehmen, also auch die in der Bonität meist höher eingestuften Großunternehmen. Auch wenn die Datengrundlage für eine Analyse nach Branchen und Unternehmensgröße nicht besteht, so liegt auf Grund der Basel II-Mechanik die Vermutung nahe, dass die Verringer26 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen ung der Ausleihungen bei großen Unternehmen geringer und im Mittelstand entsprechend höher war. Dies würde die subjektive Wahrnehmung mittelständischer Unternehmer, die offen von der Kreditklemme sprechen, objektiv untermauern. In der Folge stünde hier eine tatsächliche Gefährdung der Wirtschaftskraft des deutschen Mittelstands – des oft beschworenen Rückgrats der deutschen Wirtschaft und des größten Arbeitgebers der Nation. Sinkende Kreditvolumina alleine durch erhöhtes Engagements der Förderbanken – allen voran der KfW – auszugleichen, scheint unrealistisch, zumal die Fülle an Kreditanträgen administrativ kaum zu bewältigen wäre. Diametral entgegengesetzt hierzu steht der Finanzierungsbedarf für den Mittelstand, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern bzw. um fällige Kredite abzulösen. Die Ratingagentur Standard & Poors (S&P) schätzt, dass in den niedrigeren – mittelständischen – Ratingklassen allein zur Ablösung bestehender Finanzierungen in den kommenden Jahren rund EUR 30 Mrd. neue Mittel pro Jahr benötigt werden (vgl. Abb. 4). Eine weitere Herausforderung stellt die Refinanzierung der bis 2015 weitenteils auslaufenden Standard-Mezzanine Programme, wie PREPS von der HypoVereinsbank (UniCredit) oder H.E.A.T. von der HSBC dar. Die Programme wurden im Wesentlichen von 2004 bis 2007 aufgelegt und bestehen überwiegend aus unbesicherten, endfälligen Darlehen mit einer Laufzeit von fünf bis sieben Jahren. Diese Programme haben einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Kapitalstruktur des Mittelstands geleistet, haben sich aber für den Mittelstand als zu unflexibel erwiesen und sind in der Folge durch individuelle Mezzanine Anbieter aus dem Markt verdrängt worden. Nichtsdestoweniger müssen vor allem in 2011 und 2012 insgesamt gut EUR 5 Mrd. von diesen Standard-Mezzanine Finanzierungen abgelöst werden (vgl. Abb. 6). Finanzierungsbedarf von Firmen „Sub-Investment Grade“ Rating (EU) Standard-Mezzanine” Refinanzierungsbedarf (Deutschland) €4,000 3,781 €3,500 € Mrd. €3,000 €2,500 €2,000 1,675 €1,500 851 €1,000 621 473 €500 314 €0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: S&P Abb. 5 und Abb. 6: Finanzierungsbedarf mittelständischer Unternehmen Das sinkende Kreditangebot auf der einen und die tendenziell steigende Kreditnachfrage auf der anderen Seite haben in der jüngeren Vergangenheit einige Unternehmen in die Illiquidität getrieben und deren Fortführung erschwert oder unmöglich gemacht. Dies war insbesondere dann der Fall, wenn die Unternehmen schon im Vorfeld operative Fehlentscheidungen getroffen hatten oder sich in einem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis befanden und nicht 27 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen mehr schnell genug reagieren konnten. Andere Unternehmen haben sich frühzeitig um alternative Finanzierungsquellen bemüht, so dass insbesondere der Markt für Factoring und Leasing große Wachstumsraten verzeichnete. Der Deutsche Factoring Verband e.V. registrierte bei seinen Mitgliedsunternehmen einen Kundenzuwachs von 5.450 Kunden in 2008 auf 8.840 Kunden in 2009 (62%) und das Verhältnis von angekauften Forderungsbeständen zum BIP verzehnfachte sich in den letzten Jahren von 0,4% auf 4%. Durch Leasing finanzierte Investitionen nahmen in 2009 nach Angaben des Bundesverbands deutscher Leasingunternehmen e.V. zwar, analog des Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Investitionen, um 22% ab, dennoch wird in den kommenden Jahren mit einem erheblichen Substitutionseffekt von Kreditfinanzierungen gerechnet. Ein anderer Profiteur des sinkenden Kreditvolumens und der geringeren Risikobereitschaft der Kreditinstitute sind Private Equity Gesellschaften, die auch mittelständischen Unternehmen Eigenkapital – in der Regel zeitlich befristet – zur Verfügung stellen. Private Equity Investoren sind aber häufig für mittelständische Unternehmensgrößen und -kulturen ungeeignet, da ihre Strategie zur Erzielung entsprechender Zielrenditen meist auf den späteren Verkauf von Mehrheitsanteilen angewiesen ist. Das geht nicht immer mit den Interessen der Gesellschafter mittelständischer Unternehmen konform. Mit anderen Worten: Im Bereich der kurzfristigen Finanzierung stellen Factoring und Leasing eine echte Alternative dar, für langfristige Finanzierungen gibt es eine Reihe von Möglichkeiten der Eigenkapitalbeschaffung. Für langfristige Finanzierungen im Mittelstand mit Fremdkapital- oder Mezzaninecharakter gibt es nur wenige Möglichkeiten, wegbrechende Bankfinanzierungen zu kompensieren. In eben diesem Umfeld hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich der Kapital-markt für mittelständische Anleihen und Genussrechte entwickelt. Großunternehmen nutzen seit langem den Kapitalmarkt zur Beschaffung von langfristigem Fremd- und Mezzaninekapital. Dabei sind Anleihen jedweder Ausstattung (z.B. Festzinsanleihen, Nullkupon-Anleihen, Floater) ein langjährig erprobter Weg zur Fremkapitalbeschaffung. Vorzugsaktien, Wandel- und Aktienanleihen werden seit langem zur Beschaffung Mezzaninekapital eingesetzt. Mit zunehmender Manifestation der Finanzmarktkrise stieg das Volumen von Anleiheemissionen deutscher Unternehmen als Reaktion auf die zurückhaltende Kreditvergabe explosionsartig von € 15 Mrd. in 2007 auf € 95 Mrd. in 2008 (vgl Graphik VII). Auch in 2009 blieben die Emissionsaktivitäten auf Höchstniveau. 28 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen € Mrd. 250 In € Mrd. Anleihen in Umlauf AnleiheEmissionen Mittelstands Emissionen 2001 22 11 na 2002 37 18 na 2003 55 23 na 2004 74 32 0,31 2005 84 24 0,43 2006 100 30 0,18 2007 96 15 0,36 2008 179 95 0,36 2009 227 75 0,59 200 150 Volumen in Umlauf 100 Neu-Emissionen 50 20 09 20 08 20 07 20 06 20 05 20 04 20 03 20 02 20 01 0 Quelle: Dt. Bundesbank, Anleihen Finder, Stand 31.12.2009 Abbildung 7: Entwicklung des deutschen Marktes für Unternehmensanleihen und mittelständische Emissionen Mittelständische Anleihe- und Genussrechtsemissionen machten auf Basis der Anleihen Finder zur Verfügung stehenden Informationen nur einen vergleichsweise geringen Anteil des gesamten Emissionsvolumens aus. Allerdings stieg das Emissionsvolumen in 2009 um 25% von € 360 Mio. auf € 450 Mio. (vgl. Abb. 7); es wurden Anleihen und Genussrechte mit Emissionsvolumina von € 1 – 100 Mio. erfolgreich platziert. In 2010 wurden bis zum heutigen Zeitpunkt (März 2010) Anleihen und Genussrechte mit einem Volumen von rund EUR 300 Mio. von mittelständischen Unternehmen emittiert, so dass ein Gesamtemissionsvolumen von rund EUR 1 Mrd. zum Jahresende zu erwarten steht. Die Zurückhaltung des Mittelstands bei der Emission von Anleihen und Genussrechten ist derzeit noch getrieben durch die vermeintlich hohen Kosten für Strukturierung und Platzierung sowie durch die Befürchtung, durch transparentes Reporting Betriebsgeheimnisse zu offenbaren. Gerade in den letzten Jahren aber haben sich einige Finanzdienstleister auf mittelständische Emissionen spezialisiert, so dass die Kosten für Strukturierung und Platzierung wettbewerbsbedingt substanziell gesunken sind und der Kostensensitivität des Mittelstands Rechnung tragen. Bezüglich der Reportinganforderungen und Veröffentlichungspflichten sind die Anforderungen an die Unternehmen mittlerweile kaum mehr oder weniger hoch, gleichgültig ob diese Wertpapieremittenten sind oder nicht. Es hat sich in den letzten zwei Jahren gezeigt, dass die Emission von Anleihen und Genussrechten das Wegbrechen langfristiger Kreditfinanzierung in Teilen kompensieren kann. Allerdings befindet sich dieses Marktsegment noch in den Kinderschuhen und das Vertrauen von Unternehmen in die Eignung dieser Instrumente für die eigene Finanzierung sowie das Vertrauen von Investoren in die Risiko-Rendite-Relation dieser Anlageform müssen noch wachsen. 29 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen 3. Anleihen als transparentes Finanzierungsinstrument für den Mittelstand Begriff der Anleihe und rechtliche Rahmenbedingungen Eine Anleihe (synonym: Bond, Rentenpapier, Obligation) ist ein verbriefter, gestückelter Kredit, dessen einzelne Stücke vom Emittenten auf verschiedenen Wegen an Investoren veräußert werden können. Anleihen sind nicht börsenpflichtig, d.h. sie können, müssen aber nicht am geregelten Markt notieren. Im Gegensatz zur Aktie erwirbt der Käufer der Anleihe keinen Unternehmensanteil, sondern gewährt Fremdkapital. Der Anleger erwirbt gegen Zahlung des Kaufpreises der Anleihe den schuldrechtlichen Anspruch auf Rückzahlung des Nominalbetrags und auf Zinsen in Form von Kuponzahlungen. Die Konditionen von Anleihetransaktionen werden in Einzel- oder Sammelurkunden festgelegt und ggf. in einem Prospekt beschrieben. Der Prospekt muss alle Angaben enthalten, um dem Anleger die Bildung eines zutreffenden Urteils über Wertpapier und Emittent zu ermöglichen. Die Prospektpflicht entfällt, wenn eine Anleihe im Zuge einer Privatplatzierung weniger als 100 qualifizierten Investoren angeboten wird, oder wenn der Mindestinvestitionsbetrag oder die Stückelung EUR 50.000 übersteigen. Prospektpflichtige Emissionen notieren üblicherweise mit einer Mindeststückelung und einem Mindestinvestitionsbetrag von EUR 1.000. Zusätzlich verlangt die Zulassung zum Handel am geregelten Markt ein Rating, das die Risiken der Anleihe und die Bonität des Emittenten benotet. Ausstattungsmerkmale und Arten von Anleihen Abbildung 8: Risiko-Rendite Kontinuum ausgewählter Finanzierungsinstrumente Anleihen können bezüglich Laufzeit, Rang, Besicherung, Tilgung, Zinsvereinbarung und sonstigen Zusatzvereinbarungen stark variieren. Die Höhe des Zinses bzw. Kupons ist, neben der Bonität des Emittenten, abhängig von diesen Gestaltungsmerkmalen. 30 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Je nach-dem, ob die Käufer der Anleihe überwiegend schuldrechtliche Gläubigerrechte erhalten oder eher die Risiken eines Eigenkapitalgebers, sind die Zinskosten für den Emittenten niedriger bzw. höher. Die gängigsten Anleihearten – Ausstattung und Mittelverwendung Im Folgenden sind die gängigsten Arten von Anleihen im Hinblick auf die Ausgestaltung der Zahlungsströme, üblichen Ausstattungsmerkmalen und geeignete Finanzierungsvorhaben dargestellt. Diese Anleihearten decken gut 90% des weltweit emittierten Anleihevolumens ab, daher wird auf die Darstellung exotischerer Formen verzichtet. Festzins Anleihe Geld Zinsen / Kupon 7% p.a. / € 0,7 Mio. Tilgung € 10 Mio. Zeit Beispiel: Emission einer Unternehmensanleihe mit einem Volumen von EUR 10 Mio. und einer Laufzeit von 6 Jahren. Kupons in Höhe von 7% p.a. (EUR 0,7 Mio.) werden jährlich einmal fällig. Die Tilgung erfolgt am Ende der Laufzeit . Variable Anleihe/Floater (Basiszins + Marge) Geld Laufzeit: > 4 Jahre wenn langfristige Investitionen finanziert oder Kredite abgelöst werden müssen. Wegen der endfälligen Tilgung gut geeignet für die Finanzierung von Projekten, die mit geringerem Umsatz in der Anlaufphase. Zinsen: Fest, Höhe v.a. abhängig von Laufzeit und Bonität des Emittenten Zinstermine: jährlich oder halbjährlich Sicherheiten: keine dinglichen Sicherheiten, Negativerklärung Î neue Gläubiger dürfen ohne Zust. keine besseren Konditionen erhalten, als die Anleiheinhaber Rang: Meist erstrangig (senior), Nachrang (junior, subordiniert) ist möglich Ausstattung (Normalfall) Besonders geeignet… Laufzeit: > 4 Jahre Vgl. Festzinsanleihe. Außerdem kann die Finanzierung über eine variable verzinsliche Anleihe sinnvoll sein, um ein niedriges Zinsniveau zu nutzen. Jedoch geht der Emittent auch das Risiko steigender Basiszinsen ein. Tilgung: Endfällig Tilgung € 10 Mio. Zeit Emission € 10 Mio. Beispiel: Emission einer Unternehmensanleihe mit einem Volumen von EUR 10 Mio. und einer Laufzeit von 6 Jahren. Die jährlichen Kupons belaufen sich auch den 6-Monats-EURIBOR + 4%. Die Tilgung erfolgt am Ende der Laufzeit . Nullkuponanleihen Aufgelaufene Zinsen 7% p.a. Î € 3,3 Mio. Geld Besonders geeignet… Tilgung: Endfällig Emission € 10 Mio. Zinsen / Kupon 6M-EURIBOR + 4% Ausstattung (Normalfall) Zinsen: Variabel, Höhe v.a. abhängig von Basiszins und Bonität des Emittenten Zinstermine: jährlich oder halbjährlich Sicherheiten: keine dinglichen Sicherheiten, Negativerklärung Î neue Gläubiger dürfen ohne Zust. keine besseren Konditionen erhalten, als die Anleiheinhaber Rang: Meist erstrangig (senior), Nachrang (junior, subordiniert) ist möglich Ausstattung (Normalfall) Besonders geeignet… Laufzeit: > 4 Jahre um Transaktions- und Verwaltungskosten zu senken, da keine Kupons geleistet werden müssen. Wegen der langen Kapitalbindung und der hohen Zahlung am Laufzeitende können Nullkuponanleihen nur Emittenten mit guter Bonität (Kommunen, Unternehmen mit hohem Eigenkapital) begeben. Tilgung: Endfällig Tilgung € 6,7 Mio. Zeit Emission € 6,7 Mio. Beispiel: Emission einer Nullkuponanleihe mit einem Nominal von EUR 10 Mio., einer Laufzeit von 6 Jahren und 7% Zinsen. Die Anleihe wird zum abgezinsten Nominalwert (hier EUR 6,7 Mio.) begeben und am Ende der Laufzeit zum vollen Nominal (EUR 10 Mio.) getilgt. Zinsen: Fest, Höhe v.a. abhängig von Basiszins und Bonität des Emittenten Zinstermine: Am Ende der Laufzeit Sicherheiten: keine dinglichen Sicherheiten, Negativerklärung Î neue Gläubiger dürfen ohne Zust. keine besseren Konditionen erhalten, als die Anleiheinhaber Rang: erstrangig (senior) 31 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Cash Flows einer Wandelanleihe Ausstattung (Normalfall) Zinsen / Kupon 3% p.a. / € 0,3 Mio. Kein Cash Geld Laufzeit: > 4 Jahre Tilgung oder Tilgung: Endfällig oder durch Wandlung € 10 Mio. Zinsen: Fest, Höhe abh. von WandlungsZeit preis, Laufzeit, Bonität des Emittenten Wandlung Zinstermine: jährlich oder halbjährlich Emission € 10 Mio. € 10 Mio. Sicherheiten: Meist unbesichert Beispiel: Emission einer Unternehmensanleihe mit einem Volumen Rang: Meist nachrangig (junor, subordivon EUR 10 Mio. und einer Laufzeit von 6 Jahren. Kupons in Höhe niert), Erster Rang (senior) ist möglich von 3% p.a. (EUR 0,3 Mio.) werden jährlich einmal fällig. Der Anleiheinhaber hat ab dem 4. Jahr das Recht, die Anleihen im Wandlung: Der Inhaber hat das Recht, Verhältnis 1:10 (10 Aktien zu EUR 100 für eine Anleihe zu EUR 1.000 die Anleihe in Aktien zu einem festgezu tauschen. Die Tilgung erfolgt am Ende der Laufzeit, wenn der legten Ausübungspreis zu wandeln Anleiheinhaber sein Recht auf den Tausch in Aktien nicht ausübt. Besonders geeignet… wenn das Unternehmen vor einem Börsengang oder Verkauf steht. Der Wandlungspreis sollte so gesetzt sein, dass der Anleiheinhaber mit der Wandlung eine Zusatzrendite erwirtschaften kann, dafür erhält er weniger Zinsen. Der Investor erhält also eine gesicherte Beteiligungsoption, der Emittent eine im ggf. günstige Finanzierung. Abgrenzung zur Kreditfinanzierung Das Begeben von Anleihen entspricht wirtschaftlich, steuerlich und weitgehend auch rechtlich, der Aufnahme eines Kredits. Unterschiede finden sich im Strukturierungsprozess, den Gestaltungsspielräumen, der Übertragbarkeit sowie dem breiteren Adressatenkreis potenzieller Kreditgeber/Investoren. Die bedeutsamsten Unterschiede für den Emittenten bestehen wohl darin, dass Anleihen in der Regel nicht dinglich besichert werden, lange Laufzeiten aufweisen und endfällig getilgt werden. Darüber hinaus sind die Kosten für Strukturierung und Vertrieb je nach Art der Anleihe und gewähltem Emissionsverfahren höher als die Kosten der Kreditbeschaffung. Die Finanzierung über eine Anleihe erfordert also, um sich gegenüber dem Bankkredit zu rechnen, ein gewisses Mindestvolumen. Privatplatzierungen von Anleihen fanden zuletzt mit einem Volumen von EUR 1 Mio. statt, börsennotierte Emissionen mit EUR 10 Mio. Merkmal Anleihe Kredit Laufzeit 5 bis 30 Jahre, bei Unternehmensanleihen selten mehr als 15 Jahre 1 Tag bis 30 Jahre und mehr, bei Unternehmenskrediten selten mehr als 10 Jahre Volumen Ab EUR 1.000.000,kleinere Volumina möglich, aber unüblich Kein Mindestvolumen Kreditgeber / Investoren Institutionelle Investoren, darunter auch Banken und Privatpersonen Banken Art des Zinses/Kupons Alle Arten der Verzinsung möglich, in der Regel Festverzinsung. Bei einigen Emittenten sind Naturalzinsen möglich (Reduzierte Ticketpreise bei Fan-Anleihen) Alle Arten der Verzinsung möglich, bei Unternehmensfinanzierung meist variabel verzinslich (EURIBOR + Marge) Höhe des Zinses/Kupons Abhängig von der Bonität (Rating) des Emittenten und der Ausstattung der Anleihe. Je geringer die Bonität des Emittenten und je stärker der Eigenkapitalcharakter des Instruments, desto höher die Verzinsung und umgekehrt. Starken Einfluss hat die allgemeine Marktlage. Durch regionalen emotionalen Bezug zum Emittenten können Zinsvorteile gehoben werden. Abhängig von der Bonität (Rating) des Emittenten und der Ausstattung des Kredits. Je geringer die Bonität des Schuldners, desto höher die Verzinsung und umgekehrt. Kredite mit mezzaninen Merkmalen (Nachrangigkeit, Erfolgspartizipation) werden nur selten vergeben. Starken Einfluss hat die allgemeine Marktlage. Zahlungsperioden Meist jährlich oder halbjährlich Von monatlich bis jährlich Tilgung Endfällig Laufend oder endfällig; meist laufende Tilgung, ggf. mit tilgungsfreien Jahren Rang Alle Ränge möglich, in der Regel erstrangig, aber großes Volumen an nachrangigen Anleihen im Umlauf (Junior Bonds, Wandelanleihen etc.) Alle Ränge möglich, in der Regel erstrangig, nur wenig mezzanine Darlehen im Umlauf 32 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Merkmal Anleihe Kredit Besicherung In der Regel keine dingliche Besicherung, aber Negativerklärung In der Regel dingliche Besicherung, z.B. durch Grundpfandrechte, Sicherungs übereignungen, Forderungszessionen, Bürgschaften, Patronatserklärungen, Wertpapierverpfändung etc. Verbriefung Verbriefung in der Regel durch Globalurkunde, Begebung von effektiven Stücken möglich Einzelkredite werden in der Regel nicht verbrieft Börsennotierung/Hand el Grundsätzlich immer handelbar, Notierung zum Börsenhandel möglich aber nicht zwingend. Listing im Freiverkehr kostet € 15.000-20.000 Grundsätzlich nicht frei handelbar, Abtretung an andere Gläubiger auf dem Wege der Zession möglich, wenn nicht vertraglich ausgeschlossen Mittelverwendung Fest definiertes Finanzierungsvorhaben , z.B. Kauf eines Immobilienportfolios oder der Bau eines Windparks an einem festgelegten Ort Definierte Mittelverwendung bei Investitionskrediten , kein exakt definierter Verwendungszweck bei Betriebsmittelkrediten Vertragsgestaltung Ausstattungsmerkmale werden im Prospekt dargestellt und vom Käufer mit Zeichnung der Anleihe akzeptiert. Individuelle Vertragsverhandlungen beschränken sich in Ausnahmefällen auf den Zeichnungspreis. Kreditverträge werden meist zwischen den beteiligten Parteien individuell ausgehandelt. Dokumentation Verkaufsprospekt, Infomemo, Globalurkunde, Zeichnungsscheine, Zahlstellenverträge, Wertpapierbeurkundung Honorare für Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte (Due Diligence, Prospekterstellung), BaFin Genehmigung, Zahlstelle (Depotbank), Vertriebsprovisionen bei Fremdplatzierung Kreditvertrag, Sicherheitenverträge bzw. dokumentation Provisionen / Gebühren Bearbeitungs- und Prüfungsgebühren, Bereitstellungsprovision, Honorare für Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, Sicherheitenbestellung, ggf. Arrangierungsgebühren Tabelle 3: Abgrenzung Anleihe und Kredit in der Übersicht Vor- und Nachteile der Finanzierung über die Emission von Anleihen Anleihen bieten dem Emittenten wegen der üblichen Endfälligkeit hohe Liquiditätsvorteile und eignen sich auf Grund der geringeren Besicherungserfordernisse auch für Unternehmen, die nur über vergleichsweise geringe Vermögenspositionen verfügen, aber hohe Cash Flows generieren. Bei einigen Emittenten kann die Finanzierung über eine Anleihe auch substanzielle Zinsvorteile mit sich bringen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Käufer der Anleihe neben der finanziellen Vergütung in Form von Zinsen/Kupons, eine immaterielle Vergütung oder Naturalzinsen erhält. Beispiele für immaterielle Vergütungen finden sich bei Fan-Anleihen von Fußballclubs, bei denen Neue Vereinsheime, Stadien, Spielereinkäufe etc. über die Emission von Anleihen finanziert wurden (1. FC Nürnberg in 2010 / Alemannia Aachen in 2008). Die Fans erhalten neben dem Kupon einen höheren Fußballgenuss, wenn der Verein die Finanzierung sachgerecht einsetzt. Naturalzinsen wurden zuletzt bei Anleiheemissionen von Brauhäusern beobachtet. Der Anleger erhält neben dem Kupon eine gewisse Menge Bier pro gezeichnetem Stück, was für den Anleiheinhaber ein Äquivalent für den Kaufpreis des Biers bedeutet, für die Brauerei aber nur die Herstellkosten ausmacht. Solche Vergütungskomponenten bei der Bankfinanzierung nicht möglich. Generell sind die Gestaltungsspielräume bei der Anleihefinanzierung deutlich größer. Allerdings sollte jeder Emittent darauf bedacht sein, möglichst einfache und transparente Strukturen zu wählen, um das Instrument einem möglichst breiten Kreis von Anlegern zugänglich zu machen. Die 33 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen wesentlichen Vor- und Nachteile, die weitgehend auch für die im 4. Kapitel vorgestellten Genussrechte gelten, sind im Folgenden kurz umrissen. Wesentliche Vorteile der Anleihefinanzierung Breite Investorenbasis und unternehmerische Freiheit: Anders als bei der Kreditfinanzierung, wird bei der Kapitalmarktfinanzierung, je nach gewähltem Produkt und Emissionsverfahren, ein breiter Investorenkreis adressiert. Der Emittent ist nicht von der Beurteilung eines einzelnen Kreditgebers abhängig, sondern kann den ganzen Kapitalmarkt ansprechen und durch Wettbewerb zwischen Investorengruppen (Versicherungen, Fonds, Privatpersonen etc.) Preisvorteile schaffen. Durch Streuung der Stücke auf verschiedene Investoren ist der Emittent während der Laufzeit weniger stark durch die Haltung einzelner Kreditinstitute bzw. Investoren beeinflusst und stärkt die unternehmerische Unabhängigkeit. Verbesserung der Finanzierungsstruktur und Senkung von Finanzierungskosten: Durch die Emission einer in der Regel unbesicherten Anleihe, insbesondere aber durch Genussrechte, können andere Finanzierungen höher besichert und damit deutlich günstiger werden. Somit können möglicherweise höhere Anleihe- oder Genussrechtszinsen und die entstehenden Emissionskosten durch eine Verbesserung der Kreditkonditionen weiterer Fremdkapitalien des Unternehmens kompensiert werden. Streuung von Finanzierungsrisiken: Es besteht das Risiko, dass nicht einzelne Banken ihre Konditionen oder Kreditvergabepraktiken restriktiver gestalten, sondern dass der gesamte Finanzsektor gleichgerichtet agiert und die Fremdkapitalversorgung für ganze Branchen schwierig wird. Wie die Finanzmarktkrise gezeigt hat, gibt es wegen enger Geschäftsverflechtungen im Bankenmarkt kaum Ereignisse, die ein Institut isoliert betreffen. Gleichzeitig sind die Risikosteuerungssysteme der Kreditinstitute, teilweise durch das Aufsichtsrecht verordnet, heute in weiten Teilen durch identische Parameter beeinflusst, so dass Kreditentscheidungen sektorweit ähnlichen Steuerungsimpulsen unterliegen. Durch die Emission von Anleihen und Genussrechten werden neue Finanzierungsquellen erschlossen und Kapitalbeschaffungsrisiken gestreut. Geringere Besicherungserfordernisse: Kapitalmarktfinanzierungen sind häufig nicht dinglich besichert, Genussrechte sind nachrangig und unbesichert. Meist werden Verpflichtungserklärungen (Covenants) abgegeben, die z. B. die Einhaltung von Finanzkennziffern regeln. Üblich ist die Abgabe einer Negativerklärung, bestimmte Vermögensgegenstände nicht zu veräußern oder zu verpfänden. Endfällige Tilgung: Durch die für Anleihen und Genussrechte übliche Einmaltilgung am Ende der Laufzeit sichern diese Finanzierungsformen, insbesondere bei längeren Laufzeiten, Liquiditätsvorteile. Freie Mittel werden in Wachstum investiert und müssen nicht zur Rückführung von Darlehen dienen, woraus erhebliche Wettbewerbsvorteile resultieren können. Die Rückführung von Genussrechten kann z. B. durch eine Anleiheemission refinanziert werden, bei der bestehende Investoren bevorzugt adressiert werden. 34 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Öffentlichkeitswirksamkeit: Die Kapitalmarktfinanzierung erhöht den Bekanntheitsgrad des Emittenten bei Investoren, ggf. auch bei einer breiteren Öffentlichkeit infolge der Verbindung des Wertpapiers mit dem Unternehmensnamen. Im Emissionsprozess sowie bei der Erfüllung der Informationspflichten sammelt der Emittent wichtige Erfahrungen, um später z. B. einen Börsengang professionell zu planen und umzusetzen. Wesentliche Nachteile der Anleihefinanzierung Kosten der Strukturierung und Emission: Bei der Emission von Anleihen und Genussrechten entstehen Fixkosten für Strukturierung und Vertrieb. Je nach Art der Anleihe und gewähltem Emissionsverfahren können diese höher oder niedriger sein (vgl. 5.). Die Finanzierung über eine Anleihe erfordert also, um sich gegenüber dem Bankkredit zu rechnen, ein gewisses Mindestvolumen. Privatplatzierungen von Anleihen fanden zuletzt mit einem Mindestvolumen von EUR 1 Mio. statt, Emissionen am geregelten Markt mit EUR 10 Mio. Dies gilt für Genussrechte gleichermaßen. Platzierungsrisiko: Die Platzierung (Vertrieb) von Anleihen und Genussrechten muss nicht zwangsläufig erfolgreich sein bzw. kann vergleichsweise lange dauern. Hier ist es überaus wichtig, dass der Strukturierer der Anleihe deren Risiken richtig einpreist und den Markt und dessen Ansprüche an die Vergütung sehr genau kennt. Es empfiehlt sich vor jeder Emission ein sogenanntes Market-Sounding zu beauftragen, in dem die Resonanz der Investoren auf eine mögliche Anleiheemission geprüft wird. Das Platzierungsrisiko kann in manchen Fällen ausgeschlossen werden, in dem ein Übernahmegarant (meist eine Investmentbank) mandatiert wird. In diesem Fall erwirbt der Garant alle nicht platzierten Stücke und hält diese, bis er die Weiterveräußerung durchführt, gegen eine Provision. Für die meisten mittelständischen Anleiheemissionen sind solche Abnahmegarantien noch prohibitiv teuer. 4. Genussrechte – Nutzung der Vorteile von Eigen- und Fremdkapitalinstrumenten (Beitrag von Dr. Carsten Hoth, Rechtsanwaltskanzlei Hoth, Duisburg) Praktische Bedeutung In Zeiten knapper Kreditmittel sind immer mehr mittelständische Unternehmen darauf angewiesen, alternative Formen der Finanzierung zu finden, die zum einen wegbrechende Kreditfinanzierungen kompensieren, zum anderen aber auch das Eigenkapital stärken und somit ggf. neue Fremdmittel zu mobilisieren. Nachdem in der jüngeren Vergangenheit vor allem börsennotierte Unternehmen Genussrechte als ein solches Finanzierungsmittel genutzt haben, ist zunehmend zu beobachten, dass auch nicht notierte mittelständische Unternehmen versuchen, über Genussrechte Finanzierungsthemen zu lösen. Dieser Ansatz ist deshalb, weil dieses Finanzierungsinstrument vielseitig einsetzbar ist. 35 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Genussrechte stellen ein attraktives Instrument zur Beschaffung von Mitteln für Gesellschaften aller Rechtsformen dar. Genussrechte können individuell ausgestaltet werden, da gesetzliche Vorschriften über Genussrechte praktisch nicht existieren. Ihre besondere Attraktivität erlangen Genussrechte besonders dann, wenn sie so ausgestaltet sind, dass sie bilanziell als Eigenkapital behandelt werden und Zahlungen an die Genussrechtsinhaber als Betriebsausgabe abgesetzt werden können. Begriff des Genussrechts Genussrechte sind gesetzlich nicht geregelt und tauchen nur vereinzelt in Gesetztexten auf (insbesondere § 221 Abs. 3 Aktiengesetz). Sie entstehen durch einen schuldrechtlichen Vertrag, der zwischen der Gesellschaft (dem Emittenten) und dem Erwerber des Genussrechtes abgeschlossen wird. Genussrechte vermitteln damit lediglich vermögensrechtliche Ansprüche gegen den Emittenten. Solche vermögensrechtliche Ansprüche (z. B. Zahlung eines Zinses) sind zu unterscheiden von den sogenannten Mitgliedschaftsrechten, die im Regelfall über eine Gesellschafterstellung vermittelt werden (z. B. das Recht zur Teilnahme an einer Gesellschafterversammlung). Anders formuliert: Durch das Genussrecht wird man nicht Gesellschafter. Die Besonderheit bei den Genussrechten besteht allerdings darin, dass die durch sie vermittelten vermögensrechtlichen Ansprüche (auch) typische Gesellschafterrechte sind. Dies wird besonders deutlich bei einer Beteiligung der Genussrechte am Gewinn der Gesellschaft oder am Liquidationserlös, die eigentlich nur den Gesellschaftern zusteht. Genussrechte gehen also über die einen Darlehensvertrag kennzeichnenden Regelungen (Kapitalüberlassung auf Zeit gegen eine Zinszahlung) hinaus und gewähren den Genussrechtsinhabern weitere Rechte, die üblicherweise Rechte der Gesellschafter sind. Emittent von Genussrechten kann jede Gesellschaft unabhängig von der Rechtsform sein. Neben den Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaft, GmbH) können somit auch Personengesellschaften (insbesondere GmbH & Co. KG) Genussrechte begeben. Inhaltliche Ausgestaltung von Genussrechten Genussrechtsbedingungen werden im Regelfall nicht zwischen Emittent und Übernehmer individuell ausgehandelt. Vielmehr erstellt der Emittent die Genussrechtsbedingungen, die dann den Vertragsabschlüssen zugrunde gelegt werden. Besondere Bedeutung kommt daher bei einer Emission über Genussrechte einer präzisen Ausgestaltung der Genussrechtsbedingungen zu. Vor dem Hintergrund, dass Genussrechte gesetzlich praktisch nicht geregelt sind, besteht insoweit ein erheblicher Gestaltungsspielraum. Dieser weite Gestaltungsspielraum ist gerade auch der Vorteil von Genussrechten. In der Praxis werden Genussrechte zunächst mit einem Basiszinssatz ausgestattet, der nicht zu zahlen ist, soweit ein Bilanzverlust besteht oder durch die Zinszahlung entstehen würde. Neben einem festen Zinssatz kann – muss aber nicht – auch eine Gewinnbeteiligung vereinbart werden. Möglich ist es auch, eine Nachzahlungspflicht für ausschüttungslose Jahre zu vereinbaren. Als Äquivalent zur Gewinnbeteiligung kann eine Verlustteilnahme 36 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen vereinbart werden, gegebenenfalls mit einer Regelung über die vorrangige Wiederauffüllung des Genusskapitals aus späteren Gewinnen. Auch Laufzeit, Kündbarkeit, Kündigungsfristen sowie beschränkte oder unbeschränkte Übertragbarkeit der Genussrechte sind grundsätzlich frei gestaltbar. Genussrechte können auch mit dem späteren Recht zum Umtausch in Gesellschaftsanteile verbunden werden. Da Genussrechte keine Mitgliedschaft an der Gesellschaft begründen, können den Genussberechtigten folglich auch keine Verwaltungsrechte eingeräumt werden. Dies gilt insbesondere für das Stimmrecht in den Gesellschafterversammlungen. Zulässig ist es allerdings, Informationsrechte (z. B. zur Teilnahme an Gesellschafterversammlungen ohne Rede- und Antragsrecht, zur Einsichtnahme in den Jahresabschluss usw.) vertraglich zu vereinbaren. Genussrechte Ausstattung (Normalfall) Besonders geeignet… Laufzeit: > 6 Jahre um das Eigenkapital nachhaltig zu stärken, ohne daTilgung bei Stimmrechte zu verwäsZinsen: Feste Grundverzinsung, Höhe € 10 Mio. sern. Gut nutzbar im Rahv.a. Bonität des Emittenten, zusätzlich men von MitarbeiterbeteiliZeit erfolgabhängige Vergütung gungsprogrammen oder um Zinstermine: jährlich Emission € 10 Mio. Private Equity Investoren Sicherheiten: keine, ggf. bedingte Mitfür Investitionen zu gewinspracherechte in Sondersituationen nen, die nicht im Verkauf Beispiel: Emission eines Genussrechts über EUR 10 Mio., einer des Unternehmens münden Rang: nachrangig zu Gläubigern, vorranLaufzeit von 6 Jahren und 7% Mindesverzinsung. Zusätzlich wird bei Genussrechte können eine auch in Genussscheinen verbrieft werden, doch sollen. ist dies keine entsprechendem Unternehmenserfolg erfolgsabhängige Zusatz- gig zu den Stammkapitalgebern Tilgung: Endfällig Geld Mindestzins 7% p.a. zzgl. erfolgsabh. Vergütung vergütung fällig. Die Tildung Ende der Laufzeit Voraussetzung für erfolgt ihre am Wirksamkeit. Bilanzielle Behandlung Da Genussrechte grundsätzlich rückzahlbar sind, spricht einiges dafür, diese in der Bilanz unter „Verbindlichkeiten“ zu bilanzieren. In der Praxis ist jedoch das Bedürfnis, ausgegebene Genussrechte zur Verbesserung der Eigenkapitalquote einzusetzen, besonders groß. Unter Zugrundelegung üblicher Bilanzierungsregelungen dürften aber Genussrechte nur dann im Eigenkapital bilanziert werden, wenn die Rückzahlung ausschließlich aus künftigen Jahresüberschüssen oder aus einem Liquidationsüberschuss erfolgen soll. Derartige Regelungen enthalten Genussrechtsbedingen allerdings selten. Die Praxis verfährt im Zusammenhang mit der Bilanzierung von Genussrechten oftmals anders: Bei einem befristeten (also über einen festen Zeitraum vereinbarten oder kündbaren), am Bilanzverlust beteiligten und in der Liquidation oder in einer Insolvenz nachrangigen Genussrecht wird die Passivierung im Eigenkapital vorgenommen. Für die Praxis ist daher von großer Bedeutung, dass die Genussrechtsbedingungen wie vorstehend beschrieben ausgestaltet werden, wenn eine entsprechende Passivierung im Eigenkapital erwünscht ist. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt – also die Genussrechte zum Beispiel nicht am Verlust beteiligt – so können sie nur unter Verbindlichkeiten passiviert werden. 37 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Steuerliche Behandlung Die steuerliche Behandlung von Zahlungen auf die Genussrechte hängt wiederum von der inhaltlichen Ausgestaltung der Genussrechte ab. Grundsätzlich sind Ausschüttungen auf Genussrechte abzugsfähige Betriebsausgaben, es sei denn, mit den Genussrechten ist neben der Beteiligung am Gewinn auch eine Beteiligung am Liquidationserlös der Gesellschaft verbunden (vgl. § 8 Abs. 3 Satz 2 Körperschaftsteuergesetz). In der Praxis werden – um die Auszahlungen an die Genussrechtsinhaber als abziehbare Betriebs ausgabe verbuchen zu können - Genussrechte daher regelmäßig so ausgestaltet, dass die Genussrechtsinhaber nicht an einen etwaigen Liquidationserlös beteiligt sind. Auf der Seite des Genussrechtsinhabers sind die eingehenden Zahlungen Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20 Abs. 1 Nr. 1 oder Nr. 7 Einkommensteuergesetz). 5. Emissionsprozess und -kosten für Anleihen und Genussrechte Der Prozess der Emission eines Wertpapiers (hier besteht weitgehende Identität zwischen Anleihen und Genussrechten, in Teilen auch mit Aktienemissionen) kann grob in neun Phasen eingeteilt werden, die im Folgenden (vgl. Tab. 9) kurz beschrieben sind. Die untenstehend geschätzten Kosten können stark variieren und sind nur als grobe Anhaltspunkte zu verstehen. Phasen der Emission Dauer in KW Kosten in T€ Unternehmensanalyse: Feststellung des Finanzierungsbedarfs und der Schuldendienstfähigkeit (Short Due Diligence) 1.-2.KW Finanzierungsstrategie: Abstimmung der Finanzierung auf das Investitionsvorhaben. Zusammenstellung des Deal Teams 2.KW Wahl des Instruments: Wahl des am vorteilhaftesten scheinenden Instruments 3.KW Konditionenfestlegung: Analyse der Marktlage / des Investoreninteresses und Justierung der Konditionen im Hinblick auf die Harmonisierung der Möglichkeiten des Emittenten und den Erwartungen des Marktes. Ggf. Erstellung eines Ratings 4.KW Platzierungsstrategie: Erarbeitung der optimalen Vertriebsstruktur für die Wertpapiere (Eigenemission, Fremdemission, Mitarbeiterbeteiligung, Mischformen) 4.KW Dokumentation: Erstellung des Emissionsprospekts, der Globalurkunde und Marketingunterlagen. 4.-6.KW BaFin Genehmigung: Einreichen des Prospekts bei der BaFin, die den Prospekt auf formale Richtigkeit prüft. 7.11.KW 4 Platzierung: Vertriebsbeginn 12.KW ff. Min. 15 Investorenpflege laufend n.n. 5-60 3 Monate + 20-75 8 – 11 Wochen Tabelle 9: Phasen des Emissionsprozesses 38 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Die Kosten für die Analyse des Unternehmens, der Festlegung der Finanzierungsstrategie und der Wahl des Finanzierungsinstruments setzen sich im Wesentlichen durch Honorare für Wirtschaftsprüfer bzw. Unternehmensberater und Rechtsanwälte zusammen. Ist der Emittent gut vorbereitet, z. B. durch vorhandene Dokumentationen für Verhandlungen mit Banken etc., oder ist die Finanzierungsstrategie bereits klar und eindeutig festgelegt, so werden sich die Kosten für die genannten Schritte am unteren Ende der Bandbreite von T€ 5-60 bewegen. Sofern eine Börsenzulassung beabsichtigt ist oder die Papiere in den Freiverkehr einbezogen werden sollen, kann unter Umständen eine Due Diligence (dokumentierte Prüfung der wirtschaftlichen, rechtlichen und ggf. steuerlichen Lage des Unternehmens) erforderlich sein, so dass sich die Kosten an das obere Ende der Bandbreite von T€ 5-60 bewegen werden. Die Kosten für die Konditionenfestlegung, die Festlegung der Platzierungsstrategie und der Dokumentation der Emission (Prospekterstellung) werden ebenfalls maßgeblich durch Beraterhonorare bestimmt. Für ein einfaches Produkt (z. B. unbesicherte Festzins-Anleihe), das ohne Rating in Eigenregie begeben wird, liegen die Kosten in der Tendenz bei T€ 20-40. Für komplexere Strukturen (z. B. durch Besicherung oder optionale Komponenten), die über Platzierungsagenten oder mit Hilfe von Call Centern vertrieben werden sollen, liegen die Kosten für die genannten Schritte bei T€ 30-50. Falls ein Rating durch eine Mittelstandsorientierte Agentur erstellt wird, muss mit weiteren Kosten in Höhe von T€ 15-25 gerechnet werden. Die Kosten bei der BaFin für die Billigung eines Wertpapierprospektes belaufen sich auf rund T€ 4. Sofern der Emittent nicht über eigene Vertriebsmöglichkeiten verfügt und die Platzierung im Wesentlichen über Agenten (Investmentbanken, Vermögensverwalter und sonstige Placement Agents) stattfinden muss, entstehen hier substanzielle Kosten. Platzierungsagenten erhalten in der Regel eine Verkaufsprovision von 2% - 8% des platzierten Emissionsvolumens. In der Regel gilt: Je höher das Auftragsvolumen, desto geringer die Platzierungsgebühren. Bei Großvolumigen Emissionen von Konzernen, die sich nicht ohne Investmentbanken platzieren lassen, liegen die Platzierungsprovisionen tendenziell bei 2%. Bei mittelständischen Emissionen lagen die Platzierungsprovisionen zuletzt zwischen 3% und 6%. Sofern also ein Emittent in der Lage ist, eine Anleihe bzw. ein Genussrecht in Eigenregie zu platzieren, führt das zu enormen Kostenvorteilen. Man könnte dies mit der so genannten „Muskelhypothek“ bei der Eigenheimfinanzierung vergleichen. In diesen Fällen fallen dann lediglich Kosten für Werbung in verschiedenen Medien, das Abstellen von Mitarbeitern als „Call-Center-Agenten“ und für Investorenpräsentationen (Roadshows) an, die bei T€ 15 beginnen. Kleinere Emissionen bis zu einem Volumen von rund € 5 Mio. wurden zuletzt erfolgreich als Eigenemissionen von Unternehmen platziert, die über eine starke Marke verfügen oder eine besondere Stellung in der Region einnehmen (Alemannia Aachen, 1. FC Nürnberg, Brauerei Lüken, Halloren, Stadt Quickborn) und ein breites Investorenpublikum aus Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Bürgern der Region angesprochen haben. Folgeemissionen zur Ablösung bestehender Anleihen konnten auch 39 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen mit deutlich größeren Volumina als Eigenemission platziert werden (Klett, WGF, Solar Millenium). Die Verringerung der Platzierungskosten und -risiken für mittelständische Emittenten ist eine der wesentlichen Leistungen der Anleihen Finder GmbH. Über die Plattform www.anleihenfinder.de können Emittenten mit geringem Aufwand ihre Anleihen und Genussrechte einem großen Investorenkreis (über 150.000 potenzielle Investoren) bekannt und transparent machen. Damit wird die Platzierungskraft im Rahmen von Selbstemissionen, die nur geringe Kosten verursachen, substanziell gestärkt. Weitere Kosten bei einem Börsengang/Börsenzulassung sind typischerweise die Kosten für die Überführung der Wertpapiere in die Girosammelverwahrung (bis Euro 20,- pro Anleger/ Investor) sowie die Zulassung im Amtlichen/Geregelten Markt oder die Einbeziehung in den Freiverkehr (z.B. Open Market) und die Zahlstelle, die sich auf bis Euro 20.000,- belaufen können. 6. Wirtschaftliche Auswirkungen der Finanzierung über Anleihen und Genussrechte Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Unternehmensfinanzierung über Anleihen und Genussrechte werden im Folgenden am Beispiel eines typischen mittelständischen Unternehmens veranschaulicht. Dabei sei angenommen, dass ein mittelständisches Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe mit einem Umsatz von € 15 Mio. und einer üblichen Umsatzrentabilität von 3-5% ein Genussrecht begibt, um langfristige Kreditfinanzierungen abzulösen und die Kapitalstruktur zu stärken. Die Bilanzsumme soll ebenfalls € 15 Mio. betragen. Alle weiteren Annahmen zu den Finanzparametern des Unternehmens finden sich in den nachfolgenden, beispielhaften Darstellungen der Gewinn- und Verlustrechung sowie der Bilanz der „Mittelstand GmbH“. Die Auswirkungen der Neustrukturierung der Passivseite der Bilanz werden schrittweise erläutert. Bilanz Mittelstand GmbH 2009 (vor Genussrechtsfinanzierung) Aktiva in T€ in % Passiva Umlaufvermögen 5.000 33% Eigenkapital Kasse 500 3% Eingezahltes Stammkapital 4.500 30% Kapitalrücklagen 10.000 67% Grundstücke & Gebäude 2.000 13% Maschinen & Anlagen 8.000 Forderungen, Vorräte, Sonstiges Anlagevermögen Summe Aktiva 15.000 in T€ in % 2.500 17% 25 0% 2.475 17% 12.500 83% Verb. L&L, sonstige unverzinsl. Verb. 4.000 27% 53% kurzfr. Bankverbindlichkeiten 1.000 7% 0% langfr. Bankverbindlichkeiten 7.500 50% 100% Fremdkapital Summe Passiva 15.000 100% 40 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Bonität und Zinskosten vor Genussrecht Die Bonität der Mittelstand GmbH wird hier sehr vereinfacht an drei wesentlichen Ratingkennziffern geschätzt und insgesamt mit „B-“ eingestuft: EBIT / Zinsaufwand: 1.125/553 = 2 Maß für die Fähigkeit des Unternehmens, die Zinsen aus dem operativen Geschäft zu bedienen. Eine 2-fache Deckung impliziert ein Rating von B-, da 10%iger Umsatzrückgang bereits die Fähigkeit gefährdet, die Zinsen zu bedienen. Bankverb. / EBITDA: 8.500/2.125 = 4 Maß für die Geschwindigkeit, in der ein Unternehmen Finanzverbindlichkeiten zurückführen kann, wenn Abschreibungen nicht reinvestiert werden. Das Ergebnis von 4 kann nicht ohne den Hintergrund des Unternehmens beurteilt werden, liegt aber im unteren Mittelfeld und wird hier mit der Ratingnote von B eingestuft. Eigenkapitalquote: 2.500/15.000 = 17% Eine Eigenkapitalquote Ratingnote B- führen. unter 20% soll hier ebenfalls zur Da die Mittelstand GmbH nicht über ausreichend verwertbare Sicherheiten verfügt (überwiegend Anlagen), wird in Kombination mit dem Rating ein Mischzins für kurz- und langfristige Kredite von 6,5% angenommen. GuV Mittelstand GmbH 2009 (vor Genussrechtsfinanzierung) Jahr Umsatzerlöse in T€ in % 15.000 100% Herstellungskosten 9.375 63% davon Material 5.500 37% davon Arbeitslöhne 3.875 26% Rohertrag 5.625 38% Verwaltungs- und allgemeine Kosten 3.500 23% davon Gehälter und Verwaltungskosten 2.000 13% davon Vertriebs- und Werbungskosten 1.500 10% Erg. vor AfA, Zinsen und Steuern (EBITDA) 2.125 14% Abschreibung (8J linear auf Maschinen) 1.000 7% Ergebnis v. Zinsen und Steuern (EBIT) 1.125 8% Zinsaufwand (6,5%) 553 4% Ergebnis vor Steuern 573 4% Steuern (Kst 25%) 143 1% Ergebnis nach Steuern 429 3% Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis begibt die Mittelstand GmbH ein Genussrecht mit einem Volumen von € 2 Mio. über eine Laufzeit von 7 Jahren und einer Genussrechtsvergütung von 9%. Die übliche Ausgestaltung in Form einer Grundverzinsung zzgl. eines Anteils am Unternehmensgewinn (z. B. 7% fest zzgl. 15% Teilhabe am Unternehmensgewinn) wird zugunsten der Nachvollziehbarkeit des Beispiels nicht abgebildet. Das eingeworbene Genussrechtskapital wird zur Rückführung von langfristigen Bankverbindlichkeiten verwendet. Bilanz Mittelstand GmbH 2009 (nach Genussrechtsfinanzierung) Aktiva Umlaufvermögen Kasse Forderungen, Vorräte, Sonstiges Anlagevermögen in T€ in % Passiva 5.000 33% Eigenkapital in T€ in % 4.500 30% 500 3% Eingezahltes Stammkapital 25 0% 4.500 30% Kapitalrücklagen 2.475 17% Genussrecht 2.000 13% 10.500 70% 10.000 67% Grundstücke & Gebäude 2.000 13% Verb. L&L, sonstige unverzinsl. Verb. 4.000 27% Maschinen & Anlagen 8.000 53% kurzfr. Bankverbindlichkeiten 1.000 7% 0% langfr. Bankverbindlichkeiten 5.500 37% Summe Aktiva 15.000 100% Fremdkapital Summe Passiva 15.000 100% 41 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen GuV Mittelstand GmbH 2009 (nach Genussrechtsfinanzierung) Bonität und Zinskosten nach Genussrecht Die Bonität der Mittelstand GmbH wird hier sehr vereinfacht an drei wesentlichen Ratingkennziffern geschätzt und insgesamt mit „BB-“ eingestuft: EBIT / Zinsaufwand: 1.125/358 = 3 Da die Genussrechtszinsen im Krisenfall nicht gezahlt werden, spielen sie bei der Berechnung der Kennziffer keine Rolle; Die Kennziffer wird so verbessert, dass die Ratingnote BB impliziert wird. Bankverb. / EBITDA: 6.500/2.125 = 3 Da die Genussrechte einen nachrangigen Rückzahlungsanspruch haben, fließt die Rückzahlung der Genussrechte aus Sicht der Banken nicht in die Berechnung der Kennziffer ein. Mit der Verbesserung der Quote liegt das Unternehmen im Bereich BB. Eigenkapitalquote: 4.500/15.000 = 30% Eine Eigenkapitalquote von 30% soll hier zur Ratingnote BBführen. Durch die Emission des Genussrechts verbessert sich die Schuldendienstfähigkeit aus Bankensicht enorm. Gleichzeitig erhöht sich der relative Wert der Sicher-heiten, der nun auf ein geringeres Kreditvolumen an-zurechnen ist. Wegen des von B- auf BB- verbesserten Ratings und der aus Bankensicht nun besseren Besicherung, sinkt der Mischzins (kurzfr. & langfr.) auf 5,5%. Jahr Umsatzerlöse Herstellungskosten in T€ in % 15.000 100% 9.375 63% davon Material 5.500 37% davon Arbeitslöhne 3.875 26% Rohertrag 5.625 38% Verwaltungs- und allgemeine Kosten 3.500 23% davon Gehälter und Verwaltungskosten 2.000 13% davon Vertriebs- und Werbungskosten 1.500 10% Erg. vor AfA, Zinsen und Steuern (EBITDA) 2.125 14% Abschreibung (8J linear auf Maschinen) 1.000 7% Ergebnis v. Zinsen und Steuern (EBIT) 1.125 8% Zinsaufwand (5,5%) 358 2% Genussrechtsvergütung (9%) 180 1% Ergebnis vor Steuern 588 4% Steuern (Kst 25%) 147 1% Ergebnis nach Steuern 441 3% Durch die Emission des Genussrechts verbessert das Unternehmen seine Bonität, also das Ausfallrisiko der Bankkredite, substanziell. Die Senkung der Kreditkonditionen – in diesem Beispiel von 6,5% auf 5,5% - würde zwar zeitlich verzögert einsetzen, die Höhe der Zinskostensenkung ist aber sicherlich realistisch. Durch die positive Auswirkung auf das Ergebnis (Gewinnsteigerung um T€ 12) können auch die Fixkosten, die im Zuge der Genussrechtsemission entstehen im Zeitablauf kompensiert werden. Im Beispiel der Mittelstand GmbH würde sinnvollerweise eine Eigenemission, ggf. unter Beteiligung der Mitarbeiter durchgeführt werden. Auch handelt es sich im Beispiel um ein einfaches Produkt, so dass die Kosten der Strukturierung und Prospekterstellung am unteren Ende der Kostenbandbreite liegen würde. Die erstellung eines Ratings könnte ebenfalls entfallen, so dass die Gesamtkosten der Emission bei T€ 50-70 liegen könnten. Die Nebenkosten der Beschaffung eines vergleichbaren langfristigen Kredits lägen üblicherweise bei T€ 20-30 (in etwa 1% - 1,5% der Kreditsumme). Entscheidend aber ist, dass die Mittestand GmbH neue Finanzierungsquellen erschlossen hat, die sie auch für Folgeemissionen nutzen kann, vorausgesetzt die Renditeerwartungen der Investoren werden erfüllt. Damit ließe sich dann vor allem weiteres Wachstum zur Sicherung der strategischen Wettbewerbsposition finanzieren. Investitionen in neue Maschinen und Anlagen oder die Ablösung des Genussrechts (Anschlussfinanzierung) könnten in diesem Szenario dann über eine Anleihe finanziert werden, wodurch sowohl die Zinskosten weiter gesenkt, als auch die unternehmerische Unabhängigkeit gestärkt würde. Es ist erfahrungsgemäß unproblematisch, dass Erstemissionen durch größere Folgeemissionen zurückgezahlt werden und der Barüberhang für Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen genutzt wird. 42 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen So hat zum Beispiel der Klett Verlag die Rückzahlung der ersten „Bildungs-Anleihe“ mit einem Volumen von € 30 Mio. über die Emission des „Bildungswertpapiers II“ mit einem Volumen von € 50 Mio. refinanziert und das Residual in den Geschäftsausbau investiert. Gleich gelagerte Fälle finden sich bei der WGF- Westfälische Grundbesitz und Finanzverwaltung AG (Düsseldorf), oder dem Duisburger Chemie-Händler PCC, um nur einige Beispiele zu nennen. 7. Wirtschaftliche Genussrechten Voraussetzungen für die Emission von Anleihen und Die Aufstellung eines festen Kriterienkatalogs, den ein Unternehmen erfüllen muss, um erfolgreich eine Anleihe oder ein Genussrecht zu begeben, ist nicht sinnvoll. Branchen- und Unternehmensspezifische Besonderheiten führen dazu, dass keine sinnvollen Anforderungen an die Mindestgröße des Umsatzes oder die Eigenkapitalausstattung etc. des Emittenten formuliert werden können. Einige grundsätzliche Anforderungen mit tendenziellen Größenangaben können aber als Orientierungshilfe gegeben werden. Die nachfolgend angeführten Anforderungen lassen sich aus den Emissionskosten und der Ausstattung der Finanzierungsinstrumente ableiten. Cash Flow: Da Kapitalmarktfinanzierungen weniger auf Sicherheiten abstellen als Bankfinanzierungen, wird hoher Wert auf die Fähigkeit des Emittenten gelegt, genug Mittel zur Bedienung des Schuldendienstes zu generieren. Wichtig für die Bonitätsbeurteilung ist z. B., wie komfortabel die Zinslast aus dem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) getragen werden kann. Unternehmen, deren EBIT nicht dem zweifachen der Zinslast entspricht, haben keine guten Chancen, eine Anleihe zu platzieren bzw. sollten die Emission eines Genussrechts überlegen. Unternehmensgröße: Die Fixkosten für Strukturierung und Platzierung von Anleihen und Genussrechten sind höher als bei der Kreditfinanzierung. Das bedeutet, dass diese Finanzierungsinstrumente rein wirtschaftlich ein Mindestvolumen von € 1,0 Mio. erfordern, um die Fixkosten von Strukturierung und Platzierung zu rechtfertigen. Dies entspricht den kleinsten zuletzt beobachteten Emissionen. Je komplexer das Instrument und damit die Strukturierungs- und Platzierungskosten werden, desto höher muss das Finanzierungsvolumen sein. Aus dem Mindestvolumen ergeben sich auch die Anforderungen an die Größe des Emittenten. Bei Mindestvolumina von € 1,0 - 2,5 Mio. ergibt sich als grobe Richtschnur für eine minimale Unternehmensgröße ein Umsatz bzw. eine Bilanzsumme von € 10 Mio. Projektfinanzierungen (Windparks, Immobilien, etc.) folgen grundlegend anderen Faktoren, die hier nicht auseinandergesetzt werden sollen. Quantitative Bonitätskriterien: Neben dem Cash Flow spielen Eigenkapitalquote und Rechte Dritter gegen das Unternehmen eine besondere Rolle. Die Eigenkapitalquote sollte nach Aufnahme der Kapitalmarktfinanzierung über 20% liegen. Vorteilhaft, aber nicht zwingend, ist, wenn nicht verpfändetes Vermögen vorhanden ist. 43 Anleihen- und Schuldscheinfinanzierung für mittelständische Unternehmen Qualitative Bonitätskriterien: Ebenso wichtig wie Zahlen sind die hinter dem Unternehmen stehenden Menschen, die Markt- und Wettbewerbsposition, das Berichtswesen und die Transparenz der Entscheidungswege (Corporate Governance). Ein Unternehmen, das den Kontakt zu Investoren als überwiegend lästig empfindet, sollte von einer Kapitalmarktfinanzierung absehen. Bereitschaft zur Unternehmensprüfung: Die Einschätzung der Eignung und Bonität des Unternehmens erfolgt über eine Prüfung (Due Diligence), meist durch Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte. Die Ergebnisse fließen in die Bonitätsbeurteilung und damit die Konditionen und den Prospekt ein. Bereitschaft zur Veröffentlichung: Im Zuge einer Kapitalmarktfinanzierung wird eine Reihe von Unternehmensdaten veröffentlicht. Der Umfang ist abhängig von der Art des Produktes und der Emissionsart. Neben den im Rahmen des Emissionsprospektes dargelegten Inhalten, müssen regelmäßig Jahresabschlüsse und unterjährige Berichte an die Investoren weitergeleitet werden. 8. Conclusio - Die Rolle von Anleihen Finder Der Markt für Mittelstandfinanzierung in Deutschland befindet sich in einem strukturellen Umbruch. Die Auswirkungen der Finanzmarktkrise sind nicht der Auslöser der Veränderungen, allerdings fördern sie die negativen Implikationen für mittelständische Unternehmen drastisch zu Tage. Struktureller Wandel in der Mittelstandsfinanzierung könnte vor allem bedeuten, dass immer mehr Nicht-Banken in mittelständische Fremdkapitalrisiken investieren, da die Banken starken aufsichtsrechtlichen Fesseln unterliegen. Diese Investoren verfügen jedoch nicht über die Kundennähe und Akquisitions- sowie Kreditvergabeprozesse von Banken. Eine notwendige Bedingung, um diesen Investorenkreis in der Breite zu erschließen, ist das Bereitstellen von klar umrissenen Anlagemöglichkeiten, unter denen eine Auswahl getroffen werden kann. Mit Anleihen und Genussrechten wird eben dieser Bedingung Rechnung getragen. Gleichzeitig ist Anleihen Finder der Überzeugung, dass die Stärkung des Eigenkapitals und das Wegbrechen von Kreditfinanzierungen nicht alleine durch die bisher genutzten alternativen Kapitalquellen, wie Factoring, Leasing oder Private Equity, kompensiert werden kann. Das scheitern der Standard-Mezzanine Programme zeigt, dass individuelle Lösungen gefordert sind. Auch für die Unternehmer sind Anleihen und Genussrechte ein gangbarer Weg, um den strukturellen Wandel der Finanzierungskultur zu kompensieren bzw. zu nutzen und die eigene Unternehmensfinanzierung unternehmerisch zu gestalten. 44 Erschließung von Finanzierungsquellen für mittelständische Unternehmen 3 Erschließung von Finanzierungsquellen für mittelständische Unternehmen Klaus Nordhoff Zusammenfassung des Herausgebers Der folgende Vortrag zeigt ein neues institutionelles Konzept auf, in dem er mittelständische Unternehmen, die aktuell oder zukünftig einen Finanzbedarf zu befriedigen haben, zusammenführt und ihnen eine Plattform bietet, die auch außerhalb des Bankensektors Finanzierungsquellen erschließt. Zunächst stellt der Referent die Konzepte und die üblichen Finanzierungsnachteile für kleine und mittlere Unternehmen auf den relevanten Finanzmärkten vor. Die zu erschließenden Finanzquellen beinhalten sowohl Eigenkapital- als auch Fremdkapitalfinanzierungen. Dabei werden die Kapital suchenden Unternehmen mit einer Managementprofessionalität ausgestattet, über die regelmäßig nur große Unternehmen verfügen. An dieser Plattform werden die Kapital suchenden Unternehmen beteiligt. Damit wird eine deutlich verbesserte Verhandlungsposition gegenüber Anbietern von Finanzmitteln ermöglicht. Als einen weiteren Schwerpunkt stellt der Referent ein spezielles Eigenkapital- Programm vor, welches in der Größenordnung von 1 Mio. € bis 5 Mio. angeboten wird. Das Eigenkapital wird dem Unternehmen befristet für etwa fünf bis sieben Jahre als Fazilität zur Verfügung gestellt und regelmäßig ergänzt durch die Gewährung nachrangiger Darlehen, welche in der Finanzanalyse nicht dem Fremdkapital zugeordnet werden. Die wesentlichen Vorteile dieses Programms für die Kapital suchenden Unternehmen werden in diesem Vortrag aufgezeigt. Hierzu gehört besonders die Verbesserung der Bilanzrelationen mit entsprechend positiver Wirkung für die Rating-Analyse von Geldgebern. Der Referent hebt hervor, dass der mittelständische Unternehmer mit diesem Angebot nicht die uneingeschränkte Leitung über sein Unternehmen in Frage stellt. Dem Unternehmer gelingt mit diesem Programm ein professionelles Finanzmanagement, das er im eigenen mittelständischen Unternehmen üblicherweise nicht darstellen kann. Auch in diesem Vortrag werden somit interessante neue Finanzierungsinstrumente für kleine und mittlere Unternehmen dargestellt. 45 CONSORTIUM LEU Finanzierungsgesellschaft der mittelständischen Industrie Finanzierungsgesellschaft im Eigentum mittelständischer Unternehmen Cronos Line of Equity Programm 2010/11 (VI) 2 CONSORTIUM LEU Willkommen Die nachfolgenden Seiten sollen Ihnen einen ersten Eindruck über die Tätigkeitsfelder, die Struktur und den Nutzen unserer Unternehmensgruppe für mittelständische Unternehmen vermitteln. Dabei werden sicherlich nicht alle Aspekte und mögliche Fragestellungen abgedeckt werden können. Wir stehen Ihnen gerne für ein vertrauliches und persönliches Gespräch zur Verfügung. Sie erreichen uns unter den nachstehenden Adressen: Consortium Leu GmbH Postfach 400231, D-50832 Köln Im Zollhafen 24, Köln +49 7002 2735100 (Phon) +49 7002 2735101 (Fax) [email protected] (Mail) Weiterführende Informationen erhalten Sie auch über unsere web site unter www.consortium-leu.de Gruppe Leu 2010 © 46 Inhalte 3 CONSORTIUM LEU Inhalte CONSORTIUM LEU GMBH FINANZIERUNGSGESLLSCHAFT IM EIGENTUM MITTELSTÄNDISCHER INDUSTRIEUNTERNEHMEN 1. 2. 3. 4. 5. 6. Die Situation – strukturelle Finanzierungsnachteile Die Aufgaben Gruppe Leu, Managementleistungen Gruppe Leu, Struktur Das Gesellschafterportfolio Der Nutzen CRONOS Line of Equity Programm 2010/11 (VI) HAFTKAPITAL FÜR DIE MITTELSTÄNDISCHE INDUSTRIE 1. Cronos Line of Equity Programm 2010/11 (VI) 2. Programm-Parameter 3. Vorteile für Unternehmen Kontakt Gruppe Leu 2010 © 4 CONSORTIUM LEU CONSORTIUM LEU GMBH FINANZIERUNGSGESELLSCHAFT IM EIGENTUM DER MITTELSTÄNDISCHER INDUSTRIEUNTERNEHMEN Gruppe Leu 2010 © 47 1. Die Situation - strukturelle Finanzierungsnachteile CONSORTIUM LEU 5 Mittelständische Unternehmen sehen sich bei externer Finanzierung erheblichen strukturellen Nachteilen bei der Sicherung und Beschaffung von Fremd- und Eigenkapitalfinanzierungen ausgesetzt. BANK KAPITALMARKT BÖRSE Ratings bestimmen die Finanzierungsentscheidung, steigende Risikoaversion Ausschlusskriterium für Mittelstand: Größenanforderungen von Kapitalmarktemissionen Verlust von Freiheitsgraden Steigende Anforderungen an Sicherheiten und Covenants Verteuerung der Kreditversorgung (Refinanzierung / B II EK-Regeln) Dezentrale Betreuung vs. zentrale Entscheidung Know-How Defizite bei Gestaltung und Management im Unternehmen Abhängigkeit von Beratungs- und Managementqualität der Bank Standardprogramme z.Zt. ausgesetzt oder eingestellt (PREPS, HEAT) Verlängerte Entscheidungsdauern bei Banken Hohe Aufwendungen für Börsennotierung (HV, Geschäftsbericht, IR ) Veröffentlichung von Daten notwendig, Nachteil gegenüber nicht notiertem Wettbewerb Möglichkeit feindlicher Übernahmen Unterschiedliche Zeithorizonte (langfristig vs. quartalsweise) Gruppe Leu 2010 © 2. Die Aufgaben 6 CONSORTIUM LEU Die Absicherung und Optimierung der Unternehmensfinanzierung hat einen entscheidenden Einfluss auf die unternehmerischen Erfolgschancen mittelständischer Unternehmen. Gleichermaßen haben mittelständische Unternehmen einen strukturellen Nachteil bei der Durchsetzung und Absicherung von Finanzierungen, dem Zugang zum Kapitalmarkt sowie im spezialisierten FinanzierungsKnow-How. Es sind die Aufgaben des Consortiums die strukturellen Finanzierungsnachteile mittelständischer Unternehmen zu kompensieren die nachhaltige Versorgung der Gesellschafterunternehmen mit Eigen- und Fremdkapital sicherzustellen als Teil der Organisation der Gesellschafterunternehmen, kontinuierlich an der Verbesserung der RatingVoraussetzungen und der Risikoprofile zu arbeiten eine kontinuierliche Kommunikation mit den Finanzierungsgebern zu gewährleisten Gruppe Leu 2010 © 48 3. Gruppe Leu, Managementleistungen CONSORTIUM LEU 7 Aufgabe der Gruppe Leu ist die Konzeption und Umsetzung von Unternehmensfinanzierungen sowie von Risikound Transaktionsmanagementprojekten über ihre Gesellschaften Consortium Leu GmbH und Aquila Leu GmbH. FINANZIERUNGSMANAGEMENT - Analyse und Gestaltung der nachhaltigen Finanzierungskonzeption - Beschaffung und Absicherung der nachhaltigen Unternehmensfinanzierung ( Eigen-, Fremdkapital, Working Capital Finanzierung, Projektfinanzierungen) - Kontinuierliche Finanzkommunikation mit allen Kapitalgebern - Krisenmanagement RISIKOMANAGEMENT - Finanzrisiken - Währungssicherung - Zinssicherung - Assekuranzrisiken und Kreditsicherung TRANSAKTIONSMANAGEMENT - Erwerb von Beteiligungen und Unternehmen - Veräußerung von Beteiligungen und Unternehmen - Nachfolgeregelungen Gruppe Leu 2010 © 4. Gruppe Leu, Struktur CONSORTIUM LEU 8 Consortium Leu GmbH erbringt vorbeschriebene Managementleistungen ausschließlich und kontinuierlich für die an ihr beteiligten Gesellschafter-Unternehmen. Das Consortium bündelt und vertritt die Interessen seiner Gesellschafter gegenüber Banken, dem Kapitalmarkt und weiteren Teilnehmern wie Private Equity Häusern etc. Aquila Leu GmbH ist projektweise tätig und übernimmt die Aufgabe der Vorbereitung von Unternehmen mit Sicht auf die Aufnahme in den Gesellschafterkreis der Consortium Leu GmbH. Darüber hinaus stellt sich Aquila Leu den Herausforderungen kritischer Finanzierungssituationen. MITTELSTÄNDISCHE INDUSTRIEUNTERNEHMEN Gesellschafter CONSORTIUM LEU GMBH 1. 2. 3. 4. Bündelung und Vertretung der Finanzierungsinteressen seiner Gesellschafter Vertretung der Gesellschafterunternehmen gegenüber Banken und dem Kapitalmarkt Abbildung des Risikomanagements Durchführung von Transaktionsmanagementaufgaben und Nachfolgeregelungen AQUILA LEU GMBH 1. 2. 3. Projektmanagement für Unternehmensfinanzierungen im Einzelfall Vorbereitung von Unternehmen für die Aufnahme in den Gesellschafterkreis des Consortiums Lösung kritischer Finanzierungssituationen Gruppe Leu 2010 © 49 5. Das Gesellschafterportfolio CONSORTIUM LEU 9 Gesellschafter der Consortium Leu GmbH sind industrielle mittelständische Unternehmen mit einem Umsatzvolumen zwischen ca. EUR 20 bis zu EUR 250 Millionen. Das Consortium strebt eine ausgewogene Struktur des Gesellschafterportfolios mit Sicht auf Branchensegmente, Umsatzklassen und Ertragsstärke an. 12% EUR 161 bis 250 Mio. 23% EUR 81 bis 160 Mio. 35% EUR 41 bis 80 Mio. 30% EUR 20 bis 40 Mio. 0% 10% 20% 30% 40% Gruppe Leu 2010 © 6. Der Nutzen CONSORTIUM LEU 10 Als Gesellschafter des Consortiums erzielen mittelständische Unternehmen alle Finanzierungsvorteile einer Weitaus größeren Unternehmensgruppe unter vollständiger und jederzeitiger Erhaltung der Entscheidungsfreiheit und Beibehaltung der Vorteile mittelständischer Strukturen. Kriterien Mittelstand Konzern Gering Stark Nicht oder nur mittelbar Unmittelbarer Zugang Begrenzt Hochspezialisiert Entscheidungsdauern Lang und komplex Kürzer Verkürzung des Entscheidungsprozesses Rating / Risikowahrnehmung Tendentiell schlechter (Vola., passive Handhabung) Besser (stabiler, proaktiver Einsatz) Ratingverbesserung, proaktiver Einsatz, aktive Kommunikation Konditionen schlechter, (geringer Provisionsgeschäft) Besser (Komp. kalkulation) Verbesserung der Konditionslandschaft Covenants Beschränkung Entscheidungsfreiheit Variablere Vereinbarungen Hohe Unterlegung Höherer Anteil cash flow based Nicht oder kaum möglich Jederzeit Durchsetzungskraft Zugang zu finalen Entscheidern Know How und Ressourcen Sicherheiten Zugang Kapitalmarkt Consortium Höhere Durchsetzungskraft Unmittelbar Hochspezialisierte Ressourcen Abbau übermäßiger Beschränkungen Steigerung des CF based Anteils Zugang zum Kapitalmarkt (Phase II) Gruppe Leu 2010 © 50 11 CONSORTIUM LEU CRONOS Line of Equity Programm 2010/11 (VI) Haftkapital für den industriellen Mittelstand in Deutschland Gruppe Leu 2010 © 1. CRONOS Line of Equity Programm 2010/11 12 CONSORTIUM LEU Das Cronos Line of Equity Programm (Cronos-Programm) versorgt mittelständische Unternehmen mit Haftkapital und erweitert so substantiell die Finanzierungsbasis ohne die Verhältnisse bzw. Stimmrechte im Gesellschafterkreis zu verändern. Die Plafonds bzw. Investoren des Cronos-Programms begeben Verpflichtungserklärungen gegenüber dem Unternehmen hinsichtlich der Einzahlung von Eigen- und Haftkapital. Die Erfüllung dieser Verpflichtung kann von der Geschäftsführung / den Gesellschaftern des Unternehmens jederzeit während des Verpflichtungszeitraums zur Gänze oder in mehreren Tranchen abgerufen werden. Auch ohne Abruf der Einzahlungsverpflichtung dient die Verpflichtung bereits ab dem Startzeitpunkt in vollständiger Höhe als Unterlegung einer entsprechend erhöhten Haftmittelquote mit positiven Wirkungen auf das Rating und die Refinanzierungskraft des Unternehmens . Gruppe Leu 2010 © 51 2. Programm-Parameter 13 CONSORTIUM LEU Programm-Parameter Gesamtantragsvolumen 2010/2011 EUR 190 Mio. mit Erweiterungsoption auf EUR 280 Mio. Verpflichtungsbeträge pro Unternehmen zwischen EUR 1.0 Mio. und EUR 5.0 Mio. (in Einzelfällen bis EUR 7.0 Mio.) Gesamtlaufzeiten zwischen 5 und 7 Jahren mit Verlängerungsoption für weitere 3 Jahre Mindesthöhe abgerufener Tranchen EUR 1.0 Mio. 20% bis 40% der Verpflichtung als Eigenkapital (straight equity) 60% bis 80% als nachrangiges Darlehn mit Wandlungsrecht (Convertible“) Antragsberechtigte Unternehmen Unternehmen der verarbeitenden Industrie bzw. industriellen Dienstleistungen Umsatzgrößen EUR 10 bis EUR 100 Mio. Region Deutschland Sanierungsfälle sind ausgeschlossen Restrukturierungsfälle werden im Einzelfall geprüft Gruppe Leu 2010 © 3. Vorteile für Unternehmen 14 CONSORTIUM LEU Sofortige Erhöhung der Haftmittelquote in vollständiger Höhe der Einzahlungsverpflichtung Keine Notwendigkeit des Abrufs und damit keine Veränderungen im Gesellschafterkreis Abruf nach Bedarf in Teilen oder als Gesamtbetrag Sofortige Verbesserung des Ratings, auch ohne Abruf Sofortige Verbesserung der Refinanzierungskraft des Unternehmens auf der Fremdkapitalgeberseite Keine Zweckbindung der Abrufbeträge Verwendung zum Zwecke der Ratingverbesserung (Konditionsverbesserung existierender Linien), oder Ausweitung der Kreditlinien Verwendung für Investitionsvorhaben, Übernahmen, Restrukturierung, Finanzierung Umlaufvermögen etc. Schnelle Prüfungs- und Entscheidungswege Gruppe Leu 2010 © 52 Kontakt 15 CONSORTIUM LEU Consortium Leu GmbH Postfach 400231, D-50832 Köln Büro: Im Zollhafen 24, Köln +49 7002 2735100 (Phon) +49 7002 2735101 (Fax) [email protected] (Mail) Für das Cronos Line of Equity Programm: [email protected] (Mail) Weiterführende Informationen erhalten Sie auch über unsere web site unter www.consortium-leu.de Gruppe Leu 2010 © 53 Börsensegmente für kleine und mittlere Unternehmen 4 Börsensegmente für kleine und mittlere Unternehmen Dr. Prof. Dr. Eric Frère Zusammenfassung des Herausgebers Dass die Aktienbörse für große Unternehmen eine Hauptquelle der Eigenfinanzierung darstellt, ist weit gehend bekannt. Es überrascht, dass die Börse auch für kleine und mittlere Unternehmen durchaus eine attraktive Finanzierungsquelle darstellen kann. Aus der langjährigen Erfahrung des Referenten mit der beratenden Begleitung von Börsengängen wird ein umfassendes Bild zu diesem Teil der Finanzmärkte vermittelt, der bei kleinen und mittleren Unternehmen selten im Blickfeld liegt. Der Vortrag gibt zunächst einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen Börsensegmente und den üblichen Prozessverlauf eines Börsengangs. Ergänzend wird das Volumen der deutschen und internationaler Börsen dargestellt sowie die Aktienstreuung im deutschen Anlegerpublikum. Anschließend werden Börseneinführungen aus den letzten 13 Jahren umrissen sowie eine exemplarische Auflistung von Renditen in bestimmten Börsensegmenten. Es werden die einzelnen Börsensegmente vorgestellt, die für kleine und mittlere Unternehmen in Frage kommen sowie das Volumen der Marktkapitalisierung an Aktienbörsen. Im Hauptteil seines Vortrags stellt der Referent die Vorteile eines Börsenganges zunächst anhand der Motivationslage und der Problemstellungen dar. Es folgt dann eine praktische Darstellung des Prozesses der Anforderungen an die Emittenten in den dafür vorgesehenen Börsensegmenten. Insbesondere die Vorbereitung der Emittenten wird ausführlich behandelt. Daneben werden die institutionellen Randbedingungen für die in Frage kommenden Börsensegmente gezeigt. Im Einzelnen werden die für das jeweilige Unternehmen geeigneten Börsen dargestellt, so dass daraus ein guter Einblick gewonnen werden kann, welche Segmente für kleine und mittlere Unternehmen in Frage kommen. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Segmente werden ausführlich erläutert. Wie bei den anderen auf dieser Tagung vorgestellten Finanzierungen geht es auch bei dem Börsengang für kleine und mittlere Unternehmen wesentlich um die Darstellung des Unternehmens, um seine Ertragsfähigkeit, sein Reporting und seine Geschäftspläne. Der Vortrag wird abgerundet durch die Beschreibung der Planung und Strukturierung eines IPO. Dazu gehört auch ein Zeitplan für einen Börsengang. Abschließend gibt der Referent Hinweise zu den wesentlichen Punkten, die das Unternehmen zur Vorbereitung und Durchführung einer Aktienemission leisten muss und zeig die Fehler auf, die tunlichst zu vermeiden sind. 54 Börsengang (IPO) - Börsensegmente für KMU- Prof. Dr. Eric Frère Gliederung Juni 2010 I. II. Überblick Going Public Prozess Statistische IPO-Daten III. IV. Entscheidungskriterien für den Börsengang Anforderungen an einen Börsenkandidaten - Börsensegmente - V. VI. Planung und Strukturierung des IPO Fehlervermeidung und -minimierung Prof. Frère, Börsengang (IPO) 2 55 I. Überblick Going Public Prozess - IPO: Initial Public Offering Auswahl der Berater Stabilisierung Rechtsform Emissionspreis & Zuteilung Unternehmensanalyse Marketing & Bookbuilding Börsenplatz Aktiengestaltung Marktsegment Aktienherkunft Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 3 II. Statistische Daten Deutschland 713 Euronext 994 Börsennotierte inländische Aktiengesellschaften September 2009 Großbritannien und Nord-Irland 2.235 Nasdaq 2.585 NYSE 2.658 0 1.000 2.000 3.000 Quelle: DAI-Factbook (2010) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 4 56 II. Statistische Daten Anteil der Aktionäre an der Gesamtbevölkerung 5,2 Deutschland (in Prozent) 14,5 Frankreich 30,0 Niederlande 7,0 Österreich Großbritannien und Nord-Irland 23,0 18,6 Schweden 27,7 Japan 20,4 Schweiz 25,4 USA 0 10 20 30 40 Quellen: Infratest-Umfragen im Auftrag des DAI, Presseberichte, Aktienforum Wien; European Association for Share Promotion (jeweils aktuellste verfügbare Angabe; zu unterschiedlichen Zeitpunkten). Quelle: DAI-Factbook (2010) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 5 II. Statistische Daten Deutschland 755 Großbritannien und Nord-Irland 5.466 Osaka 642 Tokio 1.509 Amex Börseneinführungen inländischer Unternehmen 1986 bis 2009 1.581 Nasdaq 7.800 NYSE 2.999 0 2.500 5.000 7.500 Quelle: World Federation of Exchanges Quelle: DAI-Factbook (2010) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 6 57 II. Statistische Daten 100 DAX-Renditen 1955 - 2009 85,3 (in Prozent) 81,9 80 61,8 60 49,0 48,0 40 47,1 46,7 43,2 39,3 34,8 32,8 39,1 37,1 28,2 20 9,7 4,4 6,2 5,6 13,512,2 14,3 7,8 17,5 4,5 10,9 7,1 1,93,0 27,1 22,3 22,0 17,7 13,8 12,9 7,3 7,0 4,7 0 -7,9 -7,1 -8,8 -12,3 -15,7 -20 -2,1 -4,3 -7,5 -21,7 -24,6 -7,5 -19,8 -21,9 -28,4 -40 -37,6 -40,4 -43,9 -60 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Quellen: Stehle, Huber, Maier, Rückberechnung des DAX für die Jahre 1955 bis 1987; Deutsche Börse AG. Quelle: DAI-Factbook (2010) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 7 II. Statistische Daten Quelle: DAI-Factbook (2010) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 8 58 II. Statistische Daten Quelle: Deutsche Börse (2009) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 9 III. Entscheidungskriterien für den IPO Motive für einen IPO Der erstmalige Gang an die Börse (IPO, Initial Public Offering) wird aus verschiedenen Gründen angestrebt: Übernahmenfinanzierung Wachstumsfinanzierung Höhere Attraktivität für Mitarbeiter Eigenkapitalstärkung Einfacher Weg zur Mitarbeiterbeteiligung Motive Spin-Off Verbessertes Marktstanding Erhöhung des Bekanntheitsgrades Juni 2010 Unternehmensnachfolge Privatisierung Prof. Frère, Börsengang (IPO) Exitmöglichkeiten für VCGesellschaften 10 59 III. Entscheidungskriterien für den IPO Bedenken gegenüber einem IPO Das Going Public nimmt erheblichen Einfluss auf das Unternehmen: Vertrauen der Öffentlichkeit erfordert eine offene Informationspolitik Schwerfällige Entscheidungsprozesse (Hautversammlung) Die Beteiligungsquote und die Einflussmöglichkeiten der Altgesellschafter verringern sich Um der Informationspolitik gerecht werden zu können, bedarf es eines ausgefeilten Rechnungswesens Das Risiko einer unfreundlichen Übernahme könnte auftreten Bedenken Es entstehen zusätzliche Einmal- sowie fortlaufende Kosten Juni 2010 Durch die Publizität wird das Unternehmen für die Wettbewerber analysierbar(er) Rechtfertigungszwang vor Mitaktionären Prof. Frère, Börsengang (IPO) 11 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten Technische Börsenfähigkeit, wirtschaftliche Börsenfähigkeit, Wahl des richtigen Börsensegments - Technische Börsenfähigkeit: + + + + + + + + + Juni 2010 Rechtsform Alter der Gesellschaft; Anzahl geprüfte Jahresabschlüsse Mindesteigenkapital vor Börsengang Mindestvolumen der zu platzierenden Aktien Herkunft der Aktien; Mindeststreubesitz Emissionshaus Lock-up Periode Due Diligence-Prüfungen Publizitätserfordernisse/ Börsensegmente Prof. Frère, Börsengang (IPO) 12 60 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten Legal Due Diligence Business Due Diligence Rechtliche Historie seit Gründung Markt und Marktentwicklung Gesellschaftsrechtliche Maßnahmen Wettbewerbssituation Verträge und Vereinbarungen Kundenreferenzen Patente und Lizenzen Forschung und Entwicklung Haftungsrisiken Vertrieb und Marketing Rechtsstreitigkeiten Organisationsstruktur Financial Due Diligence Technical/ Environmental Due Diligence Budget, Planungsplausibilität Technologische Prüfung der Produkte Darstellung der GuV Technologische Innovation Darstellung der Bilanz Produktvergleich gegenüber Wettbewerbern (letzten drei Jahre) Technologische Marktentwicklung Herleitung DVFA-Ergebniss (DVFA: Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung) Informationstechnologie Umweltanalysen Cashflow Steuerliche Situation Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 13 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Börsensegmente Amtlicher Handel Publizitätspflichten Geregelter Markt Freiverkehr Zulassungsvoraussetzungen Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 14 61 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente + Bei einer Notierung von Aktien an der FWB Frankfurter Wertpapierbörse können Emittenten zwischen den beiden Segmenten General Standard und Prime Standard wählen. + Im General Standard gelten die Anforderungen des Gesetzgebers für den Amtlichen Markt und den Geregelten Markt. Im Prime Standard müssen Emittenten über das Maß des General Standard hinausgehende internationale Transparenzanforderungen erfüllen. + Zur Aufnahme in Indizes wie DAX, TecDAX, MDAX oder SDAX ist die Zulassungim Prime Standard Voraussetzung. Quelle: Deutsche Börse (2010) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 15 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Transparenzstufen Deutsche Börse (2010): o.S. Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 16 62 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Amtlicher Markt General Standard Geregelter Markt Prime Standard General Standard Prime Standard Freiverkehr Open Market Entry Standard Mindestbetrag der zuzulassenden Aktien Voraussichtlicher Kurswert von mind. € 1,25 Mio. Voraussichtlicher Kurswert von mind. € 1,25 Mio. Voraussichtlicher Kurswert von mind. € 1,25 Mio. Voraussichtlicher Kurswert von mind. € 1,25 Mio. Keine Vorgabe Keine Vorgabe Eigenkapital Mind. € 1,25 Mio. wenn der Kurswert nicht abschätzbar ist Mind. € 1,25 Mio. wenn der Kurswert nicht abschätzbar ist Mind. € 1,25 Mio. wenn der Kurswert nicht abschätzbar ist Mind. € 1,25 Mio. wenn der Kurswert nicht abschätzbar ist Keine Vorgabe Keine Vorgabe Aktiengattung Stamm- und/oder Vorzugsaktien, Zulassung aller Aktien einer Gattung (§ 7 Abs. 1 BörsZulVO) Stamm- und/oder Vorzugsaktien, Zulassung aller Aktien einer Gattung (§ 7 Abs. 1 BörsZulVO) Stamm- und/oder Vorzugsaktien, Teilzulassung möglich (§ 69 Abs. 3 Satz 2 BörsO) Stamm- und/oder Vorzugsaktien, Teilzulassung möglich (§ 69 Abs. 3 Satz 2 BörsO) Stamm- und/oder Vorzugsaktien Stamm- und/oder Vorzugsaktien Streuung (Freefloat) Mind. 25% der zugelassenen Aktien oder niedrigerer Prozentsatz, wenn wegen der großen Zahl von Aktien derselben Gattung und ihrer breiten Streuung ein ordnungs-gemäßer Börsenhandel garantiert ist (§ 9 BörsZulV) Mind. 25% der zugelassenen Aktien oder niedrigerer Prozentsatz, wenn wegen der großen Zahl von Aktien derselben Gattung und ihrer breiten Streuung ein ordnungs-gemäßer Börsenhandel garantiert ist (§ 9 BörsZulV) Keine expliziten Vorgaben, aber Gewährleistung ordnungsgemäßen Börsenhandels (§ 69 Abs. 3 Satz 3 BörsO) Keine expliziten Vorgaben, aber Gewährleistung ordnungs-gemäßen Börsenhandels (regelmäßig ab 10% free float oder über Einschaltung eines Designated Sponsors) (§ 69 Abs. 3 Satz 3 BörsO) Keine Vorgabe, jedoch Bildung eines börsenmäßigen Marktes (Anhaltspunkt: mind. 5%, besser 10% Streuung bei einer ausreichenden Zahl von Aktionären) Keine Vorgabe, jedoch Bildung eines börsenmäßigen Marktes (Anhaltspunkt: mind. 5%, besser 10% Streuung bei einer ausreichenden Zahl von Aktionären) Unternehmensalter Mind. 3 Jahre (Muss) Mind. 3 Jahre (Muss) Mind. 3 Jahre (Sollte) (§ 69 Abs. 3 Satz 1 BörsO) Mind. 3 Jahre (Sollte) (§ 69 Abs. 3 Satz 1 BörsO) Keine Vorgabe Mind. 1 Jahr (Sollte) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 17 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Amtlicher Markt Geregelter Markt General Standard Prime Standard General Standard Designated Sponsor Nein, nur zur Sicherstellung eines "fortlaufenden" XETRA-Handels in Abhängigkeit der Liquidität der Aktie, ansonsten mind. 1 Designated Sponsor Nein, nur zur Sicherstellung eines "fortlaufenden" XETRA-Handels in Abhängigkeit der Liquidität der Aktie, ansonsten mind. 1 Designated Sponsor Nein, nur zur Sicherstellung eines "fortlaufenden" XETRA-Handels in Abhängigkeit der Liquidität der Aktie, ansonsten mind. 1 Designated Sponsor Zulassungsverfahren Emittent und Kreditinstitut Emittent und Kreditinstitut Zulassungsdokument Wertpapierprospekt: alle Angaben, die zur Beurteilung des Wertpapiers wesentlich sind Zulassungsantrag durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt (§ 49 BörsZulVO) Juni 2010 Prime Standard Freiverkehr Open Market Entry Standard Nein, nur zur Sicherstellung eines "fortlaufenden" XETRA-Handels in Abhängigkeit der Liquidität der Aktie, ansonsten mind. 1 Designated Sponsor Nein, nur zur Sicherstellung eines "fortlaufenden" XETRA-Handels in Abhängigkeit der Liquidität der Aktie, ansonsten mind. 1 Designated Sponsor Nein, nur zur Sicherstellung eines "fortlaufenden" XETRA-Handels in Abhängigkeit der Liquidität der Aktie, ansonsten mind. 1 Designated Sponsor Emittent und Kreditinstitut Emittent und Kreditinstitut Antrag kann von an der FWB zum Börsenhandel zugelassenen Unternehmen gestellt werden, auch ohne die Zustimmung des Emittenten möglich Antrag kann von an der FWB zum Börsenhandel zugelassenen Unternehmen gestellt werden, Zustimmungserkläru ng des Emittenten und Nachweis der Beauftragung eines Deutsche Börse Listing Partner, der das Unternehmen fortlaufend betreut Wertpapierprospekt: alle Angaben, die zur Beurteilung des Wertpapiers wesentlich sind Wertpapierprospekt: (wesentliche) Angaben, die zur Beurteilung des Wertpapiers notwending sind Wertpapierprospekt: (wesentliche) Angaben, die zur Beurteilung des Wertpapiers notwending sind Unternehmensexpo sé oder den durch die BaFin gebilligten Wertpapierprospekt gem. WpPG Unternehmensexpo sé oder den durch die BaFin gebilligten Wertpapierprospekt gem. WpPG durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt (§ 49 BörsZulVO) durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt (§ 49 BörsZulVO) durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt (§ 49 BörsZulVO) entfällt, da keine Börsenzulassung entfällt, da keine Börsenzulassung Prof. Frère, Börsengang (IPO) 18 63 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Amtlicher Markt Geregelter Markt Freiverkehr General Standard Prime Standard General Standard Prime Standard Zulassungsbeschluss in Veröff. des Prospekts aufzunehmen; falls prospektfrei, durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt und im Bundesanzeiger sowie durch Börsenbekanntmachung (§ 51 BörsZulVO) in Veröff. des Prospekts aufzunehmen; falls prospektfrei, durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt und im Bundes-anzeiger sowie durch Börsenbekanntmachung (§ 51 BörsZulVO) in Veröff. des Prospekts aufzunehmen; falls prospektfrei, durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt und im Bundesanzeiger sowie durch Börsenbekanntmachung (§ 51 BörsZulVO) in Veröff. des Prospekts aufzunehmen; falls prospektfrei, durch Zulassungsstelle in einem Börsenpflichtblatt und im Bundes-anzeiger sowie durch Börsenbekanntmachung (§ 51 BörsZulVO) entfällt, da keine Börsenzulassung entfällt, da keine Börsenzulassung Prospekt/Unternehmensbericht Zeitungs- oder Schalterpublizität (§ 30 Abs. 5 BörsG) Zeitungs- oder Schalterpublizität (§ 30 Abs. 5 BörsG) Zeitungs- oder Schalterpublizität (§ 30 Abs. 5 BörsG) Zeitungs- oder Schalterpublizität (§ 30 Abs. 5 BörsG) Unternehmensexpo sé ist der DBAG zur Prüfung einzureichen Unternehmensexpo sé ist der DBAG zur Prüfung einzureichen, BaFin prüft und billigt den Prospekt gem. WpPG sonstige Veröffentlichungen durch Emittent in mind. einem Börsenpflichtblatt (§ 70 BörsZulVO) durch Emittent in mind. einem Börsenpflichtblatt (§ 70 BörsZulVO) Jahresabschlüsse Veröffentlichung obligatorisch; Rechnungslegung nach IFRS Veröffentlichung obligatorisch; Rechnungslegung nach IFRS, zusätzliche Anforderungen gem. nationalen Vorschriften (z.B. Lagebericht); deutsch und englisch Veröffentlichung obligatorisch; Rechnungslegung nach IFRS Veröffentlichung obligatorisch; Rechnungslegung nach IFRS, zusätzliche Anforderungen gem. nationalen Vorschriften (z.B. Lagebericht); deutsch und englisch Nationale GAAP / HGB Nationale GAAP / HGB (Veröffentlichung auf Internetseite) Juni 2010 Open Market Entry Standard Prof. Frère, Börsengang (IPO) 19 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Amtlicher Markt General Standard Geregelter Markt Prime Standard General Standard Prime Standard Freiverkehr Open Market Entry Standard Zwischenberichterstattung nach IPO Pflicht nach 6 Monaten Quartalsabschlüsse Pflicht nach 6 Monaten Quartalsabschlüsse nicht erforderlich Zwischenbericht (Veröffentlichung auf Internetseite) Publikationssprache Deutsch Deutsch und Englisch Deutsch Deutsch und Englisch Deutsch Deutsch §15 WpHG Ad-hoc Publizität Obligatorisch Obligatorisch in deutsch und englisch Obligatorisch Obligatorisch in deutsch und englisch nicht obligatorisch Veröffentlichung wichtiger Unternehmensmeld ungen auf der Internetseite des Emittenten (Quasiad-hoc-Pflicht) Haltepflicht Altaktionäre (Lock-up) Nein Nein Nein Nein Nein Nein Fortlaufender XETRAHandel notwendig Nein Nur bei Aufnahme in Auswahlindizes Nein Nur bei Aufnahme in Auswahlindizes Nein Nein Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 20 64 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Börsensegmente Amtlicher Markt Geregelter Markt Freiverkehr General Standard Prime Standard General Standard Prime Standard Open Market Entry Standard Mitteilungspflichten bei Veränderung des Stimmrechtsanteils nach § 21 WpHG Ja (Beteiligungsschwell en 5%, 10%, 25%, 50% oder 75% der Stimmrechte) Ja (Beteiligungsschwellen 5%, 10%, 25%, 50% oder 75% der Stimmrechte) Ja (Beteiligungsschwell en 5%, 10%, 25%, 50% oder 75% der Stimmrechte) Ja (Beteiligungsschwelle n 5%, 10%, 25%, 50% oder 75% der Stimmrechte) fraglich, ob WpHG auch auf Unternehmen im FV zutrifft; WpHG: "....Unternehmen, ..... Handel an ......organisierten Markt .....zugelassen sind." Allerdings Meldepflichten gem. §§ 16, 20 AktG fraglich, ob WpHG auch auf Unternehmen im FV zutrifft; WpHG: "....Unternehmen, ..... Handel an ......organisierten Markt .....zugelassen sind." Allerdings Meldepflichten gem. §§ 16, 20 AktG Unternehmenskalender Nein Ja, in Deutsch und Englisch Nein Ja, in Deutsch und Englisch Nein Ja Pflicht zur Durchführung von Analystenveranstaltunge n Nein Ja, mind. einmal jährlich Nein Ja, mind. einmal jährlich Nein Nein Meldepflichtige Wertpapiergeschäfte von Unternehmensorganen Ja (§ 15a WpHG) Ja (§ 15a WpHG) Ja (§ 15a WpHG) Ja (§ 15a WpHG) Nein Nein Zuteilungsgrundsätze bei Aktienemissionen Freiwillig Freiwillig Freiwillig Freiwillig Freiwillig Freiwillig Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 21 IV. Anforderungen an Börsenkandidaten - Wirtschaftliche Börsenfähigkeit: + In qualitativer Hinsicht: • • • • • ausgezeichnete Managementqualität hervorragende Unternehmensstruktur technisches Know-how, Marktstellung (keine „me-too“-Unternehmen) nachhaltige Wettbewerbsvorteile; Equity Story Wachstum höher als Marktwachstum; Unternehmen bewegt sich in einem wachsenden kaum durch Verdrängung gekennzeichneter Markt • detaillierter, plausibler Business Plan • ausgefeiltes Finanz-/Controlling-/Rechnungswesen + In quantitativer Hinsicht: • Mindestunternehmensgröße • Ertragskraft Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 22 65 V. Planung und Strukturierung des IPO Planung und Strukturierung des IPO: Planung des Prozesses Auswahl des Börsensegments Aufstellung des vorläufigen Zeitplan Zuordnung der Aufgabenverteilung Mandatierung der Berater Festlegung der Emissionsstruktur Vorbereitung zum IPO Syndikatsstruktur Angebotsstrukturierung Provisionsreglung Timing Rechtsfragen Marketingplan Präsentation Markt Due Diligence Bewertung Prospekterstellung Juni 2010 Angebot und Verkauf der Aktien Marketing bei Investoren Veröffentlichung Research für internationale Investoren Pressearbeit Pre-Marketing Bookbuilding Roadshow Pricing Zuteilung Prof. Frère, Börsengang (IPO) 23 V. Planung und Strukturierung des IPO Auswahl der Partner: Investoren Werbeagenturen Emissionskonsortium Wertpapierdienstleister Emissionsberater Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Banken Steuerberater Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 24 66 V. Planung und Strukturierung des IPO Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 25 V. Planung und Strukturierung des IPO Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 26 67 V. Planung und Strukturierung des IPO Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 27 V. Planung und Strukturierung des IPO Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 28 68 V. Planung und Strukturierung des IPO IPO-Zeitplan (Beispiel) Quelle: Deutsche Börse (2009) Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 29 VI. IPO - Fehlervermeidung/-minimierung + Keine Auswahl ungeeigneter oder abhängiger Berater + Frühzeitige Gesamtplanung der einzelnen Schritte in der Vorbereitung des IPO + Keine Abgabe von maßgeblichen Geschäftsanteilen vor dem Börsengang zu niedrigen Konditionen + Keine zu frühe Bindung an eine Bank bzgl. der Platzierungsfunktion + Möglichst Erhaltung der Mehrheit der Altaktionäre + Keine deutlich zu hohe Platzierung des gezeichneten Kapitals als objektiv notwendig + Möglichst nicht zu niedrige Erlöse aus der Emission erzielen + Vermeidung zu hoher Kosten und Risiken bei der Emission + Keine Unterschätzung der zeitlichen und kapazitiven Belastung bei der Vorbereitung und Durchführung des Börsengangs + Keine zu frühe Publikation hinsichtlich Timing und Details des Börsengangs + Beachtung des richtigen saisonalen Timings der Erstemission + Keine Unterschätzung der Folgepflichten des Börsengangs Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 30 69 IPO - Internetseiten www.goingpublic.de www.deutscheboerse.com www.maccess.de www.dai.de www.onvista.de www.finanzen.net www.boerse-stuttgart.de www.euronext.com Juni 2010 Prof. Frère, Börsengang (IPO) 31 Prof. Dr. Eric Frère Dekan und Lehrstuhlinhaber Finance and Entrepreneurship FOM Inhaber Frère Consult Unternehmensberatung, Corporate Finance mobil: 0172-2451345; mail: [email protected] 70 Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung 5 Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Thomas Jakoby Zusammenfassung des Herausgebers Im abschließenden Fachreferat dieser Tagung wird den heute vorgestellten neuen Finanzierungsinstrumenten für kleine und mittlere Unternehmen der klassische Bankkredit gegenübergestellt und insbesondere auch die Sichtweise mittelstandsorientierter Kreditinstitute. Der Vortrag zeigt auf, dass sich die Erfordernisse an Finanzierungen neben der Ertragsfähigkeit und einer gewissen Eigenkapitalausstattung besonders auch an das Reporting, an die Controllingprozesse, wie Planungsrechnungen, und die Qualität der unterjährigen Berichterstattung des Kreditnehmers richten. Der Referent, der über langjährige Erfahrung im Kreditgeschäft verfügt, zeigt auf, dass ebenso wie bei den anderen Finanzierungsformen, die heute vorgestellt werden, auch bei dem klassischen Hausbankkredit diese Anforderungen maßgebend sind. Es erfolgt eine Analyse der Finanzmarktkrise aus Sicht eines mittelständischen und vorzugsweise regional handelnden Kreditinstitutes. Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise hat insbesondere auch Kreditausfälle zur Folge. Die große Unsicherheit, die im Verlauf der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise zu beobachten ist, betrifft die Absatzmärkte, die Rohstoffrisiken, Liquiditätsengpässe und die Abstufung in den Rating-Kriterien sowie die Zurückhaltung der Unternehmen bezüglich der Investitionen. Sehr ausführlich stellt der Referent die Rating-Prozedur aus der Sicht des Kreditinstitutes dar. Hier sind verbindlich Prozesse vorgeschrieben. Das Rating wird mindestens einmal jährlich durchgeführt. Die Aufgaben und Ziele des Rating werden ebenso dargestellt wie die Konsequenzen für die Kreditkonditionen. Neben den quantitativen Erfolgskriterien eines Unternehmens kommen für das Rating auch die qualitativen Erfolgskriterien etwa gleichgewichtig zum Ansatz. Letztere beinhalten z.B. die Qualität des Managements, Regelungen zur Unternehmensnachfolge, strategische Konzepte und die Transparenz der Berichterstattung. Der Referent berichtet, dass die Vergaberichtlinien der Basel II-Vorschriften eine deutlich restriktivere Kreditvergabepraxis der Banken zur Folge haben. Als besonders wichtig stellt der Referent die erhöhten Anforderungen an das Reporting und die Finanzkommunikation auch gegenüber der Hausbank dar. Hier sind die Unternehmen gefordert. Neben dem klassischen Instrument eines zeitgerecht erstellten Jahresabschlusses gewinnen zunehmend die mehrjährige Planung, die Unternehmensstrategie und die unterjährige Berichterstattung an Bedeutung. 71 Aus Datenschutzgründen wurde das automatische Herunterladen dieser externen Grafik von PowerPoint verhindert. Klicken Sie auf der Statusleiste auf 'Optionen', und klicken Sie dann auf 'Externe Inhalte aktivieren', um diese Grafik herunterzuladen und anzuzeigen. Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Agenda Die NATIONAL-BANK AG Rahmenbedingungen Rating und Informationserfordernisse Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 2 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 72 Wir sind eine der bundesweit führenden, unabhängigen Regionalbanken für anspruchsvolle Privat- und Firmenkunden in NRW Hauptsitz in Essen 800 Mitarbeiter an 23 Standorten in 12 Städten in NRW Verbundenheit mit NRW Engagement seit fast 90 Jahren für die Menschen, die Region und die Kultur Service auf Privatbank-Niveau Individuelle Beratung, fachliche Kompetenz und umfassende Betreuung Über 100.000 zufriedene Kunden Der regionale Mittelstand, Freiberufler und anspruchsvolle Privatkunden Oberhausen Duisburg Mülheim Düsseldorf Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Recklinghausen Gladbeck Dortmund Bochum Essen Hattingen Velbert Wuppertal Seite 3 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Agenda Die NATIONAL-BANK AG Rahmenbedingungen Rating und Informationserfordernisse Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 4 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 73 Bilanzsumme, Eigenkapital und Betriebsergebnis sind auf Rekordhöhe und unterstreichen die Ertragsstärke unseres kundengetragenen Geschäftsmodells Durch die im letzten Jahr durchgeführte Kapitalerhöhung schaffen wir eine gute Grundlage für unser Kreditgeschäft, das wir im letzten Jahr bei gleichbleibender Portfolioqualität auch um 250 Mio. Euro hätten ausbauen können. 4.500 35,0 31,4 4.000 3.500 4.030 33,0 4.022 3.859 30,0 3.177 28,5 3.397 25,0 25,1 3.000 22,9 2.500 20,0 2.000 15,0 1.500 10,0 1.000 500 246 251 269 271 5,0 320 - 0,0 2005 2006 Bilanzsumme 2007 Eigenkapital 2008 2009 Betriebsergebnis Quelle NATIONAL-BANK, 2010 Seite 5 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Im letzten Jahr haben wir mehr als 1000 mittel- und langfristige Kredite an mittelständische Unternehmen bereitgestellt Der Anteil der Mittelstandsfinanzierungen beträgt bei ca. 5.000 Kundenverbindungen mehr als 50 %! 624 Das Kundenkreditvolumen ist nahezu 100% durch Kundeneinlagen refinanziert! Jeder 2. Unternehmer vertraut uns auch in seinen privaten Finanzangelegenheiten! Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 6 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 74 Agenda Die NATIONAL-BANK AG Rahmenbedingungen Rating und Informationserfordernisse Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Seite 7 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Das Verhalten der Banken löst im Zusammenhang mit der Leitzinsentwicklung eine Bankenkrise aus. Banken spekulieren über Subprime-Kunden auf steigende Immobilienpreise Fehlspekulation Int. Handel mit falschen Risiken Mangelndes Vertrauen ¾ Die erwarteten Kreditausfälle von Subprime-Kunden wurden durch gestiegene Marktwerte der Immobilien kompensiert, so dass die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers an Bedeutung verliert. Die Risiken & Sicherheiten der Spekulationen werden durch Bildung strukturierter Produkte über Zweckgesellschaften int. gehandelt ¾ Strukturierte Produkte werden durch Bildung unterschiedlicher Tranchen aus einem Kreditpool generiert. Diese neuen Produkte (RMBS, CDS) haben infolgedessen unterschiedliche Risiken und sind darüber hinaus handelbar. Die Subprime-Krise löst eine internationale Vertrauenskrise aus, da sich in der Krise die von den Rating-Agenturen bewerteten Risiken als falsch herausgestellt haben ¾ Die Banken können den Wert ihrer Risiken und die anderer Banken nicht vollständig einstufen und vergeben zur Sicherung der eigenen Liquidität keine liquiden Mittel. --> Finanzkrise Illiquidität Quelle: NATIONAL-BANK AG Die aus der Vertrauenskrise drohende Liquiditätskrise (Austrocknung der Finanzmärkte) gefährdet die Realwirtschaft (Kreditklemme) und somit das Auslösen einer globalen Wirtschaftskrise Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 8 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 75 Die Bankenkrise war und ist der Auslöser einer globalen Vertrauens- und Wirtschaftskrise. Geschwächte Eigenkapitalausstattung von Banken Angespannte Refinanzierungssituation der Banken Stringentere Kreditvergabepraxis u. a. aufgrund aufsichtsrechtlicher Anforderungen der BaFin Erhöhte Kreditausfälle durch eine steigende Anzahl von Insolvenzen vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Seite 9 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Die Problemstellung für Unternehmen sind vielschichtig - die Unsicherheit aller Beteiligten führt zu einem Vertrauensverlust! Markt Risiken Quelle: NATIONAL-BANK AG • Volatile Konjunkturerwartungen • Preiskampf um verbleibende Aufträge, Rohertragsmargen sinken • Bewertungsrisiken aus Preisverfall der Rohstoffe • Forderungsausfälle z.T. nicht kreditversichert Liquidität • Liquiditätsengpässe aus Umsatzrückgang und schlechter Zahlungsmoral • Zunahme von Forderungsausfällen • Erhöhte Abhängigkeit ggü. der Zahlungsfähigkeit von Kunden Finanzierung • Finanzierungsprobleme mangels aussagefähiger Planungen • Konjunkturpaket II greift nur sehr langsam • Migration in schlechtere Ratingklassen => verschärfte Kreditkonditionen Investitionen • Unsicherheit für die Zukunft führt zu einem Investitionsstau Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 10 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 76 Agenda Die NATIONAL-BANK AG Rahmenbedingungen Rating und Informationserfordernisse Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Seite 11 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Die Durchführung von Ratings sind für Banken verpflichtend! Quelle: NATIONAL-BANK AG Bedeutung Ratings bewerten die Fähigkeit eines Unternehmens, seinen zukünftigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Rating nach Basel II Banken sind aufgrund der Gesetzgebung (Basel II, MaRisk, (Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft)) zur Bewertung der Kundenbonität vor Kreditvergabe verpflichtet. Turnus Diese Bewertung muss turnusmäßig einmal pro Jahr aktualisiert werden, dazu sind vom Kreditnehmer die hierfür notwendigen Unterlagen einzureichen. Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 12 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 77 Ratings sind als Risikogradmesser ein Mittel zur Begrenzung der Risiken von Banken im Zuge des Kreditprozesses Aufgaben • Basel II - konformes Instrument zur Risikoeinschätzung • Verarbeitung aktueller Kundeninformationen • Basis für Ertrags- und Risikomanagement • Proaktive, aktuelle und trennscharfe Risikoeinschätzung • Erkennung und Vermeidung nahender Unternehmensrisiken Ziel Zielgröße interner Risikomessung Auswirkungen • Überwachung und Management des Kreditportfolios (Frühwarnsystem) • Genaue Bonitätseinschätzung • Erweitertes Informationsbedürfnis • Ratingergebnis bestimmt Kosten der Bank und Festlegung der Kondition Seite 13 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Ratings werden auf Basis verschiedener Faktoren ermittelt und lassen sich in drei Kategorien unterordnen Hardfacts Softfacts Externe Einflussgrößen Das ermittelte Rating ist das Gesamtergebnis aller Einflussgrößen Die ermittelte Ausfallwahrscheinlichkeit ist umso größer, je höher die Unkenntnis und Unsicherheit, bzw. je schlechter die Informationsbasis der Bank Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 14 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 78 Basel II hat eine restriktivere Kreditvergabepraxis zur Folge und mündet gerade in Folge der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einem eigendynamischen Prozess! Schlechtere Unternehmenskennzahlen als Folge der gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen 4. Erhöhte Informations- und Dokumentationspflichten der Kunden 1. Verschlechterung des individuellen Ratings 2. Die Dynamik von Basel II auf die Kreditvergabepraxis von Banken Fehlende Unternehmensfinanzierung durch restriktivere Kreditvergabepraxis Steigende EK-Unterlegung bei den Banken 3. Quelle: NATIONAL-BANK AG Seite 15 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Gute Finanzkommunikation wirkt sich in vielfacher Hinsicht positiv aus! Auswirkungen unterschiedlicher Finanzkommunikation Wir können über mehr Finanzmittel verfügen 67% 41% Wir können auf eine größere Palette von Finanzierungsinstrumenten zurückgreifen 54% 38% Der Umgang mit unseren Kapitalgebern ist schneller, unkomplizierter 71% 48% Das Vertrauensverhältnis zu unseren Kapitalgebern hat sich verbessert 82% 52% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Anteil der befragten Unternehmen Quelle: NRW.BANK Verfechter einer ausgeprägten Fin. - Kom. Skeptiker einer ausgeprägten Fin. - Kom. „Eine gute Finanzkommunikation lohnt sich. Sie hat wesentlich günstigere Bedingungen bei der Finanzierung zur Folge. Firmen mit guter Finanzkommunikation stellen weniger Sicherheiten, haben mehr Auswahl und bekommen mehr Finanzmittel.“ Quelle: Finanzkommunikation jetzt krisenfest machen!; Gemeinschaftsstudie von Euler Hermes, Commerzbank, BDI, impulse, FTD, Bundeswirtschaftsministerium; 2008. Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 16 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 79 Die relative Bedeutung der Finanzkommunikation aus Sicht der Unternehmen und Banken im Kreditprozess werden aus Sicht der Unternehmen stark unterbewertet Unzureichende Finanzkommunikation • Qualitativ: Mangelnde Unterlagenaufbereitung • Quantitativ: Mangel an relevanten Hard- und Softfacts Erhöhte Risikoeinschätzung durch Informationsdefizit • Malus bei der Ratinganalyse • Verzerrte Wahrnehmung der Unternehmensprofessionalität Erschwernisse beider der Aufnahme Aufnahme vonvon Krediten Erschwernisse bei Krediten Zusätzliche Sicherheiten erforderlich Zusätzliche Sicherheiten erforderlich 28% 32% Umfangreiche Anforderungen an die Umfangreiche Anforderungen an die Offenlegung von Unternehmensdaten Offenlegung von Unternehmensdaten Umfangreiche Dokumentation 72% 26% 67% Umfangreiche Dokumentation 24% Kreditzins/-marge höher 56% Verschärfte ZusatzKreditzins/- marge -höher oder Nebenvereinbarungen 24% Verschärfte Zusatz - oder Nebenvereinbarungen Aus Sicht der Banken/Sparkassen 0% 33% 18% Aus Sicht der befragten Unternehmen 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Anteil der befragten Unternehmen/Banken/Sparkassen Aus Sicht der Banken/Sparkassen Aus Sicht der befragten Unternehmen Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG 80% Quelle: Euler Hermes, Commerbank, BDI, impulse, FTD Seite 17 / 08.06.2010 Thomas Jakoby Eine umfassende Planung ist die Voraussetzung für eine Verbesserung der Finanzkommunikation Bausteine einer guten Finanzkommunikation Voraussetzung: • Vollständigkeit und Konstanz sichern Ratingvorteile und dokumentieren Professionalität Jahresabschluss Mehrjahresplanung • Neben der Darstellung der Zahlen ist auch eine Analyse als Bestandteil des Managementinformationssystems sinnvoll Strategiedarlegung Herausforderung: Liquiditätsplanung Wesentliche Geschäftsvorfälle Unterjährige Zahlen • Erstellung einer Mehrjahresplanung (inkl. Liquiditätsplanung) sowie einer unterjährigen Berichterstattung auf regelmäßiger standardisierter Basis werden häufig vernachlässigt …sind aber für Finanzierungspartner insbesondere in Zeiten der Krise elementar. Verschenkte Potenziale Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 18 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 80 Fazit Durch sich verschlechternde Ratings und erhöhte Risikosensitivität im Zuge der Wirtschaftskrise, haben Banken erhöhte Informationsbedürfnisse Risiko Sprechen Sie mit Ihrer Bank! Informationen Konditionen Durch umfassende Finanzkommunikation können Unternehmen z. B. beim Rating Einfluss üben und im Rahmen des Kreditvergabeprozesses ihre Chancen insgesamt erhöhen Finanzkommunikation wird aus Unternehmenssicht im Hinblick auf ihre Bedeutung und Wirkung im Dialog mit Banken unterschätzt Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Quelle: NATIONAL-BANK AG Seite 19/ 08.06.2010 Thomas Jakoby Ansprechpartner Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Thomas Jakoby Theaterplatz 8, 45127 Essen Telefon: 0201 8115 - 445 Telefax: 0201 8115 - 547 E-mail: [email protected] www.national-bank.de Quelle: NATIONAL-BANK AG Informationserfordernisse in der Unternehmensfinanzierung Seite 20 / 08.06.2010 Thomas Jakoby 81 Ergebnisse der Tagung 6 Ergebnisse der Tagung Prof. Dr. Bernd Wassermann Sehr geehrte Damen und Herren, die öffentliche Diskussion, ob es infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise eine Kreditklemme im deutschen Mittelstand gab, gibt oder geben wird, ist für die betroffenen Unternehmen wenig hilfreich. Die Fremdfinanzierung von mittelständische Unternehmen wird derzeit immer noch vom klassischen Hausbankkredit dominiert. Die Anforderungen an die positive Kreditentscheidung, wie die Kreditgewährung oder die Beibehaltung des Kredites, sind nach der Finanzmarktkrise der Jahre 2008/2009 deutlich gestiegen. Dies betrifft auch die Kreditkonditionen. Je besser die Unternehmen die Anforderungen der Finanzgeber erfüllen, umso günstiger wird auch künftig die Finanzierung sein. Diese erhöhten Anforderungen an die Kreditfinanzierung haben Banken nicht von sich aus den Kreditkunden vorgegeben, sondern sind durch ihre Refinanzierungsvorschriften nach dem Basel II-Abkommen, welches im nächsten Jahr durch ein Basel III-Abkommen abgelöst werden soll, in diese Richtung gedrängt worden. Das bedeutet für mittelständische Unternehmen, dass neben dem Hausbankkredit andere Finanzierungsquellen erschlossen werden sollten. Diese Strategie wird häufig als Diversifizierung auf der Passivseite der Bilanz bezeichnet. Auf jeden Fall verringert sich die Abhängigkeit von einem Fremdkapitalgeber, wenn in der Bilanz mehrere Fremdfinanzierungsquellen zur Verfügung stehen. Auf der 1. Fachtagung im Rahmen des Mittelstandsforums Steuern, Recht & Bewertung wurden verschiedene Finanzierungsinstrumente vorgestellt, die sowohl zu den konservativen Finanzierungsformen aber auch zu den alternativen Finanzierungsquellen zu rechnen sind. Sie treten neben die zunehmend verbreiteten Bilanz verkürzenden Finanzierungen wie z.B. Leasing oder Factoring. Gemeinsames Merkmal aller Finanzierungsinstrumente, mit denen neue Fremdkapitalgeber oder auch Eigenkapitalgeber geworben werden, ist ein aussagefähiges Reporting, das gerade auch bei kleinen und mittleren Unternehmen unabdingbar sein wird. Hiermit ist gemeint, dass nicht nur eine doppelte Buchführung monatlich erstellt wird, sondern darüber hinaus mindestens monatlich oder quartalsmäßig betriebswirtschaftlich aufbereitete Unterlagen vorliegen, die sowohl der Selbstinformation des Unternehmers bzw. Geschäftsführers dienen, als auch der Information Außenstehender. 82 Ergebnisse der Tagung Hierzu gehört eine betriebswirt-schaftliche Aufschlüsselung der Erfolgsfaktoren sowie die unterjährige Darstellung von Finanzströmen. Unabdingbar sind künftig Finanzplanungen, d.h. Planungsrechnungen zumindest auf Quartals- oder Jahresbasis für das folgende Geschäftsjahr und möglichst zwei bis vier weitere Geschäftsjahre. Dass solche Planungen gerade in Krisenzeiten der Volkswirtschaft schwierig sind, wird nicht verkannt. Über die Verbesserung des betrieblichen Berichtswesens werden die wesentlichen Voraussetzungen geschaffen, damit auch künftig kleine und mittlere Unternehmen ausreichende Finanzmittel von Geldgebern zur Verfügung gestellt bekommen. 83 Darstellung der Projektpartner 7 Darstellung der Projektpartner - RWP Rotthege Wassermann & Partner Die von Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Rechtsanwälten im Jahre 1993 gegründete Beratungsgruppe RWP Rotthege Wassermann & Partner wird derzeit von 15 Partnern und etwa 80 Mitarbeiter getragen. Der ausgewogene interdisziplinäre Ansatz der Kanzlei führte zu den Schwerpunkten der praktisch Beratung, der sowohl der rechtlichen als auch der betriebswirtschaftlichen sowie steuerlichen Betrachtung ganzheitlich bedarf. Hierzu gehören die Spezialgebiete der Kanzlei zu den Themen Unternehmensnachfolge, Finanzierung, Immobilien und Sanierung und Krisenmanagement. Die Kanzlei arbeitet national und international mit mittelstandsorientierten Kanzleien kooperativ zusammen und ist in Netzwerke eingebunden. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.rwp.de 84 Darstellung der Projektpartner - FOM Hochschule für Oekonomie & Management Die 1993 von Verbänden der Wirtschaft gegründete staatlich anerkannte gemeinnützige FOM Hochschule für Oekonomie & Management ist eine von Deutschlands führenden Hochschulen der Wirtschaft. Sie verfügt über 20 Standorte in Deutschland und weitere im Ausland. An der FOM studieren ausschließlich Berufstätige mit Hochschulberechtigung sowie Auszubildende, die nach dem Abitur parallel zum Studium eine betriebliche Ausbildung absolvieren. Großunternehmen wie 3M, Aldi, Bayer, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche BP, E.ON, RWE und Siemens, aber auch viele mittelständische Betriebe kooperieren bei der Ausbildung von Führungsnachwuchs mit der FOM. Die FOM legt großen Wert auf die Profilbildung in Lehre und Forschung. Die inhaltliche Profilbildung der Studiengänge konnte erfolgreich vorangetrieben, Forschungs- und Entwicklungsprojekte konnten initiiert und internationale Kooperationen realisiert werden. Als private Hochschule wirbt die FOM bei der Finanzierung der Forschung und Entwicklung auch Drittmittel ein und führt F&E-Projekte mit Drittmitteln sowie maßgeblichen Eigenanteilen durch. Angewandte Forschung an der FOM ist darüber hinaus typischerweise auch Forschung für die Lehre. Zum einen können Forschungsergebnisse in die zielgruppenorientierte Anpassung und Weiterentwicklung berufs- und ausbildungsbegleitender Curricula führen. Zum anderen fließen Forschungsergebnisse in den Lehrbetrieb ein und werden im Rahmen von Praxisprojekten oder Abschlussarbeiten aufgegriffen. Die FOM setzt ihren Schwerpunkt in der Forschung und Entwicklung u.a. auf Karriere- und Bildungsforschung, Beiträge zur Kompetenzentwicklung in KMU, steuerrechtliche Fragestellungen sowie institutionenökonomische Analysen. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.fom.de/forschungsprojekte.html 85 Anhang – Auszug aus dem Tagungsprogramm 86 Anhang – Auszug aus dem Tagungsprogramm 87 Anhang – Auszug aus dem Tagungsprogramm 88 89 Die Zahl der Unternehmenskrisen scheint bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nicht nur besonders hoch. Zudem sind diese Krisen, wenn sie in den Unternehmen wahrgenommen werden, oft direkt von existenzbedrohendem Ausmaß. Die Gründe hierfür können beispielsweise in dem erschwerten Zugang zum Kapitalmarkt gesucht werden. Ziel des Mittelstandsforums Steuern, Recht & Bewertung, einem Kooperationsprojekt der FOM Hochschule für Oekonomie & Management und der Beratungskanzlei RWP Rotthege Wassermann & Partner, ist es, vielschichtige Finanzierungsquellen für Unternehmen zu identifizieren und eine Abwägung deren Risiken und Chancen vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation – insbesondere von KMU – vorzunehmen. Der vorliegende Tagungsband »Neue Finanzierungswege für kleine und mittlere Unternehmen« bildet das breite Spektrum von sowohl konventionellen- als auch alternativen Finanzierungsmöglichkeiten ab, die auf der gleichnamigen Fachtagung am 8. Juni 2010 in Essen vorgestellt wurden. Aachen | Berlin | Bonn | Bremen | Dortmund | Duisburg | Düsseldorf | Essen | Frankfurt a. M. | Gütersloh | Hamburg | Köln | Leipzig | Mannheim | Marl | München | Neuss | Nürnberg | Siegen | Stuttgart und Luxemburg