ANDERE DIMENSIONEN DER SCHÖNHEIT

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ANDERE DIMENSIONEN DER SCHÖNHEIT
ANDERE DIMENSIONEN DER SCHÖNHEIT
Petra Jansová
Petra Jansová, Matrikelnummer: 1174118
Schriftlicher Teil zur künstlerischen Diplomarbeit
mit dem Titel Andere Dimensionen der Schönheit
Universität für angewandte Kunst Wien
Institut für Bildende und Mediale Kunst
Abteilung Fotografie
Betreut durch Univ.-Prof. Gabriele Rotheman
Angestrebter Titel: Mag.art.
Sommersemester 2016
Inhalt
1. Einleitung und Konzept zur künstlerischen Arbeit „Andere Dimensionen der
Schönheit“
2. Bezüge zu historischen und aktuellen Tendenzen bei Schönheitsprozeduren
3. Inspirationen aus der bildenden Kunst
4. Erste Collagen und frühe Arbeiten zum Thema Schönheit
5. Technisches Vorgehen und Präsentationsform
1. Andere Dimensionen der Schönheit
Das Thema Frauen und Schönheit ist Ausgangspunkt meiner Diplomarbeit.
Die intensive Beschäftigung mit dem Thema hat unter anderem einen biografischen Hintergrund.
Vielleicht ist es aber auch ein Streben nach Ästhetik und das Suchen nach einer tieferliegenden,
damit einhergehenden Bedeutung, derer ich mir selbst nicht gänzlich bewusst bin.
Deshalb habe ich mich entschlossen, diese Themen in einer künstlerischen Arbeit zu hinterfragen.
Die Psychologie der Schönheit, Schönheitstechniken und Prozeduren, die von einem
kommerziellen Markt vorgegeben werden, sind die Schwerpunkte meiner Arbeit. Ich nähere mich
diesem Kontext an. Das Einbinden einer surrealen Ebene erzeugt ein besseres Verständnis der
Realität.
Die Arbeit bildet das Unsichtbare und die möglichen Ziele von Schönheitssuche und
Schönheitsprozeduren ab.
Historisch gesehen existierten schon in der Antike vor allem in Ägypten Techniken, die das
körperliche Wohlbefinden der Frauen mit dem Versprechen nach einem repräsentativen Äußeren
verbanden. Zu dieser Zeit waren Schönheitsprozeduren einer finanziell besser gestellten
Minderheit vorbehalten. In einer zeitlichen Entwicklung, die sich parallel zu anderen
gesellschaftlichen Innovationen vollzog, haben sich Schönheitstechniken verändert und wurden
modifiziert. Damit ergaben sich neue Einschränkungen und Möglichkeiten.
Ich gehe davon aus, dass der Verlust moralischer und technischer Grenzen und die zunehmende
Vermarktung fortschreitend sind. Frauen wird ohne dass sie sich dessen bewusst sind das Gefühl
vermittelt, sich verändern zu müssen. Gleichzeitig wird die Erwartung geweckt, dass eine
Perfektionierung möglich sei und das Versprechen auf ein glücklicheres Leben verkauft.
Die Arbeit „Andere Dimensionen der Schönheit“ widmet sich den vielfältigen Sichtweisen auf das
„Instrument Schönheit“.
2. Bezüge zu historischen und aktuellen Tendenzen bei Schönheitsprozeduren
In diesem Kapitel möchte ich verschiedene Techniken für die Verschönerung der Frau sowie
deren Entstehung bis zu der heutigen Zeit vorstellen.
Diese kosmetischen Techniken der vergangenen Jahrhunderte waren für mich unter anderem
Inspiration für die erste Idee dieses Projektes.
Die Verschönerungsverfahren
Verschönerungstechniken haben ihre Wurzeln in der Antike in Ägypten. Keine andere Kultur
der Welt entwickelte sich hinsichtlich der Körperkultur und Körperverschönerung so rasant, wie
diese Zeit. So unklar die Bedeutungsvielfalt der Bilder der Schönheitspflege in der ägyptischen
Kunst ist, so präzise sind die Erkenntnisse über die technischen und naturwissenschaftlichen
Aspekte. Über die Zusammensetzung und Herstellung kosmetischer Substanzen wird sowohl
in altägyptischen Texten und Bildern als auch in viel später erstellten Analysen von OriginalKosmetika berichtet. So besaßen ägyptische Königinnen, wie beispielsweise Nofretete ihre
individuelle schwarze Augenschminke, die vor allem Bleiglanz enthielt, das häufig als Kohl
bezeichnet wird (vom arabischen »kahala« = »die Augen salben«) und unter anderem auch
eine antibakterielle Wirkung hatte.
Pflege der Gesundheit und des äußeren Erscheinungsbildes inspirierte sowohl die unteren als
auch die mittleren Schichten der damaligen Bevölkerung, die sich mit den verschiedensten
Ölen pflegten und letztendlich so bestimmte Rituale entwickelten, die im Laufe der Zeit für sie
völlig natürlicher Bestandteil ihres Lebensstils wurden. Kleopatra selbst schrieb ein Buch über
ihre Geheimtipps bezüglich Schönheitsmasken und der Kunst des Make-ups. Die alten
Ägypter haben anhand des Beispiels ihrer Könige begonnen, Verfahren zu entdecken und zu
entwickeln, mit deren Hilfe man den Anzeichen des Alterungsprozesses vorbeugen konnte. Sie
experimentierten mit der Straffung der Haut, Glätten von Falten (Runzeln) und der Entfernung
von Narben, sowie anderer unerwünschter Male und Makel auf Körpern.
Man könnte sagen, dass in dem Zeitraum zwischen 1550 – 1069 vor unserer Zeitrechnung „die
Schönheitsindustrie“ geboren wurde.
Bild: Elisabeth Taylor Cleopatra Barbie doll 1st Series Mint
news.bbc.co.uk/2/hi/entertainment/672744.stm
Griechenland
Es gibt viele Gründe, warum bis ins heutige Zeitalter schöne Frauen mit griechischen
Göttinnen verglichen werden, insbesondere mit Aphrodite, der Göttin der Schönheit und der
Liebe. Die Schönheit war in dieser Zeit ein wichtiges gesellschaftliches Kriterium. So wurde
zum Beispiel Helena von Troja Anlass für einen der blutigsten Kriege der griechischen
Geschichte.
Die Griechinnen verwendeten für die Pflege ihrer Schönheit verschiedene Olivenöle, Honig,
Bäder und als ästhetisch galt auch die sparsame Verwendung von Make-up. Sehr beliebt war
damals ein leichter Puder, der die Augenbrauen und Schattierungen im Augenbereich betonte.
Besonders populär war die Aufhellung der Haarfarbe, die man durch lange Essigbäder erzielen
konnte. Da dies Schädigungen an der Haarsubstanz hervorrief, wurden Perücken hergestellt.
Frauen bleichten ihren Teint mit Tinkturen und Salben aus Blei und Olivenöl. Auch, wenn diese
Rezepturen sehr wirksam waren und das Ergebnis den Vorstellungen der Damenwelt
entsprach, gab es immer wieder Fälle, in der die Haut mehr Blei absorbierte als der
Gesundheit zuträglich war. Dadurch kam es immer wieder zu tödlichen Vergiftungen.
Bild: The Venus de Milo: a total uggo, according to L.E. Eubanks. (Photo: Tom King)
pinrest.com
Japan
Ich bin davon überzeugt, dass viele von uns bei der Erwähnung des Wortes „Japanerin“
zumeist die traditionelle japanische Maiko bzw. Geisha vor Augen haben. Eine Geisha
zeichnet sich durch ein auffälliges und sorgfältig aufgetragenes weißes Make-up aus, das
mitunter fast gespenstisch wirken kann.
Grundbestandteil dieses rein weißen Make-Ups für das Gesicht war Reismehl, das Grundlage
für die Herstellung eines deckenden Puders war. In Japan, genauer gesagt in Japan der
Heian-Zeit, war eine als Ohaguro bezeichnete Kosmetik beliebt. Die Geishas färbten ihre
Zähne mit einer Kombination aus oxidiertem Eisen (Eisenazetat) und Gerbsäure schwarz. Der
Anblick schwarzer Zähne würde in der heutigen Gesellschaft auf Verwirrung und
Unverständnis stoßen. Im Laufe der Jahrhunderte verwandelten sich viele der früheren
Schönheitsideale in etwas Bizarres und aus jetziger Sicht nicht mehr Nachvollziehbares.
Bild: Sun 9 (Yield for Kimono)
cvltnation.com/ohaguro-and-yaeba-japanese-cosmetic-dentistry
Das Zeitalter Elisabeth I.
Königin Elisabeth war ein Rolemodel für Schönheit und Stil in dieser Ära. Wahrscheinlich ist,
dass nicht nur die reine Hierarchie, sondern auch die sehr starke und einzigartige
Persönlichkeit der Königin eine Rolle spielte. Elisabeths Schwäche für exklusive Mode und
Accessoires war nicht zu übersehen und hatte demzufolge auch einen großen Einfluss auf die
damalige Damenwelt, die sich ihrem Lebensstil zumindest durch Nachahmung annähern
konnte. Die Königin hatte einen sehr anspruchsvollen Geschmack, den sie im Hinblick auf ihre
Stellung problemlos ausleben konnte. Ihr Kleiderschrank soll hunderte Roben und angeblich
mehr als 2.000 schmückende Handschuhe enthalten haben. Man war um einen vornehm
blassen, porzellanartigen Teint bemüht. In diesem Zeitalter galt Kosmetik als etwas
Gefährliches, weil sie nach damaliger Ansicht den Fluss der Energie auf der Oberfläche der
Haut blockierte. Die Frauen erzielten den blassen Teint durch Auftragen von rohem Ei auf das
ganze Gesicht, wodurch die Gesichtshaut glatter, heller und für die damalige Zeit vollkommen
erschien. Den hellen Ton unterstützten sie nicht nur dadurch, dass sie Blei in das natürliche
Make-up mischten, sondern auch kleine Mengen von Arsen zu sich nahmen, wodurch zwar
der Teint strahlender erschien, sich das Leben aber verkürzte. Die nächste Erfindung war das
Ansetzen von Blutegeln auf Körper und Gesicht, so dass das blasse Aussehen wesentlich
natürlicher erschien und nicht mehr durch Make-up unterstützt werden musste. Als letzte, doch
eher drastische Maßnahme der Zeit Elisabeths I. ist noch zu erwähnen, dass es damals
durchaus üblich war, Bandwürmer zu schlucken, die den größten Teil der Nahrung, die man
aufnahm, wieder vertilgten, denn das Schönheitsideal der damaligen Zeit war eine schlanke
Figur ohne weibliche Rundungen.
Bild: fashioneditoratlarge.com/2014/04/tudor-elizabethan-aw14-simone-rocha-erdem
Indien
Indische Frauen gelten seit jeher aufgrund ihrer Gesichtszüge, ihrer Hautfarbe und ihrer
ausdruckvollen Augen als Symbol für exotische Schönheit. Als Ideal wird angestrebt, so
gesund, weiblich und geschmückt wie nur möglich auszusehen.
Ayurveda heißt das Wissen vom Leben und ist die älteste überlieferte ganzheitliche Heilkunde
mit Schwerpunkt auf Selbstheilung. Es beinhaltet aber auch Erklärungen, mit deren Hilfe es
möglich sein soll, ein Leben lang attraktiv auszusehen.
Kuhmist und Urin wurden im historischen Indien für medizinische Zwecke verwendet. Die
desinfizierende und heilende Eigenschaft des Urins der Kühe wurde nicht nur bei
Gewichtsreduzierung, sondern auch zur Bekämpfung von Akne, rauen Ellbogen und Knien
sowie der Reinigung und Stabilisierung des gesamten Immunsystems eingesetzt.
In der Zeit des Mogulreiches war es auch üblich, Betel zu kauen. Auch das sollte der
Schönheit steigern. Auch wenn die Frauen durch das Betelkauen besonders gefärbte Lippen
bekamen, schädigte es doch so stark die Zähne, dass diese mit der Zeit ausfielen.
Bild: pinkvilla.com/entertainment/discussion/glamour-1860s-1880s-indian-fashion
An diesem Punkt komme ich zu Inspirationsquellen und Bezugspunkten aus dem 20.
Jahrhundert, die ich als Ausgangsmaterial für meine Collagen verwende. Hier einige Beispiele,
die mir als Motive für meine Arbeit gedient haben.
Bild: Dimple machine, Abbild von Fotografie, 1936
theatlantic.com/health/archive/2012/10/dimple-machines-glamour-bonnets-and-pinpointed-flaw-detection
Bild: Vintage hangover cure mask, 1934
http://www.fabriqspa.com/natural-hangover-cure
An dieser Stelle möchte ich begründen, warum ich mich besonders von fotografischen
Dokumentationen des 20. Jahrhunderts angezogen fühle. Diese Zeit interessiert mich aufgrund
des Lebensstandards und des spezifischen Stils. Es gilt als Tatsache, dass gerade in diesem
kurzen Zeitabschnitt so viele Innovationen auf dem Gebiet der Kosmetik und Verschönerung
entstanden sind, die darüber hinaus auch ein einzigartiges Produktdesign haben. Gerade
diese Motive sind für mich anschauliche Beispiele und visuell wichtig. In diesen Produkten
sehe ich durch Vergleiche die Absurdität und die Doppelbödigkeit dieser gegenwärtigen
„Verschönerungsindustrie“, die bei den Menschen die Ansprüche an das eigene Aussehen
immer höher schraubt. Die PR-Welt und ihre gegenwärtigen Systeme sind für mich in ihrem
indoktrinierten Agieren ebenso abstrakt und betrügerisch, wie die Schönheitsindustrie aus der
Vergangenheit. Eben diese Aspekte auf dokumentarischer Ebene untersuche ich in meinen
Arbeiten.
3.
Inspirationen aus der bildenden Kunst
3.1
Geometrische Abstraktion, Kubismus und Ladislav Sutnar
3.2
Dadaistische Collage
3.3
Fotografie der Postmoderne
3.4
Marlene Dumas
3.1
Geometrische Abstraktion, Kubismus und Ladislav Sutnar
Ladislav Sutnars kommerzielle Grafiken beeinflussten in hohem Maße das Phänomen des
graphischen Designs und der visuellen Kommunikation, wobei sie gleichzeitig auch eine
wichtige Stellung in der bildenden Kunst einnehmen. Sutnars graphische Arbeiten zeichnen
sich durch Kontraste, eine übersichtliche Gliederung der Informationen, konzeptionelle Arbeit
mit Fotografie, Collage, Fotomontage und anderen bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich der
Kinematographie vorbehaltenen Vorgehensweisen aus. Typisches Charakteristikum seiner
Arbeiten war die diagonale Komposition, die das Gefühl der Bewegung im Raum vermittelt. Zu
seinen graphischen Arbeiten gehören Plakate, Buchgrafik, Geschäftsdesign oder Typografie.
Bei der methodischen künstlerischen Verwendung von Details aus Illustrationen von
Prospekten für Verschönerungsverfahren wurde ich mir bewusst, dass ich besonders durch die
graphischen Arbeiten von Ladislav Sutnar beeinflusst bin.
Mich faszinieren künstlerische Positionen, die versucht haben, die Kunst vom Ballast des
Gegenständlichen zu befreien, wie beispielsweise die Suprematisten, die den Weg zur
gegenstandslosen Empfindung gesucht haben.
Weiters sollen hier als Inspirationsquellen Stilrichtungen des Kubismus, der geometrische
Abstraktion sowie der Minimal Art erwähnt und ein loser Vergleich zum Brutalismus gezogen
werden.
Bild: Ladislav Sutnar, Venus, 1932
pinrest.com
Bild: Kazimir Severinovich Malevich - Malevich / Black Square, Blue Triangle
kunstkopie.de
3.2
Dadaistische Collage
Dadaismus entstand als avantgardistische Kunstrichtung unter dem Eindruck des Ersten
Weltkrieges in der Schweiz und wandte sich gegen die verlogenen Ideale und Werte der
Gesellschaft, die den Krieg herbeigeführt und ermöglicht hatten. Sie visualisiert Ängste und
Chaos, ohne einen Ausweg aufzuzeigen.
Absurdität und Sinnlosigkeit, die bis zum puren Nihilismus führten, wurden thematisiert.
"Für dadaistische Werke sind charakteristisch beabsichtigte Unvernunft und Ablehnung der
überwiegenden Standards der Kunst. Die Künstler propagierten totale Anarchie im Leben,
Kultur, absolute Freiheit des Schaffens und Kunst ohne soziale Funktion." (artmuseum.cz)
Hannah Höch, Pioneering: Untitled Collage, 1930, Photo: Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg /Maria Thrun
Bild: Max Ernst - Anatomie als Braut [ Anatomie jeune mariée], 1921
mondo-blogo.blogspot.co.at/2012/02/exquiste-corpse-surrealism-and-black
Bild: Jindřich Štyrský, Collage, 1934
http://curiator.com/art/jindrich-styrsky/0
3.3. Fotografie in der Postmoderne
Einen Teil meiner künstlerischen Diplomarbeit bilden Collagen, für die ich Fotografien von
kosmetischen Artikeln verwendet habe. Ein Teilbereich der Fotografie in der Postmoderne
verwendet Werbefotografie als Ausgangsmaterial für künstlerische Werke. Diese
fotografischen Arbeiten und ihre Autoren arbeiten bewusst mit found footage und Strategien
der Aneignung. Die Verwendung eines bereits existierenden "Etwas" wird somit in den Kontext
des gegenwärtigen Kunstdiskurses gebracht. Mein Interesse ist es, sowohl das „Ganze“ als
auch die Details aus den Vorlagen so zu extrahieren, dass ein neuer Inhalt entsteht. In meinen
"ready mades" aus gefundenen Fotografien hingegen möchte ich etwas physisch erfahrbares
in die fotografische Technik einbinden. Dabei bemühe ich mich, das Material in den
Vordergrund zu stellen und aufzuzeigen, wie sich ein solches Material auf der eigenen Haut
anfühlt.
Ich verwende in meinen Collagen verschiedene Techniken und Medien und versuche, sie
durch das verwendete dokumentarische Rohmaterial thematisch in meine inhaltliche
Auseinandersetzung einzugliedern.
Bild: Barbara Kruger, You are not yourself – 1984
http://www.arthistoryarchive.com/arthistory/feminist/Barbara-Kruger
3.4. Marlene Dumas
Marlene Dumas inspirierte mich sowohl durch ihren Malstil als auch durch den
psychologischen Kontext ihrer Malerei. Die Malereien heben hervor, dass die Psyche des
Menschen eine unbestimmte Dimension beinhaltet und verdeutlichen dadurch einen bisher
nicht definierten Charakterzug der Personen. Ihr Werk ist umfangreich und jedes von ihr
gemalte Portrait verführt dazu, Menschen mit einer gewissen Nachsicht und Distanz zu
betrachten und gleichzeitig ein intimes Verständnis zu erzeugen. Der Mensch ist nicht
vollkommen und der menschliche Charakter ist tiefgründig. Aus den Portraits von Marlene
Dumas fühle ich jene Tiefe sprechen, die menschlichen Charakteren in ihren komplizierten
Schichten innewohnt.
Bild: Marlene Dumas Incubatie 1991. Lithograph edition of 40, 33 x 31cm, © Marlene Dumas
34fineart.com
Bild: Marlene Dumas, Mamma Roma, 2012, Private Collection © Marlene Dumas
Wsimag.com
4. Erste Collagen und frühere Arbeiten zum Thema "Schönheit"
Die Faszination an der Technik des Collagierens begleitet mich schon seit Beginn des
Studiums und kam bei vielen meiner frühen Werke zum Einsatz.
Thema von „Today's endeavor“ ist die gefühlte Notwendigkeit, an den Lebensstil der
Vergangenheit zu erinnern. Jene verlorene Zeit, die immer noch aktuell ist und die bis in die
Gegenwart ausstrahlt.
Today's endeavor, 2011/2012, Doppelbelichtung auf Barytpapier, je 12 x 20 cm
An apocalyptic Caravaggio, 2013, Doppelbelichtung auf Barytpapier, 20 x 25 cm
Masken, Collage, Pigmentprint und Creme, 2015, je 35 x 35 cm
Dimples and Face, Pigmentprint, 2015, je 31 x 20 cm
Mask, Pigmentprint, 2015, je 31 x 20 cm
Beautyportraits, Pigmentprints, 2015, verschiedene Größen
5. Technisches Vorgehen und Präsentationsform
Das Thema meiner Arbeit ist in drei Teile gegliedert ist. Dabei ist es wichtig, dass diese drei
Parts klar voneinander getrennt sind.
Die künstlerische Arbeit wird einerseits durch die Verwendung mehrerer medial
unterschiedlicher Herangehensweisen und andererseits durch nebeneinander funktionierende
Stile und Zeitebenen strukturiert. Die einzelnen Werke ergänzen und spiegeln sich in dieser
Ausstellung gegenseitig. Eine Arbeit beeinflusst die andere, das prozesshafte soll in
Komposition und Präsentation einfließen.
Technische Herangehensweisen sind dabei ebenso wichtig wie inhaltliche Ausrichtungen. Im
Unterschied zur digitalen Fotografie ist beispielsweise die analoge Fotografie ein handwerklich
hochwertiger Prozess, besonders empfindlich in seiner Erstellung. Die Präsentation der Werke
in einer Rahmung grenzt sie von ihrer Umgebung ab. Die digitalen Fotografien werden ohne
weitere Bearbeitung gedruckt und ausgestellt, dabei wird hier die Fotografie nicht nur als
Träger verbildlichter Information gesehen, sondern erhält einen objekthaften Charakter.
In meiner künstlerischen Arbeit steht die Inszenierung der psychologischen Wahrnehmung der
eigenen Identität und des physischen Erscheinungsbildes des Menschen, insbesondere der
Frau, im Vordergrund.
Dabei werden Grenzen zur bildlichen Fiktion ausgelotet und Archivmaterial eingebunden.
Diese Arbeit zeichnet sich durch ein prozesshaftes Vorgehen aus, sie kann in beständiger
Überarbeitung erweitert und in weiterer Folge in unterschiedliche Ausstellungskontexte
transferiert werden.