It-Unterstützung für Sales Processes
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It-Unterstützung für Sales Processes
Universität Freiburg Fakultät der Wirtschafts- - und Sozialwissenschaft Lehrstuhl Information Systems IT-Unterstützung für Vertriebsprozesse Hausarbeit Im Rahmen des Seminars: Customer Relationship Management Unter der Leitung von Dr. rer. oec. Konrad Walser Vorgelegt von Yuliya Kosyakova Stephanie Plump Rte de la Glâne 137 Rue Joseph Piller 8 1752 Villars-sur-Glâne 1700 Fribourg [email protected] [email protected] Matrikelnr: 06-205-520 Matrikelnr: 00-635-375 Fribourg, 14.06.2007 Inhaltsverzeichnis II _________________________ Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis...................................................................................................................... II 1. Einleitung ....................................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung.......................................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung ................................................................................................................. 1 1.3 Vorgehensweise ......................................................................................................... 2 2. Theoretische Grundlagen des CRM ............................................................................... 3 2.1 Komponenten und Funktionen der CRM-Systeme .................................................... 5 2.1.1 Analytisches CRM .............................................................................................. 6 2.1.2 Operatives CRM................................................................................................. 7 2.1.3 Kollaboratives CRM........................................................................................... 7 2.2 2.2.1 Kundenseitige Betrachtung ................................................................................ 8 2.2.2 Unternehmensseitige Betrachtung ..................................................................... 9 3. Vertriebsautomation/ Sales Automation ...................................................................... 11 3.1 Die Konzeption der computergestützten Vertriebssteuerung................................... 11 3.2 Das Konzept des Sales Cycles ................................................................................. 12 3.3 Vor- und Nachteile der computergestützten Vertriebssteuerung ............................. 14 4. 5. Konzept des Customer Buying Cycle ........................................................................ 7 Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen ..................................... 16 4.1 Administrative Aufgaben ......................................................................................... 16 4.2 Analytische Aufgaben .............................................................................................. 18 4.3 Kontaktunterstützende Aufgaben ............................................................................. 21 Fallstudie ...................................................................................................................... 25 5.1 Die FIDUCIA IT AG ..................................................................................................... 25 5.2 Projekt: agree® Bankarbeitsplatz (BAP) ....................................................................... 26 5.4 Neue Lösung .................................................................................................................. 27 Inhaltsverzeichnis III _________________________ 5.4.1 Beratungs- und Verkaufsprozess ............................................................................. 27 5.4.2 Anforderungen an das operative CRM.................................................................... 28 5.4.3 Operative CRM Systeme.......................................................................................... 29 5.5 Kosten und Nutzen ......................................................................................................... 31 6. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................. 32 6.1 Zusammenfassung.................................................................................................... 32 6.2 Ausblick ................................................................................................................... 33 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 35 Tabellenverzeichnis.................................................................................................................. 35 Literaturverzeichnis.................................................................................................................. 36 Selbständigkeitserklärung ........................................................................................................ 38 Kapitel 1: Einleitung 1 ___________________________________________________________________________ 1. Einleitung 1.1 Problemstellung „In fünf Jahren wird es zwei Arten von Unternehmen geben: solche die den Computer als ein Verkaufs- und Marketing- Werkzeug nutzen, und andere, die vor dem Bankrott stehen.“ Prof. Mc Farland, Harvard Business School 1 In den letzten Jahren waren in vielen Branchen gravierende Veränderungen im Absatzbereich zu beobachten. In der Vergangenheit war es ausreichend, mit Hilfe der klassischen Marketing-Mix-Instrumente die eigenen Produkte erfolgreich zu verkaufen und zu vermarkten. Heutzutage ist ein undifferenzierter Kundendialog jedoch nicht mehr effektiv. Nur eine proaktive, auf die spezifischen Bedürfnisse des einzelnen Kunden ausgerichtete Ansprache verspricht ein nachhaltiges Überleben am Markt. 2 Einzelne IT-Lösungen im Marketing-, Vertriebs- und Service-Bereich bieten keine übersichtliche Information über die im Untenehmen vorhandenen Kunden. Dies führt zu verzerrten Beurteilungen des Kundenbedürfnisses beziehungsweise zu ineffizienter Kundenbearbeitung. CRM-Lösung versucht die einzelnen Anwendungen aus Marketing, Vertrieb und Service in einem System abzustimmen und zu verbinden. Am Ende soll nur noch eine, für alle Unternehmensbereiche zugänglicher Kundendatenbank, die einen vollständigen Überblick auf die Kundeninformation gibt, vorliegen. 3 IT-Unterstützung für Marketing-, Vertriebs- und Service-Prozesse, die den Dialog zwischen Kunden und Unternehmen pflegen, ermöglichen eine kostenorientierte und wirtschaftlich effiziente Verkaufsprozessgestaltung. 1.2 Zielsetzung Ziel der vorliegenden Arbeit ist es einen Überblick über die IT-Unterstützung im Bereich Vertrieb zu verschaffen. Der Vertriebs-Automationsbereich deckt administrative, analytische 1 Winkelmann (2004), S.303. Vgl. Hippner u.a. (2002), S.9-41. 3 Vgl. Hippner u.a. (2004), S.5 2 Kapitel 1: Einleitung 2 _________________________ und kontaktunterstützende Aufgaben ab, auf die in der Arbeit ausführlicher eingegangen werden soll. Weiter sollen Vor- und Nachteile des Einsatzes von Vertriebsautomation aufgezeigt werden. Anhand eines praktischen Beispieles soll die Anwendung der verschiedenen Vertriebsfunktionalitäten dargelegt werden. 1.3 Vorgehensweise Die vorliegende Arbeit ist in 6 Kapitel unterteilt. Nach der Einleitung, die einen kurzen Überblick verschaffen soll, werden im zweiten Kapitel die theoretischen Grundlagen des CRM behandelt. Hier wird auf das analytische, das kollaborative sowie auf das operative CRM eingegangen. In einem nächsten Schritt wird der Customer Buying Cycle beschrieben, wobei in der vorliegenden Arbeit der Schwerpunkt beim Verkaufsprozess liegt. Anschliessend wird im dritten Kapitel näher auf die Vertriebsautomatisierung eingegangen. Dazu wird der Bergriff der Sales Automation erläutert sowie das Konzept des Sales Cycles vorgestellt. Schliesslich werden die Vor- und Nachteile von Sales Automation aufgezeigt. Im vierten Kapitel werden die Funktionalitäten des zur IT-Unterstützung des Verkaufsprozesses, welche in administrative, analytische und kontaktunterstützende Aufgaben unterteilt sind, vorgestellt. Das fünfte Kapitel beinhaltet ein praktisches Beispiel im Rahmen einer Fallstudie, wobei verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Vertriebsautomation besonders hervorgehoben werden. Im letzten Kapitel erfolgt eine kurze Zusammenfassung und ein abschliessender Ausblick. Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 3 ___________________________________________________________________________ 2. Theoretische Grundlagen des CRM „It is the customer who determines what a business is“. Drucker 1954 4 Ein zentraler Einflussfaktor für den dauerhaften Unternehmenserfolg auf dem Markt ist die kundenorientierte Unternehmensstrategie. Der immer härtere Wettbewerb fördert die Unternehmen innovative Ansätze zu verfolgen, welche die Kundenzufriedenheit und somit die Kundenbindung steigern. 5 Um dies zu gewährleisten, müssen die Firmen über ausführliche Kundeninformationen verfügen (Datenbank), um die Kunden anhand dieser Informationen differenziert, entsprechend ihren speziellen Bedürfnissen und Wünschen ansprechen zu können. 6 Unter diesen Bedingungen wurde ein umfassendes Konzept Customer Relationship Management entwickelt, das auf den Beziehungen des Unternehmens zu ihren Kunden basiert. 7 Laut der offiziellen Definition des CRM-Forums in Deutsche Direkt-Marketing Verband e.V. ist CRM „ein ganzheitlicher Ansatz zur Unternehmensführung. Er integriert und optimiert abteilungsübergreifend alle kundenbezogenen Prozesse in Marketing, Vertrieb, Kundendienst sowie Forschung & Entwicklung. Dies geschieht auf der Grundlage einer Datenbank mit einer entsprechenden Software zur Marktbearbeitung und anhand eines vorher definierten Verkaufsprozesses. Zielsetzung von CRM ist dabei die Schaffung von Mehrwerten auf Kunden- und Lieferantenseite im Rahmen von Geschäftsbeziehungen". "CRM sorgt dafür, dass die bereits seit langem formulierten Ansprüche des Relationship Marketings und der Kundenorientierung endlich in die Tat umgesetzt werden - und das bei jedem Mitarbeiter im Unternehmen“ ergänzt Prof. Peter Winkelmann von der FH Landshut. 8 Nach Hippner u.a. (2002) sind die wichtigsten Prinzipien des CRM-Ansatzes folgendermassen definiert. 9 • Integration: Das CRM-Konzept erfasst alle kundenorientierten Geschäftsprozesse, wobei im Zentrum sämtliche Kundeninformationen in allen „Customer Touch Points“ 10 berücksichtigt werden. 4 Meili (2003), S.3. Vgl. Helmke und Uebel (2001), S.1-4. 6 Hippner u.a. (2002) vergleicht diese mit dem „Tante-Emma-Prinzip“. 7 Vgl. Walser und Gimpert (2006), S. 9. 8 DDV (2003). 9 Vgl. Hippner u.a. (2002), S.5. 5 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 4 _________________________ • Langfristigkeit: Eine zentrale Aufgabe ist die permanente Pflege der langfristigen Kundenbeziehungen, was ihre Rentabilität erhöht. • Profitabilität: Hier werden die ertragreichen Kundenbeziehungen nachhaltig verstärkt und aufgebaut. • Differenzierung: Im Fokus des Unternehmens sollen die Bedürfnisse und Wünsche jedes einzelnen Kunden stehen. • IT-Unterstützung: Da alle Kundeninformationen und Analysen zusammengeführt werden müssen, bedarf es einer koordinierten IT-Unterstützung. Abbildung 1 stellt den CRM-Ansatz und die IT-Unterstützung dar. Abbildung 1. CRM-Konzept und IT-Unterstützung 11 Bei der Umsetzung des CRM-Konzeptes müssen alle verfügbaren Kundeninformationen integriert werden, was eine Möglichkeit gibt, die Kundenbedürfnisse zu analysieren und sie anhand dieser Ergebnisse differenziert anzusprechen. Schliesslich werden die CRM10 11 Dies sind alle Unternehmensbereiche, die im direkten Kontakt mit dem Kunden stehen. Hippner u.a. (2002), S.7. Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 5 _________________________ Konzeptionen anhand der verschiedensten Methoden bewertet und optimiert. Eine Geschäftsprozessoptimierung und Change Management, die nicht im Weiterem diskutiert werden, sind Vorraussetzungen für eine erfolgreiche CRM-Umsetzung. 12 2.1 Komponenten und Funktionen der CRM-Systeme CRM-Systeme ergänzen eine Reihe der unterschiedlichsten Komponenten, um die Kundenbearbeitung zu rationalisieren und zu verbessern. Diese einzelnen Komponenten geben allein allerdings keine klare Sicht auf die vorhandenen Kundeninformationen. Sie müssen in ein koordiniertes System mit dem Einsatz der betrieblichen Standardsoftware und in eine (logische), für alle Unternehmensbereiche zugängliche Kundendatenbank integriert werden, welche eine vollständige Kundenansprache beziehungsweise -dialog erlaubt. 13 Die Komponenten von CRM-Systemen unterscheiden sich aufgrund folgender integrativer Aufgabenstellung: • die systematische Zusammenführung und Analyse aller Kundeninformationen, • die Synchronisation und operative Unterstützung der zentralen operativen CRMProzesse Marketing, Vertrieb und Service sowie • die Steuerung und Integration aller Kommunikationskanäle zum Kunden. 14 Infolgedessen lassen sich die verschiedenen Funktionalitäten in 3 wesentliche Einsatzbereiche, die in festen Austauschbeziehungen zueinander stehen, aufteilen. Man unterscheidet zwischen analytischem, operativem und kollaborativem 15 CRM. Diese Beziehung veranschaulicht Abbildung 2: 12 Vgl. Hippner u.a. (2002), S.7. Vgl. Hippner u.a.(2002), S.15. 14 Walser und Gimpert (2006), S.9. 15 In der Literatur wird kollaboratives CRM auch als Synonym für kommunikatives CRM verwendet. 13 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 6 _________________________ Abbildung 2. Komponenten eines CRM-Systems 16 2.1.1 Analytisches CRM Das Analytische CRM beschäftigt sich in erste Linie mit der Analyse und der systematischen Erfassung der im Unternehmen vorhandenen Kundeninformationen. Die Kundenkontakte und –reaktionen werden permanent fixiert (Customer Data Warehouse) und dann ausgenutzt, um die verschiedensten kundenbezogenen Geschäftsprozesse stets zu optimieren (Data Mining, OLAP). Somit wird CRM zu einem lernenden System (Closed Loop Architecture), dessen Ziel eine dauernde und persönliche Anpassung beziehungsweise Verbesserung der Leistungen, Produkte und Kommunikation an die Kundenbedürfnisse ist. 17 Durch das analytische CRM können die Resultate und Effekte des operativen Kommunikationsgeschäfts beurteilt werden. Dadurch lassen sich die Prozesse im operativen CRM vorantreiben. 18 16 Roskoni 2002 Vgl. Hippner u.a.(2004), S.15; vgl. Walser und Gimpert (2006), S.10. 18 Vgl. Walser und Gimpert (2006), S.10. 17 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 7 _________________________ 2.1.2 Operatives CRM Das operative CRM umfasst alle Prozesse, die mit dem Kunden im direkten Kontakt an den Customer Touch Points stehen (Front Office). Im Zentrum befinden sich die Lösungen zur Marketing-, Sales- und Service-Automation, die den Dialog zwischen Kunden und Unternehmen beeinflussen und die dazu erforderlichen Geschäftsprozesse mit Anbindung an Back-Office-Lösungen fördern. In diesem Zusammenhang spricht man über den CustomerBuying-Cycle, auf den in Kapitel 2.2 eingegangen wird. Durch die Versorgung mit Informationen und über die Steuerung der Prozesse, die sich auf den direkten Kundenkontakt beziehen, sollen mit dem operativen CRM in erster Linie die Tätigkeiten von Vertrieb, Service, Benutzer-Support und Call-Centern, unterstützt werden. Ausserdem beinhaltet das operative CRM auch die gesamte Steuerung und Unterstützung sowie die Synchronisation aller Kommunikationskanäle, über welche der Kunde erreicht werden soll. 19 2.1.3 Kollaboratives CRM Im kollaborativen CRM werden alle Kommunikationskanäle (Telefon, E-Mail, Internet, Mailing etc.) zum Kunden sowie ihre Steuerung, Unterstützung und Synchronisation einbezogen, wobei alle möglichen Instrumente der Offline- sowie der Online-Kommunikation angewendet werden. Das kollaboratives CRM ist darauf ausgerichtet, jedem Kunden unabhängig vom Kommunikationskanal einheitliche konsistente Informationen auf einem einheitlichen Servicelevel zu gewährleisten. 20 Mit Hilfe des kollaborativen CRM wird der Dialog zwischen Unternehmen und Kunden möglichst effektiv und effizient gestaltet. Als multimediale Kommunikationsschnittstelle kommen hier Customer Interaction Center zum Einsatz. 21 2.2 Konzept des Customer Buying Cycle Wie in Kapitel 2.1.2 bereits erwähnt wurde, dient das operative CRM den Kommunikationsprozessen zwischen dem Unternehmen und dem Kunden. Um diese Prozesse allerdings zu bestimmen, sollte die Kundenseite beziehungsweise die Kundenprozesse definiert werden. Eine Möglichkeit die Kundenprozesse aufzuzeigen, ermöglicht das Konzept des Customer Buying Cycle (CBC). Laut Muther „ist der CBC ein generisches Modell zur Analyse und Strukturierung der Anbieter-Kunden-Beziehungen über unterschiedliche 19 Vgl. Hippner u.a. (2002), S.31; Vgl. Walser (2006), S.36. Vgl. Walser und Gimpert (2006), S.10. 21 Vgl. Helmke und Uebel (2001), S.1-4. 20 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 8 _________________________ Kommunikationsmedien oder Kontaktpunkte.“ 22 Dabei wird zwischen unternehmens- und kundenseitigen Prozessen und Phasen unterschieden. 2.2.1 Kundenseitige Betrachtung Auf der Kundenseite werden in diesem Modell 4 Phasen, vor und nach dem Kauf, in Zusammenhang mit dem Erwerb, Besitz und der Entsorgung eines Produktes beziehungsweise einer Leistung unterschieden: • Anregungsphase, • Evaluationsphase, • Kaufphase, • After-Sales-Phase. In der Anregungsphase taucht eine kundenseitige Bedürfniserkennung auf, auf die das Unternehmen vorbereitet sein sollte. Diese sind vor allem durch Informationsabrufe gekennzeichnet, wobei der Kunde auch im direkten Kontakt mit dem Mitarbeiter sein kann. Die Evaluationsphase zeichnet sich durch das Sammeln von Produkt- beziehungsweise Preisinformationen aus. Hier steht die Auswahl der Produkte beziehungsweise Leistungen, die Unterstützung von Seiten der Mitarbeiter bei dem Vergleich der verschiedenen Angebote sowie die Abschätzung der Vor- und Nachteile im Vordergrund. Somit ist es die Aufgabe des Unternehmens die verschiedenen Angebotsalternativen für den Kunden zur Verfügung zu stellen um dem Interessenten zu helfen, seine Produktwünsche zu konkretisieren und seinen Kaufentscheid zu fördern. Bei der Kaufphase geht es um die eigentliche Kaufabwicklung beziehungsweise den Vertagabschluss. Die After-Sales-Phase befasst sich mit der Verwendung der Ware beziehungsweise mit den in Anspruch genommenen Serviceleistungen. Hier kann wieder ein Informationsbedarf entstehen. 23 Eine Systematisierung der Prozesse vereinfacht dem Unternehmen die Kundenbedürfnisse zu definieren und gibt einen gänzlichen Ausblick auf den Kundenprozess. Dabei ist die Aufgabe 22 23 Walser und Gimpert 2006, S.15 Vgl. Bauknecht (2001), S.3; Vgl. Walser (2006), S.48. Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 9 _________________________ des Unternehmens die vollständige Information über die Marktleistung den Kunden zu richtige Zeitpunk beziehungsweise -phase zu Verfügung zu stellen. 24 2.2.2 Unternehmensseitige Betrachtung In Abbildung 3 wird der Prozessablauf der CBC dargestellt, wobei auf der Unternehmensseite zwischen Marketing-, Vertrieb- und Servicefunktionen zu unterscheiden ist. Diese CRMTeilprozesse sind auf die Unterstützung der bereits erwähnten kundenseitigen Beziehungsphasen ausgerichtet. Demgemäss gehören zum Marketingprozess hauptsächlich die Anregungsphase, zum Vertriebsprozess die Evaluations- sowie Kaufphase und zum Serviceprozess die After-Sales-Phase. Die Prozessentwicklung wiederholt sich immer wieder und ist im Idealfall schliessend. 25 Abbildung 3. Operative CRM-Prozesse und deren Zielgruppen 26 Die Marketing-Prozesse greifen auf den relevanten Gesamtmarkt, um die potenzielle Interessenten beziehungsweise Kunden sowie die bestehende Interessenten beziehungsweise Kunden anhand verschiedener Kriterien anzusprechen und zu definieren. Dadurch werden die 24 Vgl. Bauknecht u.a. (2001), S.2. Vgl. Walser (2006), S.37. 26 Walser (2006), S. 16 25 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen des CRM 10 _________________________ neuen Interessenten oder Leads gewonnen, somit wandelt der Marketing-Prozess sich in den Verkaufsprozess um. Die Verkaufs-Prozesse konzentrieren sich auf den ausgewählten Interessenten beziehungsweise potenziellen Kunden, wobei diese mit weiteren Instrumenten wie z.B. Beratungsgespräche, Produktpräsentationen und -konfigurationen, sowie kundenindividuelle Leistungsangebote verarbeitet werden. Nachdem der Vertag abgeschlossen wird beziehungsweise der Produkt verkauft, endet der Verkaufsprozess und der Interessent wird zum Kunden. Zu den bedeutsamsten Aufgaben der After-Sales-Service-Prozesse gehören die Auftragsabwicklung und die Betreuung gewonnener Kunden. Hier handelt sich um die Aufgaben, die sich auf die Nutzung der erworbenen Produkte beziehungsweise Leistungen beziehen. Außerdem werden hier die Beschwerden, Support- oder Serviceanfragen sowie Retouren entgegengenommen. 27 Die aus den After-Sales-Prozesse gewonnenen Informationen 28 können für die MarketingProzesse weiter benutzt werden. Des Weiteren können schon existierende Kunden in neue Interessenten umgewandelt werden. In diesem Fall ist der Customer Buying Cycle wieder von vorne zu durchlaufen. 27 28 Vgl. Walser (2006), S.48. Hier spielt z.B. das Beschwerdemanagement eine grosse Rolle. Kapitel 3: Vertriebsautomation/ Sales Automation 11 ___________________________________________________________________________ 3. Vertriebsautomation/ Sales Automation Die Entwicklung der computergestützten Vertriebssteuerung schreitet stetig voran. Die heutigen Anforderungen und Bedingungen des Marktes drängen die Anbieter immer mehr zu einer Standardisierung und Automatisierung ihrer Vertriebsprozesse mit Hilfe von computergestützten Systemen. Diese Entwicklung wird in den Unternehmen immer deutlicher. Auch im Zuge der zunehmenden Globalisierung macht sich der Trend einer computergestützten Vertriebssteuerung sichtbar. Ein Unternehmen, das in globalen Märkten tätig ist, muss Informationen jederzeit und überall abrufen können, um Kunden beraten und ihre Kaufentscheidung optimal zu unterstützen. 29 3.1 Die Konzeption der computergestützten Vertriebssteuerung Vertriebsautomatisierung bedeutet, den Verkauf in Aussen-, aber auch Innendienst mit Hardware, Datenbanken und Steuerungssoftware auszurüsten. 30 Die Automatisierung soll jedoch weniger Mengenaspekte sonder vielmehr Qualitätsaspekte berücksichtigen. 31 Die ITWerkzeuge unterstützen die Verkaufsarbeit und ersetzen zunehmend das menschliche Tun. 32 Dies bedeutet für den Verkäufer eine beachtliche Veränderung seines normalen Arbeitsalltages und bewirkt sicherlich auch Ängste über den Arbeitsplatz, dennoch ist eines klar: ohne eine computergestützte Vertriebssteuerung gibt es keinen systematischen und nachhaltigen Verkaufserfolg. 33 Anstelle von Sales Automation wird auch der Begriff Computer Aided Selling verwendet. Die Begriffsdefinition ist jedoch die gleiche wie bei der Sales Automation. Sales Automation bildet eine notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung für das Customer Relationship Management. Traurigerweise wird Customer Relationship Management in der Praxis oft zu softwarelastig ausgelegt und mit Sales Automation gleich gesetzt. Customer Relationship Management bedeutet jedoch vielmehr als Sales Automation. Customer Relationship Management fordert, dass Konzept des Relationship Marketings 29 Vgl. Winkelmann (2004), S.309. Vgl. Winkelmann (2004), S.304. 31 Vgl. Winkelmann (2005), S.149. 32 Vgl. Winkelmann (2004), S.304. 33 Vgl. Winkelmann (2005), S.149. 30 Kapitel 3: Vertriebsautomation/ Sales Automation 12 _________________________ computergestützt auf alle kundenbezogenen Prozesse der Unternehmung auszudehnen. Sales Automation tritt bei Vorgängen auf, die unmittelbar dem Kundenkontakt dienen. 34 Die Vertriebsautomatisierung versucht alle Schritte des Sales Cycle, welcher im nächsten Kapitel näher erklärt wird, zu unterstützen. Dabei bemüht man sich um soviel Standardisierung wie nötig und so viel Individualisierung und Flexibilität wie möglich. 35 3.2 Das Konzept des Sales Cycles Der Vorgang eines Verkaufs kann für Computer Aided Selling durch einen Sales Cycle operationalisiert werden. Mit Hilfe eines Sales Cycles (= Standard- Verkaufsprozess) schafft die Vertriebsführung Transparenz im Akquisitionsprozess. Ein Sales Cycle gliedert die einzelnen Prozesse des Verkaufs in Phasen und definiert für diese Phasen organisatorische Zuständigkeiten. 36 Es wird empfohlen, den Verkaufsprozess im einzelnen Unternehmen individuell in Phasen zu strukturieren und ihn anschliessend in ein Organigramm zu überführen. Beispielsweise könnte ein Verkaufsprozess in die Phasen Kundenidentifizierung, Kundenqualifizierung, Kundengewinnung, Order Processing, Kundennachbetreuung und Spezielle Kundenbindungen gegliedert werden. Die Organisation dieses Sales Cycles könnte dann wie in der folgenden Tabelle aussehen 37 : Phasen/ Funktionen Verkauf Kundenidentifizierung Neukundengewinnungsprogramm, Referenzmarketing Kundenqualifizierung Qualifizierungsworkshops Kundengewinnung Besuchsstrategie Order Processing Innendienst, eCommerce Kundennachbetreuung Kundensicherungsbesuche Spezielle Kundenbindungen Aufbau persönlicher Beziehungen Tabelle 1. Die Organisation des Sales Cycles 38 34 Vgl. Winkelmann (2004), S. 305. Vgl. Winkelmann (2004), S.308-309. 36 Vgl. Winkelmann (2005), S.144. 37 Vgl. Winkelmann (2005), S.145. 38 Vgl. Winkelmann (2005), S. 146. 35 Kapitel 3: Vertriebsautomation/ Sales Automation 13 _________________________ Abbildung 4 zeigt ein praktisches Beispiel für einen Sales Cycle der Siebel Sales Enterprise Suite. Abbildung 4. Pipeline-Analyse (Siebel) 39 Dieser Ansatz von Siebel ist auch unter dem Namen Sales Pipeline oder Sales Funnel bekannt. In dem Beispiel hat ein Unternehmen, das die Software von Siebel nutzt den Verkaufsprozess in 9 Schritte eingeteilt und folgendermassen definiert: 1. aussichtsreiche Gelegenheit, 2. potentieller Kontakt, 3. Angebot in der Evaluierung beim Interessenten, 4. Projekt mit Realisierungschance, 5. Problemlösungsalternative mit Interessenten abgeklärt, 6. Angebot in der engeren Auswahl, 7. Angebot in der Endauswahl, 39 Hippner u.a. (2002), S.45. Kapitel 3: Vertriebsautomation/ Sales Automation 14 _________________________ 8. Abschlussverhandlung, 9. Akquisition abgeschlossen. Der Anwender kann für jede Phase des Sales Cycles Ziele, wie z.B. Umsatzvorgaben, vorgeben. Die Kundenmaske weist die Projekte mit ihren Erfolgswahrscheinlichkeiten und die gewichteten Umsatzschätzungen aus. Ausserdem errechnet das System für jede Phase Erfolgsquoten. In Phase 1 ist, wie Abbildung 4 zu entnehmen ist, z.B. erst 48% der Vorgabe erreicht. Die Software ermöglicht des Weiteren auch feinere Untergliederungen des Verkaufsprozesses z.B. nach Regionen, einzelnen Aussendienstmitarbeitern etc. Ausserdem können auch Marketing-Kampagnen mit Hilfe der Sales Pipeline gesteuert werden. Durch die Strukturierung des Verkaufsprozesses wird eine hohe Transparenz geschaffen und das Informationsniveau im Vertrieb wird zusätzlich erhöht. 40 3.3 Vor- und Nachteile der computergestützten Vertriebssteuerung Mit Sales Automation eröffnen sich kunden- und effizienzbezogene Vorteile. Sales Automation ermöglich eine schnelle und nicht zuletzt eine papierlose Verarbeitung von Daten. Dadurch wird der Vertriebsmitarbeiter vor allem von seinen vielfältigen administrativen Tätigkeiten entlastet und kann sich wieder voll und ganz auf seine Kerntätigkeit konzentrieren. Des Weiteren sind mit Sales Automation alle wichtigen Daten und Informationen zu jeder Zeit abrufbar, dadurch lassen sich die Vertriebsvorgänge bis zu 40% erheblich beschleunigen. Mit Hilfe von CAS können Kundenwünsche individueller berücksichtigt werden und Produkte und Dienstleistungen massgeschneidert werden. Verkaufschancen können so früher erkannt und genutzt werden. Ausserdem kann sich der Vertrieb systematisch weiter entwickeln. Bedürfnisse und Bestellverhalten der Kunden werden analysiert und neuer Bedarf wird automatisch aufgespürt. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Akquisition zum richtigen Zeitpunkt. Weiter ergeben sich durch tiefgehende Analysen erhebliche Individualisierungsvorteile, indem eine 40 Vgl. Winkelmann (2005), S.145-146. Kapitel 3: Vertriebsautomation/ Sales Automation 15 _________________________ individuelle Ansprache des Kunden ermöglicht wird und ein individuelles Leistungsangebot erstellt werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass Cross-Selling-Potentiale entdeckt werden können, denn CAS spürt Verkaufschancen systematisch und produktprogramm-übergreifend auf. Daneben können grosse Einsparungen bei der Vertriebsadministration und der Kundenbetreuung umgesetzt werden. 41 Diesen Vorteilen stehen die Investitions- und Unterhaltungskosten der Vertriebsautomatisierung gegenüber. Diese können von Unternehmen zu Unternehmen erheblich variieren. 42 Ausserdem verursacht die Einführung eines computergestützten Vertriebssystems Ängste bei den Vertriebsmitarbeitern über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze und über die Anforderungen die an ihre Leistungsfähigkeit gestellt werden. 43 41 Vgl. Winkelmann (2005), S.157. Vgl. Winkelmann (2004), S.327- 328. 43 Vgl. Winkelmann (2005), S.178. 42 Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 16 ___________________________________________________________________________ 4. Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen Wie bereits erwähnt, umfasst das operative CRM Lösungen zur Marketing-, Sales- und Service-Automation, die den Dialog zwischen Kunden und Unternehmen sowie die dazu erforderlichen Prozesse unterstützen. 44 Dieses Kapitel befasst sich ausschliesslich mit den grundlegenden Funktionalitäten für den Verkaufsprozess, wobei zwischen administrativen, analytischen und kontaktunterstützenden Aufgaben unterschieden wird. 4.1 Administrative Aufgaben Der Vertrieb ist das Bindeglied zwischen Kunden und Unternehmen und kann dementsprechend die intensivste Beziehung zum Kunden aufbauen. Durch diese intensive und persönliche Beziehung kennt der Vertrieb die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden am genausten. Aus diesem Grund ist im Vertrieb am ehesten eine Individualisierung und nicht nur eine Differenzierung der Kundenansprache möglich.45 Viele CRM-Anbieter kommen ursprünglich aus dem CAS-Bereich. Aus diesem Grund werden die Routine- und Administrationsaufgaben von den heutigen CRM-Systemen unterstützt. Dies umfasst z.B. die Termin- & Routenplanung, die Spesenabrechnung, die Besuchsberichterfassung, Verkaufsübersichten und geographische Informationssysteme, Unterstützung bei der Angebotserstellung, Zielplanung und Budgetierung, die automatische Wiedervorlage sowie Kundendatenverwaltungen. 46 Im Folgenden wird auf einzelne Funktionalitäten näher eingegangen. Mit einer Kunden und Ansprechpartnerverwaltung ist eine gezielte Erfassung von Kontaktangaben machbar. Dies ist erforderlich in Fällen komplexer Kundenbeziehungen, bei persönlichen Kundenbeziehungen und auch in Fällen von Massenkundschaft, wo die Angestellten die Kunden nicht mehr persönlich kennen. 47 Im Anschluss an die Verwaltung von Kunden und Ansprechpartnern sind die Kontakte zu ordnen 44 und zu planen. Vgl. Hippner u. a. (2002), S.16. Vgl. Hippner (2004), S.26-27. 46 Vgl. Hippner, (2004) S.26-27. 47 Vgl. Walser (2006) S.89. 45 Mit Hilfe der Kontaktdatenverwaltung kann der Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 17 _________________________ Aussendienstmitarbeiter z.B. planen welche Kontakte an einem Tag in optimaler Reihefolge besucht werden können. Dazu können beispielsweise geographische Informationssysteme, die in das operativer CRM integriert werden können, genutzt werden. 48 Mit Hilfe der Besuchsberichterfassung werden getätigte Kundenbesuche protokolliert. Dazu gehören auch Kundenkontakte, die telefonisch getätigt wurden, sowie Kontakte, die auf Messen, Konferenzen etc. stattgefunden haben. Besuchsberichte dienen sowohl der Besuchsvorbereitung als auch der Besuchsnachbereitung. Selbst bei geringem Umfang lassen sich Besuchsberichte nur dann sinnvoll verwerten, wenn so viele Antworten wie möglich zum Ankreuzen vorcodiert sind und der Aussendienstmitarbeiter so wenig Schreibarbeit wie möglich leisten muss. 49 Die folgende Abbildung zeigt eine Maskenkombination für computergestützte Besuchsberichte. Abbildung 5. Maske für computergestützte Besuchsbericht 50 48 Vgl. Walser (2006), S.89. Vgl. Winkelmann (2005), S. 276. 50 Winkelmann (2004), S.321 49 Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 18 _________________________ Der Aussendienstmitarbeiter kann die Besuchsberichte nach bestimmten Suchbegriffen auswerten. Daneben kann er wichtige Qualifizierungsparameter wie z.B. Zufriedenheit einsehen. So können alle Arten von Kundenkontakten geplant, erfasst und ausgewertet werden. 51 Anhand einer Termin- und Routenplanung kann effizient geplant werden wie mehrere Kunden innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes prioritätengerecht und optimalerweise besucht werden können und sollen. Dabei stehen vor allem folgenden Fragestellungen im Vordergrund: Wie können die Kunden effizient besucht werden? Welche Stationen sind einzuplanen und wie viel Zeit wird dazu benötigt? Ein Beispiel ist der Routenplaner map&guide. Dieser stellt für die genannten Fragestellungen die notwendigen Tools zur Verfügung. Die Routenplanung mit Reihenfolgeoptimierung kann bis zu 100 Stationen erfassen. Ausserdem lassen sich mit Hilfe des Routenplaners die schnellsten, die kürzesten oder die kostenoptimalen Wege unter Berücksichtigung verschiedener Parameter berechnen. 52 Mit Hilfe dieser Lösungen werden die Aussendienstmitarbeiter von administrativen Aufgaben entlastet und können sich auf ihre eigentliche operative Arbeit konzentrieren. 4.2 Analytische Aufgaben Grundlage für einen optimalen und effizienten Kundenkontakt sollte auch im Vertrieb eine umfassende Analyse der verfügbaren Informationen über die bestehenden und potentiellen Kunden sein. Dabei sollen die Potentiale des einzelnen Kunden erkannt und entsprechende Akquisitionsziele gesetzt werden 53 . Im Folgenden werden drei Analysen näher vorgestellt. Aufträge nicht zu gewinnen gehört zwar zum Verkaufsalltag, trotzdem sollte herausgefunden werden, warum gerade wichtige Angebote nicht zu Aufträgen geworden sind. Die Lost Order-Analyse untersucht alle Angebote dahingehend, warum es zu keinem Verkaufsabschluss gekommen ist. 54 Aus dieser Analyse sollen Erkenntnisse über Veränderungen in der Wettbewerbsfähigkeit und Ansatzpunkte für die Änderung der strategischen Vorgehensweise gewonnen Auftragsverluste Lernprozesse einleiten. 55 51 Vgl. Winkelmann (2004), S.321. Vgl. Winkelmann (2005), S.254-256. 53 Vgl. Hippner (2004) , S.27. 54 Vgl. Hippner (2004), S.27. 55 Vgl. Winkelmann (2005), S.385. 52 werden. Im optimalsten Fall können Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 19 _________________________ In der folgenden Abbildung wird ein Beispiel für eine Lost-Order-Analyse vorgestellt. Abbildung 6. Controlling verlorener Aufträge 56 Mit Hilfe der Lost-Order-Analyse kann man erkennen, wie viele Aufträge verloren gegangen sind und auch aus welchem Grund. Im Beispiel kann man sehen, dass ein Konkurrent billiger angeboten hat und der Preis auch das Hauptentscheidungskriterium für die verlorengegangenen Kunden war. 57 Eine weitere Unterstützung bietet die Sales-Cycle- Analyse. Diese dient der Ermittlung und Speicherung von Wiederbeschaffungszeitpunkten, um dann rechtzeitig den Kunden auf einen möglichen Ersatzkauf ansprechen zu können. Dem Verkäufer wird es ermöglicht, seine Kundenkontakte in Intervalle zu unterteilen. So kann der Verkäufer den Kunden früh genug ansprechen, bevor dieser sich anderweitig auf die Suche nach einem neuen Angebot macht und vielleicht sogar zu der Konkurrenz abwandert. 58 Dies würde z.B. bei Handyverträgen sinnvoll sein, denn diese laufen meist im Zwei-Jahresrhythmus ab. Das Opportunitiy-Management unterstützt den Mitarbeiter Verkaufschancen aktiv nachzugehen. Unter Opportunitiy Management versteht man die mehrstufige Erfassung, Pflege und Qualifizierung jedes Kundenkontakts in alle Phasen des Verkaufsprozesses, sei es eine anonymen Adresse oder ein Vertragsabschlusses. Mit Hilfe des Opportunity Managements kann der Status eines jeden Kundenkontakts zu jedem Zeitpunkt abgefragt werden. Oft wird der Benutzer dabei durch Pipeline-Analysen unterstützt. Diese stellen die Kundenkontakte in den verschiedenen Stufen des standardisierten Verkaufsprozesses (Sales 56 Winkelmann (2005), S.386. Vgl. Winkelmann (2005), S.385. 58 Vgl. Hippner (2004), S.27. 57 Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 20 _________________________ Cycle), der in einem früheren Kapitel schon ausführlicher beschrieben wurde, dar. 59 Abbildung 7 zeigt die Bausteine eines Opportunity Management Systems: Abbildung 7. Opportunity Management mit Hilfe von marketing.manger/update.com AG 60 59 60 Vgl. Hippner (2004), S.27. Winkelmann (2005), S.31 Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 21 _________________________ 1. Oppotunity-Übersicht: Hier werden alle Opportunities Akquisitionsstufe, Realisationswahrscheinlichkeit, nach Typ, voraussichtlichen Abschlussdatum, mit nach Erfolgswahrscheinlichkeiten gewichtetem Umsatzwert etc. aufgelistet. 2. Verkaufsprojekte-Detailbersicht: Zu jedem Verkaufsprojekt wird eine ProjektStammdatenmaske geführt. Der Benutzer gelangt über diese zu weiteren Folgedateien, in denen genauer ersichtlich ist, wer z. B. das Verkaufsgespräch geführt hat. 3. Opportunity-Bewertung: Hier werden die Erfolgschancen der Opportunities beurteilt. Dazu werden den Opportunities A-B-C- Prioritäten zugeteilt. In der Abbildung 7 kann man sehen, dass dem Projekt die Priorität A zugeteilt wurde. 4. Pipeline-Stufe: Die Pipeline-Analyse überträgt den Gedanken des Sales Cycles auf das Opportunity-Management. Der Benutzer erhält Informationen, in welchem Stadium und mit welchen Erfolgswahrscheinlichkeiten sich der Auftrag im Angebotsprozess befindet. 5. Bearbeitungsplan/ Arbeits-Checklisten: Hierbei kann jederzeit der Status eines Kontaktes/Angebotes abgefragt werden, um einen aktuellen Gesamtüberblick über bestehende Verkaufchancen zu erhalten. Unterstützt wird der Vertriebsmitarbeiter hierbei u.a. durch graphische Pipeline-Analysen, in denen die einzelnen Oppotunities in den verschiedenen Stufen des Verkaufsprozesses, die vom Erstkontakt bis zum erfolgreichen Abschluss reichen, dargestellt werden.61 4.3 Kontaktunterstützende Aufgaben Viele CAS-Systeme legen ihr Hauptaugenmerk auf die administrative Unterstützung des Verkaufsprozesses. Es kommt jedoch immer mehr darauf an, dem Kunden während des eigentlichen Verkaufsgesprächs ein individuelles Verkaufserlebnis zu vermitteln. Diesen Anforderungen werden Interactive Selling Systeme gerecht, welche das CAS-System ergänzen können und in erster Linie für die Unterstützung des Verkaufsgesprächs entwickelt wurden. 61 Vgl. Winkelmann (2005), S.314. Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 22 _________________________ Interactive Selling Systeme umfassen elektronische Produktkataloge, Produktkonfiguratoren und Marketing-Enzyklopädien. Sie finden nicht nur im Vertriebsaussendienst, sondern auch in anderen Verkaufskanälen, wie zum Beispiel dem Internet ihre Verwendung. Moderne Interactive Selling Systeme können auch ohne Verkäufer über das Internet vom Kunden selbst bedient werden (Unassited Selling). Interactive Selling Systeme geben dem Verkäufer alle Informationen zur Hand, die er zur Unterstützung seiner Argumentation beim Kunden benötigt. Die einfachste Darstellung solcher Informationen wird durch elektronische Produktkataloge gewährleistet, welche die Inhalte eines herkömmlichen Katalogs auf einem elektronischen Speichermedium bereitstellen und durch Selektions- und Beratungsfunktionen ergänzt werden können. Elektronische Produktkataloge stellen die digitalisierte Form traditioneller Produktkataloge dar, in denen Informationen zu Produkten und Preisen (von der Verkäuferoder Käuferseite) bereitgestellt werden. Sie können zusätzliche weitere Funktionalitäten bereitstellen, wie beispielsweise die automatisierte Suche oder Produktkonfigurationen. Während die elektronischen Produktkataloge sich nur auf die wesentlichen Informationen in einfacher Darstellungsform beschränken, ermöglicht die Marketing-Enzyklopädie multimediale Produktpräsentationen und liefert dem Verkäufer und Kunden wesentlich mehr Hintergrundinformationen. Besteht ein Produkt aus mehreren konfigurierbaren Komponenten, so kann bei der individuellen Zusammenstellung des Produkts der Produktkonfigurator genutzt werden. 62 Produktkonfiguratoren sind regelbasierte Softwaresysteme, die der Aussendienstmitarbeiter auf dem Notebook direkt im Kundengespräch einsetzen kann. 63 Mit Hilfe des Produktkonfigurators kann Kompatibilitätsprüfungen der Aussendienstmitarbeiter durchführen und zum Beispiel anschliessend den automatische Angebotspreis der zusammengestellten Variante berechnen. Dabei kann ein solches System nicht nur aktuelle Sonderpreise berücksichtigen, sondern auch individuelle Konditionen, die zum Beispiel zwischen Kunden und Key Account Manager ausgehandelt wurden. 64 Das Ergebnis ist ein exakt kalkuliertes und technisch korrektes Angebot. Änderungswünsche des Kunden können jederzeit berücksichtigt werden und Angebotsalternativen können aufgezeigt werden. Zur 62 Vgl. Hippner u.a. (2002), S.28-29. Vgl. Winkelmann (2005), S.279. 64 Vgl. Hippner u.a. (2002), S.29. 63 Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 23 _________________________ Präsentation von gewünschten Leistungsmerkmalen können Fotos, Beschreibungen oder Videos eingesetzt werden. 65 Durch eine Anbindung an das ERP-System ist eine Online-Auftragserfassung möglich. Dadurch ist es möglich, sowohl die Lieferfähigkeit und den Liefertermin abzufragen und Aufträge direkt in das Back Office System zu übertragen. 66 Durch die Miteinbeziehung des Kunden entsteht eine besondere Kundenbindung. Weiterhin bedeutet sie zur gleichen Zeit schon eine Produktschulung für den Kunden. Diese Umstände können aus Kundensicht den Wert eines Angebotes im Sinne des Value Marketings erhöhen. 67 Ein sehr bekanntes Beispiel zeigt die Firma Dell. Abbildung 8. Produktkonfigurator von DELL 68 65 Vgl. Winkelmann (2005), S.279. Vgl. Hippner u.a. (2002), S.29. 67 Vgl. Winkelmann (2005), S.281. 68 DELL (2007). 66 Kapitel 4: Funktionalitäten zur IT-Unterstützung in Verkaufsprozessen 24 _________________________ In der Abbildung 8 kann man erkennen, dass auf der Website der Firma sowohl Privat- als auch Firmenkunden ihren Computer plus Zubehör zusammenstellen können. Der Kunde bekommt die Möglichkeit, aus mehreren Standardlösungen zu wählen, die er dann individuell anpassen kann. Ausserdem kann er sofort sehen, wie seine Konfiguration auf den Preis seines Produktes einwirkt. Nach Bestellung erhält der Kunde ein Passwort, mit dem er jederzeit den aktuellen Stand seiner Bestellung überprüfen kann. Daneben kann der Kunden zwischen verschiedenen Serviceleistungen wählen. Kapitel 5: Fallsstudie 25 ___________________________________________________________________________ 5. Fallstudie Folgender Abschnitt basiert auf der Studie „Fallstudie FIDUCIA IT AG: Customer Relationship Management bei der FIDUCIA IT AG und dem genossenschaftlichen FinanzVerbund“ 69 aus der Universität St. Gallen. Im Rahmen dieser Arbeit wird ausschliesslich die Automatisierung des Verkaufsprozess des operativen CRM vorgestellt. 5.1 Die FIDUCIA IT AG Die FIDUCIA IT AG gehört zu den zehn führenden IT-Anbietern für Finanzdienstleister in Deutschland sowie zu den größten Serviceunternehmen für Informationstechnologie im genossenschaftlichen FinanzVerbund. Die FIDUCIA IT AG entwickelt Standardanwendungen im gesamten Bereich der Informationstechnologie und erbringt ITLeistungen für Volksbanken und Raiffeisenbanken, Unternehmen des genossenschaftlichen FinanzVerbunds sowie für Privatbanken. 70 Die FIDUCIA IT AG führt die zentralen Informationssysteme der Primärbanken und ermöglicht den Datenverkehr zwischen den Unternehmen des FinanzVerbundes. Die Kernkompetenzen liegen in der Implementierung und dem Betrieb der zentralen CRMSysteme in den Banken, insbesondere der Systeme zur Unterstützung des Vertriebsprozesses. Sie ist auch für die Entwicklung und Implementierung integrierter IT-Lösungen zuständig. Der Vertriebsprozess der von der FIDUCIA IT AG betreuten Banken besteht aus mehreren Teilprozessen. Bei einem Beratungsgespräch beziehungsweise bei dem Verkaufsprozess werden einem Kunden in einer Bank nicht nur die Produkte der Bank (z.B. Girokonto), sondern auch Altersvorsorge) die Leistungen empfohlen. Die der Verbundpartner Vertriebssteuerung (z.B. hilft Lebensversicherung den Kundenberatern zur die Kundenansprache zu verbessern und sie zu bewerten, wobei das Ziel ist, Kunden mit hohem Wertpotenzial herauszufiltern. Im bisherigen Vertriebsprozess der Banken wickelte jedes Verbundunternehmen eigene Beratungstools ab. Ausserdem arbeitete jeder Kundenberater mit vielen verschiedenen, wenig integrierten, operativen CRM-Prozessen. Dadurch, dass jedes Unternehmen eine eigene Kundendatenbank hatte, waren die Kundeninformationen nicht für alle Verbundpartner in 69 70 Vgl. Geib (2005), S.1. Vgl. FIDUCIA IT AG (2007). Kapitel 5: Fallsstudie 26 _________________________ gleicher Weise zugänglich und vor allem waren sie oft nicht aktuell. Somit richtete sich die FIDUCIA IT AG auf eine Integrierung aller vorhandenen, für die Primärbanken relevanten, Systemen und Daten der Verbundunternehmen aus. 5.2 Projekt: agree® Bankarbeitsplatz (BAP) Die FIDUCIA IT AG entwickelte ein modular aufgebautes und integriertes Bankensystem mit dem Namen agree®, welches die Geschäftsprozesse der zu betreuenden Banken integriert und den ganzen Prozess unterstützt. Zentrale Bestandteile der agree® sind der Bankarbeitsplatz (BAP) 71 , ein Data Warehouse mit integrierten Kundendaten sowie analytische CRM Anwendungen, die in den Vertriebsarbeitsplatz integriert werden. Die Integration der operativen Anwendungen wurde über Web-Services realisiert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden allerdings nur zwei Grossprojekte der FIDUCIA IT AG näher dargelegt: • Operatives CRM-Vertriebsmanagement: Ziel ist der Aufbau des operativen Vertriebsmanagements (Vertriebsbank-Teil) im agree® BAP, in das die Systeme der Verbundpartner (Beratungstools und operative Systeme) integriert werden sollen. • Operativer CRM-Vertriebsarbeitsplatz: Ziel ist die Einbindung von Funktionen zur Unterstützung des Verkaufes von Verbundpartnerprodukten. Als wichtigste Bedrohungen, welche den grössten Aufwand innerhalb des Projekts aufgerufen haben, werden folgende Faktoren genannt: • Politische Faktoren: die Einigung der zwei Rechenzentren (FIDUCIA und GAD) auf die zu verwendenden Tools (da diese ihre Systeme vereinheitlichen mussten), • Technische Faktoren: die Einigung auf ein gemeinsames Datenmodell und die Integration von Anwendungen aufgrund des Bestof-Breed Ansatzes. • Projektmanagement-Faktoren: Anforderungsmanagement, Change Marketing), Management Dokumentation (Kommunikation, (Erstellung Handbüchern), Pricing Seitens Mitarbeiter und Management wurden keine Schwierigkeiten erwartet. 71 ein integrierter Vertriebsarbeitsplatz für Kundenberater. von Kapitel 5: Fallsstudie 27 _________________________ 5.4 Neue Lösung Im Weiteren werden wir uns allerdings nur auf Teilschritte der operativen CRM-Prozesse beziehungsweise auf die IT-Unterstützung bei Vertriebsprozessen beschränken. 5.4.1 Beratungs- und Verkaufsprozess Die folgende Abbildung zeigt den Beratungs- und Verkaufsprozess in den Primärbanken. Der Vertrieb von Finanzprodukten wird im Wesentlichen über die Primärbanken durchgeführt. Abbildung 9. Beratungs- und Verkaufsprozess in den Primärbanken 72 Der Beratungs- und Verkaufsprozess wird hauptsächlich automatisch in den operativen Systemen beziehungsweise im analytischen CRM durch ein Signal (durch einen konkreten Kundenwunsch oder durch die Anfrage des Kundenberaters) in Bewegung gesetzt. Der Beratungsprozess setzt eine Vorbereitung des Beraters über die vorhandenen relevanten 72 Geib (2005), S.10. Kapitel 5: Fallsstudie 28 _________________________ Kundeninformationen, die während des Beratungsgespräches, den Kundenwünschen entsprechend, ergänzt beziehungsweise angepasst werden können, voraus. Je nach Bedürfnis des Kunden bereitet der Berater das Gespräch vor. Wenn der Kunde ganz klar seine Wünsche definiert, wird ihm ein bestimmtes Produkt vorgeschlagen. Anderenfalls ist die Aufgabe des Beraters eine genauere Ermittlung der Kundenbedürfnisse. Prozessschritt Finanzstatus befasst sich mit der aktuellen finanziellen Situation des Kunden, wobei ihm seine Finanzlage in einer tabellarischen oder graphischen Form vorgestellt wird. Weiterhin werden die Kundenwünsche und –ziele ermittelt und priorisiert, was im weiteren Verlauf noch konkretisiert werden soll. Wenn der Kunde bereits die Vermögenswerte hat, können diese den Bedürfnissen zugeordnet werden, um die ermittelten Lücken zu decken oder zu ergänzen. Der nächste Schritt Produktvorschlag basiert auf den Vorgaben aus der Vertriebssteuerung. Hier werden die für die Kunde relevanten Produkte vorgestellt und berechnet, wobei zwischen verschiedenen Arten des Produktes oder zwischen Produkten mit verschiedenen Werten unterschieden beziehungsweise verglichen wird. Infolgedessen verfasst der Berater nach dem Modellvergleich ein kundenbezogenes, bedarfsgerechtes Angebot. Der letzte Prozessschritt Vertragabschluss ist nicht mehr Bestandteil des Beratungs- und Verkaufsprozesses. Die Berechnungen und Angebote werden weiter an die jeweilige Produktion (anderer Bereich der Bank, Verbundpartner, etc.) vermittelt. Während des Verlaufs des Beratungsgespräches ist eine ganzheitliche Sicht (ganze finanzielle Situation und seine Engagements beim FinanzVerbund) auf den Kunden notwendig. Die einzelnen Prozessschritte können je nach Bedarf vom Kundenberater während des Beratungsprozesses bestimmt werden. Dabei werden auch die Kundenwerte geschätzt und jeder Kunde wird einem Segment zugeordnet. Dies gewährleistet eine effiziente und gewinnbringende Arbeit der Banken. Ein weiteres Angebot ist ein gesamter Finanzcheck (z.B. einmal jährlich), wobei alle Prozessschritte durchgeführt werden, um die Bedarfssituation des Kunden zu kontrollieren. 5.4.2 Anforderungen an das operative CRM Um den ganzen Prozess effektiv und effizient gestalten zu können, müssen folgende Voraussetzungen gewährt werden: Kapitel 5: Fallsstudie 29 _________________________ • Ein integrierter Bankarbeitsplatz (somit werden die Doppelerfassungen der Daten und redundante Datenhaltung vermieden), • Integrierte Kundendaten und ein gemeinsames Datenmodell, • Eine Real-time Integration mit operativen Systemen der Banken und Verbundpartner, • Die Integration mit analytischen CRM Systemen 73 . 5.4.3 Operative CRM Systeme Im Zentrum des operativen CRM-Systems steht der agree® Bankarbeitsplatz (BAP) in den Filialen der Primärbanken, welcher in Abbildung 10 ersichtlich ist. Abbildung 10. agree® Bankarbeitsplatz 74 Dieses System gibt dem Kundenberater ein integriertes Portalsystem, welches alle operativen CRM-Prozesse unterstützt. Die entsprechenden Funktionen sind im Bereich „Vertriebsbank“ 73 Da das operative CAM-System enthält Informationen aus dem analytischen CRM, beispielsweise Ereignisinformationen über den Eingang eines grösseren Geldbetrages auf dem Konto eines Kunden, was eine Möglichkeit auf eine rasche Reaktion gibt. 74 Geib (2005), S.17. Kapitel 5: Fallsstudie 30 _________________________ erfasst. Weitere unterstützte Aufgaben sind Servicemanagements („Produktionsbank“) sowie die Banksteuerung („Steuerungsbank“) und Administration. Aus Tabelle 2 kann man die Funktionen des Vertriebsarbeitsplatzes innerhalb des BAP, die auf den Aufgaben innerhalb des Beratungs- und Verkaufsprozesses aus Abbildung 9 basieren, ersehen. Tabelle 2. Funktionen des Vertriebsarbeitsplatzes 75 In einer zentralen Kundendatenbank (Kundeninformationssystem) werden alle für die Banken relevanten Daten integriert und zusammengefasst, wobei jeder Verbundpartner zusätzlich eine eigene Kundendatenbank hat, um die für sie relevanten Kunden- und Vertragsdaten zu speichern. Diese Kundendaten können über den BAP geändert werden. Die Daten werden alle zwei Wochen synchronisiert. Der BAP ruft die relevanten Kundendaten aus dem zentralen 75 Geib (2005), S.18. Kapitel 5: Fallsstudie 31 _________________________ Kundeninformationssystem sowie aus Datenbanken der Verbundpartner auf und speichert diese wieder dort ab. Somit wird eine Redundanz der Daten vermieden und die Informationen sind immer auf dem aktuellen Stand. Ein hohes Sicherheitsniveau ist in dem Sinne garantiert, dass jeder Mitarbeiter eine notwendige Berechtigung zum Zugriff auf Daten beziehungsweise zum Ausführen einer Funktion braucht. Hat er diese nicht, kann er eine Weiterleitung an einen anderen Berater beziehungsweise an den Mitarbeiter eines Verbundpartners ausführen. Somit werden Konflikte zwischen den Verbundunternehmen vermieden und Vertriebsabsprachen eingehalten. Momentan können nur Bankmitarbeiter auf das System zugreifen, was zukünftig aber auch für Mitarbeiter der Verbundpartner möglich sein wird. 5.5 Kosten und Nutzen Im Weiteren werden die von der FIDUCIA IT AG zusammengefassten Kosten und der Nutzen des operatives CRM Systems kurz dargestellt. Als Kosten werden die Projektlaufzeit von 2 Jahren, die Projektkosten in Höhe von ca. 3 400 Personentagen, Lizenzgebühren sowie der Betrieb (Wartung und Pflege, SoftwareLizenzgebühren, Hardware-Betriebskosten, Support, Datenpflege) genannt. Die positiven Effekte beziehungsweise der Nutzen sind: • Kosteneinsparungen • Produktivitätssteigerung • Flexibilitätserhöhung • Qualitätsverbesserung Die Prozesskosten bei Primärbanken werden verringert, sowie die individuellen Applikationsschnittstellen bei Verbundpartner abgelöst. Der Beratungsprozess wird durch integrierte Bereitstellung benötigter Informationen beschleunigt, die Zahl der Abschlüsse kann durch bessere Beratung erhöht werden. Die standardisierten und integrierten Werkzeuge ermöglichen einen flächendeckenden Einsatz bei Banken, was zu höherer Marktdurchdringung führt. Eine web-basierte Architektur erlaubt Ortsunabhängigkeit und eine flexiblere Verteilung und Kopplung von Applikationen. Kundenberatung steigt durch umfassende, ganzheitliche Beratung. Die Qualität der Kapitel 6: Zusammenfassung und Ausblick 32 _________________________ 6. Zusammenfassung und Ausblick 6.1 Zusammenfassung Die Hauptaufgabe dieser Arbeit war es, einen Überblick über die IT-Unterstützung im Bereich Vertrieb zu verschaffen. Dadurch soll der Vertriebsprozess unterstützt und optimiert werden. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die CRM-Systeme uns die Möglichkeit geben, wesentliche Veränderungen im Unternehmensbereich zu gestalten, die für alle Interessentengruppen von unschätzbarem Nutzen sind. Gerade mit Hilfe von Sales Automation eröffnen sich erhebliche kunden- und effizienzbezogene Vorteile. Vor allem wird der Vertriebsmitarbeiter von seinen administrativen Aufgaben entlastet und kann sich auf seine Kerntätigkeit konzentrieren. Mit Hilfe einer für alle Mitarbeiter zugänglichen Kundendatenbank können Kundenwünsche individueller berücksichtigt werden und infolgedessen Verkaufschancen früher erkannt und genutzt werden. Die Einführung eines computergestutzten Vertriebssystems ermöglicht ausserdem enorme Einsparungen und kann den Vertriebsvorgang bis zu 40% beschleunigen. Jedoch tauchen in der Einführungsphase eines computergestützten Vertriebssystems hohe Investitionskosten auf. Ausserdem dürfen auch die Unterhaltungskosten eines solchen Systems nicht unterschätzt werden. Ein weiterer möglicher kritischer Faktor, der bei der Implementierung der Sales Automation auftreten kann, sind Unsicherheiten und Inakzeptanz seitens der Mitarbeiter, insbesondere der konservativen Aussendienstmitarbeiter der alten Schule. Es sollte deswegen darauf geachtet werden, dass eine effiziente Verwirklichung durch alle Stufen des Unternehmens konsistent kommuniziert wird. Schliesslich lässt sich sagen, dass die Entwicklung der computergestützten Vertriebssteuerung vor allem durch die veränderten Marktbedingungen, die zunehmende Globalisierung und die vielfältigen Vorteile stetig voranschreitet. Eine Einführung der einzelnen CRM-Lösungen führt allerdings nicht zu langfristigen Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen und dem daraus folgenden unternehmerischen Erfolg. Nur ein ganzheitlicher CRM-Ansatz bringt langfristige Vorteile. Jedoch erfordern diese klare Zielvorstellungen und deren Verfolgung, sowie eine ganzheitliche unternehmensinterne Kommunikation der Nutzungsmöglichkeiten. Kapitel 6: Zusammenfassung und Ausblick 33 _________________________ 6.2 Ausblick Das Customer Relationship Management bringt eine Reihe von entscheidenden Wettbewerbsvorteilen mit sich. Im Folgenden werden die CRM-Trends kurz vorgestellt. Mit dem Internet hat die Markttransparenz sowohl für die Anbieter als auch für die Nachfrager stark zugenommen. Eine Unterscheidung von nahezu gleichen Produkten und Dienstleistungen wird immer schwieriger. Wettbewerbsvorteile können nur noch mit einem hervorragenden Service und einer gezielten Kundenorientierung erreicht werden. Ein effizientes Kundenbeziehungsmanagement ist eine notwendige und unerlässliche Investition, welche einem Unternehmen eine nachhaltige Zukunft gewährleistet. Eine ganzheitliche Sicht auf den Kunden gewinnt immer mehr an Bedeutung für das tägliche Geschäft von Marketing, Vertrieb und Service. Es lässt sich auch ein verstärkter Zugriff auf mobile CRM Anwendungen erkennen. Beispielsweise kann der Mitarbeiter mittels UMTS zu jeder Zeit und an jedem Ort auf wichtige Daten und Information, die ihn in seinen operativen Tätigkeiten unterstützen können, zugreifen. Mit CRM on Demand 76 können die hohen Einführungskosten eines kompletten CRMSystems umgangen werden, denn nun hat der Anwender die Möglichkeit, die entsprechende Software mit allen Funktionalitäten des CRMs zum Beispiel für einen Monat oder länger zu mieten. CRM wird so automatisiert, dass eine Überwachung der Kunden stets gewährleistet ist. So kann das System jeder Zeit potenziellen Bedarf, die Einhaltung von Fristen, den Zahlungsverkehr etc. einsehen, kontrollieren und aktualisieren. Mit Hilfe von CRM-Systemen können Schnittstellen zur allen Unternehmensbereichen aufgebaut werden. Dadurch ermöglicht sich ein unternehmensweiter Einsatz des CRMSystems. Alle Mitarbeiter werden über das System miteinander verbunden sein, wodurch ein schneller und immer aktueller Informationsfluss auf allen Stufen gesichert wird. Hier stehen in Zukunft noch grosse Möglichkeiten offen. Im Weiteren wird sich der Kunde vermehrt und individueller in den Kaufprozess mit einbringen können. Durch ein Kundenportal kann er Informationen zu seinem Kauf jederzeit 76 Engl. auf Nachfrage Kapitel 6: Zusammenfassung und Ausblick 34 _________________________ abrufen und wird auch auf neue Angebote aufmerksam gemacht. Des Weiteren kann er Beschwerden leichter an das Unternehmen übermitteln. Zusammenfassend lassen sich die Trends wie folgt auflisten: • Der CRM-Markt wird sich normalisieren. CRM wird zur Selbstverständlichkeit. • Das Anbieter- und Lösungsspektrum wird sich zusammenschliessen. • Eine verstärkte Kooperation zwischen Anbietern wird stattfinden. • Der Trend zu CRM-Komplettlösungen hält an. • Die Bedeutung von Self-Services wird zunehmen. • Modifizierte Geschäftsprozesse und -Lösungen werden webbasiert. • Mobile CRM wird an Bedeutung gewinnen. • Mit CRM on Demand lassen sich die hohen Investitionskosten und -risiken reduzieren. 77 77 Vgl. Hubschneider (2004), S.3-4. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 35 ___________________________________________________________________________ Abbildungsverzeichnis Abbildung 1. CRM-Konzept und IT-Unterstüzung ................................................................... 4 Abbildung 2. Komponenten eines CRM-Systems .................................................................... 6 Abbildung 3. Operative CRM-Prozesse und deren Zielgruppen ............................................... 9 Abbildung 4. Pipeline-Analyse (Siebel)................................................................................... 13 Abbildung 5. Maske für computergestützte Besuchsbericht ................................................... 17 Abbildung 6. Controlling verlorener Aufträge......................................................................... 19 Abbildung 7. Opportunity Management mit Hilfe von marketing.manger/update.com AG .. 20 Abbildung 8. Produktkonfigurator von DELL ........................................................................ 23 Abbildung 9. Beratungs- und Verkaufsprozess in den Primärbanken ..................................... 27 Abbildung 10. agree® Bankarbeitsplatz .................................................................................. 29 Tabellenverzeichnis Tabelle 1. Die Organisation des Sales Cycles.......................................................................... 12 Tabelle 2. Funktionen des Vertriebsarbeitsplatzes................................................................... 30 Literaturverzeichnis 36 ___________________________________________________________________________ Literaturverzeichnis Altherr und Bader (2004) Altherr, M. und Bader, G., Fachbeitrag: IT-Unterstützung für Marketing und Verkauf; in: „E-Business mit betriebswirtschaftlicher Standardsoftware: Einsatz von Business Software in der Praxis“. E-Academy CH, das Kompetenzwerk der Schweizer Fachhochschulen für E-Business und E-Government, Petra Schubert/Ralf Wölfle/Walter Dettling (Hrsg.), Carl Hanser Verlag München Wien, 2004 Bauknecht u.a. (2001) Bauknecht, K., Brauer, W., Mück, T. A. (Hrsg.): Informatik 2001. Wirtschaft und Wissenschaft in der Network Economy – Visionen und Wirklichkeit, Tagungsband der GI/OCG Jahrestagung 2001, Wien, 25.-28. September 2001. 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Auflage), 2005 Veröffentlichung 38 ___________________________________________________________________________ Selbständigkeitserklärung „Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen entnommen wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist bekannt, dass andernfalls der Senat gemäss Gesetz über die Universität zum Entzug des aufgrund dieser Arbeit verliehenen Titels berechtigt ist.“ Yuliya Kosyakova Fribourg, 14.06.2007 Stephanie Plump