Ansohn: Indianer

Transcrição

Ansohn: Indianer
Basis
Meinhard Ansohn
Indianer
projekte
Viele kleine Schritte sind ein Tanz
HB 1-6
Indianer – das Zauberwort: Abenteuer, zelten, Lagerfeuer, tanzen,
trommeln, singen, stark sein, kämpfen, siegen, jagen, pirschen,
die Natur kennen, in Ehren sterben. Das war das Indianerbild einer
Nachkriegskindheit, hauptsächlich gespeist von Winnetou oder Lederstrumpf, erst in Büchern, dann in Kinofilmen, schließlich in unzähligen Western im Fernsehen, an denen vorzugsweise Prärie, Action
Musik in der Grundschule 1/01
und Heldensiege interessierten.
6
Indianer – das Heilwort:
Als Indianer überleben – von Indianern
lernen, ein geborgtes Aufbegehren gegen die eigenen Gesellschaftszwänge.
Aus den späten siebziger Jahren stammen die Hoffnungen, dass Heilkräuter,
spirituelle Gesänge und Tänze, weise
Worte zum Gemeinschaftsleben, der
Dank an Mutter Erde für ihre Gaben, Perlenschmuck und Webkunst und manches „Indianische“ mehr unsere Entfremdung von der Natur rückgängig machen könnten.
Indianer – das Unwort:
Im Dickicht der heutigen political correctness, wo man besser „native American“
sagt, um nicht an Columbus’ unselige
Vergangenheit anzuknüpfen, bleibt oft
ein schlechtes Gewissen, weil die weißen Vorfahren so viel Blut vergossen haben. Man sagt „indigenous people“,
aber findet doch, dass „Eingeborene“ eigentlich zu primitiv klingt, um alle kulturellen Ausprägungen einer Vielvölkergemeinschaft zu erfassen. Man sieht förmlich die arme, alkoholabhängige Kreatur,
auf den unteren Treppenstufen des
Wohlstands sitzend, ihres Lebensraums
beraubt, das einst stolze Gesicht aufgedunsen, den Widerstand begraben am
Wounded Knee. Mitleid, das zu spät
kommt und weder jemandem hilft noch
denen gerecht wird, die ihr Leben – ganz
unterschiedlich und durchaus auch stolz –
einfach leben.
Indianer – die Realität:
Massenhaft pädagogisch aufbereitete
Informationen haben das Zauberwort
entzaubert.1 Heilworte gelten bei heutigen Kids als uncool und an Unworte
traut man sich besser nicht ran. Die Facetten indianischer Lebensrealitäten sind
uns dagegen zu weit weg: Was sind heute Reservate? Welche sind bedroht? In
welchen entwickelt sich Autonomie? Wo
und wie leben Indianer in der städtischen Welt wirklich? Welchen ist ihre
Herkunft heute noch wichtig? Was haben die in noch etwa neun völlig unterschiedlichen Sprachfamilien existieren-
Indianerprojekte
Einen Standpunkt finden
Warum überhaupt sich im
(Musik-) Unterricht mit Indianern beschäftigen? Eine mögliche Antwort: Wir
können gar nicht früh genug anfangen, uns mit Das Indianerbild einer Nachkriegskindheit, gespeist von Winnetou, Old Shatterhand …
den Wurzeln des Lebens
auseinander zu setzten.
Manchmal gelingt das
besser, wenn wir ganz Fremdes „spiesen von und der Umgang mit fremden
len“ und uns so wirklich neben uns stelKulturen sogar jetzt schon eine zusätzlilen können. Es geht in der Grundschule
che Kulturtechnik. Traditionen und Visio– neben dem Erlernen von Kulturtechninen als Pole von Vergangenheit und Zuken – um das Anbahnen eines Weltverkunft sind wichtig für Maßstäbe, die wir
ständnisses, das über den eigenen Rahan die Gegenwart anlegen. Über das jemen irgendwann hinausgehen kann.
weils mögliche bzw. erwünschte VerVielleicht ist im globalen Dorf das Wishältnis von „Spiel“ und „Realitätsbezug“
Essen und spielen:
Was wir schon haben
In der Grundschule werden wir die ganze
Geschichte der Indianer nicht erschöpfend darstellen können und wollen.
Wenn wir am Ende vielleicht irgendwo
ankommen, wo auch die traurigen Wahrheiten einen verarbeitungsfähigen Platz
haben, ist sicher viel erreicht.
Musik in der Grundschule 1/01
den weit über 250 Stämme miteinander zu tun?2
Das ist kaum auf einfache
Weise darzustellen oder
gar zu verstehen.
beim schulischen Lernen kann nur jede/r
selbst vor Ort entscheiden.
Realitätsbezug im Unterricht hat die Seite des Erinnerns (Es war einmal), ohne
zu verklären, die Seite des Lernens von
allgemein Menschlichem (Jede/r von
uns könnte) ohne falsche Gleichmacherei und die Seite der Information
(So ist es , ist aber auch so …) ohne vorschnelle Urteile. Das heißt: lesen, sortieren, nachdenken, darüber sprechen.
Und wo stehen mitteleuropäische Kinder
und Erwachsene eigentlich heute, wenn
sie zum Thema „Indianer“ assoziieren?
Mehrere türkische Jungen beschrieben
mir Indianer kürzlich so: „Die ziehen
sich komisch an, schreien immer und
machen Krieg. Sie leben in Indien und
jagen Büffel.“ Das Informationsdefizit
geht einher mit einem Bilderdefizit: Wo
Computerspiele, Fernsehspektakel und
Figurenindustrie den Kopf anfüllen mit
eigenen Produkten, brauchen Kinder
keine Indianer. Die Faschingsverkleidungen der Jungen tendieren daher
auch eher zu Hulks, Batmans, Pokémons, allenfalls noch Cowboys. Ein Indianerprojekt muss mit viel Nichtwissen
und Fremdheitsgefühl rechnen.
Die Grundschullehrerinnen bei uns in
Berlin mit einem Durchschnittsalter von
45 Jahren kennen noch eher das Indianerspiel als Abenteuer aus der Zeit der
Ruinen, der undefinierten Freiflächen,
der innerstädtischen Tobeplätze, die
heute zugepflastert und verbaut sind.
Manchmal sind es dieselben, die das Indianerrevival im Studium miterlebt haben (z. B. Claus Biegerts SurvivalSchool-Projekte) oder die später das
spirituelle Singen („Fly Like An Eagle“,
„Witchi Tai Tai“ und Co.) entdeckt haben
als Ausgleich zur versachlichten Arbeitswelt. Wer Indianisches liebt, muss viel
Wissen und Vertrautheitsgefühl zur Seite
schieben, um die Kluft zu den heutigen
Kindern nicht zu groß werden zu lassen.
7
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aus. Wenn man „Hey neya
heye“ mit einem einfachen
Trommelgrundschlag begleitet und die Kinder im Kreis
ganz kleine Stampfschritte
zur Seite (rechts – ran, rechts
– ran usw.) machen, ist man
schon nahe dran am „Indianischen“.9
Musik in der Grundschule 1/01
Wahrnehmen und gestalten:
Die Grenzen abtasten
8
Ob wir uns anmalen, uns ein
Totemzeichen zulegen, ein Tipi
bauen, mit Naturmaterialien
Musik machen, ein ganzes
Powwow (= Stammeszusammentreffen) inszenieren – all
diese Dinge hängen davon ab,
wie viel Kraft in einer Projektidee liegt, wie weit wir uns
von uns weg und wie nah an
etwas Fremdes heranwagen
wollen. Informationen und Bilder gibt es mittlerweile zu
Hauf in allen Erklär mir-, Was
Informationen und Bilder zum Thema „Indianer“ gibt es zu Hauf in allen „Erklär mir“-, „Was ist Was“- oder
ist Was- oder ähnlichen Reiähnlichen Reihen.
hen.
Ob wir uns Märchen und Mythen vorlesen oder etwas über die GeEin kleines Indianerprojekt kommt mit
meln, und in ihrer rauen Stimmgebung
schichte der Indianer finden, was uns
wenigen Dingen aus, die wir schon bezu fremd, als dass wir sie einfach singen
nicht sofort den großen Schrecken einsitzen: Nicht nur die Kartoffel, vor allem
könnten. Dennoch gibt es welche, z. B.
jagt, ist eine Frage der Vorbereitung, der
die überm Feuer gegrillte, kam von den
das „Hey neya heye“ der Navajos,5 das
Materialauswahl und der verfügbaren
Indianern, sondern auch die Tomatensehr typisch für viele Gesänge nordZeit. Wir haben in der Grundschule – gesuppe, die Maiskolben und die Avocaamerikanischer Indianer ist: Es enthält
rade mit diesen „Randthemen“ – die
docreme.3
zwei Melodieteile, die jeweils am Ende
Möglichkeit, alles auf ganz kleine exemabwärts verlaufen. Melodische AbwärtsAuch jede Menge Fang-, Bewegungs- und
plarische Kostproben zu beschränken
schritte kommen bei den Liedern der
Wurfspiele sind indianischen Ursprungs.
oder aber zu einem großen Projekt mit
meisten Indianervölker etwa doppelt so
So heißt z. B. der in vielen Schulen beSchulfest, Vorführungen und Ausstelhäufig vor wie Aufwärtsbewegungen.6
liebte Stopptanz bei den Lakota „Erstarrt
lung auszudehnen. Die fächerverbindenzu Stein“4 und wird zum Klang der von
Außerdem enthält es nur sehr reduzierte
den Aspekte liegen auf der Hand und
einem Kind gespielten Trommel getanzt.
Textzeilen. Wie die meisten Gesänge bebieten mehr Anreize des Lernens als
Wer sich beim Verstummen der Trommel
steht es hauptsächlich aus Silben, somanche normale Unterrichtseinheit.
als Letzte/r bewegt, scheidet aus.
genannten vocables, die reine Klang-,
Was die Musik angeht, sind uns allerKochen, essen und spielen sind bereits
aber keine Bedeutungsträger sind.
dings Grenzen vorgegeben, die wir kenelementare (und universelle) Elemente
Die Indianer sagen, dass wir Weißen „zu
nen sollten, um nicht allzu naiv die alten
des Zusammenlebens, an dem Kinder
viel reden, wenn wir singen“.7 In unseIndianerklischees zu verbreiten. Es ist
teilhaben. Ein Fest wäre damit schon orren Liedern würden die Melodien und
damit so ähnlich wie mit den Bildern:
ganisiert, Singen und Tanzen runden es
Rhythmen durch die klar ausgesprocheViele Erwachsene haben echte Indianerab.
nen Texte gar zerstört.8 In indianischen
bilder gesehen und assoziieren dennoch
Liedern gehören das Singen und das
mit dem Wort Indianer immer noch PierSprechen selten zusammen, sondern
Singen und tanzen:
re Brice oder Heerscharen von kroatieher das Singen und die anteilnehmenKleine Schritte weiter
schen Reitern aus den Karl-May-Filmen.
de Gemeinschaft – mal ruhig sitzend,
Es scheint manchmal, als gäbe es die InViele traditionelle indianische Lieder
mal sich bewegend. Die meisten der
dianer für uns gar nicht wirklich.
sind in ihren rhythmischen Folgen zu
überlieferten indianischen Kreistänze
komplex, als dass wir sie einfach tromkommen mit wenigen kleinen Schritten
Indianerprojekte
Was ist indianische Musik?
Gedanken und Hörtipps
Denet Nez Sonny Begay aus dem Volk der Navajo (Foto: Ray Manley)
les gut gemeint, aber kaum als indianische Musik anzunehmen.
In der Nachfolge der politisch gemeinten
Annäherungen standen die New-AgeKünstler, die versuchten, aus indianischen Motiven Heilsmusiken für alle abzuleiten.13 Auch dagegen wandten sich
die Indianer: Sie nannten es Ausbeutung
der alten schamanistischen Praktiken und
sprachen dieser Musik das Recht ab,
sich in indianischen Kontext zu stellen.14
Andererseits gibt es Indianer, die völlig
untypische Stilistiken benutzen, um ihr
Stammesleben zu bereichern (wie eine
Mischung von deutscher Polka und mexikanischer Cumbia beim Papago-Volk in
Südarizona)15 oder in der Welt der
Weißen auf sich aufmerksam zu machen
wie z. B. einer der bei den „American
Natives“ geachtetsten indianischen Musiker der letzten dreißig Jahre, Floyd
Westermann (Lakota; spielte zuletzt im
Film Der mit dem Wolf tanzt den Ten
Bears), der seine harten, anklagenden
Texte im Stil von Country-Songs singt,
also die Lieblingsmusik des nordamerikanischen Weißen als Vehikel benutzt.16
Indianermusik? Aus Indianersicht schon,
für uns nicht hörbar.
Der für uns sicher interessanteste Musiker zwischen den Welten ist zur Zeit der
Gitarrist Robbie Robertson, zuerst mit
Bob Dylan bekannt geworden, später erfolgreich mit „The Night, They Drove Old
Dixie Down“.17 Er besann sich Anfang
der 90er Jahre auf seine indianischen
Wurzeln (Mutter Mohawk) und bekam
1994 den Auftrag, für eine sechsstündi-
Musik in der Grundschule 1/01
Die Grenzen liegen in der indianischen
Geschichte, die schon lange aus Abgrenzungen und Widerstand besteht. Bei der
Frage, was denn indianische Musik eigentlich sei, stoßen wir daher auf viele
Widersprüche, die von außen kaum zu
entwirren sind.
Indianische Musik wird von der Musikwissenschaft lediglich als ethnische Musik wahrgenommen, traditionell, kultisch gebunden. In diesem Bereich ist
es, ähnlich wie bei den australischen
Aborigines, oft so, dass Melodien in
Stammes- oder Schamanenbesitz sind,
vererbt, verkauft oder gestohlen werden
können, aber nicht einfach so zur Benutzung freigegeben sind.10 In diesem Bereich ist es schwer herauszufinden, was
man darf und was nicht, und nicht alles
Erlaubte ist uns dann schon zugänglich.
Für viele Indianer ist indianische Musik
die Musik, die von Indianern gemacht
wird. Allerdings haben sich einige indianischstämmige Musiker um des Erfolges
Willen zum zweiten Mal Gesetzen unterworfen, denen sie sich schon als Indianerangehörige unterworfen haben. Sie
haben sich aus Indianersicht an den von
Weißen beherrschten Musikmarkt angepasst und sich von ihm abhängig gemacht.11 So sind etwa Cher (Vater Apache) oder Jimi Hendrix (Vater Cherokee)
von indianischer Musik so weit entfernt
wie die Zillertaler Schürzenjäger von alpenländischer Volksmusik: von den
Massen bejubelt, von den Wurzeln getrennt.
Eher als Indianermusik akzeptiert wurde
hingegen die mäßig erfolgreiche reine
Cheyenneband Redbone, die in den
frühen 70er Jahren auch in Deutschland
zwei Hits hatte.12 Obwohl die Band textlich und musikalisch Indianisches in die
Rockmusik einbrachte, gab es viel Misstrauen bei den Cheyennes, aus Angst,
ihre Sache könne verraten werden.
Zur selben Zeit wie Redbone gab es andere Gruppen und Künstler, die im Zuge
der weltweiten Amerika-Kritik Indianerthemen aufgriffen wie z. B. John D. Loudermilk („The Lament Of The Cherokee –
Indian Reservation“; in der Version des
Engländers Don Fardon auch ein ChartsHit bei uns) oder in Deutschland Gila
(„Bury My Heart At Wounded Knee“). Al-
9
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ge TV-Dokumentation über die Ureinwohner Nordamerikas die Musik zusammenzustellen bzw. zu komponieren. Er
reiste herum und fand indianische Gruppen, die abseits des Traditionellen neue
Musik schufen, welche dennoch als indianische kenntlich blieb.18 Auf Robbie
Robertsons CD Contact From The Underworld Of Redboy von 1998 finden sich
viele Weiterentwicklungen seines integralen musikalischen Denkens, Collagen, Begegnungen von Altem und Neuem, Klängen und Texten, die als Dokumente der Auseinandersetzung mit indianischer Geschichte gelten können.
Für die Schule interessant ist das Stück
„Stomp Dance (Unity)“, in dem wir traditionell Klingendes ebenso erkennen
können wie moderne Pop-Elektronik.19
Eine Klangskizze kann diese Begegnung
zweier Welten festhalten. Zwei Gruppen
könnten sie tanzen: die „Roten“ bewegen sich bei den „Indianerklängen“, die
„Weißen“ bei den Popteilen. Beide
Gruppen könnten angedeutete rote bzw.
weiße Bemalungen tragen. Ein Versuch
immerhin: Wir selber brauchen die akustische Orientierung an zuordnungsfähigen Merkmalen, wenn wir neue Welten
erschließen wollen.
Für diejenigen, deren Musik wir hier andeutungsweise betrachten wollten, gilt
eher der Satz von Buffy Sainte-Marie,
selbst Indianerin aus dem Stamm der
Cree: „Ein Indianer muss sich nicht anziehen und handeln wie ein Indianer,
denn er ist schon einer.“20
Hörbeispiele auf der CD
1
2
3
4
Musik in der Grundschule 1/01
5
10
6
Hey neya heye – I’m In Love With A
Navajo Boy (Patsy Cassadore)
The Witch Queen Of New Orleans
(Redbone)
An Ti Dog Ma Ti Sm – Ausschnitt
(Oliver Shanti & Friends)
Cuatro Vidas Polka – Ausschnitt
(Southern Scratch)
Mahk Jchi – Heartbeat Drum Song,
Ausschnitt (Robbie Robertson)
Stomp Dance – Unity
(Robbie Robertson)
Anmerkungen
1
Eine dieser Entzauberungen war z. B. 1992
die Entdeckung der New York Times, dass die
berühmte Rede von Häuptling Seattle an den
weißen Mann die Erfindung eines indianerfreundlichen texanischen Geschichtsprofessors
in den 70er Jahren gewesen war; vgl. das sehr
ausführliche, reich bebilderte, gut recherchierte Buch von David Thurst Thomas u. a.: Die
Welt der Indianer – Geschichte, Kunst, Kultur
von den Anfängen bis zur Gegenwart; dt.: Werner Petermann, Frederking & Thaler, München
1998.
2
Eine einigermaßen übersichtliche Darstellung von Sprachfamilien und Stämmen findet
sich in H. J. Stammel: Indianer – Legende und
Wirklichkeit von A-Z, Orbis-Verlag, München
1992, S. 42-44.
3
Eva Bechtler-Vosecková / Anita Margulies-Levy: Indianerkochbuch, Incomindios, Zürich o. J.
4
Ruben Philipp-Wickenhäuser: Indianer-Spiele
– Spiele der Ureinwohner Amerikas für die Kids
von heute, Verlag an der Ruhr, Mülheim 1997.
5
auf deutsch: „Ich liebe einen Navajo-Jungen“,
gesungen von der Navajo Patsy Cassadore.
Das Lied stammt von der 3-LP-Cassette Authentic Music of The American Indian, Everest
Records, SDBR 3450/3-A.
6
Gilbert Chase: Die Musik Amerikas – Von den
Anfängen bis zur Gegenwart, New York 1955;
dt.: Max Hesses Verlag, Berlin 1958, S. 463494.
7
Im selben Buch wird damit die Forscherin
Alice Fletcher zitiert, die Lieder bei den Dakotas,
Otos und den Ponca untersucht hat (S. 473).
8
Wer Indianerlieder singen möchte, sollte sich
überlegen, ob mit ganz kleinen Kindern evtl.
trotzdem verstehbare deutsche Texte angemessen sind – wie vorgeschlagen bei Frank
Robra: Und also sang die Sonne – Lieder und
Tänze der Indianer Nordamerikas, eres-edition,
Lilienthal, o. J. – oder ob man lieber das Erlebnis des „Singens an sich“ – um nicht „magisches Singen“ zu sagen – haben möchte und z.
B. Indianisches auswählt aus: Hagara Feinbier:
Come Together Songs, Selbstverlag 1997 (H. F.
Rosa-Luxemburg-Straße 98, 14806 Belzig).
9
Tanzschritte sind bei Frank Robra (vgl. Anm.
8) abgebildet, aber auch sehr schön im KolibriMusikbuch 3/4 (hg. von Bettina Küntzel und
Wulf-Dieter Lugert, Hannover 1995, S. 77).
Man muss sich aber im Klaren darüber sein,
dass alle Tänze dieser Art nur Annäherungen
an etwas ganz Fremdes sein können.
10
Carl Dahlhaus / Hermann Danuser (Hg.):
Neues Handbuch der Musikwissenschaft, Bd
9; Hans Oesch: Außereuropäische Musik (2),
Laaber-Verlag, Laaber 1987; Kapitel „Nordamerikanische Indianer“, S. 311-332.
11
vgl. Carl-Ludwig Reichert: „Indianerrock –
Musik von nordamerikanischen Indianern im
Widerstand“, in: J. Gülden / K. Humann: Rock-
Session Bd. 1, Reinbek 1977, S. 100-110.
12
Das Stück „The Witch Queen Of New Orleans“ war 1971 in Deutschland auf Platz 16
der Hitparade, in England auf Platz 2, in USA auf
Platz 21! Hier ist es einer interessanten Zusammenstellung indianischer „Erfolgstitel“ entnommen: Natives, FNAC Music 1993, 662244.
13
Nur ein kurzer Ausschnitt aus dem bezeichnenden Titel „An Ti Dog Ma Ti Sm“ von der TaiChi-CD von Oliver Shanti & Friends. Viele „Dance Of The Earth“- und „Healing“-Songs benutzen Indianermotive wie fremde Federn. Für uns
Geschmackssache, für viele Indianer untolerierbar.
14
Ein spannender, auch wertender Führer
durch – nicht nur diesen Teil von – Musiken der
Welt ist der Rough Guide – Weltmusik von Simon Broughton (Hg.), dt.: Monika Woltering /
Mirella Bauerle, Stuttgart 2000, S. 748-759.
15
Ein kurzes Beispiel der Gruppe Southern
Scratch von der Rough Guide-CD Native American Music; World Music Network, RGNET 1029:
„Cuatro Vidas Polka“.
16
Textbeispiel aus „Red, White & Black“ von
der legendären LP Custer Died For Your Sins:
„Der Rote wurde getötet, um neues Land zu
gewinnen, und der Schwarze nur so zum Spaß.
Und du [Amerika] wunderst dich, warum der
Rote nicht wie du sein will. Du solltest dich lieber wundern, warum der Schwarze es will …“
17
Bei uns bekannt unter dem Titel „Am Tag,
als Connie Cramer starb“ von Juliane Werding.
18
Ein bezauberndes Beispiel ist die Gruppe
Pura Fe (Saponi) mit einem aztekischen
Trommler und einem dezenten Keyboard-Arrangement von Robertson: „Mahk Jchi“ (Heartbeat Drum Song) von der CD: Music For The
Native Americans (Robbie Robertson & The
Red Road Ensemble), Capitol 1994, LC 0148.
19
CD Contact From The Underworld Of Redboy
(Robbie Robertson), Capitol 1998, LC 0148.
20
in C.-L. Reichert, a. a. O., S. 100.
Sandmalerei der Apachen
Indianerprojekte
Dieses Lied wird noch heute bei den Navajos gesungen. Die Navajos waren früher ein großes Reitervolk in
Nordamerika. Sie stellten auch Silberschmuck und Webteppiche her. Durch den Tauschhandel wurden sie reich.
Heute gibt es nur noch wenige Navajos, weil viele von ihnen von den weißen Siedlern im Kampf um das Land
getötet wurden. Ein Teil der Navajos lebt ohne Arbeit in den großen Städten und ist wahrscheinlich arm. Andere
leben in kleinen Teilen ihrer alten Heimat und sind dort ebenfalls arm, weil es kaum noch Pferde gibt und gar
kein Silber.
Hey neya heye
Das Lied ist zugleich Kinderlied und
Liebeslied. Bei den Navajos dürfen
sich nämlich auch Kinder lieb haben.
Darum gibt es ein ähnliches Lied, in
dem Jungen singen: „Ich liebe ein
Navajo-Mädchen.“ Im vorliegenden
Lied sind es die Mädchen, die singen:
„Ich liebe einen Navajo-Jungen.“
Spiele dazu auf der Trommel:
In vielen Indianerliedern gibt es Silben
wie zum Beispiel „hey“ oder „neya“.
Sie sind nur zum Singen da und haben
keine Bedeutung. Ein Indianerlied
enthält meistens nur einen richtigen
Schriftsymbole der Navajos
Satz. Indianer sagen über unsere langen
Weißen redet zuviel in euren Liedern
und ihr singt zu wenig!“
Musik in der Grundschule 1/01
Lieder mit ihren vielen Strophen: „Ihr
11