HinaufzurKunst - Bielefelder Jugendring
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HinaufzurKunst - Bielefelder Jugendring
Lokales NR. 213, DIENSTAG, 13. SEPTEMBER 2011 HinaufzurKunst SERIE: BIELEFELDS SCHÖNSTE BAUWERKE (22): Die Rudolf-Oetker-Halle VON FRANK BELL ¥ Bielefeld. Die Elektromotoren der Klimaanlage stammen von den Junkers-Flugzeugwerken. Sie sind so robust wie die ganze übrige Technik, vorausgesetzt, sie werden regelmäßig geölt. Damit die Klimaanlage keinen Musikvortrag stört, ist sie über Ledertransmissionsriemen akustisch entkoppelt. Und damit das Holz im Saal nicht reißt, wird die zugeführte Luft mit Wasser „beduscht“, wenn es im Saal mal zu trocken ist. Heizer waren extra angestellt und mussten im Keller die Kohle vom Förderband in den Ofen schütten. Sie hatten eine eigene Dusche, die noch heute erhalten ist, fast 81 Jahre nach Eröffnung der Rudolf-OetkerHalle am 31. Oktober 1930. Frank Otterbach hat sich mit diesem zu den bedeutendsten Konzertsälen Deutschlands zählenden Bauwerk schon 1994 wissenschaftlich beschäftigt. Später zeichnete er für den Umbau der Halle zu Theaterzwecken (als das Stadttheater renoviert wurde) und ihre Renovierung verantwortlich. Seit 2009 ist er beim städtischen Immobilien- »Ein tempelgleiches Bauwerk« Servicebetrieb gewissermaßen Chef des kommunalen Architekturbüros und damit auch einer der Hausherren der Halle. „Ich kenne jede Ecke, jeden Schacht“, sagt Otterbach, den das Gebäude fasziniert, seine Einfachheit ohne Schmuck und Zierrat, seine Akustik, seine Gestaltung. „Man muss Treppen steigen, um in dieses tempelgleiche Bauwerk zu kommen. Es verschafft sich und seiner Bestimmung, der Musik, Respekt“, sagt Otterbach. Hinauf zur Kunst. Der neunjochige Arkadenportikus aus enggestellten Pfeilern zentriert den Blick des Besuchers. Die Eingangshalle überrascht durch ihre Eingeschossigkeit, aber auch durch ihre Materialwahl: Bis hin zur Garderobe ist alles auf Robustheit und Pflegeleichtigkeit angelegt. Denn die Besucher kommen vielleicht durchnässt oder mit dreckigen Schuhen in das Haus. Für Otterbach kontrastiert das Pathos der Fassade mit der zu- BI5 Heiner Kamp (FDP) über Bildungspolitik Nie wieder rauchen ¥ Bielefeld. Der Arbeitskreis Bildung der Bielefelder FDP lädt für Freitag, 16. September, um 16 Uhr in die Prinzenstraße 14 ein. Heiner Kamp, FDP Bundestagsabgeordneter aus Gütersloh und Bildungsexperte seiner Fraktion, wird einen Überblick über die liberalen Impulse in der Bildungspolitik geben. Um Voranmeldung per E-Mail ([email protected]) oder Telefon (0521) 17 50 41) wird gebeten. ¥ Bielefeld. Das Evangelische Krankenhaus bietet vom 20. September bis zum 18. Oktober einen Raucherentwöhnungskursus an. Die wöchentlichen Treffen finden dienstags von 16.30 bis 18 Uhr statt. Ort: Tagesklinik für Abhängigkeitserkrankungen. Die Teilnahme kostet 60 Euro, wird aber laut Krankenhaus zu 80 Prozent von Krankenkassen übernommen. Informationen unter Tel. (0521) 77 27 87 55. GroßesSpielfest zumWeltkindertag Bielefelder Jugendring lädt auf den Klosterplatz ¥ Bielefeld. Am 20. September ist Weltkindertag. Auch in Bielefeld wird an diesem Tag daran erinnert, dass Kinder weltweit Rechte haben. Mit einem großen Spielfest von 14 bis 18 Uhr auf dem Klosterplatz holt der Bielefelder Jugendring gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden und -einrichtungen das Thema mitten in die Bielefelder Altstadt. „Unter dem Motto ’Hört auf die Kinder – denn sie haben was zu sagen' wollen wir ein buntes und fröhliches Fest feiern, mit Der Hausherr: Architekt Frank Otterbach hat sich mit Architektur und Gestaltung des Konzerthauses auch wissenschaftlich beschäftigt. Er kennt ernstem Hintergrund. Die Aktiojeden Winkel, jeden Schacht und das faszinierende Innenleben dieses „Tempels“ der Musik. FOTOS: SARAH JONEK nen auf dem Platz geben Kindern Raum zum Spiel, regen aber auch dazu an, sich mit dem Thema Kinderrechte auseinan- Der Große Saal: Die Künstler sind von jedem Sitzplatz aus hervorra- Eigener Entwurf: Diese Stühle hat Otterbach konzipiert. Die Schlitze gend zu verstehen. erinnern an die Eingangsfassade und den Bühnenhintergrund. rückhaltenden Geste der Eingangshalle: „Hier begegnen sich das 19. Jahrhundert und ein verhaltener Expressionismus.“ Die Garderobe sei von den Düsseldorfer Architekten Hans Tietmann und Kurt Haake als technisches Gebilde angelegt worden mit einer raumbildenden Funktion. „Schon bei den Aufgängen zum großen Saal werden die Materialien edler. Strenge und Funktiona- lität stehen in starkem Kontrast zum Saal. Auch dort zentriert sich der Blick des Besuchers, jetzt auf die Bühne. Die Edelholzverkleidungen vermitteln ihm den Eindruck, sich im Inneren eines Instrumentes zu befinden: „Alles ist hohl, der Boden unter den Rängen, die Wandverkleidungen. Jedes Bauteil transportiert die Töne. Auch der Eichenholzboden schwingt etwas mit. Beim Be- treten des Saales kommt man sich vor, als ob man im Heiligsten eines Tempels ist“, sagt er. Die spartanische Gestaltung führe die Gäste dazu, sich auf den kommenden Musikgenuss zu konzentrieren. Dazu gehören etwa Einzelheiten wie die Türdrücker, die als Notensymbole gestaltet sind. Fasziniert ist Otterbach auch von der Hörsamkeit des Saales, für dessen Akustik Professor Eu- So können Sie mitmachen und gewinnen ¥ In diesem Sommer präsen- ´ St. Jodokus-Kirche tiert die Neue Westfälische ge- ´ Neustädter Marienkirche meinsam mit Bielefeld Marke- ´ Schieferhaus ting die Serie „Bielefelds Von den NW-Lesern vorgeschönste Bauwerke“. schlagen: Bereits von der NW vorge- ´Alte Kapelle Sennefriedhof ´ Torhaus Königsbrügge stellt: ´ Ravensberger Spinnerei ´ Crüwellhaus ´ Bielefelder Hof ´ Carolinen-Brunnen ´ Itelligence-Gebäude ´ Capella Hospitalis ´ Alte Vogtei Heepen ´ Grünes Kachelhaus ´ Schinkel-Pavillon ´ 360-Grad-Turm ´Bürgerwache Siegfriedplatz ´ Kunsthalle ´ Synagoge ´ Gertrud-Frank Haus ´ Stadttheater ´ Dornberger Straße 1 ´ Bethelpforte ´ BLB-Gebäude Heute: ´ Caroline-Oetker-Stift ´ Rudolf-Oetker-Halle Fasziniert: Die klassische Architektur der Halle hat Annegret Bokermann schon als Kind tief beeindruckt. Sie war Mitglied des Bielefelder Kinderchores und singt im Musikverein, seit 1984 ist sie Konzertgängerin. FOTO: SARAH JONEK ¥ Und so können Sie mitmachen und gewinnen: Wenn alle 25 nominierten Bauwerke vorgestellt sind, werden wir sie alle noch einmal im Überblick zeigen. Dann beginnt unser Voting. Unsere Leser können per Internet, per Telefon oder mit einer Postkarte abstimmen. Übrigens: Jeder, der an der Schlussabstimmung teilnimmt kann gewinnen. Der Hauptpreis: ein verlängertes Wochenende (Halbpension) für zwei Personen im VierSterne-Wellness-Hotel „Schmelmer Hof“ im bayerischen Bad Aibling. gen Michel verantwortlich zeichnete, damals Ordinarius des bis dato noch wenig erforschten Lehrgebietes der Raumakustik an der Technischen Hochschule Hannover. Auch ihre achsensymmetrische Gestaltung als Typus der „Schuhschachtel“ beeindruckt ihn. Zu solchen Schuhschachtelbauten gehören auch der Saal des Musikvereins Wien, Schinkels Schauspielhaus in Berlin, das „Concertgebouw“ in Amsterdam oder die BostonSymphonie-Hall. Schon 1931 dirigierte hier Wilhelm Furtwängler. Herbert von Karajan, Igor Oistrach, Gidon Kremer und Kurt Masur gastierten in dem Gebäude, das die Familie Oetker der Stadt zum Gedenken an ihren musikbegeisterten im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Dr. Rudolf Oetker schenkte. Dass die Halle ihre Aufgabe mit Würde und ihrem liebenswerten spröden Charme so wahrnimmt, wie sie geschaffen wurde, sei eine Besonderheit, sagt Otterbach. Deshalb bedürfe sie auch künftig der Hege und Pflege: „Es ist sehr selten geworden, dass Musik und Architektur in solch einer Symbiose unsere irritierten Sinne herausfordern.“ derzusetzen“, so Katja Häckel, Geschäftsführerin des Bielefelder Jugendrings. Die Veranstalter rechnen mit ca. 500 Kindern. Schirmherr des Spielfestes ist Tim Kähler, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld. Er wird das Fest von der Bühne aus eröffnen, um dann die Regie an die Kinder abzugeben: Gewinner des Kinderkompositionswettbewerbs der Kinderlobby OWL treten auf, mit eigenen Werken von klassisch bis rockig. Kletterfelsen, Hüpfburgen oder Lagerfeuer sind neben diversen Bastelaktionen rund ums Hinhören genauso vertreten wie MedienWorkshops oder ein Kinderrechte-Quiz. Infos: www.bielefelder-jugendring.de Betriebshofführung bei MoBiel Info-Nachmittag in der Wald-Kita ¥ Bielefeld. Die Verkehrsbetriebe MoBiel laden am Mittwoch, 21. September, um 15 Uhr zu einer Betriebshofführung nach Sieker ein. Gezeigt wird unter anderem die Stadtbahn- und Buswerkstatt, die Wartungsstraße und die Waschanlage für Busse und Bahnen. Außerdem die Verkehrszentrale, von der aus der Bielefelder Nahverkehr gesteuert wird. Die Veranstaltung ist kostenlos. MoBiel bittet um Anmeldungen im MoBiel Haus, Niederwall 9 oder ServiceCenter MoBiel, oder telefonisch unter (0521) 51-78 30 oder per E-Mail an [email protected] ¥ Bielefeld. Der integrative Wald-Kindergarten an der Niederbreede 1 in Quelle lädt zum Info-Nachmittag. Eltern von angehenden Kita-Kindern – mit und ohne Förderbedarf – können sich am Donnerstag, 15. September, über die pädagogische Ausrichtung und die Örtlichkeit informieren. Der Info-Nachmittag beginnt um 16 Uhr. Da vom Grundstück in den Wald gegangen wird, sollten interessierte Eltern pünktlich am Grundstück sein. Angesprochen sind sowohl für Eltern von unter-dreijährigen als auch dreijährigen und älteren Kindern. Kontakt über Tel. (01 60) 95 30 43 46. 57 neue Auszubildende Verschiedene Berufe bei den Stadtwerken ¥ Bielefeld. Am 1. September haben 57 junge Frauen und Männer ihre Ausbildung in der Unternehmensgruppe Stadtwerke Bielefeld begonnen. Bachelor of Arts: Merle Kaase, Sebastian Löbbert, Yannic Schimmel. Bachelor of Engineering: Denis Islamovski, Omar Philipp Mhethawi. Elektroniker/ -in für Betriebstechnik: Alexander Linnemann, Tobias Mac Award, Nils Pölkner, Jonas Henning, Nicole Vagedes, Simon Ohlemüller, Robin Zimmer, Jannik Sachs, Maximilian Schwentker, Jan Hermann Gaesing, James Schaad, Isabel Philippa Katharina Bormann. Fachkräfte für Bäderbetriebe: Yannik Grabowski, Sven Busch. Fachkräfte im Fahrbetrieb: David Korn, Murat Günes, Corinna Klassen, Daniel Burkard, Markus Derzapf, Delil Ak, Deividas Sereika, Wiebke Hänelt, Alpay Cabadag, Katrin Yüsün. Informatikkaufmann: Nina Forbrich, Simon Barthel, David Hoecker. Industriemechaniker: Orhan Bayrakli, Jannik Kreutzmann, Florian Uetermeier, Kris Dario Kley, Matthias Krecker, Robert Brauer. Kfz Mechaniker: Lennart Krause, Michael Vologin. Industriekaufmann/ -frau: Hülya Karakus, Timo Lüssel, Lea Dreiwes, Philipp Carnin, Jonathan Reuning, Pia Mester, Lisa-Marie Klose, Helena Isümski, Lisa Neumann, Madleine Rosentreter, Teelko Wolf, Kristina Hecht, Nadine Fischer, Patrick Jung, Marc- René Spilker, Marwin Studtrucker. Restaurantfachfrau: Nadine Buschmann. EineBrückezurVerbesserungsanstalt Warum der Bielefelder Verein für Straffälligenhilfe von einem Besuch aus Ungarn profitieren kann VON BIRGIT GUHLKE ¥ Bielefeld. Sie heißen „Zöglinge“ und bekommen in einer „Verbesserungsanstalt“ die Chance, ihr Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken: Junge Männer im Alter von 14 bis 18 Jahren. In Ungarn. Seit gestern ist eine Delegation aus Aszód zu Gast beim Verein für Straffälligenhilfe, Kreis 74, um sich über sein Jugendhilfeangebot, die Brücke, zu informieren. Und den Bielefeldern ihrerseits Tipps zu geben. Mit im Gepäck: eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Professorin Magdalena Palla von der Universität Szent Istvan nennt Zahlen: 63 Prozent der jungen Männer blieben rückfallfrei, wenn sie die Verbesserungsanstalt verlassen haben. Das ist Platz 2 für Ungarn – hinter der Schweiz. Norbert Schaldach vom Kreis 74 vergleicht das Konzept der Verbesserungsanstalt mit dem deutschen offenen Vollzugs. Die Zahlen in Deutschland sind deutlich schlechter, ein Drittel der Straffälligen muss sich nicht wieder wegen einer Straftat verantworten. Ungarische Verbesserungsanstalten gibt es seit 125 Jahren, das Konzept sei stetig modernisiert und angepasst worden. Das Haus in Aszód hat Platz für 240 straffällig gewordene junge Männer im Alter von 14 bis 18 Jahren, die meisten seien zwischen 15 bis 17 Jahren alt. Sie können ihren Schulabschluss machen oder nachholen, eine Ausbildung zum Maler, Korbflechter oder Schweißer anfangen. Sie bekommen Hilfe bei Drogenproblemen und therapeutische Angebote. Und „sie lernen gesellschaftliche Normen“, so Magdalena Palla, die für ihre Kollegen Peter Puskas (Generaldirektor der Verbesserungsanstalt), Zoltan Szokodi (Leiter der Aufnahmeabteilung) und Pal Gyorgy (Schulleiter) übersetzte. Das Konzept gehört zum Lehrplan für Ungarns Lehramtsstudenten, in Deutschland ist das bislang eine Zusatzqualifikation – und freiwillig. „Die angehenden Lehrer lernen bei uns praktisch, wie man mit problematischen Kindern umgeht.“ Die Zahl der Straftaten bei minderjährigen Kindern und Jugendlichen steigt auch in Ungarn. 10.000 Verfahren wegen unterschiedlicher Delikte Minderjähriger gibt es in Ungarn derzeit. In 300 Fällen wird eine Haftstrafe verhängt, 2.000 Verfahren enden mit einer Betreuung, ähnlich der Bewährung. 150 Jugendliche kommen in die Verbesse- Deutsch-ungarischer Austausch: Peter Puskas, Norbert Schaldach, Zoltan Szokodi, Angelika Edler, Pal Gyrungsanstalt. orgy Takacs, Michael Glebicki und Magdalena Palla (v. l.) vergleichen Straffälligenhilfe. FOTO: ANDREAS ZOBE