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BLICK IN DIE REGION
Freitag, 24. Juni 2016
SEITE 11
Mit über 130 „geblitzt“
15-Jähriger Ausnahmeschüler der Karl-Rehbein-Schule Fabian Vogel macht sein Abitur mit 15 Jahren
Von Rainer Habermann
HANAU Der Anfang könnte
einem Märchen entstammen:
„Es war einmal.“ Im beschaulichen Hanauer Stadtteil Mittelbuchen lebt eine Familie, deren
zweitjüngster Spross sich kürzlich, echt fabelhaft im tiefsten
Wortsinn, mit einer besonderen
Leistung hervorgetan hat (der
HA berichtete). Es handelt sich
um die Familie Vogel. Und gerade mal 15 Jahre alt ist Fabian
Vogel, der als Jüngster überhaupt dieses Jahr an der
Karl-Rehbein-Schule (KRS) sein
Abi machte. „Eine Ausnahmeerscheinung in Deutschland für
das Alter“, sagt seine Mutter.
Er „machte“ das Abi nicht
nur. Er machte es sogar so
hervorragend, dass er zu den
drei Jahrgangsbesten gehört
und sein Notendurchschnitt
„Eins mit Sternchen“ – nämlich in fünf Abschlussprüfungen durchweg 1,0 – lautet.
„Normalerweise“ ist man in
diesem Alter irgendwo in der
Zehnten, doch Fabian gehört
zur relativ kleinen Gruppe
der so genannten Hoch- oder
Höchstbegabten. Das ist amtlich, gecheckt von einem Psychologen, sein Intelligenzquotient (IQ) „liegt irgendwo
weit über 130“, sagt seine
Mutter Annabelle, um die 40,
Internistin und am Klinikum
Hanau beschäftigt.
Der Durchschnitts-IQ , den
rund 50 Prozent aller Getesteten erreichen, liegt so um die
100 Punkte. Doch wird in der
Familie die Messlatte noch
weiter vom Durchschnitt abgelegt. Denn auch Fabians
Bruder Felix, rund eineinhalb
Jahre jünger, wurde im Test
„mit einem IQ über 130 ge-
blitzt“, um einmal das Bild einer Radarkontrolle zu wählen. Auch er ist Schüler an
der KRS, geht in die Neunte.
Wie leben die beiden, wie
lebt die Familie, wie kommen
Felix und Fabian eigentlich
mit ihren „normalen“ Mitschülern zurecht? „Alles
ganz locker“, lauten die übereinstimmenden
Aussagen
von Fabian und Felix.
Ihre Mutter pf lichtet bei.
„Trotz seiner Höchstbegabung und seines jungen Alters ist Fabian stets ein empathischer, umgänglicher und
sehr bescheidener Schüler geblieben, der von seinen Mitschülern geschätzt und respektiert wird“, sagt sie. Auf
dem Tisch im eleganten Haus
im Neubauviertel stehen Blumen. Die beiden Söhne wirken wie coole Jungs, die gerne
auch mal einen Thriller, einen Fantasy-Roman lesen.
Beide spielen Tennis und
Fußball. Und außerdem Klavier und Geige: eine musische
Begabung ist ebenfalls da.
Und dann ist da noch das Tanzen: Das ist Fabians „Ding“.
Auch hier macht sich der
Ehrgeiz bemerkbar: Er hat
den Anfänger- und Fortgeschrittenenkurs ganz locker
bestritten, Bronze, Silber und
Gold abgeräumt, jetzt ist
er beim Formationstanz.
„Braucht man dazu ein
Mädel?“, ist die Frage. „Ja,
aber“, die ganz konkrete Antwort. Als Tanzpartnerin, aber
nicht „im Leben“. „Eigentlich finde ich mein Leben
auch ohne Mädchen ganz
schön. Aber wenn die richtige kommt . . . (Pünktchen,
Pünktchen,
Pünktchen)“,
sagt der 15-Jähriger.
Für die kurze Zeitspanne,
Mutter Annabelle und Bruder Felix (rechts) sind stolz: Fabian Vogel hat gerade sein Abi mit
1,0 absolviert – mit 15 Jahren. Nun will er studieren. Foto: Habermann
die zwischen Abi und Auf- grinst Fabian. Ja klar, waren
nahme eines Studiums blei- ja auch nur „Grundlagen der
ben – „es wird wohl Informa- Informatik“. Und die hatte er
tik und Physik werden, denn schon in der Schule „erschöpMathe ist mir dann doch ein fend durch“.
Wie steht es
wenig zu theoreum die beruf litisch“ – will FaÜberqualifiziert chen Perspektibian eine „riesifür ein duales
ven, bei einem
ge Radtour“ machen. „So 500 KiStudium bei der 15-Jährigen?
„Ich hatte mich
lometer
oder
Lufthansa
bei der Lufthanmehr.“
Im Wintersemester 2016 sa um ein duales Studium besoll es dann schon losgehen. worben, aber die hielten
Obwohl er bereits während mich im Bewerbungsgeder Schulzeit zwei Semester spräch für überqualifiziert,
an der Frankfurter Goethe- also: für ein duales, eben“,
Uni hinter sich gebracht hat. kommentiert Fabian das
„Aber das war mir zu leicht“, merkwürdige Ergebnis.
Hessenschmaus im Bürgerhaus
Restaurant an der Willi-Salzmann-Halle überrascht mit regionalem Charme
M
Busbahnhof und der Bahnstation kommen und gehen immer wieder Leute am Biergarten vorbei und nehmen ihren
Weg über die Nidder-Brücke
in die Windecker Altstadt.
Die Bedienung eilt herbei
und bringt Sitzkissen für die
Holzgartenmöbel. Der Aufsteller weist in Kreideschrift
noch auf die Schnitzelaktion
vom Vortag hin – jetzt am
Freitag können sich die Gäste
einen Burger ihrer Wahl
selbst zusammenstellen.
Die Karte lockt unter den
Überschriften „Klaa und Besonners“ und „Ebbes Haamisches“ mit hessischen Nationalgerichten wie Hausmacher Platte (6,90 Euro), Handkäs' mit Musik (4,90 Euro),
Omas Sülze (6,50 Euro), Grie'
Soß (8,90 Euro) oder Rippsche
mit Apfelweinkraut (8,90 Euro). Wir entscheiden uns jedoch für Gerichte von der saisonalen Tageskarte: zum einen gegrilltes Hähnchenfilet
(6,50 Euro) mit Spargeln, Kartoffeln und Hollandaise
(13,50 Euro), zum anderen
ein Vogelsberger Rumpsteak
mit Kroketten und Salat
(17,50 Euro).
Hier löst der Koch ein
weiteres Versprechen des
Hauses ein: „Alle Soßen,
jeder Fond wird selbst gekocht! Wir arbeiten nicht mit
Convenience-Produkten!“ Das
schmeckt man sowohl bei der
Hollandaise, die eine überraschende aber fein abgestimmte Curry-Note aufweist, als auch beim frischen
Dressing aus Balsamicoessig
Die Mehrzweckhallen-Architektur trügt: Im Restaurant „Hessenschmaus“ an der Willi-Salz- und Öl. Das sorgt dafür, dass
mann Halle in Windecken wird sehr viel mehr als Null-acht-fünfzehn-Küche geboten. Foto: HA der knackige Beilagensalat
an nehme Köstlichkeiten aus der
Region, kombiniere sie gekonnt mit frischen
Produkten aus Hessen und
genieße das Ergebnis: raffinierte hessische Küche mit
gelebter Herzlichkeit rund
um den Service.“
So steht es auf der Internetseite des Restaurants
„Hessenschmaus“ im Nidderauer Stadtteil Windecken. Und es ist nicht zu
viel versprochen! Das Restaurant befindet sich in der
Willi-Salzmann-Halle. Wer
sich nicht von der typischen Bürgerhaus-Archi-
tektur der frühen 80er-Jahre
abschrecken lässt und die
Gaststube betritt, ist überrascht.
Das Interieur hat wenig mit
dem Charme der Holzverkleidungen in der benachbarten
Mehrzweckhalle gemeinsam.
Allenfalls das Holz als Baustoff, das im Hessenschmaus
allerdings dunkel und modern, kombiniert mit in
cremefarbenem Leder bezogenen Eckbänken und Stühlen daherkommt. Statt Nutund Federbrettern hängen an
den freundlich gestrichenen
Wänden bunte Bilder lokaler
Künstler.
Trotz des ansprechenden
Innenraums beschließen wir
angesichts des schönen Wetters, im Biergarten Platz zu
nehmen. Vom benachbarten
Betreuungsverein Spatzennest dringt Kinderlachen
durch den Sichtschutzzaun,
über den lustige Figuren auf
uns herabblicken.
Überhaupt ist die Atmosphäre recht familiär: Auch
am Nachbartisch hat sich ein
junges Paar mit Sohn und
Töchterchen zum Mittagessen eingefunden, eine Gruppe Best-Ager unterbricht ihre
Radtour, um sich zu erfrischen. Vom und zum nahen
Ein ganz klein wenig wird
man sich denken: Hat der
Bub nichts anderes im Sinn
als Höchstleistung? Aber der
Eindruck, den man von Fabian bekommt, sitzt man ihm
gegenüber, ist ein anderer. Er
möchte einfach Spaß haben,
wie jeder Jugendliche. Diesen
Spaß, das sagt er selber, diese
Erfüllung, bringt ihm ganz
einfach: logisches Denken.
Auf ein Internat gehen, für
Hochbegabte: Das sei nicht
sein Ding, meint Mutter Annabelle. Sein Schulleiter, Jürgen Scheuermann, habe dies
bereits vorgeschlagen, als er –
mit sieben Jahren, wohlge-
merkt – an der KRS aufgenommen werden wollte. Sie
hätten im Kreis der Familie
beraten, doch es gab ein klares Veto Fabians: kein Internat!
Er wollte mit „ganz normalen Mitschülern“ aufwachsen. Er setzte sich durch,
Scheuermann und die Familie akzeptierten. Die Hochbegabung liegt auch nicht in einem ganz bestimmten Bereich, obwohl ein Faible für
die Naturwissenschaften –
wie bei Felix, bloß kommt bei
ihm noch die Biologie als eines der Lieblingsfächer hinzu
– nicht von der Hand zu weisen ist.
„Er hat eine herausragende
Verarbeitungsgeschwindigkeit in allem, was er lernt“,
sagt Mutter Annabella. Das
also ist das Geheimnis der
Hochbegabung: Fabian lernt
einfach schneller und müheloser als andere in seinem Alter. Schlittenfahren, Fahrradfahren, Fußballspielen, Musik machen, lesen: All das
funktioniert ebenfalls, bei Fabian. Und bei Felix.
Vater Stefan Vogel ist Informatiker, arbeitet in Frankfurt. Und zusammen, da sind
sie eine ganz normale Familie. „Viele Mütter, welche die
Entwicklung von Fabian mitbekommen, fragen mich:
'Hast du ihn getriezt, hast du
ihn getrieben'?. Aber wir waren auf denselben Spielplätzen wie alle anderen, ich habe mir viel Zeit genommen
für die Erziehung, mein Medizinstudium unterbrochen
und es auch erst vor Kurzem
abgeschlossen“, sagt die Mutter und Ärztin. Irgendetwas
muss sie definitiv richtig gemacht haben.
Profi-Rasen
für
Dummies
Das Stade de France in Paris und unser Garten haben etwas gemeinsam.
Nicht, dass grölende Fußballfans Bengalos in unserem Idyll zünden würden.
Nein, es ist der ramponierte Rasen. Immer
wenn ich die Profi-Kicker
über die löchrigen Spielf lächen stolpern sehe,
muss ich unweigerlich an
unsere Grünf läche denken.
Doch während in der
französischen Hauptstadt
Schlampereien beim Verlegen des neuen Rasens
Schuld an dem Desaster
sind, kann ich auf höhere
Mächte verweisen. Bereits
zweimal machte mir der
Starkregen einen Strich
durch die Rechnung und
spülte die Grassamen einfach davon. Jetzt habe ich
einen neuen Versuch gewagt.
Sollte ich wieder scheitern, mache ich es wie die
französischen Greenkepper. Nach dem Neuverlegen des Rasens entschied
man, die schlechten Stellen im Rasen einfach mit
grüner Farbe zu bemalen.
Das macht den Zustand
zwar nicht besser, sieht
aber definitiv schöner
aus. fmi
„Hessenschmaus“
Heldenberger Straße 16
61130 Nidderau
Telefon 0 61 87/2 09 96 90
Öffnungszeiten:
Montag und Mittwoch von
17 Uhr bis 23 Uhr.
Donnerstag bis Samstag von
11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und
17 Uhr bis 23 Uhr.
Sonntag und Feiertage
von 11.30 Uhr bis 23 Uhr.
Küche ist bis 21.30 Uhr geöffnet
Dienstag Ruhetag
Barrierefrei:
ja
Getränke:
Wasser (0,2 Liter): 1,40 Euro
Cappuccino: 2,30 Euro
Dornfelder Bio-Rotwein (0,75 Liter): 18,90 Euro
Fazit:
Im „Hessenschmaus“ist der Name Programm: Regionale Produkte werden zu traditionellen hessischen Gerichten verarbeitet – allerdings gar nicht bieder und altbacken, wie man von einem Mehrzweckhallen-Lokal
vermuten könnte, sondern mit Witz und Pfiff interpretiert. Zwar haben wir die Klassiker wie Handkäs' und
Grüne Soße nicht probiert, allein die originellen Formulierungen auf der Karte machen jedoch neugierig. Zeitgemäß ist auch das Konzept regionaler und zum Teil
biologisch erzeugter Zutaten. Alles in allem ein solider
und charmanter Auftritt: gutes Essen, aufmerksamer
und netter Service, fair kalkulierte Preise.
Gut bedient?
Wohl gefühlt?
Preis/Leistung
Hat's geschmeckt?
Ausgezeichnet
mit Radieschen, Paprikastreifen und roten Zwiebeln
nicht nur eine Augenweide,
sondern auch ein Gaumenschmaus ist.
Das Hähnchen schmeckt
intensiv nach Röstaromen
wie vom Holzkohlegrill, ist
dabei aber keineswegs zu trocken. Das Steak ist auf den
Gut
Ordentlich
Geschmacksache
Punkt gebraten. Allein die
Kräuterbutter schmeckt etwas befremdlich.
Gern hätten wir zu dem leckeren Fleisch auch einen der
rheinhessischen Bio-Weine
gekostet, doch wir müssen ja
noch zurück an den Schreibtisch. So belassen wir es bei
einer Cola (0,4 Liter für
Nachwürzen
3,30 Euro) und einem erfrischenden natürtrüben Apfelsaft (0,4 Liter für 3,50 Euro).
Nach dem Essen noch ein
Cappuccino (2,30 Euro), der
liebevoll mit KakaopulverHerz auf dem Milchschaum
serviert wird. Wir kommen
wieder!