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johanniter 4|09
Zeitschrift für die Freunde der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
Die Arbeit der Nacht
Helfende Hände haben
keinen Feierabend
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Liebe Freunde der Johanniter,
in einer Gesellschaft, in der immer das Neueste zählt,
wird Altbewährtes manchmal allzu leichtfertig über
Bord geworfen. Jahre später erleben diese Sachen
oft wieder eine Renaissance, und man bereut es, so
vorschnell gehandelt zu haben.
Umso erstaunlicher finde ich es, dass wir jedes
Jahr im Advent von dieser Jagd nach Neuem und
nach Veränderung ablassen und wieder Halt suchen
in dem, was uns vielleicht am eindrücklichsten von
allen Erlebnissen an unsere eigene Kindheit erinnert.
Advent, diese Zeit, in der auch Erwachsene wieder
etwas Kind werden, das war auch für mich zeitlebens
eine ganz besondere Zeit. Eine Zeit, um Rückblick
zu wagen, was war im vergangenen Jahr und wo wir
Hilfe erfahren haben, für die wir dankbar sein sollten.
Aber vor allem, um nach vorne zu schauen auf das
kommende Fest.
Rituale, die diese Zeit zu strukturieren helfen, gibt
es viele. Ich persönlich habe mein eigenes: Für jeden
Tag räume ich mir etwas Zeit ein, um zur Besinnung
zu kommen. Mit etwas Musik, oder auch ganz bewusst
erlebter Stille. Dieses Ritual begleitet mich, und sicher
haben auch Sie Ihre ganz eigenen Methoden, um
diese letzten Wochen im Jahr besonders zu begehen.
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20
Pflege | Die Arbeit der Nacht
Zwei Pflegerinnen und 600 Minuten
Nachtschicht: Für „johanniter“ haben
eine Reporterin und ein Fotograf
verfolgt, wie unglaublich viel passiert, wenn anderswo die Lichter
ausgehen. Denn viele Bewohner im
Johanniter-Stift in Lügde kennen
keinen Tag-Nacht-Rhythmus.
12 Katastrophenvorsorge | Gut gerüstet 26
Katastrophen finden im Ausland statt
– so glauben wir. Das Bewusstsein
für gar nicht so unwahrscheinliche
Krisensituationen im Inland schwindet, so das Fazit einer Studie. „johanniter“ porträtiert einen Menschen,
der noch vorsorgt.
Jugendhilfe | Flagge zeigen!
Deutschland investiert viel Geld in
seinen Nachwuchs. Aber die Finanzhilfen bleiben oft wirkungslos, weil
nicht gezielt genug gefördert wird.
Die Johanniter rufen auf, sozialer
Investor zu werden und benachteiligten Kindern und Jugendlichen
Chancen zu eröffnen.
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Ein Bild, das mir dabei immer wieder unterkommt
und garantiert zeitlos ist, ist das der helfenden Hand.
Wenn ich, wie es regelmäßig der Fall ist, die Einrichtungen der Johanniter-Unfall-Hilfe im Kinderund Jugendbereich, im Rettungsdienst, aber auch in
der Pflege besuche, dann sehe ich dort viele dieser
helfenden Hände. Hingebungsvoll, voller Kraft und
Liebe tun sie ihren Dienst.
Und auch Ihre Hände helfen – dadurch, dass Sie
uns finanziell unterstützen und so viel von unserer
Arbeit überhaupt erst möglich machen. Dafür
möchte ich mich bei Ihnen bedanken und Ihnen
sowie Ihren Familien eine bewusst erlebte Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen.
Ihr
Hans-Peter von Kirchbach
Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Tsunami | Fünf Jahre später
Die große Welle an Weihnachten
4
2004 hat weltweit für ein gigantisches Spendenaufkommen gesorgt. 6
Auch die Johanniter haben viel
16
gesammelt und helfen in längerfristigen und nachhaltigen Projekten 22
noch immer mit diesem Geld. Ein
24
Beispiel aus Indonesien.
28
Denkanstoß | Konsumieren mit
Verantwortung
Ein handgeknüpfter Teppich für
1,89 Euro? Diese Geringschätzung
der Arbeit eines Handwerkers am
anderen Ende der Welt war unserer
Autorin Anlass dafür, bewusster einkaufen zu gehen. Sie findet: Konsum
ist auch eine politische Aufgabe.
Rubriken
Leserbriefe und Impressum |
Lesertelefon |
Namen und Nachrichten |
Wellness und Gesundheit |
Kunter und Bunt |
Augenklick |
Editorial | Inhalt johanniter 4|09
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10.11.2009 9:47:39 Uhr
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Leserbriefe
Starkes Ehrenamt |
Abbruch statt Unterbrechung |
Mit Freude habe ich in dem Artikel gelesen, dass es bei den
Johannitern Möglichkeiten für ehrenamtliche Aufgaben gibt, die
einen Dienst an der Gemeinschaft darstellen und einen Ausgleich zum Arbeitsleben erlauben. Das ist beileibe nicht immer
so. Durch einen längeren Auslandsaufenthalt weiß ich, dass sich
in den USA viele Jugendliche nur deshalb ehrenamtlich engagieren, weil sie ohne solche Referenzen keine Chance bei der
Bewerbung um einen Studienplatz am College ihrer Wahl hätten. Wie schön ist es da zu erfahren, dass Menschen das tun, um
anderen zu helfen. Und wenn sie sich gleichzeitig auch selbst
verwirklichen können – umso besser! | Jette Heinrichs, Hamburg
Am Ende dieser Meldung heißt es „Schwangerschaftsunterbrechung“. Unseres Wissens kann eine Schwangerschaft nicht
unterbrochen, sondern nur abgebrochen werden. Das junge
Leben wird brutal beendet – endgültig für immer. Es kann also
nur „Abbruch“ heißen. | Edith und Egon Lange, Prisdorf
„johanniter“ 3/09, Seiten 8-10: „Seine andere Seite entdecken“
„johanniter“ 3/09, Seite 24: „Geschlecht – früh erkennen“
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Hier und dort |
„johanniter“ 3/09, Seite 26: Denkanstoß „Kassensturz“
Der Autor Ihres gut gemeinten „Denkanstoßes“ fordert, dass wir
uns auch mutig die Frage stellen sollten, „ob wir nicht immer noch
auf einer Ebene leben, die andere als Wohlstand begreifen“. Mit
dieser Art Vergleich habe ich immer ein gewisses Problem. Denn
Auf den Hund gekommen |
„johanniter“ 3/09, Seite 25: „Yoga – entspannt Hund und Halter“ natürlich ist es sinnfällig, dass wir gemessen an unserem Bruttoinlandsprodukt und der Höhe unseres Einkommens sehr viel
Uns muss es doch unfassbar gut gehen, wenn wir in diesen wirt- mehr Geld zur Verfügung haben als, sagen wir, die Bewohner
eines Schwellenlandes. Aber was hilft mir dieses Wissen, so ich
schaftlich schweren Zeiten keine anderen Probleme haben, als
doch meine Miete zu bezahlen habe?
unsere Haustiere auf die Couch zu legen und sie nach ihrem
Ein Kassensturz in meinem Haushalt hat jedenfalls ergeben,
Zustand der Entspannung und der Erholsamkeit ihres Schlafes
dass ich nach Abzug aller Notwendigkeiten weniger Geld zur
zu beurteilen. Wenn wir dafür Geld aufbringen können, diese
„Doga-Kurse“ zu finanzieren, in denen „Körper, Geist und Seele freien Verfügung habe als noch vor zehn oder 15 Jahren. Und
von Hund und Halter“ in Einklang gebracht werden sollen, wo es das scheint doch der Grund zu sein, weshalb so viele Menschen
so unruhig auf die aktuelle Situation reagieren. |
doch viel drängendere soziale Themen gibt, dann kann es so
Hartmut Bofinger, Helmstedt
schlecht um uns nicht bestellt sein. Verstehen Sie mich nicht
falsch, ich mag Tiere, aber doch am besten dort, wo sie ihrer Art
gemäß gehalten werden können. Und wenn sich ältere Menschen ein Haustier anschaffen, um nicht gänzlich zu vereinsamen. Aber ab und an treibt dieser Kult um den Hund oder die
Zuschriften von Leserinnen und Lesern bitte an:
Katze derart krause Blüten, dass manches Kind sich im Vergleich „johanniter“, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
zu einem Vierbeiner sehr schlecht umsorgt vorkommen muss.
Marketing/Kommunikation, Tonja Knaak
| Klaus Gründinger, Ebersberg
Lützowstraße 94, 10785 Berlin
E-Mail: [email protected]
Impressum
Verbandszeitschrift der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
Herausgeber: Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.,
Marketing/Kommunikation, Lützowstraße 94, 10785 B erlin
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Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion oder der
Herausgeber wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
nicht oder gekürzt zu veröffentlichen.
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Servicetelefon
Rund um die Uhr. 365 Tage im Jahr.
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Redaktion: Wolfgang Brenner (verantwortlich), Claudia Jabir, Tonja Knaak
E-Mail: [email protected]
Druck und Vertrieb: Hofmann Druck Nürnberg GmbH & Co. KG,
Emmericher Straße 10, 90411 Nürnberg
Anzeigen: Hofmann Media, Rüdiger Sander (verantwortlich)
Gültige Anzeigenpreisliste: 10/07
Druckauflage: 1.258.405 (IVW 3. Quartal 2009)
Fotonachweis: Michael Belleair (S. 17 oben links), Birgit Betzelt (S. 19 unten), Ulrike Gähring
(S. 28/29), Jasper Grahl (S. 6 oben), Bernhard Hammel (S. 17 unten), Mike Ionescu (S. 17 oben
rechts), Johanniter-Unfall-Hilfe (S. 15 oben), Fritz Rumpf (S. 6 unten), Andreas Schoelzel
(S. 11 – 13), Sascha Stolzenburg (Titel, S. 8 – 10), www.fotolia.de: absolt (S. 16 oben), Jo Küster
(S. 23), L. S. (S.16 Mitte), Ohrauge (S. 24)
Illustrationen: Berno Hellmann (S. 3, 15, 22, 26)
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist der 12. Januar 2010.
Die nächste Ausgabe erscheint am 2. März 2010.
Keine Haftung für unverlangte Einsendungen aller Art.
Für Mitglieder der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ist der Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag
enthalten. Eine gesonderte Berechnung des Bezugspreises erfolgt nicht.
Ein Teil dieser „johanniter“-Ausgabe enthält eine Beilage Bayerisches Münzkontor, Aschaffenburg.
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johanniter 4|09 Leserbriefe und Impressum
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darauf bedacht, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu handeln. Doch ausgerechnet die Frage, was nach unserem Tod einmal mit unserem Besitz geschehen soll, wird
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Wie verleihe ich meinem letzten Willen Ausdruck? Wie kann ich durch eine vorausschauende Nachlassplanung Steuernachteile und Streit unter Angehörigen vermeiden?
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Johanniter suchen, dann rufen
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Fragen und Antworten zum Thema Menüservice
Großes Interesse hatten unsere Leser am Lesertelefon zum
Menüservice der Johanniter. Hier die meistgestellten Fragen
und unsere Antworten darauf:
Wie funktioniert der Johanniter-Menüservice?
Sie bestellen bei den Johannitern Ihre Mahlzeiten zum
gewünschten Liefertermin. Bei der Tiefkühlvariante beliefern
wir Sie einmal in der Woche mit einem Karton der gewünschten
Menüs. Erwärmt werden können diese mit einem speziell für
Senioren entwickelten und einfach bedienbaren Mikrowellengerät. Dieses können Sie entweder kaufen oder mieten. Haben
Sie die Heißmenüs gewählt, bekommen Sie jeden Tag ein
frisches, verzehrfertiges Essen. Das Abonnement kann jederzeit
gekündigt werden.
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7 Euro. Für einen Wochenkarton mit tiefgefrorenen Speisen
müssen Sie mit rund 35 Euro rechnen.
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10.11.2009 9:47:45 Uhr
Auf dem Wagen hat
Birgit Paus alles, was
sie braucht, wenn sie
die alten Menschen in
ihren Zimmern
besucht.
Die helfenden Hände im Johanniter-Stift in Lügde
sind noch längst nicht zur Ruhe gekommen, wenn
andere bereits schlafen. Unsere Reporterin hat zwei
Pflegerinnen eine Nacht lang begleitet
Wenn die 100-jährige Dora Sprute nachts wach wird, kommt es
schon vor, dass sie die Lieder ihrer Kindheit für Birgit Paus singt.
W
enn es dämmert in Lügde sitzen noch einige Bewoh­
ner des Johanniter­Stifts bei Chips und Selterwasser
lebhaft diskutierend zusammen, vier Frauen und zwei
Männer. Die meisten kennen sich schon lange, sie sind in Lügde
geboren, sie werden hier sterben. Cäcilia Engeln ist die Älteste,
aber über 80 sind hier alle. Auch Hildegard Knieling gehört dazu
und Karl Hasse, der gemeinsam mit seiner Frau hier wohnt.
Das Abendessen ist vorbei, nun warten sie auf den Nacht­
dienst, auf Birgit Paus und ihre Kollegin Andrea Sengsmann,
für die an diesem Abend um 20 Uhr die Nachtschicht beginnt.
Bis morgens um halb sieben sind sie als Einzige für die 95
Bewohner da. Sieben Nächte pflegen, sieben Nächte frei, das ist
der Rhythmus, in dem sie die nächtlichen Bedürfnisse der alten
Der Nachttisch vor
Hildegard Knielings
Bett ist voller Erinnerungen. Ihre liebsten
Dinge arrangiert sie
immer wieder neu.
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johanniter 4|09
johanniter409_091109.indd 8
Die Arbeit
Menschen erfüllen. Dazwischen immer wieder Fallbesprechun­
gen, Fortbildungen und für Birgit Paus noch die Arbeit als Vor­
sitzende der Mitarbeitervertretung.
Mit dem Spätdienst haben sie über jeden Bewohner gespro­
chen, sie wissen, wem es gut geht, wer unruhig oder unzufrie­
den war. Auf ihrem Rundgang von Zimmer zu Zimmer, den sie
dreimal pro Nacht machen, haben sie einen großen Wagen dabei.
Darauf gibt es Nachtmahlzeiten, Getränke, aber auch saubere
Wäsche und Gummihandschuhe. Keine Tür auf den langen
hell erleuchteten Fluren ist abgeschlossen. Es herrscht stille
Geschäftigkeit. Medikamente werden sortiert und verteilt, alles
strikt nach ärztlicher Verordnung.
Nur der Geruch ist ein ganz anderer als der nach steriler Rein­
lichkeit, obwohl die Pflegerinnen unzählige Male ihre Hände
desinfizieren und viel gelüftet wird. Es ist eben ein Pflegeheim.
Paus und Sengsmann haben sich daran gewöhnt, genauso wie
an das Wickeln, das Leeren von Toilettenstuhl und Bettpfanne
– alles ist menschlich und gehört zu ihrer Arbeit einfach dazu.
Gegen 21 Uhr sind die letzten Bewohner in ihren Zimmern,
zum Fernsehen, aber auch, um sich von den Nachtwachen beim
Waschen helfen zu lassen. Eine Sache, an die sich die 87­jährige
Hildegard Knieling erst gewöhnen musste. Nur einer durfte sie
nackt sehen, wie sie sagt. Das war ihr Mann. Waschen lässt sie
sich deshalb nur von Pflegerinnen. Im Stift wird das akzeptiert.
Das Johanniter­Stift wurde 1996 erbaut. Seither sind die
Johanniter Träger des seit zwei Jahren mit dem Diakonie­Siegel
Pflege zertifizierten Hauses. Und es passt von seinem Baustil
her in das Fachwerkstädtchen Lügde im nordöstlichen Zipfel
Nordrhein­Westfalens. Auf zwei Geschossen und unter dem
Dach gibt es Einzel­ und Doppelzimmer. Nebenan in den Zwei­
Zimmer­Wohnungen des betreuten Wohnens leben die Senioren,
die noch selbstständig sind. Das Pflegeangebot können sie auf
Wunsch in Anspruch nehmen, sonst versorgen sie sich weitge­
Pflege
11.11.2009 14:06:39 Uhr
der Nacht
hend allein, können aber an den Mahlzeiten im Speisesaal des
Stifts teilnehmen. Die Menschen hier kommen aus allen Schichten: Hier leben ehemalige Kaufleute, Akademiker und Handwerker neben denen, für die das Sozialamt sorgt, weil sie es
nicht so gut hatten im Leben.
Mittlerweile ist es 23 Uhr. Die gelernte Krankenschwester
Birgit Paus macht seit sechs Jahren nur noch Nachtdienst. Sie
kennt die vielen Lebensgeschichten. Und dennoch sitzt sie am
Bett und hört zu, wenn ihr der 75-jährige Peter Tornack von seiner Reise im Wohnmobil durch Amerika erzählt, immer wieder.
Er verschluckt gern mal eine Silbe oder sucht nach Worten.
Geduld ist gefragt und Güte. Seinen Pflegerinnen stellt er
Süßigkeiten hin. An der Wand seines Zimmers hat er ein Regal
mit Laptop und Drucker angebracht. Den Computer bedient er
selbstständig, allein in sein Bett gehen kann er nicht, dabei helfen ihm Birgit Paus und Andrea Sengsmann. Sie stützen den
großen Mann und dirigieren ihn auf die Matratze. Anstrengend
sieht das nicht nur aus. Aber die Frauen wissen, wie man richtig
anfassen muss. Hier ist nicht allein Kraft, sondern vor allem die
richtige Technik gefragt. Während des Dienstes essen sie wenig,
trinken einen Kaffee gegen 2 Uhr in der Nacht, danach machen
sie die zweite Runde. Wieder von Zimmer zu Zimmer. Die
dementen Heimbewohner kennen keinen Tag-Nacht-Rhythmus.
Einige von ihnen sind fixiert: Gurte halten diese Menschen so,
dass sie sich nicht selbst wehtun können. Aber nur ein Richter
darf eine solche Fixierung anordnen. Die Pflegekräfte lockern
den Gurt, um die alte Frau auf die andere Seite zu drehen. Auch
das muss alle zwei Stunden passieren, damit sie sich nicht wund
liegen kann. Dekubitus ist eines der meistgefürchteten Wörter in
der Altenpflege. Nichts ist schwieriger zu behandeln als nässende rote Hautstellen an Rücken, Gesäß und Beinen. In Lügde
gibt es ein gutes Wundmanagement, wie es im Pflege-Deutsch
heißt. Für Birgit Paus und ihre Kollegin Andrea Sengsmann
Regelmäßig trinken,
das ist im Alter besonders wichtig, damit
der Körper nicht austrocknet.
bedeutet das, viele Bewohner, deren Beine und Arme nicht
mehr beweglich sind, ein paar Mal in der Nacht zu wenden.
Auch das ist anstrengend.
Die beiden Frauen wirken zierlich und mädchenhaft.
Beide sind unter einem Meter siebzig groß und über 40
Jahre alt, sie haben Familie und holen sich ihre Kraft aus
eiserner Disziplin und einem guten Zuhause. Als Tierliebhaberinnen versorgen sie tagsüber Hunde, Katzen und Pferde,
sind viel draußen in der Natur. Das Gehalt einer Altenpflegerin hat für Andrea Sengsmann immer gerade so gereicht,
um ihre drei Kinder allein großzuziehen. Es ist die Dankbarkeit der Bewohner, die sie jede Nacht wieder beflügelt.
„Wir pflegen so, wie wir gerne gepflegt werden möchten“,
versichert Birgit Paus. Dazu gehört auch der Umgang mit
dem Tod. Die beiden haben schon viele Bewohner sterben
sehen. Sie bemerken die ersten Anzeichen des nahenden
Todes. „Dann bleibt eine von uns bei dem Sterbenden, die
Wir pflegen so, wie wir gerne
gepflegt werden möchten.
andere informiert die Angehörigen und den Arzt.“ Abschiednehmen gehört zum Leben dazu. Und auch wer niemanden
mehr hat, stirbt in Lügde nicht allein.
Nachts um halb drei. Ein Doppelzimmer im Dachgeschoss.
Hier liegen zwei ältere Männer. An den Wänden hängen
keine Fotos, keine Gemälde. Im Johanniter-Stift gibt es
auch Zimmer, die nicht so liebevoll eingerichtet sind wie
die der Damen im Erdgeschoss. Denn oft gibt es keine Ver-
Pflege johanniter 4|09
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9
10.11.2009 9:47:56 Uhr
Temp
Cäcilia Engeln ist in diesem Jahr 90 Jahre alt
geworden. Sie freut sich über die gesellige
Runde, in der Geschichten von früher erzählt
werden.
wandten, die sich darum kümmern könnten. Manchmal ist es
auch den Zimmerbewohnern nicht recht. Einer der Bewohner
ruft nach den Nachtwachen. Es sind nur noch kehlige Laute, der
Mann hatte einen Schlaganfall, der auch sein Sprachvermögen
eingeschränkt hat. Er wartet auf Birgit Paus und Andrea Sengsmann, die ihn von der einen auf die andere Seite drehen, damit
er wieder etwas zufriedener wird.
„Gib Ruhe, du alter Hund“, brüllt sein Mitbewohner, ein alter
Herr mit wallendem grauen Haar bis zu den Schultern, der an
einem Brennnesselblatt kaut. Er ist hellwach, freut sich über den
nächtlichen Besuch. Schlafen kann er schlecht, nicht nur wegen
Abschiednehmen gehört
zum Leben dazu.
seines Nachbarn, mit dem er sich sonst gut verträgt. „Brennnesseln sind das Gesündeste, was die Natur zu bieten hat“, ist er
sich sicher. Birgit Paus schenkt ihm ein Lächeln, dann geht das
Licht wieder aus. Der nächste Bewohner wartet schon. Die beiden Pflegerinnen laufen und laufen, immer gibt es irgendwo
etwas zu tun. Sie werden gerufen, um beim Trinken zu helfen,
einen Löffel Joghurt zu reichen, einmal über den Kopf zu streichen, ein Kuscheltier wieder in den Arm zu drücken.
Der Morgen graut noch nicht, die Nächte sind lang, aber der
Dienst ist fast geschafft. Die letzten Tätigkeiten vor Schichtende
sind das Bereitstellen der Medikamente und auch die Akten der
Bewohner wollen aktualisiert sein. Vor Feierabend um viertel
nach sechs noch schnell einen Kaffee, dann übergeben Birgit
Paus und Andrea Sengsmann an die Kollegen vom Frühdienst.
Bis zur nächsten Nachtschicht – in einer Woche. | Katrin Juhl
Geschafft, gleich kommt der Frühdienst. Bei einer
Tasse Kaffee beschließen Birgit Paus (links) und
Andrea Sengsmann ihren Nachtdienst.
Als einer der großen Dienstleister
im Pflegebereich betreiben die
Johanniter bundesweit 105 ambulante Sozialstationen mit mehr als
2500 Mitarbeitern und insgesamt
7300 Patienten. Stationär werden
in 66 Einrichtungen der Johanniter
6300 Menschen gepflegt. Dafür
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Gut gerüstet mit Bolzenschneider
und Ravioli
Katastrophen finden im Ausland statt – so glauben wir. Das Bewusstsein
für gar nicht so unwahrscheinliche Krisensituationen im Inland schwindet,
so das Fazit einer Studie. „johanniter“ porträtiert einen Menschen, der
noch vorsorgt
Ein Tsunami trifft Samoa, ein Taifun verwüstet
drei Zentralprovinzen in Vietnam, Großfeuer in
Kalifornien zerstören Häuser und Natur – es sind
die Topmeldungen in den Medien, die uns einen
Schauer über den Rücken jagen. Dennoch denken
viele, diese Ereignisse seien weit entfernt von uns
und unserem Leben hier in Deutschland, und wähnen sich in Sicherheit. Als könnten Waldbrände,
Erdbeben, Schlammlawinen uns nicht betreffen.
73 Prozent der Deutschen halten eine Hungersnot und fast jeder Dritte einen mehrtägigen Stromausfall für unwahrscheinlich, das ergab eine
Untersuchung des Forsa-Instituts im Auftrag der
Allianz-Versicherung. Außerdem haben 89 Prozent mittleres bis großes Vertrauen in staatliche
Sicherungssysteme. Und einer Studie des Roten
Kreuzes zufolge glauben gar drei von vier Deutschen, einen zweiwöchigen Stromausfall
Wie schlimm könnte es werden, wenn wir nicht
einfach in den Supermarkt um die Ecke gehen
können?“
Johanniter-Einsatz im Münsterland
Enorme Schneemassen haben am 25. November 2005 für eine der
größten Katastrophen im Münsterland gesorgt. Strommasten und
Überlandleitungen knickten wie Strohhalme und sorgten eine Woche
lang für totalen Stromausfall. Udo Schröder-Hörster, Vorstand im
Regionalverband Münster, war damals als verantwortlicher Leiter für
die Johanniter-Unfall-Hilfe im Einsatz
johanniter: Woran erinnern Sie sich zuerst, wenn Sie an den
Katastropheneinsatz im November 2005 denken?
Udo Schröder-Hörster: Die Wettersituation hatte alle völlig überrascht und traf uns wirklich unvorbereitet. Es gab keine Hinweise
auf diesen Wintereinbruch. Und dass diese tagelangen Stromausfälle folgen würden, konnte keiner voraussehen.
12
Wie haben sie reagiert?
Wir mussten ein Lagezentrum schaffen mit allen Hilfs- und Rettungsorganisationen, alle verfügbaren Helfer mobilisieren, gleichzeitig die normalen Rettungsdienste absichern und Hilfe aus den
Nachbarländern Hessen und Niedersachsen organisieren. Und die
Versorgung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen musste
sichergestellt werden. Aber dafür gibt es Einsatzpläne.
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problemlos überstehen zu können. Sollte sich
etwas ereignen, dann wird auch erwartet, dass der
Katastrophenschutz die bestmögliche Hilfe in der
Not bietet. Entsprechend sieht die Bevölkerung
keinen persönlichen Handlungsbedarf für Vorsorgemaßnahmen. Das Bewusstsein für Krisensituationen schwindet, so das Fazit der Studie „Katastrophenschutz auf dem Prüfstand“.
„Wir haben doch keine Kriegszeiten mehr!“
Oder: „Es gibt doch keine Mangelwirtschaft mehr
wie in der DDR.“ Die Reaktionen auf die Frage,
wer denn auf eine Katastrophensituation vorbereitet sei, sind meist ähnlich ernüchternd. Kein
Reis auf Halde, keine Nudeln gehortet, lediglich
ein paar Konserven und Eingewecktes, weder
Campingkocher noch Batterien auf Vorrat. Keine
Dokumente gesichert, auch kein Notgroschen zur
Hand, wir leben bestens mit Bankautomat und
Plastikgeld. Selbst der Erste-Hilfe-Kurs ist Jahrzehnte her.
„Es wird schon nicht so schlimm werden“, denken die meisten und ducken sich weg. Dabei ist
es gar nicht so schwer – und das ganz ohne
Panikmache –, einen sachlichen Gedanken darauf
zu verschwenden: auf Hausapotheke und Vorratshaltung, Nahrungsmittel und Trinkwasser, Funktionsmöglichkeiten technischer Geräte, auf einen
längeren Energieausfall und wichtige Dokumente.
Menschen wie Hannes S. sind selten geworden.
Mit Frau und Kleinkind lebt der 32-Jährige in der
Großstadt. Nachrichten über die Vogelgrippe
weckten 2005 sein Interesse. Seitdem liest er viel
über mögliche Krisen- und Katastrophenszena-
rien. Ihn beschäftigt die Frage „Wie schlimm
könnte es werden, wenn unser normales Leben
einfach nicht mehr funktioniert? Wenn wir nicht
einfach in den Supermarkt um die Ecke gehen
können oder die Kommunikation zusammenbricht?“ Hannes S. möchte auf einen Krisenfall
vorbereitet sein: Alles Lebensnotwendige soll für
zwei Erwachsene für zwei Monate vorhanden
sein: Lebensmittel- und Wasservorräte, Medizin
und Verbandsmaterial für die Hausapotheke
sowie technische Produkte. Hannes S. kauft ein
und füllt nach. Er denkt an gesunde Ernährung
und abwechslungsreiche Kost, weiß, was kurzfristig ergänzt werden muss. „Meine Frau findet das
zwar übertrieben, aber sie lässt mich gewähren“,
sagt der Finanzexperte. Er sei ein Mensch, der
Risiken abwägt. „Mein Aufwand vorher ist vergleichsweise überschaubar“, wiegelt er Spötter
ab. „Genauso kann ich die Kosten klein halten.“
Denn wenn etwas knapp wird, dann bestimmt die
Nachfrage den Preis.
Der Finanzexperte weiß, worüber er redet.
Hannes S. bedenkt alles. Auch das, was gern
vergessen wird: Wasserfilter, Toilettenpapier,
24 Liter Wasser, 3,7 Kilo
Milch oder Milchprodukte
und 4,6 Kilo Getreide,
Kartoffeln oder Brot. So viel
sollte man aus diesen
Lebensmittelgruppen für
einen 14-tägigen Notvorrat
im Haus haben.
Selbst an ein Telefon, das ohne Strom
funktioniert, hat er gedacht.
Küchenrollen und Desinfektionsmittel, Vitamintabletten und Elektrolytlösung. Er überlegt, wie
er einen Stromausfall überbrücken kann. Und was
Haben die Pläne aus der Schublade in der Praxis funktioniert?
Man lernt bei jedem Einsatz dazu. So haben wir festgestellt, dass
es kein Register gibt, das verzeichnet, wo Pflegebedürftige allein
leben. Aber durch Zuarbeit der Krankenkassen haben wir schnell
einen Überblick bekommen und konnten reagieren.
Welche Auswirkungen hatte der Stromausfall für die Bevölkerung?
Wir haben Versorgungsstellen und Wärmestuben einrichten müssen.
Denn wer rechnet schon damit, dass von einer Minute auf die andere
die Gefriertruhen abtauen, alle modernen Heizungen ausfallen und
elektrische Geräte nicht mehr benutzbar sind?
Haben Sie Panik bei den Betroffenen erlebt?
Die anfängliche Wut der Bevölkerung gegen die Netzbetreiber
legte sich schnell und ist im Laufe des nächsten Tages in eine riesige Hilfsbereitschaft umgeschlagen. Da haben sich Nachbarn
umeinander gekümmert, wurden die Rentner und Alleinlebenden
nicht im Stich gelassen. Manche hatten noch funktionstüchtige
Kamine, die wurden genutzt oder der Holzkohlegrill angeschmissen. Das waren mitunter skurrile Bilder.
Welches Fazit ziehen Sie?
Eindrücklich war die uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und das
solidarische Verhalten der Menschen untereinander, die in der
Region wieder näher zusammengerückt sind.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit 205 Katastrophenschutzeinheiten eingebunden in den Katastrophenschutz der Bundesrepublik Deutschland. Dazu kommen
noch 115 Schnelleinsatzgruppen, 32 Rettungshundestaffeln und rund 35 Kriseninterventionsdienste. Insgesamt engagieren sich dabei rund 13 400 Personen.
Katastrophenvorsorge johanniter 4|09
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tun, wenn die Heizungssysteme über einen längeren Zeitraum nicht funktionieren? Selbst an ein Telefon, das ohne
Strom funktioniert, hat er gedacht.
Die Liste ist beeindruckend. Das Ablaufdatum ist notiert,
wann die Vorräte angeschafft wurden und wann sie aufgebraucht werden müssen. Im normalen Alltagsleben wird
vorn weggenommen und hinten aufgefüllt, sodass ein ganz
normaler Zyklus entsteht. Auch ein Notfall-Ordner mit
Kopien der wichtigsten Dokumente existiert und ein Bankschließfach, in dem Originale und eine Festplattenkopie
seines Computers lagern. Der Mann ist halt Perfektionist!
Und glaubt sicher nicht an eine Hungersnot.
Daran dachte Wolf R. auch nicht, als er in den frühen
80er Jahren als Student für 200 Mark hunderte Raviolibüchsen und ein 400-Liter-Plastikfass voll Wasser im Keller
bunkerte. Er erstand Gasmasken mit ABC-Schutzfilter im
Feuerwehrbedarf für sich, seine Eltern und Geschwister,
organisierte außerdem einen Geigerzähler. Auch Hammer,
Meißel und Bolzenschneider, Seil, Schweizer Taschenmesser und Rattenfallen lagen griffbereit. „Sogar einen Wasserfilter hatte ich im Expeditionsbedarf gekauft, um im Ernstfall Schmutzwasser filtern zu können.“ Das meiste passte in
einen Alu-Container – Vorkehrungen für den Katastrophenfall zur Zeit des Kalten Krieges. „Wenn ich heute davon
erzähle, dann benutze ich das als Partygag“, sagt Wolf R.
lachend. Dabei war es ihm ernst, todernst. Die atomare
Bedrohung war damals ein Thema. Er wollte vorbereitet sein.
Heute zeugen nur noch sein Blechcontainer und ein paar
Utensilien davon. Die Raviolivorräte sind längst verbraucht
und nicht wieder aufgefüllt. „Heute habe ich andere Prioritäten.“ So sehen es wohl auch die meisten Deutschen.
| Ina Krauß
Für den Notfall vorgesorgt?
Ist der Notfall erst eingetreten, dann ist es für Vorsorgemaßnahmen zu spät. Egal, ob Hochwasser oder Großbrand, ein längerer
Stromausfall oder harter Wintereinbruch mit unvorhergesehenen
Störungen des Alltagslebens: Wer sich vorher damit auseinandersetzt und sinnvoll vorbereitet, hat schon einen ersten Schritt getan. Eine hilfreiche Broschüre des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt allgemeine Informationen und
Hinweise zur sinnvollen Eigenhilfe – auch mit umfänglichen Checklisten. Hier ein Auszug aus den Grundlagen für die Vorsorge:
Vorrat an Lebensmitteln und Getränken, die auch ohne Kühlung
länger gelagert und auch kalt gegessen werden können
 Kochmöglichkeit (Campingkocher, Grillkohle), falls Strom oder
Gas ausfallen
 Haushaltshandschuhe, Müllbeutel
 DIN-Verbandkasten, regelmäßig einzunehmende Medikamente
sowie Erkältungsmittel, Fieberthermometer, Schmerzmittel,
Pinzette, Mittel gegen Durchfall, Hautdesinfektionsmittel
(Verfallsdatum beachten)
 Warme Kleidung
 Wenn als Heizmöglichkeit ein Ofen vorhanden ist: Kohle,
Briketts oder Holz
 Kerzen, Taschenlampen oder Petroleumlampen, Ersatzbirnen
für Taschenlampen, Batterien, Zündmittel
 Batteriebetriebenes Rundfunkgerät mit UKW und Mittelwelle
 Wetterschutzbekleidung, strapazierfähige Schuhe, Gummistiefel, Atemschutzmöglichkeiten wie z. B. Heimwerkermundschutz oder feuchte Tücher

Ins Notgepäck gehören:
Erste-Hilfe-Material, persönliche Medikamente, Rundfunkgerät
mit UKW und Mittelwelle (auch für Batteriebetrieb), Reservebatterien, wasserdicht verpackte wichtige persönliche Dokumente
(Ausweise, Geld, Wertsachen), SOS-Kapsel für Kinder, Verpflegung
für zwei Tage in staubdichter Verpackung, Wasserflasche, Essgeschirr und -besteck, Dosenöffner, Taschenlampe mit Reservebatterien, Schlafsack oder Decke, Isoliermatte
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Die Broschüre „Für den Notfall
vorgesorgt. Vorsorge und Eigenhilfe in
Notsituationen“ ist in acht Sprachen
erhältlich und kostenfrei zu beziehen
über: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK),
Provinzialstraße 93, 53127 Bonn,
Tel. 0228 995500. Per E-Mail
[email protected] oder online
unter www.bbk.bund.de
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Leben im Alter |
Familie ist wichtig
Die größte Zuversicht, auch im Alter gut umsorgt zu sein, schöpfen die Deutschen aus ihrer Familie. Das ist das Ergebnis einer
repräsentativen Studie des Forsa-Instituts, welche die Johanniter
in Auftrag gegeben haben. 79 Prozent der mehr als 1000 befragten Frauen und Männer im Alter von 40 bis 60 Jahren hoffen auf
ihre Kinder und Verwandten. Was ihr Vertrauen in die Zukunft
gibt, aber auch was ihre Sorgen und Ängste sind, wurde die insgesamt stärkste Altersgruppe gefragt. Drei Viertel sind guten
Mutes, dass sie auch in späten Jahren noch bei guter Gesundheit
selbstständig und unabhängig leben können. Der Blick in die
Zukunft weckt aber auch Bedenken. Denn mehr als 70 Prozent
der Befragten, vor allem Frauen, bereitet die Vorstellung am
meisten Sorge, die Eigenständigkeit zu verlieren oder sogar
pflegebedürftig zu werden. Häufig wurde auch die Angst vor
einem Unfall im Haushalt genannt (35 Prozent), besonders mit
Blick auf die eigenen Eltern. Etwa die Hälfte der Befragten,
deren Eltern noch
leben, äußerte die
Befürchtung, dass
eine solche Notlage
vielleicht nicht sofort
bemerkt würde.
„Die Studienergebnisse decken sich in
wesentlichen Punkten
mit unseren Erfahrungen. Wir wissen, dass ältere Menschen
über 65 besonders häufig von Unfällen im Haushalt betroffen
sind. Um bei einem Sturz oder Schwächeanfall im eigenen
Haushalt die nötige Sicherheit zu haben, bieten wir in Deutschland bewährte Hausnotrufsysteme an“, erklärt Peter Balz, Hausnotruf-Experte der Johanniter-Unfall-Hilfe. |
Berlin-Marathon |
Pfleger |
40 000 Läufer aus 122 Nationen haben sich beim
36. Berlin-Marathon der 42,195 km langen Strecke
gestellt. Betreut wurden sie dabei von 284 Johannitern, die mit 15 Krankenwagen, zwölf Rettungswagen,
neun First-Responder-Motorrädern sowie zwei Notarzteinsatzfahrzeugen vor Ort waren, um die gesamte
Strecke und das Zielgebiet medizinisch abzusichern.
Es wurden 923 Hilfeleistungen und 69 Transporte in
Berliner Krankenhäuser notwendig. Bereits am Tag
vor dem Hauptlauf leisteten die Johanniter die sanitätsdienstliche Versorgung beim Mini-Marathon, beim
Bambini-Lauf und beim Skater-Marathon. Unterstützt
wurden sie dabei von Kollegen aus dem gesamten Verbandsgebiet, die extra für dieses Wochenende angereist waren. |
Zur besseren Anerkennung der Arbeit
pflegender Angehöriger unterstützen jetzt
die bayerischen Johanniter die DiakonieAktion „Weil wir es wert sind“. Die
Pflege eines Angehörigen dürfe nicht
dazu führen, dass Pflegende aufgrund
von Überlastung sozial isoliert werden,
körperliche oder physische Schäden
erleiden oder finanziell in Armut geraten.
Pflegende Angehörige müssten flächendeckend ein Netzwerk an unterstützenden Angeboten wie Beratung oder
Pflegekurse erhalten. Ziel der DiakonieAktion ist es, die Politik auf die schwierige Situation im Pflegebereich aufmerksam zu machen. | Info
www.weil-wir-es-wert-sind.de
Gut gelaufen
Sind es sich wert
Johanniterorden |
Auszeichnungen
Der Herrenmeister des Johanniterordens, Dr. Oskar Prinz
v. Preußen, hat verliehen das „Ehrenzeichen am Bande
der JUH“ an Jürgen Vogel (Siegburg), Holger Frech
(Frielendorf), Walther Hahne (Köln), Gisbert v.
Spankeren (Gummersbach), Dr. Reinhold Merbs
(Friedberg), Siegfried Noel (Breitenfelde) sowie das
„Ehrenzeichen der JUH“ an Ina Klein (Linden), Petra Auer
(Marburg), Eggert von Petersdorff (Attendorn), Matthias
Hajdu (Rödermark) und Sven Klingelhöfer (Berlin). |
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Sumatra | Nach
dem Erdbeben
Soforthelfer der Johanniter­Unfall­Hilfe haben das
M.­Djamil­Hospital in Padang mit medizinischen
Hilfsgütern ausgestattet, die es erlauben, 30 000
Patienten einen Monat lang zu versorgen. Das
größte Krankenhaus der indonesischen Stadt wurde
bei dem schweren Erdbeben vor der indonesischen
Insel Sumatra am 30. September stark beschädigt.
Es erhielt neben dringend benötigten Medikamen­
ten auch Sterilisationstechnik und eine Grundaus­
stattung an chirurgischen Instrumenten, um den
Medan
Pekanbaru
Sumatra
Padang
Palembang
Indonesien
laufenden Betrieb wieder zu
ermöglichen. Außerdem wurden weitere Hilfsgüter
wie Zelte, Decken und Kochgeschirr in die Region
gebracht. Mit Unterstützung des Auswärtigen
Amtes haben die Johanniter so mit 190.000 Euro
geholfen. |
Sudan |
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Zwölf Gesundheitsstationen und ein Krankenhaus in der Region
Ed Al Fursan im Süden der sudanesischen Region Darfur erhal­
ten seit Oktober Unterstützung von den Johannitern. Die Gesund­
heitsstationen benötigen Medikamente und medizinisches Ver­
brauchsmaterial, um die Bevölkerung basismedizinisch versorgen
zu können. Mehr als 40 000 Kranke können durch dieses Projekt
gegen Malaria, Atemwegs­ und Durchfallerkrankungen, Augen­
und Hautinfektionen behandelt werden. Die Johanniter finanzie­
ren zudem Aufklärungskurse zu Hygiene­ und Gesundheits­
themen, an denen 20 000 Menschen aus der Region teilnehmen
können. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von rund 310.000
Euro, davon kommen 280.000 Euro vom
Auswärtigen Amt. |
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Die Deutschen investieren viel Geld in ihren Nachwuchs. Aber die
Finanzhilfen bleiben oft wirkungslos und jedes sechste Kind lebt
auch bei uns in Armut. Das hat die OECD-Studie zum Wohlbefinden von Kindern in 30 Industrieländern ergeben. Ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis für ein reiches Land also, weshalb Experten
dafür plädieren, die staatliche Familienförderung gezielter einzusetzen.
Die Johanniter haben sich das zu Herzen genommen und eine
neue Aktion angestoßen. Dabei können Unternehmen und Privatpersonen Kinder- und Jugendprojekte der Johanniter unterstützen
und so Flagge zeigen. Und zwar wörtlich: Denn auf unserer Internetseite www.sozialer-investor.de kann jeder Teilnehmer der
Aktion auf einer Deutschlandkarte sein eigenes Fähnchen setzen
und sein Engagement im Detail sichtbar machen. Und so auch
immer wieder erfahren, wie sich das jeweilige Projekt entwickelt.
Förderer und Geförderte werden so zu einer Gemeinschaft und
bleiben miteinander im Dialog.
Die Johanniter bieten eine breite Palette an Möglichkeiten,
sozial zu investieren und den nachwachsenden Generationen auch
in Zeiten der Krise Chancen zu eröffnen: von der frühkindlichen
Bildung in bundesweit mehr als 200 Kindertagesstätten über
Programme, die Kindern und Jugendlichen einen warmen Mittagstisch bieten, bis zur sinnvollen Freizeitgestaltung in 45 Jugendhäusern und -clubs. „Gemeinsam mit starken Unternehmenspartnern und engagierten Privatleuten möchten wir so ein Zeichen
setzen“, sagt Sascha Stolzenburg, Projektkoordinator bei der
Johanniter-Unfall-Hilfe.
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Die Akademische
Arbeitsgemeinschaft
unterstützt die Aktion
der Johanniter mit
20.000 Euro
Einige Projekte gibt es bereits. Beispielhaft zeigen diese, wie
die Zusammenarbeit von Förderern und Einrichtungen konkret
funktionieren kann. Etwa das neu eröffnete Kinder- und Jugendhaus der Johanniter im Münchner Stadteil Ramersdorf, wo die
Johanniter in einem sozialen Brennpunkt eine intensive nachschulische Betreuung anbieten und gut ausgebildetes Fachpersonal auf individuelle Bedürfnisse und Anforderungen von Schülern
eingeht. Zwei Gruppen können schon betreut werden – und es sollen noch mehr werden.
Auch bei „Retten macht Schule“, dem Schulsanitätsdienst der
Johanniter in Köln, können Jugendliche Gemeinschaft erleben,
Kompetenzen erwerben und Verantwortung übernehmen. Bislang
funktioniert das an drei Kölner Schulen, aber auch hier herrscht
weiterer Bedarf.
Förderer und Unterstützer der Aktion ist der Berliner Streetworker Thomas Sonnenburg, der mit seiner Fernsehsendung „Die
Ausreißer – der Weg zurück“ Straßenkindern eine neue Perspektive zu geben versucht: „Durch meine tägliche Arbeit erlebe ich
die Situation der sich verschärfenden Zustände hautnah und
immer mehr erkenne ich die Notwendigkeit einer gemeinschaftlichen Solidarität und einer Beteiligung vieler Menschen. Die
Aktion „Sozialer Investor“ ist für mich eine reale Möglichkeit des
praktischen und sozialen Engagements. Die Johanniter bieten zielgerichtete praktische Unterstützung an konkreten Orten und leisten
damit einen Beitrag für die Chancengleichheit von Kindern und
Jugendlichen in unserem Land, unabhängig von ihrer sozialen
Herkunft.“ |
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Jugendhilfe
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Ausländische Hilfe hat sich nach dem verheerenden Tsunami an Weihnachten 2004 in
vielen Ländern Südasiens etabliert. In zahlreichen Projekten ist die Johanniter-Auslandshilfe
auch ein halbes Jahrzehnt nach der Katastrophe noch aktiv
Fünf Jahre später
20
johanniter 4|09 Tsunami
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Einnahmen
Spenden an die
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.
5.835.000 Euro
Anteil Spendenbündnis Aktion
Deutschland Hilft e. V.
7.729.000 Euro
Drittmittel Auswärtiges Amt
302.000 Euro
Gesamt
13.866.000 Euro
Ausgaben
Indien
Zusammenarbeit mit örtlichen Hilfsorganisationen
213.100 Euro
Orthopädie-Projekte
378.200 Euro
Malediven
Soforthilfe Tsunami
Wiederaufbaumaßnahmen
3.400 Euro
484.500 Euro
Sri Lanka
Soforthilfe Tsunami
509.100 Euro
Not- und Übergangshilfe
992.500 Euro
Häuserbau mit Partnerorganisation St. John
1.321.000 Euro
Wiederaufbaumaßnahmen
2.250.600 Euro
Orthopädie-Projekte
384.100 Euro
Indonesien
Soforthilfe Tsunami
1.130.000 Euro
Not- und Übergangshilfe
1.053.100 Euro
Erste-Hilfe-Training
Kooperationen mit lokalen
Hilfsorganisationen
Gesamt
816.800 Euro
1.655.700 Euro
11.192.100 Euro*
*Die Differenz zwischen Aus- und Einnahmen resultiert aus noch ausstehenden Abrechnungen mit
Projektpartnern und lokalen Hilfsorganisationen.
Außerdem werden in Indonesien und Sri Lanka noch
bis Ende 2010 weitere Projekte umgesetzt.
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Ist die Hilfe angekommen? Was hat meine Spende bewirkt? Fragen wie diese wurden
oft gestellt in den vergangenen fünf Jahren. Nachdem der todbringenden Flut eine
gigantische Welle der Hilfsbereitschaft gefolgt war – allein in Deutschland spendeten
die Privathaushalte mehr als 500 Millionen Euro –, sind diese Fragen auch mehr als
berechtigt.
Denn der turbulenten Soforthilfe der ersten Wochen und Monate nach der Katastrophe mit 230 000 Todesopfern folgte eine lange Phase des Wiederaufbaus – und bis
heute ist diese vielerorts nicht abgeschlossen. „Wir von der Johanniter-Auslandshilfe
sind sehr zufrieden, was den Verlauf unserer Projekte angeht. Wir haben nicht nur die
Spendengelder sinnvoll, sondern auch viel von unserem Wissen fruchtbar eingesetzt,“
sagt Guido Dost, Leiter der Johanniter-Auslandshilfe.
Der Wiederaufbau von Gesundheitsstationen und Schulen, Projekte zur Gesundheitsaufklärung, orthopädische Hilfe für Tsunami-Opfer und der Bau von Orthopädiewerkstätten – die Liste der Projekte ist lang.
Nirgendwo ist die Nähe zur Arbeit der Johanniter in Deutschland so groß wie bei
der Erste-Hilfe-Ausbildung für Menschen in Ländern, in denen es an fundamentalen
Kenntnissen auf diesem Gebiet bislang mangelte. Auf der indonesischen Insel Sumatra
etwa finanzieren die Johanniter noch bis Ende nächsten Jahres ein erfolgreiches Projekt, bei dem von deutschen Spezialisten in Erster Hilfe ausgebildete Multiplikatoren
an Schulen, Universitäten und auf den Dörfern kostenlose Kurse zum richtigen Verhalten im Notfall anbieten. „Die Trainer haben eine packende Art, das rüberzubringen“,
sagt Jutta Meissner, bei der Johanniter-Auslandshilfe für Indonesien zuständig. Gut
40 000 Personen wurden so in 2000 eintägigen Kursen geschult, die auch einen Teil
zum richtigen Verhalten bei Naturkatastrophen in der häufig von Erdbeben heimgesuchten Region enthalten. Eigens angefertigtes Lehrmaterial in Form eines Comics
unterstützt dabei das praktische Lernen und kommt auch bei den Erwachsenen gut an.
Besonders auf der Insel Nias haben sich die Johanniter einen guten Ruf erworben.
„Wir sind da eine richtige Institution“, erklärt Jutta Meissner. Das hat sich so gut entwickelt, weil stets die lokalen Verhältnisse berücksichtigt wurden – und ein Großteil
der Hilfsprojekte mit örtlichen Organisationen gestemmt wird. „Wir fördern diese
und können so von deren Beziehungen und Ortskenntnissen profitieren.“ Nur so war
Hilfe da möglich, wo sie auch benötigt wurde. Noch ein weiteres Jahr sollen nun die
von langer Hand verplanten Tsunami-Spenden eingesetzt werden.
Die Bedeutung eines langjährigen Engagements vor Ort mit einem eigenen Büro
hat sich gerade wieder beim Erdbeben am 30. September gezeigt: Schon wenige
Stunden nach der Katastrophe konnten die Johanniter mit Medikamenten sowie anderen Hilfsgütern in Padang und Umgebung sein und den Betroffenen gemeinsam mit
bewährten lokalen Partnern helfen. |
10.11.2009 9:48:39 Uhr
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Kaffee |
Schnellesser |
Könnte Alzheimer stoppen
Tappen in die Kalorienfalle
Kaffeetrinker haben jetzt möglicherweise einen weiteren
Grund, sich ein Tässchen einzuschenken: Mäuse, deren
Erbgut genetisch so verändert wurde, dass sie Alzheimer-Symptome zeigten, bewiesen nach regelmäßiger
Koffeinzufuhr eine Verbesserung ihrer Gedächtnisleistung. Forscher der Universität South Florida hatten den
Nagern zwei Monate lang Koffein in einer Dosis von
etwa fünf Tassen Kaffee täglich verabreicht. Die Substanz verminderte sowohl im Blut als auch im Gehirn
der Tiere signifikant das für
die Alzheimerkrankheit verantwortliche Protein. „Die
neuen Erkenntnisse zeigen,
dass Koffein auch eine entwicklungsfähige Behandlung für bestehende Alzheimer-Erkrankungen
sein könnte“, sagte
Studienleiter Gary
Arendash. |
„Schling’ nicht so!“ Dass Mütter meist doch recht haben, wenn
sie ungestüm essenden Nachwuchs maßregeln, bestätigt eine
umfangreiche Studie aus Japan. Darin wurde mit 3000 Freiwilligen der Zusammenhang zwischen Essverhalten und Übergewicht untersucht. Das Ergebnis: Schnellesser haben ein weit
höheres Risiko, übergewichtig zu werden, als Genussesser. Die
Forscher vermuten, dass das Sättigungszentrum unseres Gehirns
auf intensives Kauen und eine gewisse Esszeit programmiert ist.
Neben großen Portionen oder dem Nebenbei-Essen vor dem
Fernseher sollte vor allem bei weichem Essen wie Fast Food
Vorsicht geboten sein. Denn: Muss die Nahrung nicht intensiv
gekaut werden, verführt dies zum Runterschlingen. Gerade während der Weihnachtszeit warten hier viele Dickmacher: frische
Lebkuchen und Plätzchen, saftige Stollen, Kuchen und Torten
oder süße Nachspeisen nach dem Gänsebraten. Wer auf Kalorien
achten will, ohne auf den vorweihnachtlichen Genuss zu verzichten, sollte eine wichtige Regel befolgen: Lässt sich eine
Leckerei ohne viel Kauen aufnehmen, sollte gezielt langsam
gegessen und nach jedem Bissen eine kleine Pause eingelegt
werden. Oder tun, was Muttis schon seit Jahr und Tag empfehlen: jeden Bissen zwanzigmal kauen. |
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2010. Das gab der Verein NHV Theophrastus anlässlich eines Heilpflanzen-Symposiums im Kloster St.
Marienstern (Sachsen) bekannt. Die Gewürznelke
gelte als schmerzstillend, entzündungshemmend und
verdauungsfördernd, erläutert der Verein zur Förderung traditioneller Heilkunde. Außerdem werde sie
wegen ihrer antibakteriellen und stark belebenden
Wirkung geschätzt. Am bekanntesten sei ihre Anwendung bei Zahnschmerzen und -entzündungen.
Seit 2003 wird die Heilpflanze des Jahres gekürt.
Mit der Gewürznelke wurde nach Veilchen, Lavendel
und Ringelblume erstmals eine nicht in Europa heimische Pflanze ausgezeichnet – sie stammt aus Indonesien und braucht zum Gedeihen tropisches Klima. |
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Weihnachten |
Tipps fürs Fest
Bis am Weihnachtsbaum die Lichter brennen, gibt
es viel zu entscheiden, vorzubereiten und zu tun. Weil das
alles oft nicht so reibungslos abläuft, haben wir Rat und
Hilfe für die geläufigsten Probleme, die uns alljährlich das
Leben etwas schwer machen.
Der Baum ist oft der größte Stolperstein, der schon
lange vor Heiligabend den Familiensegen in Schieflage bringen kann. Dieses Jahr einen im Topf? Oder doch wieder die
teure Nordmanntanne? Letztere steht zwar in 75 Prozent der
deutschen Haushalte (und bei insgesamt 26 Millionen Bäumen sind das einige), jede fünfte wird aber aufwändig aus
Skandinavien importiert. Empfehlenswert sind deshalb mit
dem FSC-Siegel versehene heimische Bäume wie Fichten
und Tannen. Für alle jedoch gilt: So spät wie möglich kaufen, so kurz vor dem Fest wie möglich ins Haus holen und
eine drei Zentimeter dicke Scheibe vom Stamm absägen,
bevor sie in den mit Wasser gefüllten Ständer kommen. Den
Baum dann weit von der Heizung weg platzieren. Denn vermeintliche Geheimtipps wie Haarspray oder Glycerin im
Wasser zum Verhindern des weithin gefürchteten Nadelns
helfen nicht – das haben Tests bewiesen.
Das Geschenkpapier muss für die einen ganz neu
und frisch von der Rolle sein. Andere geben sich dagegen mit
ordentlich gefaltetem vom vergangenen Jahr zufrieden. Wer
aber bereit ist, etwas anderes auszuprobieren, der kann folgende Tipps beherzigen: Tapetenreste, Pack- oder Backpapier geben auch eine hübsche Verpackung ab. Auch mit
Alufolie lassen sich schöne Effekte erzielen. Sind Geschenke
für die Küche einzupacken, sieht übrigens auch mal ein
Geschirrhandtuch oder eine Stoffserviette gut aus und landet
garantiert nicht im Altpapier.
Der Stern ist uns zumindest vom Sehen her bekannt:
25 Zacken sind das Markenzeichen der Herrnhuter Sterne,
die bereits auf eine 150-jährige Tradition verweisen können.
Ursprünglich als Bastelarbeit für die Kinder von Missionaren der Evangelischen Brüder-Unität gedacht, hat der
schmucke Stern seinen Siegeszug durch die ganze Welt
angetreten. Am ersten Adventssonntag wird er traditionell in
der Familie zusammengebaut und ist so beides: eine nette
Bastelei und eine zeitlos schöne Dekoration. Erhältlich in
den Größen von 13 bis 80 cm Durchmesser aus Kunststoff
oder Papier. | Bezug der in Handarbeit gefertigten Sterne
über: Herrnhuter Sterne GmbH, Tel. 035873 36411, oder
E-Mail: [email protected]
Das Lametta war früher anders als heute. Denn das
klassische Stanniollametta aus Zinnfolie mit einem Kern aus
Blei ist aus gesundheitlichen Gründen schon seit Jahren vom
Markt. Da konnte es noch so schön schwer wie ein Eiszapfen vom Baum hängen. Erhältlich ist deshalb meist nur noch
Lametta aus Kunststoff oder Alufolie. Für Nostalgiker gibt
es aber vereinzelt wieder Stanniollametta, ganz ohne Blei,
aber mit einer Gold- oder Silberlegierung. | Erhältlich z. B.
bei www.manufactum.de, Tel. 02309 939050, oder
www.hl-elektroshop.de, Tel. 09254 275761.
Tango |
Beeinflusst die Hormone
Der feurige Tanz aus Argentinien, der gerade seine Adelung zum Weltkulturerbe erhalten hat,
hebt nicht nur die Stimmung, sondern hat auch nachweislich Einfluss auf vom Körper produzierte Stress- und Sexualhormone. Das fand die kolumbianische Psychologin Cynthia Quiroga
Murcia im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Frankfurter Universität heraus. Dazu wurden 22
Paaren vor und nach dem Tanzen Speichelproben entnommen. Zudem wurden die Tänzerinnen
und Tänzer um eine Einschätzung ihrer Emotionen mit Hilfe eines Testbogens gebeten. Die
Auswertung zeigt, dass die Reduktion des Stresshormons Cortisol vor allem der Musik zu verdanken ist. Die Ausschüttung von Testosteron geht dagegen auf den Kontakt und die Bewegung
mit dem Partner zurück. Treffen diese Faktoren zusammen, sind die positiven hormonellen und
emotionalen Reaktionen am stärksten. Damit bestätige sich die Erkenntnis von Paartherapeuten,
die Tango-Tanzen dazu einsetzen, verfahrene Beziehungen zu retten, so die Universität. |
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Bibel |
Arbeiten |
Mehr als die Hälfte des Codex Sinaiticus,
der ältesten vollständigen Fassung des Neuen
Testaments, kann man jetzt online betrachten. Forschungsteams haben das 1600 Jahre
alte griechische Manuskript aufgearbeitet.
Bislang sind 800 der insgesamt 1460 Seiten
unter www.codex-sinaiticus.net/de im Internet abgelegt. Wie mit einer Lupe lässt sich
dort in der digitalisierten Bibelfassung
stöbern, Ausschnitte können im Detail nach
Belieben vergrößert werden. Die Originalblätter befinden sich zu Teilen in der Universitätsbibliothek Leipzig, der British Library,
im Katharinenkloster auf dem ägyptischen
Sinai und in der russischen Nationalbibliothek. |
Präsentismus nennen Arbeitspsychologen das Phänomen, wenn Angestellte zur Arbeit kommen, obwohl sie krank sind. Bloß nicht krankfeiern, das ist zu einem neuen Lieblingssport der Deutschen geworden.
Vergangenes Jahr waren es gerade noch 3,4 Prozent der Arbeitszeit. Und
mehr als 70 Prozent der Befragten des aktuellen Gesundheitsmonitors
der Bertelsmann-Stiftung gaben an, binnen Jahresfrist mindestens einmal zur Arbeit gegangen zu sein, obwohl sie sich richtig krank gefühlt
hätten. Pflichtgefühl und Loyalität den Kollegen gegenüber, aber auch
Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes werden als Gründe genannt. Dabei
ist der Schaden, den Präsentismus anrichtet, beträchtlich: Eine US-Studie
ergab, dass die Kosten des Präsentismus durch eingeschränkte
Konzentrationsfähigkeit und höhere Fehleranfälligkeit
dreimal so hoch sind wie der Produktivitätsverlust durch Fehltage. |
Im Netz lesbar
Fünf Johanniter-Isolierkannen |
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Lösungswort der letzten Ausgabe:
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Des Rätsels Lösung finden Sie unter
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Die Gewinner: Volker Krause (Büdingen),
Hannelore Steinhäußer (Eisingen), Brigitte
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Grundschulfach
hochwertig
25
10.11.2009 9:48:46 Uhr
Denkanstoß
Konsumieren mit
Verantwortung!
Es ist eine zarte Versuchung: sich etwas Schönes
zu kaufen und sich darüber zu freuen. Oder anderen
damit eine Freude zu machen. Genau so wird Shoppengehen bei uns noch immer verstanden: als ein
Privatvergnügen. Vor Weihnachten oft auch als
anstrengende Pflicht.
Aber so einfach ist es nicht. Konsum hat noch
eine andere Seite, die allzu oft in Vergessenheit
gerät: die Produktion nämlich. Die Herstellung der
Waren an Orten, die wir nie zu Gesicht bekommen,
zu Bedingungen, die wir vermutlich nicht ertragen
würden, wenn so etwas vor unserer Haustür geschähe.
Rund 29 Milliarden Euro geben Unternehmen in
Deutschland dafür aus, dass wir das vergessen. Dass
wir denken, die Waren kommen aus der Werbung
wie der Strom aus der Steckdose. Diese 29 Milliarden
Euro lenken unsere Aufmerksamkeit auf das, was die
Unternehmen uns zeigen möchten: dass Kleidung
sexy ist und Tütensuppen das Familienleben fördern.
Darauf, dass wir weniger ein Produkt kaufen als eine
Marke. Und dass uns der Geist dieser Marke ziert
und schmückt.
Diese 29 Milliarden Euro wirken,
wie sie sollen: Sie machen, dass
wir immer wieder aufs Neue
vergessen, danach zu fragen,
auf welche Weise die Waren
hergestellt werden, die wir konsumieren. Und dass wir das durch
unser Kaufverhalten beeinflussen
können.
Wir alle ahnen, dass beim
Einkaufen nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Bei mir war
es der Blick auf einen Teppich
bei Ikea, der mich wachgerüttelt hat und mir die Freude am
lustvollen Einkaufengehen
für immer genommen hat.
Ein handgeknüpfter Teppich, 60 x 90 cm, für 1,89
Euro. Was für eine Geringschätzung von Arbeit ist
ein solches Angebot! Meine Anfrage an Ikea, welchen
Lohn die Teppichknüpfer bekommen hätten, wurde
so beantwortet: „Sehr geehrte Frau Busse, teilen Sie
uns mit, wozu Sie die Information benötigen, gerne
helfen wir Ihnen weiter.“ Ich schrieb, als Kundin
wollte ich das wissen, ob sie anders antworten würden, wenn ich als Journalistin fragen würde, und
warte seit drei Jahren auf eine Antwort.
Meistens erstickt man sein Unbehagen mit dem
Ohnmachtsgefühl, es ohnehin nicht ändern zu können.
Aber das stimmt ja nur, solange alle an diese Ohnmacht glauben. Eigentlich aber wollen wir nicht,
dass Näherinnen, während sie uns eine Hose nähen,
von einstürzenden Fabrikteilen erschlagen werden
– wie im April 2005 in Bangladesch – oder dass
Arbeiterinnen, während sie Rosen für unsere Sträuße
pflücken, mit Gift überschüttet werden.
Es wäre die Aufgabe der Politik, solche Missstände
zu verhindern. Doch bisher ist es ihr nicht gelungen,
der globalisierten Wirtschaft auch eine globalisierte
politische Verantwortung entgegen zu setzen. Das
aber darf für uns Konsumenten keine Ausrede sein,
diese Zustände für unabänderlich zu halten.
Wir müssen, auch wenn das kompliziert ist, die Verantwortung für unseren Konsum übernehmen. Wir
müssen Konsum als politische Aufgabe verstehen und
– soweit überhaupt möglich – nur Produkte kaufen, die
nicht gegen soziale oder ökologische Mindeststandards verstoßen. Wir müssen, sobald wir von Missständen hören, Unternehmen und Politiker dafür zur
Rechenschaft ziehen. Das nimmt einem zwar den
Spaß am Einkaufen. Aber es hilft, je mehr mitmachen,
desto wirkungsvoller. | Dr. Tanja Busse
Dr. Tanja Busse, 39, ist die Autorin des Wirtschaftsbestsellers „Die Einkaufsrevolution.
Konsumenten entdecken ihre Macht“. Im Frühjahr erscheint ihr neues Buch „Ernährungsdiktatur. Warum wir nicht länger essen dürfen, was die Industrie uns auftischt.“
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Stufen. Rauf und runter. Immer wieder. Für den Redakteur Bernd Reiser waren die Filmarbeiten
für eine Reportage über die Höhenrettungsgruppe des Ortsverbandes Norden der Johanniter-Unfall-Hilfe
eine sportliche Angelegenheit – und das vor imposanter Kulisse. Denn mit 63,5 Metern ist der Leuchtturm
Campen an der ostfriesischen Küste der höchste in ganz Deutschland. Das „Abseilen einer bewusstlosen
Person von der Aussichtsplattform“ stand auf dem Trainingsplan der zehnköpfigen Truppe rund um Jürgen
Weihrauch, den Ausbilder für Höhenrettung. Und während der Höhenretter Andreas Rosenboom hier mit
einer Schleifkorbtrage ganz langsam die Verletztendarstellerin Kerstin Löschen zurück auf sicheren Boden
begleitete, waren ihm die neugierigen Blicke vieler überraschter Deichspaziergänger sicher.
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schiff auf dem Spangereidkanal oder ein ge­
mütlicher Bummel durch die historischen
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10.11.2009 9:48:59 Uhr

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