Akte Kovats: Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung
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Akte Kovats: Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung
wirtschaftsblatt.at wirtschaftsblatt.at | Börse | Page 1 of 2 Artikel drucken Akte Kovats: Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung 07.01.2013 | 18:43 | Oliver Jaindl (Wirtschaftsblatt) Ermittlungen. Mirko Kovats sieht sich nach der Insolvenz seines Konzerns nicht nur mit Ermittlungen wegen Wirtschaftsdelikten konfrontiert. Nun sind Steuerdelikte im Fokus der Staatsanwaltschaft. Wien. Der Inhalt des Strafaktes gegen A-Tec-Boss Mirko Kovats und andere belegt eines: Der Fall ATec dürfte weit mehr brisante Hintergründe haben, als bislang der (Börse)-Öffentlichkeit bekannt war. Neben Interna des Konzerns vor dem Sanierungsverfahren scheint sich die Staatsanwaltschaft (StA) zuletzt allerdings vermehrt für die Kovats-Stiftungen MUST und TOSE, Projekte auf dem Bahamas und Gewinnausschüttungen zu interessieren. In Zahlen und Straftatbeständen formuliert: Die Justiz ermittelt nebst anderen Wirtschaftsdelikten wegen Abgabenhinterziehung in der Höhe von knapp 16 Millionen €. Dies geht aus einer „Anordnung der Auskunfterteilung/Bankkonten und Bankgeschäfte“ hervor, die die StA Wien im Sommer 2012 (befristet mit Ende Oktober) erteilt hat. Im Zentrum steht hier die „Capital und Industries AG“ (CI), die der MUST gehört und – wie der Sanierungsverwalter monierte – an der A-Tec-Adresse ihren Sitz hat. Diverse Services für die Kovats-AG seien nicht von ihm, sondern von der börsenotierten A-Tec geleistet worden, geht aus einer Mitteilung an die StA hervor. „Scheinbuchungen“ In der Begründung der Anordnung listen die Ankläger Punkt für Punkt auf, wo sie strafrechtlich den Hasen im Pfeffer sehen: So ist etwa von Scheinbuchungen (7,5 Millionen €) die Rede, mit denen sich Kovats – so der Verdacht – an der Steuer vorbei bereichert habe. Flankiert wird dies von Anschuldigungen, überhöhte Abschreibungen auf A-Tec-Aktien getätigt oder Forderungen nicht nachvollziehbar abgeschrieben zu haben. Schließlich findet sich dann der Hauptpunkt, der auch die Höhe mutmaßlich hinterzogener Steuer erklären könnte: Es geht um ein 66,58-Millionen-€-Projekt auf den Bahamas. Der Schönheitsfehler laut Ermittler: Das im Vermögen der CI stehende Karibikprojekt gehört in Wirklichkeit Kovats privat, so der Verdacht. Die Aktivierung „fremden“ Vermögens bei der CI sei nicht zulässig – und die StA spricht explizit an, dass Kovats sein „Firmengeflecht“ für private Zwecke „benutzte“, wie es heißt. Conclusio der Ermittler laut Akteninhalt: „Aus diesen vorläufigen Feststellungen sind Hinterziehungen von Körperschaftssteuer bei der CI im Jahr 2008 in der Höhe von EUR 2,978.812,96 sowie von Kapitalertragssteuer bei der MUST Privatstiftung in den Jahren 2007 bis 2009 in der Höhe von EUR 12.983.187,66 abzuleiten.“ Dass MUST auch noch Kovats eine Yacht und eine Villa in Monaco gekauft habe, diese Ausschüttungen aber ebenfalls nicht dem Fiskus gemeldet worden wären, fällt für die Ermittler in die Rubrik „darüber hinaus“ gehende Verdachtslagen. Seltsame Zertifikate Wie aus einem Kripo-Bericht hervorgeht, hat sich die Polizei bereits mit der Durchleuchtung von Zahlungsflüssen auf die Bahamas abgemüht. So fanden sich von 1999 bis 2011 53 Auslandsüberweisungen (4,78 Mio. €) etwa an Johanna und Bruno R. Im Hintergrund der BahamasDeals stieß man auf „Certificates of Upstamping“. PDF wurde mit pdfFactory Pro-Prüfversion erstellt. www.context-gmbh.de http://wirtschaftsblatt.at/home/boerse/1330017/print.do 08.01.2013 wirtschaftsblatt.at Page 2 of 2 50 Stück dieser teils in „radebrechendem Wirtschaftsenglisch“ (Kripo) abgefassten Papiere wurden konfisziert. Die Ermittler wollen abklären, ob sie zur „Verschleierung von Zahlungsflüssen dienen bzw. dienten.“ Das (mutmaßliche) Kovats-Projekt „The Parc“ gibt es jedenfalls (www.theparcnassau.com), obwohl die genauen Eigentümerverhältnisse laut Akt unklar seien. © wirtschaftsblatt.at PDF wurde mit pdfFactory Pro-Prüfversion erstellt. www.context-gmbh.de http://wirtschaftsblatt.at/home/boerse/1330017/print.do 08.01.2013