Inno2012 Willow Creek Leitungskongress

Transcrição

Inno2012 Willow Creek Leitungskongress
Bericht
INNO2012 - Innovationsforum für die Kirche von heute 24.-25. Januar 2012 Stuttgart
WWW.WILLOWCREEK.DE
LEITUNGSKONGRESS 2012
FOKUS
Willow-Creek-Leitungskongress
26.-28. Januar 2012 Stuttgart
Bill Hybels
Eric Metaxas
Andy Stanley
Michael Herbst
Hanspeter Wolfsberger
Christine Caine
Jeff Manion
Gordon MacDonald
Pete + Geri Scazzero
Matt Lundgren
26.– 28. JANUAR 2012 IN STUTTGART
SCHLEYER-HALLE + PORSCHE-ARENA MIT GROSSER FACHAUSSTELLUNG
+ TAGESSEMINARE
+ INNOVATIONSFORUM
1
Seit 15 Jahren bietet Willowcreek Deutschland Kongresse an, um Menschen in Leitungsverantwortung zu inspirieren und zu motivieren. Vorgeschaltet waren in der Vergangenheit
Tagesseminare, an denen die Referenten des Kongresses ein Thema vertiefen konnten.
In diesem Jahr reizte mich aber etwas, das es so noch nicht gab: Die Inno 2012.
Inno 2012
Die Szene der jüngsten Gemeindebewegungen ist bunt, vielfältig und dynamisch. Ganz
gleich ob Landes- oder Freikirchen, Projekte, Initiativen, Glaubensgemeinschaften oder Gemeindegründungen – man spürt: es tut sich was in unserem Land. Christen experimentieren
und entwickeln neue Formen, wie das zeitlos gültige Evangelium in unserer sich wandelnden
Gesellschaft erlebt und gelebt werden kann.
Pauschalantworten gibt es nicht. Sensibilität für Landstrich, Leute und Lebensweise ist gefragt. Die verschiedenen Ansätze sind bunt und gegensätzlich – wichtig ist und bleibt, dass
wir voneinander hören und im direkten Austausch sind. Darum gibt es inno2012:
Eine Begegnungsplattform für die unterschiedlichsten Beweger und Bewegungen,
Ideen und Projekte. Es geht um die Zukunft der Kirche. Um unsere Zukunft.
Referenten
Anke Wiedekind, Geschäftsführerin und pastorale Mitarbeiterin der Andreasgemeinde Niederhöchstadt
Alexander Garth, Leiter Junge Kirche Berlin
Barry Sloan, Sekretär für Evangelisation der Evangelisch methodistischen Kirche
Catrin Gekle, Leitungsteam Mosaik im Revier, Essen
Christian Nowatzky, Pastor Mitgründer und -leiter Berlinprojekt
Christoph Schmitter, Pastor, City Church Würzburg
Corinna Schubert, Churchconvention
David Segert, Pastor der FeG Rebland
Doreen Klug, Referentin für Mädchenspiritualität & Mitarbeitendenbegleitung, Wunder-Werke Essen
Dr. Dietrich Schindler, Leiter der Inland-Mission im Bund Freier evangelischer Gemeinden, Witten
Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Kassel
Dr. Peter Aschoff, Leitungsteam Emergent Deutschland, Pfarrer Elia Gemeinschaft, Erlangen
Dr. Tobias Faix, Dozent für Prakt. Theologie, Leiter des Studienprogramms Gesellschaftstransformation, Marburg
2
Dr. Ulf Harder, Wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Ernst Moritz Arndt Universität
Greifswald
Frank Lederer, Gründer von VivaVox und Leiter von Die Fabrik CVJM Reichenbach
Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums Mission in der Region, Dortmund
Judith Ziegenthaler, Pastorin im Kraftwerk Dresden – church in youth culture
Klaus Engelmohr, Pastor von projekt_X Kirche für unsere Generation, Augsburg
Mark Nussbaumer, IGW, Studienleiter Turnaround Schweiz
Markus Weimer, Studienassistent am Albrecht-Bengel-Haus Tübingen, Leiter Churchconvention
Marlin Watling, Vineyard D.A.CH
Martin Alex, Wiss. Mitarbeiter am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeaufbau, Greifswald
Peter Wenz, Gründer und Pastor von Gospelforum Stuttgart
Prof. Achim Härtner M.A., Theologische Hochschule Reutlingen (EmK)
Prof. Dr. Johannes Reimer, Gemeindegründung Mittendrin-Bergneustadt, Vorsitzender der GBFE, Dozent
Missiologie, Theologisches Seminar Ewersbach
Reinhold Krebs, Landesjugendreferent am ejw, Leiter von Network XXL, Stuttgart
Reto Pelli, Pastor der Kirche im Prisma Rapperswil-Jona, Gründer und Leiter von Swiss-e-motion
Stefan Lingott, Mitgründer von Novavox , Gemeindeberater
Steffen Beck, Leitender Pastor von icf Karlsruhe, Vorsitzender der Evang. Allianz Karlsruhe
Thomas Härry, Pastor, Autor, geistlicher Leiter BVMedia, Redaktion Aufatmen Schweiz
Tilo Reichold, Gründer und Leiter von New Generation Chemnitz
Volker Roschke, Leiter der Abteilung “Missionarische Gemeindeentwicklung der AMD
DIENSTAG, 24.01.2012
18:00 Uhr | Welche Innovationen braucht die Kirche von heute
Plenum, 8 Statements á 8 Minuten:
Markus Weimer, Studienassistent am Albrecht-Bengel-Haus Tübingen, Leiter Churchconvention
Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, Kassel
Alexander Garth, Leiter Junge Kirche Berlin
Christian Nowatzky, Pastor Mitgründer und -leiter Berlinprojekt
Doreen Klug, Referentin für Mädchenspiritualität & Mitarbeitendenbegleitung, Wunder-Werke Essen
Peter Wenz, Gründer und Pastor von Gospel Forum Stuttgart
Stefan Lingott, Mitgründer von Novavox, Gemeindeberater
Judith Ziegenthaler, Pastorin im Kraftwerk Dresden – church in youth culture
Diese erste Runde war hochkarätig besetzt, auch wenn die meisten Namen und Bewegungen, für die sie stehen, in unserer kleinen, oft sehr mit sich selbst beschäftigten braunschweigischen Kirche unbekannt sein dürften. Bei manchen Problemen, die man hier im Süden hat, wurde ich fast ein wenig neidisch. Was mache ich z.B., wenn jemand kommt und
innerhalb meiner Stadt und meines Gemeindebezirkes eine Gemeinde gründet und damit die
Engagierten aus meiner Gemeinde abzieht?1 Die Konkurrenz ist im Süden deutlich größer,
und wer aus dem reichhaltigen Angebot an Gemeinden und Gemeinschaften nichts Passendes findet, gründet halt eine eigene Gemeinde.
Wer hier nicht einige Jahre gelebt und im Studium viele Gemeinden besucht hat, weiß nicht,
wovon ich hier rede. Ich fand es jedenfalls hochinteressant und spannend, Alexander Garth 2
oder Peter Wenz3 einmal persönlich kennen zu lernen.
1 Gerade ICF trat in der Vergangenheit - oft aus Naivität und verletzendem Eifer - sehr offensiv und verletzend auf. Wie eine
kirchliche Homepage auch aussehen kann, sieht man z.B. hier: http://www.icf-karlsruhe.de
2 http://www.junge-kirche-berlin.de/leute/leitungsteam/alexander/alexander.html
3 http://www.bgg-stuttgart.de/
3
Der eine schreibt tolle Bücher und macht unkirchlichen Ostberlinern den Glauben schmackhaft, während Peter Wenz als charismatischer Pfingtskirchler eloquent und beeindruckend
von Heilungen in Heilungsgottesdiensten berichtet. Als nüchterner lutherischer Pietist / pietistischer Lutheraner behalte ich mir aber meine Zurückhaltung gegenüber allzu überschwänglichen Glaubenserfahrungen, wobei allerdings gilt: Nur weil ich davon (noch) nicht angesprochen werde, muss ich es nicht grundsätzlich ausschließen, zumal im NT oft von grandiosen
Manifestationen des Heiligen Geistes gesprochen wird. Festzuhalten bleibt, dass der Heilige
Geist bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich wirkt. Je mehr Raum man ihm gibt,
umso mehr Erfahrungen wird man mit ihm machen können.
20:00 Uhr | Speakers Corner
8 parallele Sessions zur Fortsetzung des Themas
!
“Welche Innovationen braucht die Kirche von heute”:
– Vertiefender Impuls durch Redner aus dem vorhergehenden Plenum
– Möglichkeit zu Rede und Gegenrede, Frage & Antwort, Austausch und Gespräch
Hier interessierte mich Christian Nowatzky, Pastor Mitgründer und -leiter Berlinprojekt, am
meisten.4 Sie bieten im Single- und Künstlerviertel von Berlin Gottesdienste für genau diese
Zielgruppe an. Was mich beeindruckt: Ihre Gottesdienste folgen einem schichten, immer
gleich bleibendem Ablauf. Kein PowerPoint, kein Videoclip, also Elemente, die in vielen Gemeinden schon üblich geworden sind. Stattdessen Abendmahl nach der Predigt, die übrigens
immer verständlich und alltagsrelevant sein muss. Wohlgemerkt: Er ist freikirchlicher Pastor
(Bund Freier evangelischer Gemeinden FEG). Ich nehme mit, dass wir dringend unsere oft
viel zu zurückhaltende Abendmahlspraxis nicht nur überdenken, sondern ändern müssen.
CA VII und ihren Vätern wäre ein Abendmahl dreimal im Jahr jedenfalls ganz sicher zu wenig
gewesen.
21:00 | Lounge, woran ich freilich nicht mehr teilnahm, weil mir die lange Anreise in den Knochen steckte. Zudem fühlte ich mich bei den vielen jungen Innovatoren mit Anfang 40 schon
recht alt.
MITTWOCH, 25.01.2012
09:00 Uhr | Chill In
Ankommen und Warmwerden bei Kaffee, Brezeln und Gespräch
09:30 Uhr | Praytime
Andacht, Gebet und Anbetung in der Vielfalt der beteiligten Projekte und Gemeinden
10:00 Uhr | Die gemeinsame Vision von Erneuerung der Kirche
Plenum, 4 Impulse á 15 Min.
Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums Mission in der Region, Dortmund
Dr. Tobias Faix, Dozent für Prakt. Theologie, Leiter des Studienprogramms Gesellschaftstransformation, Marburg
Christoph Schmitter, Pastor, City Church Würzburg
Catrin Gekle, Leitungsteam Mosaik im Revier, Essen
4 Vgl. http://www.berlinprojekt.com/ bzw. als Ideengeber auch www.redeemer.com
4
Herr Pompe war ja unlängst in Braunschweig, um die Kampagne Erwachsen Glauben in
Fahrt zu bringen. Einmal mehr bedauerte ich, dass unsere Landeskirche meines Wissens die
einzige ist, die niemanden hat, der sich ausführlich den missionarischen Diensten widmet,
die doch laut unserem Landesbischof zur Kernaufgabe der Kirche gehören.
Jesus hat uns keinen Missionswunsch hinterlassen, sondern einen konkreten Auftrag. Und
wenn wir als Pfarrerinnen und Pfarrer dem nicht in erster Linie nachkommen: Wer soll es
denn sonst tun? Was nun aber nicht heißen soll, dass die sogenannten Laien damit vom
Missionsauftrag entbunden wären. Tatsächlich bezeugen sie ihren Glauben in ihrem Alltag5
oft viel glaubwürdiger als viele Berufschristen (und ich sage das nicht ohne eine Spur von
Selbstkritik).
12:00 Uhr | Foren
Die Foren sind Sessions, die das Thema “Erneuerung” im Blick auf Kirche und Gemeinde
darstellen und diskutieren. Geleitet werden sie von jeweils mehreren Personen, die das
Thema breit angelegt und wenn erforderlich auch kontrovers moderieren. Die Teilnahme erfolgt nach den Regeln des “Open Space”. Anmeldung ist nicht erforderlich.
1 – Erneuerung von Gemeinden innerhalb der Landeskirchen
Corinna Schubert, Churchconvention
Reinhold Krebs, Landesjugendreferent am ejw, Leiter von Network XXL, Stuttgart
Volker Roschke, Leiter der Abteilung “Missionarische Gemeindeentwicklung der AMD
2 – Erneuerung von Gemeinden innerhalb der Freikirchen
Reto Pelli, Pastor der Kirche im Prisma Rapperswil-Jona, Gründer und Leiter von Swiss-e-motion
Dr. Dietrich Schindler , Leiter der Inland-Mission im Bund Freier evangelischer Gemeinden, Witten
Barry Sloan , Sekretär für Evangelisation der Evangelisch methodistischen Kirche
3 – Erneuerung außerhalb bestehender, kirchlicher Strukturen
Steffen Beck, Leitender Pastor von icf Karlsruhe, Vorsitzender der Evang. Allianz Karlsruhe
Marlin Watling, Vineyard D.A.CH
4 – Erneuerung der Kirche im ländlichen Raum
Martin Alex, Wiss. Mitarbeiter am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeaufbau, Greifswald
Mark Nussbaumer, IGW, Studienleiter Turnaround Schweiz
5 – Theologie und Ethik: Braucht es eine Erneuerung von Formen, von Inhalten oder von
beidem?
Dr. Tobias Faix, Dozent für Prakt. Theologie, Leiter des Studienprogramms Gesellschaftstransformation, Marburg
Dr. Ulf Harder, Wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Ernst Moritz Arndt Universität
Greifswald
6 – Was ist erfolgreiche Erneuerung? Zahlen.Qualität.Quantität.Nachhaltigkeit
Thomas Härry, Pastor, Autor, geistlicher Leiter BVMedia, Redaktion Aufatmen Schweiz
Prof. Achim Härtner M.A., Theologische Hochschule Reutlingen (EmK)
7 – Missional oder Attraktional – Gegensatz oder Ergänzung
Stefan Lingott, Mitgründer von Novavox , Gemeindeberater
David Segert, Pastor der FeG Rebland
Anke Wiedekind, Geschäftsführerin und pastorale Mitarbeiterin der Andreasgemeinde Niederhöchstadt
5 Schön finde ich die gerade gestartete Kampagne Glaube am Montag, zu der es bald in unserer Gemeinde eine Veranstal-
tungsreihe geben wird: http://www.glaube-am-montag.net/index.php?node=3
5
8 – Zielgruppenkirchen – Problem oder Lösung?
Klaus Engelmohr, Pastor von projekt_X Kirche für unsere Generation, Augsburg
Tilo Reichold, Gründer und Leiter von New Generation Chemnitz
Frank Lederer, Gründer von VivaVox und Leiter von Die Fabrik CVJM Reichenbach
Hier wählte ich für meine Situation Forum 4. Herr Alex beleuchtet den Begriff Ländlicher
Raum, nach dessen Definition Wendeburg gar kein ländlicher Raum ist. Zu dicht ist die Nähe
zu den Städten Braunschweig, Hannover, Peine, Wolfenbüttel. Das kann man mit vielen ostdeutschen Landstrichen überhaupt nicht vergleichen. Neben einigem Statistikmaterial gab es
konkrete Beispiele, wie Kirche auf dem Land ihrem Auftrag, Kirche für die Menschen zu sein,
nachkommen kann. Der Schweizer Kollege erklärte, wie er es gemacht hat, was recht ermutigend, aber auch ermüdend war.
15:00 Uhr | Speakers Corner
8 parallele Sessions zur Vertiefung des Themas “Welche Innovationen braucht die Kirche von
heute”:
– Vertiefender Impuls durch Redner aus dem Eröffnungsplenum
– Möglichkeit zu Rede und Gegenrede, Frage & Antwort, Austausch und Gespräch
Diesen Teil ließ ich aus. Dafür traf ich später Alexander Garth, der als Berliner Pfarrer eine
beeindruckende aufbauende Gemeindearbeit im Osten Berlin durchführt. Dazu gehören übrigens auch Gemeindegründungen. Wieder so ein Stichwort, mit dem man in unserer Kirche
nicht viel anfangen dürfte. Aber hier ist die Situation auch eine andere.
19:30 Uhr | Plenum: Verletzung – Versöhnung – Charakter
Dr. Peter Aschoff, Leitungsteam Emergent Deutschland, Pfarrer Elia Gemeinschaft, Erlangen
Prof. Dr. Johannes Reimer, Gemeindegründung Mittendrin-Bergneustadt, Vorsitzender der GBFE, Dozent Missiologie, Theologisches Seminar Ewersbach
Steffen Beck, Leitender Pastor von icf Karlsruhe, Vorsitzender der Evang. Allianz Karlsruhe
Hier ging es gerade um die Streitigkeiten und Verletzungen, die auftreten können, wenn viele
engagierte Christen auf eine Vielzahl unterschiedlicher Gemeinden treffen bzw. Gemeinden
offensiv auftreten und Christen aus anderen Gemeinden gewinnen, die dort wieder fehlen.
Gerade ICF war dort bisher das Schwarze Schaf. Aber wie gesagt: Wir im Norden haben in
aller Regel diese Probleme noch nicht. Höchstens dann, wenn die Friedenskirche in der Kälberwiese engagierte Christen aus engagierten Gemeinden absaugt. Auch da soll es in der
Vergangenheit schon zu Verletzungen gekommen sein.
Schön war das Abendmahl im Anschluss oben in der Porsche-Arena. In Kleingruppen von
max. 4 Leute sollten wir es feiern und dann füreinander beten, was ich als Stärkung empfand. So viele sind gemeinsam auf dem Weg, Kirche lebendig zu halten und immer wieder zu
erneuern, sich einzubringen mit Ideen, mit Zeit, mit Leidenschaft und Hingabe, so dass jeder
spüren kann: Ich bin nicht allein.
6
LEITUNGSKONGRESS "FOKUS": MIT GOTT GEMEINSAM DIE WELT VERÄNDERN 6
BILDERBUCH-START
Das Willow-Bilderbuch wird aufgeklappt und durchgeblättert. Ein kurzer Videotrailer7 lässt
Bilder aus 15 Jahren Willow-Konferenzen in Deutschland vorüber laufen: Bekannte Gesichter, Übersetzungsfehler, stimmungsvolle Band-Quartette, unvergessliche Theater-Szenen –
Konferenzen für alle Generationen und Aufgaben in der Gemeinde. Seit 1996 hat Willow
Creek Deutschland 29 Konferenzen mit über 100.000 Teilnehmern veranstaltet – und immer
geht es dabei auch um den einzelnen Menschen, den Pastor, den Gemeindeältesten, das
einzelne Gemeindemitglied, die neue Besucherin in der Gemeinde, ...
So beginnt am Donnerstagmorgen in Stuttgart die 30. Willow-Konferenz in Deutschland, der
Leitungs-Kongress „Fokus“, der sein Augenmerk richtet auf die zentralen Punkte von Gemeindearbeit.
Und Bill Hybels, Willow Creeks Gründer und Hauptpastor, zeigt im Auftaktreferat, worauf es
Willow ankommt: Impulse geben, Fragen stellen – auch unbequeme – und auf diese Weise
helfen, das Beste zu fördern, damit Gemeinden ihr volles Potenzial auch ausschöpfen.
BILL HYBELS - MENSCHEN ZIELGERICHTET FÜHREN
In Flipchart-Schaubildern – Bill Hybels hat das mal als „Artwork“ bezeichnet – skizziert er
seine Punkte. Wo, fragt er, würden die Teilnehmer, Pastoren und Gemeindemitarbeiter, sich
einordnen: Sind sie unterfordert, gut ausgelastet oder überlastet? Der Grat zwischen gut ausgelastet und überlastet, der
Punkt, an dem man seine beste Arbeit
leistet, ist sehr schmal. Vorsicht, mahnt
Hybels, wenn man zu lange in der „roten
Zone“ ist!
Dann startet er ein Experiment; bei Willow
Creek in Chicago heißt das die „line exercise“: Auf einer Linie sollen die GemeindeMitarbeiter eingetragen werden, die man
in Problemsituationen auf jeden Fall behalten – und am anderen Ende diejenigen,
die man als erste entlassen würde. Und
Hybels erzählt von der Willow-Praxis, die problematischen Fragen mit den Leuten möglichst
bald zu klären.
Warum betone ich das so ausführlich, fragt er. Und gibt die Antwort: Die Herausforderung ist
groß, dass Leiter einer Gemeinde willens und in der Lage sind, die bestehenden Probleme
zu erkennen, anzusprechen und zu lösen. Es braucht großen Mut von Gemeinde-Leitern,
Probleme beim Namen zu nennen, welche Dienstbereiche im Abschwung sind – und wie sie
wieder neuen Schwung gewinnen.
Daran schließt Hybels eine letzte Übung an: Was würden wir in unserer Gemeinde sagen –
was ist „der Kern des Kerns der christlichen Botschaft“ – und zwar in nur fünf Worten? Das
zu diskutieren, könnte eine der fruchtbarsten Mitarbeitersitzungen für Monate werden.
6 Programm hier: http://www.willowcreek.de/fileadmin/user_upload/DOWNLOADS/Kongress_2012-01_FOKUS.pdf. Refe-
renten siehe hier: http://www.willowcreek.de/index.php?id=49#c133
7 http://www.youtube.com/watch?v=IITyHqVqRwg&list=PLF6034B84E182B892&index=8&feature=plpp_video
7
Das waren gleich vier Referate und Themen in einem.
1. Der Bereich Auslastung - Überlastung wird auch bei uns aufgrund zunehmender Erschöpfungszustände bei Pfarrerinnen und Pfarrern diskutiert. Hier die gesunde Mitte zu finden, ist
sicher Aufgabe jedes einzelnen. Dazu gehört aber auch und besonders das Lob und die
Wertschätzung des Arbeitgebers. Wenn der Pfarrer zu beidem keinen Grund bietet, so ist
sanfte, aber zielgerichtete Korrektur nötig: Um der Gemeinde und um des Pfarrers willen.
Wenn der Arbeitgeber aber mehr fordert als fördert, wird es nur Verlierer geben.
2. Die line exercise betrifft natürlich eine Mega-Church mit mehreren hundert Mitarbeitern
mehr als eine Landgemeinde. Obwohl auch die auf ihre Mitarbeiterschaft - der bezahlten und
der unbezahlten - (mehr als bisher) achten sollte. Wer am Ende der Linie steht, sollte zunächst gefördert und motiviert als gleich entlassen werden. Aber zum Thema schwierige Mitarbeiter gab es ja am Samstag noch etwas zu hören.
3. Eine Analyse der Arbeitsbereiche einer Kirchengemeinde sollte sicher in jeder Gemeinde
regelmäßig unternommen werden. Dazu müssten KVs und Gruppenleiter sich allerdings Zeit
für eine Klausur nehmen, die sich aber auch lohnen dürfte.
4. In fünf Worten den Kern der christlichen Botschaft nennen? Auch das wäre ganz sicher ein
fruchtbares Thema für eine Klausur. Nicht die fünf Worte am Ende wären das Entscheidende,
sondern die Diskussionen, die dahin führen. Die Gemeindearbeit müsste danach abgeklopft
werden, ob darin die Wichtigkeit der fünf Essentials erkennbar wird.
ANDY STANLEY - AUF DEN PUNKT KOMMEN
Der Pastor der Northpoint Church in Atlanta/Georgia – “der Heimat von Coca Cola und Julia
Roberts” spricht dann über die Bedeutung einer Gemeinde-Vision – und wie sie langfristig
hängenbleibt. Nach seiner Überzeugung gibt es nichts Wichtigeres als eine klare Vision zu
haben, weil sie die Leute hält und fasziniert. Dann nimmt er die Konferenz-Teilnehmer an die
Hand, geht mit ihnen Schritt für Schritt voran, und wiederholt fünf Punke einprägsam: Die Kurzversion lautet:
Sag es einfach: schnell und griffig und zitierbar auf den Punkt.
Vermittle es überzeugend: benenne das Problem, skizziere die Lösung und erkläre, warum
du das tust – und warum jetzt.
Wiederhole es regelmäßig: Bau die Vision in die festen Rhythmen im (Gemeinde-)Jahr ein.
Feiere es systematisch: was in einer Gemeinde oft betont und positiv hervorgehoben wird,
sagt etwas darüber aus, wie wertvoll diese Aspekte sind.
Lebe es persönlich: Verkörpere als Leiter die Vision! (nichts bloß verbal heucheln, im vordergründigen Erfolg sonnen) Um herauszufinden, wie weit die Vision haftet, helfen Pastor und Gemeindeleiter die Fragen:
Worüber beschweren sich die Leute? Und
worüber beten sie? Stanley empfiehlt, im
Gebet nicht nur um Themen wie Krankheit
zu kreisen – sondern um größere Dinge:
„Wir sind kein Krankenhaus, sondern eine
Kirche, in der es um die Ewigkeit geht …“
Du wirst nie eine Vision entwickeln, wenn du
nicht an Gottes zerbrochenes Herz für diese
Welt andockst, ist Andy Stanley überzeugt.
Lehrreich und interessant. Da wir uns gerade im Rahmen des Gemeindeentwicklungstrainings (GET+) mit diesem Thema
ausführlich befasst haben, kam mir Vieles
bekannt vor.
8
PETE UND GERRI SCAZERRO - FÜHRUNG MIT EMOTIONALER REIFE
Kann man eine großartige Ehe führen – und gleichzeitig eine lebendige Gemeindearbeit betreiben? „Ja!“ sagen mit Nachdruck Geri und Pete Scazzero von der New Life Fellowship
Church in New York. Die Aussage ist erstaunlich, weil es Mitte der 90er Jahre ganz anders
aussah: Da wollte Geri Scazzero die Gemeinde ihres Mannes verlassen. Das Lebenstempo
war zu hoch, die Gemeindearbeit in allen Bereichen „am Anschlag“, dazu noch kleine Kinder
in der Familie – bei Geri setzte ein Fluchtimpuls ein. Das Schwierige daran: „Die Ursache
steckte nicht irgendwo draußen, sondern in mir“, erzählt sie beim Leitungskongress.
Bei ihr persönlich führte das dazu, auch das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen, falsche Vorstellungen zu korrigieren, Schluss zu machen mit Fragen: „Was denken die Leute
von mir?“, Schluss mit Lügen, mit falscher Selbstverleugnung, mit Schuldzuweisungen, dem
„Überfunktionieren“ in Gemeinde und daheim, und Schluss damit, „das Leben eines anderen
zu leben“.
Geri und Pete Scazzero plädieren dafür, die emotionale Gesundheit und geistliche Reife zusammen zu sein, „sie sind untrennbar: Es ist
unmöglich, geistlich reif zu werden, wenn man
emotional nicht gesund lebt“. Ihre Ratschläge,
um eine reife Persönlichkeit zu entwickeln:
Stundengebete mitten in den Tag einführen,
ebenso „Sabbat“-Zeiten, mal 24 Stunden am
Stück innehalten. Und: Ehe leben in dem
Verständnis, unser gemeinsames Leben ist
ein Hinweis darauf, dass auch Gemeinde mit
Christus „verheiratet“ ist. Ehe ist auch „ein
Vorgeschmack auf den Himmel“. Der Anstoß
der Scazzeros: Wie ein geistlicher Leiter seine
Ehe lebt, zeigt auch seine Reife.
Eine wohltuende, entschleunigende Einheit mit neuen Tönen in einer Bewegung, die die Engagierten in den Gemeinde motivieren und stärken möchte, ihnen aber ungewollt und unterschwellig auch mehr Leistung abfordert.
Vor vielen Jahren gab es in unserer Landeskirche eine Wochenendfahrt für Pfarrfamilien.
Dieses Engagement scheint eingeschlafen zu sein. Leider.
Die Wertschätzung von Ehe und Familie darf sich nicht nur in Denkschriften und politischen
Äußerungen zeigen, sondern auch in der Art und Weise, wie Pfarrerinnen und Pfarrer Ehe
und Familie leben. Dabei werden sie zumeist allein gelassen. Pfarrfamilien leben nicht „normal“ (was auch immer heute „normal“ ist). Deshalb brauchen sie auch eine besondere Fürsorge und Stärkung. Es geht nicht nur um eine funktionierende Arbeits-Beziehung, sondern
um eine geistliche Gemeinschaft von Mann und Frau (und - wenn vorhanden - den Kindern).
CHRISTINE CAINE - LEIDENSCHAFTLICH LEBEN
In einem mitreißenden Referat spricht Christine Caine, Mitbegründerin der „A21“-Kampagne
gegen internationalen Menschenhandel, dann gegen das „Leidenschafts-Defizit-Syndrom“ in
Gemeinden an.
„Jesus ist total eingenommen von den Verlorenen“, sagt sie. Darum können Christen und
Gemeinden „Kirche nicht spielen, sondern sie müssen Kirche sein, Hoffnung in eine hoffnungslose Welt bringen und die Hand der Gnade und des Erbarmens ausstrecken“. Das
Problem ist, dass allzu viele Christen „verlorene Schafe“ falsch sortieren: Die sind nicht das
böse dämonische Wesen, sondern einfach abgelenkt, zu sehr beschäftigt mit den Sorgen jedes Tages. Und dann finden sie sich schließlich als Verlorene wieder.
9
Nachdenklich machen sollte Christen, dass sie nicht
selten auch „wenig sorgsam mit verlorenen Menschen
umgegangen“ sind. Jeder Mensch, betont Christine
Caine – völlig unabhängig von der eigenen Vergangenheit – lebt in der Wahrheit, dass er von Jesus tief
geliebt und angenommen ist. Darum müssen Christen
– aus innerer Überzeugung – die Ärmel hochkrempeln,
und in Jesu Namen denen Hoffnung bringen, die sonst
keine Hoffnung haben.
Die Gemeinde ist wie Gottes geistliches GPS-System:
Christen stehen an den Ausfahrten des Lebens, um
den Menschen ihre Route neu zu berechnen, die sich
im Leben verfahren haben, und sind Wegweiser zurück zu Jesus.
Allerdings: „Du kannst eine Welt nicht verändern,
wenn du selbst noch genauso bist und dich nur christlich verhältst“, gibt Christine Caine zu bedenken. „Die
Welt ist dunkel, weil zu wenig Licht da ist.“ Licht sein
an Schulen, Unis, Nachbarschaft, Firmen, …, das geht
aber nur so: Die äußere Verwandlung beginnt mit der inneren Verwandlung – in mir –, die
sich dann mit Leidenschaft in dieser Welt aufmacht.
Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut, weil ich gerade ihr Buch „Himmelwärts leben“ lese.
Welch eine Powerfrau! So begabt und so begnadet! Rund um den Globus unterwegs, um gerade jüngeren Menschen das Evangelium ans Herz zu legen. Inhaltlich war es nicht sehr
neu, nicht originell, nicht so, dass sie damit in Deutschland einen Predigtpreis gewonnen hätte. Dafür aber mitreißend, emotional, ansprechend, motivierend, einladend, aufweckend, mal
zu laut, mal mitfühlend leise, erbarmungslos für die Übersetzerin, unterhaltend für die Zuhörer, und ich wünschte mir, wir hätten in Deutschland ein paar Dutzend Männer und Frauen,
die so predigen könnten.
GORDON MACDONALD: SICH SELBST LEITEN
Der Pastor Gordon MacDonald ging in seinem Vortrag über die Kommunikation zwischen
den verschiedenen Generationen ein. "Junge Leute sollten immer wieder den Rat von älteren
Menschen, die schon viel erlebt haben, suchen. Sie können davon enorm profitieren."
MacDonald sagte, dass er mit seinen 72 Jahren mehr arbeite als jemals zuvor im Leben und
dies sehr genieße. Er riet Senioren, ihre Lebenserfahrung zu nutzen, um für junge Menschen
ein "geistlicher Vater oder eine geistliche Mutter" zu sein. "Glaubt mir – so wird euch nie
langweilig", ermutigte er die Zuhörer. Es sei schön, die Energie und die Lebensträume der
kommenden Generationen zu spüren. Auch das war ein Vortrag der leisen Töne.
Hängen blieben Zitate:
Ich möchte nicht Erfolg haben mit unwichtigen Dingen.
Die Alten haben die Erfahrungen, die Jungen
haben Visionen und Kraft.
Keiner leitet 30-40 Jahre ohne die Erfahrung
des Zerbruches.
Du kannst vor dem Schmerz davon laufen
oder ihn umarmen.
10
Der Glaube kennt kein permanentes Wachstum, sondern Aufs und Abs.
Steve Jobs verließ mit 13 seine Kirche, weil der Pastor keine Antwort auf die Frage wusste,
warum Gott nicht einem verhungernden Kind in Afrika hilft.
August Tholuck: Ich habe nur eine Leidenschaft, und das ist Christus.
Und dann sprach er noch über das erste - das gleiche - das letzte, was ich gleich in eine
Predigt einbauen konnte:
Im 1. Teil geht es um das erste: Der erste Zahn, das erste Fahrrad, die erste Schule, die erste Ausbildung, die erste Stelle, die erste Frau - die hoffentlich auch gleichzeitig die letzte ist das erste Auto, das erste Haus, das erste Kind und so weiter.
Man ist aufgeregt über all das Neue, das in dieser ersten Lebensphase auf einen hereinbricht. Man hat Schwung, Kraft und Visionen und packt das Leben energiegeladen an.
Im 2. Teil des Lebens geht es um das gleiche: Der gleiche Beruf, das gleiche Auto (oder wenigstens die gleiche Automarke), das gleiche Haus, die gleiche Frau, die gleichen Kinder....
Man merkt in dieser Phase, dass man manchen Schwung, einige Kraft und viele Visionen an
das Leben verloren hat. Statt Neugier gibt es Routine.
Im 3. Teil des Lebens geht es um das letzte: Das letzte Auto, die letzte Wohnung, das letzte
Zimmer, das letzte Treffen, die letzte Feier, das letzte Mal die Spülmaschine ausräumen...
Als das Publikum darüber etwas amüsiert lachen musste, meinte der Pastor: Ich bin nun
schon über 70. Immer, wenn ich von den USA hierher nach Deutschland fliege, denke ich, es
könnte das letzte Mal gewesen sein. Mit über 70 ist es wahrscheinlich, dass man manches
tatsächlich zum letzten Mal macht...
Das erste, das gleiche, das letzte: Wo stehen wir?
HANSPETER WOLFSBERGER - DEN EIGENEN FOKUS FINDEN
Wie finde ich meinen Weg, der zu mir gehört – und wie kriege ich das raus? Das fragt Hanspeter Wolfsberger, badischer Pfarrer und Leiter eines „Hauses der Stille“ im Schwarzwald. Er
selber hat das im eigenen Leben durchbuchstabiert, als ihm vor gut zehn Jahren als damaliger Direktor der Liebenzeller Mission ein hohes Kirchenamt angetragen wurde. Sollte er das
annehmen – oder die kleine Pfarrstelle in einem „Dorf am Ende der Welt“, für die er gleichzeitig angefragt worden war?
In der modernen Mediengesellschaft mit seiner Flut an ungezählten Einflüssen und Informationen „finden wir unseren Fokus immer schwerer und drohen hin und her zu treiben“.
Um dem entgegen zu wirken, schlägt Wolfsberger vor:
Höre auf dich - was signalisieren mir Körper, Seele, Herz?
Höre auf andere – lasse ich mir von anderen etwas sagen
und gewinne einen unabhängigen Begleiter, der in mein Leben hineinreden darf?
Und höre auf Gott – verstehe ich die Bibel noch als „eine
Membran aus der Ewigkeit“, übe ich das Beten als Praxis der
Gegenwart Gottes ein?
Wolfsberger rät zum Loslassen - entgegen der „allgemeinen
Neigung, sich so viele Möglichkeiten wie möglich offen zu lassen“.
Wem die Entscheidung schwer fällt, der findet auch schwer
seinen Fokus. Wer dagegen für sich geklärt hat, was die
Grundausrichtung und das Ziel des eigenen Lebens ist, im
Vertrauen auf den ewigen Gott, der tut sich leichter, seinen
Weg zu finden.
Hanspeter Wolfsberger hat übrigens damals den Weg in die
kleine Pfarrstelle für sich als den richtigen verstanden.
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Wie erwartet, wurden hier ruhige und nachdenkliche Töne angeschlagen. Hier sprach der
Seelsorger, der Seelsorgern seine Erfahrungen mitteilte. Und den Fokus im Blick behielt.
BILL HYBELS UND ERIC METAXAS - KONSEQUENT GLAUBEN
Spannender Einblick in die Geschichte von Kirche und Gemeinde während der NS-Zeit: Bill
Hybels sprach in Stuttgart mit dem "New York Times"-Journalisten und US-Bestseller-Autor
Eric Metaxas, der mit „Bonhoeffer“ eine neue Biografie des Theologen und Widerstandskämpfers vorgelegt hat. In der „Live-Geschichtsstunde“ erklärte Metaxas, Bonhoeffer wäre
geradezu von Gott gefangen genommen gewesen, er hätte das innere Feuer für Gott gehabt, das schwer in die damalige Zeit passte.
Dietrich Bonhoeffer werde heute oft als liberaler Theologe dargestellt. "Doch je mehr ich
nachforschte, desto mehr kam ich zu dem Ergebnis, dass diese Annahme Nonsens ist", so
Metaxas. Bonhoeffer habe die Bibel bereits
während seines Studiums anders verstanden
als viele seiner Kommilitonen: "Für ihn war sie
lebendig, sie spricht zu den Menschen. Er war
einer der wenigen an seiner Fakultät, die ihre
Stimme gegen die liberale Theologie erhoben
haben." Auch heute komme es in Europa und den USA vor, dass viele Menschen die Gnade
Gottes missverstehen und sich durch ein bloßes Lippenbekenntnis zum Christentum zugehörig fühlten. Dieses Verhalten habe bereits Bonhoeffer als "Namenschristentum" bezeichnet.
"Der Glaube muss im Leben der Menschen Konsequenzen haben", so Metaxas.
Bonhoeffer sei dabei in seinem Mut ein Vorbild: "Bis zum Schluss hatte Bonhoeffer eine Leidenschaft für Gott, hielt im Gefängnis Gottesdienste für seine Mitgefangenen ab. Sein Leben
war seine Theologie."
Bonhoeffer hat die Kirche immer dazu aufgerufen, Kirche zu sein –
was immer dramatischer wurde, weil der Nazi-Staat sich immer tiefer in die Gesellschaft und auch die Kirche hineingefressen hat.
Bonhoeffer, sagt Metaxas, hat genau gesehen, wohin die Reise ging
– und ist doch bewusst seinen Weg des Widerstands gegangen.
Und er ist ihn auch gegangen, obwohl er auch hier wusste, wohin
das führen würde: in den eigenen Tod. Metaxas hebt die „faszinierende Bereitschaft“ Bonhoeffers hervor, mit der Wahrheit zu ringen,
welchen Weg Gott ihn führt: Kann man als Mann Gottes an der Ermordung Hitlers beteiligt sein? Und konnte er bis zum letzten Atemzug auf Gott vertrauen, trotz seiner Haft und schließlich seiner Hinrichtung? Bonhoeffer, sagt Metaxas, konnte mit diesem Vertrauen
seinem Tod entgegengehen.
Bonhoeffer - endlich mal wieder. Zum Buch kann ich (noch) nichts sagen, außer, dass es Bill
Hybels den über 7000 Teilnehmern des Kongresses wärmstens empfohlen hat. Bonhoeffer
hatte den Fokus gefunden: Aus tiefer Beschäftigung mit der Bibel und treuem Gebet traf er
seine Entscheidungen – und handelte danach! So wie Christen, Theologen, Kirchenleitungen
es heute auch tun sollten. Rutscht Bonhoeffer deshalb in die evangelikale Schublade, was
liberale Theologen fürchten? Wenn eine tiefe Beschäftigung mit der Bibel, treues Gebet und
daraus resultierendes Handeln evangelikal genannt wird: Dann war er tatsächlich ein Evangelikaler (obwohl Bonhoeffer dieser alte Streit evangelikal-liberal sicher angewidert hätte).
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Die zeitlosen Zitate, die vor dem Interview zur Musik auf die riesige Videowand projiziert wurden, zeigen jedenfalls, dass Bonhoeffer ganz sicher eines war: Einer der großen Propheten
unserer Kirche!
ANDY STANLEY - POSITIVE SPANNUNGEN
Wie kann man natürliche Spannungen nutzen,
um die Gemeinde bestmöglich voranzubringen?
Andy Stanley antwortet darauf mit einer Daumen-Schule: So wie bei einer Hand der Daumen
Gegendruck gegen die anderen Finger ausübt,
damit man Dinge überhaupt anpacken kann – so
muss man auch in der Gemeinde mit den immer
vorhandenen Spannungen sinnvoll umgehen lernen. Die Spannung zwischen den Anforderungen
in Arbeit und Familie kann man ebenso wenig
auflösen wie die zwischen dem Bemühen, neue
Menschen evangelistisch anzuziehen – und zugleich ältere Christen zur Reife zu führen.
Um mit solchen Spannungen sinnvoll umzugehen, macht Stanley konkrete Vorschläge für die
Gemeindepraxis:
1. Finde die speziellen Spannungen für die eigene Gemeinde heraus.
2. Entwickle eine Sprache für die eigene Gemeinde, um die Dinge in der Debatte benennen
zu können.
3. Miss immer wieder beiden beteiligten Seiten ihren Wert bei, sei Fürsprecher für beide Seiten in der Diskussion. 4. Geh wie ein guter Schiedsrichter mit der Situation um, lass nicht zu, dass nur die starken
Persönlichkeiten sich durchsetzen.
5. Du brauchst leidenschaftliche Leute, die ihren Punkt vertreten, und reife Leute, die die Dynamik der Vorgänge verstehen.
6. Und: Denke in rhythmischen Verläufen. Ob etwas falsch oder richtig ist, das ist nicht zu jeder Zeit gleich zu beantworten, sondern hängt ab vom aktuellen Rhythmus der Gemeinde. In
manchen Zeiten ist das eine richtig – zu anderen Zeiten etwas anderes; und es gibt für alles
eine Zeit. Darum ist es wichtig, Gemeindearbeit im Rhythmus des Heiligen Geistes zu betreiben.
Durchaus anregend. Neue Erkenntnis: Manche Probleme sollen nicht gelöst, sondern gemanaget werden, wie die zwischen Beruf und Familie, zwischen Anspruch und Kosten, zwischen Predigtlänge und Kinderprogramm, zwischen Gewinnung von Distanzierten und der
Vertiefung des Glaubens. Was ist ein Problem, das wir lösen müssen, und was ist eine
Spannung, die wir aushalten müssen?
MICHAEL HERBST - DAS UNAUFGEBBARE
„Das Unaufgebbare“ – ist das nicht ein schrecklich langweiliges Thema? Ist nicht von vornherein klar, worauf das bei einer christlichen Konferenz hinausläuft: Evangelium, Mission, Liebe,
Bibel, natürlich Jesus …?
Der Greifswalder Theologe Michael Herbst nimmt diese Hürde mit einem launigen, zugleich
nachdenklichen und Mut machenden Referat. Was ist nett in der Gemeindearbeit, was wir
aber eigentlich nicht brauchen? Was schleppen wir mit uns rum, nur weil wir es immer schon
getan haben? Da muss Gemeinde lernen, mit leichtem Gepäck zu wandern, findet er.
Was tatsächlich unaufgebbar ist, zeigt sich oft erst, wenn es ernst wird. Herbst fragt: „Wenn
unser Haus abbrennt – was würde ich auf jeden Fall retten?“
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Für aufgebbar hält er in den Kirchen etwa
Gebäude, die gesellschaftliche Stellung, die
Kirchensteuer oder lieb gewordene Traditionen.
In der Frage, was unaufgebbar ist, dreht
Herbst den Spieß um und fragt: Was ist für
Jesus eigentlich unaufgebbar? Und er antwortet: „Du!“ Und das gilt auch dann, wenn
andere mich und die Gemeinde aufgegeben
hätten – oder ich mich sogar selbst! „Menschen sind für Jesus unaufgebbar – mit diesem Artikel steht und fällt die Kirche“, sagt
Michael Herbst. Das muss sie sich immer
wieder sagen lassen – und auch selber immer wieder zum Ausdruck bringen. Es geht um
den Gott, der keinen Menschen aufgibt. „Darum ist es letztlich nicht unsere Mission, sondern
Gottes Mission. Und er will es. Und er wird es tun! Und wir dürfen mit dabei sein.“
Daraus folgert Herbst: Alles ist aufgebbar, außer einem, nämlich dass wir Jesus, dem wir folgen, zusammenbringen mit den Menschen, die wir lieben. Und das auf kreativen, neuen Wegen – auch wenn das kostet … Für diese Wege gilt: Was konkret unaufgebbar ist, lernen wir
nur, wenn wir genau hinschauen und hinhören. Was ist los auf den Straßen auf unserer
Stadt? Und was möchte Jesus, das wir tun? Dabei hilft das Prinzip: Wir machen in unserer
Gemeinde nur wenig – das aber richtig gut! Michael Herbst hat ein sperriges Thema mit Herz und Leben gefüllt. Die 7.500 Teilnehmer
der Leitungskonferenz drücken das aus mit einem lang anhaltenden Applaus.
Darauf hatte ich mich wieder sehr gefreut. Und wieder wurde es der beste Vortrag des Kongresses (so die spätere Auswertung). Seit Anfang der neunziger Jahre, als ich ihn als Prediger in Münster erlebte, kenne und schätze ich Herbst als den Praktischen Theologen unserer
Zeit. Sein Vortrag war strukturiert, pointiert und tiefgehender als die kurze Inhaltsangabe.
Man muss ihn einfach gehört haben. Vielleicht kommen wir ja endlich einmal auf dem Gesamtkonvent in diesen Genuss. Mich hat es jedenfalls enorm inspiriert, gestärkt, getröstet
und motiviert. Als Kenner landeskirchlicher Verhältnisse gelingt es Herbst immer wieder,
Probleme zu benennen und geistlich gegründete Wege aus der Krise aufzuzeigen. Die Konzentration auf das Wesentliche, das Unaufgebbare: Vielleicht täte es unserer Landeskirche
zunächst gut zu klären, was für sie unaufgebbar ist (und da sollten freilich andere Schlagworte fallen als: Eigenständigkeit, Braunschweig, Strukturreform...). Wir sollten jedenfalls nicht
erst dann danach fragen, was für uns das Unaufgebbare ist, wenn das Haus ganz in Flammen steht. Dann ist es einfach zu spät.
JEFF MANION - LEBEN ZWISCHEN AUFBRUCH UND ANKUNFT
Was mache ich als Leiter einer Gemeinde, als Christ überhaupt, wenn ich mich mal „im Land
dazwischen“ befinde? Das fragt Pastor Jeff Manion aus West Michigan beim Leitungskongress. Viele kennen das: Früher oder später landet jeder auf einmal in einer Situation, die
völliges Neuland bedeutet. Alles vorher Vertraute ist auf einmal verschwunden. Von der Wüste zwischen einer früher mal fruchtbaren Zeit und dem Gelobten Land war bis dahin keine
Rede …
„Das Land dazwischen ist ein fruchtbarer Grund – für Klage“, sagt Manion. Sie ist gefährlich
für die Seele, geeignet eine emotionale Kernschmelze einzuleiten, wenn man enttäuscht
wird, vielleicht über längere Zeit. Und wer klagt, womöglich sogar Gott anklagt, muss auch
mit seiner Disziplinierung rechnen, Schmerz erleben – allerdings aus einem Grund: damit etwas Neues, etwas Heilsames entstehen kann.
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Aber!
In dieser Situation, im unsicheren Neuland, kann und wird man auch dem Gott der Gnade
begegnen: Gott kümmert sich um seine
zerbrochenen Kinder. Das Land dazwischen ist auch das Land der Versorgung
und Gegenwart Gottes. Schließlich entdeckt man gerade in solch undurchsichtigen Zeiten ein „Land für innere Verwandlung“, geradezu ein Treibhaus für veränderndes Wachstum. Manion gibt eine Erfahrung ungezählter Christen zu bedenken:
„Dies Land, in das ich eigentlich nicht will,
kann vielleicht die wichtigste Frucht meines
Lebens hervorbringen.“ Die Frage, die Gott
hier und beständig an die Menschen stellt,
sie lautet: Vertraust du mir?
Eine seelsorgerliche Bibelarbeit zu 4. Mose 11, glänzend ruhig, humorvoll, ehrlich und weise
vorgetragen. Wüstenzeiten gibt es auch in der Gemeindearbeit. Worauf verlassen wir uns
dann? Welche Entscheidungen treffen wir in Wüstenzeiten? Verändert uns die Wüstenzeit,
oder machen wir danach weiter wie vorher auch? Nutzen wir die Wüste für die Begegnung
mit Gott? Vertrauen wir darauf, dass Gott uns in der Wüste versorgt?
BILL HYBELS - WORAUF ES JETZT ANKOMMT
Für den Schluss-Vortrag der Konferenz von Bill Hybels werden drei Flipcharts auf die Bühne
gerollt. Drei Gesichtspunkte für Gemeinden und ihre Leiter will der Hauptpastor von Willow
Creek hervorheben.
Was ist noch besser als die beste Gemeinde-Strategie, fragt er. Und gibt eine Antwort, die er
selbst in den zurückliegenden Jahren zunehmend begriffen hat: Fantastische Menschen.
Welche Menschen sind das, in meinem Umfeld, meiner Gemeinde? Hybels erzählt, wie intensiv sie bei Willow in Chicago darüber nachgedacht haben, diese Gruppe bei sich zu erkennen – und sie dann auch direkt anzusprechen und ihnen zu sagen, dass sie auf dieser
Bestenliste stehen. Die Beziehungen zu diesen Menschen zu entwickeln, die Beziehung zu
ihnen zu pflegen, ihnen die Wertschätzung auszudrücken, hält er für sehr wichtig. Warum?
„Sie sind die Spieler, die ein Spiel entscheiden können; die eine Gemeinde sehr viel mehr
verändern können als jede noch so geniale Strategie.“
Dann spricht Hybels über das Gleichnis vom „Sämann“ im Neuen Testament. Ihn interessiert
die Mathematik darin, wo und wie gut die Saat tatsächlich aufgeht. In Zahlen ausgedrückt,
spricht der Bibeltext von einem 4:1-Erfolgsverhältnis. Die Schlussfolgerung daraus: Willst du
mehr wachsen sehen? Dann musst du mehr säen! Mehr und verschiedene und überraschende Verfahren des Säens einsetzen, nicht immer nur dieselbe Saatmenge und immer
dasselbe Saatgut ...
Schließlich erzählt Bill Hybels die Geschichte seiner eigenen Lebenswende, von der vorgezeichneten Karriere eines erfolgreichen Unternehmers zum Gemeinde-Gründer, mit unsicherem Ausgang – und das aufgrund eines „Flüsterns“ des Heiligen Geistes. Deshalb hat er eine
sichere Wirtschafts-Karriere aufgegeben. Und heute, bei dieser Konferenz, sagt Hybels, bin
ich enorm dankbar, dass ich auf das Flüstern damals gehört habe. „Ich hätte das alles
verpasst.“ Als Bild für das, was wachsen kann, wenn man hört und sät, auch heute und in Zukunft, lässt
Hybels ein Video von der jüngsten Taufe in der Willow Creek Gemeinde einspielen: Bilder jubelnder und tief bewegter, von Grund auf veränderter Menschen. 15
Für mich war gerade der Schlussteil nicht neu. Oft hat Hybels schon seinem Weg berichtet.
Für mich klangen seine Worte wie Schlussworte an seine deutschen Fans. Aber das war
wohl nur mein Eindruck. Wichtige Anregungen:
Auch große Leiter erleben Leitungsflauten.
Male nicht deine Vision in tollen Farben aus, sondern überzeuge die Leute, warum etwas
nicht so bleiben sollte, wie es jetzt ist.
In der Mitte des Weges (der Veränderung) ist die Vision am Verwundbarsten; dann muss sie
ganz neu durchbuchstabiert werden.
Du lernst Leiten durch Leiten. Je besser du als Leiter bist, desto bessere Leiter wirst du anziehen (was freilich seine Situation beschreibt und nur schwer auf unsere Verhältnisse übertragbar ist).
Leiter müssen sich selbst weiter bilden und besser machen.
Finde die Mitarbeiter, die nicht zu ersetzen sind, und fördere sie, denn sie werden dir helfen,
deine Vision zu erreichen (auch wieder eher megachurchtauglich und dorfpfarramtuntauglich.
Aber: Haben wir unsere Mitarbeiter unter diesem Aspekt schon einmal betrachtet? Welchen
würden wir wirklich nachweinen, und bei welchen würden wir jubeln, wenn sie uns verließen?).
Wieder sind es die Anregungen, die diesen Vortrag so wichtig machen.
Pressemitteilung zum Kongress
Am Donnerstag, den 26. Januar, ist der WillowCreek-Leitungskongress "Fokus" in Stuttgart von
Bill Hybels, Pastor und Gründer der "Willow
Creek"-Gemeinde, eröffnet worden. "Die Botschaft der Bibel kann und wird Menschenleben
verändern – auch in Deutschland", sagte Bill Hybels vor über 7.000 Zuhörern in der Stuttgarter
Hanns-Martin-Schleyer-Halle. "Die Kirche ist die
Hoffnung der Welt – doch um die Menschen zu
erreichen, muss sie ihre Probleme lösen und in
verschiedenen Bereichen besser werden." Dazu
braucht es laut Hybels "mutige Leiter und fantastische Menschen", die sich für ihre christlichen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften
einsetzen. Pfarrer, Pastoren und die Leiter der verschiedenen gemeindlichen Arbeitsbereiche
müssten den Mut haben, Probleme frühzeitig anzusprechen und Abhilfe zu schaffen, betonte
der Willow-Creek-Gründer. Dazu gehöre auch die optimale Förderung der Mitarbeiter: Sowohl Über- als auch Unterforderung demotiviere und trage dazu bei, dass Menschen ihr Engagement beenden. Beides sei nicht nur für die Kirche, sondern auch für die betroffenen Mitarbeiter und deren Familien problematisch. "Als Leiter muss ich ein Vorbild für meine Mitarbeiter sein, das richtige Maß zu finden", so Hybels. Leiter mit Leidenschaft, die aber überfordert sind, müssten zu ihrem eigenen Wohle gebremst und wenn nötig ersetzt werden. Hybels
Fazit: "Das eigentliche Rezept ist nicht Geld oder die richtige Strategie, sondern es sind fantastische Menschen. Nach 36 Jahren bei 'Willow Creek' bin ich optimistischer denn je."
Hybels sagte auch, dass er sich seit dem Beginn der Willow-Arbeit vor 15 Jahren noch mehr
erhofft habe. Deutschland sei ein Land der Ingenieure und Ideen, zum Beispiel wenn es um
Autos gehe. Die Professionalität der Deutschen in technischen und wirtschaftlichen Gebieten
solle auch auf Kirchen und Gemeinden übertragen werden.
Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, erwartet von dem Kongress "wertvolle Denkanstöße" auch für die Gemeinden in der Region.
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"Wir wollen uns auch neuen Ideen und kreativen Herausforderungen nicht verschließen." So könne das Evangelium
wieder mehr ins Zentrum rücken und auch in der Gesellschaft Gehör finden.
Das Ziel des "Willow-Creek"-Kongresses sei es, Gemeinden
zu "inspirieren", betonte der 1. Vorsitzende von "Willow
Creek Deutschland/Schweiz", Ulrich Eggers, auf der Pressekonferenz der Veranstaltung. Kirchen und Gemeinden in
Deutschland hätten erkannt, dass Führung und Leitung
wichtig sein. Viele Prinzipien, die in der Wirtschaft gelten,
könnten auch auf Gemeinden übertragen werden, so Eggers. Man wolle nicht etwa eine neue "Willow-Creek"-Gemeinde gründen: "Willow ist unverdächtig". Bei der Arbeit,
die "Willow Creek" in Deutschland leiste, gehe es darum,
Denkanstöße zu geben: "Inspirieren, Fragen stellen und Erfahrungen austauschen – das ist das Ziel", erklärte Eggers.
Er forderte, dass Kirche relevant sein müsse.
Das Thema des Leitungskongresses heißt "Fokus". Man wolle sich die Frage stellen: "Was
ist unaufgebbar wichtig, worauf kommt es an? Wir wollen ein Gespür vermitteln für das, worauf Gemeinden sich konzentrieren", sagte der Geschäftsführer von "Willow Creek Deutschland/Schweiz", Karl-Heinz Zimmer. "Willow Creek Deutschland" sei eine "Grassroots"-Bewegung, die von der Basis der Gemeinde ausgehe. Die Menschen würden mit Leidenschaft in
ihre Gemeinden zurückkehren: "Manchmal kracht's dann auch, weil manche zu begeistert
sind." Es gehe nicht um große Zahlen, sondern um den Einzelnen, sagte Eggers. Allerdings
seien positive Auswirkungen auf deutsche Gemeinden meist erst nach ungefähr acht Jahren
feststellbar: "Es dauert ein Stück länger, die dicken Bretter zu bohren." Die Arbeit von "Willow
Creek" sei kein "Trick, sondern harte Arbeit, Leidenschaft".
Veranstalter ist "Willow Creek Deutschland", eine Organisation, die regelmäßig Kongresse
für Mitarbeiter aus Kirchen und
christlichen Gemeinden durchführt.
Der Name "Willow Creek" stammt
von einer gleich lautenden christlichen Gemeinde in South Barrington
bei Chicago, die nach Angaben des
Leiters von Willow Creek International, Gary Schwämmlein, pro Wochenende zwischen 22.000 und
25.000 Gottesdienstbesucher verzeichnet. Das Gemeinde-Budget
von ungefähr 40 Millionen Dollar
stamme aus Spenden aus der Gemeinde. Die "Willow Creek Community Church" ist weltweit für ihre sozialdiakonischen Dienste bekannt,
beispielsweise in der Familien- oder
Suchtberatung.
Für mich waren diese Tage wieder ein ermutigendes, inspirierendes Highlight, ein starker Impuls, der im Gemeindealltag wohltuend nachklingt. Zum nächsten Leitungskongress (6.2.8.2.2014 Congress Center Leipzig) möchte ich meinen KV mitnehmen.
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