Nr. 1/2015 - Zürcher Kantonalbank

Transcrição

Nr. 1/2015 - Zürcher Kantonalbank
Zürcher
Wirtschafts
Magazin
Das Magazin der Zürcher Kantonalbank 1 1 / / 2015
Zürich und die Welt
Zürich – wir kommen
Warum sich Konzernzentralen
in Zürich ansiedeln
Schwarz auf Weiss
Die Erfolgsgeschichte der
Schweizer Typografie
Olaf Breuning
Künstlerleben in New York
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Wer die Zürcher Bahnhofstrasse hinunterschlendert, die feilgebotenen
Waren in den Auslagen anschaut und sich dann zurückerinnert, wird
nicht um die Erkenntnis herumkommen: Die Welt hat Einzug gehal­
ten. Apple Store: ja, Papeterie: Fehlanzeige. Wo Bally einst Schuhe
und Lederwaren anpries, verkauft Zara heute modische Massenware.
Und: Wo ist bloss der Blumen Krämer? Man mag diese Entwicklung
bedauern oder begrüssen, die Globalisierung macht vor unseren Grenzen nicht halt.
Sie kennen uns im Kontrast dazu als «die nahe Bank». Mit anderen Worten als die
Bank, die Ihre Sprache spricht, die vor Ort zu Hause ist und die Eigenheiten der
Region seit weit mehr als 100 Jahren kennt. Angesichts der Globalisierung könnte
das unzeitgemäss erscheinen. Wir sind aber vielmehr der Überzeugung, dass die
starke zürcherische Identität und die grenzüberschreitende Offenheit zusammen die
beste Basis für eine gesunde Entwicklung unserer Region sind.
Für uns ein guter Grund, diese Ausgabe des Zürcher Wirtschaftsmagazins dem
­Thema «Zürich und die Welt» zu widmen. Wir zeigen darin, was den Grossraum
Zürich für internationale Unternehmen attraktiv macht, und stellen Ihnen er­
folgreiche Menschen vor, die im Ausland gefeiert werden, und vielleicht zu Ihrem
Erstaunen Zürcher Wurzeln haben. Oder lesen Sie, wie Schweizer Typografie die
Welt erobert hat.
Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre.
Christoph Weber
Leiter Private Banking, Zürcher Kantonalbank
Impressum Herausgeberin: Zürcher Kantonalbank Redaktion: Franziska Imhoff, Othmar Köchle (Chefredaktoren), Roman Oberholzer (stv. Chefredaktor), Luca Aloisi, Lucrezia Gilli
Mitarbeit: Dr. Cornelia Luchsinger, Jürg Puppikofer; Thomas Peterhans, Corina Hany, AWP; Marlies Keck, openup Gestaltung: Minz, Agentur für visuelle Kommunikation,
www.minz.ch Bildquellen: gettyimages (Titelbild); Minz (Komposition S. 4 –7 aus Bildern von iStockphoto, Komposition S. 14 aus Bildern von iStockphoto, Raymond Christe,
Vreni Beeler und Marta und Ernst Triet, Illustrationen S. 16–18); ZVB (S. 8 – 9 rechts) Druck: pmc, Oetwil am See, erscheint viermal jährlich Abonnemente: Gratisabonne­mente oder Adressänderungen mit dem beiliegenden Talon oder telefonisch 0844 850 860 Adresse der Redaktion: Zürcher Kantonalbank, Redaktion ZWM, Postfach, 8010 Zürich,
[email protected], Telefon 044 292 20 75 Auflage: 55’000 Copyright: Zürcher Kantonalbank. Nachdruck nach Absprache mit der Redaktion unter Quellenangabe gestattet.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Inhalt
Fokus Zürich und die Welt
04
08
10
Zürich – wir kommen
Für internationale Unternehmen
hat Zürich viel zu bieten
Alte Liebe rostet nicht
Das zweite Leben der blau-weissen
Mirage und Karpfen
Zürcher klein gehn allein …
Sie brachen auf in die Welt und
hinterliessen Spuren
14
16
34
Zurich ist nicht allein
Zurich gibt es auch am Watten­­meer oder in Illinois: eine globale
Nabelschau
Schwarz auf weiss von A bis Z
Schweizer beschriften die Welt
«Ich werde nie kapieren,
warum wir hier sind»
Olaf Breuning erobert die
Kunstwelt New Yorks
20
Aktuell
Die Zürcher Kantonalbank engagiert sich, Sie profitieren.
22
Ihre Bank
«Mit Swisscanto haben wir unser Standbein im
Anlagegeschäft gestärkt»
Martin Scholl, CEO, zur Übernahme des Gemeinschaftswerks
der Kantonalbanken
26
Alfa Klebstoffe AG gewinnt den KMU-Preis 2015
Ausgezeichnete KMU im Bereich Nachhaltigkeit: alle Gewinner
28
Auf allen Kanälen für Sie da
Facebook, Twitter und Konsorten: einfacher in Kontakt bleiben
29
Immobilienangebote
30
Geld und Anlagen
Ein Paukenschlag mit Nachhall
Aufhebung des Euro-Mindestkurses und die Folgen
32
Aktuelle Wirtschaftsprognosen
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1 / 20153
Fokus Zürich und die Welt
Zürich – wir kommen
Teure Arbeitskräfte, hohe Landpreise, träge direktdemokratische Prozesse: Das alles scheint
internationale Unternehmen wie Garmin, Crown Packages oder das Vorzeigeunternehmen
Google nicht abzuschrecken, sich in der Region Zürich anzusiedeln. Denn: Der Wirtschaftsraum Zürich hat viel zu bieten. Eine Standortbestimmung. Von Othmar Köchle
Falls Sie, um zuverlässig anzukommen, auf ein Navigationsgerät mit GPS-Technologie vertrauen, so ist es
nicht unwahrscheinlich, dass Sie ein Produkt der
Firma Garmin verwenden. Das Unternehmen wurde
1989 in Taiwan gegründet. Heute ist es ein interna­
tionaler Konzern mit mehr als 10’000 Mitarbeitenden,
der im Jahr 2013 2,63 Milliarden Dollar um­setzte. Im
Zuge des NASDAQ-Börsengangs verlegte er im Jahr
2000 seinen Sitz auf die Cayman-Inseln und über­
siedelte dann 2010 in die Schweiz. Die Änderung er­
möglicht die Ausweitung der globalen Tätigkeit des
Unternehmens und verbessert seine Reputation als ein
internationales Spitzenunternehmen mit Tätig­keits­
schwerpunkten in Asien, Europa und Nordamerika.
Wäh­rend die Produktion an verschiedenen Stand­
orten in den USA und in Asien verweilt, ist der Sitz der
Firma jetzt Schaffhausen. Kein untypisches Vorgehen
für einen multinationalen Konzern. Für die Verlegung
des Sitzes ist die Wirtschaftsregion Zürich, die aus
interna­tionaler Warte bis weit in die Ostschweiz, Innerschweiz und den Aargau reicht, offensichtlich eine
gute Option. Garmin nennt die ausgezeichnete Anbindung an den öffentlichen Verkehr, die zentrale Lage
in Europa und die hervorragende Lebensqualität als
Faktoren, die mit eine Rolle spielten.
Dosengigant sucht europäischen Hauptsitz
Ähnlich klingt es bei Crown Packaging. Möglicher­
weise kennen Sie das Unternehmen nicht, haben aber
bestimmt schon x-fach dessen Produkte verwendet,
vermutlich sogar täglich. Crown Packaging ist der welt­weit führende Hersteller von Metallverpackungen
und setzt mit Getränkedosen, Sprühdosen, Metallverschlüssen oder Konservenverpackungen jährlich
mehr als 9 Milliarden US-Dollar um. Nach Prüfung verschiedener Standorte für den europäischen Sitz hat
sich der weltweit führende Hersteller für das zugerische
Baar entschieden und den Entscheid nie bereut.
Jerry H. Gillford, Geschäftsführer der Crown Packaging
Europe GmbH, schwärmt von der Unterstützung der
Verwaltung, der Infrastruktur und der verkehrstechnischen Anbindung der Region.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Einer der grössten Konkurrenten im Dosenmarkt, Ball
Packaging, ein Unternehmen, das allein in Europa
1,3 Milliarden US-Dollar umsetzt, hat seinen EuropaHauptsitz derweil in Zürich Oerlikon aufgeschlagen.
Zürich als europäische strategische Entscheidungszen­
trale und damit Brennpunkt der Dosenindustrie:
Wer hätte das gedacht?
SABMiller verlegt Einkaufs- und Produktions­
kette nach Zug
Neben Dosen ist auch Doseninhalt in der «Greater
Zurich Area» vertreten. Seit 2007 ist einer der grössten
Bierbrauer und Getränkehersteller mit seiner Euro­
päischen Zentrale in Zug angesiedelt. Der SABMillerKonzern hat Marken wie Grolsch, Perroni, Pilsner
oder Miller, um nur die klingendsten Namen der über
200 Biere zu nennen, im Konzern zusammengefasst
und setzt damit jährlich zirka 20 Milliarden US-Dollar
um. Dieter Schulze, CEO von SABMiller Procurement,
schätzt den Standort als Drehscheibe für Innovation gepaart mit unerreicht hoher Lebensqualität und vor­­
bildlicher Verkehrsinfrastruktur. Als es dann vor eini­gen
Jahren darum ging, den europäischen Einkauf zu
zentralisieren, zögerte der Konzern nicht lange und
beschäftigt heute über 100 Mitarbeitende, um alle
zentralen Aktivitäten in der Einkaufs- und Produktions­
kette vom Standort Schweiz aus abzuwickeln.
Im Hürlimann-Areal spricht man Englisch
Der Internetriese – oder muss man heute sagen – der
technologische Mischkonzern Google hat vor zehn
Jahren sein Büro am Limmatquai mit einer Handvoll
Mitarbeitenden eröffnet. Inzwischen schreibt das
Unternehmen weit über 10 Milliarden Gewinn jährlich
und setzt in Europa nach wie vor auf den erstklassigen Standort Zürich für die Entwicklung innovativer
Produkte wie zum Beispiel Google Maps oder Gmail.
Nach mehreren Umzügen arbeiten für den Konzern
heute im Hürlimann-Areal 1’500 Menschen aus 75
Ländern. Damit ist Google Zürich der grösste Entwicklungsstandort Googles ausserhalb der USA. Man
spricht Englisch. Entscheidend für die Präsenz in der a
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/20155
Fokus Zürich und die Welt
Schweiz sei einerseits die Lebensqualität, die man den
hochqualifizierten Mitarbeitenden hier bieten könne,
andererseits schätze man die Nähe zur ETH Zürich und
zur EPFL, ihrem Pendant in Lausanne. Diese Gründe
bewogen Google, weiter in den Standort zu investieren.
Das Unternehmen mietet zirka 50’000 Quadratmeter
Bürofläche an der Europaallee, die zwischen 2015 und
2020 etappenweise bezogen werden sollen, ohne
dass die bestehenden Standorte aufgegeben werden.
Die Rolle der Investitionssicherheit
Jede Investition, auch diejenige in einen Standort, ist
ein Risiko. Ein zentraler Faktor für den Entscheid,
längerfristig in einer Region zu investieren, ist deshalb
die Berechenbarkeit des Risikos. Ist die Region ge­
sellschaftlich stabil? Wie verhält sich die Währung? Wie
stabil ist die politische Landschaft? Investiert der
Staat in seine Infrastruktur? Erlebt das Unternehmen
bei den Steuern unangenehme Überraschungen?
Hinsichtlich dieser Faktoren hatte und hat die Schweiz
ein erstklassiges Image. Das zeigen auch die Befragungsergebnisse des Swiss Attractiveness Survey 2014.
Der Standort Schweiz überzeugt die befragten inter­
nationalen Investoren insbesondere durch Stabilität und
Qualität: Von den zur Auswahl stehenden Kriterien
werden 15 von 15 Standortfaktoren ausnahmslos als
attraktiv bezeichnet. Allen voran erhält die Lebensqualität in der Schweiz Bestnoten (92 Prozent bewerten diese als sehr bzw. eher attraktiv), das stabile
politische System samt zuverlässiger Verwaltung (92 Prozent), die Stabilität des sozialen Klimas (90 Prozent)
und die Stabilität des Frankens (89 Prozent) werden
ebenfalls wertgeschätzt. Der Grossteil der befragten
Manager geht davon aus, dass die Schweiz auch im
Jahr 2020 ein sehr erfolgreicher Standort sein wird,
den ein hohes Mass an Innovationskraft und Qualität
auszeichnen werden. Zu den meistgenannten Her­
ausforderungen gehören der Fachkräftemangel, der
wirkungsvollere Einsatz des Bildungssystems und die
Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
bei der bevorstehenden Unter­nehmenssteuerreform.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Fragezeichen sind aber
auch auszu­machen.
Insbesondere die un­be­antworte­te Frage,
wie die Einschränkungen im
freien Personenverkehr mit Europa umgesetzt werden,
scheint dem Standortmarketing erste Dämpfer zu­
zufügen. Generell ist der Zugang zu den europäischen
Märkten ein Schlüssel bei der Ansiedlung grosser
internationaler Unternehmen. Im Zuge der Verwerfungen auf dem Devisenmarkt ist wohl auch das Ver­
trauen in die Berechenbarkeit des Franken­kurses leicht
erschüttert.
Rationale und emotionale Standortfaktoren
Die geringe Steuerbelastung, die politische Stabilität,
die Top-Infrastruktur, die gute internationale Verkehrsanbindung oder der Nachschub hochqualifizierter Arbeitskräfte aus den Bildungsinstituten sind
immer wieder genannte Faktoren, die für internationale Grossfirmen beim Standortentscheid eine Rolle
spielen. Neuere Studien zeigen indessen, dass im Entscheidungsprozess ein ganzes Set von Faktoren zum
Tragen kommt, die auf der einen Seite rational, hart
und ökonomisch sind, auf der anderen Seite aber
emotional, weich und ausserökonomisch. So kann man
sich durchaus mit Recht fragen, welche Rolle bei der
Entscheidung Googles für Zürich die Tatsache gespielt
hat, dass der Vizepräsident von Google in Zürich
studiert hat oder dass die Forschungschefin eine Professur in Lausanne inklusive Familiennachzug er­
halten hat. Die Entscheider sind am Ende nicht nur
ökonomische Wesen. Sie nehmen zum Beispiel den
herzlichen Empfang von Vertretern politischer Behörden ganz persönlich wahr, schauen sich nach Wohn­
eigentum um, knüpfen Kontakte. Diese weichen
Fak­toren völlig auszublenden, wäre falsch. Bei ähnlichen ökonomischen Ausgangslagen können diese
emotionalen Beweggründe durchaus den Ausschlag
geben für: «Zürich – wir kommen» oder «sorry,
Zürich». k
«Die Erosion unserer Standortfaktoren
hat begonnen»
Sonja Wollkopf Walt, Managing Director bei Greater Zurich Area AG, schätzt im Interview
die Konkurrenzfähigkeit der Region ein und schildert, was internationale Unternehmen
aktuell am meisten bei der Wahl eines Standorts beschäftigt. Von Othmar Köchle
Sonja Wollkopf Walt, von welchen jüngsten
Erfolgen der Standortförderung können Sie uns
berichten?
Sonja Wollkopf Walt: Am wichtigsten sind mir nicht
die jüngsten, sondern jene Erfolge, die sich als nachhaltig erweisen. Deshalb freut es mich, dass 88 Prozent
der mit unserer Hilfe angesiedelten Firmen nach wie
vor im Grossraum Zürich tätig sind. Das zeigt eine Ana­­ly­se, die wir in Auftrag gegeben haben. Mit anderen
Worten: Es konnten sehr viele bleibende Arbeitsplätze
geschaffen werden.
Wie steht Zürich punkto Standortfaktoren gegenwärtig im internationalen Vergleich da?
Die Metropolitanregion Zürich ist einer der wettbe­werbs­
fähigsten Standorte weltweit. Die Herausforderung
ist, in der Spitzengruppe zu bleiben, denn die Erosion
unserer hervorragenden Standortfaktoren hat begonnen und ist vorwiegend hausgemacht. Passiv darauf
zu hoffen, dass wir genügend innovativ sind, unsere
Rechtsverbindlichkeit und die Verfügbarkeit von Fachkräften gesichert sind, reicht nicht. Wir müssen uns –
gemeinsam mit Politik und Behörden – aktiv darum
bemühen, diese Assets zu erhalten und auszubauen.
Wo im Ausland sehen Sie unsere härteste
Konkurrenz?
Das Werben von Wirtschaftsstandorten um internatio­
nale Firmen ist in den vergangenen Jahren viel härter
geworden. Insbesondere in Westeuropa wird der Wett­
bewerb um Unternehmen mit hoher Wertschöpfung
immer aggressiver. International hat sich das Standort­
marketing stark professionalisiert, Methoden und
Kampagnen sind zuweilen sehr aufwendig und kostspielig.
Was hören Sie am meisten, wenn Unternehmen
ihren Entscheid, sich in Zürich anzusiedeln, begründen?
Kurz zusammengefasst: Stabilität, Qualität, Innovation
und ideale Vernetzung sowie gute Verfügbarkeit von
Fachkräften. Forschung, Entwicklung und Produktion
sind hier räumlich eng konzentriert und ideal aufeinander abgestimmt. Dazu kommen die immer wichtiger werdenden weichen Standortfaktoren wie
Lebensqualität, Sicherheit und eine intakte Umwelt.
Welchen Einfluss sehen Sie in aktuellen poli­ti­
schen Projekten, wie der Unternehmenssteuerreform III (USR III) und der Umsetzung der Mas­
seneinwanderungsinitiative?
Die Vermittlung und Erklärung der relevanten Gesetzgebungsprozesse ist heute eine wichtige Aufgabe des
Standortmarketings. Wir müssen der aufkommenden
Skepsis am Selbstverständnis der liberalen Schweiz
ent­gegentreten. Der Entscheidungsfindungsprozess
für eine Ansiedlung dauert heute länger als vor
einigen Jahren. Das führe ich auch auf die Diskussionen um künftige Steuerregimes und auf die offenen
Fragen zurück, welche die Schweiz mit der EU zu klä­ren
hat. Wenn es mit der USR III gelingt, die Steuerbe­
dingungen international kompatibel und vorbildlich zu
gestalten, können wir viel gewinnen. Was die Um­
setzung der Masseneinwanderungsinitiative angeht:
Ich bin zuversichtlich, dass wir hier einen zukunft­
weisenden Weg finden. Denn die EU und die Schweiz
sind wichtig füreinander. k
Sonja Wollkopf Walt ist Managing
Director der Greater Zurich Area
AG (GZA), einer Public/Private
Partner­s hip für Promotion und
Marketing des Metropolitanraums Zürich. Als dienstleistungsorientiertes Kompetenzzentrum
ver­mittelt GZA zwischen ansiedlungsinteressierten inter­nationalen Unternehmen und lokalen Ansprüchen und
Interessen.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/20157
Fokus Zürich und die Welt
Alte Liebe rostet nicht
Spricht man von erfolgreichen Zürcherinnen und Zürchern in aller Welt, darf man sie nicht
vergessen: die 20 Meter lange und 25 Tonne schwere blau-weisse Mirage. Nach über
40 Jahren Einsatz in den Strassen der Limmatstadt haben die unverkennbaren Trams nach
ihrem Ausscheiden 2010 in der Ukraine eine neue Heimat gefunden. Von Jürg Pupikofer
Die vorliegende Geschichte könnte auch den Titel «Man
lebt nur zweimal» tragen. Wer zum Ende des letzten
Jahrhunderts in Zürich gelebt hat, kennt sie. Die bullig
und robust wirkenden Tramwagen waren damals der
ganze Stolz auf dem Zürcher Netz: die Mirages. Heute
sind sie es in der 380’000 Einwohner zählenden
Stadt Winniza, 250 Kilometer süd­westlich von Kiew,
wo sie weiterhin gute Dienste leisten.
Eine lange Karriere nimmt ihren Anfang
Aber warum eigentlich «Mirage»? In Zürich tragen
alle Tramtypen spezielle Namen. So gab es früher
«Schnellläufer», «Elefanten», «Pedaler», «Kurbeli»,
und heute fahren «Sänften», «Ponys» und «Cobras»
durch die Stadt. Zurückzuführen waren diese prägenden Namen immer auf Ereignisse aus der Beschaffungszeit oder auf die Eigenschaften der Tramwagen.
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In der Ukraine unverzichtbar
Schon nach dem Ausscheiden der ersten Wagen stellt
sich die Frage: Was macht man mit robusten, weitgehend mechanischen Fahrzeugen, die bei guter Wartung noch weitere 12 bis 15 Jahre gute Dienste
leisten könnten? Verschrotten? Verkaufen? Verschenken?
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Die Verkehrsbetriebe und die Stadt Winniza in der
Ukraine benötigte dringend Tramwagen. Bereits
in der Vergangenheit half das Staatssekretariat für
Wirtschaft (Seco) in Osteuropa mit Projekten zur
raschen und nachhaltigen Verbesserung des öffentlichen Verkehrs. Am 1. April 2008 war es dann so
weit. Nachdem die VBZ bereits im Februar 2007 die
«Karpfen» in die Ukraine geliefert hatten, wurden
die ersten Mirages mit dem eigens dafür aufgebauten
Kran auf die Güterwagen gehievt und nach dem
letztmaligen Überqueren der Zürcher Tramschienen
an der Badenerstrasse auf die lange Reise nach
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Unverwüstlich, zäh und lange unverzichtbar
Der erste Einsatz einer Mirage fand am Freitag, 1. April
1966, statt. Auf der damaligen Hauptlinie 7 zwischen
Wollishofen und Bahnhof Oerlikon bzw. Seebach, später
auch auf den Linien 2, 3, 4, 8 und 13, wo sie jahre­lang
das Zürcher Stadtbild prägten. Nicht verschont blieben
die Mirages während ihrer l­angen Zürcher Karriere
Die Ablieferung neuer Tramwagen mit barrierefreien
und ebenerdigen Zutritten läutete ab 2007 das Ende
der Mirage-Ära ein. Nach jeder Inbetriebnahme wurden einige Gelenkwagen aus den 1960ern abgestellt
oder für Spezialzwecke, beispielsweise als Ausstellungstram für die neue Tramstrecke Zürich-West, verwendet. Am 30. Juni 2010 war es dann so weit: Der
endgültige Abschied war gekommen. Die beiden Wagen
1685 und 1688 als Doppeltraktion rückten ein letztes
Mal ins Depot Elisabethenstrasse ein. Das war’s dann
wohl. Oder doch nicht?
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Ähnlich wie damals bei der Beschaffung von MirageKampfflugzeugen der Schweizer Armee kam es bei
der Erneuerung der Zürcher Tramflotte zu einer erheblichen Kostenüberschreitung, welche die politischen
Dis­kussionen anheizte. Deshalb erhielten diese neuen
3-teiligen Gelenkwagen schon bald den Namen Mirage. Beschafft wurden die Mirages in den Jahren 1966
bis 1969. Ende der 1950er Jahre fehlte es der VBZ
an Personal. Man erwog, den mitfahrenden Kondukteur durch Billettautomaten zu ersetzen. Im Jahre
1960 lieferte die Schweizer Maschinenindustrie einen
ersten zweiteiligen Prototypen ab, 1961 ein dreiteiliges Doppelgelenkfahrzeug. Die Erkenntnisse aus diesen
beiden Prototypen führten schliesslich zur Produktion
der Mirages. Ab Wagennummer 1677 wurden keine
Kondukteur-Kabinen mehr eingebaut, die angestrebte
Abschaffung des Kondukteurs wurde 1969 Realität.
von Unfällen. In wochen- bzw. monatelanger Arbeit
wurden die Fahrzeuge auf­wendig repariert. Ausrangiert
oder verschrottet wurden sie nur aunahmsweise. Am
18. Juli 1986 kam es zu einem spek­takulären Unfall des
Wagens 1708. Beim Rangieren am Escher-Wyss-Platz
«entlief» die «Blinde Kuh», ein führerstandloser Triebwagen, und prallte nach einer führerlosen Fahrt
durch die Limmatstrasse am Zür­cher Hauptbahnhof auf
einen Kurszug der Linie 11. Diese Reparatur kam
ebenfalls einem Neubau gleich.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
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01 Die Bevölkerung in Winniza hat die Zürcher Mirage gut aufgenommen.
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Kalkbreite. Mirage 1607 war eines der wenigen Fahrzeuge, welches
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mit einem speziellen Kran auf die SBB-Wagen gehievt.
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Zentralwerkstätte werden die einzelnen Tramwagen am 29. Juni 2010
1616 warten am 19. August 1991 auf ihren Einsatz im alten Depothof
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02 Die Mirages werden für die Reise nach Winniza vorbereitet. In der
03 Pause. Die drei Mirages mit den Fahrzeugnummern 1662, 1607 und
nicht in die Ukraine ging. Sie wurde nach einem Defekt verschrottet.
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Vor ihrem ersten Einsatz in der neuen Heimat wurden die Wagen erneuert und für weitere 12 bis
15 Jahre Einsatzdauer ertüchtigt. Sie haben einen
neuen Anstrich erhalten, weiterhin in den Zürcher Farben Blau und Weiss. Zudem erhielten die Wagen grössere und beheizbare Rückspiegel, Bremslichter und neue Blinker. Geblieben sind im Inneren des
Fahrzeugs die Tafeln mit dem Baujahr und den
Angaben zum Hersteller. Die restlichen Beschriftungen
wurden ins Ukrainische übersetzt und dort, wo
früher die Werbung hing, heisst es nun in der Landessprache: «Die Stadt Zürich und die Schweiz
grüssen die Stadt Winniza». k
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«Die Zürcher Trams bringen uns ein Stück näher zu
Europa», wird der stolze Direktor der Verkehrsbetriebe von Winniza, Wolodymyr Bugajtschuk, zitiert,
damals noch nichts ahnend von den russischen
Hegemonialansprüchen, welche die Ukraine aktuell
in Bedrängnis bringen. Die Bevölkerung schätzt
die zuverlässigen Zürcher Trams. Der grosse urkrainische Fernsehsender STB war sich nicht zu schade,
einen Beitrag in den Nachrichten über die blauweissen Geschenke zu machen, worin sich einige Passagiere anerkennend äussern.
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Bereits nach der ersten Lieferung in die Ukraine
war klar, dass auch die restlichen nicht mehr gebrauchten Zürcher Mirages willkommen waren.
Sie haben sich bewährt und sind heute der Stolz von
Winniza. Bis zur letzten Lieferung am 23. November 2011 gingen mehrere Güterzüge von Zürich mit
Mirages im Gepäck in Richtung Osten.
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Winniza geschickt. Die VBZ stellten die Mirages
kostenlos zur Verfügung, das Seco finanzierte den Transport, die Inbetriebsetzung, die Beschaffung von
Ersatzteilen und die Schulung des lokalen Personals.
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Fokus Zürich und die Welt
Zürcher klein gehn allein ...
So manche Zürcherinnen und Zürcher zog es in die weite Welt – und sie wurden auf ihrem
Weg mit Erfolg belohnt. Ein Streifzug durchs «World Wide Web», auf den überraschenden
Spuren einiger Kantonsvertreter, die ihr Glück weit weg von Zürich gesucht und gefunden
haben. Von Lucrezia Gilli; Illustrationen: Kornel Stadler
Über Brücken
musst du gehn
Auf seinem Weg von Feuerthalen nach New York
konstruierte Othmar Hermann Ammann weit mehr
als sieben Brücken – und stellte zwei Weltrekorde auf.
1898 schrieb sich der 18-Jährige im Eidgenössischen
Polytechnikum Zürich ein und studierte Bauingenieurwesen. Seine Entscheidung war während des Prakti­kums auf der Baustelle der ersten Kabelhängebrücke
Deutschlands am Bodensee gefallen. Weiter ging’s nach
Brugg und Frankfurt, und 1904 lockten die Flüsse von
New York. Othmar Ammann reiste mit dem Vorsatz,
zwei Jahre Erfahrungen zu sammeln – und blieb hängen in der Neuen Welt. Die Alte derweil vergass er
nicht. 1905 heiratete er seine Jugendfreundin und
hatte mit ihr drei Kinder in New York. Als sie 1933
starb, heiratete er wieder eine Schweizerin. Trotz
amerikanischer Staatsbürgerschaft reiste der Ehrendoktor der ETH nicht nur im Ersten Weltkrieg als
Schweizer Soldat, sondern auch all die anderen Jahre
regelmässig für längere Auf­enthalte in seine Heimat
zurück. Hatte er bereits 1931 mit seiner mehr als einen
Kilometer langen George Washington Bridge über
den Hudson River, der bis anhin längsten Hängebrücke,
weltweit für Furore gesorgt, machte sich Othmar Ammann mit 60 zum zweiten Mal selbständig und half
bis zu seinem Tod 1965, mit der 1289 Meter langen
Verrazano-Narrows Bridge einen erneuten Weltrekord
aufzustellen.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Bacchus‘ Ruf
in die Toskana
Erstmals als Dreijährige war Christine Haruka in
Japan. Ihre erste Erinnerung an das Land der auf­
gehen­den Sonne hat sie vom Besuch als Neunjährige
mit ihrem japanischen Vater und der Schweizer
Mutter. Ihre östlichen Wurzeln faszinierten die Gymischülerin schon am Rämibühl. Sie will mehr über
ihr Herkunftsland erfahren als nur das, was sie in den
japanischen Shows sieht. 2009, ein Jahr vor der
Matura, wandert sie aus, um die Schule in Tokio zu
beenden. Bei einem Vorsprechen 2011 entdeckt eine
der grössten Talentagenturen, Horipro, das exotische,
niedlich-witzige «Idol» in der Schweizer Tracht. Und
inzwischen moderiert sie die Shows selber. Seit zwei
Jahren äussert sie sich, in ihrer Rolle eigentlich unüblich, gelegentlich zur Politik Japans. Sie wolle junge
Japanerinnen und Japaner zu mehr politischem Engagement bewegen, sagt sie und bleibt trotz Furore die
gefragte, lustige Moderatorin.
Barbara Widmer kam 1981 als jüngstes Kind mit
ihren beiden Brüdern und den Eltern Brigitte und
Bruno von Zürich aufs Gut Brancaia in der Nähe von
Castillina in die Ferien. Ein Landhaus mit zehn Hektaren Land stand zum Verkauf, eine grosse, aber verlockende Herausforderung für die Familie. Die Widmers nahmen sie an, begannen mit der Bewirtschaftung des toskanischen Landguts und legten einen
Senkrechtstart hin. Bereits 1983 gewann ihr Wein
erste Preise. Auch Barbara zieht sich gern auf die
Località Poppi in Brancaia zurück, entdeckt dort nach
Abbruch ihres Architekturstudiums ihre Faszination
für Wein und bewirbt sich spontan bei einem Biowinzer in Genf. Ein Jahr später entschliesst sich die
Zürcherin zum dreijährigen Studium der Önologie in
Wädenswil und übernimmt danach 1998 den Familienbetrieb. Sie baut das ursprüngliche Ferien­haus der
Familie Widmer zum Agri­turismo-Rück­zugsort um,
folgt weiter mit sicherer Nase dem Ruf Bacchus‘ und
gewinnt unter anderem 2015 zum wiederholten
Male die «Tre Bicchieri», diesmal mit ihrem Brancaia
Chianti Classico Riserva von 2011.
Ihr keckes Lachen
im Gepäck
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201511
Fokus Zürich und die Welt
Auf der Überholspur
nach Kalifornien
Patrick Fuchs hat nicht nur einen zweiten Namen,
sondern führt als Aung Thura schon beinahe ein Doppel­
leben. Der Sohn eines Schweizers und einer Burmesin
wählte stets den direkten Weg zum Erfolg, eine allerdings keineswegs gradlinige Karriere. Nach Abschluss
des Gymnasiums Rychenberg mit Griechisch und Latein
in Winterthur wusste er bereits 1998, dass er einst als
Maschineningenieur die ETH absolvieren würde. Nach
seinem zusätzlichen Master in Wirtschaftswissen­
schaften an der Universität St. Gallen und einem Doktortitel in Banking verfolgte er neben seiner Arbeit bei
der Zürcher Kantonalbank eine weitere Passion: Mit
seiner Eigenproduktion und als Hauptdarsteller der­
selben macht ihn «Shadows of the Past» zum Filmstar
in Myanmar. Der Effretiker erhält diverse Preise, unter
anderem den chinesischen Golden Rooster als bester
ausländischer Schauspieler und zwei Myanmar Aca­
demy Awards. Seine zwei Leben haben ihn manchmal
an Grenzen gebracht, sagt er, aber aufgeben war
keine Option. Davon scheint der 37-jährige Aung Thura
bis heute überzeugt. Als CEO und Gründer der
Firma Thura Swiss berät er seit 2012 internationale
Firmen und Investoren, die in Myanmar Fuss fassen
wollen – und bewegt seine Füsse nebenbei in der ei­ge­
nen Tangoschule.
12
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
1939, mit sieben Jahren, kam der kleine Robert
Anthony Lutz mit seinen Eltern Margaret und Robert
Harry Lutz von Zürich nach New York. Nach seinem
Schulabschluss in Lausanne wurde er Pilot und flog von
1954 bis 1959 Kampfjets für die US-Marines. 1962
absolvierte er seinen Master of Business Administra­
tion in Kalifornien und kehrte wieder zurück nach
Europa, um seine Leidenschaft, Autos, zum Beruf zu
machen. Weiter ging‘s unter anderem als Manager
bei General Motors, bei BMW und Ford, als Vorstand
bei Chrysler. Persönlich setzt der heute bekennende
konservative Republikaner inzwischen auf Hybride und
Elektroautos. Obwohl er bereits seit 1943 patriotischer amerikanischer Staatsbürger ist, spricht er stolz
sein Züritüütsch, das er mindestens zweimal pro Jahr
in der Schweiz auffrische und täglich zu Hause mit
der Familie übe. Der heute 83-Jährige will nicht stillstehen. Ihm werde sonst langweilig: Er schreibt noch
heute Bücher, führt eine Kommunikationsagentur,
gründete erst 2013 eine eigene Autoproduktion und
sitzt im Verwaltungsrat von VIA Motors.
Auf vielen Wegen
nach Myanmar
Der indirekte Draht
zum Silicon Valley
«Austin Powers», «Godzilla» oder «The Day after Tomorrow» – Ueli Steiger ist einer der erfolgreichsten Zürcher Exporte nach Hollywood. Nach Abschluss sein­es
Englisch- und Kunstgeschichte-Studiums an der
Uni­versität Zürich verschlug es ihn an die London Film
School. Der ruhige, bescheidene Zürcher hört und
schaut viel zu, zieht nach eigenen Angaben mal da-, mal
dorthin und scherzt auch einmal gern. Der Krauskopf
sagt, als Kameramann müsse man sich an ein Zigeunerleben ge­wöhnen und hin und wieder einfach darauf
ver­trauen, dass die nächste Arbeit sich aus den vorhergehenden entwickle. Die Kamera führte er schon für
Roland Emmerich, Dennis Hopper sowie für weitere
Regie-Koryphäen und hat, inzwischen 60-jährig, fast
30 Jahre Hollywood auf dem Buckel. Auf die Frage, wie
er das geschafft hat, sagt er in astreinem Hochdeutsch,
es sei besser, einen kleinen Job in einem guten Projekt
zu machen, als Chef in einem schlechten zu sein.
Von Zürich nach Los Altos ins damals künftige Silicon
Valley zog Hans R. Camenzind bereits 1960, um
sein Elektrotechnik-Studium in Boston und Santa Clara
abzuschliessen. Zehn Jahre später entwickelte der
36-Jährige im Auftrag des damaligen Halbleiter-Herstellers Signetics integrierte Schaltkreise, darunter den
Chip NE 555. Das robuste elektronische Bauelement
blieb dank seiner Stabilität gegenüber Temperaturschwankungen und Versorgungsspannung bis heute
die meistverkaufte integrierte Schaltung. Den jungen
Hans beeindruckte der Erfolg kaum. Er blieb bei seinen
Drähten, galt als bescheidener «Chrampfer» und
gerechter Teamplayer, selbst in Chefpositionen. Freun­de
sagten, er sei diesem Ruf zeitlebens treu geblieben.
Bis zum Schluss entwickelte Hans Camenzind über
150 Chips, und er hatte mehr als 20 Patente inne,
bis er 2012 in seiner Wahlheimat verstarb mit der Bitte,
dem Computer History Museum in Mountain View,
Kalifornien, Geld anstatt Blumen zu spenden.
Mit kleiner
Klappe nach L.A.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201513
Fokus Zürich und die Welt
Zurich ist nicht allein
Die Limmatstadt ist das grösste Zürich der Welt, aber nicht das einzige. Die Suche nach
­Ablegern führt in die kanadische Provinz, ans Wattenmeer, ins Weltall oder zu Vreni, Astrid
und Ray. Von Thomas Peterhans
Tausend Kilometer trennen sie. Mindestens. Vreni lebt
in Kanada, Astrid in den Niederlanden, Ray wohnt in
den USA. Nichts verbindet die drei, bis auf jene sechs
Buchstaben auf der Ortstafel am Eingang ihrer Wohnorte: Z-u-r-i-c-h. «Dass wir in Zurich wohnen, ist aber
reiner Zufall», erzählt Vreni Beeler. Gemeinsam mit
Thomas, ihrem Mann, ist sie vor über 22 Jahren ins
kanadische Zurich ausgewandert, das zweieinhalb
Autostunden westlich von Toronto liegt. Seither leben
Vreni, aufgewachsen im Kanton Schwyz, und Thomas
aus dem Aargau im 800-Seelen-Dorf ihren Traum von
der eigenen Farm. Auf 250 Hektaren Land bauen sie
Weizen, Sojabohnen und Mais an. Ihr Hauptverdienst
14
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
kommt aber nicht vom Feld, sondern aus dem Hühnerstall mit 13’500 Hennen. In Spitzenzeiten liefern die
Beelers 26’400 Eier aus – pro Tag.
Hoffnungsschimmer Amerika
Seine Existenz verdankt das kanadische Provinznest
Frederick Knell. Der Schweizer Auswanderer benannte
die Siedlung 1857 nach seiner alten Heimatstadt und
übernahm auch gleich das Zepter im Ort: Knell eröffnete eine Post, amtete als Lehrer und später auch als
Bürgermeister. 1872 lebten bereits 300 Siedler in Zurich,
das mit dem «Zurich Herald» sogar seine eigene
Zeitung publizierte.
Viele Familien zog es damals
allerdings nicht aus Abenteuerlust in die Ferne, sondern aus
existenzieller Not. In der Schweiz
lebten sie in bitterer Armut,
der Schritt in die USA und nach
Kanada entsprang der Hoffnung
auf ein besseres Leben. Auf dem
Höhepunkt der Auswanderungswelle in den 1880er Jahren schifften
sich allein nach Amerika gegen 82’000
Schweizer für die Fahrt über den Atlantik ein. So
fallen in Nord­amerika insgesamt acht Ortsgründungen mit Zurich im Namen in jene Zeit.
Eine Alpenstadt an der Ostküste
Der bekannteste Ableger der Limmatstadt liegt im
US-Bundesstaat Illinois: Lake Zurich, vom Reisemagazin
«Frommer» einst geadelt als einer «der 100 besten
Orte, um eine Familie zu gründen». Ein Gentleman
namens Seth Paine legte 1896 den Grundstein für
den Ort im Hinterland von Chicago. Angeblich hatte
sich Paine am dortigen 1,5 Kilometer langen Ge­
wässer wie am Zürichsee gefühlt. Ob er die Schweiz
je bereiste, ist allerdings nicht überliefert.
War Lake Zurich einst eine Stadt der Landwirtschaft,
mussten die Farmen bald den Sommerhäusern Platz
machen. Die Reichen aus Chicago entdeckten den
Ort als Naherholungsgebiet. 1930 hatte Lake Zurich
350 Einwohner. 1950 waren es 850, heute sind es
über 20’000.
Einer der Bewohner ist Raymond «Ray» Christe. Der
Bieler reiste als junger Ingenieur für einen Sprachaufenthalt in die USA – und blieb. Lake Zurich ist für
den heute 71-Jährigen der Prototyp einer amerikanischen Kleinstadt. Bis auf ein paar wenige Häuser,
die nach europäischer Bauweise errichtet worden sind,
erinnere in Lake Zurich allerdings fast nichts mehr an
die Schweizer Ursprünge, sagt Ray. Die lokale Handelskammer hatte in den 1970er Jahren zwar versucht,
die Stadt als «Alpine City» zu positionieren, viele Firmen
legten sich damals den Zusatz «Alpine» zu – richtig
geklappt hat das aber nicht. Trotzdem: Das Lake County
hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen von Illinois,
und Lake Zurich ist zwar nicht die reichste Kleinstadt,
doch es gehört zur Upper Class.
Wo Stau ein Fremdwort ist
Weniger erfolgreich ist Vreni Beelers Zurich in Kanada:
Der Ort schrumpft. Ihre drei Söhne im Alter von 16 bis
21 haben die obligatorische Schulzeit zum Glück be­reits hinter sich. Denn vor drei Jahren schloss die
öffentliche Schule, das letzte verbliebene Restaurant
steht inzwischen zum Verkauf. «Wie auf dem Land
üblich, hilft man sich hier aber gegenseitig und hält
stark an Traditionen fest», erzählt Vreni. Spürbar
wird dies beispielsweise am Bean Festival Ende August. Dann versammelt sich das ganze Dorf zum
traditio­nellen Festessen mit weissen Bohnen an Tomatensauce, dazu Chabis und Koteletts. Angereist
kommen die Bewohner mit ihren Pickups, der öffentliche Verkehr ist hier kaum ausgebaut. Doch wer nun
an stockende Autokolonnen und dauernd auf Rotstehende Ampeln denkt, liegt falsch. Stau ist in Zurich
ein Fremdwort. Ein einziges Rotlicht genügt hier, um
den Verkehr zu regeln.
Zwei Pünktchen im Weltall
Verstopfte Strassen – so etwas existiert auch im nieder­­län­di­schen Dorf Zurich nicht. Früher wohnten 400 Menschen hier, heute sind es nicht mal mehr die Hälfte.
Le­diglich zwei gepflasterte Strassen gehören zu Zurich
am Deich sowie das Fischergeschäft «Zurich Hengels­
port» und das Hotel «De Steenen Man». «Natürlich
haben wir auch Gäste aus Zürich», erzählt Astrid
Reemtsa, die gemeinsam mit ihrem Mann Tjerk Bootsma
das Hotel führt. Anders als einige von Zürichs Namensvettern in Übersee geht das Dörflein in den Niederlanden nicht auf einen ausgewanderten Eidgenossen
zurück. Der Name leitet sich vom Fluss Sudereger ab.
Anfangs hiess das Örtchen Sudrich, später Zurich.
Als die Frie­sische Nationale Bewegung vor wenigen
Jahren die niederländische Bezeichnung von der
Landkarte streichen wollte, war der Aufschrei gross.
Hätten sich die Rechten damals durchgesetzt, «wären wir ganz ­vergessen gegangen», sagt Tjerk. Zürich
profitiert näm­lich von der Stadt am Üetliberg. Kein
Zürcher, der nicht einen Abstecher ins Dörflein macht,
wenn er die Abzweigung Zurich passiert. Die sieben
Gästebücher im «De Steenen Man» sind der beste
Beweis. Sie sind voll mit Kritzeleien aus über 60 Jahren, wie das Wirtpaar nicht ohne Stolz sagt. Und stolz
sind sie auch auf den salzigen Garten hinter dem
Haus – das Wattenmeer. Astrid: «Wer Ruhe und Frieden sucht, ist bei uns genau richtig.»
Bestimmt ruhig – zumindest frei von Menschen – ist es
auch in «13025 Zürich». So heisst ein Asteroid im
Weltall. Der Kleinplanet ist denn auch der Einzige, der
mit dem Original das teilt, was Zürich von allen
anderen Namensvettern unterscheidet: zwei kleine
Pünktchen. k
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201515
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Schwarz auf weiss
von A bis Z
Die Schrift- und die Zeichensetzung prägen uns seit der steinzeitlichen Höhlenmalerei und
stellen die Grundlage unserer modernen Wissensgesellschaft dar. Zu den bekanntesten und
heute weltweit populärsten Schriftarten der Welt gehören auch zwei Schweizer Exemplare:
Frutiger und Helvetica. Über die Erfolgsgeschichte Schweizer Typografie. Von Marlies Keck
16
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
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Fokus Zürich und die Welt
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Wenn die
Schrift, wie
der französische Philosoph Voltaire gesagt hat, das
Gemälde der Stimme ist, dann verfügen
Schweizer Schriftsetzer über eine besonders reichhaltige Gemäl­de­galerie. Denn die Schweizer Typografie
trat seit den 1950er Jahren zum weltweiten Siegeszug an und brachte einen ganz neuen «Schweizer Stil»
hervor. Charakteristisch dafür sind Gestaltungsraster,
asymmetrische Darstellungen, wenige Schriftgrade, ex­tre­me Weissräume und der Verzicht auf Schmuck­
elemente und Serifen. Bekannte Namen, die diesen Stil
geprägt haben, sind u.a. Adrian Frutiger und Max
Miedinger. Beides gelernte Schriftsetzer, Absolventen
der Zürcher Kunstgewerbeschule und die geistigen
Väter von Frutiger, Univers, Helvetica und vielen weiteren Schriftarten.
Drucktechnik bringt Schriftarten den Durchbruch
Zu jeder Zeit bis zurück zur Höhlenmalerei hat der
Mensch versucht, über Zeichen zu kommunizieren, und
damit gleichzeitig die Mittel seiner Kommunikation
und somit die jeweilige Kultur dokumentiert. Für den
Höhlenmenschen waren es seine Felszeichnungen,
für die Ägypter die Hieroglyphen und für uns in der
Gegenwart in westlichen Kulturen ist es die enorme
Vielfalt der Schriftarten für unser lateinisches Alphabet.
Trotz vorchristlicher Herkunft – die Schriftlichkeit
er­hielt erst mit der Erfindung des Buchdrucks im 16. Jahr­hundert Bedeutung als Massenphänomen. Bis dahin
konnten nur die wenigsten lesen und schreiben. Und
was es an Handgeschriebenem gab, war Gelehrten,
Kirchenleuten oder Begüterten vorbehalten. Zudem
wurde noch lange nach phonetischen «Regeln»
geschrieben.
Erst die gedruckte Sprache
verlangte mehr und mehr nach einer
geregelten und allgemeinverständlichen
Schreibweise. Die komplexe Satz- und Drucktechnik
in der Nachfolge von Gutenberg – auch «schwarze
Kunst» genannt – löste die handschriftliche Kultur ab
und schuf die Voraussetzungen für die Massen­
fertigung gleicher Produkte. Bis zum 18. Jahrhundert
etab­lierte sich das Buch als Leitmedium der europäischen Kultur. Im 19. Jahrhundert wird Schrift zunehmend zu Plakatierungszwecken genutzt; es werden
kräftige, fette Schriften benötigt, mit ausserordentlich
stark ausgeprägten Serifen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts prägen Jugendstil und Art déco das Zeitgeschehen. Nachdem im Nationalsozialismus die Schrift­ent­wick­lung zugunsten eines Rückfalls auf klassische
Serifenschriften brachgelegen hat, gibt es in der
Mitte des 20. Jahrhunderts mit serifenlosen Schriften
neue Ge­staltungsimpulse.
Der «Schweizer Stil» schafft es ins Museum
Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung und
der rationalen Produktionstechniken im 20. Jahrhunderts galten die Antiquaschriften mit ihren Schnör­
keln und Serifen als zunehmend veraltet. Die Grotesk-Schriften, aufgrund ihrer damals ungewöhnlichen
Erscheinung so genannt, wurden zur neuen Ideologie der modernen Typografie erhoben. Und damit
war auch der Weg für den «Schweizer Stil» geebnet. 1957 wollte der Unternehmer Edouard Hoffmann
mit dem Zürcher Grafikdesigner Max Miedinger eine
Schriftart entwerfen, die so erfolgreich wie die damals
weit- verbreitete «Akzidenz-Grotesk» sein sollte. Sie
entwarfen eine überaus klare, serifenlose Schrift, der
sie den Namen «Neue Haas Grotesk» gaben. Eine direkte Anlehnung an die von Hoffmann geführte Haas’sche
Schriftgiesserei AG. Weil dieser Name für eine internationale Verbreitung kaum geeignet schien, folgte aber
bald die Umbenennung in «Helvetica». In Zeiten
des Bleisatzes war jedoch vor allem die universelle a
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201517
Fokus Zürich und die Welt
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Verfügbarkeit der
Schrift für den weltweiten
Erfolg entscheidend. Noch heute ist
es ähnlich. Denn die Verfügbarkeit mehrerer
gut aufeinander abgestimmter Schnitte macht die
«Helvetica» zu einem perfekten Werkzeug für ein
konsequent umgesetztes Corporate Design.
So erstaunt es auch nicht, dass Miedingers «Helvetica»
die lateinische Schriftkultur so sehr geprägt hat, dass
sie 2007 sogar mit einer Ausstellung im New Yorker
Museum of Modern Art (MoMa) geehrt wurde. Und
darin zeigt sich die wahre Qualität einer Schrift: Sie
verkörpert, was man aus ihr macht. «Die ‹Helvetica›
kommuniziert viele Qualitäten, die wir mit den Schweizern in Verbindung bringen», sagte beispielsweise
MoMa-Kurator Christian Larson anlässlich der Ausstellung. «Das sind die Ideen, die sich mit den Be­
griffen rational, funktional, neutral und universal ver­binden.»
Das A und O ist die Lesbarkeit
Wegen solcher Eigenschaften – sachliche und kühle
Eleganz – werden auch heute noch viele weitere
Schweizer Schriften aus den 1950er und 1960er
Jahren weltweit verwendet. Über 30 Druckschriften
hat alleine Adrian Frutiger kreiert, der zunächst in Zürich
als Grafiker arbeitete, später dann nach Paris ging
und dort sein eigenes Atelier gründete. Zu seinen Krea­
tionen gehören auch weltberühmte Schriftfamilien
wie beispielsweise die «Univers», die er 1957 mit dem
Erscheinungsbild einer Groteskschrift erstellte, die
doch in den Strichstärken variiert. Auch das O wird
nicht mehr als Kreis «gezeichnet», sondern als Oval
«geschrieben». Diese Aspekte sorgen auch bei längeren Texten für eine wesentlich verbesserte Lesbarkeit,
was sicherlich den Erfolg dieser Schrift begründet. So
wird die «Univers» von Audi, der Deutschen Bank
und der Fluglinie Swiss verwendet.
18
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
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Adrian
Frutiger legte
generell grossen Wert
auf die Lesbarkeit seiner Schriften: also auf das A und O der Typografie. Da Schilder an Flughäfen selten frontal betrachtet werden, entwarf er speziell für den Pariser
Flughafen Charles de Gaulle die Schriftart «Roissy»,
die auch aus schrägen Perspektiven und grossen
Entfernungen besonders gut lesbar ist. Die «Roissy»
gab es zunächst nur in zwei Schnitten, normal und
fett, die daraus entwickelte «Frutiger», die u.a. auch die
Hausschrift der Zürcher Kantonalbank ist, umfasst
weitere Schnitte wie beispielsweise kursive.
Zeitlos modern
Mit den neuen Technologien im Umgang mit Schrift
nimmt die Anzahl der entstehenden Schriften rasant
zu. Durch die Nutzung des Computers wird die gra­­fi­sche Produktion schneller, kreativer und es können in
kürzerer Zeit mehr Entwürfe umgesetzt werden.
Dem­­entsprechend werden heute für verschiedenste
Ansprüche unterschiedliche Schriften entworfen.
Gleichzeitig ist das Entwickeln von Schriften mit dem
Computer erheblich vereinfacht worden. Doch
wie man es dreht und wendet: Eines haben die beiden
Schriftgestalter aus der Schweiz mit ihren Schrift­bildern aus den 1950er und 1960er Jahren be­wiesen:
Ihren Schriften sieht man ihr Alter nicht an. Mit
ihrem unaufdringlichen Schriftbild haben sie viele Moden über­dauert. Sie sind auch nach bald 60 Jahren zeitlos frisch und beweisen, dass die Hausschrift
eines Unternehmens nicht extrovertiert sein muss.
Im Ge­gen­teil – Bescheidenheit ist Trumpf. k
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Aktuell
ab Mitte
10.–11.
April
Kurzfilmnacht-Tour
Als einzige in allen Regionen der Schweiz
präsente Kurzfilmveranstaltung bietet
die Kurzfilmnacht dem lokalen, nationalen und internationalen Kurzfilmschaffen
eine Plattform in Schweizer Kinos. Auch
dieses Jahr gastiert die Tour in Zürich
(10. 4. 2015) und Winterthur (11. 4. 2015).
Zu den diesjährigen Highlights gehören
nebst den Kurzfilmentdeckungen aus
der Schweiz auch skandinavische Kri­mi­
nal­filme, ein bild­ge­waltiges MusikfilmProgramm und etwas Hollywood-Glamour mit einer Auswahl an nominierten
Oscar-Kurzfilmen.
April
23.
April
WWF
Naturerlebnistage
Von April bis September organisiert der
WWF Zürich Naturerlebnistage für Kinder
und Jugendliche während der Schulferien
und in der Freizeit. Die erfahrenen Leiterinnen und Leiter begleiten die Kinder
mit einem altersgerechten Programm
durch die Tage. Bei Spiel und Spass wird
das Interesse und die Faszination für die
Natur geweckt und erhalten, zum Beispiel bei der Wasservogelpirsch am Zürichsee, in der Waldwerkstatt oder während
einer Wildschweintour.
www.wwf-zh.ch
ZKB Special:
Avishai Cohen Trio
im Moods
zwei Theatertickets pro Vorstellung.
Ein Jazz-Superstar im Moods! Für viele
ist er einer der besten und aussergewöhnlichsten Bassisten des aktuellen
Jazz: Nun bringt Avishai Cohen mit seinem neu formierten Trio Kompositionen
und Arrangements des neuen Albums
«From Darkness» sowie beliebte Stücke
seines Repertoires auf die Bühne. Begleitet wird Cohen von zwei jungen israelischen Talenten: Nitai Hershkovits am Piano und Daniel Dor am Schlagzeug.
www.kurzfilmnacht-tour.ch
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filmnächten in Zürich und Winterthur
von 5 Franken Ermässigung auf
Eintrittspreis (für maximal zwei
Tickets pro Kundin/Kunde). Weiter­hin gilt: 5 Franken Ermässigung*
auf alle Moods-Konzerte (*maximal
zwei Karten pro Kundin/Kunde).
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20
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
27.–01.
April – Mai
ZKB Jazzpreis
Vom 27. April bis 1. Mai 2015 findet im
Moods im Schiffbau der Wettbewerb um
den ZKB Jazzpreis 2015 als fünftägiges
Festival statt. Es nehmen sechs Bands daran teil. Die beiden besten erreichen das
Finale. Sie spielen um den höchst dotierten Jazzpreis der Schweiz: 15’000 Franken­
für den ersten Rang und 5’000 Franken
für den zweiten. Die Siegerband erhält
zudem das Privileg, am Eröffnungsabend
des jazznojazz-Festivals im Jazzclub der
Zürcher Kantonalbank aufzutreten.
27.
Mai
Doppel Solo: Lorenz
Keiser präsentiert
seine Patenkinder
Im Rahmen des DoppelSolo im Casinotheater Winterthur teilen sich etablierte
Künstler die Publikumsgunst mit ihren
persönlichen Lieblingen. Am 27. Mai prä­
sentiert Lorenz Keiser die sensible Pianistin Silvana Gargiulo und die arrogante
Sängerin Nina Dimitri. Die beiden bieten
kein klassisches Konzert, sondern eine
musikalische Clownerie, eine Komödie,
in der die eine spricht und singt und die
andere stumm ist und Klavier spielt. Doch
am Ende singen sie gemeinsam.
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Winterthur von 10 % Ermässigung
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07.
Juni
Sonntagsführung im
Botanischen Garten
Grüningen
Von April bis Oktober finden jeweils am
1. Sonntag im Monat öffentliche Führungen durch den Botanischen Garten Grünigen statt. Dieser beherbergt eine Vielzahl grosser Bäume aus aller Welt. Und
wer in die Welt subtropischer Pflanzen
eintauchen möchte, begibt sich ins neue
Schauhaus, wo Papaya- und Bananenpflanzen, Begonien, Farne und Sukkulenten prächtig gedeihen.
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Wir verlosen im Januar 5 × 2 Tickets
auf www.zkb.ch/sponsoring.
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201521
Ihre Bank
«Mit Swisscanto haben wir unser Standbein
im Anlagegeschäft gestärkt»
Die bisher von den Kantonalbanken als unabhängiges Gemeinschaftswerk betriebene
Swisscanto geht zu 100 Prozent an die Zürcher Kantonalbank über. Während die Produktmarke Swisscanto bestehen bleibt, geht die Fondsleitung an eine 100-Prozent-Tochter
der Bank, und das Asset Management wird vollumfänglich von der Zürcher Kantonabank
betrieben. CEO Martin Scholl erklärt im Interview, weshalb dieser Schritt für alle Betei­
ligten Vorteile bringt. Das Interview führten Othmar Köchle, Luca Aloisi; Fotos: Dominique Meienberg
Martin Scholl, Ende 2014 kam es wie ein Paukenschlag: Die Zürcher Kantonalbank übernimmt
die Swisscanto zu 100 Prozent. Wie kam es dazu?
Martin Scholl: Ihren Lauf nahm die Geschichte beim
Verwaltungsrat von Swisscanto und vorgängig beim
VSKB, dem Verband der Schweizerischen Kantonalbanken. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen
im Asset Management setzten sich diese 2013 mit der
Eigentümerstrategie des Gemeinschaftswerks aus­
einander. Dabei wurde unter anderem geprüft, ob ein
Verkauf eine sinnvolle Alternative zur Beibehaltung
des Status quo wäre. Im Frühjahr 2014 fasste der Ver­waltungsrat den Beschluss, den Verkaufsprozess
einzuleiten und verschiedene potenzielle Käufer einzuladen. Zu diesen zählte auch die Zürcher Kantonalbank. In mehreren Etappen haben wir unsere Offerte
konkretisiert und am Schluss das Vertrauen der
Swisscanto-Eigentümer gewonnen. Es war ein sehr
zügiger Prozess.
Welcher Gedanke ging Ihnen zuerst durch den
Kopf, als alle CEOs der anderen Kantonalbanken
den Verkaufsvertrag unterzeichnet hatten?
Ich dachte, dass das ein schöner Lohn für die Arbeit
des Projektteams war. Ausserdem war ich froh über
die Einstimmigkeit, die es formal zwar nicht gebraucht
hätte, die aber eine ideale Voraussetzung für die
zukünftige Zusammenarbeit mit dem VSKB und den
Kantonalbanken ist.
Nachdem die Eigentümerstrategie in der Ver­
gangenheit wiederholt ein Thema war, stellt
sich die Frage: Warum kommt es gerade jetzt
zur Übernahme?
Ideen können noch so gut sein, wenn das Timing
aufgrund der Marktlage, der Psychologie oder aus
22
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1 / 2015
anderen Gründen nicht stimmt, dann lassen sie sich
nicht umsetzen. So hat jede Idee ihre Zeit. Das kennt
man im Start-up-Bereich, und das war auch hier so.
Was war dann der ausschlaggebende Grund, dass
im vergangenen Sommer der Zeitpunkt stimmte?
War der Leidensdruck zu gross?
Zwei ausschlaggebende Punkte sind zu nennen: Einerseits die Marktentwicklungen, die bis vor wenigen
Jahren noch als mögliche Szenarien gehandelt wurden
und die uns mittlerweile in verschiedenen Dimensionen als Realitäten begegnen. Nehmen Sie die Folgen
des Bundesgerichtsurteils bezüglich Retrozessionen,
der Zwang zu Grösse, damit die Skaleneffekte spielen.
All das ist eingetroffen. Andererseits haben auch wir
uns in unserem Angebot bewegt. So haben wir uns in
Bezug auf die Markenkennzeichnung verpflichtet,
den Namen Swisscanto beizubehalten. Den Wert, den
Swisscanto in den vergangenen 21 Jahren aufgebaut hat, werden wir erhalten und weiterentwickeln.
Wie hoch ist der Preis, und wie schätzen Sie ihn
ein: Schnäppchen oder Hypothek?
Beim verhandelten Kaufpreis von 360,3 Millionen
Franken plus die erfolgsabhängigen Tranchen zwischen 2016 und 2018 handelt es sich weder um ein
Schnäppchen noch um eine Hypothek, sondern um
einen anständigen, fairen Preis, der die Volumen- und
Margen­entwicklung auch der nächsten Jahre berücksichtigt. Die gestaffelte Abgeltung stellt eine ele­gante
Lösung dar, die für keine Partei Vor- oder Nach­teile
bringt. Wir wollen den EigentümerInnen von heute, die
morgen unsere potenziellen Kundinnen sein werden, auch in Zukunft in die Augen sehen können. Die
Preisgestaltung ist also auch ein Anreiz, für eine über­
blickbare Zeit dabei zu bleiben. a
Jede Idee hat ihre Zeit.
Martin Scholl, CEO, Zürcher Kantonalbank
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201523
Ihre Bank
Leistungen nicht, dann leiden unsere Kunden und
die der anderen Kantonalbanken. Und damit ist unsere
Motivation, möglichst gute Leistungen zu er­bringen, maximal.
Woher kommt das Kapital, das die Bank für
die Übernahme braucht?
Die Zürcher Kantonalbank ist erstens die bestkapi­
talisierte Universalbank der Welt. Zweitens sprechen
wir hier von einer Transaktion, die verhältnismässig
wenig Eigenkapital braucht, weil sie nicht ins Finanzierungsgeschäft investiert, sondern ins Kommissionsund Dienstleistungsgeschäft, eine Geschäftssparte also,
die wenig Eigenkapital braucht. Die nötigen Mittel
für die Übernahme hat die Bank heute schon, oder sie
hat Zugang zu anderen Finanzierungsressourcen.
Wir benötigen also kein weiteres Dotationskapital für
die Transaktion.
Martin Scholl sitzt seit dem 1. Juni 2007 der Generaldirektion der
Zürcher Kantonalbank vor, der er seit 2002 angehört. Er ist
Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung, Vizepräsident des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken und Vorstandsmitglied von economiesuisse. Er wohnt mit seiner Familie
im Kanton Zürich und setzt sich privat als Stiftungsrat des FCZ-­
Museums auch für den Sport ein. In seiner Freizeit betreibt er eine
Vielzahl von Sportarten.
War der Preis das allein entscheidende Argument
für den Zuschlag?
Nein, es war von Anfang an klar, dass nicht der Höchst­
bietende gewinnt. Bei der Entscheidungsfindung
waren andere Faktoren wie Vertrauen, Unternehmenskultur, Psychologie und Emotionen genauso wichtig
wie der Preis. Schliesslich treten die Verkäu­ferinnen in
ein neues Abhängigkeitsverhältnis, und für uns ist
das eine Verpflichtung.
Mussten sich die Kantonalbanken zum Kauf
unserer künftigen Swisscanto-Fondsprodukte
verpflichten?
Nein, in keiner Art und Weise. Einzig und allein die Per­formance unserer Produkte und Dienstleistungen
entscheidet, ob sie bezogen werden. Stimmen unsere
24
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Was geschieht mit der Marke Swisscanto?
Die Marke Swisscanto wird für Fondsprodukte und
für die Stiftungen weiterbestehen. Die Produkte, die
heute Swisscanto heissen, werden auch morgen so
heissen. Und weil diese Produktmarke für Kompetenz
im Anlage-, Vermögensverwaltungs- und Vorsorge­
geschäft stark positioniert ist, gehen wir sogar einen
Schritt weiter: Fondsprodukte, die heute unter dem
Label ZKB fahren, werden künftig zu Swisscanto-Produkten. Wir werden also alle Anlage- und Vorsorge­
produkte unter der Marke Swisscanto zusammenführen.
Die Bank wird mit der Übernahme auf einen
Schlag zum drittgrössten Anbieter im Schweizer
Fondsgeschäft. Wie wichtig ist Volumen in
diesem Markt?
Sehr wichtig. Die Preise sind in den letzten Jahren unter
Druck geraten. Dies als Folge verschiedener Entwicklungen und Themen wie Retrozessionen, der medi­alen
Beachtung der Preisgestaltung im Banking, der ge­
stiegenen Preissensibilität der Kunden auch aufgrund
der schnellen Informationsbeschaffung über viel­
fältige Kanäle. Kommen die Preise ins Rutschen, dann
braucht es wie in der Industrie mehr Grösse und
Volumen, um die nötigen Systeme und Plattformen
zur Verfügung zu stellen und die Profitabilität durch
Skaleneffekte zu halten und konkurrenzfähig z­ u
bleiben. Davon profitieren am Ende auch die Kundinnen und Kunden.
2014 war kein einfaches Jahr. Hätten Sie sich
einen anderen Zeitpunkt für die Übernahme
gewünscht?
Man kann sich den Zeitpunkt ja nicht auswählen. Die
Zeit war reif. Aus Sicht der Bank muss ich aber sagen, der Zeitpunkt liegt schon fast ideal. Das aktuelle
Tief­zinsniveau mit Negativzinsen ist Gift für unser
Zinsengeschäft. Und wir haben momentan keine Anhaltspunkte, dass sich das in naher Zukunft ändern
wird. Mit mehr Volumen im Kommissions- und im
Dienstleistungsgeschäft können wir das teilweise
abfedern. Und das ist die gute Botschaft für Kundinnen
und Kunden, aber auch für den Eigentümer. Mit
diesem Schritt wird die Zürcher Kantonalbank noch
sicherer und stabiler.
Ist das der erste Schritt einer weiterführenden
Integration im Bereich Kantonalbanken?
Nein. Geschäftszweige wie das Hypothekargeschäft
oder das kommerzielle Kreditgeschäft unterliegen
ganz anderen Gesetzmässigkeiten als das Anlagegeschäft, das wir künftig für andere Institute betreuen
werden. Insofern glaube ich nicht, dass man diese Konzentrationsbewegung als einen Schritt in Richtung
der Konsolidierung der Kantonalbanken-Welt darstellen
kann. Angesichts der Chance, die man uns gab, war
unsere Ambition natürlich schon, zum unentbehrlichen
Partner für die Kantonalbanken zu werden. Hinter
diesem Entscheid steht jedoch keine versteckte Agenda.
Swisscanto und Zürcher Kantonalbank führen
heute ähnliche Produkte und erledigen damit die
gleichen Aufgaben. Wie viel lässt sich auf der
Kostenseite durch die Zusammenlegung einsparen?
Mit der Übernahme wachsen zwei Einheiten zusammen, die einige Überlappungen aufweisen. Diese
werden über die Zeit bereinigt, was zu einem Stellen­
abbau führen wird. Wie gross dieser ausfallen wird,
hängt von der detaillierten Evaluation der Produktsortimente ab. Dabei werden wir entscheiden, welche
Produkte zusammengelegt und welche unverändert
im Angebot bleiben. Deshalb können wir heute noch
keine Zahl nennen. Grundsätzlich sorgen wir in der
Kantonalbanken-Welt dafür, dass für alle vom Abbau
betroffenen Mitarbeitenden – aufseiten der Zürcher
Kantonalbank wie von Swisscanto – eine möglichst so­zialverträgliche Lösung angeboten wird. Emotional
ist das immer schwierig.
Welchen Einfluss wird die Zusammenführung auf
die Produktepalette haben?
Die Produktpalette ist in weiten Teilen überlappend,
teilweise aber auch komplementär. Denken Sie an die
ganzen Immobilienfonds von Swisscanto, die eine der
grössten Anbieter ist. Wir haben keinen Immobilienfonds. Andere Produkte konvergieren komplett. Hier
werden wir sicher die Palette bereinigen. Das braucht
aber etwas Zeit und wird in verschiedenen Projekten
evaluiert. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Angebot im Fondsbereich über die Jahre unübersichtlich
und zu gross geworden ist. In der ganzen Finanz­b ran­
che wird es deshalb zu Anpassungen kommen.
Und was heisst die Zusammenführung der Produktepalette für die Kundinnen und Kunden?
Für die Kunden ändert sich prinzipiell gar nichts. Sie
haben sich für eine Anlage entschieden und werden
dafür ein passendes Produkt bekommen. Vielleicht ist
das Produkt mit einem neuen Namen angeschrieben,
es ist aber genau das drin, wofür sie sich entschieden
haben. Die gute Botschaft für die Kunden ist, dass sie
jetzt einen Anbieter mit grösserem Angebot und mehr
Kompetenz gegenüber haben. k
Die Zürcher Kantonalbank übernimmt rückwirkend per
1. Juli 2014 die Swisscanto G
­ ruppe. Mit einem Anteil von
18,1 Prozent ist sie die bisher grösste Aktionärin am Gemeinschaftswerk der Kantonalbanken. Für 360,3 Millionen
Franken erwirbt sie die Anteile der übrigen 23 Kantonal­
banken. Zudem erhalten die Verkäufer in den Jahren 2016
bis 2018 variable Kaufpreisanteile, abhängig vom indivi­
duellen Beitrag an den künftigen Geschäftserfolg. Die Trans­aktion wird nach Vorliegen aller Bewilligungen der in­- und
ausländischen Behörden voraussichtlich im 1. Quartal 2015
vollzogen sein.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201525
Ihre Bank
Alfa Klebstoffe AG gewinnt
den KMU-Preis 2015
Am 28. Januar 2015 überreichte die Zürcher Kantonalbank Preise im Gesamtwert von
150‘000 Franken an fünf KMU mit herausragenden Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit.
Den Hauptpreis holte sich die Alfa Klebstoffe AG. Von Othmar Köchle; Fotos: Tabea Vogel
Der Rahmen war gewohnt feierlich und der Ort dem
Anlass angemessen: Zirka 400 illustre Gäste aus
Poli­tik und Wirtschaft hatten sich in der Umwelt
Arena in Spreitenbach eingefunden, um den Prämierungen im Rahmen des KMU-Preises für nachhaltige Unternehmen der Zürcher Kantonalbank beizuwohnen. Nach einer herzlichen Begrüssung durch
Heinz Kunz, Leiter Firmenkunden, machte Bruno
Dobler im Namen des Bankpräsidiums noch einmal
klar, dass es zum Selbstverständnis der Zürcher
Kantonalbank gehört, sich einerseits für die KMU im
Wirtschaftsraum Zürich einzu­setzen und andererseits diejenigen, die in beeindruckender Weise dem
Geschäftsprinzip der Nachhaltigkeit Rechnung
tragen, in besonderer Weise auszuzeichnen. Dies tut
sie heuer bereits zum sechsten Mal mit dem KMUPreis für nachhaltige Unter­nehmen.
Innovation mit lösungsfreien Klebstoffen
Die Alfa Klebstoffe AG ist seit über 40 Jahren ein
Hersteller von innovativen und umweltfreundlichen
Klebstoffen und in ihrem Bereich international er­
folgreich. Das gesamte Produktsortiment ist lösungsmittelfrei und damit punkto Umweltbelastung un­
bedenklich. Dies führt auch bei der nachgelagerten
26
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Produktion, zum Beispiel von Matratzen, zu gesünderen Arbeitsplätzen und insgesamt zu einer Reduktion von jährlich mehreren 10‘000 Tonnen Lösungsmitteln. Nicht zuletzt damit hat die Alfa Klebstoffe AG die Jury überzeugt, sich gegen 60 Mitbewerber durch­­gesetzt und den Hauptpreis in Höhe
von 50‘000 Fran­ken sowie eine originelle Skulptur des
Design-Studenten Kevin Benz gewonnen. k
KMU-Preis 2016
Bis zum 30. März 2015 konnten sich Interessenten für die
Vergabe des «KMU-Preises der Zürcher Kantonalbank für
nachhaltige Unternehmen» im Januar 2016 bewerben.
Zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsleistung der teilnehmenden Firmen werden Kriterien aus den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft sowie Management herange­
zogen. Dabei berücksichtigt die Jury sowohl Aspekte der
heutigen als auch der zukunftsorientierten Unternehmensführung. Nebst den drei Hauptpreisen werden zwei
Sonderpreise für aussergewöhnliche Leistungen oder
vor­bildliche Kleinstunternehmen vergeben.
Alle weiteren Informationen finden Sie unter:
www.zkb.ch/kmupreis
Die weiteren Gewinner 2015
2. Preis
Der mit 40‘000 Franken
dotierte 2. Preis geht
mit der Lippuner Energieund Metallbautechnik AG aus Grabs an ein Unternehmen, das im Bereich Haustechnik zu den führenden Anbietern gehört. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der strategischen Ausrichtung und der
Konsequenz beim Umweltmanagement.
Weitere Informationen unter: www.lippuner-emt.com
3. Preis
Aufs Podest schaffte es
auch die Varistor AG
aus Neuenhof, die den mit 30‘000 Franken dotierten 3. Rang erreichte. Das Unternehmen handelt
mit Rohstoffen in den Geschäftsfeldern Food, Kosmetik und Chemie. Dabei achtet es konsequent auf
biologischen Anbau und Fair Trade.
Weitere Informationen unter: www.varistor.ch
Sonderpreise für zwei landwirtschaftliche
Betriebe
Nebst den Hauptpreisen vergibt die Bank zwei Sonderpreise in der Höhe von je 15‘000 Franken:
den 1. für Kleinstunternehmen, den 2. für aus­ser­­ge­
wöhn­liche Leistungen. Beide Preise gingen an
innovative Landwirtschaftsbetriebe. Der Bolderhof in
Hemishofen produziert seit beinahe 20 Jahren biologischorganisch und vertreibt seine Produkte direkt an
die Endkonsumenten. Mit verschiedenen Events ist
er überdies ein beliebter Erlebnis-Bauernhof. Ähnliches
lässt sich von der Jucker Farm AG sagen. Die Jungbauern aus Seegräben haben sich von der subventionierten Landwirtschaft verabschiedet und sich mit
ihren Innovationen den Preis für aussergewöhnliche
Leistungen gesichert.
Weitere Informationen unter: www.bolderhof.ch und
www.juckerfarm.ch
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201527
Ihre Bank
Auf allen Kanälen für Sie da
In Dialog treten, kommentieren, Anfragen stellen, Eindrücke teilen, von Vergünstigungen
profitieren: All das ist möglich auf unseren Social-Media-Auftritten, auf denen Kunden und
Interessierte Zugang zur Zürcher Kantonalbank finden. Sie interessieren sich für Finanzen,
Anlage- und Vermögensverwaltung, Immobilien, Vorsorge und unsere Sponsoring-Engagements? Dann werden Sie zu Fans, Follow­ern oder Plussern! Oder erleben Sie im Video auf
dem YouTube-Kanal, wie Bligg beim ZKB Nachtschwärmer Unplugged auf einer fahrenden
Bühne für ein exklusives Publikum singt und rappt. Auf Facebook beantworten unsere Ex­
perten zum Beispiel Ihre Fragen zur Steuererklärung, und auch bei Twitter freuen wir uns darauf, mit Ihnen in Dialog zu treten. Und es gibt noch vieles mehr: ein Überblick: Von Othmar Köchle
Facebook
Informationen und Neuigkeiten zu Finanzen, Immobilien und Vorsorge finden Sie auf Facebook. Ausserdem teilen wir Neuigkeiten über unsere 140
Sponsoring-Aktivitäten und Tipps zu Freizeitvergünstigungen.
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Unser offizieller Auftritt auf dem OnlineVideo-Portal: Tipps & Tricks zum eBanking, und wir stellen uns als Arbeitgeberin vor. Sehen Sie, wie wir uns 140
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twittern in 140 Zeichen über Geld, Immobilien, Vorsorge und unsere 140
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uns auf neue, aktuelle und auf
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28
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Immobilienangebote
Die Zürcher Kantonalbank für Immobilien-Dienstleistungen.
Das ganze Angebot finden Sie unter www.zkb.ch/ immobilien.
Zürich Riesbach,
Heimatstrasse 20
Zürich Leimbach,
Wegackerstrasse 6/6a
Uster,
Hegetsbergstrasse 2
Historisches, schutzwürdiges
Mehrfamilienhaus
Mehrfamilienhaus mit Atelier
Bauland mit Abbruchobjekt
Anzahl Wohnungen
Wohnfläche
3
ca. 200 m²
Anzahl Wohnungen
Wohnfläche
5
ca. 351 m²
Zone
3’265 m²
Landhauszone L2/30
Parkplatz1
Parken
Baujahr1892
Baujahr1968
Liegenschaft voll erschlossen
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
CHF 2’050’000
7 Garagenboxen
Grundstücksfläche
CHF 2’000’000
Ausnützungsziffer
max. 30 %
CHF 4’300’000
T 044 292 55 06, F 044 292 58 14
T 044 292 55 19, F 044 292 58 14
T 044 292 54 86, F 044 292 58 14
Rüti ZH,
Dachseggstrasse 10
Dietikon,
Hasenbergstrasse 14
Andelfingen,
Schlossgasse 11
Doppelhaushälfte mit Baulandreserve in
der Wohnzone W2a
Gepflegte Wohnung
mit Abstellplatz
2-Familien-Riegelhaus
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
4
ca. 97 m²
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
3 ½
ca. 73 m²
Anzahl Zimmer
Wohnfläche
je 4 Zimmer
ca. 154 m²
Parkplätze2
Parkplatz1
Parkplatz1
Baujahr1755
Baujahr1995
Baujahr1850
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
Verkaufsrichtpreis
CHF 950’000
T 044 292 54 86, F 044 292 58 14
CHF 490’000
T 044 292 54 77, F 044 292 58 14
CHF 670’000
T 044 292 54 77, F 044 292 58 14
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1 / 201529
Geld und Anlagen
Ein Paukenschlag mit Nachhall
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am 15. Januar den EUR/CHF-Mindestkurs aufgehoben und so viele Marktteilnehmende kalt erwischt. An den Märkten liessen heftige Reaktionen nicht lange auf sich warten. Was bedeutet die neue Ausgangslage für
die Schweizer Wirtschaft? Von Dr. Cornelia Luchsinger, Investment Solutions, Zürcher Kantonalbank
Das Ungemach kündigte sich bereits gegen Ende des
Jahres 2014 an: Am 18. Dezember entschloss sich die
Nationalbank, Negativzinsen auf den Guthaben von
Girokonten einzuführen, die einen bestimmten Freibetrag übersteigen. So sollte die Flucht insbesondere
der ausländischen Anleger in den Schweizer Franken
gestoppt werden. Hintergrund des erhöhten Aufwertungsdrucks waren der Zerfall des Erdölpreises und die
damit verbundene massive Abwertung des Rubels.
Paukenschlag der Nationalbank im Januar
Die Marktteilnehmer – und auch wir – gingen davon
aus, dass die Nationalbank bei weiterem Druck auf den
Franken die Negativzinsen stärker in den Minusbereich drücken oder den Freibetrag senken würde. So
folgte der eigentliche Paukenschlag am 15. Januar –
eine Woche vor Inkrafttreten der Negativzinsen: Der
EUR/CHF-Mindestkurs wurde aufgehoben. Zudem
senkte die SNB den Negativzins um 0,5 Prozentpunkte
auf –0,75 %. Als dritte Massnahme hat die SNB das
Zielband für den 3-Monats-Libor weiter in den ne­gativen Bereich auf –1,25 bis – 0,25 % verschoben. Die
Durchsetzung eines rigiden EUR/CHF-Mindest­kurses
war im aktuellen Marktumfeld nicht mehr aufrechtzuerhalten. Nach der SNB-Ankündigung erstarkte der
Franken schlagartig gegenüber allen wichtigen Währungen, die Volatilität im Markt explodierte förmlich.
Ein Teil des Kursschocks ist verdaut
Auch die Schweizer Aktienkurse stürzten nach der Auf­hebung des CHF/EUR-Mindestkurses regelrecht ab.
Fast die gesamte letztjährige Performance wurde innert
weniger Tage zunichtegemacht. Mit der deutlichen
Erstarkung des Schweizer Frankens ging auch ein Teil
der erzielten Gewinne an ausländischen Aktienmärkten verloren. Mittlerweile ist jedoch ein Grossteil des
Kursschocks an den Finanzmärkten verdaut. So
liegt die Performance der Schweizer Aktienmärkte
per Anfang März (ytd) wieder leicht im Plus, und
der Schweizer Franken hat sich gegenüber den wichtigsten Währungen spürbar abgewertet (Grafik 1).
Dies deutet dar­auf hin, dass die Politik der SNB insofern funktioniert, als die Attraktivität von Anlagen
in Franken deutlich gesenkt werden konnte. Mit spürbar negativeren Zinsen in der Schweiz als in der
Eurozone lohnt es sich für einen Investor heute weniger, in den Franken zu gehen. So beträgt die Zinsdifferenz zwischen dem europäischen und dem
Schweizer Libor rund 78 Basispunkte; Anfang Jahr
lag der Wert noch nahe null.
Sehr schwaches Wachstum, aber keine
Rezession erwartet
Wie stark wird die Schweizer Wirtschaft ohne die
Mindestkurs-Rückendeckung der SNB sowie durch die
Negativzinsen in Mitleidenschaft gezogen? Um es
vorwegzunehmen: Wir erwarten für die Schweiz eine
spürbare Wachstumsabschwächung, aber keine lang
anhaltende Rezession. Jedoch ist davon auszugehen,
dass der EUR/CHF-Wechselkurs sich ausgehend vom
heutigen Niveau um 1.07 über die nächsten Quartale
seitwärts entwickeln wird, was die Wirtschaft insgesamt belastet.
Zunächst wird durch die Aufhebung des CHF-Mindestkurses insbesondere die exportorientierte Industrie
spürbar unter Druck kommen (siehe auch Seite 33).
Ein veritabler Einbruch ist beim Aussenhandel hingegen nicht zu erwarten, und dies nicht nur aus dem
Grund, dass der Franken sich nach dem ersten Aufwertungsschock wieder erholt hat. Die ausländische Nachfrage ist weiterhin robust: Die ausländischen Rahmen­b e­d ingungen sind besser als beispielsweise kurz vor Ein­führung des Mindestkurses im
September 2011, als die globale Nachfrage im Begriff
war, wegzubrechen. Die Warenimporte werden
zwar ebenfalls schwächer ausfallen, profitieren jedoch
von den günstigeren Im­portpreisen (Grafik 2). Bei den
Dienstleistungsexporten ist sicherlich der Tourismus am
unmittelbarsten von der stärkeren Heimwährung
negativ betroffen. Folglich wird der Wachstumsbeitrag
aus dem Aussenhandel insgesamt sowohl im laufenden als auch im kommenden Jahr negativ ausfallen. Bei
den Ausrüstungsinvestitionen erwarten wir ebenfalls
ein schwaches Wachstum. Auch hier ist allerdings kein
starker Rückgang zu erwarten, werden doch zum
einen die Importe günstiger, zum anderen machen in
der Schweiz die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Investitionen in Büromaschinen
oder Software und Datenbanken zirka 50 % der
Ausrüstungsinvestitionen aus. Diese Teilbereiche dürften nicht drastisch zurückgefahren werden. Bei den
Bauinvestitionen ist nach einem mässigen Wachstum
im Jahr 2014 nun eine leicht negative Entwicklung –
ausgehend vom heutigen hohen Niveau – zu erwarten.
Dem Detailhandel wird der stärkere Einkaufstourismus, der bereits zu beobachten ist, kurzfristig zusetzen,
mittelfristig werden aber durch die negative Preis­
entwicklung die real verfügbaren Einkommen steigen.
So dürfte der private Konsum als «relativer Gewinner» aus der Aufhebung der Untergrenze hervorgehen.
Die Negativzinsen bedeuten insbesondere für die
Finanzbranche zunächst unmittelbare Kosten durch
die negativ verzinsten Sichteinlagen bei der SNB.
Hinzu kommt die Herausforderung eines zusätzlichen
Margendrucks aufgrund der weiter gesunkenen
Zinsen. Um der Erosion der Zinsmarge entgegenzu-
wirken, haben viele Banken – auch die Zürcher
Kantonalbank – ihre längerfristigen Hypothekarzinsen
erhöht. Die Konsolidierung im Bankenbereich dürfte
durch die Negativzinsen, gekoppelt mit erhöhten regulatorischen Anforderungen, eher an Tempo gewinnen.
Was heisst all dies für das Wirtschaftswachstum insgesamt? Wir rechnen ab dem Frühjahr mit deutlichen
Bremsspuren beim BIP-Wachstum und reduzieren da­her
unsere Prognose für 2015 von bisher 1,5 auf 0,5 %.
Für 2016 rechnen wir neu mit einem Wachstum von
1,2 % (bisher 2 %). Das Risiko einer negativeren Ent­
wick­lung – sprich eine Rezession – ist jedoch nicht zu
ver­nachlässigen.
Preisstabilität in weiter Ferne
Mit dem Wegfallen des EUR/CHF-Mindestkurses
werden die Inflationsraten in der Schweiz tief ausfallen, hinzu kommt der Preisdruck nach unten durch
die gesunkenen Erdölpreise. Wie sind die Folgen des
SNB-Entscheids mit ihrem primären Mandat zu
ver­einbaren, die Preisstabilität in der Schweiz sicherzustellen? SNB-Präsident Thomas Jordan erklärte an
der Pressekonferenz unmissverständlich, die Nationalbank nehme kurzfristig in Kauf, dass sich die Preise
ne­gativ entwickelten. Hingegen stehe sie längerfristig
betreffend ihrer Mandatserfüllung besser da. Neu
erwarten wir für das laufende Jahr einen Rückgang der
Konsumentenpreise von 0,8 % (bisher – 0,3 %). Im
Jahr 2016 dürften die Konsumentenpreise um rund
0,4 % anziehen (bisher 1,0 %). k
Sie finden unsere aktuelle Wachstumsprognose unter
www.zkb.ch/konjunkturprognose
Grafik 1: Handelsgewichteter CHF-Wechselkurs (1999=100)
Grafik 2: Wechselkurs und Preisentwicklung Schweiz (% vs. Vj.)
15
8
6
4
2
0
–2
–4
–6
–8
–10
–12
170
165
160
155
150
145
140
135
130
Feb. 2014
Mai 2014
Aug. 2014
Nov. 2014
Feb. 2015
Quelle: Thomson Datastream
10
5
0
–5
–10
–15
–20
–25
2008
2009
2010
Importpreise
Konsumentenpreise
2011
2012
2013
2014
2015
Produzentenpreise
EUR/CHF (rechte Skala)
Quelle: Thomson Datastream
Geld und Anlagen
Mit Schwung in den Stillstand
Die Schweizer Wirtschaft überzeugte 2014 mit einem robusten BIP-Wachstum. Hinsichtlich
der zukünftigen Konjunkturentwicklung sind nach der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufgezogen (siehe auch Seite 32).
Von Dr. Cornelia Luchsinger, Investment Solutions, Zürcher Kantonalbank
Das reale Bruttoinlandsprodukt der Schweiz ist im
4. Quartal 2014 gegenüber dem Vorquartal um 0,6 %
gestiegen (Grafik 1). Für das gesamte Jahr ergab
sich ein BIP-Wachstum von 2,0 % gegenüber 2013. Wir
waren bislang von einem Gesamtwachstum von
1,8 % ausgegangen. Vor allem die Handelsbilanz mit
Waren und Dienstleistungen hat im vergangenen
Jahr positive Wachstumsbeiträge geliefert, nämlich 1,4
Prozentpunkte. Dies ist der stärkste Anstieg seit 2008.
Auch der private Konsum trug positiv zum BIP-Wachstum bei.
Auch Tourismus im Plus – noch
Die Hotellerie verzeichnete im vergangenen Jahr ins­
gesamt 35,9 Millionen Logiernächte. Dies entspricht
einer Zunahme von 0,9 % gegenüber 2013, wobei
inländische und ausländische Nachfrage gleich stark
wuchsen. Wie auch im Jahr 2013 legte die Nachfrage
der asiatischen Gäste stark zu; demgegenüber sind bei
den Europäern die Logiernächte zurückgegangen.
Diese Entwicklung hält nun schon länger an; betrachtet
man den Zeitraum seit 2011, so sticht der Rückgang
insbesondere der deutschen Gäste ins Auge (Grafik 2).
Demgegenüber haben in diesem Zeitraum nebst den
einheimischen Gästen besonders die chinesischen sowie die amerikanischen Besucher dem Schweizer
Tourismus den Rücken gestärkt. Bei den deutschen Gästen war die Nachfrage sogar seit 2008 stets rückläu-
3-Monats-Libor
Ende Anfang
2014
März
2015
Schweiz
–0,06
–0,76
+3 Mt. +12 Mt.
–0,80
fig; ihre Logiernächtezahl ist diesem Zeitraum von 6,3
Mio. auf 4,4 Mio. gesunken (– 30 %). Im ver­gangenen
Jahr wiesen erfreulicherweise die meisten Tourismusregionen im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs
an Logiernächten auf, wobei die Region Zürich den grössten absoluten Anstieg erzielte. Allerdings sind die
Aussichten für 2015 spürbar eingetrübt. Schweiz Tourismus hält es für möglich, dass die Übernachtungszahlen insbesondere in den Bergre­gionen über die
nächsten zwei Jahre um bis zu 17 % zurückgehen.
Die Städte dürften hingegen weniger betroffen sein,
legten sie doch gerade bei Gästen aus Asien deutlich zu. Entsprechend der düsteren Aussichten wird
auch die Beschäftigung im Gastgewerbe weiter
zurückgehen. Zwischen 2008 und 2014 betrug der
Beschäftigungsrückgang hier bereits 10 %.
Grafik 1: Bruttoinlandprodukt Schweiz
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
–0,5
–1,0
–1,5
–2,0
–2,5
2002
2004
2006
2008
2010
BIP-Wachstum QoQ
2012
2014
BIP in Mia. CHF (rechte Skala)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Staatssekretariat für Wirtschaft
Renditen Staatsanleihen (10 Jahre)
Devisenkurse
Ende Anfang
2014
März
2015
Ende Anfang
2013
März
2015
–0,60
0,31
+3 Mt. +12 Mt.
–0,19
0,10
+3 Mt. +12 Mt.
0,20
EUR/CHF
1,20
1,07
1,05
1,05
Euro-Zone
0,06
0,03
0,05
0,05
1,04
0,75
0,80
0,70
USD/CHF
0,99
0,98
0,94
0,97
Grossbritannien
0,56
0,56
0,60
0,90
1,76
1,98
1,70
1,90
GBP/CHF
1,55
1,48
1,40
1,40
USA
0,26
0,26
0,30
1,10
2,17
2,24
2,10
2,30
JPY/CHF
0,83
0,81
0,78
0,75
Japan
0,11
0,09
0,15
0,20
0,33
0,36
0,50
0,60
32
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
Vorlaufindikatoren im Sturzflug
Für für das laufende Jahr ist zwar mit keiner Rezession
zu rechnen (vgl. Beitrag S. 30), doch mit einem konjunkturellen Kriechgang. Die bereits deutlich gesunkenen konjunkturellen Vorlaufindikatoren unterstützen
diese Einschätzung. Der Einkaufsmanagerindex notierte im Februar so tief wie seit über zwei Jahren nicht
mehr. Mit einem Indexstand von 47,3 Punkten signalisiert dies eine Schrumpfung der Industrieproduktion.
Insbesondere die Subindikatoren zum Auftragsbestand,
aber auch zur Produktion, sind nach dem SNB-Ent-
scheid drastisch zurückgekommen. Einen historischen
Tiefstwert verzeichnete die Komponente Einkaufspreise
(Grafik 3). Auch das vielbeachtete KOF-Konjunktur­
barometer fiel zuletzt schneller: Der Rückgang im Fe­bruar war der stärkste seit 2011, allerdings steht das
Barometer nicht so tief wie vor Einführung der Franken­
untergrenze im Sommer 2011. Der Fall des Barometers ist durch fast alle Schweizer Branchen getrieben,
denn es gibt kaum eine Branche, die nicht entweder
durch den stärkeren Schweizer Franken oder durch die
Negativzinsen tangiert wäre. k
Grafik 2: Logiernächtezuwachs- bzw. Rückgang (in Tausend, 2011 – 2014)
Deutschland (12 %)
Niederlande (2 %)
Frankreich (4 %)
Belgien (2 %)
Japan (1 %)
Spanien (1 %)
Vereinigtes Königreich (5 %)
Australien (1 %)
Katar (0 %)
Australien, Neuseeland (1 %)
Korea, Republik (1 %)
Vereinigte Arabische Emirate (1 %)
Saudi-Arabien (1 %)
Vereinigte Staaten / USA (5 %)
Schweiz (45 %)
China (ohne Hongkong) (3 %)
Grafik 3: Vorlaufindikatoren Schweiz
70
120
65
110
60
100
55
50
90
45
80
40
70
35
30
–1’000
–500
0
500
* Werte in Klammern = Anteil an gesamten Logiernächten im Jahr 2014
60
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Einkaufsmanagerindex
Quellen: Bundesamt für Statistik, Zürcher Kantonalbank
Aktienmärkte
Ende Anfang
2014
März
2015
Schweiz SPI
+3 Mt. +12 Mt.
Quelle: Thomson Datastream
Wirtschaftswachstum
Inflation
2013 2014 2015 2016
*
*
2013 2014 2015 2016
*
*
Schweiz
1,9
3’700
Euro-Zone
–0,5
1,0
1,4
7’100
Grossbritannien
1,7
2,6
2,4
8’857
9’084
8’950
9’280
Euro-Zone STOXX 50
3’146
3’618
3’680
Grossbritannien FT 100
6’566
6’912
7’100
KOF Konjunkturbarometer
(rechte Skala)
2,0
0,5
1,2
–0,2
0,0
–0,8
0,4
1,3
1,4
0,4
0,6
1,5
2,2
2,6
1,5
0,9
1,9
USA S&P 500
2’059
2’071
2’135
2’100
USA
2,2
2,4
3,5
2,7
1,5
1,6
1,0
2,9
Japan NIKKEI
17’451
18’971
19’300
19’900
Japan
1,6
0,0
0,9
1,5
0,4
2,7
0,9
1,1
Quellen: Thomson Datastream, ZKB Investment Solutions (* Prognose)
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201533
Persönlich
«Ich werde nie kapieren, warum wir
hier sind»
Olaf Breuning lebt, wovon viele träumen: die erfolgreiche Künstlerkarriere in New York. Wollte der Schaffhauser als Teenager einfach nur Mädchen küssen, begeistert der 45-Jährige
heute vom Big Apple aus Kunstliebhaber auf der ganzen Welt. Sehnsucht nach der alten
Heimat? Nichts da: «Ich bin keiner, der zurückschaut.» Von Corina Hany; Foto: Britt Kubat
New York, frühmorgens: Olaf Breuning ist online und
winkt gut gelaunt in die Bildschirmkamera. Im Hintergrund fällt weisses Licht durch die hohen Fenster
seines Ateliers. Während des Chats sind immer wieder
Polizei­sirenen zu hören, ganz so wie in all den ameri­
kanischen Filmen und Serien. Und davon schaut der
Künstler jede Menge. Sie sind ihm Inspiration, ebenso wie seine Wahlheimat New York, wo Breuning seit
15 Jahren lebt.
Sich zu ernst nehmen? Nein danke!
Bekannt wurde der Schaffhauser mit lustvoll komponierten Fotos, deren Humor gern ins Gegenteil kippte.
Ein ständiges Hin-und-Her, das für Breuning typisch
ist. Längst beschränkt er sich auch nicht mehr auf den
Fotoapparat: Er zeichnet, filmt, gestaltet Werbekampagnen, baut Skulpturen und inszeniert Räume. Alles
mit grossem Erfolg. Seit vielen Jahren zählt Olaf
Breuning zu den gefragtesten Schweizer Künstlern.
Aktuell beschäftigt sich der 45-Jährige mit der Flut
an Informationen, die täglich über uns hereinbricht.
«Die ist extrem, finde ich, darüber will ich reden,
daran arbeite ich momentan.» Darüber aber ein Urteil
fällen, das will Breuning nicht. Dogmatische Denker,
die sich selbst zu ernst nehmen, sind ihm ein Graus.
«Jedes Urteil ist idiotisch. Darum sage ich nicht,
Informationen sind schlecht. Sie sind nun mal einfach
da, und sie beschäftigen mich wie viele andere
Zeitgenossen auch.» Den Zeitgeist zu erfassen und in
seinen Arbeiten auszudrücken, das ist es, was Olaf
Breuning interessiert. Das Leben dabei verstehen zu
wollen, hat er längst aufgegeben. «Die Welt ist
komplex. Welches Konzept dahintersteht und warum
wir auf diesem Planeten sind, das werde ich nie
kapieren. Aber ich kann es zum Thema machen, mit
Ironie und Humor.»
Breuning gefällt sich in der Rolle des Künstlers als
Hofnarr, der frisch und frech rausposaunt, was ihm gerade einfällt. «Ich will tun, was mich glücklich macht.»
Dass hinter seinem Handeln gewichtige Absichten oder
34
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/2015
gar intellektuelle Konzepte stehen, verneint er. «Ich
mache meine Kunst, weil ich etwas erleben will.
Und wenn ich auf meine Werke zurückschaue, dann
ist das wie Tagebuchlesen.»
New York – erst Hassliebe, nun «pure love»
Startschuss für seine Karriere war ein Geschenk. Mit 17
bekam Olaf Breuning von seinem Vater eine Foto­
kamera. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen in Winterthur studierte er an der Kunsthochschule Zürich.
Seit 1999 lebt er in New York. Die Metropole ist wie geschaffen für Breuning. An jeder Ecke neue Inputs, die
Themen fallen ihm regelrecht vor die Nase. Ausserdem
mag er den internationalen Spirit im Big Apple. «Jeder
ist willkommen. Und praktisch nichts irritiert jemanden.
Du kannst nackt durch die Strassen rennen – «no one
gives a shit», niemanden interessiert‘s. Diese Mentalität
mag ich.» Eine Rückkehr in die Schweiz? Für Breuning
derzeit unvorstellbar. «In der Schweiz herrscht eine doch
eher strenge Geisteshaltung. New York hingegen empfinde ich noch heute als äusserst erfrischend. Ich kann
mir keinen besseren Ort zum Leben vorstellen.»
Ganz ungetrübt war Olaf Breunings Verhältnis zu New
York aber nicht immer. Was er heute als «pure love»
bezeichnet, war zu Beginn eher eine Hassliebe. «Das
Leben hier ist sehr stressig. Die Stadt schläft wirklich
nie. Drei Monate New York am Stück, und du bist ausgelaugt.» Seit drei Jahren besitzen Breuning und seine
Frau Makiko, eine Japanerin, deshalb ein Haus ausserhalb
New Yorks. Da tanken die beiden auf. Die hügelige
Gegend erinnert Breuning an die Schweiz. Vermissen tut
er seine alte Heimat zwar nicht, trotzdem kommt er
gerne zurück, schliesslich leben «meine Familie und viele
Freunde dort, aber nostalgische Gefühle sind mir fremd».
Routine hingegen gar nicht. «In meiner Kunst treibe ich
es bunt, dafür mag ich mein alltäglichen Rituale». Sagt
es und weist darauf hin, dass er in wenigen Minuten los
muss. Zum Frühstück ins Café Baltazahr. Dorthin geht
Olaf Breuning seit 15 Jahren. Sein Frühstück: Früchte
und schwarzer Kaffee – Tag für Tag. k
Zürcher Wirtschaftsmagazin 1/201535
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