28. Jahrgang, Nr. 2, 2014/2015 - Liechtensteinisches Gymnasium
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28. Jahrgang, Nr. 2, 2014/2015 - Liechtensteinisches Gymnasium
28. Jahrgang · Nr. 2 · April 2015 Mitteilungen des Liechtensteinischen Gymnasiums LG, des Gymnasiallehrervereins GLV und der Elternvereinigung EVLG Fast wie bei Pestalozzi – Experimentieren mit Kopf, Herz und Hand Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Inhaltsverzeichnis Schulintern Brücken sind interessante und komplexe Bauwerke und nicht immer 3 Aus dem Rektorat ist man sich sicher, ob sie halten, was sie versprechen: den Weg auf die 3 Gratulationen andere Seite und vielleicht auch wieder zurück? 4 Smartphone in der Schule Aus den Klassenzimmern Die Metapher der Brücke ist das Leitthema dieser Ausgabe der 6 Reportagen LGnachrichten. Es wird von echten Brücken die Rede sein und von 8 Nach dem Bibliotheksbesuch Brücken im übertragenen Sinn. 9 Mit dem ganzen Körper zeichnen 10 Denkgeschichten Dazu passt auch, dass das Redaktionsteam Zuwachs bekommen hat. 11 Andere Länder, andere Sitten Die Schülerinnen und Schüler Martina Eberle (4Ma), Timothy Näscher 12 Kafkas «Verwandlung» als Comic 14 Worte finden für das Unfassbare Soziales Engagement (4Nb), Olivia Büchel (5Mb), Hasan Akay (6Wa) und Kenneth Vogt (7Na) verstärken die Redaktion. Wir hoffen so, die Brücke zwischen 16 «Gymi for Change» Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen, Eltern und allen 17 SOS – Schüler organisieren eine Schule weiteren Mitglieder der Schulfamilie noch stabiler und vertrauens- 18 Vertrauensschüler würdiger werden zu lassen. Internationale Vernetzung 19 Schule macht Aussenpolitik Vielen Dank den genannten Schülerinnen und Schülern für ihr Engage- 20 Comenius Project ment und vielen Dank selbstverständlich allen weiteren Verfasserinnen 22 EYOF – Olympische Flamme am LG und Verfassern von Artikeln dieser und kommender Ausgaben. Und Politische Bildung 24 «1818. Die Liechtenstein-Saga» auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank für Ihr Interesse an dieser Ausgabe der LGnachrichten. 25 Gedenken an eine vergangene Zeit 26 Liechtenstein und der Erste Weltkrieg Andrea Kühbacher und Anton Stelzer 27 Ausgezeichnet – Engagement neben der Schule Vermischtes 28 Theatergruppe Sisyphus 29 Schülermeisterschaften 29 Ein Jugendbuchautor zu Gast 30 Sonnenfinsternis Orientierung 32 ETH on the road… 34 Übergang – Auf dem Weg in die Oberstufe Bücherfrühling 35 Neues aus der Bibliothek Letzte Seite 36 Matura – Wie weiter? 2 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Zuwachs – Schülerinnen und Schüler des Redaktionsteams (Foto: LG-Bildarchiv Anton Stelzer) Schulintern Aus dem Rektorat Gratulationen Sprachaufenthalte in den me ermöglicht. Im Rahmen der neuen Finn heisst der Sohn und Bruder, über 5. und 6. Klassen EU-Bildungsprogramme (ERASMUS+) den sich Oliver, Stephanie und Laurin Bettin Zu unserer grossen Freude finden in wurde unter der Leitung des Schul- freuen. diesem Frühjahr wieder zwei Sprach- amts ein Antrag für ein Projekt gestellt, aufenthalte statt. Im Rahmen der Re- mit dem die Durchführung eines Anton Stelzer, seine Frau Stephanie und form der gymnasialen Oberstufe Sprachaufenthalts für die Schülerinnen ihr Sohn Tamino Elia sind glücklich über die werden seit dem Schuljahr 2001/2002 und Schüler der 5. Klassen in England Geburt von Emilio Valentino. in den 5. und 6. Klassen obligatorische ermöglicht werden soll. Das EU-Pro- Sprachaufenthalte in England (5. Klasse) jekt mit dem Titel «Li-Lingua» ist im und Frankreich (6. Klasse) durchge- Dezember 2014 von der National- führt. Die beiden Sprachaufenthalte agentur AIBA (Agentur für Internatio- finden jeweils in der zweiten Woche nale Bildungsangelegenheiten) geneh- der Osterferien sowie in der ersten migt worden. Vom 19. Januar bis zum Woche nach den Osterferien statt. 21. Januar 2015 trafen sich die Partner Die Fremdsprachenaufenthalte werden des EU-Projekts «Li-Lingua» am Liech- von Sprachschulen auf der Basis von tensteinischen Gymnasium in Vaduz. Herzliche Gratulation den jungen Familien! klaren Vorgaben und Einschränkungen durchgeführt: Organisation von Reise, Die Vertreter der Partnerorganisa- Gastfamilien und Schulprogramm; Ver- tionen (Schulamt, LG Vaduz, Global teilung der Schülerinnen und Schüler Partners Online Communications auf möglichst viele Schulen. Mit den Services Trust, Interlingua-Anstalt, Sprachaufenthalten, die explizit im IDIOM-Sprachschule; Totnes European Lehrplan für die Grundlagenfächer School, European Centre for Modern auf der Oberstufe erwähnt werden, Languages) erarbeiteten vom 19. bis sind Zielsetzungen in den Bereichen 21. Januar 2015 konkrete Instrumente, Sprache und Kultur, Persönlichkeits- so genannte PluriMobil-Tools, welche bildung sowie Lernmotivation und die Qualität und die Nachhaltigkeit Lerneffekt verbunden. Von den Schüle- des Sprachaufenthalts gewährleisten rinnen und Schülern wurden die sollen. Sprachaufenthalte bei der alljährlich nach den Sprachaufenthalten durch- Das «Li-Lingua»-Projekt bietet auch geführten Online-Befragung immer Fachlehrpersonen die Möglichkeit, sehr positiv beurteilt. mit nach England zu reisen. In diesem Frühjahr werden vier bis fünf Lehre- Im Schuljahr 2013/2014 musste auf- rinnen in der 2. Woche der Oster- grund von Sparmassnahmen ein Sprach- ferien die Schülerinnen und Schüler aufenthalt gestrichen werden. Auf nach England begleiten. Ob es auch Initiative einer Arbeitsgemeinschaft, im kommenden Schuljahr zwei der Start erfolgte im Frühsommer Sprachaufenthalte geben wird, muss 2014, wurde ein EU-Bildungsprojekt noch geklärt werden. entwickelt, welches auf Basis bestehender Bildungsförderprogramme Für das Rektorat eine Umsetzung der Sprachprogram- Roland Hilti LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 3 Schulintern Smartphone in der Schule – Ständig erreichbar und vernetzt? Bei der Lehrerkonferenz am referierte die Ergebnisse seiner Dissertation 21. März 2015 stand die Frage: «Net-Generation – ein perpetuiertes Miss- «Wie geht man mit dem Smart- verständnis. Das individuelle Medienhandeln phone an der Schule um?» zur Jugendlicher.» Dabei analysierte er die Daten Diskussion. Es war klar, dass diese von 500 Jugendlichen. Fuchs warnt vor den Frage nicht an einem Vormittag Pauschalisierungen der «Facebook-Gene- gelöst werden kann, denn der Um- ration» und verweist auf ganz unterschied- gang muss im Diskurs geregelt liches Nutzungsverhalten. Seine Medien- werden. Schülerinnen und Schüler, typologie umfasst die medienaffinen und Lehrkräfte, das Rektorat und die zweckrationalen Vielseitigen, die dauernd Eltern müssen sich austauschen, auf Empfang befindlichen Vernetzten, die über die jeweiligen Argumente Disziplinierten und Zweckgerichteten der nachdenken und dann gemeinsam Off-Gruppe, die kreativen und leseabstinen- verbindliche Regeln einführen. ten Prosumenten, die angepassten und Die Referate von Michael Valersi informierten Konformen, die hochkonzent- «Smartphones, aber sicher!» und rierten Gamer und die überforderten Dr. Matthias Fuchs «Nicht ohne Konsumjunkies. Mit solch heterogenen mein Handy – Herausforderungen Mischungen hat man es jeweils im Klassen- für Schule und Elternhaus» wurden zimmer zu tun. intensiv diskutiert. Wie gehe ich mit der ständigen VerfügbarMisstrauen kultivieren keit um? Wie gehe ich mit problematischen Michael Valersi, Stv. Datenschutzbeauftragter Inhalten um? Die digitale Vernetzung ist des Fürstentums Liechtenstein und Leiter allgegenwärtig mit ihrer potentiell unbe- des Fachbereichs Informationstechnologie grenzten Erreichbarkeit. Negieren oder ver- und Datensicherheit, sprach anschaulich bieten ist nicht sinnvoll. Warum nicht sich und mit vielen Beispielen aufgelockert über auf vernünftige Verhaltensregeln und die den sicheren Umgang mit dem Smartphone. Auseinandersetzung mit Risiken einlassen? Jeder Nutzer läuft Gefahr, sich zum gläsernen Warum nicht das Potenzial im Klassenzim- Menschen zu machen. Verlockende Gratis- mer direkt nutzen? angebote werden über Preisgabe der Privatsphäre bezahlt. Seine Ratschläge an das Der Computer in der Hosentasche Auditorium: Die Technik nicht verurteilen, Wie sehr hatte man damals beim Lesen sondern Gefahren erkennen und Chancen von «Donald Duck» die Drillinge Tick, Trick nutzen. Erst lesen und denken, dann schrei- und Track um ihr «schlaues Buch» – das ben und klicken. Respektiere die Privatsphäre Nachschlagewerk der Fieselschweiflinge – anderer! beneidet! Wie leicht schien das Leben zu sein, wenn man auf solch ein Werkzeug 4 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Die «Facebook-Generation» zurückgreifen hätte können! Unseren Schüle- existiert nicht rinnen und Schülern geht es da schon viel Dr. Matthias Fuchs, Stv. Prorektor der Päda- besser, denn sie greifen im Handumdrehen gogischen Hochschule Thurgau und Dozent auf das Smartphone zu. Mit dem Smart- für Medienbildung und Medienpädagogik, phone kann man zwar auch telefonieren, Der permanente Check: Wer hat eine neue Nachricht geschickt? (Foto: LG-Bildarchiv Anton Stelzer) es ist aber auch eine Enzyklopädie, eine Der eingeschränkte Blick Foto- oder Videokamera, ein Arbeitsblatt, Problematisch wird es, wenn das Bedürfnis, ein Vokabeltrainer, ein Bestimmungsbuch, permanent erreichbar zu sein, und das Ver- ein Audiorekorder, eine Zettelablage, eine langen, sich pausenlos in sozialen Netz- Spielekonsole, eine Videothek, ein Sexshop, werken aufhalten zu müssen, eine grössere ein Fotoalbum, ein Taschenrechner, ein Bedeutung bekommen als die Face-to- Kompass, eine Sternenkarte, ein Navi, eine Face-Kommunikation. Wenn Jugendliche in Plattensammlung, eine Zeitung, ein Wett- den Pausen nur mit ihrem Handy beschäf- büro, eine Bibliothek und noch unzähliges tigt sind, sich nicht mehr um Mitschülerinnen anderes mehr. und Mitschüler und um ihre Beziehungen untereinander kümmern, sich mittels Kopf- Allgegenwärtige Erreichbarkeit hörer und Bildschirmblick einigeln und ab- Das Smartphone steht wie kein anderer schotten, dann läuft etwas Grundsätzliches Gegenstand für den digitalen Wandel, der falsch. sich quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche zieht. Das Smartphone drückt Andrea Kühbacher Individualität aus, ist Statussymbol und passt sich innerlich wie äusserlich den eigenen Vorlieben an. Es wird zum Spiegel der Persönlichkeit. Am wichtigsten für Jugendliche ist aber der Zugang zu sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Google+, Flickr, Whatsapp, Snapchat oder Instagram. LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 5 Aus den Klassenzimmern «Wir essen die Welt» Reportage – Was ist in meiner Gemeinde los ? In der 3C beschäftigte man sich im Rahmen des Deutschunterrichts bei Karin Strassegger mit dem Thema «Bericht und Reportage». Die Schülerinnen und Schüler machten sich auf, recherchierten und schrieben Zeitungsartikel über das, was in ihrer Heimatgemeinde aktuell im Gespräch ist. Heraus kamen beispielsweise Texte über eine Balzner Föhnnacht, das neue In eine andere Rolle schlüpfen… (Foto: www.wir-essen-die-welt.ch, Emmanuel Freudinger) Kulturhaus Rössl in Mauren, das Konzertereignis LIFE in Schaan, die Bespre- Woher stammen die Lebensmittel? Ernährung geboten. Wo stehen wir mit dem chung einer Ausstellung in Vaduz oder Wie wurden sie produziert? Wie weltweiten Hungerproblem im Jahre 2050? das Bauprojekt in Malbun. wirken sich unsere Kaufentscheide In einem Streitgespräch besprechen vier auf die Umwelt und das Leben fiktive Fachpersonen dieses Thema. In dieser Ausgabe der LGnachrichten anderer Menschen auf der ganzen sehen Sie eine Reportage über die Welt aus? Ausstellung «Wir Essen die Welt» als Die Ausstellung wird unterstützt durch die Stiftung «Mercator Schweiz» und andere Rückschau und als Vorschau einen Im Landesmuseum in Vaduz lädt im Moment Text über das Konzertereignis «LIFE». die Ausstellung «Wir essen die Welt» von In der nächsten Ausgabe der LGnach- Helvetas zur Besichtigung ein. Dies ist eine Erfolg der Ausstellung richten gibt es weitere Artikel aus Wanderausstellung rund um das Thema Der Grund des Erfolges von «Wir essen die der 3C. Essen, Nahrungsproduktion und den Handel. Welt» ist wohl die originelle und aufwändige Voraussichtlich wird die Ausstellung noch bis Darstellung der einzelnen Themen. Kinder zum 22. Februar 2015 zu sehen sein. können spielerisch das Thema Essen erkun- Partner. den. Eine Schülerin des Liechtensteinischen Es gibt drei spannende Themenbereiche in Gymnasiums berichtet: «Mir hat besonders der Ausstellung. Einerseits ist das die Küche, gefallen, dass wir einen Pass bekommen in der einem die Augen dafür geöffnet haben, um die verschiedenen Länder zu werden, wie wir in unserer Wegwerfgesell- erkunden, und danach einen Visumsstempel schaft mit dem Essen umgehen und ande- einholen konnten.» Einer anderen Schülerin rerseits geht es um die Produktion der hat es gefallen, dass es nicht nur Tafeln und Lebensmittel in verschiedenen Ländern. Im Plakate gab, sondern auch kurze Filme, Fotos nächsten Themenbereich kann man diverse und Bilder, Tonaufnahmen über Menschen Länder besuchen, wie zum Beispiel Brasilien aus einem bestimmten Land und Schubladen oder Bangladesch. In diesen Ländern er- zum Öffnen, um Informationen zu erhalten. fährt man mehr über Produkte, welche von dort stammen. Als dritter Themenbereich wird uns ein Einblick in die Zukunft unserer 6 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Sophia Frick, 3C LIFE – grösstes Festival der Region Joss Stone zu Gast beim LIFE (Foto: www.fernandolackman.com) Das LIFE verbindet Musik, Kultur Vereinen übernommen. Grosse Musiker, und Kunstperformance auf höchs- internationale Stars kommen zu uns nach tem Niveau. Das Schaaner Musiker- Schaan. Das Festival ist ein Ort, wo sich eignis erwartet auch dieses Jahr Menschen aus der Region treffen, etwas eine hohe Besucherzahl. zusammen essen, sich gut unterhalten und es einfach neben dem musikalischen Genuss Dieses Jahr findet am 3. und 4. Juli das schön haben. Das LIFE ist für Jung und Alt, Liechtenstein Festival, LIFE, zum sechsten Mal es bietet für jeden etwas! statt. Das LIFE hat sich von 2010 bis heute zum grössten und erfolgreichsten Festival Dieses Jahr kommt eine Sängerin mit einer dieser Art in Liechtenstein und Umgebung kräftigen, einzigartigen Soulstimme aus entwickelt. Mit jeweils rund 6 000 Besuchern Grossbritannien, nämlich die 27-jährige Joss und weit über 100 Programmpunkten, Stone. Neben zwei BRIT Awards hat sie darunter Sängerinnen und Sänger wie Seal, auch schon einen Grammy gewonnen. Melanie Fiona, Christina Stürmer, James Seit 2003 landet sie immer wieder mit ihren Morrison, Ronan Keating und Sunrise Hits in den Top Ten. Joss Stone tritt am Avenue brachten einen vollen SAL (Saal Freitag, den 3. Juli 2015, auf. Wie auch der am Lindenplatz) in Schaan. OK-Präsident Dr. Daniel Risch freuen sich alle, die schon seit dem Anfang dabei sind, Das LIFE bietet kostenpflichtige Indoor- auf den Anlass. Ein Mann aus Schaan: «Ich Veranstaltungen, aber auch kostenlose wohne in Schaan und freue mich jetzt schon Outdoor-Veranstaltungen für Gross und auf das diesjährige LIFE – live dabei zu sein, Klein und findet rund um den 2010 er- ist einfach grossartig!» öffneten SAL statt. Dieser grosse Saal bietet Platz für 1 400 Stehplätze und der kleine Sophia Meier, 3C Saal für 500. Der grosse überdachte Aussenbereich ermöglicht eine wetterunabhängige Durchführung von Aufführungen jeglicher Art. Die Verpflegung wird von regionalen LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 7 Aus den Klassenzimmern Nach dem Bibliotheksbesuch – Werbefolder gestalten Im Deutschunterricht der Klasse Ein Besuch in der Liechtensteinischen 2B haben wir uns einige Wochen Landesbibliothek lag zum Abschluss nahe lang mit dem Thema «Bibliotheken» und ist in der Klasse auf grosse Resonanz beschäftigt und dabei Texte über gestossen. Die Informationen aus der sach- die Stiftsbibliothek St. Gallen, die kundigen Präsentation und Führung von Kantonsbibliothek Thurgau und die Lino Pinardi hat die Klasse zu Werbe-Flyern Buchrestauratorin Agatha Ebneter für die Landesbibliothek verarbeitet. Zwei bearbeitet. davon sehen Sie auf dieser Seite. Renate Gebele Hirschlehner 8 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] WPK «Offenes Atelier» – Mit dem ganzen Körper zeichnen Bereits zum zweiten Mal wurde in der 6. Stufe der Wahlpflichtkurs «Offenes Atelier /Aktzeichnen» durchgeführt: Was hat Aktzeichnen mit Aktion und Aktivität zu tun? Im Schulalltag hilft vielfach hochentwickelte Denkfähigkeit weiter. Im Falle des Zeichnens jedoch stellt gerade diese oft ein grosses Hindernis dar. Unser Gehirn weiss doch, wie ein Gesicht ausschaut, eine Nase, ein Auge, ein Bein oder die Hand? Dieses Wissen irritiert fortwährend unseren Blick und trübt unsere differenzierte Wahrnehmung gelegentlich derart, dass schliesslich meist visuelle Wahrnehmung und gilt als beste Lockerungsübungen stimmen gezielt auf den kläglich abstrahierte Stereotypen unsere Kompositionsübung. Es erfordert äusserste nachfolgenden Zeichenakt ein. figürlichen Zeichnungen prägen. Dem Aufmerksamkeit, soll doch das Modell in (Foto: LG-Bildarchiv Martin Walch) entgegen arbeitet das Zeichnen nach dem seiner für kurze Zeit «eingefrorenen» Pose Modell. Dabei werden unsere Augen lebendig aufs Papier gebannt werden. geschult, exakt hinzuschauen, und unsere Hand wird trainiert, eben das zu zeichnen, Im besten Fall entwickelt sich während der was die Augen sehen und nicht, was «unser Arbeit zwischen dem Modell und dem Hirn weiss». Zeichnenden eine gegenseitig inspirierende Beziehung. Das lebende Modell bietet und Geschult werden beim Zeichnen demnach verlangt selbstverständlich eine unvergleich- zahlreiche Eigenschaften und Fertigkeiten, lich höhere Präsenz als ein Stillleben mit die auch für zahlreiche andere Tätigkeiten Schale, Orange und Vase. von grosser Bedeutung sind. Es wird mit hellwachem Kopf, mit dem Herzen und den Die lauernde Spannung des Zeichnenden Händen, dem ganzen Körper gearbeitet. drückt sich in einer akzentuierten, impulsiven Akt-Zeichnen hat viel mit Aktion zu tun. Strichführung aus, mal heftig forsch und fett, Bewegung, Dynamik, Energiefluss sind Schlag- mal hauchdünn, zart und flüchtig manifestiert wörter, die für den Zeichnenden von zen- sich die gezeichnete Linie auf dem Blatt traler Bedeutung sind. So kann es beispiels- und verleiht der Komposition ihre Wirkung weise oftmals hilfreich sein, aus aktiver und Energie. Das Gelingen ist abhängig vom Bewegung heraus zu arbeiten, am besten Umfeld, von der persönlichen Verfassung, stehend vor aufrechtem Zeichenbrett. der Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer, den handwerklichen Kompetenzen, aber Ja, tatsächlich werden in diesem Kurs splitter- auch von glücklichen «Zufällen». nackte Frauen und Männer gezeichnet oder gemalt! Die Arbeit verlangt viel Übung, Martin Walch Vertrauen und Selbstvertrauen. Das Aktzeichnen schult ganz unmittelbar unsere LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 9 Aus den Klassenzimmern Denkgeschichten – Eingereicht und prämiert der «Konkreten Poesie» gestaltet sein. Dabei dient die Sprache nicht mehr der Beschreibung eines Sachverhalts, eines Gedankens oder einer Stimmung, sondern sie wird selbst zum Zweck und Gegenstand des Gedichts. Die Sprache stellt sich also selbst dar. In der 1A entstanden so 20 ganz unterschiedliche Geschichten und unterschiedliche Zeichnungen, die in einem kleinen Büchlein zusammengefasst wurden. Der Arbeitsprozess – vom Mind-Map bis zum Endergebnis – wurde in einem Portfolio dokumentiert und als Schulaufgabe bewertet. Die Autorinnen und Autoren übergeben das Belegexemplar der Bibliothek. Dabei zeigte sich, mit welchem Fleiss und (Foto: LG-Bildarchiv Christian Marti) mit wie viel Ausdauer gearbeitet wurde! «Denkgeschichten» – so lautete das Und so tastete man sich an das Thema Die Schülerinnen und Schüler der 1C Thema des TAKs, das Schülerinnen heran und stellte Überlegungen zum Wort konnten ihre Zeichnungen im Rahmen des und Schüler zum Schreibwettbe- «denken» an. Welche Wörter kann man Kunstunterrichts bei Ruth Gschwendtner werb einlud. Aufgabe war es, bis zum mit «denken» bilden? Allein schon die Vor- erstellen. Ihre Illustrationen sind freier und 1. Dezember eine Geschichte, die silben verwandeln «denken» in vor-denken, weniger an den Text gebunden. bis zu zwei Seiten lang sein durfte, nach-denken, mit-denken, um-denken, be- zu schreiben und zu illustrieren. denken… Warum nicht als Klasse mitmachen? Insgesamt wurden neun Schülerinnen und Schüler des LGs von der Jury des TAK Immerhin hatten wir uns im Nach-denklich kann man sein, aber was ist ausgewählt. Ihre Geschichten wurden neben Deutschunterricht auch mit Fanta- mit vor-denklich? Den Querdenker gibt es, den anderen Teilnehmern in einem Sammel- sieaufsätzen beschäftigt. Und was aber was ist mit dem Längsdenker? Was ist band publiziert und bei der Lesung am passt besser zur Fantasie als das das Gegenteil von Gedankenaustausch? 4. März 2015 vorgestellt. Für die begleiten- «Denken»? Daher nahmen die Kann ein Gedankenfluss in einem Gedanken- den Lehrpersonen des LGs ist aber sicher, beiden Klassen 1A und 1C – unter- stau enden? Stehen in einer Denkfabrik tat- dass es 39 Gewinner gab, denn jede Schüle- stützt von ihren Deutschlehrern sächlich Denkmaschinen? Und wer ist ein rin, jeder Schüler der 1A und 1C hat allein Andrea Kühbacher und Christian Einzeldenker? Wenn es eine Bäckerei und durch die Ernsthaftigkeit bei der Teilnahme Marti – am Schreibwettbewerb teil. eine Fleischerei gibt, warum sollte es nicht schon gewonnen. Herzliche Gratulation! auch eine Denkerei geben? Sagt ein Denkmal tatsächlich «Denk mal!»? Nach der ersten Phase des Nachdenkens galt es nun die Ideen zu bündeln und zu strukturieren. Geschichten wurden verfasst, korrigiert, neu geschrieben, wieder überarbeitet, ins Reine geschrieben, in ein einheitliches Layout gebracht und illustriert. So sollten die Illustrationen der 1A im Stil 10 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Andrea Kühbacher und Christian Marti WPK «Brennpunkt Afrika» – Andere Länder, andere Sitten Am 16. Januar 2015 fuhren 16 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrern Otto Rohrer, Klaus Mennel und Cédric Zufferey im Rahmen des Wahlpflichtkurses «Brennpunkt Afrika» nach Schwaz in Tirol, um am nächsten Morgen das dortige «Museum der Völker» zu besuchen. Das Museum zeigt Artefakte aus verschiedenen Regionen Afrikas und Asiens. Fast alle bemerkenswerte Objekte der Schausammlung stammen aus dem Besitz des Afrikaexperten, Journalisten und Foto- brauchsgegenstand, der benutzt wird, Einblick in eine fremde Welt grafen Gert Chesi, der über einen Zeitraum bis er nicht mehr von Wert ist. Danach (Foto: www.museumdervoelker.com) von über vierzig Jahren abgelegene Regio- wird für die nächste Zeremonie eine neue nen Afrikas und der Welt bereist hat und Skulptur oder ein neues Objekt angefertigt. auf dessen Initiative das Museum entstand. Wir konnten die verschieden Methoden Verschiedene Skulpturen sind bis zu vier- und Praktiken des Voodoos in unterschied- tausend Jahre alt. lichen Kulturen kennenlernen. Menschen, die von den Geistern während Trance- Die derzeitige Sonderschau «Dogon – zeremonien kurzzeitig eingenommen Kunst und Mythos» mit Exponaten aus wurden, werden im Voodoo hoch geehrt der Sammlung Jan Baptist Bedaux befasst und von Kranken und Hilfesuchenden sich mit der Kultur des Dogon Volkes, das während der Trance befragt. In der Schau- wie keine andere afrikanische Ethnie den sammlung des «Museums der Völker» sind religiösen Symbolismus betont hat. Die aussergewöhnliche Objekte zu sehen, Dogon ist eine Volksgruppe, die in Westafrika die von den Menschen geformt wurden, im Osten von Mali lebt. Keine Nische und nachdem diese ihren Körper verlassen kein Pfosten, kein Erdwall und kein Haus ist und ein Gott ihren Körper übernommen frei von religiösen Metaphern, alles hat hatte. Auch unter starkem Einfluss von esoterischen Charakter und ist Teil einer Alkohol entstehen – das soll ja auch in Weltsicht, die alles umspannt, die Erde wie unserem Kulturkreis hin und wieder so den Kosmos, die Menschen wie die Götter geschehen – auf diese Art Kultobjekte, und die Geister. Das Wissen, das sich über welche zumeist die Erscheinung eines Gottes sie angesammelt hat, ist so reich, dass man darstellen. mit jedem auch noch so kleinen Objekt im Besitze eines ganzen Universums ist. Falls Sie noch mehr über das Museum Die Skulpturen und Gegenstände werden erfahren wollen, besuchen Sie die Internet- oftmals für religiöse Praktiken verwendet, seite www.museumdervoelker.com. unter anderem auch für Voodoo-Praktiken. Dabei sind solche Objekte eine Art Ge- Klaus Mennel LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 11 Aus den Klassenzimmern 12 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Kafkas «Verwandlung» als Comic «Als Gregor Samsa eines morgens So beginnt Franz Kafkas Erzählung «Die aus unruhigen Träumen erwachte, Verwandlung». Norman Walch stellte den fand er sich in seinem Bett zu Schülerinnen der 7Ma die Aufgabe, den einem ungeheueren Ungeziefer Klassiker der deutschen Literatur als Graphic verwandelt.» Novel zu adaptieren. Kafka-Comic von Stefanie Schädler, 7Ma Kafka-Comic von Jana Goop, 7Ma LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 13 Aus den Klassenzimmern Worte finden für das Unfassbare Naomi Lind beschreibt ihre Eindrücke: Als Gruppe von 20 Personen betreten wir das KZ-Gelände Dachau mit einem etwas mulmigen Gefühl, da die meisten von uns nicht wussten, wie wir auf diesen Ort reagieren würden. Nach dem Passieren des Eingangstors, wo sich ursprünglich der berühmte, aus Eisen geschmiedete Satz «Arbeit macht frei» befunden hatte, stehen wir auf dem riesigen Appellplatz. Unsere Leiterin veranschaulicht uns anhand eines Bildes, wie viele Personen damals täglich auf dem Appellplatz standen und Schikane und willkürliche Bestrafungen über sich ergehen lassen mussten. Erst dann wird uns allen bewusst, dass die Häftlinge sich mit dem Betreten dieses Areals wäh«Appell im November 1938» – «Am 22. März 1933, wenige Wochen rend der Zeit Hitlers identitätslos, unwich- Eine Zeichnung des Überlebenden Karl nachdem Adolf Hitler zum Reichs- tig, unterdrückt und ständig beobachtet Freund (Foto: kz-gedenkstaette-dachau.de) kanzler ernannt worden war, wurde fühlten. Der Satz «Arbeit macht frei» war in Dachau ein Konzentrationslager in diesem Fall unzutreffend, denn der einzige für politische Gefangene errichtet. Ausweg, endgültig frei von den schreck- Es diente als Modell für alle späteren lichen Zuständen im KZ Dachau zu sein, Konzentrationslager und als «Schule war der Tod. der Gewalt» für die Männer der SS, unter deren Herrschaft es stand. Selbstverständlich befassten wir uns mit In den zwölf Jahren seines Bestehens dieser Thematik im Unterricht, doch es ist waren hier und in zahlreichen Aus- keineswegs vergleichbar mit den Bildern senlagern über 200 000 Menschen und Dimensionen vor Ort. Wenn ich daran aus ganz Europa inhaftiert. 41 500 denke, dass auf diesem Platz, auf welchem wurden ermordet. Am 29. April wir uns als kleine Gruppe befinden, 1945 befreiten amerikanische Trup- 40 000 KZ-Häftlinge ohne Hab und Gut pen die Überlebenden. So steht es gestanden und vom unmenschlichen in den Geschichtsbüchern. Im Rah- Transport bereits entkräftet waren, wird men des Geschichtsunterrichts be- mir ziemlich unwohl. suchten die Schülerinnen der 7Ma – 14 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] begleitet von ihren Lehrern Chris- Mich schockieren einerseits die willkür lichen tian Marti, Peter Mennel und Nor- Bestrafungen durch die SS-Männer, welche man Walch – das KZ Dachau und sie je nach Lust und Laune vollzogen (da- machten sich selbst ein Bild vor Ort. runter beispielsweise das «Baum-Hängen» und Schläge auf dem Prügelblock, welche Die Exkursion in das Konzentrationslager Appellplatz im Jänner 2015 die Häftlinge selber zählen mussten). Ande- Dachau war eindrucksvoll und auch (Foto: LG-Bildarchiv Christian Marti) rerseits ist das Betrachten der Baracken, nachhaltig und deshalb würde ich diese als in denen 400 Männer in einem Raum Pflichtausflug während des Maturajahrs schliefen, kaum auszuhalten für mich – einführen. das wäre etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler des LGs, in einer Räumlichkeit Naomi Lind, 7Ma auf primitive Strohbetten eingezwängt. Auf dem SS-Gelände befand sich das Krematorium mit Gaskammer. Es ist für mich auf eine Art surreal, durch dieses «Brausebad» zu gehen und daran zu denken, dass in diesem Raum gezielt Menschen getötet wurden. Von der Gaskammer gelangte man direkt zum Krematorium, in welchem vier Öfen standen und täglich dutzende von Menschen verbrannt werden konnten. Jedoch erfahren wir von unserer Leiterin, dass die Gaskammer nur zweimal in Betrieb genommen wurde. Das Ziel des KZ Dachaus war es wohl, die Häftlinge sich zu Tode arbeiten zu lassen. LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 15 Soziales Engagement «Gymi for Change» hilft «Room to Read» Die Gruppe «Gymi for Change», die das Projekt «Room to Read» unterstützte, half den Organisatoren des 1. Liechtensteiner Book Swap. Sie sammelte im Gymnasium Bücher, die in einem guten Zustand waren, aber nicht mehr gebraucht wurden, und unterstützte das Kuchenbuffet. Am 23. November 2014 war es soweit: Beim ersten «Book Swap» fanden begeisterte Leseratten in der Spoerry Halle Vaduz von 10 bis 17 Uhr ein grosses, umfangreiches Büchersortiment vor. Der Anlass war ein grosser Erfolg. In einem tollen Ambiente wurden knapp 13 Meter Bücher «umgesetzt» und so – zusammen mit dem Erlös aus dem Verkauf von Kaffee, Beim Büchersammeln in der Bibliothek «Gymi for Change» ist eine Schüler- Kuchen, Würstchen, Suppe und Getränken – des LGs (Foto: Carmen Oehri) gruppe des Liechtensteinischen insgesamt CHF 7 000 gespendet. Damit Gymnasiums, die sich im Rahmen haben 28 Mädchen die Möglichkeit, ein ihres Wahlfachs mit Menschen weiteres Jahr zur Schule zu gehen! auseinandersetzen, die Hilfe benötigen. Die Gruppe unterstützt Die Organisatoren waren überaus zufrieden verschiedene Projekte wie z.B. mit dem Einsatz und hoffen auf eine Zu- «Room to Read». sammenarbeit bei den kommenden Events. Aber auch «Gymi for Change» ist zufrieden: «Room to Read» ist eine vor 15 Jahren in «Wir haben unser Ziel erreicht. Wir konnten den USA entstandene Organisation, die vor zu dem grossen Erfolg von ‹Room to Read› allem Mädchen die Möglichkeit zur Bildung beisteuern und haben nicht nur Schülerinnen verschafft. «Room to Read» arbeitet in Ent- und Schüler auf unser Handeln aufmerksam wicklungsländern – Nepal, Vietnam, Kambod- gemacht, sondern konnten auch anderen scha, Laos, Sri Lanka, Indien, Bangladesch wissbegierigen Kindern helfen.» und Sambia – mit Gemeinden vor Ort zusammen, um solide Bildungsangebote zu initiieren. Dazu gehören der Bau von Bibliotheken und Schulen, das Verlegen von Kinderbüchern in den jeweiligen Landessprachen sowie die Vergabe von Schülerstipendien für Mädchen. Der ganzheitliche und vielschichtige Ansatz von «Room to Read» half bisher neun Millionen Kindern, eine fundierte Bildung zu erhalten, von der sie ein Leben lang profitieren werden. 16 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Carmen Oehri, 6Ma Engagement – Schüler organisieren eine Schule Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte stellte die SOS am 10. Dezember 2014 in der Aula des Gymnasiums das «Hilfswerk Bangladesh» vor. SOS steht für das Motto «Schüler organisieren Schule». Jedes Jahr wählt die SOS ein anderes soziales Projekt, das sie mit den Erlösen der diversesten Unternehmungen wie Kürbisschnitzen, Keksbacken, Rosenverkaufen, Kuchenaktionen oder Spendenmarathon unterstützt. So werden alle Spendengelder dieses Schuljahrs an das «Hilfswerk Bangladesh» gehen, um damit den Bau einer Highschool in Shariatpur zu ermöglichen. Damit wird das Motto der SOS wörtlich genommen. Die SOS-Präsi- Die Antwort auf das Problem der Armut Matthias Ospelt vom «Hilfswerk Bangladesh» dentin Meret Mejendi und ihre Kollegin sieht Miah Nurul Islam darin, die kreative mit den Vertreterinnen vom SOS Naomi Lind begrüssten Matthias Ospelt, und gestalterische Energie in jedem Men- (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) den Vizepräsidenten des «Hilfswerk schen freizusetzen und finanziell zu fördern, Bangladesh», der über seinen Besuch vor dazu bietet das «Hilfswerk Bangladesh» Ort informierte. Mikrokredite an, organsiert Trainingszentren, in dem unterprivilegierte Frauen und In einem Videoclip wurde ein Interview mit arbeitslose Männer in den verschiedensten Miah Nurul Islam – dem Gründer und praktischen Aktivitäten unterrichtet werden, Präsidenten des «Hilfswerk Bangladesh» – vergibt Kredite an talentierte Studentinnen eingespielt. Miah Nurul Islam ist die treiben- und Studenten und verteilt diverse Schreib- de Kraft des Projektes. Er stammt aus der und Lesematerialien. Nähe von Shariatpur, wo er selbst umgeben von extremer Armut aufwuchs. Bereits Mehr Informationen: während seines Universitätsstudiums der www.eurobanglafoundation.li. Soziologie sammelte er Geld und verteilte dies an finanziell unterprivilegierte Studen- Andrea Kühbacher ten, damit diese ihre Studiengebühren bezahlen konnten. Als Miah Nurul Islam realisierte, dass er in Bangladesch legal nie so viel Geld verdienen würde, dass er anderen im grossen Stil helfen könnte, wanderte er von Bangladesh aus, landete schliesslich in Liechtenstein und organisiert seither von hier aus die Hilfe zur Selbsthilfe. LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 17 Soziales Engagement VS werden ist nicht schwer, VS sein hingegen sehr !? Aufenthalt in Bregenz – VS-Seminar Im diesjährigen Seminar behandelten die Vertrauensschüler lebensnahe Themen. Ein wichtiger Aspekt dieses Abends war der Umgang mit Mobbing. Dazu wurde ein konkreter Konfliktfall aufgegriffen und spontan nachgespielt. Opfer sowie Provokant wurden von den Vertrauensschülern selbst gespielt. Ideale Eingriffe in solche Situationen zu erproben und zu besprechen, half den Schülerinnen und Schülern, eigene Lösungsvorschläge zu konstruieren. Die Szenen wurden wiederholt und Gefühlslagen aufgeklärt. «Man konnte einen Einblick erhalten, wie kleine Gesten grosse Wirkung erzielen», berichtet eine Schülerin begeistert. Ein weiteres wichtiges Thema war die Die Vertrauensschülernacht – von den Schülerinnen und Schülern der ersten Klassen gerne Gestaltung des zweiten Semesters. Vor dem angenommen (Foto: LG-Nachrichten Dorothea Rössler) Seminar hatten die Vertrauensschüler die Schulanfänger nach ihren Wünschen im Ein Vertrauensschüler (VS) muss Wer sind die VS? folgenden halben Jahr befragt. Ziel war es, umfangreichen Aufgaben gerecht Die Vertrauensschüler – kurz VS – bilden angepasst an die Wünsche der Erstklässler, werden. Um die Schülerinnen und einen zentralen Teil des «Pädagogisch- ein gemeinsames zweites Halbjahr zu Schüler darauf vorzubereiten, Sozialen Netzes» am Liechtensteinischen gestalten. «Mehr Zeit mit den Vertrauens- findet jährlich ein VS-Seminar statt. Gymnasium. Die Schülerinnen und Schüler schülern», so lautete der Wunsch der Unter der Leitung von Peter des Wahlfachs haben unter anderem die meisten Erstklässler, wobei ein spezieller Mennel, Norman Walch und Doro- Aufgabe, Erstklässler zu betreuen, mit ihnen Bowlingnachmittag vermehrt erwähnt thea Rössner verbrachten auch einige Projekte zu planen und auch zu reali- wurde. Zusammen sammelten die Vertrau- dieses Jahr wieder 24 Schülerinnen sieren. Sie ermöglichen den Neuankömm- ensschüler auch andere Vorschläge, etwa und Schüler einen Abend mit an- lingen soziale Integration und Akklimatisation einen Grillnachmittag im Sommer oder schliessender Übernachtung in einer an das neue Umfeld. Durch zahlreiche ein VS-Filmfestival der 1. Klassen. Den er- Jugendherberge in Bregenz. Unternehmungen stärken sie das Vertrauen wähnten Bowlingnachmittag hatten sie der jüngeren Schülerinnen und Schüler. selbstverständlich auch bei der Planung Einige Aktivitäten sind beispielsweise Spazier- berücksichtigt. Voller Tatendrang kehrten gänge in den Mittagspausen, sportliche die VS-Schüler aus dem Seminar zurück, Aktivitäten, das jährliche Kürbisschnitzen im gewappnet für das zweite Semester. Herbst, Übernachtungen in der Schule (die sogenannte VS-Nacht) und zahlreiche andere Aktionen. Ebenfalls steht ein Vertrauensschüler jederzeit hilfsbereit zur Verfügung, falls man Belange oder Kummer loswerden möchte. 18 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Olivia Büchel, 5Mb Internationale Vernetzung Schule macht Aussenpolitik – Projektwoche und YPAC Aurelia Frick lässt sich informieren. (Foto: LG-Bildarchiv Monica Derungs) Die Ministerin für Äusseres, Bildung versammeln sich Jugendliche aus allen und Kultur Dr. Aurelia Frick lud eine Ländern des Alpenraums, um Probleme Delegation von Schülerinnen und bezüglich ihres Lebensraumes zu besprechen Schülern zu sich ins Regierungs- und Lösungsansätze auszuarbeiten. Als Ziel gebäude ein, um die Vorbereitungen gilt es, die Alpen als solche zu bewahren zur Projektwoche «Auf den Spuren und die Mitgliedstaaten zur Zusammenarbeit der Fürsten von Liechtenstein» und zu bewegen. zum YPAC (Youth Parliament to the Alpine Convention) zu besprechen. Auch während des Jahres, also zwischen zwei YPACs, geht die Arbeit der Jugendlichen Projektwoche weiter. Vom 17. bis zum 19. Oktober 2014 Gerne folgten wir am 30. Januar dieser reiste eine Gruppe des YPACs nach Idrija in Einladung. Nachdem Liechtenstein lange Slowenien, um an der «General Assembly keine diplomatischen Beziehungen zu of the Association ‹Alpine Town of the Year›» Tschechien hatte, war diese Projektwoche teilzunehmen und sich mit Politikern des ein wichtiger Schritt zur gegenseitigen Alpenraumes auszutauschen. Mit dabei war Annäherung. Nachdem wir im Herbst 2014 auch Daniel Gätzi aus der 6Na, welcher in Tschechien zu Gast gewesen sind und sehr dort als Vertreter für Liechtenstein agierte. interessante Begegnungen und vieles gelernt haben, hoffen wir, dass der Gegenbesuch Im März dieses Jahres fand vom 16. bis zum von tschechischen Jugendlichen in Liechten- 20. März das nächste YPAC in Kamnik in stein ähnlich erfolgreich sein wird. Slowenien statt und auch eine Delegation aus Liechtenstein nahm wieder teil. YPAC – Auch während des Jahres aktiv Monica Derungs und das YPAC-Team Das YPAC wurde im Jahr 2006 vom Akademischen Gymnasium Innsbruck und der Alpenkonvention gegründet und findet seither jedes Jahr statt. Bei diesen Tagungen LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 19 Internationale Vernetzung Comenius Project – A Worthwhile Experience Internationale Gruppe am LG dank des Projekts «Beyond our Borders» (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) On the second day of the Comenius Peter Hauenstein, an experienced business- Project we prepared ourselves for man, held a speech at our school about how the job interview, which was to take to find our way in the often complicated place the next day. world of business. He said that the first thing you have to be clear about in your mind is who you are and where you want to go. Questions such as “What do you want to Comenius-Projekt «BOB» und Schüler aus der 6Na an diesem achieve in your life?” and “How can you be am LG im Dezember 2014 Projekt teil; die verantwortlichen successful in reaching your goals?” were Lehrpersonen sind Andreas Aczel, addressed throughout the speech. He Im Dezember 2014 fand das dritte Fritz Epple, Franz-Xaver Goop und showed us the best way to write a CV Treffen der Schülerinnen und Schüler Karin Strassegger. (Curriculum Vitae) and a motivation letter. After that he presented a number of help- und ihrer Lehrpersonen am LG-Vaduz statt. «BOB» bedeutet «Beyond our Folgendes Teilziel wurde am LG ful tricks and tips for a successful interview. Borders» und setzt sich mit der Idee erarbeitet: He reiterated the importance of researching des lebenslangen Lernens auseinander. How to be a good communi- the background and profile of the company Die daran beteiligten Schulen sind cator? which you are applying to. You should also folgende: das Schulzentrum «Berufs- Participants realize the meaning of be able to summarise your personality and bildender Schulen des Landkreises verbal and nonverbal communication skills succinctly and to be confident in Hameln» in Deutschland und zwei in an external context. They learn knowing exactly what you want to achieve. weitere Schulen aus Andujar in Spanien cultural pecularities and to accept those Most important of all, according to Mr. und Nové Zamky in der Slowakei. when interacting with each other in an Hauenstein, is to make yourself understood Aus dem LG nehmen Schülerinnen intercultural context. and be able to convey worthwhile and valuable information. Simple “yes” and “no” 20 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] answers are thus out of the question. The next morning it was finally time for the Every answer given should contain additional job interview. We were welcomed in a very information about you and your skills. friendly manner by a helpful lady who took us to the room, where Sahra Benseghir was For example, a number of different respon- already waiting for us. She began with a ses are possible to the question, “Did you short presentation about Swarovski and get here by bike?” Instead of responding with their work. This was fascinating and gave us just “yes”, you can mention for example that an interesting introduction to the company. you researched possible commuting We learned that Swarovski is a global player methods and that you realized that cycling and that they sell their products all over the would be most convenient. This answer world. It is a family business and concen- shows them that you are an organized trates on the production of their diamond person who can plan things in advance. jewellery. After the presentation, the interviews commenced. Julia had been chosen At the end of the job interview you should to take part. Mrs. Benseghir asked her all have some questions prepared for your sorts of questions. She wanted to know interviewer to show that you are seriously what had motivated her to apply for the interested in working at their company. We job, and how an applicant can integrate also discussed how it is a big mistake to ask themselves into a group and solve any at the beginning of the interview how many problems which they may be confronted weeks of holidays you are entitled to and with. any questions regarding remuneration. It was a great experience for us as students. After this informative talk it was our turn to We appreciated being given such a great put the advice we had heard into practice. opportunity to gain insight into the work Each one of us got the name of the com- and daily running of the company. After- pany we were going to apply to for a job. wards, we had the chance to pay a visit to Alessandra and Julia from Liechtenstein, the factory floor, where we saw the big Simona from Slovakia and I were chosen to storage building, and were able to follow the go to the company Swarovski. Our group production process from beginning to end. set to work. Following Mr Hauenstein’s All in all, the glamourous crystal world of advice, we began to search information Swarovski made a great impression on us. about our company. Then each one of us wrote a CV and a motivation letter which We said goodbye and left Swarovski with a we sent to the company as soon as we had little present and a lot more experience than finished them. In the motivation letter, it is we had before. important that you give information about who you are: Describe yourself in key- Sina Ritter, 6Na words; say what you are looking for; and mention your strength. After reading our CVs and motivation letters, the companies then chose the candidate they wished to interview. LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 21 Internationale Vernetzung Der Funke der Begeisterung – Die Olympische Flamme im LG Birgit Heeb (ganz links) und Stefan Zünd Am 22. Januar 2015 war es endlich Interview mit Christian Fischer, (ganz rechts) begleiten den Fackellauf. soweit. Die Olympische Flamme Koordinator Sportschule am LG des EYOF 2015 – European Youth Was haben Sie organisiert? Olympic Festival – erreichte das Ich wurde über das Schulamt FL angefragt, Liechtensteinische Gymnasium. den Fackellauf von der Realschule Schaan Dabei standen die Schülerinnen und zum LG Vaduz mit anschliessender Feier im Schüler der 1. bis 4. Stufe Spalier Turnsaal des Gymnasiums zu organisieren. und die LG-Band spielte den Titel- Die Anfrage ging vom Organisationsteam song des Kultfilms «Rocky». der EYOF aus. Es war das erste Mal überhaupt, dass das Wie gross war der organisatorische Auf- Olympische Feuer in Liechtenstein Halt wand für ein solches Projekt? einlegte. Entzündet wurde es wenige Tage Im Mai 2014 wurde ich das erste Mal offiziell zuvor im Panathinaiko-Stadion in Athen. kontaktiert. Ab diesem Zeitpunkt starteten Aber warum Liechtenstein? Nun, Vorarlberg die Vorbereitungen. Je näher der Anlass und Liechtenstein waren die diesjährigen rückte, desto intensiver wurde die Arbeit Gastgeber des Europäischen Olympischen und Koordination. Jugendfestivals. Vom 25. bis 30. Januar fanden die Winterspiele statt. 1 531 Athleten aus 45 Ländern massen sich in acht Disziplinen. 22 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Wie viele Personen waren etwa beteiligt? Der eigentliche Fackellauf von der Realschule Schaan ins LG Vaduz wurde von vier Klassen aus dem Gymnasium (ca. 80 Schülerinnen und Schüler) begleitet. Beim Spalier vor dem LG beteiligten sich weitere 350 Schülerinnen und Schüler und bei der anschliessenden Feier in der Turnhalle konnten wir ca. 500 Personen begrüssen. Welche Symbolik hat der Fackellauf? Der Fackellauf mit dem Olympischen Feuer ist das Symbol von völkerverbindender Cool Jazz (Fotos: Michael Zanghellini) Friedfertigkeit. Das ist der olympische Gedanken schlechthin. Es gibt wenige aus der 2. Klasse des Gymnasiums, getragen. ich nicht gesehen, da ich mit der Band schon Dinge, die Menschen verschiedener Länder Ex-Schifahrerin Birgit Heeb und Ex-Schi- in der Sporthalle war. Gefallen haben mir vor miteinander verbinden, die eine Art uni- springer Stefan Zünd begleiteten diese. allem die Aufführungen in der Sporthalle. versellen Kit zwischen den Kulturen und Ich habe in der LG-Band gespielt. Ich habe Kontinenten bilden. Ein starkes und sogar Was bedeutet dieser Fackeleinmarsch mich mehrere Wochen vorbereitet und noch universelles – im wahrsten Sinne des für Sie persönlich? die Lieder geübt. Es hat alles gut geklappt Wortes – globalisiertes Symbol ist das Das LG Vaduz konnte einen tollen und und es war super, vor so vielen Leuten Olympische Feuer. Feuer wärmt, beleuchtet, feierlichen Beitrag für ein einzigartiges zu spielen. Es ist cool, dass ich in der Band es kann schützen, garen und mit seiner Hilfe Ereignis, das Europäische Olympische mitspiele und hier auftreten konnte.» lassen sich viele Materialien bearbeiten. Die Jugendfestival in Vorarlberg und Liechten- alten Griechen, die auch die antiken Spiele stein, leisten. in Olympia auf dem Peleponnes erfunden Valentin Hasler, 3B: «Mir hat alles sehr gut gefallen. Ich bin Spalier gestanden und es hatten, wählten das Feuer als olympisches Schülerstimmen zur ausgelassenen war sehr kalt. Wir mussten lange auf den Symbol. Heute symbolisiert das Olympische und fröhlichen Stimmung Fackelzug warten. Als die Fackel vorbeige- Feuer – wie schon in der Antike – Frieden Jan Hoch, 3D: «Ich finde es toll, dass die tragen wurde – ich hatte sie mir grösser und die Verbundenheit der Völker im sport- Fackel zum ersten Mal in unserem Land ist, vorgestellt – war ich stolz. Der Anlass war lich-fairen Kräftemessen der Spiele. Heute aber am meisten gefiel mir, dass die Tradition richtig gut.» wird es mit einem Spiegel entzündet und mit dem Feuer schon so lange aufrechter- dann an den Ort der Spiele transportiert. halten wird. Das Programm in der Aula war Der Fackellauf erreicht seinen Höhepunkt super. Es war gut mit der tollen Musik und mit der Entzündung der Flamme im Stadion. den Tanz- und Sporteinlagen zwischen den Damit sind die Spiele eröffnet. Mit ihrem einzelnen Reden. Das sorgte dafür, dass der Erlöschen enden sie. Anlass nie langweilig wirkte. Alles war sehr Timothy Näscher, 4Nb gut organisiert.» Wer waren die Fackelträger? Die Fackel wurde von Alejandro Ortiz Jonas Meier, 4Na: «Es war sehr unterhaltsam und Manuel Villar, zwei motivierten Sportlern und abwechslungsreich. Den Fackellauf hatte LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 23 Politische Bildung «1818. Die Liechtenstein-Saga» Landauf, landab geisterte die Film- Rund 70 Schülerinnen und Schüler, Lehr- dokumentation «1818. Die Liechten- personen und andere Interessierte versam- stein-Saga» in den letzten Monaten melten sich in der Aula im LG, um sich die durch die Medien und flimmerte rund 45-minütige Filmproduktion des im Schlosskino Balzers dutzende liechtensteinischen Produktionsteams um Male über die Leinwand. Am Jürgen Kindle anzusehen. Der von Anke 29. Januar 2014 präsentierte der Nowak organisierte Anlass wurde mit einer Produzent Jürgen Kindle seine kurzen Ansprache vom Produzenten Jürgen Produktion auch in der Aula am LG. Kindle eröffnet, in welcher er den Inhalt der Dokumentation kurz wiedergab und über interessante Eckdaten informierte. So dauerte die Produktion von der ersten Idee bis zur Filmpremiere vier Jahre, verschluckte eine Geldsumme von rund einer Million Schweizer Franken und beschäftige Anke Novak stellt den Produzenten Jürgen weit über 100 Personen – vom Regisseur, Kindle vor. (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) über die Darsteller bis hin zu den Drehbuchautoren. Zudem stellte Kindle klar, dass teils auch ergreifend. Das Produktionsteam der Film nicht spezifisch für die Bevölkerung um Produzent Jürgen Kindle versteht es, Liechtensteins erstellt, sondern für die durch Kameraführung, Bild und Ton gekonnt Ausstrahlung an internationalen Fernseh- Gefühle beim Zuschauer hervorzurufen. stationen konzipiert wurde. Dies dürfte vor allem bei Zuschauern zutreffen, welche mit dem Land Liechten- «1818. Die Liechtenstein-Saga» erzählt die stein nur wenig vertraut sind. Auf den Geschichte unseres Landes beginnend im liechtensteinischen Zuschauer mag der 17. Jahrhundert kurz vor der Gründung Film aufgrund der vielen bekannten Fakten Liechtensteins aus den Grafschaften Schellen- zwischendurch immer wieder langweilig berg und Vaduz, über diese und das Bündnis wirken. Doch erfährt der Finanzplatz Napoleons hinweg bis zum Zweiten Welt- Liechtenstein im Film eine relativ grosse krieg und anschliessend den Aufstieg des Aufmerksamkeit, was für mich wiederum Landes vom Bauern- zum Bankenstaat. einen Werbeeffekt für den «Bankenstaat» Doch werden auch zahlreiche Fragen beant- darstellt. wortet, zum Beispiel, welche Rolle Liechtenstein im Nationalsozialismus gespielt hatte. Alles in allem komme ich zu dem Schluss, So erfährt der Zuschauer während des dass jede Liechtensteinerin und jeder ganzen Filmes neben vielen bekannten Liechtensteiner Jürgen Kindles «Liechten- Fakten auch neue Dinge, die diesen erstau- stein-Saga» einmal gesehen und anschlies- nen mögen und somit einen ausgeglichenen send ihre oder seine eigene Meinung Mix bilden. gebildet haben sollte. Persönlich finde ich die Produktion insge- Kenneth Vogt, 7Na samt sehr gelungen und insbesondere für ausländische Zuschauer informativ und 24 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Gedenken an eine vergangene Zeit Wie kann man Jugendlichen 70 Jahre nach dem Holocaust das unbeschreibbare Grauen näher bringen? Indem man Geschichten und Schicksale der Menschen erzählt, die im Holocaust umgekommen sind oder ihn übererlebt haben. Die Künstlerin Evelyn Bermann war zu diesem Anlass im LG und erzählte die Geschichte ihrer Mutter Alice Bermann-Cohn. Alice Cohn lebte mit ihrer Familie in Breslau und sah sich selbst als Deutsche an – umso überraschender war der Antisemitismus des Nationalsozialismus für sie. Sie musste lichten vielen, Lebensmittel kaufen zu können. Evelyn Bermann erklärt Schülerinnen mit lediglich zehn Mark in der Tasche in die Alice konnte auch offizielle NS-Stempel und Schüler der 6Ws und 6Wa, wie ihre Niederlande fliehen, wo sie ein neues Leben fälschen, ohne dass es bemerkt wurde. Diese Mutter die Dokumente gefälscht hatte. begann. In den folgenden Jahren wurden Stempel kopierte sie von Hand. Einige der (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) ihre Grosseltern deportiert und ihren Eltern gefälschten Dokumente waren nach dem wurde verboten, zu Alice zu kommen. Anlass anschliessend im Foyer der Aula ausgelegt und konnten von den Schüle- Nach der niederländischen Kapitulation rinnen und Schüler angesehen werden. schreibt sie: «Das Schicksal hat mich einge- «Ich könnte so etwas nicht einmal mit dem holt», denn nun war es in den Niederlanden PC fälschen», kommentierte ein Schüler. auch nicht mehr sicher. Zu einem gewissen Teil gehörte auch Glück zur Geschichte Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 von Alice. Es gelang ihr, während einer Nazi- setzte sie sich anschliessend für Kriegswaisen Razzia in einem Schrank versteckt unent- ein. Nach dem Krieg führte sie eine Urlaubs- deckt zu bleiben. Ein anderes Mal rettete reise nach Liechtenstein, sie verliebte sich, sie als Krankenschwester verkleidet das heiratete, blieb und war als Schreinerin, Spiel- Kleinkind Lonnie, indem sie das Mädchen zeug-Designerin, Familienfrau, Grafikerin und entführte. Werbeleiterin der Firmen Schekolin und Schekoplast in Schaan und in Hohenems tätig. Was sie besonders auszeichnete, war die Tätigkeit als «Fälscherin». Für sie bestand 1997 konnte Alice Bermann-Cohn ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus damaligen Kollegen Rutger Mattijssen noch nicht darin, bewaffnet in einem Wald zu einmal in Schaan wiedersehen, auch Lonnie sitzen oder Bomben zu legen, sondern in lebt noch. Ihnen war der Vortrag von Evelyn der Rettung von Zivilisten, indem sie im Bermann gewidmet. Geheimen und in mühsamster Detailarbeit offizielle Papiere wie Pässe oder Lebens- Hasan Akay, 6Wa mittelkarten fälschte. Solche Karten ermögLGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 25 Politische Bildung Liechtenstein in der Zeit des Ersten Weltkrieges Quellen sprechen nur, wenn man sie befragt. (Foto: LG-Bildarchiv Roland Hilti) Dr. Rupert Quaderer war am vertrag mit der Schweiz entscheidend. 6. November 2014 Gast im LG Die Suche nach dem richtigen Weg aus der und sprach zu den Schülerinnen Nachkriegskrise prägte die Jahre bis 1926. und Schülern der Oberstufe über «Liechtenstein und die Zeit des Das klingt alles sehr trocken und akade- Ersten Weltkriegs». misch. Rupert Quaderer gelang es jedoch, das Thema mit vielen Beispielen und Quellen Rupert Quaderer ist Autor des Buches anschaulich vor Augen zu führen. «Bewegte Zeiten in Liechtenstein 1914 bis 1926». Darin behandelt er Fragen wie: Welche Auswirkungen hatte der Erste Weltkrieg? Wie waren Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Inflation, Nahrungs- und Rohstoffmangel zu spüren? Gab es verstärkt eine latent vorhandene gesellschaftspolitische Unzufriedenheit? Führte dies zu Forderungen nach innenpolitischen Veränderungen? Ausgelöst durch den Ersten Weltkrieg, musste Liechtenstein wegweisende Entscheidungen fällen, Krisen überwinden und innen- und aussenpolitische Neuorientierungen vornehmen. Innenpolitisch war die Auseinandersetzung um die neue Verfassung von 1921, aussenpolitisch der Schritt von der engen wirtschaftlichen Anbindung an Österreich-Ungarn hin zum Zollanschluss- 26 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Andrea Kühbacher Ausgezeichnet – Engagement neben der Schule Angelika Rusch, welche seit 1999 die Fächer Geschichte und Religion und Kultur am LG unterrichtet, durfte als Obfrau des Vereins «JugendDornbirn» am 28. Jänner 2015 im Parlament in Wien den Demokratiepreis 2014 der Margaretha Lupac-Stiftung entgegennehmen. Eine Delegation von 25 Personen – Jugendliche, Kuratoren, der ehrenamtliche Vorstand und auch der zuständige Stadtrat – waren in Wien und nahmen im Parlament den mit 15 000 Euro dotierten Preis gemeinsam in Empfang. wir unseren Schülerinnen und Schülern Angelika Rusch und Volkan Dammar bei vermitteln. Ob wir sie als wichtige Zukunfts- der Dankesrede im Österreichischen Der 1999 gegründete Verein «JugendDorn- ressource sehen oder als Störung. Ob wir Parlament birn» berät und begleitet Jugendbeteiligungs- Lust an demokratischen Prozessen vermit- (Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG / projekte auf der Gemeindeebene. Im Vor- teln oder Frust. Ehrlich gemeinte, am kon- Jacqueline Godany) dergrund steht das generationenübergreifen- kreten Anlass gelebte Partizipation könnte de Miteinander in der Jugendarbeit in Verei- eine Selbstverständlichkeit werden – und nen, Schulen, der Wirtschaft, der städtischen würde gleichzeitig uns alle mehr in die Verwaltung usw. Damit ist «JugendDornbirn» Pflicht nehmen. Wir haben dazu viele Ge- ein Vorzeigeprojekt, das es Jugendlichen er- legenheiten, die ‹Handy-Debatte› wäre möglicht, Herausforderungen anzunehmen, eine davon.» Verantwortung in der Gemeinde zu übernehmen und sich mit Fragen der Demo- Andrea Kühbacher kratie und der Politik auseinanderzusetzen. «Wir müssen Jugendliche in allen Bereichen ihres Alltagslebens motivieren mitzugestalten», betonte Angelika Rusch. «Dieser Preis zeigt mir, dass Bürgerbeteiligung wertvoll geworden ist. Vielleicht, weil gesellschaftspolitisches Mitdenken und aktives Mitgestalten keine Massenware sind? Weil die Bereitschaft, Mitverantwortung zu tragen, abnimmt? Ich meine, wir können es uns nicht leisten, auf Engagement zu verzichten oder es zu vergraulen. Schulen wirken mit an der politischen Kultur eines Landes! Es liegt auch an uns Lehrpersonen, welche Erfahrungen LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 27 Vermischtes Theatergruppe Sisyphus – Über Trauriges lachen Im deutschen Sprachraum kennt man den spanischen Dramatiker Alejandro Casona (1937–1962), der in der Emigration in Buenos Aires lebte, weniger. Klaus Koppe hat dessen Stück «Selbstmord im Frühling verboten» übersetzt und mit der Theatergruppe «Sisyphus» inszeniert. Die Freude, ja die Erleichterung über die gelungene Premiere – am Freitag, dem 13. März! – war dieses Jahr noch intensiver als im Vorjahr. Die Anspannung lässt nach – grosser Beifall bei der Premiere. (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) Die Schülerinnen und Schüler wussten thematisieren und nicht zu überspielen. In beim letztjährigen Stück «…und die Leiche den Gesprächen wurde deutlich, dass die hört mit» von Neil Simon, dass ein hinreis- Schauspielerinnen und Schauspieler sich send witziges Stück begeistern würde. Ge- der Herausforderung stellen wollten, harte lingt es 2015, die grosse Herausforderung zu Szenen auch in aller Härte auszuspielen. meistern und Humor und Trauer auszubalan- Damit dies gelingen konnte, war man auf zieren? Würde es gelingen, Poesie auf die Szenen angewiesen, die voll Licht und Witz Bühne zu zaubern? Und wie es gelungen ist! sind. Diese Szenen sind alles andere als leicht zu spielen. Die Lacher mussten haargenau Alejandro Casonas Stück behandelt eines sitzen, sonst wäre das Stück keine Komödie, der grossen Tabuthemen: Selbstmord. Und sondern eine Tragödie geworden. Das wollte das mit feinfühligem, liebevollem Humor. niemand, und so erfand man einen eigenen Dennoch: Selbstmord und Humor! Ist dies Schluss mit einem radikalem Bruch, der nur erlaubt? gelingen konnte, wenn das Publikum zuvor tief betroffen gewesen war. Ein grosses Zum Inhalt: In einer Klinik werden potentiel- Wagnis, aber es gelang! len Selbstmördern alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, um sich das Leben zu nehmen. Doch niemand nimmt sich das Leben, bis ein glückliches Paar sich in das Sanatorium verirrt… Bei den Proben kamen unweigerlich unsichtbare Wunden und Narben der Seele nach oben. Aber die grosse freundschaftliche Verbundenheit innerhalb der Theatergruppe machte es möglich, diese Wunden zu 28 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Klaus Koppe Schülermeisterschaften der 1. bis 4. Klassen Jugendbuchautor zu Gast Werner Egli, Autor vieler spannender Jugendbücher, war Gast in der Aula des LGs. Dort las er aus seinen Werken und sprach mit den Schülerinnen und Schülern der Unterstufe. «Der erste Schuss», «Dream Road» und «Der Schrei des Leoparden» sind zwar Jugendbücher, aber keine Wohlfühlstories, sondern aufrüttelnde Geschichten, alle drei hart an der Realität. Werner Egle sagt: «Obwohl ich meine Bücher immer ohne Rücksicht auf gesellschaftliche und kommerzielle Zwänge geschrieben habe, finden Das Siegerteam 1C der 1. Klasse Knaben Basketball (Foto: LG-Bildarchiv Vanessa Sigron) sie den Weg in die Regale der Buchhandlungen.» Am 26. November und am 6. Dezember 2014 war es wieder soweit und die Schülermeisterschaften der 1. bis 4. Klassen fanden in den Sporthallen des Landes Liechtensteins statt. Die 1. Klassen spielten Basketball. Die 2. Klassen zeigten im Unihockey ihr Können und die 3. sowie 4. Klassen lieferten sich tolle Volleyballmatches. Die zahlreich erschienenen Zuschauer erlebten viele spannende Spiele mit grossem Einsatz und Freude. Das Gymnasium war mit insgesamt Ein interessanter Jugendbuchautor im 14 Teams, davon waren vier Knabenteams, Gespräch (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) stark vertreten. Zwei dieser Knabenteams haben sogar verdient die 1. Plätze erreichen können. Insgesamt konnten zwei 3. Plätze, drei 2. Plätze sowie erwähnt zwei 1. Plätze errungen werden. Herzliche Gratulation zur erfolgreichen Teilnahme! Vanessa Sigron LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 29 Vermischtes Sonnenfinsternis – Wenn es plötzlich dunkler wird… Am Vormittag des 20. März 2015 konnte in Europa eine Sonnenfinsternis beobachtet werden. Während die Färoer-Inseln kurzzeitig im Dunkeln sassen, bedeckte der Mond über Liechtenstein knapp 70% der Sonnenfläche. Am LG beobachteten an jenem Freitag fast alle Klassen das Spektakel am Himmel. Sonnenfinsternis zum Frühlingsbeginn (Fotos: LG-Bildarchiv Kenneth Vogt) Freitagvormittag, 20. März, 9.25 Uhr: 10.10 Uhr: Noch ist es ruhig am LG, der Unterricht Die grosse Pause beginnt. Zu Dutzenden läuft planmässig, doch beginnt sich der Mond strömen die Schülerinnen und Schüler bereits im Schneckentempo vor die Sonne mit ihren ausgeliehenen Sonnenfinsternis- zu schieben. Was für uns ein seltenes brillen aus dem Schulhaus und beobachten Naturspektakel darstellt, war in der Antike fasziniert, wie sich der Mond immer weiter gefürchtet und mit allerlei Aberglauben vor die Sonne schiebt. Rund 70% der verbunden: Der griechische Philosoph Thales Sonnenfläche sollen bei der heutigen Fins- von Milet soll für 585 v. Chr. eine Sonnen- ternis vom Mond verdeckt werden. Das finsternis vorhergesagt haben. Das machten nächste Mal wird dies in diesem Ausmass sich die lydischen Feldherren zunutze, die erst am 12. August 2026 wieder der Fall im Krieg gegen die Meder jahrelang keine sein, wenn die Sonne bis zu 90% verdeckt Entscheidung erringen konnten. So waren sein wird. die Lyder vorgewarnt, während das Heer der Meder über das Naturphänomen er- 10.34 Uhr: schrak, einen Fingerzeig der Götter vermu- Der Unterricht hat bereits wieder be- tete und eilig Frieden schloss. gonnen, doch befinden sich weiterhin dutzende Schülerinnen und Schüler rund 30 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] um das LG, um den Höhepunkt der Sonnen- zu. Schon um 11.45 Uhr war die Sonne finsternis miterleben zu können. Wie ein wieder in ihrer Gänze sichtbar, eine weitere lachender Mund erscheint die Sonne jetzt Sonnenfinsternis war nun Geschichte. durch die Sonnenfinsternisbrille, zudem ist es etwas dunkler und kühler geworden. Für eine totale Sonnenfinsternis wird man Einzelne fotografieren das seltene Ereignis sich eine Weile gedulden müssen, denn diese gar mit ihren Kameras. findet erst in 66 Jahren am 3. September 2081 statt. 10.50 Uhr: Es wird allmählich wieder ruhiger um das Kenneth Vogt, 7Na LG. Nach und nach verlassen alle die Pausenplätze und begeben sich wieder in den Unterricht, denn der Mond verdeckt die Sonne nun von Minute zu Minute etwas weniger. Ein einmaliges Ereignis neigte sich in den Folgeminuten langsam, aber sicher dem Ende «Sonnenfinsternisbrillenträger» LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 31 Orientierung ETH on the road… Was tun nach der Matura? Studienberatung und Besuchstage an den verschiedenen Universitäten helfen bei der Entscheidungsfindung. Mitunter kommt der Berg zum Propheten oder die Universität in die Schule und stellt sich vor. So auch am 26. und 27. November 2014, als die ETH zu Gast im Gymnasium war. Antizipation: Gleich wird es laut… ETH geht auf ihre zukünftigen Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, «Kunden» zu in Kontakt mit Studierenden und Dozenten Seit 2005 organisiert die Eidgenössische zu treten und bekamen Antworten zu Technische Hochschule (ETH) Zürich «ETH Fragen wie Berufsperspektiven und Chancen unterwegs» diese Wanderausstellung, welche am Arbeitsmarkt. Ausserdem konnte man jährlich zwischen Oktober und April acht sich fundiert darüber informieren, welche bis zehn Mittelschulen in der Schweiz – Fähigkeiten und Voraussetzungen nötig sind, und auch Liechtenstein – besucht. Ziel ist um das Studium erfolgreich durchlaufen zu es, den Dialog mit den Schülerinnen und können. Schülern zu fördern und über die Berufsbilder von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern zu vermitteln. Darüber hinaus sollen gezielt junge Frauen für die Technik sensibilisiert werden. «ETH unterwegs» weckt die Lust auf Naturwissenschaft und Technik: Stand der Mittwoch noch im Zeichen der diversen Vorträge in der Aula, so waren am Donnerstag dann die Gänge voll mit den Informationsständen. Studierende und Professoren der ETH brachten eine beeindruckende Ausstellung mit Experimenten und Exponaten zum Anfassen und den BrückenbauWettbewerb ins LG. Dabei hatten die 32 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Andrea Kühbacher …über welche Brücke kannst du gehen ? Belastungsproben – Brücken bauen Aufgrund des Projektes «ETH unterwegs» wurde ein Brückenwettbewerb veranstaltet. Mehrere Wochen hatten wir nun Zeit, eine Brücke (Kriterien: 100 g Gewicht, 1 Meter Länge, freie Materialwahl) zu erstellen. Dabei gewann das Brückenmodell mit der höchsten Tragfähigkeit. Zwölf Schüler- und zwei Lehrerteams stellten sich der Herausforderung. Es wurde getüftelt, berechnet und gebastelt. Dabei standen uns Herr Epple, Herr Walla und Herr Oehri tatkräftig zur Seite. Dann war es endlich so weit. Was halten die Das siegreiche Mädchenteam beim Einrichten der Brücke. Modelle wohl aus? Unter der Aufsicht des Bauingenieurs Enrico Manna und dem Mechatronikingenieur Dominik Werne von der ETH konnte das Siegerteam ermittelt werden. Sie überprüften die Kriterien und liessen acht Brücken zu. Es war sehr lustig und äusserst spannend zugleich, wenn jeweils eine Brücke unter der Last des Gewichts nachgab. Die stabilen und instabilen Stellen konnten meist erkannt werden. Der wohlverdiente Preis ging an das Mädchenteam der 2E (Andrina Hilti, Sara Patkovic, Nicola Schurti, und Anna Weber) mit einer Belastung von 134,6 Newton. Zum Vergleich: Ein Team von Physiklehrern scheiterte bereits bei 13,7 Newton. Brückenbauer der Zukunft (Fotos: LG-Bildarchiv Gebhard Köb) Timothy Näscher, 4Nb LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 33 Orientierung Übergang – Auf dem Weg in die Oberstufe Der Übertritt von der 3. in die 4. Klasse ist ein riesiger Wechsel, da man Abschied von gewohnten Mustern nehmen und den Sprung ins kalte Wasser wagen muss. Man wird mit neuen Lehrpersonen konfrontiert, die Klasse ist neu und vielleicht kennt man nur einzelne Schülerinnen und Schüler aus den früheren Parallelklassen. Belastungsprobe nicht nur beim ETH-Experiment: Trägt die Brücke? (Foto: LG-Bildarchiv Gebi Köb) Den gesamten Vorgang könnte man mit sich versieht, stehen die ersten Prüfungen einem Weg über eine Brücke vergleichen. an. Jedoch kann dies ein gutes Training für Man geht die ganze Zeit den gewohnten das spätere Leben sein, da man sich in Weg. Die Umwelt wie auch den Weg kennt einem Job oder anderen Situationen schnell man bereits und man hat keine Angst, diesen zurechtfinden sollte, auch wenn man sich Weg entlang zu gehen. Plötzlich trifft man nicht besonders gut auskennt. auf eine Brücke und man beginnt sich Gedanken zu machen: Ist es sicher dort hinüber Je besser man die Leute aus der Klasse zu kommen? Brauche ich irgendwelche kennt, desto eher weiss man, wie deren Hilfsmittel, um diese Brücke zu überqueren? Charakter ist und es fällt einem leichter, Nach längerem Nachdenken geht man sich zu integrieren. Am Anfang ist es schwer, schliesslich über die Brücke und endet auf es bilden sich kleine Grüppchen und man der anderen Seite, wo sich alles schlagartig wird Teil einer Gruppe. Nach ein paar ändert. Der Weg wird enger und schmaler, Wochen lernt man die Charaktere kennen, die Umgebung verändert sich und man weshalb die Gruppen sich grösstenteils fühlt sich erstmal hilflos. Nach einiger Zeit neu zusammensetzen. gewöhnt man sich vom alten auf das neue Muster um. Der nächste Punkt sind die Lehrpersonen. Der Lehrerwechsel ermöglicht es einem, 34 LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] Manche gewöhnen sich relativ schnell an einen guten neuen Eindruck zu hinterlassen. das Ganze, andere wiederum benötigen viel Man kann in diesem Jahr von Anfang an mehr Zeit, um verschiedene Methoden zu aufpassen und sich eine neue Basis aufbauen. finden, schlussendlich landen die meisten Es gibt aber auch Lehrpersonen, die in der zuletzt am gleichen Punkt, der Matura. Es Ober stufe etwas härtere Regeln ins Spiel wird viel von einem verlangt, noch ehe man einbeziehen, worauf man achten sollte. Dafür Bücherfrühling Neues aus der Bibliothek geben einem Lehrpersonen in der Ober- einen Vorschlag unterbreitet, der sie stufe oft mehr Freiheiten. Viele Aufgaben aus der Bahn wirft. Ein dringender dürfen ausserhalb des Klassenzimmers Gerichtsfall belastet Fiona zudem: bewältigt werden. Lehrer erklären die Ein 17-jähriger Junge verweigert als Theorie ihres Faches natürlich weiterhin, Zeuge Jehovas eine lebenswichtige jedoch beginnen sie, die Schülerinnen Bluttransfusion. In den nächsten und Schüler vermehrt selbst die Dinge 24 Stunden muss Fiona entscheiden, entdecken zu lassen. Natürlich bekommt Liv Marit Weberg: wie das Leben des Jungen weiter- man Hilfe von der Lehrperson, wenn man Zum Glück bemerkt mich gehen soll. wirklich nicht mehr weiter kommt. niemand…dachte ich. McEwan schrieb einen sehr guten Roman, Sauerländer, 2015 Roman, der einen bis zum Schluss Dies klingt jetzt etwas schwer für den An- fesselt. fang, jedoch lernt man immer schneller zu Kaum ist die Freude am Schulab- verstehen, wie man etwas bewältigen muss, schluss verklungen, zieht Anne Lise in was auch für das spätere Leben oder auch eine kleine Wohnung. Sie ist voller künftigen Job hilft. In einer Gruppenarbeit Pläne: Sie möchte ein Studium be- ist es natürlich mühsamer, da man sich in ginnen, Freunde gewinnen, auf Parties der Gruppe gut koordinieren muss, damit gehen… Dabei ist ihr ihre extreme jedes Gruppenmitglied in der Freizeit seine Schüchternheit ein Stolperstein. Als Leistungen bringt. ihr Freund Tore sie verlässt und ihre Eltern den Unterhalt streichen, merkt Juan Reinaldo Sanchez: Vielleicht lässt man sich bei seinem Weg Anne Lise, dass man nicht ewig un- Das verborgene Leben des auch begleiten – von Freunden, Mitschülern, sichtbar bleiben kann. Anne Lise Fidel Castro. Vertrauenslehrern oder den Eltern? Natür- startet durch. Ich war 20 Jahre Leibwächter lich kann man auch zurückgehen oder mit Liv Marit Weberg verarbeitet in ihrem des Máximo Líder. Das ist die wahre dem Weitergehen aufhören, jedoch nicht, Debütroman «Zum Glück bemerkt Geschichte. wenn man die Matura hier am LG machen mich niemand… dachte ich» auch Biografie, Lübbe, 2015 will. Manche pausieren, setzen den Weg ihre eigenen Erfahrungen. Ein unter- später fort und besuchen die BMS. Jedoch haltsames Buch, das in Norwegen ein Jetzt erzählt Juan Reinaldo Sánchez, müssen die, welche gleich die Matura be- grosser Erfolg war. Castros langjähriger Leibwächter, von wältigen möchten, sich an das neue System seiner Zeit an der Seite des kubani- gewöhnen. schen Revolutionsführers. Mit seinem Buch liefert er erstmals umfassende Alles Gute! Einblicke in das private und politische Leben Castros, durch die nicht nur Martina Eberle, 4Ma der Máximo Líder, sondern auch wichtige Stationen der Weltpolitik in einem vollkommen neuen Licht erIan McEwan: Kindeswohl. scheinen: Castro Clan, Fidel, Angola Roman, Diogenes, 2015 und die Kunst des Krieges, Abhörwahn… Fiona Maye ist Richterin aus Überzeugung, als eines Tages ihr Mann ihr Ursula Oehri, Bibliothekarin LGnachrichten 28 / 2 [ 2015] 35 Letzte Seite Matura – wie weiter ? «Next Step» zu Gast im Gymnasium (Foto: LG-Bildarchiv Eugen Nägele) Wohin geht es nach der Matura? Die Thea Keeler Stiftung lud zum zweiten Was kann ich wo studieren? Bildungsinformationstag «Next Step» im Welche Ausbildungsmöglichkeiten Turnsaal des LGs ein. Gymnasiasten aus stehen mir zur Verfügung? Liechtenstein und der Region sowie deren Eltern hatten die Gelegenheit, konzentriert an einem Ort Informationen zu erhalten. Herausgeber: Rektorat, Gymnasiallehrerinnen und -lehrerverein (GLV), Elternvereinigung des Liechtensteinischen Gymnasiums (EVLG) Redaktion: Andrea Kühbacher und Anton Stelzer Gestaltung und Satz: beck grafikdesign est., Planken Briefadresse: Liechtensteinisches Gymnasium, Marianumstrasse 45, 9490 Vaduz Druck: Druckerei Jehle AG, Vaduz Auflage: 900 Exemplare Papier: Die zur Verwendung dieses Papiers verwendeten Holzfasern stammen aus erneuerbarem Holz. Auf nachhaltiger Basis. Chlorfrei gebleicht.