als 8500kg Milch -3-2011 - LKV Nordrhein

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als 8500kg Milch -3-2011 - LKV Nordrhein
TIER
Landwirtschaftliches Wochenblatt
Die Kühe in NRW gaben im vergangenen Jahr richtig Gas: Mit einer durchschnittlichen Jahresleistung von genau 8539 kg Milch je Kuh konnte 2010 erstmalig die 8500-kg-Leistungsgrenze überschritten werden. Foto: Beth
Mehr als 8500 kg Milch
Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung 2009/2010 stellen
Joachim Braunleder vom Landeskontrollverband Nordrhein-Westfalen
(NRW) und Johannes Droste, Landwirtschaftskammer NRW, vor.
D
ie durch den Landeskontrollverband
Nordrhein-Westfalen (LKV NRW) kontrollierten Kühe erzielten bei einem weiter wachsenden Bestand der unter Milchleistungsprüfung (MLP) stehenden Tiere erneut
eine deutliche Leistungssteigerung von 172 kg
Milch. Zum Abschluss des vergangenen Prüfjahres am 30. September 2010 standen beim
LKV 325 135 Kühe unter Milchleistungsprüfung (MLP). Deren Anzahl ist somit im Vergleich zum Vorjahr um 3533 Kühe (+1,1 %) gestiegen. Die Zahl der Mitglieder verringerte
sich gleichzeitig um 274 (–4,9 %) auf genau
5270 Betriebe. Dabei sind 290 Betriebe aus der
Stallkontrolle ausgeschieden, 16 Milchproduzenten haben sich beim LKV neu angemeldet.
Die Zahl der ausgeschiedenen Kontrollbetriebe
übertrifft die des Vorjahres (–212 Betriebe)
deutlich und weist auf eine anhaltende Dynamik des Strukturwandels hin. Während der
Anteil der Milcherzeuger mit Kühen in der
MLP auf 60,4 % (–1,0 %) gesunken ist, stieg der
Anteil der geprüften Kühe weiter auf 81,7 %
(+0,6 %). Gleichzeitig errechnet sich für die Betriebe mit Stallkontrolle eine weiter zunehmende durchschnittliche Herdengröße von
61,7 Kühen je Betrieb (+3,7 Kühe zum Vorjahr).
172 kg mehr Milch als im Jahr zuvor
Das aktuelle MLP-Jahresergebnis liegt mit
durchschnittlich 8539 kg Milch je Kuh und
Jahr noch ein Mal um 172 kg über dem Ergebnis des Vorjahres. Bei einem unveränderten
Fettgehalt von 4,15 % ist der Eiweißgehalt
nach drei Jahren ohne Veränderung erstmalig
wieder um 0,01 % auf 3,42 % gestiegen. Ein
Rückblick auf die vorhergehenden Prüfjahre
zeigt, dass der im Zuge der Blauzungenerkran-
kung im Prüfjahr 2008 beobachtete Leistungsrückgang (damals –63 kg) mit den beiden vergangenen Jahresergebnissen mehr als kompensiert werden konnte. Dazu haben sicherlich die
Immunisierung der Bestände im Rahmen der
Blauzungenimpfung, aber auch gute Futterqualitäten in den Wirtschaftsjahren und ein weiter
verbessertes Herden- und Fütterungsmanagement in den Betrieben beigetragen.
Milchleistungsprüfung in Deutschland
nen die Regionen Niedersachsen/Bremen
(+245 kg Milch) und Weser-Ems (+187 kg Milch)
sowie NRW (+172 kg Milch). Aber auch Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, das Saarland
und Thüringen konnten hohe Zuwächse
vorweisen. In den übrigen Regionen sind eher
unterdurchschnittliche Leistungssteigerungen
und in den neuen Bundesländern teilweise sogar leicht rückläufige Milchleistungen (Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt) zu
beobachten.
Die unterschiedlichen Entwicklungen der Betriebs- und Kuhzahlen sowie der Leistungsergebnisse zwischen den Bundesländern weisen
auf die ungleichen Strukturen und Produktionsbedingungen und auch den Trend der Quotenwanderung in den Norden und Westen
Deutschlands hin. Möglicherweise lassen sie
auch Rückschlüsse auf das Wechselspiel zwischen stark schwankenden Milchpreisen und
den strukturellen Gegebenheiten in den Regionen zu. Viele Betriebe passen sich diesen Bedingungen an, indem sie die Milchproduktion
ausbauen oder aber einstellen.
Welche Rasse „leistete“ am meisten?
Die schwarzbunten Holsteins haben ihren Anteil im NRW Rassespektrum im vergangenen
Prüfjahr leicht auf 73,1 % (+0,02 %) erhöht.
Der Anteil der rotbunten Holstein Kühe ist im
gleichen Zeitraum um 1,2 % auf 19,5 % zurückgegangen. Andere Rassen spielen nach wie
vor nur eine untergeordnete Rolle. Das Fleckvieh ist hier mit einem Anteil von 2,0 % am
stärksten vertreten.
Wie in der ersten Übersicht dargestellt, erreichen die Schwarzbunten eine Durchschnittsleistung von 8782 kg Milch (+184 kg) mit
4,12 % Fett und 3,42 % Eiweiß. Für die Rotbunten wurden 8054 kg Milch mit 4,26 % Fett
und 3,44 % Eiweiß festgestellt. Der Leistungsunterschied zwischen den schwarzen und roten Holsteinkühen liegt mit 728 kg Milch wieder oberhalb der 700-kg-Grenze. Die Fleckviehkühe haben ihre Leistung um 199 kg erneut
deutlich auf 7381 kg Milch steigern können.
„Östliche Münsterländer Bucht“ vorn
Die im LKV vertretenen Regionen schlossen
Ein Blick auf die Entwicklung der Milchleis- das Prüfjahr erneut sehr unterschiedlich ab. In
tungsprüfung und die erzielten Leistungen in der Köln-Aachener-Bucht (+216 kg Milch), der
Deutschland kann die Beobachtungen aus Östlichen Münsterländer Bucht (+199 kg
NRW nur teilweise bestätigen. Die Beteiligung Milch), im Ostwestfälischen Hügelland
an der MLP liegt bundesweit weiterhin auf ho- (+198 kg Milch) und dem Südwestfälischen
hem Niveau. Dennoch hatten die meisten MLP- Bergland (+178 kg Milch) wurden LeistungsOrganisationen rückläufige Kuhzahlen hinzu- steigerungen erzielt, die über dem durchnehmen. Vor allem in
Bayern (–8765 Kühe)
und den östlichen
Bundesländern (3000 Ergebnisse der Milchleistungsprüfung nach Rassen
bis etwa 8400 Kühe
A- und
Milch
Fett
Eiweiß Fett + Eiweiß
weniger) fielen die Rassen
B-Kühe
kg
%
%
kg
Rückgänge mehr als
Holstein-Sbt
240
003
8
782
4,12
3,42
662
deutlich aus. Nur in
64 056 8 054
4,26
3,44
620
den Gebieten der bei- Holstein-Rbt
den niedersächsischen Jersey
404
6 455
5,69
4,00
625
Kontrollverbände wie Braunvieh
736
7 310
4,35
3,64
584
auch in NRW wurden
Angler
209
7 066
4,59
3,55
575
Zuwächse an geprüfRotvieh
7
7 631
5,06
3,75
672
ten Kühen registriert.
Rotbunt-DN
610
6
106
4,29
3,46
473
Mit 104 kg Milch fiel
die
Leistungssteige- Schwarzbunt-alt
98
6 132
4,17
3,46
468
rung im Bundesdurch- Fleckvieh
6 409
7 381
4,19
3,50
567
schnitt wieder deut- Sonstige
15 734 7 523
4,23
3,46
578
lich aus. Die größten
Gesamt
328
265
8
539
4,15
3,42
646
Zuwächse
verzeich-
40 Beitrag
2 / 2011
Ein
aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Folge 3/2011 1 Schwarzbunte dominieren
www.wochenblatt.com
Landwirtschaftliches Wochenblatt
2 Minden-Lübbecke bleibt an der Spitze
Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung (Herdbuchkühe) 2009/10 am 30. September 2010
Kreis
Borken
Coesfeld
Ennepe-Ruhr
Gütersloh
Herford-Bielefeld
Hochsauerland
Höxter
Lippe
Märkischer Kreis
Minden-Lübbecke
Münster
Olpe
Paderborn
Recklinghausen
Ruhr-Lippe
Siegen-Wittgenstein
Soest
Steinfurt
Warendorf
Aachen
Erftkreis
Düren
Mettmann
Euskirchen
Heinsberg
Neuss
Viersen
Kleve
Oberberg. Kreis
Wesel
Rhein.-Berg.-Kreis
Rhein-Sieg-Kreis
NRW
Hameln (Nds.)
NRW + Hameln
Milch
kg
8 820
9 098
9 099
8 731
8 984
8 540
8 718
8 826
8 754
9 524
9 427
8 514
8 662
9 397
8 957
8 189
8 708
9 029
9 112
8 289
8 368
8 141
8 304
8 602
9 217
8 955
8 904
9 246
8 496
8 963
8 690
8 372
8 893
8 633
8 891
Durchschnittsleistungen
Fett
Eiweiß Fett+Eiweiß
%
%
kg
4,22
3,46
677
4,13
3,45
690
4,09
3,43
684
4,13
3,41
659
4,10
3,37
671
4,15
3,41
645
4,15
3,42
660
4,10
3,41
663
4,11
3,42
659
4,01
3,42
708
4,07
3,42
706
4,12
3,41
641
4,17
3,42
657
4,05
3,43
703
4,12
3,42
675
4,18
3,42
622
4,15
3,42
659
4,13
3,44
684
4,16
3,44
692
4,14
3,43
627
4,11
3,42
630
4,21
3,40
620
4,08
3,38
620
4,13
3,37
645
4,10
3,45
696
4,14
3,46
681
4,12
3,45
674
4,10
3,43
696
4,08
3,38
634
4,13
3,41
676
4,09
3,37
648
4,11
3,37
626
4,13
3,43
672
4,15
3,39
651
4,13
3,42
671
schnittlichen Verbandszuwachs von 172 kg
Milch liegen. Die Regionen Westliche Münsterländer Bucht (+163 kg Milch), Niederrhein
(+158 kg Milch), Bergisches Land (+154 kg
Milch) und Eifel (+136 kg Milch) lagen unter
dem mittleren Leistungszuwachs. 2009 erzielten die Kühe in den Regionen Östliche Münsterländer Bucht, Westliche Münsterländer
Bucht und Niederrhein mit nahezu gleichen
Milchmengen das höchste Leistungsniveau. Im
gerade abgelaufenen Prüfjahr nimmt die Region Östliche Münsterländer Bucht jedoch mit
Stichtag 30.09.2010
Kühe/
Betriebe
Kühe
Betrieb
539
31 243
58,0
168
9 779
58,2
56
3 256
58,1
224
13 098
58,5
34
2109
62,0
283
16 612
58,7
134
6 743
50,3
75
4 409
58,8
127
9 511
74,9
166
8 641
52,1
28
1 617
57,8
73
4 014
55,0
174
7 701
44,3
84
7 707
91,8
87
3 544
40,7
78
3 038
38,9
187
7 861
42,0
270
13 841
51,3
261
11 219
43,0
142
10 399
73,2
12
604
50,3
98
5 318
54,3
50
2 826
56,5
179
10 304
57,6
167
11 133
66,7
64
3 065
47,9
186
12 816
68,9
469
44 086
94,0
232
16 562
71,4
318
22 465
70,6
101
6 904
68,4
165
11 145
67,5
5 231
323 570
61,9
39
1 565
40,1
5 270
325 135
61,7
8877 kg Milch die unangefochtene Spitzenposition ein. Die Westliche Münsterländer Bucht
und der Niederrhein folgen mit 8827 kg bzw.
8825 kg Milch. Wie die dargestellte Landkarte
zeigt, sind Eifel und Bergisches Land nach wie
vor die Regionen mit den vergleichsweise niedrigsten Leistungen.
Rangierung auf Kreisebene
Die Leistungsunterschiede auf Kreisebene fallen
erneut sehr deutlich aus. Die Durchschnittsleistungen der einzelnen Kreise sind in
Übersicht 2 zusammengefasst. Zwischen
dem Kreis mit der höchsten und dem Kreis
mit der niedrigsten Leistung liegen
Am 30. September 2010 standen mit insgesamt
1719 kg Milch. Der Kreis Kleve hat im ab44 086 Tieren die meisten Kontrollkühe im Kreis
gelaufenen Prüfjahr mit 9051 kg Milch
Kleve. Mit 539 Betrieben ist Borken der Kreis, in
(+165 kg) die Gruppe der Kreise mit einer
dem die meisten Mitgliedsbetriebe zu Hause sind.
Durchschnittsleistung von mehr als
Die größten Herden mit durchschnittlich 94 Kühen
9000 kg Milch erweitert. Der Kreis Mindenje Betrieb stehen wiederum im Kreis Kleve. Hier ist
Lübbecke konnte seine Spitzenposition beinzwischen ein Fünftel aller MLP-Betriebe mit 100
haupten. Hier erreichten die Kühe eine
und mehr Kühen beheimatet. Die kleinsten Herden
Leistung von 9351 kg Milch (+193 kg), gesind in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Soest
folgt vom Kreis Münster mit 9272 kg Milch
mit 38,9 bzw. 42,0 Kühen je Betrieb zu finden.
(+219 kg) und dem Kreis Recklinghausen
mit 9209 kg Milch (+166 kg). Der Kreis
Kleve: 94 Kühe pro Betrieb
Ein Beitrag aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Folge 3/2011 TIER
Mettmann konnte mit einer beachtlichen Leistungssteigerung von 351 kg auf 7773 kg Milch
das Schlusslicht in der Kreisrangliste an den
Rhein-Sieg-Kreis mit 7632 kg Milch (+173 kg)
abgeben. Am Ende der Rangliste liegen der Kreis
Düren und der Rhein-Erft-Kreis mit 7747 kg
Milch (+96 kg) sowie 7725 kg Milch (+263 kg)
noch deutlich vor dem Rhein-Sieg-Kreis.
Fast 72 % der Betriebe sind im Herdbuch
Mit dem Bestand der vom LKV kontrollierten
Kühe sind auch Anzahl und Anteil der unter
Stallkontrolle stehenden Herdbuchkühe im abgelaufenen Prüfjahr gestiegen. Von den im Jahr
geprüften 328 265 Kühen sind 245 000 Tiere
(+8462) im Herdbuch eingetragen. Die Herdbuchdichte, das heißt der Anteil der MLP-Betriebe, die einem Herdbuch angeschlossen sind,
liegt im Mittel bei 71,9 % und reicht von 39,9 %
im Kreis Aachen bis zu 91,7 % in Soest.
Die Herdbuchkühe haben mit einer durchschnittlichen Jahresleistung von 8891 kg Milch
gegenüber den Nicht-Herdbuchkühen einen
Leistungsvorsprung in Höhe von 1387 kg Milch
und 97 kg Fett und Eiweiß, bei einem um 0,02 %
geringeren Fett- und gleich hohen Eiweißgehalt.
In neun Kreisen leisteten die Herdbuchkühe im
Berichtsjahr mehr als 9000 kg Milch. Dies sind
wie bereits im Vorjahr die Kreise Minden-Lübbecke, Recklinghausen, Münster, Heinsberg und
Kleve. In den Kreisen Coesfeld, Ennepe-Ruhr,
Steinfurt und Warendorf wurde diese Grenze
erstmals überschritten.
Ein Blick auf die Lebensleistung
Kühe mit hohen Lebensleistungen stehen immer stärker im Blickpunkt von Milcherzeugern
und Züchtern. Wurde die Gruppe der Kühe mit
hohen Lebensleistungen in den vergangenen
Jahren stetig größer, so hat sich die Zahl der
Kühe mit hohen Lebensleistungen Ende 2010
kaum verändert. Am 30. September waren
beim LKV insgesamt 27 481 Kühe (–4 Kühe)
mit einer Lebensleistung von mehr als
50 000 kg Milch registriert. Dabei ist eine leichte Verschiebung der Kuhzahlen innerhalb der
Leistungsklassen zu beobachten. Während die
Gruppe der Kühe mit einer Lebensleistung von
50 000 bis 69 999 kg Milch um 78 Tiere geschrumpft ist, konnten 74 Kühe mehr mit einer
Lebensleistung über 70 000 kg registriert werden. Gleichzeitig waren 573 Kühe (+18 Kühe)
beim LKV gemeldet, die die von zahlreichen
Züchtern angestrebte Leistungsgrenze von
■
100 000 kg Milch überschritten haben.
OHG Schwarzbunt-Tage
Zum 35. Mal finden am Samstag, 29. Januar, in
der Osnabrücker Halle Gartlage die „Internationalen Osnabrücker Schwarzbunt-Tage“ der
Osnabrücker Herdbuch-Genossenschaft (OHG)
statt. Direkt um 9 Uhr beginnt das Programm
mit einer Holstein-Schau, bei der zahlreiche,
genetisch interessante Kühe aus dem Osnabrücker Zuchtgebiet präsentiert werden. Preisrichter ist Philippe Pieper aus Belgien. Um 13 Uhr
geht es weiter mit Vorführungen von TöchterGruppen internationaler Spitzenvererber. Direkt im Anschluss startet die traditionelle TopGenetik-Auktion. Dieses Mal stehen 19 weibliche Holstein-Tiere aus Spitzenfamilien im
Angebot. Der Auktions-Katalog ist auf der Internetseite der OHG unter www.ohg-genetic.de
einzusehen.
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