Ich habe meine Masterarbeit im Fachbereich Biochemie in den

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Ich habe meine Masterarbeit im Fachbereich Biochemie in den
Hallo!
Ich habe meine Masterarbeit im Fachbereich Biochemie in den Niederlanden
angefertigt. Möchte man das ganze Unterfangen durch Erasmus gefördert
bekommen, sollte man ca. 6 Monate vor dem Praktikumsantritt anfangen
Bewerbungen an die Institute zu schreiben. Zahlt man aus eigener Tasche reicht
sogar ein Monat aus. Da ich schon mehrere Praktikas in diversen Forschungslabors
im Ausland gemacht habe wusste ich schon welches Prozedere mich erwartet.
Konkret heißt das: 20 Bewerbungen schreiben. 7 Antworten erhalten und vielleicht
4 Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Leider ist der Bewerbungsprozess immer
sehr aufwendig und die Ausbeute an Stellen miserabel. Mir persönlich war es
wichtig mich vor dem Praktikum am Institut vorzustellen und meine Betreuer
kennen zu lernen. Das verschafft einem einen ersten Überblick über die
Arbeitsstelle und Arbeitsbedingungen, außerdem war es mir auch überaus wichtig
zu sehen wie ich mit dem Betreuer auskommen würde. Beim Vorstellungsgespräch
und als sie mir ihr Projekt näher erklärten konnte man gut auf Tuchfühlung gehen.
Da Amsterdam nur 1 Flugstunde von München weg ist und ich Bekannte in
Amsterdam habe, bei dene ich übernachten konnte war dies eine gute Möglichkeit
die Einrichtungen näher kennen zu lernen. Nach den 4 Vorstellungsgesprächen
konnte ich 1 Stelle sofort ausschließen, da ich dort im Vorstellungsgespräch wirklich
nur dumm angemacht wurde (z.B. "Warum denken sie, sie sind ein guter Forscher?,
Wieso sollten wir sie einstellen?, ..."). So ein Vorstellungsgespräch hatte ich noch nie
erlebt - auch in den anderen Auslandspraktika nicht. Ich dachte mir nur: Leute ich
bin ne gratis Arbeitskraft für euch, ihr zahlt mir 6 Monate keinen Cent. Seid froh das
ihr mich habt. Aber wer nicht will... Die anderen Gespräche verliefen alle sehr
erfreulich. Nach kurzem small talk wurden mir die Projekte näher erleutert und die
Einrichtung genauer gezeigt. Nachdem ich mich zuhause für eine Stelle am
Academisch Medisch Centrum der Universiteit van Amsterdam entschieden hatte
reißte ich ein paar Monate später wieder nach Amsterdam. Dort erwartete mich ein
Freund bei dem ich für die ersten Wochen übernachten konnte, bevor ich eine
eigene Unterkunft gefunden hatte. Ich empfehle nun dringenst aus eigener
Erfahrung euch so früh wie möglich Gedanken über die Wohnmöglichkeiten zu
machen, denn die Wohnungssituation in Amsterdam ist katastrophal. Was ich
teilweise für Buden gesehen habe und zu was für Mietpreisen die Leute hausen - ich
war wirklich schockiert. Wenn ihr für die Uni ein Praktikum macht, dann setzt euch
mit euren Betreuern in Verbindung, ob die euch bei der Suche weiterhelfen können.
Es gibt Duwo (http://duwo.nl/), die speziell für Studenten und Praktikanten
Zimmer frei halten. Allerdings sind diese Wohnheime oft etwas außerhalb. Die
großen Webseiten wie kamernet.nl verlangen alle eine Gebühr um Kontakt mit
Vermietern aufnehmen zu können. Falls es jemand versuchen will, dann sollte er die
Flatrate buchen. Alles andere hat keinen Sinn. Eine deutsche Freundin, die selbst in
Amsterdam wohnt meint, dass wenn sie manchmal ein Zimmer in ihrer WG online
auf kamernet reinstellt, dass nach 80 Bewerbungen eine automatische
Kontaktsperre zum Vermieter erfolgt, damit der nicht mit Anfragen vollgespamt
wird. Und diese Sperre wird innerhalb von maximal 3 Stunden erreicht. So viel zur
Wohnungssituation. Deswegen empfehle ich wirklich dringenst schon ein Zimmer
vor dem Praktikumsantritt zu suchen, da eine Zimmersuche neben dem Praktikum
wirklich ultrastressig ist. Ich selbst habe dann ein Zimmer auf craigslist.com
gefunden. Und passt bloß auf Fake anzeigen auf, wo die Vermieter meinen sie sind
gerade im Ausland (meistens GB) und sie würden die Schlüssel nach Zahlungserhalt
senden. Fällt da nicht drauf rein. Bei der Wohnungssuche wird man jedoch
unweigerlich auf solche Angebote stoßen. Immer Zimmer ansehen, dann (Unter)Mietvertrat unterschreiben, dann Überweisen. Die Mietpreise für ein WG-Zimmer
belaufen sich auf 400-700 Euro. Ich selbst habe 450 Euro warm (17 qm) inkl.
Internet bezahlt. Habe jedoch auch schon relativ außerhalb gewohnt. Falls ihr mit
der Metro, Bus und Tram fahren wollt, dann ist die beste Möglichkeit für nicht
niederländische Studenten eine Monatskarte zu kaufen (81 Euro pro Monat). Und
hier nun auch etwas zum Prozedere: Um ein Monatsabo zu kaufen braucht ihr die
persönliche OV-Chipkaart. Die gibts Online http://www.ov-chipkaart.nl/ und in ein
paar Shops (Passfoto mitnehmen). Um diese benutzen zu können braucht ihr ein
niederländisches Konto z.B. bei ABN AMRO. Man kann die Monatskarte nicht mit
Bargeld am Automaten kaufen - die Monatkarte wird sozusagen auf die Chipkaart
aufgeladen. Um ein niederländisches Konto zu eröffnen müsst ihr euch aber erstmal
bei der Stadt Amsterdam anmelden (Perso und Mietvertrag mitnehmen). Klärt mit
eurem Vermieter ab ob ihr euch anmelden dürft. Bei mir war das nicht möglich.
Habs aber dann doch heimlich gemacht, weil ich sonst keine Monatskarte kaufen
konnte. Man kann diese wirklich nur kaufen wenn man ein niederländisches Konto
und eine niederländische Adresse hat. Ansonsten bleiben 4-Tageskarten. Und die
sind auf dauer teuer. Wer sich das alles sparen will der kauft sich ein gebrauchtes
Fahrrad für ca. 80 Euro. http://www.marktplaats.nl/ ist da seeeeehr hilfreich.
Anscheined gibts aber auch Fahrradshops die Fährräder für 100 Euro verkaufen
und sie dann für 80 wieder ankaufen. Einfach selbst schauen.
Nun zum Praktikum. Ich sollte meine Masterarbeit in einem Arbeitskreis schreiben,
der an einem Impfstoff gegen HIV forscht. In den ersten paar Tagen wurde man
eingewiesen. Mein Betreuer zeigte mir alle Einrichtungen, ich musste einen Kurs
absolvieren, bei dem Laborunfälle simuliert wurden dann wurde noch eine
medizinische Untersuchung an mir fällig, da das AMC auch als Krankenhaus
fungiert. In meinem Praktikum wurde ich mit der Arbeit im Labor vetraut gemacht,
ich habe diverse Techniken erlernt, bzw. aufgefrischt. In meinem Fall: PCR, arbeiten
mit Bakterien, Zelllinien, klonieren, sequenzieren, ELISA, FACS, Western Blots,
mikroskopieren,.... Die ersten paar Wochen hat mich mein Betreuer noch auf Schritt
und Tritt bei meinen Arbeiten begleitet. Nachdem er sich vergewissert hat, dass ich
die Methodik beherrsche, habe ich die Experimente selbstständig durchgeführt und
ihn nur noch bei Fragen aufgesucht, oder wenn ein Versucht nicht funktioniert hat.
Es waren eigentlich ausnahmslos alle Kollegen sehr nett. Bei den borrels und
Geburtstagsfeiern konnte man gut Kontakte knüpfen. Im Labor wurde auf Englisch
gesprochen, da unser Team aus vielen internationalen Kollegen bestand. Es wurden
auch regelmäßig Seminare gehalten bei dene man einen Überblick über die Projekte
anderer Gruppen bekam. Ich selbst musste zur Halbzeit und am Schluss eine
Powerpoint Präsentation über meine Ergebnisse halten. Die Laboreinrichtungen
waren in sehr gutem Zustand und mit denen der LMU vergleichbar. Was ich leider
sehr ungut im AMC fand, war, dass es keine Studentenmensa gab. Es gab zwar einen
Kaffeautomaten, bei dem man sich gratis Kaffee in allen möglichen Variationen,
Kakao und so ein Suppengebräu holen konnte, was jedoch nicht ausreicht um den
Mittagshunger zu stillen. Das einzige was es gab waren 2 überteuerte Krankenhaus
Restaurants. Da das AMC vor ein paar Jahren die Subventionierung der Lebensmittel
gestoppt hatte konnte man dort nun z.B. eine mikrige mit Käse und Schinken belegte
Semmel zu einem stattlichen Preis von 3.50 EUR erstehen. Wer -halbwegs- satt
werden wollte musste mindestens mit 10 Euro aufwärts rechnen. Die einzige
Alterative war sich das Essen selbst mitzunehmen, oder im Albert Heijn to go (selbe
Preise wie am Flughafen) sich ein Baguette und Aufstrich selbst zu kaufen, um das
ganze dann unter den strengen Augen des Restaurantpersonals im Restaurant zu
vertilgen.
Zur Stadt: Amsterdam hat einges zu bieten. Die Ausgehmöglichkeiten sind
unendlich. Unter der Woche abends und am Wochenende sind massenhaft junge
Leute unterwegs. In unzähligen Bars und Clubs kann man ausgehen und feiern. Was
ich jedoch generell sagen kann ist, dass alle Aktivitäten teuer sind. Nette Story am
Rande: als mich eine Freundin besuchen gekommen ist meinte sie sie hätte 8 Euro
für nen Döner bezahlt. Da musste dann selbst ich lachen. Ansonsten würde ich sehr
empfehlen im Sommer nach Amsterdam zu reisen. Es ist eigentlich fast immer
bewölkt und es regnet wirklich oft. Schönes Wetter kann man von Mitte August bis
mitte Septemper erwarten. Die restliche Zeit des Jahres ist es einfach zu kalt um mal
ans Meer zu fahren. Dazu gibt es den Sprinter von Amsterdam Centraal nach
Zandvoort aan Zee. Fahrtdauer ca. 25 Minuten und man ist dann wirklich gleich am
Meer.
Was ich abschließen sagen möchte:
Sucht euch ne Unterkunft am besten über die Uni schon weit vor der Abreise. Wenn
ihr dazu keine Möglichkeit habt benutzt wenig frequentierte Webseiten wie
Craigslist.com . Dort ist es nicht ganz unmöglich an ein Zimmer zu kommen.
Kalkuliert mit Ausgaben von mindestens 1000 Eur monatlich (inkl. Miete, Essen,
ausgehen). Und das auch nur, wenn ihr sparsam lebt. Und nun was ganz wichtiges:
Solltet ihr Bafög bekommen, für die Masterarbeit ins Ausland gehen und über den
maximalen Rückzahlungsbetrag von 10.000 EUR schon drüber sein, dann könnt ihr
euch das Erasmus Stipendium sparen. Denn alles was ihr an Bafög über den
maximalen Rückzahlungsbetrag kriegt müsst ihr eh nicht mehr zurück zahlen. Wenn
ihr zusätzlich das Erasmus Praktikumsstipendium zum Anfertigen der Masterarbeit
im Ausland bekommt, dann wird das Bafög um genau diesen Mehrbetrag gekürzt, da
dieses Stipendium nicht Fächerbezogen ist. Die Beantragung auf Auslandsbafög
kann man sich auch sparen, da nur Praktika, nicht jedoch die Masterarbeit durch
Auslandsbafög gefördert wird. Auch wenn man im Grunde das selbe in der
Masterarbeit macht wie in einem Praktikum. Die Deklaration macht den
Unterschied.