Klassen-Kameraden

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REPORT 25 JAHRE HYMER B-KLASSE (2)
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Die Hymer B-Klasse: eine Großfamilie, die unaufhörlich munteren
Nachwuchs in die Welt setzt – zweiter Teil der Bestseller-Historie.
S
eit ewigen Zeiten wissen es
Reisemobilkäufer: Herbst
heißt Saisonwechsel, eingeläutet vom Caravan-Salon.
1994 ist alles anders: In den
beginnenden Frühling hinein
sprießen die Reisemobile. Ursache ist der neue Fiat Ducato.
Fix legt Hymer die erste
Übersicht fürs Modelljahr 1995
aus. Mit acht Modellen der BKlasse, vom Hymermobil B 534
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bis zum B 694. Die Optik sucht
Nähe zum Fiat: Hymer verzichtet auf den Kühlergrill mit Markenschriftzug, die Scheinwerfer stammen vom Ducato, eine
Verbreiterung passt sie an. Erkennungsmerkmal bleibt das
vorn abgesenkte Dach mit
Knick. Sitzgruppen und Betten
wachsen, es gibt neue Küchen.
Servolenkung und beheizter
Abwassertank sind nun Serie.
Auf dem Caravan-Salon erhält die B-Klasse einen großen
Bruder, die E-Klasse. Sie fährt
ebenfalls Fiat, trägt aber ein
GfK-Dach à la S-Klasse. Rundscheinwerfer, dazwischen ein
Grinse-Grill mit Markenschriftzug, glattes Aluminium für die
Wände, Alko-Chassis, schicke
Grundrisse, elegante Möbel,
Bäder mit separater Dusche:
Der Buchstabe „E“ steht für ex-
klusiv – ein Vorgriff auf die SKlasse, ebenso Träger der Gene
einer künftigen B-Klasse.
Im Sommer 1996 spendiert Hymer der B-Klasse Schminke: silbergrauer Lidschatten für die
Frontscheibe, silbrig glänzen
Stoßfänger und Schürzen, die
Seitenwände tragen Glattblech. Zukunft hat der neue B
574: Halbdinette und Längsbett
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ergänzen sich zu einem attraktiven Kompaktmobil.
Parallel knüpft Hymer an
alte Zeiten an: Star-Line heißt
die Kreuzung aus B-Klasse und
Mercedes Sprinter – Anfang der
achtziger Jahre startete die BKlasse einst auf Mercedes. Der
Neue guckt grimmig, ist mit abgeflachtem Dach eine echte BKlasse. „Ein Herz und eine Seele“, schreibt promobil.
1 Fiat-Gesicht: Die B-Klasse
1994 lehnt sich optisch ein wenig
an ihr neues Basisfahrzeug an.
2 Lang-Läufer: Mit der Erneuerung 1997 erhält die B-Klasse
ihre heute noch aktuelle Optik.
3 Schmuck-Stück: Im Jahr 1996
verziert Hymer die B-Klasse
mit einer Portion Lidschatten.
4 Möbel-Wagen: Klappen mit
massiven Rahmen sind ab 1997
sechs Jahre lang typisch B-Klasse.
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5 Typisch B-Klasse: Das aktuelle
Modell steht innen wie außen in
mehreren Farben zur Wahl.
6 Typisch B-Classic: Die Einrichtung wirkt deutlich konservativer
als beim arrivierteren Bruder.
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1 Klasse, Classic: Ab 2004 ist
der B-Classic der B-Klasse wie
aus dem Gesicht geschnitten.
2 Kesse Lippe: Den Stoßfänger
trotzig vorgeschoben, nähert sich
der Classic 2002 der B-Klasse.
3 Grimmiger Blick: Der Star-Line
erweitert das Programm der
B-Klasse ab 1996 nach oben.
4 Feiner Anzug: Elegant in Grau
eingekleidet, startet die aktuelle
B-Klasse ab dem Jahr 2003.
Um die Seele kümmert sich
Hymer 1997 mit einer neuen BKlasse. Rundungen bis zum gewölbten Dach, eine hohe Stirn
ohne die altbekannte Absenkung mitsamt Knick und dazu
strahlt sie aus Doppelscheinwerfern, zeigt ihren Markenschriftzug als Grill, lächelt mit
dem Spoiler – B wie bildhübsch.
Innen gibt’s neue Möbel,
Klappen mit Massivholzrahmen und erhabenen Füllungen
wirken wertvoll. Die Grundrisse mit Halbdinette, Bar-Ausführung, Doppelbetten liegen im
Trend. Eine Idee von Firmengründer Erwin Hymer: Waschbecken und Spiegelwand als
Ganzes seitlich um 45 Grad vor
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die Toilette schwenken – fertig
ist der kompakte Vario-Waschraum mit separater Dusche.
Neu startet der B-Classic für
kostenbewusste Käufer, ein
weitergeführter B 544 der abgelösten B-Klasse.
Neuer Hit ab Sommer 1998
ist der B 524. Einzelbett mit einer Fahrradgarage darunter,
Halbdinette, dazu Vario-Bad –
fertig ist der praktische Kompakte für zwei. Gleichzeitig
saugt die B-Klasse die E-Klasse
auf. Und heimst für ihre Vielfalt
mit elf Grundmodellen und
zwölf Varianten Bestnoten ein.
Weniger positiv ist die Bewertung des Stauraums. Hymer
reagiert 1999 mit Außenschubladen unterhalb des Bodens.
Ein Jahr später legt die Marke
nach: Die B-Klasse erhält einen
Alko-Tiefrahmen mit Doppelboden. Dank des besonders tief
angesetzten Rahmens wächst
die B-Klasse nicht in die Höhe.
Auch bleibt der ebene Übergang vom Fahrerhaus zum
Wohnraum erhalten.
Mit neun Grundrissen und
zehn Varianten ist das Programm nur auf den ersten Blick
leicht gestrafft: Der B-Star-Line
fährt nun im Quartett vor.
Guckt er deshalb auf einmal so
freundlich wie die B-Klasse?
Nun entpuppt sich die BKlasse als Plattform für Verfeinerungen. Designer Luigi Colani hatte bereits 1994 einmal
Hand angelegt, vier Jahre später tun sich die Experten von
Elatio-Design als Innenarchitekten hervor.
Anfang 2001 verwandelt
Design-Professor Johann Tomforde die B-Klasse zusammen
mit Händler Andreas Henzler in
die schicke Business-Line. Leder, schwarz mattierte Oberflächen und Bürotechnik innen,
außen kraftvoller Spoiler und
elegantes Dekor – fertig ist das
Büromobil, das mehr kann. B
wie Business? Passt. Genauso
wie B wie Baukasten: 2001 legt
die Reihe wieder zu, B-Klasse,
Classic und Star-Line erreichen
mit 33 Modellvarianten ein
neues Rekordniveau.
Im Sommer 2002 frischt
Hymer den B-Classic auf. Jetzt
zeigt auch er den eingeprägten
Markenschriftzug, blickt aber
strenger, reckt trotzig den Stoßfänger. Endgültig verschwunden ist ein Hymermobil-Merk-
mal, das auf den Bedford-Integrierten von 1976 zurückgeht:
Statt des abgesenkten Dachs
mit Bügelfalte trägt auch der BClassic die hohe Stirn.
2003 folgt eine komplette
Umgestaltung des Innenlebens
von B-Klasse und B-Star-Line.
Hymer krempelt die Grundrisse
um: L-Sitzgruppe und Halbdinette werden zur Regel, neu
sind Einzelbetten. Die Küchen
brillieren mit Auszügen statt
Schränken, mit runden Spülen,
und Kochern, mit elegant gebogenem Wasserhahn, Zentralverriegelung. Die Waschräume
erhalten nun fast alle separate
Rundduschen – schick.
Generell setzt Hymer neuerdings auf eine Kombination von
schlichten Möbelfronten und
liebevollen Accessoires. Grün
schimmerndes Acrylglas, Lichtsäulen, knuffige Rückenlehnen
als Polsterlandschaft in den
Sitzgruppen, Kopfkeile für die
Betten – ein Wohlfühl-Erlebnis.
Außen prangt der Markenschriftzug auf einer silbrigen
Plakette, hellgraue Wände erinnern an einen guten Anzug.
Mehr denn je fährt die B-Klasse
in Geschwaderformation vor,
links und rechts begleitet von BClassic und B-Star-Line.
Danach ist der B-Classic an
der Reihe, schließt ein Stück
zur B-Klasse auf, erhält ihr Gesicht und ebenso die abgerundeten Aufbaukanten.
Ins Jahr 2005 startet Hymer
mit dem Sondermodell „Signo I
100“, zur Feier des 100 000.
Reisemobils. Reichhaltige Ausstattung und Silberlack kennzeichnen das Reisemobil auf
Basis B-Classic 544. Der Griff in
den Farbkasten geht weiter, ab
Sommer strahlen B-Klasse und
B-Star-Line wahlweise in Silberoder Blau-Metallic. Individualität zeigen auch die Wohnräume: Stilwelten nennt der Her-
steller die sorgfältig aufeinander abgestimmten Kombinationen aus Stoffen, Möbeln, Küchentheken und Tischplatten.
Solchermaßen aufgewertet
startet die B-Klasse putzmunter
ins Jubiläumsjahr 2006. Das
dichte Programm besteht aus
28 Modellen und Varianten,
flankiert von den Geschwistern
B-Classic für Einsteiger und BStar-Line für Aufsteiger.
Wie aber lautet das Erfolgsrezept des Dauerbrenners, von
dem in 25 Jahren an die 50 000
Reisemobile herangewachsen
sind, der unangefochten jedes
Jahr den Klassensieg zum Reisemobil des Jahres erreicht? Erwin Hymer muss es wissen:
„Wir haben von Anfang an bis
heute vernünftige und preiswerte Fahrzeuge gebaut. Qualität und Preis haben einfach
gepasst.“ So einfach ist das. Und
manchmal auch so schwierig.
Text: Randolf Unruh
Fotos: Archiv