Teure Schweizer Hobby-Baumärkte

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Teure Schweizer Hobby-Baumärkte
NZZ am Sonntag
30. April 2006
Wirtschaft
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Teure Schweizer Hobby-Baumärkte
Bohrmaschinen und Gartenschläuche: Wer im Ausland einkauft, fährt bis 20 Prozent günstiger
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fik). Hornbach und Obi liegen deutlich
unter dem schweizerischen Preisdurchschnitt, Migros und Jumbo knapp
darunter, Coop und Do it darüber. Für
Jörg Birnstiel, Sprecher von Coop, ist
daran das dichte Netz an Verkaufsstellen (67) schuld: «Coop Bau und Hobby
findet sich in jedem Winkel der
Schweiz, was logistisch einen höheren
Aufwand nach sich zieht.» Grundsätzlich verteidigen die hiesigen Anbieter
ihre Preise mit dem guten Kundenservice, den kleinen Einkaufsmengen und
höheren Lohn- und Baulandkosten.
Eine Studie der HTW Chur
zeigt: In Schweizer Baumärkten
bezahlen Konsumenten massiv
mehr für die gleichen Artikel
als im nahen Ausland.
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Charlotte Jacquemart, Larissa Bieler
Ende März, am Stadtrand von Winterthur: Die Strassen im Grüze-Quartier
sind verstopft. Der Grund: Die Migros
eröffnet einen neuen Obi-Baumarkt. Es
ist bereits der neunte dieser Art in der
Schweiz. Auf 8500 Quadratmetern
drängen sich in der Grüze rund 65000
Artikel, Aktionsplakate baumeln über
den Köpfen der Besucher. Die Atmosphäre im Obi ist «billiger» als im
unmittelbar danebenliegenden CoopBau-und-Hobby-Zentrum, das, um wenige Monate älter, den Flächenvergleich mit dem Obi-Markt nicht zu
scheuen braucht. Worin sich die beiden gleichen: An beiden Orten finden
Hobbyhandwerker vom Schneckenzaun über Zementsack, WC-Schüsseln
und Dachlatten bis hin zu Bohrmaschinen, Dübeln und Nägeln so ziemlich alles, was an Nonfood-Produkten
je erfunden wurde.
Nicht nachvollziehbar
Fraglich ist allerdings, ob die hiesigen
Gärtner und Handwerker ebenso zahlreich in die hiesigen Baumärkte strömen würden, wenn sie wüssten, wie
viel tiefer sie in die Tasche greifen
müssen im Vergleich zu den Kollegen
in Deutschland und Österreich. Ein
Preisvergleich der Churer Hochschule
für Wirtschaft und Technik (HTW)
bringt es an den Tag: Baumarkt- und
Gartenprodukte sowie Werkzeuge
kosten in Schweizer Bau-und-HobbyMärkten rund 20% mehr als in entsprechenden Zentren im benachbarten
Ausland.
«Ein solch markanter Preisunterschied ist nicht nachvollziehbar»,
heisst es in der Untersuchung. Die Studie hat mehrere Produktbereiche unter
die Lupe genommen. So wurden identische Markenprodukte untersucht, aber
auch Produkte, die sich ähnlich sind,
jedoch nicht den gleichen Namen tragen. Letzteres habe System, vermutet
Studienleiter Ruedi Minsch von der
HTW Chur. «Die Anbieter wollen ver-
Freche Migros-Tochter
Schaufel, Schlauch oder Schere: In der Schweiz zahlen Konsumenten zu viel. (Fotos: Christian Bruch)
Anbietervergleich innerhalb der Schweiz
Preisvergleich mit dem Ausland bei ausgewählten Produkten
Abweichung der Preise vom Schweizer Durchschnitt
Identische Produkte
billiger
teurer
Hornbach –5%
OBI
–3%
Migros
–1%
Jumbo
–1%
Coop
+3%
Do it
0
5%
Preis D
Preis A
204
142
164
Handkreissäge PKS 54 Bosch
209
142
164
Delta-Schleifer PDA 180 Bosch
138
71
83
Schlagbohrmaschine SBE 850, Metabo
366
286
346
Schlauchmobil Gardena 70 roll-up
176
144
150
Brause Gardena
19
10
11
Multifunktionsbrause Gardena
41
25
31
Gartenkelle Wolf Garten LU-K
13
8
5
106
72
78
79
57
71
Rasenkantenschere Gardena Akku 60
+8%
–5%
Preis CH
Pendelstichsäge PST 750 Bosch
10%
Teleskop-Astschere Amboss, Wolf
Durchschnitts-Preise in Fr., mehrwertsteuerbereinigt (auf Fr. gerundet)
Quelle: Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur
hindern, dass die Preise verglichen
werden können.»
Bei den identischen Produkten
wurden 80 Gartenpflege-Produkte und
Werkzeuge einander gegenübergestellt, die in Filialen von Hornbach und
Obi und in der Schweiz auch bei Coop,
Do it, Jumbo und Migros, in Deutschland und Österreich zudem von Bauhaus und in Deutschland auch bei
Praktiker angeboten werden. Der Befund lässt aufhorchen: Wer BaumarktProdukte in der Schweiz kauft, zahlt im
Durchschnitt 19% mehr als in Deutsch-
Quelle: Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur
land und 15% mehr als in Österreich –
unter der Voraussetzung allerdings,
dass der Schweizer Kunde an der
Grenze die im Ausland zu viel bezahlte
Mehrwertsteuer zurückverlangt.
Besonders schmerzhaft ist der Preisaufschlag bei Markenprodukten (siehe
Tabelle). «Diese kann der Schweizer
Kunde in Deutschland viel günstiger
einkaufen», ist das Fazit des Studienleiters Ruedi Minsch. Elektronische
Werkzeuge können in Deutschland im
Durchschnitt um 25% günstiger erworben werden. Die Ehre der Schweiz ret-
ten jene 12 der 80 Produkte, die in der
Schweiz günstiger sind als im Ausland.
Darunter finden sich vor allem Kleinwerkzeuge wie Rechen und Hacken,
die diesseits der Grenze minim günstiger sind. Wer sich die Fahrkosten ins
Ausland sparen will, sollte auch die
Anbieter in der Schweiz untereinander
vergleichen. «Die ausländischen Bauund-Hobby-Märkte, die neu auch in
der Schweiz tätig sind, bieten ihre Produkte zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis an als die Schweizer
Anbieter», weiss Minsch (siehe Gra-
Die Autoren der Studie sind der Ansicht, dass die beiden ausländischen
Anbieter die Preise noch tiefer senken
könnten, dies aber nicht tun, «weil kein
Anreiz besteht, da die Konkurrenz ihre
Produkte auf höherem Preisniveau anbietet». Am stärksten diskriminiert
Obi die einheimischen Kunden. Die
gleichen Produkte sind in den Filialen
in Deutschland ein Fünftel günstiger
als in den Schweizer Filialen.
Obi Schweiz gehört zur Migros, das
heisst, die Migros ist Lizenznehmerin.
Urs-Peter Naef, Pressesprecher der
Migros, lässt nicht gelten, dass Obi
Schweiz das Sortiment gleich günstig
wie Obi Deutschland anbieten sollte:
«Wegen spezieller Schweizer Vorschriften müssen viele Produkte für die
Schweiz angepasst werden, was zu
geringeren Beschaffungsmengen führt.
Zudem kaufen wir vieles über Lieferanten aus der Schweiz ein, womit der
Beschaffungsort von Obi Schweiz
nicht jener von Obi Deutschland ist.»
Als grösster Abzocker hat sich aber
der Internetanbieter Conrad herausgeschält. Conrad unterhält Plattformen
in der Schweiz, in Deutschland und Österreich, wo Hand- und Elektrowerkzeuge angeboten werden. Obschon die
identischen Produkte zentral vom Logistikzentrum im deutschen Wernberg
ausgeliefert werden, zahlen deutsche
Kunden im Durchschnitt 14% weniger
als jene in der Hochpreisinsel Schweiz.
Der Akku-Stabschrauber PSR 3.6V von
Bosch etwa kostet über 20% mehr,
wenn der Mausklick zur Bestellung
von einer schweizerischen statt von
einer deutschen Adresse aus erfolgt.
Für Minsch ist klar: «Die Schweizer
Kunden werden stark benachteiligt.»
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Fortsetzung von Seite 33
lenktriebwagen (GTW) kurvten der
Manager und seine Techniker ein halbes Jahr durch den Osten Europas.
Wenn etwas kaputtging, mussten Ersatzteile aus der Schweiz geholt werden. Da konnte es vorkommen, dass
Spuhler mit Gummischläuchen für den
Turbolader und mehreren Kanistern
Hydrauliköl das Flugzeug bestieg.
«Ich muss als Chef drei Dinge können», fasst Spuhler seinen Anteil am
Erfolg der Stadler Rail zusammen, «die
besten Leute anstellen, die Kosten im
Griff haben und Aufträge hereinholen.
Dann sind wir ziemlich weit.» Offenbar gelingt ihm das. Das Kader in Bussnang ist seit Jahren dasselbe, die Firma
ist mit lediglich 18 Millionen Fremdkapital finanziell kerngesund, und der
Auftragseingang lässt die Konkurrenz
neidisch werden. Die Konzentration
auf Europa und den Regional- und
S-Bahn-Verkehr zahlt sich aus. «Nur
weil alle nach China rennen, muss ich
ja nicht das Gleiche tun.»
«Man kommt vorwärts»
Aus seinem Umfeld hört man fast nur
Positives: Spuhler ist jovial, dominant,
zuvorkommend, dann und wann sei
noch die Unsicherheit des Aufsteigers
vom Sohn eines Kochs zum Verwaltungsrat der UBS spürbar, immer lachend, aber nicht lärmig, einfach ein
«gmögiger» Typ. Die Zeit als Gebirgs–
grenadierkommandant und Eishockeyspieler hat ihn geprägt, das Wort
«Teamgeist» fällt oft, und auch sonst
beschreibt er die Geschehnisse auf
dem Markt der leichtgebauten Rollwagen mit Bildern aus Militär und Sport.
In Budapest «prasselte vergangenes
Jahr ein Artilleriefeuer über die Stadler-Manager», als sie den sicher geglaubten Auftrag für 30 Nahverkehrszüge beinahe noch an Bombardier ver-
loren, und wenn es in der Werkhalle in
Bussnang «zu kuschelig» wird, lässt
Spuhler wieder einmal «eine Bombe
platzen, um alle aufzuscheuchen». So
wie vor wenigen Wochen, als kurz
nach der Erhöhung der Produktionsstunden zusätzlich ein Grossauftrag
aus Algerien im Hause eintraf.
Vom Quereinsteiger in den Nationalrat mutierte er zum Mitreisser seiner Partei, der SVP. Bei Bedarf stellt er
sich auch gegen sie: Letzten Herbst
tourte er durchs Land und bewarb die
erweiterte Personenfreizügigkeit. Das
hat vielen politischen Gegnern imponiert. «Spuhler hat den positiven Abstimmungsausgang entscheidend beeinflusst», sagt Simonetta Sommaruga.
Umso enttäuschender ist für die Berner SP-Ständerätin, dass er sich in der
Frage der Kohäsionsmilliarde und der
Parallelimporte wieder auf Parteilinie
bringen liess. «Mit seiner vielgepriesenen wirtschaftsliberalen Haltung geht
das nicht auf. Überhaupt muss Spuhler
zu viele widersprüchliche Interessen
unter einen Hut bringen, da leidet
seine Glaubwürdigkeit», sagt Sommaruga. Und aus dem Bundeshaus sei zu
vernehmen: Sollte Spuhler jemals
Bundesratsabsichten gehabt haben,
dann hat er sie jetzt verspielt.
Doch Spuhler sucht nicht den politischen Aufstieg, sondern nutzt die Politik, «um für jene Sorge zu tragen, die
mit den Händen arbeiten». Das Wohlstandsniveau in der Schweiz sei nur zu
halten, wenn der Sozialstaat nicht weiter ausgebaut würde. «Noch können
wir gegen Koreaner und Chinesen bei
internationalen Ausschreibungen mithalten. Doch gesteigerte Lohnnebenkosten würden dies verunmöglichen.»
Was die Steilhangmähmaschinen
von Aebi mit den Vorortszügen von
Stadler gemeinsam hätten, will ein
Journalist in Burgdorf wissen. «Mit
beiden kommt man vorwärts», sagt Peter Spuhler und dreht mit dem kurligen
Gerät, die Kamera läuft längst nicht
mehr, vergnügt noch eine Runde.
Wir beraten alle Kunden nach dem
gleichen Schema: Individualität.
Es klingt wie ein Widerspruch und ist trotzdem ganz logisch:
Damit wir keine Facette Ihrer individuellen Anlegerpersönlichkeit übersehen, halten wir uns an einen genau definierten
Beratungsprozess. Dazu gehört, dass wir Ihnen am Anfang
einfach nur zuhören, um Sie genau kennen zu lernen. Im Sinne
der Qualitätssicherung erarbeiten wir dann in vorgegebenen
Schritten Ihr Investmentprofil und eine massgeschneiderte Anlagestrategie. Und weil es zu einer Persönlichkeit gehört, dass
sie sich ständig entwickelt, überprüfen wir regelmässig, ob die
gewählte Strategie noch Ihren Bedürfnissen entspricht.
Wir freuen uns auf ein Gespräch mit Ihnen.
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