zurück mp3 abspielen - Katholisches Rundfunkreferat NRW

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25/04 2013:
Kirche in WDR3
Autor: Pfarrer Friedhelm Mensebach
Ort: Köln
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wie es zum blutvergiessen kam
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
Im Wein ist Wahrheit! Sie kennen dieses Sprichwort. In Winzergegenden finden wir es wieder an weinumrankten
Ha?usergiebeln und im Inneren der Weinstuben. Und wenn ich den Sinn dieses Sprichwortes ein wenig erforsche, so fa?llt mir
ein, dass auch mir ein Glas Wein schon einmal die Zunge gelo?st hat, dass ich im Zustand der Weinseligkeit manches erza?hle,
was ich sonst nicht erza?hle. Wenn wir noch ein bisschen mehr forschen, dann ko?nnen wir uns vielleicht sogar daran erinnern,
dass ein winziger Schluck Wein schon genu?gt, in der Magengegend ein kleines Feuerchen zu entfachen. Und dieses Feuerchen
entspricht jener Empfindung, die wir kennen, wenn wir uns freuen. Ich bin sicher, dass der Wein in vielen Kulturen der Menschen
gerade darum so wertgescha?tzt wird, weil er uns diesen Impuls schenkt. In Maßen genossen, bringt der Wein des Menschen
Begabung sich zu freuen auf den Weg.
Im Judentum gibt es ein Ritual bei der Mahlzeit, bei dem im Dank an Gott die Wein-Becher zu erhoben werden mit dem Ruf le
chaim , auf das Leben . Dieses Ritual du?rfte wohl von der hier erza?hlten allgemein menschlichen Erfahrung geleitet sein.
Das Motto: Lasst uns die Freude schmecken und mitnehmen in das vor uns liegende Leben . Und Jesus knüpft an dieses
Ritual an. Am letzten Abend seines Leben, in der Nacht, in der er verraten und ausgeliefert wurde, als er Abschied nehmen
musste, tat er es ebenso: Lasst uns die Freude am Leben schmecken und mitnehmen, in das, was vor uns liegt.
Bei mir kommt an, dass Jesus genau dieses jüdische Erleben, zum Herzstück seiner Abschiedsfeier gemacht hat. Er ließ ja
schlimmes ahnen, was ihm bevorstand und es gab wenig Anlass zur Freude in dieser Stunde. Umso bemerkenswerter, wenn er
in dieser Situation sagen kann: nehmt nicht Abschied von mir ohne eure Freude am Leben. Und so hat er dieser Abschiedsfeier
einen neuen Sinn ein gestiftet. Es sollte nicht jeder seinen eigenen Becher haben. Ein einziger Kelch sollte es sein, aus dem alle
trinken, Alle in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit ob Verräter oder Verleugner oder im Streit um die ersten Plätze. Sie alle durften
zum Abschied erleben, dass die Freude, die von ihm kommt, aus einer einzigen Quelle kommt. Er nannte sie den neuen Bund,
das Reich Gottes. Er hat es ja oft mit einem Hochzeitsmahl verglichen.
Kurz: Im Miteinander-Trinken aus einem Kelch sah Jesus offenbar das stimmige Symbol, um sein Werk lebendig zu halten: die
Verkündigung und Darstellung der Gottesherrschaft. Und die Freude am Reich Gottes sollte nicht nur gepredigt werden sondern,
sondern leibhaftig erlebt und geschmeckt werden in einem zeichenhaften Geschehen, in einem Schluck Wein aus einem
gemeinsamen Kelch.
Das hat ihm Blutvergießen eingebracht. Aber nicht der Gott von dem er erzählte, hat dieses Blutvergießen gewollt oder
gebraucht. Es waren die, deren gewalttätige Gottesbilder infrage gestellt wurden. Es waren die, die ihn und seine Botschaft
ablehnten und ihm nach dem Leben trachteten. Fromme und Mächtige. Dass das Wort Gott ein durch und durch erfreuliches
Wort bleiben konnte und nicht ein angstmachendes Wort, das hat er paradoxerweise mit seinem Blut bezahlen müssen. Der
Kelch des neuen Bundes, wie er ihn nannte und das Blut, das er deswegen vergossen hat, erklären sich ebenso gegenseitig, wie
das Brot und sein Leib sich gegenseitig erklären.
Einen guten Tag wünscht Ihnen Pfarrer Friedhelm Mensebach aus Köln.