Agentur Paroli AG
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verde. Das Magazin von Coop für Bio und Nachhaltigkeit. Das Magazin für Bio und nachhaltigkeit NO 03 Bio-Beeren: köstliche Früchtchen Bio-Bier: natürlicher Genuss Naturaline Strick: trendige Übergangsmode editorial Helden der Natur. Monat August. «Oh Schreck – das Langohr war bewaffnet!» Ich bin eine Bio-Karottenpflanze, ein Bio-Rüebli. Und wohl deswegen stand dieses Biest ganz plötzlich vor mir. Lange Ohren horchten nach allen Seiten, eine spitze Schnauze schnupperte an meinen Blättern. «Das Langohr will an meine Wurzel...», schoss es mir durchs zitternde Kraut. Eben drehte es seinen Kopf leicht auf die Seite, schaute mich mit seinen grossen Augen fast ein wenig liebevoll an, öff nete sein Maul und, oh Schreck, da sah ich es – das Langohr war bewaffnet: vier scharfe Zähne – zwei oben, zwei unten! Und die wollten gerade zuschnappen, als alles gleichzeitig geschah: Heiser schreiend stürzte ein Rotmilan aus dem Himmel, wütend kläffend jagte ein flaches Hundevieh durch unser Karottenfeld – und mit einem unglaublich flinken und kraftvollen Satz machte sich mein Langohr Haken schlagend aus dem Staub. Zu schnell für den Greifvogel, zu rasch für den Hund. Enttäuscht zog der Rotmilan weit oben seine Kreise. Still und etwas verschämt war der braune Dackel meines Bio-Bauern in der Scheune verschwunden. Nun, das war gestern. Ich schüttelte meine Furcht aus den Blättern und spürte dieses einzigartig wohlige Gefühl an meiner Wurzel, dieses lebendige Kribbeln im lockeren, ein wenig sandigen Boden. Gepflegt von meinem Bio-Bauern – völlig ohne Chemie und künstlichen Dünger. Ein wenig Kompost und etwas Feuchtigkeit genügen, um meine Gesundheit zu stärken. So können mir Pilze nichts anhaben. Und alles andere? Drahtwürmer, Erdraupen, Schnecken? Nun, ich habe Freunde. Amseln zum Beispiel und Laufkäfer und Spitzmäuse und Blindschleichen. Die erledigen fast alle meine Feinde. Bleiben nur noch die ganz Schlimmen, die Möhrenfliegen. Aber unser Bio-Bauer hat auch das Problem gelöst: Unser Karottenfeld liegt auf einem Hügel. Da weht immer ein rechter Wind. Die Fliegen werden einfach weggeblasen. Ab jetzt bin ich erntereif. Mein Bio-Bauer kann mich holen, wann er will. Heute, morgen oder erst in einem Monat. Meine so begehrte, nährstoffreiche Wurzel mit den vielen Vita minen und Mineralstoffen bleibt im Boden frisch und gesund. Typisch und beliebt ist mein süsses Aroma. Roh geknabbert oder als Gemüse oder gar als feine Rüeblitorte – immer bin ich ein echter Genuss. Kontrollierte Schweizer Bio-Qualität. So schmecken Rüebli wieder nach Rüebli. Besuchen Sie doch mal einen echten Schweizer BioHof, einen mit der Knospe. Einen, der voll und ganz biologisch wirtschaftet. Vom Füttern bis zum Düngen. Vom Säen bis zum Ernten. Ohne Wenn und Aber. Oder informieren Sie sich einfach unter www.bio-suisse.ch IMPRESSUM Herausgeberin: COOP Erscheint 3x jährlich Auflage: 1 082 000 Redaktionsadresse: Verde Postfach 8032 Zürich [email protected] Rezepte und weitere Informationen: www.coop.ch/verde Fragen zu Coop: 0848 888 444 www.coop.ch Projektleitung: COOP Jürg Peritz Christian Waffenschmidt Verantwortung Realisation: Oliver Suter Agentur Paroli AG Zürich Verantwortung Kreation: Daniel Krieg und Uwe Schlupp, KSB/SJ Werbeagentur AG Zürich Konzept, Chefredaktion: Agentur Paroli AG Lüchinger Publishing Birgitta Willmann Redaktionelle Mitarbeit: Martina Bortolani Lucien Esseiva Dominik Flammer Gaby Labhart Marysia Morkowska Gestaltungskonzept, Art Direction: Simone Fennel Liebe Leserin, lieber Leser Das Interesse an den vergangenen vier Ausgaben von Verde hat uns gezeigt, dass das Bedürfnis nach Informationen rund um die Themen Bio-Anbau, fairer Handel und generell zu einem nachhaltigen Lebensstil sehr gross ist. Aus diesem Grund bauen wir unseren Vita-Bereich aus: In Zukunft werden wir in dieser Rubrik einerseits Reportagen bringen, die den Alltag von bewusst lebenden Menschen beleuchten, aber wir nehmen auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um Bio unter die Lupe. Dazu lassen wir regelmässig Fachleute und Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft im grossen Interview zu Wort kommen. Den Anfang macht Jörg Reuter. Der Wahlberliner hat einen ungewöhnlichen Beruf, den es so kein zweites Mal gibt: Er ist Ökostratege und berät Firmen, die gerne mehr Bio- und Ökokompetenz erlangen wollen. Der Fachmann sieht trotz wirtschaftlich turbulenter Zeiten den Bedarf an umweltfreundlichen Produkten weiter steigen. Weil die Konsumenten längst gemerkt haben, dass diese Nahrungsmittel zwar etwas teurer sind, wir uns aber langfristig gar nichts anderes leisten können. Denn wer biologische oder andere nachhaltige Produkte kauft, tut nicht nur etwas für seine eigene Gesundheit, sondern auch für diejenige der Bauern, für einen gesunden Boden, für den Erhalt der Biodiversität und damit langfristig gesehen für die kommenden Generationen. Das gibt ein gutes Gefühl. Aus diesem Grund bin ich, genau wie Jörg Reuter, überzeugt, dass das Bedürfnis nach authentischen, nachhaltigen Produkten weiter wachsen wird. Trotz – oder vielleicht gerade wegen der Krise. Bildredaktion: Mel Sinha Realisation: Christiane Gothuey Organisation: Tanja Hollenstein Produktion: Detail AG, Zürich Einen wunderschönen Spätsommer wünscht Ihnen Jürg Peritz Leiter Marketing und Beschaffung Coop Druck: Ringier Print Zofingen AG, Zofingen Foto: Marvin Zilm 3/09 coop verde - 3 inhalt 40 08 16 22 28 30 36 40 ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ 03 Editorial 03Impressum 06 a tavola 15 Kolumne 39Statistik 46 Meine Welt Süsse Früchtchen Zu Gast bei … Tessiner Geissenkäse TatSachen Bio-Bier Interview Mode Das traditionelle Gebräu ist ein wahrer Gesundbrunnen. Ökostratege Jörg Reuter über Nachhaltigkeit und Lohas. Auf die BioMasche kommt es an: Strickmode für den Übergang. Zu Besuch auf dem Bio-Beerenhof der Familie Burtholf. Hobbykoch Dominik Steiner. 22 Ein Tag in der Fattoria del Faggio, der Heimat des «Pro Montagna»Ziegenkäses. So bringen Sie Ihre Ökobilanz auf Vordermann. 36 30 16 www.coop.ch/verde 08 brombeeren 4 - coop verde 3/09 ▶ Titelfoto: H. R. Rohrer 3/09 coop verde - 5 Wanderzeit Coop Naturaplan Max Havelaar Bio-Schokolade Noisettes, 100 g 2.00 Bio-Pagnolbrot dunkel, 380 g 3.50 Bio-Radiesli* Bio-Apfel* Coop Pro Montagna Gstaader Bergkäse im Kräutermantel, per kg 25.50 Coop Naturaplan Bio-Nussmischung 200 g 4.50 Coop Pro Montagna Bio-Patati-Bergbrot** 500 g 4.20 a tavola Durstlöscher Coop Naturaplan Bio-Weizenbier naturtrüb, 50 cl 1.95 Bio-Alp-Tea red, 1 l 1.50 Bio-Limonade Zitrone, 5 dl 1.30 Bio-Jogurt-Smoothie Erdbeer/Himbeer, 2,5 dl 2.95 Bio-Pfefferminztee (20 Beutel) 1.30 Bio-Bifidus-Drink Mango, 230 ml 1.60 Bio-Zitrone* Coop Naturaplan Bio-Senf 200 g 1.70 6 - coop verde 3/09 *zum aktuellen Tagespreis **in grösseren Verkaufsstellen erhältlich Coop Naturaplan Bio-Riegel Apfel/Dinkel** 7 x 20 g 4.95 Coop Naturaplan Bio-Picnic-Eier 4 Stück 4.00 Coop Naturaplan Bio-Kräutertee mit Hanf 20 Beutel 4.80 Coop Naturaplan Bio-Grapefruitlimonade** 5 dl 1.30 Coop Pro Montagna Bio-Steinbock-Bier** 33 cl 2.80 Coop Naturaplan Bio-Probiotic-Drink 4 x 100 ml 3.95 Coop Naturaplan Bio-Sirup Sanddorn** 5 dl 9.95 Food stills: Sandra Kennel 3/09 coop verde - 7 Bio-Beeren cucina Das pralle Leben Der Anbau von Bio-Beeren ist ihre Leidenschaft. Seit zehn Jahren machen die köstlichen Früchtchen der Familie Burtholf die Menschen glücklich. Text Beerenfelder: Vogelsicher abgedeckt. Fotos «Mountain Mama» schallt Gotthard aus dem Radio. Es ist sechs Uhr morgens. Roger Burtholf, Bio-Beerenbauer aus Uffikon im Kanton Luzern, dreht die Lautstärke in der Küche des Minergie- Familienhauses etwas auf und wippt mit dem Fuss. «Ohne Musik kämen wir nicht durch die strengen Tage», sagt er und nimmt einen langen Schluck aus der Kaffeetasse. Seine Frau Maggie, die ebenso gut Sportlehrerin oder Miss-Schweiz-Kandidatin sein könnte, ist zu dieser frühen Stunde auch schon am Wirbeln. Sie bereitet den Zmittag vor, schält Kartoffeln aus dem eigenen Garten und legt die Scheiben zusammen mit einer Zucchetti in eine Auflaufform. Auf dem Küchentisch steht eine bunte Armada von Keramiktassen neben kleinen Tellerchen, fast wie bei Schneewittchen und ihren Zwergen. Die Tassen sind für die noch schlafende vierköpfige Jungmannschaft der Burtholfs: Tim, Svenja, Luj und Ben, aufgeweckte Wildfänge im Alter von zwei bis zehn Jahren. Zwischen Hühnerhof, Kuhstall, dem blühenden Blumen- und Gemüsegarten und der a ngebauten Remise wachsen die Kinder auf einem grossen, natürlichen Abenteuerspielplatz auf. Johannisbeerenernte: Pflückerin auf dem Feld. 3/09 coop verde - 9 Bio-Beeren cucina Fidele Truppe: Burtholfsche Kinderbande. Heidelbeeren: Blaues Glück. 3/09 coop verde - 11 Bio-Beeren Roger Burtholf: Überzeugter Beerenbauer. Rote Johannisbeeren: Fertig für den Verkauf. Himbeerernte: Stachelige Angelegenheit. Lieblingsdessert: Beerenkuchen vom Blech. 12 - coop verde 3/09 cucina Seit knapp zehn Jahren bewirtschaftet die junge Feld steht, hat man sich manchmal zwei drei Stunden nichts Bauernfamilie den von Rogers Eltern aufgebauten Hof. In zu sagen. Und das ist dann auch ein schöner Moment», sagt dieser Zeit ist er zu einem der grössten Bio-Beeren-Betrie- Roger Burtholf und lacht vielsagend. Die Arbeit auf dem be in der Schweiz herangewachsen. Als Roger den väter Feld sei streng, aber sie gebe einem viel Ruhe. lichen Hof übernahm und sein Vater fast zeitgleich mit einer Sind die Beeren gepflückt, werden sie in grünen Landwirtschaftsmaschine schwer verunglückte, war das Kistchen hinunter zum Bauernhof gefahren und dort von wie ein Signal. Das Ehepaar wusste, dass es zukünftig auf Maggie in Empfang genommen, die mit dem jüngsten Bio-Betrieb umstellen würde. Und so verwandelten sich Sohn Ben auf dem Arm bereits lachend bereitsteht. In die nahen Felder nach und nach in ein idyllisches grünes einem offenen Wirtschaftsgebäude werden die Früchte Beerenparadies mit über zehn Hektaren Land. Vor acht sortiert, auf ihre Qualität geprüft, gewogen und in neue, Jahren dann erhielt der «Rösslihof» kleine Behälter à rund 270 Gramm den Knospenstatus von Bio Suisse. abgepackt. Danach werden sie in So weit das Auge reicht, Fast kitschig mutet die ein Kühlzimmer gestellt. Die Pralle und in satten Landschaft am Waldrand an mit Frische der Früchte steht an erster farben leuchtende Beeren. ihrem weiten Blick übers Luzerner Stelle. Innerhalb von fünf Stunden Wiggertal, als wir uns kurz nach nach der Lese werden sie abtranssieben zur ersten Erntetour des Tages aufmachen, direkt portiert. Zweimal am Tag fährt ein Lieferwagen vor und hinein ins üppige Beerenland. So weit das Auge reicht, verteilt die Beeren an die grossen Detaillisten oder an kugelrunde, pralle und in satten Farben leuchtende Brom- k leine Delikatessenläden in der ganzen Schweiz. beeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Heubeeren, StachelDie Arbeit geht den Burtholfs routiniert von der beeren. Es duftet nach Sommertag und frischem Gras. Hand. Sie sind ein eingespieltes Team. Trotz ihrer ruhigen, Bei den Burtholfs wird jede Frucht von Hand unprätentiösen Art ist die Leidenschaft, mit der sie ihren abgelesen, und es werden keine chemisch-synthetischen Betrieb führen, deutlich spürbar. Das ganze Jahr arbeiten Dünger eingesetzt. Biobetriebe unterliegen strengen Richt- sie auf die drei Monate Erntezeit von Juni bis August hin. linien. Auch wie viele Erntehelfer angestellt werden dürfen, Die Felder werden vorbereitet, gepflügt, gepflegt und wo ist geregelt. Von Juni bis September arbeiten zehn Pflücke- nötig bepflanzt. «Der Sommer ist unsere strengste Zeit, rinnen und Pflücker im Schichtbetrieb, vom ersten Sonnen- doch wir freuen uns jedes Jahr darauf», sagt Roger Burtholf strahl bis zur Dämmerung. Das Team besteht aus Freunden, und drückt dem zweijährigen Ben, der neben der AbpackFamilienmitgliedern und den jedes Jahr hier arbeitenden waage sitzt und gemütlich vor sich hinplappert, einen polnischen Saisonnier-Frauen, die von den Burtholfs wie Holztraktor in die Hand. Da kommt bereits der Lieferwagen Familienmitglieder behandelt werden. Sogar Rogers Vater, der Morgenschicht um die Ecke. Ab hier verabschieden die mittlerweile fast vollständig genesen, hilft ab und zu mit. Burtholfs ihre Beeren, die bald darauf irgendwo in einem Roger, der 32-jährige Biobauer, führt uns an den Regal auf uns warten und uns verf ührerisch anlächeln. _ reich behangenen Stauden und Sträuchern vorbei, zupft immer mal wieder eine Frucht ab und schiebt sie sich in den Mund. Er blinzelt in die satte Sommersonne und sagt: Bio-Beeren bei COOP: Coop sieht das Herz«Die Kunden wollen Beeren, die eine Seele haben und stück des Biolandbaus in der Ganzheitlichkeit − schonungsnatürlich gereift sind.» Und es stimmt, die baumnuss voller Umgang mit der Natur sowie Verzicht auf Kunstgrosse Himbeere, die er uns reicht, sorgt im Mund für eine dünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Das regelrechte Geschmacksexplosion. Die Himbeere ist zeichnen die Bio-Beeren bei Coop aus, die unter Berücksichtigung bissfest, zerteilt sich langsam in feine Stückchen, ist möglichst kurzer Transportwege den Weg vom Feld ins Sortiment finden. Die Schweizer Bio-Beerenproduktion konzenaromatisch süss und ein bisschen sauer im Abgang – triert sich auf Juni bis August. Die Erntezeit von Brombeeren, eine H imbeere mit Suchtpotenzial. Johannisbeeren und Heidelbeeren ist von Juni bis August, die Die Stimmung beim Ernten reicht von munter bis Bio-Erdbeeren werden von Ende Mai bis August gepflückt. schweigend – je nach Temperament und Tagesverfassung. www.coop.ch/naturaplan «Wenn man vom Morgen bis am Abend zusammen auf dem 3/09 coop verde - 13 Cucina Bio-Beeren Kolumne Interview Andreas Häseli, welches ist Ihre Lieblingsbeere und warum? Ich liebe die Vielfalt. Von der Erdbeere ab Ende Mai über die Heidelbeere und die Brombeere im Sommer bis zur Himbeere im Oktober bereichern einheimische BioBeeren meinen Speiseplan. Jede Beerenart ist speziell und in ihrem Geschmack einzigartig. Was unterscheidet den Bio-Beerenanbau vom herkömmlichen Anbauverfahren? Das Hauptmerkmal liegt darin, dass beim BioAnbau keine chemischsynthetischen Mittel eingesetzt werden. Wie lange darf eine Beere vom Strauch bis in den Laden höchstens brauchen, damit sie den Bio-Knospestatus verdient? Hier gibt es keinen Unterschied zwischen einer Bio-Beere und einer konventionell angepflanzten. Das hängt vielmehr von der Beerenart ab. Frische Himbeeren gelangen innert zwei bis vier Tagen in den Laden. Heidelbeeren können hingegen mehr als zwei Wochen gelagert werden. Gibt es natürliche Methoden, um BioBeeren vor Angreifern zu schützen? Der Biobauer kämpft in erster Line mit vorbeugenden Massnahmen gegen Schadenerreger: Er wählt robuste Sorten, entfernt kranke Pflanzenteile, fördert die Nützlinge im Kampf gegen Schädlinge oder setzt räuberische Milben gegen Schadmilben ein. Daneben stehen auch ein paar pflanzliche oder mineralische Produkte zur Verfügung. Wie hat sich die Nachfrage nach Bio-Beeren und Bio-Früchten in den letzten 5 Jahren entwickelt? Seit Jahren wird der Anbau kontinuierlich gesteigert. Es ist klar weshalb: Der Konsument bevorzugt frische, feine Beeren, die frei von chemisch-synthetischen Rückständen sind. Andreas Häseli Dipl. Ing. agr. / Beratung Obst- und Weinbau, FiBL 14 - coop verde 3/09 Illustrationen: Valerie Losa Foto: Ona Pinkus Falscher Blütenzauber. Himbeeren – Rubus idaeus – Himbeersträucher sind bis zu zwei Meter hoch und werden in Zeilen angebaut. Die Himbeere ist eine Sammelsteinfrucht und keine Beere. Erntezeit: Juni bis Oktober. Heidelbeeren – Vaccinium myrtillus – Strauchfrucht mit vielen Namen: Blaubeere, Schwarzbeere, Wildbeere, Zeckbeere, Moosbeere und in der Schweiz oft als Heubeere bezeichnet. Erntezeit: Juni bis August. Johannisbeeren – Ribes – Johannisbeeren gibt es in Rot und Schwarz. Sie gehören zur Familie der Stachelbeergewächse und wachsen an ca. 0,5 Meter hohen Sträuchern. Erntezeit: Juni bis August. Stachelbeeren – Ribes uva-crispa – Am liebsten wuchern die 60 Zentimeter hohen Stachelbeersträucher im Halbschatten. Die stacheligen Beeren gibt es in Gelb, Grün und Rot. Erntezeit: Juli und August. Brombeeren – Rubus sectio rubus – Die Brombeere ist eine 0,5 bis 3 Meter hohe Kletterpflanze. Ihre Beeren sind Sammelsteinfrüchte. Allein in Europa gibt es rund 2000 Arten. Erntezeit: Juli bis Oktober. Cucina Text Ich war leicht enttäuscht, als Tsuyoshi in meiner viel seltener als echten Wasabi. Denn eigentlich gibt es ihn Küche begann, den Thunfisch in kleine Scheiben zu schnei- überhaupt nicht.» Auch wenn der Honig unter diesem den. Ein einfaches Tuna-Sushi hatte ich heute wirklich marketingtechnisch so reizvollen und nach mediterranen nicht erwartet. Denn bisher hat mir der begnadete japa Gerüchen klingenden Namen verkauft wird, handelt es sich nische Kochkünstler immer etwas vorgesetzt, was ich noch eigentlich um Robinienhonig. Darum heisst die Pflanze bei keinem anderen seiner Landsleute je gegessen hatte. Er auch auf lateinisch robinia pseudoacacia. Sichtlich enthabe, sagte er mit seinem neckischen Nicken, für heute täuscht über seine vermeintliche Neuentdeckung, befürcheine spezielle Marinade für den Thunfisch geplant. Denn tete ich schon, er würde mit seinem Sushi-Messer nach mir die Zutaten, die er sich eigentlich gewohnt sei, habe er in werfen. Stattdessen legte er es nur zur Seite und senkte den keinem Laden gefunden, vor Kopf. «Wenn wir schon nicht allem kein Wasabi. mit Pseudo-Wasabi kochen», Kein Wasabi? Solche seufzte er, «dann auch nicht Basisprodukte stehen bei mir mit Pseudo-Akazien.» natürlich im Kühlschrank. Gottlob hatte mir der Erfreut darüber, ihm helfen Imker, der mich erst vor kurzu können, zog ich kurzerzem über den vermeintlichen hand eine Tube des scharfen Akazienhonig aufgeklärt hatJapan-Gewürzes aus dem te, eine rare und bisher in der Kühlschrank. Er warf einen Schweiz noch kaum bekannte kurzen Blick darauf und Spezialität mitgegeben. Den rümpfte die Nase: «Vielen wunderbaren AlpenrosenhoDank, aber leider hat es wie nig, der nur in kleinen Menin allen Wasabi-Tuben nur gen und nur während der gefärbten Meerrettich drin», Monate Juli und August auf belehrte er mich. Denn Japan grossen Höhen in den Alpen könne nicht mal die eigene gewonnen wird und der wie Nachfrage nach dieser kostder Robinienhonig zu den baren Sumpfwurzel decken. milden Honigsorten gehört. «Das macht den Europäern Tsuyoshi strahlte, nachdem aber nichts aus; die lassen sich er einen kleinen Löffel davon Honig und Wasabi auch die Sprossen der Mungprobiert hatte. «Der perfekte bohnen als Sojabohnensprossen verkaufen.» Und das, nur Honig für die Thunfisch-Marinade, schmeckt leicht nach weil hier die Konsumenten nicht wüssten, dass die Soja- frisch geschnittenem Holz und süsslichen Blüten, wunderkeimlinge im Gegensatz zu jenen der Mungbohne nicht bar auch mit dem Meerrettich.» roh gegessen, sondern immer zuerst kurz gekocht werden, Die neue Geschäftsidee entwickelten wir später, da sie sonst leicht giftig seien. «Na ja, ihr seid noch weit als der marinierte Thunfisch nach Tsuyoshi-Art auf lauweg von der asiatischen Küche», seufzte er nur. warmem Reisbett, unterlegt mit einem Blatt Eisbergsalat Statt Tuben-Wasabi verwende er lieber frischen und einem Blatt asiatischer Minze Stück für Stück unseren Bio-Meerrettich, den er mit Akazienhonig verfeinern wolle. Gaumen kitzelte. Wir hatten uns ausgedacht, LöwenzahnDiesen Honig habe er kürzlich im Tessin gekauft, und er honig in Japan als Schweizer Alpenrosenhonig zu verkausei begeistert gewesen, da er ein grosser Liebhaber frittier- fen. Den Unterschied würde dort eh keiner merken. _ ter Akazienblüten sei. Wie alle Gourmets lasse ich mich liebend gerne belehren, wenn es meinen Gaumen erfreut. Das Rezept von Thunfisch nach Tsuyoshi-Art finden Sie auf Doch selbstverständlich nutzte ich die Chance für eine Re- www.coop.ch/verde. Fragen an unseren Kolumnisten richten tourkutsche: «Akazienhonig, lieber Tsuyoshi, gibt es noch Sie bitte direkt an: [email protected] Illustration: Olaf Hajek 3/09 coop verde - 15 Hobbykoch Text Cucina Fotos Messingpfanne: Bei Kochprofis beliebt. Appetitlich: Saltimbocca mit Risotto. Vorbereitung: Der Tisch wird gedeckt. Apérogebäck: Parat für die Gäste. Knoblauch: Unverzichtbare Zutat. Hobbykoch: Dominik Steiner. Zu Gast bei: Dominik Steiner Er kauft, wenn immer möglich, Bio-Produkte und ist ein Freund der Küche Italiens: Dominik Steiner, der auf einem Schiff kochen lernte. 16 - coop verde 3/09 W as passiert, wenn ein Binnenländer, der nicht kochen kann, auf einem Segeltörn in die Kombüse delegiert wird, wo er fünf Personen bekochen muss? Entweder die Übung gelingt, oder es gibt eine Meuterei. In diesem Fall hatte die Geschichte ein Happy End, und Dominik Steiner, der begeisterte Segler, entdeckte so vor gut zehn Jahren auf einer Jacht seine Liebe zum Kochen. Ein bisschen, das muss er augenzwinkernd zugeben, ist ihm das kuli narische Talent bereits in die Wiege gelegt worden. Seine Vorfahren müt terlicherseits waren Metzger und Gast wirte. Seine Mutter ist eine grandiose Köchin, die mit ihren 72 Jahren fast jeden Tag Gäste zum Mittage ssen empfängt. Saltimbocca: Mit Salbei gespickt. Im Hauptberuf ist Steiner Gold- und Silberschmied mit einem eigenen Atelier an der Marktgasse 53 in Winterthur – im alten Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert. Dort wie in seiner schön renovierten Altbauwohnung in Zürich sind seine Freude an speziellen, manchmal auch ausgefallenen Objekten und die Lust, diese mit Witz zu inszenieren, gut sichtbar. Steiner lacht: «Ja, es ist offensichtlich: Ich bin ein passionierter Sammler und Flohmarktgänger.» Seine Küchen ausstattung ist eine hinreissende Mischung aus modernen, praktischen Einbauelementen und dekorativen Antiquitäten. An der Wand über dem Küchentisch hängt ein Märt yrer in Öl, eingerahmt von zwei opulenten Kerzenhaltern. 3/09 coop verde - 17 Hobbykoch Cucina Mise en place: Zutaten auf dem Küchentisch. Seemannszubehör: Paddelset aus Holz. Beliebter Gastgeber: Dominik Steiner. Dessert: Erdbeeren in der Schale. Bio-Rezepte für 4 Personen Carpaccio di Finocchio e carne secca – Fenchel-Carpaccio auf Trockenfleisch* Zu Tisch: Der Hauptgang ist angerichtet. Apéro: Plaudern mit den Gästen. Sammelstücke: Trouvaillen vom Flohmarkt. Aufgewachsen in einer kinder reichen Familie, in der täglich mindestens acht Personen am Tisch sassen, bewirtet auch Steiner am liebsten sechs bis acht Gäste an seinem rechteckigen Esstisch, den er sorgfältig mit einem edlen alten Leinentischtuch und Damastservietten deckt. Meistens koche er zwei bis drei Vorspeisen und einen 18 - coop verde 3/09 Hauptgang. Desserts interessieren ihn weniger. «Zum Abschluss gibt es bei mir fast immer Käse und Früchte.» Seine kulinarischen Anregungen holt sich der 47-Jährige beim Einkaufen; er geht liebend gerne auf Märkte und schätzt gute Bio-Produkte. Rezepte besitzt er kaum, Kochbücher eher wenige. Das erste, das er sich ge kauft hat, war das «River Café Easy Kochbuch» von Rose Gray und Ruth Rogers. Das River Café gehört zu den renommiertesten Restaurants in London; Starkoch Jamie Oliver hat dort gearbeitet. Die italienisch geprägte Küche findet Steiner ideal, weil sie «frisch, relativ unkompliziert und doch effektvoll ist.» Und weil selten etwas misslingt. Nur damals die selbstgemachten Nudeln, als gerade ziemlich viele Gäste an seinem Tisch sassen. Und? Steiner schmunzelt: «Etwas mehr Pilzchen, etwas mehr Sauce, und schon wars gerettet.» Wer in einer Kombüse auf hoher See gekocht hat, weiss sich wohl immer zu helfen. _ 12 Scheiben Trockenfleisch, fein geschnitten 2 Fenchelknollen 3 EsslÖffel Zitronensaft, frisch gepresst Salz, Pfeffer 4 EsslÖffel Olivenöl, kalt gepresst 80 g Parmesan, fein gehobelt Trockenfleisch auf Teller verteilen. Fenchelknollen frisch anschneiden, fein hobeln. Sofort mit Zitronensaft mischen, würzen. Auf dem Trockenfleisch anrichten. Mit Olivenöl beträufeln, mit Parmesan bestreuen. Vor- und zubereiten: ca. 10 Minuten *Alle Zutaten bei Coop in Bio-Qualität erhältlich. 3/09 coop verde - 19 Cucina Hobbykoch Saltimbocca alla Romana – Kalbsschnitzelchen mit Rohschinken und Salbei* Zucchini e pomodori trifolati** – «getrüffelte» Zucchini-Tomaten* 500 g Zucchini Salz 300 g Cherrytomaten 2 Knoblauchzehen, in feine Scheiben geschnitten Olivenöl zum Braten Pfeffer 1 Bund Basilikum Zucchini längs in feine Scheiben hobeln, beidseits leicht salzen. Auf Haushaltpapier 10 Minuten ziehen lassen, dann gut trockentupfen. Tomaten halbieren, entkernen. Knoblauch mit Zucchini leicht golden braten. Tomaten beifügen, 5 Minuten mitbraten, pfeffern. Basilikumblätter darüberzupfen, Pfanne von der Herdplatte nehmen. Gemüse mit Olivenöl beträufeln, 10 Minuten ziehen lassen, dann servieren. 12 Kalbsschnit zelchen für Saltimbocca, je 40–50 gRAMM 12 Scheiben Rohschinken 12 Salbeiblätter Olivenöl zum Braten Salz, Pfeffer Kalbsschnitzelchen mit Haushaltpapier trockentupfen. Mit je einer Scheibe Rohschinken und einem Salbeiblatt belegen. Mit einem Zahnstocher fixieren. Kurz vor dem Servieren Saltimbocca in Olivenöl unter Wenden kurz braten, würzen. Vor- und zubereiten: ca. 15 Minuten Risotto al limone – Zitronenrisotto* 1 kleine Zwiebel, fein gehackt 3 Esslöffel Olivenöl, kalt gepresst 2 Tassen (à 2 dl Inhalt) RisottoReis 2 dl Weisswein 4 Tassen (à 2 dl Inhalt) Gemüsebouillon, heiss 125 g Mascarpone 1 zitrone, Schale fein abgerieben 1 Bund Petersilie, fein gehackt 50 g Parmesan, frisch gehobelt Für den Geschmacksverstärker Natur. ** Trifolati bezeichnet die Zubereitungsart mit Knoblauch und Kräutern. Vor- und zubereiten: ca. 30 Minuten Fragole con limone e menta – Erdbeeren mit Zitrone und Minze* 500 g Erdbeeren 1/2 zitrone, Saft und Schale Griesszucker Einige Pfefferminzblättchen, Zerkleinert Zwiebel in Olivenöl glasig dünsten. Reis dazustreuen, unter Rühren mitdünsten. Mit Wein ablöschen, einkochen lassen. Heisse Bouillon nach und nach dazugiessen, Reis bei kleiner Hitze unter Rühren ca. 20 Minuten bissfest garen. Mascarpone daruntermischen, Pfanne von der Herdplatte nehmen, Risotto zugedeckt ziehen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zitronenschale und Petersilie mischen. Mit Parmesan zum Risotto servieren. Erdbeeren in Scheiben schneiden und in vorgekühlte Gläser verteilen. Mit Zitronensaft beträufeln und mit Zucker bestreuen. Wenig Zitronenschale und Pfefferminze darüberstreuen. Vor- und zubereiten: ca. 30 Minuten Vor- und zubereiten: ca. 10 Minuten Variante: Erdbeeren mit etwas Prosecco oder je 1 Kugel Vanilleglace servieren. Für Natur statt Chemie: Das ist unsere Formel für Bio-Genuss ohne Kompromisse. Coop Naturaplan bringt jeden Tag mehr natürlichen Geschmack auf Ihren Tisch. 20 - coop verde 3/09 *Alle Zutaten bei Coop in Bio-Qualität erhältlich. www.coop.ch/naturaplan Für Bio ohne Kompromisse. Geissenkäse Text vita Fotos Tessiner Schönheiten Hoch über dem Luganersee entsteht der «Pro Montagna»Geissenkäse. Bauer Enrico Rezzonico hat sich mit der Zucht seiner Saanenziegen einen Bubentraum erfüllt. Geissenfrischkäse: Gut chambriert. Quereinsteiger: Enrico Rezzonico. r könnte Chirurg sein. Feine Gesichtszüge, ordentlich gescheiteltes Haar, ruhig und präzise bewegt er die kräftigen Hände. Enrico Rezzonico hat zumindest optisch nichts mit dem Klischee eines Bauern zu tun. Tatsächlich aber ist er einer – wenn auch ein ganz spezieller: Der 52-Jährige ist der einzige Produzent des Tessiner «Pro Montagna»-Geissenkäses. Wir treffen ihn in der Osteria Sport in Cadro, wo er uns mit einem Glas Merlot aus der Region empfängt. Dazu gibt es einen Teller Steinpilz-Risotto, serviert von Aurora, der temperamentvollen Besitzerin der Osteria. Zum Dessert dann der Höhepunkt des leckeren Mittagessens: perfekt chambrierter Geissenkäse aus dem Hause Rezzonico. Auf einer Bergstrasse fahren wir etwas später hinter Rezzonicos Auto her und lassen das Villenviertel der reichen Luganesi unter uns. Ein steiler Feldweg am Ende des Bergdörfchens Sonvico führt hinauf zu seinem Hof. Auch der hat mit Geissenhüttenromantik nichts zu tun. Durch ein wuchtiges gusseisernes Eingangstor fährt man auf das Herrenhaus am Hang zu, ein grosses, aus groben Steinen erbautes Gebäude mit markanten Fenstern. Das Herz von Rezzonicos Reich aber ist ein ausladender Neubau mit Giebeldach, in dem nicht nur die Geissen Weitblick: Sicht vom Haus ins Tal. 22 - coop verde 3/09 3/09 coop verde - 23 vita Geissenkäse Wohnhaus: Bergidylle pur. Genussmensch: Rezzonico beim Degustieren. Stillleben: Hühnersammlung auf dem Buffet. Saanenziegen: Neugieriges Völkchen. Handarbeit: Abschöpfen des Käses. Pro Montagna bei coop: Eingespielt: Tiere auf dem Weg zur Melkanlage. Blick in die Käserei: Rezzonico bei der Arbeit. Die Marke «Pro Montagna» steht für erlesene Produkte aus den Schweizer Bergregionen. Beim Kauf jedes Produkts geht ein definierter Betrag an die Coop Patenschaft für Berggebiete . Diese Organisation setzt sich seit über 65 Jahren für bessere Lebensund Arbeitsbedingungen in den Schweizer Bergregionen ein. Die «Pro Montagna»-Produkte werden ausschliesslich im Schweizer Berggebiet produziert und verarbeitet. Auf diese Art unterstützt «Pro Montagna» nachhaltig die Wertschöpfung und die Pflege der Kulturlandschaft in den Schweizer Bergen. Die Produktelinie von CooP beinhaltet mittlerweile rund 100 ARTIKEL . Darunter z.B. Kartoffelbrot aus Tiefencastel, Bergravioli aus dem Obergoms oder Geissenkäse aus der «Fattoria del Faggio» in Sonvico. www.coop.ch/promontagna 24 - coop verde 3/09 Tierliebhaber: Bauer Rezzonico. Aromatisch: Geissenkäse Caprino Fresco. Geissenfutter: Heu von der Alp. Anzeigetafel: Ladenöffnungszeiten. 3/09 coop verde - 25 g ehalten werden, sondern wo sich auch die Käserei befindet. Dorthin eilt der Bauer nun raschen Schrittes. Mit Pfötchendruck begrüsst uns Luna, ein gut frisierter Border Collie. Überall blöken Ziegen. Weisse Schönheiten mit bunten Bändeln um den Hals, die sich neugierig um den Boss drängen. Die Tiere können sich im grosszügigen Stall nach Lust und Laune bewegen. Einige lümmeln im Stroh, andere messen sich im freundlichen Hörnerkampf oder stehen gut geordnet in einer Schlange und warten, bis sie gemolken werden. «Ich halte Saanen ziegen, eine Schweizer Rasse der Hausziege aus dem Berner Obersimmental», sagt Bauer Rezzonico, mitten in der Herde stehend, während er ein zwei Tage altes Gitzi auf seinem Arm behutsam streichelt. 130 Tiere sind es im Ganzen, die jene Milch geben, die fast gar nicht nach typischer Geissenmilch riecht. In der Käserei begrüsst Rezzonico eine Mitarbeiterin mit Schürze und Käppchen, die aus einem Haufen Käsemasse von Hand längliche Portionen formt. Diese werden in knisterndes Papier eingewickelt, links und rechts gefaltet, glatt gestrichen und behutsam, eine nach der anderen, in eine Kiste gelegt: Coop «Pro Montagna»-Geissenkäse, 150 Gramm, frisch und nachhaltig produziert. Zwei verschiedene Sorten kommen von Rezzonicos Hof: nebst dem Frischkäse Büscion, der als «Formaggino di Capra di Montagna» unter der Marke «Pro Montagna» Geissenkäse auf frischem Tessinerbrot ist eine simple, hervorragende Delikatesse. verkauft wird, auch Capra, eine mit Edelpilz überzogene cremige Delikatesse. Eigens dafür gibt es verschiedene Produktionsanlagen. Die Milch für den Frischkäse wird in der Melkanlage, die ein Stockwerk über der Käserei liegt, direkt abgepumpt und in einem Tank für maximal 24 Stunden bei acht Grad gelagert. Diese rasche Verarbeitung hat grosse Vorteile: «Unser Frischkäse ist mild und böckelt fast nicht», sagt der Produzent. Capra, die andere Sorte, ist aufwendiger in der Herstellung. Wie man es von einem Camembert kennt, überzieht sie eine würzige Schicht Edelpilz. Schneidet man das Rund von einem halben Kilo an, offenbart sich in der Mitte eine crèmige und aromatische Masse. Rezzonico strahlt: «Auf frischem Tessinerbrot, mit etwas grobem schwarzem Pfeffer serviert – eine einfache, aber hervorragende Delikatesse!» Den feinen Gaumen hat er von zu Hause. Auf gewachsen in einem kultivierten Haus, Österreicherin die 26 - coop verde 3/09 In Reih und Glied: Ziegen in der Melkanlage. Mutter, Tessiner der Vater, zog es ihn schon als Kind in die Natur. Mamas nachhaltige Küche hat ihn gelehrt, sorg fältig auf die Qualität der Zutaten zu achten. Dieses Wissen will er bald auch anderen weitergeben. Neben dem Ziegenstall und dem Käsereibetrieb steht bereits eine Fattoria im Rohbau, die er zu einem authentischen Restaurant aus bauen und mit seiner Frau als Familienbetrieb führen will. Schon in einem Jahr soll auf den Steintischen aus urchigem Granit aus dem Verzascatal dampfende Minestrone serviert werden, die den Raum mit dem Duft von frischen, ortstypischen Kräutern füllt. Vor acht Jahren entschloss sich der Bauer, seinen damaligen Beruf als Berater in der «Latteria di Lugano», dem Dachverband für Tessiner Milchproduktion, an den Nagel zu hängen und erfüllte sich damit einen Bubentraum. «Ich fühle mich in den Bergen inmitten der Natur wohler als unten in der Stadt», sagt er und zeigt auf die Bergkette vor ihm, die Denti della Vecchia, die Zähne der Alten. Als ihm ein befreundeter Immobilienhändler einen abgeschiedenen Hof im Kleindorf Sonvico zu guten Konditionen anbot, griff der Vater dreier erwachsener Kinder zu. «Ich bin schon immer ein Freigeist gewesen.» Er wolle mit Tieren arbeiten und das mit Leidenschaft, sagt er und betrachtet voller Stolz seine Herde. Die Ziegen sind ihm ans Herzen gewachsen, «intelligente Tiere mit viel Schalk und Witz im Charakter». Kühe kamen für ihn nie infrage. Man brauche den Geissen nur in die Augen zu schauen und man wisse warum, sagt er vieldeutig und schmunzelt. _ Coop Verde American Express ®, issued by Credit Suisse AG, processing services provided by Swisscard AECS AG. vita Geissenkäse Jetzt beantragen! Pro Karte werden CHF 20.– zusätzlich für nachhaltige Projekte eingesetzt.* * Gilt für jede bis zum 31.12.2009 neu ausgestellte Hauptkarte. Für Einkäufe, von denen alle etwas haben. Coop engagiert sich umfassend für Nachhaltigkeit, Ökologie und Ethik. Und geht schon wieder einen Schritt weiter mit der neuen Kreditkarte, der Coop Verde American Express ®. 0,5% des Umsatzes **, den Sie mit dieser Kreditkarte erzielen, fliessen in ausgewählte nachhaltige Projekte. Je häufiger Sie also die Verdecard als Zahlungsmittel einsetzen, desto grösser ist Ihr Beitrag an die Projekte und umso mehr profitieren Mensch, Tier und Natur. Und das alles kostet Sie keinen Rappen zusätzlich. � ** ausgenommen Gebühren, Zinsen, Bargeldbezüge, Rückbelastungen und Ausstände. Detaillierte Informationen zur weltweit einsetzbaren Coop Verde American Express, ihren Leistungen und Gebühren sowie konkrete Informationen zu den ausgewählten nachhaltigen Projekten erhalten Sie: Per Post Einfach den Talon ausfüllen und einsenden an: Verdecard, JSOK 2, Postfach 227, 8810 Horgen. Per SMS (kostenlos). Schicken Sie das Keywort CARD INS1 sowie Ihren Vornamen, Namen und die Adresse an die Zielnummer 963. Beispiel: CARD INS1 Julia Mustermann, Gruengasse 77, 8002 Zürich. Online unter www.coop.ch/verdecard Herr Frau Name Vorname Strasse / Nr. Coop-Verkaufsstelle Hier finden Sie die Antragsbroschüre. PLZ / Ort www.fattoriadelfaggio.blogspot.com Für die einzige Welt, die wir haben. 3/09 coop verde - 27 vita Tat-Sachen Tat-Sachen Tat-sache Wissen 01 Wikipedia für Grüne Illustrationen 01 Svenja Plaas 02 Corina Staffe 03 Rahel Arnold 04 Xenia Fink 05 Lisa Schweizer Vor vier Jahren wurde Wikipedia-Gründer Jimmy Wales belächelt, als er seinen Teamkollegen vorschlug, ein «grünes Wiki» zu gründen. Die Mitmach-Enzyklopädie für Umweltthemen hat sich aber innert zweier Jahre zum Erfolgsprojekt entwickelt. Während das herkömmliche Online-Lexikon heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken ist, findet auch die grüne Variante zunehmend Publikum. Über 500 Autorinnen und Autoren schreiben bereits für das Spezial-Forum. Interessant: Mitbeteiligt soll auch der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore sein. Gore und Jimmy Wales hätten sich im Rahmen der «Live Earth»-Klimakonzerte in New York getroffen und seien bei einem Bier in eine hitzige Diskussion geraten über die – gemäss Gore – nicht stattfindende Nachhaltigkeit auf Wikipedia. WWW.green.wikia.com 28 - coop verde 3/09 Text: Martina Bortolani Tat-sache Energiesparen Tat-sache Kampagne 02 Schlau kochen 05 03 04 Fair kaufen Von den Grüner Bäuerinnen Think-Tank lernen Gutes Smalltalk-Thema an der nächs ten Frauenrunde: Wie kocht man energieeffizient? Es gibt ganze Inter net-Diskussionsforen zum Thema. Und darunter finden sich ein paar interessante Tipps von offensichtli chen «Profi-Sparern». So lernt der Laie, was wichtig ist: die richtige Grösse der Herdplatte, kochen immer mit Deckel, ein guter Wärmeleitboden (möglichst aus Kupfer), ein ebener Boden oder dass man die Herdplatte oder den Backofen immer schon ein paar Mi nuten vor dem Ende der Kochzeit ausschalten sollte. Kochen mit Restwärme nennt sich das, und man spart damit bis zu zwanzig Prozent der jährlichen Energie ein. Und – auch das weiss die «Super-Köchin»: Wer mit Deckel kocht, braucht weniger oft die Abzugshaube einzuschalten, die nämlich ebenfalls Strom frisst. www.immergenugstrom.ch Bio-Nahrungsmittel finden sich fast in jedem Haushalt. Dass es auch Mode aus Bio-Textilien gibt, wissen aber immer noch zu wenige. Das möchten Helvetas und ihre Partner, darunter Coop, im Rahmen des UNO-Jahres der Naturfaser ändern. Das Ziel: Bis ins Jahr 2010 soll der Marktanteil von derzeit 5 Prozent an Bio- und Fairtrade-Baumwolle in der Schweiz verdoppelt werden. Aus diesem Grund hat Helvetas nebst einer Plakat- und Inseratekampagne auch den interaktiven ShoppingGuide www.bio-fair.ch installiert, der auf Google Map basiert. Per Mausklick finden sich dort in einer angewählten Ortschaft alle Läden, die Bio-Textilien anbieten, zum Beispiel Naturaline von Coop. Ist die eigene Lieblingsboutique nicht unter den Anbietern, kann sie via bio-fair angeschrieben werden. www.bio-fair.ch Tat-sache Weiterbildung vita Sich für französische Konversation einschreiben, einen Rhetorikkurs be legen oder in einen Crawl-Schwimmkurs gehen: Weiterbildung eröffnet immer neue Perspektiven. Wie wärs mit einer Zusatzausbildung an einer Schweizer Bäuerinnenschule? Diese be rufsbegleitende Weiterbildung richtet sich an Frauen mit oder ohne bäuer lichen Hintergrund, die sich mehr Wissen über Ernährung, Selbstver sorgung, Reinigung, Wäscheversor gung oder Gartenbau aneignen wollen. Und zum Beispiel lernen möchten, wie man ein krankes Kalb versorgt, einen perfekten Zopf bäckt oder sich mit System leiden schaftlich um Haus und Hof kümmert. Tönt altmodisch, ist aber in der heu tigen Zeit ziemlich cool. www.landfrauen.ch Tat-sache Fachmesse Abfallwirtschaft und Ressourcennut zung – zwei Modewörter, die in aller Munde sind. Im Ausstellungszentrum Forum Fribourg findet vom 21. bis 24. Oktober 2009 die neue Fachmesse Greentech statt. Dank der Teilnahme von nationalen und internationalen Unternehmen, Fachverbänden und Hochschulen sowie einem dichten Programm an Vorträgen und Workshops wird Greentech zum ersten Think-Tank im Bereich der Indus trieökologie. An der Greentech werden zum Beispiel Themen behandelt wie Feinstaub-Verschmutzung, SmogBelastung oder Abfall-Recycling. Die technisch ausgerichtete Plattform für nachhaltige Lösungen wird vom Bundesamt für Umwelt, dem UVEK, unterstützt. www.greentech-expo.ch 3/09 coop verde - 29 vita Bio-Bier Text PowerGebräu Gewusst haben es schon unsere Ahnen, jetzt ist es wissenschaftlich bestätigt: Bier ist ein wahrer Jungbrunnen. Insbesondere, wenn es aus der BioBrauerei kommt. 30 - coop verde 3/09 Bio-Bier: unverfälschter Genuss. Fotos V erzückt taucht die Oberlippe in den Schaum. Gierig inhaliert die Nase den würzigen Duft. Dann – kühle, prickelnde Flüssigkeit, die Gaumen und Kehle streichelt. Ein Schluck Bier am Feierabend ist eine wahre Wonne, der Wendepunkt des Tages. Der Moment, auf den man sich so freute, gerade jetzt im Sommer. Schluck für Schluck entspannt sich die Seele. Und das Beste daran: Der süffige Genuss ist erst noch kolossal gesund. Bier machte in den letzten Jahren eine erstaun liche Karriere. Lange wurde es als Suchtmittel dumpfer Säufer verteufelt, aber inzwischen hat es sich als Liebling der Wissenschaft etabliert. Über 3500 Studien, die in jüngerer Zeit entstanden sind, zeigen seine beeindruckend vielseitige Wirkung. Gerstensaft verhindert Ablagerungen in den Arterien, beeinflusst die Cholesterinwerte günstig und wirkt gefässerweiternd. Es schützt vor Osteoporose, Nierensteinen, Herzinfarkt und vielem anderem mehr. «Bier erweist sich bei massvollem Genuss als ein wahrer Jungbrunnen», fasst der Ernährungsexperte Professor Manfred Walzl aus Graz zusammen. Entscheidend ist dabei das Stichwort «massvoll». Konkret heisst das rund einen halben Liter täglich. Ist es mehr, verkehrt sich der Effekt ins Negative. Es kann – ebenso nachweislich – zu Knochenschwund oder Krebs kommen. Die Erklärung für die mirakulöse Wirkung liegt auf der Hand. Zum einen beugt regelmässiger, geringer Alkoholkonsum generell Herz- und Kreislaufkrankheiten vor. Ausserdem besteht Bier aus gesundheitsstrotzenden Zutaten. «Deren ernährungsphysiologisch wertvolle Inhaltsstoffe finden sich direkt im Endprodukt wieder», erläutert Raphael Locher, Mitinhaber der Brauerei Locher. Das Malz etwa wird aus gekeimtem Vollkorngetreide, meist Gerste, hergestellt – eine wahre Vitamin- und Nährstoffbombe. Beim Hopfen mit seinen ätherischen Ölen und keimtötenden Bitterstoffen handelt es sich gar um eine 3/09 coop verde - 31 Bio-Bier vita Bier enthält viel Kalium und •wenig Natrium beugt wenig Kalzium •und viel dank Magnesium der Bildung von Gallen- und Nierensteinen vor versorgt den Körper mit löslichen Ballaststoffen, die zu einer gesunden Darmfunktion beitragen ist fett- und cholesterinfrei enthält Folsäure. In einem Liter ist etwa so viel enthalten wie in 300 Gramm Tomaten, 130 Gramm Kartoffeln oder 1 Liter Milch. • Gärungsprozess: Die hefe machts möglich. • • Hopfen: wichtige Bieringredienz. Wichtiger bestandteil: frisches Quellwasser. abgefüllt: BIERFLASCHEN auf dem Fliessband. 32 - coop verde 3/09 Holzfässer: für die traditionelle Bierherstellung. Geschmackstest: Braumeister Bürki beim Probieren. der wichtigsten traditionellen Arzneipflanzen. Sein Inhaltsstoff Xanthohumol ist hundertmal krebshemmender als Grüntee oder Soja. Kein Wunder, sagt Raphael Locher, galt Bier früher als Medizin der armen Leute. Hippokrates, Hildegard von Bingen und Paracelsus schworen darauf. Weil das lustvollste aller Medikamente derart wichtig war, führte es zum ersten Lebensmittelgesetz der Welt. Das deutsche Reinheitsgebot von 1516 besagt, Bier dürfe ausschliesslich Wasser, Malz und Hopfen enthalten. Die Familienbrauerei Locher, seit 1886 in Appenzell tätig, nimmt es mit der Reinheit besonders genau. 1996 brachte sie das erste Bio-Bier der Schweiz auf den Markt, sozusagen als Gipfel unverfälschter Echtheit. In einem ersten Schritt wird naturreines Malz mit Quellwasser vermischt. Aus dem karstigen Alpsteingebiet stammend, ist es optimal gefiltert und mineralisiert. Anschliessend fügt Braumeister Max Bürki biologischen Hopfen bei, später auch Hefe. Innert acht bis zehn Tagen verwandelt sie das Malz auf natürliche Weise in Alkohol und Kohlen- säure. Die traditionelle Vergärung bei niedrigen Temperaturen schont die heilenden Wirkstoffe. Dann lagert das Jungbier einige Wochen im Keller, um seinen runden Geschmack zu erlangen. Braumeister Bürki beobachtet den ganzen Prozess genau. Dieser variiert je nach Beschaffenheit der Rohstoffe oder nach Jahreszeit. Bio-Bier ist besonders heikel: Es wird am Schluss nicht gefiltert oder pasteurisiert, wie bei der industriellen Produktion üblich. So gehen Hopfen und Malz nicht verloren, ihre Wirkung bleibt erhalten. Doch die Trübstoffe erschweren die Haltbarkeit und stellen Bürki vor eine grosse Herausforderung: «Der Schaum darf nicht zusammenfallen, und auf der Zunge muss es so richtig schön prickeln.» Es braucht viel traditionelle Braukunst, damit das Feierabendfeeling nicht getrübt wird. Und damit wir aus vollem Herzen «Prost!» sagen können. Was soviel bedeutet wie «Gesundheit». _ Bio-BIER bei COOP: Coop führt seit 1998 Bio-Bier im Sortiment. Das Knospe-zertifizierte, aus biolo gischen Zutaten gebraute Naturaplan Spezialbier mit 5,2% Alkohol wird von der Brauerei Locher in Appenzell hergestellt. Ebenfalls aus Appenzell stammt das BioWeizenbier mit 5% Alkohol. Beide Sorten sind naturtrüb. Die Naturaplan-Linie bietet aber auch alkoholfreies Bio-Bier in Flaschen à 0,33 l an. Hergestellt wird es in der Brauerei Falken in Schaffhausen. 3/09 coop verde - 33 * Nur in grösseren Coop Verkaufsstellen erhältlich. *Coop Naturaplan Bio-Roggenschrotmehl 1 kg 3.20 *Coop Naturaplan Bio-Senf grobkörnig 200 g 5.50 *Coop Naturaplan Bio-Senf mit Blütenhonig 200 g 5.50 *Coop Naturaplan BioRiegel Aprikose-Mandel 3x 40 g 3.60 *Coop Naturaplan BioFrühlingsrollen mit Gemüse, tiefgekühlt, 4x 50 g 5.50 Coop Naturaplan Bio-Fusilli mit Emmer 400 g 2.90 Coop Naturaplan Bio-Casarecce mit Buchweizen 500 g 3.30 Coop Naturaplan Bio-Weizenvollkornbrot 450 g 3.20 *Coop Naturaplan Bio-Dinkelvollkornmehl 500 g 3.95 Coop Naturaplan Bio-Conchiglie rigate aus Dinkel 350 g 2.90 *Coop Naturaplan Bio-Buchweizenvollkornmehl 500 g 3.95 Coop Naturaplan Bio-Penne rigate mit Amaranth 400 g 2.90 Coop Naturaplan Bio-Penne lisce mit Quinoa 500 g 3.30 *Coop Naturaplan BioKnoblauch Kräuter Baguette, tiefgekühlt, 240 g 5.30 Interview vita Bio-Landwirtschaft, Energiesparen, bewusst konsumieren: Alle Welt spricht von Nachhaltigkeit. Was verstehen Sie darunter? Verantwortung zu tragen. Eine soziale für die heutige Generation und eine ökologische Verantwortung für künftige Generationen. Seit wann ist die Gesellschaft für diese Themen sensibilisiert? In den 80er-Jahren gab es bereits eine Bio-Welle, die sich aber vor allem in einer bestimmten, politisch motivierten Szene abspielte. Die aktuelle Nachhaltigkeitsbewegung hatte etwa 2006 ihren Durchbruch und wird – das ist der Unterschied – nicht mehr aufhören. «Ich kaufe einen Apfel nicht nur, weil er Bio ist.» Ökostratege Jörg Reuter über nachhaltigkeit, wirtschaftlichkeit und Lohas. Text Fotos Das klingt optimistisch. Was macht Sie so sicher, dass das Thema keine Modeerscheinung ist? Entscheidend ist, dass ein grosser Teil der Bevölkerung darüber nachdenkt, ein Drittel erachtet es als relevant. Und anders als in den 80er-Jahren ist Nachhaltigkeit heute nicht mehr mit Verzicht verbunden. Wie meinen Sie das? Heute sind Bio-Lebensmittel auf einem kulinarisch hohen Niveau, Bio-Textilien dürfen stylish sein … Bio ist also nicht das einzige Kaufargument? Nein. Für mich war eine wesentliche Erkenntnis, dass die meisten Konsumenten eine sogenannte Motivallianz eingehen, weshalb sie etwas kaufen. Ich kaufe einen Apfel nicht nur, weil er Bio ist. Sondern aus verschiedenen Gründen: Genuss, Gesundheit oder Status. 3/09 coop verde - 37 vita Interview Das sich verändernde Bewusstsein hat bei den Konsumenten ein Lebensgefühl hervorgerufen, das die Marktforscher als Lohas bezeichnen, den Lifestyle of Health and Sustainability. Ein Begriff, der viele ratlos macht. Was versteht man darunter? Lohas ist nicht, wie oft angenommen wird, eine Zielgruppe, sondern ein zielgruppen-unabhängiges, gesellschaftliches Phänomen. Aus der Suche nach Orientierung und moralischen Werten im Konsum hat sich ein Verantwortungs-Lifestyle entwickelt. Das ist einerseits die Verantwortung für sich selbst, indem man auf die Gesundheit achtet, das ist aber andererseits auch die Verantwortung für das Wohl der Menschheit. Das Ganze ist aber nicht mit Verzicht verbunden, vielmehr steht Lohas für Ästhetik und Authentizität. Grüne Produkte werden stark umworben. Wieso setzen die Firmen in ihrer Werbung immer mehr auf das Thema Nachhaltigkeit? Weil es nicht mehr anders geht. Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Die Kunden erwarten von den Unternehmen und den Marken, denen sie vertrauen, dass sie Verantwortung für die zukünftigen Generationen über nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass bei den Lebensmitteln in Zukunft Premiummarken nicht mehr funktionieren werden ohne Bio. Das wird künftig von einem guten Produkt erwartet. In 10 Jahren wird der Konsument ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass dieser Aspekt bei dem, was er kauft, berücksichtigt wurde. Sind Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, besonders menschenfreundlich, oder haben sie einfach nur neue Marktsegmente erschlossen? Natürlich ist gerade der Foodbereich ein hart umkämpfter Markt. Aber viele Unternehmen wollen tatsächlich aus Überzeugung das Richtige tun. Dennoch: Es sind keine Wohlfahrtsunternehmen. Sie lassen natürlich die Wirtschaftlichkeit dabei nicht aus den Augen. Als Ökostratege beraten Sie Unternehmen in Fragen von Nachhaltigkeit und Bio. Gibt es eine sichere Methode, die Konsumenten an solche Produkte heranzuführen? Nein. Es gibt kein Konzept, das wir unseren Kunden überstülpen können. Wir belehren nicht, sondern beraten die Unternehmen dahingehend, wie man das Gute tun kann und trotzdem, oder gerade deswegen, wirtschaftlich bleibt. Ihr Beruf hat Seltenheitswert. Wie wird man Ökostrategieberater? Studiert habe ich Agrarwirtschaft. Ursprünglich wollte ich Biobauer werden und die Welt verbessern (lacht). Ich arbeitete auf einigen Biobauernhöfen und erkannte, dass es bei den Käufern wenig Wertschätzung für den Aufwand gab, den die biologische Landwirtschaft mit sich brachte. Dann überlegte ich mir, wie man die Kommunikation verbessern könnte und versuchte, mein Wissen an Firmen zu vermitteln. Können Sie sich angesichts des derzeitigen Bio-Booms noch vor Anfragen retten? Das Thema Nachhaltigkeit war schon länger relevant für Unternehmen, aber heute wird es sehr ernst genommen. Insofern hat sich etwas verändert. Früher hörte man sich gerne unsere Meinung an, und es passierte nichts. Heute hören unsere Kunden sehr genau zu und handeln entsprechend. Die meisten begleiten wir seit Jahren. Werden der Bio-Trend und die Nachhaltigkeitsbemühungen angesichts der Wirtschaftskrise abflauen? Nein – denn diese These geht davon aus, dass es vor der Krise eine automatische Mehrzahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte gab. Und die gibt es nicht. Es kommt immer auf die Qualität des einzelnen Produkts an. Wenn Bio-Produkte die tatsächlichen Bedürfnisse der Kunden ernst nehmen und Nachhaltigkeitsbemühungen verstehbar und relevant sind, dann mache ich mir keine Sorgen um die Zahlungsbereitschaft – auch nicht in Krisenzeiten. Im Gegenteil, die aktuelle Wirtschaftskrise spielt dem Thema Nachhaltigkeit in die Arme. _ 5023 t VITA Bio-Äpfel ergeben 5000000 l Bio-Most* Jörg reuter (40), ökostratege studierte Agrarwirtschaft. Vor und während des Studiums arbeitete er auf Biobauernhöfen in Deutschland und Frankreich. ab 1998 war er Marketingleiter eines Bioanbauverbandes. Seit 2002 ist er Mitinhaber von ÖkoStrategieBeratung. Anfang 2009 gründete er die Grüne-KöpfeStrategieberatung . Das Unternehmen versteht sich als Vorausdenker, Ideenschmiede und Wegbereiter für eine erfolgreiche Erschliessung von Öko-Märkten . Reuter ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Berlin. *Schweizer Jahresproduktion 38 - coop verde 3/09 Statistik Quelle: Bio Suisse Fotos: Ona Pinkus Styling: Karin Aregger 3/09 coop verde - 39 Naturaline Mode Schal schwarz, steingrau, rot 100% Bio-Baumwolle 39.00 Strickkleid schwarz, steingrau 100% Bio-Baumwolle 89.00 Einfach bestrickend Klare Farben, legere Schnitte, angenehme Materialien: Die neue Naturaline Strickmode wird locker übereinander getragen. Fotos Mütze in diversen Farben (schwarz, offwhite, cyclamen) 50% Bio-Baumwolle 50% Merino 39.90 Strickmantel steingrau, schwarz 100% Bio-Baumwolle 99.00 Shirt diverse Farben 95% Bio-Baumwolle 5% Elasthan 34.00 Leggings schwarz, steingrau 95% Bio-Baumwolle 5% Elasthan 29.00 Styling 3/09 coop verde - 41 Naturaline Mode Stricktunika mit Wasserfallkragen rot, steingrau, schwarz 100% Bio-Baumwolle 69.00 Leggings schwarz, steingrau 95% Bio-Baumwolle 5% Elasthan 29.00 Strickjacke mit Schalkragen natural, schwarz 100% Bio-Baumwolle 89.00 42 - coop verde 3/09 3/09 coop verde - 43 Strickjacke blau, schwarz, weiss 100% Bio-Baumwolle 79.00 Schal schwarz, steingrau, rot 100% Bio-Baumwolle 39.00 Top diverse Farben 95% Bio-Baumwolle 5% Elasthan 24.00 44 - coop verde 3/09 Model: Louise Adkins/Selectmodels Hair & Make-up: Davide Asquini/Style Council Assistentin: Monika Spisak/Style Council Produktion: Mel Sinha Alle gezeigten Textilien gibt es bei Coop City. Mode Naturaline Für einen Einkauf, der weniger Spuren hinterlässt. Was immer Sie einkaufen, es hinterlässt Spuren. Aber müssen sie gleich so zerstörerisch sein wie der Kahlschlag der letzten grossen Wälder unserer Erde? Wäre es nicht schön, wenn unsere Spuren wieder und wieder zuwachsen könnten? Mit frischen Bäumen, die Holz liefern für kommende Generationen und erst noch das Klima schützen? Bei Coop ist das kein Traum, sondern eine Realität. Im Unternehmen genauso wie in unserem Angebot. Sie möchten zuhause und im Geschäft die Umwelt schützen? Wählen Sie aus. Unter unserem Label Oecoplan finden Sie Holz und Holzprodukte mit dem FSC-Gütesiegel für nachhaltige Waldnutzung. Ein wachsendes Angebot von Artikeln aus Recycling-Papier. Und kein Tropenholz ohne FSC-Zertifikat. Coop engagiert sich umfassend für Nachhaltigkeit, Ökologie und Ethik. Seit 1989 mit Oecoplan. Seit 1993 mit Naturaplan für Bio ohne Kompromisse und mit Naturaline für Textilien aus fair gehandelter Bio-Baumwolle. Und der Coop Fonds für Nachhaltigkeit investiert seit 2003 regelmässig in ökologische und soziale Projekte, 12 Mio. Franken sind es dieses Jahr. Zum Beispiel für nachhaltigen Sojaanbau zum Tropenwaldschutz in Südamerika. So gehen wir Schritt für Schritt auf einem grüneren Weg. Und lernen laufend dazu. Danke, dass Sie uns dabei helfen. www.coop.ch/nachhaltigkeit Für die einzige Welt, die wir haben. 3/09 3/09 coop verde - 45 Meine Welt Norbert Traxler (53) Leiter Technik Strickerei Traxler, Bichelsee Text «Bei mir ist kein Tag wie der andere. Weil ich ‹Mädchen für alles› bin in unserem 40-Mann-Familienbetrieb, verantwortlich für den Entwurf unserer Modelle am Computer, aber auch für die Technik. Das ist zeitaufwendig und erfordert Flexibilität. Morgens kurz nach sieben geht es los. Zuerst schaue ich in der Strickerei nach dem Rechten. Das ist unsere Produktionshalle mit ihren hohen Fenstern, in der über 30 Strickmaschinen stehen. Ein knappes Dutzend Leute arbeitet dort in einem Zweischichtbetrieb von 4.30 Uhr bis 2.30 Uhr. Prunkstücke der Geräte sind unsere CompleteMaschinen. Diese Wunderwerke der Technik werden mit Garnrollen, den Konen, bestückt und spucken am Ende fertige Textilien aus: Pullover, Jacken und Mäntel, ganz ohne Naht. Ein solches Kleidungsstück zu stricken, dauert zwischen dreiviertel und eineinhalb Stunden. Wir sind die einzigen in der Schweiz, die das machen. Darauf sind wir sehr stolz. Zwischendurch sitze ich dann am Computer. Am Bildschirm entwerfe ich zusammen mit zwei Kollegen unsere Stricktextilien. Eine anspruchsvolle Arbeit. Um einen Prototyp zu erstellen, brauche ich einen ganzen Tag. Und einen weiteren, um ihn zu vollenden. Mehrmals am Tag werde ich dann, wenn technische Probleme auftauchen, wieder in die Strickerei gerufen. Seit 1995 arbeiten 46 - coop verde 3/09 Illustration: Alexis Seile wir im Bereich Bio-Baumwolle mit Coop zusammen. Die Bio-Baumwolle stellte uns aufgrund ihrer anderen Verarbeitungseigenschaften zu Beginn vor grosse Herausforderungen. Inzwischen sind diese Textilien denen aus herkömmlicher Baumwolle in ihren Eigenschaften ebenbürtig. Natürlich stricken wir auch die CO2-neutralen Pullover, die Naturaline im Herbst auf den Markt bringt. Für uns in Bichelsee ist Nachhaltigkeit im Herstellungsprozess ein grosses Anliegen. Bei der Produktion wollen wir fossile Energie sparen und durch erneuerbare ersetzen. Aus diesem Grund haben wir das gesamte Dach neu isoliert, und 2010 werden wir an eine Fernwärmeheizung angeschlossen. Momentan diskutieren wir auch, ob wir auf dem Flachdach eine Fotovoltaik-Anlage installieren. Im Jahr 2006 erhielten wir für unseren Einsatz für Nachhaltigkeit den Coop Natura-Preis. Und im September wird unser Betrieb 100 Jahre alt! Das gibt ein grosses Fest.» _ FÜR FASHION &FAIRNESS TRENDS AUS BIOLOGISCHER BAUMWOLLE UND FAIREM HANDEL. WWW.COOP.CH/NATURALINE