REPORTS Bewegtbild I
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33 REPORT HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 www.horizont.net/report BEWEGTBILD I/2015 YO U T U B E PRODUKTIONEN VERLAGE Reichweiten-Stars sind beliebt bei Werbekunden, die Partnerschaft muss aber ausbalanciert sein Streaming- und Pay-TV-Anbieter profilieren sich im Netz mit ihren eigenen Serien Mit professionalisiertem VideoContent konkurrieren US-Häuser mit Google und Facebook SEITE 38 SEITE 44 SEITE 48 Geschäfte Belebte NACH DER EINIGUNG ZWISCHEN GOOGLE UND AGF IST OFFEN, W E R D AV O N P R O F I T I E R E N W I R D SEITE 36 34 REPORT BEWEGTBILD ZUM THEMA HORIZONT 22/2015 INHALT SUMMER SCHOOL 2015: RTL-Journalistenschule bildet weiter – HORIZONT fördert A Mut zum Risiko lle zwei Jahre, wenn die eigenen Schüler in ihren Praktika sind, öffnet sich die RTL Journalistenschule in Köln für weiteren Nachwuchs. So auch dieses Jahr von 31. August bis 4. September: Dann veranstaltet die Einrichtung ihre 9. Summer School mit dem diesjährigen Schwerpunkt Bewegtbild. Im Mittelpunkt der Intensivwoche steht die Entwicklung innovativer Ideen für informationsorientierte TV- und Webvideoformate. Sowohl der inhaltliche als auch der ökonomische Blick der Jungjournalisten soll dabei geschult werden, im besten Fall entstehen kreative Konzepte, neue Formate und Geschäftsmodelle, mit denen die Medienmacher dem Trend zu bewegten Bildern nachkommen. Der Lehrgang richtet sich an Studierende der Medien- Der erste Aufschlag war ein enormer Erfolg – und wurde dennoch von vielen erst einmal für eine Eintagsfliege gehalten: Doch nach „House of Cards“, produziert von Netflix, folgten weitere Eigenproduktionen von Streaming-Dienstleistern. Dabei hatten doch alle gedacht, dass solche digitalen Player höchstens in der Lage wären, vorhandenes Material zu vermarkten, nicht aber, selbst welches zu erstellen. Doch spätestens seit bei den diesjährigen Golden Globes Amazons „Transparent“ mit dem Titel Beste Serie ausgezeichnet wurde, sollte allen klar sein: Die Konkurrenz aus der Welt des Streamings, die keine lineare TV-Verbreitung mehr benötigt, wird nicht mehr schwinden, sondern größer werden. Schon heute nimmt sie Einfluss auf das Nutzungsverhalten, denn eine nicht zu unterschätzende Zahl von Zuschauern möchte genau das, nämlich hochwertigen Inhalt dann konsumieren, wenn sie Zeit und Lust dazu haben. Für die klassischen Fernsehsender kann das eigentlich nur eines bedeuten: Sie müssen endlich der immer wieder gestellten Forderung nach Qualitätsinhalten nachkommen. Das heißt auch, Geld in die Hand zu nehmen bei Einkauf und vor allem Produktion. Schon vorhandenes Material auf digitalen Plattformen zur Verfügung zu stellen, reicht nicht aus – gefragt ist der Mut zum Risiko. 28. Mai 2015 Währung: Nach der Einigung zwischen AGF und Google über ein gemeinsames Mega-Panel bleibt die Frage, wer nachzieht. 36 Youtube: Die jungen Stars des Kanals sind angesichts von hohen Reichweiten beliebt bei Werbungtreibenden. 38 wirtschaft und -wissenschaft, des Journalismus, sowie an Trainees und Berufseinsteiger der Medien- und Mediabranche. Infos zum Programm finden sich unter Rtl-journalistenschule.de. Um die Kosten für die maximal 20 Teilnehmer so gering wie möglich zu halten, werden die Seminarplätze zum Teil gesponsert. Auch die HORIZONT-Stiftung gehört in diesem Jahr zu den Förderern eines Seminarplatzes und kommt damit ihrem Anspruch nach, die Aus- und Fortbildung von Nachwuchskräften in den Bereichen Marketing, Media, Kreation und digitale Medien zu unterstützen. Die Stiftung vergibt selbst jedes Jahr Stipendien und Förderpreise, die aktuelle Ausschreibung läuft und kann unter Horizont-stiftung.de eingesehen werden. HOR TV-Sender: Vermarkter betonen die Stärke von linearem Fernsehen, investieren aber verstärkt in digitale Plattformen. 42 Dienstleister: Der schwedische Dienst Magine TV versammelt nahezu alle Sender in einer App. 42 Pay-TV: Ab 2016 kann Sky seine mobile Anwendung einzeln vermarkten und das Inventar vergrößern. 43 Content: Streamingdienste und Pay-TVSender produzieren immer häufiger originäre Serien. 44 Studie: „TV Digital“ hat die Diversifizierung der Fernsehnutzung unter die Lupe genommen. 46 Umfrage: Vermarkter über den derzeitigen Stellenwert von Mobile-Bewegtbild und die Vorreiter im Business. 47 FOTO: FALKO WENZEL Verlage: US-Medienhäuser treten mit eigenen Bewegtbild-Inhalten in Konkurrenz zu Facebook und Google. 48 Theorie und Praxis stehen auf dem Stundenplan der RTL Summer School @ HORIZONT Nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit „Gamesmarkt“, „Musikwoche“ und „Blickpunkt Film“ komplettiert der Beitrag von „Videomarkt“ über die Ambitionen der Streamingdienste in Sachen Eigenproduktionen (Seite 44) gleichsam die Runde: Der Fachtitel gehört wie die Erstgenannten zu den Marken aus der Münchner Busch Group, mit der HORIZONT für Reports aus dem Bereich Entertainment kooperiert. HORIZONTREPORT ist ein Sonderteil von HORIZONT, Zeitung für Marketing, Werbung und Medien Ressortleitung: Dr. Jochen Zimmer Telefon 069/7595-2695 E-Mail: [email protected] Redaktion: Bettina Sonnenschein, Lisa Naumann Chefredaktion: Dr. Uwe Vorkötter (V.i.S.d.P.), Volker Schütz, Jürgen Scharrer Bettina Sonnenschein Ressort Specials IM FOKUS: Onlinevideo-Nutzung Knapp zwei Drittel der deutschen OnlineBevölkerung sehen sich im Internet Videos an. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Video Effects 2015“ von Tomorrow Focus Media, die HORIZONT exklusiv vorliegt. Sie liefert zwar zunächst nur Einblick in die Onlinevideo-Nutzung der User des Vermarkter-Netzwerks, dennoch lassen sich daraus auch allgemeingültige Schlüsse ziehen. Ziel der Studie war es, die Einstellung zu Online-Videos, bevorzugte Geräte, die Beliebtheit der Anbieter und gefragte Themen herauszufiltern. Der Vermarkter hat dafür insgesamt 3340 Personen zu ihrer Onlinevideo-Nutzung befragt. Danach werden entsprechende Produkte von knapp 70 Prozent der Befragten hauptsächlich als Informationsquelle genutzt, des Weiteren aber auch als Zeitvertreib und Spaßfaktor. 31,7 Prozent geben Großes Interesse an Zusatzinfos Was halten Sie von Videos, die einen redaktionellen Beitrag begleiten? Kenne ich nicht 8,8 Daran habe ich kein Interesse Facebook Twitter Myvideo Tumb1er Myspace Andere 40,3 Wie häufig sehen Sie sich zu folgenden Themen Videos im Internet an? Finde ich interessant, nutze ich aber eher selten bzw. gar nicht 41,2 Musik n = 2189 35,5 Nachrichten oder Politik Quelle: Tomorrow Focus Media HORIZONT 22/2015 Dokus/Reportagen 30,6 Kurzclips 30,4 Amazon schlägt die Konkurrenz Filme in Prozent Welche Video-Streaming-Dienste nutzen Sie? Anleitungen 92,4 Amazon Instant / Prime Instant Video Maxdome 10,7 iTunes Whatever 3,8 Snap by Sky 1,2 Andere* 6,6 in Prozent 47,4 HORIZONT 22/2015 Quelle: Tomorrow Focus Media 17,4 Serien/Soaps 16,4 15,6 Sport 22,1 13,2 Gaming-Videos 14,9 Haushaltstipps 10,8 Fashion 6,8 Prominente/VIPs 14,2 n = 2189, Filter Video Anbieter Streaming, Fallzahl n = 419 *Netzkino, Sky Go, T-Entertain, Spotify, Twitch, Videoload, Zattoo n = 2189 26,2 22,4 Produkttests 36,7 Netflix 10,9 Quelle: Tomorrow Focus Media Musikvideos werden oft geklickt 37,5 85,6 Youtube 13,4 Finde ich interessant und nutze ich auch Zwei Player dominieren Auf welchen Social Websites finden Sie neue Videos? Angaben in Prozent gegangen ist. Einige Nutzer rufen Videos auf mobilen Endgeräten ab: 35 Prozent schauen auf dem Smartphone und 31 Prozent auf dem Tablet. Am liebsten werden sie allerdings über Laptop oder Netbook konsumiert (61,4 Prozent). Mangelnde Zeit, um eine Sendung im TV anzusehen (59,1 Prozent), lässt die Videonutzer auf Mediatheken zugreifen. Ein weiterer Grund hierfür: selbst entscheiden zu können, wann man die Sendungen ansehen möchte. an, täglich Videos zu schauen. Vor allem die jüngere Zielgruppe zeigt dabei eine hohe Nutzungsdauer: Über die Hälfte der unter 29Jährigen befasst sich länger als zwei Stunden damit. Außerdem sind die User einer Plattform treu: Fast jeder Zweite schaut Videos immer auf denselben Seiten und über 80 Prozent lassen das Video bis ganz zum Ende laufen – falls nicht, liegt das hauptsächlich an der zu langen Dauer oder dass das Interesse am Video verloren 10,8 6,3 5,8 n = 2189, Top 2: sehr häufig und häufig HORIZONT 22/2015 Quelle: Tomorrow Focus Media HORIZONT 22/2015 36 REPORT BEWEGTBILD Von Anja Sturm D as war schon eine mittlere Sensation, als die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) und Google Ende April per HORIZONT-Interview die Einigung auf ein gemeinsames Mega-Panel für Bewegtbildwährung bekannt gaben. Nach jahrelangem Ringen und massivem Druck der Organisation Werbungtreibende im Markenverband, persönlich vor allem vorangetrieben von OWM-Vize Uwe Storch, haben sich zwei Erzkonkurrenten auf eine gemeinsame Lösung zur transparenteren Vermarktung von Bewegtbildinhalten zusammengerauft. Für Werbungtreibende ist das auf jeden Fall eine gute Nachricht. Schließlich soll das neue Panel erstmals die Nutzung sowohl von linearen und non-linearen TV-Inhalten als auch von Online-Video und Mobile Video gemeinsam erfassen, messen und vergleichbar machen (siehe Kasten). Völlig offen sind zurzeit jedoch noch eine Menge Details – in denen be- So sieht Boris Bolz, der als Geschäftsführer von Mediakraft mehr als 2600 Youtube-Künstler vermarktet, im neuen Panel „eine echte Chance“. Bolz glaubt: „Bestimmte Zielgruppen werden durch klassisches TV heute schon sehr schwer erreicht. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen. Insofern rechnen wir damit, dass durch eine Konvergenzwährung Online in der Bewegtbildvermarktung eine noch größere Rolle spielen wird.“ Und auch die TV-Sender sehen sich weitgehend aus der Schusslinie. Andreas Kösling, Vertriebsdirektor des RTL-2Vermarkters El Cartel Media, betont: „Ich bin sicher: Die TV-Sender werden auf diesem Weg noch einmal eindrucksvoll beweisen, wie gut und effizient sie alle Zielgruppen erreichen.“ Anja Stockhausen, als Director TV bei Zenith Optimedia nicht gerade verdächtig, Youtube das Wort zu reden, sieht die Sache dennoch differenzierter: „Bei den TV-Sendern werden vermutlich insbesondere mit Blick auf jüngere Zielgruppen einige Reichweitenlücken deutlicher sichtbar“, Gemeinsam laufen lernen Das geplante Mega-Panel von AGF und Google ist ein echter Coup. Doch die Frage lautet: Wer zieht nach und wer wird abgestraft? „Wir werden künftig AGF-zertifizierte Bewegtbildvermarkter klar bevorzugen“ Hans-Peter Pfaff, Bahlsen kanntlich oft der Teufel steckt. Christian Zimmer, Chief Digital Officer OMD Germany, sagt: „Auf den ersten Blick ist die Einigung zwischen AGF und Google ein echter Hammer. Auf den zweiten Blick muss man abwarten, was das Panel letztlich wirklich leisten kann und wie valide die Daten sein werden.“ Schon Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse vorliegen, bis dahin müssen viele Hausaufgaben erledigt sein. So ist aktuell noch nicht definiert, welcher OnlineContent genau erfasst wird. Bei Google heißt es dazu: „Welche Video-Inhalte unter Messung genommen werden, definieren wir in enger Abstimmung mit Content-Partnern und Werbungtreibenden. Der Umfang wird aber sicher über den linear ausgestrahlten TV-Content hinausgehen. Unsere Nutzer unterscheiden nicht zwischen Premium und User Generated Content, sondern danach, welche Inhalte für sie relevant sind.“ Dass damit aber unterschiedliche Content-Qualitäten gemessen und verglichen werden, liegt in der Natur der Sache und wird auch von der AGF nicht infrage gestellt. Es gehe in dem neuen Mega-Panel ausschließlich darum, so die AGF auf Anfrage, dem Markt quantitative Bewertungsgrundlagen für Bewegtbildnutzung zu liefern. Und von TV-Vermarktern ist zu hören, dass die Umfeldargumentation ohnehin auch künftig besser den jeweiligen Lagern überlassen sein sollte. Aktuell ist deshalb schwer vorherzusagen, welche konkreten Auswirkungen das neue Mega-Panel auf den Markt haben wird und ob es am Ende tatsächlich nur Gewinner gibt. Wie so oft hängt die Einschätzung auch davon ab, wen man fragt. so Stockhausen. Youtube müsse dagegen nun zeigen, „ob es tatsächlich bereits die immer behauptete Größe besitzt und über genügend vermarktbares Inventar verfügt“. Ü berhaupt ist sich die Branche auffallend einig: Der Ball liegt eher im Feld von Google. Wobei ziemlich offensichtlich ist, dass Googles Bereitschaft zur Beteiligung am Mega-Panel nicht nur seiner neuen Charme-Offensive in Europa und Deutschland geschuldet ist. Die Suchmaschine erhöht damit vor allem den Druck auf die wachsende Bewegtbildkonkurrenz durch Facebook, Twitter und andere Onlinevermarkter. Zwar ist Google-Tochter Youtube mit einem Marktanteil von rund 45 Prozent (Nielsen Netrating März 2015) hierzulande nach wie vor deutlicher Marktführer bei der Nutzung von Onlinevideo, gefolgt von Myvideo, T-Online Bewegtbild und Moviepilot. Doch insbesondere Facebook und Twitter blasen seit Monaten zum Gegenangriff und setzen massiv auf den Ausbau ihrer Bewegtbildangebote. Und spätestens seit sich selbst Werbe-Ikone Jean Remy von Matt in HORIZONT als Facebook-Fan outete und mit dem Satz zitieren ließ, Facebook sei reichweitenstark genug, „um der Hauptkanal zu sein“, dürfte Google das Lachen ein wenig vergangen sein. Pikanterweise zeigen nun ausgerechnet die Reaktionen auf das neue MegaPanel, wie ernst die Lage inzwischen wohl ist. Jan Hinrichs, Director Marketing & Digital Commerce bei Thomas Cook, begrüßt zwar die Einigung zwischen AGF und Google als „überfällig und sinnvoll“. Doch er sagt auch: „Insbesondere Face- HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 „Youtube muss zeigen, ob es tatsächlich über genügend vermarktbares Inventar verfügt“ Anja Stockhausen, Zenith Optimedia book wird für uns jeden Tag interessanter und hat viel Potenzial. Entsprechend ist es wahrscheinlich, dass wir Budgets verstärkt in Richtung Facebook-Bewegtbild shiften – egal, ob sich Facebook am MegaPanel beteiligen wird oder nicht.“ Facebook selbst ziert sich jedoch noch. Offiziell will der Konzern derzeit keine Stellungnahme zum Thema abgeben. Einerseits ist es ein offenes Geheimnis, dass Facebook als global agierender Konzern länderspezifische Lösungen wie das auf den deutschen Markt ausgelegte MegaPanel nicht sonderlich toll findet. Andererseits ist aber auch zu hören, dass sich die Social-Media-Experten mit offiziellen Statements jetzt nicht unnötig festlegen wollen. Denn natürlich schauen sie sich genau an, was Google hierzulande treibt – und würden im Zweifel schnell reagieren. K lar ist aber auch: In seiner jetzt geplanten Form kann das neue Mega-Panel erst der Anfang sein. So findet E-Plus-Kommunikationsmanagerin Patricia Hohendorf „eine Ausweitung auf sämtliche relevanten Bewegtbildangebote wünschenswert“ und auch OMD-Geschäftsführer Zimmer möchte „eine hundertprozentige Marktabdeckung“. Noch einen Schritt weiter geht Hans-Peter Pfaff. Der Media Manager Europe bei Bahlsen geht fest davon aus, dass sich „in naher Zukunft auch alle anderen Bewegtbildvermarkter dem Panel anschließen werden“ – und er wird seinen Teil dazu beitragen: „Wir wollen ein klares Signal setzen und werden künftig AGF-zertifizierte Bewegtbildvermarkter ganz klar bevorzugen.“ Nicht AGF-zertifizierte Vermarkter würden nur dann berücksichtigt, wenn es keine gleichwertigen Alternativen gebe. „In unserer neuen Sommerkampagne wird Youtube davon bereits deutlich profitieren“, so Pfaff. Eine starke Aussage, die so mancher Onlinevermarkter aufmerksam lesen wird. Schließlich müssen es nicht unbedingt Facebook und Twitter sein, die von den Werbungtreibenden abgestraft werden. Am Ende könnten den Kampf der US-Giganten so womöglich ganz andere verlieren. „Insbesondere Facebook wird für uns jeden Tag interessanter und hat viel Potenzial“ Jan Hinrichs, Thomas Cook Worum es geht – das neue Mega-Panel Bislang hat die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) mithilfe des GfK Panels lineare TV-Inhalte ihrer angeschlossenen TV-Sender (private und öffentlich-rechtliche) in den sogenannten TV-Quoten erhoben. Zusätzlich ermittelt die AGF in Zusammenarbeit mit dem Nielsen Online Panel die Streamings der angeschlossenen TV-Mediatheken anhand von Tracking und Umfragen. Google hingegen erfasst bislang eigene Onlinedaten seines BewegtbildContents im sogenannten Cross Media Link Panel (GXL-Panel) der GfK. Künftig sollen in einem ersten Schritt die Daten des Nielsen Online Panels (TV-Streaming) mit den Daten des GXL-Panels (Onlinevideo) zusammengeführt werden. Diese Daten sollen dann in einem zweiten Schritt mit denen des AGF/GfK-Quoten-Panels (lineare TV-Inhalte) fusioniert werden. Ziel ist ein Mega-Panel, das eine Bewegtbildquote liefert, die auch Überschneidungen verschiedener Rezeptionswege einschließlich der Nutzerstrukturen liefert. Damit hätte die Branche erstmals eine konvergente Nettoreichweite für TV und Onlinevideo. 38 REPORT BEWEGTBILD Auf HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 Du und Du Youtuber mit hohen Reichweiten sind begehrt bei Werbungtreibenden, doch die Kooperationen müssen gut ausbalanciert sein F Von Sara Weber rüher waren es Boybands, die große Arenen füllten und Teeniemädchen der Ohnmacht nah brachten. Heute sind es Youtuber wie Y-Titty, Dfashion und Joyce, die Tausende Fans kreischen lassen. Während Youtube einst ein Kanal war, um Videos von Katzen, Konzerten oder komischen Erlebnissen anzuschauen, ist die Plattform mittlerweile zur Spielwiese für junge, kreative Videomacher geworden. Schnelle Schnitte, hippe Sätze – für viele Über-30-Jährige ist die Anziehungskraft dieser neuen Stars auf Jugendliche nur schwer nachzuvollziehen. Doch die Zahlen sprechen für sich: 27 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen täglich Videoportale im Internet, so die ARD-ZDF-Onlinestudie von 2014, 70 Prozent mindestens einmal pro Woche. Von den Nutzern ab 30 Jahren sehen nur 4 Prozent täglich bei Youtube und Co vorbei. Kein Wunder also, dass Veranstaltungen wie die Videodays, die in Berlin und Köln Youtuber und Tausende Fans zusammenbringen, auch Unternehmen anziehen: Telekom, Canon und Adidas Neo sind Sponsoren, „Bravo“ und Big FM Medienpartner. Ihnen geht es ums Geschäft und um einen Weg, die junge Zielgruppe da zu erreichen, wo sie ist. „Youtube spricht eine ganz klare Zielgruppe an und es gibt bestimmte Themen, die dort gut laufen“, sagt Xi Chen, Strategin bei der Agentur TLGG. Wer auf Fachtagung Ein Youtuber gehört auch zu den Gästen der HORIZONT Digital Marketing Days 2015 in Berlin: Im Lauf der zweitägigen Veranstaltung (13. und 14. Juli) begrüßt Chefredakteur Volker Schütz Tense auf dem Podium. Der YoutubeStar ist einer der Gründer der No-Budget-Filmproduktion Applewar. Zudem werden insbesondere am ersten Veranstaltungstag zahlreiche Experten vor Ort sein, die Orientierung im digitalen Marketing-Dschungel geben, darunter Thomas de Buhr (Twitter), Oliver von Wersch (Gruner + Jahr Digital Products) und Steffen Hopf (Yahoo Deutschland). Der zweite Tag steht mit Workshops ganz im Zeichen der Praxis. Infos unter Horizont.net/digital-marketingdays-2015 Youtube werben möchte, hat verschiedene Optionen: Es gibt Pre-Roll-Videos, die vor den eigentlichen Inhalt geschaltet werden können. Unternehmen können Veranstaltungen dokumentieren, Youtuber in ihr Unternehmen einladen – und natürlich Produkte in den Videos platzieren. Welche Lösung sinnvoll ist, hängt vom Kunden ab und von den Produkten, die er bewerben will. „Man muss für jede Marke eine individuelle Lösung finden“, sagt Chen. „Marken im Bereich Lifestyle und FMCG haben viel Potenzial, weil sie näher an der Lebenssituation der Youtuber dran sind und sich so leichter authentisch platzieren lassen.“ Wenn Diana alias Dfashion (277749 Abonnenten) etwa ihre „liebsten Drogerie-Schnäppchen unter 5 Euro“ vor der Kamera präsentiert, ist das nichts anderes als ein sechsminütiges Werbevideo – das in nur fünf Tagen knapp 100000 Zuschauer erreicht hat. Der „DM Haul“, bei dem Produkte aus dem Drogeriemarkt DM ausgepackt und vorstellt werden, ist auf Youtube zu einer Art Standardformat geworden. Für Werbekunden ist es durchaus attraktiv, wenn dort eines ihrer Produkte in die Kamera gehalten wird. I n der Branche führt das gesteigerte Interesse von Werbekunden zu einer Professionalisierung. Die Zahl der Youtuber, die ihre Onlinevideos vom Hobby zum Beruf gemacht haben, steigt. Mittlerweile arbeiten viele von ihnen mit Multi Channel Networks (MCN) zusammen, die ähnlich fungieren wie eine Künstleragentur und sich um Vermarktung, Cross-Promotion und Zuschauerentwicklung kümmern. Mediakraft ist eines der größten MCNs in Deutschland und vertritt unter anderem Y-Titty und Daaruum. Nach eigenen Angaben erreichte das Netzwerk im Dezember 2014 pro Monat 20 Millionen Zuschauer – eine Reichweite, die auch für Werbekunden spannend ist. „Das Interesse am Thema Onlinevideo ist enorm gestiegen“, sagt Boris Bolz, CCO von Mediakraft. Die Werbeindustrie habe verstanden, welch enormes Potenzial in dem Medium steckt, um junge Zielgruppen direkt anzusprechen. Außerdem sei vielen Onlinevideo-Künstlern eine deutliche Professionalisierung anzumerken. „Das passt sicher nicht jedem, sodass vereinzelt auch Kritik am Kommerz geäußert wird, aber wer bei der Professionalisierung nicht mitmachen will, muss es ja auch nicht“, so Bolz. „Das ist gerade das Tolle an diesem neuen Medium – jeder nach seiner Façon.“ Denn auch wenn die Werbekunden es sich wünschen: Nicht alle Youtuber springen leichtfüßig auf den Vermarktungszug auf. Le Floid, der im richtigen Leben Florian Mundt heißt, gehört zu den erfolgreichsten Youtubern in Deutschland. Angefangen hat er seinen Kanal vor mehr als fünf Jahren, als Ablenkung zum Studium. Heute verdient er mit Youtube sein Geld. Trotzdem sagt er von sich selbst, dass er sehr vorsichtig sei, wenn es um Kooperationen und Werbung gehe. In seinem Kanal behandelt Le Floid Nachrichtenthemen – nicht etwa Gaming oder Beauty. „Auf Youtube ist es tatsächlich so, dass man sich sehr schnell seinen Kanal, sein Image, seine Kredibilität komplett zerschießen kann, wenn man nicht doch sehr fein aussiebt, welche Kooperation denn überhaupt infrage kommt“, sagte Mundt auf der Media Convention Anfang Mai in Berlin. Deshalb tue er sich sehr schwer damit, in seinem eigenen Kanal zu sagen: „Ja, das wäre jetzt eine Kooperation oder ein Product Placement wert.“ Auch Unternehmen müssen auf die richtige Präsentation ihrer Produkte achten, denn der Vorwurf der Schleichwerbung ist oft nicht weit – auch wenn sich die junge Zielgruppe oft nicht an Werbung stört: „Produktplatzierungen werden von der Zielgruppe akzeptiert, weil für sie die emotionale Bindung zum Youtuber im Vordergrund steht. Deshalb haben sie auch nicht das Gefühl, dass ihnen gerade was verkauft wird“, sagt Xi Chen. Mundt gehört zu einer Gruppe Youtubern, die im Herbst 2014 medienwirksam das MCN Mediakraft verlassen haben. Von Youtubern, die den Kanal nur nutzen wollen, um schnell reich und berühmt zu werden, hält er nicht viel: Wer ohne MCN im Rücken Geld auf Youtube verdienen will, der brauche „Zeit und Geduld“, so Mundt auf der Media Convention – und natürlich auch Talent. Wer nach „drei Monaten panisch“ werde, weil er noch nicht von den Youtube-Einkünften leben könne, „sollte sich selbst und seine Motivation infrage stellen“. Gemeinsam mit einigen Kollegen hat er sich deshalb im Verein 301+ zusammengeschlossen. Und trotzdem: Der Vermarktung verschließt sich auch Le Floid nicht komplett. Er ist Testimonial für die Techniker Krankenkasse und zeigt sich auch TVAuftritten nicht abgeneigt. So gehörte er neben Sarazar, Dner, Kelly MissesVlog und Joyce Ilg zu einer Gruppe von Youtube-Stars, die einen Wok bei Stefan Raabs „Wok WM“ fuhren – und damit auch die Quoten in die Höhe treiben sollten. Sebastian Weil ist Geschäftsführer von Studio 71, dem MCN von Pro Sieben Sat 1. „Das Pingpong zwischen Online und TV setzen wir konsequent ein, um neue Inhalte zu bewerben“, sagt er. „Was in den 90er Jahren MTV und Viva waren, ist jetzt unsere Onlineplattform. Es gebe bei Youtube heute „sehr viele Gesichter, von denen wir uns sehr gut vorstellen können, sie im Fernsehen einzusetzen“. Das passiere auch schon, nicht nur bei der „Wok WM“, sondern auch durch die Integration in Formate wie „Taff“ oder „Galileo“. „Aber wir diskutieren auch über eigene Formate für unsere Webstars. Wir wollen mit Web-only-Produktionen im Netz erfolgreich sein.“ Dabei werde die Vernetzung immer wichtiger. „Deshalb verfügen Multichannel-Networks über den Vorteil der großen Reichweite bei der Promotion der einzelnen Kanäle“, so Weil. Bibi (auf Youtube BibisBeautyPalace) wurde mit Schminktutorials bekannt und hat fast 2 Millionen Abonnenten. Hauptthemen sind Mode und Kosmetik, doch die zwei erfolgreichsten Videos sind eher Comedy: „10 Arten von Pärchen“ (mehr als 6,5 Millionen Aufrufe) und „10 Arten von Geschwistern“ (mehr als 4,8 Millionen Aufrufe). Sarazar (SarazarLP) macht Videos nenten und nahm 2014 am Projekt „The Mansion“ teil, bei dem mehrere Youtube-Stars in einem Haus in Kalifornien wohnten und gemeinsam Videos produzierten. Sami Slimani (Herr Tutorial) dreht Videos zu den Themen Lifestyle, Mode, Beauty und Styling und hat 1,2 Millionen Abonnenten. Seine beliebtesten Videos: „How To: Justin Bieber Hairstyling in Minutes!“ (mehr als 6 Millionen Aufrufe) und „So küsst man richtig!!!“ (mehr als 2,7 Millionen Aufrufe). Y-Titty (YTITTY) ist ein Comedy- Musik. Ihr Video zur Single „Der Letzte Sommer“ hat mehr als 23 Millionen Aufrufe. Weiterer Hit: Das Parodievideo zu Gotyes Song „Somebody That I Used To Know”. aus dem Genre „Let’s Play“, bei dem Computerspiele in Aktion aufgenommen und kommentiert werden. Er hat fast 1,8 Millionen Abon- U nd dass Werbekunden genau diese Reichweite nutzen wollen, wird sich wohl so schnell auch nicht ändern: „Der Youtube-Hype wird bleiben“, glaubt Strategin Xi Chen. Individualität und Konnektivität seien zwei große Faktoren, die für Marken spannend seien. „Beides lässt sich auf Youtube gut widerspiegeln.“ Das Videonetzwerk biete massenhafte Individualkommunikation – oder anders ausgedrückt: „Man kann jemandem, den man nicht kennt, nirgendwo anders so nah sein wie bei Youtube.“ Trio, dessen Sketche und Parodien 3135476 User abonniert haben. Mittlerweile machen Philipp Laude, Matthias Roll und Oguz Yilmaz auch 42 REPORT BEWEGTBILD HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 Heute schon an morgen denken Trotz der Stärke des Mediums TV müssen sich die Vermarkter im Digitalen aufstellen – noch sind die Erträge überschaubar Zwar herrscht die lineare Nutzung vor, die Onlinepräsenz ist dennoch zwingend Von Bettina Sonnenschein F ernsehen hat Reichweite, Fernsehen hat die meisten Nutzer, Fernsehen ist das meistgenutzte Medium und hat außerdem die größte Power bei der Werbewirkung: Wer sich in diesen Zeiten im Dunstkreis von TV-Vermarktern bewegt, wird solche Sätze fast ohne Unterlass zu hören bekommen. „Das mit Abstand wichtigste Gerät ist und bleibt nach wie vor das TV“, betont so auch Thomas Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung Seven-One Media, gefragt nach der Relevanz der Abrufzahlen von TV-Inhalten auf digitalen Plattformen im Vergleich zum linearen TV. „Über 50 Prozent der 14- bis 29-jährigen Frauen und 43 Prozent der jungen Männer werden jeden Tag durch das Fernsehen erreicht.“ Schon richtig, kommentiert Deniz Mathieu, Geschäftsführerin bei Pilot, Hamburg. „Die Sender sind noch immer Reichweitenhelden – aber verglichen mit den Reichweiten von vor einigen Jahren bröckelt es eben an den Rändern.“ Um die Krümel, sprich die Nutzer aufzufangen, und nicht an reine Internetdienste, Streaming-Plattformen und Pay-TV-Sender zu verlieren, sind die Vermarkter allerdings höchst aktiv. Beispiel Seven-One Media: Im Juni 2014 launchte der Vermarkter von Pro Sieben Sat 1 seine 7TV-App, mit der das laufende Programm aller zugehörigen Sender in einer einzigen Anwendung mobil wurde. Zeitversetztes Sehen und Catch-up-Funktionen gehören ebenso zum Angebot. Nach gut einem Jahr sind mehr als 2,5 Millionen Downloads zu verzeichnen. Inzwischen gibt es die App nicht nur für die gängigen Mobile-Betriebssysteme und als Browservariante, sondern auch als vorinstallierte App auf Smart-TV-Geräten von Samsung und für den Nexus Player von Google. Beispiel IP Deutschland: Der RTL-Vermarkter betont seit geraumer Zeit seine Fourscreen-Kompetenz, also die Fähigkeit, den eigenen Content überall ausspielen zu können, egal wie groß, klein, stationär oder mobil ein Bildschirm ist. Kunden sicherten sich damit „nicht nur die maximale Reichweite ihrer Zielgruppe, sondern sprechen sie auch über sämtliche Endgeräte an“, wie Paul Mudter, Geschäftsleiter Interactive IP Deutschland, sagt. Mitnichten werde damit der große TV-Bildschirm gleichgesetzt mit kleine- Eine App, alle Sender: Pro Sieben Sat 1 setzt auf ein großes Paket Reines Wunschprogramm Von Bettina Sonnenschein B ücher, Schallplatten, CDs, DVDs – was früher im Laden gekauft wurde, kommt heute über digitale Kanäle ins Haus. „Mit Fernsehen war das immer schon anders“, sagt Mattias Hjelmstedt, Gründer und CEO von Magine TV. „Fernsehen war von Anfang an im Wohnzimmer.“ Und weil die Zuschauer sich dabei über Jahrzehnte eine gewisse Passivität angewöhnt haben, lassen sich die neuen, digitalen Distributionswege für TV nicht so leicht monetarisieren, meint Hjelmstedt: „Warum für etwas bezahlen, das schon da ist?“ Mit Magine TV hat der schwedische Medienunternehmer eine Antwort gefunden: Das Angebot ist einerseits klassi- sches Live-TV und bietet andererseits zeitversetzten Abruf, On-Demand- und Catch-up-Funktionen und das auf allen verfügbaren Screens. Der Mehrwert: Kaum ein Streamingdienst oder TV-Sender kann so ein kompaktes Paket bislang liefern, Nutzer müssen sich bislang für verschiedene Dienste und Apps entscheiden und gegebenenfalls zwischen diesen wechseln. Hjelmstedts Credo: „Das ist Fernsehen neu definiert – ganz nach den individuellen Wünschen der Zuschauer.“ Tatsächlich vermittelt Magine TV ein recht gewohntes Fernseherlebnis: Ein elektronischer Guide zeigt sämtliche verfügbaren Sender und Sendungen an, per Klick wird das Format gestartet. Für den deutschen Markt außergewöhnlich daran ist: Dem Schweden ist es gelungen, die großen Medienkonzerne davon zu über- ren Screens, ich Gegenteil: „Die Schlagkraft von TV ist bekannt und es geht darum, weitere digitale Möglichkeiten für die Kommunikation zu nutzen“, so Mudter. Fernsehen finde schließlich auf allen Bildschirmen statt. Nicht zuletzt die kleineren Sender arbeiten fieberhaft am digitalen Ausbau: RTL 2 hat gerade seine Website einem Relaunch unterzogen, baut die Merchandising-Aktivitäten aus und hat eine Content-Partnerschaft mit Yahoo vereinbart. „Im Sommer startet RTL 2 ein komplett neues mobiles Angebot, das nicht nur eine Adaption von RTL2.de ist, sondern ganz eigene Wege geht“, kündigt Carlos Zamorano, Unternehmenssprecher des Senders, außerdem an. All solchen Aktivitäten zum Trotz: „Die angebotenen Flächen für hochwer- Der Dienstleister Magine TV ermöglicht lineares und zeitversetztes Fernsehen auf allen Bildschirmen zu jeder Zeit Immer und überall alle Fernsehsender empfangen: Magine TV macht es möglich tigen Content sind viel zu gering“, sagt Mediaexpertin Mathieu. Sie wünscht sich wesentlich mehr Kreativität im Umgang mit bestehenden und neuen Werbeformen, um das Inventar zu erweitern oder zumindest noch besser nutzen zu können. Allerdings: „Wir wollen hier zurzeit keinen Druck auf die Vermarkter ausüben, denn zu viel Werbung könnte sich auch wieder negativ auf die Nutzung auswirken.“ Das Pflänzchen Digital soll gehegt, aber nicht überdüngt werden. Fest steht: Der Ausbau der digitalen Angebote ist derzeit eher Zukunftsinvestition als rentables Geschäft. Durch die Vielzahl der Plattformen, auf denen TVInhalte laufen, sind Vermarktung und Mediaplanung extrem kleinteilig geworden, der Aufwand ist erheblich gestiegen, der Ertrag noch weit entfernt von dem, was lineare TV-Werbung einbringt. „Es ist richtig, dass der deutlich größere Anteil TV zufällt“, sagt Mudter. „Dennoch machen wir heute schon ein interessantes Geschäft mit Bewegtbild – sowohl von den Umsätzen als auch vom Volumen her.“ Die Videovermarktung sei klar als Investition in die Zukunft zu werten, da sich der Markt auch langfristig verändern werde. Auch Seven-One-Manager Wagner gibt zu, dass noch wenige Sender „für den Großteil der Nutzung und Werbeerlöse stehen“. Umso wichtiger ist ihm, die einzelnen Plattformen für jeden Kunden sinnvoll zu bündeln: „Entscheidend ist am Ende die Zusatzreichweite, die durch Digital addiert werden kann.“ zeugen, ihm die Distributionsrechte zu überlassen. So sind neben den öffentlichrechtlichen Sendern und vielen internationalen Marken (unter anderem Discovery, Fox und CNN) auch die RTL- und Pro-Sieben-Sat-1-Angebote abrufbar. Er habe, so Hjelmstedt, von Anfang an um das Vertrauen der heimischen Sender geworben, um ihnen zu vermitteln, dass ihre Rechte mit einer Beteiligung nicht in Gefahr sind. Das in Deutschland seit April 2014 verfügbare Angebot wird rein über Abomodelle finanziert. Der günstigste Einstiegspreis liegt bei 6,99 Euro monatlich, für etwas mehr gibt es sogar Pay-TV-Sender. Ist das nun alles noch Fernsehen, eine neue Form des Streamings oder etwas völlig anderes? Hjelmstedt fällt es selbst nicht leicht, das ganz klar zu beantworten: „Vielleicht ein bisschen was von allem“, meint er und widerspricht gleichzeitig Netflix-CEO Reed Hastings, der das Ende von klassischem TV beschwört: „Das wird nie passieren“, so der MagineChef. „Große Live-Shows oder SportEvents werden immer die lineare Verbreitung benötigen, genauso wie lokaler Content.“ Ebenso wenig sieht er bislang große Veränderungen im Werbebusiness. „Die stehen erst an, wenn eine datengetriebene Verbreitung personalisierte Werbung auf breiter Basis ermöglicht.“ HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 Doppelt REPORT BEWEGTBILD 43 bringt mehr Nächstes Jahr kann der Bezahlsender Sky die Werbeblöcke aus dem linearen TV für seine Mobilanwendung Go austauschen Dass den Vermarktungschef dieser Extraplatz freut, ist eine Sache, zumal man im linearen Bereich so gut wie ausverkauft sei und die derzeitige Nachfrage vermuten lässt, dass der zusätzliche Platz gut gefüllt werden kann. Michel geht es mit Ad Insertion dennoch um viel mehr: „Im Moment gibt es einen enormen Bedarf, überhaupt erst einmal zu verstehen, wie sich die Nutzung von TV verändert“, sagt er und ergänzt: „Wir können damit aufzeigen, wie sich die Nutzerströme entscheiden.“ Gemeint ist damit, dass Sky, das dank des Abosystems viel über seine Zuschauer weiß, eine starke Differenzierung in der Zielgruppe 14 bis 29 Jahre feststellt: „Die Jüngeren verabschieden sich nach und nach vom linearen Fernsehkonsum. Sie Von Bettina Sonnenschein N Fachtagung Eine Möglichkeit, die neue Vermarktungsmöglichkeit für Sky Go vorzustellen, wird Carsten Schmidt, der im Sommer Brian Sullivan als CEO des Bezahlsenders ablöst, beim 2. HORIZONT Bewegtbild Gipfel in München haben. Am 17. und 18. November geht es dabei unter anderem um Fragen der Währung und das Thema Real Time Advertising. Infos unter Horizont.net/bewegtbild-gipfel-2015 och ist alles ganz einfach: Werbekunden, die ihre Kampagne bei Sky einbuchen, können sicher sein, dass alle Sky-Nutzer diese Kampagne sehen, egal, ob sie vor dem TV-Gerät sitzen oder das Programm gerade über die Sky-Go-App auf einem mobilen Gerät konsumieren. Was die Kunden allerdings nicht so genau wissen: Wie viele User sie über diese App eigentlich zusätzlich erreichen. Denn die Reichweite der App wird nicht von der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung erfasst. In der Folge kann der Sender auch kein Geld für den Nutzungsumfang verlangen. Beim Vermarkter Sky Media Network weiß man es allerdings ziemlich genau: „Es geht um durchschnittlich rund 560000 Unique User, die nicht kapitalisiert werden, weil sie nicht ausgewiesen sind – und das jeden Bundesliga-Spieltag“, sagt Geschäftsführer Martin Michel. Damit das nicht so bleibt, arbeitet Sky derzeit an einer technologischen Neue- Bald andere Werbeblöcke: Sky Go macht den Schritt in die digitale Vermarktung rung, die sogar noch einiges mehr kann als Zahlen liefern: „Sky Ad Insertion“ ermöglicht es, den Werbeblock aus dem linearen Programm auszuschneiden und das Inventar neu zu füllen. Via Ad Server kann der Platz extra verkauft werden. haben eine zählbar größere Neigung, auf mobile Geräte auszuweichen“, sagt Michel. Der 10-prozentige Abozuwachs des vergangenen Jahres schlägt sich nicht in einem 10-prozentigen Reichweitenzuwachs nieder – die neuen Nutzer tendie- ren offenbar zu verstärkter, nicht erfasster Mobilnutzung. Ad Insertion wird also dazu dienen, diese Verschiebungen zu dokumentieren. In weiteren Schritten ermöglicht das System dann die deutlich zielgruppenspezifischere Aussteuerung der Werbeblöcke, dank Tracking und Targeting. Ganz abgesehen davon, dass die über einen Ad Server ausgespielte Werbung klickbar wird und so zusätzliche Anforderungen aus Kommunikation und Marketing erfüllt. Bis es für die deutschen Sky-Go-Nutzer so weit ist, wird noch ein gutes halbes Jahr vergehen. 2016 soll Ad Insertion hierzulande anlaufen. Das hängt mit der aufwendigen technischen Umsetzung zusammen, wie Peter Meininger, Head of Projects & Digital Products bei Sky Media Network, erklärt. „Schließlich muss das System exakt erkennen können, wo der lineare Werbeblock beginnt, wo er endet, und an welche Stelle der neue Inhalt hineingeschnitten wird.“ Die Aussteuerung über einen Ad Server hat nebenbei eine weitere Konsequenz: Adblocker funktionieren nicht – und das ist ganz im Interesse der Werbekunden. Im Interesse von Vermarktungschef Michel wiederum ist, dass das Inventar an anderer Stelle ausgebaut werden kann: Momentan bekommen Sky-Go-User beim Starten der App einen Preroll-Spot zu sehen, zukünftig könnten auch dort mehrere Werbeblöcke eingestellt werden. Bleibt die Frage, wie die Werbungtreibenden darauf reagieren, dass sie bald mehr bezahlen sollen, schließlich gibt es Sky Go dann nicht mehr on top. Michel erwartet allerdings keine größeren Probleme. Die Erfahrungen der Kollegen in europäischen Nachbarländern, in denen Ad Insertion schon installiert ist, zeigen: Die anfängliche Ablehnung zusätzlicher Kosten konnte angesichts der Möglichkeiten schnell überwunden werden. Anzeige 44 REPORT BEWEGTBILD HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 @ HORIZONT „Transparent“ (links), „Game of Thrones“ (Mitte) und „House of Cards“ (rechts oben) – aktuelle Beispiele für Originalserien von Streamingdiensten und Pay-TV-Sendern. Vorreiter zu dem Trend war 1999 HBO mit „The Sopranos" (rechts unten) Echte Originale bevorzugt „House of Cards“ war nur der Anfang: Immer mehr selbst produzierte Serien von Streamingund Pay-TV-Anbietern sind exklusiv im Netz Von Daniel Scharnagl O b Netflix, Amazon oder Sky – die Produktion eigener Serien hat sich zum Megatrend unter Streaming- und Pay-TV-Anbietern entwickelt. Dabei ist die Konkurrenz riesig. „Transparent“ bei Amazon, „Fortitude“ und „100 Code“ bei Sky oder die dritte Staffel „House of Cards“ und „Bloodline“ bei Netflix. Die fünfte Staffel „Game of Thrones“ feierte bei HBO ihre US-Premiere, deutsche Fans konnten exklusiv über Sky Go dabei sein. Der Dschungel der Angebote und Inhalte ist unübersichtlicher denn je – und deshalb müsse man sich heute deutlich vom Mainstream differenzieren, wie US-Medienanalyst Michael Nathanson sagt: „Der definierende Faktor einzelner Services werden künftig exklusive, originale Inhalte sein.“ Anders ausgedrückt: Jeder Anbieter sucht sein persönliches „House of Cards“. Die Kosten für diese Form der Kundenakquise und -bindung sind hoch. Amazon hat laut Konzernchef Jeff Bezos 2014 insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar in Lizenzen und Produktionskosten für seinen Videodienst Prime Instant Video investiert. Netflix will in diesem Jahr 3,2 Milliarden Dollar für Content ausgeben, rund 10 Prozent sind für Originale reserviert. Bis Jahresende sollen laut Konzernchef Reed Hastings 320 Stunden eigenproduzierte Serien, Shows, Dokumentationen und auch Spielfilme online gehen, dreimal so viel wie im vergangenen Jahr. „Ich glaube, dass wir etwa 20 Originale pro Jahr stemmen können, also alle zweieinhalb bis drei Wochen eine neue Serienstaffel oder eine neue Show bei Netflix“, sagt Content-Chef Ted Sarandos. Dazu muss man wissen: Netflix begann erst 2012, eigenen Content zu produzieren. Pionier in Sachen Eigenproduktionen war der US-Kabelsender HBO. B ereits 1999 flimmerte dort eine Originalserie namens „The Sopranos“ über die Bildschirme. Bis heute gilt HBO als beste Adresse für qualitativ hochwertige Eigenproduktionen. Andere Kabelsender wie AMC („Mad Men“) oder Showtime („Homeland“) kopierten später die Strategie. Der jüngst erfolgte Start des Subscription-Videoon-Demand-Angebots HBO Now in den USA bestätigt, dass HBO kein reiner Kabelsender mehr ist, sondern im direkten Wettbewerb mit Internetanbietern steht – neben Netflix auch Amazon Prime Instant Video und in den USA das werbefinanzierte Videoportal Hulu. Auch sonst sind Originalserien momentan ziemlich angesagt: Das Playstation Network veröffentlichte im März seine erste Exklusivserie „Powers“, während Microsofts Xbox Studios im Sommer 2014 dichtmachten – und damit auch das angekündigte Serienprojekt „Halo“ Geschichte war. In Europa hat Sky hingegen sein Engagement bei Eigenproduktionen unter dem Druck der Internetkonkurrenz erhöht. Und auch Web-Konzerne wie Yahoo springen auf den Zug auf: Die sechste Staffel der beim US-Kabelsender NBC abgesetzten Serie „Community“ soll exklusiv im Netz fortgesetzt werden. Mittlerweile hat jeder Anbieter sein eigenes Erfolgsrezept entwickelt. Die Kreativen haben erkannt, dass die Eigenproduktionen der Internetanbieter zum heißesten Eisen im TV-Business avancieren. Kevin Spacey betrat mit „House of Cards“ noch ziemliches Neuland, inzwischen arbeitet eine ganze Reihe von Hollywoodgrößen an Projekten fürs Web: Die WachowskiGeschwister („Matrix“) werden ab Juni Kein Mangel an Content Auswahl kommender Originalserien Titel Termin Amazon Prime Instant Video Red Oaks 2015 Hand of God 2015 Bosch 2015 Transparent, 2. Staffel 2015 Mad Dogs noch offen The Man in the High Castle noch offen HBO True Detective, 2. Staffel 21. Juni 2015 The Brink 21. Juni 2015 The Leftovers, 2. Staffel Sommer 2015 Westworld 2015 Scorsese Music Project (Arbeitstitel) 2015 Netflix Grace and Frankie 8. Mai 2015 Sense8 5. Juni 2015 Orange is the New Black, 2. Staffel 12. Juni 2015 Wet Hot American Summer 17. Juli 2015 Narcos 2015 The Crown 2016 The Get Down 2016 Sky Babylon Berlin Quelle: Videomarkt.de noch offen HORIZONT 22/2015 mit „Sense8“ auf Netflix vertreten sein. Adam Sandler hat mit der Streamingplattform einen Deal über vier Spielfilme abgeschlossen, Baz Luhrmann („The Great Gatsby“) wird die Serie „The Get Down“ für Netflix drehen. Und bei Amazon hat nicht nur Altmeister Woody Allen für seine erste TV-Serie zugesagt. Pilotepisoden von Marc Foster („Hand of God“) und Steven Soderbergh („Red Oaks“) sind bereits online, die kompletten Serien sollen noch 2015 auf den Markt kommen. U nd auch Sky zieht nach: Die anstehende Serie „Babylon Berlin“ wird vom deutschen Erfolgsregisseur Tom Tykwer umgesetzt. „Wir kratzen erst an der Oberfläche“, schreibt Netflix-Chef Hastings in seinem jüngsten Brief an Investoren. „Wir werden einen immer höheren Prozentsatz unserer Content-Ausgaben in den kommenden Jahren in Originale investieren.“ 2015 könne „ein großes Jahr“ in Märkten wie Deutschland oder Frankreich werden, auch weil so viel exklusiver Content ansteht wie nie zuvor. Und auch außerhalb der Netflix-Welt deutet vieles darauf hin, dass das Internet in den nächsten Jahren die bevorzugte Heimat populärer Serien sein wird – ob nun bei Amazon, Sky oder anderen Plattformen. Das Wettrüsten qualitativ hochwertiger Serien ist noch lange nicht vorbei. Und Originale werden bevorzugt. Der Autor Daniel Scharnagl ist freier Mitarbeiter des Fachmagazins „Videomarkt“ und Experte für den digitalen Vertrieb im Home Entertainment. 46 REPORT BEWEGTBILD HORIZONT 22/2015 28. Mai 2015 FOTO: COLOURBOX Fackeln statt Lagerfeuer Studie von „TV Digital“ zeigt die Diversifizierung der TV-Nutzung / Männer und Jüngere treiben die Entwicklung Doppelter Ansatz Zunächst wurden in Workshops mit insgesamt 24 TVund Unterhaltungstechnologie-affinen Zuschauern Nutzungsroutinen und -bedürfnisse erfasst, inklusive Nutzungstagebuch (Institut: Rich Harvest, Hamburg). Um diese qualitativen Erkenntnisse zu quantifizieren, ließ Axel Springer Media Impact anschließend 1008 deutschsprachige Personen zwischen 18 und 69 Jahren in Haushalten mit Internetanschluss repräsentativ online befragen (Institut: Medialine, Berlin). Von Roland Pimpl M ultiscreening, Smart-TV, On-Demand-TV: Wer sich durch das Wortprogramm der schönen neuen Fernsehwelt zappt, riskiert bald Bildstörungen durch Begriffsverwirrung. Kein Wunder, denn die Auswahl der Bewegtbild-tauglichen Geräte steigt, ebenso die Anzahl der Angebote. Jeweils 55 Prozent der 18bis 69-jährigen Deutschen schauen bewegte Bilder auf dem klassischen TV-Gerät und auf dem Smartphone, 49 Prozent auf dem Laptop, 37 Prozent auf internetfähigen Fernsehern (Smart-TV) und 27 Prozent auf dem Tablet. Dies zeigt eine in dieser Woche präsentierte Studie der Programmzeitschrift „TV Digital“. Neben dem Fernsehen nutzen 52 Prozent auch Videoportale wie Youtube, Live-Mediatheken (49 Prozent), Streaming-Flatrates wie Amazon Prime (22 Prozent) und Online-Videotheken wie iTunes (18 Prozent). Grund genug für den Vermarkter Axel Springer Media Impact (Asmi), der „TV Digital“ nach dem Verkauf des Titels an die Funke Mediengruppe weiterhin betreut, das alles zu beleuchten, auch qualitativ (siehe Kasten links). „Meistens werden die ausgerufenen TV-Trends aus Sicht technologischer Entwicklungen betrachtet“, sagt Matthias Franzen, Gesamtanzeigenleiter Programmzeitschriften bei Asmi. Seine Studie dagegen beleuchte die zukunftstreibenden Faktoren im Fernsehmarkt aus Nutzersicht. Franzen weiter: „Früher bestimmten die TV-Sender, wann sich die Fernsehnation zu populären Sendungen wie um ein Lagerfeuer versammelte – heute kann jeder Zuschauer seine eigene kleine Fackel entzünden.“ Dementsprechend zeige die Studie mit der Diversifikation der TV-Nutzung auch eine stark fragmentierte Fernsehzielgruppe. Dazu hat das Asmi-Forscherteam die Deutschen im untersuchten Alterskorridor anhand ihres TV-Nutzungsverhaltens – stark differenzierende Faktoren sind zum Beispiel die Nutzung von Smartphones für Videos und Smart-TV – in drei Gruppen unterteilt: Konservative, Beobachter und Pioniere (siehe Tabelle rechts). „Während einige Nutzer bereits viel Neues ausprobieren, bleiben andere vorerst distanziert und ihren bisherigen Gewohnheiten treu“, sagt Franzen. Aufgrund ihres progressiven Nutzungsverhaltens seien die Pioniere Vorreiter des Wandels: „Ihre erhöhte Zahlungsbereitschaft macht sie dabei zugleich zu kommerziellen Gradmessern.“ W elche Themen treiben den TV-Markt aus Sicht der Nutzer? Der Unterhaltungswert ist der wichtigste Trendfaktor für die Bewegtbild-Zukunft – und das unabhängig von der Zielgruppe. Konservative, Beobachter und Pioniere gleichermaßen stimmen Einstellungsitems, die sich um die Suche nach Unterhaltung und Entspannung drehen, im Durchschnitt zu 77 Prozent zu, Männer wie Frauen, Ältere wie Fünf Trendfaktoren des zukünftigen Bewegtbild-Marktes aus Nutzersicht Intensität Intensivierung des Fernseherlebens Zustimmung gesamt 77 … bei Männern 77 … bei Frauen 78 … bei 18- bis 29-Jährigen 74 Angaben in Prozent Interaktion Einfache, spielerische Interaktionsmöglichkeiten mit TV-Geräten 72 47 77 68 73 79 … bei über 50-Jährigen 78 … bei Konservativen* 78 69 … bei Beobachtern* 77 71 … bei Pionieren* 77 70 Individualismus Selbstbestimmtes Nutzungsverhalten, frei von Zeit und Ort 32 27 33 29 30 48 46 74 48 39 78 Soziales Austausch der Nutzer untereinander, auch als Teil der TV-Formate 51 43 … bei 30- bis 49-Jährigen 50 54 26 39 46 32 28 26 16 24 18 33 40 29 37 * siehe Typologie-Tabelle Die fünf Trendfaktoren wurden durch eine Faktorenanalyse von 23 Einstellungs-Items zum TV-Verhalten gewonnen, angegeben ist der durchschnittliche Zustimmungswert aller Items des jeweiligen Faktors Quelle: TV Digital / Funke Mediengruppe / Axel Springer Media Impact höheres Engagement, und dies konterkariert – bei aller Inspiration, die sie bieten, – das wichtigste TV-Nutzungsmotiv: die zurücklehnende Entspannung. 27 Prozent der Befragten betonen die Motivation, gern selbst bestimmen zu können, wann, wo und mit welchem Gerät sie TV-Inhalte konsumieren. Diese Individualisierung verändert Nutzungsmuster grundlegend, weil die jungen Zielgruppen hier ein deutlich größeres Interesse zeigen und den Wandel vorantreiben. Zugleich sind in diesem Punkt die Pioniere am weitesten von den Konservativen entfernt. „Dieser auf den ersten Blick unscheinbare Trend wird zu massiven Veränderungen im Markt führen“, folgern die Forscher. Die Ausdifferenzierung von Kanälen und Geräteplattformen werde sich so beschleunigen. E ines ändert sich dabei nicht: „In der immer komplexeren BewegtbildLandschaft bleiben Programminformationen höchst relevant – für alle Nutzergruppen“, erklärt „TV Digital“Vermarkter Franzen. 76 Prozent der Zuschauer lassen sich bei ihrem TV-Konsum von Trailern leiten, gefolgt vom Durchzappen (73 Prozent), Programmzeitschriften (67 Prozent), Freunden (53 Prozent) und anderen Zeitschriften (51 Prozent). Dabei nutzen die Konservativen im Schnitt sechs Quellen und planen mehr, während die Pioniere neun Quellen anzapfen und das spontaner. Dabei erwarten sie auch Empfehlungen zu allen anderen Bewegtbild-Plattformen. Konservative meiden Handy-Videos Unterhaltungswert ist wichtigster Treiber des TV-Wandels Entertainment Lust an guter Unterhaltung Jüngere. Hochwertige Inhalte können somit ein Treiber sein für die Akzeptanz neuer Technologien, resümieren daher die „TV Digital“-Forscher. Doch schon beim zweiten von fünf Trendfaktoren (siehe Tabelle links) ist es mit der Gemeinsamkeit vorbei. Dass neue TV-Technologien das sensorische Fernseherlebnis steigern, ist im Durchschnitt 72 Prozent der Befragten wichtig, unabhängig vom Alter. Pioniere legen auf die Intensivierung deutlich mehr Wert als Konservative und Männern mehr als Frauen. Die Wunschfantasie der Pioniere reicht gar so weit, mithilfe von 3D- oder Augmented-Reality-Technologie selbst Teil der Handlung zu werden. In der Bedeutung als Trendfaktor auf Platz 3 (Zustimmung: 47 Prozent) rangieren einfache und zugleich spielerische Interaktionsmöglichkeiten mit dem TVGerät, etwa über Gesten-, Sprach- oder Touchpad-Steuerung. Erwartungsgemäß hegen diese Wünsche eher die Pioniere, aber immerhin auch die Hälfte der Beobachter, dabei mehr Männer als Frauen. Insgesamt nur einem Drittel der Befragten ist beim Fernsehen soziale Interaktion übers TV-Gerät wichtig, etwa Empfehlungen anderer Zuschauer, Diskussionen mit weiteren Nutzern übers laufende Programm oder die Teilnahme an interaktiven Formaten. Dies wünschen deutlich mehr jüngere als ältere User, am häufigsten die Pioniere. Social TV wird eher für spezifische Inhalte und Zielgruppen relevant sein, deutet die Studie. Denn solche Angebote erfordern ein HORIZONT 22/2015 Typologie der TV-Nutzer (Auswahl) Konservative Beobachter 31% Pioniere Anteil in Bevölkerung 39% Einstellung zu Unterhaltungstechnologie Gute Ausstattung, eher klas- Offen für Wandel, aber absische Nutzungsweisen wartende Grundhaltung Große Offenheit für neue Technologien und Nutzungen Anteil Männer/Frauen 46% / 54% 47% / 53% 59% / 41% Durchschnittsalter 48 Jahre 43 Jahre 40 Jahre Einkommen über 3000 Euro 21% 27% 30% Durchschnittliche Anzahl genutzter Geräte für Bewegtbild (mind. täglich) 1,6 3,5 4,8 Nutzung Smartphone für Bewegtbild (mind. täglich) 1% 90% 89% Nutzung Smart-TV 27% 2% 86% Zahlungsbereitschaft für „besseres TV-Erlebnis“ 26% 31% 50% Nutzung kostenpflichtiger Streaming-Dienste und OnlineVideotheken 14% 19% 36% Quelle: TV Digital / Funke Mediengruppe / Axel Springer Media Impact 30% HORIZONT 22/2015 HORIZONT 22/2015 REPORT BEWEGTBILD 47 28. Mai 2015 Im richtigen Moment Bewegtbild für Mobile ist seit Jahren in aller Munde. HORIZONT fragt Vermarkter nach dem Stand der Dinge 1 Welchen Stellenwert hat Mobile-Bewegtbild derzeit für Ihr Unternehmen, welche Branchen beziehungsweise Medienanbieter sehen Sie in der Vorreiterrolle in Sachen Video auf kleinen Screens und wer wird aus Ihrer Sicht am meisten davon profitieren? Matthias Wahl, OMS Florian Resatsch, Geschäftsführer Ströer Mobile Media Dirk Kraus, Vorstand und Gründer YOC Die Kombination der beiden Wachstumstreiber Mobile und Bewegtbild spielt für uns eine zentrale Rolle, verfügt die OMS doch über eines der größten MobileVermarktungsangebote in Deutschland. Wobei wir kaum noch explizit in mobile oder stationäre Kampagnen unterscheiden. Genau wie unsere Kunden denken wir in Multiscreen. Die Bewegtbildwerbeformate sind genau dann besonders wertvoll, wenn sie auf das jeweilige Ziel des Werbekunden einzahlen. Die digitale Erfolgsformel lautet: Die richtigen Inhalte auf dem richtigen Medium mit der richtigen Kampagne zu bespielen, um die richtigen Nutzer im richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Botschaft zu erreichen. Entsprechend sorgen wir dafür, dass unsere Werbekunden ihre gewünschten Zielgruppen erreichen, egal über welchen digitalen Kanal. Und aus Sicht der Nutzer, für den tatsächlichen Erfolg einer Kampagne ja durchaus wichtig, steht die Usability der mobilen Angebote an erster Stelle: Werbeformate sollten schnell laden, leicht verständlich sein und auf keinen Fall das Nutzervergnügen beeinträchtigen. Gerade für die vielen Verlage im OMS-Portfolio stellt Mobile-Bewegtbild ein sehr relevantes Segment dar, können sie als Anbieter redaktioneller Qualitätscontents hier doch aus dem Vollen schöpfen und Nutzern wie auch Werbekunden relevante Inhalte beziehungsweise attraktive Werbeumfelder zur Verfügung stellen. Bewegtbild-Inhalte sind momentan einer der zentralen Treiber des Onlinemarktes und spielen natürlich vermehrt eine große Rolle im Mobile-Bereich. Der moderne Multiscreen-Nutzer sieht Bewegtbild-Inhalte auf allen Plattformen. Werbungtreibende haben erkannt, dass Kampagnen, wenn sie über alle digitalen Screens geplant werden, zusätzliche Reichweiten und bessere Werbewirkung erzielen. Sie setzen daher im Rahmen ihrer Kampagnenplanung verstärkt auf die Kombination der unterschiedlichen Screens, um eine möglichst synchronisierte Ansprache und eine maximale Reichweite in den Zielgruppen zu erreichen. Der Strukturwandel in der Werbeindustrie, der sich insbesondere in der fortschreitenden Digitalisierung der Medienangebote niederschlägt, kann im Geschäftsjahr 2015 das Wachstum von Mobile-Bewegtbild weiter beschleunigen. In diesem Zusammenhang kann auch die Nachfrage nach Multiscreen-Lösungen (Public Video, Desktop, Mobile), wie sie in dieser Form auch nur von der Ströer Gruppe angeboten werden, zulegen. Insgesamt ist die Ströer Gruppe durch ihre Angebote in der Außenwerbung und im Digitalbereich sehr gut aufgestellt, um Kunden vor diesem Hintergrund ein optimales und reichweitenstarkes Angebot bieten zu können. Wie aktuelle Studien bestätigen, wird mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und Tablets die Kommunikation nicht nur schneller, sondern auch visueller. Dies ist beispielsweise bei Facebook zu beobachten. Dort ist im vergangenen Jahr die Anzahl der Video-Posts pro Person um 75 Prozent gestiegen. Der Großteil der Videos wird auf mobilen Geräten angesehen (65 Prozent). Allein daraus kann man ableiten, dass Videos im Mobile Advertising wichtiger werden. YOC hat bei einer Erhebung bei den uns verbundenen Publishern vor rund einem Jahr ermittelt, dass allein die Anzahl der deutschsprachigen Kampagnen mit VideoWerbeformaten kontinuierlich ansteigt. Darüber hinaus entwickelt sich die Click-through-Rate bei Video Ads überdurchschnittlich. Aus unserer Sicht ist Bewegtbild nicht mehr aus dem Mobile Advertising wegzudenken. Es transportiert Emotionen und ist für Markenwerbung gut geeignet. Zudem ist das Smartphone zum persönlichsten Gerät des Menschen geworden, das zum Überbrücken von freier Zeit genutzt wird. Die technischen Voraussetzungen sind durch die Verbreitung des Mobilfunkstandards 4G für Videowerbeformate ideal. Aus unserer Sicht sind neben den sozialen Netzwerken sicher alle Branchen, die heute schon Bewegtbild als kreatives Mittel in kleineren Filmsequenzen einsetzen, Treiber der aktuellen Entwicklung. Auf lange Sicht werden neben ihnen auch Onlineshops profitieren, die ihre Artikel in einem Video präsentieren. Anzeige 48 REPORT BEWEGTBILD HORIZONT 22/2015 haben zwei Drittel aller Inhouse-Marketer und Mediaeinkäufer in den vergangenen beiden Jahren Budgets von Fernsehen zu Video verschoben – und dabei vor allem zu originärem Videocontent. Dessen Anteil an den Videospendings lag vor zwei Jahren erst bei 34 Prozent, mittlerweile sind es 40 Prozent. Darüber hinaus verdienen Time Inc. und Condé Nast auch unmittelbar durch die Produktion von gebrandeten Videos. Von Ulrike Langer N och vor einem Jahr machte Time Inc., Amerikas größter Zeitschriftenkonzern, mit 90 gedruckten Titeln wie „People“, „Sports Illustrated“ und „Fortune“ vor allem durch Massenentlassungen von sich reden. Die Magazingruppe, die 2013 von ihrem Mutterkonzern Time Warner abgespalten wurde, musste im selben Jahr einen Rückgang ihrer Vertriebs- und Anzeigenumsätze von jeweils über 8 Prozent verkraften. Und heute? Zwar kehrt das goldene Zeitalter von Print auch für die Time-Gruppe nicht zurück, aber digital geht es nach mehrjähriger Stagnation aufwärts. Das Unternehmen erzielt inzwischen 20 Prozent seiner Anzeigenumsätze im klassischen und mobilen Internet. Und das liegt nicht zuletzt am massiven Ausbau des Bewegtbildinventars. Die neuen Videoformate der 21 digitalen Marken von Time Inc. sind hochwertig in der Anmutung und erinnern teilweise eher an HBO als an Youtube. „Wir müssen ein Multimedia-Unternehmen werden und das Videosegment viel aggressiver als bisher besetzen“, verkündete Rich Battista, neuer Vize-Geschäftsführer der Magazine „People“ und „Entertainment Weekly“ im März. Mit seiner auf ein Jahr angelegten mehrteiligen Multimedia-Dokumentation „A Year in Space“ begleitet das „Time Magazine“ seit März 2015 den Astronauten Scott Kelly an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Die aufwendige Produktion gehört zu einem Contentpaket, das sich über die Kanäle Print, Web und Mobile erstreckt. Die legendäre Printkolumne „The Bullseye“ auf der letzten Seite von „Entertainment Weekly“ hat seit neuestem als Videoableger eine wöchentliche Talkshow zu aktuellen Höhepunkten und Tiefschlägen in der Popkultur. Host ist der „EW“-Kolumnist Tim Stack. In der Reality Show „Andi’s Apple“, eine Videoproduktion des Magazins „People“, dreht sich alles um den Umzug von Andy Dorfman („The Bachelorette“) von Atlanta ins ersehnte New York und ihre Dating-Erfahrungen im Big Apple. Gemeinsam produzieren „People“ und „EW“ die Serie „Popography“, die Zuschauer auf eine 28. Mai 2015 B ei der Vermarktung ihres Premium-Videocontents stehen die Verlage allerdings nicht nur im Wettbewerb mit TV-Anbietern, sondern auch mit Google und Facebook. Bei den New Fronts vor einem Jahr stellte Google erstmals sein neues Programm Google Preferred für Youtube vor, das in diesem Jahr erneut aufgelegt wurde. Dabei können Mediaeinkäufer mit Mindest-Spendings von 2 Millionen US-Dollar für ein Jahr im Voraus ein Premiumpaket erwerben. Youtube garantiert die Belegung der 5 Prozent am meisten aufgerufenen und am häufigsten in sozialen Netzwerken geteilten Videos. Sie sind in einem Dutzend Themenkanälen wie Sport oder Beauty gebündelt. Im vergangenen Jahr kauften laut „Ad Age“ 100 Markenartikler, darunter L’Oréal und Nestlé, Spots im Rahmen von Google Preferred. Ein Drittel von ihnen hatte zuvor noch nie Youtube-Spots geschaltet. Ein Auswertung von Youtube ergab, dass die beteiligten Marken die Erinnerungswerte an die Spots um 80 Prozent und ihre Markenbekanntheit um 17 Prozent steigern konnten. Facebook wiederum will Markenartikler und Medienunternehmer gleichermaßen mit gebrandeten Videos an sich binden. Das im April ebenfalls bei den New Fronts vorgestellte Programm heißt Anthology und wurde gemeinsam mit ausgewählten digitalen Content-Anbietern wie Vice, Vox Media und den Humor-Portalen The Onion und Funny & Die gestartet. Die Medienunternehmen verdienen bei diesem Programm an der Produktion der Videos, Facebook an der verpflichtenden bezahlten Platzierung in den News Streams der Nutzer. Weitere Einnahmen fließen nicht an die Medienpartner, es sei denn, sie schließen mit den Markenartiklern zusätzliche Native Advertising Deals ab, sodass die werblichen US-Magazine buhlen mit exklusiven Bewegtbildinhalten um Aufmerksamkeit Duett mit den Rivalen Zeitreise in das Leben von Künstlern mitnimmt, angereichert mit historischem Bildmaterial aus den eigenen Archiven. Weitere Formate lehnen sich ebenfalls an Themen und Rubriken aus den Printmarken an, aber das müsse nicht so bleiben, betonte J.R. McCabe, Video-Vizechef bei Time Inc. gegenüber „Variety“. „Wir wollen, aus unseren Marken heraus, aber auch für unsere Marken Formate produzieren.“ Bei der zweiwöchigen Messe Digital Content New Fronts, die vom Interactive Advertising Bureau (IAB) in New York von Ende April bis Anfang Mai veranstaltet wurde, präsentierte auch der Condé Nast Verlag („Vogue“, „GQ“, „Vanity Fair“, „Wired“) seine Videooffensive. 2013 bündelte das Unternehmen seinen Bewegtbildcontent in der Abteilung Condé Nast Entertainment (CNE). Dessen Videokanäle umfassen mittlerweile 4000 Videos, weitere 2500 Videos in 18 Themenkanälen will das Unternehmen bis Ende 2016 produzieren. Im vergangenen Jahr verzeichnete CNE nach eigenen Angaben 1,8 Milliarden Video Views, US-Zeitschriftenverlage professionalisieren ihren Videocontent und konkurrieren mit Google und Facebook um Werbekunden mehr als doppelt so viele wie 2013. Das erklärte Ziel von Condé Nast und Time Inc. lautet: Hochwertige Werbeumfelder für junge, urbane und kaufkräftige Zielgruppen schaffen. D ie Bereitschaft der Werber, in solch aufgewerteten Bewegtbildcontent mit größeren Budgets als bisher zu investieren, ist vorhanden. Laut „eMarketer“ werden die Werbespendings im digitalen Videosegment in diesem Jahr um ein Drittel gegenüber 2014 auf fast 7,8 Milliarden US-Dollar steigen. Dabei zeigen Mediaeinkäufer immer mehr Interesse an professionellem Content, der speziell für das Netz produziert wird – also genau das Segment, mit dem sich die Verlage profilieren wollen. Laut einer bei den New Fronts präsentierten Studie des IAB Gern gesehene Formate Angaben in Prozent Was Mediaeinkäufer von originären Webvideos halten Stimme vollkommen zu Stimme überwiegend zu Summe Bei Nachweisen für gleichwertige oder bessere Wirkung auf Sales als durch TV-Spots würde ich mehr Spots in originären Webvideos schalten. 31 44 75 Bei Nachweisen für gleichwertige oder bessere Wirkung aufs Branding als durch TV-Spots würde ich mehr Spots in originären Webvideos schalten. 28 47 75 Gäbe es digitale Metriken, die originäre Webvideo-Inhalte mit TV vergleichbar machen, würde ich höhere Budgetanteile dafür ausgeben. 24 48 72 Originäre Webvideo-Inhalte überzeugen. 22 50 72 Originäre Webvideo-Inhalte werden in den nächsten 3 bis 5 Jahren genauso wichtig wie TV-Programme werden. 30 37 67 Originäre Webvideo-Inhalte werden genauso wichtig wie TV-Programme, aber es wird länger als fünf Jahre dauern. 25 41 66 Ich würde mehr für Spots in originären Webvideos ausgeben, wenn ich sie wie TV-Spots buchen könnte. 22 43 65 Ich würde mehr für Spots in originären Webvideos ausgeben bei größerer Konsistenz der Spotformate über die Kanäle hinweg, wenn sie skalieren würden. 21 44 65 n = 305. Antworten entsprechen 4 und 5 Punkten auf einer 5-Punkt-Skala. Originäre Webvideos = professionell produziert für das Internet. Quelle: IAB, E-Marketer HORIZONT 22/2015 Videos auch in den organischen Posts von Vice, Vox und Co auftauchen. Dieser Deal bindet Werbekunden stark an Facebook, denn sie müssen ihre Spots bei diesem Programm zwangsweise auf dem Netzwerk schalten, egal, wo sie sonst noch platziert werden. Facebooks steigende Marktmacht wird den klassischen Medienunternehmen wohl in doppelter Hinsicht zum Problem werden. Nicht nur beim Wettbewerb um klassische Bewegtbildwerbung, sondern auch bei der Content-Produktion. Time Inc. produziert gebrandete Videos beispielsweise für Chevrolet, Dewar’s Scotch und Cotton Gin, Condé Nast unter anderem für Lexus sowie Gillette und steht auch dabei im Wettbewerb mit den Contentpartnern von Facebooks Anthology Programm. Facebook bietet außerdem detaillierte Nutzerdaten und mittlerweile 4 Milliarden Videoabrufe pro Tag – mehr als doppelt so viele wie Condé Nast in einem ganzen Jahr. Das sind Argumente, gegen die es Verlage als Videoplattformen schwer haben werden. Selbst wenn sie einen Astronauten aufbieten.