BGW VOR ORT - BGW Bielefeld

Transcrição

BGW VOR ORT - BGW Bielefeld
Nr. 34 | Dezember 14
BGW VOR ORT
Mietermagazin der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft
SICHERHEIT
Ratschläge der Polizei
BIELEFELDER PLÄTZE
Geschichte des Kesselbrinks
Raum für die Zukunft
NEUBAU
„agora“ ist fertiggestellt
INHALT
EDITORIAL
Zum Titelbild:
Kesselbrink-Gastronomie
im „grünen Würfel“
Foto: Freitag
Mit der Eröffnung des Restaurants
„agora“ hat am 19. September die
Neugestaltung des Kesselbrinks ihren
krönenden Abschluss gefunden. Die
BGW hat das würfelförmige Gebäude, das rundum durch Efeupflanzen
begrünt ist, errichtet und an die Bielefelder Gastronomenfamilie Polat
verpachtet.
7
MODERNISIERUNG
Regenschirme und Wetterfahnen
„800 Jahre Bielefeld – das gibt’s doch gar nicht!“ –
unter diesem augenzwinkernden Motto feierte unsere
Stadt in diesem Jahr ihr rundes Jubiläum. Und das
nicht mit einem einzelnen großen Highlight, sondern
mit rund 200 Veranstaltungen und tausenden von
Akteuren. Als Unternehmen, das zwar noch keine 800,
aber immerhin mehr als 60 Jahre lang Verantwortung
in und für Bielefeld übernimmt, hat die BGW die
zahlreichen Aktivitäten als Sponsor unterstützt. Doch
nicht nur finanziell haben wir dazu beigetragen, dass
unsere Stadt in ihrem Jubiläumsjahr (und darüber
hinaus) noch lebenswerter wird. Vier Zielvereinbarungen, die von den Beschäftigten der BGW angeregt
und umgesetzt wurden, kommen den Bielefeldern und
Bielefelderinnen unmittelbar zugute. So sind ein Bücherschrank und eine Kleiderkammer eingerichtet, der
Außenbereich einer Kita verschönert und drei Grünanlagen von Unrat gereinigt worden. Mit dem „agora“
hat die BGW ein attraktives Gastronomieangebot auf
dem neugestalteten Kesselbrink geschaffen, das noch
2 | BGW VOR ORT
dazu das Bielefelder Klima verbessert. Im Jubiläumsjahr ist es uns zudem gelungen, ein langgehegtes Ziel
zu erreichen und uns in einer exponierten Lage in der
Stadt zu präsentieren: in dem neuen Büro der BGW am
Alten Markt. Von hier aus haben sich von Mai bis September rund 1.250 Schülerinnen und Schüler auf den
Weg gemacht, um im Rahmen der Stadtrallye, die von
den Auszubildenden der BGW entwickelt worden ist,
Bielefeld zu erkunden. Nun neigt sich das Jubiläumsjahr zwar dem Ende zu, doch Sie können sich sicher
sein: Ihr Motto „Wir für Bielefeld“ wird die BGW auch
künftig mit Leben füllen.
Ihr
Schüler erkundeten ihre Stadt
BIELEFELD
6 – 7 MODERNISIERUNG
12 – 15 PLÄTZE IN BIELEFELD
9 UMBAU
Eisenbahnstraße in Brackwede Raum für
170 Flüchtlinge
10 – 11 ALTBAUPFLEGE
Haus Am Sparrenberg 38 Ein Stück Bielefelder
Fahrradgeschichte
18 ZUKUNFTSKITA
Bielsteinstraße Anbau für den Ganztagsbetrieb
20 BIELEFELDER MODELL
Zwei neue Wohnanlagen Wohnen mit Versorgungssicherheit
23 NEUBAU
Im Drewer Esch 7 Wohnen in bester Gesellschaft
MENSCHEN
17 EHRENAMT
Nachbarschaftliches Engagement Trio aus der
Carlmeyerstraße
Norbert Müller
Geschäftsführer der BGW
BGW-STADTRALLYE
WOHNEN
Bestandssanierung BGW führt Maßnahmen fort
Fassadengestaltung Regenschirme und Wetterfahnen
Liebe Mieterinnen und Mieter,
21
19 MIETERPORTRAIT
Gesundheitsexpertin mit Musiktalent
Sonja Wattenbach
Kesselbrink Vom Un-Ort zum In-Ort
16 AGORA
Neubau Essen und trinken im „grünen Würfel“
18 ENGAGEMENT
Zielvereinbarungen der BGW Projekte für Bielefeld
21 BGW-STADTRALLYE
Azubi-Projekt Rund 1.250 Schüler erkundeten die Stadt
24 SERVICE
Neues BGW-Büro Präsenz am Alten Markt
TIPPS & INFOS
4 – 5 SICHERHEITSTIPPS
Polizei Keine Chance den Trickbetrügern
Kooperationsprojekt Sicheres Wohnen in Bielefeld
8 ENERGIEARMUT
Verbraucherzentrale Wege aus der Schuldenfalle
22 QUARTIERSFEST
Wohngebiet Carlmeyerstraße BGW-Team siegreich
22 PREISRÄTSEL
Mitmachen Attraktive Preise zu gewinnen
23 KINDERSEITE
Winter Futterglocke für Meise und Co.
BGW VOR ORT | 3
TIPPS & INFOS
TIPPS & INFOS
KEINE CHANCE
den Trickdieben und -betrügern!
Trickdiebe und Trickbetrüger wählen für ihre kriminellen Taten nicht selten ältere
Menschen aus, weil sie diese für besonders leichte Opfer halten. Wie man sich vor
Betrügern und Dieben schützen kann, erläutert Volker Heyne, Kriminalhauptkommissar im Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei Bielefeld.
Foto: fotolia
„Werden ältere Menschen in
Bielefeld besonders häufig Opfer
von Straftaten?”
VOLKER HEYNE: Das ist nicht der
Fall. Der Anteil der über 60-jährigen
Bielefelder beträgt etwa 26 Prozent.
Davon werden nur 5 Prozent mit
einer Straftat konfrontiert. In Bielefeld kann man sich also auch als
älterer Mensch sicher fühlen.
„Dennoch gelingt es Trickdieben
immer wieder, sich Zugang zu
Wohnungen zu verschaffen und
dort Geld und Wertgegenstände zu erbeuten. Wie sehen ihre
Methoden aus, und wie sollte
man sich verhalten, um nicht
Schaden zu erleiden?”
VOLKER HEYNE: Häufig geben sich
Diebe als Handwerker, Fernsehtech4 | BGW VOR ORT
niker oder Mitarbeiter von Energieversorgern aus, die sich unter einem
Vorwand Zugang zur Wohnung
ihrer Opfer verschaffen wollen. Sie
lassen sich in der Wohnung beispielsweise Geld wechseln, beobachten dabei, wo der Mieter das Geld
aufbewahrt und bitten ihn dann um
ein Glas Wasser oder einen anderen
Gefallen. Sobald der Mieter in der
Küche verschwindet, machen sie
schnelle Beute. Grundsätzlich gilt:
Nehmen Sie keine Dienstleistungen
von Handwerkern oder ähnlichen
Personen in Anspruch, die Sie nicht
bestellt beziehungsweise die Ihnen
nicht angekündigt worden sind! Es
kommt ja kein Fernsehtechniker
unangemeldet ins Haus – vor allem
nicht, wenn der Fernseher gar nicht
kaputt ist. Gegenüber solchen Personen an der Haustür sollten Sie misstrauisch sein und sie auf keinen Fall
in die Wohnung lassen. Und bitte
informieren Sie in Verdachtsfällen
die Polizei unter der Notrufnummer
110.
nungsgemäß auszuweisen. Man
sollte gegebenenfalls auch bei der
jeweiligen Behörde telefonisch nachfragen, ob es sich hier um einen korrekten Einsatz handelt.
Des Weiteren stellen wir immer
wieder fest, dass ältere Menschen
häufig sehr hohe Bargeldbeträge in
der Wohnung verwahren. Da es die
Täter neben Schmuck in erster Linie
auf Bargeld abgesehen haben, rät
die Polizei eindringlich dazu, keine
hohen Bargeldbeträge zu Hause zu
verwahren, um die Erfolgsaussichten
der Täter zu reduzieren.
„Wie sieht es mit Geschäften
an der Haustür aus?”
gesagt, der Grundsatz, niemanden
ins Haus zu lassen, den man nicht
kennt. Viele Dinge können schon
an der Haustür geregelt werden. So
kann etwa dem Wunsch nach einem
Zettel, um für einen Nachbarn eine
Nachricht zu hinterlassen, durch
die einen Spaltbreit geöffnete Tür
nachgekommen werden. Personen,
die eine Amtseigenschaft vorgeben,
also beispielsweise Polizeibeamte,
Finanzbeamte oder Steuerfahnder,
sollte man auffordern, sich ord-
veranlasst. Rufen Sie zudem keine
Telefonnummern an, um angebliche
Gewinne abzurufen. Dabei handelt
es sich nämlich fast immer um RufVOLKER HEYNE: Ja, es passiert
nummern, die hohe Telefonkosten
immer wieder, dass man telefonisch verursachen – die 0900er-Numaufgefordert wird, an Gewinnspielen mern. Und überweisen Sie niemals
teilzunehmen oder dass man am
irgendwelche „Gebühren“, um eine
Telefon als vermeintlicher Gewinner Gewinnauszahlung zu veranlassen.
benachrichtigt wird. An solchen
Zu der Gewinnauszahlung wird es
Gewinnspielen sollte man auf keinen niemals kommen!
Fall teilnehmen und niemals seine
Personal- oder Kontodaten am Telefon preisgeben. Auch zur Auszahlung „Und dann ist da ja noch der
vermeintlicher Gewinne werden oft Enkeltrick…”
die Kontodaten erfragt. Geben Sie
diese niemals an! Mit illegal erlangVOLKER HEYNE: Leider haben wir
ten Personen- und Kontodaten wer- landesweit in den letzten Jahren
den gefälschte Verträge aufgesetzt,
stark steigende Zahlen in diesem
fingierte Lastschrifteinzüge oder
Deliktsfeld. Das Telefongespräch
umfangreiche Einkäufe im Internet
beginnt meist mit der Frage: „Rate
mal, wer dran ist?“ Nennt der
Angerufene dann den Namen eines
vermeintlichen Enkels, schlüpft der
Anrufer geschickt in die Rolle dieses
Enkels und schildert eine Notsituation, in der er ganz schnell einen
hohen Bargeldbetrag benötigt. Da
der Enkel selbst nicht kommen kann,
schickt er einen Unbekannten, der
das Geld abholen soll. Unsere Tipps:
Seien Sie misstrauisch, wenn Sie
jemand telefonisch um Geld bittet.
Rufen Sie Ihren „Enkel“ unter der
Ihnen bekannten Telefonnummer
zurück. Geben Sie niemals einer
unbekannten Person Geld. Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen
eine Kontaktaufnahme verdächtig
vorkommt.
VOLKER HEYNE: Grundsätzlich
sollte man nichts an der Haustür
kaufen. Denn ob Schmuck, Teppiche oder Lederjacken: Angeboten
wird zumeist minderwertige Ware
zu überhöhten Preisen. Vorsicht ist
auch bei Vertragsabschlüssen für
Versicherungen, Fernsehen oder
Telekommunikation an der Haustür geboten. Es empfiehlt sich, vor
Vertragsabschlüssen Rücksprache
mit Angehörigen oder anderen Vertrauenspersonen zu nehmen. Das
Gleiche gilt übrigens auch für Vertragsabschlüsse am Telefon! Wichtig
zu wissen: Bei an der Haustür oder
am Telefon geschlossenen Verträgen
gilt ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
„Was kann man noch tun, um
sich vor Diebstahl zu schützen?”
VOLKER HEYNE: Wichtig ist, wie
„Apropos Telefon: Auch dort
kommt es doch zu zahlreichen
weiteren Betrügereien!”
Weitere Fragen?
Haben Sie weitere Fragen rund
um das Thema Sicherheit in der
eigenen Wohnung? Dann wenden Sie sich an Volker Heyne
von der Bielefelder Polizei. Er
ist in der Markgrafenstraße 7
unter der Telefonnummer
5837-2556 zu erreichen.
Ordnungspartnerschaft neu aufgelegt
SICHERES WOHNEN
V
iele Menschen haben den
berechtigten Wunsch, so
lange wie möglich sicher und
bequem in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Um dies
zu erreichen, hat sich Ende 2013 ein
Netzwerk gegründet: Der Ordnungspartnerschaft „Sicheres Wohnen in
Bielefeld“ gehören Vertreter der Bielefelder Polizei, der Stadt Bielefeld,
der BGW und anderer Institutionen
an. Gemeinsames Ziel ist es, das
Sicherheitsgefühl im Wohnbereich
zu verbessern. Dazu gehören neben
dem Aspekt der Kriminalitätsvorbeugung und dem Einbruchschutz
auch die gesundheitliche Versorgung
und die Beibehaltung der Aktivität
im Alter. Neben dem regelmäßigen
Erfahrungsaustausch sind Vorträge
und Veranstaltungen vorgesehen.
So gab bereits im Mai 2014 Volker
Heyne, Kriminalhauptkommissar
im Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei
in Bielefeld
Bei der Informationsveranstaltung von Polizei, BGW und
anderen Akteuren drehte sich alles um das Thema des
sicheren Wohnens.
Bielefeld, den BGW-Mietern in der
Wohnanlage Carré am Niederwall
Sicherheitstipps speziell für Senioren. Am 29. Oktober fand zudem
in Kooperation mit der Wohn- und
Pflegeberatung der Stadt Bielefeld,
der Polizei, dem Begegnungszen-
trum Prießallee von Bethel regional
und dem Förderverein Lebensgerechtes Wohnen OWL e.V. ein Informationsnachmittag in den Räumen
der evangelischen Markusgemeinde
im Bielefelder Osten statt.
BGW VOR ORT | 5
WOHNEN
WOHNEN
BGW führt Bestandsmodernisierung fort
STERNENHIMMEL LEUCHTET
an der Ravensberger Straße
die Modernisierung knapp 1,5 Millionen Euro investiert.
Modernisierung in
zwei Bauabschnitten
In zwei Bauabschnitten werden die
Häuser an der Tilsiter Straße 2–10
energetisch und optisch auf den
neuesten Stand gebracht. Auch hier
wurden ein Wärmedämmverbundsystem angebracht, Dächer, Fenster
und Türen erneuert sowie neue
Balkone angebaut. Ein Blickfang
sind die farbigen Balkonbrüstungen
und die darauf abgestimmten grafischen Elemente an der Fassade. Die
Gesamtkosten belaufen sich auf 2,1
Millionen Euro.
Haus wird Zug um
Zug barrierefrei
Bei der Probebeleuchtung an
der Ravensberger Straße lässt
Licht-Ingenieur
Thorsten Menzel (rechts) den
Sternenhimmel
strahlen.
In Zusammenhang mit dem Neubau
einer Wohnanlage des Bielefelder
Modells in Schildesche hat die BGW
Durch die
Modernisierung
des Hauses
Am Pfarracker
werden etwa 33
Prozent Energie
eingespart.
das angrenzende Haus Am Pfarracker 43 modernisiert. Durch die
Neugestaltung des Eingangsbereiches konnte Barrierefreiheit erreicht
werden, außerdem wird ein barrierefreier Zugang zur benachbarten
Wohnanlage geschaffen. Durch den
Umbau der insgesamt 36 Wohnungen jeweils nach einem Mieterwech-
sel soll das komplette Gebäude aus
dem Jahr 1970 perspektivisch barrierearm gestaltet werden. Hier
beträgt das Investitionsvolumen
rund 1,3 Millionen Euro. Die Modernisierung führt zu einer energetischen Einsparung von etwa 33
Prozent.
Wetterfahnen zieren zwei Hausdächer
D
ie Modernisierung ihres
Bestandes hat die BGW an
der Ravensberger Straße, an
der Tilsiter Straße in Stieghorst und
Am Pfarracker in Schildesche fortgesetzt. Die Häuser an der Ravensberger Straße 147– 151 und 153–157
mit insgesamt 33 Wohnungen sind
gedämmt worden, die Dächer wur-
den erneuert, Fenster und Türen
ausgetauscht. Jede Wohnung ist mit
einem Balkon zur Südseite ausgestattet worden, im Erdgeschoss wurden Terrassen angelegt. Durch eine
Rampe zur Haustür konnten fünf
Wohnungen barrierefrei erschlossen werden. Die von der DiplomDesignerin Petra Breuer entworfene
Fassadengestaltung bringt den Sternenhimmel an die Hauswände. Mit
gelben Punkten und Verbindungslinien auf der silbergrauen Fassade
werden die Tierkreiszeichen dargestellt, die mittels LED-Technik in der
Dunkelheit leuchten. Einen zusätzlichen Akzent setzen die sonnengelben
Balkonbrüstungen. Die BGW hat in
MÄRCHENFIGUREN
drehen sich im Wind
D
ass Regenwetter nicht immer trist und grau
sein muss, zeigen die BGW-Wohnhäuser
Am Großen Feld 34 /36 in Gadderbaum. Die
Diplom-Designerin Petra Breuer hat bei der Fassadengestaltung der modernisierten Gebäude dem Thema Regen
eine heitere Seite abgewonnen: Menschen mit bunten
Regenschirmen vermitteln eine fröhliche Leichtigkeit
und Lebensfreude. Ein besonderer Blickfang befindet
sich auf den Dächern der beiden Häuser – hier drehen
sich die Märchenfiguren Mary Poppins und Pan Tau als
Wetterfahnen im Wind.
schwarz und grau lackiert wurden.
Mit jeweils 15 Kilogramm sind Mary
Poppins und Pan Tau keine Leichtgewichte und stellten dadurch für
den Handwerker, in dessen Werkstatt
„HammerArt“ schon viele Wetterfahnen entstanden und aufgearbei-
tet worden sind, eine besondere
Herausforderung dar. Jürgen Weist:
„Um den Figuren auf dem Dachfirst
mehr Stabilität zu geben, habe ich
zwei Lager eingebaut.“
Regenschirm ist das
gemeinsame Markenzeichen
Farbige grafische Elemente an der
Fassade werten die Gebäude an der
Tilsiter Straße auch optisch auf.
6 | BGW VOR ORT
Neben dem feinen Anzug, der Melone und einer Nelke
im Knopfloch ist der Regenschirm das Markenzeichen
des freundlichen Pan Tau. Und auch das Kindermädchen
Mary Poppins ist mit diesem Requisit ausgestattet: Mit
ihrem aufgespannten Regenschirm schwebt sie bei Ostwind vom Himmel geradewegs in das Haus der Familie Banks. Nahezu in Lebensgröße hat der Bielefelder
Kunstschmied und Schlossermeister Jürgen Weist die
beiden Figuren aus Edelstahl gefertigt, die anschließend
BGW VOR ORT | 7
INTERVIEW
WOHNEN
Beratungsangebote der Verbraucherzentrale
MENSCHENWÜRDIGER RAUM
für 170 Flüchtlinge
WEGE AUS DER
Energieschuldenfalle
Auf der einen Seite steigen die Energiepreise, und auf der anderen Seite bleibt das
Einkommen in vielen Haushalten konstant oder geht sogar zurück. Dies führt dazu,
dass immer mehr Familien ihre Energiekosten nicht mehr zahlen können und von
Energiesperren durch die Versorgungsunternehmen betroffen sind. Um dies zu verhindern, hat das Land Nordrhein-Westfalen das Modellprojekt „NRW bekämpft Energiearmut“ ins Leben gerufen, an dem acht Städte teilnehmen – darunter auch Bielefeld.
Über die Ursachen der Energiearmut und über Wege aus der Schuldenfalle informieren Dr. Marle Kopf und Carina Kopka von der Verbraucherzentrale in Bielefeld.
Foto: fotolia
spielsweise durch elektrische Warmwasserspeichergeräte, in denen das
Wasser durchgängig heiß gehalten
wird, oder durch die Stand-by-Funktion der Unterhaltungselektronik
verursacht werden. In diesen Fällen
bemühen wir uns, Einsparmöglichkeiten zu finden.
DR. MARLE KOPF: Die meisten
Betroffenen kommen erst zu uns,
wenn sie eine Sperrankündigung
bekommen haben oder der Hahn
bereits zugedreht ist. Dann ist unser
vorrangiges Ziel, die Energieversorgung schnell wiederherzustellen bzw.
die Sperre zu verhindern. Gemeinsam mit dem Verbraucher überlegen
wir, welche realistischen Ratenzahlungen man dem Energieversorger
anbieten kann, um die Rückstände
zu begleichen und dabei aber auch
die laufenden Abschlagszahlungen
sicherzustellen.
Weitere Fragen?
„Was sind die Ursachen für die
zunehmenden Energieschulden?”
„Was beinhaltet das Modellprojekt »NRW bekämpft Energiearmut«?”
DR. MARLE KOPF: In den meisten
Fällen sind hohe Nachzahlungen
aufgelaufen, die von den Verbrauchern nicht beglichen werden können. Das kann daran liegen, dass
die Abschläge zu niedrig angesetzt
worden sind oder dass eine unkalkulierbare Situation wie etwa ein Wasserschaden eingetreten ist, der den
Einsatz von stromfressenden Trockengeräten erforderlich gemacht
hat. Nicht selten sind in den Haushalten auch Elektrogeräte im Einsatz,
die sehr viel Strom verbrauchen.
8 | BGW VOR ORT
BGW hat ehemalige Fabrik an der Eisenbahnstraße umgebaut
CARINA KOPKA: Im Rahmen des
Projektes werden Beratungs- und
Informationsangebote der Verbraucherzentrale NRW in Kooperation
mit Energieversorgungsunternehmen gefördert. Wenn sich Verbraucher, bei denen eine Energiesperre
droht, an uns wenden, prüfen wir
zunächst die Abrechnungen auf ihre
Korrektheit. Hat alles seine Richtigkeit, ergründen wir gemeinsam mit
dem Verbraucher die Ursachen für
die hohen Kosten. Sie können bei-
Termine zur Beratung „Energiearmut“ können unter der
Telefonnummer 98787606
oder per E-Mail unter bielefeld.energiearmut@vz-nrw.
de vereinbart werden. Im Rahmen der Beratung bietet die
Verbraucherzentrale auch eine
kostenlose Stromsparberatung
bei Ihnen zu Hause an. Eine
offene Sprechstunde ohne Voranmeldung findet montags von
10 bis 12 Uhr in der Beratungsstelle an der August-BebelStraße 88 sowie telefonisch
unter 98787606 statt.
Für Menschen,
die aus ihrer
Heimat fliehen
mussten, hat
die BGW an der
Eisenbahnstraße
eine ehemalige
Fabrik zu einer
Unterkunft
umgebaut.
M
it dem Umbau einer ehemaligen Wäschefabrik an
der Eisenbahnstraße in
Brackwede hat die BGW Platz für 170
Flüchtlinge geschaffen. Familien und
alleinstehende Männer, die aus ihrer
Heimat fliehen mussten, konnten ab
Anfang Dezember die drei Gebäudeteile in Bahnhofsnähe beziehen. „Für
die Menschen, die viel Leid ertragen
mussten, haben wir einen deutlich
besseren Unterbringungsstandard
geschaffen als bislang in Flüchtlingsunterkünften üblich“, betont Oliver
Klingelberg, bei der BGW zuständig
für das Sozialmanagement. Nicht
zuletzt durch die weitgehend separaten Bad- und Küchenbereiche sei
eine größere Privatheit gewährleistet.
Dass die Flüchtlinge, die aus Syrien,
Irak, Iran, Afghanistan, aus afrikanischen Ländern und Südosteuropa
stammen, in Bielefeld willkommen
sind, verdeutlicht bereits die Fassadengestaltung des Gebäudes: In dem
blauen Farbton der UNO zieren 19
Begriffe in deutscher und englischer
Sprache die Hauswände, die man
mit den Menschenrechten in Verbindung bringt: Würde und Schutz,
Freiheit und Frieden, Wohnung und
Bildung…
Mitarbeiter täglich präsent sein. Die
BGW stellt in den Gebäuden zudem
Räumlichkeiten für verschiedene
soziale Angebote wie etwa Sprachund Nähkurse, für ein Möbellager
und eine Kleiderkammer zur Verfügung. Vom kommenden Frühjahr an
soll in der benachbarten ehemaligen
Post eine Kita-Gruppe mit 20 Kindern vorrangig aus Flüchtlingsfamilien einziehen. „Mit der Eisenbahnstraße möchten wir beweisen, dass
man Unterkünfte mit Qualität schaffen kann“, so Oliver Klingelberg. Mit
dem Bezug der neuen Unterkunft
konnte das Flüchtlingsheim am
Stadtring geschlossen werden, wähSozialarbeiter sind
rend die Unterkunft an der Teichstäglich präsent
heide aufgrund des hohen Zuzugs an
Sozialarbeiterinnen und -arbeiter
Flüchtlingen zunächst bis Mitte 2015
der städtischen Fachstelle für Flücht- weiter betrieben wird.
linge werden ebenso wie zwei BGWder letzten Mieter hat die BGW im
Januar mit dem insgesamt 1,5 Millionen Euro teuren Komplettumbau
begonnen. In den viergeschossigen
Gebäudeteilen Eisenbahnstraße 29a
und 29b sind Wohnungen entstanden, die aufgrund ihrer flexiblen
Grundrisse für kleinere, aber auch
für kinderreiche Familien geeignet
und teilweise barrierefrei sind. An
der Eisenbahnstraße 29 ist über dem
Bürobereich Raum für 27 alleinstehende Männer geschaffen worden,
die dort in Wohngemeinschaften
leben.
1,5 Millionen Euro in
den Umbau investiert
In der ehemaligen Fabrik, die seit
den 1990er Jahren im Besitz der
BGW ist, hatten sich zuletzt 30 Wohnungen befunden. Nach dem Auszug
BGW VOR ORT | 9
WOHNEN
den faszinierenden Hochradrennen.
Radsport in solchen Dimensionen
kannte man damals in Deutschland
noch nicht“, berichtet der Bielefelder
Fahrradhistoriker Michael Mertins,
der umfassend zu Nagels Fahrradsattelfabrik geforscht hat.
Wohnhaus unterhalb der Sparrenburg wurde komplett saniert
EIN STÜCK BIELEFELDER FAHRRADGESCHICHTE
Richard und
Frieda Nagel, 1913
Eingangstür stammt
aus der zeit um 1890
10 | BGW VOR ORT
In England erwachte das
Interesse am Radsport
Erbauer des Gebäudes in der Spitzkehre zur Sparrenburg waren die
Wirtsleute Wilhelm und Emilie
Schmidt, die die unterhalb der
Burg gelegene Gaststätte „Berglust“
betrieben. Nach ihrem Tod zog
ihre Tochter Emma mit ihrem Ehemann, dem Färbermeister Johann
Richard Nagel, und ihren drei Söhnen Richard, Walter und Paul in das
Haus ein. Der 1860 geborene Richard
hatte zunächst ebenfalls das Färberhandwerk erlernt, danach jedoch
eine kaufmännische Ausbildung
bei Dürkopp & Co. absolviert und
für Dürkopp in Hamburg und in
London gearbeitet. „Während seiner
Tätigkeit in London lernte Richard
Nagel nicht nur die britischen Pro-
Das historisch
bedeutsame
Haus Am Sparrenberg 38 ist
von der BGW
komplett saniert
worden.
duktionsverhältnisse und damit die
seinerzeit modernsten Fertigungstechniken kennen, sondern erlebte
auch die dortige Sportszene mit
historische Fotos: Stadtarchiv
A
n seine Kindertage im Haus
seiner Großeltern unterhalb
der Sparrenburg kann sich
Hans-Rudolf Vehring noch gut erinnern. „Hier haben wir immer Ostereier gesucht“, weist er auf den großen
Garten, in dem einst künstliche
Grotten für eine romantische Atmosphäre sorgten. Der 89-Jährige ist
der Enkel von Richard Nagel (18601920), dem Gründer der ersten deutschen Fahrradsattelfabrik. Von 1880
bis zu seinem Tod hat Richard Nagel
mit seiner Familie in dem Haus Am
Sparrenberg 38 gewohnt, das jetzt
von der BGW einer Komplettsanierung unterzogen wurde.
Bei Dürkopp begegnete Richard
Nagel dem ebenfalls radsportbegeisterten Georg Rothgiesser, mit
dem er 1883 in einer kleinen Remise
am Mühlendamm in Gadderbaum
die Firma R. Nagel & Co. gründete.
Durch Rothgiessers großes technisches Verständnis konnte man weit
über 20 Patente erlangen; bekannteste Beispiele sind der Schnursattel für
Hochräder und ein sattelgesteuertes
Sicherheitsrad. Im Jahr 1886 heiratete
Richard Nagel seine Jugendfreundin
Luise Beeck, mit der er fünf Kinder
hatte. Gemeinsam mit Richards
Vater und dem Bruder Walter lebte
die junge Familie in dem Haus Am
Sparrenberg, das für drei Generationen allmählich zu klein wurde.
Daher ließ Richard Nagel 1896 das
Gebäude um- und das Dachgeschoss
ausbauen und auch das Innere repräsentativer gestalten. „Die heute noch
vorhandene prächtige Eingangstür
stammt offensichtlich aus den 1890er
Jahren, und auch der Antrittspfosten
des inneren Treppengeländers trägt
die Formensprache der Neorenaissance“, sagt Michael Mertins.
radtaschenproduktion aus den Bielefelder Sattelfabriken Nagel, Lohmann, Lepper und Wittkop, die alle
innerhalb weniger Jahre gegründet
worden waren. Die Nagel’sche Fabrik
gehörte zu den Marktführern und
vertrieb ihre Produkte nicht nur in
Deutschland, sondern auch in vielen
europäischen Ländern. 1888 wurde
das neue Fabrikgebäude an der
Turnerstraße in Betrieb genommen.
Wenig später schied Georg Rothgiesser aus dem Unternehmen aus,
und aus gesundheitlichen Gründen
übergab Richard Nagel bereits 1895
seinem Bruder Walter die Firmenleitung. Zwei Jahre nach dem Tod
Walter Nagels endete die Geschichte
der Firma R. Nagel & Co.
1,25 Millionen Euro in die
Sanierung investiert
einschlugen. Nach dem Tod Frieda
Nagels im Jahr 1959 kam die Immobilie in den Besitz der Erbengemeinschaft Vehring/Nagel. Die BGW
hat das Drei-Familien-Haus in den
1990er Jahren von der Stadt Bielefeld
erworben. Im Vorfeld einer geplanten Modernisierung stellte sich im
vergangenen Jahr heraus, dass das
Gebäude von Hausschwamm befallen war. Die BGW hat das Haus
daher komplett entkernt, neue Decken eingezogen, Fenster, Heizungsund Elektroanlagen erneuert. Insgesamt wurden 1,25 Millionen Euro
investiert. Mit einem ansprechenden
Anstrich ist der Charakter des historisch bedeutsamen Hauses betont
worden, ein dezentes Lichtkonzept
setzt das Gebäude auch in der Dunkelheit in Szene.
Nach dem Tod Richard Nagels im
Jahr 1920 lebte seine zweite Ehefrau
Frieda (geb. Pauck) in dem Haus Am
Sparrenberg 38. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Haus nahezu
unbeschadet, obwohl 48 Brand- und
zwei Sprengbomben in den Garten
Sattelfabrik Nagel gehörte
zu den Marktführern
Richard Nagel
und Luise Beeck
als Verlobte auf
einem Dürkopp
„Cyclop“ um
1886
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg
stammten 80 bis 90 Prozent der
deutschen Fahrradsattel- und Fahr-
Richard Nagel auf „Cyclonette“ vor
der Garage Am Sparrenberg, um 1914
BGW VOR ORT | 11
BIELEFELDER PLÄTZE
KESSELBRINK: VOM UN-ORT ZUM IN-ORT
Um 1930 präsentierte sich der
Kesselbrink als
barocke Parkanlage.
12 | BGW VOR ORT
V
iehweide und Exerzierplatz,
Volkspark und Fußballplatz,
Park-, Markt- und Kirmesfläche, Busbahnhof und Skaterparadies: Kein anderer Ort in Bielefeld
hat im Verlauf der Zeit so viele
unterschiedliche Nutzungen erfahren wie der Kesselbrink. Der mit 2,5
Hektar größte innerstädtische Platz
lag bis zur Mitte des 17. Jahrhun-
derts in der Feldmark vor den Toren
Bielefelds und war Teil einer Weide,
die sich im Besitz der Bürgerschaft
befand. Jeder Bürger war verpflichtet, mindestens ein Großvieh zu halten, um Dung für den Gemüseanbau
zu gewinnen. Die Hinterlassenschaften der Tiere gaben dem Kesselbrink
seinen ursprünglichen Namen: Köttelbrink. Überregionale Bedeutung
errang der Platz, als man dort im
Juli 1666 eine Heilquelle entdeckte.
Ihr Wasser half angeblich gegen alle
nur denkbaren Beschwerden: Glieder- und Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme,
Hitzewallungen und Hühneraugen.
Dieses Allheilmittel zog so viele Leidende aus der Umgebung an, dass
sich Bielefeld anschickte, Kurstadt
zu werden. Doch bald versiegte die
„Bielefelds einzige
anmutige Fläche“
Wunderquelle, und der Köttelbrink
war wieder dem grasenden Vieh vorbehalten.
Aus der Weide wurde
ein Exerzierplatz
Im Jahre 1713 wurde Bielefeld Garnisonsstadt. Der Regimentschef
Prinz Georg von Hessen-Cassel ließ
daraufhin die Weide planieren, um
die Fläche als Exerzierplatz nutzen
zu können. Trotz des militärischen
Gewohnheitsrechtes war der Kesselbrink weiter im Besitz der Bürger.
Deren Wunsch, den Platz im Zuge
der Aufteilung der Feldmark in kleine Parzellen zu zersplittern, wurde
abgewehrt, und so blieb der Kesselbrink als zusammenhängendes
Grundstück erhalten.
Seit den 1960er
Jahren diente der
Platz als Busbahnhof.
Durch die Besiedelung der Feldmark, die den alten Stadtkern
umgab, veränderte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch die
Umgebung des Kesselbrinks, der
bald nicht mehr außerhalb, sondern
inmitten des Stadtgebietes lag. An
der Ecke zur Heeper Straße wurde
1860 von der Bielefelder Turngemeinde die erste Bielefelder Turnhalle errichtet – noch heute erinnert
der Name der Turnerstraße an diese
Ära. Gaststätten und Geschäfte siedelten sich am Kesselbrink an, und
der Platz wurde zu einem Zentrum
des öffentlichen Lebens, auf dem
Volksfeste und Zirkusvorstellungen
stattfanden. Von 1905 bis 1910 trug
der neugegründete Fußballverein
Arminia Bielefeld hier zudem seine
Spiele aus. Vor dem Ersten Weltkrieg
wurde der Kesselbrink zu einem Park
umgestaltet. Umgeben von Straßen
und Baumreihen liebten es die Bielefelder, auf dem Platz, den man als
„Bielefelds einzige anmutige Fläche“
bezeichnete, zu promenieren.
Rezession verhinderte
ein „Forum für Bielefeld“
Noch immer war die inzwischen
Kaiser-Wilhelm-Platz genannte
Fläche nicht befestigt und wurde im
Sommer als „Staubplage“ und im
Winter als „oft unüberwindlicher
Sumpf“empfunden. So entstand im
Jahr 1920 ein vielbeachteter Bebauungsplan, der eine 6.000 Quadratmeter große Freifläche vorsah, die
von einem klassizistischen Gebäudekomplex umschlossen werden sollte.
Die Gebäude, so sahen es die Planer
vor, sollten ein „Forum für Bielefeld“
darstellen und eine Vielzahl von
öffentlichen Einrichtungen beherbergen: eine Bücherei und ein Museum, einen Musikpavillon und einen
Versammlungssaal, ein Kino und
eine Badeanstalt. Doch die beginnende Rezession machte diese ehrFoto: Stadtarchiv
Foto: Stadtarchiv
Durch die Neugestaltung des Kesselbrinks ist aus der für lange Zeit tristen Betonwüste ein beliebter innerstädtischer
Treffpunkt geworden, der nicht nur die Skater und Biker anzieht. Mit der Eröffnung des Restaurants „agora“ in dem von
der BGW errichteten „grünen Würfel“ hat die Verwandlung des Platzes Mitte September ihren krönenden Abschluss
gefunden.
BGW VOR ORT | 13
BIELEFELDER PLÄTZE
in der 600 Fahrzeuge Platz fanden.
Gleichzeitig wurde der zentrale
Busbahnhof angelegt, von dessen 17
Bussteigen täglich etwa 1.000 Linienbusse u. a. nach Osnabrück, Münster,
Detmold und Paderborn fuhren. In
diesem Bereich siedelten sich zudem
Geschäfte in eingeschossigen Pavillons an.
Neugestaltung startete
Mitte des Jahres 2011
Mit ihren 2.750
Quadratmetern
ist die Bike- und
Skatefläche die
bundesweit
größte innerstädtische Anlage
ihrer Art.
geizigen Pläne zunichte. Stattdessen
wurde der Platz 1926 gewissermaßen
als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
von Arbeitslosen in eine barocke
Parkanlage umgestaltet.
AUSGANGSPUNKT für
DeportATIONEN
Mit dem Nationalsozialismus
begann das düsterste Kapitel in der
Geschichte des Kesselbrinks. In den
1930er Jahren wurde er als Kundgebungs- und Paradeplatz genutzt.
Die dortige Gaststätte „Kyffhäuser“
Der Kesselbrink
diente als Sammelstelle für Juden,
hat sich zu einem Homosexuelle, politisch Andersdenbeliebten Treffkende und andere von den Nationalpunkt entwickelt. sozialisten unerwünschte Personen,
Planungen zur Umgestaltung des
tristen und unansehnlichen Kesselbrinks gab es bereits Ende der
1980er Jahre, doch wurden sie nicht
die von hier aus deportiert wurden.
umgesetzt. Erst 20 Jahre später hatte
Allein in der Nacht vom 12. auf den
das Schattendasein des Platzes ein
13. Dezember 1942 wurden 420 Juden Ende: Eine komplette Neugestaltung
aus Bielefeld und Umgebung im
im Rahmen des Förderprogramms
„Kyffhäuser“ konzentriert, um am
Stadtumbau West sollte zu einer
Morgen in Bussen zum Bahnhof
hohen Aufenthaltsqualität mitten in
gebracht und in den Deportationsder Stadt führen. Nach dem Abriss
zug verfrachtet zu werden.
der Pavillons wurde Mitte 2011
damit begonnen. Zunächst wurde
Tiefgarage und
die baufällige Tiefgarage saniert,
zentraler Busbahnhof
danach erfolgte die Umsetzung des
Entwurfes, mit dem eine ArbeitsgeVon der barocken Parkanlage war
meinschaft von Berliner Architekten
nach dem Ende des Zweiten Weltund Ingenieuren den Wettbewerb
kriegs kaum noch etwas zu erahnen: gewonnen hatten.
Der Kesselbrink war für den Bau von
Bunkeranlagen und Splittergräben
für Kriegsgerät genutzt und dadurch
zerstört worden, während die
umliegenden Gebäude größtenteils
den Bombardierungen zum Opfer
gefallen waren. Mit dem Beginn der
Wirtschaftswunderzeit Mitte der
1950er Jahre wurde der Platz zum
Schauplatz von Volksfesten, Varietéund Boxveranstaltungen und wurde
ansonsten als Parkplatz genutzt.
Im Jahr 1960 begann man auf dem
Kesselbrink mit dem Bau der damals
größten Tiefgarage Deutschlands,
Bundesweit gröSSte
Bike- und Skateanlage
markt und Veranstaltungen stattfinden. Der bereits seit 1995 vorhandene
Bike- und Skatebereich an der
Am 3. Juni 2013 war es dann so weit: Ostseite des Platzes wurde komplett
Der Kesselbrink wurde wieder für
erneuert und ist seitdem mit seinen
die Öffentlichkeit freigegeben. Er
2.750 Quadratmetern die bundespräsentiert sich seitdem als Park
weit größte innerstädtische Anlage
mit Baumreihen und einem Rasenihrer Art: Nirgendwo sonst wird die
plateau, Sitzbänken in Form von
Skateszene so sehr integriert und
Tuchrollen, Kinderspielgeräten und
gleichzeitig attraktiv ins Zentrum
einem Wasserspiel sowie einer Mehr- des Stadtgeschehens eingebunden.
zweckfläche, auf der der Wochen-
Längst ist der Kesselbrink vom „UnOrt zum In-Ort“, zum beliebten
Treffpunkt aller Bevölkerungsschichten geworden. Mit der Eröffnung des
„agora“, dem von der BGW errichteten Gastronomiebetrieb im „grünen
Würfel“, hat seine Verwandlung vom
hässlichen Entlein zum schönen
Schwan ihren krönenden Abschluss
gefunden.
Nach seiner Umgestaltung bietet der Kesselbrink
wieder Raum für Märkte wie den Stoff- und den
Wochenmarkt.
Im Rahmen des Stadtjubiläums
brachte das Theaterlabor am
27. September Spiel, Musik und
Tanz auf den Kesselbrink.
14 | BGW VOR ORT
BGW VOR ORT | 15
MENSCHEN
BIELEFELD
Krönender Abschluss der Platzneugestaltung
TRIO AUS DER CARLMEYERSTRASSE
AGORA: STILVOLL ESSEN UND TRINKEN
auf dem Kesselbrink
After Work-Partys und
Kulturveranstaltungen
„Regionales trifft Mediterranes“ hat
Pächter Beyhan Polat die Speisekarte
überschrieben. Sie enthält Gerichte
wie westfälischen Reibekuchen mit
Schnippelschinken und italienische
Pizza, Pumpernickel-Parfait und
Panna cotta. „Wir legen besonderen
Wert auf frische Zutaten und bieten
sowohl eine zusätzliche Mittags- als
auch eine saisonale Karte an“, betont
Beyhan Polat, der mit seiner Familie
auch das „Anavarza“ und das „Univarza“ betreibt. Jeden Donnerstag
soll es im „agora“ mit seinen rund
300 Plätzen im Innen- und Außenbereich eine After Work-Party geben,
einmal im Monat ist ein Degustationsmenü mit passenden Weinen
E
in bundesweit einmaliges
Gebäude an einem exponierten Bielefelder Standort, ein
innovatives Gastronomiekonzept,
das ganz unterschiedliche Zielgruppen anspricht: Mit der Eröffnung
des Café-Restaurants „agora“ am
19. September hat die Neugestaltung
des Kesselbrinks ihren krönenden Abschluss gefunden. „Bei der
Grundsteinlegung vor einem Jahr
haben wir versprochen, dass die Bielefelder ab September 2014 hier ihren
Cappuccino trinken können. Diesen
Zeitplan haben wir ebenso eingehalten wie den finanziellen Rahmen“,
sagt BGW-Geschäftsführer Norbert
Müller. Die BGW hat das rundum
begrünte Gebäude für 2,2 Millionen
Euro errichtet und an den Gastronomen Beyhan Polat vermietet.
Innenausstattung ist
modern und elegant
Das „agora“, das nach dem zentralen Versammlungsplatz der Antike
benannt ist, verfügt über drei Ebenen mit einer Nutzfläche von 624
Quadratmetern. Im Erdgeschoss
befindet sich der lebhaftere Bistrobe16 | BGW VOR ORT
reich mit Außer-Haus-Verkauf nicht
nur von Speisen und Getränken,
sondern auch von Feinkostartikeln
wie Öl und Wein. Im nächsten Frühjahr wird hier zudem eine Eisdiele
eingerichtet. Im ersten Obergeschoss
herrscht eine ruhigere Restaurantatmosphäre, und im zweiten Obergeschoss öffnet sich eine Bar zur
großen Dachterrasse. Mit dem hellen
Eichenholz, verschiedenfarbigen
Wandfliesen und der hochwertigen
Möblierung u.a. mit dem „Frankfurter Stuhl“, einem Design-Klassiker
im Bauhausstil, ist die von dem
Innenarchitekten Christian Gallei
entworfene Ausstattung ebenso
schlicht wie elegant.
ist im Ehrenamt ganz groß
D
en Geschmack seiner Mittagsgäste kennt Hugo Martens nach vier Jahren ganz
genau. „Schnitzel und Kotelett werden am liebsten gegessen“, berichtet
er schmunzelnd und kann sich selbst
nicht erklären, wie er zu seinem
ehrenamtlichen Küchendienst im
Wohncafé an der Carlmeyerstraße 2
gekommen ist: „Anfangs habe ich
hier nur gegessen – und dann stand
ich plötzlich selbst am Herd“. Mit
dem Kochen kannte er sich aus, seitdem er in französischer Gefangenschaft als „Mädchen für alles“ auch
für die Essenszubereitung zuständig
war. Etliche Jahre hat er in dem
Wohncafé von Alt und Jung SüdWest e. V. gemeinsam mit Ruth Schäfer jeden Mittag für um die 30 Gäste
Schnitzel gebrutzelt, Fisch gebraten
und Eintopf umgerührt. Jetzt will
er etwas kürzer treten und nur noch
zweimal in der Woche den Kochlöffel
schwingen. „Man wird ja nicht jünger“, sagt der liebenswürdige Senior,
dem man seine 89 Lebensjahre beim
besten Willen nicht anmerkt.
tig die Hände in den Schoß zu legen
– das wäre nichts für mich“, sagt die
Seniorin, die darüber hinaus wie
Hugo Martens beim Sozialverband
Bielefeld für die Revision zuständig
ist.
Jahreszeitliche Feste
werden organisiert
Das Restaurant
„agora“ bildet
den krönenden
Abschluss der
KesselbrinkNeugestaltung.
vorgesehen. Geplant sind zudem
Kulturveranstaltungen.
„Grüner Würfel“ ist
gut für das Stadtklima
Architektonische Besonderheit des
von Sven Detering entworfenen
würfelförmigen Gebäudes ist die
begrünte Fassade. 12.000 vorgezogene Efeusetzlinge bedecken eine Fläche von 420 Quadratmetern. Durch
ein computergesteuertes System
werden sie je nach Bedarf mit Wasser
und Nährstoffen versorgt. Der Efeu
bindet jährlich 1.050 Kilogramm
Kohlendioxid und gibt jährlich 766
Kilogramm Sauerstoff frei. „Damit
ist das ‚agora’ auch gut fürs Stadtklima“, so Norbert Müller.
Für das Trio aus der Carlmeyerstraße
ist das ehrenamtliche Engagement
Der gebürtige Ostpreuße Hugo Mar- selbstverständlich. 32 Jahre lang hat
tens ist 2010 in eine BGW-Wohnung Hugo Martens eine Dame im Altenheim betreut, ist mit ihr spazieren
an der Carlmeyerstraße gezogen,
Ruth Schäfer lebt seit acht Jahren in gegangen und hat ihr vorgelesen. Die
Ruth Schäfer,
dem Quartier, und Margret Lemanis 84-jährige Ruth Schäfer hat lange
Margret Lemanis
fühlt sich hier bereits seit 1981 wohl.
und Hugo MarSie verwaltet alle Schlüssel für das
tens engagieren
Haus, in dem der ambulante Dienstsich ehrenamtlich
leister Alt und Jung Süd-West e.V.
im Wohncafé an
auch seine Büros hat, und achtet dader Carlmeyerrauf, dass abends alle Türen und
straße.
Fenster geschlossen sind. Die
80-Jährige verteilt im gesamten
Wohngebiet die Ankündigungsflyer
für die monatliche Andacht, deckt
Margret Lemabei Veranstaltungen die Tische ein,
nis hat die
kümmert sich um die Reinigung der
Abrechnungen
großen Kaffeemaschine, macht die
übernommen
Abrechnungen für das Wohncafé
und organisiert
und organisiert mit ihren beiden
gemeinsam mit
Mitstreitern jahreszeitliche Feiern zu
ihren Mitstreitern
Weihnachten, Karneval und Ostern.
Veranstaltungen.
„Es gibt immer genug zu tun. Untä-
Zeit den Fahrdienst für Menschen
mit Behinderung übernommen und
wollte sich auch nach dem Umzug in
die BGW-Wohnung weiter freiwillig
für ihre Mitmenschen einsetzen. In
der Küche des Wohncafés hat sie
ihr Betätigungsfeld gefunden, denn
das Kochen hat sie früh gelernt: „Ich
hatte zehn Geschwister, für die ich,
weil ich die Älteste war, schon als
Kind einfache Gerichte zubereitet
habe.“
BGW VOR ORT | 17
MENSCHEN
BIELEFELD
BGW-Mitarbeiter setzen Zielvereinbarungen um
„WIR ENGAGIEREN UNS
für Bielefeld“
F
ür jedes Jahr legt die
Geschäftsführung in Abstimmung mit dem Betriebsrat der
BGW gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zielvereinbarungen fest, die sich üblicherweise auf Abläufe und Strukturen
innerhalb des Unternehmens beziehen. Anlässlich des 800. Stadtjubiläums sind die Zielvereinbarungen für
2014 jedoch unter das Motto „Wir
engagieren uns für Bielefeld“ gestellt
worden. Die BGW-Beschäftigten
haben Vorschläge für Aktionen
gemacht, von denen Bielefeld und
die Bielefelder profitieren. Daraus
wurden vier Maßnahmen ausgewählt und von den Mitarbeitern
während ihrer Freizeit umgesetzt.
Einrichtung eines
Bücherschrankes
Ein Schuppen am Studentenwohnheim der BGW an der Kreuzberger
Straße, in dem bis zur Einführung
der Wertstofftonne die gelben Säcke
gesammelt worden sind, wurde zu
einem Bücherschrank mit Regal und
Lagerraum umgebaut. Den Grundstock bilden Bücher, CDs, DVDs
und Spiele, die von Mitarbeitern der
BGW gespendet worden sind. Sie
können dort entnommen werden.
Wer sich selbst von Büchern etc.
trennen möchte, kann diese in den
Schrank stellen. Langfristig sollen
Paten aus dem Quartier gefunden
werden, die sich um die Betreuung
des Bücherschrankes kümmern.
Interessenten können sich bei
Gabriela Gruel, Telefon: 8809-238,
E-Mail: [email protected]
melden.
Säuberung von
Drei GrünANLAGEN
37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der BGW haben Mitte September
drei Grünanlagen von Müll befreit.
Sie räumten im Grünzug an den
Stauteichen von der Russheide bis
zum Leithenhof, im Gellershagenpark und im Park an der Lüneburger
Straße in Oldentrup gründlich auf.
Neben Papier- und Plastikmüll sammelten sie mehrere Damenschuhe,
einen Handrasenmäher, ein halbes
Mopedgestell und 60 geleerte Flachmänner ein. Die Aktion wurde durch
den Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld unterstützt, der die notwendigen
Arbeitsgeräte bereitstellte.
Einsatz für die
„Sieker Mäuse“
Ein unansehnlicher Schuppen, in
dem die Spielgeräte der Kindertagesstätte „Sieker Mäuse“ im Wohnpark
Harrogate aufbewahrt werden, ist
von BGW-Mitarbeitern nach den
Entwürfen der Kinder neu gestrichen
und mit Regalböden für zusätzlichen
Stauraum versehen worden. Um die
angrenzende Kompostanlage, die
bislang nur mit einem Flatterband
abgetrennt war, wurde zudem ein
Weidenzaun gesetzt. Die Außenanlagen der Kita, die von der von Laer
Stiftung betrieben wird, sind durch
diese Maßnahmen deutlich verschönert worden.
Kleiderkammer in der
Flüchtlingsunterkunft
In der neuen Flüchtlingsunterkunft
an der Eisenbahnstraße in Brackwede (siehe Bericht auf der Seite 9)
richten Mitarbeiter der BGW eine
Kleiderkammer ein. Hier können
sich die Bewohner mit gebrauchter,
gut erhaltener Kleidung für Damen,
Herren und Kinder ausstatten.
Kita in der Bielsteinstraße wurde bezogen
VIEL PLATZ FÜR 57 KLEINE FALKEN
Attraktiver Blickfang: die neue
Kita an der Bielsteinstraße.
18 | BGW VOR ORT
I
nsgesamt 57 Nestfalken, Wanderfalken und Turmfalken sind
Mitte August in die „FalkenKita“ an der Bielsteinstraße eingezogen. Betrieben wird die dreigruppige
Kita von den Falken Bielefeld. Sie ist
eine von elf Kindertagesstätten, die
von der BGW in knapp zwei Jahren
nach dem von ihr entwickelten Konzept der Zukunftskita in modularer
Holzbauweise errichtet worden sind.
An der Bielsteinstraße ist neben der
rund 560 Quadratmeter großen Kita
zudem ein 460 Quadratmeter großer
Anbau für den Offenen Ganztagsbetrieb der Diesterwegschule entstanden. „Dies ist die optimale Lösung
vor allem für Eltern, die ein Kind in
der Kita und eins in der Grundschule
haben. Denn sie können ihre Kinder
problemlos zusammen abholen“,
betont Kita-Leiter Nils Karbstein.
Alter Baumbestand
wurde erhalten
Die Verbindung zwischen den beiden Gebäudeteilen erfolgt über
eine große Dachterrasse, die sich
über dem Mehrzweckraum der Kita
befindet. Für die Kinder wird frisch
mit Bioprodukten gekocht: Jeden
Tag verlassen bis zu 300 Gerichte die
Küche. Und auch die Außenanlagen
der Kita stellen eine Besonderheit
dar: Die BGW hat das Gebäude so
geplant, dass der schöne alte Baumbestand erhalten werden konnte.
Insgesamt hat sie rund 3,2 Millionen
Euro in den Neubau investiert.
Für ihr Klavier hat BGW-Mieterin
Sonja Wattenbach in ihrer neuen
Wohnung Im Drewer Esch sofort
einen schönen Platz gefunden.
GESUNDHEITSEXPERTIN
BGW-Mieterportrait
mit Musiktalent
D
ie beiden Engel über der
Haustür hatten es Sonja
Wattenbach sofort angetan.
„Ich habe den Architekturentwurf
in der Internet-Wohnungsbörse
entdeckt und war sehr gespannt,
wie das Bild auf der Fassade aussehen würde“, sagt sie. Seit etlichen
Monaten begegnen ihr täglich neben
den berühmten Putten aus Raffaels
Gemälde „Sixtinische Madonna“
weitere Kunstwerke wie etwa Vincent van Goghs Selbstportrait und
„Der abgefangene Liebesbrief“ von
Carl Spitzweg. Denn seit Ende Juli
lebt die 26-Jährige „in bester Gesellschaft“ – so das Motto des neuen
BGW-Wohnhauses Im Drewer Esch
in Babenhausen.
Stadt Nieheim im Kreis Höxter. Ihre
Ausbildung führte sie im Jahr 2007
nach Bielefeld: Nach dem Abitur
erlernte sie bei der Techniker Krankenkasse den Beruf der Kauffrau
im Gesundheitswesen. Sechs Jahre
lang pendelte sie täglich zwischen
Nieheim und Bielefeld, bis sie sich
2013 ihre erste eigene Wohnung in
Schildesche nahm. „Bielefeld gefällt
mir gut, weil es beides bietet: Es ist
zwar eine Großstadt, dabei aber auch
sehr grün“, betont sie. An ihrem
Arbeitsplatz in der Innenstadt ist sie
für alle Fragen rund um den Krankenhausbereich zuständig, berät die
Patienten, welche Klinik die passende Behandlung bietet und welche
Leistungen in Anspruch genommen
werden können. Ihr Fachwissen verAusbildung zur Kauffrau
tieft die sympathische junge Frau seit
im Gesundheitswesen
2011 durch ein Fernstudium, das sie
mit dem Bachelor im GesundheitsGeboren und aufgewachsen ist Sonja und Sozialmanagement abschließen
Wattenbach in der 6.400-Einwohner- wird.
Musikalische Begabung
liegt in der Familie
Beruf und Studium – bei einem
solchen Arbeitspensum bleibt der
BGW-Mieterin nur wenig Zeit für
ihr Hobby, die Musik. Ihr schönes
altes Klavier ist dennoch mit ihr in
die neue Wohnung gezogen. Sonja
Wattenbach stammt aus einer
musikalischen Familie: Ihre Mutter
ist Chorleiterin und ausgebildete
Sängerin, und sie selbst hat sowohl
Klavier- als auch Gesangsunterricht
genommen. Und noch ein Instrument wartet darauf, häufiger gespielt
zu werden. „Wenn ich mein Studium beendet habe, will ich mit dem
Gitarrenunterricht beginnen“, hat
sich die 26-Jährige vorgenommen.
BGW VOR ORT | 19
WOHNEN
BIELEFELD
Wohnen mit Versorgungssicherheit
BGW-Stadtrallye war ein großer Erfolg
17. BIELEFELDER MODELL
entsteht in Heepen
1.250 SCHÜLER GINGEN
auf Erkundungstour
Z
wei weitere Wohnanlagen
des Bielefelder Modells sind
im Spätsommer und Herbst
bezogen worden. Nach dem von der
BGW entwickelten Konzept ermöglichen sie Menschen mit und ohne
Behinderung ein selbstbestimmtes
Leben mit Versorgungssicherheit. 38
barrierefreie Wohnungen und eine
Gästewohnung sind an der Braker
Straße entstanden. Die zwischen
47 und 72 Quadratmeter großen
Wohnungen befinden sich in einem
Komplex mit drei Gebäuden, wobei
jedes Haus nach einem Komponisten
benannt ist: Mozart, Beethoven und
Wagner. Im Haus „Mozart“ befindet
sich ein Wohncafé, das als Treffpunkt
nachbarschaftlicher Aktivitäten
dient. In den Räumen, die direkt an
die frühere Grundschule angrenzen,
ist die Erweiterung der städtischen
Kita ermöglicht worden.
Über einen
Zuschuss für die
Klassenkasse
konnten sich die
Gewinner der
BGW-Stadtrallye
freuen.
Wohnanlage neben
dem Bezirksamt
An der Salzufler Straße in Heepen
hat die BGW direkt neben dem Bezirksamt mit der Errichtung ihrer
17. Wohnanlage des Bielefelder
Modells begonnen. Hier entstehen
Die erste Wohnanlage des Bielefelder Modells in
Heepen baut die
BGW neben dem
Bezirksamt.
Rot-weiSSe Streifen
an der Fassade
44 barrierefreie Wohnungen und
drei Gästewohnungen hat die BGW
im Oktober Am Pfarracker in Schildesche fertiggestellt. Im Zuge des
Neubaus ist zudem das benachbarte
neungeschossige Wohnhaus modernisiert worden; durch den Anbau
einer Rampenanlage erfolgt auch
hier eine barrierefreie Gebäudeerschließung. Auch optisch bilden
die beiden Gebäude eine Einheit:
Mit ihrer Fassadengestaltung in rotweißen Streifen lenken sie die Blicke
auf sich.
20 | BGW VOR ORT
38 barrierefreie
Wohnungen und
eine Gästewohnung sind an der
Braker Straße
entstanden.
21 Wohnungen und eine Gästewohnung sowie eine Volksbankfiliale.
Die Fertigstellung ist für Herbst 2015
vorgesehen. Als ein weiteres Projekt
plant die BGW in Oldentrup Wohnen mit Versorgungssicherheit in
einer Holzbauweise.
Im Zuge des
Neubaus in Schildesche wird auch
das benachbarte
Wohnhaus
modernisiert.
E
ine Gruppe von 19 Schülerinnen und Schülern der Friedrich-v. Bodelschwingh-Schule
hat sich am 15. September pünktlich
um 10 Uhr vor dem Büro der BGW
am Alten Markt versammelt. Als
Auftakt ihrer Projektwoche zum
800-jährigen Jubiläum Bielefelds
nahmen die Zehntklässler an diesem
Tag an der BGW-Stadtrallye teil. JanNiklas Römer, der mit drei Kollegen
Neues Buch stellt das
Bielefelder Modell vor
Die BGW hat ein Buch herausgegeben, in dem sie die
Entstehung und die wesentlichen Bausteine des von
ihr entwickelten Bielefelder
Modells darstellt. Unter dem
Titel „Das Bielefelder Modell.
Konzept eines selbstbestimmten Wohnens mit Versorgungssicherheit“ wird darin u. a. auf
die räumlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des
Modells, die Anforderungen an
den ambulanten Dienstleister
und die Versorgung dementiell
erkrankter Menschen eingegangen. Ergänzt werden die
Informationen durch Interviews
mit Personen, die in ganz
unterschiedlichen Funktionen
mit dem Bielefelder Modell
befasst sind. Das Buch (ISBNNr. 978-3-00-047932-8) kann
zum Preis von 19,90 Euro käuflich erworben werden.
Das Alte Rathaus
war eine der
zwölf Stationen
der Stadtrallye.
Erste Station: das Haus Obernstraße
51. „Welche Tätigkeit führte eine Bielefelder Berühmtheit in diesem Haus
durch und wie war ihr Name?“, lautete die Frage dazu. Eine Bronzetafel
an der Fassade gab die Antwort: Hier
machte der Apotheker Dr. August
Oetker seine Backexperimente. Weiter ging es zur Kunsthalle: Dort galt
es, ein Kunstwerk aufzusuchen, das
sich unter Natureinflüssen dreht.
Die Zehntklässler wurden schnell
fündig: An der Rückseite des roten
Sandsteingebäudes bewegt sich eine
Metallskulptur des amerikanischen
Künstlers George Rickey sanft im
Wind, und eine Infotafel verrät das
Jahr, in dem das kinetische Objekt
erworben wurde.
penstufen der Rudolf-Oetker-Halle
zählen und herausfinden, welches
von einer berühmten Band besungene Fortbewegungsmittel die Fassade
eines BGW-Wohnhauses an der
Carlmeyerstraße ziert. Der Slogan,
mit dem die BGW die Farbgestaltung ihrer Gebäude beschreibt,
bildete schließlich das Lösungswort:
Stadt bunt statt grau.
Mindestens 800 Schülerinnen und
Schüler, so war das Ziel, sollten an
der Stadtrallye teilnehmen. Schließlich wurden die Erwartungen jedoch
weit übertroffen: Rund 1.250 Kinder
und Jugendliche aus 30 Schulen
begaben sich vom 2. Mai bis zum
30. September auf Entdeckungstour durch Bielefeld. Und dies sind
STADT BUNT STATT GRAU
die Gewinner, die sich über einen
stattlichen Zuschuss für die KlassenZwölf Stationen umfasste die Stadt- kasse freuen können: 5. bis 8. Klasse:
in dem neuen BGW-Büro arbeitet,
rallye, die von den Auszubildenden
Johannes-Rau-Schule (7b und 8a),
verteilte grüne Taschen mit Frageder BGW anlässlich des BielefeldRatsgymnasium (6d), Realschule
bogen, Block und Kugelschreiber
Jubiläums entwickelt worden ist. Ziel Senne (7b), Hans-Ehrenberg-Schule
und erläuterte den Ablauf der Rallye: war es, Kindern und Jugendlichen
(6b), Dothanschule (6); 9. bis 12.
„Ziel ist das Bürogebäude der BGW ihre Heimatstadt anhand von marKlasse: Maria-Stemme-Berufskolleg
an der Carlmeyerstraße, wo ihr den
kanten Bauwerken nahe zu bringen. (FS3H), Martin-Niemöller-Gesamtausgefüllten Fragebogen abgebt. Im Bei der Auswahl der Fragen hatten
schule (LK-GE12), Realschule Senne
Bistro der Ravensberger Spinnerei
die Azubis darauf geachtet, dass sich (9b), Friedrich-v.-Bodelschwinghkönnt ihr bei einem Imbiss Pause
die Antworten nur vor Ort erschlie- Schule (10), Friedrich-Wilhelmmachen. Außerdem bekommt ihr ein ßen und nicht einfach im Internet
Murnau-Gesamtschule (9b);
Ticket, mit dem ihr die Stadtbahn
googeln lassen. So mussten die TeilZusatzfrage: Martin-Niemöllerbenutzen könnt.“ In zwei Gruppen
nehmer die Farbe einer S-förmigen
Gesamtschule (LK-GE12), Bossemachten sich die Schüler mit ihrem Bank auf dem Kesselbrink erkunden, schule (9b), Realschule Senne (9b),
Lehrer Andreas Schmidt-Rolfes auf
das Grab der Vierlinge auf dem Alten Laborschule (9 Zinnober), Bosseden Weg zur Stadterkundung.
Friedhof aufsuchen, die Kellertrepschule (9a).
BGW VOR ORT | 21
TIPPS & INFOS
TIPPS
MENSCHEN
& INFOS
BGW-Team siegte beim Menschen-Kicker
Basteltipp für Kinder
QUARTIERSFEST AN DER CARLMEYERSTRASSE
Z
Foto: Freitag
u einem großen Nachbarschaftsfest hatten die BGW,
die Freie Scholle, der AWOKreisverband und der ambulante
Dienstleister Alt und Jung Süd-West
e.V. am 29. August die Bewohner im
Quartier rund um die Carlmeyerstraße eingeladen. Auf der Grünfläche an der Albert-Schweitzer-Straße
gab es nicht nur Kaffee und Kuchen,
Bier und Bratwurst, sondern konn-
ten sich die zahlreich erschienenen
Gäste im Bull-Riding versuchen, an
einer Tombola teilnehmen oder auf
dem Flohmarkt stöbern. Acht Mannschaften waren zudem beim Menschen-Kicker angetreten, bei dem
das Team der BGW beachtlichen
Körpereinsatz zeigte: Mit 1:0 besiegte
es die Mannschaft der Haus-Service
GmbH der Freien Scholle im Finale.
O
Futterglocke für Meise und Co.
b kleine Meise oder große
Amsel: Bei Schnee und Eis
tun sich die Vögel mit der
Futtersuche schwer. Mit einer Futterglocke kannst du sowohl den Vögeln
als auch dir selbst eine große Freude
machen. Denn es macht Spaß, den
Tieren beim Fressen zuzuschauen.
MITRATEN – UND GEWINNEN!
H
aben Sie die Texte in dieser
Ausgabe unserer Mieterzeitung „BGW vor Ort“
aufmerksam gelesen? Dann können
Sie sicher auch die Fragen unseres
Preisrätsels beantworten. Das Mitmachen lohnt sich! Unter allen Einsendern verlosen wir einen mobilen
Fotodrucker. Als zweiten Preis haben
wir einen Gutschein im Wert von 50
Euro für das „agora“ auf dem Kesselbrink ausgewählt. Als dritte Preise
gibt es zudem drei Geldwertkarten
im Wert von je 25 Euro für die Bäder
der BBF zu gewinnen. Ein Umtausch
in Geld ist nicht möglich. Einsende-
1
2
3
4
schluss ist der 31. Januar 2015. Schreiben Sie das Lösungswort auf eine
Postkarte und schicken Sie diese an
die BGW, Frau Gabriela Gruel, Carlmeyerstraße 1, 33613 Bielefeld. Oder
senden Sie eine Mail an g.gruel@
bgw-bielefeld.de. Viel Glück! Und
dies sind die Gewinner des letzten
Rätsels: Der erste Preis, ein E-BookReader, ging an Caroline Bednorz.
Klaudia Schwientek und Lena Koers
gewannen je eine Bielefeld-Tasche.
Über drei Geldwertkarten der BBF
konnten sich Irene Schulz, Barbara
Nwaneri und Lutz Tiemann freuen.
1. Wer machte im Haus Obernstraße 51 Backexperimente?
2. Was war der Kesselbrink
ursprünglich?
3. Was stellte der Bielefelder Unternehmer Richard Nagel her?
4. Was ist das Hobby der BGWMieterin Sonja Wattenbach?
5. Was weht auf den BGW-Häusern
Am Großen Feld?
6. Was richtet die BGW in der
Flüchtlingsunterkunft in Brackwede
ein?
7. In welchem Stadtteil hat die BGW
eine weitere Wohnanlage des Bielefelder Modells gebaut?
8. Welche Stadt gab den Stühlen im
„agora“ ihren Namen?
9. Wer malte das Bild „Der abgefangene Liebesbrief“?
10. Was leuchtet an den BGW-Häusern an der Ravensberger Straße?
11. Welcher Vogel gab der neuen
Kita an der Bielsteinstraße seinen
Namen?
Dazu brauchst du:
• 150 g Kokosfett oder Rindertalg
• 150 g Futtermischung (z. B. Hafer-
flocken, Weizenkleie, Sonnen blumenkerne, gehackte Erdnüsse)
• 1 Stück Kordel
• 1 Tontopf mit rund zehn Zenti metern Durchmesser
• 1 Einmach- oder Gurkenglas
• 1 Ast, der mindestens zehn Zenti-
meter höher ist als der Topf
1 Zunächst erwärmst du das Fett
vorsichtig auf dem Herd in einem
Topf. Sobald es weich ist, rührst
du die Futtermischung hinein und
lässt es etwas abkühlen. Zur Weiterverarbeitung muss die Masse
noch formbar sein.
2 Dann steckst du den Ast durch
später zu viel Fett heraus. Stelle
den Topf in ein Einmachglas. Der
Stock sollte etwas über den Tontopf hinausragen, so dass er den
Vögeln als Landeplatz dient.
3 Nun füllst du die Futtermasse in
den Tontopf und lässt sie über
Nacht hart werden. Oben am
Stock befestigt du eine Kordel
zum Aufhängen. Die fertige
Futterglocke kannst du im Garten
oder auf dem Balkon aufhängen.
die Öffnung des Blumentopfes. Er
sollte genau passen, sonst tropft
Alte Meister sind Im Drewer Esch eingezogen
WOHNEN IN BESTER GESELLSCHAFT
5
Bilder berühmter Werke alter Meister
zieren die Hausfassaden Im Drewer
Esch in Babenhausen.
6
7
8
9
10
11
22 | BGW VOR ORT
E
inen Neubau mit sechs frei
finanzierten Wohnungen hat
die BGW Im Drewer Esch 7 in
Babenhausen errichtet. Die zwischen
62 und 92 Quadratmeter großen
Wohnungen sind zum 1. August
bezogen worden. Das Gebäude, in
das die BGW rund 1,3 Millionen
Euro investiert hat, weist den Standard eines Niedrigenergiehauses auf.
Die Beheizung und Warmwassergewinnung erfolgt mit Holzpellets;
außerdem ist eine Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung installiert worden. Unter dem Motto
„Wohnen in bester Gesellschaft“ hat
die Diplom-Designerin Petra Breuer
die Bilder berühmter Künstler wie
Albrecht Dürer, Raffael, Carl Spitzweg und Vincent van Gogh auf die
hellgrundige Fassade sowie auf die
Balkonbrüstungen gebracht. Die
Gestaltung setzt sich an dem im Jahr
2002 erbauten Nachbarhaus fort.
BGW VOR ORT | 23
Impressum
Herausgeber: Bielefelder Gemeinnützige
Wohnungsgesellschaft (BGW)
Verantwortlich: Gabriela Gruel
und Bruno Schwope
Redaktion: Regina Doblies
Gestaltung: Petra Butenholz
Fotos: Csaba Mester
Auflage: 13.000
Raum für die Zukunft
BGW eröffnet Büro am Alten Markt
PRÄSENZ IN BIELEFELDS „GUTER STUBE“
M
it einem Büro an der
Obernstraße 2 ist die
BGW seit dem 30. August
auch in der Bielefelder Altstadt
vertreten. „Als größter Immobiliendienstleister in der Region Ostwestfalen-Lippe hatten wir schon seit
längerem den Wunsch, uns neben
unserem Bürogebäude an der Carlmeyerstraße auch an einer exponierteren Stelle zu präsentieren. Dafür ist
der Alte Markt, die gute Stube dieser
Stadt, der richtige Standort“, sagte
BGW-Geschäftsführer Norbert
Müller anlässlich der Eröffnung.
Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss des modernisierten Hauses
stehen der BGW insgesamt rund
110 Quadratmeter zur Verfügung.
Die hellen Räume sind individuell
und kundenfreundlich ausgestattet
worden. Vier Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bewirtschaften und
vermarkten von hier aus die Gewerbeimmobilien der BGW. Das
Büro ist zudem eine Anlaufstelle für
Personen, die sich für das Dienstleistungsangebot der BGW interessieren. Geplant sind außerdem
gemeinsame Aktionen mit Kooperationspartnern wie den Stadtwerken
oder der Polizei zu Verbraucherthemen. Das Kerngeschäft der BGW,
die Vermietung, bleibt weiter an der
Carlmeyerstraße angesiedelt. Geöffnet ist das Büro am Alten Markt
montags bis freitags von 10 bis 19
Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr.
Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH Carlmeyerstraße 1 D- Bielefeld Tel. 0521.88 09 01 Fax 0521.88 09 228
Notruf 0521. 5 299 299 e-mail: [email protected] internet: www.bgw-bielefeld.de

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