4. März 2016 | 9 - Kirchenzeitung Koeln

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4. März 2016 | 9 - Kirchenzeitung Koeln
www.kirchenzeitung-koeln.de | Einzelpreis: 1,95 €
4. März 2016 | 9
Dokumenten-Retterin
Seite 10
INHALT / KIRCHE UND WELT
IN DIESER WOCHE
vom 4. 3. bis 10. 3. 2016
„Christsein bedeutet Dienst“
Professor Thomas Sternberg,
Präsident des Zentralkomitees der
deutschen Katholiken, sprach bei
einem Redaktionsbesuch über seine
Vorstellungen einer synodalen Kirche
Seite 4
Rhein-Meeting������������������������������������������������ Seite 8
Unangenehme Fragen ertragen������������������������ Seite 15
Alternativen zum Zölibat���������������������������������� Seite 16
Impressum������������������������������������������������������� Seite 17
Regionale Berichte������������������������������������������ Seite 33
Scham über Missbrauch���������������������������������� Seite 47
Warum isst mein
Kind denn nicht?
Elf Tipps
Seite 53
Titelbild: Hannah Zettner will
Restauratorin werden. Zurzeit absolviert
die junge Frau ein Jahrespraktikum in
der Werkstatt für Papierrestaurierung
beim Landschaftsverband Rheinland
in der ehemaligen Abtei Brauweiler.
Mehr über das, was in der Werkstatt
geschieht, lesen Sie auf den Seiten
10 und 11. (Foto: Boecker)
2 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
„Enorme Fehler“
Kardinal Pell sagt zu Missbrauchsfällen aus
ROM. Hollywood rüstete sich am Sonntagabend gerade für die Oscar-Verleihung an
„Spotlight“, einen Film über die Vertuschung
sexuellen Missbrauchs in der katholischen
Kirche (siehe Seite 47). Wenige Stunden zuvor, als Nacht über Rom lag und es in Australien schon wieder Tag war, trat in einem
römischen Hotel Kurienkardinal George Pell
vor eine Videokamera, um vor der australischen Missbrauchskommission auszusagen.
„Die Kirche hat enorme Fehler gemacht“,
räumte er ein.
Kardinal sagt, was er wusste
Im Mittelpunkt der mehrtägigen Befragung standen Missbrauchsfälle im australischen Bistum Ballarat aus den 1970er-Jahren. Damals war Pell
dort als Priester tätig und
stand in freundschaftlichem Kontakt zu einem
Priester, der inzwischen
wegen Missbrauchs verurteilt wurde. Pell gehörte
zum Beratergremium des
Bischofs, bevor er selbst
erst Weihbischof und später Erzbischof von Mel- Kardinal George Pell. (Foto: KNA)
bourne wurde.
Nun äußerte er sich
persönlich zu dem, was er damals wusste
und vielleicht versäumte – inzwischen Kurienkardinal, Leiter der zentralen Finanz- und
Wirtschaftsbehörde im Vatikan, einer der
einflussreichsten Mitarbeiter des Papstes.
Pell sprach unverblümt: Die Kirche habe vielerorts und gewiss in Australien Dinge „verbockt“ und „Leute im Stich gelassen“. Man
arbeite daran, Fehler zu heilen. Aber: „Ich
bin nicht hier, um das Unhaltbare zu verteidigen“, sagte Pell.
Nächtliche Videoschaltung
Dass die Aussage nächtens per Videoschaltung stattfand – aus dem Hotel Quirinale unweit der mondänen Piazza della Repubblica beim römischen Hauptbahnhof –, war
dem Gesundheitszustand Pells geschuldet:
Aufgrund eines Herzleidens hatte er darum
gebeten, auf die Reise nach Australien verzichten zu dürfen.
Trotzdem ist der Unmut darüber, dass
Pell nicht persönlich vor dem Ausschuss erscheinen wird, vor Ort groß. Im Vorfeld der
Aussage riefen Missbrauchsopfer die Kampagne „Send Ballarat Survivors To Rome“
ins Leben. Medienberichten zufolge stellten
fünf Spender umgerechnet insgesamt rund
131 000 Euro zur Verfügung, um einigen
Opfern und Angehörigen die Teilnahme an
der Befragung Pells zu ermöglichen.
Der Wunsch der Opfer, die Befragung
Pells in Rom zu erleben, sei „nur angemessen“, befand Richter Peter McClellan, Vorsitzender der Untersuchungskommission. So
saßen während der Videoaufnahme des Kardinals nun auch zehn Betroffene im römischen Tagungsraum. Einige trugen T-Shirts
mit der Aufschrift „No more silence“ (Kein
Schweigen mehr) oder mit einem Bild von
sich als Kind.
In der Woche vor der Befragung berichteten australische Medien über Missbrauchsvorwürfe und Ermittlungen gegen ihn persönlich. All dies wies der Kardinal entschieden zurück. „Die Anschuldigungen sind unbegründet und völlig falsch“, hieß es in einer
Erklärung aus dem römischen Büro des australischen Geistlichen. Zudem sei der Zeitpunkt der Veröffentlichungen eindeutig dazu
bestimmt, ihm und der katholischen Kirche
größtmöglichen Schaden zuzufügen.
Selbstkritischer Kardinal
In seiner Video-Aussage zeigte sich Pell
selbstkritisch. „Ich muss sagen, ich war damals sehr geneigt, einem Priester zu glauben,
wenn er den Vorwurf des Missbrauchs dementiert hat“, zitierten ihn Medien. Bei Fragen zu konkreten Fällen gab er an, sich nicht
erinnern zu können, oder verwies auf die
Verantwortung des damaligen Bischofs Ronald Mulkearns. Die Kommission trug Belege für die Mitwisserschaft von Kirchenmitarbeitern vor; Pell räumte ein, es habe „offenbar eine signifikante Zahl von Menschen“
gegeben, die von Missbrauch gewusst hätten.
Kurz vor der Anhörung am Sonntag ließ
Pells Büro ein Foto verbreiten, das zeigt,
wie er in den Vatikanischen Gärten ein gelbes Band an einem Zaun befestigt - Zeichen
einer Kampagne in Australien, die sexuellen
Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen publik machen will. Später, in der Befragung,
sagte er, die Ursünde sei leider „lebendig und
munter“, auch in der katholischen Kirche.
Unterdessen hielten Demonstranten vor dem
Sitz der Kommission in Australien Schilder hoch: „Pell go to hell“ - „Fahr zur Hölle,
Pell“. Die Untersuchung dauert an.
Burkhard Jürgens/Michael Lenz
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
MEINUNG
Die Sünde der Halbherzigkeit
Vielleicht geschieht am 7. März in Brüssel anlässlich des Türkeigipfels noch ein politisches
Wunder. Vielleicht gelingt es sogar, die nach
der Dublin-III-Verordnung für alle Mitgliedstaaten der EU vorausgesetzte Solidarität einer
gleichmäßigen Verteilung der Flüchtlinge wiederherzustellen.
Doch gegenwärtig beherrschen andere Bilder unsere Köpfe: Massen von verzweifelten
und auf das Tiefste enttäuschten Flüchtlingen
kampieren an der griechisch-mazedonischen
Grenze. Human können nur ausgebildete Zyniker diese Lage nennen: 20 000 Flüchtlinge
sind mittlerweile in Griechenland gestrandet;
täglich werden es mehr. Doch die Mehrzahl der
europäischen Politiker hat genau das gewollt:
Sie buchstabieren das Gesetz, dass nämlich der
Erstaufnahmestaat innerhalb der EU für Registrierung und Weiterverteilung der Flüchtlinge
„zuständig“ ist. Doch keiner der Staaten – ausgenommen: die Bundesrepublik – ist zur Aufnahme der Schutzsuchenden noch bereit. Der
„Umkehrschub“, durch die Abschottung der
Grenzen in Gang gesetzt, entfaltet seine fatale Wirkung.
Griechenland wird sehr bald unter der Last
eines immer weiter anwachsenden Flüchtlingsstroms kollabieren. Es wird sich dann die Frage stellen, welches Land denn seine helfende
Hand Athen reichen wird. Vermutlich keines.
Vielleicht Berlin. Mit einiger Sicherheit wird
aber auch Deutschland sehr bald seine Grenzen
„dicht“ machen; Thomas de Maizière hat dies
bereits angekündigt, als er mit „anderen Maßnahmen“ drohte. Dann wird ganz Europa eine
Festung aus Zaun und Stacheldraht, ausgerüstet mit massiven Grenzkontrollen, geprägt von
Polizeigewalt. Doch die Flüchtlinge aus dem
Nahen Osten und Afrika wird dies nicht schrecken, auch nicht die Schleuserbanden. Sie werden andere Wege, noch gefährlichere, finden.
Alexander Gauland, der Vize der AfD, sagte soeben sinngemäß, die Politik dürfe sich bei
der Frage, ob sich das Land gegen Flüchtlinge
abschotten soll, nicht von weinenden Kindern
beeindrucken lassen. Dem kann man zustimmen – doch nur um den Preis, dass man sich
dann nicht eingesteht, wie groß die Sünde der
Hartherzigkeit gegenüber den „draußen“ wartenden und darbenden, Schutz und Sicherheit
suchenden Flüchtlingen in Wahrheit ist.
Friedrich Graf von Westphalen
Wechselbad der Gefühle
Vergangenen Samstag, kurz nach 18 Uhr: Ich
lerne Pfarrer Dariusz Szyska kennen, der aushilfsweise die Vorabendmesse in einer unserer
Kirchen feiert. Zu Beginn der Messe stelle ich
der Gemeinde den ihr fremden Priester vor, den
ich gerade als sympathischen, unkomplizierten
Mann kennen- und schätzen gelernt habe. Dariusz wird – das ist spürbar – mit offenen Herzen empfangen. Die Atmosphäre ist heiter und
entspannt, aber trotzdem ernsthaft. Die meisten
beten und singen mit. Meine Katechese gelingt.
Ich freue mich, dass wir zusammen die Kirche
als frohe Glaubensgemeinschaft erleben dürfen
und bin überzeugt: auch diejenigen, die selten
zum Gottesdienst kommen, gehen heute positiv
gestimmt nach Hause. Schön, dass ich Teil dieser Kirche bin, in ihr und für sie arbeiten darf.
Vergangenen Samstag, kurz nach 20 Uhr:
Ich sitze im Kino, Reihe 10, Platz 15. Der Film
„Spotlight“ fängt an. Schnell wird klar: Hier
kommt die Kirche gar nicht gut weg. Sie erscheint als Organisation, der ihr eigenes Ansehen wichtiger ist als das Wohl von Kindern.
Führende Köpfe dieser Kirche wissen offenbar
genau, dass etliche Priester Kinder sexuell missbraucht haben oder es immer noch tun, aber keiner unternimmt etwas dagegen. Vielmehr versucht die Kirche nach Kräften, die Wahrheit unter der Decke zu halten. Das Schlimmste ist für
4. März 2016 | Ausgabe 9/16 mich: Die Story ist nicht ausgedacht, keine Fiktion: Der Film beruht auf Tatsachen! Und jetzt
fühle ich mich mies; ich schäme mich für die
Kirche, deren Teil ich bin und für die ich arbeite.
Der Kirchenzeitung hatte ich ein paar Tage zuvor einen Artikel über den Film zugesagt (siehe
Seite 47). Da ahnte ich noch nicht, dass ich im
Kino so wütend werden und mich so schämen
würde. Den Artikel schreibe ich am nächsten
Tag. Und dabei schreibe ich mir auch viel von
meiner Wut von der Seele.
Und jetzt? Natürlich bleibe ich in und bei
meiner Kirche; ich bin einfach unheilbar katholisch. Schließlich muss ich ja nicht nur die
Fehler meine Kirche aushalten, sondern die
Kirche muss auch meine aushalten. Bisher hat
beides ganz gut geklappt. Ich ahne, dass viele
vom Thema sexueller Missbrauch in der Kirche
am liebsten nichts mehr hören wollen. Aber ich
spüre auch, wie wichtig die Prävention sexuellen Missbrauchs ist. Es ist Aufgabe der Kirche,
also auch meine Aufgabe, Kinder und Jugendliche zu schützen. Zu ihrem Wohl. Und damit
sich Boston bei uns nicht wiederholt! Karl Heinz Schellenberg
Unser Gastautor, Karl Heinz Schellenberg,
ist Diakon in der Gemeinde St. Remigius in
Leverkusen.
BEMERKUNGEN AUS DEM
OBERBERGISCHEN
Rosensonntag: In den Zeiten, als Religion noch nicht peinlich und die Liturgie noch schön war, ritt der Papst von
der Kirche „Santa croce in Jerusaleme“ zur „Basilika San Giovanni in Laterano“. Mit der rechten Hand segnete er
das Volk und in der
linken Hand hielt er
eine kunstvoll geschmiedete goldene
Rose. Die Zügel des
Pferdes hielt der jeweilige
Stadtpräfekt, welcher in ein
gold-rotes (die Farben Roms ) Beinkleid gewandet war. Im
Inneren der Rose waren Moschus und
Balsam verborgen, sodass sie einen
himmlischen Duft verströmte. Mit dieser Rose zeigte sich der Papst schließlich auf dem Balkon des Lateranpalastes und rief dem versammelten Volk zu:
„Latare Jerusalem et conventum facite omnesqui diligites eam…“ „Freue
dich Jerusalem! Und kommt alle zusammen, die ihr die Gottesstadt liebt…
Von Herzen seid froh, die ihr in Traurigkeit wart…“ Und das versammelte
Volk ließ sich das nicht zweimal sagen.
Mitten in der Fastenzeit begann es zu
tanzen, zu singen, zu feiern. Mit anderen Worten: Es ließ für einen Tag den
Karneval noch mal aufleben. So kommt
es, dass bis auf den heutigen Tag am
Sonntag Laetare, in einigen Gegenden
der katholischen Welt, für diesen einen
Tag das Fasten gebrochen und Karneval gefeiert wird. Mit allem Drum und
Dran: Umzügen, Maskenbällen, Verkleidungen und vieles mehr. So in den
Benelux-Ländern und einigen Orten in
der Eifel. Bis heute nennen die Römer
den Sonntag laetare „Domenica delle
rose“. Rosensonntag. Es ist also ganz
und gar nicht unkatholisch, wenn einige sturmverängstigte Städte den ausgefallenen Rosenmontagzug mitten in
der Fastenzeit nachholen. Sie müssten
es nur an diesem besonderen Sonntag
tun. Und wenn sie es mit der wunderbaren Geschichte der goldenen Rose
von Rom begründeten, wären sie – im
Gegensatz zu den Pegida-Läufern –
wirkliche Hüter einer abendländischen
Kultur. Sie wissen es leider nur nicht.
Freuet euch!
Euer Willibert Pauels
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 3
IM BLICKPUNKT
„Christsein bedeutet Dienst“
Redaktionsgespräch mit Thomas Sternberg
B
rötchen hat er schon lange nicht mehr
gebacken. Aber einen Stollen, den er
jedoch über seiner Arbeit am Schreibtisch vergessen hat. „Der ist nicht so
gut geworden, wie er eigentlich hätte werden müssen“, sagt Thomas Sternberg
schmunzelnd. „Das kommt, wenn man sich
in mehrere Welten begibt.“ Mehrere Welten
– da ist zunächst die der Lehre als Bäcker in
der Backstube seiner Eltern. „Ich habe als
Kind nie etwas anderes werden wollen als
Bäcker und Konditor. Alle Versuche, mich
aufs Gymnasium zu drängen, habe ich scharf
abgelehnt.“ Erst später folgte das Abendgymnasium, dann ein Studium der Germanistik,
Kunstgeschichte und Theologie und schließlich die Promotion in Germanistik und Theologie – immer mit dem Wissen im Hinterkopf: „Wenn alles nicht geht – Brötchen backen kannst du immer noch.“
Unterwegs in mehreren Welten
Mehrere Welten – dazu gehört auch die
Arbeit als CDU-Abgeordneter im nordrheinwestfälischen Landtag und seit November
2015 der Vorsitz des Zentralkomitees der
deutschen Katholiken (ZdK) – des obersten Laiengremiums in Deutschland, das laut
ZDK
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist die Dachorganisation der katholischen Laien in Deutschland. Der Vollversammlung gehören
rund 230 Delegierte an. Das sind Vertreter der katholischen Organisationen,
der Diözesanräte sowie Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Gesellschaft.
Das ZdK vertritt die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit und ist das von
der Deutschen Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des
Laienengagements. Es ging aus dem
1868 gebildeten Zentralkomitee zur Vorbereitung der Deutschen Katholikentage hervor und ist auch heute für die Planung und Durchführung der Katholikentage verantwortlich.
ALS / KNA
➔ www.zdk.de
4 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de Seit November ist Professor Thomas Sternberg Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Bei einem Besuch in der Redaktion der Kirchenzeitung sprach er über die Arbeit des ZdK, über die Frage, wie man eine „synodale Kirche“ macht, und darüber, wie sich die Zusammenarbeit der Laien mit den Bischöfen in Zukunft verändern muss.
Sternberg „einen Katholizismus mit sehr unterschiedlichen Facetten“ repräsentiert. „Es
ist eine Vereinigung von sehr unterschiedlichen Menschen, die aber – und das unterscheidet sie von anderen Gremien – gemeinsam Liturgie feiern, gemeinsam den Friedensgruß tauschen und gemeinsam beten.“
Alle Mitglieder seien „überzeugt katholisch“.
Seine handwerkliche Ausbildung ist
Sternberg heute noch äußerst wichtig. „Ich
bin gerne Handwerker gewesen und bin auch
stolz darauf“, sagt der 63-Jährige. Er habe jedoch gelernt, dass es in Deutschland ein Problem der Anerkennung von Berufen gebe:
„Nämlich die tendenzielle Abwertung von
praktischen Berufen durch die völlige Überschätzung von akademisierten Berufsgängen.“ Ein wesentlicher Teil des Erfolgs in
Deutschland basiere auf der dualen Ausbildung, findet Sternberg. „Und die wird nicht
ansatzweise so wertgeschätzt und ernst genommen, wie sie es eigentlich müsste.“
Da liegt die Frage nahe, ob denn die Kirche noch Zugang zur Handwerkerschaft oder
zur Arbeiterschaft hat? Die offiziellen Kontakte zwischen Kirche und Handwerk seien
„gar nicht so schlecht“, findet Sternberg. Das
Problem sei, dass die Kirche dem Einzelnen
generell viel abverlange. Nicht nur, dass man
sich heutzutage für seinen Glauben bewusst
entscheiden müsse und ihn auch noch in einem zunehmend kirchenfernen Umfeld verteidigen müsse. Auch die Liturgie stelle „eine
hohe intellektuelle Anforderung“ – ganz anders als in alten volkskirchlichen Strukturen,
wo jeder im Umfeld selbstverständlich katholisch war.
In dieser „Intellektualisierung der katholischen Praxis“ sieht Sternberg ein Problem:
„Wir gehen mit einer Selbstverständlich-
keit mit Worten wie exegetisch und pastoral
um, als würde jeder Mensch verstehen, was
das ist.“ Es sei doch bezeichnend, dass heute Elemente der Volksfrömmigkeit wie Wallfahrten, Prozessionen und Andachten wieder
eine größere Rolle spielten. „Ich glaube, dass
unsere Religion und unser Glaube nicht nur
über den Kopf gehen.“ Die Kirche müsse es
wieder schaffen, Menschen so anzusprechen,
dass sie nicht den Eindruck haben, sie seien in ihrem religiösen Ausdruck intellektuell überfordert.
Denn dass es
immer noch
eine klare
Anfrage an
kirchliche
Aktivitäten gebe,
sei unbestritten
– auch
wenn
d e r
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
IM BLICKPUNKT
Wind seit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle und den Vorfällen um den ehemaligen
Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van
Elst und die kirchlichen Finanzen zunehmend
rauer geworden sei. „Wir sind natürlich weniger geworden“, räumt Sternberg ein, verweist
aber gleichzeitig darauf, dass die Katholiken
sich aufgrund einer „falschen Datenbasis“
auch selbst klein machten. Laut Statistik gibt
es 10 Prozent Kirchenbesucher.
„Wir können aber davon ausgehen, dass 55
Prozent der Katholiken in Deutschland eine
Beziehung zu ihrer Kirche haben.“ Es gebe
allerdings keine Daten darüber, wie viele
Menschen an Ostern und Weihnachten zur
Kirche gehen oder einmal im Monat.
Dennoch bewegten sich die Katholiken mit einem Anteil von knapp 30 Prozent
in einem zunehmend kirchenfernen Umfeld. „Wenn wir dann nur mit unseren internen Problemen auftreten, dürfen wir
uns nicht wundern, wenn wir wie
eine merkwürdige Sondertruppe erscheinen, auf die sich der
Blick von außen gelegentlich
amüsiert wendet“, so Sternberg. Die Kirche müsse sich
stärker auf das säkulare
und plurale Umfeld einlassen. Die Situation sei
zurzeit günstig: „Wir haben einen Papst, der Dinge
sagt und schreibt, für die
wir vor drei, vier Jahren
als Revoluzzer verschrien
worden wären.“ Auch
durch den Gesprächsprozess sei Bewegung in
die Kirche gekommen. Zurzeit stelle sich vor allem die
Frage, wie man – wie es der
Papst fordert – eine „synodale Kirche“ mache. „Da werden
wir gefragt sein.“
Dafür sei es auch nötig,
die Zusammenarbeit mit den
Bischöfen zu verändern. „Die Zeit ist vorbei,
wo wir aus einem Gegensatz heraus lebten“,
sagt Sternberg. Eine ganze Generation von
sehr engagierten Männern und Frauen habe
sich zum Teil kaputt gerieben bei dem Versuch, im „Kampf für ihre Kirche“ auch noch
den letzten Bischof vom dem zu überzeugen,
was sie für richtig hielten. Das sei heute anders: „Die jüngere katholische Bevölkerung
ist nicht mehr bereit, diesen Kampf aufzunehmen“, so Sternberg. Außerdem gebe es
eine neue Offenheit im Umgang mit Strukturen. „Ich erfahre einen Bischof nicht mehr als
eine drückende Autorität, gegen die ich mich
wehren muss.“
Mehr Absprachen treffen
In der Vergangenheit habe sich eine
„merkwürdige Parallelstruktur“ zwischen
Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee
entwickelt. Dann passiere es, wie im Fall des
Transatlantischen
Freihandelsabkommens
(TTIP) im vergangenen Jahr, dass ZdK und
Bischofskonferenz fast zeitgleich eine eigene
Erklärung veröffentlichen – beide von Laien
geschrieben. Niemand mache sich klar, wie
so etwas nach außen wirke.
Der Gesprächsprozess habe gezeigt, dass
man auch gemeinsam einen Text erarbeiten
könne, bei dem nur das Argument zähle. „In
jedem Fall verlangt das mehr Absprachen“,
sagt Sternberg. Es gebe aber bereits eine Reihe von Beispielen gelungener Zusammenarbeit wie ein Papier zur Inklusion oder die
Orientierungshilfe für Finanzverantwortliche
katholischer Einrichtungen in Deutschland.
„Ich bin sicher, dass wir zu synodalen Strukturen auf Bundesebene kommen werden“, sagt Sternberg. „Wie die aussehen werden, weiß ich nicht.“
In naher Zukunft steht für
das ZdK im Mai zunächst
einmal der 100. Katholikentag in Leipzig an. Im
Hinblick auf die Großveranstaltung in einer Region mit
gerade einmal
Professor Thomas Sternberg ist Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. 4. März 2016 | Ausgabe 9/16 (Fotos: Becker)
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 5
IM BLICKPUNKT
4,3 Prozent Katholiken erwartet Sternberg
auch einen Perspektivwechsel. In vielen Bistümern würden kirchliche Fragen unter dem
Motiv des „Noch“ diskutiert: Wir sind noch
so viele, das kann man noch machen, da gibt
es noch Priester, noch einen Orden, noch einen Verband... In Leipzig sei das genau umgekehrt. „Dort hört man unentwegt den Ausdruck des ‚Schon‘: Wir sind schon so viele,
haben schon Familienkreise, haben schon
eine neue Pfarrei, schon eine neue Kirche,
schon wieder Neueintritte, schon so viele Erwachsenentaufen...“ Dort könne man sehen,
dass Kirche sich auch „dynamisch nach oben
entwickelt“, sagt der ZdK-Präsident. „Es tut
ausgesprochen gut, Kirche einmal in einer
anderen Richtung zu denken.“
Hohe Wellen hat die Ausladung der AfD
vom Katholikentag geschlagen. Selbstverständlich würden die Positionen der AfD
ebenso wie andere Positionen auf dem Katholikentag diskutiert. Es sei aber nicht sinnvoll, „eine Partei zu nobilitieren, die nicht
mehr eine Partei ist, sondern zu einem Sammelbecken von Proteststimmen geworden ist,
die sich mit etlichen Äußerungen aus dem demokratischen Grundkonsens ausklinken“. In
der Flüchtlingsfrage habe die AfD bis heute
„nicht einen Ansatzpunkt, den ich ernsthaft
weiter diskutieren kann“.
Zum Glück seien Menschen, die sich in der
Flüchtlingsarbeit engagierten, immun gegen
die „Einfach-Parolen“ der AfD, sagt Sternberg. Und überhaupt: Was das enorme hauptund ehrenamtliche Engagement von Katholiken in der Flüchtlingsarbeit angehe, sei er
„ein bisschen stolz auf meine Kirche“. „Dieser riesige Einsatz ist einer der Gründe dafür, dass die Flüchtlingsarbeit in Deutschland
überhaupt funktioniert – und auch dass hier
die Stimmung nicht komplett umgekippt ist.“
Salz und Sauerteig sein
Die Helfer würden sehr wohl Probleme sehen, verstünden aber eben auch „die Dimension einer gigantischen politischen Aufgabe“. Die Hauptaufgaben des ZdK stellen sich
Sternberg aus dem Leitbild einer dienenden
Kirche heraus, wie es auch Papst Franziskus formuliert habe. „Eine der entscheidenden Botschaften des Neuen Testaments ist,
dass Christsein Dienst bedeutet“, so Sternberg. „Wir sind Christen nicht nur für uns,
sondern auch für die 70 Prozent in unserem
Land, die nicht katholisch sind, und für die
knapp 40 Prozent, die nicht christlich sind.“
Die Frage sei, wie wir dienen, damit eine Gesellschaft menschlich sei. „Das ist eine Perspektivenveränderung, die einen auch befreien
kann von dem fressenden Eifer für die eigene Sache.“
Damit würden Themen wie synodale Prozesse, der Umgang mit wiederverheirateten
Geschiedenen oder „Donum Vitae“ nicht nebensächlich. Er habe aber den Eindruck, dass
es über Jahre hinweg teilweise auch künstlich
geschaffene Gegenpositionen in der Kirche
gegeben habe, die der Kirche nicht gut getan
haben und nicht guttun. Dies könne hoffentlich durch die neue Bewegung, die durch den
Papst in die Kirche hineingekommen sei, und
durch eine neue Generation von Bischöfen
überwunden werden.
„Wenn wir dann gemeinsam dienen, ist
es egal, ob etwas von einem Bischof, einem
Kleriker, einem Ordensmenschen oder einem
Laien gesagt wird.“ Dann komme es darauf
an, ob ein Argument gut sei oder nicht, ob die
Kirche überzeugend auftrete oder nicht, findet Sternberg. „Dann verändert sich die Perspektive zugunsten eines Blicks auf unseren
Auftrag, Salz und Sauerteig zu sein.“
Almud Schricke
„Wir sind Christen
nicht nur für uns,
sondern auch für die
70 Prozent in unserem
Land, die nicht
katholisch sind.“
6 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
ERZBISTUM aktuell
„Weltjugendtag vor der Haustür“
Erzbistum fährt nach Breslau und Krakau
Die Jugendseelsorge im Erzbistum Köln
bietet eine Fahrt zum Weltjugendtag
(WJT) nach Krakau an. Der
Anmeldeschluss dafür wurde jetzt bis
zum 15. April verlängert. Über die Gründe
und darüber, was die Jugendlichen in
Polen erwartet, sprach Kathrin Becker
mit Diözesanreferentin Marianne Bauer.
Vergangene Woche wurde der Anmeldeschluss für die WJT-Fahrt des Erzbistums
nach hinten verlegt auf den 15. April. Warum?
Haben Sie noch nicht genügend Anmeldungen?
Bauer: Es gibt schon viele Anmeldungen, aber
wir wissen auch von vielen Gemeinden und
Gruppen, dass sie mit ihren Planungen noch
nicht durch sind. Erst nach Karneval wurde das
Thema WJT in vielen Seelsorgebereichen so
richtig bewusst angegangen.
Der Weltjugendtag findet Ende Juli in
Krakau statt. Ist das ein Ziel, das die Jugendlichen reizt?
Bauer: Ja und Nein. Ein Teil der jungen Leute
hat Polen, wenn ich das mal salopp formulieren
darf, überhaupt nicht auf der Landkarte. Krakau
ist definitiv keine „Top 10: Da will ich mal hin“Stadt für sie. Andererseits haben wir aber auch
viele Jugendliche im Erzbistum, deren Familien aus Polen stammen und die sich sehr freuen,
dass der WJT in Krakau ist. Da ist dann eher unser Problem, dass manche sich auf eigene Faust
auf den Weg dahin machen und bei Oma, Opa,
Onkel, Tante ... übernachten.
INFO
An der Diözesanwallfahrt teilnehmen
können Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Erzbistum Köln ab 14 Jahren in Gruppen mit volljähriger Begleitung sowie Einzelreisende zwischen 18
und 35 Jahren. Zwei Reisepakete stehen
zur Auswahl: Vom 26. bis 31. Juli die Weltjugendtagsfeier in Krakau oder zusätzlich
vom 20. bis 25. Juli die Tage der Begegnung im Erzbistum Breslau. Der Teilnehmerbeitrag liegt – ob mit oder ohne Tagen der Begegnung – bei 559 Euro. Mehr
Informationen und die Möglichkeit zur
Anmeldung gibt es im Internet.
➔➔ www.wjt-koeln.de
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
Was spricht denn aus Ihrer Sicht für Krakau als Stadt des Weltjugendtags?
Bauer: Krakau ist eine attraktive Stadt in einer tollen Gegend und die Menschen da sind
sehr gastfreundlich. Außerdem liegt dieser Weltjugendtag sozusagen vor unserer Haustür – ganz anders
als der letzte in Rio oder
2008 in Sydney. Und dann
kommt noch dazu, dass es
sowohl eine spannende politische Dimension gibt
mit Blick auf die deutschDiözesanreferentin polnische Geschichte und
Marianne Bauer.
die Versöhnung nach dem
Zweiten Weltkrieg, als
auch eine kirchliche Dimension: Krakau ist ja
die Stadt des „Vaters der Weltjugendtage“, Johannes Paul II. Dort hat er studiert, dort war er
als Kaplan, dort hat er als Professor gelehrt, dort
wurde er zum Bischof geweiht ...
Vor dem eigentlichen Weltjugendtag finden in ganz Polen die Tage der Begegnung statt. Wo wird das für die Jugendlichen
aus dem Erzbistum Köln sein und was werden
sie da erleben?
Bauer: Die Tage der Begegnung finden für unsere Teilnehmer in Breslau statt. Wie der Name
schon sagt, steht dabei die Begegnung mit polnischen Jugendlichen im Vordergrund. Wir werden in Gemeinden untergebracht sein – ich denke viel in Gastfamilien – und dort Gottesdienste
feiern, wir werden Sightseeing machen – Breslau ist dieses Jahr Kulturhauptstadt Europas –,
uns aber auch mit der deutsch-polnischen Geschichte auseinandersetzen und mit dem Motto des WJT „Selig die Barmherzigen, denn sie
werden Erbarmen finden“.
Wenn Sie jemandem drei Gründe nennen
müssten, weshalb es sich lohnt, zu den
Tagen der Begegnung und zum Weltjugendtag
mitzufahren – welche wären das?
Bauer: Es lohnt sich, weil der Weltjugendtag
die Chance bietet eine junge, lebendige Weltkirche zu erleben. Hunderttausende Jugendliche
aus aller Welt werden nach Polen kommen. Und
wenn die alle gemeinsam mit dem Papst die Vigil und Abschlussmesse feiern, dann ist das ein
beeindruckendes Erlebnis. Davon nimmt man
nochmal viel Schwung und Kraft für den eigenen Glauben mit nach Hause. Außerdem entstehen aus – manchmal sehr spontanen persönlichen Begegnungen – Freundschaften fürs Leben.
Ausstellung: Was ist
meine Arbeit wert?
KÖLN. Wunsch und Wirklichkeit zur
Frage „Was ist meine Arbeit wert?“
zeigen fünf katholische Verbände ab
Montag, 7. März, in einer zweiwöchigen Ausstellung im Spanischen Bau
des Kölner Rathauses. Die Ausstellung
zeigt Fotos von Frauen und Männern vor
allem aus Pflege- und Erziehungsberufen und gibt ihren beruflichen Wünschen Raum. Anlass ist der „equal pay
day“, mit dem auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam gemacht wird. Bei einer Veranstaltung am Donnerstag, 10. März, um 18
Uhr beim Landschaftsverband Rheinland im Horionhaus werden die Fotomodelle „lebendig“ und sprechen über
Wunsch und Wirklichkeit in ihrem Arbeitsalltag. Kabarettistisch nimmt sich
die Gruppe FKK – Frauenkabarett Krefeld des Themas an. Mehr InformatioKB
nen unter (02 21) 16 42 13 85.
➔➔ www.kfd-koeln.de
Tag für Engagierte in der Flüchtlingshilfe
KÖLN. Um ihnen Dank zu sagen und eine
„Verschnaufpause“ zu bieten, lädt das
Erzbistum Köln Engagierte in der Flüchtlingsarbeit zu einem geistlichen Tag ein
am Samstag, 19. März, 10 bis 16 Uhr. Das
Angebot der Aktion Neue Nachbarn beginnt mit einer Wortgottesfeier mit Kardinal Rainer Maria Woelki in St. Gereon.
Anschließend gibt es Programm im Maternushaus. Weihbischof Ansgar Puff
wird „Impulse im Dialog“ geben und am
Nachmittag stehen den Teilnehmern 17
verschiedene geistliche Abgebote zur
Auswahl – vom Bibelteilen über eine spirituelle Domführung bis zum meditativen
Bogenschießen, vom Bibliodrama über
eine Ermutigung zur Begegnung mit Muslimen bis zum kreativen Schreiben. „Stärken Sie sich an diesem Tag an Seele und
Leib“, heißt es in der Einladung. „Finden
Sie geistliche Anregungen, durch die Sie
das Fundament Ihres Engagements festigen können. Treffen Sie Gleichgesinnte
und sprechen Sie über das, was Sie in Ihrem Engagement bewegt.“ Nähere Informationen zu Programm und Anmeldung
gibt es unter Telefon (02 21) 16 42 12 68,
per E-Mail an [email protected] oder im Internet.
KB
➔➔ www.aktion-neue-nachbarn.de/geistlicher-tag
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ERZBISTUM aktuell
Mehrere hundert Teilnehmer kamen zum dritten Rhein-Meeting in die Domstadt. Hauptredner war der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Müller.
(Fotos: Boecker)
Kurienkardinal Müller gegen „staatlich gelenktes Mainstreaming“
„Frei sein! Wozu?“- drittes Rhein-Meeting in Köln
KÖLN. Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller wendet sich gegen ein „staatlich und ideologisch gelenktes Mainstreaming“. Der Präfekt der Glaubenskongregation kritisierte am
Wochenende in Köln gesellschaftliche Gruppen, die sich des Staates bemächtigen, „um
durch die Möglichkeiten der schulischen Erziehung, der universitären Bildung und der
medialen Information und Meinungsbildung
eine dominante Ideologie zu begünstigen“.
Eine solche Gleichschaltung verrate „obrigkeitsstaatliches und totalitäres Denken“.
Menschen widersetzten sich „mit vollem
Recht“ einer „augenblicklich dominanten
Ideologie“ in Medien, Parlamenten und Rechtsprechung, sagte der Kardinal. Als Beispiele für solche Ideologien nannte er Strömungen, die Abtreibung als Menschenrecht betrachteten oder die Ehe als „beliebige Sexualgemeinschaft“ umdefinierten. Nach den Worten von Müller setzt Freiheit die Möglichkeit
voraus, gemäß dem eigenen Gewissen zu leben und sich unsittlichen Befehlen oder Zumutungen zu widersetzen. Die freiheitliche
Demokratie beruhe auf der unbedingten Anerkennung von Menschenwürde und Menschenrechten, die dem Mehrheitswillen ein
für allemal entzogen seien. Demokratie heiße
nie, dass die Mehrheit auch über Moral und
Gewissen entscheide. Demokratie heiße vielmehr, dass parlamentarische Mehrheit und
Minderheit gemeinsam die Unverfügbarkeit
der Würde und der natürlichen Rechte und
Pflichten des Menschen respektierten.
Der Kardinal warnte vor einem falschen
Verständnis von Freiheit. Sie werde verfehlt,
„wenn sie nur als Berechtigung aufgefasst
wird, alles zu tun, was uns als Individuum oder
Gesellschaft gefällt, nützt und Spaß macht
oder der rücksichtslosen Selbstverwirklichung
dient“. In diesem Sinn unfrei und Sklaven ihres vernunftwidrigen Tuns seien „Kriegstrei-
ber, Menschenhändler, Drogendealer, Terroristen, Kinderschänder, Vergewaltiger, Diebe,
Lügner, Ehebrecher, die Zyniker und Frivolen,
die Tagediebe und Ausbeuter und alle, die gegen den Dekalog handeln“.
Müller forderte auch die Anerkennung der
Religionsfreiheit, die niemals nur individuell
ausgelegt werden dürfe und eine soziale Komponente habe. Zu den unveräußerlichen Menschenrechten gehöre auch die Freiheit, sich
mit einem gemeinsamen Bekenntnis zu einer
Gemeinschaft zusammenzufügen und einen
öffentlichen Kult zu pflegen. Den religiösen
oder weltanschaulichen Gemeinschaften dürfe die gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Leben nicht verwehrt werden.
Kardinal Müller äußerte sich beim „RheinMeeting“, einer dreitägigen Tagung der Gemeinschaft „Communio e Liberazione“, zu
gesellschaftspolitischen und religiösen Themen.KNA
Der letzte Benediktiner von Siegburg ist tot
Alt-Abt Placidus Mittler starb mit 87 Jahren / Beisetzung am Samstag, 5. März
SIEGBURG. Er war ein Mann der klaren Worte, der zudem über eine gehörige Portion rheinischen Humors verfügte. In der vergangenen Woche ist Altabt Placidus Mittler im Alter von 87
Jahren verstorben. Abt Placidus war der vorletzte Abt in der Benediktinerabtei auf dem Siegburger Michaelsberg. Nach Aufhebung der Abtei blieb der gebürtige Bonner und Ehrenbürger
der Stadt Siegburg zusammen mit seinem vor
einigen Jahren verstorbenen Bruder, der ebenfalls Benediktiner war, in Siegburg wohnen. 30
Jahre hat Mittler die Abtei geleitet. Mittler trat
1948 in den Benediktinerorden ein. Während
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sich sein Bruder als Mönch
der Geschichte, insbesondere der Heimatgeschichte,
zuwandte, war die Musikwissenschaft eine Leidenschaft von Placidus Mittler,
der auf den Namen Rudolf
getauft wurde. Insbesondere die Gregorianik hatte es
im angetan. Neben seinen
Aufgaben als Abt leitet er
13 Jahre die St.-Servatius-Gemeinde am Fuße des
Placidus Mittler, der
vorletzte Abt von
Siegburg.
Michaelsberges. Über die Grenzen Siegburgs
machte sich Mittler nicht nur als Autor zahlreicher Bücher einen Namen. Häufig übernahm er
im Auftrag des Erzbischofs Firmungen in den
Gemeinden der Diözese. In den letzten Jahren
war der Altabt schwer krank. Nach einem kurzen Klinikaufenthalt kam er wieder in das Altenheim der Alexianerbrüder zurück, wo er im
Kreis von Ordensleuten starb. Als Letzter Benediktiner wird er auf dem Klosterfriedhof am
Samstag, 5. März, nach den Exequien, die um
10 Uhr in der Klosterkirche stattfinden, beigeRB
setzt. Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
ERZBISTUM aktuell
Begegnung mit Kardinal Woelki
Kirchenzeitung und Katholisch-Soziales Institut laden zur Vorbereitung auf Ostern ein
BAD HONNEF. Die Zukunft der Kirche im
Erzbistum Köln und der besondere Einsatz
für Menschen, die unter Lebensgefahr auf
der Flucht vor Mord und Totschlag ihre Heimat verlassen müssen – das werden zwei der
Themen sein, wenn Robert Boecker, Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, am Mittwoch, 23. März, nach einem Impulsreferat von Kardinal Rainer Maria Woelki mit ihm ins Gespräch kommt. Die
Begegnung ist einer der Höhepunkte im Pro-
gramm des Osterzyklus „Lebendiges Christsein – Hingabe“, den die Kirchenzeitung
und das Katholisch-Soziale Institut (KSI)
von Sonntag, 20. März, bis Donnerstag, 24.
März, veranstalten.
Wer sich gezielt auf Ostern vorbereiten
und mit dem Thema Hingabe in verschiedensten Facetten auseinandersetzen möchte, hat
in den Tagen im wohltuenden Ambiente des
KSI dazu Gelegenheit. Es gibt kulturelle und
spirituelle Angebote, informative Vorträge
und verschiedene Workshops, bei denen man
selbst aktiv werden kann. Unter Anleitung
von Künstlerin Uta Bamberger können die
Teilnehmer sich zum Beispiel kreativ betätigen oder unter Anleitung durch Atempädagogin Christine Aldick Atemtechniken kennenlernen und üben. Nähere Informationen zum
Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter Telefon (0 22 24) 95 51 68
oder per E-Mail an [email protected].
KB
➔➔ www.ksi.de
Aus Bonn nach Afrika getrommelt
260 Kinder engagieren sich für Misereor-Projekte
BONN. Eine Phantasiereise hat rund 260 Kinder vergangene Woche aus Bonn-Pützchen
nach Afrika geführt. Im Pfarrheim St. Adelheid durften die Fünf- und Sechsjährigen aus
18 katholischen Kindertagesstätten des Stadtdekanats Trommelerzähler Markus Hoffmeister zuhören und ihn unterstützen. Jedem Kind
hatte er dafür eine eigene Trommel mitgebracht. Die „Afrika-Reise“ war ein Dankeschön des Hilfswerks Misereor an die Kindertagesstätten, die sich an der Aktion „Kinder
erleben die Eine Welt“ beteiligen. In ihren Kitas haben sich die Kinder mit Menschen in anderen Ländern und Kontinenten beschäftigt,
für die das tägliche Brot keine Selbstverständlichkeit ist. In den nächsten Tagen wollen sie
Brot, Muffins und anderes backen und dieses
„Soli-Brot“ symbolisch teilen, indem sie es
bei unterschiedlichen Gelegenheiten verkaufen und mit dem Erlös Misereor-Projekte unterstützen. BBW
Mit viel Freude und Einsatz waren die Kinder bei der Trommelreise nach Afrika dabei.
(Foto: BBW)
Not sehen und handeln – seit 100 Jahren
Diözesan-Caritasverband feiert Jubiläum
KÖLN. Als wertvollen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft lobt NordrheinWestfalens Ministerpräsidentin Hannelore
Kraft das Engagement des Diözesan-Caritasverbandes im Erzbistum Köln. „Ich bin dem
Verband und den vielen Frauen und Männern dankbar, die diesen besonderen Dienst
an ihren Nächsten hauptamtlich oder ehrenamtlich erbringen“, sagte sie anlässlich des
100-jährigen Bestehens des Diözesan-Caritasverbandes, der am 27. Februar 1916 vom
damaligen Kölner Erzbischof, Felix Kardinal von Hartmann, gegründet wurde. Erz-
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
bischof Rainer Maria Woelki gratulierte mit
den Worten: „Lernen wir aus der Geschichte
des Diözesan-Caritasverbandes, wie es auch
zukünftig gelingen wird, Gott in unserer jeweiligen Zeit gerecht zu werden.“
Der Kardinal und Hannelore Kraft sind
zwei der Prominenten, die in einem Film
zum Jubiläum der Caritas darüber sprechen,
was Nächstenliebe für sie bedeutet. Voraussichtlich Mitte März wird die Produktion, die
auch Einrichtungen der Caritas im Erzbistum
zeigt, im Internet zu sehen sein. Unter dem
Motto „Wir werden 100 – Sie feiern!“ sind
angeschlossene Einrichtungen eingeladen,
Feste für ihre Klienten, Kunden und Besucher zu veranstalten, die der Diözesan-Caritasverband finanziell unterstützt.
Die Youngcaritas wird mit der Aktion
„Zusammen sind wir 100“ je einen alten und
einen jungen Menschen miteinander ins Gespräch bringen, die zusammen hundert Jahre
alt sind und sich über die Frage unterhalten:
Was bedeutet Nächstenliebe – gestern und
heute? Auch diese Dialoge werden im InterKB
net zu sehen sein.
➔➔ www.caritasnet.de/jubilaeum
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BERICHT
Verschmutzt und nicht selten mit Schimmel behaftet, landet das Archivmaterial bei Antje Brauns zur Bearbeitung.
Eine von 364 Originalhandschriften Adolph Kolpings, die in Brauweiler in den
Die Retter von Kolpings Briefen
Besuch in der Papierrestaurierungswerkstatt in Brauweiler
D
ass „gut gemeint“ nicht gleichbedeutend ist
mit „gut gemacht“, erlebt Antje Brauns immer wieder bei ihrer täglichen Arbeit. Mit
dem Finger deutet sie auf einen Brief aus dem
19. Jahrhundert, der vor ihr auf einem Leuchttisch liegt. Deutlich erkennt man die Stellen,
die vor Jahrzehnten mit Tesafilm oder anderem
transparenten Klebematerial zusammengefügt
worden sind. „Die Risse sind damit geschlossen
worden. Aber die chemischen Stoffe im Kleber
haben auf dem Papier schwere Schäden hinterlassen. Deutlich erkennt man, dass das Papier
an den geklebten Stellen dünner und durchsichtiger geworden und die Schrift verblasst ist. Gut
gemeint ist eben nicht gut gemacht“, lautet dazu
Brauns Kommentar. Die gelernte Buchbinderin
und staatlich geprüfte Papierrestauratorin arbeitet in der Papierrestaurierung des Landschaftsverbandes Rheinland in der ehemaligen Abtei
in Brauweiler. Die Fachwerkstatt gehört zum
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, das aus der 1929 gegründeten Rheinischen
Archivberatungsstelle hervorgegangen ist und
den Auftrag hat, alle nichtstaatlichen Archive
im Rheinland zu unterstützen und zu fördern.
Auf ihrem Arbeitstisch hat Brauns schon
viele bedeutende Urkunden, Briefe und Aktenstücke gehabt. Doch mit Reliquien, genauer gesagt mit sogenannten Berührungsreliquien, ist
die erfahrene Restauratorin in ihrer langjährigen Tätigkeit in der Spezialwerkstatt des Landschaftsverbandes erstmals vor fünf Jahren in
Berührung gekommen. Damals brachte Marion Plötz, die Leiterin der Dokumentationsstelle des Internationalen Kolpingwerkes, das erste Konvolut von Handschriften des 1991 seliggesprochenen Adolph Kolping zu den Experten
nach Brauweiler. Unsachgemäße Aufbewahrung in Klarsichthüllen, die Weichmacher enthalten und das Papier zersetzen, mit Tesafilm
„reparierte“ Briefe des Gesellenvaters, geknickte und gerissene Originalschreiben oder vom
Zahn der Zeit und häufiger Benutzung in Mitleidenschaft gezogene Schriftstücke Kolpings
landeten auf Brauns Tisch.
Dokumentieren und Digitalisieren
Der Auftrag: Nach Möglichkeit die das Original schädigenden Fremdstoffe entfernen, das
historische Dokument sachgerecht reparieren
und für die Zukunft sichern. Dazu gehört nach
Abschluss der Arbeiten, die Schritt für Schritt
dokumentiert werden, die Digitalisierung des
Objektes. „Dadurch kann das Original vor weiterer Verwendung geschützt werden. Als digitale Kopie steht die Schrift weiter für die Wissenschaft zur Verfügung“, erklärt Diplom-Restaurator Volker Hingst, der Leiter der Papierrestaurierung. Die Dokumentation diene dazu, jeden
einzelnen Arbeitsschritt nachzuvollziehen, um
später – bei Bedarf und vielleicht neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen – einzelne Arbeitsschritte revidieren zu können.
Insgesamt 364 Autografen, also von Kolping
mit eigener Hand geschriebene Briefe, Aufsätze und Notizen wurden mit feinen Pinseln und
weichem Naturkautschukschwamm zunächst
mechanisch gereinigt. Durch Wärmebehandlung und unter Verwendung von Lösemitteln
entfernte die Restauratorin mit größtmöglicher Vorsicht die Klebestreifen und den Kleber.
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Je nach Beschaffenheit der verwendeten Tinte
konnten die Objekte – falls erforderlich – gewässert werden, um die ebenfalls häufig verwendeten gummierten Klebestreifen zu lösen.
Ehe diese Prozesse in Angriff genommen wurden, analysierte Antje Brauns die chemische
Zusammensetzung der Kleber, um zielgerecht
das entsprechende Lösungsmittel einzusetzen.
Das Schließen von Rissen im Papier und die
Ergänzung von Fehlstellen können weitere Arbeitsschritte sein.
Während Brauns an den letzten Objekten
aus der Feder Kolpings arbeitet, beschäftigt
sich Hannah Zettner mit einem großformatigen
doppelseitigen Bogen. Das aus einer Klosterbibliothek stammende Werk ist schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Fast ein Drittel des
Buches wurde zerstört. Seite für Seite hat die
junge Frau, die ein Jahrespraktikum absolviert
(Voraussetzung für das Studium der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der
Fachhochschule), durch das sogenannte Anfasern die Fehlstellen ersetzt. Dabei werden, so
erklärt es Volker Hingst, einem Wasserbad aufgeweichte Zellstofffasern zugefügt. Mithilfe eines feinen Siebes wird die Faserflüssigkeit über
das im Wasser liegende Objekt geschwemmt.
An den Fehlstellen und am Rand des Papiers lagern sich die Fasern an, verfilzen miteinander
und verleihen diesen Bereichen eine neue Stabilität. Jetzt schneidet Hannah Zettner die überstehenden Fasern an den Rändern ab.
Ihr Stolz ist eine Lutherbibel, die sie – unter
Anleitung ihrer Fachkollegen – seit Wochen eigenständig bearbeitet hat. Dabei ging es im Wesentlichen darum, den hölzernen Deckel zu reparieren und zwar so, dass das mächtige Buch
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
BERICHT
uweiler in den vergangenen fünf Jahren restauriert wurden.
Hannah Zettner mit den „Fundstücken“ in einer alten Bibel.
auch weiterhin problemlos zu öffnen ist. „Das
Zusammenspiel der Materialien, hier waren es
Leder und Holz, muss stimmen, da das Buch
weiterhin in Gebrauch sein soll“, erklärt Hingst.
Zur Dokumentation der Arbeit an dem Buch
gehört auch das Festhalten der „Fundstücke“ in
der bibliophilen Kostbarkeit. Was sich alles in
dem Buch befand, zeigt Hannah Zettner in einem Kästchen: Da sieht man kleine Zettel mit
Schriftzeichen und vielerlei Blumen und Blätter, die irgendwann in den letzten 400 Jahren in
der Bibel zum Trocknen verstaut wurden.
Hin und wieder kommt es in alten Büchern
zu Entdeckungen, die ungleich spektakulärer
sind als Blümchen und Blättchen. „Erst im
vergangenen Jahr entdeckte eine Jahrespraktikantin von uns bei der Bearbeitung eines eigentlich völlig unspektakulären Haushaltsbuches aus einem Adelsarchiv unter dem Einband das Fragment eines bedeutenden mittelalterlichen Kodex“, sagt Dr. Claudia Kauertz,
Sachgebietsleiterin in der Archivberatungsstelle. Der Fund sei so bedeutend, dass es in
naher Zukunft dazu eine Fachtagung geben
werde, sagte die Wissenschaftlerin, die nähe-
re Einzelheiten zu der „Sensation, wie sie nur
alle zehn Jahre einmal vorkommt“, noch nicht
verraten möchte.
Zu den Aufgaben von Kauertz und den anderen Mitarbeitern der Archivberatungsstelle
gehört es, nichtstaatliche Stellen in Archivfragen zu beraten, zu unterstützen, finanziell zu
fördern und den Kontakt zu den Experten für
die Restaurierung von allem, was in Archiven
zu finden ist, seien es Bücher, Akten, Pergamenturkunden, Karten, Fotos oder Grafiken, herzustellen. Aktuell betreut die Stelle unentgeltlich
rund 350 Archive. Fortbildungsangebote, zum
Beispiel für ehrenamtliche Archivare von Kirchengemeinden, ergänzen das Aufgabenprofil.
Für Antje Brauns kommt bald die Zeit, Abschied von den Schriftstücken zu nehmen, die
ein Mann verfasst hat, der als Sozialreformer in
die Geschichte eingegangen ist und der in der
Kirche als Seliger verehrt wird. In säurefreien
Kartons kommen die letzten Kolpingschriften
demnächst zurück in die Kolpingzentrale gegenüber der Minoritenkirche, wo Kolping seine
letzte Ruhestätte gefunden hat.
Robert Boecker
Deutlich erkennbar: Schäden durch Klebestreifen.
Auch Siegel werden in Brauweiler restauriert
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
INFO
Am Sonntag, 6. März, können Interessierte im Rahmen des „Tags der Archive“ um 12.30 Uhr an einer Führung durch
die Werkstatt für Papierrestaurierung teilnehmen. Bereits um 11.15 Uhr wird eine
Führung durch das Archiv des LVR angeboten. Um 13.30 Uhr wartet eine Führung durch die Gedenkstätte Brauweiler,
in der an die Geschehnisse während der
Zeit von 1933 bis 1945, in der Brauweiler
Arbeitsanstalt war, auf Interessierte. Zwischen 11 und 15 Uhr begutachten Experten Archivalien aus Privatbesitz. Sie helfen bei der Bestimmung von Dokumenten, Fotos, Urkunden, Karten oder Plänen
aus Familienbesitz und geben Tipps zu Erhaltung. Die Veranstaltung findet im LVRKulturzentrum Abtei Brauweiler, Auf der
Insel (Zufahrt über Von-Werth-Straße) in
Pulheim-Brauweiler, statt.
➔➔ www.archiv.lvr.de
Mit einem winzigen Papier wird eine Fehlstelle „geflickt“.
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SONNTAG
Vierter Fastensonntag
ERSTE LESUNG: In jenen Tagen sagte der Herr
zu Josua: Heute habe ich die ägyptische Schande von euch abgewälzt. Als die Israeliten in Gilgal ihr Lager hatten, feierten sie am Abend des
vierzehnten Tages jenes Monats in den Steppen von Jericho das Pascha. Am Tag nach dem
Pascha, genau an diesem Tag, aßen sie ungesäuerte Brote und geröstetes Getreide aus den
Erträgen des Landes. Vom folgenden Tag an,
nachdem sie von den Erträgen des Landes gegessen hatten, blieb das Manna aus; von da an
hatten die Israeliten kein Manna mehr, denn sie
aßen in jenem Jahr von der Ernte des Landes
Kanaan.
Jos 5,9a.10-12
ZWEITE LESUNG: Wenn jemand in Christus ist,
dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist
vergangen, Neues ist geworden. Aber das alles
kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich
versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung
aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den
Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete
und uns das Wort von der Versöhnung zur Verkündigung anvertraute. Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns
mahnt.
Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott
versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte,
für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
2 Kor 5,17-21
EVANGELIUM: In jener Zeit kamen alle Zöllner
und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich
darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab
und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen
ein Gleichnis und sagte:
Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei
Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem
Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht.
Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte
sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land,
und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm
auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen;
aber niemand gab ihm davon.
Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug
zu essen, und ich komme hier vor Hunger um.
Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen
und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen
den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin
nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich
zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf
und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn
schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid
mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um
den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert,
dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten:
Holt schnell das beste Gewand, und zieht es
ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und
zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her,
und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden
worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest
zu feiern.
Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem
Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten
solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist
gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb
schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund
wiederbekommen hat.
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und
redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie
habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir
aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest
feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen
durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du
bist immer bei mir, und alles, was mein ist,
ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch
freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder
war tot und lebt wieder; er war verloren und ist
wieder gefunden worden.
Lk 15,1-3.11-32
Lesungen der Woche
Lesejahr C
Wochentagslesungen: Vierte Fastenwoche
Stundengebet: Vierte Woche
Der barmherzige Vater verzeiht dem Sohn, der auszog und sein Vermögen verjubelte.
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(Foto: Boecker)
Sonntag, 4. Fastensonntag: L 1: Jos 5,9a.1012; L 2: 2 Kor 5,17-21; Ev: Lk 15,1-3.1132. Oder: L 1: 1 Sam 16,1b.6-7.10-13b; L 2:
Eph 5,8-14; Ev: Joh 9,1-41 oder 9,1.6-9.1317.34-38.
Montag, hl. Perpetua und Felizitas: L: Jes
65, 17-21; Ev: Joh 4,43-54.
Dienstag, hl. Johannes von Gott: L: Ez 47,19.12; Ev: Joh 5,1-16.
Mittwoch, hl. Bruno von Querfurt, hl. Franziska von Rom: L: Jes 49,8-15; Ev: Joh 5,17-30.
Donnerstag: L: Ex 32,7-14; Ev: Joh 5,31-47.
Freitag: L: Weish 2,1a.12-22; Ev: Joh 7,12.10.25-30.
Samstag: L: Jer 11,18-20; Ev: Joh 7,40-53.
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
SONNTAG
Lust und Laster: Szene aus dem modernen Totentanz in Metnitz in Österreich. (Fotos: Boecker)
Vertrauen in den Vater
J
esus hat wohl nie so anschaulich und
einfühlsam von seinem Vater gesprochen
wie in diesem Gleichnis. Er hat aber
auch nie so eindringlich das Zerrbild von
Sohnschaft gezeichnet, wie hier. Ob Zöllner
oder Pharisäer: alle haben an diesem Gleichnis etwas dazuzulernen – und wir mit ihnen.
Der eine Sohn ist der Ansicht, dass er das
Leben erst dann voll genießen wird, wenn er
sich alle möglichen Lusterfahrungen leisten
kann. Der andere hingegen lebt pflichtbewusst und arbeitet korrekt, aber verharrt im
Formalen. Der eine geht, der andere bleibt –
beide verschließen sich dem Herz des Vaters.
Ist damit nicht auch das Bild vieler Katholiken unserer Tage gezeichnet? Bin nicht
auch ich angesprochen?
Die Umkehr, zu der die österliche Bußzeit
einlädt, will einerseits unsere Sehnsucht reinigen und vom Verdacht befreien, die Freude bestehe mehr im Konsum wertvoller Güter und spannender Erfahrungen als in der
Hingabe an den Herrn. Das kennen wir alle:
es ist die Versuchung zu meinen, die eigentlich spannende Musik spiele außerhalb von
Kirche und Glaubenserfahrung. Zum anderen will die Fastenzeit uns zu jener lebendigen Mitte zurückführen, die eben nicht allein
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
durch korrekt frommes Handeln, sondern
durch persönliche Beziehung zu ihm erfahrbar wird. Selbst ehrenamtliches Engagement, so dankenswert es ist, macht uns noch
nicht zu echten Kindern Gottes, die froh und
frei sind.
Uns, den verlorenen Söhnen und Töchtern
unserer Tage, legt Jesus durch dieses Gleichnis das ans Herz, was ihm selbst, als Sohn
Gottes, am teuersten ist: das Vertrauen in
den Vater.
In dieser Erzählung zeichnet Jesus das
Bild Seines Vaters, der nicht nur barmherzig
handelt, sondern Barmherzigkeit ist.
Denn der Vater liebt uns. Nichts vermag
diese Liebe zu erschüttern. Sie besitzt die
unerhörte Freiheit, gehen zu lassen, und die
Freiheit, geduldig zu warten. Und schließlich
besitzt sie die Freude, zu feiern.
Die Liebe des Vaters wird oft verletzt. Jesus ist diskret genug und deutet es nur an,
aber es ist doch nicht zu übersehen, dass der
Vater im Gleichnis manchen Stich ins Herz
bekommt: als der jüngere Sohn sich verabschiedet wie auch als er zurückkehrt, denn
er merkt sehr wohl, dass sein Jüngster weniger aus Sehnsucht nach ihm, als vielmehr
von Hunger getrieben den Weg zurück nach
Hause findet. Schließlich gibt es noch den
anderen Stich ins Herz: die Ernüchterung angesichts des älteren Sohnes, der zwar immer
da, aber nicht wirklich bei ihm war – und damit ihm so unähnlich geworden ist.
Übrigens: Schafft der ältere Sohn den
Schritt hinein zum Fest? Jesus lässt es im
Gleichnis offen.
An dieser Stelle sind wir gefragt: an diesem Laetare-Sonntag darf uns neu bewusst
werden, dass auch unser größter Schatz, also
die unübertreffliche Ressource in unserem
Leben, die Liebe Gottes, unseres Vaters, ist.
Denn erst dann wird das Leben zum Fest –
und alles, was Sein ist, darf im vollen Sinne auch unser sein – wenn wir bewusst und
dankbar als Kinder dieses Vaters leben!
P. Romano Christen FSCB
Unser Autor, Pater Romano
Christen FSCB, ist Direktor
des Erzbischöflichen
Theologenkonvikts
Collegium Albertinum
in Bonn.
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ZUM GEISTLICHEN LEBEN
Nehmt
Kinder
auf und
ihr nehmt
mich auf
Gott der Freude, du
bist gegenwärtig im
Spiel der Kinder.
Von dir empfangen wir
Freude als Geschenk,
das wir miteinander
teilen sollen. Danke,
dass du als Kind in
unsere Mitte kommst.
Aus der Arbeitshilfe zum
Weltgebetstag der Frauen
Die junge kubanische Künstlerin Ruth Mariet Trueba Castro hat das Plakatmotiv zum Weltgebetstag der
Frauen gemalt. Es greift Motive aus dem Alltag der
Menschen in Kuba auf, wie den Eselskarren oder die
Königspalmen, die Sinnbild für die Unbeugsamkeit der
Menschen in Kuba sind. Die Farben der kubanischen
Flagge betonen den Stolz auf nationale Unabhängigkeit. Eine helle und eine dunkle Hand halten sich. Damit bringt die Künstlerin eine Vision zum Ausdruck:
Menschen aller Generationen und Hautfarben tragen
gemeinsam und gleichberechtigt dazu bei, die Gesellschaft zu gestalten. Und dies gilt nicht nur für Kuba.
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Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
ZUM GEISTLICHEN LEBEN
Auch unangenehme Fragen ertragen
Der Glaube kann sich nicht auf Formeln ausruhen
E
s gibt Sätze in unserem Glaubensleben,
gebetet und oft wiederholt, die dennoch zu
schaffen machen und Fragen aufwerfen.
Vielleicht, weil uns Menschen im Lauf der
Zeit nicht mehr bewusst bleibt, was wir – um
ein Beispiel zu nennen – nach der Wandlung
zusammen mit der Gemeinde bekennen und
fest versprechen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen
wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ So danken wir in jeder Messfeier für das Geschehen
der Gegenwart des Leibes und Blutes Christi
unter Brot und Wein auf dem Altar. Ein ungeheures, geheimnisvolles Geschehen. Wir bekennen damit die tiefste Mitte unseres Glaubens und dass der Mensch im Blick auf sein
Heil auf den rettenden Tod und die Auferstehung Christi angewiesen ist. In jeder Messe
wiederholt sich dieses Geschehen.
Im dritten Hochgebet klagt aber überraschend der Einsetzungsbericht: „In der
Nacht, da er verraten wurde, nahm Jesus
Brot und Wein und sagte Dank.“ Verrat im
Spiel? Ein hartes Wort – damals gelebt durch
Einen, der schon aus dem ersten Abendmahl
im Jerusalemer Obergemach ausstieg und
wegging. Weg – hinaus in die Nacht.
Seitdem steigen immer wieder Menschen
aus diesem geheimnisvollen Geschehen aus
oder bleiben einfach weg. Ist es Verrat, ist es
Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder nur
Vergessen und Langeweile, was sie so handeln lässt? Müsste es nicht allererste Sorge
der Kirche sein, dass von zehn Katholiken
Sonntag für Sonntag neun in der Feier der
Eucharistie fehlen und nur noch einer kommt
und mitfeiert?
Das äußere Kirchengebot mit seiner kal-
ten Korrektheit, an jedem Sonntag und gebotenem Feiertag die heilige Messe mitzufeiern, hat diese Entwicklung nicht aufgehalten. Die Verordnung aus dem Jahr 1215 wurde erlassen wegen der Herzenshärte und der
Unwissenheit ihrer Mitglieder. Das Versäumen der Sonntagsmesse wird dabei als Sünde gegen den Glauben ausgewiesen. Soweit
ich mich erinnere, ist das nie zurückgenommen worden.
Unsere Freiheit braucht kein Gebot
Heute wissen wir vielleicht besser als zuvor, dass erst die Liebe zu Christus und die
Wertschätzung des eucharistischen Geschehens die Messfeier vor der Degradierung zur
ungeliebten Pflicht und innerer Langeweile
bewahrt. Christus selbst feiert mit uns am Altar seinen Tod, seine Auferstehung und seine
Wiederkunft. Er ist hier der Priester, der Altar, die Gabe.
Die Liebe und Hinwendung zu Christus
lebt aus unserer Freiheit. Sie braucht kein
Gebot, wenn sie gegründet ist in jener Herzenswärme, die dem Geschenk der Eucharistie von den 168 Stunden der Woche gerne
eine Stunde gewährt.
Die Urchristen der ersten Jahrhunderte
haben die sonntägliche Eucharistiefeier mit
anderen Maßstäben gemessen. Sie waren bereit, die Frage nach der Wichtigkeit der Eucharistie mit dem Märtyrertod zu beantworten. Am 12. Februar des Jahres 304 wurden
in Karthago 49 Christen zum Tod verurteilt.
Sie hatten entgegen dem ausdrücklichen Ge-
bot des Kaisers Diokletian am Sonntagsgottesdienst, der Herrenfeier, teilgenommen.
Nach scharfem Verhör und vorangegangener Folter fragte der Richter: „Warum habt
ihr euch entgegen dem Gebot des Kaisers
versammelt?“ Die Antwort steht in den Gerichtsakten: „Weil die Herrenfeier nicht ausgelassen werden kann. Wir können ohne sie
nicht leben.“
Noch deutlicher ist die Antwort des Saturnius, des Jüngsten der Verhafteten: „Ich habe
daran teilgenommen, weil Christus mein Erlöser ist.“
Ist das zuviel für uns Kleingläubige? Ja,
Gott ist uns unendlich fern und doch ganz
nah. Mit der Entfernung können wir manchmal nichts anfangen und gehen unsere Wege.
Hier beginnt das Wichtigste der Glaubensweitergabe im Umbruch unserer Zeit, den
Menschen glaubwürdig und annehmbar zu
vermitteln: Jesus Christus, der menschgewordene Gott, ist uns in der Eucharistie ganz
nahe. Er ist unser Allernächster! Er, der herausholt aus Angst und Bedrängnis. Geheimnisvoll in Brot und Wein auf unseren Altären.
Von hier aus geht er mit uns durchs Leben.
Dieses Glaubensfeld muss beackert werden – von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, von Priestern und Laien, von Frauen
und Männern. Nicht, um das Geheimnis aufzulösen sondern sich dem Geheimnis auszuliefern, sich ihm zu nähern und zu eigen
zu machen. Im Lukasevangelium fragt Jesus nach der Heilung von zehn Aussätzigen:
„Sind nicht zehn gesund geworden und nur
einer kommt zurück, um zu danken?“ (Lk
17,12) An der Frage hat sich bis heute nur
Erich Läufer
wenig geändert. Manchmal genügt nur eine Blickwendung und ein Ruck, um aufzustehen und dem Tag und dem Leben eine neue Richtung zu geben. 4. März 2016 | Ausgabe 9/16
(Foto: Läufer)
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KIRCHE UND THEOLOGIE
„Jede und jeder hat den Auftrag nachzudenken“
Bischof Kräutler spricht über Alternativen zum zölibatären Priestertum
D
er aus Österreich stammende Bischof
Erwin Kräutler (76) hat bis zur Annahme
seines altersbedingten Rücktritts vor
wenigen Wochen das flächenmäßig größte
Bistum in Brasilien, die Diözese Xingu, geleitet. Im Interview mit Christian Wölfel (KNA)
sprach er am Rande der Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in Würzburg über die
Probleme in der Seelsorge im Amazonasgebiet und darüber, warum es aus seiner Sicht
notwendig ist, über Alternativen zum zölibatär lebenden Priester nachzudenken.
Bischof Kräutler, es heißt, Sie haben
mit dem Papst über ein Ende des Zölibats gesprochen. Stimmt das?
Kräutler: Es geht eigentlich nicht um Zölibat ja oder nein. Es geht darum, dass wir
in Amazonien Tausende von Gemeinden haben, oft weit entfernt voneinander und nur
wenige Priester. Deshalb haben 70 Prozent
der Gemeinden die Eucharistiefeier nur
drei- bis viermal im Jahr. Den Rest der Zeit
sind sie von dem, was Konzilsdokumente und Päpstliche Lehrschreiben „Zentrum
unseres Glaubens“ nennen, ausgeschlossen.
Jesus hat aber am Abend vor seinem Leiden
den Auftrag gegeben „Tut dies zu meinem
Gedächtnis“. Und Papst Johannes Paul II.
erklärte in seiner Enzyklika „Dies Domini“
ganz unmissverständlich: „Es ist tatsächlich
von grundlegender Bedeutung, dass sich jeder Glaubende davon überzeugt, weder seinen Glauben leben noch am Leben der Gemeinschaft teilnehmen zu können, wenn er
sich nicht vor allem durch die Teilnahme
an der sonntäglichen Eucharistiefeier vom
Wort Gottes und vom eucharistischen Brot
nährt“.
Was schließen Sie daraus?
Kräutler: Diese päpstliche Belehrung befindet sich schlicht und einfach jenseits der
Realität der von der Eucharistie praktisch
ausgeschlossenen Gemeinden in Amazonien. Wenn solche Aussagen eines päpstlichen
Lehrschreibens und in den Dokumenten des
Zweiten Vatikanischen Konzils tatsächlich
ernst gekommen werden, dann kann die Kirche die Eucharistiefeier nicht davon abhängig machen, ob gerade ein zölibatärer Priester zur Verfügung steht oder nicht. Es müssen Wege gefunden werden, um die sonntägliche Eucharistiefeier in allen Gemeinden zu
ermöglichen. In erster Linie steht nicht der
Zölibat zur Diskussion, sondern die von der
sonntäglichen Eucharistiefeier ausgeschlossenen Gemeinden!
Was sagt Papst Franziskus dazu?
Kräutler: Er hat mir gesagt: Die Bischöfe
sollen konkrete, mutige Vorschläge machen.
Wir sollen dabei „corajudos“ sein, also „verwegen, mutig“. Der Papst
wird sicher nicht im Alleingang von heute auf
morgen die Zugangsbedingungen zum priesterlichen Amt ändern. Aber
die
Bischofskonferenzen haben den Auftrag,
darüber zu befinden, um
dann konkrete Vorschläge
zu machen. Ich kann das War Bischof am Ama­
einfach nicht mit anse- zonas: Erwin Kräutler.
(Foto: KNA)
hen, dass unsere Christin- nen und Christen, die jeden Sonntag zum Wortgottesdienst kommen,
nicht die Möglichkeit haben, an der Eucharistiefeier teilzunehmen.
Gibt es diese Probleme auch in anderen Ländern?
Kräutler: Ich spreche erst einmal von Amazonien. Aber auch in Deutschland gibt es dieses Problem. Und genau deshalb wurden die
Gemeindezusammenlegungen erfunden, die
für mich nicht unbedingt eine Lösung sind.
Es gibt verschiedene Thesen. Beispielsweise die des deutschen, schon emeritierten Bischofs von Aliwal in Südafrika, Fritz Lobinger. Aus seiner langjährigen Erfahrung mit
„eucharistielosen Gemeinden“ schlägt er ein
„Team of Elders“ vor, also etwa drei Personen, die beauftragt werden, am Sonntag der
Eucharistiefeier vorzustehen und dazu die
Ordination erhalten.
In Deutschland wird gerne von „viri
probati“ gesprochen, also katholischen
Männern mit tadellosem Lebenswandel, die
der Eucharistie vorstehen könnten.
Kräutler: Man spricht seit Jahrzehnten von
den „viri probati“ als ob das die Patentlösung wäre, um den Priestermangel zu beheben. Ich mag die Worte schon gar nicht
mehr hören. Dieser Vorschlag greift entschieden zu kurz und ist dazu noch diskriminierend. Was macht denn einen Mann
zum „vir probatus“ und wer oder welches
Forum befindet darüber, ob einem dieses
Attribut zugesprochen werden kann oder
nicht? Was sind die Erkennungszeichen eines „vir probatus“?
Wollen wir denn einen Klerus erster und
zweiter Klasse? Auf der einen Seite der zö-
16 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
libatäre Klerus, auf der anderen Seite diese „viri probati“, die dort, wo es an zölibatären Priestern fehlt, diese „ersetzen“ und
eventuell von Ort zu Ort geschickt werden,
wo eben kein Priester im herkömmlichen
Sinn mehr vorhanden ist. Und sind alle zölibatären Priester von vornherein viri probati? Mit einem solchen Lösungsvorschlag ist
zudem a priori die Möglichkeit ausgeschlossen, dass eine Frau der Eucharistiefeier vorstehen kann.
Denken Sie nun im Auftrag des Papstes über konkrete Vorschläge nach?
Kräutler: Es gibt viele, die darüber nachdenken, manche sogar laut. Ich weiß, dass
im Moment keine Änderung in Sicht ist.
Papst Johannes Paul II. hat im Apostolischen
Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ erklärt,
„dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat,
Frauen die Priesterweihe zu spenden, und
dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.
Dieses Wort hat sicher nachhaltige Wirkung,
ist aber dennoch kein Glaubenssatz, kein
Dogma. Natürlich kann der jetzige Papst
nicht einfach sagen, das interessiert mich
nicht. Aber einen Nachdenkprozess gerade im Hinblick auf die eucharistielosen Gemeinden, die im Falle von Amazonien zum
Großteil von Frauen geleitet werden, wird
uns niemand verweigern können.
Aber es gibt den Auftrag, darüber
nachzudenken?
Kräutler: Ja, jede und jeder hat den Auftrag
nachzudenken. Die Bischofskonferenzen
ganz besonders. Und Papst Franziskus will
das ja sogar wenn er sagt: Sean corajudos! Habt Mut! Die Brasilianische Bischofskonferenz hat eine Kommission ins Leben gerufen, die Vorschläge erarbeiten soll, die dann
dem Papst unterbreitet werden.
Sie fahren am Montag zur Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Raten Sie da auch zu solchen
Denkprozessen?
Kräutler: Da weiß ich schon, worüber ich
reden soll: Es geht um REPAM, das Netzwerk, die panamerikanische Dachorganisation zur Evangelisierung. Ich bin in Brasilien deren Koordinator. Ich weiß nicht, ob
es die Möglichkeit geben wird, über andere
Themen zu sprechen und etwa auch die deutschen Bischöfe einzuladen, über die eucharistielosen Gemeinden nachzudenken und
konkrete Lösungen vorzuschlagen.
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
Leserbriefe
Zuneigung ausdrücken
Zu: „Der Papst und die Dunkelhäutige“ in
Nr. 6/16, Seite 16
Die spanische Sprache hat zwei Buchstaben,
die in ein Eigenschaftswort – hier: morena = die
Dunkelhäutige – gesetzt, auf einfache Art großes Wohlwollen und Zuneigung ausdrücken.
Wenn also statt „morena“ = die Dunkelhäutige“
„moren i t a“ gesagt wird, dann drückt das starke Zuneigung zu der so Bezeichneten aus. Auf
Deutsch muss man, um Gleiches auszudrücken,
wesentlich re­dundanter etwa „die nette, liebenswerte Dunkelhäutige“ formulieren! So etwa
sind auch die Gefühle der Mexikaner für ihre
Madonna von Guadalupe!
Ulrich Bonse, Köln
Größtes Gut
Zu „Gemeinde darf nicht verkümmern“ in
Nr. 5/16, Seite 3
Wenn durch den Weggang eines Pfarrers
zehn Gottesdienstorte verwaisen, so kann
ich nur sagen, dass wir in unserer Gemeinde mit vier Kirchen und drei Priestern einen
Überschuss an Geistlichen haben. Und wenn
an besonderen Festen im Kirchenjahr drei
Priester am Altar stehen, so stellen sich viele
Gläubige die Frage, warum drei Kirchen verwaisen. Zählt das kostbare Gut einer heiligen Messe in jeder Gemeinde vor Gott nicht
als größtes Gut? So können auch bei einem
Priesterüberschuss Gemeinden verkümmern.
Rita Michel, Remscheid
Wunderbare Möglichkeit
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Die Aussage in dem Kommentar macht mich
sehr unsicher. Als alter Mensch bin ich dankbar für die Möglichkeit, einen Gottesdienst im
Fernsehen mitzufeiern. Wenn man den Weg in
die Kirche doch geschafft hat, gibt es ein weiteres Problem. Warum ist es so schwer, bei allen technischen Möglichkeiten, die es heute
Kirchenzeitung
für das Erzbistum Köln
gibt, eine gut funktionierende Mikrofonanlage
zu installieren? Die Lautstärke ist gut, aber man
versteht die Worte nicht. Nach einiger Zeit gibt
man den guten Willen auf, sie zu verstehen. Im
Fernsehen versteht man jedes Wort. Sicher gibt
es nicht für „alles“ und für „alle“ eine Lösung.
Aber die Gottesdienstsendungen in Bibel-TV
oder Domradio sind eine wunderbare Möglichkeit, vielen Menschen Gottes Wort zu verkünden, damit sie danach leben. Bitte nicht kleinreden!
Christine Esser, Neuss
Lesenswert
Zu: „Völlig überflüssig“ in Nr.
6/16, Seite 18
Dieser Kommentar ist offensichtlich auf dem Boden persönlicher
Animositäten gegenüber dem Autor des Buches entstanden. Wenn
man von dem Hinweis auf die erzählten familiären Erlebnisse Englischs, über die man zugegebenermaßen wegen der Aufnahme in dieses Buch streiten darf, absieht, sagt
Herr Pathe nichts über den Inhalt des Buches
aus. Es geht hier nicht darum, Neues über Franziskus zu schreiben, sondern darum, das Umfeld im Vatikan darzustellen, in dem er sich gegen die etablierten Strukturen und Seilschaften, in denen es im Wesentlichen um Macht
und Geld geht, durchzusetzen hat. Wenn nur die
Hälfte von dem, was Englisch schreibt, stimmt,
so muss einem Angst und Bange um die Zukunft unserer Kirche sein, und die Vermutung
nahe liegen, dass der Heilige Geist diesen Teil
der Kirche, den Vatikan, von seinem Wirken
ausgeschlossen hat. „Der Kämpfer im Vatikan“
ist ein Buch, das man lesen sollte!
Manfred Flerus, Königswinter
Nicht akzeptabel
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Ich bin sehr froh über Papst Franziskus, der so
ganz anders ist und die Kirche verändern will,
im Sinne von Franziskus, dessen Name sein
Programm widerspiegelt. Ich habe dieses Buch
von meinem Pastor empfohlen bekommen und
es auch gelesen, und ich muss mich über die Art
dieser Buchvorstellung sehr wundern. Ich finde
den Buchbeschreibungstext nicht akzeptabel.
Der Ramschtisch ist unmöglich. Es ist der Spiegel-Bestseller Nr. 6! Die Kritiken im Internet
hören sich anders an. Autor Andreas Englisch
wird dort von vielen als Vatikanspezialist und
Insider (seit 1987) beschrieben. Ich habe auch
das Buch über Johannes Paul II. gelesen und
„Habemus papam“ heute bestellt.
Der Autor hat die drei letzten Päpste fast überall hin begleitet, und seine Bücher sind gut verständlich geschrieben. Der „normale“ Christ
kommt fast nie in die Nähe dieser
Persönlichkeiten und ist auf Insiderbeschreibungen angewiesen.
Walter Martin Greuel, Köln
Auftrag erkennen
Zu: „Wohlan, ich hör‘ die Botschaft, jedoch...“ in Nr. 7/16, Seite 50
Vielen Dank für die Veröffentlichung der
Stellungnahme von Hans Deckers. Der
langjährige Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken hat ja auf Grund seiner Erfahrungen – die ich voll teile – Sorgen und Zweifel geäußert, dass die Ansätze für einen Wandel, der offenbar Kardinal
Woelki sehr am Herzen liegt, wie in der
Vergangenheit nicht verwirklicht werden.
Nach meiner Meinung kommt es entscheidend darauf an, dass die Getauften und
Gefirmten ihren Auftrag erkennen. Es geht
darum, dass wirklich vertrauensvoll und mit
Mut, auch Fehler zuzulassen, zusammengearbeitet wird.
Ich will nicht die Hoffnung aufgeben,
dass jetzt auf Grund der neuen Lage wirklich notwendige Veränderungen angegangen
werden.
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4. März 2016 | Ausgabe 9/16
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kleinanzeigen
Bücher
Hut macht Mut
Es ist die Geschichte eines Hutes,
der seine Träger verändert, sobald
sie ihn aufsetzen. In einer Brasserie in Paris vergisst der französische Präsident Mitterrand seinen
Hut nach einem Abendessen und
sein Tischnachbar, der unscheinbare Buchhalter Daniel, nimmt
ihn mit. Er setzt ihn auf und wenig später ist sein Leben ein anderes. Doch der Hut bleibt nicht
bei Daniel, sondern wandert weiter zu Fanny, die nach dem Tragen
des Hutes ihren Liebhaber verlässt
und sich wieder neu verliebt. Als
sie den Hut auf eine Parkbank legt,
findet ihn Pierre. Er träumt davon,
nach langer Zeit wieder ein Parfüm zu kreieren. Alle Besitzer werden durch den Hut ermutigt, ihre
Träume zu verwirklichen und die
entscheidenden Schritte zu gehen.
Dieser Roman ist ein Lesevergnügen. Derzeit wird er fürs Kino verfilmt. AB
Antoine Laurain: Der Hut des Präsidenten. 239
Seiten. Hoffmann & Campe Verlag. ISBN 9783-4556-5022-8. 20 Euro.
Warum tun die das?
Wenn ein junger Mann oder eine
junge Frau sagen, dass sie ins
Kloster gehen, ist die Frage nicht
weit: Warum tun die das? Zumal
Orden nicht von Krisen verschont
bleiben. Um klösterlichen Nachwuchs ist es nicht nur bei Frauenorden weniger gut bestellt. Warum
nur? Josef Imbach, Dr. theol. und
bis zu seinem Lehrentzug Profes-
18 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
sor der Fundamentaltheologie in
Rom, will mit seinem Buch helfen,
innerkirchliche und gesellschaftliche Veränderungen besser zu verstehen. Einsiedler, Schweigeorden,
Bettelmönche, Predigerorden: das
Ordensleben ist aus der Geschichte der Kirche nicht wegzudenken.
Die Vorfahren der heutigen Mönche kommen ebenso nicht zu kurz
wie die Frauen und Männer aus
den Klöstern, die Päpsten die Stirn
geboten haben. EL
Josef Imbach: Die geheimnisvolle Welt der
Klöster. Was Mönche und Nonnen zum Rückzug
aus der Welt bewegt. 256 Seiten. Verlag topos
plus. ISBN 978-3-8367-0006-1. 17,95 Euro.
Ruf des Adlers
Berlin 1932. Kurz vor der Machtergreifung spitzt sich die Situation
für die Juden in Deutschland immer weiter zu. So auch für Julia
Wagner und ihre Familie. Überraschend erhalten sie da einen Brief
aus Los Angeles: Tante Lucie, von
der sie seit vielen Jahren nichts gehört haben, lädt sie zu sich nach
Amerika ein. Julia begibt sich zunächst alleine auf den weiten Weg,
der ihr Leben verändern wird. Sie
folgt dem Ruf des Adlers, dem
Symbol der Freiheit, das für sie
durch die Begegnung mit der Liebe ihres Lebens zum Zeichen des
Göttlichen wird. Julia, beflügelt
von der Liebe, erfüllt sich in den
USA ihren Traum und wird Schauspielerin. Zwischen beruflichen
Höhenflügen und persönlichen
Schicksalsschlägen führt ihr Weg
sie zu einem tiefen Glauben und
immer näher zu Gott. Die Romanautorin Nicole Winkelhöfer lebt als
Schwester Theresia im Westerwald
in der Ordensgemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi.
STO
Nicole Winkelhöfer: Der Ruf des Adlers.
562 Seiten. Berardus-Verlag. ISBN 978-38107-0236-4. 19,80 Euro.
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
kultur
Greifbar nah
Bewegende Verfilmung: Tagebuch der Anne Frank im Kino
W
ir Menschen dürfen nicht nur schwach
sein – wir müssen es sogar. Dadurch
wachsen wir. So sind wir geschaffen.
Doch wenn Anne Frank ihren Freund Peter –
der ihre Stärke bewundert, die ihm fehlt – mit
ihrer ganzen Leidenschaft und Kraft fragt:
„Und wenn man es doch weiß – warum dann
nicht dagegen angehen? Warum dann nicht
Deinen Charakter trainieren?!“ – dann schämt
man sich für einen Moment jeder Schwäche. Jedes einzelnen schwachen Augenblicks.
Gleichzeitig kommen wir Anne Frank
durch den jetzt in den Kinos angelaufenen
Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ von
Hans Steinbichler und die unfassbar intensive Darstellung Annes durch Lea van Acken
auch in all ihrer Schwäche so nah, dass wir
genau das am Ende verstehen. Wir dürfen
schwach sein. Ängstlich. Aufsässig. Anstrengend. Arrogant. Eigen. Nervös. Und
nervend. Was auch immer. Natürlich sollte
das nicht immer so sein. Und natürlich sollte das alles nach der Zeit als lebenshungriger Teenager mit überbordenden Gefühlen irgendwann in gesunde Bahnen fließen.
Aber Schwächen gehören zum Menschsein,
zu unserer Entwicklung. Der Mensch muss
sich seine Schwächen zugestehen. Und er
muss sich reiben an den anderen und an sich
selbst. Um zu erkennen, was wirklich wichtig ist und wer er wirklich ist. Und dass er
geliebt wird – egal, was er manchmal glaubt.
Dann sind wir am Ende wirklich stark. Stark,
weil wir wir sind.
Generationen von Schulkindern sind mit
der tragischen Geschichte von Anne Frank
und ihrer Familie aufgewachsen. Die junge
Familie Frank feiert im Hinterhaus Chanukkah. (Fotos: Zeitsprung Pictures, AVE & Universal Pictures Productions)
Frankfurterin, ihre Schwester Margot sowie
die Eltern Edith und Otto haben während der
Nazizeit in den besetzten Niederlanden zwei
Jahre lang versteckt in einem Hinterhaus in
Amsterdam gelebt, gemeinsam mit der befreundeten Familie van Pels und dem alleinstehenden Zahnarzt Fritz Pfeffer. Wenige
Monate vor dem sich abzeichnenden Kriegsende, als sie sich schon in Sicherheit wähnten, wurden alle Bewohner des Hinterhauses
verhaftet und in ein KZ deportiert.
Besonders tragisch: Anne und ihre
Schwester starben nur wenige Wochen vor
der Befreiung im KZ Bergen-Belsen an den
Folgen der Internierung und einer Typhus-
Victor Kugler (Stefan Merki, zweiter von rechts) muss Karl Silberbauer (Florian Teichtmeister, dritter von rechts) und
seinen Männern den Zugang zum Hinterhaus zeigen.
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
Erkrankung oder an Fleckfieber. Nur ihr Vater Otto hat den Krieg überlebt – und bereits
im Juni 1947 Annes Tagebuch veröffentlicht.
Man kennt die Geschichte also. Und dennoch hofft man bis zum letzten Augenblick,
dass es gutgeht. Dass Anne und alle anderen
überleben. Die Landung in der Wirklichkeit
des Jahres 2016 ist umso härter, als wir uns
aktuell mit ähnlichen Fragen und Gefahren
konfrontiert sehen wie seinerzeit Anne und
ihre Familie: Was passiert mit uns und unserer Welt? Was tun wir, um unsere Welt (mit)
zu gestalten? Wie können und werden wir
künftig zusammenleben? Was tun wir für die
Freiheit und für den Frieden? Was tun wir,
um zu sein, wer wir sein können, wollen, sollen? Was tue ICH?
Wir leben in einer Zeit, in der die Welt
trotz aller Aufschreie des „Nie wieder!“ noch
immer von Kriegen zerrissen ist. Menschenverachtende Regime sowie Terrorgruppen
ringen mit den Kräften des Friedens, der Liebe und des Lichts um die Vorherrschaft über
Geist, Herzen und Handeln der Menschen.
Annes Gedanken und ihre Geschichte sind
aktueller und drängender denn je.
„Das Tagebuch der Anne Frank“ ist ein in allen Rollen genial besetztes, intensives Kammerspiel. Getragen wird der Film nicht nur von der
1999 geborenen Lea van Acken, sondern auch
von Ulrich Noethen (Otto Frank), Martina Gedeck (Edith Frank-Holländer), Stella Kunkat
(Margot Frank), Margarita Broich (Auguste
van Pels), André Jung (Hans van Pels), Leonard
Carow (Peter van Pels) und Gerti Drassl (Miep
Hildegard Mathies
Gries).
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MEDIEN
RELIGIÖSE SENDUNGEN IM FERNSEHEN
Wort des Bischofs
Das „Wort des Bischofs“ ist eine Beitragsreihe des Erzbistums Köln. An Feiertagen, am Sonntag und zu besonderen
Anlässen wendet sich Kardinal Rainer
Maria Woelki mit einer Video-Botschaft
an die Gläubigen. Regelmäßige Sendeplätze sind: domradio.de (Radio): sonntags jeweils um 8 und 18 Uhr. Unter
domradio.de und erzbistum-koeln.de
ab sonntags 8 Uhr. TV Partnersender:
nach der Messe, gegen 11 Uhr.
HÖRFUNK
Radio Vatikan
Empfang im Internet über www.radiovatikan.de.
Im Radio: 16.00 und 18.00 auf Radio Horeb; 6.00
und 19.00 auf domradio.de.
Täglich Nachrichten. Sonntag Sonntagsmagazin. Dienstag Radioakademie. Beten mit Benedikt XVI. Täglich auch: 7.30 Lateinische Messe. 16.00 und 20.20 Nachrichten/Magazin. 17.00
Vesper. 20.40 Lateinischer Rosenkranz.
Radio Horeb
Sonntag 10.00 Messe. Werktags 9.00 Messe.
Täglich 16.00 und 18.00 Radio Vatikan.
Lokalradio
Sonntags von 8.00 bis 9.00 Magazin der Kirchen
„Himmel und Erde“. Montag bis Freitag 5.45,
Samstag 6.15 Augenblick mal.
WDR 2
Sonntag 7.45 Hör mal – Kirche in WDR 2. Werktags 5.55 und Samstag 6.20 Kirche in WDR 2.
WDR 3
Samstag 18.05 Vesper. Sonntag 7.05 Geistliche
Musik. 8.30 Lebenszeichen. Chancen und Hindernisse einer islamischen Reformation. Werktags 7.50 Kirche in WDR 3. Choral und Ansprache. Mittwoch 17.45 ZeitZeichen. 9. März 1566:
Todestag des italienischen Musikers David Rizzio.
Werktags
8 bis 9 Uhr, Köln TV und EWTN (Satellit Astra, Frequenz 12460 MHz): Gottesdienst. Übertragung aus dem Kölner Dom.
Samstag, 5. März
14.35 bis 14.40 Uhr, Bayerisches Fernsehen (BR): Glockenläuten. Aus der Stephanuskirche in Mörlbach.
17.30 bis 18 Uhr, EWTN: Vaticano. Magazin.
18.30 bis 19.30 Uhr, EWTN: Gottesdienst.
Übertragung aus der Marienbasilika, Kevelaer.
20 bis 20.15 Uhr, Bibel TV: Andacht (täglich).
23.50 bis 23.55 Uhr, ARD: Das Wort zum
Sonntag.
Sonntag, 6. März
8.10 bis 8.30 Uhr, SAT.1: So gesehen.
8.15 bis 8.45 Uhr, SWR FS: Adoption mit
Folgen. Wenn die Kinder krank sind.
9 bis 9.30 Uhr, ZDF: Sonntags. Sport ist
Mord!?
9.30 bis 10.15 Uhr, ZDF: Katholischer Gottesdienst aus der Gemeinde St. Martin in
Kaufbeuren. Es predigt Stadtpfarrer Bernhard Waltner.
10 bis 11.30 Uhr, Köln TV und EWTN:
Kapitelsamt. Übertragung aus dem Kölner
Dom.
12 bis 12.30 Uhr, EWTN und K-TV: Angelus mit Papst Franziskus.
12.30 bis 13 Uhr, ARTE: Philosophie. Ist es
Darwins Schuld, recht zu haben?
14.45 bis 15 Uhr, Bibel TV: Bibellesen.
17.30 bis 18 Uhr, ARD: Gott und die Welt.
Verschwiegene Taten. Missbrauch in der katholischen Kirche.
WDR 4
Täglich 8.55 Kirche in WDR 4.
WDR 5
Sonntag 8.35 Das Geistliche Wort. 9.05 Diesseits
von Eden. Die Welt der Religionen. 10.00 Katholischer Gottesdienst aus der Propsteikirche St.
Mariä Geburt in Kempen. Es predigt Propst Thomas Eicker. 13.30 Lebenszeichen. Werktags 6.55
Kirche in WDR 5. Mittwoch 9.45 ZeitZeichen. 9.
März 1566: Todestag des italienischen Musikers
David Rizzio.
Deutschlandfunk
Werktags 6.35 Morgenandacht. Sonntag 6.10
Geistliche Musik. 8.35 Am Sonntagmorgen. Das
Flüchtlingsprojekt „Ich bin ein Viernheimer“.
Montag bis Freitag 9.35 Tag für Tag. Aus Religion und Gesellschaft. Mittwoch 20.10 Studiozeit.
Aus Religion und Gesellschaft.
Südwest-Rundfunk 2
Samstag 19.05 Geistliche Musik. Sonntag 7.55
Lied zum Sonntag. Herr Du bist mein Leben,
GL 456. 8.03 Kantate. 12.05 Glauben. Werktags
7.57 Wort zum Tag.
20 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
domradio.de
Gottesdienste
Sonntag, 6. März, 10 Uhr: Kapitelsamt aus
dem Kölner Dom.
18 Uhr: Chorvesper – Evensong, live auf
domradio.de (22 Uhr im Radio).
Werktags, 8 Uhr: Gottesdienst aus dem
Kölner Dom live unter www.domradio.de.
Täglich um 6 Uhr und um 22 Uhr: Laudes und Komplet. Fastenimpulse in der Laudes mit Monsignore Gerhard Dane und die
Komplet mit Weihbischof Ansgar Puff.
Menschen – Helge Malchow
Helge Malchow ist geschäftsführender
Verleger des Verlages Kiepenheuer und
Witsch. Man nennt ihn „eine der einflussreichsten und stilbildendsten Figuren im
deutschen Literaturbetrieb“. Um diesen
Literaturbetrieb und um seine Rolle dar-
Mindestens 231 Fälle von körperlicher
Misshandlung, mindestens 62 Opfer sexuellen Missbrauchs – das ist nur die Zwischenbilanz der Aufklärungsbemühungen von Anwalt Ulrich Weber bei den Regensburger
Domspatzen. Sechs Jahre nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche
steht die Aufklärung bei dem weltberühmten Knabenchor erst am Anfang. Der Film
skizziert Opfergeschichten und zeigt als Beispiel der Aufarbeitung solcher Vorwürfe am
Eliteinternat der Benediktiner in Ettal, wie
mühsam zwar Aufklärung ist, wie sie aber
doch gelingen kann.
23.55 bis 0.45 Uhr, ZDF: Um Gottes Willen.
Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit mit Bundespräsident Joachim Gauck.
Montag, 7. März
15.15 bis 16 Uhr, WDR FS: Geheimnis Aachener Dom.
20.15 bis 21 Uhr, Phoenix: Untergang der
Wikinger. Die Missionierung des Nordens.
22 bis 22.30 Uhr, Bibel TV: Das Gespräch.
Mittwoch, 9. März
9.50 bis 11 Uhr, EWTN und K-TV: Mittwochs-Audienz des Papstes.
10.30 bis 11 Uhr, Bibel TV: Alpha und Omega. Der Diakon – Anstifter zur Solidarität.
11.30 bis 12.15 Uhr, 3sat: Was bleibt, wenn
jemand geht.
12.15 bis 12.30 Uhr, 3sat: 850 Jahre Nikolaikirche Leipzig. Eine Kirche offen für alle.
19 bis 19.45 Uhr, BR: Stationen. Verschwiegene Taten. Missbrauch in der katholischen
Kirche.
in wird es in der Sendung domradio-Menschen gehen (Di., 8. 3., 10 bis 12 und 20
bis 22 Uhr).
Tagesevangelium
Gregor Buss.
Von Montag, 7., bis
Samstag, 12. März,
um 8 Uhr spricht Dr.
Gregor Buss von „The
Martin Buber Society“, Jerusalem, Gedanken zum Tagesevangelium.
Reisen – Noch mal ab in den Winter
Die einen zieht es in den Osterferien in
den warmen Süden, die anderen noch mal
in den kalten Schnee. domradio-Reisen
bringt unter dem Titel „Letzte Abfahrt Noch mal ab in den Winter“ einen Reigen
bunter Winterziele (Fr., 11. 3., 10 bis 12
und 20 bis 22 Uhr).
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
MEDIEN
Aus Unterworfenen werden freie Bürger
Dreiteilige Doku-Reihe „Rom am Rhein“ zuerst auf ARTE, später im ZDF
Fast 500 Jahre herrschten die Römer am Rhein.
Viele unserer Städte wurden von römischen
Kaisern gegründet, nach dem Vorbild Roms.
In Städten wie Köln entstand gar eine eigene,
römisch-germanische Welt. Mit den römischen
Soldaten hielten zum Beispiel Annehmlichkeiten wie Fußbodenheizung, fließendes Wasser, aber auch Wein und frisches Gemüse Einzug. In der dreiteiligen Dokumentation „Rom
am Rhein“ begibt sich Autor Christian Feyerabend mit dem Archäologen Matthias Wemhoff
auf Spurensuche. ARTE zeigt die Reihe vorab,
bevor sie Palmsonntag, Ostern und am Weißen
Sonntag im ZDF ausgestrahlt wird.
ARTE, Teil 1: Krieg und Frieden:
Sa., 5. 3., 20.15 bis 21.05 und
So., 6. 3., 14.15 bis 15.05 Uhr.
ARTE, Teil 2: Blüte und Bedrohung:
Sa., 5. 3., 21.05 bis 21.55 Uhr und
So., 6. 3., 15.05 bis 15.55 Uhr.
ARTE, Teil 3: Zentrum des Imperiums:
Sa., 5. 3., 21.55 bis 22.50 Uhr und
So., 6. 3., 15.05 bis 16.50 Uhr.
Die christlichen Abendmahlsfeiern fanden im dritten Jahrhundert noch oft an geheimen Orten statt. Damals wie heute bricht
der Priester das Brot. Unser Bild zeigt eine szenische Darstellung aus dem dreiteiligen Film. (Foto: ZDF/Tschindar Jirov)
500 Jahre Reinheitsgebot: Bier ist eine Welt-Geschichte
Seit die Menschen sesshaft wurden, trinken
sie Bier. „Terra X“ erzählt in dem Film „Bier
– Eine Welt-Geschichte“, wie Bier die Zivilisation seit jeher begleitet und schließlich zum
Lieblingsgetränk der Deutschen wurde. Seit jeher gehört es zu Kultur und Fortschritt. Erstmals
getrunken wurde es wahrscheinlich in Mesopotamien.
Im April 2016 feiert das Reinheitsgebot sei-
nen 500. Jahrestag. Anlass für die Dokumentation, die Bedeutung dieses ältesten deutschen
Lebensmittelgesetzes zu erforschen: Denn seit
1516 darf Bier hierzulande nur mit Gerste,
Hopfen und Wasser gebraut werden. Doch auch
das „reine“ Bier konnte lange nur in der kalten
Jahreszeit gebraut werden, da der Gärungsprozess niedrige Temperaturen verlangt.
Erst die Erfindung der Kühlmaschine des
Deutschen Carl von Linde revolutionierte das
Braugeschäft. Bezahlt wurde seine erste Maschine denn auch von zwei Brauern. Seitdem
hat das „neue“ Bier die Welt erobert, und auch
dabei waren deutsche Brauer maßgeblich beteiligt. Die heute weltweit größte Brauereigruppe
Anheuser-Busch InBev geht zum Teil auf den
Deutschen Eberhard Anheuser zurück.
ZDF, So., 6. 3., 19.30 bis 20.15 Uhr
Wie leben wir im Alter?
Die Deutschen werden immer älter, und damit steigt auch die Zahl der
Pflegebedürftigen. Doch wer soll die Pflege übernehmen, und wie findet man eine bezahlbare und gute Lösung? In Würde alt werden, das
wünscht sich jeder, doch klappt das im Familienkreis wirklich besser als
im Heim? In der Reihe „ZDFzeit“ zeigt „Der Pflege-Check. Wie leben
wir im Alter?“, dass bezahlbare Pflege auch in Deutschland nicht zu Lasten der Lebensqualität gehen muss. Es gibt viele unterschiedliche Wege
zum Ziel.
ZDF, Di., 8. 3., 20.15 bis 21 Uhr
Fahr mal hin: Frühling auf der Mainau
Im Frühjahr machen Millionen Tulpen und Krokusse die Blumeninsel
Mainau zu einem Ort, an dem man träumen kann. Die Mainau-Gärtner
haben alle Hände voll zu tun, denn: Zur Orchideen-Schau müssen 3000
exotische Pflanzen gepflanzt werden. Doch die Bodenseeinsel hat mehr
zu bieten als bunte Blüten. „Fahr mal hin: Frühlingssüchtig auf der Mainau – Das Jahr erwacht“ begleitet auch Graf Lennart Bernadotte und Gräfin Diana Bernadotte bei ihrer Arbeit.
SWR FS, Fr., 11. 3., 18.15 bis 18.45 Uhr
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 21
KLEINANZEIGEN
22 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
ERZÄHLUNG
D
ie Tanksäule Nummer sieben, bitte“, sagte ich, als ich im Tankstellenladen an der
Kasse stand.
„Vierzig Euro“, sagte die Kassiererin,
nachdem sie auf ihren Kassencomputer geschaut hatte.
Ich legte zwei Scheine auf den Tresen.
„Quittung?“
„Ja, bitte sehr.“
Und dann spürte ich, wie sich eine kleine
weiche Hand in meine Hand schob. Ich nahm
die Quittung in Empfang.
„Bernemann“, sagte ich zu dem Inhaber
der kleinen Hand, „wo kommst du denn her?“
„Ich wollte mal nach dir sehen“, piepste
der kleine Kumpel.
„Du solltest im Auto bleiben“, versetzte
ich.
„Hast du wenigstens aufgepasst beim
Aussteigen?“
Er grinste etwas linkisch zu mir hoch.
„Aber du kennst mich doch“, säuselte er.
„Ich passe immer gut auf.“
„Nanana“, machte ich.
„Darf ich auch mal an die Kasse?“, fragte der Herr hinter mir etwas ungehalten. Ich
packte Bernemann an der Schulter und schob
ihn beiseite.
„Weil ich doch“, flötete der Junge, „gern
schauen wollte, was es hier in diesem Tankladen so alles gibt. Weißt du, ich hab‘ da drüben in dem Regal ein Donald-Duck-Heft entdeckt. Darf ich das haben?“
„Meinetwegen.“ Ich ging mit ihm zu dem
fraglichen Regal. Donald Duck ist immer
gut. Hab‘ ich auch viele Jahre lang gelesen.
„Und dort drüben“, erklärte Bernemann,
„hab‘ ich ‘ne Tüte mit Schokokeksen gesehen. Echt Spitzenschokokekse. Voll supi,
sag‘ ich dir, Peter. Krieg‘ ich die auch?“
„Also gut. Hast du sonst noch einen
Wunsch?“
Diese Frage meinte ich eigentlich ironisch. Aber Kinder haben in der Regel noch
keinen besonders ausgeprägten Sinn für Ironie.
„Ich guck mich noch mal um“, krähte der
kleine Kumpel. Und er sah sich noch einmal
gründlich um.
„Ach bitte, Peter. Diese Mokkawaffeln sehen echt voll abgefahren aus.“
„Also gut, meinetwegen, ausnahmsweise.“ Ich fragte ihn jetzt nicht mehr, ob er vielleicht noch einen zusätzlichen Wunsch hätte.
Aber er sagte von sich aus, dass er sich noch
einmal schnell umschauen wolle und dass er
auch bestimmt gleich fertig sei und dass wir
dann gehen und weiterfahren könnten.
Ich hatte keine Ahnung, was es in einem
Tankstellenladen so alles gibt. Es gab sogar
Eis, und Bernemann wünschte sich zum Abschluss ein Dreisorteneis in den Farben rot,
weiß und braun. Für mich nahm ich auch
gleich eins mit. Die Gelegenheit war günstig.
Schwer bepackt trotteten wir zurück zu
unserem Auto.
„Aber“, sagte ich, um wenigstens einen
kleinen pädagogischen Effekt zu erzielen,
„das war heute eine rare Ausnahme. Ist das
klar?“
„Voll klaro, Peter“, trällerte Bernemann.
„Das war die absolute Ausnahme.“
Und er grinste mich irgendwie eine Spur
zu schelmisch an. Ich wusste nicht so recht,
was ich davon halten sollte.
Peter Biqué
Unwahrhaftigkeit
„Wir fahren heute“, so begann der Pastor
der kleinen Gemeinde im hintersten Wilden
Westen seine Predigt, „in unseren Betrachtungen über die Sünde der Unwahrhaftigkeit
fort, mit der wir uns schon während des vorigen Gottesdienstes beschäftigten; habt ihr
inzwischen, wie ich euch auftrug, auch das
zweiundzwanzigste Kapitel des JohannesEvangeliums studiert? Wer es tat, der erhebe
sich von seinem Platz!“
Die Gemeinde erhob sich wie ein Mann.
Da sah der Geistliche mit traurigen Augen
auf seine Schafe und sagte: „Oh, ihr Heuchler, nun weiß ich erst, wie notwendig es ist,
dass ich euch die Folgen der Sünde der Unwahrhaftigkeit in Eure schläfrigen Gewissen hämmre. Denn seht, geliebte Brüder und
Schwestern, das Evangelium unseres Johannes hat ja nur einundzwanzig Kapitel!“
Tobias Göll
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 23
KLEINANZEIGEN
Briefmarken für Kinder in Not
29.1. Norbert Kern, Bergheim. Dorothea
Braun, Meppen. H. Wollenweber, Gummersbach. Hildegard Klomfaß, Erkrath.
Bernd Holschbach, Windeck. K. Langer,
Wipperfürth. 1.2. Ewald u. Maria Ternes,
Köln. Marianne Huckenbeck, Leverkusen. Gisela Dresia, Bergheim. Zita Winter,
Köln. Maria Bielen, Köln. Blechschmid,
Köln. Helene Schmidt, Overath. Constanze Bocks, Düsseldorf. Maria Adenäuer,
Wachtberg. Anneliese Giesen, Duisburg.
24 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Markus Berg Schwarz, Köln. Gerda Luck,
Remscheid. Wilhelmina Fassbender, Kassel. Traute-Maria Sappok, Düsseldorf. Johannes Schumacher, Bornheim. G. Besten,
Köln. Wilfried Kurz, Bonn. W. u. A. Hockeler, Solingen. H. u. W. Rosenbaum, Düsseldorf. Diakon Klaus Stader, Dormagen.
2.2. Ilse Schenk, Leverkusen. Dr. Dorothea
Brinkmann-Herz, Köln. Dorothee Bender, Zülpich. Helmi In
het Veen, Haan. Christel Kreuzer, Marienheide. Hildegard
Effertz, Erkrath. Paul Brachthäuser, Troisdorf. Canis, Köln.
Friedrich Kohn, Burscheid.
Pater Michels, Brasilien. 3.2. Helga Patt,
Eitorf. Brigitte Knetsch, Wuppertal. Schorn
GmbH & Co. KG, Köln. Ursula Bremm,
Meckenheim. Joachim Vöhler, Gummersbach. Maria Mermann, Köln. Centa Schreiber, Hilden. Wolfgang Schade, Erftstadt. D.
Steimel, Hennef. Tucher, Ruppichteroth.
Dr. Wigbert Herting, Wuppertal.
Allen Sammlern sei herzlich gedankt. Bitte schicken Sie Ihre Briefmarken an die Kirchenzeitung
für das Erzbistum Köln,
Ursulaplatz 1, 50668 Köln.
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
Von Abendlob bis Bibelspiel
„Tage der Barmherzigkeit“ mit Winfried Pilz
HOLZHEIM. Einen besonderen Beitrag zum
von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit leistet jetzt der
Seelsorgebereich „Neuss-West/Korschenbroich“. Michael Tewes, der leitende Pfar-
Pfarrer Michael Tewes hat die „Tage der Barmherzigkeit“
organisiert.
(Foto: ZIM)
rer, hat Monsignore Winfried Pilz gewonnen,
„Tage der Barmherzigkeit“ zu gestalten. Die
beiden Geistlichen kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit in Kaarst, wo Pilz als Pfarrer und Tewes als Kaplan tätig waren. Heute
lebt Pilz, bekannt geworden als Präsident des
Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, im
Ruhestand in der Oberlausitz. Er wird während der Veranstaltungsreihe bei den Benediktinerinnen im Kloster Kreitz wohnen.
Die „Tage der Barmherzigkeit“ beginnen
am Donnerstag, 10. März, um 19.30 Uhr mit
einem Evensong (Abendlob) in St. Martinus
in Holzheim. Tags darauf um 18.30 Uhr starten die Teilnehmer eines Bußgangs zum Nikolauskloster in St. Stephanus in Grefrath.
Am Samstag, 12. März, ist ab 10.30 Uhr ein
„Tag der Barmherzigkeit für junge Familien“ im Glehner Pfarrzentrum St. Pankratius geplant. Dabei werden unter dem Leitwort
„Gott hat ein Herz für uns – wir haben ein
Herz füreinander“ Geschichten aus der Bibel
gespielt. Am Wochenende 12. und 13. März
predigt Pilz in den Gottesdiensten in Holzheim, Grefrath, Reuschenberg und Glehn.
ZIM
➔ www.neuss-west-korschenbroich.de
Vorfreude auf neues Klangerlebnis
Orgel in St. Briktius wird erweitert
OEKOVEN. Ein neues Klangerlebnis verspricht Carsten Wüster, Kirchenmusiker im
Rommerskirchener Seelsorgebereich „Gilbach“, den Gläubigen, die nach Ostern St. Briktius besuchen werden. „Mit Zuversicht und
großer Vorfreude“ begleitet er die Überarbeitung und Erweiterung der Oekovener Orgel, die
1980 von der Firma Romanus Seifert & Sohn in
Kevelaer erbaut worden ist. Das mit Mitteln aus
einem örtlichen Stiftungsfonds finanzierte Projekt sieht gleich mehrere Schritte vor.
Im Lauf der Jahre hat sich sehr viel Staub
und Dreck im Inneren des Instruments niedergeschlagen. Aufgrund der starken Verschmutzung kann nicht mehr die benötigte Menge
Wind in die Orgelpfeifen gelangen, und der Ton
bekommt nicht mehr genügend Energie. „Deshalb klingt er zu tief oder spricht schlecht – oder
erst gar nicht – an“, so Wüster. Neben den Reinigungsarbeiten ist es notwendig geworden, einige Elemente der Technik zu reparieren, die
durch den langjährigen Gebrauch verschlissen
sind. Im Bereich des Spieltischs und der Manualklaviatur werden spätere Anbauten ersetzt,
um das hochwertige Instrument wieder in alter Schönheit erstrahlen zu lassen. Über diese
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
NEUSS, DORMAGEN UND
GREVENBROICH:
Thilo Zimmermann,
Telefon (0 21 31) 46 10 27
[email protected]
NEUSS/KAARST. Seine Auflösung beschlossen hat das Katholische Jugendförderwerk im früheren Stadtdekanat
Neuss. Die über 30-jährige Verantwortung für die offene Jugendarbeit in den
vier Kaarster Pfarreien wurde inklusive der beiden hauptamtlichen Fachkräfte an die Katholische Jugend-Agentur
übergeben. Der letzte formelle Akt war
ein Mittagessen, bei dem Monsignore Josef Brans, Ursula Erkelenz, Norbert Nies,
Norbert Kallen und Dr. Albert Wunsch
als Gründungsmitglieder die vielfältigen
Aktivitäten noch einmal ins Bewusstsein
rückten. Viele Mitmach-Ausstellungen zu
Themen wie „Religion und Welt“ hatten
jeweils bis zu 1000 Besucher angelockt.
Aber auch die fast 20 achttägigen „Offenen Zeltstädte“ in Kaarst mit jeweils bis zu
120 Teilnehmern wurden vom Jugendförderwerk getragen.
NIEVENHEIM. „Orgel plus... Solo-Sopran“ heißt eine Veranstaltung des Fördervereins „Konzertante Kirchenmusik
im Schatten von St. Pankratius“. Sie
beginnt am Sonntag, 6. März, um 17
Uhr in der Nievenheimer Wallfahrtskirche. Sopranistin Sarah Schnier und Organist Bert Schmitz führen Werke von
Reger, Bach und Händel auf.
NOITHAUSEN. Einen Kindertrödelmarkt richtet der Ortsausschuss Noithausen des Pfarrgemeinderats „Elsbach-Erft“ aus. Die Veranstaltung ist
am Samstag, 5. März, von 9 bis 12 Uhr
im Pfarrzentrum St. Mariä Geburt geplant. Eltern bieten preiswert gut Erhaltenes für Kinder an.
Kirchenmusiker Carsten Wüster freut sich über die
Überarbeitung und Erweiterung der Orgel in St. Briktius.
(Foto: ZIM)
Arbeiten hinaus wird die Disposition der Orgel um eine Zungenreihe ergänzt, um die musikalischen Möglichkeiten zu erweitern und den
Klang zu verschönern.
ZIM
ERFTTAL. „Visionen eines Erzbischofs“ sind im Seelsorgebereich
„Rund um die Erftmündung“ Gespräche über den Fastenhirtenbrief von
Kardinal Woelki überschrieben. Sie beginnen jeweils um 20 Uhr im Pfarrsaal,
und zwar am 9. März in St. Konrad in
Gnadental, am 15. März in St. Martinus
in Uedesheim sowie am 17. März in St.
Cornelius in Erfttal und in St. Cyriakus in
Grimlinghausen. Eingeladen sind ausdrücklich nicht nur die Mitglieder von
Pfarrgemeinderat, Ortsausschüssen
und Kirchenvorständen, sondern alle
Menschen in den Gemeinden.
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 33
AUS DEM ERZBISTUM
DÜSSELDORF:
Ronald Morschheuser,
Fax (0 21 73) 96 79 98
morschheuser@
kirchenzeitung-koeln.de
DÜSSELDORF. Zum „Schweigegang
der Männer“ lädt Jürgen Hünten,
Hochschulpfarrer und Männerseelsorger in der Landeshauptstadt, ein. In
diesem Jahr wird über die vielfältigen
Aspekte der Barmherzigkeit nachgedacht. Ausgangspunkt ist am Samstag,
12. März, St. Peter am Kirchplatz in der
Friedrichstadt. Um 19.30 Uhr wird dort
eine Statio gehalten. Anschließend ziehen die Männer nach St. Maximilian,
Schulstraße in der Altstadt. Dort wird
ab 20.45 Uhr gemeinsam Eucharistie
gefeiert. Die Predigt hält Stadtdechant
Monsignore Ulrich Hennes.
FLINGERN/DÜSSELTAL. Ein Themenabend in der Bücherei an der Werstener Liebfrauenkirche stellt Flüchtlinge in den Mittelpunkt. Dabei gibt am
Mittwoch, 9. März, Hannah Konietzny
ab 19.30 Uhr unter anderem Auskunft
über Asylverfahren und Aufenthaltsrecht, die Flüchtlingssituation in Düsseldorf, die erwartete Entwicklung bis
zum Jahresende, die Zusammenarbeit
verschiedener Akteure im Stadtbezirk
und Möglichkeiten, die Arbeit mit den
Flüchtlingen zu unterstützen. Konietzny ist die Leiterin der „Ökumenischen
Flüchtlingshilfe Flingern/Düsseltal“.
DÜSSELDORF. Die Katholische Glaubensinformation Fides ist umgezogen.
Ab sofort ist sie in der Klosterstraße
92 zu finden. Erhalten geblieben sind
die Kontaktmöglichkeiten per Telefon
(02 11) 9 06 90 39 und per E-Mail an
[email protected]. Das Sekretariat ist mittwochs und freitags jeweils
von 15 bis 18 Uhr unter Telefon (02 11)
9 06 90 38 erreichbar.
ALTSTADT. Zur Passionszeit finden Ökumenische Vespern wechselweise in der
Kirche St. Andreas an der Andreasstraße
und in der evangelischen Neanderkirche
an der Bolkerstraße statt. Dabei predigen
die Seelsorger im Gotteshaus der jeweils
anderen Konfession. Beginn ist immer
freitags um 19 Uhr. Am 11. März predigt
Pfarrerin Antje Brunotte in St. Andreas,
am 18. März Dominikaner-Pater Manfred
Entrich OP in der Neanderkirche. Die Reihe steht unter dem Gesamtgedanken „Inmitten der Kämpfe“.
Jedes Kreuz ein Unikat
Arbeiten aus 30 Jahren „Karwochen für Kinder“ ausgestellt
BILK. Eine Entdeckungsreise kann in St. Suitbertus an der Ludgerusstraße angetreten werden: Während der Fasten- und Osterzeit sind
überall in der Kirche große Kreuze ausgestellt.
Geöffnet ist immer sonntags vor und nach dem
11.15-Uhr-Gottesdienst sowie zusätzlich an jedem Dienstag zwischen 17 und 20 Uhr. Alle
Kreuze sind entstanden bei den „Karwochen für
Kinder“, die seit 30 Jahren Mädchen und Jungen, darunter viele Kommunionkinder, einla-
den, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag
und Ostern mitzufeiern. „Durch gemeinsames
Handeln wollen wir auch zu einem besseren
Verständnis dieses Dreh- und Angelpunkts unseres Glaubens vordringen“, sagt Hubert Herzner. Er gehört gemeinsam mit seiner Frau Maria einem Team von Ehrenamtlern an, das die
Karwochen für Kinder in der heutigen Gemeinde St. Bonifatius seit Jahrzehnten organisiert.
Mit dazu gehört auch immer ein künstlerisch
geprägtes Programm am
Gründonnerstag.
Mit
unterschiedlichen Materialien und zu aktuellen Themen wird dann
ein Kreuz gestaltet, das
am Karfreitag von Kirche zu Kirche durch die
Straßen der Gemeinde getragen wird.Jedes
Kreuz ist ein Unikat. Für
das Jahr 2016 ist schon
ein Hauptgestaltungselement gefunden: Ein
Schlauchboot weist auf
Messdiener-Gruppenleiter Julian Schillings (von links), Hubert Herzner, die Flüchtlingskrise hin.
Ausstellungsbesucher Vincent Croiset und Maria Herzner.
(Foto: RM)
RM
Stadt und Stiftung weiter verbunden
Weihbischof Rolf Steinhäuser besucht St.-Josephs-Kapelle
DÜSSELDORF. Die Düsseldorfer Komturei
St. Maximilian des Ritterordens vom Heiligen
Grab zu Jerusalem traf sich zu einer Messfeier
in der St.-Josephs-Kapelle am Emilie-Schneider-Platz – mit besonderen Zelebranten. So
wurde der Gottesdienst gemeinsam von Weihbischof Rolf Steinhäuser, dessen Nachfolger
als Stadtdechant Monsignore Ulrich Hennes
und Monsignore Dr. Thomas Vollmer gefeiert.
„Wir wollten uns auch über die ‚Stiftung St.-Jo-
sephs-Kapelle’ und ihre Ziele informieren“, erklärte der Leitende Komtur Dr. Hans Christoph
Schüller. Schwester Gisela-Maria Amian FC,
Oberin der Schwesterngemeinschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz, stellte nach dem Gottesdienst die 300-jährige Geschichte der Kapelle des ehemaligen Theresienhospitals und die
Stiftung vor, die sich um ihren Erhalt kümmert.
Der Komturei St. Maximilian gehören rund 50
Mitglieder an, die sich regelmäßig treffen, um
gemeinsam Gottesdienst
zu feiern und Fragen des
Glaubens zu diskutieren.
Außerdem unterstützen
sie die Christen im Heiligen Land. Steinhäuser
ist ebenso Mitglied der
Düsseldorfer Komturei
wie Vollmer. „In seiner
Zeit als Stadtdechant hat
sich der heutige Weihbischof für die Errichtung
und Förderung der StifEucharistiefeier in der St.-Josephs-Kapelle, geleitet von Weihbischof Rolf Steinhäuser (Mitte), tung ‚St.-Josephs-Kapelseinem Nachfolger als Stadtdechant von Düsseldorf, Monsignore Ulrich Hennes (links), und le’ sehr engagiert“, erMonsignore Dr. Thomas Vollmer.
(Foto: RM) läuterte Schüller. RM
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Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
„malSEHEN“
HILDEN, LANGENFELD, MONHEIM:
Ronald Morschheuser,
Ausstellung und Gespräche in St. Chrysanthus und Daria
HAAN. „Kunst in der Kirche“ gibt es vom 6.
bis zum 13. März in der Pfarrkirche St. Chrysanthus und Daria zu sehen. Organisiert wird
das Projekt von der gleichnamigen, ehrenamtlich tätigen Gruppe. Gezeigt werden mehr als 30
Werke der Haanerin Annette Palder. Sie stehen
unter dem Motto „malSEHEN“. Eröffnet wird
die Ausstellung am Sonntag, 6. März, um 15
Uhr im Beisein der Künstlerin. Die meist großformatigen Exponate sind in vielen Fällen aus
Fotografie und Malerei kombiniert. Außerdem
präsentiert Palder „Paletten-Kunst“, die die Bereiche Objekt und Malerei verbindet. Materialien sind zum Beispiel Canvas, Stahl oder Holz,
aufgezogen sind die Darstellungen auf Keilrahmen oder durch korrodierte Stahlelemente verbunden. Themen stammen aus der Natur
oder aus der Gefühlswelt von Menschen. Palder hat aber auch vielfältige Kreuzdarstellungen geschaffen. Speziell für Frauen findet am
Montag, 7. März, um 15.30 Uhr eine Führung
statt. Am Dienstag, 8. März, steht die Künstlerin
um 19 Uhr zu einem Offenen Künstlergespräch
zur Verfügung. Am Donnerstag, 10. März, vermittelt sie um 11 Uhr in
einem Werkstattgespräch
am Beispiel einiger Bilder ihre Sicht. Mitglieder des Kammerchores
der Gemeinde setzen am
Freitag, 11. März, um 20
Uhr ihre Werkeindrücke
in Gesang um. Die regulären Öffnungszeiten
Annette Palder vor zwei Kreuzdarstellungen in ihrem Haaner Atelier. Sie stellt ihre sind täglich von 11 bis
Werke in der Pfarrkirche St. Chrysanthus und Daria aus.
(Foto: RM) 18 Uhr.
RM
Endlich wieder Kölsch sprechen
Pfarrer Heinz-Otto Langel tritt in die zweite Reihe
WÜLFRATH. Noch weiß Pastor Heinz-Otto
Langel nicht, wo für ihn die Reise hingeht. Gewiss ist: Am 30. September endet sein Dienst
in der Gemeinde St. Maximin – nach 25 Jahren verlässt der Hirte seine Herde, um es mit
Langels Worten zu sagen. Sein Hirtenhut, den
er außerhalb der Kirche gerne trägt, ist mehr
als ein Markenzeichen: „Die Seelsorge ist und
war für mich immer das Wichtigste“, betont er.
Für Menschen da zu sein, besonders für Kinder und Familien, egal welcher Konfession oder
Herkunft, ist für den 64-Jährigen eine Selbstverständlichkeit. Die Pfade, die den gebürtigen Kölner nach Wülfrath führten, waren verschlungen. Langel ist gelernter Maler und Lackierer sowie Einzelhandelskaufmann. 1982 begann er sein Theologiestudium, seit September
1991 lebt er in der Kalkstadt – zunächst als Kaplan, nach dem Pfarrexamen 1994 dann knapp
ein Jahrzehnt als zweiter Pfarrer, seit 2003 als
alleiniger Pfarrer. „Mir ist lieber, die Leute jammern jetzt über meinen Abschied, als sie sagen
irgendwann, gut, dass er endlich geht“, betont
Langel. Ein längerer Krankenhausaufenthalt im
vorigen Jahr habe ihm gezeigt, dass er kürzertreten müsse. Darum geht er nun in die zweite
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
Reihe zurück; er hat seinen Wunsch geäußert in
den „Speckgürtel“ von Köln als Pfarrvikar zurückzukehren. „Ich freue mich darauf, wieder
Kölsch zu sprechen“, sagt Langel. Seine Verabschiedung von St. Maximin ist am 2. Oktober –
sechs Tage vor seinem 65. Geburtstag. Über seine Nachfolge ist noch nicht entschieden. NAU
Fax (0 21 73) 96 79 98
[email protected]
METTMANN, RATINGEN:
Maximilian Moll, Telefon (02 02) 96 31 19 49
[email protected]
GIESLENBERG. Ein regelmäßiges Taizé-Gebet findet in der Fastenzeit in der
Kirche St. Gerhard an der Rheindorfer
Straße statt. Es beginnt immer montags
um 19 Uhr. „Wer Lust hat, Lieder aus
Taizé zu singen, gemeinsam zu beten,
Gottes Nähe zu spüren, aber auch Stille zu erfahren, ist dazu herzlich eingeladen“, so Barbara Wortberg, Gemeindereferentin an St. Josef und Martin.
MONHEIM. Mit einem „MusikalischLiterarischen Frühstück“ begrüßt die
Frauengemeinschaft (kfd) St. Gereon
den Frühling. Dabei können die Teilnehmer am Freitag, 11. März, um 10 Uhr
im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus an der
Sperberstraße auch eigene Texte vortragen. Anmeldung bei der Vorsitzenden Maria Poot unter Telefon (0 21 73)
5 72 28.
HOCHDAHL. Stille, Gebet und Gespräch
sind Elemente eines Exerzitien-Wochenendes, zu dem Monsignore Christoph Biskupek, Pfarrer an St. Franziskus von Assisi, einlädt. Beginn ist am
Freitag, 11. März, um 18 Uhr im Kloster
Steinfeld in der Eifel. Am Sonntag, 13.
März, geht es um 14 Uhr wieder nach
Hause. Anmeldungen im Pfarrbüro unter Telefon (0 21 04) 4 04 38.
NEVIGES. Am vierten Fastensonntag, 6.
März, um 10 Uhr feiert der Dom-Chor Neviges die alljährliche Gedenkmesse für
seine verstorbenen Mitglieder, Freunde
und Förderer. Pater Wolfgang Strotmeier
zelebriert die Messe. Der Chor singt unter
der Leitung von Claus Tinnes Werke von
Franz Schubert, Maurice Bevan und Anton Bruckner.
VELBERT. Zur Buchausstellung lädt die
Katholische Öffentliche Bücherei (KÖB)
am Sonntag, 6. März, nach der Messe in
den Pfarrsaal St. Paulus ein.
Pastor Heinz-Otto Langel – ohne seinen Hirtenhut ist er
ungern unterwegs.
(Foto: NAU)
METTMANN. Das letzte Glaubensforum
zur Fastenzeit widmet sich am Mittwoch,
9. März, ab 20 Uhr im Johanneshaus
der Frage: „Kann man mit Barmherzigkeit Politik machen?“ Referent ist Präses Pfarrer Herbert Ullmann.
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AUS DEM ERZBISTUM
REMSCHEID UND SOLINGEN:
Michael Möller,
Telefon (0 21 91) 34 05 37
[email protected]
WUPPERTAL: Helmut Pathe,
Telefon/Fax (02 02) 8 54 08
[email protected]
SOLINGEN. Alle Männer des Dekanats
Solingen sind am Samstag, 12. März,
zum traditionellen Bußgang eingeladen. Die Einstimmung findet um 20 Uhr
in St. Michael statt. Den Abschlussgottesdienst feiert Pastor Reiner Nieswandt in St. Mariä Himmelfahrt, Gräfrath.
LENNEP. Beim Kinderbibeltag am
Samstag, 9. April, im Gemeindehaus
von St. Bonaventura, geht es um die
Geschichte von Zachäus, dem Zöllner.
„Was Gott aus kleinen Leuten machen
kann“ ist das Oberthema. Gedacht ist
die Veranstaltung für Kinder ab dem
Grundschulalter. Die Teilnahme ist
kostenlos. Anmeldung im Pfarrbüro
Lennep, Hackenberger Straße 1a oder
Pfarrbüro Lüttringhausen, RichardPick-Straße 7, oder per E-Mail an [email protected]
REMSCHEID. Bei seiner Jubiläumsfeier ließ Pfarrer Hans Jürgen Roth den
„Hut herumgehen“. Es kamen 4004
Euro für das Kinderhospiz Burgholz
zusammen. Kinder der katholischen
Grundschule Menninghausen und
Roth werden den Betrag dem Kinderhospiz überbringen.
MERSCHEID. Die Reihe „Orgelkonzerte zur Fastenzeit“ wird am Sonntag, 6.
März, um 17 Uhr in St. Mariä Empfängnis fortgesetzt. An der Orgel ist dann
Simon Botschen. Die Reihe endet am
Sonntag, 13. März, am selben Ort und
zur selben Zeit mit dem Orgelkonzert
von Marcus Adams.
OBERBARMEN. Der letzte Abend im
Rahmen des Glaubenskurses „Credo“ findet am Donnerstag, 10. März,
im Berliner Plätzchen, Berliner Straße 173, um 19.30 Uhr statt. Das Thema
lautet: „Das Ewige Leben und die Wiederkunft Christi“. Referent ist Kaplan
Josef Chelamparambath.
BARMEN. Schwester Maria aus Chetput (Indien) und Schwester Christine berichten am Mittwoch, 9. März,
um 17 Uhr im Saal des Kolpinghauses
über ihre Arbeit in Indien.
Computer als Deutschlehrer
Rudolf-Knupp-Stiftung spendet Laptops und Lernprogramme
OHLIGS. Half der Stein von Rosette bei der
Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen, so
soll in der Lerngruppe „Rosetta Stone“ Flüchtlingen in St. Joseph, Ohligs, der Zugang zur
deutschen Sprache ermöglicht werden. Um
diesen Zugang zu erleichtern, hat die RudolfKnupp-Stiftung aus Solingen der Lerngruppe
Laptops und Lernprogramme zur Verfügung ge-
stellt. Die Lernprogramme können individuell
auf den Lernstand der Teilnehmer abgestimmt
werden. Das ist auch eine große Hilfe für Josef
Wirth und Günter Weiland, die die Lerngruppe betreuen. Aussprache, Rechtschreibung und
Vokabeln können so je nach Lerngeschwindigkeit eingeübt werden. Ein geschlossener grüner Kreis signalisiert dabei, dass die Antwort
richtig war. Leuchtet die
Passage stattdessen orange, muss die Übung wiederholt werden. Solange
die Deutsch-Kenntnisse noch nicht so ausgeprägt sind, hilft die französische Sprache, die
Weiland beherrscht. „Mit
Englisch kommen wir
in der Regel nicht weiter. Aber von den Teilnehmern sprechen einige
französisch, und die können es aus dem Arabischen übersetzen“, so die
Gunda Sauerbrey (hinten Mitte) von der Rudolf-Knupp-Stiftung übergab offiziell die Erfahrungen der Helfer
Laptops samt Lernprogramm.
(Foto: MÖ) der Lerngruppe.
MÖ
Gegen Kinderarmut
„Kindertal“ präsentiert sich in Räumen der Stadtsparkasse
WUPPERTAL. „Die Wuppertaler sind sehr solidarisch“, sagt Susanne Bossy, Vorstandsvorsitzende vom eingetragenen Verein „Kindertal“
mit Blick auf die Spendenbereitschaft der Wuppertaler im vergangenen Jahr. Rund 424 000
Euro sind 2015 gespendet worden, mit denen
„Kindertal“ Kinder und Jugendliche aus armen
Wuppertaler Familien unterstützt. Eine Ausstellung mit Bildern und Informationsplakaten
über die Arbeit von „Kindertal“ ist aktuell in
der Filiale Barmen der Stadtsparkasse Wuppertal zu sehen. „Kindertal“ existiert seit elf Jahren
und ist eine Aktion von Radio Wuppertal in Kooperation mit Caritas und Diakonie. „Wir helfen sehr konkret und sehr individuell“, so Bossy. Außer Zuschüssen für pädagogisch begleitete Erholungsmaßnahmen wurden die Spenden besonders für die Anschaffung von Betten
und Bekleidung genutzt. „Man glaubt gar nicht,
wie viele Kinder zu zweit, zu dritt in einem Bett
schlafen müssen oder gar
kein Bett haben“, erklärt
Bossy.
Karl-Heinz Schattschneider ist froh, dass
„sich in unseren Räumen eine solch tolle
Aktion präsentiert“, so
der Direktor der Filiale
Barmen der Stadtsparkasse Wuppertal. Besichtigt werden kann
die Ausstellung noch
bis zum 24. März während der normalen ÖffDie Vorstandsvorsitzende von „Kindertal“, Susanne Bossy, und Filialdirektor Karl-Heinz nungszeiten der Bank.
Schattschneider betrachten die Ausstellung.
(Foto: MM)
MM
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Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
Damit der Takt wieder stimmt
OBERBERGISCHER KREIS,
ALTENKIRCHEN:
Heike Cosler,
Telefon (01 71) 3 60 96 14
[email protected]
Steuerung der Kirchenglocken muss erneuert werden
GUMMERSBACH-DERSCHLAG.
„Die
Steuerung der Kirchenglocken erfolgt in unserer Kirche St. Elisabeth noch mechanisch und
ist mittlerweile kräftig in die Jahre gekommen“,
erklärte Pastoralreferent Simon Miebach. Immer wieder kam und kommt es zu altersbedingten Problemen mit der Steuerung. Die Wartung der Glocken liegt in den Händen der Firma
HEW (Herforder Elektromotoren Werke seit
1892). Nach einer gründlichen Untersuchung
durch die Firma wurde bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass eine neue elektronische Steuerung und neue moderne Leitungen
nötig sind. Die zur Sanierung erforderlichen finanziellen Mittel von 40 000 Euro werden nur
zur Hälfte vom Erzbistum Köln übernommen.
Einen Eigenanteil von 20 000 Euro muss die
Gemeinde übernehmen. Im vergangenen Jahr
hat bereits ein Benefizkonzert unter dem Motto
„Glocken für St. Elisabeth“ stattgefunden. Der
Kirchenchor Derschlag hat mit Unterstützung
der „Voices“ aus Bergneustadt gesungen. Das
Konzert erbrachte 1500 Euro. „Die Erlöse aus
den freien Kollekten nach den Gottesdiensten
werden wir zur Sanierung nutzen. Außerdem
haben wir eine Sammelbüchse in der Kirche
aufgestellt“, so Miebach. Die Vereine, unter an-
OBERBERGISCHER KREIS. Zur Begegnung mit dem diesjährigen MISEREORGast, Pfarrer P. Joao Carlos I. Portes, laden der Weltladen, die Lichtbrücke, die
UNICEF-Gruppe und das Bildungswerk
am Montag, 7. März, um 19.30 Uhr, in die
Halle 32 (Raum L&C), Steinmüllerallee 10,
in Gummersbach ein. Die aktuelle MISEREOR-Fastenaktion hat das Thema „Das
Recht ströme wie Wasser“.
Mittels Sammelbüchse wird in der Kirche um Spenden zur
Sanierung der Glocken gebeten.
(Foto: HC)
derem die Kolpingsfamilie, der Bauverein und
die Frauengemeinschaft, haben ebenfalls Spenden angekündigt. Bis jetzt hat die Gemeinde
3142 Euro gesammelt. Weitere Informationen
zum Glockenprojekt gibt es bei Stephan Juhász
sen. unter Telefon (0 22 61) 5 26 08.
HC
Kapelle lädt zum Beten ein
Zeugnis des Glaubens ist über 300 Jahre alt
REICHSHOF. Wie die Pfarrgemeinde St. Bo- wieder neu aufgebaut mit Unterstützung der
nifatius in Reichshof-Wildbergerhütte in ih- Zivilgemeinde, des Kreises, der Pfarrgemeinren Pfarrmitteilungen schreibt, ist die Johan- de und des Erzbistums Köln.
KL
nes-Kapelle in Odenspiel ab
sofort täglich von 9 bis 17 Uhr
geöffnet. Nach der Reformation, die in Reichshof um 1573
stattfand, lebten nur noch wenige Katholiken in der Region.
Das änderte sich um 1700, weil
der Erzbergbau immer mehr
Menschen Arbeit und Verdienst
gab. So bildete sich 1709 wieder eine katholische Gemeinde.
Weil der Weg nach Denklingen
für die hart arbeitenden Menschen zu beschwerlich war, errichtete der Denklinger Missionar Johannes Buschmann 1713
eine Kapelle, die Johannes dem
Täufer geweiht wurde. Die Kapelle erhielt das selbe Patronat
wie es die ehemalige Pfarrkirche vor der Reformation hatte. Die St.-Johannes-Kapelle in Reichshof-Odenspiel ist täglich von 9 bis 17
1945 brannte die Kapelle voll- Uhr für Beter geöffnet. Sie liegt an der Einmündung „Am Mühlenweg“ in die
(Foto: KL)
ständig aus. Sie wurde 1951 Elbachstraße.
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
GUMMERSBACH-DERSCHLAG. Kaplan
Niccolò Galetti lädt ein, sich mit der Barmherzigkeit Gottes zu beschäftigen. An drei
Dienstagabenden, jeweils um 19.30 Uhr,
wird er im Jugendheim St. Elisabeth zu
diesem Thema sprechen. Beginn ist am
Dienstag, 7. März.
ALTENKIRCHEN. Die Stelle der Gemeindecaritasmitarbeiterin für die Seelsorgebereiche „Obere Sieg“ und „Westerwald“ ist mit der Diplom-Sozialarbeiterin Beatrix Steinbach
(Foto) neu besetzt
worden. Steinbach
wird haupt- und ehrenamtlich engagierte Personen unter
anderem bei ihren
verschiedenen gemeindlichen, sozialkaritativen Aufgaben unterstützen. Die
neue Gemeindecaritasmitarbeiterin ist
montags vormittags im Pastoralbüro Wissen unter Telefon (0 27 42) 93 38 15 und
mittwochs vormittags im Caritasbüro unter Telefon (0 26 81) 20 56 zu erreichen.
WIEHL-BIELSTEIN. Ein Osterworkshop
für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren findet im Bonifatiushaus statt. Dabei
können Kinder den Geschehnissen der
Osterzeit kindgerecht näher kommen. Es
wird gesungen, gebetet, gebastelt und
die Leidensgeschichte Jesu betrachtet.
Der Workshop beginnt am Mittwoch, 23.
März, um 14.30 Uhr. Information und Anmeldung unter Telefon (0 22 62) 7 07 44 29.
BERGNEUSTADT. Ein Taizé-Gebet findet
in der Altstadtkirche am Freitag, 11. März,
statt. Das Einsingen beginnt um 19 Uhr,
das Taizé-Gebet um 19.30 Uhr.
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aus dem erzbistum
Rheinisch-Bergischer Kreis:
Siegbert Klein,
Mobil (01 77) 6 12 20 10
[email protected]
Leverkusen:
Kathrin Becker,
Mobil (01 62) 9 40 70 14
[email protected]
ALTENBERG. Junge evangelische und
katholische Menschen machen sich am
Freitag, 11. März, zu Fuß zum Altenberger
Dom auf zum ökumenischen Kreuzweg.
Dieser steht unter dem Motto: „Wo bist
du, Gott?“ Der Kreuzweg der Jugend wird
als Sternwallfahrt um 18.15 Uhr von den
Kirchen in Kürten-Bechen, Leichlingen,
Burscheid und Odenthal durchgeführt.
Ab 19.30 Uhr treffen sich alle Teilnehmer
am Parkplatz des Märchenwaldes. Um
19.50 Uhr führt ein gemeinsamer Lichtergang zum Altenberger Dom, wo um 20 Uhr
der ökumenische Abschlussgottesdienst
stattfindet.
MARIALINDEN. „Tod und Sterben gehören zum Leben“, darüber spricht ein
Bestatter am Dienstag, 8. März, um 17
Uhr im Seniorenheim in Overath-Maria­
linden, Franziskanerstraße 10. Ein Bestattungsunternehmen informiert über
gesetzliche Vorschriften, die beim Tod
eines lieben Menschen berücksichtigt
werden müssen, über Kosten, wie ein
Bestattungshaus helfen sowie wie die
Vorsorge für eine Beerdigung aussehen kann.
LEVERKUSEN. Das Stadtdekanat lädt zum
Bußgang für Frieden, Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit ein am Samstag, 12. März.
Treffen ist um 21 Uhr zur Statio in St. Elisabeth in Opladen. Von dort geht es über die
Kölner Straße und durch die Fußgängerzone nach St. Remigius, wo um 21.45 Uhr
die Abschlussmesse gefeiert wird.
WIESDORF. Zu einer „Nacht der Sehnsüchte“ lädt die Pfarrei St. Stephanus Erwachsene in die Kirche Herz Jesu ein, wo
sie von Freitag, 18. März, auf Samstag, 19.
März, von 20 bis 8 Uhr „zwölf ganz andere Stunden“ erleben können. Mehr Informationen und Anmeldung per E-Mail an
[email protected].
SCHLEBUSCH. Unter dem Titel „Classic
Meets Modern“ ein Konzert mit amerikanischer und englischer Orgelmusik sowie
Filmmusik erleben – das können Besucher der ersten Abendmusik des Jahres
am Sonntag, 6. März, um 19.30 Uhr in
St. Andreas.
Plakat irritiert
Aktion in Heidkamp soll neugierig machen
HEIDKAMP. „Mit dem Plakat wollen wir
Menschen neugierig machen, sich mit der
für uns Christen wichtigsten Zeit im Jahr –
Fastenzeit und Ostern – zu beschäftigen“, so
Pfarrer Christoph Bernards. Wer neugierig
geworden ist, braucht nur den QR-Code un-
ten links mit dem Smartphone scannen. Das
funktioniert auch einige Meter vom Plakat
entfernt vom Gehweg aus. Schon öffnet sich
die Homepage der Pfarrgemeinde St. Joseph
und St. Antonius, wo erklärt wird, wie man
jeden Fastensonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern einen Impuls per
E-Mail zugeschickt bekommt. Den
jeweiligen aktuellen Impuls gibt es
auch weiter unten auf der Homepage,
in der Regel eine kleine Geschichte,
die im Licht des Evangeliums gedeutet wird.
Die Plakataktion endet eine Woche nach Ostern. Bis Palmsonntag
ist noch nebenstehendes Bild zu sehen. Palmsonntag, Karfreitag und in
der Osternacht werden die Plakatbilder gewechselt. Konzipiert und erdacht wurde die Aktion von Saskia
Höller (Pfarrgemeinderatsvorsitzende), Martin Großbach (stellvertretender Kirchenvorstands-Vorsitzender),
Wolfgang Finklenburg (PGR) und
Dieses Plakat steht in Bergisch Gladbach-Heidkamp an der Ecke Bensberger Pfarrer Christoph Bernards. KL
Straße/Lerbacher Weg gegenüber der St.-Joseph-Kirche. (Foto: KL) ➔➔ www.joseph-und-antonius.de
Nachbarschaft in Mathildenhof stärken
Caritas setzt sich für seniorenfreundliches Leben und Wohnen ein
STEINBÜCHEL. „Gemeinsam aktiv für ein
seniorenfreundliches Leben und Wohnen in Leverkusen Mathildenhof“ – so steht es auf dem
neuesten Flyer der Leverkusener Caritas. Zusammen mit der Stadt ist die Caritas engagiert
in dem vom Land geförderten Projekt „Altengerechte Quartiere NRW“. „Wir möchten gemeinsam mit den Menschen in Mathildenhof
das nachbarschaftliche Miteinander im Stadtteil
stärken“, erklärt Quartiersentwicklerin Klara
Sehrbrock. Neue, aber auch bereits vorhandene Aktivitäten innerhalb des Stadtteils sollen zu
einem Netzwerk gegenseitiger Unterstützung
verknüpft werden und die Lebensqualität dort
für Senioren steigern. Im ersten Schritt haben
Sehrbrock und Caritas-Mitarbeiterin Christina Müller-Oerder einen Fragebogen verschickt
an rund 800 Über-65-Jährige in Mathildenhof.
Rund 300 Fragebögen kamen ausgefüllt zurück,
„zum Teil mit sehr ausführlichen Antworten“,
wie Sehrbrock erfreut feststellte. Kritisiert worden sei oft die schlechte Versorgungslage mit
Geschäften. Interesse wurde bekundet an einem
Seniorencafé, an Bewegungsangeboten und
Kultur-Veranstaltungen. Als nächstes sollen bei
einem Runden Tisch Ideen zusammengetragen
und Prioritäten festgelegt werden. Alle Interessierten sind dazu eingeladen, am Dienstag, 15.
März, um 19.30 Uhr in den
Matthias-Treff an der Kirche St. Matthias zu kommen.
Dort findet vorerst auch jeden
Montag von 9.30 bis 10.30
Uhr das Nachbarschaftscafé
Mathilde statt, das Menschen
aus dem Quartier als Anlaufstelle dient. „Aktuell sind wir
auf der Suche nach einem Ladenlokal, wo wir fest unterEhepaar Schmitz machen – auch mit Einkaufskorb – die Treppen im Stadtteil nichts kommen können“, sagt Mülaus. Nachbarn mit eingeschränkter Mobilität haben es da schon schwerer. (Foto: KB) ler-Oerding.KB
38 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.deAusgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
Anderen helfen macht froh
Gertrud Weinberg seit über 60 Jahren bei Caritas aktiv
BAD HONNEF/AEGIDIENBERG. Überra- suchte. Über 20 Jahre war sie später selbst Vorschung beim Dekanats-Caritas-Treffen in St. sitzende des Caritasausschusses und engagierte
Johann Baptist: „Caritas-Arbeit lebt vom eh- sich in vielfältiger Weise. Mittlerweile besucht
renamtlichen Engagement“, stellte Diakon sie seit 26 Jahren gemeinsam mit Ursula StockFranz Gunkel fest und rief Gertrud Weinberg hausen die Kranken und Bedürftigen, packt imnach vorne. Gemeinsam mit Claudia Gabri- mer noch die Päckchen und ist auch beim Karel, Stabsstelle Gemeindecaritas, ehrte Gunkel neval in den Altenheimen dabei, wo sie bisweidie 79-Jährige für mehr als 60-jähriges Enga- len in der „Bütt“ steht. „Trudi“, wie sie genannt
gement in der Caritas und steckte ihr die Eh- wird, denkt noch nicht ans Aufhören. Die Arrennadel in Gold an. Weinberg war „platt“. Sie beit macht ihr immer noch Spaß.
CG
habe mit ihrer Arbeit den
Menschen von der Liebe Gottes erzählt, erklärte Gabriel. Die Geehrte
betonte, das habe sie ihren Eltern zu verdanken.
Schon als Kind habe sie
von ihnen gelernt, wie
froh es mache, anderen
helfen zu können. Mit 16
Jahren begann sie, sich
in der Gemeindecaritas
von St. Aegidius zu engagieren, indem sie mit
ihrer Mutter Weihnachtspäckchen für Bedürftige Der Caritas-Beauftragte Diakon Franz Gunkel und Claudia Gabriel, Caritas Rhein-Sieg
(Foto: CG)
packte und Kranke be- (rechts), ehrten Gertrud Weinberg für ihr Engagement.
Mitsingabende als Andock-Stellen
St. Joseph soll als „Zukunftskirche“ Ort der Begegnung werden
HARMONIE. „Immer wenn du mit uns singst,
kommt das Glück zur Tür herein…“ Im Schein
von Teelichtern und Kerzen sangen Menschen
aus der näheren und weiteren Umgebung beim
„Abend der spirituellen Lieder“ in St. Josef mit
dem Chor der Musikschule Uckerath. Nicht nur
geistliches Liedgut, auch einfache meditative
Lieder. Marlies Schmitz, Paul Hüsson und Lucia Röttig, die sich in verschiedenen Gruppierungen der Pfarrei engagieren, waren begeistert. Denn schon lange machen sich die Aktiven
in der Pfarrei Gedanken, wie Menschen in die
Kirche St. Josef „gelockt“ werden könnten. Ob-
wohl der moderne Kirchenbau, der lange Jahre
wegen einiger Mängel im Dornröschenschlaf
lag, renoviert wurde, wird die Kirche nicht von
allen geliebt. Als „Zukunftskirche“ soll sie nun
zu einem Ort der Begegnung werden. Im Frühjahr 2015 veranstaltete die Frauengemeinschaft
(kfd) erstmals einen Mitsingabend. Der Zuspruch war so groß, dass beschlossen wurde,
zweimal jährlich solch einen Abend durchzuführen. „Wir müssen Andock-Stellen schaffen
für Menschen, die außerhalb der Kirche stehen
und sie vorsichtig heranführen“, sagt Pfarrgemeinderatsmitglied Hüsson.
CG
Chor und Besucher in den Kirchenbänken sangen gemeinsam mit viel Spaß.
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
EITORF, HENNEF, KÖNIGSWINTER,
NEUNKIRCHEN, SIEGBURG,
SANKT AUGUSTIN UND
TROISDORF:
Christa Gast,
Telefon (0 22 44) 46 85
[email protected]
SIEGBURG. Einen Vortrag von Professorin Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer „Das
Freihandelsabkommen TTIP zwischen
Ökonomie und Gerechtigkeit“ bietet der
Treffpunkt am Markt am Donnerstag, 10.
März, um 18.30 Uhr im Stadtmuseum an.
HANGELAR. Ein „Best of“ aus dem Programm der Senioren-Theatergruppe
„Bühnengeister“ gibt es in der PfarrBar in Zusammenarbeit mit der katholischen öffentlichen Bücherei (KÖB) am
Mittwoch, 9. März, um 20 Uhr im Pfarrheim St. Anna, Franz-Jacobi-Straße 1.
Der Zugang ist barrierefrei und kostenlos.
ITTENBACH. Ein Hauch von Weltkirche in der Pfarreiengemeinschaft wird
am Samstag, 5. März, in der Vorabendmesse um 18.30 Uhr in der Kirche Zur
Schmerzhaften Mutter zu spüren sein
beim Besuch von Pfarrer Pham Tanh
Binh aus Vietnam. In Zusammenarbeit
mit dem Sachausschuss Weltkirche
und Albert Hemmer, der seit 2008 in einem Summer-Camp Pfarrer Pham Tanh
Binh unterstützt, wird der Gastpfarrer
von seiner Arbeit, vor allem mit Kindern,
berichten. Im Anschluss an die Messe
sind alle zu weiteren Informationen per
Diashow in den Philipp-Neri-Saal eingeladen.
RHEIDT. Bei der Frühlings- und Erstkommunionausstellung der Pfarrbücherei
am Samstag, 5. März, von 15 bis 18.30
Uhr und Sonntag, 6. März, von 13 bis
18 Uhr werden die Modellbahnfreunde
Niederkassel eine große Modellbahnanlage aufbauen.
SIEGBURG. „Alles nur Märchen…“
ist der Literatur-Abend im Café Luise
(rechtes Haus vor der Pforte der JVA)
am Freitag, 11. März, um 19.30 Uhr überschrieben. Der Katholische Gefängnisverein lädt alle Interessierten dazu ein.
Gefängnispfarrer Werner Kaser hat
Märchen ausgesucht, die für die Arbeit
mit den Inhaftierten der JVA Siegburg
entstanden sind oder die von den Gefangenen selbst geschrieben wurden.
Die Teilnahme ist kostenlos.
(Foto: CG)
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 39
AUS DEM ERZBISTUM
BAD MÜNSTEREIFEL, EUSKIRCHEN
UND ZÜLPICH: Anja Krieger
Telefon (0 22 51) 5 51 36
[email protected]
BORNHEIM, MECKENHEIM UND
RHEINBACH: Erhard Schoppert,
Telefon/Fax (02 28) 32 22 55
[email protected]
WACHTBERG. Zum „Tag der Musik und
Begegnung“ lädt die Pfarrgemeinde St.
Marien am Samstag, 5. März, von 14.30
bis 18 Uhr ins Pfarrheim Villip ein. Es werden Lieder aus dem Gotteslob gesungen.
Um 18.30 Uhr gestalten die Teilnehmenden die Vorabendmesse in St. Simon und
Judas mit.
EUSKIRCHEN. Das „Café Paradies“ für
Trauernde findet auch in diesem Jahr
wieder bis Oktober jeweils am ersten
Sonntag im Monat statt. Erstmalig am
Sonntag, 6. März, sind Trauernde in den
unterschiedlichsten Verlustsituationen
von 14 bis 16.30 Uhr vor der Friedhofshalle des Friedhofs zu Austausch, 10-Minuten-Andachten und in den „Raum der
Stille“ eingeladen. Das ökumenische Angebot steht Betroffenen unabhängig von
Konfession und Nationalität offen. Ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter der
katholischen und evangelischen Pfarrgemeinde stehen für Gespräche zur Verfügung. Informationen gibt es bei Annelie
Rak unter Telefon (0 22 51) 77 59 66.
ZÜLPICH. Zum „Fastensuppenessen“ lädt
der Sachausschuss Ehe und Familie am
Sonntag, 6. März, nach der 11-Uhr-Messe
in St. Peter ein. Treffpunkt ist im Pfarrzentrum St. Peter. Um eine Spende für einen
karitativen Zweck wird gebeten.
EUSKIRCHEN. Zur Fahrt zum 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig von Mittwoch, 25. Mai, bis Sonntag, 29. Mai, sind
Gemeindemitglieder ab 18 Jahren eingeladen. Unter dem Thema „Seht, da ist
der Mensch“ ist in Leipzig unter anderem
ein Programm aus Gottesdiensten, Gesprächsforen, kulturellen Angeboten und
ein „Fest der Begegnung“ vorgesehen.
Die Unterkunft wird vom Katholikentagsbüro organisiert. Die Hin- und Rückfahrt
erfolgt von und nach Köln mit einem Sonderzug. Anmeldeformulare sind im Pastoralbüro, Kirchstraße 15, erhältlich und liegen in den Kirchen aus. Eine Anmeldung
ist bis 10. März erforderlich. Informationen gibt es bei Pastoralreferentin Marietheres Lehmann-Dronke unter Telefon
(0 22 51) 5 06 56 53 und im Internet.
➔ www.katholikentag.de
Lebende Institution
Alfons Sopha in den Ruhestand verabschiedet
KIRCHHEIM. Schlicht zu klein war die Kapelle der Bildungsstätte Steinbachtalsperre für
die Besucher der Messe zur Verabschiedung
von Alfons Sopha in den Ruhestand. Mehr als
150 Wegbegleiter, Kollegen, Familienmitglieder und Freunde hatten sich deshalb im Großtagungsraum eingefunden, wo Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Mike Kolb den Gottesdienst
zelebrierte. Seit August 1977 war Sozialpädagoge Sopha Leiter der Bildungsstätte und der
erste, seit diese sich in Trägerschaft des Erzbistums befindet. „Es war eine sehr schöne und erfüllte Zeit, dieser Ort ist mir zur Heimat geworden“, sagt er. Pro Jahr besuchen etwa 7000 Gäste, auch aus den Bistümern Trier und Aachen,
die Einrichtung mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendbildungsarbeit und die bis zu
150 Seminare. In den Gästebüchern des Hauses
sind unter anderem auch die Kardinale Höffner und Meisner sowie etliche Weihbischöfe
verewigt.„Dein Ruhestand ist mit ganz großer
Sicherheit wohlverdient“, so Kolb, der Sopha
nicht nur „eine lebendige Institution“ nannte,
sondern auch – in Anlehnung an den Theologen
– einen „Theopraktiker“, der mit Leidenschaft,
Kraft und Pragmatismus immer auch seelsorgerisch arbeitete. Für die Zukunft plant Sopha
Verabschiedet: Alfons Sopha.
(Foto: AK)
neben Renovierungsarbeiten in Haus und Garten eine Kreuzfahrt in die Südsee, „intensive
Bau- und Löttage“ an der Märklin-Eisenbahn
und das Lesen seiner 180 Märchenbücher, deren Sammlung sein Vater begonnen hat. Noch
ist kein Nachfolger benannt, im Mai dieses Jahres soll die Stelle neu besetzt werden.
AK
Pilgern auf dem „Brotpfad“
Am Sonntag Laetare gab es früher Brot für die Armen
RHEINBACH. Den historischen „Brotpfad“
zwischen Neukirchen-Sürst und der Ipplendorfer Kirche in Wormersdorf will der Eifelverein
wieder in Erinnerung rufen. Dazu bietet er am
Sonntag, 6. März, zwei Wanderungen an. Treffpunkt ist um 9 und um 10.30 Uhr am Himmeroder Wall. Der Name „Brotpfad“ leitet sich aus
Neue Schilder weisen auf alte Pilgerwege hin. (Foto: ES)
40 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
dem noch bis 1916 gepflegten Brauch ab, am
vierten Fastensonntag gesegnetes Brot an Bedürftige zu verteilen. Ursprung ist eine Stiftung
aus dem 19. Jahrhundert. Im Jahr 1835 gründeten Peter Schönau, Anton Hennes und Gertrud Schneider die Gertruden- oder Armenstiftung. Aus deren Ertrag sollte jeweils am Sonntag Laetare nach dem Hochamt Brot an die Armen verteilt werden. 1866 und 1893 schlossen
sich Edmund Thelen und Pfarrer Carl Theodor
Isenkrahe der Bürgerstiftung an. „Viele Bedürftige kamen damals aus der Sürst bei Neukirchen, um aus der Hand der Messdiener ein Brot
entgegenzunehmen“, weiß der Vorsitzende des
Eifelvereins, Heinz Kessel. Mit der Einführung
der Lebensmittelkarten im Ersten Weltkrieg erstarb der Brauch, die Stiftung ging unter. Genau
100 Jahre später will Kessel mit den Pilgerwanderungen an die alte Gepflogenheit erinnern.
Anlässlich seines 125-jährigen Bestehens hat
der Eifelverein etliche Wege mit geschichtlicher
Bedeutung neu ausgeschildert. Kessel hofft
nun, Sponsoren zu finden, um künftig auch die
Brotsegnung und Verteilung wieder aufleben
lassen zu können.
ES
➔ www.eifelverein.de/rheinbach
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
Neue Hände für ein neues Leben
Spezialisten am Malteser Krankenhaus helfen Jungen
BONN-HARDTBERG. Was genau dem zehn- branntes Gesicht wurde behandelt. Es werjährigen Abdulkhodiy in seinem Heimatland den noch weitere Eingriffe notwendig sein, so
Usbekistan passiert ist, wissen die behandeln- die Ärzte, um seine Lebensqualität zu verbesden Ärzte am Malteser Krankenhaus Seliger sern, aber bereits jetzt sieht man deutliche ErGerhard Bonn/Rhein-Sieg nicht. Nur so viel, folge. Denn bereits wenige Tage nach der ersten
dass es vor rund sechs Jahren einen Unfall mit OP sitzt Abdulkhodiy in seinem Zimmer und
einem Verbrennungsofen gegeben hat, der Hän- knüpft Armbänder. „Er hat zwar nach dem
de, Füße und Gesicht des Jungen deformierte. langen Leidensweg Angst vor medizinischen
Von der Hilfsorganisation Friedensdorf Inter- Behandlungen, aber er merkt, dass ihm hier
national ist Abdulkhodiy an die Bonner Kli- geholfen werden kann“, so Wiedner. BBW
nik vermittelt worden,
die sich bereit erklärt hat,
die Kosten der Behandlung zu übernehmen. Im
ersten Schritt, einer vierstündigen
Operation,
haben der Chefarzt der
Handchirurgie, Dr. Martin Richter, und die Leiterin der Plastischen Chirurgie, Dr. Maria Wiedner, die linke Hand des
Jungen wieder so herstellen können, dass er
sie künftig als Basishand zum Greifen und
Festhalten nutzen kann. Der Chefarzt der Handchirurgie, Dr. Martin Richter, und die Leiterin der Plastischen
(Foto: Privat)
Auch sein schwerver- Chirurgie, Dr. Maria Wiedner, freuen sich mit Abdulkhodiy über die Erfolge.
Mit verstellter Stimme zum Sieg
Katja Krancke vom St.-Joseph-Gymnasium liest am besten
RHEINBACH. Das Erzbischöfliche St.-Joseph-Gymnasium ist stolz auf seine Schülerin
Katja Krancke. Die Elfjährige aus der Klasse 6b
ist beste Vorleserin des Rhein-Sieg-Kreises. Das
entschied die Jury beim Vorlesewettbewerb im
Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. Nun fiebert Katja dem nächsten Wett-
bewerb auf Ebene des Regierungsbezirks Köln
entgegen. Zur Unterstützung und Beruhigung
hatte sie ihre Mitschülerinnen Leah Wiesner,
Elena Leonardi und Laura Berbuir mitgenommen. Das war klug so, denn schließlich durfte Katja Krancke erst als elfte von 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmern lesen. „Als ich dran
war, habe ich mir große
Mühe mit der Betonung
gegeben und die Stimme verstellt, wenn es
passte.“ Auf diese Weise
überzeugte sie bei ihrem
Vortrag aus „Das verdrehte Leben der Amélie“. Auch beim Fremdtext aus „Herr der Diebe“ bewies sie ihre Vorlesekunst. Seit sie lesen
kann, spielen Bücher für
Katja eine große Rolle. Im Leseclub der BüMit der Gewinnerin des Kreisentscheids im Vorlesewettbewerb Katja Krancke (sitzend) cherei St. Martin fand
freuen sich (stehend von links) Laura Berbuir, Elena Leonardi und Leah Wiesner. sie immer wieder neues
(Foto: ES) „Futter“.
ES
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
BONN: Beate Behrendt-Weiß,
Telefon (0 22 26) 1 55 43
[email protected]
BORNHEIM, MECKENHEIM UND
RHEINBACH: Erhard Schoppert,
Telefon/Fax (02 28) 32 22 55
[email protected]
BONN-CASTELL. „Zwischen Scham und
Schuld – Gewalt gegen Frauen als Thema
der Kirche“ – so heißt die Veranstaltung,
zu der der Bund katholischer deutscher
Akademikerinnen am Freitag, 11. März,
um 19.30 Uhr ins Pfarrheim St. Joseph,
Kaiser-Karl-Ring 2, einlädt.
BONN-LIMPERICH. Über „Barmherzigkeit oder Gerechtigkeit? Christliches Handeln zwischen Gehorsam und Vergebung“ spricht Pater Alfons Höfer SJ am
Donnerstag, 10. März, um 20 Uhr im Pfarrheim Heilig Kreuz, Kreuzherrenstraße 55.
WALBERBERG. Die Lukas-Passion, das
Werk eines unbekannten Komponisten
aus dem Notenverzeichnis von Johann
Sebastian Bach, wird der Kirchenchor St.
Walburga am Sonntag, 6. März, um 17 Uhr
in der Walberberger Pfarrkirche aufführen. Ab 16.15 Uhr findet eine Einführung in
das Werk statt.
BONN. Das Bonner Münster lädt auf Anregung von Papst Franziskus am Freitag,
4. März, und Samstag, 5. März, zu einer
Feier der Versöhnung mit Gelegenheit
zu Beichte, persönlichem Gespräch und
Empfang des Buß-Sakramentes ein: Freitag von 18 bis 22 Uhr, Beginn ist mit einer
Messe; Samstag von 9 Uhr (Gottesdienst)
bis 19 Uhr.
BONN-BAD GODESBERG. „Musik zur
Passionszeit“ mit dem Chor „Paeda Vocale“ und dem Bad Godesberger Kammerorchester gibt es am Sonntag, 6. März, um
17 Uhr in St. Marien, Burgstraße.
BONN-MEHLEM. Der Gospelchor „Spirit
of Gospel“ tritt am Sonntag, 6. März, um
17 Uhr mit einem Konzert in St. Severin,
Mainzer Straße, auf.
MERTEN. Ein Wohnprojekt für mehrere Generationen und Kulturen präsentiert das Seniorenzentrum St. Elisabeth
am Samstag, 12. März, von 11 bis 14 Uhr.
Im alten Kloster sollen demnächst Kindergartenkinder, Eltern in einem MutterKind-Haus, minderjährige Flüchtlinge und
Senioren zusammenwohnen.
➔ www.elisabeth-seniorenzentrum.de
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 41
AUS DEM ERZBISTUM
BEDBURG, BERGHEIM, KERPEN,
PULHEIM, BRÜHL, ERFTSTADT,
FRECHEN, HÜRTH, WESSELING:
Benedikt Boecker,
Telefon (01 77) 8 77 24 94
[email protected]
KERPEN. Der Rotary Club BergheimErft lädt am Sonntag, 6. März, um 16
Uhr in die Stiftskirche St. Martinus zu
einem Benefiz-Konzert ein. Mit dem
Spendenerlös des Nachmittags möchten die Veranstalter das internationale Rotary-Hilfsprojekt „End Polio now“
unterstützen, mit dem weltweit die Kinderlähmung bekämpft wird. Zur Aufführung kommt unter der Leitung von
Stephen Harrap unter anderem das
bekannte „Stabat Mater“ von Pergolesi. Ausführende sind das Ensemble
Ars Millennium sowie Waltraud Palten
(Sopran) und Ruxandra Pelzer (Alt). Der
Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht
BRÜHL. Die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle in Brühl
konnte sich in diesen Tagen erneut
über eine Spende der Frauengemeinschaft (kfd) Brühl-Pingsdorf freuen. Die
kfd überreichte 1000 Euro aus den Einnahmen ihrer Karnevalssitzung in diesem Jahr. Die Verantwortlichen der
Beratungsstelle sehen darin die hohe
Wertschätzung und Akzeptanz des Angebotes und die Solidarität mit der Arbeit ihrer Einrichtung, die aufgrund des
Wegfalls der städtischen Bezuschussung in Bedrängnis gekommen ist.
KERPEN-SINDORF. Das Familienzentrum St. Maria Königin lädt am Samstag,
12. März, von 14.30 Uhr bis 17 Uhr Familien mit Kindern von zwei bis sechs
Jahren sowie ältere Geschwister zu einem experimentierfreudigen Nachmittag ein. Gemeinsam können die Kinder
unterschiedlichstes Farb- und Formenmaterial entdecken sowie eigene Experimente mit der Farborgel machen. Anmeldung unter Telefon (0 22 73) 5 58 92.
Hospiz kommt ins Haus
Wunsch nach Sterbe- und Trauerbegleitung steigt
HÜRTH. Acht Jahre sind vergangen seit dem
Bezug des Büros in der Weierstraße. Nun stand
für die Mitarbeiter des Hospizes Hürth erneut
das Packen von Umzugskartons an. Denn die
Räumlichkeiten waren zu klein geworden aufgrund der steigenden Inanspruchnahme, besonders im Bereich der Sterbe- und Trauerbegleitung. Anlässlich des erfolgten Umzugs in die
Luxemburger Straße 358 konnte der Vorsitzende des Vereins, Pfarrer Dieter Stevens,
viele Gäste begrüßen, unter anderem den
Bürgermeister der Stadt Hürth, Dirk Breuer. Neben der Sterbe- und Trauerbegleitung
ist das Hospiz Hürth mit den anderen sieben
Hospizvereinen im Rhein-Erft-Kreis Träger
des stationären Hospizes „Haus Erftaue“ in
Erftstadt. Dennoch liege der Schwerpunkt
des Vereins auf der ambulanten Hospizarbeit, entsprechend seinem Motto „Wir sind
das Hospiz, das ins Haus kommt!“, betonte
der zweite Vorsitzende Ignaz Pley. Mittlerweile engagieren sich über 50 Ehrenamtliche
in der Sterbe- und Trauerbegleitung des Hospizes. Informationen zu den Veranstaltungen
und Projekten gibt es im Internet.
BB
➔ www.hospiz-huerth.de
Das Wesentliche finden
Erfolgreich: „Prominente lesen aus der Bibel“
BERGHEIM. „Die Menschen sollen den Blick
auf das Wesentliche finden.“ Dies war eine der
Hauptintentionen des Kirchenmusikers an St.
Remigius, Thomasz Wieczorek, bei der Veranstaltung in der Pfarrkirche unter dem Titel „Prominente lesen aus der Bibel“. Wieczorek hatte
die Idee, bekannte Persönlichkeiten aus Bergheim und Umgebung aus der Bibel vorlesen
zu lassen und so mehr Aufmerksamkeit auf das
„Buch der Bücher“ zu ziehen. Sein Wunsch,
den Besuchern „eine ruhige, schöne Zeit mit
Wort und Musik zu ermöglichen“, ging auf.
In der stimmungsvoll ausgeleuchteten Pfarrkirche lasen Kreisdechant Monsignore Achim
Brennecke, Bergheims Bürgermeisterin Maria Pfordt, Rechtsanwalt Dr. Volker Drexler,
der Chefredakteur der Kirchenzeitung für das
Erzbistum Köln, Robert Boecker, und Diakon
sowie Kabarettist Willibert Pauels ausgewählte Stellen zur Fastenzeit aus der Bibel vor. Für
die musikalische Gestaltung sorgten der St.-Remigius-Chor Bergheim unter der Leitung von
Regionalkantor Manfred Hettinger sowie der
Kirchenchor St. Gereon aus Bergheim-Zieverich unter der Leitung von Norbert Keßler. Zu
FRECHEN. Die Aktion „Neue Nachbarn
– Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln“
lädt alle, die sich schon in der Flüchtlingshilfe engagieren oder dies zukünftig tun möchten, zu einem „Helfercafé“
mit Austausch, Informationen und Gesprächen am Samstag, 5. März, von 10
Uhr bis 12 Uhr im SkF-Haus in Frechen
ein. Nähere Informationen und Anmeldung unter Telefon (0 22 34) 6 03 98 24
oder per E-Mail an fluechtlingshilfe@
skf-erftkreis.de.
Die Kirche war in ein stimmungsvolles Licht getaucht.
42 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Robert Boecker las Bibelstellen passend zur Fastenzeit vor.
Beginn der Veranstaltung spielte zudem Klaus
Müller auf der Querflöte. Musikalischer Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Muscialund Opernsängers Norbert Conrads. Er begeisterte die Anwesenden mit seiner beeindruckenden Tenorstimme. Die Begleitung der musikalischen Einlagen an der
Orgel übernahm Wieczorek selbst. Kirchenzeitungs-Chefredakteur
Robert Boecker zeigte
sich begeistert „von der
Kombination der biblischen Texte und meditativer Musik passend zur
Fastenzeit“. Ebenso wie
Bürgermeisterin Pfordt
plädierte er für eine Neuauflage des „meditativen
Abends“ im nächsten
(Fotos: BB) Jahr.
BB
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
„Work4you“ im Club
KÖLN:
Felicitas Rummel-Volberg,
Telefon (02 21) 87 88 55
[email protected]
Salesianer-Einrichtung startet Projekt zur Intensivbetreuung
MÜLHEIM. Zu nichts hat er Lust: Schule, Beruf, Eltern – alles nichts. Um Jugendlichen wie
dem 17-jährigen Tom zu helfen, startete der
Don-Bosco-Club das Projekt „Work4you“. Wie
Matthias Marienfeld, Leiter des Don-BoscoClubs, erläuterte, zielt die Aktion auf Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren in schwierigen Lebenslagen, die mit herkömmlichen Maßnahmen nicht mehr erreichbar sind. Dazu bedarf es einer intensiven Förderung der jungen
Menschen. Träger der Initiative ist der Club sowie die Gemeinde St. Clemens und Mauritius.
Ein 17-köpfiges Team aus Sozialpädagogen,
Erziehern und Anleitern betreut und unterstützt
die Jugendlichen und versucht sie „zurück auf
den Weg des Lebens zu führen“, wie Sozialpädagogin Asli Yildirim erklärte. Sie teilt sich
die Arbeit mit vier Erziehern, vier Praxisanleitern, vier Kräften für den Nachtdienst und einer Verwaltungskraft und einem Psychologen.
Ein wesentlicher Baustein des Angebots ist die
24-Stunden-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr.
Rund um die Uhr ist das Team für Jugendliche
im Einsatz, die Schule schwänzen, Drogen nehmen, ohne festen Wohnsitz sind, Schulden haben. Auch zwei Notschlafplätze sind eingerichtet. Sorgfältig wird bei jedem ausgelotet, was
als nächstes zu tun ist, um die Situation zu verbessern. Erfahrene Fachanleiter, wie Uwe Caspari, leiten die Jugendlichen in handwerklichen
Bereichen wie Haustechnik, Holz und Gestaltung, Garten- und Landschaftsbau an. Zu den
Schützlingen gehört der 16-jährige Rumäne
Ghiorge Horbas, der jeden Tag zur Einrichtung
Matthias Marienfeld (vorne rechts) betreut mit seinem
Team die Jugendlichen.
(Foto: RUM)
kommt und sich bereitwillig auf das Hilfeangebot einlässt. Rund 120 Jugendliche sollen pro
Jahr betreut werden. Vom Bundesministerium
für Arbeit und Soziales wurde das Gesamtbudget für zwei Jahre in Höhe von 1,78 Millionen
Euro bewilligt, einen Teil muss der Club selber
durch Spenden finanzieren. Dabei wird er vom
Lions-Club Köln-Agrippina und der Sparkasse KölnBonn unterstützt. Der Don-Bosco-Club
der Salesianer in der Tiefentalstraße ist eine katholische Einrichtung der offenen Kinder- und
Jugendarbeit und besteht seit 49 Jahren. RUM
➔ www.work4you.koeln
Erstmals Sonderpreis für Flüchtlingshilfe
OB Reker ruft Ehrenamtspreis für Einzelne und Gruppen aus
KÖLN. Wieder sollen mit dem Preis „KölnEn- Die Preisträger werden am 4. September im
gagiert“ Menschen geehrt werden, die sich in Rathaus geehrt. Weitere Informationen gibt
Köln einzeln oder in Initiativen, Gruppen, Ver- es unter Telefon (02 21) 22 12 31 90. RUM
einen oder Schulen ehrenamtlich engagieren. ➔ www.ehrenamt.koeln.de
Oberbürgermeisterin
Henriette Reker (parteilos) hat den Ehrenamtspreis in diesem Jahr zum
16. Mal ausgerufen. Er
ist mit einem Preisgeld
in Höhe von 8000 Euro
ausgestattet. In diesem
Jahr wird zusätzlich noch
ein mit 1500 Euro dotierter Sonderpreis für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe ausgelobt. Annahmeschluss von Bewer- Viele Fußballgruppen, hier eine beim katholischen Sportbund DJK, werden von ehren(Foto: RUM)
bungen ist am 15. April. amtlichen Kräften betreut.
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KÖLN. Zum Auftakt des Jubiläums der
Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem, die
vor 20 Jahren gegründet wurde, wird der
Hans-Jürgen-Wischnewski-Preis an Dr.
Josef Freise, Professor an der Katholischen Hochschule, Fachbereich Sozialwesen, vergeben. Der Wissenschaftler
hat sich seit vielen Jahren an der Hochschule um die Partnerschaft mit der Stadt
Bethlehem verdient gemacht. Bereits
kurze Zeit nach der Gründung begrüßte
er die erste Studentendelegation aus Israel in Köln. Bis heute koordiniert Freise
zahlreiche Austauschprojekte und Begegnungen von Studenten und Hochschullehrern. Besondere Schwerpunkte
seiner Arbeit sind der interkulturelle und
interreligiöse Dialog. Die Preisverleihung
beginnt am Montag, 7. März, um 19 Uhr im
VHS-Forum.
LINDENTHAL. Zum „Tag der seltenen
Erkrankungen“ hatte die Liebfrauenschule, die ihr 100-jähriges Bestehen
feiert, zu einer Spendengala ins Kardinal-Höffner-Haus eingeladen. Viele
namhafte Musiker rund um die Schulgemeinschaft unterstützten die Aktion der Schüler. Das Programm reichte von Romantik bis zu sakraler Musik,
von solistischen Darbietungen bis zu
Werken mit doppelter Chorbesetzung.
Unterstützt wurde die Aktion von Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln,
Schauspielerin Janine Kunze und Professor Dr. Heribert Hirte, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Köln. Mit der
Gala wurde die Aktion „Achse“ unterstützt, die sich als Informationsplattform für Menschen versteht, die an einer seltenen Erkrankung leiden. Ihr Ziel
ist es, die Erforschung von seltenen Erkrankungen und deren Therapien zu
stärken.
VOGELSANG. Unter dem Titel „Angesicht“ sind Fotos von Jesusdarstellungen
im Café Goldammer zu sehen. Die Fotografin Katrin d´Alquen hat Kruzifixe, Pietas
und Gemälde in Kirchen sowie Skulpturen
und Grabsteine auf Friedhöfen fotografiert, die zum Teil in Glasvitrinen ausgestellt werden. Die Ausstellung im Café
Goldammer, Goldammerweg 26, ist ab
Samstag, 5. März, um 15 Uhr bis zum 31.
März zu besichtigen.
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 43
44 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
AUS DEM ERZBISTUM
Die Leiden Christi nachspielen
Messdiener und Firmanden in Düsseldorf führen Passionsspiel auf
DÜSSELDORF. Auf den Geschmack gekommen sind sie beim
Weltjugendtag 2005 in Köln. Seitdem bereiten Jugendliche aus der
Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld jedes Jahr ein Passionsspiel
vor. „Nur den Kreuzweg zu beten,
das war ihnen zu langweilig. Sie
wollten die Ereignisse nachspielen“, erinnert sich Dechant Pfarrer
Joachim Decker. Mit Erfolg. Zum
elften Mal laden die jungen Akteure am Sonntag, 13. März, um 17
Uhr in die Kirche St. Augustinus,
In der Elb, ein – und können sicher
sein, dass die Kirche wie in den
Vorjahren voll besetzt ist.
Mehr als 20 Aktive – vorwiegend Messdiener und Firmanden
– bereiten sich darauf vor. „Natür-
Die Szene „Jesu Tod am Kreuz“ aus dem Passionsspiel im vergangenen Jahr.
lich wollen und können wir Oberammergau keine Konkurrenz machen. Aber unsere Schauspieler
machen das sehr beeindruckend“,
sagt Decker. Vor zwei Jahren hat er
zusammen mit Christopher Wöllner das Spiel überarbeitet und Passagen aus allen vier Evangelien
zusammengefügt. Der 17-jährige
Wöllner hat bereits im dritten Jahr
die Rolle des Jesus inne. Der Gottesdienst-Charakter sei allen Beteiligten während der rund einstündigen Aufführung wichtig. „Die
Besucher werden mit Liedern und
Gebeten einbezogen“, so Decker.
Der Eintritt ist frei. Es wird eine
Türkollekte abgehalten, die jedes
Jahr einem guten Zweck zugeführt
wird. STO
KLEINANZEIGEN
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
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KIRCHE UND WELT
Zeitungen schränken Online-Kommentare wegen Hetze ein. Viele Zeitungen in Deutschland haben ihre Online-Kommentarfunktionen wegen des
zunehmend aggressiven Tons der Meinungsäußerungen zumindest zeitweise
eingeschränkt. Wie die Fachzeitschrift
„journalist“ des Deutschen Journalistenverbandes in ihrer neuen Ausgabe berichtet, schränkten allein in den
vergangenen zwölf Monaten 27 von
66 befragten Zeitungsredaktionen die
Kommentarfunktion auf ihren Websites
teilweise ein. Darunter sind etwa die
„Rheinische Post“, die „Sächsische
Zeitung“ und faz.net.
Bistum Aachen vereinfacht Wohnraumförderung für Flüchtlinge. Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen erhielten finanzielle Unterstützung, wenn sie Wohnungen, Wohngemeinschaften oder Wohngruppen
für Asylsuchende bereitstellen, teilte das Bistum am Dienstag in Aachen
mit. Künftig gibt es einen pauschalen
Fördersatz von je nach Aufwand bis
zu 150 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für Renovierungs-, Sanierungsund Neubaumaßnahmen, teilte das
Bistum auf Anfrage mit. Voraussetzung
sei auch, dass der geförderte Wohnraum für mindestens fünf Jahre für die
Unterbringung von Flüchtlingen zur
Verfügung gestellt werde.
Post, Rotes Kreuz und Bonner Pfarrei
eröffnen Sachspendenlager. Mit Blick
auf die rund 3800 Flüchtlinge in Bonn
ist am Dienstag ein zentrales Sachspendenlager eröffnet worden. Es geht
auf eine gemeinsame Initiative der
Deutsche Post DHL Group, des Deutschen Roten Kreuzes und der Pfarrei Sankt Petrus im Rahmen der Aktion „Neue Nachbarn“ des Erzbistums
Köln zurück, wie die Post zur Eröffnung
in Bonn mitteilte. Das neue Zentrum
zur Sammlung, Sortierung und Ausgabe von Sachspenden befindet sich am
Kaiser-Karl-Ring in einer rund 700 Quadratmeter großen Immobilie der Deutsche Post DHL Group.
Papst als Beichtvater bei Bußgottesdienst. Papst Franziskus wird diesen
Freitag bei einem Bußgottesdienst im
Petersdom einigen Gläubigen persönlich die Beichte abnehmen. Das berichtete Radio Vatikan am Dienstag unter Berufung auf das liturgische Büro.
Wo Franziskus am Gründonnerstag das
Fußwaschungsritual vollziehen wird,
sei nach wie vor unklar, hieß es.
Mertes zu Missbrauch: Rücktritte auf höchster Ebene fällig
KÖLN. Nach Auffassung des Jesuitenpaters Klaus Mertes sind sechs Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in
Deutschland weitere Rücktritte auf höchster Ebene notwendig. So habe etwa Kardinal
Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, als Verantwortlicher für die Strafverfolgung der Täter
ein Glaubwürdigkeitsproblem, sagte Mertes
dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstagsausgabe) im Interview.
„Welche Konsequenzen hat er aus seinem
Versagen als Bischof von Regensburg gezogen, wo er einen übergriffigen Pfarrer wieder zum Dienst zugelassen hat, der sich dann
prompt erneut an Kindern vergangen hat?“,
fragte Mertes. Er spielte damit auf den erneuten seelsorglichen Einsatz eines Priesters an,
dessen Strafe nach Ablauf der Bewährungsfrist 2003 aufgehoben worden war. Müller
warf nach einer erneuten Verurteilung des
Geistlichen 2008 der Justiz unzureichende Information über das Gefährdungspotenzial des
Mannes vor.
Mertes sagte, auf höchster Ebene seien
„noch einige Rücktritte fällig“, und zwar „erstens wegen eklatanten Versagens. Zweitens
wegen der Weigerung, sich den Konsequenzen dieses Versagens zu stellen. Und drittens
wegen des massiven Glaubwürdigkeitsverlusts, den die Kirche als Ganzes durch das
KNA
Versagen erlitten hat.“ Gemeinsam menschliches Gesicht zeigen
Kardinal Woelki ruft zum Dialog der Religionen auf
SANKT AUGUSTIN. Kardinal Rainer Maria Lebensumfeld, das Religiosität positiv aufgreiWoelki hat Christen und Muslime aufgerufen, fe und würdige – „nicht allein die christliche“,
der Gesellschaft gemeinsam ein „menschliches so der Kardinal.
Gesicht“ zu geben. Die zahlreichen Probleme
Die Pflege des interreligiösen Dialogs habe
und Herausforderungen könnten nur zusam- in der katholischen Kirche eine lange Tradition
men bewältigt werden. Dazu bedürfe es eines und drücke sich nicht nur in abstrakten Gesten
„Dialogs des Handelns“. „Wenn
wir uns als Partner auf Augenhöhe
ernst nehmen wollen, muss uns als
Muslimen und Christen klar sein,
dass wir die anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen
nur gemeinsam bewältigen werden
können“, sagte er.
Das brauche die Partner „nicht
zu erschrecken“, da dabei keiner
etwas von seiner jeweiligen religiösen Identität verliere, so Woelki. „Im Gegenteil: Wenn wir aus
christlicher wie aus muslimischer
Überzeugung heraus die brennenden Probleme der Gegenwart gemeinsam angehen, wird jeder nach Am Rande der Veranstaltung sprach Kardinal Rainer Maria Woelki mit Aiman
(Foto: Klein)
seinem Vermögen etwas dazuge- Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime.
winnen können.“ Über 55 Prozent
der Weltbevölkerung seien Christen oder Mus- aus, unterstrich Woelki. Dies sei nicht zuletzt
lime. Deshalb könne es nur Frieden auf die- im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965)
ser Erde geben, wenn Christen und Muslime manifestiert. Die Haltung der Hochachtung gein Frieden miteinander lebten, so der Kardinal. genüber den Angehörigen des Islam sei für KaNur so könne man die drängenden Herausfor- tholiken ein bleibender Auftrag, der aber „kein
derungen „hoffentlich einer Lösung zum Wohle Auftrag mit Einbahnstraßencharakter“ sei, sagder ganzen Gesellschaft zuführen“, so der Erz- te der Erzbischof.
bischof bei einer Veranstaltung des Bundes KaDer Vorsitzende des Zentralrats der Mustholischer Unternehmer (BKU) zur Rolle von lime, Aiman Mazyek, betonte, auch der KoReligion und Wirtschaft in der Gesellschaft.
ran besitze eine soziale Haltung. Muslimen
Weiter sprach sich Woelki für verstärkte Ko- fehlten professionelle Strukturen in der Wohloperationen zwischen christlichen und musli- fahrt. Die hier lebenden Muslime könnten bei
mischen Unternehmern etwa im sozialen Be- der sprachlichen und kulturellen Integration
reich aus. Zudem sollte innerhalb der Betriebe der Flüchtlinge mehr leisten, hob er selbstkriRaum geschaffen werden für ein Arbeits- und tisch hervor.
KL/KNA
46 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
KULTUR
Dreikönigenreliquie für Tokio
Kardinal Woelki bringt ein kostbares Geschenk nach Japan
KÖLN/TOKIO. Der Kardinal Rainer Maria
Woelki besucht gemeinsam mit Generalvikar
Dr. Dominik Meiering bis zum 10. März das
Kölner Partnerbistum Tokio in Japan. Als besonderes Geschenk zum 50. Kathedraljubiläum
der Marienkathedrale in Tokio überbringt der
Erzbischof eine Reliquie der Heiligen Drei Könige aus dem Kölner Dom.
Das Knochenfragment, das in einem modernen Reliquiar eingefasst ist, soll in Zukunft als
besonderes Zeichen für die Verbundenheit zwischen Köln und Tokio stehen. Bei der liturgi-
schen Zeremonie werden die Gläubigen das Pilgergebet auf Japanisch sprechen, das auch die
Kölner Pilger auf dem Gebetszettel finden, der
in Köln am Dreikönigsschrein ausliegt.
Weitere Programmpunkte der Reise sind unter anderem der Besuch des mit Kölner Hilfe
neu gebauten Karmelitinnen-Klosters „Carmel of the Holy Trinity“ in Chofu, einem Stadtteil von Tokio, sowie der Besuch der deutschen
Auslandsgemeinde St. Michael. Dort wird der
Kölner Erzbischof acht Jugendlichen das SakPEK
rament der Firmung spenden. Reliquiar mit der Dreikönigenreliquie für Tokio.
Beschämendes Kapitel Kirchengeschichte im Kino
Oscar-Gewinner „Spotlight“ setzt dem Investigativ-Journalismus ein Denkmal
J
esus sagt: „Die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8, 32). Im Erzbistum Boston
in den USA hatte man allerdings mit diesem Wort Jesu über Jahrzehnte hinweg nichts
am Hut. Denn hier wurde die Wahrheit vertuscht – konkret die Wahrheit über den sexuellen Missbrauch vieler Kinder und Jugendlicher durch Priester des Bistums. Der auf
Tatsachen beruhende Film „Spotlight“ von
Regisseur Tom McCarthy zeigt eindrucksvoll, wie die Wahrheit schließlich doch ans
Licht kam.
Im Jahr 2001 fällt Marty Baron, dem neuen Chefredakteur der angesehenen Tageszeitung „Boston Globe“, ein kleiner Artikel
über den sexuellen Missbrauch eines Kindes durch einen katholischen Geistlichen
auf. Baron interessiert sich für das Thema
und beauftragt das hauseigene Team investigativer Journalisten, das sogenannte Spotlight-Team, damit, sich dieses Themas anzunehmen. Das Spotlight-Team geht zunächst
davon aus, dass es sich um einen Einzelfall
handelt. Aber im Laufe der Nachforschungen
stellt sich zum einen heraus, dass beinahe 90
Priester des Erzbistums Boston sich des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben.
Zum anderen zeigt sich, dass die Kirchenleitung bis hin zum damaligen Erzbischof, Kardinal Bernard Law, von den Missbrauchsfällen wusste, ohne ernsthaft dagegen vorzugehen. Vielmehr hat die Kirche in vielen Fällen
Vergleiche mit den Betroffenen ausgehandelt, bei denen die Opfer mit geringen Geldzahlungen abgespeist wurden und sich zum
Schweigen verpflichten mussten. Und die
Täter wurden nicht etwa zur Rechenschaft
gezogen, sondern einfach in andere Gemeinden versetzt, wo sie dann aufs Neue ihre Opfer suchten und leider auch fanden.
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
Bei ihren Recherchen kämpfen die Journalisten gegen die Vertuschung durch die Kirche. (Foto: Paramount Pictures)
Der Skandal hat viele Beteiligte: Die Kirche versucht die Wahrheit unter der Decke
zu halten; sie vertuscht und verschleiert nach
Kräften. Etliche Anwälte verdienen gut an
den faulen Vergleichen zwischen Kirche und
Opfern. Und selbst der Chef des SpotlightTeams gibt letzten Endes zu, schon vor Jahren eine Liste von 20 pädophilen Priestern
zugespielt bekommen zu haben, ohne das
Thema weiter zu verfolgen.
Das Spotlight-Team deckt den Skandal
schließlich auf und berichtet ausführlich darüber. Der „Boston Globe“ erhielt für seine
Recherchen zum Thema übrigens den Pulitzer-Preis, den Oscar der Journalisten. Kardinal Seán Patrick O’Malley, aktueller Erzbischof von Boston, hat sich anerkennend über
Spotlight geäußert: Er zeige, wie der „Boston Globe“ die Kirche dazu bewegt habe,
sich mit dem, was beschämend und versteckt
war, zu beschäftigen.
Der Film wartet mit einer prominenten Darsteller-Riege auf, unter anderem mit
Mark Ruffalo (The Kids Are All Right, Can
A Song Save Your Life), Michael Keaton
(Birdman) und Rachel McAdams (Midnight
in Paris). Spotlight wurde mit den Oscars für
den besten Film des Jahres und für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet. Darüber
hinaus war er in weiteren vier Kategorien für
einen Oscar und für drei Golden Globes nominiert. Die äußerst sehenswerten 128 FilmMinuten setzen dem Investigativ-Journalismus ein Denkmal. Für Katholiken, die ihrer
Kirche eng verbunden sind, ist der Film sicher
eine beklemmende Herausforderung (siehe
Gastkommentar Seite 3). Aber zum Glück gilt
ja das Wort Jesu: Die Wahrheit wird euch beKarl Heinz Schellenberg
freien!
Unser Autor ist Diakon in der Gemeinde St, Remigius in
Leverkusen.
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 47
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG
Der Friedhof: Grüne Lunge mitten in der Stadt
Natur und Blütenpracht laden zum Verweilen ein – Vorsorgeverträge immer beliebter
F
riedhöfe sind Orte der Erinnerung und der
Hoffnung. Sie haben aber auch eine wichtige ökologische Funktion, denn häufig sind
sie die grüne Lunge der Stadt. Alter Baumbestand sorgt dafür, dass die Luft gefiltert wird, Insekten und Tieren dient der Friedhof als wichtiger Lebensraum.
Besucher nutzen den Friedhof oft nicht nur
zum liebevollen Erinnern und Trauern, sondern
auch, um die Natur im Wandel der Jahreszeiten und die Farbenpracht von Blumen, Büschen
und Bäumen zu erleben. Vielfach sind die Anlagen mit Bänken ausgestattet, die zum Verweilen
und Innehalten einladen.
Mehr als 32 000 Friedhöfe gibt es deutschlandweit mit mehr als 32 Millionen Grabstätten
der unterschiedlichsten Art. Das Angebot der
Bestattungsmöglichkeiten ist vielfältig – und
reicht von der klassischen Erdbestattung über
Urnenbeisetzungen bis zur letzten Ruhe im Bestattungsgarten.
Immer größer wird der Wunsch, schon
zu Lebzeiten Vorsorge zu treffen für den eigenen Tod. Wer sichergehen will, dass sein
„letzter Wille“ für den letzten Weg berücksichtigt wird, kann dies mit einem Treu-
Der Natur beim Aufblühen zusehen – dazu laden im Frühjahr die Friedhöfe ein. hand-Vorsorgevertrag tun. Damit können
alle wichtigen Entscheidungen rund um Bestattung und Grab bereits im Vorfeld festgelegt werden. Die Kosten für die vereinbarten
48 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
(Foto: Stolz)
Vorsorge-Leistungen werden bei Vertragsabschluss bezahlt. Die Hinterbliebenen müssen
sich um die Finanzierung keine Gedanken
STO
mehr machen. Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG
Friedhöfe sind wie Geschichtsbücher
Deutsche Friedhofskultur soll „Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO werden
W
elche Stellung nahm der Verstorbene
in der Gesellschaft ein? Welchen Glauben hatte er? Wie starb er? Und warum wurde eben dieser Ort gewählt, um ihn
zur letzten Ruhe zu betten? Für Archäologen sind Gräber wertvolle Schlüssel zur Vergangenheit – doch nicht nur für sie: Das Taj
Mahal und die Pyramiden von Gizeh sind nur
zwei von zahlreichen Grabanlagen, die zum
UNESCO-Weltkulturerbe gehören und Millionen von Besuchern anziehen. Zu Friedhöfen wie dem Cimetière du Père-Lachaise
in Paris, dem Wiener Zentralfriedhof oder
dem Historischen Friedhof Weimar kommen
jedes Jahr tausende Menschen, um sich die
Grabstätten verstorbener Berühmtheiten anzusehen und von der besonderen Atmosphäre der Friedhöfe in den Bann ziehen zu lassen.
Welch wichtigen Stellenwert auch hierzulande die Friedhofskultur inne hat, zeigt
das Bestreben, die deutsche Friedhofskultur
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufnehmen zu lassen.
Eine Initiative von Friedhofsverbänden möchte dies erreichen und hat einen 20-seitigen
UNESCO-Antrag verfasst. Unter dem Begriff
„Immaterielles Kulturerbe“ werden kulturelle Ausdrucksformen wie Traditionen, Bräuche
oder Handwerkskünste zusammengefasst. Mit
einem Eintrag in diese UNESCO-Liste wird
der Wert einzelner kultureller Ausdrucksformen auf herausragende Weise gewürdigt und
zugleich auch unter Schutz gestellt. „Die Friedhofskultur prägt unser Leben und unser Selbstbild mit. Als sichtbarer, sich stets fortschreibender Ausdruck der deutschen Erinnerungskultur
lassen sich die Friedhöfe als Geschichtsbücher
unseres Landes, unserer Städte, unserer Dörfer
bezeichnen. Ihre identitätsstiftende Kraft reflektiert die Leistungen unserer Vorfahren sowie
die Geschichte und Strukturen unserer GesellSTO
schaft“, so die Initiatoren. ➔➔ www.kulturerbe-friedhof.de
Historische Friedhöfe ziehen jedes Jahr tausende Besucher
in den Bann. (Foto: Stolz)
www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 49
SCHÖNES ZUHAUSE
I
nnerhalb von zwei, drei Tagen leckeres, frisches, knackiges Gemüse voller Vitamine
selber züchten? Ja, das ist möglich: Mit einem Zeitaufwand von nur wenigen Minuten am
Tag und ganz ohne Erde. Es geht um Sprossen,
auch Keimlinge oder Keimsprossen genannt.
Falls Sie noch keine probiert haben, sollten Sie
das unbedingt nachholen, weil völlig neue Geschmackserlebnisse auf Sie warten. Nicht zuletzt sind Sprossen auch noch sehr gesund.
Kein anderes Lebensmittel außer Wildkräutern
und Kohl hat einen so hohen Nähr- und Vitalstoffgehalt. Sie wirken zum Beispiel als Verjüngungskur und stärken das Immunsystem und
den Stoffwechsel. Beginnen Sie am besten mit
„normalen“ getrockneten Linsen, genau die, die
für den bekannten deftigen Eintopf verwendet
werden.
Guck mal, was da keimt
Selbstgezüchtete Sprossen bringen Geschmack und
Vitamine ins Essen
Ein Glas, ein Stück Stoff, zwei Gummibänder
Zum Keimen kann man verschiedene, nicht
ganz preiswerte Geräte erwerben. Aber nötig ist
das nicht – es geht nämlich auch ohne. Am einfachsten nimmt man ein Schraubglas von etwa
einem dreiviertel Liter Inhalt, wie es als Verpackung in fast jedem Haushalt gelegentlich anfällt, zum Beispiel für Sauerkirschen oder saure
Gurken. Außerdem brauchen Sie ein Stück Tüll
oder feinen Gardinenstoff zum Abgießen des
Wassers. Ein Stück von einer durch Laufmaschen unbrauchbar gewordenen Strumpfhose
geht auch. Stoff aus Baumwolle würde schimmeln. Man kann stattdessen auch ein Sieb verwenden.
Am besten beginnen Sie abends. In das sauber gespülte Glas werden etwa ein Zentimeter hoch Linsen gegeben. Dann Wasser bis fast
oben hin einfüllen. Das Stoffstück über die Öffnung legen und mit einem, besser zwei Gummibändern befestigen. Bis zum nächsten Morgen stehen lassen. Dann das Wasser durch den
Stoff abgießen und die Linsen noch mehre-
Knackig und frisch sind die Sprossen, die nach wenigen Tagen aus den Linsen keimen.
re Male mit frischem Wasser gut durchspülen.
Zum Schluss das Glas schräg nach unten halten
und das restliche Wasser gründlich abtropfen
lassen, denn die Keimlinge sollen von nun an
nicht nass sondern nur feucht gehalten werden.
Die Linsen durch Schütteln gleichmäßig
verteilen und das Glas hinlegen. Jeden folgenden Abend und Morgen mehrmals durchspülen. Ab etwa dem zweiten bis dritten Tag, wenn
der Sprossentrieb so lang wie die Linse ist, kann
geerntet werden. Linsensprossen können roh
oder kurz gegart gegessen werden. Man kann
sie zum Beispiel in frische Salate oder in Suppen geben. Ein überraschendes Geschmackserlebnis versprechen Linsensprossenpuffer. Dafür
verrührt man 100 Gramm Mehl mit etwas Salz
und Pfeffer und so viel kaltem Wasser, dass ein
dickflüssiger Teig entsteht. Ein Ei unterrühren
(Foto: Becker)
und 250 Gramm Sprossen abspülen, abtropfen
lassen und zufügen ebenso wie einige in schmale Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln. Teig
portionsweise bei mittlerer Hitze in Öl von beiden Seiten knusprig braten, auf Küchenpapier
abtropfen lassen und warm servieren zum Beispiel mit Salat und Tsatsiki. Helga Schmidt
Unsere Autorin
gibt Kochkurse in
Familienbildungsstätten und
hat mehrere Kochbücher veröffentlicht, zuletzt das „Little
Black Book für kreative
Sparköche – leckere Rezepte
für kleine Geldbeutel“.
VITAMINSCHIFFCHEN MIT SPROSSEN UND SESAM
Dieses vegetarische Gericht ist eine leckere Vorspeise oder auch als leichtes Mittagoder Abendessen zu genießen.
Zutaten:
1 kleiner Chinakohl
200 bis 300 Gramm Doppelrahmfrischkäse
6 Teelöffel Sesam
3 Paprikaschoten
oder 3 bis 4 Tomaten
oder die gleiche Menge an Gurken
(gemischt geht auch)
zirka 12 gehäufte Esslöffel Linsensprossen
50 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Zubereitung:
12 Blätter vom Chinakohl abnehmen und
mit der hohlen Seite nach oben auf die Arbeitsfläche legen. Mit dem Frischkäse bestreichen, so wie man Butter aufs Brot
streicht (nicht zu dünn). Die Paprikaschoten oder Tomaten oder Gurken in möglichst
kleine Würfel schneiden und gleichmäßig
darauf verteilen. Die Sprossen darüber geben. Sesam in einer Pfanne oder einem
Wok ohne Fett unter ständigem Rühren
rösten, bis er leicht gebräunt ist und duftet.
Vorsicht, er neigt dazu, aus der Pfanne zu
springen! Den Sesam ebenfalls gleichmäßig über die Schiffchen verteilen.
Variationen: Statt Chinakohl Salatherzen
oder Chicoree verwenden. Die Linsensprossen durch andere Sprossensorten ersetzen.
Statt Sprossen essbare Blüten aufstreuen.
Kräuter, frisch oder getrocknet, sind eine weitere Bereicherung (auch fein geschnittene
Wildkräuter, etwa Löwenzahn). Eine orientalische Geschmacksrichtung ergibt sich durch
frisch gerösteten ganzen Kreuzkümmel. Auch
Sonnenblumenkerne (zirka sechs Esslöffel)
können aufgestreut werden.
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
KLEINE KIRCHENZEITUNG
Es gibt keinen verlorenen Sohn
Jesus erzählt ein Gleichnis von einem barmherzigen Vater
Im Evangelium von diesem Sonntag erzählt Jesus das Gleichnis
vom barmherzigen Vater. Gunther
Fleischer erklärt Euch, was es mit
diesem Gleichnis auf sich hat.
D
u hast die falschen Freunde. Letztens noch hat unsere Nachbarin erzählt, dass sie den Moritz beim Ladendiebstahl erwischt haben. Guck mal, die
Maja und der Mike, die Kinder vom Doktor
Hartwig, das wäre der richtige Umgang für
Dich.“
Für die Zeit Jesu klingt dieselbe Geschichte so: „Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich … und sagten: Er
gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit
ihnen.“ Mit anderen Worten: Die Bibelkenner und Lehrer von damals werfen Jesus vor:
„Du hast die falschen Freunde, zum Beispiel
die Zolleintreiber, die bekannt dafür sind,
dass sie anderen das Geld aus der Tasche ziehen und betrügen.“
Spannend: Jesus reagiert weder beleidigt
noch ärgerlich. Vielmehr erzählt er eine Geschichte. Weil diese Geschichte aber nicht
eine Begebenheit aus der Vergangenheit beschreibt, sondern letztlich von Jesus erfunden
wird, damit die Menschen daran etwas von
sich selbst erkennen, nennt man sie „Gleichnis“. Die entscheidende Frage ist nämlich bis
heute: Du, der Du die Geschichte hörst, wem
gleichst Du am meisten?
Was Jesus erzählt, ist ebenso einfach wie
tiefgründig: Ein Mann hat zwei Söhne. Über
die Mutter erfahren wir nichts. Das hat wohl
damit zu tun, dass der Mann für Gott selbst
oder eben für Jesus steht. Da wäre ein Ehepaar ein unpassender Vergleich. Dann sind
aber auch die beiden Söhne nicht einfach nur
die Söhne eines Ehepaars, sondern alle, die
sich als „Gotteskinder“ verstehen.
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
Eine Szene auf einem Kirchenfenster: Der Vater umarmt seinen zurückgekehrten Sohn. (Foto: Dieter Schütz / pixelio.de)
Dass kein Mädchen genannt wird, liegt
nur daran, dass zur Zeit Jesu Frauen in der
Regel nicht oder nur ganz wenig erbten. Genau darum geht es aber: Der jüngere der beiden Söhne fordert sein Erbe, obwohl der Vater noch gar nicht tot ist. Er will einfach das
Geld und damit machen, was er will.
Der Sohn kehrt wieder zurück
Der Vater folgt seinem Wunsch, gibt aber
auch dem älteren Sohn – der wegen seines
Alters den größeren Erbteil bekommt – das,
was ihm zusteht. Der eine Sohn verschwindet ins Ausland, gibt alles Geld fürs Vergnügen aus, bis er nichts mehr hat, und kehrt am
Ende in seiner Armut nach Hause zurück.
Voll schlechten Gewissens will er als
Knecht in den Stallungen oder auf dem
Acker seines Vaters arbeiten. Doch der Vater
nimmt seinen Sohn in Freuden auf und macht
durch einen Ring deutlich: „Du bist nach wie
vor mein Sohn. Lass uns deine Rückkehr ins
Leben feiern.“ Das ärgert den älteren Bruder, der die ganze Zeit brav zu Hause geblieben ist und offensichtlich nur gearbeitet
hat. Er ist voll Zorn und will nicht mitfeiern.
Er wirft sogar dem Vater vor: „Dem nichtsnutzigen Heimkehrer schlachtest du ein Tier
für den Festtagsbraten. Für mich aber gab es
nie ein Tier aus deinem Stall, um einmal mit
meinen Freunden zu feiern.“
Was hat das alles mit dem Ausgangsvorwurf zu tun, Jesus würde sich mit den falschen, „sündigen“ Freunden umgeben? Der
Verschwender-Sohn steht für diese „Sünder“, vor denen die religiösen Führer warnen
und die sie verachten. Jesu Gleichnis erzählt
nun: Der Sünder kann sich ändern und wird
dann von Gott von Herzen gern empfangen.
Das ist eine mehr als gute Botschaft.
Aber viel überraschender ist die zweite:
Von den so genau über richtig und falsch Bescheidwissenden lässt sich leider nichts Gutes sagen. Für sie steht nämlich der zu Hause
gebliebene Sohn. Er mag wissen, was richtig ist, aber vor lauter Richtigkeit traut er
sich nicht einmal, seinen Vater um ein kleines Lamm zu bitten. Er kann weder feiern
noch sich freuen. Aber auch diesen Sohn gibt
der Vater nicht auf. Nicht der sich ereifernde Sohn ist das gute Beispiel, auch nicht zuerst der Heimkehrer, sondern vor allem der
barmherzig-geduldige Vater.
Gunther Fleischer
Der Verfasser des Textes,
Dr. Gunther Fleischer,
ist Leiter der Bibelund Liturgieschule
im Erzbistum Köln.
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FAMILIE
„So viel kann der Osterhase gar nicht tragen“
Warum Eltern ein weiteres Geschenkefest vermeiden sollten
Früher waren es ein Schokohase und
ein paar gefärbte Eier, die Kinderherzen
höher schlagen ließen. Doch inzwischen
ist Ostern dabei, sich als weiteres
Geschenkefest zu etablieren.
J
onathan hat im vorigen Jahr ein mit Eiern und Süßigkeiten gefülltes Osternest
gefunden – außerdem gab es noch einen
neuen Sandkasten samt Aufsitzbagger. Seither
ist für den fast Fünfjährigen klar: Ostern gibt
es Geschenke – genau wie zu Weihnachten
und zum Geburtstag. Jonathan hat sich schon
eine Wunschliste für den Osterhasen ausgedacht: „Die Benjamin Blümchen-Osterkassette, den Lego-Osterhasen, der so tolle Grimassen schneiden kann, und bitte, bitte auch eine
Taschenlampe.“ Mutter Annika versucht die
Wunschflut einzudämmen. „Du darfst dir ein
Geschenk zu Ostern wünschen. So viel kann
der Osterhase doch gar nicht tragen.“
Eine gute Einstellung. Denn auch Experten
sagen ein Ende der „Immer-Mehr-KonsumMentalität“ voraus. Aber Wünsche zurückstellen, das ist gar nicht so einfach. Schließlich
wächst Jonathan wie in einer Art „Wunderland“ auf, in der alles zu jeder Zeit zu bekommen ist. Selbst in Familien mit durchschnittlichem Einkommen sorgen Eltern, Großeltern und Paten oft dafür, dass Spielzeug und
Kleidung die Schränke im Kinderzimmer zum
Bersten bringen.
Abschied vom „Immer-mehr“
Dabei ist für Fachleute inzwischen unbestritten, dass wir und die Generation unserer
Kinder und Enkel uns vom „Immer-mehr“
verabschieden müssen. Der Soziologe Meinhard Miegel, seit 2011 Mitglied der EnqueteKommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestags,
prognostiziert: „In den wohlhabenden Industrieländern wird der materielle Wohlstand
sinken und Umstellungen in unserem Verhalten und in unseren Einstellungen erzwingen.“
Das bringt eine Herausforderung für Lebensstil und Erziehung mit sich. Denn die
Mehrzahl derer, die nach dem Krieg geboren
wurden, ist damit aufgewachsen, dass Wohlstand, Konsum, Technisierung und Mobilität
stetig zunehmen. Angesichts von entfesselten Finanzmärkten, fortschreitender Naturzerstörung, Klimawandel und der absehbaren
Knappheit an Ressourcen wächst die Erkenntnis: Ein „Weiter wie bisher“ kann es nicht ge-
ben. Eine „Wohlstandsdämmerung“ zieht herauf – verbunden mit der Einsicht, dass der
Planet Erde den Raubbau an Rohstoffen und
an Wasser, Erde und Luft nicht unbeschadet
übersteht, wie auch Papst Franziskus in seiner jüngsten Enzyklika feststellte. „Wir leben
habgierig und ungerecht gegenüber den Armen und auch gegenüber künftigen Generationen“, ist auch die Sozialpädagogin Freya Pausewang überzeugt. „In einer endlichen Welt ist
unendliches Wachstum nicht möglich.“
Darauf müssten sich Alt und Jung einstellen, Kinder müssten stark für diese Zukunft
gemacht werden. In ihr gebe es andere Quellen für das Wohlgefühl als den Konsum oder
die schnelle Erfüllung materieller Wünsche:
die Entdeckung der eigenen kreativen Fähigkeiten, Bildung und Glaube. „Das Leben ist
auch dann freudig, wenn ich mir nicht alle materiellen Wünsche erfülle. Mehr Zeit und weniger Hektik, Gemeinsamkeit, mehr Einklang
mit der Natur und soziale Kontakte, auch das
macht doch reich! Es gibt so viel zum Freuen – und diese Freude kann man mit Kindern
doch leben“, findet Pausewang.
Dabei bedeutet ein anderer Lebensstil
nicht in erster Linie Verzicht, sondern – so beschreibt es Harald Weltzer, einer der Vordenker für einen Paradigmenwechsel – „im besten Fall auch ein Mehr an Zeit, Ruhe und Kontakt zu Menschen und zur Natur“. Gefragt ist
deshalb eine Erziehung, die Kinder zur Mitgestaltung, zu Ideenreichtum und zum respektvollen und einfühlsamen Umgang mit
Mensch und Natur ermutigt. Dazu ist aber nötig, dass die Generation der Eltern und Großeltern sich erst einmal selbst mit dem Gedanken anfreundet, dass weniger mehr sein
könnte. Denn auch hier gilt: Vorbild und
Einstellung der Eltern sind für Kinder prägender als Ermahnungen oder Belehrungen.
Kinder, die früh erleben, dass ihre Ideen
und ihr Beitrag zum gemeinsamen Leben erwünscht sind, erleben sich und ihr Tun als
52 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
wertvoll. Schon kleine Kinder wollen sich beteiligen und etwas beitragen. Eltern tun ihren
Kindern Gutes, wenn sie deren Ideenreichtum, Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen respektieren, statt auf eine vordergründig bequeme, sofortige, verwöhnende
Wunschbefriedigung zu setzen.
Verlässliche Beziehungen
„Kinder brauchen zuallererst verlässliche
Beziehungen und Kontakte, in denen sie sich
ausprobieren und einbringen können“, so der
Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor Herbert Renz-Polster. Kinder sollten erleben können, wie befriedigend es ist, etwas selbst zu
machen. Genau wie der Neurobiologe Gerald
Hüther plädiert Renz-Polster dafür, Kindern
die Gelegenheit zu geben, die Welt und die
Natur beim Selbsttun und Begreifen zu entdecken und dabei ihre Sinne einzubeziehen.
Jonathans Eltern jedenfalls hoffen für Ostern auf gutes Wetter. Die
Idee eines Picknicks im
Freien jedenfalls findet auch Jonathan
toll. Schließlich will
er beim Backen des
Osterlamms helfen.
Ostereier gibt es natürlich auch – und wer
weiß, vielleicht auch
sonst noch eine Kleinigkeit, die der Osterhase tragen konnte.
Karin Vorländer
Über ein buntes
Osternest mit Eiern und
Schokolade freuen sich
Kinder sehr. (Foto: Tim
Reckmann / pixelio.de)
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
FAMILIE
Warum isst mein Kind denn nicht?
Menschen(s)kinder – Elf Tipps für eine entspannte Mahlzeit
Ein Kind teilt den Erwachsenen mit,
wenn es hungrig und wenn es satt ist.
Die Bezugspersonen wiederum haben die
Aufgabe, diese ausgesendeten Signale
wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und prompt und angemessen
darauf zu reagieren. Wenn beide Seiten
aufeinander gut eingestimmt sind und
gut harmonieren, können das Füttern
und gemeinsame Mahlzeiten ein schönes,
entspanntes Miteinander für alle sein.
Das aktive Essen
unterstützen: Viele
Kinder möchten selbst
mit dem Besteck hantieren, auch wenn
das Essen damit noch
nicht so gut klappt.
(Foto: Schricke)
I
n den ersten Monaten nach der Geburt ernähren sich Babys ausschließlich von Muttermilch oder flüssiger Nahrung aus dem
Fläschchen. Mit etwa vier bis sechs Monaten kann das Kind dann erstmals auch sein
Fläschchen selber halten und kleine Schlucke trinken. Mit etwa neun Monaten kann es
auch festere Nahrungsstücke probieren, sitzt
in der Regel schon selbstständig und fängt
an, eigenständig mit dem Löffel zu essen.
Dabei interessiert es sich immer mehr für die
Nahrung der anderen am Tisch Anwesenden.
Wenn Kind und Eltern sich nicht ausreichend aufeinander einstimmen können, wird
das Füttern und Essen für alle Beteiligten
stressig. Oft machen sich Eltern Vorwürfe
und haben Schuldgefühle, keine guten und
fähigen Eltern zu sein. Sie versuchen, ihre
Kinder mit allen möglichen Tricks zum Essen zu überreden, zum Beispiel durch Ablenkung oder Bestechen mit Süßigkeiten.
Nun ist es so, dass manche Kinder nur wenig oder gar kein Interesse am Essen haben
oder sich sogar ganz verweigern. Nicht wenige Säuglinge haben bei der Flaschenfütterung häufig Probleme, ruhig und entspannt
zu bleiben, oder sie sind zu müde und schlafen ständig ein. Dann gibt es Kinder, die sich
durch äußere Reize besonders leicht ablenken lassen. Und es gibt welche, die nur bestimmte Nahrungsmittel zu sich nehmen,
die eine bestimmte Farbe oder Konsistenz
haben. Die Eltern werden in solchen Fällen nicht selten wütend und verzweifelt und
versuchen ihre Kinder dann zum Essen zu
zwingen. Die Folge ist, dass Mahlzeiten zu
Machtkämpfen werden.
Meist liegen die Gründe für diese Situationen aber weder beim Kind noch bei den
Eltern allein, sondern sie schaukeln sich ge-
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
genseitig hoch, bis keiner mehr weiß, was eigentliche die Ursachen für den Konflikt waren.
Man muss wissen, dass das Thema gar
nicht so selten ist. Etwa 20 Prozent aller Kinder haben Fütter- und Essprobleme. Eine
schwere Störung gibt es aber Gott sei Dank
selten, und auch hier ist die Behandlung
meist sehr erfolgreich.
Fütter- und Essprobleme sind bei den
meisten Kindern durch relativ einfache Maßnahmen recht gut zu beeinflussen. Vielen Eltern ist nicht bewusst, wie einfach manche
Veränderungen mit einer enormen Wirkung
sein können.
Folgendes ist für Ihren Alltag zu Hause
(nicht für problematische Esser) zu empfehlen:
1. Drei feste Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten, dazwischen nur Wasser und ungesüßten Tee.
2. Achten Sie auf eine entspannte, angenehme Atmosphäre ohne Druck und Zwang:
Ist der Platz zum Essen geeignet? Essen Sie
am Tisch oder stehend in der Küche? Kann
das Kind entspannt auf dem Stuhl sitzen?
Sind Sie auch entspannt oder haben Sie
ständig Angst, dass der Perserteppich verschmutzt wird? Falls ja, tun Sie ihn weg oder
legen sie eine Plastikmatte darüber.
3. Dauer der Mahlzeit maximal 30 Minuten.
4. Keine Ablenkung durch Fernseher oder
Musik!
5. Essen nicht als Belohnung oder Geschenk einsetzen.
6. Kleine Portionen und lieber mal nachnehmen.
7. Feste Nahrung zuerst, Flüssigkeiten
später.
8. Unterstützung von aktivem Essen: Lassen Sie Ihr Kind mit dem Löffel hantieren,
wenn es will (auch wenn es Chaos produziert
und dies nicht zielführend erscheint).
9. Den Mund nur einmal, nach Beendigung der Mahlzeit, abwischen.
10. Wegräumen des Essens nach zehn Minuten, wenn das Kind ohne zu essen nur damit spielt.
11. Beendigung der Mahlzeit, wenn das
Kind das Essen in Wut umherschmeißt.
Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen
gerne zur Verfügung. Wir wünschen allen
betroffenen und interessierten Eltern bei dieser Aufgabe viel Erfolg und ein klein wenig
Thomas Köhler-Saretzki
Geduld. Unser Autor Dr. Thomas
Köhler-Saretzki ist Leiter
der Familienberatung der
Christlichen Sozialhilfe
Köln e.V. Kontakt: Telefon (02 21)
6 47 09 31, E-Mail: [email protected].
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RÄTSEL
Die Buchstaben 1 bis 15 ergeben eine Insel.
Die Lösung zeigen wir nächste Ausgabe. Die Lösung aus Nr. 8 sehen Sie in der Rätselmitte.
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Ausgabe 9/16 | 4. März 2016
Bunte seite
Bei jeder Gelegenheit lässt sich der kleine
Jan von seiner Mutter mit dem Auto fahren.
Irgendwann reicht`s der Mama: „Was glaubst
du eigentlich, wofür uns der liebe Gott zwei
Beine gegeben hat?“ Antwortet Jan grinsend:
„Ist doch klar. Ein Bein für die Kupplung,
das andere fürs Gaspedal!“
Klein Melanie jubelt über den Dackel, den
sie zum Geburtstag geschenkt bekommen
hat. „Schau mal, Mutti! Waldi kann schon
wieder ein neues Kunststück. Jetzt steht
er auf drei Beinen und hebt das vierte am
Schrank hoch...“
„Was soll das heißen... Sie haben Ihre Putz-Utensilien gestern hier stehenlassen?“
Deutschunterricht in der Schule: Der Lehrer legt seinen Hut auf das Pult und fordert
die Schüler auf, einen Aufsatz darüber zu
schreiben. Darin soll der Hut so genau wie
möglich beschrieben werden. Nach einer
Weile hebt Max den Finger und fragt: „Herr
Lehrer, schreibt man ‚schäbig‘ mit einem
‚b‘ oder mit zwei?“
4. März 2016 | Ausgabe 9/16
Julika ist mit ihrer Mutter im Zoo. Vor einem
Storch bleiben sie stehen. Julika betrachtet
das Tier aufmerksam und wendet sich dann
ganz enttäuscht ab: „Mama, der Storch hat
mich noch nicht einmal wiedererkannt!“
Fragt der Arzt seinen Patienten: „Hatten Sie
schon mal Probleme mit Rheumatismus?“
Antwortet der Patient: „Nur ein einziges
Mal, Herr Doktor. In der Schule beim Diktat!“
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BERICHT
„Glaubenskämpfer“ am Schauspiel Köln
Ein Stück über die Religionssuche zwischen Kloster, Moschee und Synagoge
I
ch habe lange nicht mehr so etwas Herausforderndes und so etwas Inspirierendes erlebt. Und das in einer ganz hohen Art von
Menschlichkeit.“ Wochenlang hat Schwester Johanna vom Kloster der Benediktinerinnen in Köln-Raderthal im Probenraum des
Schauspiel Köln mit gläubigen Muslimen,
einem liberalen Juden und vier Schauspielern des Ensembles in einem offenen Prozess
geredet, diskutiert und gerungen. Es wurden
grundlegende Glaubensfragen verhandelt
wie die Frage, woher kommt der Glauben an
Gott, brauchen wir Erlösung durch Gott oder
wie gehen wir mit extremistischen Glaubensvertretern um. In sehr persönlichen Szenen vor großen weißen Wänden, die wie riesige Buchseiten auf- und zugeklappt werden können und als Projektionsflächen dienen, erzählen
die Gläubigen von ihrem nicht selten steinigen
Glaubensweg und werden von den Schauspielern hinterfragt. Philosophisch und biografisch
wird der Frage nach Gott nachgegangen.
Ruhig im schwarzen Habit auf einer weißen Bank sitzend erzählt Schwester Johanna
wie sie als gottgläubiges Kind mit dem Luftgewehr ihres Vaters einen Spatzen erschossen hat.
Aus Mitleid mit dem gekreuzigten Jesus hat sie
aber auch das Kruzifix von der Wand ihres Kinderzimmers mit ins Bett genommen: „Wir sind
verschiedene Wesen. Das mit dem Gewehr hat
der gleiche Mensch erlebt“, stellt Schwester Johanna selbstkritisch fest. Mit ruhiger Stimme
spricht sie über ihre Teenager-Jahre und ihre
Abkehr von Gott. „Wir haben Alkohol getrunken, bis der Kick kam.“ Und doch hat sie sich
als Studentin der Vergleichenden Religionswissenschaften nach einer langen Nacht der Entscheidung in einem kontemplativen Orden für
Gott und den Weg als Nonne entschieden.
Den anderen gelten lassen
Der Weg zu Allah war auch für die Muslima
Ayfer Sentürk Demir nicht leicht: als Elfjährige wurde sie von ihren in Deutschland lebenden Eltern in eine strenge Koranschule nach Istanbul geschickt. Sie reagierte rebellisch, doch
später hat sie sich frei für den Islam entschieden und trägt aus Überzeugung Kopftuch. Ergreifend auch die Geschichte des liberalen jüdischen Psychotherapeuten Avraham Applestein,
der in Israel den Wehrdienst verweigerte, ins
Ausland gehen musste und als Kind von Holocaust-Überlebenden ausgerechnet eine Deutsche heiratet. Er bekennt sich zum Schöpfergott
und glaubt an die menschliche Vernunft, die Gerechtigkeit und den Humanismus, „die über der
religiösen Praxis stehen“.
Ein Rekrutierungs-Video des sogenannten
Islamischen Staates flimmert über die Leinwand. Haarsträubende Bekenntnisse von extremistischen Salafisten werden als Videobot-
schaft gezeigt. Sr. Johanna erinnert sich: „Ein
heißes Thema auf den Proben war, wie viel Extremismus darf Raum bekommen. Da waren
wir uns gar nicht einig.“ Regisseur Nuran David Calis wollte aber den Extremismus nicht
von der Bühne verbannen. Auch nicht extremistische Pegida-Anhängerinnen, die sich von
Gott Unterstützung für ihren Krieg erbeten.
„Das was sie sagt, hat mit Jesus nichts zu tun“,
empört sich Sr. Johanna. Doch warum müssen
sich Christen nicht für aggressive Pegida-Anhänger entschuldigen, aber jeder Muslim für
den IS und die Salafisten, fragt der Rapper und
Pädagoge Kutlu Yurtseven. Warum junge Menschen dem IS verfallen, erklärt der Ex-Salafist
und ehemalige Katholik Dominic Schmitz. Seine Eltern haben sich nicht um ihn gekümmert.
Er war ohne Freunde, auf die er sich verlassen
konnte. Bei den Salafisten fand er Gemeinschaft und in ihrer Auslegung des Korans einen
Glaubenshorizont, der klar umriss, was gut und
böse ist. Heute wird er mit Morddrohungen und
Beschimpfungen von seinen ehemaligen Glaubensbrüdern belegt, weil er den Weg aus dem
extremistischen Islam gewählt hat.
Schwester Johanna sieht es als großen Verdienst des Schauspiel Köln als säkulare Einrichtung, dass das Theater gläubige Menschen
eingeladen hat, über ihren Glauben zu reden.
Der ungewöhnliche Ansatz für diesen nachdenkenswerten Theaterabend war die Frage: Was
ist, wenn meine säkulare Welt ins Wanken gerät, wenn der Glaubende Recht hat? „Es war bewegend. Ich finde es gut, dass so etwas auf die
Bühne gebracht wird“, sagt Ex-Dompropst Dr.
Norbert Feldhoff. Am Ende des Abends steht
die Frage im Raum: „Was ist aus uns geworden?“ Langes Schweigen, Licht aus. Das Publikum antwortete mit begeistertem Applaus. Das
Fazit von Sr. Johanna: „Dass man beieinander
stehen bleibt und sich anschaut. Dass man einander zuhört und den anderen gelten lässt. Das
Birgitt Schippers
ist das, was immer geht.“
INFO
Glaubenskämpfer. Religionssuche zwischen
Kloster, Moschee und Synagoge. Von Nuran David
Calis. Die nächste Aufführung ist am 11. März im
Depot 1, Schanzenstraße 20, 51103 Köln. Weitere
Aufführungen sind am 23.3., 3.4., 16.4., jeweils von
19.30 bis 21.30 Uhr ohne Pause. Mehr Infos unter
➔➔ www.schauspielkoeln.de
Ein interessantes Ensemble mit Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit spielt das Stück.
56 | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | www.kirchenzeitung-koeln.de
Ausgabe 9/16 | 4. März 2016