Reisebericht Thailand 17

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Reisebericht Thailand 17
Reisebericht Thailand 17.9.2004 – 26.9.2004
1. Tag
Der Flug von Salzburg nach Wien mit Tyrolean Air gestaltet sich äußerst angenehm.
Der kleine Jet ist nur zu ca. 70% belegt und wir haben ausreichend Platz uns zu entfalten. Die Bergwelt des Salzkammerguts ist durch die Abendsonne wundervoll angestrahlt. Man könnte glauben man steht auf den Bergen, so nahe wirken sie.
Der Aufenthalt in Wien dauert allerdings um einiges länger als der Flug von Salzburg nach Wien. Nach 4 ziemlich ereignislosen Stunden besteigen wir das Flugzeug
nach Bangkok, eine Boeing 767-300 der Star Alliance/Lauda Air. Der Flug dauert
knapp 10 Stunden. Wir überfliegen Budapest – ein riesiges, glitzerndes Häusermeer vorbei an Belgrad über das Schwarze Meer und die Nordtürkei. Anschließend folgen
die Länder Georgien, Aserbaidschan, Afghanistan, Pakistan, Indien und Myanmar.
Der Flug ist angenehm, wenngleich sich Papa scheinbar eine kleine Lebensmittelvergiftung zugezogen hat. Der Blick auf ein riesiges Flussdelta in Burma lässt mich auf
mehr Exotik hoffen.
Bangkok ist in eine dicke Wolkendecke eingehüllt, der Landeanspruch ist dementsprechend turbulent. Nach diversen Zoll- und Visa-Formalitäten die in Asien scheinbar überall gleich bürokratisch sind, gelangen wir schließlich in die Arrival-Hall wo
uns zwei Einheimische aus Thamkrabok abholen. Beim Verlassen des Flughafengebäudes nimmt es mir in zweierlei Hinsicht die Luft.
Zum Einen die Temperatur in Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit und dem Smog,
der wie eine Wolke über der 8-10 Millionen Einwohner-Stadt hängt, zum Anderen
wegen der Hektik und der Lautstärke. 8-spurige Autobahnen auf Stützpfeilern, motorisierte Fahrzeuge aller Art etc.
Dennoch: Die Thai machen aus der Not eine Tugend. In der Tiefgarage stehen die
Autos Stoßstange an Stoßstange. Ich frage mich wie die jemals mit ihrem Bus aus der
Lücke kommen wollen. Doch die Lösung ist ganz einfach: Der Vorderwagen hat weder die Handbremse angezogen, noch den Gang eingelegt, so ist es ein Leichtes den
Wagen soweit nach vorne zu schieben, bis unser Bus „freikommt“. Die Fahrt ins
Kloster dauert trotz Tempo 120 auf der Autobahn fast 3 Stunden. Rund 1 ½ Stunden
fahren wir an Häuserschluchten vorbei. Dann wird’s ruhiger und die vorher noch
flache Landschaft wird zunehmend hügeliger bis bergig. Thamkrabok liegt etwas
Abseits der Hauptstraße am Ende des Tales eingebettet zwischen stark zerklüfteten
Bergen. Schon von weitem kann man riesige Buddha-Statuen sehen. Unsere Fahrer
setzen uns im Kloster ab und nach zirka einer halben Stunde empfängt uns Phra
Hans – zu Deutsch „Mönch Hans“ – ein Schweizer, der seit mittlerweile 4 Jahren hier
in Thamkrabok lebt, betet und arbeitet. Unsere Unterkunft ist sehr spartanisch, ein
quadratischer Raum mit Holzboden, Balkon, eine Leuchtstoffröhre und einem Ventilator. Wir schlafen auf Matratzen ähnlich hart wie der Betonboden. Am Abend wird
uns noch Phra Raimund, ebenfalls ein Schweizer, vorgestellt. Mit ihm besuchen wir
noch das allabendliche Gebet der Mönche und Nonnen. Aufgrund des Jetlags, den
ich scheinbar habe, fallen wir anschl. wie Kartoffelsäcke in unsere „Betten“ in Erwartung auf das Kommende.
Reisebericht Thailand/17.9.2004 – 26.9.2004
© by Philipp Leininger
2. Tag
Phra Hans wollte uns eigentlich um 9:00 Uhr morgens abholen, um uns das Kloster
und deren Geheimnisse zu zeigen. Wir haben allerdings nicht bedacht, dass die Uhren in Asien gemächlicher gehen, es wird nicht alles so genau genommen. Wir lernen
beim Frühstück/Mittagessen Peter aus Linz kennen, einen Kameramann der u.a.
auch für den ORF arbeitet. Nach einem recht interessantem Mahl (Reis mit Spiegelei
– tituliert als Omelett) erzählt uns Phra Hans so einiges über das Kloster und auch
über die Klinik bzw. die Anstalt zum Drogenentzug.
Heute ist ein junger Mann aus Südafrika eingetroffen. Er wird durch Phra Hans in
die Einrichtung eingeweiht. Zuerst werden dem Patienten sämtliche Kleider und
Habseligkeiten abgenommen. Anschließend findet die so genannte Sadja statt, einer
Zeremonie, wo man 7 Räucherstäbchen anzünden muss und den Drogen abschwören muss. Zu guter letzt findet wie jeden Tag um 17:00 Uhr das rituelle Reinigen
durch Einnahme der „Medizin“ statt. Doch zuvor führen uns die beiden Mönche
Hans und Raimund hinauf in die Höhlen. Der Gestank, hervorgerufen durch Urin
der Fledermäuse ist zwar bestialisch, aber die Stimmung in dieser Höhle ist mit Worten nicht zu beschreiben. Wir staunen über all’ diese goldenen Buddhas die hier in
der Höhle stehen. Phra Hans führt uns weiter, vorbei am Wasserreservoir des Klosters, dass übrigens auf thai „wat“ heiß, zum „Apotheker“ einem alten Mönch, der
durch verschiedene Kräuter und Zutaten einen heilenden Trank braut. Der Gestank
dieses Gebräus ist furchtbar, wohl aber absichtlich, da man diesen ja auch zum
Erbrechen bzw. zur inneren Reinigung verwendet. Ich bekomme von einer freundlichen alten Frau eine gelbe breiige Masse angeboten, die zwar abscheulich schmeckt,
aber sehr gesund für den Magen und die Verdauung sein soll.
Nach diesem kulinarischen Intermezzo geht es weiter zu zwei riesigen Tempeln, wo
man vom Dach des einen, einen wundervollen Überblick über das ganze Areal, das
Tal etc. hat. Der Abt, wird uns erzählt, lässt das Kloster seit den 1980-er Jahren sukzessive ausbauen. Riesige goldene Buddha-Statuen, überall arbeitende Mönche sind
Zeugnis dieser Entwicklung. Um 15:30 Uhr finden wir uns wieder im kleinen Tempel
am „Hauptplatz“ ein, wo 4 Neulinge Zeugnis ablegen müssen. Anschließend findet
das wohl interessanteste Ereignis statt. Alex, ein Patient aus der Schweiz, der sich
uns anvertraut, erzählt uns dass die Neulinge die ersten 5 Tage den Trank bzw. die
sog. Medizin serviert bekommen, dann bis zu 10 Liter Wasser etappenweise nachtrinken müssen und anschließend aus Reiz heraus, alles erbrechen. Ziel ist es, sämtliche Gifte die durch Nahrung, Drogen etc. dem Körper zugeführt werden auszusondern. Wie ich diese Menschen da so sehe, vorne übergebeugt, brechend und hustend
wird mir erst so richtig bewusst wie schlimm es diesen Leuten geht, bzw. was wirkliche Probleme sind.
Am Abend wohnen wir nochmals dem Gebet der Mönche bei, wobei uns ein Monsunregen überrascht. Voll des Eindruckes falle ich in mein Bett, begierig auf den
nächsten Tag, denn dieses Kloster hat so einige Geheimnisse.
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3. Tag
Die Nacht ist ziemlich verregnet. Als wir am Morgen zum „Hauptplatz“ gehen, stehen überall hohe Pfützen. Nach dem Frühstück, es gibt Reis, Glasnudeln und Pilze in
einer gut gewürzten Suppe, gehen wir nochmals die Treppen zur Höhle hinauf. Das
morgendliche Sonnenlicht fällt wunderschön auf die beiden bronzenen BuddhaStatuen. Anschließend besuchen wir Alex in seinem Quartier, die Betten und Räumlichkeiten wirken wie ein Feldlazarett, wobei man fairerweise sagen muss, dass dies
eher bezogen aufs Umfeld friedlich wirkt. Wir begleiten Alex und Phra Hans bei der
Meditation, Alex erzählt uns anschließend sehr viel über sein bisheriges Leben. 36
Jahre ist er alt, aber erlebt hat er vermutlich mehr als so manch’ 70-Jähriger.
Von Heirat und Kind bis Scheidung und zwei Selbstmordversuchen hat er alles
schon überstanden. Wir begleiten ihn fast den ganzen Tag. Auch ein anderes Team
aus Europa als wir drei Österreicher verweilen derzeit in Thamkrabok. Eine Gruppe
von East-West Detox begleitet einige Engländer. Zusammen gehen wir mit der
Gruppe zum täglichen Dampfbad hinüber. Dort wird durch die Mönche und einem
kleinen Holzofen der Dampfkessel heiß gehalten, der den Patienten das wohltuende
Dampfbad erst ermöglicht. Am Weg werden wir von einem kleinen Thai-Mädchen
begleitet, nicht älter als 4 oder 5 Jahre. Als ich das Mädchen fotografiere kommt die
Mutter mit dem Baby auf dem Arm und lächelt freundlich auf die Kamera deutend.
Diese Freude fotografiert zu werden, wohl wissend dass man nie einen Abzug zu
Gesicht bekommt, ist für mich faszinierend.
Aber das ist für mich das typische an Asien. Die eher schüchtern wirkenden Leute
tauen nach geraumer Zeit auf und ehe man es sich versieht steht die ganze Familie
vor einem mit der Bitte auch von ihnen ein Foto zu machen.
Nach dem Dampfbad machen wir mit Alex eine Fotoserie vor dem Eingang der Höhle. Anschließend dreht Peter, unser Bekannter ORF-Freelancer aus Linz, einen Film
von ihm. Er erzählt nochmals kurz seinen Leidensweg, bei dem mir jedes Mal wieder
der kalte Schauer über den Rücken rinnt. Aber auch andere Geschichten sind traurig.
Eine Britin aus London erzählt mir beispielsweise wie teuer London sei, aber wie
Billig Drogen zu beschaffen sind. Die Rationierung von Heroin und/oder Kokain in
Säcken abgefüllt, beginnt schon ab 10 Pfund (umgerechnet 15 €). Um 3 Pfund ist
Extacy zu bekommen, um 5 Pfund Speed. Sie will nach dem Entzug, sofern sie es
schafft von den Drogen wegzukommen, zu ihren Eltern nach Japan gehen, denn sobald sie wieder in London ist, beginnt alles wieder von vorne.
Mit sehr vielen, persönlichen Eindrücken verlassen wir die jungen Leute und begeben uns in unser Quartier. Ich habe heute sehr viel fürs Leben dazugelernt.
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4.Tag
Nach einer fast schlaflosen Nacht – kläffende Hunde, laute, vor sich hintuckernde
Mopeds etc. – fällt es uns besonders schwer aufzustehen. Dennoch wollen wir heute
das morgendliche Essen der Mönche fotografieren. Sowohl Mönche als auch Nonnen
sitzen in dem großen Raum. Jeder hat 2 Schüsseln. Immer wieder verfällt einer der
Mönche/Nonnen in ein Gebet. Die Mönche essen nur 1x am Tag, dieses eine Mal
findet jeden Tag von 7:00 Uhr bis 8:00 Uhr satt.
Anschließend erkunden wir die Tempelanlage inmitten des Klosters, wo uns Phra
Raimund, der Schweizer Mönch, Modell steht. Die Statuen sind gigantisch groß und
wirken sehr imposant. Leider sind viele der nicht älter als 35-40 Jahre alten Statuen
schon wieder am zerfallen. Nachdem die Mühlen in Asien (abgesehen vielleicht von
Japan und Südkorea) sowieso gemütlicher mahlen, braucht es einen nicht zu wundern, dass man hier sehr viele Provisorien sieht. Unser Klosterrundgang führt uns
weiter zum Apotheker, der seit mittlerweile 20 Jahren dieser Berufung nachgeht. Er
zeigt uns wie der Trank, kurz die Medizin, gebraut wird und wie die Pillen trocknen.
Auch die Aufgebarungsstätte der Schwester und des Bruders des Abtes wird uns
nicht vorenthalten. Beide sind mumifiziert, wobei die Schwester in einem Glassarg
aufgebahrt ist, so dass man sie gut sehen kann. Der Flüssigkeit ist ein Stein beigegeben, der ähnliche Wirkung hat wie das berühmte Himalya-Salz. Der Korpus erfährt
einen Versteinerungseffekt. Nach diesem Intermezzo mit dem Tod und diversen
Arzneien, können wir uns noch von einem Laserabtastgerät, Made in Russland, überzeugen, dass angeblich den ganzen Körper Schichtenweise abtastet und die Symptome aufweist. Nun, ich weiß nicht was ich davon halten soll, ich bin es doch eher
gewöhnt, dass man sich in eine Art Röhre legt und dann wie bei einem Röntgen CT
abgetastet wird! Aber gut, sei es wie es sei, zumindest einmal einen buddhistischen
Mönch mit Headset, Diktaphon auf eine thailändische Tastatur tippend zu sehen, ist
schon komisch bzw. interessant.
Am Nachmittag versuche ich noch Phra Hans bei Word-Formatierungsproblemen zu
helfen, leider ohne Erfolg. Schier verzweifelt mit MS Word 95 sitze ich zwischen in
weiß gekleideten Nonnen, die eine tippt in den Computer, die andere sortiert Bücher
etc. Es ist schon ein interessantes Gefühl, hier zwischen all den Ruhe ausstrahlenden
Menschen zu sitzen, so fernab vom hektischen, teils unpersönlichen Warten.
Der Höhepunkt des Tages ist aber zweifelsohne die Sadja von Papa und Peter. Papa
möchte von morgen an 3 Monate nur 1x am Tag essen und Peter nie mehr rauchen.
Ich wünsche den Beiden natürlich viel Glück. Das ist schon toll zu sehen, wie sie im
Tempel knien, 7 Räucherstäbchen anzünden und anschl. vom großen Mönch das Gelübde vorgelegt bekommen und es nachsagen müssen. Am Abend wohnen wir
nochmals der inneren Reinigung durch Erbrechen bei. Diesmal ist Alex und Astrid,
die Neue aus Belgien, dran. Es fröstelt mich immer wieder wie viel aus so einem
Menschen an Gift und Galle herauskommt. Das waren auch heute wieder sehr viele
neue Eindrücke fürs Leben.
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5. Tag
Auch diese Nacht war wieder alles andere als vergnüglich. Stundenlanges Hundegejaule, knatternde Mopeds etc. bringen uns immer wieder um den Schlaf.
Der Morgen ist sehr heiß und drückend. Nachdem Alex und Alfons (ein Österreicher
aus Mödling, der durch den Stress in der Gastronomien ins Drogenmilieu geriet)
nicht aufzufinden sind, machen wir einen erneuten Rundgang durchs Areal. Papa
klettert wissbegierig in das, von den Mönchen erbaute Schnellboot hinein. Anschließend lassen wir uns von einem alten Mönch, dank eines Thais der ein wenig Englisch
spricht, erklären, wie das zweite Boot in diesem Kloster, ein Langboot aus Holz funktioniert. Wir gehen vorbei an einem Dort im Kloster, wo die sesshaften Mönche
scheinbar wohnen. Als wir auf der Suche nach der überdimensionalen Königsstatue
aus Stein plötzlich auf einen Stacheldrahtverhau treffen, können wir kurz ins
Mhong-Dorf blicken, einem Asylheim für Menschen aus dem sog. Goldenen Dreieck,
die quasi vom hiesigen Militär bewacht werden. Am Rückweg kommt uns auch
schon ein Militärbeamter entgegen, der uns strengstens untersagt das Dorf und vor
allem die Königsstatue zu fotografieren. Wir zeigen ihm unsere Pässe und beteuern
„nur“ geschaut zu haben und nichts fotografiert zu haben. Nach geraumer Zeit verzieht er sich dann endlich wieder, dennoch dürften wir mit unserem Ausflug das
ganze Kloster in Aufruhr gebracht haben, da alle plötzlich wissen, dass ein Team aus
dem Ausland beim Dorf der Mhong war. Der restliche Tagesablauf gestaltet sich angenehmer. Wir verbringen die meiste Zeit mit Alex, Alfons und auch mit Rainer. Abschließend muss ich sagen, war Thamkrabok auf jeden Fall ein sehr tolles, interessantes Ereignis, einzig die Mücken und mangelnde Hygiene lassen mich nach einem
sauberen Hotel in Bangkok lechzen.
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6. Tag
Heute heißt es Abschied nehmen. Wir verlassen Thamkrabok mit dem Lieferwagen
des Gasthaus-Besitzers, der uns nach Bangkok bringt. Während ich in der Fahrgastkabine Platz nehme, sitzt Papa hinten auf einem provisorischen Sitz auf der Ladekante und lässt sich den Wind und die Wolken um die Ohren wehen.
Die Fahrt in die Sukhumvit Soi (so der Name der geschäftigen Hauptstrasse im
Stadtteil Sukhumvit) nach Bangkok dauert annähernd drei Stunden). Gut eine halbe
Stunde stehen wir beim riesigen Bangkok International Airport im Stau. Das Sheraton Westin Grande Sukhumvit Hotel entschädigt für die letzten Tage des ärmlichen
Wohnens im Kloster. Frische Früchte am Zimmer, eine Kaffeemaschine mit Espresso,
einen wunderschönen Glasschreibtisch mit Couch und ein tolles Bett erwarten uns.
Dazu ein Zimmer im 21. Stockwerk mit Blick über die Häuserschluchten der Millionenstadt. Das Westin wie es in Kurzform genannt wird liegt sehr günstig direkt am
berühmten Skytrain. Nach einigen Stunden der Akklimatisierung erkunden wir die
Umgebung des Hotels. Ich bin wirklich total positiv überrascht von dieser Stadt. Als
ich Bangkok und Thailand hörte, dache ich eher an ewige Slumviertel und bettelnde
Menschen, ähnlich wie in Indien. Doch Bangkok – weit gefeit! Die Stadt oder besser
die Metropole wirkt eher wie Tokio, nur wesentlich belebter und temperamentvoller,
wenngleich um einiges kleiner! Diese Stadt ist für mich ein geordnetes Chaos aus
Garküchen, TukTuks, Restaurant, geschäftigen und feinen Einkaufszentren, Bars,
Diskotheken, riesigen Strassen, Beton und teilweise grünen Oasen. Am heutigen Tage, der doch schon ziemlich fortgeschritten ist, gehen wir die Erkundung GroßstadtDschungel gemächlich an. Wir bummeln die Sukhumvit Soi entlang, werden immer
wieder gefragt nach Massagen oder irgendwelchen Thai-Mädels. Die Stadt überrascht mit meist nur positiv, dennoch gibt es hier natürlich auch Schattenseiten: Europäer und/oder Amerikaner mittleren oder höheren Alters mit 15-25-jährigen ThaiMädels herumlaufen finde ich ziemlich schockierend. Es kommt schließlich nicht von
ungefähr, dass man mit Thailand zuerst den Sex-Tourismus assoziiert.
Mit vielen, ziemlich kontrastreichen Eindrücken, betten wir uns heute zur Ruhe, das
Hundegekläffe fehlt mir richtig!
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7. Tag
Schon um 8:30 Uhr verlassen wir das Hotel und machen uns auf den Weg die Sukhumvit Soi weiter, diesmal in die andere Richtung. In einem Starbucks-Cafe holen
wir unser Frühstück nach. Es gibt hier in Bangkok so ziemlich wirklich alles was das
Herz begehrt oder auch nicht begehrt! Angefangen von Otto’s Einkehr, wo
Schwarzwälder Spezialitäten angeboten werden, über die berühmten Ketten von MC
Donalds, Burger King oder KFC, gibt es Garküchen, französische Brassieren etc.
Doch der große Kontrast zwischen 33°C, annähernd 100% Luftfeuchtigkeit, Smog
und heißem Wind auf der einen Seite und der überall viel zu kalten Klimaanlage in
den Geschäften/Lokalen ist selbst für Hartgesottene zu viel. Ein wahres Wechselbad
der Gefühle. Das man da nicht krank wird, grenzt für mich an ein Wunder.
Um 10:30 Uhr treffen wir erneut Peter aus Linz, der derzeit auch in Bangkok weilt!
Gemeinsam mit ihm und seiner Freundin Na fahren wir mit dem berühmten
Skytrain (ebenfalls bis zum Abwinken klimatisiert) ins überdimensionale Einkaufszentrum MBK. Ich habe ja schon viel in meinem Leben gesehen. Angefangen von
Macy’s in New York über riesige Einkaufstempel in Frankreich oder Spanien oder
Joshibashi in Tokio, aber dieses Einkaufszentrum sprengt die Vorstellungskraft des
Gigantischen! Ich zähle 6 Life in einem frei schwebenden Atrium. Hier gibt es nichts,
was es nicht gibt! Ich würde schätzen dass der Komplex ungefähr 20x so groß wie
der Europark in Salzburg ist. Einfach unglaublich! Sogar ein eigenes Stockwerk nur
Essen! Man kauft sich dort um z.B. 100 Baht (umgerechnet 2 Euro) Gutscheine und
kann auf 20 verschiedenen Ständen ungefähr bis zu 100 verschiedene Speisen wählen! Das tolle dabei! Jeder dieser Stände oder Schalter hat eine Kochecke, wo die
Speisen garantiert frisch zubereitet werden. Überall brät man und kocht man, ChiliGerüche hier, frische Langusten dort. Hier gibt es garantiert für jeden etwas und das
um ein Spottgeld. Denn spätestens nach 2 Portionen irgendeiner Speise ist man für
den Rest des Tages gesättigt!
Nachdem Peter eine Augen-OP in einem der bestens ausgerüsteten Kliniken hier in
Bangkok hat, verlassen wir die Beiden und genießen einige Stunden des Müßiggangs
im Pool des Hotels, das sich im 8.Stock des Hotels am Dach befindet! Umringt von
wunderschönen Topfpflanzen und Palmen, dazu Musik von Kruder und Dorfmeister
und dem berühmten Gotan Project, könnte man fast vergessen in einer Großstadt zu
sein! Doch der Blick auf die Skyline ist auch von hier zu sehen und es ist ein wirklich
komisches Gefühl in solch einer Umgebung am Pool zu liegen und die Seele baumeln
zu lassen.
Peter gab uns den Tipp uns etwas ins Nachtleben von Bangkok zu werfen, was wir
prompt machen! Mit dem Skytrain begeben wir uns auf die nächtliche Reise. Allerdings steigen wir eine Station zu spät aus, sodass wir vorher Bangkoks Bankenviertel
kennenlernen. Nach einer guten Stunde finden wir dann Bang Pot, das berühmte
Rotlichtviertel! Die Strassen gleichen einem überdimensionalen Jahrmarkt. T-Shirts,
Fußballdressen, Schmuck, Uhren etc. Hier werden sämtliche Plagiate die man sich
nur vorstellt angeboten! Verlässt man die Hauptstrasse begibt man sich in die Bordell
und Nachtklubszene! Überall stehen Anschaffer die einem irgendeine „Special Thai
Massage“ andrehen wollen, an den Barhockern sitzen die Thaimädchen aufgefädelt
wie die Ölsardinen, teilweise mit Nummern. Es einmal mit eigenen Augen gesehen
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zu haben, das wollte ich immer! Ich konnte es bis zum heutigen Tage einfach nicht
glauben, wie hier das Geschäft mit Sex grassiert! Nach ungefähr einer halben Stunde
haben wir genug von Nepp und Sex und kehren zurück ins Hotel, wo frisches Obst
am Tisch unsers Zimmers steht!
Diese Stadt kann einen wirklich Substanz kosten! Das letzte Mal begebe ich mich hier
zu Bett, da wir morgen wieder nach Europa heimkehren!
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8. Tag
Der letzte Tag in Thailands Hauptstadt gestaltet sich, wie sich gleich herausstellen
wird, als sehr spannend und abenteuerlich.
Wir checken um 10:00 Uhr aus dem Hotel aus und lassen Wertgegenstände/Gepäck
bis zur Abreise am Abend im Hotel. Mittels Taxi lassen wir uns zum Königspalast
bringen. Eine riesige Ansammlung von Tempeln und Palästen, die in goldener
Pracht schimmern! Ich habe noch nie soviel Reichtum auf einen Haufen gesehen! Der
Touristenstrom ist ziemlich stark und anfangs bin ich etwas schockiert mit so vielen
Touristen auf einmal ein wunderbares Wunder dieser Welt bestaunen zu können/müssen! Doch der Palast ist weitläufig und die Touristen meistens Hordentiere.
Wir wandeln etwas Abseits des Pulks und finden bald sehr viele schöne Fotomotive!
Fast 3 Stunden bringen wir hier zu, in diesem riesigen Palästen und Gärten.
Unser Weg führt uns weiter durch einen riesigen Antiquitätenmarkt hinunter zum
Fluss, der mehr einer braunen Kloake gleicht. Wir irren durch kleine Gassen, vorbei
an Garküchen wo so ziemlich alles gekocht wird was es gibt! Überall wo wir vorbeikommen werden wir sehr freundlich angelächelt, hier verirren sich auch wenige
Touristen her. Anschließend spricht uns aber ein Thai an der uns eine Fahrt mit dem
Tuk-Tuk, dem hiesigen Moped-Rikscha aufhalst! Der Preis von 10-20 Baht für 2 Stunden erscheint uns absolut akzeptabel, also lassen wir uns auf das Abenteuer ein. Wie
sich jedoch bald herausstellt, hat dieses Rikscha-Abenteuer so seine Tücken! Der Fahrer oder die Organisation bekommen Provision von Händlern bei denen sie auf der
Fahr zufällig halten und die Touristen in irgendwelche Geschäfte zu zerren, wo dann
gekauft werden soll. Als wir nach gut einer halben Stunde das Spiel durchschauen,
fange ich mit dem Rikscha-Fahrer zu streiten an und will auf der Stelle bezahlen und
gehen. Plötzlich verlangt er 100 Baht. Ich gebe ihm schimpfend 50 Baht und funkle
ihn böse an! Die restlichen Gauner und Geschäftemacher Bangkoks haben mit uns
heute keine Freude mehr, denn jeder wird von uns nun rigoros verjagt! Doch auch
etwas Gutes hatte dieses Intermezzo. Umherirrend landen wir plötzlich im Viertel
Chinatown, einer kleinen Welt von Chinesen, Märkten, Gewürzen und Freundlichkeit! Nach dem Essen durchqueren wir ganz Chinatown, finden typische chinesische
Tempelanlagen mit kitschigen Drachenfiguren verziert und gelangen schließlich sogar zum Skytrain um uns weitere Probleme mit Taxifahrern etc. zu ersparen. Beim
Aussteigen aus dem Skytrain läuft uns durch Zufall Peter über den Weg, der gerade
ins Krankenhaus zur Nachuntersuchung unterwegs ist. Wenn das kein Zufall ist. Wir
gehen nochmals am Abend auf einen netten Kaffee und genießen unsere letzten
Stunden in Thailand.
Um 23:30 Uhr heben wir schließlich mit der Lauda-Air ab Richtung Heimat! Wehmütig blicke ich zurück auf ein Land voller Entdeckungen und Abenteuer!
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