03.04.2008 Die Kondratieff
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03.04.2008 Die Kondratieff
M id a s - I nvestment-Report Die Kondratieff - Krise oder „Der Börsenwinter ist noch lange nicht vorbei“ Teil I von Richard Mayr ArgentumInvest Sonderausgabe VI/ 2004 R Reeddaakkttiioonn Midas -IInnvveessttmmeenntt RReeppoorrtt Postfach 64, A-5024 Salzburg E-Mails: : [email protected] [email protected] www.goldbrief.com 1 Die Kondratieff-Krise Oder: Der Börsenwinter ist noch lange nicht vorbei Von Richard Mayr, ArgentumInvest für den Midas-Goldbrief Zur Zeit kann der Anleger tagtäglich aus den Nachrichten erfahren, wie schlecht es um die Wirtschaft in Deutschland und den USA steht. Natürlich nur, wenn er sich nicht von großen Fernsehsendern oder Tageszeitungen in die Irre führen lässt, sondern zwischen den Zeilen liest und sich die Daten über Verschuldung, Geldmengenwachstum und Inflation verinnerlicht. Den gebetsmühlenartigen Phrasen der Politiker und der Wirtschaftsinstitute, die einen Wirtschaftsaufschwung aus dem Zylinder zaubern wollen, sollte kein Glauben geschenkt werden. Heute fehlt es sowohl den Politikern wie den meisten Volkswirtschaftlern am Überblick über das Gesamtbild der wirtschaftlichen Wechsellagen. Allgemein wird von den Volkswirtschaftlern eine kurz- und mittelfristige Zyklik bei Aktien anerkannt (Kitchin-Zyklus, 3-4 Jahre und Juglar-Zyklus, 7-10 Jahre). Der übergeordnete Konjunkturzyklus, der sogenannte Kondratieff-Zyklus (K-Zyklus), wird hingegen als strittig angesehen und demnach auch nicht beachtet. Dabei gibt genau dieser langwellige Zyklus der Wirtschaft derzeit Aufschluss über die mögliche Entwicklung der Märkte innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre. 1. Die Theorie der langen Wellen Der russische Ökonom Nikolai D. Kondratieff (*1892 +1938) entdeckte während seines wissenschaftlichen Studiums der kapitalistischen Wirtschaft in den frühen 1920er Jahren einen Zusammenhang zwischen den Bewegungen beim Preisniveau, Zinsniveau und Lohnniveau gemessen am Goldpreis der damals wichtigsten kapitalistischen Industrieländer (Frankreich, England und Vereinigte Staaten von Amerika). In seiner 1926 verfassten Studie über die „langen Wellen der Konjunktur“ kam er zum Ergebnis, dass der Kapitalismus einem ständigen Wandel unterworfen ist. Auf eine Aufschwungsphase (wirtschaftliche Expansion, Boom) folgt eine Abschwungsphase (wirtschaftliche Kontraktion, Depression). 2 Quelle: Edward R. Dewey und Edwin F. Dakin: Cycles. The Science of Prediction. New York, 1947. Der Chart zeigt die Rohstoffpreisentwicklung in Frankreich, England und den USA von 1780 bis 1924 (nach Kondratieff) auf Goldbasis. Darüber gelegt ist ein K-Zyklus mit einer Durchschnittslänge von 54 Jahren (nach Dewey). Kondratieff attestierte dem Kapitalismus somit seine Lebensfähigkeit, wenngleich er zugleich feststellte, dass diese Wandlungen nur mit Krisen oder Kriegen vonstatten gehen. Seine Erkenntnisse über den Kapitalismus musste der Wissenschaftler 1938 im Gulag mit seinem Leben bezahlen, da zum einen Karl Marx dem kapitalistischen System den Untergang vorausgesagt hatte und Kondratieffs Theorie zum anderen dem System der sowjetischen Planwirtschaft unter Stalin zuwiderlief. Damals wie heute ist es eben purer Luxus, eine eigene Meinung zu den Märkten zu vertreten und nicht der Masse oder dem System blindlings zu folgen. Kondratieffs Theorie von den langen Wellen der Wirtschaft wurde 1939 wieder von Joseph A. Schumpeter (*1883 +1959) in seinem Buch „Business Cycles“ aufgegriffen. Der nachfolgende Chart verdeutlicht die Wechselwirkungen von Kitchin- und Juglar-Zyklen im Kondratieff-Zyklus. 3 Quelle: Joseph A. Schumpeter, Business Cycles, New York, 1939. Während die kurz- und mittelfristigen Zyklen an den Märkten anerkannt sind, wird die Existenz der langen Wellen der Wirtschaft zumeist verneint. Der Chart zeigt die kurzen, mittelfristigen und eine lange Welle der Wirtschaft (nach Schumpeter). Die Summe der drei Zyklen ist fett markiert. 2. Die Funktionsweise Seit Ende des 18. Jahrhunderts kann man die langen Wellen der Wirtschaft bei den großen kapitalistischen Ländern wie z.B. Frankreich, England und den USA nachweisen. Die Dauer eines K-Zyklus schwankt zwischen 50 und 60 Jahren. Die lehrbuchmäßige Angabe von 54 Jahren ist zu vernachlässigen, da die Wechselwirkung von kurz-, mittel- und langfristigen Zyklen eine so genaue Angabe nicht zulässt. Der aktuelle 4. K-Zyklus der USA wird jedoch länger als 60 Jahre dauern, da man dank Manipulation nach Keynes’scher Manier mittels staatlichem Eingriff in die Wirtschaft durch starke Geldmengenausweitung den Zyklus in die Länge gezogen hat. Die unausweichlichen Konsequenzen der Kondratieff-Zyklik lassen sich aber nur hinauszögern, jedoch nicht verdrängen. Eine genaue Analyse, warum sich die Wirtschaft aktuell im 4. und nicht schon im 5. Kondratieff befindet, wie dies ein Teil der aktuellen Lehre sieht (u.a. Leo A. Nefiedow), folgt im nächsten Artikel, da dies an dieser Stelle zu weit führen würde. Die langen Wellen der Wirtschaft lassen sich wie folgt einteilen: Die wirtschaftliche Expansion gliedert sich in eine Aufschwungs- und Rezessionsphase, die wirtschaftliche Kontraktion setzt sich aus dem Wachstumsplateau und der Depressionsphase zusammen. 4 Zur besseren Verdeutlichung der vier unterschiedlichen Wirtschaftsphasen eines K-Zyklus kann man diese auch in Jahreszeiten einteilen. a. Die Aufschwungsphase – Der Kondratieff-Frühling Nach Erreichen eines Depressionstiefs aufgrund eines Krieges, einer Revolution oder einer Staatskrise beginnt eine neue Aufwärtswelle der Wirtschaft, zumeist mit einem neuen Währungssystem. Neue Innovationen und Technologien sind der Grundstein für die neue Aufschwungsphase. Die Inflation ist auf einem niedrigen Stand und das Bankensystem ist gesund, es gibt keine Bankrotte. Bezeichnend für diese Phase sind leichte, kurze Rezessionen mit langen und starken Erholungen. Es herrscht ein solides Wirtschaftswachstum und die Bevölkerung fasst nach der Krise neuen Optimismus in das vorherrschende System. Die besten Anlagemedien in dieser Marktphase sind Aktien, Anleihen und Immobilien. Gegen Ende dieser Phase macht der Aktienmarkt ein neues Hoch. b. Die Rezessionsphase – Der Kondratieff-Sommer Im Kondratieff-Sommer beginnt die Inflation stark zu steigen. Der Schuldenstand beginnt ebenfalls stark zu wachsen und die Aktienkurse tendieren zumeist seitwärts. Die Konsumenten- und Großhandelspreise steigen stark an und die Zinsen folgen der hohen Inflation. Das Wirtschaftswachstum erreicht in dieser Phase sein Hoch und fällt dann zurück (Rezession). Es entstehen zumeist aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage innere oder äußere Konflikte. Zu den besten Anlagen in dieser Zeit zählen alle inflationsschützenden Assets. Darunter zählen Edelmetalle, vor allem Silber und Gold, sowie alle handelbaren Rohstoffe (z.B. Öl, Kupfer, Weizen, Kaffee) und Immobilien. Aktien und Anleihen verlieren unter Berücksichtigung der Inflation und des Zinsanstiegs stark an realem Wert. 5 Quelle: http://www.traders.com/Documentation/FEEDbk_docs/Archive/1196/1196letters.html Der Chart zeigt oben die Inflation beim 4. Kondratieff in den USA von 1949 bis 1996 mit dem ausgeprägten Inflationshoch im Jahre 1980, gemessen am Konsumentenpreisindex (CPI). Auffällig sind die großen Inflationsschübe in den 1970er Jahren. Auch die Inflation lässt sich in kurzfristige Zyklen untergliedern (64 Monats-CPI-Zyklus, siehe Mitte des Charts). Darunter gelegt ist die schematische Darstellung des K-Zyklus mit Ziel des Depressionstiefs um 2012. c. Das Wachstumsplateau – Der Kondratieff-Herbst Der Kondratieff-Herbst kommt nach einer letzten großen Rezession der vorhergehenden Phase. Das Wirtschaftswachstum schwächt sich erheblich ab und die hohen Schuldenstände erhöhen sich durch den Zinseszinseffekt exponentiell. Die Inflation beginnt von ihrem Hoch in der letzten Phase zu fallen, bleibt aber weiterhin existent (Desinflation). Die fallenden Zinsen und großen Geldmengenausweitungen der Notenbanken führen zur sogenannten „Asset Price Inflation“, einer Inflationierung der Anlageklassen Aktien, Anleihen und Immobilien. Die Aktienmärkte beginnen stark zu steigen und markieren am Ende der Bewegung wie die Immobilien ein neues Hoch. Aktienemissionen befinden sich ebenfalls auf Rekordhöhe. In dieser Phase herrscht ein gesellschaftlicher Überoptimismus vor und Kleinanleger folgen der Masse in Aktieninvestments. In dieser Zeit entsteht ein neues Lebensgefühl, welches in einem griffigen Ausdruck seinen Platz in der Geschichte findet (z.B. die „Goldenden 20er Jahre“ von 1920 bis 1929 in den USA). 6 Die besten Investments sind in dieser Phase Aktien, Anleihen und Immobilien (v.a. Gewerbeimmobilien). Eine schlechte Performance in dieser Zeit bringen Edelmetalle und Rohstoffe. Nach dem Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt zum Ende des Wachstumsplateaus folgen erste Bankrotte großer Firmen und Banken. d. Die Depressionsphase – Der Kondratieff-Winter Mit dem Crash am Aktienmarkt beginnt der Kondratieff-Winter. In dieser Depressionsphase werden die Ungleichgewichte am Markt bereinigt. An sich ist dies eine gesunde und notwendige Entwicklung für die Wirtschaft, bei der Überkapazitäten und schlechte Geschäftsmodelle oder in Schieflage geratene Banken und Versicherer vom Markt verschwinden. Allerdings bringt diese Phase einen großen Strukturwandel mit sich und ist deshalb auch nicht für Politiker der vorhergehenden Phase geeignet, um sich zu profilieren! Die Aktien- und Anleihemärkte kollabieren, kurzen Erholungen folgen lange Abwärtsbewegungen. Das Wirtschaftswachstum stagniert oder wird negativ (Depression). Bezeichnend für diese Phase sind: ein starkes Ansteigen von Insolvenzen, akute Währungskrisen, ausufernde Handelskonflikte, sehr hohe Arbeitslosigkeit und sozialer Unfriede, der sich auch in radikalen Änderungen der Parteienlandschaft manifestieren kann. Zumeist kommt es aufgrund der stark angespannten wirtschaftlichen Lage zu inneren Krisen oder äußeren Konflikten. Die besten Anlagen in dieser Phase sind Edelmetalle und Rohstoffe. Immobilien sind in dieser Phase anfangs ebenfalls stark überbewertet und haben enormen Korrekturbedarf. Wenn die Immobilienpreise ihren Boden gefunden haben, sind diese aber auch wieder ein sicheres Investment, solange sich im Krisenfall nicht Ländergrenzen und damit Eigentumsrechte ändern. e. Deflationäre oder inflationäre Depressionsphase? Die Depression kann deflationär oder inflationär ablaufen. Aufgrund der starken Geldmengenausweitungen der Notenbanken (FED, BoJ, EZB) und der Tatsache, dass es zur Zeit keine goldgedeckten Währungen auf der Welt gibt, ist von einem inflationären Szenario auszugehen. Gold war seit jeher und bleibt auch in Zukunft der verlässlichste Inflationsindikator. Auch Kondratieffs Theorie der langen Wellen basierte auf der Betrachtung der Preise auf Goldbasis. 7 Heute sind fallende Preise in einzelnen Sektoren der Wirtschaft nicht als deflationär zu werten. Die reale Inflation wird aktuell durch hedonisches Preisindexing und durch Warenkorbmanipulationen (z.B. zu geringe Gewichtung von Rohöl und Lebensmitteln) verschleiert. Die gefühlte Inflation entspricht eher der Wahrheit als die staatlichen Statistiken. In einer deflationären Depressionsphase wäre neben Gold auch Bargeld die beste Anlagevariante, da dann der Geld- zum Güterwert steigen würde und die Warenpreise in einer Abwärtsspirale fallen würden. Ohne Goldstandard ist eine echte Deflation m.A. nach aber nicht möglich. Die letzte echte Deflation in den USA zu Beginn des 3. Kondratieff-Winters im Jahre 1929 führte zu Tausenden von Bankenpleiten und 1932 zum Goldverbot in den USA. Seit diesem Zeitpunkt bevorzugen Politiker und die von ihnen indirekt gesteuerten Notenbanken die Inflation als „schmerzärmere“ Variante der wirtschaftlichen Krisen- bewältigung. Quelle: http://www.pbs.org/teachersource/mathline/concepts/president/activity1.shtm Die Hochpunkte der Inflation in den Jahren 1814, 1864 und 1920 markieren zugleich das Ende der Kondratieff-Sommer. Mit der Aufgabe des Goldstandards befinden sich die USA seit 1932 in einer stark inflationären Phase. Selbst zum Hochpunkt des 4. Kondratieff-Sommers im Jahre 1980 steigt die Inflation weiter. Die Exponentialkurve lässt erahnen, dass sich ein hyperinflationäres Szenario für die USA anbahnt. 8 3. Die vier Kondratieff-Zyklen der USA seit 1784: Nachfolgend ist eine Übersicht über die vier Kondratieff-Zyklen der aktuell führenden Weltwirtschaftsmacht USA seit 1784. Die militärischen Konflikte sowie die Bezeichnung der guten wirtschaftlichen Phasen im Wachstumsplateau sind ebenfalls aufgelistet. Wirtschaftliche Expansion: Wirtschaftliche Kontraktion: Aufschwungsphase K-Wellen Frühling Wachstumsplateau K-Wellen Herbst Rezessionsphase K-Wellen Sommer Depressionsphase K-Wellen Winter Dauer Zyklus 60 Jahre 1. Kondratieff 1784-1800 1800-1814 1814-1835 1835-1844 Krieg von 1812 "Era of Good Feelings" Mexikanisch-Amerikanischer Krieg 1859-1864 1864-1874 2. Kondratieff 1845-1858 Amerikanischer Bürgerkrieg "Reconstruction Phase" 1875-1896 51 Jahre Spanisch-Amerikanischer Krieg 3. Kondratieff 1897-1907 1907-1920 1920-1929 1929-1949 Erster Weltkrieg "Golden 20’s“ Zweiter Weltkrieg 52 Jahre 4. Kondratieff 1949-1966 1966-1980 1980-2000 2000-2012 Vietnam Krieg "Cool 80's" Krieg gegen den „Terror“ 63 Jahre Quelle: ArgentumInvest 4. Fazit: Mit dem Aktiencrash im Frühjahr 2000 ist der Kondratieff-Winter an der Börsen der westlichen kapitalistischen Länder angebrochen. Japan befindet sich bereits seit 1989 in diesem Depressionszustand. Wenn man die Dauer des vorangegangenen 18-jährigen Bullenmarktes beim Dow Jones in Betracht zieht, so ist das Depressionstief konservativ geschätzt im Jahre 2012 anzusiedeln. Mit der Trendumkehr der Aktienmärkte von oben nach unten haben die Edelmetalle und Rohstoffe ihrerseits einen Boden gebildet und befinden sich in einem primären Bullenmarkt. Die Edelmetallhausse hat gerade erst begonnen. Edelmetallhaussen haben an sich, dass sie unter sehr hohen Schwankungen verlaufen, da diese Märkte stark manipuliert sind und der Kleinanleger so lange wie möglich aus diesem Investment gehalten werden soll. Das Timing ist gerade bei Gold- und Silberminenaktien entscheidend und sehr lohnend. 9 Man sollte sich als Investor aber stets bewusst sein, dass auch Minenaktien eben nur Papier sind und im Falle einer Krise die Börsen geschlossen bleiben und nur physische Edelmetalle wahre Sicherheit bieten. Als wichtigste Depotkomponente ist somit in der aktuellen Marktphase physisches Gold und Silber zu nennen, welches bei größeren Depots sicherheitshalber auch länderdiversifiziert werden sollte. Obwohl Immobilien weiterhin Abwärtspotential bei den Preisen haben, so ist doch von einer völligen Umschichtung in Edelmetalle aus Diversifizierungsgründen abzuraten. Im Kondratieff-Winter hat nicht die Kapitalvermehrung, sondern die Kapitalsicherung oberste Priorität. Der zweite Teil dieses Artikels mit einer genaueren Betrachtung des 4. Kondratieffs in den USA folgt demnächst im Midas-Goldbrief. Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr. Der Autor vertritt in diesem Artikel seine Meinung und haftet nicht für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen des Lesers.