2010_07 Newsletter_Meine Begegnungen mit israelischer Musi…

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2010_07 Newsletter_Meine Begegnungen mit israelischer Musi…
Meine Begegnungen mit israelischer Musik
Wenn im Folgenden von israelischer Musik die Rede ist, dann geht es um einen
subjektiven Einblick und nicht um einen Gesamtüberblick. Die Auswahl ist durch
meinen Geschmack bestimmt, somit geht es um Rock, Jazz und Blues.
Begegnungen mit israelischer Musik hatte ich vor meinem Israelaufenthalt, der
Anfang 2006 begann, nur vereinzelt. Vor Jahren erhielt ich von einem Freund
eine Kassette von Haim Mosche1 mit der Bemerkung, hier handle es sich um
den „israelischen Heino“. Der Sänger kommt aus dem Jemen und seine Musik
gehört in die Kategorie Misrahi-Musik.
Während eines Israel-Aufenthaltes hatte ich mir wegen eines Artikels in der
Zeitung eine CD der Sängerin Achinoam Nini2 gekauft, die mir sehr gut gefiel.
Außerdem hatte ich von der Gruppe Ethnix3 gehört, die eine poppige Mischung
aus orientalischer und westlicher Musik spielt. Während der ersten Intifada, Ende
der 80er Jahre, brachte Si Himan4 das umstrittene Lied „Schiessen und Weinen“
heraus, in dem das Vorgehen israelischer Soldaten gegen die aufständischen
Palästinenser kritisiert wurde.5 Das Lied durfte in der Armeeradiostation nicht
gespielt werden. In Solidarität mit Si Himan spielte Joan Baez das Lied während
eines ihrer Konzerte in Israel.
In Deutschland hatte ich verschiedene Auftritte von israelischen Musiker_innen
besucht. Ethnix sah ich in Frankfurt, Achinoam Nini und Si Himan in Berlin. Si
Himan gab 1990 in Berlin ein fulminantes Konzert, bei dem sie den gesamten
Raum der Bühne einnahm und ihre drei Mitspieler lediglich musikalische
Funktionen ausübten.
Durch meinen inzwischen vierjährigen Aufenthalt in Israel hatte ich Gelegenheit
Einblicke in die bunte und vielfältige israelische Musikwelt zu bekommen, lernte
Clubs und Konzertsäle, Musiker_innen und Gruppen kennen.
Meine erste Entdeckung war der inzwischen berühmten Zappa Club6 in Tel Aviv.
Dort hörte ich eine Gruppe mit dem skurrilen Namen Third World Love7. Die
Musik war eine spannende Mischung aus Jazz mit einigen rockigen Elementen.
Im Zappa Club tritt auch einer der Großen der israelischen Musikszene
regelmäßig auf: Yehuda Poliker8. Seine Rock-Musik ist von starken
griechischen Einflüssen bestimmt, eine Referenz an seine Eltern, die aus
2
Saloniki stammen. Seine Eltern sind Überlebende des Vernichtungslagers
Auschwitz. Poliker und sein Songtexter Ya’acov Gilad hatten schon jahrelang
zusammengearbeitet bevor sie feststellten, dass sie beide Kinder von ShoahÜberlebenden waren. Daraus entstand 1988 das bis dahin in Israel einzige
Musik-Album, das sich mit der Shoah beschäftigte. Die Musik, die Musiker und
deren Eltern sind Thema eines beeindruckenden Dokumentarfilmes mit dem Titel
„Wegen dieses Krieges“9.
Alle Versuche eine Karte für eines der Konzerte von Yehuda Poliker zu
bekommen scheiterten: ich war immer zu spät dran und es war ausverkauft. Erst
als Poliker aus Anlass des 35. Jahrestages der Gründung der Association For
Civil Rights In Israel (ACRI) ein Konzert gab, kam ich in den Genuss ihn live zu
erleben.
Auf meiner Entdeckungsreise durch die israelische Musikwelt stieß ich auf einen
kleinen schönen Jazzclub im Hafen von Tel Aviv: Shablul, die Schnecke.10 Auch
den Musik-Club Levontin 711 lernte ich zunächst durch Jazz-Musik kennen: Avi
Leibovitch und sein Orchester12. Die Gruppe spielt einen stark von Bläsern
bestimmten Jazz und nahm mit ihren vielen Musikern die ganze Bühne des
kleinen Clubs ein. Das war nicht nur ein musikalisches sondern auch optisches
Erlebnis.
Meine erste Begegnung mit einem der Großen der israelischen Rock-Musik kam
auf Umwegen zustande. Ich fuhr im Auto und stellte plötzlich fest, dass ich den
hebräischen Refrain eines Liedes verstand: „Der Messias kommt nicht und er ruft
auch nicht an.“ Ich glaube, ich war noch mehr begeistert von dem Umstand, dass
ich mit meinen geringen Hebräischkenntnissen den Refrain verstand, als von
dem Text selbst. Einige Tage später ging ich in den CD-Laden The Third Ear13
und fragte einen Verkäufer nach dem Song. Er sah mich etwas erstaunt an und
meinte, das sei Shalom Hanoch14. Das Lied, um das es sich handelte, heißt
„Warten auf den Messias“ und ist einer seiner bekanntesten Songs15. Je mehr
ich von ihm hörte, desto besser gefiel mir die Musik. Ich erwarb zahlreiche CDs
und hoffte, ihn endlich einmal live sehen zu können. Doch bevor ich Shalom
Hanoch zum ersten Mal auf der Bühne erlebte, begegnete ich seiner Musik in
einem ganz speziellen Kontext.
In Herzliya wurde am Interdisciplinary Center die jährliche Herzliya-Konferenz
veranstaltet. Die Hauptveranstaltungen der Konferenz fanden in einem großen
Zelt statt. An das Zelt angedockt waren moderne Toilettenwagen. Bei einem
Besuch der Toilette hörte ich den mir inzwischen bekannten Song mit dem
Refrain „Der Messias kommt nicht, er ruft nicht mal an.“ Die Musik kam von
einem Monitor über den Pissoir auf dem – wie sich später beim erneuten
Toilettengang herausstellte, ein Konzert mit Shalom Hanoch in einer
Endlosschleife lief.
Ein ausgezeichnetes Konzert mit Shalom Hanoch sah ich kurze Zeit später im
Hangar 1116 im Tel Aviver Hafen. „Warten auf den Messias“ kam als Zugabe und
das Publikum sang laut mit.
3
Einen weiteren Rock-Musiker lernte ich auf einer politischen Veranstaltung
kennen. Das Public Committee Against Torture in Israel17 eröffnete im Oktober
2008 eine Ausstellung namhafter Künstler zu Unterstützung seiner Arbeit. Dort
spielte der in Israel geborene und heute in Schweden lebende Dror Feiler18, der
Free-Jazz und experimentelle Musik macht, zuerst alleine und dann zusammen
mit Zeev Tenne19 und seiner Gruppe. Das führte mich erneut in den CD-Laden
und so kamen weitere CDs in meine Sammlung. Dabei stellte ich fest, dass er
unter anderem einen Song für den bekannten Film Waltz With Bashir20
geschrieben hatte21. Der Refrain lautete „Ich bombardierte jeden Tag Beirut… Ich
lebe. Ich hätte auch sterben können“.
Die Musik gefiel mir sehr gut. Bedauerlicherweise verstehe ich wenig von den
Texten. Das merkte ich daran, dass ich zwar verstand, dass der Titel eines
Songs „Die Deutschen“ hieß und der Refrain lautete: „Ich hasse die Deutschen“,
aber mehr eben nicht. Auf dem entsprechenden Video bei Youtube sind u.a.
Gasflaschen, Bahngleise und Brauseköpfe zu sehen.22 Ein halbes Jahr später
besuchte ich zusammen mit zwei Anfang 20-Jährigen aus Deutschland ein
Konzert von Zeev Tenne im Tmuna Theater23, einem weiteren sehr guten MusikClub. Zu meiner Überraschung gefiel den beiden die sehr laute, harte und
rockige Musik ausgesprochen gut. Mehr Informationen über den Song „Die
Deutschen“ erhielt ich auf einer Demonstration israelischer Friedensgruppen zum
42. Jahrestag des Beginns der israelischen Besatzung von Westbank,
Gazastreifen und Golanhöhen. Dort begegnete ich dem Künstler und sprach ihn
auf den Inhalt des Songs an. Er sagte, ein Teil seiner Familie sei in der Shoah
ermordet worden. Die Botschaft sei: wenn die Israelis die Politik gegenüber den
Palästinensern nicht änderten, würden diese die Israelis irgendwann so hassen,
wie er die Deutschen. Außerdem erzählte er, dass er demnächst auf der Ben
Yehuda Str. einen Imbiss eröffnen werde, wo man deutsche Würstchen
bekomme. Tatsächlich kann man dort heute eine Bratwurst bekommen, mit den
verschiedensten Sorten Dijon Senf, Sauerkraut und lokales Goldstar Bier. Das
ganze scheint ein lohnendes Geschäft zu sein. Inzwischen hat ein zweiter
„Frank“ – so heißt der Laden – in der Herzl Str. aufgemacht.
Begegnungen mit palästinensischer Musik hatte ich in weitaus geringerem Maße.
Bekannt war mir durch Videoclips von Udi Aloni24 lediglich die israelischpalästinensische Rap-Gruppe Dam25 . Die erste Begegnung mit
palästinensischer Live-Musik hatte ich bei der Hochzeitsfeier einer ehemaligen
Mitarbeiterin des Israel-Büros der Heinrich-Böll-Stiftung. Dort spielte zunächst
eine unscheinbar wirkende Band eine ziemlich schreckliche Dudelmusik. Ich
befürchtete bereits, dass diese Musik den ganzen Abend gespielt würde, als die
Gruppe unterbrach und dann ihre eigene Musik anfing zu spielen: laut,
rhythmisch, schnell und mit zwei sehr guten Sängern. Der Leadsänger irritierte
mich, denn er sah eher wie der Mitarbeiter einer Versicherung aus, als ein
Sänger. Erst kürzlich fand ich heraus, dass es sich um Wael Shahtout und seine
Gruppe handelte.26 Später erfuhr ich, dass er tatsächlich ein
Versicherungsvertreter ist.
4
Mein musikalischer Horizont erweiterte sich durch ein Geburtstagsgeschenk
meiner Mitarbeiterinnen: es handelte sich um die erste und bisher leider einzige
CD der Gruppe Habanot Nechama27. Diese aus drei Frauen bestehende FolkGruppe hatte inzwischen auch zahlreiche Auftritte in Deutschland. Im November
2009 gaben sie im Hafen von Tel Aviv ein Konzert, bei dem sie teilweise alleine
und teilweise mit der deutschen Gruppe Ulman28 zusammen spielten. Die
Zusammenarbeit israelischer und deutscher Musiker_innen, bei der es auch zu
einem gemeinsamen Konzert der israelischen Gruppe Boom Pam29 und 17
Hippies30 kam, wird von der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum31
gefördert. Eines der Mitglieder von Habanot Nechama, Yael Deckelbaum32, hat
inzwischen ein ebenfalls sehr erfolgreiches und gutes Soloalbum
herausgebracht.
Während auf dem Album von Yael Deckelbaum ausschließlich auf Englisch
gesungen wird, singen die meisten israelischen Gruppen auf Hebräisch. Zu den
Ausnahmen zählt Geva Alon33, der inzwischen solo bzw. mit seiner Gruppe The
Flying Baby34 fünf CDs veröffentlicht hat. Seine Musik erinnert zeitweise an Neil
Young. Er spielte aus Anlass des Earth Day am 22.4.2010 auf dem Rabin-Platz.
Schon vorher hatte ich ihn in einem unglaublich guten Konzert im TmunaTheater gesehen.
Eine wahre Entdeckung war an diesem Abend die zweite Gruppe, die auftrat.
Noch nie hatte ich jemanden gesehen, der neben Gesang und Gitarre dermaßen
als Schauspieler auf der Bühne in Erscheinung trat. Ich hatte den Eindruck, dass
einem die Hälfte entgehen würde, wenn man nur die Musik hören würde.
Außerdem fiel mir auf, dass von 17 bis 47 fast alle Leute in meiner näheren und
ferneren Umgebung die Songs mitsangen. Ich fragte jemand neben mir, wer da
spiele. Die Antwort: Rami Fortis35. Sofort nach dem Konzert ging ich in „meinen“
CD-Laden, um mehr von ihm kennen zu lernen. Dort erzählte man mir, der
Sänger werde von seinen Fans auch „Fortis Meschuga“, Fortis, der Verrückte,
genannt. Über Rami Fortis gelangte ich zu einem weiteren bekannten RockMusiker, der mir ausgesprochen gut gefällt: Barry Sakharov36.
Ebenfalls auf Englisch singen Asaf Avidan & The Mojos37. Jemand hatte mir die
Gruppe empfohlen und ich erwartet einen männlichen Sänger. Als ich die CD
hörte, war ich nachhaltig verwirrt. Das war doch keine männlich Stimme. Da aus
dem Beiheft deutlich wurde, dass in der Band auch eine Frau mitspielte, nahm
ich an, dass diese die Sängerin sei, und dass Asaf offensichtlich auch ein Name
für Frauen ist. Doch in einem Artikel über die Gruppe las ich, der Sänger singe
teilweise wie Janis Joplin. Geglaubt habe ich das alles erst, als ich verschiedene
Videoclips auf Youtube sah38. Zwischen den Pessachfeiertagen fand ein Konzert
in dem großen Mann-Auditorium statt. Vor dem Konzert fragte ich mich, ob hier
wohl richtig Stimmung aufkommen würde. Außerdem war mir aufgefallen, dass
keinerlei alkoholische Getränke verkauft wurden. Ob das mit Pessach
zusammenhing, wo vielfach kein Bier verkauft wird, oder ob in dem Konzertsaal
auch sonst kein Alkohol verkauft wird, wusste ich nicht. Schon kurz nach Beginn
5
des Konzertes stellten sich alle Befürchtungen über mangelnde Stimmung als
unbegründet heraus. Nach einigen eher ruhigen und melodiösen Stücken, wurde
es richtig laut und rockig. Sofort strömten die meist jugendlichen Fans zur Bühne
und blockierten alle Gänge. Warum das Sicherheitspersonal dies zuließ,
wunderte auch den Journalisten von Haaretz, der über das Konzert berichtete39.
Die Gruppe ist inzwischen auch häufig in Deutschland aufgetreten40. Vor Asaf
Avidan & The Mojos sang an dem Abend Tamar Eisenmann41. Sie trat kurze
Zeit später bei einem Solidaritätskonzert für den, von rechts-nationalistischen
Kräften heftig angegriffenen, New Israel Fund42 auf, eine Stiftung, die NGOs in
Israel fördert, die sich für demokratischen Wandel, soziale Gerechtigkeit und
Gleichheit einsetzen43.
Ein Konzert, das ausgesprochen gut war, fand im Juni diesen Jahres wiederum
im Tmuna-Theater statt: Amir Lev44. Unter dem Titel „The Last Man“
veröffentlichte die Tageszeitung Haaretz im Februar 2010 in ihrer
Wochenendbeilage einen langen Artikel über den Musiker Amir Lev45. Noch
bevor ich den Artikel gelesen hatte, stöberte ich am gleichen Tag die
Sonderangebote eines CD-Ladens durch und kaufte mir eine Live-CD von Amir
Lev. Diese gefiel mir sehr gut und so las ich den Artikel mit großem Interesse
und Vergnügen. Durch das Konzert wiederum stieß ich auf eine weitere Gruppe.
Bei einigen Liedern ließ sich Amir Lev von dem ebenfalls sehr guten Gitarristen
Avi Belleli46 begleiten. Er ist Mitlied der Band Nikmat Hatraktor (Tractor's
Revenge)47.
Die Vielfalt der israelischen Musikszene, die hier nur ansatzweise dargestellt
werden konnte, hat natürlich auch mit der Vielfalt der kulturellen Einflüsse der
Herkunftsländer der Menschen zu tun, die, oder deren Vorfahren nach Israel
einwanderten. Zuweilen werden diese gerade von jüngeren Leuten wiederbelebt,
wie das Beispiel der Sängerin Yasmin Levy zeigt, die unter anderem auf Ladino
singt48. Eine aufregende Mischung traditioneller und moderner Musik spielt die
Gruppe Balkan Beat Box49, die erst kürzlich am Meer von Tel Aviv in brütender
Hitze ein ebenso heißes Konzert gaben.
Politische Statements bei Konzerten von Musikern und Musikerinnen gibt es
kaum. Auch Amir Lev, der sich in dem oben erwähnten Interview mit Haaretz
sehr politisch gibt und unter anderem den Rassismus in der israelischen
Gesellschaft beklagt, sagte bei seinem Konzert Anfang Juni 2010, kurz nach der
Kaperung der Gaza-Flottille, kein Wort zu der politischen Situation. Glaubt man
einem Artikel von Orit Galili Zucker von der Bar Ilan Universität, dann scheint
dies die Regel zu sein. Sie vergleicht einen der bekanntesten Sänger Israels,
Shlomo Artzi, mit Bono von der irischen Gruppe U 2 und beklagt, dass Shlomo
Artzi nie seine Bekanntheit für ein politisches Thema genutzt habe50.
Der Auftritt internationaler Künstler_innen dagegen ist oft ein Politikum.
Besonders internationale Pop- und Rockstars sehen sich dem Druck propalästinensischer Gruppen ausgesetzt, die sie zum Boykott Israels aufrufen. Die
6
Musiker_innen gehen unterschiedlich damit um: Paul McCartney, Madonna,
Elton John und Rod Steward haben die Kritik ignoriert. Elvis Costello, Gil Scott
Heron und die Pixies haben ihre Konzerte abgesagt. Roger Waters (ehemals
Pink Floyd) fuhr an die in den vergangenen Jahren errichtete Mauer in Jerusalem
und gab ein politisches Statement ab (das der israelische Regierungssprecher
mit den Worten „We don’t need no education!“ kommentierte). Außerdem hatte
er sein Konzert aus dem Ha’Yarkon Park in Tel Aviv auf ein Feld in der Nähe der
jüdisch-arabischen Gemeinschaftssiedlung Neve Shalom/Wahat Al Salam51
verlegt. Von den 55.000 Besuchern, die das Konzert hören wollten, kamen
35.000 mit dem Auto. Das führte zu dem bis dahin größten Verkehrsstau Israels.
Nationalistische Kräfte in Israel kommentieren Absagen von Konzerten ebenso
wütend, wie sie die internationale Künstler_innen bejubeln, die in Israel Konzerte
geben52. Es gibt aber auch nachdenklich-kritische Stimmen. Nach der Absage
des Konzertes von Elvis Costello kritisierte Ariana Melamed die Entscheidung,
erst ein Konzert anzusetzen und dann abzusagen. Die israelische Besatzung
hätte dem Künstler schließlich ebenso bekannt sein müssen, wie die
Menschenrechtsverletzungen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung. Im
Übrigen gebe es bessere Wege, um seinen Protest zum Ausdruck zu bringen.
Man könne in Israel auftreten und den vollen Eintrittspreis verlangen und dann in
den palästinensischen Gebieten ein Freikonzert geben. Man könne die
Konzerteinnahmen an eine politische Gruppe spenden. Und man könne nach
Israel kommen und dem Publikum von der Bühne her erklären, was man von der
Regierungspolitik hält und denjenigen, die sie unterstützen53.
Doch die Realität ist geprägt vom Boykott einerseits und dem Beschweigen der
politischen Konfliktlage andererseits. Ich habe in Israel Konzerte von Joe
Jackson, Calexico, John Mayall und Dream Theater gesehen, bei denen kein
politisches Wort fiel. Einer, der im Jahr 2009 einen anderen Weg suchte, war
Leonard Cohen. Er plante neben dem Konzert in Tel Aviv auch ein Konzert in
Ramallah. Das scheiterte jedoch an der politischen Konfliktlage sowie an
innerpalästinensischen Spannungen. Die Organisatoren seines geplanten
Konzertes in Ramallah, wurden von politischen Kräften unter Druck gesetzt, die
von Leonard Cohen für einen Auftritt in Ramallah die Absage des Konzertes in
Tel Aviv verlangten. Immerhin spendete Cohen die Einnahmen des Konzertes
an eine israelisch-palästinensische Organisation von Menschen, die Verwandten
in dem Konflikt verloren haben54.
Jörn Böhme, Tel Aviv im Juli 2010
1
http://de.wikipedia.org/wiki/Haim_Moshe
http://de.wikipedia.org/wiki/Achinoam_Nini, http://www.noasmusic.com/
3
http://en.wikipedia.org/wiki/Ethnix
4
http://www.hebrewsongs.com/artists-sihiman.htm
5
http://www.radiohazak.com/R-silyr2.html; http://www.youtube.com/watch?v=KybaWzLCpyU
2
7
6
http://www.zappa-club.co.il/; http://www.last.fm/venue/8781497
http://www.thirdworldlove.com/live/
8
http://en.wikipedia.org/wiki/Yehuda_Poliker
9
http://www.imdb.com/title/tt0123474/; http://movies.nytimes.com/movie/176112/Because-ofThat-War/overview
10
http://www.shabluljazz.com/;
http://www.telavivcity.com/eng/BDisplay.asp?BusinessCode=1318
11
http://www.myspace.com/levontine7
12
http://www.myspace.com/avilebovich
13
http://www.third-ear.com/
14
http://en.wikipedia.org/wiki/Shalom_Hanoch
15
http://www.youtube.com/watch?v=zyAfzTecYoI
16
http://www.telavivcity.com/eng/BDisplay.asp?BusinessCode=1444
17
http://www.stoptorture.org.il/en/node/1531
18
http://de.wikipedia.org/wiki/Dror_Feiler
19
http://www.myspace.com/zeevtene
20
http://waltz-with-bashir.pandorafilm.de/; http://de.wikipedia.org/wiki/Waltz_with_Bashir
21
http://www.youtube.com/watch?v=j0cDGVh56cQ
22
http://www.youtube.com/watch?v=AIvhgUJTDeU
23
http://www.tmu-na.org.il/; http://travel.yahoo.com/p-travelguide-2799278tmuna_theatre_tel_aviv-i
24
http://en.wikipedia.org/wiki/Udi_Aloni
25
http://en.wikipedia.org/wiki/DAM_%28band%29
26
http://www.youtube.com/watch?v=raVNS9Xb3Yk
27
http://en.wikipedia.org/wiki/Habanot_Nechama
28
http://ulman.info/
29
http://www.boompam.org/info.html
30
http://17hippies.de/
31
http://www.dizf.de/cms/front_content.php?idcat=1
32
http://www.yaeldeckelbaum.com/
33
http://en.wikipedia.org/wiki/Geva_Alon
34
http://www.myspace.com/theflyingbaby
35
http://en.wikipedia.org/wiki/Rami_Fortis
36
http://en.wikipedia.org/wiki/Berry_Sakharof
37
http://www.mymojolove.com/
38
http://www.youtube.com/watch?v=s3YM89U71RU
39
http://www.haaretz.com/magazine/week-s-end/mann-gets-its-mojo-working-1.284353
40
http://www.taz.de/1/leben/musik/artikel/1/frauenstimme-maennerkoerper/
41
http://www.eisenwoman.com/WP/
42
http://www.boell.de/weltweit/nahost/naher-mittlerer-osten-israel-zivilgesellschaft-angriffe-ngomenschenrechte-9148.html
43
http://www.nif.org/
44
http://www.myspace.com/amirlev
45
http://www.haaretz.com/magazine/friday-supplement/the-last-man-1.263161
46
http://en.wikipedia.org/wiki/Avi_Belleli
47
http://www.tractor.co.il/
48
http://www.yasminlevy.net/
49
http://en.wikipedia.org/wiki/Balkan_Beat_Box
50
http://www.haaretz.com/print-edition/opinion/who-will-be-our-bono-1.302538
51
http://nswas.org/rubrique41.html
52
http://www.ynet.co.il/english/articles/0,7340,L-3893595,00.html
53
http://www.ynet.co.il/english/articles/0,7340,L-3891292,00.html
54
http://www.theparentscircle.com/
7