Der echte „Mister DAX“

Transcrição

Der echte „Mister DAX“
FP_D_FP_D_Sauren_Mann-des-Jahres_2013_NL_XXX_g 12.09.2013 21:17 Seite 94
markt & strategie I sauren golden awards
Der echte „Mister DAX“
Zu den Höhepunkten der Sauren Golden Awards gehört die Auszeichnung
der „Fondspersönlichkeit des Jahres“. Einmal mehr traf es den „Richtigen“.
hatte doch schon einige Jahre
zuvor den BZ-Index, also den
Index der „Börsen-Zeitung“,
selbst konzipiert. Nach nur zwei
Monaten legte Mella ein 30-seitiges Konzept vor, das seinen Verleger regelrecht begeisterte. Entsprechend kurze Zeit später war
es dann auch schon so weit: Am
1. Juli 1988 wurde der DAX Index zum ersten Mal in seiner Geschichte berechnet und schloss
bei einem Stand von 1.163,52
Punkten. Aus der heutigen Perspektive muss man dazu sagen,
dass das von Mella entwickelte
Konzept für einen Index der deutEckhard Sauren (links) und Hans Heuser (rechts) zeichneten Frank Mella, den Entwickler des deutschen Aktienindex DAX, als
schen Börse seiner Zeit von
Fondspersönlichkeit des Jahres 2013 aus.
Anfang an weit voraus war. Ihr
inmal jährlich zeichnet die Sauren teln mit Zahlen, der ihn im Hinblick auf die Entwickler hatte in seiner Konzeption nämlich
nicht nur die Einbeziehung von DividendenFonds Research AG im Rahmen der deutsche Börsengeschichte geradezu unsterblich gemacht und ihm schließlich sogar das zahlungen der 30 im Index enthaltenen Aktien
Sauren Golden Awards die „Fondspersönlichkeit des Jahres“ aus. Sinn dieser Aus- Bundesverdienstkreuz eingebracht hat. Denn in die Indexberechnung vorgesehen, er ist
zeichnung ist es, eine Person zu ehren, die auch wenn er es selbst noch immer nicht gern auch heute noch stolz auf sein damals schon
sich in besonderer Weise um die Fondsbran- hört: Er gilt heute als der Erfinder des Deut- vorgetragenes Anliegen, dass der DAX-Index
che verdient gemacht hat. Auch wenn der schen Aktien-Index, kurz DAX. Die Rede ist selbst über entsprechende Kontrakte in Form
diesjährige Preisträger mit der Fondsbranche von Frank Mella. Als dieser in den 1980er von Futures und Optionen an der Börse
ursprünglich kaum große Berührungspunkte Jahren bei der „Börsen-Zeitung“ arbeitete, gab handelbar sein müsse. Und das zu einer Zeit,
da die Einführung einer Terminbörse in
hatte, so kaufte er doch bereits mit 15 Jahren es bereits elf Aktienindizes, die entweder von
seine ersten Anleihen. Allerdings wurde ihm Banken oder von Tageszeitungen errechnet Deutschland noch drei Jahre auf sich warten
offenbar das Geschehen an den Zinsmärkten wurden. Eine allgemein anerkannte Messlatte lassen sollte. Aber auch für die Fondsbranche
sollte die Einführung des DAX zu einem
schnell zu langweilig, und so stieg er zügig für die Entwicklung deutscher Aktien existierMeilenstein werden. Den ersten Versuch, über
um auf die Aktienanlage. Das Börsengesche- te jedoch noch nicht.
Das wurmte offenbar auch die damalige einen entsprechenden Fonds den Index nachhen hatte ihn schon damals dermaßen gepackt, dass er sich nach dem Abitur zum Verlagsleitung der „Börsen-Zeitung“ ganz zubilden, hat bereits Anfang 1992 die Kölner
Studium der Volkswirtschaften an der Bonner furchtbar. Sonst hätte man sicher nicht ziel- Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft mit
Uni entschloss. „Das habe ich eigentlich nur genau Mella angesprochen mit der Bitte, sich dem damaligen Oppenheim DAX-Wertegemacht, um mehr von der Börse zu verste- Gedanken um einen deutschen Aktienindex Fonds gemacht. Viele andere sollten ihr
folgen, nicht zu vergessen die gesamte ETFhen“, hat er kürzlich in einem Interview mit zu machen. Er war gewissermaßen der ideale
Kandidat für eine solche Aufgabe, denn er Industrie, die heute entsprechende DAXdem Bonner „General-Anzeiger“ erzählt.
Produkte im Programm hat.
Ob ihm das Studium in Bezug auf ein
Die Bedeutung seines Konzepts konnte
besseres Verständnis der Geschehnisse und
Die Jury
Mella damals sicher nicht in all seinen DiFunktionsweise an den Kapitalmärkten
Die „Fondspersönlichkeit des Jahres“ wird von einer
mensionen erahnen. Aber alle fünf Jahre,
tatsächlich viel gebracht hat, sei einmal daunabhängigen Jury aus Kennern der Branche gewählt.
nämlich immer dann, wenn der DAX einen
hingestellt. Hilfreicher war da sicher seine
Neben Eckhard Sauren selbst gehören dieser Jury
besonderen Jahrestag begeht, wird er wieder
Zeit als Redakteur der „Börsen-Zeitung“ in
auch Alexander Kempf, Professor an der Universität
daran erinnert. Dann strömt jeweils eine Flut
den achtziger Jahren und als stellvertretender
zu Köln und Mitbegründer des dort angegliederten
von Medienanfragen auf ihn ein, weil die
Chefredakteur der ehemaligen Zeitschrift
Centre for Financial Research, Björn Drescher, Mitbegründer der Drescher & Cie. GmbH, sowie FoNDs
„Blaupause“, wie er sein Indexkonzept selbst
„Das Wertpapier“ in den Neunzigern.
professionell Chefredakteur Hans Heuser an.
gern nennt, gefeiert werden muss.
FP
Aber es war der ihm eigene Hang zum Tüf-
94
www.fondsprofessionell.de | 3/2013
Foto: © Hemmerich
E