Ein kleines Dorf voller Potenzial

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Ein kleines Dorf voller Potenzial
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Schinkel - Tipps und Termine
Ein kleines
Dorf voller
Potenzial
Treffen sich beim Gassigehen auf einen Klönschnack: Ursula Pingel
von der Schinkeler Dörpshölp und Nachbar Andreas Runge.
Nachbarschaftshilfe ist ein voller Erfolg
Schinkel. Vielerorts beklagen Dorfbewohner die
schlechte Infrastruktur auf dem Land. Dort gibt es
weder Tante-Emma-Läden noch Banken oder Volkshochschulen und hinzu kommt die miese Verkehrsanbindung. Die Bürger in Schinkel am Nord-OstseeKanal können von dieser Entwicklung zwar auch ein
Lied singen, nehmen ihr Schicksal aber selbst in die
Hand: Egal, ob Gartenarbeit, Computerkurse, Nachhilfe oder Fahrten zum Supermarkt - die Dörpshölp
setzt auf ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe. Mit Erfolg.
Von Jan Torben Budde
fon sieben Mal, mitunter auch
gar nicht", erzählt der Schin„Im Dorf steckt unheimlich keler, der gern noch mehr Anviel Potenzial", betont Rein- fragen hätte.
hard Arendt. Der 60-Jährige Kommt ein Anruf, schaut
gehört zum etwa achtköpfi- Arendt auf eine Liste, worauf
gen „harten Kern" der Dörps- alle Mitglieder des Helferhölp in Schinkel, die vor kreises verzeichnet sind.
knapp zwei Jahren an den Mittlerweile engagieren sichStart ging. Montags und don- nach seinen Worten mehr als
nerstags sitzt der Bundes- 40 Schinkeler im Alter von 14
wehrsoldat im Ruhestand je- bis über 70 Jahren in der
weils von 15 bis 17 Uhr im Bü- Dörpshölp. Zu den Aktivposro der Initiative, um Nachbar- ten gehört Ursula Pingel: Die
schaftshilfe zu vermitteln. 68-Jährige geht Gassi mit
„Manchmal klingelt das Tele- Hunden, lernt mit ein bis zwei
Dörpshölp vermittelt Nachbarschaftshilfe:
Reinhard
Arendt hat ein offenes Ohr
Dienstag, 6. Januar 2015
Nr. 4
Ursula P i n g e l v o n der Dörpshölp besucht Nachbar Georg Zarnick, der seinen Garten schon t u r e i n e
stellte. Der 83-Jährige bietet bei Bedarf Einkaufsfahrten an.
i
O I O U K U O I , CÖI n „ u a i , v e z u r Verfügung
Fotos Budde
Mitstreitern aus dem Dorf dem Gedanken, dem Dorf den nachten und Neujahr Nach- sogar schon das Interesse in
Spanisch, läuft in einer Grup- Rücken zu kehren. „Aber ei- hilfe in Mathe und Englisch. Umlandgemeinden.
pe und möchte gern eine nen alten Baum verpflanzt Gleichzeitig
betonen Was die Dörpshölp ausPflanzenbörse ins Leben ru- man nicht", sagt er. Die
Arendt imd Pingel, dass die macht? Ein großes Anliegen
fen. Als „allemeuestes Pro- Dörpshölp solle das Leben im Dörpshölp keineswegs in ist die Solidarität im Dorf, so
jekt" bezeichnet sie einen Ge- Dorf erleichtem und versü- Konkurrenz zu Vereinen oder Arendt. Sie reiche von Spasprächskreis für Flüchtlinge, ßen. Das Angebot umfasst Firmen treten wolle. „Unser ziergängen mit älteren Menwo Asylsuchende in geselliger Fahrten zum Supermarkt, Angebot ist als Ergänzung ge- schen bis hin zur UnterstütAtmosphäre Deutschnachhil- Arzt oder zur Arbeit. Jugend- dacht", unterstreicht er. Und zung des örtlichen Bio-Bäliche bieten Babysitting, Kat- da es in Schinkel keine VHS ckers bei der Beschickung des
fe erhalten.
„Wir möchten, dass das zenbetreuung oder Gartenar- gebe, so seine Mitstreiterin, Wochenmarktes, weil sich
Dorf attraktiv bleibt", erklärt beit an. „Sogar um Behörden- besetze die Initiative eben dieser „die Haxen" gebrochen
Ursula Pingel, die dabei nicht gänge oder Schriftverkehr auch dieses Feld. Immerhin hatte.
zuletzt ältere Menschen im kümmern wir uns", sagt gibt es Sprachkurse in EngBlick hat. Zumal der Alltag Arendt. Ist das Büro in der lisch, Russisch imd Franzö- • Dörpshölp I n S c h i n k e l , H a u p t mitunter Hürden berge. Gera- „Schinkler Möhl" imbesetzt, sisch, Vorträge, Ausflüge, ei- straße 4 9 , montags u n d d o n n e r s de Senioren, die ihren Le- werden die Anrufe auf sein nen plattdeutschen Abend tags v o n 1 5 b i s 1 7 U h r , T e l . 0 4 3 4 6 /
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