März 2010

Transcrição

März 2010
an.schläge 03/2010
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz
lingvo?
thema
DeutschDiktat
Der Integrationskurs fördert
Sprachhierarchien
politik
BolognaBurns
Die BildungsministerInnen treffen
auf Protest
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an.schläge
an.spruch
Schwestern im Geiste?
Wer gleiche Rechte für Migrantinnen will, muss Rassismus bekämpfen
eingetragene.partnerschaft
auf.takt
Das Stadthaus nur für Ehepaare
Lesben und Schwule dürfen sich nun verpartnern. Was haben sie davon?
Kopenhagener Desaster
politik
Gender-Aspekte im Klimaschutz bringen nichts ohne konkrete Strategien
10
gesine.schwan
Großes Enttäuschungspotenzial
Die Ex-Präsidentschaftskandidatin über Kinder, Karriere und SPD-Krise
14
outside.olympia
Rekordverdächtig
thema
Startverbot: Sind Skispringerinnen zu gut für Vancouver?
16
olympia.outside
46,XX/46,XY
Grob unsportlich: Geschlechtstests bei den Olympischen Spielen
20
forum.wissenschaft
Drei rote Pfiffe
Der Widerstand der kärntnerslowenischen Partisanin „Jelka“
22
berufs.orientierung
Vollzeit glücklich?
gesellschaft
Eure an.schläge
08
klima.konferenz
Vom Suchen und Finden „richtiger“ Arbeit in Krisenzeiten
28
joana.adesuwa.reiterer
„Es gibt eine Nachfrage“
Die Menschenrechtspreisträgerin über ihren Kampf gegen Frauenhandel
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bild.wechsel
„Bis heute sehr bewegend”
Das Künstlerinnenarchiv „Bildwechsel“ ist ein Exportschlager
34
tricky.women
Animierende Visionen
Der Animationsfilm wagt sich an die Dokumentation
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an.klang
Pop Evolutions
Von der Oper zum Dance-Pop
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an.lesen
Autobiografische Odyssee in Bildern
Comic-Epos über eine italienische Reise
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ge.sehen
kultur
Am 12. Februar beginnen die 21. Olympischen
Winterspiele in Vancouver. Gender-Politiken im
Sport gelten zu Recht als besonders konservativ –
hartnäckig wird hier an traditionellen Körperund Geschlechterbildern festgehalten, wie das
vorläufige Startverbot für Caster Semenya oder
der Ausschluss von Skispringerinnen bei den
olympischen Wettbewerben aktuell einmal mehr
beweisen. Ironischerweise sind es jedoch gerade
die Geschlechtstests bei Sportwettkämpfen, die
sichtbar machen, dass Geschlechtsidentität keineswegs eine eindeutige Sache ist.
Bettina Enzenhofer zeichnet im Rahmen des
Olympia-Schwerpunktes dieser Ausgabe die Geschichte der Geschlechtstest im Sport nach. Der
langen historischen Tradition des Frauenausschlusses bei den Olympischen Spielen widmet
sich Silke Pixner in ihrem Artikel. Und Kerstin
Kellermann hat recherchiert, warum die Skispringerinnen in Vancouver nicht fliegen dürfen.
Aber zumindest bei uns gibt es einen Platz
am Stockerl: And the winner is … Missy Magazine! Den ersten Preis unseres X-mas-Contest hat
Missy-Redakteurin Chris Köver gewonnen, die unsere Lametta-Lilith auf einer Release-Party in
Hamburg ganz besonders dekorativ drapiert hat.
05
„Reiche sind Betrüger“
Queere Kapitalismuskritik:„Louise hires a contract killer” im Kino
42
an.uns
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
In 80 Pickerln um die Welt:
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Oventic, Mexiko
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76
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Lea Susemichel, [email protected],T.01/920 16 78
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Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,
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Praktikum: Caroline Mieling/cami
Mitarbeit bei dieser Nummer:
Fo t o : L e a S u s e m i c h e l
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Eva Bachinger, Kendra Eckhorst, Denice Fredriksson,
Judith Götz, Silke Graf, Beate Hammond, Gabi Horak,
Kathrin Ivancsits/kaiv, Leonie Kapfer/leka, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann, Sylvia Köchl/sylk, Birge Krondorfer, Eva Morocutti, Helga Pankratz, Lisi Schleicher/liS
Cover: Gia D. Parsons
Cartoon: Paula Bolyos
plus.minus: Lea Susemichel
Fotos: an.schläge-Archiv, Greg Archer, Mirjam Baker, Bildwechsel, Drava-Verlag, flickr/Null Prozent, Niko Formanek, Gender CC, Knut Klaßen, koolfilm.de, Michael Kren,
Luc Massin, JP Meurisse, Klaus Pichler, David J. Roberts,
Stadtkino Verleih, Eva Trimmel
Layout: Lea Susemichel
Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at
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Die an.schläge, das feministische Magazin, werden von
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queer-feministischer Bewegungen.
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alternativer Zeitschriften und des feministischen
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04 an.schläge märz 2010
an.schläge werden gefördert von:
Sylvia Köchl
Allgemein begreiflich, oder?
Im Rahmen eines Scheidungsverfahrens übergab eine Ehefrau ihrem Gatten im Oktober 2009 eines Tages die Scheidungspapiere, worauf er zu einem Messer griff und mehrfach auf sie einstach. Anschließend verprügelte er sie noch mit einem Stahlrohr.
Sie überlebte nur knapp.
Im Strafprozess gegen den Täter, der im Jänner 2010
stattfand, argumentierte der Staatsanwalt in seiner Anklage,
die Tat sei aus einer „allgemein begreiflichen heftigen Gemütsbewegung“ heraus passiert, weshalb er, der Staatsanwalt, statt
auf Mordversuch nur auf versuchten Totschlag plädiere – immerhin ein Unterschied von mehreren Gefängnisjahren.„Gerade Ausländer oder Personen mit Migrationshintergrund“, so
die Anklagebegründung,„befinden sich häufig in besonders
schwierigen Lebenssituationen, die sich, auch begünstigt
durch die Art ihrer Herkunft, in einem Affekt entladen können.“
Das Gericht folgte der Anklage, verurteilte den Mann zu sechs
Jahren Haft wegen versuchten Totschlags und schöpfte damit
nicht einmal den Strafrahmen von zehn Jahren aus.
Die Folge: Eine heftige politische und juristische Debatte, auf die .Justizministerin Claudia Bandion-Ortner mit einem Erlass reagierte. Dieser betont, dass „der Grad der Heftigkeit der Gemütsbewegung“ – also der Affekt – nach denselben Kriterien bemessen werden soll wie bei einem in
Österreich geborenen Mann.
Allerdings legte Bandion-Ortner danach noch eins drauf
und sprach sich dafür aus in Zukunft „religiös motivierte Gewalt“ als Erschwernisgrund bei der Strafbemessung hinzuzufügen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek forderte
stattdessen „Gewalt in der Familie gegen Schwächere“ als Erschwernisgrund, denn die Motive für männliche Gewalt in
der Familie seien ihr „prinzipiell wurscht.“
Kern der rechtspolitischen Diskussionen war und ist aber
die Formel „allgemein begreiflich“. Wäre die „heftige Gemütsbewegung“, die (angeblich) zur Attacke auf die Frau geführt
hatte, nämlich nicht „allgemein begreiflich“ gewesen, hätte
die Anklage auf versuchten Mord lauten müssen. Juristisch
gesehen ist die Formel „allgemein begreiflich“ das entscheidende Tool, das StaatsanwältInnen dabei helfen soll, diese
zentrale Entscheidung zwischen einer Mord- und einer Totschlaganklage zu treffen. Damit soll erörtert werden, ob der
individuelle Rechtfertigungsdiskurs des Täters/der Täterin
auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Das ist allerdings des
Pudels Kern: Wer ist diese Allgemeinheit, die ein Verhalten
wie in diesem Fall als begreiflich ansieht?
Die Schweizer Historikerin und Staatsrechtlerin Regula
Ludi stellt fest, dass „eine der Hauptfunktionen des Strafrechts darin besteht, den gesellschaftlich unerwünschten Exzess der an und für sich als normal geltenden männlichen
Aggressivität zu absorbieren“. Wenn männliche Aggressivität
also die Norm ist, an der sich das Strafrecht orientiert, dann
kann es sich bei jener „Allgemeinheit“, die den Grad dieser
Aggressivität „begreiflich“ findet, wohl auch nur um eine
männliche handeln. Dass das nicht nur theoretisch so funktioniert, belegt z.B. die Presseaussendung der VäterrechtlerGruppe „Forum Kinderbeistand“ zum Mord an einer Rechtspflegerin am Bezirksgericht Hollabrunn im Dezember 2009
durch einen Mann, der nach seinem Scheidungsurteil die zuständige Richterin erschießen wollte. Das „systematische Unrecht gegen Männer, insbesondere Väter, durch Familienrichterinnen“ rufe, so heißt es in der Aussendung, den „Zorn der
Männer“ hervor, und genau hier ende das „rechtsstaatliche
Selbsthilfeverbot“ (sprich: das Verbot der Selbstjustiz).
Hätte der Täter von Hollabrunn statt der Gerichtsangestellten seine geschiedene Gattin umgebracht, käme ein so
inniges Verständnis sicherlich nicht nur von ganz rechts
außen, dann würde womöglich ein anderer Staatsanwalt
wieder eine „allgemein begreifliche Gemütsbewegung“ feststellen und aus einem Mord einen Totschlag machen.
Der Rest der Argumente im obigen Fall („Art der Herkunft“, „fremde Sittenvorstellungen“ oder „religiös motivierte
Gewalt“) ist einfach nur rassistisch – oder aber ein schwer
missglückter Versuch, auf Lebensverhältnisse zu rekurrieren,
unter denen MigrantInnen ja tatsächlich vielfach leiden,
nämlich ökonomisch und sozial prekär leben zu müssen. Missglückt deswegen, weil einerseits häusliche Gewalt nicht
klassenspezifisch ist und weil andererseits der Verweis auf
die „Herkunft“ mit dem Gedanken an besonders „affektgesteuerte Südländer“ spielt.
Was bleibt ist die Einsicht, dass zumindest in der Rechtsprechung „normal“ immer noch „männlich“ bedeutet. Um
das zu verändern, braucht es massive hegemoniale Verschiebungen im gesamtgesellschaftlichen Diskurs, denen die
Rechtsprechung dann auf Dauer folgen würde.
❚
märz 2010 an.schläge 05
österreichan.riss
pille.danach
Ministerielle Hilfe für Online-Beratung
denk.mal
Utopia für Graz
Das 8. März-Komitee in Graz hat sich für die Veranstaltungen zum diesjährigen Frauentag das Motto „UTOPIA“ auf die Fahnen geschrieben –
unter anderem soll die Frage erkundet werden, wie die Welt wohl aussähe, wenn bekannte Anliegen der Frauenbewegung bereits umgesetzt
wären. Von 4. bis 5. März findet das internationale Symposium „Frauen
Bewegen“ statt, das ganz unter dem Thema „Interkulturalität und Migration“ steht. Das Eröffnungsreferat hält die Wiener Kultur- und Sozialwissenschaftlerin Hanna Hacker, anschließend wird die Österreich-Premiere des Films „Pink Taxi“ gefeiert, der von der ersten Betreiberin eines
Taxiunternehmens in Moskau handelt. Am Folgetag gibt es am Vormittag Referate zu Themen wie „Jung, muslimisch, weiblich“ oder „Affirmative Action“ am Beispiel Brasiliens, nachmittags wird in Workshops zu den
Themen weiter diskutiert. Eine verbindliche Anmeldung ist notwendig.
Das UTOPIA-Fest zum Frauentag findet am Samstag, den 6. März,
statt. Am 8. März gibt es dafür am Grazer Hauptplatz die Aktion „Why
Wait? Science Fiction & Reality Check“. trude
Details und weitere Infos unter: www.grazerfrauenrat.at
Dank der Wiener Frauenberatung finden seit vier Jahren Hilfesuchende
in ganz Österreich Beratungsangebote auch im Internet. Unter
www.frauenberatenfrauen.at sind Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen
und Juristinnen erreichbar, auf Wunsch auch anonym. Die Themen sind
vielfältig, „egal, ob sich eine Frau scheiden lassen möchte, von Gewalt
betroffen ist oder an ihrem Arbeitsplatz gemobbt wird“, meint Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek dazu. Sie begrüßt die Initiative, da
sie gerade für Gewaltopfer die Hemmschwelle senkt, sich Hilfe zu holen.
Das chronisch unterfinanzierte Angebot wird daher ab heuer durch das
Frauenministerium beim Ausbau unterstützt, eine zusätzliche Mitarbeiterin konnte eingestellt werden. Frauen brauchen keine Mailadresse anzugeben, die Datenübermittlung wird verschlüsselt. „Für junge Frauen,
die selbstverständlich im Internet unterwegs sind, und Frauen am Land,
die keine Beratungsstelle in der Nähe haben, ist das Angebot interessant“, so Heinisch-Hosek. Zusätzlich bietet der Online-Service Informationen in Gebärdensprache. fis
www.frauenberatenfrauen.at
homo.ehe
Neuer KostNixLaden in Bau
Es wurde wieder in die Hände gespuckt: Anfang Februar ist in Wien in
der Pfeilgasse 33 wieder fleißig gewerkt worden. Die Baustelle: ein 330
Quadratmeter großer Freiraum, die neue „Schenke“ mit angeschlossenem KostNixLaden. Damit entsteht in Wien ein zweiter KostNixLaden
(neben jenem in der Zentagasse). Die Idee: „einkaufen“ ohne Geld. Konkret bedeutet das, dass Menschen Dinge vorbeibringen können, für die
sie keine Verwendung mehr haben und/oder Dinge mitnehmen, die sie
benötigen. Wichtig dabei: Die Sachen müssen funktionieren bzw. wirk-
„DAS IST KEIN SCHLANKHEITSWAHN, DAS DIENT DER
GESUNDHEIT“
heißt es im Editorial der mit Spannung erwarteten neuen „Brigitte“-Ausgabe, in der
erstmals auf professionelle Models verzichtet wurde. Denn neben der Absage an Magermodels findet sich darin auch die obligatorische Brigitte-Diät mit Kalorientabelle
und fettreduzierter Kost. Auch die neuen Fotomodels sehen weiterhin so aus, als hätten
sie sich eisern an diese Diät gehalten. Allesamt sind sie außerdem ungeheuer attraktiv
und großteils deutlich unter dreißig.
06 an.schläge märz 2010
adipositively I
adipositively II
Donut
Cupcake
„Chubby“ heißt mollig, die Selbstbezeichnung
„The Chubsters“ steht für stolz getragenes
Übergewicht und ist der Name einer queeren
Gang, die auf fetten Maschinen Fat Politics
macht. „Boss bitch“ ist die Autorin von „Fat
and Proud: The Politics of Size“ Charlotte
Cooper aka „The Beefer“.Und weil jede
richtige Gang auch einen coolen Gruppengruß
braucht, gibt es das Donut-Handzeichen (die
Finger werden dabei zu einem Donut-Ring
geschlossen). „Weil Donuts lecker sind.“
www.chubstergang.com
Bevin Branlandingham mag Cupcakes offenbar lieber als Donuts. Nach diesen muffinähnlichen Kuchen hat sie jedenfalls ihr
„Cupcake Cabaret“ benannt, in dem sie performt , wie man eine „Queer Fat Femme“ wird.
Die „Fationista“ betreibt außerdem den Blog
„The queer fat femme guide to life“ und das
Audio-Magazin „FemmeCast“. Ihre Motivation: „I believe in the power of community to
bring strength to marginalized identity.“
Yeah, Fat Feminism: The fat is in the fire!
http://queerfatfemme.com
lich brauchbar sein. Damit der Laden weder zu einer Müllhalde mutiert noch komplett leer geräumt wird, dürfen pro Person und Tag maximal drei Gegenstände mitgenommen werden. Das breite Angebot
in der Zentagasse umfasst unter anderem CDs, Kleider, Bücher und
Haushaltsartikel.
Die KostNixLäden, die sich selbst als „wissenschaftliche Mikroexperimente, aber auch als direkter Beitrag zu einem selbstbestimmten
Leben ohne kapitalistische Zwänge verstehen“, wollen auch menschliche Vereinzelung überbrücken. Dass das klappt, haben die helfenden
Hände in der Pfeilgasse schon gemeinschaftlich bewiesen. pix
Infos unter: www.kostnixladen.at, www.autoorganisation.org/mediawiki/index.php/Schenke
verhütung
Prozess-Auftakt gegen Tierschützer_innen
Am 2. März beginnt der Prozess nach „§278a – Kriminelle Organisation“ gegen zehn Personen aus der Tierschützer_innen-Szene, die im
Mai 2008 teilweise verhaftet bzw. angeklagt wurden. Ihnen wird die
Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen, unter anderem
deshalb, weil sie Demos organisiert oder Aktivist_innen aus dem Ausland bei sich beherbergt haben – „Aktivitäten“ wie sie bei jeder sozialkritischen Bewegung vorkommen.
Werden die Tierschützer_innen tatsächlich verurteilt, schafft das
einen Präzedenzfall, nach dem weiter gegen andere aktivistische
Gruppen vorgegangen werden könnte. Daher regt sich rund um den
Prozessbeginn reichlich Widerstand: Die Großdemo am 27. Februar ist
der Auftakt für weitere Proteste und Aktionen während der vierwöchigen Prozesszeit, um Solidarität bzw. Unmut gegen Repression zum
Ausdruck zu bringen. trude
www.antirep2008.tk
aktion
Sexistische Werbung gesetzlich verbieten
Dass Werbung – frau denke nur an den letzten Bundesheer-Werbespot – gerne platt und vor allem sexistisch daherkommt, ist nichts
Neues. Bisher konnte frau in Österreich allerdings bis auf eine Beschwerde beim Werberat, der ein freiwilliges Selbstregulierungsinstrument der Werbebranche ist, wenig unternehmen.
Geht es nach Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, soll das
nun anders werden: Sie möchte Sexismus in der Werbung gesetzlich
verbieten. Vorstellbar wäre das etwa durch eine Änderung im Gleichbehandlungsgesetz. Heinisch-Hosek will hier aber auch tatsächliche
Sanktionen – also in Form von Strafen – festhalten und nicht nur eine
zahnlose Lösung erreichen. Dafür, so die Einschätzung der Frauenministerin, gebe es derzeit in der ÖVP allerdings keine Mehrheit. trude
http://diestandard.at
www.furche.at
10 Jahre dieStandard.at
Am Weltfrauentag feiert die feministische Online-Zeitung
dieStandard.at ihren zehnten Geburtstag. Die Schwesternseite des
österreichischen Nachrichtenportals derStandard.at zählt heute bis
zu 160.000 Besucher_innen pro Monat. FIONA SARA SCHMIDT sprach
mit dieStandard-Redakteurin BEATE HAUSBICHLER.
Wie kam es zur Gründung von dieStandard.at?
Ende der 90er gab es sowohl bei dem bestehenden Frauennetzwerk
der Print-Ausgabe als auch bei derStandard.at die Idee, eine tagesaktuelle Seite mit feministischen und frauenpolitischen Inhalten zu
machen. Am 8. März 2000 wurde dieStandard.at gestartet.
Die Seite ist in die Themenbereiche Politik, Meinung, Arbeitswelten,
Kultur, Wissenschaft und Alltag (z.B. Verhütung, Medien, Werbung) gegliedert. Von Montag bis Freitag wird sie jeweils von einer Redakteurin
mit tagesaktuellen Meldungen gefüllt, dazu kommen unsere eigenen
Artikel, Kommentare, Pros & Kontras, Rezensionen usw. Heute sind wir
fünf Frauen, die zwischen zehn und dreißig Stunden in der Redaktion
arbeiten, bis auf eine sind wir alle freie Dienstnehmerinnen.
Welche thematischen Veränderungen gab es seit der Gründung?
Das Spannungsfeld „Multikulturalismus und Feminismus“ ist in den
letzten Jahren verstärkt Thema geworden – im Sinne von Frauenrechten als Rechte mit „westlichen Moralvorstellungen“. Außerdem
haben queere Perspektiven an Relevanz gewonnen. Ein relativ neues
Phänomen ist auch, dass Gleichberechtigung in der Öffentlichkeit zunehmend als „Männerdiskriminierung“ durchgeht. Die Kluft zwischen Realität (z.B. schlechtere Löhne für Frauen) und öffentlicher
Wahrnehmung („Es gibt schon genug Frauenförderungsmaßnahmen“) ist meines Erachtens größer geworden.
Wie beeinflusst das Internet die Relevanz von feministischem Journalismus?
Tagesjournalismus mit einem feministischen Anspruch muss besonders berücksichtigen, dass nicht alle LeserInnen zu den jeweiligen
Themen den gleichen Wissensstand haben, und soll auch für weniger
Informierte zugänglich sein. Als Internetmedium ist es möglich, über
Links auf ähnliche Seiten, Initiativen, Projekte u.ä. zu verweisen und
auch ohne Redaktion im Rücken in Blogs zu schreiben. Im Fall von
dieStandard.at ist es sicher auch so, dass Leute auf feministische Themen stoßen, die sonst damit nicht in Berührung kämen.
Welche Auswirkungen hat die „Zitrone“, die ihr regelmäßig für sexistische Statements und Medieninhalte vergebt?
Wir bekommen sehr viele Vorschläge für Zitronen von LeserInnen, zur
öffentlichen Sensibilisierung tragen die Zitronen also sicher bei. Manche
meinen, mit der Kritik von Werbesujets würde nochmals für die jeweilige Firma geworben werden – herabwürdigende Darstellungen deshalb zu ignorieren, ist aber dennoch keine Möglichkeit. Hin und wieder
rütteln unsere Zitronen aber auf, und die Politik wird aufmerksam.
http://diestandard.at
märz 2010 an.schläge 07
eingetragenepartnerschaft
Fo t o : E v a Tr i m m e l
Das Stadthaus nur für Ehepaare
Seit 1. Januar hat Österreich endlich die Eingetragene Partnerschaft. Mit allen Mitteln soll dabei jedoch die heilige
Institution der Ehe geschützt werden. Dass diese ohnehin niemand mehr will, fand Andrea Heinz heraus.
1 Lambda Nachrichten, 6/2009,
Nr. 132, Jg. 31.
08 an.schläge märz 2010
„Es gibt nur wenige Themen,
die so diskutiert wurden wie
die einfache Frage, ob man zwei
Menschen, die langfristig und
dauerhaft füreinander da sein
und gegenseitig Verantwortung übernehmen wollen, auch eine rechtliche
Absicherung geben soll. Genau dies beantworten wir mit dem heutigen Gesetzesbeschluss mit einem klaren Ja.“
Stolz präsentierte ÖVP-Justizsprecher
Heribert Donnerbauer mit diesen Worten das im Dezember des Vorjahres beschlossene Gesetz zur Eingetragenen
Partnerschaft (EP).
Kaum vorstellbar, staunt Christian
Högl, Obmann der Homosexuellen-Initiative (HOSI) Wien, in den „LambdaNachrichten“ – immerhin habe man eine rechte Mehrheit im Parlament.1 Bereits seit knapp 22 Jahren ist die EP ein
erklärtes Ziel der HOSI. Vorbild war, wie
nung und Beistand“ verpflichtet. Als
„nächste Angehörige“ können sie zum
Beispiel im Krankenhaus direkt über
den Zustand ihres/r PartnerIn informiert werden. Bei der Pflegefreistellung, steuer-, wohn- und erbrechtlichen
Vorteilen sowie Ansprüchen auf Hinterbliebenenpension sind sie der Ehe
„Aufenthaltspartnerschaft“. 2003 rang
gleichgestellt, ebenso vor Gericht.
Österreich sich durch, auch gleichgeSchließlich – in diesen unseren Zeiten
schlechtlichen Lebensgemeinschaften
gar nicht unwichtig – gibt es nun nedie gleichen Rechte wie heterosexuelben der „Aufenthaltsehe“ auch die
len zuzugestehen – allerdings musste
„Aufenthaltspartnerschaft“. „Auch
hier der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte ein wenig nachhelfen. wenn das Fremdenrecht insgesamt als
rassistisch, nationalistisch und menMit dem am 1. Januar 2010 in Kraft geschenfeindlich einzustufen ist, haben
tretenen Gesetz zur Eingetragenen
einige Menschen durch die EP zuminPartnerschaft haben Lesben und
Schwule nun zu einem großen Teil die- dest eine Chance, langfristig bei ihren
österreichischen PartnerInnen zu leben
selben Rechte und Pflichten wie Ehe– sollten sie die Antragstellung bei
partner. Sie sind einander zu „gemeinsamem Wohnen“, einer „Vertrauensbe- Rückkehr in ihr Heimatland überleben“,
ziehung“ sowie zu „anständiger Begeg- „loben“ Christine Klapeer und Karin
so oft, Skandinavien: Als erstes Land der
Welt stellte Schweden 1988 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften
den heterosexuellen rechtlich gleich,
Dänemark zog ein Jahr später mit der
EP nach.
partnerschafteingetragene
Schönpflug von der Lesbenberatung Lila Tipp diesen Aspekt des Gesetzes.
Christian Högl von der HOSI findet
an der EP besonders positiv, dass „durch
ihre Einführung stärker im Bewusstsein
der Allgemeinheit verankert wird, dass
auch unverheiratete gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften den verschiedengeschlechtlichen gleichgestellt
sind. Das ist zwar schon seit einigen
Jahren der Fall, wurde bisher aber nicht
wahrgenommen, und Lesben und
Schwule haben etwa ihr Recht auf Pflegeurlaub für den erkrankten Partner
oder die erkrankte Partnerin nicht in
Anspruch genommen.“ Und immerhin,
so Peter Traschkowitsch von der Sozialdemokratischen Homosexuellenorganisation SoHo, hat Österreich nun diesbezüglich einen Platz im Mittelfeld Europas eingenommen. Bisher bildete es
nämlich, gemeinsam mit Polen und
Griechenland, das Schlusslicht.
Bürgermeister Christian Schneider zeigte sich leidlich einsichtig und „lässt“ die
Verpartnerungswilligen nun in den
Festsaal des Europahauses einziehen.
„Das Stadthaus bleibt für Ehepaare“,
ließ er seiner Bekanntmachung pflichtschuldig folgen.
halten das Eherecht für antiquiert und
patriarchal konzipiert.“ So auch Högl
von der HOSI: „Die rechtlichen Grundlagen für die österreichische Ehe sind
längst reformbedürftig. Teilweise sind
sie im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch in Bestimmungen festgeschrieben, die aus 1812 stammen, teil„Familien“- und „Nach“-Namen. Überhaupt weise im Ehe-Gesetz, das ein nach wie
vor bestehendes Relikt aus der Nazi-Zeit
scheint das die größte Angst der Politidarstellt. In Deutschland hat man das
kerInnen in Sachen EP zu sein: Ja nicht
die heilige Institution der Familie antas- übrigens längst modernisiert“, sagt
Högl. „Wir bewerten es daher als
ten! Das gebiert teils recht absonderliche Einfälle. So bekommen Verpartnerte äußerst positiv, dass die EP vieles an diekeinen „Familien“-, sondern lediglich ei- sem historischen, teilweise recht patrinen „Nach“-Namen. Als Familie gilt wei- archalisch anmutenden Ballast nicht
mitschleppt.“ So sind Eingetragene Partterhin nur die Dreieinigkeit Vater-MutnerInnen nicht zur Treue verpflichtet,
ter-Kind. Diese Heteronormativität erfordert wiederum ein zweites Kästchen und auch eine Scheidung lässt sich weauf diversen Formularen. „Man darf ge- sentlich leichter und schneller durchführen, als das bei einer Ehe der Fall ist.
trost Wetten darauf abschließen, dass
Doch auch die EP normiert und
die meisten Formulare im ersten Anlauf
schließt aus, denn sie etabliert auf
falsch ausgefüllt werden. Da wird die
„Viele Menschen – egal ob lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder heterosexuell – halten das Eherecht für antiquiert und patriarchal konzipiert.“
Ein erster Schritt. Trotz begründeter Freude ist keine der Initiativen völlig zufrieden mit dem Erreichten. „Positiv ist auf
jeden Fall, dass mit der EP nun ein erster Schritt in Richtung Gleichstellung
getan wurde. Für uns kann das aber nur
ein Anfang sein“, sagt Christina Blaschun im Namen des Kollektivs „femme
goes queer“. Gemeinsam mit „The Real
Golden Girls“ und den Grünen Andersrum hatten die Frauen am 5. Januar
vor dem zuständigen Amt für Bevölkerungswesen am Magistrat Klagenfurt
eine „Protesthochzeit“ abgehalten.
Denn das Gesetz verwehrt Lesben und
Schwulen die Verpartnerung am Standesamt – angeblich aus verwaltungstechnischen Gründen: „Sonst hätte beispielsweise jeder Standesbeamte alle
auch international geltenden Regeln
ständig parat haben müssen“, sorgt
sich die ÖVP um ihre Beamten. Vielen
Verpartnerungswilligen ist das ein Dorn
im Auge, sie fühlen sich damit als „Sonderfall“ von der Regel ausgeschlossen.
In der Kärntner Hauptstadt fiel die Wahl
etwa auf ein „schmuckloses Büro im
dritten Stock eines tristen Amtsgebäudes“, so „femmes goes queer“. Gegenüber geht’s gleich zur Alkoholberatung.
Unwissenheit vieler Leute wohl massiven unfreiwilligen zivilen Ungehorsam
hervorrufen“, vermutet Christian Högl.
Während das Gesetz in diesem Punkt
fast wie eine Farce anmutet, schränkt es
die PartnerInnen an anderer Stelle elementar ein: Im gemeinsamen Haushalt
lebende Kinder können vom Partner/
von der Partnerin nicht als Stiefkind angenommen, Adoptionen nicht von beiden PartnerInnen durchgeführt werden. Auch „medizinisch unterstützte
Fortpflanzung [ist] nur in einer Lebensgemeinschaft von Personen verschiedenen Geschlechts zulässig.“2 „Wir raten
daher Paaren, die ein Kind mit in die
neue Beziehung nehmen, von einer Eintragung ihrer PartnerInnenschaft ab, da
es hier im Gesetz zu Verschlechterungen kommt“, erklärt Marco Schreuder
von den Grünen Andersrum.
Ehereform, bitte kommen! Ein weiteres Anliegen der Grünen Andersrum: Das geltende Eherecht soll nicht nur auf lange
Sicht auch für lesbische und schwule
Paare geöffnet werden – es sei vor allem „dringend reformbedürftig“. „Viele
Menschen, egal ob lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder heterosexuell,
rechtlicher Ebene eine neue, duale Beziehungsnorm: Hetero- und Homosexualität. Die heterosexuelle Ehe wird
durch die „andere“ Partnerschaft weiter
als normgebende Instanz bestätigt. Andere Lebensformen werden dagegen
gänzlich ausgeblendet. „Das wirklich
gravierende Problem beim derzeitigen
EP-Gesetz ist die Verleumdung, Ausblendung, Nicht-Anerkennung und Diskriminierung von LGBT-Familien“, sagen
Christine und Karin von LilaTipp.
Heiraten in Traum-Location. Ungeachtet aller Diskussionen haben sich bereits am
erstmöglichen Termin, dem 4. Januar,
vier Paare getraut. Eines von ihnen besiegelte damit eine mehr als 50-jährige Beziehung. Für das Jahr 2010 rechnet die Stadt Wien mit bis zu 450 Trauungen. Und zumindest ein paar ÖsterreicherInnen freuen sich ganz ehrlich
und uneingeschränkt über die neue
EP: „Wedding Planer“ und andere
Geschäftstüchtige haben sich so einiges einfallen lassen und werben damit, dass diverse Traum-Locations
„auch“ gleichgeschlechtlichen Hochzeitspaaren einen warmherzigen Empfang bereiten.
❚
2 Österreichisches Parlament:
Materialien zum EPG. 485 der Beilagen XXIV. GP - Regierungsvorlage –
Erläuterungen.
märz 2010 an.schläge 09
frauenarmut
ARMUT
Armutsgefährdungsschwelle
(= 60 Prozent des Medianeinkommens)
1 Erwachsene/r: 951 Euro im Monat
1 Erwachsene /1 Kind: 1.236 Euro
rund 1 Million Menschen in Österreich (12,4 Prozent) sind demnach
von Einkommensarmut betroffen.
Wenn der Sozialstaat
versagt
2010 ist das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer
Ausgrenzung. Da gibt die Politik etwas Geld her für wichtige Projekte und
verspricht Besserung. Aber was braucht es tatsächlich im Kampf gegen
Frauenarmut? Von Gabi Horak
Die Armutskonferenz ist das Österreichische Netzwerk gegen Armut
und soziale Ausgrenzung. Von 23. bis
24. Februar fand die 8. Armutskonferenz unter dem Motto
„Geld.Macht.Glücklich“ in St. Virgil,
Salzburg, statt.
Infos: www.armutskonferenz.at
Links:
Österreichische Frauenhäuser:
www.aoef.ats
WAVE: www.wave-network.org
Buchtipp:
Schenk, Martin/ Moser, Michaela: Es
reicht. Für alle. Wege aus der Armut.
Wien, Deuticke 2010. (siehe Rezension S. XY)
10 an.schläge märz 2010
Die im Herbst 2009 beschlossene Mindestsicherung in
Österreich ist zu wenig. „Sie
wird die Armut nicht wirklich
bekämpfen. Zumindest in Wien ist sie nicht viel höher als zuletzt
die Sozialhilfe, das macht keinen Unterschied“, sagt Andrea Abedi von der
Caritas Sozialberatung „Genea“. Und
wird das Europäische Jahr gegen Armut etwas bringen? „Es wird wohl
viel sichtbar gemacht werden, aber
sonst habe ich keine großen Erwartungen.“
Sichtbar werden – das wäre
schon mal ein Anfang. Gerade was
Frauenarmut betrifft, lässt schon die
Datenlage zu wünschen übrig. Armutsbetroffene Frauen verschwinden im „Haushaltseinkommen“,
schlagen sich zu einem großen Teil
als Alleinerzieherinnen oder Mindestpensionistinnen durch, sind Migrantinnen, die bei der Trennung vom
Ehemann noch dazu die Aufenthaltsbewilligung verlieren. Armut hat viele Gesichter.
Niemand ist nur arm. „Das öffentliche
Bewusstsein für Armutsrisiken und
ihre Folgen zu stärken – Hauptziel
des EU-Jahres – ist ein gutes Anliegen“, meint Margit Appel von der
Katholischen Sozialakademie und
Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe
„Frauen und Armut“ innerhalb der
Armutskonferenz. Aber: „In welche
Sichtweise von Armut ist das eingebettet? In der EU werden Armut und
Ausgrenzung als ein Zustand gesehen, der verhindert, das volle Potenzial jedes Einzelnen auszuschöpfen.
Durch diese geminderte Fähigkeit
nehmen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und die wirtschaftliche Entwicklung Schaden.
Von sozialer Gerechtigkeit ist das
sehr weit entfernt!“
Höchstes Armutsrisiko
Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft: 30 Prozent
Ein-Eltern-Haushalte: 29 Prozent
Alleinlebende Frauen mit Pension:
24 Prozent
Alleinlebende Frauen ohne Pension:
20 Prozent
Alleinlebende Männer: 16 Prozent
Working Poor stellen mit 46 Prozent
die größte Gruppe der Armutsgefährdeten im Erwerbsalter dar.
Finanzielle Deprivation
Ein Fünftel der Bevölkerung kann
sich zwei oder mehr dieser Merkmale des Mindestlebensstandards nicht
leisten:
• Wohnung angemessen warm halten
• Regelmäßige Zahlungen (Wohnung, Kredit) rechtzeitig begleichen
können
• Notwendige Arzt/Zahnarztbesuche
in Anspruch nehmen
• Unerwartete Ausgaben bis zu 900
Euro (z.B. Reparaturen) finanzieren
können
• Bei Bedarf neue Kleidung kaufen
können
• Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch
oder vergleichbare vegetarische
Speisen
• FreundInnen oder Verwandte einmal im Monat zum Essen einladen
können
Manifeste Armut
(= Einkommensarmut + finanzielle
Deprivation)
492.000 Menschen (6 Prozent) in
Österreich
26 Prozent aller manifest Armen haben keine österreichische Staatsbürgerschaft
(Quelle: Statistik Austria im Auftrag des BMASK: Armutsgefährdung in Österreich. EU-SILC)
teilung und Lebensqualität standen im
Mittelpunkt der Diskussionsforen, bei
denen ExpertInnen der Theorie und ExpertInnen der Praxis (sogenannte „Armutsbetroffene“) gemeinsam an Entwürfen für die Zukunft arbeiteten. Im
EU-Jahr sind besonders viele Projekte
und Aktionen geplant, insbesondere Interventionen im öffentlichen Raum.
Denn noch immer ist das Sichtbarmachen ein Hauptanliegen der Armutskonferenz.
Michaela Moser plädiert für einen
Strategiewechsel, um Armut nachhaltig zu bekämpfen: „Eine erneuerte Politik des Sozialen, die Bedürftigkeit als
menschlichen Normalzustand erkennt
und die den Blick vom Mangel abwendet.“ „Es ist genug für alle da!“ lautet
ein Slogan der österreichischen Armutskonferenz, der deutlich machen
will, dass Armutsbekämpfung vor allem eine Verteilungsfrage ist. Drei Eckpfeiler seien notwendig für eine wirksame Armutsbekämpfung: 1. Einkommen umverteilen durch das Recht auf
monetäre Mindestsicherung über der
Armutsgrenze sowie eine faire Belastung von Vermögen und Vermögenszuwächsen; 2. soziale Infrastruktur sicherstellen und damit für alle den ZuArmutsrisiko Gewalt. Einem Teil dieses Be- gang zu Bildung, Gesundheitsversorziehungsnetzes widmen sich die Öster- gung, öffentlichem Verkehr,
reichischen Frauenhäuser in ihrem Pro- Versorgung mit Grundgütern wie Wasjekt zum EU-Jahr gegen Armut. Sie bie- ser und Energie, aber auch zu Beratungs- und Betreuungsleistungen siten Fortbildungen für betriebliche
chern; 3. Arbeitsplätze und Arbeitszeit
Führungskräfte, BetriebsrätInnen und
neu gestalten.
Vertrauenspersonen, damit diese von
Denn Arbeit sei nicht nur Geldverhäuslicher Gewalt betroffene Mitarbeidienen, meint Moser: „Es hat auch mit
terinnen erkennen und besser unterSinn- und Identitätsstiftung zu tun,
stützen können.
mit Freude an sozialer Interaktion und
Das WAVE-Netzwerk (Women
dem Einsatz eigener Talente.“ Derzeit
Against Violence Europe) arbeitete zugelte jedoch die Devise: „Hauptsache
letzt an dem zweijährigen EU-Projekt
„GenderWorks“. Ziel war es, den Zusam- Arbeit!“ Auch wenn das heißt: schlecht
bezahlt, ohne Perspektive, sinntötend
menhang von Gewalt gegen Frauen
und gesundheitsschädigend. Nicht zuund Armut herauszuarbeiten. Die umfangreichen Ergebnisse werden in Kürze letzt wird in den Diskussionen um Rein einem detaillierten Bericht veröffent- formen des Sozialstaates allzu oft „vergessen“, dass die Verliererinnen des
licht, der u.a. die besonders prekäre Sikränkelnden Systems vor allem Frauen
tuation von gewaltbetroffenen Frauen
sind – und zwar weil sie neben dser
mit Kindern aufzeigt: Oft ist das Ende
(Erwerbs-)Arbeit auch den Großteil der
einer Gewaltbeziehung der Beginn eines Lebens als Alleinerzieherin, was das Fürsorge in der Familie übernehmen.
Und solange diese Fürsorgearbeit
höchste Armutsrisiko darstellt.
nicht in das Konzept von Arbeit mit
einbezogen wird, sind wir wohl von geEckpfeiler der Armutsbekämpfung. Ende Ferechter Verteilung noch Lichtjahre entbruar fand die 8. Armutskonferenz des
gleichnamigen Netzwerks statt. Umver- fernt.
❚
Die Arbeitsgruppe „Frauen und Armut“ wird im Oktober eine Broschüre
veröffentlichen, die sich auf Deutsch,
Englisch, Serbokroatisch und Türkisch
direkt an armutsbetroffene Frauen
wendet. Sie soll die Frauen ermutigen,
sich nicht für ihre Armut zu schämen,
sich über ihre Rechte zu informieren
und diese auch einzufordern.
Sichtbar werden, sich nicht schämen müssen, nicht nur Betroffene sein,
sondern AkteurIn mit Rechten und legitimen Bedürfnissen – diese grundlegende Bewusstseinsarbeit steht im
Zentrum emanzipatorischer Projekte im
Kampf gegen Armut.
Michaela Moser, Sozialexpertin der
Armutskonferenz, betont, wie wichtig
dieser Perspektivenwechsel ist. Frauen,
die in materieller Armut leben, dürfen
nicht auf diesen Aspekt ihrer Identität,
auf ihre Rolle als Bittstellerinnen, reduziert werden: „Vielmehr geht es darum,
sie in der – wenn auch eingeschränkten – Vielfalt ihres Lebensvollzugs z u
sehen, mit all ihrem Potenzial, ihren
Gefühlen, Ängsten, Vorschlägen und
Perspektiven. Sie leben in einem Netz
an Beziehungen und sind nicht nur ,Armutsbetroffene’.“
Beate Hammond
Marie Nejar wird achtzig
Heutzutage sind singende Kinderstars ziemlich aus der Mode
(Schnappi-singende Mädchen einmal ausgenommen). Früher,
besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, fand die Gesellschaft
allerdings nichts dabei, sich an den Darbietungen Minderjähriger zu erfreuen. So lange die Kinder klein, zart und schnuckelig
waren, wurden sie vom Publikum geliebt. Mit dem tatsächlichen Alter wurde dann auch mal geschummelt, damit das mit
dem Kindchenschema stimmte.
So kam es dazu, dass aus einer talentierten jungen Frau namens Marie Nejar ein Kinderstar wurde, der auf der Bühne fast
nie ohne Teddybär auftrat. Im Sommer 1949 wird die schwarze
Deutsche Marie Nejar durch einen Zufall am Timmendorfer
Strand entdeckt. Sogar Charlie Chaplin lobt ihre Stimme. Als
Leila Negra feiert sie in den 1950er Jahren große Erfolge in
Deutschland und Österreich.
Zu dieser Zeit tritt sie regelmäßig in Wien auf. Bei einem
„Hausfrauen-Nachmittag“ ( ja, so etwas gab es) im Wiener
Konzerthaus wird sie als „schwarzer Singvogel“ angekündigt.
Ein paar Monate später hat sie einen weiteren Auftritt, diesmal als neuer „Liebling der Wiener“: Im Franz-Antel-Film „Die
süßesten Früchte“ singt sie 1953 im Duett mit Peter Alexander
die Titelmelodie.
Abseits der Bühne kam es trotz aller Berühmtheit zu unangenehmen Erlebnissen. In einem Wiener Strandbad stört sich eine Frau mit den Worten „Ich muss mich gleich übergeben“ an
ihrem Anblick. Die Frau entschuldigt sich erst, als ihre Freundin
sie darauf hinweist, wen sie vor sich hat. Mit Ende Zwanzig
steht Nejar immer noch mit Teddybär im Arm auf der Bühne
und singt Lieder von traurigen schwarzen Menschen. Sie wechselt den Manager, doch als dieser tödlich verunglückt, gibt sie
ihre Gesangskarriere auf und lernt „etwas Anständiges“. Sie
wird Krankenschwester und arbeitet bis zur Pensionierung in
diesem Beruf.
Mit 77 Jahren wird ihre Autobiografie zum Bestseller. Am 20.
März wird Marie Nejar achtzig Jahre alt.
Marie Nejar: Mach nicht so traurige Augen …
Rowohlt Verlag, 2007
märz 2010 an.schläge 11
internationalan.riss
Fo t o : D a v i d J. Ro b e r t s
und ihrer Patriarchatsanalyse bekannt. Bereits 1968 erschien ihr Buch
„The Church and the Second Sex“ (deutsch: „Kirche, Frau und Sexus“).
Zu ihren einflussreichsten Werken gehören „Beyond God the Father“
(„Jenseits von Gottvater Sohn & Co.“), in dem sie zum Kirchenaustritt
aufrief, und „Gyn/ecology“, das die systematischen patriarchalen Angriffe gegen Frauen sowie u.a. die Gynäkologie in den USA als faschistoid anprangert.
Daly studierte in den USA und der Schweiz, als streitbare „radical
lesbian feminist“ lehrte sie dreißig Jahre lang – trotz massiver Widerstände – bis Ende der 1990er Theologie am katholischen Boston
College. viyu
www.frauenrat.de
west.sahara
Aminatou Haidar kämpft weiter
In Durban, Südafrika, haben 6.000 StraßenhändlerInnen den Kampf gegen die Zerstörung ihres Arbeitsplatzes aufgenommen. Ihre Bemühungen richten sich gegen die Pläne der Gemeinde, auf dem Warwick Markt
bis zur Fußballweltmeisterschaft 2010 ein Einkaufszentrum zu errichten. Derzeit bietet der Markt im Stadtzentrum an geschäftigen Tagen
bis zu 8.000 StraßenhändlerInnen ein sicheres Einkommen. Mit der Errichtung eines Einkaufszentrums würde die Gemeinde nicht nur die
Existenzgrundlage tausender Menschen zerstören, sondern auch einen
sozialen Knotenpunkt.
Aufgrund der drohenden Schließung des Marktes kam es im letzten
Jahr zu Auseinandersetzungen zwischen HändlerInnen und der Polizei,
wobei sieben Frauen schwer verletzt wurden. Ihre Erfahrungen mit der
Gewalt seitens der Polizei verarbeiteten einige Frauen mit Aktionen anlässlich des Tages „Gegen Gewalt an Frauen“. leka
Die Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar geriet Ende 2009 in die
Schlagzeilen, als sie nach einem einmonatigen Hungerstreik am Flughafen von Lanzarote die Erlaubnis erhielt, in ihre Heimat Westsahara
zurückzureisen. Die Westsahara ist eine ehemalige spanische Kolonie,
die nach mehreren Jahren antikolonialistischem Kampf der Frente Polisario 1975 eigentlich befreit gewesen wäre – hätte nicht Spanien mit
Marokko einen Vertrag abgeschlossen, auf dessen Grundlage Marokko
bis heute zwei Drittel des Landes besetzt hält und Spanien die Vorrechte
auf ein Drittel des westsaharauischen Phosphats besitzt. Seit Jahrzehnten wird auf diplomatischem Weg versucht, diese völkerrechtswidrige
Situation zu klären, seit fast zwanzig Jahren hält sich die Frente Polisario
an einen Waffenstillstand, um eine friedliche Lösung zu ermöglichen. In
der Zwischenzeit leben seit mehr als dreißig Jahren 160.000 Saharauis
in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste.
Aminatou Haidar, die sich stets am zivilen Ungehorsam beteiligte,
mehrfach deswegen im Gefängnis saß und auch gefoltert wurde, war
im November 2009 in die USA gereist, wo sie einen Menschenrechtspreis erhielt. Bei der Wiedereinreise in die Westsahara gab sie als Nationalität statt marokkanisch saharauisch an, worauf sie von Marokko ohne Papiere nach Lanzarote abgeschoben wurde, wo sie nun festsaß und
den Hungerstreik begann. Ende Dezember durfte sie wieder in die Westsahara einreisen, nachdem zahlreiche Organisationen und PolitikerInnen für sie eingetreten waren.
Es sind aber nicht nur Marokko und Spanien, die vom ungeklärten
(post-)kolonialen Status der Westsahara profitieren, indem sie die vielen
Bodenschätze abbauen. Die EU bezahlt jährlich Millionen an Marokko
für die Erlaubnis, die besonders reichen Fischbestände an der westsaharauischen Küste auszubeuten.
Aminatou Haidar wurde von Spanien schon mehrfach politisches
Asyl angeboten – sie hat immer abgelehnt. sylk
www.frauensolidaritaet.org
http://de.wikipedia.org/wiki/Aminatou_Haidar, http://lesahraoui.vox.com/
fußball.wm
„Save the Early Morning Market“
Online-Petition zur Erhaltung des Marktes: www.ipetitions.com/petition/warwickjunction
gleich.berechtigt
nach.ruf
Mary Daly (1928–2010)
Die US-amerikanische Theologin und Philosophin Mary Daly ist am 3.
Jänner im Alter von 81 Jahren gestorben. Daly wurde durch ihre, durchwegs umstrittene, radikalfeministische Kritik an der christlichen Kirche
12 an.schläge märz 2010
Vorreiter Mexiko
Mexiko City ist die erste Stadt und der erste Bundesstaat Lateinamerikas, der die Homo-Ehe eingeführt hat. Fast zeitgleich wurde Ende 2009
von der linken Mehrheit im Parlament von Mexiko-Stadt auch das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Ehepaare durchgesetzt. In anderen
an.rissinternational
lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien sieht es dahingegend
leider weniger rosig aus. Anfang Dezember wurde in Buenos Aires nämlich die erste gleichgeschlechtliche Ehe per Gerichtsbeschluss verhindert. Zwar gab es vereinzelt Städte, u.a. auch Buenos Aires, in denen
gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingetragen werden konnten, jedoch blieb Schwulen und Lesben das Recht auf gleichberechtigte Eheschließung bislang überall verwehrt. Anders in der Hauptstadt Mexikos,
wo gleichgeschlechtliche Paare nun ab Februar, bereits 45 Tage nach der
gesetzlichen Verabschiedung, heiraten dürfen. cami
b u rka . s t r e i t
Drei gegen Dänemark
Indischen Trans*personen wird das Ausfüllen von Wahlformularen demnächst deutlich erleichtert. Die indische Wahlbehörde gab kürzlich bekannt, dass sie ab 2010 auf ihren Wahlscheinen nicht nur die Geschlechtsbezeichnungen „männlich“ und „weiblich“ führen wird, sondern auch eine dritte Variante: „other“. Damit will sie der knapp 50.000
Personen umfassenden Gemeinde der Transsexuellen, Hijras und Eunuchen entgegenkommen.
Der Status der Hijras in Indien ist ambivalent. Zwar galten sie
früher als Menschen mit „übersinnlichen Kräften“ und wurden auch
dementsprechend verehrt, heute leiden sie jedoch zunehmend unter
gesellschaftlicher Stigmatisierung und Ausgrenzung. Vor allem auf dem
Arbeitsmarkt haben Hijras schlechte Chancen. Vielen bleibt als letzter
Ausweg nur die Prostitution. Nach der Anerkennung durch die Wahlbehörde hofft die Hijra-Gemeinde nun auf weitere gesellschaftliche und
rechtliche Verbesserungen. leka
In Dänemark ist die seit dem letzten Jahr schwelende Debatte um ein
öffentliches Verbot der Burka erneut entbrannt. Die Hintergründe: Letzten Herbst hatte die Regierung ein „Burka-Komitee“ einberufen – den
Anstoß dazu gab der Abgeordnete Naser Khader, Integrationssprecher
der dänischen Konservativen Volkspartei. Khader – selbst syrischer Herkunft – forderte ein Verbot der Burka, des Ganzkörperschleiers mit dem
vergitterten Sichtfenster, in der Öffentlichkeit, da diese den „dänischen
Werten“ widerspreche.
Nach allgemeinen Umfragen würde auch die Mehrheit der DänInnen ein solches Gesetz befürworten. Ministerpräsident Lars Løkke
Rasmussen richtete daraufhin das „Burka-Komitee“ ein, um die aktuelle Lage zu prüfen.
Im Jänner wurden die Ergebnisse der 69-seitigen Studie des „BurkaKomitees“ bekannt: Demnach gibt es in ganz Dänemark nur drei (!)
Frauen, die regelmäßig die Burka anlegen. Den Niquab, den Gesichtsschleier mit Augenschlitz, tragen laut Untersuchung etwa ein- bis zweihundert Frauen. Auch das häufige Argument, Verschleierungen würden
prinzipiell unter Zwang stattfinden, wurde in der Studie relativiert: Mehr
als ein Drittel der dänischen Schleierträgerinnen sind zum Islam konvertierte Däninnen, die sich freiwillig verhüllen.
Das Tragen der Burka bzw. des Niquab bleibt vorerst weiterhin erlaubt. Jedoch zweifeln die Rechten die Untersuchungsergebnisse an,
und die Liberalen stellen sich zwar gegen ein Verbot, fordern aber Einschränkungen für Burka-Trägerinnen – u.a. sollen sie nicht zu Prüfungen
zugelassen werden und bei Nutzung öffentlicher Busse dem/der FahrerIn zur Kontrolle der Monatskarte ihr Gesicht zeigen müssen. viyu
www.queer-news.at
www.fr-online.de, www.sueddeutsche.de
www.pagina12.com, http://diestandard.at, www.gaywien.at
indien
Wahlbehörde anerkennt drittes Geschlecht
www.gianas-return.de
Ich war dreizehn Jahre alt, als ich meiner ersten großen Game-Liebe
begegnete: „The Great Giana Sisters“. Was die Super Mario Brothers
für die Nintendo-Videogame-Konsole waren, waren die Giana Sisters
für den Commodore 64 bzw. Amiga. 1987 von Rainbow Arts entwickelt, wurden die kleinen Pixel-Schwestern schnell zu einem populären Jump’n’Run-Hit. Bis Nintendo seine Rechte an den ItaloKlemptnern verletzt sah und die Konkurrenz klagte – mit Erfolg.
Trotzdem hat sich bis heute eine ergebene Fangemeinde um das
kultige Schwesternpaar gehalten. Und das wohl nicht nur wegen des
kecken Spruchs auf dem Giana-Cover: „The Brothers are history“. Ironischerweise brachte gerade Nintendo 2009 das offizielle Sequel für
seine DS-Handheld-Konsole heraus (siehe www.giana-sisters.com).
„Giana’s Return“ hingegen wurde von Fans entwickelt und ist als
freier Download verfügbar (u.a. für Windows, Mac, Linux und sogar
Dreamcast). Nach gut vierjähriger Programmierarbeit wurde das FanProjekt pünktlich zu Jahresbeginn veröffentlicht. 56 Levels, versteckte
Bonus-Höhlen, tricky Shortcuts und böse Endgegner lassen das Gamerinnen-Herz höher schlagen. Jump, Giana, jump! viyu
februar 2010 an.schläge 13
gesineschwan
Fo t o : J e n s Ka s t n e r
Das innere Patriarchat
Mit „La Otra Campaña“ initiierte die EZLN1 2006 eine breite außerparlamentarische Allianz zur politischen
Mobilisierung „von unten“. Eva Bahl und Zara Pfeiffer sprachen mit Norma Cacho über die Genderverhältnisse
in der „Anderen Kampagne“.
Norma Cacho ist Mitglied der
mexikanischen Nichtregierungsorganisation CIEPAC (Centro de
Investigaciones Económicas y
Políticas de Acción Comunitaria) in
San Cristóbal, Chiapas.
Übersetzung aus dem Spanischen:
Eberhard Albrecht
14 an.schläge märz 2010
an.schläge: Wie begann die Andere
Kampagne?
Norma Cacho: Die Andere Kampagne startete offiziell am 1. Januar 2006. Davor fand eine Reihe
von Treffen mit sozialen und Bauernorganisationen, indigenen Gemeinden,
Kollektiven, NGOs und Einzelpersonen
statt. Mit einer Rundreise durch die
Bundesstaaten Mexikos begann die EZLN, Bewusstseinsarbeit für einen gesellschaftlichen Wandel in der Bevölkerung
zu leisten und sich darüber auszutauschen. Ziel war, die Erfahrungen, die
Kämpfe, die Probleme des „Mexiko von
Unten“ kennenzulernen – gleichsam eine Art Röntgenaufnahme davon zu machen. Es war von Anfang an klar, dass
die Andere Kampagne ein langfristig
angelegter Prozess sein würde.
Nach den Repressionen in Atenco2
im Mai 2006 entwickelte die Andere
Kampagne Gegenstrategien, um Widerstand zu leisten. Allerdings waren diese
nicht sehr konkret, die Tour ebbte daraufhin ziemlich ab. Ein Aufschwung im
Oktober 2007 führte schließlich zum
Treffen der Indigenen Völker von Amerika in Vicam, Sonora. Im Augenblick befindet sich die Kampagne in einer neuen
Phase – man kann es auch als eine Art
Umgruppierung beschreiben, im Augen-
blick entwickeln sich einige sehr interessante Prozesse.
Als wir das Manifest3 lasen, schien es
uns, als ob der Feminismus großen Einfluss in der „Anderen Kampagne“ gehabt
hätte.
Für uns Frauen war es sehr komplex und voller Brüche. Es wurde versucht zu spalten, die „Problematik der
Frauen“ wieder einmal auf später zu
verschieben. Als die verschiedenen Arbeitssektoren der Anderen Kampagne
benannt wurden, wie z.B. Arbeiter, Bauern usw. versuchte man uns Frauen in
einen Bereich zusammen mit LGBTQs
(Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender,
Queer) und den Minderheiten zu
stecken. Obwohl sich die Andere Kampagne als anti-patriarchal definiert, ist
sie in der Praxis sehr patriarchal und
ziemlich sexistisch. Wir, die feministischen Kollektive hatten hier große
Schwierigkeiten. Doch wir wollten auch
nicht einen bereits eroberten Raum
wieder aufgeben.
Im Programm zum ersten Forum
der Anderen Kampagne kam z.B. Gender
kaum vor. Von den dreißig Diskussionspunkten, die auf der Tagesordnung
standen, hieß der letzte: die Rechte von
Frauen respektieren. Es verschleißt
schon sehr, Teil einer Sozialen Bewe-
gung zu sein und immer wieder sagen
zu müssen: „Liebe Mitstreiter, wir müssen aber auch die Forderungen der
Frauen berücksichtigen. Die Fragen von
Gender und Patriarchat müssen diskutiert werden, meint ihr nicht?“ Wir Frauen stehen in einer doppelten Auseinandersetzung: Sowohl mit dem patriarchalen System an sich als auch innerhalb der Sozialen Bewegung selbst, wo
wir versuchen, die spezifischen Bedingungen für uns mexikanischen Frauen
zu definieren und zu konkretisieren.
Welche Methoden habt ihr gegen
den Sexismus innerhalb der Anderen
Kampagne entwickelt?
Der Kapitalismus ist patriarchal,
aber nicht nur der, sondern viele politische Systeme und Bewegungen. Es
reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus müsse zerstört werden, und zu
glauben, damit würden alle aufhören,
patriarchal zu sein. Und dass dies dann
automatisch für die politische Praxis
und für deine persönlichen Beziehungen gelten würde.
Wir brauchen einen Raum innerhalb der Anderen Kampagne, um dort
diskutieren und konkrete Vorschläge zu
den Themen machen zu können. Da
geht es noch nicht einmal um Sexismus. Männer müssen sich die Frage
schwangesine
stellen: Wann schaffen wir es, euch einzuschließen? Denn in der Praxis wird
dieses „auf gleicher Ebene agieren“ sehr
in Frage gestellt. Aber wir wissen auch,
dass es sich um einen Prozess handelt.
Das geht nicht von heute auf morgen.
Wir sind weiter im Kampf und werden
sehen, wie weit wir kommen können.
Beim Lesen der zehn Punkte des Manifestes ist uns auch aufgefallen, dass
Transsexuelle und Intersexuelle ausdrücklich aufgeführt werden.
Zur Anderen Kampagne wurde sehr
intensiv und breit aufgerufen. Das richtete sich an jeden und jede, der/die interessiert war und Lust dazu hatte, diese
andere Sache zu schaffen. Damit wurden
auch Gruppen erreicht, die in der Sozialen Bewegung traditionell am Rande stehen und sich unterordnen müssen. Es
große Herausforderung. Es müssen Formen gefunden werden, diese Diversität
zu diskutieren. Bei den Versammlungen
kommen ja nur die Leute, die die Möglichkeit dazu haben. Da kann es schon
mühsam sein, sich einzubringen.
Welche Rolle nehmen denn Feministinnen innerhalb der Anderen Kampagne ein?
Es gibt viele Frauenkollektive und gruppen, die mitmachen. Aber sie sind
sehr zurückhaltend, wenn es darum
geht, sich öffentlich dem Feminismus
anzuschließen. Wirklich schwierig ist,
immer wieder zu erklären, dass der
Feminismus ein interessanter Vorschlag
ist. Es geht nicht darum, dass die Andere Kampagne feministisch wird, sondern-darum anzuerkennen, dass eine
patriarchale Alternative keine echte Al-
Am besten beginne ich mit den
grotesken Bezeichnungen, mit denen
wir belegt werden: Lesben, Verbitterte
und Männerfeindinnen. Dass wir unsere Rolle nicht akzeptieren, oder dass wir
schlechte Frauen sind. Wir haben gelernt, damit umzugehen.
Für die große Mehrheit, vor allem
in den konservativen Städten, ist eine
Feministin eine Frau, die nicht einverstanden ist. Nur einige wenige teilen
die Überzeugung, dass die Frauen das
Recht haben, eine Schwangerschaft
abzubrechen, und anerkennen, dass
Feministinnen dreißig Jahre dafür
gekämpft haben. Oder dass es jetzt
Gesetze gegen Gewalt an Frauen gibt
und der vierzig Jahre andauernde
Kampf der Feministinnen zu Fortschritten bei der politischen Beteili-
Es reicht also nicht zu fordern, der Kapitalismus müsse zerstört werden, und zu
glauben, damit würden alle aufhören, patriarchal zu sein.
schloss sich also ein breites Spektrum
von Organisationen an: Das ging von
Gruppen mit langer Geschichte bis hin
zu kleinen Kollektiven, die sich erst gerade bildeten und dabei waren, sich politisch zu positionieren. So kamen auch Initiativen dazu, die die Anerkennung der
Vielfalt geschlechtlicher Identitäten fordern, Inter- und Transsexuelle, und legten
ihre Forderungen auf den Tisch, dass sie
gleich zu achten seien wie jede andere
Person in der Kampagne auch.
Es ging also darum, dass sich alle
anschließen konnten, aber auch das war
schwer, denn wir haben weiterhin viele
Vorurteile. Auch hier wird der Kampf
weitergehen. Das Manifest ändert die
Einstellung nicht. Wie schon gesagt, befindet sich die Andere Kampagne im Augenblick in einer neuen Etappe. Lange
Zeit gab es keine Aktionen, die Koordination war schwierig. Das Ganze hatte
nicht den Zusammenhalt und die Wirkung, die man sich anfangs erhofft hatte.Aktuell versucht man mittels der Foren, die es jetzt wieder gibt, sich zu artikulieren und die Kampagne erneut zum
Brodeln zu bringen.
Es ist wirklich sehr komplex, wenn
man in einer so breiten Initiative alles
zusammenführen will. Diese große Vielfalt bedeutet auf der einen Seite einen
großen Reichtum, ist aber auch eine
ternative sein. Darum streiten wir auf
allen Ebenen. Wir sind zwar wenige,
aber wir sind da. Wir haben auch am
Marsch der zapatistischen Frauen teilgenommen, und auch das war schwierig. Die Genoss_innen sind in einem interessanten Empowerment-Prozess.
und das ist nicht immer so, wie wir es
gern sehen würden. Am Eingang einer
Gemeinde hing zum Beispiel ein Transparent, auf dem stand zu lesen: In diesen Tagen können Männer nur dann an
den Treffen teilnehmen, wenn sie dabei
die Kinder versorgen und das Essen machen. Das Transparent endete allerdings
mit dem Satz: Nach Ende des Treffens
wird alles wieder so sein wie früher.
Das war doch bestimmt Ironie?
Die EZLN hat öffentlich bekannt,
dass eine Frage, in der sie sich stärker
engagieren muss, die Situation der Frauen ist. Wir erkennen das an. Außerdem
sind wir davon überzeugt, dass die autonomen zapatistischen Gemeinden ihre
Probleme selbst lösen müssen. Wir mischen uns auch aus einem anderen
Grund nicht ein:Wir wissen, dass dort
Gewalt für die Frauen immer noch eine
Realität ist. Dort steht noch viel Arbeit
im Inneren an, Selbstkritik ist notwendig.
Wie wird der Feminismus in der mexikanischen Gesellschaft im Allgemeinen
wahrgenommen?
gung der Frauen geführt hat. Dieser
andere Teil der Gesellschaft, der unsere
Errungenschaften achtet, ist sehr
klein, aber er existiert.
Komplizierter ist, dass Ablehnung
auch von Linken kommt. Die die Genossen wollen ihren Machtstatus nicht verlieren. Wenn also eine Frau hergeht und
das, was sie sagen, in Frage stellt, heißt
es: „Moment mal!“ Ich bin unter Linken
einigen Machos begegnet, die waren
schlimmer als die bei den Rechten. Wir
müssen das konkret ansprechen. Es
sind interessante Dinge erreicht worden, aber bei den zwischenmenschlichen Beziehungen habe ich bei Linken
Dinge gesehen … uff! Wenn zum Beispiel ein Militär eine Frau vergewaltigt,
dann sind alle empört. Aber wenn das
„intern“ passiert, wird das wenig thematisiert.
Die Linke ist eben auch Teil der Gesellschaft …
… die aus Machos und Patriarchen
besteht, davon müssen wir ausgehen.
Jeder beginnt bei sich, bei seiner Alltagsrealität und bei der Arbeit an sich
selbst: Wie du deinen inneren Patriarchen dekonstruierst, denn du bist erzogen und unterrichtet worden. Wir sind
zur Unterordnung erzogen worden, und
dies zu dekonstruieren, ist auch sehr
mühsam.
❚
1 Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) in Chiapas, einem
der ärmsten Bundesstaaten Mexikos,
trat am 1. Januar 1994 mit einem bewaffneten Aufstand erstmals öffentlich in Erscheinung und setzt sich
seitdem mit politischen Mitteln für
die Rechte der indigenen Bevölkerung
Mexikos, aber auch generell gegen
neoliberale Politik und für autonome
Selbstverwaltung ein.
2 Bekannt wurde Atenco durch den
Widerstand seiner EinwohnerInnen
gegen einen geplanten Neubau des
internationalen Flughafens von Mexiko-Stadt 2001/2003, der eine Enteignung der meisten ihrer Ländereien
bedeutet hätte. Die EinwohnerInnen,
organisiert in der „Frente de Pueblos
en Defensa de la Tierra“, wehrten sich
mit Protesten und der Besetzung öffentlicher Ämter. Anfang Mai 2006
geriet Atenco erneut in die Schlagzeilen, als die Polizei gegen Blumenhändler aus dem Ort vorging. Die sich
entwickelnden Zusammenstöße arteten in Straßenschlachten aus. Von
San Salvador Atenco aus eilten Bäuerinnen und Bauern zu Hilfe und
blockierten die nahe gelegene
Schnellstraße. Bei dem folgenden Einsatz von mehr als 2.000 Polizisten
gab es zwei Tote, mehrere Schwerverletzte und fast 300 Verhaftete. Infolgedessen werden schwerwiegende
Anklagen über sexuellen Missbrauch,
Vergewaltigungen, Misshandlungen
und Folter erhoben, die eine Verletzung der fundamentalen Menschenrechte darstellen.
3 Deutsche Gruppe B.A.S.T.A., Übersetzung von Dana:
http://projekte.free.de/bankrott/
basta/c20060702.html, Quelle:
http://enlacezapatista.ezln.org.mx/
la-otra-campana/370
märz 2010 an.schläge 15
outsideolympia
Rekordverdächtig
Skispringerinnen wurde das Recht verweigert, an den Olympischen Winterspielen in Vancouver teilzunehmen.
Das liegt eventuell auch daran, dass sie weiter springen könnten als die Männer. Von Kerstin Kellermann
Es wäre wohl ein Riesenskandal: Wenn nämlich eine Richterin des Obersten Gerichtshofes
in Kanada entscheiden würde,
das Skispringen für Männer
ebenfalls zu verbieten, um der Diskriminierung der Skispringerinnen Einhalt zu
gebieten. Die österreichischen Skispringer, ihre Trainer und der ÖSV würden
zweifellos einen Schock erleiden.
120 Springerinnen aus 25 Nationen
dürfen auch bei dieser Olympiade in
Vancouver wieder nicht teilnehmen. Zuvor hatten weltweit 11.000 UnterstützerInnen eine Petition unterzeichnet. Die
16 an.schläge februar 2010
im Mai 2008 eingereichte Klage der
Springerinnen wurde Ende Dezember
jedoch in letzter Instanz vom Obersten
Gerichtshof in Kanada abgelehnt. Offizielle Begründung: Für die Zulassung eines olympischen Wettbewerbes müssen mindestens zwei Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Im Februar
2009 gab es in Liberec die bislang einzige Weltmeisterschaft im Damenskispringen.
Nun versuchen die Springerinnen
in Berufung zu gehen. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC)
führt mit der Entscheidung, die Ski-
springerinnen nicht teilnehmen zu lassen, seine selbst immer betonten
Bemühungen, den Frauensport zu fördern, ad absurdum.
„In diesem Fall geht es nicht nur
um die Skispringerinnen. Das wahre
Thema ist Gender-Diskriminierung und
von nationaler Bedeutung. Es geht darum, ob das Olympische Organisationskomitee für Vancouver von einer ausländischen Organisation gezwungen
werden kann, eine diskriminierende
Entscheidung in Kanada umzusetzen“,
erklärte der mit der Berufung befasste
Rechtsanwalt Ross Clark in Vancouver.
olympiaoutside
„Eigentlich tolerieren wir keinerlei Diskriminierung aufgrund des Geschlechts
in Kanada.“
„Du fliegst nicht mehr.“ Möglicherweise
liegt der Grund für die andauernde Diskriminierung aber ohnehin woanders.
Die US-amerikanische Skispringerin
Lindsay Van stellte bei den Vorflügen einen neuen Rekord auf. Und darf nun
nicht antreten. Seit der WM in Liberec
ist sie die erste Weltmeisterin in der Geschichte des Damenskispringens. Eine
Vorspringerin, Daniela Iraschko, erreichte in Österreich am Kulm 2003 eine
Weite von zweihundert Metern, obwohl
die Bedingungen in der Spur für Vorspringerinnen schlechter sind. Nur vier
Männer gelangten damals in die Nähe
terhalt selber erarbeiten, denn sie erhalten keinerlei Gelder vom Olympischen
Komitee oder von Sponsoren. Und so
fehlen ihnen auch die finanziellen Mittel für professionelles Training. „Alle
Gelder, die sie hereinbringen, werden
verteilt, sie selbst bekommen nichts.
Wenn Jessica einen Privatsponsor ergattern würde, verliert sie ihren Amateurstatus und darf erst recht nicht antreten“, schildert Rush die Schwierigkeiten. Die Japanerinnen konnten sogar einige Male nicht nach Europa kommen,
weil es kein Geld für Flugtickets gab.
Marketing & Medien. „Ich sagte meiner
Schwester, das ist Marketing, das Olympiakomitee ist eine riesige Firma und für
die einzelnen Länder ist es ebenfalls
nicht genug Frauen auf internationalem Level gäbe. „Es ist ein Fall von Diskriminierung wie aus dem Bilderbuch“,
sagte Anita De Frantz, Vorsitzende der
Kommission für „Frauen und Sport“ des
Olympischen Komitees. „Einer Gruppe
von Athletinnen wird gesagt, sie wären
nicht gut genug. Dabei war das noch
nie ein Kriterium.“
FIS-Präsident Gian Franco Kasper
ließ 2005 im Radio verlauten, dass Skifliegen für Frauen zu gefährlich wäre, da
„es für Frauen aus medizinischer Sicht
nicht zu vertreten ist“. Die Rede war von
möglichen Quetschungen des Geburtsbeckens und einer Verdrehung der Eierstöcke. Ein neueres Argument besagt,
dass das Feld zu weit auseinander liege,
tatsächlich liegen die Ergebnisse der
„Springen ist ein sehr traditioneller, europäischer,
alter Männer-Sport.“
ihrer Vorgabe. „Die verantwortlichen
Entscheidungsträger sagten aber nicht,
‚Wow super‘, sondern, ‚Du fliegst nicht
mehr …‘“, erzählt William Rush bei einem Kaffee in einem Einkaufszentrum
in Wien Heiligenstadt. Er ist der Onkel
der aufstrebenden Skifliegerin Jessica
Jerome, die die US-Nationals in Lake Placid im Staate New York gewann und
schon vor acht Jahren Vorspringern für
die Olympiade in Salt Lake City war: „Ich
glaube, es gibt eine große Chance, dass
Frauen besser springen als Männer!
Frauen sind aerodynamischer und haben leichtere Knochen. Männer müssen
abmagern, sie müssen lang und leicht
sein, um weit zu fliegen. Kein Wunder,
dass die Männer dagegen sind, dass
Frauen springen.“
„Skispringen ist eine der extremsten Sportarten“, sagte Jessica Jerome
selbst in einem Interview. „Es besitzt
dieses wagemutige, gefährliche Element, aber auch schöne, elegante Seiten. Springen ist ein sehr traditioneller,
europäischer, alter Männer-Sport. Manche Männer befürchten, dass Frauen
ihm das Extreme nehmen könnten.“ Die
Tochter von William Rushs Schwester,
die in Park City in Utah aufwuchs, leidet
sehr darunter, dass sie nicht antreten
darf und währenddessen immer älter
wird. Die jungen Frauen müssen sich
die Ausrüstung, die Flüge und den Un-
ökonomisch wichtig. Es ist auch eine Frage der Übertragung durch das Fernsehen, dem größten Sponsor des Skispringens“, sagt Rush.„Meine Nichte hätte
schon bei drei Olympiaden springen können, aber sie wird niemals in einer springen – wegen Geld. Einmal war eine Amerikanerin als einzige ohne ihren Werbeträger, nämlich ihre Ski, auf dem Podest“,
lacht er. Vor kurzem verlor eine Fluggesellschaft Jessica Jeromes gesamte Ausrüstung – ein Tiefschlag für Jerome und
ihre Familie, der für eine Springerin das
Ende ihrer Karriere bedeuten kann.
Bei einer Diskussion zum Thema
„Sportjournalismus“ an der Universität
Wien hält es Johann Skocek vom „Standard“ nicht einmal der Mühe wert, zu
begründen, warum er nichts über die
Skispringerinnen bringt. Er zieht es vor,
darüber zu diskutieren, dass „man in der
Sportberichterstattung überall bei Raiffeisen anstößt“. Sein Kollege Wolfgang
Wiederstein von „Die Presse“ verweist
darauf, dass sie die Vorgabe haben, in
Richtung Mainstream zu berichten:
„Denn niemand kauft ‚Die Presse’ wegen der Sportberichterstattung.“ Doch
die konsequente Verhaberung zwischen
Politik, Sportlern und Journalisten sehen beide durchaus als Problem.
Biologistische Argumente. Das IOC entschied 2006, dass es beim Skispringen
Springerinnen jedoch relativ eng beieinander. „Anfangs gab es nur dreißig bis
vierzig Rodlerinnen weltweit, Langlauf
galt auch lange als obskur und im
Snowboard gibt es inzwischen starke
Frauen – für Österreich z.B. Marion Kreiner oder Dorosia Krings. Sie nehmen an
Olympia teil. Es gibt fantastische Motorrad- und Autofahrerinnen, wenn sie aber
eine Gefahr für den Erfolg der Männer
sind, boxen sie sie raus“, meint Rush, der
selbst Trainer einer Damen-SoftballMannschaft war – inzwischen auch keine olympische Disziplin mehr.
Wenn es Männern durch eine Gerichtsentscheidung nun ebenfalls verboten werden würde, am Skifliegen bei
der Olympiade teilzunehmen, käme vieles in Bewegung. „Es wäre viel billiger,
Frauen hineinzulassen. Aber die werden
die Frauen dann nur von geringerer Distanz aus springen lassen … so werden
sie es machen“, schätzt William Rush,
der an den Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte schrieb und die Antwort erhielt, dass er kein Betroffener sei.
In „Sport am Sonntag“ gab es einmal eine Reportage über eine 12-Jährige
muslimische Springerin in Innsbruck.
Gefragt, warum sie kein Kopftuch trage,
antwortete sie: „Ich habe ja eh meine
Mütze!“. Vielleicht wird sie eines schönen Tages erfolgreich den Gerichtshof
anrufen.
❚
märz 2010 an.schläge 17
outsideolympia
Ziiiieeeeh!
Der lange Kampf der Skispringerinnen für die Zulassung zu den Olympischen Spielen 2010 ist erfolglos geblieben.
Doch die Chancen, dass 2014 auch Frauen fliegen werden, stehen gut. Silke Pixner über den langen Kampf um
sportliche Anerkennung und Gleichbehandlung bei den Olympischen Spielen.
Offizielle Homepage der Olympischen Spiele: www.olympic.org/en
Statistiken: www.olympia-statistik.de
18 an.schläge märz 2010
Ägyptische Wandmalereien aus
der Zeit um 2600 v. Chr. zeigen
Ballspielerinnen und Akrobatinnen; auf römischen Fußbodenmosaiken aus der Zeit zwischen
500 und 1 v. Chr. sind junge Frauen beim
Weitsprung zu sehen, eine französische
Chronik aus dem 15. Jahrhundert berichtet von einer Tennis spielenden Pariserin, gegen die nur die besten Spieler
eine Chance hatten. Belege für die
sportliche Aktivität von Frauen und deren Lust an der körperlichen Betätigung
gibt es also nicht nur zahlreiche, sondern auch schon aus frühester Zeit.
Gleichzeitig wurden sportliche Frauen
(von Männern) immer schon als Zeichen eines drohenden Sittenverfalls gesehen. So wurden etwa die Spartanerin-
nen von den antiken Griechen wegen
ihrer sportlichen Betätigung, ihrer unziemlichen Sportbekleidung und der
Teilnahme an Wettbewerben – auch gemeinsam mit Männern – scharf verurteilt. Bei den antiken Olympischen Spielen, die ab ca. 776 v. Chr. bis etwa 393 n.
Chr. in Griechenland stattfanden, wurden Frauen von der Teilnahme an den
Wettkämpfen kategorisch ausgeschlossen. Verheirateten Frauen wurde nicht
einmal das Zusehen gestattet.
Obwohl es Frauen verboten war,
sich an den Spielen des Zeus zu beteiligen, wurde ihnen außerhalb Olympias
jedoch eine etwas bedeutendere Rolle
im Sport zugebilligt. So gab es etwa für
griechische Mädchen eigene Laufwettbewerbe, und auf der Insel Chios trugen
Mädchen laut Überlieferungen Ringkämpfe aus. Die Teilnahme von Frauen
an den leichtathletischen Disziplinen
scheint zur Zeit der Römer weiter zugenommen zu haben. Die meisten städtischen Sportfeste boten auch Frauenwettkämpfe an, und selbst die heiligen
Spiele von Korinth, Delphi und Nemea
wurden zunehmend von Frauen erobert. Nur Olympia blieb konservativ
und hielt bis zuletzt am Ausschluss von
Athletinnen und verheirateten Zuschauerinnen fest.
Harte Kämpfe. Doch nicht nur die antiken
Griechen schlossen Frauen von den
Olympischen Spielen aus. Auch bei der
Wiederbelebung des sportlichen Großereignisses im Jahr 1896 durften keine
olympiaoutside
Athletinnen teilnehmen. Der Begründer
der neuzeitlichen Spiele, Baron Pierre de
Coubertin, sah die Aufgabe der Frauen
darin, die Sieger zu bekränzen und sie
von den Rängen aus zu bejubeln. De
Coubertin war mit dieser Einstellung
ein Kind seiner Zeit. „Ungezügeltes Rennen, Klettern oder Hüpfen können bei
allzu großer Erschütterung die weiblichen Fortpflanzungsorgane funktionsunfähig machen“, warnten etwa medizinische Handbücher. Auch der spätere
Präsident des olympischen Komitees,
Karl Ritter von Halt, verteidigte das
männliche Monopol auf den sportlichen Wettkampf: „Der Kampf verzerrt
das Mädchenantlitz, er gibt der anmutigen weiblichen Bewegung einen harten, männlichen Ton. Er lässt die Grazie
verschwinden, mit einem Wort: Er wirkt
mals 1921 in Monte Carlo statt. Bei den
Bewerben konnten sich die Teilnehmerinnen in den verschiedensten Disziplinen – wie etwa im Speerwerfen oder
Hürdenlauf – miteinander messen.
Olympia für Frauen. Doch auch die klassischen Spiele konnten die Athletinnen
immer mehr für sich gewinnen. Die Anzahl der an den Spielen teilnehmenden
Sportlerinnen ist im Laufe der Jahre stetig, wenn auch langsam gestiegen. Betrug der Frauenanteil bei den Olympischen Sommerspielen im Jahr 1956
noch rund 16 Prozent (610 Frauen), wurde im Jahr 2000 ein Frauenanteil von
etwa 38 Prozent (4.096 Frauen) erreicht.
In Peking wurde 2008 mit rund 4.400
Athletinnen ein neuer Rekord erreicht.
Im Sommer 2012 könnte bei den Olym-
„Ungezügeltes Rennen, Klettern oder Hüpfen können
bei allzu grosser Erschütterung die weiblichen Fortpflanzungsorgane funktionsunfähig machen“,
warnten etwa medizinische Handbücher.
beim Weibe unschön. Der Kampf gebührt dem Manne, der Natur des Weibes ist er wesensfremd.“
Gegen den Willen von de Coubertin
und einigen seiner Zeitgenossen traten
jedoch bereits im Jahr 1900, bei den
zweiten Olympischen Spielen der Neuzeit, 22 Athletinnen an, überwiegend in
den Disziplinen Tennis und Golf. Der
Frauenanteil belief sich damals auf
zwei Prozent.
Die erste Frau, die bei den Spielen
teilnahm, gehörte auch zum ersten
OlympiasiegerInnen-Team der Geschichte: Hélène de Pourtalès zählte am
22. Mai 1900 bei den Segelwettbewerben in der Bootsklasse 1-2 Tonnen zur
Besatzung. Bereits sieben Wochen später gab es auch eine erste Olympiasiegerin als Einzelathletin. Die Britin Charlotte Cooper konnte die Damenkonkurrenz im Tennis für sich entscheiden.
Die erstmalige Teilnahme von Frauen an den Olympischen Spielen war ein
Meilenstein in der Geschichte des Frauensports. Da Frauen jedoch nicht bei allen Disziplinen teilnehmen durften, veranstaltete die Frauen-Sport-Föderation
die Frauenweltspiele. Diese Konkurrenzveranstaltung zu den Spielen fand erst-
pischen Spielen in London erstmals die
„fifty-fifty“-Marke erreicht werden.
Auch bei den Winterspielen zeigt sich
ein ähnliches Bild. 1956 betrug der Frauenanteil etwa 17 (132 Frauen), 1998 bereits rund 36 Prozent. Bei den 21. Olympischen Winterspielen in Vancouver
werden rund 2.600 AthletInnen antreten, davon etwa 1.000 Frauen.
Auch die einzelnen olympischen
Disziplinen wurden und werden nach
und nach von den Sportlerinnen erobert. Erst seit 1928 sind Frauen zu verschiedenen Leichtathletikdisziplinen zugelassen, Langstreckenläufe für Athletinnen sind erst 1960 in Rom zum festen Bestandteil der Spiele geworden. Im
Jahr 1964 wurde Volleyball als erste
Frauen-Teamsportart bei den Olympischen Spielen erlaubt. Erst zwanzig Jahre später feierte der olympische Frauenmarathon Premiere. Um Medaillen
kicken und Floretts und Degen schwingen dürfen Athletinnen seit 1996. Bei
den Olympischen Sommerspielen in
London werden sie auch in der letzten
bisher den Männern vorbehaltenen Disziplin – das Skispringen bei den Winterspielen ausgenommen – dabei sein:
dem Boxen.
❚
Sylvia Köchl
Springende Soldaten
Das Bundesheer ist der größte Förderer von Leistungssport in
Österreich. Bei Olympischen Spielen stellt es meist etwa die
Hälfte der SportlerInnen. Besonders gefördert werden Sportarten, „die von militärischem Interesse sind“ (vor allem militärischer Fünfkampf, Schießen, aber auch Langlauf und Biathlon).
Alle Mitglieder des Bundesheeres, d.h. seit 1998 auch Frauen,
die freiwillig zum Heer gehen, können sich für Förderprogramme als SpitzensportlerInnen bewerben und finden dann ideale
Rahmenbedingungen vor. Sie sind finanziell und sozial voll abgesichert und werden professionell betreut.
Das Anliegen eines Heeres, den Körper des Soldaten/des Kriegers fit zu machen und zu halten, ist natürlich nichts Neues.
Die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten „Deutschen Turnvereine“ etwa hatten von Anfang an Kampf- und Wehrbereitschaft im Sinn. Und nicht nur die berüchtigten rechtsextremen
„Wehrsportübungen“, die bis heute abgehalten werden, knüpfen nahtlos an ein faschistisches Körper- und Männlichkeitsideal an, auch das Bundesheer formuliert auf seiner Homepage ganz offen: „Nach dem Abzug der Besatzungstruppen waren die Belange des Sports fast gänzlich den einzelnen Kommandanten überlassen, die meist nach alten Vorschriften der
Deutschen Wehrmacht die Körperausbildung in das Ausbildungsprogramm aufnahmen.“
Eine besondere Rolle für den Einstieg und die Jugendförderung
spielt der Österreichische Heeressportverband, der unzählige
Zweigvereine in allen Bundesländern unterhält. In seinen Statuten von 2005 heißt es u.a.: „Der Zweck des Verbandes liegt
in der Hebung der körperlichen Leistungskraft der Soldaten (…)
sowie der Vertiefung der Zusammengehörigkeit und der Kameradschaft aus der Ausübung und Förderung des Körpersports; der Anleitung zur gesunden Freizeitgestaltung, der Erziehung zur Ritterlichkeit, Selbstbeherrschung und Willensformung.“
Von den bekannten Skispringern Österreichs stammt der
Großteil aus dem Bundesheer (z.B. Anton Innauer und Andreas
Goldberger oder aktuell Martin Koch, Andreas Kofler und
Wolfgang Loitzl). Ihnen ermöglicht das Heer, auf höchstem Niveau eine Sportart zu betreiben, die in vielleicht sechs oder
sieben Ländern der Welt eine größere Bedeutung hat. Wenn
auch Skispringen nicht gerade von größtem militärischen Interesse ist, so erklärt doch das Engagement des Bundesheeres
teilweise die männliche Genealogie dieser Sportart. Bliebe nur
noch die Frage, was tendenziell magersüchtige und entsprechend schlecht ernährte Skispringer zur „Hebung der körperlichen Leistungskraft der Soldaten“ beitragen …
Alle Zitate von: www.bundesheer.at und www.heeressport.at
märz 2010 an.schläge 19
outsideolympia
46,XX/46,XY
Was eine Frau zur Frau macht, ist auch in sportlichen Wettbewerben nicht leicht zu beantworten. Versucht wird es
trotzdem. Von Bettina Enzenhofer
1 Caster Semenya gewann bei der
Leichtathletik-Weltmeisterschaft
2009 in Berlin die Goldmedaille im
800-Meter-Lauf. Zweifel an ihrer
Weiblichkeit aufgrund des guten
Ergebnisses und ihrer maskulinen
äußeren Erscheinung führten zur
Anordnung eines „gender verification
test“.
2 Santhi Soundarajan gewann bei
den Asienspielen 2006 in Doha die
Silbermedaille für den 800-MeterLauf. Nach einem Geschlechtstest
musste sie die Medaille wieder abgeben, weil sie „männliche“ Chromosomen hat. Soundarajan versuchte daraufhin, sich das Leben zu nehmen.
3 María José Martínez-Patiño durfte
bei den Olympischen Spielen 1988
nicht starten, als bekannt wurde, dass
sie XY-Chromosomen hat. Sie wurde
außerdem vom spanischen Team ausgeschlossen, bereits errungene Titel
wurden ihr entzogen. MartínezPatiño wehrte sich gegen den IOCBeschluss, zweieinhalb Jahre später
wurde sie von der IAAF wieder eingesetzt.
20 an.schläge februar 2010
Caster Semenya 20091. Santhi
Soundarajan 20062. María José
Martínez-Patiño 19883: Sie alle
fielen beim Geschlechtstest
durch. Semenya, Soundarajan,
Martínez-Patiño und etliche andere
konnten nicht beweisen, dass sie Frauen sind. Mediziner_innen sprachen ihnen ihre weibliche Identität ab und
schlossen sie von sportlichen Wettbewerben aus. Bis heute ist die Praxis der
Geschlechtstests aktuell.
Die verbreitete Meinung lautet:
Das biologische Geschlecht ist klar erkennbar. Bei sportlichen Wettbewerben
müssen Frauen und Männer getrennt
werden, weil sie unterschiedliche Leistungen erbringen und Männer den
Frauen gegenüber einen Vorteil haben.
Es muss deshalb darauf geachtet werden, dass sich in die Gruppe der Frauen
keine Männer schummeln.
Die weniger verbreitete Meinung
besagt: Das biologische Geschlecht ist
nicht klar erkennbar. Frauen und Männer können gleiche Leistungen bringen.
Und über „weiblich“ und „männlich“
hinaus gibt es noch viele andere Variationen von Geschlecht.
Komplexität von Geschlecht. Biolog_innen
und Mediziner_innen wissen heute,
dass die Sache mit „Frau = XX = weibliche (innere und äußere) Genitalien =
Östrogene“ (bzw. „Mann = XY = männliche Genitalien = Androgene“) so einfach nicht ist. Stattdessen gilt: Komplexität allerorten. Geschlecht ist heute
keine simple biologische Tatsache mehr,
die schnell bestimmt werden kann. Die
Biologie ist inzwischen auf derart viele
für die Geschlechtsentwicklung relevante Faktoren gestoßen, dass sie mit
dieser Komplexität selbst kaum mehr
zurechtkommt. Die Biolog_in Heinz-Jürgen Voß präzisiert: „Die Biologie weiß
nicht, was Geschlecht ist und wie es
ausgebildet wird.“4 Geschlecht in ein
binäres Mann/Frau-Schema einordnen
zu wollen, widerspricht mittlerweile
den eigenen biologischen Erkenntnissen: Für die Entstehung von Geschlecht
spielen viele Einflüsse zusammen, der
derzeitige Wissensstand kennt genetische, anatomische, hormonelle, psychische und soziale Faktoren. Falls nicht alle Faktoren in die gleiche Richtung weisen, kann niemand klare und sichere
objektive Kriterien für eine geschlechtli-
che Zuordnung geben. In einem solchen
Fall kann höchstens nach langen Untersuchungen – die nicht selten unter pathologisierenden Vorzeichen stattfinden – danach geforscht werden, welches Geschlecht überwiegt.
Manche Menschen werden mit einem Körper geboren, der eine Zuordnung zu weiblich oder männlich unmöglich macht.5 Ihnen wird eine
„Störung der Geschlechtsentwicklung“
(DSD, engl. disorder of sex development) diagnostiziert.6 Diese kann sich
auf verschiedenste Arten bemerkbar
machen: Menschen mit XY-Chromosomen können bspw. äußerlich weiblich
sein, als Mädchen aufwachsen und erst
bei Ausbleiben der Menstruation mit
ihrem „untypischen“ Karyotyp7 konfrontiert werden. DSD, so die Lehrmedizin,
kann sich aber auch durch XX-Chromosomen mit männlichen Genitalien
äußern. Die jeweilige Geschlechtszuweisung hängt immer von der genauen
Diagnose ab. Die Geschlechtschromosomen können zudem in „untypischer“
Zahl vorliegen: 45,X (Turner-Syndrom),
47,XXY (Klinefelter-Syndrom), 45,X/46,XY
oder 46,XX/46,XY.
olympiaoutside
Deutlich wird: Die Geschlechtschromosomen und die Genitalien sagen nicht viel über das individuelle Geschlecht aus. Genau das war aber zu Beginn der Geschlechtstests bei sportlichen Wettbewerben noch unbekannt.
Doch obwohl man/frau heute davon
weiß, werden derartige Tests immer
noch durchgeführt.
Geschichte der Geschlechtstests. Die Angst,
dass sich Männer ins Team der Frauen
schummeln und durch einen biologischen Vorteil unerkannt gewinnen
könnten, geht auf die Zeit des Kalten
Krieges zurück. Einen bewiesenen Vorfall, der solche Ängste und Behauptungen rechtfertigen würde, gab es zwar
nicht. Trotzdem wurden 1966 erstmals
offiziell Geschlechtstests für Frauen eingeführt: Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Budapest mussten
sich Frauen nackt einem Gremium aus
Ärztinnen präsentieren. Körper und Genitalien wurden inspiziert. Das Vorhandensein von Brüsten und Vagina bedeutete: Es ist eine Frau. Nach vielfachen
Beschwerden über diese entwürdigende Methode ordnete das Internationale
sind, andererseits hätte der Test Männer mit bspw. XXY-Karyotyp oder dem
Klinefelter-Syndrom in der Frauengruppe starten lassen.
Mitte der 1970er machten Mediziner_innen zwar darauf aufmerksam,
dass der Test technisch unzuverlässig
ist, Konsequenzen hatte das aber vorerst nicht. Erst 1992 bei den Olympischen Winterspielen in Albertville wurde ein neuer Geschlechtstest eingesetzt: Mittels einer DNA-Analyse sollte
Y-chromosomales Material (speziell das
SRY-Gen) entdeckt werden. Dies bedeutete einen Wechsel der Perspektive:
Ging es bis 1992 darum, weibliche körperliche Faktoren nachzuweisen, so war
der Fokus von 1992 an, männliche körperliche Faktoren ausschließen zu können. Doch auch die DNA-Analyse ist für
eine Geschlechtsbestimmung letztlich
ungenügend.
Im Zweifel dagegen. In der IAAF wird seit
1992 eine allgemeine Geschlechtsüberprüfung nicht mehr verwendet. Ein genereller Gesundheits-Check wird bei allen Teilnehmer_innen empfohlen, aber
nicht vorgeschrieben. Man/frau geht
bei nicht ganz klar – ein „Verdacht“
reicht, um Teilnehmerinnen öffentlich
bloßzustellen (siehe etwa den Fall
Caster Semenya).
Für die Medizinethikerin Claudia
Wiesemann ist die IAAF-Richtlinie „wolkig, enthält lauter schwammige Wörter“.9 Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org spricht von neuen
Ungerechtigkeiten (Tests hinter verschlossenen Türen, keine Kontrolle),
auch die Denunziation durch andere
Teilnehmerinnen werde so gefördert.
Transgender-Teilnahme. Immerhin zeigt
sich an den heutigen Methoden der Geschlechtsfeststellung ein Umdenken:
Mittlerweile braucht es ein breites Gremium aus Gynäkolog_innen, Endokrinolog_innen, Psycholog_innen, Inneren
Mediziner_innen und Gender/Transgender-Expert_innen für eine Geschlechtsüberprüfung. Eine weitere
Neuigkeit ist die Erlaubnis für transsexuelle Menschen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen – wenn
auch nur unter bestimmten diskriminierenden Auflagen: So muss etwa eine
Gonadektomie10 zwei Jahre vor der Teil-
1966 wurden erstmals offiziell Geschlechtstests für Frauen eingeführt: Bei der
Leichtathletik-Europameisterschaft mussten sich Frauen nackt einem Gremium
aus Ärztinnen präsentieren. Körper und Genitalien wurden inspiziert.
4 Heinz-Jürgen Voß:„Caster Semenya:
wie aus einem Menschen ein „Fall“
wird“, http://schwule-seite.de/poitics_geschlecht_sport_mensch.html
5 In der Literatur gibt es unterschiedliche Angaben zur Häufigkeit von
DSD, die höchste Zahl findet sich bei
Blackless et al. mit 1,728% der Lebendgeburten; andere Autor_innen sprechen von einer DSD-betroffenen Person pro 3.000 (Melton) oder 4.500
(Hughes et al.) Geburten.
6 Im April 2006 wurde das „Consensus statement on management of intersex disorders“ veröffentlicht, das
eine neue Definition und Klassifikation für intersexuelle Menschen vorsieht. Seitdem spricht man/frau von
„Störungen der Geschlechtsentwicklung“ (bzw. engl. DSD, Diseases of Sexual Development).
7 Aus dem Karyotyp wird u.a. ersichtlich, wie viele Chromosomen ein
Mensch in einer Körperzelle besitzt
(meistens 46) und welcher Art die Geschlechtschromosomen sind: 46,XX
bedeutet, dass 46 Chromosomen vor-
Olympische Komitee (IOC) eine neue
Technik an, den Barr-Test. Für diesen
wurde ein Abstrich von der Wangeninnenseite genommen, gesucht wurde
nach dem inaktiven X-Chromatin.8 Wurde es von den Mediziner_innen gefunden, gaben sie das O.K. für die Teilnahme in der weiblichen Gruppe.
Der Barr-Test wurde erstmals bei
den Olympischen Winterspielen 1968 in
Grenoble und bei den Olympischen
Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt
durchgeführt. Auch andere Verbände
(z.B. die International Association of
Athletics Federations, IAAF) übernahmen den Test. Die Krux daran: Er besagt einerseits, dass Frauen mit XYKaryotyp – auch wenn sie eine Androgeninsensitivität haben (bei dieser
DSD-Form können die als leistungssteigernd erachteten Androgene nicht
oder nur vermindert wirken) –, Männer
davon aus, dass ein sich unter die Teilnehmerinnen schummelnder Mann bei
der Urinprobe entlarvt werden würde.
Die IAAF behält sich allerdings vor, in
„Zweifelsfällen“ doch geschlechtsprüfende Tests durchzuführen.
Beim IOC wurden zum letzten Mal
alle 3.387 Teilnehmerinnen der Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta
überprüft. Acht Teilnehmerinnen wurden zwar positiv getestet, durften aber
trotzdem antreten (sieben der acht hatten eine partielle oder komplette Androgeninsensivität). Seit 1999 verzichtet
das IOC auf Geschlechtstests, d.h. die
Olympischen Sommerspiele 2000 in
Sydney und die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City fanden
erstmals ohne Geschlechtsüberprüfung
statt. Wie bei der IAAF wird nun „nur“
mehr in „Zweifelsfällen“ getestet. Was
als „zweifelhaft“ zu bewerten ist, ist da-
nahme stattgefunden haben. Das IOC
hat im Oktober 2003 eine diesbezügliche Richtlinie herausgegeben, der sich
auch die IAAF anschloss.
Kurz nach Redaktionsschluss fand
Mitte Januar in Miami das IOC-Symposium „ 2nd World Conference on Hormonal and Genetic Basis of Sexual Differentiation Disorders“ statt. Die bisher
veröffentlichten Ergebnisse sind
empörend: Es sollenGesundheitszentren eingerichtet werden, in denen DSD
diagnostiziert und Athlet_innen behandelt werden sollen. Denn, so der Chefmediziner Arne Ljungqvist, Menschen
mit DSD brauchen in den meisten Fällen eine Behandlung (Operationen, Hormontherapie) – eine glatte Lüge. Außerdem wirdAthletinnen ein Gesundheitscheck vor den Olympischen Spielen nahegelegt: DSD könne so im Vorhinein
identifiziert werden.
❚
handen sind, die Geschlechtschromosomen sind XX. 45,X bedeutet 45
Chromosomen, ein X-Chromosom,
ein zweites Geschlechtschromosom
fehlt. 47,XXY = 47 Chromosomen, ein
Geschlechtschromosom ist zu viel
vorhanden. 46,XX/46,XY ist ein Chromosomenmosaik, bei dem manche
Zellen XX, manche XY als Geschlechtschromosomen aufweisen.
8 Bei Vorliegen von zwei X-Chromosomen ist eines weitgehend inaktiv
und als sogenannter Barr-Körper
nachweisbar. Bei Vorliegen von einem
X- und einem Y-Chromosom gibt es
kein inaktives X-Chromosom und
demzufolge keinen Barr-Körper.
9 Claudia Wiesemann, Presseinformation:„„Sportethik tut Not!“ Medizinethikerin der Universitätsmedizin
Göttingen nimmt Stellung“,
www.med.uni- goettingen.de/presseinformationen/presseinformationen_11336.asp?year=2009
10 Gonadektomie = Entfernung der
Gonaden (Keimdrüsen), also Hoden
bzw. Eierstöcke.
februar 2010 an.schläge 21
forumwissenschaft
Fo t o : D ra v a Ve r l a g
Drei rote Pfiffe
Der vergessene Widerstand: Eine Neuerscheinung erinnert an das Leben der kärntnerslowenischen Partisanin
Helena Kuhar alias „Jelka“. Von Judith Götz
Über sechzig Jahre Befreiung
v
meint in Kärnten/Koroska vor
allem„Niederlage“ und hinsichtlich der Erinnerungstradition in erster Linie eine Kultivierung faschistoider und antislowenischer Brauchtumspflege. Dies verdeutlicht sich in der Fortsetzung eines
Gedenkens, das an die vermeintlichen
„Opfer“ der PartisanInnen erinnert,
nicht jedoch an ihren antifaschistischen
Beitrag zur Befreiung. Auch die von
kärntnerslowenischen PartisanInnen
niedergeschriebenen (Lebens-)Geschichten werden bis heute weitgehend marginalisiert.
Helena Kuchar: Jelka. Aus dem
Leben einer Kärntner Partisanin.
Drava 2009, 19,80 Euro
22 an.schläge märz 2010
Bücher gegen das Vergessen. Der Drava Verlag hat in den letzten Jahren unter dem
Titel „Bücher gegen das Vergessen“
mehrere autobiografische Werke herausgegeben, geschrieben von ehemaligen PartisanInnen und/oder anderen
(Kärntner) SlowenInnen, die sich auf
unterschiedliche Art und Weise gegen
das nationalsozialistische Vernichtungsregime zur Wehr setzten. Zu diesen Werken zählt auch die Neuauflage
der Lebensgeschichte von Helena Kuhar,
einer Kärntner Slowenin, die als Partisanin unter dem Namen „Jelka“ gekämpft
hat. Die Entstehungsgeschichte des
Buchs ist dabei beinahe so spannend
wie die Erzählung selbst. Das Werk war
nämlich bereits 1984 auf Basis von Interviews, die Thomas Busch und Brigitte
Windhab mit Jelka geführt hatten, in einer Eigenveröffentlichung der Kooperative „Longo Mai“ erschienen. Begleitet
von einer Klage des als rechtsextrem
bekannten Sohn des NS-Gauleiters Friedrich Rainer, Schmähungen und Drov
hungen in Kärnten/Koroska und großer
(positiver) Resonanz im restlichen
Österreich, verkaufte sich das Buch im
Eigenverlag bereits 6.000 Mal. Und die
Musikgruppe „Schmetterlinge“ widmete Jelka auf der LP „Herbstreise“ (1979)
den Song „Drei rote Pfiffe“.
In slowenischer Übersetzung wurde Jelkas Lebensgeschichte ebenfalls
bereits 1984 im Drava Verlag veröffentlicht, nicht jedoch in deutscher Sprache.
Während sich in den 1980ern noch kein
Verlag finden ließ, der bereit war, ihre
Erinnerungen zu publizieren, sieht das
heute anders aus. Wenngleich sich an
der Diskriminierung von Angehörigen
der slowenischen Minderheit und dem
Umgang mit der größten und effektivsten österreichischen Widerstandsgrupv
pe in Kärnten/Koroska wenig geändert
hat, scheint es heute zumindest ein zunehmendes Problembewusstsein für
das Ableben von ZeitzeugInnen zu geben, und das Interesse an der widerständigen Geschichte der Kärntner SlowenInnen wächst.
Einzige Biografie einer Frau. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, dass die Lebensgeschichte von Jelka bislang die
einzige Biografie einer Frau ist, die in
der Drava-Reihe veröffentlicht wurde.
Einerseits neigen viele Frauen dazu, ihre
eigenen Geschichten als „weniger wichtig“ zu bewerten. Andererseits bedingt
die oftmals sehr enge Definition des Begriffs „Widerstand“, der sich lediglich
auf den bewaffneten Kampf bezieht,
dass insbesondere jene Widerstandsformen, die sich vor allem Frauen zu eigen
gemacht hatten, weitgehend ausgeklammert bleiben. Widerständige
wissenschaftforum
Handlungen können jedoch vom Gebrauch der slowenischen Sprache in
der Öffentlichkeit während der NS-Zeit
über Hilfsdienste bis hin zum aktiven
Kampf reichen. Dass Frauen zwar zahlenmäßig deutlich unterrepräsentiert,
aber auf allen Ebenen vertreten und an
allen Widerstandsformen beteiligt waren, scheint heute bekannt. Weniger
bekannt ist hingegen, dass es auch bei
den PartisanInnen häufig sehr wohl
geschlechtsspezifische Arbeitsteilun-
eben von Frauen ausgeübten widerständigen Handlungen nicht anerkannte. „Nicht für alle, die den PartisanInnenkampf unterstützten, war der
Weg zur Amtsbescheinigung problemlos. Zunächst musste bewiesen werden, dass die Unterstützung der FreiheitskämpferInnen tatsächlich erfolgt
war. Eine Verhaftung wegen bloßen
Verdachts darauf reichte dafür nicht
aus. Die Gestapo hingegen hatte nicht
gezögert, Verdächtige auch ohne Be-
unmittelbaren Umfeld. Als sich Jelka
als vierfache Mutter den PartisanInnen
anschloss, war ihr Mann schon lange
zum Kriegsdienst eingezogen worden
und ihr Bruder bereits zu den Partisanen gegangen. Ihre Schwägerin war
„abgeholt“ und in ein Lager gebracht
worden, so dass sich Jelka auch noch
zweier weiterer Kinder annehmen musste. Bevor sie 1942 in die Wälder ging,
hatte sie die PartisanInnen bereits lange Zeit durch Besorgungen, Hilfs- und
Die oftmals sehr enge Definition des Begriffs „Widerstand“, der sich lediglich auf
den bewaffneten Kampf bezieht, führt dazu, dass jene Widerstandsformen, die sich
vor allem Frauen zu eigen gemacht hatten, weitgehend ausgeklammert bleiben.
gen gab. Weshalb auch die Historikerin
Brigitte Entner in ihrem Einführungsvortrag bei der Jelka-Buchpräsentation
im Oktober 2009 im Slowenischen
Wissenschaftsinstitut in Wien die Frage stellte:„Gibt es spezifisch weibliche
Formen des Widerstands?“ Während
nämlich die meisten Männer „in den
Wald“ gingen, sollten Frauen meist so
lange wie möglich auf den Höfen bleiben, um die Bewegung aus der Legalität heraus zu unterstützen, was nicht
zuletzt zu einer klassischen Doppelbelastung und enormem Druck führte.
Auch Jelka erzählt in ihren Erinnerungen, dass sie lange Zeit versucht
hatte, bei ihrer Familie zu bleiben, die
Bedrohung durch die Nazis aufgrund
ihres Engagements jedoch immer stärker wurde, so dass auch sie schließlich
untertauchen musste. Bei den PartisanInnen angekommen, übernahm sie
unterschiedliche Aufgaben, die vom
bewaffneten Kampf über politische Arbeit bis hin zu typischen Frauenarbeiten (kochen, Kranke/Verwundete pflegen) reichten. Doch die Karrierechancen für Frauen bei den PartisanInnen
scheinen gering gewesen zu sein, was
auch der Umstand verdeutlicht, dass in
den Führungsstrukturen des kärnterslowenischen Widerstands kaum Frauen anzutreffen waren.
weise zu verhaften. Geübte Praxis war
es, die Verdächtigen in ‚Schutzhaft’ zu
nehmen und in ein KZ zu deportieren.
Ein ehemaliger KZ-Häftling, der ‚nur’
aufgrund des Verdachtes der PartisanInnenunterstützung deportiert worden war, war folglich vor dem OFG anspruchslos – als ob die erlebten Traumata und materiellen Schäden durch
die erlebte Haft in diesem Fall geringere gewesen wären. Weiters musste
die Freiwilligkeit der Hilfeleistung
nachgewiesen werden.“1
Von der Magd zur Partisanin. „Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin“ erzählt
die Geschichte von Helena Kuhar, beginnend mit ihrer Geburt 1906. Sie
schildert ihre Arbeit als Magd, ihre Zeit
bei den PartisanInnen sowie den andauernden Kampf um Anerkennung
und Rechte in den Nachrkriegsjahren.
Auf fesselnde Art und Weise und in
einfach gehaltener Sprache wird in den
Aufzeichnungen ein umfassendes Bild
des kärntnerslowenischen Lebens vor,
nach und vor allem während des Nationalsozialismus gezeichnet. Aus Jelkas Erzählungen geht nicht nur die Armut der Zwischenkriegsjahre der
kärntnerslowenischen Bevölkerung
hervor, sondern vor allem auch der kultivierte Antislowenismus und Deutschnationalismus, der den Aufstieg des
Nationalsozialismus stark beförderte.
PartisanIn, amtsbescheinigt. Entner kritisiert an anderer Stelle auch die ausblei- Kuhars Erinnerungen streifen die Aribenden Entschädigungszahlungen für sierungen jüdischer Geschäfte, die Deehemalige Partisaninnen bzw. das Op- portation jüdischer und kärtnersloweferfürsorgegesetz (OFG), das gerade
nischer Familien und die LeidensgeFrauen ausgrenzte, weil es die oftmals schichten vieler Menschen aus ihrem
Kurierdienste und dergleichen unterstützt. Jelka wurde mehrfach von der
Gestapo verhört und beschuldigt, das
„Banditenwesen“ zu unterstützen. Sie
schildert die Brutalität der Nazis auf
eindringliche Weise, aber auch den Mut
und das Geschick, das sie aufbrachte,
um ihnen zu entkommen.
Doch auch Jelkas Geschichte endet
nicht mit der Befreiung. Es folgt der Leidensweg, der den Kärntner SlowenInnen, und insbesondere den ehemaligen
PartisanInnen, nach 1945 noch bevorstand. „Wir ahnten, dass die Zukunft
dem bisherigen Schicksal der Kärntner
Slowenen gleichen würde“, schreibt Lipej Kolenik über die Nachkriegszeit, die
für ihn in mancher Hinsicht noch
schlimmer gewesen war als die Kriegsjahre selbst. Als ehemaliger Partisane
den Diffamierungen als „eigentlicher
Täter und Verräter“ ausgesetzt, wurde
er von einer wiederinstallierten slowenInnenfeindlichen Kärntner Obrigkeit
bis Ende 1949 13 Mal eingesperrt. Auch
Jelka blieb nach dem Krieg aktiv in
kärntnerslowenischen Organisationen
und wurde etwa 1947 zur Vorsitzenden
der „Antifaschistischen Frauenfront“
gewählt. Denn die Hoffnung gab sie nie
auf:„Die Hoffnung ist wie ein Feuer, an
dem man sich aufwärmt, wenn es
rundherum kalt ist. Solange wir gegen
den Hitler gekämpft hatten, dachten
wir: Morgen wird Gerechtigkeit sein in
Kärnten! Daraus ist nichts geworden.
Jetzt darf man die Glut nicht ausgehen
lassen. Aus der Glut kann einmal ein
neues Feuer werden. Aber wenn sie
ausgeht, bleibt nur kalte Asche.“
❚
1 Heidi Wilscher, Brigitte Entner:
„Sämtlich Slovenen!“ Kärntner
SlowenInnen zwischen Entrechtung
und Diskriminierung. In:Verena
Pawlowsky u. Harald Wendelin (Hg.),
Ausgeschlossen und entrechtet. Wien
2006 (= Raub und Rückgabe – Österreich von 1938 bis heute, Bd. 4), S.74
märz 2010 an.schläge 23
24 an.schläge november 2009
8. März: Feier- oder Kampftag?
Was in Vietnam und Kuba geht, muss auch in Europa her, meint Kersten Artus. Im Gegensatz zu den
Autonomen Feministinnen, die auf staatliche Feierlichkeiten pfeifen.
Mindestlöhne, Arbeitzeitverkürzung, Gleichstellung – es
gibt viele Forderungen, die zur vollständigen Emanzipation
gestellt werden, und die noch lange nicht durchgesetzt
sind. Der Feiertag ist überfällig, weil Frauen vor allem seit
Beginn der Industrialisierung schon viel erreicht haben. Unzählige Feministinnen, Gewerkschafterinnen, Antifaschistinnen, Politikerinnen haben für Frauenrechte gekämpft – manche sind dafür
sogar gestorben. Ihnen gilt unser Respekt. Im Mittelalter wurden
Frauen verbrannt, erschlagen, weil sie für Frauen Gutes getan haben, weil sie selbstbewusst waren, weil sie sich nicht unterdrücken
ließen. Sie sollen durch den Feiertag gewürdigt werden.
Frauen und Mädchen erfahren auch heute noch ständig Gewalt. Es gibt aber Helferinnen, die sich um diese Frauen kümmern: in
Frauenhäusern, in Gewaltberatungsstellen, in Obdachlosentreffs. Sie
verdienen es, gefeiert zu werden. Es gibt Betriebsrätinnen, die sich
für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Sie begleiten
Kolleginnen zum Arbeitsgericht, wenn diese nach der Elternzeit
gekündigt werden. Ihnen gilt Dank für ihren Einsatz.
Frauen, die aus ihrem Heimatland flüchten müssen, werden in
Deutschlandunfreundlich aufgenommen. Die Asylgesetze sind
menschenfeindlich geändert worden. Viele Frauen haben Angst vor
Abschiebung. Den Status der Duldung und nicht selten auch der Illegalität und Papierlosigkeit zu ertragen, erschüttert diese Frauen
und traumatisiert sie. Sie erfahren dennoch Hilfe und Solidarität:
Andere Frauen verbringen nach ihrer Erwerbsarbeit unzählige Stunden damit, sich um diese Frauen zu kümmern. Ärztinnen leisten kostenlose medizinische Hilfe. Sie verdienen einen Tag im Jahr, an dem
man ihnen dankt. Viele Mädchen sind perspektivlos. Eine ganze Generation wächst in Hartz IV-Haushalten auf. Für diese Mädchen
stellt sich nicht die Frage, wie sie Karriere machen. Für sie stellt sich
die Frage nach einem guten Schulabschluss, Schutz vor zu frühen
Schwangerschaften, Schutz vor Niedriglöhnen, Drogen, Prostitution.
Wer sich um diese Mädchengeneration kümmert, ihr Orientierung
gibt, verdient endlich Anerkennung.
In vielen Ländern ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag, in Armenien, Aserbaidschan, Bulgarien, Burkina Faso, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Kuba, Mazedonien, Moldawien, in der Mongolei, in
Russland, Serbien, Tadschikistan, in der Ukraine, in Usbekistan, Vietnam und Weißrussland. In China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei. Es wird also höchste Zeit, dass auch die „westlichen“ Länder ihre Frauen mit einem Feiertag würdigen.
❚
1908 wurde in Deutschland das Verbot politischer Betätigung von Frauen aufgehoben. Viele Genossen der damaligen SPD meinten, dass nun mit der legalen Möglichkeit die
wichtigste Forderung der Frauenbewegung erreicht und
keine eigene Frauenarbeit mehr notwendig sei. Die Frauen
kämpften jedoch weiterhin für Frauenrechte, 1910 brachte Clara
Zetkin den Antrag für einen internationalen Frauentag auf der Amsterdamer Konferenz der Sozialistischen Internationale ein. In der
Geschichte war der 8. März immer ein öffentliches Auftreten von
Frauen gegen patriarchale Verhältnisse, für Frauenrechte, gegen
Kapitalismus, für soziale Gerechtigkeit und gegen Krieg.
In den 1970er Jahren entwickelte sich ein starkes, feministisches Bewusstsein, das sich in der eigenständigen Organisierung
als Frauen für die Entwicklung einer Subjektivität von Frauen, für
ein solidarisches Verhältnis unter Frauen und in einem revolutionären Frauenbefreiungskampf ausdrückt. Wir müssen uns unabhängig von Männern, Staat und Kapital organisieren, wir wollen
nicht gleich-berechtigt ausbeuten und Kriege führen, sondern Sexismus beenden und das Patriarchat zerschlagen.
Der bürgerliche Staat ist nicht unabhängig von der Gesellschaft. Er regelt und garantiert das Gelingen des Kapital-Patriarchats. Er schützt das Privateigentum und regelt die „Ware Arbeitskraft“, die geschlechtsspezifischen Lohnverhältnisse und Arbeitsteilungen, die unbezahlte Versorgungsarbeit. Er stützt die „Normalität“ des Sexismus durch geringere Bewertung von Gewalt an
Frauen z.B. gegenüber Eigentumsdelikten und indem er die Ehe als
„Grundwert“ des Staates verteidigt. Er erschafft mittels „Ausländergesetzen“ sogenannnte „Fremde“, für die soziale und politische
Rechte der Verfassung nicht gelten. Seine Funktion ist die Integration von Widerstand oder die Niederschlagung von Aufständen.
Doch wir lassen uns weder von „Feierlichkeiten“ vereinnahmen
noch von einem §278 mundtot und handlungsunfähig machen.
Für uns ist der 8. März ein FrauenKampfTag – gegen Sexismus
und Patriarchat, gegen Rassismus, gegen Kapitalismus und imperialistische Kriege, für Frauenbefreiung international. Unsere Kämpfe finden alltäglich und organisiert statt, im Alltag, in Beziehungen, bei der
Arbeit, in der Ausbildung, in Institutionen, im Denken, beim Träumen,
im Fühlen und Erkennen, beim Sich-Organisieren, auf der Straße und
gegen den Staat. Demonstrationen sind eine Form, unsere Kämpfe zu
verbinden und öffentlich zu machen, unsere Stärke gemeinsam zu le❚
ben, in Verbundenheit mit den kämpfenden Frauen in der Welt.
Kersten Artus („Die Linke“ Hamburg) treibt die Kampagne „Der Internationale Frauentag muss ein Feiertag werden“
Autonome Feministinnen im Vorbereitungsplenum zum 8. März
seit 2009 voran: http://8-maerz.de
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Beate Hammond
Ein Kinderstar wird achtzig
Heutzutage sind singende Kinderstars ziemlich aus der Mode
(Schnappi-singende Mädchen einmal ausgenommen). Früher,
besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, fand die Gesellschaft
allerdings nichts dabei, sich an den Darbietungen Minderjähriger zu erfreuen. So lange die Kinder klein, zart und schnuckelig
waren, wurden sie vom Publikum geliebt. Mit dem tatsächlichen Alter wurde dann auch mal geschummelt, damit das mit
dem Kindchenschema stimmte.
So kam es dazu, dass aus einer talentierten jungen Frau namens Marie Nejar ein Kinderstar wurde, der auf der Bühne fast
nie ohne Teddybär auftrat. Im Sommer 1949 wird die schwarze
Deutsche Marie Nejar durch einen Zufall am Timmendorfer
Strand entdeckt. Sogar Charlie Chaplin lobt ihre Stimme. Als
Leila Negra feiert sie in den 1950er Jahren große Erfolge in
Deutschland und Österreich.
Zu dieser Zeit tritt sie regelmäßig in Wien auf. Bei einem
„Hausfrauen-Nachmittag“ ( ja, so etwas gab es) im Wiener
Konzerthaus wird sie als „schwarzer Singvogel“ angekündigt.
Ein paar Monate später hat sie einen weiteren Auftritt, diesmal als neuer „Liebling der Wiener“: Im Franz-Antel-Film „Die
süßesten Früchte“ singt sie 1953 im Duett mit Peter Alexander
die Titelmelodie.
Abseits der Bühne kam es trotz aller Berühmtheit zu unangenehmen Erlebnissen. In einem Wiener Strandbad stört sich eine Frau mit den Worten „Ich muss mich gleich übergeben“ an
ihrem Anblick. Die Frau entschuldigt sich erst, als ihre Freundin
sie darauf hinweist, wen sie vor sich hat. Mit Ende Zwanzig
steht Nejar immer noch mit Teddybär im Arm auf der Bühne
und singt Lieder von traurigen schwarzen Menschen. Sie wechselt den Manager, doch als dieser tödlich verunglückt, gibt sie
ihre Gesangskarriere auf und lernt „etwas Anständiges“. Sie
wird Krankenschwester und arbeitet bis zur Pensionierung in
diesem Beruf.
Mit 77 Jahren wird ihre Autobiografie zum Bestseller. Am 20.
März wird Marie Nejar achtzig Jahre alt.
Marie Nejar: Mach nicht so traurige Augen …
Rowohlt Verlag, 2007
28 an.schläge märz 2010
an.rissarbeit.wissenschaft
Fo t o : f l i c k r /n e i n g e i s t
Fo t o : „ I n G e s c h i c h t e e i n g e s c h r i e b e n “ , M ä d c h e n t a g e b u c h 1 9 5 6
buch.projekt
Migration in seinen geschlechtsspezifischen Zusammenhängen aus interdisziplinärer Perspektive.
Eröffnet wird das Semester am 9.3.2010 von Helma Lutz mit ihrer
Vorlesung „Sprechen aus dem Off? Migration und Geschlechterverhältnisse aus internationaler Perspektive“. Weiteren Themenfeldern wie etwa Mobilität und Gender oder Migrationskonstruktionen in der Literatur widmen sich Birgit Enzenberger mit ihrem Vortrag „Frauen auf der
Flucht“ oder María Do Mar Castro Varela, die am 22.6. über „Postkoloniale Konfusionen: Zur Frage von Sexualität und Post-Kolonialismus“
spricht. Die Unsichtbarkeit von Frauen behandelt Sylvia Hahn in ihrer
Vorlesung „Wo sind die Frauen? Oder: Wie die Frauen in der Migrationsgeschichte verlorengingen“. pix
Dienstags, 18.30–20, 5020 Salzburg, Rudolfskai 42, HS 380 Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, www.unisalzburg.at/gendup
Aufklärer_innen gesucht
Aufklärungsbücher für Jugendliche gehen meist von einem heterosexuellen Normalzustand aus, Homosexualität wird gesondert behandelt,
und sowohl Queerness als auch Jugendliche mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sind kein Thema. Das möchte ein Buchprojekt
ändern und sucht dafür Autor_innen. Die Herausgeberinnen Nadine
Glade und Anna Hollendung studierten Gender Studies an der Uni Oldenburg, ihr Konzept beschreiben sie so: „Wir wünschen uns Ihre Perspektive in unserer Aufsatzsammlung für Jugendliche mit und ohne Behinderung, queer, trans*-, inter-, homo-, hetero-, bi- oder asexuell. Sie
können hier darstellen, was Sie selbst früher gern gesagt bekommen
hätten.“ Geplante Themen sind bisher zum Beispiel Medien, Sexualpraktiken, Liebe, Schönheitsideale und Verhütung. Ideen und Beiträge können bis zum 20. März eingesandt werden, nähere Informationen finden
sich unter http://genderblog.de/index.php/2010/01/11/cfp-jugendaufklarungsbuch-fur-alle fis
gründung
l o h n . g l e i c h s te l l u n g
(Kein) Geld für Kindergärtnerinnen
Acht Jahre dauerte der Rechtsstreit, jetzt wurde die Lohnbeschwerde
von hundert schweizerischen Kindergärtnerinnen abgewiesen. 2001
stufte der Kanton Baselland Kindergärtnerinnen zwar in eine höhere
Lohnklasse ein, reduzierte gleichzeitig aber ihr Pensum. Dieses von
den Kindergärtnerinnen beklagte „Zwangs-Teilzeitpensum“ hatte einen insgesamt niedrigeren Verdienst zur Folge. Die Gewerkschaft
„vpod“ kritisiert nun das veraltete Kindergartenbild, auf dessen Basis
das Gericht geurteilt hat: Kindergärtnerinnen sind heute identisch
ausgebildet wie Primarlehrkräfte, ihnen steht somit auch die gleiche
Lohnklasse zu.
Bessere Nachrichten gibt es für KindergärtnerInnen in Österreich:
Mit Anfang 2010 stieg der Mindestlohntarif für KindergärtnerInnen, die
in privaten Kindergärten arbeiten. Auf einen Kollektivvertrag warten sie
allerdings immer noch. be
www.frauensicht.ch, www.ots.at, www.kindergartenaufstand.at
FachGesellschaft GeschlechterStudien
„Diese Satzung wurde von der Mitgliederversammlung am 29. Januar
2010 in Berlin verabschiedet und tritt mit der Eintragung in das Vereinsregister in Kraft“, heißt es in den Statuten der „FachGesellschaft GeschlechterStudien“. Gegründet wurde der Verein von 204 Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden der Technischen Universität Berlin sowie den Zentren für Geschlechterforschung der TU und
HU Berlin, der Universitäten Siegen und Luxemburg. Vorstandsmitglied
Sabine Hark: „Das Ziel der Fachgesellschaft ist es, die Etablierung und
Weiterentwicklung der Geschlechterstudien im deutschsprachigen
Raum sowie insbesondere den inter- und transdisziplinären Austausch
zu fördern.“ kaiv
http://fg-gender.de
ring.vorlesung
Migration und Geschlechterverhältnisse
Can the Subaltern speak? Dieser Frage widmen sich die Vorträge der
Ringvorlesung „Kann die Migrantin sprechen? Migration und Geschlechterverhältnisse“ an der Salzburger Universität. Die Beiträge der 12. Ringvorlesung aus dem Bereich Gender Studies untersuchen das Phänomen
event
Oh Economy, Up Yours!
Schnell Entschlossene auf nach Berlin! Anfang März wird dort Ökonomie aus queerfeministischer Perspektive kritisiert: In Workshops und
Vorträgen, bei Filmen und Partys soll klar werden, dass linke Ökonomiekritik und queere und feministische Anliegen miteinander verwoben
sind. Denn Ökonomie und Heteronormativität haben eines gemeinsam: Sie sind Regulierungssysteme, die uns den Status quo als normal
oder sinnvoll erscheinen lassen. Für gesellschaftliche Veränderungen
müssen diese Normierungen aber aufgebrochen – oder zumindest diskutiert werden.
Inhaltliche Schwerpunkte des Events sind „Reproduktionsverhältnisse im 21. Jahrhundert“ und „Gewaltökonomien“, die Themen decken
dabei von Care-Work bis zum Einkommenssteuerrecht und personalisierter Gewalt einiges ab. Von einem fixen Ökonomiebegriff wollen die
Veranstalter_innen dabei nicht ausgehen, denn die Frage ist vielmehr:
Welchen Ökonomiebegriff braucht eine queerfeministische ökonomiekritische Theoriepraxis? be
4.–6.3., Who cares? Queerfeminismus & Ökonomiekritik, Berlin, verschiedene Veranstaltungsorte,
www.feministische-oekonomiekritik.org
märz 2010 an.schläge 29
anwältinnenkollektiv
Sie hören von meiner Anwältin …
Die Juristerei kämpft immer noch mit eigenen Geschlechtsbarrieren. Doch Anwältinnen antworten mit cleveren
Formen der Vergesellschaftung. Drei aktuelle Fälle von Selbstständigkeit. Von Katharina Ludwig
Als Margarete Berent am 7.
März vor 85 Jahren als erste
Anwältin in Preußen zugelassen wurde, bezog sie ihre „Anwaltspraxis“ in Berlin-Schöneberg. Sie verdiente sich ein Anwaltseinkommen, reiste wiederholt ins Ausland,
engagierte sich in der Frauenbewegung und in der jüdischen Gemeinde,
hielt Vorträge und sprach im Radio.
Nach langem Warten auf die praktische Berufsberechtigung, machte sie
sich, mit 37 Jahren, selbstständig. Berent war als Anwältin aktiv, bis sie im
Sommer 1933 als „Nicht-Arierin“ aus
der Rechtsanwaltskammer ausgeschlossen wurde.
Mittlerweile sind mehr als fünfzig
Prozent der AbsolventInnen der juristischen Staatsexamen Frauen. Der Frauenanteil der über 150.000 in Deutschland tätigen AnwältInnen liegt bei
dreißig Prozent, noch 1970 kamen nicht
einmal fünf Anwältinnen auf 95 männliche Kollegen. Die Wege der Freiberuflerinnen sind heute divers, führen in internationale Großkanzleien, feministi30 an.schläge märz 2010
Frauen wieder auf, wechseln in eine
kleinere Kanzlei oder in den öffentlichen Dienst, weil die Arbeit dort besser
Dünne Höhenluft. In herkömmlichen Kanz- mit der Familienarbeit kombinierbar ist.
leien sind laut der aktuellen Statistik
Mayer selbst hat sich nach dem
des Deutschen Anwalt Vereins (DAV) 38 Studium mit Freunden selbstständig
Prozent der MitarbeiterInnen weiblich.
gemacht und wurde dann durch Fusion
Knapp über 18 Prozent sind gleichbeTeil einer Großkanzlei mit 150 Fachkräfrechtigte Partnerinnen. In vielen Fällen
ten. Ihre Wochenarbeitszeit liegt bei etarbeiten Anwältinnen nicht nur für ihre wa sechzig Stunden. Die Arbeit in
MandantInnen, sondern auch für ande- Großkanzleien, sagt sie, setzt natürlich
re Anwälte, für ihre Chefs.
relativ viel Flexibilität und Bereitschaft
„Der Frauenanteil ist eine Sache der voraus: Man muss ab und zu kurzfristig
Generationen,“ sagt Barbara Mayer,
reisen oder eben auch mal Abends da
Freiburger Partnerin der international
sein. „Letzten Endes sind die Kinder das
tätigen Sozietät Graf von Westphalen
Entscheidende für die Stellung von
und spezialisiert auf Gesellschaftsrecht, Frauen in Anwaltskanzleien“, so Mayer.
Fusionen und Übernahmen, auf EngFür Anwältinnen wie sie, die keine Kinlisch kurz M&A. „Bei Neueinstellungen
der haben, oder deren Kinder schon erliegt der Frauenanteil inzwischen bei al- wachsen sind, gäbe es keine Nachteile.
len größeren Kanzleien zwischen
„Die Frage ist, ob es möglich ist, sich in
dreißig und vierzig Prozent, aber im Lau- einer Phase mit kleinen Kindern so zu
fe der Jahre wird es immer dünner.“
engagieren wie es andere tun und
Dafür gebe es zwei Gründe: Einerseits
dann auch beruflich voranzukommen.“
gab es unter den heute Fünfzig- bis
Die trennende Marke liegt bei etwa 32,
Sechzigjährigen noch weniger Jura-Stu- 33 Jahren. „Jedenfalls in Deutschland“,
dentinnen, andererseits hören manche fügt Mayer hinzu. Denn im Vergleich
sche Juristinnenkollektive oder in frauenbewegte Bürogemeinschaften.
kollektivanwältinnen
mit Kanzleien und Unternehmen aus
anderen Ländern, mit denen sie im internationalen Wirtschaftsrecht immer
wieder zu tun hat, wird deutlich, dass
der Frauenanteil auch viel größer sein
kann.
In der Arbeitsgemeinschaft „Anwältinnen des DAV“ engagiert sich Mayer
gemeinsam mit 249 Kolleginnen dafür,
nach wie vor existierende berufliche Behinderungen für die Arbeitsrealität von
Frauen abzubauen. Etwa wenn für Notarsprüfungen eine Anzahl von bearbeiteten Fällen in einem Zeitraum gefordert wird, der mit der Teilzeitarbeit
nicht mehr vereinbar ist. Das klingt
nach Kleinigkeiten, führt aber faktisch
dazu, dass Anwältinnen – von denen
eben viele in einer bestimmten Phase
Teilzeit arbeiten – faktisch von bestimmten Tätigkeitsbereichen ausgeschlossen sind.
In einem Beratungsberuf sei das
Standing aber zu einem erheblichen Teil
auch eine Frage des Alters, räumt Mayer
ein. Ein junger Berater habe weniger
Autorität als ein älterer; und das gelte
für Frauen genauso wie für Männer. „Ich
büro war klar politisch begründet –
nicht weil ich nicht mit Männern zusammenarbeiten könnte, sondern um
eine klarere, gesellschaftlich sichtbare
Parteinahme für Frauen herauszuarbeiten.“
Die Anwältinnen im Kollektiv in
Berlin-Kreuzberg verstanden ihre Arbeit
politisch, was wegen zusätzlichem Engagement und neben dem ökonomischen Druck zu einem enormen Arbeitspensum führte, erzählt Wessel.
Trotz unterstützendem Ansatz stand
die Gruppe letztlich vor einem ähnlichen Phänomen wie Frauen in mancher
Großkanzlei: Zumindest in dieser bestimmten Personenkonstellation konnten sie nicht auf veränderte Lebensformen und Prioritäten Einzelner reagieren. Vor drei Jahren löste sich das zu seiner Zeit größte Anwältinnenkollektiv
Europas auf. Mit einer ehemaligen Mitstreiterin ist Wessel heute in einer Sozietät zusammengeschlossen, also zur
gemeinschaftlichen Berufsausübung
mit gemeinsamer Kasse, mit zwei weiteren Anwälten und einer Anwältin teilt
sie sich das Büro.
Solidarische Kooperativen. Für Lisa Griesehop, Fachanwältin für Arbeits- und
Sozialrecht in Berlin-Mitte, war der
Schritt in ein kooperatives Anwältinnenbüro nach ihren selbstorganisierten
Erfahrungen während des Jura- und Soziologie-Studiums nur konsequent. Seit
1996 teilt sie sich mit zwei Kolleginnen
ein Büro in der ehemaligen Fabriksanlage WeiberWirtschaft, wo mehr als sechzig Frauen in Genossenschaften ihren
Initiativen und Unternehmungen nachgehen.
Griesehop, ebenfalls aktiv in der AG
Anwältinnen, sieht eine eindeutige Tendenz, nicht in Großkanzleien zu gehen.
Die Chancen, Richterin zu werden, seien
eher gering. Die Aussicht auf Stellungen
bei der Staatsanwaltschaft seien besser,
aber als Anklägerin des Staates zu wirken sei für viele auch nicht wünschenswert. Der Weg in die Selbstständigkeit
hingegen sei ganz realistisch und dennoch für viele nicht vorstellbar. „Hier gibt
es eine große Diskrepanz zwischen den
Vorstellungen und der Realität des Berufswunsches. Viele scheuen die Verantwortung, eine Kanzlei zu führen.“
„Die Entscheidung für das Kollektivbüro war klar politisch begründet – nicht weil
ich nicht mit Männern zusammenarbeiten könnte, sondern um eine klarere, gesellschaftlich sichtbare Parteinahme für Frauen herauszuarbeiten.“
bin 45 und merke, dass ich jetzt eher
ernst genommen werde als mit dreißig.
Wenn man jemanden berät, sagt man
letztlich, was er oder sie tun soll – -dazu
bedarf es einer gewissen Erfahrung und
,grauer Schläfen'.“
Überlastete Kollektive. Barbara Wessel,
Jahrgang 1965, hatte es schon bis zum
ersten Staatsexamen geschafft, als sie
ihr Jura-Studium zwischenzeitlich abbrach. Sie hielt ihr Fach für eine konservative und werterhaltende Wissenschaft, in der man keine neuen Impulse
setzen kann und nur eine bestehende
Rechtsordnung verteidigt. Schließlich
machte sie aber doch ihren Abschluss
und trat im Jahr 2000 als Fachanwältin
für „Ausländer-, Asyl- und Familienrecht“ in ein Frauenkollektiv von sieben
Anwältinnen ein, das sich auf die Vertretung von Frauen spezialisiert hatte.
„Die Entscheidung für das Kollektiv-
Wessel meint,, dass viele Frauen
auch die finanzielle Unsicherheit fürchten, die die Selbstständigkeit mit sich
bringt. In einer Bürogemeinschaft hängen, wenn es nicht gut läuft, alle im Risiko mit drin. Wessel ist Mitglied im Republikanischen Anwaltsverein, der sich
als Teil einer Bürgerrechtsbewegung
versteht und auf fortschrittliche Rechtsentwicklung hinwirken will.
Arbeitsklima und Verhaltenstypen,
das macht Wessel im Gespräch aber
klar, sind sehr von der juristischen Spezialisierung bestimmt. „AnwältInnen
werden je nach Arbeitsbereich stark in
Rollen gezwungen: Selbstdarstellungsund Behauptungsdruck variieren sehr.“
Ob sie etwa lautstark auftreten, weil
dies auch von den MandantInnen so
gewünscht und zuweilen mit Kompetenz verwechselt wird, sei ebenso von
Fachgebiet zu Fachgebiet sehr unterschiedlich.
Anwältin Griesehop und ihre zwei
Kolleginnen treten nach außen hin gemeinsam auf, rechnen intern aber individuell ab. Das ermöglicht jeder – egal
ob mit jungen oder älteren Kindern
oder eben ohne –, den Arbeitsaufwand
den übrigen Lebenserfordernissen und
-bedürfnissen anzupassen. „Aufgrund
der Organisation als Bürogemeinschaft
besteht ein hohes Maß an Flexibilität.
Jede arbeitet, so viel wie sie will.“ Es gilt
das Solidarprinzip, Griesehop selbst ist
vierzig Stunden pro Woche vor Ort.
„In US-Kanzleien ist es gang und
gäbe, zwölf Stunden zu arbeiten und
bis 22 Uhr im Büro zu sitzen,“ sagt sie,
„selbst wenn nichts mehr zu tun ist.“
Acht Stunden am Tag würden reichen,
danach sei man sowieso nicht mehr
leistungsfähig. „Hier wie dort gibt es
aber Frauen, die sich zusammentun wie
z. B. im Deutschen Anwaltsverein und
sagen, dass es so nicht weitergeht.“
❚
märz 2010 an.schläge 31
medienraum
„Ein sehr, sehr seltsames Terrain“
Die kanadische Medienkünstlerin Michelle Teran sieht in den Bildern aus YouTube & Co. und der realen lokalen
Nachbarschaft kein Entweder-Oder. Doch der Sprung von der digitalen Karte auf die Straße kann manchmal auf den
Magen schlagen. Ein Interview von Katharina Ludwig.
Links zum Projekt „Buscando al Sr.
Goodbar“ von Michelle Teran:
http://techformance.blogspot.com
www.ubermatic.lftk.org
32 an.schläge märz 2010
Der junge Billardspieler aus
Murcia in Spanien hatte nicht
mit Kameras gerechnet und
auch nicht damit, dass auf ein
YouTube-Video hin bald eine
Gruppe Interessierter in seinem
Schlafzimmer sitzen würde. Verantwortlich für diese Verwirrung ist Michelle Teran, diesjährige Preisträgerin
des transmediale-Festivals für digitale
Kunst. Mit ihrem Stadtprojekt „Buscando al Sr. Goodbar“ hat die von Berlin
aus tätige Kanadierin ein Interface für
hybrid menschlich-mediale Räume geschaffen: Dazu nutzte sie die Funktion
„Geotagging“, mit der YouTube-Broadcaster seit 2007 ihre Videos geografisch lokalisieren und auf GoogleEarth
verzeichnen lassen können. Sie kreierte
damit eine Stadtwahrnehmungstour
entlang heimproduzierter Bilder:
Während sich ein Bus durch die
Straßen bewegt, sind auf Bildschirmen
lokale YouTube-Clips von Klavierspielern, Betrunkenen, jungen Akrobaten
im Park und der jeweils aktuelle Standort auf Google Earth zu sehen.
an.schläge: Hatten die Leute aus den
YouTube-Videos, die ihr mit der Bustour
in Murcia besucht habt, eigentlich
Angst, ihre Anonymität zu verlieren?
Michelle Teran: Nein, überhaupt
nicht. Der Filter hat ja schon vorher angesetzt: Die, die Angst hatten, haben
wahrscheinlich erst gar nicht auf meine
YouTube-Nachricht reagiert. Das waren
fünf von zehn. Die andere Hälfte, die
mir geantwortet hat, hatte sich bereits
auf das Abenteuer eingelassen. Ich habe die Leute bei diesem Projekt ja dezidiert um Erlaubnis gefragt und sie eingeladen, sich aktiv bei der Produktion
eines Kunstwerkes zu beteiligen. Sie
sind also Mitwirkende, die wissen, was
sie tun.
Du hast dich in den letzten Jahren
viel mit Bildern von privaten Überwachungskameras beschäftigt und sie etwa
in Oslo als interventionistisches Freiluftkino übertragen. Dabei ging es stark um
Verfremdung. Zielst du jetzt mit „Buscando al Sr. Goodbar“ eher darauf ab, die
mediatisierte Umgebung wieder vertraut zu machen?
Mir geht es um Dekontextualisierung und Entwöhnungsprozesse. Menschen entwickeln bestimmte Einstellungen und Beziehungen zu dem, was
sie tun. Man kann diese aber ein wenig
untergraben – gar nicht im Sinne von
Attacke, sondern mehr als kleine Verschiebungen. Diese Destabilisierung erlaubt andere Interpretationen und Gefühle in der Beziehung zwischen Medien und physischem Raum. Das ist ja ein
sehr, sehr seltsames Terrain, so hybrid,
fragmentiert und verflochten. Diese Erfahrung, simultan zwischen physischen
und mediatisierten Situationen zu operieren, dieses Schwanken möchte ich
beleuchten.
Wie gehst du dabei vor, etwa beim
Projekt „Buscando al Sr. Goodbar“?
Zuerst habe ich zwei, drei Monate
für mich alleine recherchiert. Habe auf
Google Maps herumgesucht, YouTubeKanäle gesichtet und begonnen Playlisten zu erstellen. In Murcia habe ich
dann mit Irene Verdú, einer Schauspielerin aus der Stadt, zusammengearbeitet und mich mit ihr über die Videos
raummedien
und die Menschen darin ausgetauscht.
Erst dann begannen wir durch die Stadt
zu gehen. Was das für ein Unterschied
ist, in einem Büro Videos zu sichten
oder plötzlich in der Straße zu versuchen, sich zu orientieren! Das war eine
unglaublich verwirrende Realitätsverschiebung. Du hast dich an eine gewisse Stadtansicht auf der digitalisierten
Karte gewöhnt und plötzlich stehst du
da und fragst dich: Wie komme ich jetzt
dorthin? Ziemlich ekelerregend, beim
ersten Mal fühlte ich mich zerknittert,
und mir wurde übel.
Warum denn?
Auf einer Karte ist alles geordnet
und in sich geschlossen. Auf der Straße
sind die Distanzen aber anders, du
separate Online- und Offline-Gruppen
zu denken, rationalisiert und stabilisiert
bereits das Erlebnis. Was in Wirklichkeit
passiert, ist hybrid. Wir sind sehr fragmentierte Individuen mit all diesen verschiedenen komplexen körperlichen
und mentalen Erfahrungen, sozialen Interaktionen, kulturellen Transformationen und ästhetischen Erscheinungen.
Zum Beispiel?
Wenn jemand sagt, er/sie macht
ein Video für dich, denkt man an eine
Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Eigentlich
ist es das aber nicht. Es ist
Broadcast/Rundfunk, also leckt es überall. Du bekommst unbeabsichtigtes Publikum. Mit meinen urbanen Interventionen zu privaten Überwachungsbil-
solchen Karten beteiligen? Ich rede
nicht von Entlohnung, aber sie müssen
doch etwas zurückbekommen. Firmen
können große Datenmengen nach Belieben einfach löschen, das Interface ändern oder bestimmte Angebote streichen. Das Beispiel Facebook zeigt, dass
hier aber auch Petitionen entstehen
können, Information weitergegeben
und auch von Mainstream-Medien aufgenommen wird und schließlich Einfluss auf Entscheidungen möglich ist.
Gab es einen Punkt, wo sich dein Interesse für Distanz/Nähe verschoben
hat, als du begonnen hast mit Live-Video,
Telepräsenz und Performance zu experimentieren?
In der Tschechischen Republik, An-
Der Diskurs in den 1990ern, das Internet sei ein ortloser Ort,
war eine Fehlkonzeption.
weißt nicht, wo du lang sollst und musst dich erst eingewöhnen oder wieder
eingewöhnen. Man muss sich die Beziehung zwischen der Karte und dem Geschehen vor Ort ansehen und das irgendwie zusammenbringen.
Hat sich dadurch auch dein Blick auf
die Karte verändert?
Ja, absolut. Üblicherweise navigiert
man ja mithilfe von Gebäuden und Zeichen, verschiedenen visuellen Hinweisen und nicht nach Straßennamen.
Nicht „Biegen Sie auf Straße xy rechts
ein und folgen Sie dem Streckenverlauf“. Schließlich kam noch der Busfahrer unserer Tour zu uns dazu. Der war
natürlich Profi. So kamen verschiedene
Einstiegsebenen zur Stadt zusammen.
Oft werden Online-Netzwerke ja solchen in der greifbaren Wirklichkeit gegenübergestellt – als wären sie abgetrennt und würden die anderen Netzwerke verdrängen.
Für mich ist das Interessante an der
Arbeit mit diesen Technologien, dass es
keine Entweder-Oder-Situation gibt.
Das hat auch mit meinen eigenen Kollaborationen zu tun. Man arbeitet online zusammen, aber trifft sich auch im
echten Leben. Die Beziehung bewegt
sich immer wieder, betritt dieses unterschiedliche Terrain und verlässt es wieder. Das ist kein theoretisches Konzept,
sondern die gegenwärtige Realität. An
dern zeige ich diese Lecks und bringe
das unbeabsichtigte Publikum ein.
Du arbeitest auch mit großen Plattformen wie Google und YouTube. Welche
Rolle spielt es für dich, wer diese Plattformen besitzt?
Was ich mache, bezieht sich immer
auf eine alltägliche Produktion von Bildern. Egal, ob sie beabsichtigt ist oder
nicht. Ich arbeite also mit gefundenen
Bildern und deshalb dort, wo diese entstehen – das sind nun mal kommerzielle Plattformen. Ich sehe darin aber keine
große Veränderung. Es wurde immer
auch schon in kommerziellen Kontexten gearbeitet, zum Beispiel bei der
Schnappschuss-Fotografie mit Kodak.
Was sich ändert, betrifft die Produktion
von Daten und deren Vernetzung.
… womit viele kritische Punkte verbunden sind. Siehst du hier einen Bewusstseinswandel?
Es gibt viel Diskussion über digitale
Arbeit und Datenschutz, die sehr wichtig und komplex ist. Mich interessiert
aber vor allem, über Agency zu sprechen, über Handlungskompetenz und
Übertragbarkeit von Daten. Wer interpretiert die Bilder, und wer gibt ihnen
Bedeutung? Welche Verantwortung haben Firmen gegenüber den Menschen,
die diese Umgebungen online mitgestalten und die sich mit ihren selbstproduzierten Medien zum Beispiel aktiv an
fang der 1990er, hatte ich erstmals die
Gelegenheit, mit geografischem Bezug
zu arbeiten, und begann über das Verhältnis von Information und Ort nachzudenken. Information wie Architektur,
im Verhältnis zu Geschichte und Politik.
Gleichzeitig zeigte mir die Zusammenarbeit mit tschechischen und russischen KünstlerInnen das Performative
des Raums und die vielen Schichten, die
ihn ausmachen. Das hat mich geprägt,
genauso wie später das Arbeiten in
Netzwerken mit KünstlerInnen aus Ostund Westeuropa, Kanada und den USA.
Als ich 1999 mit Online-Performances begann, waren über die Videokonferenz-Software CuSeeMe Menschen an
diesen unterschiedlichen Orten miteinander verbunden, aber jedeR hatte eine
Kamera, die auf einen Punkt in der eigenen Wohnung gerichtet war. MusikerInnen spielten ihre Instrumente, manche
machten bewegungsorientierte Performances – aber es brauchte immer einen
Anfangsort, das eigene Wohnzimmer
oder wo auch immer die Performance
stattfand. Das Ereignis war also schon
immer in der äußerlichen Realität begründet. Der Diskurs in den 1990ern, das
Internet sei ein ortloser Ort, war eine
Fehlkonzeption.Wir sind nicht plötzlich
in eine 3D-Welt eingetaucht, sondern haben unsere Umgebung geschaffen und
❚
dann online gestellt.
märz 2010 an.schläge 33
kulturan.riss
Zapatistische Frauen luden zum Jahreswechsel 2006/07 zu einem transnationalen „Ersten Treffen der zapatistischen Frauen mit den Frauen der
Welt“ in das selbstverwaltete Aufstandsgebiet ein, in den Lakandonischen Regenwald nach La Garrucha.
Auch der Verein Zwischenzeit aus Münster nahm an der Versammlung teil und präsentiert im März die Buch- und DVD-Edition „Das Recht
glücklich zu sein – El derecho de ser feliz“, die die Redebeiträge jenes
Treffens dokumentiert: Darin wird sowohl von den individuellen Biografien der indigenen Frauen vor dem Aufstand vom 1.1.1994 als auch von
ihren Aufgaben, Schwierigkeiten und Erfolgen im Prozess der Partizipation von Frauen innerhalb der EZLN berichtet. Ihnen geht es um den Aufbau einer zivilen Selbstverwaltung wie auch um den alltäglichen Kampf
um Anerkennung als Frauen, Indigene und Arme.
Teile der Gewinne aus dem Verkauf gehen an zapatistische Frauenprojekte. vers
M o d e r s o h n - B e c k e r, S e l b s t b i l d n i s a m 6 . H o c h z e i t s t a g , 2 5 . M a i 1 9 0 6
Die Buch-DVD-Edition kostet 16 Euro und kann bestellt werden unter: [email protected]. Weitere Infos:
www.zwischenzeit-muenster.de
dj.line
Frequenz fürs Herz
a u s s te l l u n g
Dinky, Electric Indigo, Jennifer Cardini oder Cio d’Or – hört sich schon mal
gut an und nach den richtigen Ingredienzen für einen feinen, tanzbaren
Abend. Die female:pressure-DJanes Misonica und Thielephon laden gemeisam mit dem Club Planetarium ab jetzt monatlich in eben genannte
Location zur female DJ-Line Hertzbeat und präsentieren internationale
Labels, weltweit bekannte Acts der Techno- und Minimal-Szene und vergessen auch nicht auf Newcomer-Geheimtipps. Vor allem weibliche,
denn die wollen die Veranstalterinnen auf der Bühne sehen – männliche
Konkurrenzveranstaltungen gibt es ja genug. mij
Hertzbeat Opening, 12.3.2010, mit Dinky, Electric Indigo, VJ: c++, ab 22.00, danach monatlich, www.myspace.com/hertzbeat
Ohne frauliche Empfindsamkeit
Fassungslos zeigten sich BetrachterInnen Ende des 19. Jahrhunderts angesichts der Bilder der Künstlerin Paula Modersohn-Becker: „Roh“ und
„brutal“ wären sie – und vor allem ohne das „Mütterliche, Frauliche,
Empfindsame“, das sie doch eigentlich hätten haben müssen. Modersohn-Becker gab wenig auf diese bürgerlichen Erwartungen, privat
ebenso wie auf der Leinwand. Beeinflusst von Vorbildern wie Cézanne
oder Van Gogh verzichtete sie auf Naturtreue und reduzierte auf das
Wesentliche. Auf dem „Porträt am 6. Hochzeitstag“ malt sie sich selbst:
halbnackt, schwanger und frisch getrennt von ihrem Mann. Eine junge,
alleinstehende Frau mit Kinderwunsch – im Jahr 1906 ein ebenso großer
Skandal wie Modersohn-Beckers Bilder. Während ihres kurzen Lebens (sie
starb mit 31 Jahren) verkaufte sie nur drei Bilder. Heute gehört sie zum
Kanon der westeuropäischen Kunstgeschichte. han
Paula Modersohn-Becker: Pionierin der Moderne, 14.3.-4.6., Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3, T.: 02732/90 80
10, www.kunsthalle.at
d o ku m e n t a t i o n
Das Recht auf Glück
1994 erhob sich die zapatistische Befreiungsarmee EZLN im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gegen kapitalistische Ausbeutung sowie
rassistisch motivierte Diskriminierung und patriarchale Unterdrückung.
34 an.schläge märz 2010
s te i r i s c h e . ku l t u r f ö r d e r u n g
Feigenblatt
In diesem Jahr möchte die steirische Kulturservicegesellschaft KSG
den weiblichen Anteil am Kulturschaffen des Landes sichtbar machen.
Das für Juni geplante Symposium „frauen.kultur.steiermark“ soll zeigen, was Frauen im Kulturbetrieb alles leisten können, erklärt Geschäftsführerin Angelika Vauti-Scheucher. Daneben wird den Frauen
ein „besonderer Platz“ in der KSG-Galerie „Kon-Temporär“ eingeräumt.
Dabei sollte das Land Steiermark doch gar nicht selbst kulturell tätig
sein, gibt Anita Hofer, Obfrau der IG Kultur Steiermark, der Interessensgemeinschaft autonomer Kulturinitiativen im Bundesland, zu bedenken. Und weist darauf hin, dass die KSG als Eigentum des Landes aus
dem Kulturressort finanziert wird und mit ihren 1,5 Millionen Euro
Budget fast ebenso viel erhält, wie die gesamte autonome Kulturszene
zusammen.
„Anstatt selbst Programm zu machen und einen teuren Verwaltungsapparat zu unterhalten, sollte das Geld zu den Kulturschaffenden
fließen“, sagt Hofer. „Ein Frauenschwerpunkt ist nur als Förderungsschwerpunkt nachhaltig. Ohne direkte Förderung an Künstlerinnen oder
feministische Projekte erfüllt die vermeintliche Sichtbarmachung lediglich eine Feigenblattfunktion.“ han
KSG: http://kulturservice.steiermark.at; IG Kultur Steiermark: http://igkultur.mur.at
staats.preis
„Nicht einmal Koproduktionen“
Die Position der „Komponistin in Österreich“, sagt Olga Neuwirth, habe
es in Österreich schlicht „nicht gegeben“. Auch jetzt hat sie noch darum
zu kämpfen: „Ich muss in Österreich, wahrscheinlich weil ich eine Frau
bin, jedes Mal wieder beweisen, dass ich komponieren kann. “
Am 4. April wird die 41-jährige Grazerin als zehnte Frau mit dem
Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Für Neuwirth eine „Ehre“ – wenn auch eine „erstaunliche“: Ihr Verlag befindet sich in
Berlin, in näherer Zukunft sind „nicht einmal Koproduktionen“ mit
Österreich geplant. „Wäre ich von Österreich abhängig gewesen, wäre
ich keine Komponistin.“ Ministerin Schmied jedenfalls hat dem Vorschlag des Kunstsenats, Neuwirth auszuzeichnen, „mit besonderer
Freude“ zugestimmt: Sie verfüge „über differenzierte Kenntnisse in
der Bildenden Kunst, dem Film, der Neurowissenschaften und der Philosophie“. han
regie.preis
Unter Frauen-Regie
Michèle Thoma
Zum ersten Mal zeichnete der US-amerikanische RegisseurInnenverband (Directors Guild of America) in diesem Jahr eine Frau aus: Die
amerikanische Filmemacherin Kathryn Bigelow bekam den Preis der
DGA für ihr Kriegs-Drama „Tödliches Kommando“ („The Hurt Locker“).
Der Film handelt von einem Bombenentschärfer in den frühen Tagen
der Irak-Besetzung und von der Droge, die der Krieg sein kann. Die 58Jährige setzte sich damit unter anderem gegen James Cameron
(„Avatar“) durch. Zuvor war das Kriegsdrama bereits von Hollywoods
ProduzentInnen zum Film des Jahres gewählt worden, kurz darauf
wurde es für neun Oscars nominiert – unter anderem für die beste Regie. Bis auf sechs Ausnahmen ging der Regie-Oscar seit 1948 immer an
den Gewinner des DGA-Awards. Daumendrücken kann aber trotzdem
nicht schaden. han
Raus hier!
http://diestandard.at
a u s s te l l u n g
Role-Taking, Role-Making
Die erste österreichische Einzelausstellung der in Sarajevo geborenen
Installations- und Videokünstlerin Danica Dakiç gibt es noch bis Mai
in Wien zu sehen. Von eigenen und fremden Migrationserfahrungen
berichtet Dakiçs Werk, etwa von der Diskriminierung der Sinti und Roma im Kosovo wie auch in Deutschland, und beschäftigt sich mit der
Macht von Sprache, Identität und kulturellem Gedächtnis. Zur Erforschung von Stereotypen nutzt Danica Dakiç Strategien des Theaters
und der Performativität: Eine Methode ist dabei die Nachahmung
konventioneller Darstellungen, die dokumentarischem Material gegenübergestellt werden und die Objekte selbst zu Wort kommen lassen. Die Künstlerin spielt mit Klischees, Erwartungshaltungen und
Vorstellungen von Identität, die im Zuge von Exil und Globalisierung
brüchig werden. fis
Danica Dakiç: Role-Taking, Role-Making, 22.1.-16.5., Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 15
„Wird aber auch höchste Zeit“, sagt Älteste Tochter. „Na endlich!“, sagt
Jüngere Tochter. Jüngster Sohn schaut vor sich hin. „Armer Jüngster
Sohn“, sagt Älteste Tochter zu Jüngstem Sohn, über Jüngsten Sohn.
„Jetzt sitzt du mit den beiden Verrückten da.“
Die beiden Verrückten sind der Vater und die Mutter. Oder die beiden
Alten. Die verrückten Alten und die alten Verrückten. Mit denen sitzt
Jüngster Sohn jetzt bald allein da. Wenn Ältester Sohn auszieht, was
ziemlich bald sein wird. Ältester Sohn ist einfach zu alt, um noch weiter
mit zwei Alten und einem Jüngsten und lauter Verrückten zu leben.
„Ich muss hier raus“, sagt er und rüttelt an den Stäben. Den Letzten
beißen die zahnlosen Hunde.
Jüngster Sohn schaut beklommen drein.
„Ich weiß nicht, warum er so schnell auszieht, so plötzlich“, sagt die
Mutter, und weiß es natürlich. „Er hätte noch ein, zwei Jahre hier chillen
können. Alles all inclusive.“
„All inclusive euch“, sagt Älteste Tochter, die wie die meisten ältesten
Töchter eine Nestflüchterin war. „Wir sind doch echt locker“, sagt die
Mutter. „Wir sind doch ein bisschen wie eine WG.“ – „WG … wer will
schon mit seinen Eltern in einer WG leben!“, sagt Älteste Tochter. Jüngste Tochter verzieht das Gesicht ironisch. Gott sei Dank hat sie den Absprung aus der Möchtegern-WG der Mutter geschafft: Mit all ihren Farben, Stoffen, Düften ist sie ausgezogen und hat die Mutter in einem
Männerheim voll schwarzer Socken, sumpffarbener Bundesheerunterhosen und düsterer Duschgels zurückgelassen.
„Er könnte in einer WG leben, in der zwei Verrückte, zwei Alte, zwei verrückte Alte alles machen“, sagt die Mutter. „Und er kann machen, was
er will.“
„Vielleicht will er nicht machen, was er will, während er alles gemacht
bekommt“, sagt Älteste Tochter.
„Schon gut, dass er geht“, sagt Jüngste Tochter. „Aber Jüngster Sohn
kann einem echt Leid tun.“
„Ich bin schneller weg, als ihr schauen könnt“, sagt Jüngster Sohn.
märz 2010 an.schläge 35
theaterexperiment
A H o m e l e s s Q u e e n , I n s t a l l a t i o n 2 , Fo t o : L u c a Pa g l i a
Learning by Doing
Regina Fichtner ist freie Perfomerin in London. Das bedeutet ein Leben mit Callcenter-Job, Warehouse-Festivals und
Arbeitsbekanntschaften. Ein Porträt von Irmi Wutscher.
Regina Fichtner, geboren und aufgewachsen in Deutschland/Mainz.
Studierte Theaterwissenschaft in
Mainz und absolvierte eine MA in
Performance in Hamburg. Sie lebt
als freischaffende Performancekünstlerin, Schauspielerin und
Theaterpädagogin in London.
Die nächste Möglichkeit, das
Ophelia Collective live zu sehen:
Sonntag, 21. März,„Scratch at the
Jack“, Brockley Jack Theatre London
Weitere Infos :
www.brockleyjack.co.uk
36 an.schläge märz 2010
Ein windiger November-Sonntag in London. Im Proberaum
im obersten Stockwerk eines
aufgelassenen Warehouses
hängen drei leere, goldene Bilderrahmen von der Decke. Rhiannon
Brace, Sonja Brühlmann und Regina
Fichtner bemühen sich, den Raum mit
einer Gasheizkanone auf halbwegs akzeptable Arbeitstemperatur zu bekommen. Sieben Pfund kostet er pro Stunde,
er ist für zehn Stunden gemietet. Wertvolle Zeit, denn immerhin soll an mehreren Projekten weitergearbeitet werden. Daher beginnen die drei zügig mit
dem Aufwärmen, Körper- und Kontaktimprovisation. Danach arbeiten sie an
einer Performance, die sich mit der Figur von Katharina der Großen beschäftigt. Die Frauen schauen unverwandt
durch die Bilderrahmen durch, sie nehmen künstliche, steife, majestätische
nicht hinter ’nem Blatt sitzen und über
meine Kunst nachdenken, ich möchte
einfach tun.“
Und das Tun, das funktioniert, denn
Machen statt Denken. Seit Januar 2009
in London finden sich – über Festivals,
lebt Regina Fichtner als freie Performerin in London. Nach einem Studium der bei Vorsprechen und bei sogenannten
Theaterwissenschaft und einem Master Scratch-Nights – junge KünstlerInnen
zusammen, die auf eigene Faust Perforin Performing Arts in Hamburg ist sie
hierher gekommen, um in der Londoner mances entwickeln und ihr Work-in-Progress auf Mini-Festivals zeigen. So wie
Kunstszene Fuß zu fassen. Angezogen
hat sie vor allem die hier vorherrschen- Regina mit den anderen Frauen vom
Ophelia Collective.
de Learning-by-Doing-Mentalität: „In
England ist es so, dass man am besten
was zeigen soll. Bevor man überhaupt
Im Kollektiv. Das Kollektiv hat sich 2009
erwartet, dass man Geld kriegt. In
gegründet, ursprünglich mit vier MitDeutschland, hab ich das Gefühl, ist es
gliedern, als Zusammenschluss von „feein bisschen umgekehrt: Man reicht ein male movement artists“, also KünstleKonzept ein, das theoretisch und toll
rinnen, die sich mit Bewegung beschäfsein muss, und erst wenn das irgendwo tigen. Mittlerweile hat sich das Konzept
angenommen wird, beginnt man zu ar- allerdings erweitert, denn jede verfolgt
beiten.“ Und das entspricht nicht so
eine eigene Richtung: „Joanna macht
ganz ihrer Arbeitsweise. „Ich möchte
Film, ich Performance eher in Richtung
Positionen ein. Eine der drei ist meine
gute Freundin Regina.
experimenttheater
Schauspiel, Rhiannon und Shriya Zakaria machen Bewegung und Tanz. Das ist
sehr spannend, weil man sich gegenseitig inspiriert.“
Auch thematisch gehen die vier
KünstlerInnen jeweils ihre eigenen Wege: „Ich versuche immer ein bisschen
aktuell zu sein, in irgendeiner Art und
Weise gesellschaftliche Realitäten aufzugreifen“, meint Regina. „Rhiannon arbeitet gerade sehr stark mit historischen Bildern aus der Kunst.“ Aus dieser
Arbeit ist auch der Name der Gruppe
entstanden: Denn Rhiannons Projekt,
das sich mit Bildern von Ophelia aus
Shakespeares „Hamlet“ beschäftigt,
hören das, die anderen jenes, wo man
sich bewerben kann, wo man was zeigen kann, da schiebt man sich die Informationen zu.“ Auch organisatorisch
kann man die Aufgaben aufteilen, sei es
Räume und Auftritte organisieren, die
Website aktualisieren oder die jeweils
anderen bei Proben filmen und fotografieren und Feedback geben. Und natürlich sich gemeinsam für Finanzierungen bewerben. „Der Alltag ist hier schon
anstrengend genug“, meint Regina.
„Man hat das Projekt, geht abends proben, tagsüber arbeitet man. Da ist es
einfach schön, ein wenig Rückhalt zu
haben.“
das jetzt läuft, das kann ich jetzt noch
gar nicht so richtig sagen.“ Bis dahin
werden eben Abstriche gemacht.
Londoner Leben. Regina wohnt in einem
Schuhkarton von Zimmer in einem klassischen englischen Einfamilienhaus im
Londoner East End. Deswegen bezahlt
sie auch nur wenig Miete. In „normal“
großen Räumen wohnen meist zwei
Leute, Pärchen. „Das machen hier alle
so.“ Bis auf eine Küche gibt es keine Gemeinschaftsräume und auch sonst keine Gemeinsamkeiten im Leben der BewohnerInnen. „Jede macht hier so ihr
Ding und sieht zu, dass sie sich so
„Ich möchte nicht hinter ’nem Blatt sitzen und über meine Kunst nachdenken,
ich möchte einfach tun.“
wurde zur Namensgeberin für das Kollektiv: „Für das Projekt haben wir die
Website gemacht“, erinnert sich Regina,
„und da mussten wir dem Ganzen einen Namen geben. Das fanden eigentlich alle ganz nett.“ Etwas ernster meint
sie dann: „Ophelia ist schon eine sehr
inspirierende Figur. Sei es in der bildenden Kunst, im Theater, in der Theatergeschichte. Sie ist auch eine Figur, die Shakespeare nicht klar gestrickt hat. Das
finde ich auch interessant, nämlich ein
Kollektiv so zu benennen, dass es auch
nicht klar definiert ist. Wir haben unsere eigenen Ideen, aber eigentlich kein
Ideal, das wir hier verfolgen. Also was
Inspirierendes, aber trotzdem unverbindlich.“
Female artists. Dass das Kollektiv nur aus
Frauen besteht, ist vor allem wegen der
starken Konkurrenz wichtig. Und: „Weil
Männer es ein bisschen leichter haben
in der Kunst. Es ist leider auch so, dass
es zwar viele Frauen gibt, aber die Männer, gerade im Bereich Schauspiel, halt
schneller einen Job kriegen. Und Performerinnen eben nicht.“ Gerade deswegen findet Regina es wichtig, dass Frauen sich zusammentun, sich gegenseitig
stärken und gemeinsam etwas aufbauen. „Sich nicht immer alleine durchschlagen müssen, zwischen der ganzen
Konkurrenz. Denn das finde ich ein bisschen anstrengend.“ Dem Kollektiv geht
es nicht nur um die Zusammenarbeit in
künstlerischer Hinsicht. „Die einen
Theaterpädagogik und Callcenter. Denn
auch das reine Überleben, Geld aufzutreiben für grundlegende Dinge wie
Essen und Miete, ist aufwändig. „Wenn
man in London ankommt, darf man die
Erwartungen bezüglich Jobs nicht zu
hoch schrauben“, meint Regina. Denn
neu in der Kunst und auch in der Stadt
zu sein, ist nicht einfach. Regina hat als
ausgebildete Theaterpädagogin über
das Goethe-Institut einen Job in einem
Deutschkurs für Kindergartenkinder
bekommen. Nebenbei arbeitet sie
auch noch im Callcenter, aus dem einfachen Grund, dass man dort keine fixen Dienstzeiten hat, sondern Woche
für Woche zu- oder absagen kann. Der
prekäre Status kommt in diesem Falle
der KünstlerInnen-Karriere entgegen.
„Ich kenn genug KünstlerInnen, die als
KellnerInnen arbeiten, die einen festen
Vertrag haben und feste Stunden. Aber
wenn dann irgendwas kommt, eine
Produktion, eine Aufführung, eine Audition, was weiß ich, kann man da
nicht so leicht absagen. Beim Callcenter geht das immer.“ Aus demselben
Grund nimmt sie auch nicht mehr Kindergartenkurse an, auch wenn sie
prinzipiell lieber mit Kindern arbeiten
würde.
Trotzdem hofft Regina, dass es mit
dem Callcenter-Job irgendwann vorbei
ist, dass sie von ihren Projekten früher
oder später leben kann. „Ich denke, es
wird trotzdem unregelmäßiges Geld
sein. Da muss ich einfach schauen, wie
durchschlägt“, so Regina. „Alle sind permanent busy und mit Überleben beschäftigt. Für Privatkontakte, die sich
außerhalb deiner Arbeit, deiner Projekte
abspielen, bleibt eigentlich kaum Zeit.
Es ist zum Beispiel auch schwer, sich
jetzt mal kurz auf einen Kaffee zu treffen, weil London ja auch sehr riesig ist.
Das geht in Hamburg oder Mainz, wo
ich herkomme, viel, viel leichter.“
Ob sich das harte Leben ausgezahlt hat, wird Regina wohl erst in einigen Jahren wissen. „Es läuft gerade
ganz schlecht hier in London, weil die
Olympischen Spiele sehr viel Geld bekommen und die Kunst eher gekürzt
wird.“
Derzeit ist Regina als eine von vielen Hamlets in der experimentellen
Theaterproduktion „Tower Hamlet“ zu
sehen. Denn sie performt nicht nur in
ihren eigenen Produktionen, sondern
experimentiert auch gerne für andere
KünstlerInnen, um selbst inspiriert und
„im Training“ zu bleiben. „Genügend interessante Leute für Projekte trifft man
in London ja.“
Bald möchte sie ein, zwei eigene
Szenen fertig haben, mit denen sie auf
Festivals auftreten kann. Der nächste
große Traum: Im kommenden Sommer
in irgendeiner Form beim Edinburgh
Festival dabei zu sein. „Nicht mit einem
eigenen Stück, aber als Performerin
oder mit meinem Projekt. Das sieht im
Lebenslauf erstmal gut aus, und dann
❚
muss man weitersehen.“
Ophelia Collective:
http://theopheliacollective.
blogspot.com
Tower Hamlet Projekt:
www.towerhamlets.gov.uk/lgsl/
451-500/461_parks/mile_end
_park/mile_end_art_pavilion.asp
märz 2010 an.schläge 37
bildkunst
B i r g i t J ü r g e n s s e n , O h n e Ti t e l ( Fra u ) , 1 9 7 2 , S / W- Fo t o g ra f i e , ü b e r z e i c h n e t , 2 1 x 3 3 ,7 c m , N a c h l a s s B i r g i t J ü r g e n s s e n , p h 1 0 3 7, V B K , Wi e n
Mit Beerenzweigen peitschen
Noch bis zum 10. März 2010 sind in der Vertikalen Galerie der Verbund-Zentrale im ersten Wiener Gemeindebezirk
rund vierzig Werke der bildenden Künstlerin Birgit Jürgenssen zu sehen. Ein Ausstellungsrundgang von Lise Steger.
Ausstellung
BIRGIT JÜRGENSSEN. Pulsschlag einer
Sinnlichkeit. Bis 10. März 2010
Vertikale Galerie in der VerbundZentrale, Am Hof 6a, 1010 Wien,
www.sammlung.verbund.at
Öffentlich zugänglich nur im Rahmen
der Kunstgespräche während der Laufzeit der Ausstellung jeden Mittwoch
um 18 Uhr; Eintritt frei, Anmeldung
erforderlich:
[email protected]
oder Tel.: +43 1 5249803-11
Buch
Gabriele Schor, Abigail SolomonGodeau (Hginnen): Birgit Jürgenssen
Hatje Cantz Verlag 2009, 39,80 Euro
38 an.schläge märz 2010
Was kann ich der so mächtig
einsetzenden Rezeption des Gesamtwerks der 2003 verstorbenen heimischen Künstlerin Birgit Jürgenssen hinzufügen? Vielleicht das: Die Sammlung Verbund wurde 2004 gegründet und „hat sich von
Anfang an zum Werk von Birgit Jürgenssen als eine der bedeutendsten Positionen österreichischer Kunst nach 1945
bekannt“. Das schreibt Gabriele Schor,
die Sammlungsleiterin und eine der
Herausgeberinnen der die Ausstellung
begleitenden Publikation, in ihrer Vorbemerkung. Das verbindende Anliegen der
Autorinnen des Katalogs (Gabriele Schor,
Abigail Solomon-Godeau, Elisabeth
Bronfen, Sigrid Schade, Geraldine Spiekermann) sei es,„die historischen Koordinaten der feministischen Kunst seit
1968 dahingehend zu korrigieren, dass
eine von Peter Weibel ausgesprochene
Einschätzung möglichst erkennbar
wird“: Birgit Jürgenssen sei das Missing
Link, das endlich entdeckt werde.
Haltung bewahren. Als eine ihrer ehemaligen Student_innen verbindet mich
bzw. verbinde ich mit Birgit Jürgenssen
nicht nur Kunst, diese epigenetische
Aktivität, mit der die Menschen anfangen, „eine neue, zweite Linie der Evolution, die der Revolution (Gegen-Windung), zu produzieren“, wie Elisabeth
Samsonow 1998 zur Arbeit von Birgit
Jürgenssen in ihrem Text „Maske extra“ schrieb. Ich denke auch an persönliche Begegnungen. Jetzt, 2010, kann
ich versuchen, einen veränderten Blick
auf die Bilder von Birgit Jürgenssen zu
werfen.
„Jeder hat seine Ansicht“ ist der Titel eines Fotos von Birgit Jürgenssen,
das in der Vertikalen Galerie vertreten
ist. Birgit Jürgenssen kehrt im Jahr 1975
singulär feministisch der politischen
Welle ihren Rücken zu, sie wendet sich
ab, zeigt mit ihrer Einstellung Rückgrat,
bewahrt Haltung. Sie trägt den Titelsatz zudem auf einem lediglich mit
sprachlichen Zeichen bedeckten Körperteil, der hochgradig erotisch besetzt
ist. Sie wendet sich ab, distanziert sich
von denen, die Ansichten mit-teilen
wollen und übersetzt lieber Wortsprache in Bilder.
Match mit sich selbst. Da Ausstellungsbesucher_innen sich ernsthaft darüber
mokieren, wieso die Künstlerfrau sich
eigentlich nicht Modell-mäßig von einem Kameramann hat ablichten lassen,
möchte man sich doch schon fragen
dürfen: Ja, haben Sie denn gar keinen
blassen Dunst? Aber wir wollen uns
nicht zu sehr über hierzulande versäumte Erwachsenenbildung im Fach
Sehen-Lernen aufregen, auch ewig gestrige Entdecker-Gelüste und schier endlose Orientierungslosigkeit von Kunstgeschichtler_innen im männlichen
Mastermind-Denken sollen uns nicht
weiter stören.
Es ist natürlich gut, Birgit Jürgenssens Bilder sehen zu können. Ihren
künstlerischen Weg nach ganz oben
verfolgend, an der Grafik vorbei, die Jürgenssens Match zeigt, das sie mit sich
selbst austrägt, gelangt man fast bis
zum Schachspielraum im obersten
Stockwerk der Verbundzentrale und resümiert vor der Glastür, dass das
Schweigen Marcel Duchamps noch immer überbewertet wird. Während des
Aufstiegs kann man sich an Zettel-
kästen bedienen – man fingert ein bisschen mühselig herum, um ein Begleitblatt aus dem Behältnis zu fischen.
Auf diesen Blättern sind die auf
der jeweiligen Ebene ausgestellten Arbeiten reproduziert abgebildet und mit
kurzen erläuternden Texten versehen.
Wie ein Versehen liest sich auch manches: Neben einem Foto aus dem Jahr
1979/80 etwa, auf dem Birgit Jürgenssen, ausstaffiert mit Feuerlöscher, analogem Telefon, Leuchtbrille und Fersenschützern, einen semionautischen
Schatten voraus an die Wand hinter
sich wirft, steht, dass man „einen Großteil ihrer fotografischen Serien wohl
auch als Performance ohne Publikum
umschreiben“ könne. Man kann vielleicht durchaus – und möglicherweise
mit Absicht – weibliche Kunstgeschichten umschreiben, aber: Eine Performance ist eine Performance ist eine Performance. Und wenn ein_e Künstler_in zu
schüchtern ist, um vor Publikum zu
kann man diejenigen Produkte ihrer
jahrzehntelangen Kamera-Arbeit erachten, die auf der Fokussierung des Themenkomplexes Opfer/Täterin beruhen –
wie etwa ihre berühmt-berüchtigte
Küchenschürze, die aus einem tragbaren Herd mit geöffnetem Bratrohr plus
daraus hervorragendem Brotlaib besteht. „Phallus klebt allus“ heißt ein Liebesgedicht-Werbetext von Ernst Jandl,
an den man denken kann, wenn man
der Bildinterpretation der jungen Ausstellungsgesprächsführerin zuhört, die
uns den Brotwecken als Phallussymbol
vorführt – uns für jung und dumm verkaufend.
Bicasso Birgit Jürgenssen. Jürgenssen hält
mit diesen Fotos, die aus einer Verbrecherkartei zu stammen scheinen, der
Gesellschaft, in der sie lebte, doch einfach einen Spiegel vor. Was wurde verlangt von der Frau: Dass sie sich der ihr
zugedachten Rolle als Hausfrau und
Jürgenssen hat sich durch ihre Werke im Übergang
Moderne/Postmoderne entfaltet. Die Kraft ihrer
Bilder liegt in dem Vermögen, Menschen in Bewegung
zu versetzen, uns emotional zu berühren.
agieren (so eine Aussage von Birgit Jürgenssen), dann möchte man sich hier
an dieser Stelle ganz einfach wünschen
dürfen, dass das, was Künstler_innen
protokollieren, so gelesen wird, wie es
aufgezeichnet wurde. Wozu soll es gut
sein, die reflektierte und mutig dem öffentlichen Urteil preisgegebene Selbsterkenntnis einer zutiefst sinnlichen
Künstlerin, Frau und Dame nachträglich zu verwässern?
Brotwecken und Bratrohre. Jürgenssen hat
sich durch ihre Werke im Übergang Moderne/Postmoderne entfaltet. Die Kraft
ihrer Bilder liegt in dem Vermögen,
Menschen in Bewegung zu versetzen,
uns emotional zu berühren. Vor ihrer
Handlinienzeichnung zum Beispiel verwandeln wir uns fast automatisch in
Chiromantinnen.
Birgit Jürgenssen, eine Frau mit Kamera, geleitet von ihrer Liebe zur Fotografie, hat uns sehr viele, spielerisch
leicht anmutende Traumbilder hinterS c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a
lassen. Für besonders scharf gewürzt
Mutter fügt. Die Künstlerin hat sich dagegen urpoetisch, als Objekt und Subjekt zugleich, dem kriminalistischen
Blick einer Foto-Grafikerin, die sie war,
ausgesetzt. Das Unschuldstheater des
kollektiven Opfer-Spielens wird hier fotografisch/performativ gebrochen
durch den feministischen Shot.
Niki de St. Phalle hat Schießbilder
gemacht, Birgit Jürgenssen hat Papier
mit Beerenzweigen gepeitscht. Ja, Bicasso Birgit Jürgenssen – wie sie sich
mal als Kind selbst nannte – ist eine edle Künstlerin. Ob man sich auf die diesjährige Retrospektive im Wiener Kunstforum freuen kann, weiß ich nicht. „Ich
weiß nicht“ war auch der Titel einer Einzelausstellung Jürgenssens in der Galerie Hubert Winter 2001. Auf einem Foto
im Katalog steht die Frau Künstlerin in
rotem Mantel neben ihrem gelben
Renault R4 auf dem Bürgersteig vor
dem Galerieschaufenster. Und ich habe
den Eindruck, dass der R4 den Kindern
der Generation, zu der Birgit gehört,
wohl etwas bedeutet.
❚
denice
It's cold here in Lesboland
I wish that this title meant something deep and political. But
sorry, no, it doesn’t. It is simply based on the weather. Because
I am, slowly and completely, going bananas. When I moved
south from the freezing tundras of Sweden, I made a deal with
Ms God that I would never be that cold again, and winter
would never feel that long again. And I just got completely
fucked in the arse this year. And not in a good way. My brain is
as useable as the cheap peas that have been in our WG freezer
for almost two years now. I can't come up with anything witty
to write about at all. The only thing spinning around in my
head is the sentence, "I blame the cold, I would have never done this if it hadn’t been for this fucking cold." Because what
happens to me when it is cold and dark for too long is that I
get depressed and stupid. And when I get depressed, I drink. A
lot. And this of course makes me even more stupid.
Here are some of the less charming things I have been doing
habitually for the last couple of months when going out:
Talking to this girl while placing my hand on her cleavage, and
keeping it there throughout the whole conversation …! Like
everybloodytime I met her. Afterwards I turned to my other
friend and explained: "She's got such a nice rack!" I mean …
hello?! Rack? Really? What's wrong with me? It's like my brain
got replaced by a penis.
Turning into the lesbian Godmother. Where every damn dyke
is part of my "famiglia", and in my paranoid little head there
are a lot of threats out there … "Don"t fuck with my friends,
you dick! They are my family, and if you piss on my family, you
are history! You get that, assssshoooole? (Here I spit a little
while having problems trying not to say asscchhole since I'm a
bit "tipsy".) I know what you are up to! I'm Denice! I know
everything!"
Especially the part about "I'm Denice" gives me the shivers. As
if I were Zorro.
And if that weren’t enough, there is also me, sitting on the bar,
doing a Marilyn Monroe- impersonation (where I think I'm
sexy as hell. Am not, of course), jumping up on stage at fluc,
ripping my blouse off to Hole, thinking I really am Courtney
Love, singing along with (and much, much louder than) the
music, trying to force people to make out with me when they
clearly don't want to, hitchhiking (alone) in the middle of the
night, in the middle of the road, from University campus to the
6th district (very far … very necessary), and so on …
Do you remember the video to that horrible song from Prodigy, "Smack My Bitch Up"? That chick is me. But when you read
this, it will hopefully be spring already, and I will have turned
back into my lovely, well-behaved self again. I promise.
märz 2010 an.schläge 39
Von Power-Pop zu „found sound“
Auf der Route von Calgary über Manchester nach Berlin mit Sonja Eismann.
Der Welt liebste Power-PopZwillinge, Tegan & Sara, geben
ihren vielen glühenden Fans
endlich wieder neue Nahrung:
Sainthood (Warner) ist das bereits sechste Studioalbum der queeren
Kanadierinnen mit dem bombensicheren Händchen für Ohrwurm-Melodien.
Tegan und Sara Quin, vor knapp dreißig
Jahren in Calgary geboren und mit bereits zehn Jahren Bühnenerfahrung auf
den schmalen Buckeln, treiben hier, wieder mit Unterstützung von Chris Walla
von Deathcab for Cutie als Produzenten,
das weiter, was sie so perfekt beherrschen: Herzschmerz-Texte zu kraftvollen, ebenso rockigen wie poppigen Balladen, die sogar all jene bis auf die Knochen erweichen, die sonst bei der Erwähnung von „Ballade“ mit
Übelkeitsanfällen kämpfen. Fast noch
ein wenig glatter und synthiepoppiger
als die beiden überaus erfolgreichen
Vorgängeralben „The Con“ und „So
Jealous“, erscheint „Sainthood“ beim
ersten Hören beinahe trivial, bis einen
die Magie des abwechselnden, sehnsuchtsvollen Gesangs der Schwestern
dann doch wieder kriegt.
Auch aus Kanada, und zwar aus
Vancouver, kommt die Singer/Songwriterin Olivia Fetherstonhaugh, die sich
für die Veröffentlichung ihres Debütalbums Dark Eyes (Mint) dankenswerter
Weise für den etwas weniger komplizierten Namen Fanshaw entschieden
hat. Ganze fünf Jahre hat sich die Musikerin, die sich in der Presseinfo auf
Anais Nin als Inspirationsquelle beruft,
für die neun Songs mit vagem Retro40 an.schläge märz 2010
Country-Flair und schmelzendem Gesang Zeit gelassen – und an einigen
Stücken angeblich sogar bis zu einem
Jahr gefeilt. Es wird sich zeigen, ob sich
die Geduldsarbeit der Perfektionistin
tatsächlich gelohnt hat, wenn die zart
verhaltenen Songs über traurige Lieben
es schaffen, aus der Flut der Veröffentlichungen weiblicher Singer/Songwriter
dauerhaft herauszustechen.
Mit dem Hervorstechen haben
Scream Club noch nie ein Problem gehabt – dafür sind die Bühnenoutfits
und die Performances des queeren Duos aus Olympia, Washington, das jetzt
in Berlin residiert, einfach viel zu aufregend. Für ihre gemeinsame Remix-Platte (auf Rock Machine Records) mit Electrosexual, die eine Vorbotin des im
Sommer erscheinenden neuen Albums
ist, haben sich die beiden Electro-Rapperinnen für einen clubbigeren Sound
entschieden, der weitgehend mit der
Dominanz der spaßigen bis derben
Raps, für die man Cindy Wonderful und
Sarah Adorable früher kannte, bricht.
Break You Nice ist mit seinen stampfenden Beats und schrillen Synths-Effekten fast Gay-Großraumdisko tauglich, und Screaming And Crying, die BSeite, für die auch Shunda K. von Yo Majesty als Gast-Rapperin verpflichtet
werden konnte, bewegt sich in Richtung einer Deep-Trance-Hymne mit
Spoken-Word-Einlagen.
Optisch extravagant gibt sich auch
eine junge Künstlerin aus Manchester,
die bekleidungstechnisch wie auch musikalisch den Blick zurück in die 1980er
Jahre wirft. Julie Campbell aka Lonelady
sieht sich auf ihrem in einer verfallenden Fabrikhalle aufgenommenen Debüt
Nerve Up (Warp) von geografischen wie
mentalen NachbarInnen wie Joy Division, The Fall oder ESG beeinflusst. Die individualistische Platte, fast komplett im
Alleingang eingespielt, ist mit ihrem
kalt-metallischen Sound und dem
scharfen, markanten Gesang zu scheppernder Gitarre, Drums und SynthSounds aber nicht die x-te Emulation
der Vergangenheit, sondern beweist
sich im Gegenteil als ausreichend denkund merkwürdig, um für sich selbst zu
bestehen.
Zu guter Letzt noch der Hinweis
auf eine neue Serie des stets so verdienstvoll um weibliche Artists bemühten Berliner Labels Monika Records:
Nachdem dessen Betreiberin Gudrun
Gut vor einigen Jahren bereits die Reihe
„4 Women No Cry“ mit je vier internationalen Produzentinnen pro Platte aus
der Taufe gehoben hat, agiert sie jetzt
lokal und stellt in City Splits je zwei Musikerinnen aus einer Stadt vor. Den Anfang machen zwei Wahl-Berlinerinnen:
Theresa Stroetges aka Golden Diskó
Ship mit ihrer melodiösen Rumpel-Raschel-Elektronik und Jasmina Maschina
(eigentlich Jasmine Guffond aus Australien), die elektronische Improvisationselemente ebenso wie melancholisches
Songwriting in ihre oft mit „found sound“-Quellen versetzten Tracks einfließen lässt. Auch beim nächsten Trip
der City Splits bleibt es spannend – der
führt nach L.A. und zeigt ganz sicher,
dass die Klischees der männerdominierten Rock-City ausgedient haben.
❚
Wirtschaftswunder-Working-Class
Ulla Hahn hat mit „Aufbruch“ die Fortsetzung ihres Erfolgsromans „Das verborgene Wort“
geschrieben. Arbeitertochter Hildegard kämpft weiter gegen kleine Verhältnisse.
Von Lea Susemichel
Mit dem Konkurs des Versandhauses Quelle im letzten Jahr
ging nicht nur ein Stück Wirtschafts-, sondern auch eine
wichtige Episode deutscher
Kulturgeschichte zu Ende. Ulla Hahn
erzählt diese Geschichte, wenn sie in
ihrem neuen Roman das Eintreffen des
Quelle-Katalogs in der rheinischen
Nachkriegsdörflichkeit schildert. Denn
die im weiblichen Familienkreis
getätigte Bestellung von „Nummer
fünfzehn, Größe einhundertvier, Hüftgürtel mit dreifach verstärkter Magenplatte, zweiundvierzig Zentimeter hoher Rückenschnürung, elastische
Einsätze aus Elastinova-Gummi um
Taille, Schenkelpartie und Schritt“ war
ein von Kaffee und Kuchen begleitetes
Großereignis. Bei dem das Betrachten
von Damenhosen und Hauskitteln immer wieder auch zur Verhandlung von
Geschlechterrollen einlud.
„Aufbruch“ ist die Fortsetzung von
Hahns 2001 erschienenem Erfolgsroman „Das verborgene Wort“. Erneut
geht es um die in den 1950/60ern in der
Altstraße 2 in Dondorf verbrachte Kindheit und Adoleszenz von Hildegard „Hilla“ Palm. Um rheinländischen Katholizismus und kleinste Verhältnisse, in denen unter röhrenden Hirschen Marmelade auf Graubrot gegessen und aus
Tassen ohne Unterteller – man will
schließlich nicht vorgeben, etwas Besseres zu sein – getrunken wird.
Hilla ist „dat Kenk vun nem Prolete“. Und von klein auf liegt für sie die
Verheißung von Klassenmobilität in
der Welt der Bücher („Bööscher“). Die
Flucht zu Hugo von Hofmannsthal
schützt sie vor proletarischem Kleingeist, dem heimischen Kölsch setzt sie
Latein entgegen, das sie mit ihrem
Bruder als verschwisternden Geheimcode gegen die Eltern kultiviert. Die
promovierte Germanistin Ulla Hahn
vertraut auf die emanzipatorische Wirkung einer humanistischen Bildung,
und so ist es letztlich der im Schuppen
verschlungene literarische Kanon, dem
Hilla in diesem stark autobiografisch
geprägten Buch ihre persönliche Befreiung abringt. Eine Befreiung, die sie
am Ende an die Universität nach Köln
führt.
Die große Erzählung von der strebsamen Autodidaktin ist freilich auch in
fordistischen Zeiten nicht weniger
fragwürdig als in neoliberalen. Aber
der Roman enthält darüber hinaus
auch eine präzise Milieustudie, die sich
nicht nur durch eine fast kulturwissenschaftliche Analysegenauigkeit auszeichnet, sondern die durch ihre narrative Opulenz dabei auch großes Lesevergnügen bereitet. In kölschem Dialekt offenbart sich darin, dass sich
Klassenzugehörigkeit am Sortiment
im Einkaufswagen ebenso ablesen
lässt wie am Zustand der Zähne (weshalb Hilla ihr erstes selbst verdientes
Geld für eine Überkronung all ihrer
Vorderzähne opfert). Hahn zeichnet
das Sitten- und Selbstbild der Wirtschaftswunder-Working-Class und
gibt einen gleichermaßen belustigenden wie beklemmenden Einblick in die
Adenauer-Ära. Eine Zeit, in der man
sich vor dem Fernseher schick machte,
„wenn Robert Lembke in seiner Sendung ‚Was bin ich?‘ auftrat“ (so die Autorin in einem Interview), und in der
Lehrer zum Direktor zitiert wurden,
wenn sie im Unterricht zu einer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus anhielten.
Es sind aber nicht nur die Kämpfe
eines Arbeiterkindes, die Hilla führen
muss, als sie sich etwa bei ihrem ersten
Job in der Fabrik mit den dortigen nichtdeutschen Arbeiterinnen solidarisiert.
Es sind immer auch die Kämpfe einer
Arbeitertochter. Denn es ist nicht allein
Klassismus, es ist auch der allgegenwärtige Sexismus, der ihre Ausbruchsversuche aus der Dondorfer Miefigkeit
erschwert. Im Mittelpunkt des Romans
steht eine Vergewaltigung, die Hillas
sämtlichen Leidenschaften ein vorläufiges Ende setzt – auch jener für Literatur.
So bringt auch der Aus- und Aufbruch
ins Kölner Studentinnenleben, mit dem
der Entwicklungsroman endet, nicht
den ersehnten Befreiungsschlag. Allerdings schreibt Ulla Hahn dem Vernehmen nach bereits am letzten Teil der
❚
Trilogie.
Ulla Hahn: Aufbruch
DVA 2009, 24,95 Euro (D)
märz 2010 an.schläge 41
lesezeichen
Funny Murmels
„Vor zehn Jahren wurde
Murmel Comics an einem
Wiener Küchentisch gegründet“, heißt es im Vorwort zur Jubiläumsauswahl „Me, Making Funny
Faces“. Seit 1999 erscheinen Anthologien zu Themen wie Einkaufen, Sich verlieben, Pläne machen und vielem mehr. Das lose Murmel-Kollektiv ist dem Credo verpflichtet: Wer eine Geschichte erzählen will, soll sie auf-zeichnen, und
zeichnen kann grundsätzlich jede/r.
Meine persönlichen Highlights aus den
Werken der vielen tollen Zeichnerinnen im Murmel-Kollektiv: „In den Alpen“ von Ulrike Müller
kompiliert einen Satz von Kathy Acker mit feinen Bildern einer jungen Frau, die auf den Eingangsstufen einer Almhütte sitzt und sich einen gepflegten Bierrausch zulegt. „Eine schwere
Entscheidung“ von VerenaW beschreibt den hohen logistischen und intellektuellen Aufwand
beim Kauf einer neuen Daunenjacke (dicke vs.
schicke Jacke). Jule K. schildert mit „New Love“ in
ganz bezaubernden Bildern die Geschichte
zweier Heavy-Metal-Girls auf einer Parkbank, die
sich im gemeinsamen Ätzen über Frühlingsgefühlsterror und Liebe als Unterdrückungsmechanismus näher kommen. Sonja Eismann war
mal in „D.C. ohne Cash“ und arbeitete sich in der
Youth-Hostel-Hierarchie hinauf. Lisa Berger erzählt in „Unsere Musik in Temesoara“, wie sie
mit ihrer Band „etwas irritiert“ am dortigen Ladyfest 2005 auftrat.
Und zuletzt noch Gwendolin Althöfer mit
„Noch so jung! Schon so alt!“: Wie Viola „in sich“
ging und ihre Gebärmutter fand. Wer Murmel
Comics noch nicht kennt, kann mit „Me, Making
Funny Faces“ eine richtige kleine Schatzkiste
öffnen.
Sylvia Köchl
Murmel Comics: Me, Making Funny Faces
Luftschacht 2009, 15 Euro (A)
www.murmel-comics.org
42 an.schläge märz 2010
Lieben und Lügen
Anita ist ein „Chaosgirl“.
Sie ist Mutter zweier kleiner Buben und steht ihnen in punkto Wildheit in
nichts nach. Sie klettert
auf Bäume, liebt die Geschwindigkeit und verabscheut Autoritäten. Anita
tritt in das Leben von Irene, „besser, sie rannte
beinahe in mich hinein, ich konnte ihr gerade
noch ausweichen, bevor wir zusammenprallten.“ Irene verliebt sich unsterblich in Anita, verfällt ihrer Leidenschaftlichkeit – und verfängt
sich in ihrem Lügennetz. Denn als Lebenskünstlerin nimmt Anita es mit der Wahrheit über ihr
Leben nicht gerade genau. Mit der Liebe und der
Lüge widmet sich Karin Rick in ihrem neusten
Roman zwei alten Themen. Und fragt sich daneben, wie Kinder die neue Liebe ihres Elternteils
wahrnehmen.
Andrea Heinz
Karin Rick: Chaosgirl
sich‘s allerorts um’s Sterben und den Tod, um
unmögliche Beziehungen, um sogenannte Normalitäten und Abweichungen: „‚Hast du die gesehen‘, zupft sie mich am Ärmel. Die hat ja
Oberschenkel, da sind meine Oberarme dicker.
[...]‘ Ich lache mit.“ Es geht ums füttern, sich füttern lassen, zu viel, zu wenig essen, um mästen
und kotzen und Radiergummi futtern. Was den
Körpern in Travniceks Erzählband zugeführt
oder vorenthalten wird und warum, ist von zahlreicher Motivation. Eine Hauptkomponente, die
aber fast allen Erzählungen zueigen ist, ist die
Routine. Um dieser zu entkommen, entwickeln
die Held_innen nicht ungerne absurde bis grausame Gedanken. Doch alles Personal gilt als
mündig und muss den Knoten selber lösen.
Schließt die Autorin eine Geschichte ausnahmsweise mit einem Happy End, kann ihr darin
scheinbar nicht vertraut werden. Elf Erzählungen über all das, was in Körpern und Köpfen vorgeht, den eigenen und anderen. „Ich kaufe mir
Bücher und verstecke sie unter meinem Bett.
Roald Dahl. Edgar Allan Poe. Haruki Murakami.
Keine Geschichten für ein Ungeborenes.“
Nadine Kegele
Konkursbuch Verlag 2009, 9,90 (D)
Cornelia Travnicek: Fütter mich
Skarabaeus 2008, 14,90 Euro (Ö)
Kein Vertrauen
Mit Cornelia Travniceks Erzählband „Fütter mich“,
deren Protagonistinnen
zumeist junge Heldinnen
wie die Autorin selbst sind,
liegen uns Geschichten
vor, denen anzusehen ist,
dass da was schlummert.
Dabei tut die unprätentiöse Sprache nur zu gerne
so, als wäre hier eigentlich eh nichts, also ganz
ehrlich nichts los. Die Fährten zu dem, was da im
Busch sein könnte, lässt die Autorin in das Erzählte hinein tröpfeln, kaum merkbar, lange erwartet
und ohne via billigem Wink mit dem Zaunpfahl
die Sache zur Auflösung zu bringen. Die Geschichten wirken zumal, als hätte man die Brille
verlegt und sehe bloß unscharf. Sicher aber dreht
Armut ist vermeidbar
Weniger Jobs, weniger
Lohn, weniger Zukunft,
weniger Sicherheit sind
keine Naturereignisse, die
über uns hereinbrechen.
„Es reicht! Für alle!“, sind
die SozialexpertInnen
Michaela Moser und Martin Schenk, beide seit Jahren in der Armutskonferenz engagiert, überzeugt. Den Beweis treten
sie in ihrem seit Anfang Februar erhältlichen
neuesten Buch an und zeigen Wege aus der Armut. Sie bringen internationale Beispiele und
Modelle, wie Umverteilung funktionieren
kann. Was Armut bedeutet, und wie schnell
lesezeichen
Menschen zu „Betroffenen“ werden, zeigen individuelle Geschichten von Menschen, denen
die AutorInnen in der Sozialberatung begegnet
sind: „Die Biografien der Betroffenen sind bunter, als der schnelle Blick glauben macht. Die
Dauerpraktikantin mit Uni-Abschluss und der
Schulabbrecher, die Alleinerzieherin mit drei
kleinen Kindern, die früher als Dolmetscherin
in der Welt herumkam, und der Langzeitarbeitslose, der einmal eine Firma geleitet hat.
Der junge Mann mit Depressionen, der sich in
sozialen Initiativen engagiert, und die perfekt
Deutsch sprechende Migrantin in der Leiharbeitsfirma. Der Freund, der sich als Ich-AG
durchschlägt, und die – nach einem Bandscheibenvorfall des Vaters – überschuldete Familie.
Ihre Geschichten sind unterschiedlich, ihre Lebensverhältnisse allesamt prekär.“ Eine Pflichtlektüre im Europäischen Jahr der Armutsbekämpfung.
den Kampf an, denn sie sehen die „wasserlose
Flut“ kommen.
Mit ihrem neuen Roman knüpft Atwood an
ihre anti-utopischen Romane „Der Report der
Magd“ von 1985 und „Oryx und Crake“ von 2003
an. „Das Jahr der Flut“ wurde großartig von Monika Schmalz übersetzt, leider ist die Geschichte
teilweise sehr verwirrend und langatmig. Trotzdem macht Atwoods Warnung vor Umweltzerstörung und Biokapitalismus nachdenklich.
immer noch nicht eingelöst ist – und die Lebensgeschichte Harriet Tubmans zeigt uns, dass „die
Vergangenheit niemals tot ist“, wie William Faulkner schrieb,„sie ist nicht einmal vergangen.“
Julia Olajnek
Anna-Maria Benz: Freiheit oder Tod. Harriet Tubman (um 1820-1913).
Afroamerikanische Freiheitskämpferin.
Verlag Edition AV, 18 Euro (D)
Claire Benedikt
Popodrücken und
Margaret Atwood: Das Jahr der Flut
Berlin Verlag 2009, 22,70 Euro (A)
Froschküsse
„General“ Tubman
Sie ist eine der bedeutendsten KämpferInnen der
afroamerikanischen GeGabi Horak
schichte: Harriet Tubman
(1820-1913), von ihren AnMartin Schenk, Michaela Moser: Es reicht! Für alle! Wege aus der Armut.
hängerInnen und FreundDeuticke 2010, 20,50 Euro (A)
Innen – mehr als dreihundert befreite SklavInnen –
Ziemlich düster
nur „Moses“, von ihrem weißen Mitkämpfer
John Brown auch „General Tubman“ genannt.
Im Jahr 2025 tötet eine
Tubman wächst als Sklavin auf einer Plantage in
Seuche, „die wasserlose
Maryland auf, als 14-Jährige wird sie durch einen
Flut“, fast alle Menschen.
Schlag auf den Kopf mit einem Bleigewicht geNur wenige überleben,
sundheitlich beeinträchtigt. 1850 flieht sie, weil
wie zum Beispiel die beisie verkauft werden soll, und wird erfolgreicher
den Frauen Toby und Ren.
„Conductor“ (Schaffnerin) der „Underground
Beide kennen sich von
Railroad“, jener „Untergrundbahn“, die Versklavfrüher, als sie noch bei den te befreit und in den sicheren Norden oder so„Gottesgärtnern“ waren, einer sektenartigen
gar nach Kanada bringt. Tubman hat immer eiVereinigung, die auf dem Dach eines Hochhaune Pistole bei sich, und dies nicht nur, um sich
ses versucht, sich den Zwängen des herrschengegen Sklavenjäger zur Wehr setzen zu können,
den ökonomisierten und technisierten Systems weil auf sie eine „Fangprämie“ ausgesetzt ist.
zu entziehen. Die „Gärtner“ sind strenge Vegeta- Verliert einer ihrer Schützlinge den Mut, zwingt
rierInnen, die ihr Gemüse selbst anbauen und
sie ihn/sie mit Waffengewalt, weiterzugehen.
eine Rückkehr zur Natur predigen. In RückblenUnter ihrer Leitung findet auch eine der spektaden erfährt die Leserin durch die Erinnerungen
kulärsten militärischen Aktionen gegen die Südder Hauptfiguren Toby und Ren von der Zeit vor
staaten statt – was die Militärgeschichtsschreider Pandemie.
bung des 20. Jahrhunderts gern unterschlägt:
Die fast 70-jährige Kanadierin Margaret At- Tubman war die einzige Frau, die im amerikaniwood beschreibt in ihrem dystopischen Roman
schen Bürgerkrieg mitgekämpft hat. Ihre
„Das Jahr der Flut“ eine düstere, ökologisch ruischwarzen Brüder „durften“ zwar trotz großer
nierte, von totalitären Biotech-Konzernen regier- Widerstände kämpfen, doch wurden sie
te Welt. Der Sicherheitsapparat „CorpSEcorps“
schlechter bezahlt als die weißen Soldaten.
überwacht die Ordnung im Staat. Wenige ReiRassismus ist keine ausschließliche Angelegenche wohnen in Luxuswohnanlagen, während
heit der sklavenhaltenden Südstaaten, denn
die Masse der Gesellschaft, die „Plebsler“, in
auch Tubman wird um ihren Arbeitslohn geSinkhole, einem heruntergekommenen Ghetto
prellt – erst dreißig Jahre später wird er ihr ausleben. Genmanipulationen, Konsumrausch, Orgezahlt.
ganhandel, Verbrechen und Bandenkriege
„Freiheit oder Tod“ von Anna-Maria Benz ist
gehören zum Alltagsleben. Jede/r kämpft gegen die erste deutschsprachige Biografie einer Frau,
jede/n. Nur die „Gärtner“ sagen dem System
deren Forderung nach Freiheit für alle Menschen
Was macht eine verwöhnte Prinzessin, wenn der Vater sich mit der Köchin auf
eine Seniorenresidenz auf
Mallorca absetzt, er ihr nur
das halbe Königreich vermacht und sie sich für die andere Hälfte von einem Helden retten und heiraten lassen muss?
Toben und Schreien helfen da wenig. Für Annabel muss ein Held her. Trotz ihrer eher kümmerlichen Märchenkenntnisse wird die Zofe Moldau
als Ratgeberin herangezogen. Nun schleppt Anna – das „bel“ hat sie mittlerweile abgelegt,
denn was nützt ein ganzer Name in einem halben Königreich – Matratzen. Denn bekanntlich
werden echte Prinzessinnen gerettet, wenn sie
auf weichen Matratzen liegen und trotzdem Popodrücken haben. Sie schminkt sich ihr Gesicht
mit schwarzer Schuhcreme, zieht sich ihr rotes
Nachthemd an und setzt sich die schneeweiße
Kochmütze ihrer Stiefmutter auf (Anna verdreht
damit „Schneewittchen“: „So weiß wie Schnee,
so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz.“). Dann baut Anna winzige, mittelgroße
und riesige Zwerge, um die sie sich kümmert.
Als letzten Versuch fischt die Prinzessin mit spitzen Fingern einen Frosch aus dem Schlossteich,
der sich ziemlich ungern und – mit Rücksicht
auf seine Verlobte – nur auf die Backen küssen
lässt. Doch weit und breit ist kein Held in Sicht.
Anna nimmt die Angelegenheit nun doch selbst
in die Hand, und die LeserInnen dürfen gespannt sein, auf welchen Helden die im Laufe
der Geschichte merklich bescheidener werdende Prinzessin stößt. Neben dem witzigen und
unkonventionellen Inhalt sind es auch die fantasievollen und mit kleinen Details gespickten Bilder, die mir die Aussage entlocken: Es darf auch
mal wieder eine Prinzessinnengeschichte sein.
Svenja Häfner
Susanne Opel-Götz: Prinzessin Anna oder Wie man einen Helden findet.
Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg 2009; 12,90 Euro (D)
märz 2010 an.schläge 43
ge.sehen
Fo t o s : Ro m i n a M o r o z o v i c h
Trans-Formiert!
„DesTravArte“, das erste Festival für Trans-Kunst und Forum für Trans-Aktivist_innen in Buenos Aires,
war phänomenal, meint Daphne Ebner.
Vom 14. bis zum 16. Dezember
2009 fand das „DesTravArte – 1º
Encuentro de Arte Trans de Buenos Aires 2009“ statt, das erste
Festival für Trans-Kunst und Forum für Trans-Aktivist_innen aus allen
Bereichen der Trans-Bewegungen aus
Argentinien, Brasilien und Uruguay. Über
1.000 Besucher_innen bescherten der
Organisationsgruppe eine phänomenale Premiere.
Das dynamische Festivalprogramm spiegelte gekonnt die zwei
wichtigsten Anliegen des Trans-Kollektivs wider: Einerseits ging es darum,
auf die schwierige Lebenssituation von
Trans-Personen in Südamerika aufmerksam zu machen, andererseits, sich
einem breiten Publikum in seiner
ganzen glamourösen Vielseitigkeit und
Kreativität zu zeigen.
http://festivaldestravarte.blogspot.com
44 an.schläge märz 2010
Zwischen Gewalt und Glamour.. Das Festivalprogramm umfasste Konzerte, Lesungen, eine Kunstausstellung und
Theaterinszenierungen – darunter ein
Aufklärungstheater von und für transsexuelle Sexarbeiterinnen, das mit einem unschlagbar satirisch-bissigen
Tonfall die wichtigsten Fragen zu AIDSPrävention, Silikoneinlagen und Risiken
bei der Selbstmedikation mit Hormonen klärte. Zu sehen waren auch Kurzfilme, die meisten davon Dokumentationen über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Trans-Frauen in Argentinien. So erzählt beispielsweise der 2009
entstandene Doku-Film „Tamara“ (Regie: Hernán Bonfiglio) vom Leben der
gleichnamigen Sexarbeiterin auf dem
Straßenstrich in Constitución bis zu ihrer Ermordung durch einen bis heute
nicht gefassten bzw. nicht gesuchten
Täter. Die Straflosigkeit bei Gewaltverbrechen an Trans-Personen ist hoch und
eine der vielen Folgen des nicht vorhandenen öffentlichen Interesses.
Die Trans-Gemeinde nutzte das
Festival aber auch, um mit Stolz zu zeigen, dass sie nicht nur Opfer von
Schutzlosigkeit und Repression ist.
Hochstimmung herrschte zum Beispiel,
als die Designerin Valeria Licciardi ihre
aktuelle Modekollektion mit Trans-Frauen präsentierte und sie so bewusst in
ihrer Schönheit und erotischen Anziehungskraft inszenierte. Licciardi formulierte damit geschickt eine Antwort auf
die gesellschaftliche Doppelmoral gegenüber Trans-Frauen, die sich gerne
über die Körper von Trans-Personen als
„unnatürlich“ oder „monströs“ lustig
macht, während die nachts gut besuchten Straßenstriche belegen, dass TransFrauen durchaus im sexuellen Begehren
der Gesellschaft vorkommen.
Identidad de Género. Den Kern des Festivalprogramms bildeten jedoch die öffentlichen Gesprächsrunden. Eröffnet
wurden diese durch eine Veranstaltung
zum Thema „Ley de Identidad de Género“, einem aktuellen Gesetzesentwurf
zur Gender-Identität, über den nächstes
Jahr in Argentinien und Uruguay abgestimmt werden soll. Das neue Gesetz
soll es Trans-Personen künftig erlauben,
ihren Namen und die registrierten Daten zu ihrer Person in einem unkomplizierten, außergerichtlichen Verfahren
ihrem Gender, das heißt ihrem real gelebten Geschlecht, anzupassen und innerhalb von neunzig Tagen einen neuen, aktualisierten Pass zu erhalten.
Auf dem Festival entwickelt und
vorgestellt wurde das Projekt der
sozialistischen Abgeordneten Silvia
Augsburger und Marcela Romero, Vorsitzende von ATTTA (Asociación de Travestis, Transexuales y Transgénero Argentinas). Romero ist die erste Trans-Frau
Argentiniens, die nach jahrelangem
Kampf im August 2009 erfolgreich ihre
Identität als Frau durch einen neuen
Personalausweis bestätigt bekam.
„Keinen Ausweis zu haben bedeutet
für uns die Verweigerung des Grundrechts auf unsere Identität “, so Marcela
Romero. „Neben dem psychischen Druck
versperrt es uns außerdem den Zugang
zum öffentlichen Gesundheits- und Erziehungswesen, zum Arbeitsmarkt, zum
Anspruch auf Rente und Sozialversicherung und macht jede Art von Vertragsabschlüssen unmöglich. Sogar um zu
wählen, müssen wir uns in die Schlange
der Männer stellen. Für die Trans-Personen hat die Demokratie noch nicht begonnen. Wir leben wie während der Diktatur, unter der systematischen Verlet❚
zung unserer Menschenrechte.“
an.künden
© DV 8 - Fi l m
musik.tanz.fest
6.3., 22.00, Wien
Stayin’ alive – Betty! Being a Woman.
Being Betty! Don’t come as you are!
Come as Betty!
brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe,
1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at
7.3., 19.00, Wien
Florence and the Machine
Arena, 1030 Wien, Baumgasse 80,
T. 01/798 85 95, [email protected],
www.arena.co.at, Kosten: 19,- Euro
9.3., 20.00, Wien
Baby Dee
WUK, Foyer, 1090 Wien, Währingerstraße 59,
T.01/408 54 62, [email protected], www.wuk.at,
Kosten: 16,-
11.3., 21.00, Wien
Madita: Pacemaker
WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59,
T. 01/401 21 0, [email protected], www.wuk.at,
Kosten: 19,-/18,-/17,- Euro
12.3., 22.00, Wien
Hertzbeat Opening
Club Planetarium, 1020 Wien, OswaldThomas-Platz 1, www.planetarium.com,
www.hertzbeat.at
13.3., 22.00, Wien
Anna Jermolaewa: Single Party
(Orangentanzperformance)
brut im Künstlerhaus/Bar brut deluxe,
1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at
18.3., 20.00, Hittisau
Konzert: pforte im Frauenmuseum.
Komponieren Frauen anders?
Louise Adolpha Le Beau und Robert
Schumann
Frauenmuseum, 6952 Hittisau,
Platz 501, T. 05513/620 930,
[email protected],
www.frauenmuseum.at
19.3., Wien
ÖFA-kollektivet (Stockholm): imarsch
(Party-Performance)
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at, im Anschluss an die
imagetanz-Veranstaltung
20.3., 21.00, Wien
4. Afrika Frühlingsball
Parkhotel Schönbrunn, 1130 Wien,
Hietzinger Hauptstraße 10-20, T. 0699/
111 022 62, [email protected],
Kosten: 25,-/20,- Euro
film
derzeit
Bock for President
in ausgewählten Kinos
derzeit
Die Frauenkarawane
in ausgewählten Kinos
derzeit
Louise Hires a Contract Killer
in ausgewählten Kinos
derzeit
Verdammnis
in ausgewählten Kinos
bis 4.3., Wien
FrauenFilmTage 2010
Filmhaus Kino, 1070 Wien, Spittelberggasse 3,
T. 01/522 48 16, [email protected],
[email protected],
www.frauenfilmtage.at
Erste Liebe
Der Spanien-Schwerpunkt von identities09 hat eindrucksvoll bewiesen, mit welcher Bandbreite und Selbstverständlichkeit das spanische Kino queere Themen behandelt. Noch ein gutes Argument: Die junge „Eloïse“ und ihr
Coming of Age.
Queer Film Nights: Eloïse, Spanien 2009, OmdU, 25.-28.3., 21.00, Filmhaus Kino, 1070 Wien, Spittelberggasse 3,
T. 0699/120 96 100, [email protected], www.identities.at
ab 5.3., Deutschland/Österreich
MALI und die Kunst des Teilens, 108
Minuten, dt. Fassung z.T. mit Dialogen
in Bambara und Französisch mit dt.
Untertiteln
Votivkino, 1090 Wien, Rechbauerkino,
8010 Graz, Movimento, 4020 Linz,
Casablanca, 01097 Dresden, Cineplex,
97337 Dettelbach, Union, 12587 Berlin,
VH Ulm, 89073 Ulm
ab 19.3.
Die Fremde. Mit Sibel Kekili u.a.
in ausgewählten Kinos
25.-28.3., 21.00, Wien
Queer Film Nights: Eloïse.
Topkino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,
T. 0699/120 96 100,
[email protected]
8.4., Wien
Mia Hansen-Løve: Le Père de mes
enfants
Österreichisches Filmmuseum, 1010 Wien,
Augustinerstraße 1, T. 01/533 70 54,
[email protected],
www.filmmuseum.at
bühne
1.3., 10.00, Wien
Laika, Inti & Culturcentrum Hasselt:
Nu (Tanz)
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karsplatz 5,
T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
4.-8.3., Wien
Tricky Women 2010
bis 26.3., Wien
“Die X Gebote”: 10 AutorInnen – 10
Auftragswerke – 10 Uraufführungen
Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 01/208
30 00, [email protected], www.topkino.at
Schauspielhaus Wien, 1090 Wien,
Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01 11,
[email protected],
www.schauspielhaus.at
4.3., 20.30, Wien
Annie Sprinkle & Elisabeth Stevens
im Künstlerinnenzimmer
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
5., 6.3., 20.00, Wien
Alix Eynaudi & Agata Maszkiewicz:
long long short long short (Performance)
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
5., 6.3., 20.30, Wien
Annie Sprinkle & Elisabeth Stevens:
Dirty Sexecology. 25 Ways to Make
Love to Earth
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
5.3., 22.00, Wien
Club Burlesque Brutal: La tristesse. Von
Katrina Daschner, mit Denice Fredriksson, Kathrin Füßl, Sabine Marte,
Sandra Ortmann
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at
8.-13.3., Wien
Das Theater mit dem Gender – 10 Jahre KosmosTheater. Jubiläumswoche
20.3., Wien
Schätze. Eine Erlebnisnacht für die
ganze Familie, ab 8 Jahren
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
WUK Museum, 1090 Wien, Währinger
Straße 59, T. 01/401 21 52,
[email protected], www.wuk.at,
Kosten: 30,- pro Person
9.-14.3., Wien
DR. PICCOLO. Comedy und Tanztheater
ohne viel Sprache, ab 5 jahren
25., 27.3., 20.30, Wien
UNO: UNA - Fragmentiert
(Paola Bianchi/Company Homunculus)
WUK Museum, 1090 Wien, Währinger
Straße 59, www.wuk.at
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
12.3., 20.00, Wien
Zoë Knights: Drama Queen
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at
15., 16.3., 20.00, Wien
Martina Ruhsam: ] SCORE [
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at
16.3., Wien
Magdalena Chowaniec/mariamagdalena: Emphaty Project Vol.1 (Performance)
brut im Künstlerhaus/Bar brut
deluxe/Foyer, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 87 74, www.brut-wien.at, im
Anschluss an die imagetanz-Veranstaltung
] SCORE [
8., 9.3., 20.00, Wien
An Kaler: Save a Horse ride a Cowboy
(Performance)
19.3., 12.4., 19.30, Wien
Auf den Punkt. Solostück von und mit
Martha Laschkolnig. Die Geschichte
der Clownin “Martha Labil”.
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at
3raum – Anatomietheater, 1030 Wien,
Beatrixgasse 11, T. 0650/323 33 77,
[email protected], http://3raum.or.at
9., 10.4., 18.00, Wien
Helen Cole: We see Fireworks
(Installation)
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 87 74,
www.brut-wien.at
s e m i n a r . w o rk s h o p
16.3., 15-18.00, Wien
Jobwerkstatt
Sprungbrett, 1150 Wien,
Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,
[email protected],
www.sprungbrett.or.at
19., 20.3., 23., 24.4., 28., 29.5., Salzburg
Lehrgang De-Eskalation
Jeweils Freitag 14.00 bis Samstag 17.00,
Anmeldung und Information unter:
Friedensbüro, 5020 Salzburg,
Franz-Josef-Straße 3, T. 0662/87 39 31,
ronacher@friedensbuero,
www.friedensbuero.at
märz 2010 an.schläge 45
an.künden
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
bis 22.6.2010, Di, 18-20.00, Wien
Obskure Differenzen: Psychoanalyse
und Gender Studies? 9. Ringvorlesung
im Rahmen des Masterstudiums
Gender Studies sowie des Erweiterungscurriculums Gender Studies
Hörsaal B, Campus der Universität Wien,
Hof 2, 1090 Wien, Spitalgasse 2,
www.univie.ac.at/gender
9.3., 20.00, Wien
„Kultureller Rassismus“ – Neues
Paradigma oder alter Hut?
1010 Wien, Wipplingerstraße 23,
http://aua.blogsport.de
11.3., 17.00, Wien
Gespräche zur Kunst im öffentlichen
Raum: Für wen, warum und wie weiter?
bis April, Wien
photo wall & video wall: Isa
Rosenberger
KUNSTHALLE wien, 1070 Wien,
Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,
www.kunsthallewien.at
bis 13.3., Wien
Wir wohnen
Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien,
Herrengasse 13, T. 01/90 42 111,
www.kunstraum.net, Di.-Fr. 11.00,
Sa. 11-15.00
bis 16.5., Wien
Danica Dakic: Role-Taking, RoleMaking
Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner
Hauptstraße 15, T. 01/504 98 80,
[email protected],
http://foundation.generali.at
Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien,
Herrengasse 13, T. 01/90 42 111,
www.kunstraum.net
bis 24.3., Wien
Corinne L. Rusch: Solo I
29.3., 19.00, Wien
Nachdrücklich vorbildlich: Auf den
Spuren von Pionierinnen und Zukunftsfrauen. Auguste Fickert: Vorkämpferin und Frauenrechtlerin der
Ersten österreichischen Frauenbewegung
bis 26.10., Graz
l[i]eben. uferlos und andersrum
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
[email protected],
www.kosmostheater.at
31.3., 20.00, München
Jan Kündemund: Good old queer cinema - Zur Standortbestimmung einer
historischen Befreiung des Kinos
Glockenbachwerkstatt, 80331 München,
Blumenstr. 7, www.glockenbachwerkstatt.de,
www.gender.soziologie.uni-münchen.de
a u s s te l l u n g
bis 11.4., Salzburg
Sonia Leimer
Kabinett, Salzburger Kunstverein/Künstlerhaus, 5020 Salzburg, Hellbrunner straße 3,
T. 0662/842 294 0,
www.salzburger-kunstverein.at
bis 4.4., Innsbruck
Kristine Roepstorff: Illuminating
Shadows
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,
Marien-Theresien-Straße 45, T. 0512/508 31
71, [email protected], www.galerieimtaxispalais.at. Di.-So. 11-18.00,
Do. 11-20.00
Fotogalerie Wien, WUK, 1090 Wien,
Währingerstraße 59, T.01/408 54 62,
[email protected], www.wuk.at
Volkskundemuseum, 8010 Graz,
Paulustorgasse 11-13a, T. 0316/801 798 81,
[email protected],
www.museum-joanneum.at, 9-16.00
4.3.-22.4., Wien
HANDS ON – Photographs by four
British Artists:
ALIKI BRAINE, LAURA MEDLER, ANNA
MOSSMAN, LINDSAY SEERS
Galerie RAUM MIT LICHT, 1070 Wien,
Kaiserstraße 32, [email protected], www.raum-mit-licht.at,
Mi., Do., Fr. 14-18.00, Sa. 11-14.00
14.3.-4.7., Krems
Paula Modersohn-Becker: Pionierin
der Moderne
Kunsthalle Krems, 3500 Krems an der
Donau, Frank-Zeller-Platz 3, T. 02732/90 80
10, www.kunsthalle.at
30.3.-28.4., Wien
Wunderwelt. Julie Monaco (A), Chloe
Potter (USA/A), Simona Reisch (A),
Magda Tóthová (SK/A)
Fotogalerie Wien, WUK, 1090 Wien,
Währinger Straße 59, T. 01/40 854 62,
www.fotogalerie-wien.at
lesung
bis 4.4., Hittisau
Stilles Holz. die Architektin Wenche
Selmer
3.3., 20.00, Wien
Herta Müller liest aus „Atemschaukel“
Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501,
T. 05513/620 930, [email protected], www.frauenmuseum.at
Burgtheater, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 2,
[email protected],
www.alte-schmiede.at
46 an.schläge märz 2010
8.3., 19.00, Wien
Ruth Schweikert: „Soll und Haben des
zivilen und literarischen Lebens im
Jahr 2003“ und Nico Bleutge. Im Rahmen von “Doppelte Buchführung.
Leben und Schreiben.”
[email protected],
www.rklambda.at, jeden 1. Montag
www.frauenberatenfrauen.at –
Onlineberatung
„Zwischen den Welten“ –
Mamazonen. Erfahrungsaustausch
für lesbische [Co]Mütter
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden
Mittwoch, 17.00, Innenministerium
Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien,
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,
[email protected],
www.alte-schmiede.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich,
Kosten: 3,60 Euro
10.3., 19.00, Wien
Anna Mitgutsch: „Wenn du wiederkommst“
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Alte Schmiede Kunstverein, 1010 Wien,
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29,
[email protected],
www.alte-schmiede.at
17.3., 19.00, Wien
Barbara Frischmuth liest aus ihren
neuen Fabeln „Die Kuh, der Bock, die
Geiss und ihr Liebhaber“
Literarisches Quartier, Alte Schmiede
Kunstverein, 1010 Wien, Schönlaterngasse
9, T. 01/512 83 29, [email protected],
www.alte-schmiede.at
f i x te r m i n
Montag
Offener Treff für junge Lesben … und
solche, die es noch werden wollen.
Treffen für Mädchen und Frauen
zwischen 13 und 20 Jahren
Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke
Wienzeile 102, [email protected],
www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,
www.frauenzentrum.at,
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der
Motorradclub für Lesben
7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19,
[email protected],
www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden
2. Montag
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da nicht so sicher sind
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, [email protected],
www.frauensache.at,
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,
[email protected], jeden Di 14-18.00
Q-motion Stammtisch
Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof
Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di
im Monat ab 19.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,
[email protected], Anmeldung
erforderlich, kostenlos,
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer
_Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Für Mütter und Väter mit
Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den
Kinosaal mitgenommen werden können.
Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/
f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 01/545 43 93
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé
Jugendzentrum Agathon,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,
jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020
Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi
ab 20.00
Deutsch-Konversation
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,
Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778,
jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche:
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020
Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580
839, [email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi
und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reinisch
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe
Aufschlag-BALLerinas
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,
19.30-21.30
Lesbengruppe
ViennaMix. Verein von und für
les.bi.schwul.transgender
MigrantInnen in Wien
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,
jeden Mi ab 19.00
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,
jeden 2. Di ab 20.00
Offene Frauengruppe
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/716 02 20, [email protected],
jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees
Lambda
Chatberatung – frauenspezifisch
und anonym
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/
Raimundpassage 2,
jeden Mittwoch von 17 bis 19.00,
Terminvereinbarung unter
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,
1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00,
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
an.künden
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für
lesbische und bisexuelle Frauen.
Leiterin: Christine Swarowsky
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.
15/1/7, T. 01/ 585 69 66, [email protected], www.courage-beratung.at,
14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend:
48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Donnerstag
HelpChat „Halt der Gewalt“
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck
Restaurant „Zur Brücke“, 4840
Vöcklabruck, Vorstadt 18,
www.hosilinz.at/gruppen/
hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden
Do ab 20.00
Lesbenabend
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme
Fo t o : D o r i t M a r g r e i t e r
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,
ab 18.00
Offener Abend
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,
jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do
u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum
FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen
20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,
Lesben, Mädchen!
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144,
jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
jeden Do ab 19.00
Freitag
ARGE Dicke Weiber – Feministische
Initiative dicker Frauen
FZ-Bar im Autonomen FrauenLesbenMädchenZentrum,Währinger Straße 59/
Eingang Prechtlgasse, 1090 Wien
Kontakt: [email protected], jeden
2. Fr im Monat, 17.30
Gar nicht traurig
Katrina Daschner alias Frau Professor La Rose lädt wieder zur Brutalen Burlesque. Pomp und Glamour inklusive.
Auch dabei sind Denice Fredriksson (Dandies & Darlings), Kathrin Füßl, Sabine Marte und Sandra Ortmann
(Sissy Boyz und Ärzte ohne Ängste). Anschließend gibt’s die große imagetanz-Eröffnungsfeier.
Club Burlesque Brutal: La Tristesse, 5.3., 22.00, brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20,
T. 01/587 87 74
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche.
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839,
[email protected],
www.frauenlesbenzentrum.at,
jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billard,
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.
Von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr
19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
Samstag
Nach Vereinbarung
Frauenstammtisch – Treffen für
Lesben, bisexuelle und transgender
Frauen und Freundinnen
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird
alles anders? Beratung und Mediation
für Lesben und Schwule
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,
Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,
www.stammtischkrems.info
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
aus.weg, D-80469 München,
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Mostviertel Andersrum.
Lesbisch/schwules Treffen
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T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
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freak out
Sonntag
Subzero, 7., Siebensterng. 27,
jeden 1. Fr ab 22.00
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng.
4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr.
2, T. 05574/455 38, [email protected],
jeden 1. So ab 10.30
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab
21.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr.
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Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at,
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Anmeldung möglich unter
[email protected] oder T. 01/988 98
111. Gerne können Sie auch spontan kommen. Infos: 0664/55 42 656
1. Linzer Lesbenstammtisch
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,
Schwule u. TG-Personen Treffen
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für
Lesben und Freundinnen
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/
frauencafe, T. 0316/366 601,
Fr 19-23.00
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,
Kontakt: [email protected]
HOSI Sonntagsbrunch
Frauenbadeträume
Frauenberatung
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,
T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.
Auch muttersprachliche Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,
Di 17-19.00
maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,
[email protected], www.servus.at/maiz,
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,
T. 0662/442 255, kostenlos
Hotline Essstörungen des
Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
abz.get ready. Die Beratungsstelle für
junge schwangere Frauen und junge
Frauen mit Kind
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,
T. 0699/166 70 318, [email protected], www.abzaustria.at,
Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,
T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und
Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe
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Anmeldungen: Mi 17-20.00
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T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele
Knappitsch
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen
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T. 01/476 15-57 71
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Sexualpolitiken im Iran: Interview mit Doku-Regisseurin
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senden jeweils eine Stunde ihr Programm und werden auf allen Freien Radios ausgestrahlt.
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Orange 94.00 MHz
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Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
Orange 94.0, jeden 2. Di monatlich
Mi 18.00-18.30
Frauenzimmer. Die Plattform für
frauenspezifische Information
Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
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Rainbow City-Radio für Lesben
und Schwule
Livestream: www.radiorainbowcity.de
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Kosten: 3,- Euro
So 20.00-21.00
Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz
und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz,
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Nr. 03/10, 24. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,8 (D) sfr 9,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M