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......... Klassik & Oper - CD Cecilia Bartoli »Opera Proibita« w w w. s u m m a c u l t u r a . d e 37. Woche | 2005 Titel, Opera Proibita Komponisten, Georg Friedrich Händel, Antonio Caldara Solistin, Cecilia Bartoli Ensemble, Les Musiciens du Louvre Leitung, Marc Minkowski Veröffentlichung, 12. September 2005 Anbieter, Decca (Universal) Preis, 16,99 Euro ......................... Die neue CD des Opernstars ist da SUMMA-METER FFFFF MEDIEN-ECHO © Decca Inhalt Besonderheit Verbotene Arien. Nach dem Erfolg mit unbekannten Werken von Musikhistorischer Fund. Der Vatikan griff im lüsternen Rom der Vivaldi, Gluck und Salieri hat Cecilia Bartoli jetzt weiter in Archiven gegraben. Musik aus Rom vom Anfang des 18. Jahrhunderts ist auf der neuen CD zusammengestellt. Die Arien aus Oratorien von Georg Friedrich Händel, Alessandro Scarlatti und Antonio Caldara waren bisher dem Musikleben unbekannt, da sie zur Zeit ihrer Entstehung regelrecht verboten wurden. Daher der Titel Verbotene Oper . Begleitet wird die Mezzosopranistin von dem Orchester Les Musiciens du Louvre unter der Leitung von Marc Minkowski. Barockzeit mit harten Mitteln durch. Opern wurden verboten, nur noch Oratorien mit biblischen Texten durften komponiert werden. Aber auch Kirchenmusik, die beim Papst durchfiel, wurde nicht aufgeführt. Genau auf solche Werke ist Cecilia Bartoli in der Wiener Staatsbibliothek gestoÿen. Mit ihren Recherchen hat sie Arien zutage gefördert, die man sonst weder im Konzert noch auf CD hören konnte. Der Kontrast zwischen affektgeladener Leidenschaft und geistlichen Texten kennzeichnet diese Stücke. Kritikenspiegel Biografisches Cecilia Bartoli, *06.06.1966 in Rom, gilt als weltweiter Virtuosenstar ihres Faches. Ersten Unterricht erhielt die Mezzosopranistin von der Mutter, mit neun Jahren stand sie bereits auf der Bühne. Als Teenager studierte sie am Conservatorio di Santa Cecilia. Als 19-Jährige trat sie bei einer TV-Talentshow auf. Dort wurde Riccardo Muti auf sie aufmerksam und bat sie zum Vorsingen in die Scala. Auch Herbert von Karajan und Daniel Barenboim zählten zu ihren Förderern. Vor allem mit Opernrollen von Mozart und Rossini sang sich der Weltstar nach oben. Dabei galt das Interesse der Sängerin immer auch unbekannten und verkannten Werken. Bartolis Aufnahmen wurden mit den renommiertesten internationalen Auszeichnungen geehrt. Laute Verzückung und leiser Tadel. Die neue CD von Cecilia Bar- toli wird von der Kritik gröÿtenteils überschwänglich gelobt. So schwärmt Thomas Radigk (Bayerischen Rundfunk): Aufgewachsen in Rom, interpretiert Cecilia Bartoli ihre musikalischen Entdeckungen mit sinnlichen Koloraturen sehr erotisch und einfach genial. Kurt Malisch (NZZ) ist begeistert von der technischen Perfektion der Stimme. Mit Virtuosität sei dies nur annähernd zu beschreiben. Es sind vertrackteste Figuren wie Halbton- und Terzläufe, Oktavsprünge, ganz zu schweigen von Vor-, Nachund Doppelschlägen, Trillern usw. Die Sicherheit von Bartolis Sangeskunst angesichts dieser Schwierigkeiten beeindruckt den Kritiker besonders. Auch Orchester und Dirigent werden von Malisch als höchst kompetent und fabelhaft gelobt. Manuel Brug (Die Welt) hebt die nach wie vor die Freude am Singen kommunizierende Persönlichkeit der Künstlerin hervor. Die ausgewählten Werke seien perfektes Material für die Bartoli und ihre Wunderkehle . Einen Vergleich mit der Literatur zieht Axel Brüggemann (WamS) heran: Cecilia Bartoli ist so etwas wie ein Umberto Eco der Klassik und ihr neues Album mindestens so spannend wie dessen Mittelalter-Roman 'Im Namen der Rose'. Brüggemann gibt gleichzeitig zu Bedenken, dass Bartolis Stimme nicht mehr so beweglich sei wie früher. Von Drahtseilakt statt Virtuosität und Stimmakrobatik ist die Rede. Auffällig ist, dass die Journalisten ihr Augenmerk vor allem auf die historischen Hintergründe der verbotenen Stücke gerichtet haben. Die musikalische Ausführung wird demgegenüber nur zu einem Bruchteil thematisiert. Möglich, dass hinter Bartolis Dramaturgie auch ein geschicktes Marketing-Konzept steckt. Ähnliche Werke Im 18. Jahrhundert erhielt das Oratorium neben der Oper wichtige Impulse, in Italien besonders durch die Neapolitanische Schule. Als ihr Hauptvertreter zählt Alessandro Scarlatti, der auch Georg Friedrich Händel nachhaltig beeinflusste. Von 170610 weilte Händel in Italien und komponierte hier unter anderem das Oratorium Trionfo del tempo . Dieses Werk wurde zum Ausgangspunkt von Bartolis Raritäten-Suche. Die heute bekanntesten Kompositionen von Händel wie die Wassermusik oder der Messias entstanden Jahrzehnte später während seiner Londoner Glanzzeit. Nach nicht veröffentlichten Manuskripten zu fahnden, hat sich in den letzten Jahren als immer erfolgreicher erwiesen. Erst jüngst wurde die Oper Motezuma von Antonio Vivaldi entdeckt und erstmals nach ihrer Uraufführung wieder auf die Bühne gebracht. csp