Frühgeborene - Bundesverband "Das frühgeborene Kind" eV

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Frühgeborene - Bundesverband "Das frühgeborene Kind" eV
Nr. 4 • 2011 | 15.12.2011 | Deutschland: 3,00 €
Frühgeborene
www.fruehgeborene.de
Magazin des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“ e.V.
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Schwerpunkt
SPÄTE FRÜHCHEN
Unser Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtsch
aft
Konto: 8 625 000
BLZ: 550 205 00
Begrifflichkeit
SPÄTE FRÜHCHEN WAS IST DAS?
Late preterms
PVST - 30648 + Entgelt bezahlt DPAG, ISSN: 2192 - 3655
IM FOKUS DER WISSENSCHAFT
Schule & Kindergarten
NACHTEILE FÜR SPÄTE FRÜHCHEN?
Jeder Tag zählt
SPÄTE FRÜHCHEN - SPÄTE FOLGEN?
Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
GE Healthcare
Schwangerschaft und Geburt sind ganz besondere Ereignisse im Leben einer jeden
Familie. Manchmal kommen Kinder schon vor Ablauf des errechneten Geburtstermines
auf die Welt. Dann ist es für die Eltern gut zu wissen, dass Ärzte und Pegende
alles unternehmen, um ihrem Kind eine normale und störungsfreie Entwicklung zu
ermöglichen.
Wir von GE Healthcare haben es uns zur Aufgabe gemacht, sie bei diesem Anliegen
bestmöglich zu unterstützen. Gemeinsam mit Ärzten, Pegenden und Eltern wurde mit
dem Giraffe OmniBed eine Umgebung für Früh- und kranke Neugeborene entwickelt, in
der die kleinen Patienten weitgehend ohne Störungen wachsen und gedeihen können.
Durch die besondere Konstruktion des Giraffe OmniBed haben Eltern schon frühzeitig
die Möglichkeit, den für seine Entwicklung so wichtigen körperlichen Kontakt mit ihrem
Baby aufzubauen und zu pegen, ohne dass es dabei auskühlt.
Wenn Sie mehr über uns und unsere weltweiten Initiativen für eine bessere
gesundheitliche Versorgung erfahren möchten, besuchen Sie uns auf unserer Website:
www.gehealthcare.com
© 2011 GE Medical Systems Information
Technologies GmbH, rmiert als GE Healthcare
Inhalt
★ VorwortS. 4
★ Schwerpunkt: Späte Frühchen
Begrifflichkeit
Späte Frühchen - Was ist das?
S. 6
Late preterms
Im Fokus der Wissenschaft
S. 6
Jeder Tag zählt
Späte Frühchen - späte Folgen?
S. 9
Schule & Kindergarten
Nachteile für späte Frühchen? S. 16
Frühcheneltern erzählen
Ein turbulenter Anfang mit Happy End
S. 18
Mehr Zeit für ehemalige Frühchen
Startschwierigkeiten zum Schulbeginn
S. 20
Kurz & kompakt
Eltern zum Thema S. 21
★
Bericht
Fachtag
Frühgeborene im Kindergarten
S. 26
Erfahrungen, Hilfen, Tipps
Frühgeborene und Schule - Ermutigt oder ausgebremst?
S. 30
Viel zu früh
Eine Tagung für Eltern und andere Profis
S. 32
Erneut eine gelungene Veranstaltung
4. Rheinland-Pfalz-Symposium zum Thema
TherapieS. 36
BV-Aktionen
WeltfrühgeborenentagS. 42
★ ElternfragenS. 44
★ AktuellesS. 46
★ TermineS. 48
★ LesenswertS. 52
★ Klitzekleine S. 56
★ Vorschau 1/2012S. 60
★ Der BundesverbandS. 62
★ ImpressumS. 63
★ Mitgliedschaft | AbonnementS. 65/66
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
das Ende des Jahres 2011 steht bevor und ich möchte
mich an dieser Stelle bei allen Unterstützern unserer
Arbeit bedanken, die uns in den zurückliegenden
Monaten die Umsetzung vieler großer und kleiner
Projekte ermöglicht haben.
In dieser Ausgabe unseres Magazins steht das Thema
„späte Frühchen“ im Mittelpunkt. Die Mehrzahl aller
Frühgeborenen, nämlich ca. 75 Prozent, kommt zwischen der 34. und der vollendeten 36. SSW zur Welt
und gehört damit zu den fachlich als late preterm
infants (= LPI) bezeichneten Kindern. Dennoch lag
der Fokus der Intensivmedizin in der Vergangenheit
primär auf den Allerkleinsten, die besonders aufwändig überwacht und medizinisch versorgt werden
mussten, um die kritische Anfangsphase möglichst
unbeschadet zu überstehen. Erst in den letzten Jahren stellten Ärzte und Entwicklungsdiagnostiker fest,
dass die sogenannten „späten“ Frühchen durchaus
auch mit Folgen, die aus ihrer zu frühen Geburt resultieren, zu kämpfen haben und dass auch sie als
Risikogruppe für spätere Entwicklungsauffälligkeiten betrachtet werden müssen, um möglichst zeitnah
intervenieren zu können, wenn sich erste Probleme
herauszukristallisieren beginnen. Davon berichten
uns auch immer wieder Eltern betroffener Kinder,
die oftmals erst bei der Einschulung realisieren, dass
relevante Probleme vorhanden sind - und dass, obwohl man ihnen doch bei Entlassung aus der Klinik
versichert habe, dass alles in Ordnung sei mit dem
Kind, sich anfängliche Verzögerungen noch auswachsen werden und kein erhöhtes Augenmerk oder
etwaige besondere Fördermaßnahmen vor Schulbeginn von Nöten seien. Daher sind wir erleichtert,
dass die Fachleute mittlerweile zunehmend entsprechend sensibilisiert reagieren und ein Bewusstsein
dafür entsteht, dass auch diese Kindern sach- und
fachgerecht in ihrer weiteren Entwicklung begleitet
und optimal gefördert werden müssen, wo Förderung notwendig ist. Auch wenn das noch nicht in
allen Institutionen - insbesondere Kindergarten und
Schule, die regelmäßig mit ehemaligen Frühgeborenen zu tun haben, in dieser Form angekommen ist.
Wir arbeiten nun bereits seit mehreren Jahren sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene verstärkt daran, dieses Bewusstsein auch in das jeweilige
Entwicklungsumfeld der Kinder zu transportieren.
Ein jüngst in Kooperation mit der Elterninitiative
Frühstart Hamburg e.V. durchgeführter Fachtag zum
Thema Frühgeborene im Kindergarten stieß sowohl
4
bei Erzieherinnen und Erziehern als auch bei interessierten Eltern auf großes Interesse. Einen entsprechenden Bericht finden Sie ab S. 26. Auch das neue
Buch des Landesverbandes Rheinland-Pfalz mit dem
vielsagenden Titel „Frühgeborene und Schule - Ermutigt oder ausgebremst?“ ist bereits ein begehrter
Ratgeber. Die Elternberichte machen deutlich, wie
vielschichtig die Probleme unserer Kinder in der
Schule sein können. Ausführliche Infos zum Buch
finden Sie auf S. 30.
Das mittlerweile 4. Rheinland-Pfalz-Symposium
„Kind im Mittelpunkt“ erfreute sich ebenfalls reger
Besucherzahlen. Einen ausführlichen Bericht finden
Sie in diesem Heft auf S. 36.
„Gemeinsam für die Allerkleinsten“, unter diesem
Motto werden wir uns natürlich auch im nächsten
Jahr auf den unterschiedlichsten Ebenen wieder für
zu früh und krank geborene Kinder sowie deren Familien einsetzen. Wir freuen uns auf spannende neue
Projekte und über jede Form Ihrer Unterstützung.
Ehrenamtliche Helfer sind auch für unsere mittlerweile sehr umfangreich gewordene Arbeit unerlässlich. Daher freuen wir uns immer über Menschen,
die bereit sind, sich mit ihrer Zeit für uns einzubringen. Wenn Sie Interesse haben, dann nehmen Sie
doch einfach Kontakt mit unserem FIZ in Frankfurt
auf. Unsere Mitarbeiterinnen Barbara Grieb und Katarina Eglin freuen sich über Ihre Nachricht, am besten per Mail an [email protected].
Informationen über unsere diesjährigen Aktivitäten
rund um den Weltfrühgeborenentag am 17.11.2011
finden Sie auf S. 42 und in unserem Blog zur Ausstellung unter www.ueberleben2009.wordpress.com.
Im kommenden Jahr feiert der Verband sein 20. Jubiläum im Rahmen eines zweitägigen Kongresses,
der im November stattfinden wird. Genauere Informationen finden Sie in der ersten Ausgabe unseres
Magazins des Jahres 2012 und demnächst auch auf
unserer Homepage unter www.
fruehgeborene.de.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich nun besinnliche Feiertage und einen guten Start ins
neue Jahr.
Hans Jürgen Wirthl
Vorstandsvorsitzender
Bundesverband "Das frühgeborenen Kind" e.V.
Frühgeborene 4 • 2011
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Schwerpunkt
Begrifflichkeit
Späte Frühchen - was ist
das?
Late preterms
Im Fokus der Wissenschaft
Als Frühchen wird ein Kind bezeichnet, das
vor der vollendeten 37. SSW von normalerweise 40 SSW zur Welt kommt. In Deutschland kommen jährlich ca. 60 000 Kinder als
Frühchen zur Welt. Damit sind Frühgeborene die größte Kinderpatientengruppe in
Deutschland.
Abhängig von Geburtsgewicht und Schwangerschaftswoche wird zudem wie folgt unterschieden:
•
Späte Frühgeborene
Kinder, die zwischen der 34. und der 37. SSW
zur Welt kommen, werden als sogenannte
späte Frühgeborene (LPI = „late preterm infants“) bezeichnet. Bezüglich Gewicht und
Körpergröße unterscheiden sie sich von reifgeborenen Kind nur unwesentlich. Dennoch
fehlt auch ihnen wertvolle Entwicklungszeit
•
Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht
Als Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW = „very low birth weight
infants“) werden Babys bezeichnet, wenn sie
weniger als 1.500 Gramm wiegen. Sie kommen meist vor der 32. SSW zur Welt.
•
Frühgeborene mit extrem niedriges
Geburtsgewicht
Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (ELBW = „extremely low birth
weight infants“) wiegen anfangs weniger als
1.000 Gramm und werden in der Regel vor
der 29. SSW geboren.
Ca. 75 Prozent der jährlich in Deutschland
geborenen Kinder sind sogenannte späte
Frühchen.
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Die sogenannten late preterm infants - späte Frühchen - wurden lange Zeit als vermeintliche Päppelkinder abgetan. Wirkten sie doch vergleichsweise
proper im Bezug auf die allerkleinsten Hochrisikokinder, die bereits nach 24 SSW mit um die 500
Gramm Geburtsgewicht aufwändig von Ärzten
und Pflegeteam stabilisiert und versorgt werden
mussten. Mittlerweile belegen jedoch immer mehr
Studien, dass auch Kinder, die zwischen der vollendeten 33. SSW und der vollendeten 37. SSW geboren werden, gegenüber reif geborenen Kindern
ein erhöhtes Risiko für mitunter auch langfristige
Gesundheitsbeeinträchtigungen haben. Diese Erkenntnisse verdeutlichen einmal mehr, dass eine
Schwangerschaft beim Menschen nicht umsonst
auf 40 SSW angelegt ist.
Mittlerweile ist hinlänglich bekannt, dass das reibungslose und eigenständige Funktionieren des
kompletten „Betriebssystems“ eines Neugeborenen erst dann sichergestellt ist, wenn es rund um
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Schwerpunkt
den regulär errechneten Termin unter vorausgegangenen optimalen Schwangerschaftsbedingungen zur Welt kommt. Bewältigen muss es nachgeburtlich die Regulation der Körpertemperatur, die
Entfaltung und ungestörte Funktion der Lunge,
die adäquate Auseinandersetzung des Immunsystems mit diversen Keimen und Bakterien in der
neuen Entwicklungsumgebung des Kindes außerhalb des schützenden Bauchs der Mutter.
Auch bestimmte Teilbereiche des Gehirns entwickeln und strukturieren sich gerade in den letzten
Schwangerschaftswochen. Damit gibt es während
des gesamten regulären Schwangerschaftsverlaufs
eigentlich keinen Moment, in dem die Entwicklung des Kindes stagniert. Die Annahme, dass
der prinzipiell schon Wochen vor dem regulären
Geburtstermin fertig entwickelte Organismus nur
noch weiter wachsen muss, entspricht demnach
nicht den Tatsachen. Jede Verkürzung dieses ausgefeilten und hochkomplex programmierten Bauplanes für die gesunde Entstehung neuen Lebens
bedeutet folglich, dass bei einer vorzeitigen Geburt in jedem Fall anfängliche Defizite vorhanden
sind, die sich jedoch nicht zwangsläufig negativ
auswirken müssen. Entscheidend ist damit nachgeburtlich vor allem, wie gut der Organismus des
individuellen Kindes in der Lage ist, die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen und besag-
te vorhandene Defizite zu kompensieren.
Lebenswichtige Funktionen, die während der
Schwangerschaft über den Organismus der Mutter sichergestellt waren, müssen nun nach einem
komplexen Umstellungs- und Anpassungsprozess
allein vom kindlichen Organismus bewältigt werden. Das klappt bei den sogenannten late preterm
infants nicht immer so reibungslos wie zunächst
angenommen.
So belegt eine Studie, die an sieben Geburtsklinken in Kalifornien durchgeführt wurde und die
erneute Einweisung von Neugeborenen zwischen
den Jahren 1998 und 2000 überprüfte, dass 4,4
Prozent der späten Frühchen erneut stationär aufgenommen werden mussten. Bei der Vergleichsgruppe der reif geborenen Kinder waren es nur 2
Prozent.1
Eine aktuelle Studie aus Schweden belegt zudem,
dass Kinder, die nach der 32. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, noch ein um das
Zweieinhalbfache erhöhtes Risiko haben, im ersten Lebensjahr zu sterben, wobei allerdings die perinatale Sterblichkeit hierzulande heute im niedrigen Promillebereich liegt. Statistisch nachweisbar
1 Escobar GJ et al: Rehospitalisation after birth hospitalisation:
patterns among infants of all gestations. Archieves of Diseases
in Childhood, 2005;90: 125-131
Ihre Spende - ein Geschenk, das immer gut ankommt!
Die Anlässe für Geschenke sind vielfältig: ein Firmenjubiläum, eine Hochzeit, ein Sommerfest, ein runder Geburtstag und schon ganz viel
erfüllte Wünsche?! Dann helfen Sie uns doch einfach mit
Ihrem Spendenwunsch, damit wir uns auch weiterhin für die
nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation von Frühchen und
i h r e n Familien einsetzen können.
Frühgeborene 4 • 2011
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Schwerpunkt
ist die Risikoerhöhung sogar bereits für Kinder,
die nach der 38. statt der normalen 40. Schwangerschaftswoche auf die Welt gebracht werden: Diese
haben ein um 75 Prozent höheres Sterberisiko.
Nach den aktuellen Erkenntnissen aus Schweden
ist dieses erhöhte Risiko nicht allein auf die Zeit
nach der Geburt beschränkt: Auch im Alter von
ein bis fünf Jahren haben Kinder, die vier bis sechs
Wochen zu früh zur Welt kommen, noch ein um
40 Prozent erhöhtes Risiko zu sterben, und selbst
im Alter von 13-17 Jahren ist dieses noch um rund
30 Prozent gegenüber Reifgeborenen erhöht.
Die Ursachen für dieses erhöhte Sterberisiko vermuten Wissenschaftler in dem Umstand, dass,
wenn auch nur wenige Wochen, zu früh geborene
Kinder häufiger ein Atemnotsyndrom entwickeln,
häufiger zu niedrige Blutzuckerwerte haben, Probleme bei der Regulation der Körpertemperatur
haben und auch häufiger nach Geburt beatmet
werden müssen.
Auch die bei Frühchen oftmals durchgeführte Kaiserschnittentbindung birgt Risiken für das Kind:
Nach einer großen Untersuchung aus Italien entwickelten selbst reif geborene Kinder, die aufgrund
geplanter Kaiserschnitte geboren wurden, achtmal
häufiger als auf natürlichem Weg geborene Kinder
einen Pneumothorax ( lebensbedrohliche Komplikation, bei der Luft aus der Lunge ins Rippenfell
entweicht und diese dann zusammengedrückt
wird).
Zudem haben vorzeitig auf die Welt geholte Kinder auch ein um 50 bis 60 Prozent erhöhtes Risiko,
mit zwei Jahren eine körperliche oder geistige Entwicklungsstörung zu zeigen, später in der Schule
nicht richtig mitzukommen. Als Jugendliche haben sie den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu
Folge ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko, wegen
schwerer seelischer Störungen in stationäre Behandlung zu müssen. Kinderärzte raten daher
nachdrücklich von einem vorzeitigen „WunschKaiserschnitt“ ohne medizinische Notwendigkeit
ab, denn dieser gefährdet Gesundheit und Leben
des Kindes.(KE)
Quellen: Pädiatrix 2/2010
www.mwm-vermittlung.de/PNK11_PD_Poets.pdf
8
ÜBER | LEBEN
- von zu früh geborenen Kindern
-Teil 2Walter Schels, Hamburg
Bei Interesse am Verleih
der Bilder bitte Barbara
Grieb per Mail an info@
fruehgeborene.de kontaktieren! Wir freuen uns
auf Ihre Nachricht!
Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
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von Vorname, Alter und SSW der
Kinder nicht vergessen!
Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
Jeder Tag zählt
Späte Frühchen - späte Folgen?
Nachdem jahrelang besonders kleine Frühgeborene im Hinblick auf den weiteren Entwicklungsverlauf aufmerksam von Experten beobachtet
wurden, rücken nun auch zunehmend die sogenannten späten Frühchen ins wissenschaftliche
Interesse, was ihre weitere Entwicklung anbelangt.
Auch eine Forschungsgruppe aus Heidelberg,
befasste sich intensiv mit der Entwicklung dieser
Kinder und veröffentlichte den hier abgedruckten
Beitrag in Ausgabe 3/2011 der Zeitschrift Frühförderung interdisziplinär (ausführliche Quellenangabe am Ende des Beitrages):
Langzeitentwicklung von Späten Frühgeborenen: Schullaufbahnen und therapeutische
Förderung
Gitta Reuner, Anne Hassenpflug, Joachim Pietz
Zusammenfassung: Obwohl die meisten Frühgeborenen mit einem Gestationsalter (GA) von mehr als
33 Schwangerschaftswochen (SSW) als sog. Späte
Frühgeborene (Late Preterm LP) geboren werden,
ist über diese Gruppe hinsichtlich ihrer Langzeitentwicklung wenig bekannt. In einer telefonischen
Nachbefragung erfassten wir die Schullaufbahnen
sowie Fördermaßnahmen von 33 Frühgeborenen
mit einem GA > 33 SSW sowie von 41 Termingeborenen im Alter von 17 Jahren. Daten aus Untersuchungen der kognitiven Entwicklung im Alter
von 7 Jahren lagen zu allen Kindern vor. Bei den
LP zeigten sich deutlich verlängerte Schullaufbahnen. Außerdem fand sich ein Trend zu niedrigeren
Abschlüssen bei LP. Der Umfang der medizinisch
verordneten Fördermaßnahmen war bei den LP
deutlich höher als bei den Termingeborenen. Insgesamt haben LP also gute Chancen auf eine normale Langzeitentwicklung und keine offensichtlichen schweren kognitiven Entwicklungsstörungen.
Allerdings ist die Schullaufbahn häufig verlängert
und der Förderaufwand in der Schulzeit enorm. Die
Langzeitentwicklung von LP wird als Entwicklung
unter besonderen Voraussetzungen diskutiert.
In den letzten Jahren stieg die Zahl der Frühgeburten kontinuierlich an, sodass im Jahr 2009
Frühgeborene 4 • 2011
mehr als 9 % aller Geburten vor Vollendung der
36. Schwangerschaftswoche (SSW) – also zu früh
– erfolgten. Dabei kommt die Mehrzahl (ca. 86
%) als sogenannte „Späte Frühgeborene“ (LP)
mit einem Gestationsalter von mehr als 32 vollendeten Schwangerschaftswochen auf die Welt.
Von ca. 61.000 Frühgeburten in Deutschland im
Jahr 2009 waren das beinahe 51.000 Kinder (Gemeinsamer Bundesausschuss, 2010). Die Gründe
für die ständige Zunahme von (späten) Frühgeburten sind unklar und werden nur zum Teil auf
die durch reproduktionsmedizinische Maßnahmen begründeten Mehrlingsschwangerschaften
zurückgeführt(Raju, 2006 a).
Als wesentliche Risikofaktoren für spätere Entwicklungsstörungen bei Frühgeborenen werden
a) die biologische Reife bei Geburt (GA),
b) das Geburtsgewicht (GG) und
c) die Art bzw. Zahl von Komplikationen in der perinatalen Phase angenommen.
Untersuchungen zur Langzeitentwicklung beziehen sich dementsprechend auf Kinder mit
extrem oder sehr niedrigem GG (Very Low Birth Weight VLBW < 1500 g, Extremly Low Birth
Weight ELBW < 1000 g) bzw. deutlicher Unreife
mit weniger als 32 oder 34 vollendeten SSW bei
Geburt oder auf Kinder mit bestimmten schweren
Komplikationen (z.B. intrakranielle Blutungen,
Lungenunreife etc.). In Langzeitstudien zu HochRisiko-Frühgeborenen findet sich konsistent ein
hoher Anteil von schweren motorischen und insbesondere von kognitiven Entwicklungsstörungen
(Larroque et al., 2008; Marlow, Wolke, Bracewell,
Samara & EPICure Study Group, 2005). Kinder
mit niedrigem Geburtsgewicht (Low Birth Weight
LBW 1500 g – 2500 g), späte Frühgeborene und
Kinder, die ohne wesentliche Komplikationen aus
der perinatalen Betreuung entlassen werden können (Niedrig-Risiko-Kinder, Low Risk Preterms)
werden in Follow-up-Programmen wenig berücksichtigt. Des Weiteren ist die Abgrenzung zwischen Hoch und Niedrig-Risiko-Gruppen nicht
klar definiert. Inzwischen werden Frühgeborene
mit 34 – 36 SSW als „Späte Frühgeborene“ (Late
9
Schwerpunkt
Preterm LP) verstärkt berücksichtigt, da der Fötus
ab der 34. SSW wesentliche Meilensteine der Reifung erreicht (Engle, Tomashek & Wallman, 2007;
Raju, Higgins, Stark & Leveno, 2006).
Langzeituntersuchungen zu LP („Späten Frühgeborenen“) liegen jedoch nur vereinzelt vor und
kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen (Arpino et al., 2010). So finden sich Untersuchungen
an „Niedrig-Risiko-Kindern“ (Low Risk Preterm)
ohne wesentliche medizinische Komplikationen,
die jedoch ein sehr niedriges GG haben können,
Hinweise auf diskrete aber alltagsrelevante kognitive Einschränkungen (Dall’oglio, et al., 2010;
Reuner, Hassenpflug, Pietz, & Philippi, 2009). In
der Neugeborenenperiode treten bei LP häufiger
schwere Komplikationen auf als bei Termingeborenen (z. B. Atemnnotsyndrom, Neugeborenenanfälle), jedoch auch seltener als bei sehr unreif geborenen Kindern (Wang, Dorer, Fleming & Catlin,
2004). Im Kleinkindalter zeigen LP ähnliche kognitive Entwicklungsleistungen, wenn das um das
Ausmaß der Frühgeburtlichkeit korrigierte Alter
zugrunde gelegt wird, jedoch werden deutlich
schlechtere Ergebnisse unter Berücksichtigung
des tatsächlichen Alters beobachtet. Zudem scheinen LP-Jungen vulnerabler und weisen häufiger
niedrigere Ergebnisse in einem Entwicklungstest
auf als LP-Mädchen (Romeo et al., 2010). Kognitive Entwicklungsstörungen und Schulprobleme
werden ebenfalls beschrieben (Chyi, Lee, Hintz,
Gould & Sutcliffe, 2008; Petrini et al., 2009). In
Testergebnissen und auch in Schulnoten lassen
sich die Unterschiede zu Termingeborenen jedoch
nicht immer abbilden (Gurka, LoCasale-Crouch
& Blackman, 2010). Über die Belastung von Eltern
und den Zusammenhang zwischen elterlichem
Erleben der späten Frühgeburt und der Verhaltensentwicklung des Kindes ist noch wenig be-
kannt. Vereinzelte Studien finden keine Hinweise
zu besonderen Belastungen der Eltern (Samra,
McGrath & Wey, 2010).
Um die Entwicklungspfade von LP von der frühen
Kindheit bis ins späte Jugendalter nachzuverfolgen, stellen wir hier die Ergebnisse von Testuntersuchungen im Alter von 7 Jahren und einer
Telefonbefragung in der Spätadoleszenz an Frühgeborenen mit GA 34 – 36 SSW und einer parallelisierten Kontrollgruppe vor.
Methoden und Stichprobe
Für die Analyse wurden alle Frühgeborenen mit
GA 34 – 36 SSW berücksichtigt, die im Perinatalzentrum der Universitätsklinik Heidelberg
zwischen 1.7.1986 und 30.6.1987 betreut wurden. Ausgeschlossen wurden Kinder mit anderer
Muttersprache als Deutsch, mit angeborenen oder
erworbenen Ursachen für Entwicklungsstörungen, nach Geburt erkennbaren sensorischen und
motorischen Behinderungen sowie mit bedeutsamen postnatalen Risiken (z. B. Beatmung > 7 Tage,
Neugeborenenanfälle, Sepsis, neurologische Auffälligkeiten). Termingeborene des gleichen Jahrganges wurden parallelisiert zur ursprünglichen
Untersuchungsgruppe (Pietz et al., 2004; Reuner
et al., 2009) nach Alter, Geschlecht, elterlichem
Bildungsgrad und sozioökonomischem Status
untersucht. Diese Kontrollgruppe von ursprünglich 50 Kindern wurde erstmals mit 7 Jahren parallel zu den Späten Frühgeborenen untersucht.
Im Jugendalter konnten 41 Kontrollkinder erneut
untersucht werden. Schullaufbahnen und medizinisch verordnete Therapien wurden im Rahmen
eines 30-minütigen Telefoninterviews mit den
Eltern erhoben, welches den Familien schriftlich
angekündigt wurde. Alle Familien sandten zudem Kopien der relevanten Schulzeugnisse zu-
Tabelle 1: Deskriptive Daten für Späte Frühgeborene und Termingeborene
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Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
rück. Im Telefoninterview erfasst wurden:
a) Körpermaße (Größe, Gewicht, daraus berechnet Body Mass Index BMI kg/m2),
b) Schullaufbahnen (Aktuelle Schule bzw. Berufsausbildung, höchster bisher erreichter Schulabschluss, Sonderschulbesuch, verspätete Einschulung, Klassenwiederholungen, Notendurchschnitt
sowie Noten in den Fächern Deutsch und Mathematik Ende Kl. 4),
c) Entwicklungsprobleme und Fördermaßnahmen
(Teilleistungsstörungen, die durch Fachleute festgestellt wurden, Besuch von Fördermaßnahmen
in der Schule oder auswärts wegen Lernproblemen, Art und Dauer in Stunden medizinisch verordneter therapeutischer Interventionen).
Untersuchungsergebnisse aus einer umfangreichen Testbatterie aus dem frühen Grundschulalter (7 Jahre) lagen für alle Kinder vor. Um den
Zusammenhang zwischen kognitiven Leistungen
im Schulalter und Outcome im späten Jugendalter zu untersuchen, wurde aus z-transformierten
Standardabweichungs-Werten einer Sprachuntersuchung und eines Visuomotorik-Tests ein kombinierter Score für die Beschreibung kognitiver
Leistungen gebildet zCOG (M = 0, SD 1). Alle
Datenanalysen wurden mit SPSS 17 durchgeführt,
ein positives Votum der Ethikkommission der
Medizinischen Fakultät, Universität Heidelberg
lag vor.
mingeborene (z COG). 21 % der Frühgeborenen
wurden verspätet eingeschult, weitere 30 % mussten Klassenstufen wiederholen. Die Schullaufbahnen der Späten Frühgeborenen waren damit in
51 % der Fälle verlängert und unterschieden sich
damit deutlich von denen der Termingeborenen,
die jeweils nur in 7 % der Fälle zu spät eingeschult
wurden oder Klassen wiederholten. Diese Unterschiede spiegelten sich weder im Notendurchschnitt noch in den Hauptfachnoten Ende der
4. Klasse wider. Die Schulabschlüsse der Späten
Frühgeborenen waren im Trend niedriger als die
der Termingeborenen. Der Anteil von Hauptschulabschlüssen war in den Gruppen ungefähr gleich
hoch. Späte Frühgeborene erreichten jedoch häufiger mittlere Schulabschlüsse (64 % Realschulabschluss), während Termingeborene häufiger (54
%) das Abitur machten (Tabelle 2). Zwischen den
kognitiven Leistungen im Alter von 7 Jahren (z
COG) und späterem Schulabschluss (niedrig/mittel hoch) bestand insgesamt (Kruskal-Wallis-Test
KW p .000) und für beide Gruppen getrennt (Späte Frühgeborene KW p .03, Termingeborene KW
p .000) ein deutlicher Zusammenhang.
Ergebnisse
Untersucht wurden 33 Späte Frühgeborene und
41 Termingeborene. Die körperliche Entwicklung
(BMI) beider Gruppen verlief ähnlich. Hinsichtlich sozioökonomischer Daten (Magnitude Prestige Score) und Bildungsstand der Eltern waren die
hier präsentierten Gruppen weiterhin vergleichbar. Allerdings waren die Späten Frühgeborenen
zum Befragungszeitpunkt etwas älter als die Termingeborenen, außerdem war der Knabenanteil
in der Untersuchungsgruppe höher als in der Kontrollgruppe (Tabelle 1).
Kognitive Entwicklung und Schullaufbahn
Späte Frühgeborene zeigten im Alter von 7 Jahren
deutlich niedrigere kognitive Leistungen als TerFrühgeborene 4 • 2011
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Schwerpunkt
Medizinisch verordnete Therapiemaßnahmen
Späte Frühgeborene wurden im Trend häufiger
mit einer medizinisch verordneten Therapie gefördert. Beide Gruppen wurden sehr häufig (je
27 %) logopädisch behandelt. Ein signifikanter
Gruppenunterschied bestand nur hinsichtlich der
Häufigkeit der Verordnung von Physiotherapie.
Beinahe die Hälfte (49 %) der Späten Frühgeborenen erhielt diese Unterstützung der motorischen
Entwicklung, jedoch nur 27 % der Termingeborenen (Tabelle 4). Der Umfang der medizinisch
verordneten Therapien insgesamt war bei Späten
Frühgeborenen mit durchschnittlich 11,5 Stunden deutlich höher als bei den Termingeborenen
(durchschnittlich 6,5 Stunden). Dies galt insbesondere für ergotherapeutische und physiotherapeutische Maßnahmen, die bei den Späten
Frühgeborenen wesentlich umfangreicher waren.
Logopädie wurde in beiden Gruppen in ähnlicher
Stundendauer verordnet (Tabelle 3).
Diskussion
Späte Frühgeborene finden erst in jüngster Zeit
verstärkt Beachtung und werden bislang kaum
systematisch nachuntersucht. Allgemein wird von
einer weitgehend normalen Entwicklung dieser
Gruppe ausgegangen, auch wenn dazu bisher nur
sehr wenig Evidenz vorhanden ist. Die wenigen
vorliegenden Untersuchungen zur Schullaufbahn
von LP verweisen auf ein erhöhtes Risiko für geringeren Schulerfolg und diskutieren dies vor
dem Hintergrund der Unreife bei der Geburt, die
selbst bei höherem GA gegeben ist (Chyi et al.,
2008; Gurka et al., 2010). Die Analyse der Langzeitentwicklung von LP mit GA 34 – 36 SSW ohne
wesentliche medizinische Komplikationen aus
Heidelberg erbringt ähnliche Ergebnisse und verweist auf diskrete, aber durchaus alltagsrelevante
Besonderheiten in der Entwicklung von LP mit
verlängerten Schullaufbahnen und intensiverer
(medizinisch verordneter) Förderung. Im Vergleich zur ursprünglichen Untersuchungsgruppe
von Niedrig-Risiko-Frühgeborenen (Pietz et al.,
2004; Reuner et al., 2009) fällt der höhere Knabenanteil unter den LP auf. Hier könnte sich das
bereits bekannte höhere Risiko von Knaben für
eine (späte) Frühgeburt widerspiegeln (Petrini et
al., 2009; Raju, 2006 b). Ein Geschlechtseffekt für
Schullaufbahn oder Förderumfang wurde überprüft und ausgeschlossen.
Auch wenn ein Telefoninterview die direkte Untersuchung nicht ersetzen kann, erweist sich dieses Procedere als praktikabel und führt gerade bei
einem langen Follow-up-Intervall zu einer hohen
Kooperation. Die hier analysierten Körpermaße,
Schulformen und -noten, sowie Therapiemaßnahmen gehören zu den „harten Daten“, die in Inter-
Tabelle 2: Kognitive Entwicklung und Schullaufbahnen von Späten Frühgeborenen und
Termingeborenen
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Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
Tabelle 3: Umfang medizinisch verordneter Therapien bei Späten Frühgeborenen und
Termingeborenen
views und Fragebogen ausreichend reliabel und
valide erhoben werden können (Rennen-Allhoff,
Allhoff, Bowi & Laser, 1993) und zudem durch
Kopien der Schulzeugnisse belegt wurden. Eine
Überschätzung der Späten Frühgeborenen ist dennoch nicht ausgeschlossen, da unter den Dropouts
der ursprünglichen Untersuchungsgruppe mehr
Kinder mit niedrigen kognitiven Leistungen waren als unter den Dropouts der Termingeborenen
(Reuner et al., 2009).
Hinweise auf diskrete kognitive Entwicklungsstörungen bei Späten Frühgeborenen ergeben
sich besonders aus den auffällig verlängerten
Schullaufbahnen und dem Trend zu eher mittleren Bildungsabschlüssen dieser Gruppe. Schulnoten erscheinen aufgrund der hohen Subjektivität
und geringen Vergleichbarkeit nicht geeignet, um
tatsächliche Leistungsdefizite aufzudecken, selbst
wenn die für die Art der weiterführenden Schulen
entscheidenden Zeugnisse Ende der 4. Klasse zugrunde gelegt werden. Für beide Gruppen bestand
in unseren Daten ein sehr enger Zusammenhang
zwischen kognitiven Leistungen im Kindesalter
(7 Jahre) und den Schulabschlüssen in der Spätadoleszenz. Dies spricht dafür, dass die Befunde in
erster Linie leichte kognitive Probleme widerspiegeln, die ihrerseits mit der Unreife des Gehirns
selbst bei später Frühgeburt in Verbindung gebracht werden können. Störungen der Aufmerksamkeit und für unspezifische Lernprobleme, wie
sie bei Hoch- Risiko-Frühgeborenen umfangreich
beschrieben sind (Bhutta, Cleves, Casey, Cradock
& Anand, 2002) sind in diskreterem Umfang auch
für Späte Frühgeborene mit einem GA von 34 – 36
Wochen anzunehmen. In beiden Gruppen wurden
sehr viele Kinder im Laufe der Kindheit mit medizinisch verordneten Therapien unterstützt. Dies
spiegelt vermutlich die allgemeine Sensibilität der
Gesellschaft für Entwicklungsauffälligkeiten wider. Gerade der in beiden Gruppen hohe Anteil
an logopädischen Interventionen, der weit über
das zu erwartende Maß an Sprachentwicklungsstörungen hinausgeht, könnte so erklärt werden.
Des Weiteren standen motorische Entwicklungsstörungen nach Frühgeburt, z. B. Zerebralparesen,
lange Zeit im Zentrum der Aufmerksamkeit von
Wissenschaftlern und Klinikern. Die in unserer
Studie wesentlich häufigere und umfangreichere
Verordnung physiotherapeutischer Maßnahmen
für Späte Frühgeborene ohne wesentliche perinatale Komplikationen steht in Einklang mit dieser
Tabelle 4: Häufigkeit medizinisch verordneter Therapien bei Späten Frühgeborenen und
Termingeborenen
Frühgeborene 4 • 2011
13
Schwerpunkt
Tradition, obwohl sämtliche Studien zur Langzeitentwicklung von Frühgeborenen vor allem das
hohe Risiko für kognitive Entwicklungsstörungen
hervorheben (Bhutta et al., 2002). Ergotherapeutische Behandlung wurde zwar nicht häufiger,
aber deutlich umfangreicher für Späte Frühgeborene verordnet. Dies unterstreicht Vermutungen
hinsichtlich diskreter Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen bei Späten Frühgeborenen, da die
Indikation für Ergotherapie häufig auf entsprechenden Entwicklungsaspekten beruht (z. B. Konzentrationsprobleme, visuomotorische Defizite
etc.). Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse zu
Therapiefrequenz und -umfang die Notwendigkeit
differenzierter Diagnostik und Therapieevaluation
für Späte Frühgeborene ebenso wie für andere
Kinder.
Schlussfolgerungen
Späte Frühgeborene ohne wesentliche perinatale
Komplikationen entwickeln sich bis in das späte
Jugendalter im Wesentlichen normal, insbesondere treten keine schweren Entwicklungsstörungen
auf. Dennoch sind ihre Schulabschlüsse im Trend
etwas niedriger als die von Termingeborenen. Die
deutlich verlängerten Schullaufbahnen und die
wesentlich umfangreicheren und häufigeren therapeutischen Interventionen (insb. Physiotherapie
und Ergotherapie) legen nahe, dass auch Späte
Frühgeborene vulnerabler als Termingeborene für
diskrete kognitive Leistungsstörungen sind. Um
den Umfang und die Art dieser Schwächen zu erfassen, therapeutische Maßnahmen zielgerichtet
zu planen und schlussendlich die Belastung für
Familien und Gesundheitssystem zu optimieren,
ist eine sorgfältige Nachuntersuchung der Späten
Frühgeborenen unbedingt erforderlich.
Quelle:
Gitta Reuner, Anne Hassenpflug, Joachim Pietz:
Langzeitentwicklung von Späten Frühgeborenen:
Schullaufbahnen und therapeutische Förderung,
Frühförderung interdisziplinär, 3/2011.
© Ernst Reinhardt Verlag München/Basel, Kemnatenstr. 46, 80639 München, S.144 – 150.
www.reinhardt-verlag.de
14
Literatur
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Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
Schule & Kindergarten
Nachteile für späte Frühchen?
Ein Elternbericht von Familie K.* (Name ist der Redaktion bekannt)
Unser Sohn, der vor mittlerweile 8 Jahren als
sogenanntes spätes Frühchen in der 35. SSW geboren wurde, hat sich bisher ziemlich unauffällig
entwickelt. Die Ärzte hatten uns bei der Entlassung nach 2 1/2 Wochen versichert, dass wir uns
keine Gedanken über mögliche Beeinträchtigungen machen müssten. Es gab auch keine größeren feststellbaren Startschwierigkeiten von Ben.
Er atmete regelmäßig, verdaute gut, bewegte sich
altersgerecht, trank ausreichend. Es ging scheinbar nur darum, noch ordentlich zuzunehmen und
auch das gelang ihm in kurzer Zeit.
Besondere Fördermaßnahmen zogen wir nie in
Betracht - wozu auch. Es war ja alles in Ordnung
und auch der Kinderarzt war zufrieden. Ben interessierte sich für andere Kinder, war neugierig
und experimentierfreudig, entwickelte sich normgerecht. Uns fiel lediglich auf, dass er Sachen nie
zu Ende machte. Puzzle wurden angefangen und
lagen dann tagelang unfertig in der Wohnung
herum, bis sie einer von uns Großen wegräumte.
Auch Bücher konnten wir nie zu Ende vorlesen,
da Ben vor dem Schluss schon wieder mit vielen
anderen Dingen beschäftigt war. Farbstifte nahm
er erst gar nicht in die Hand. Natürlich begannen wir uns Gedanken und Sorgen zu machen, je
näher der Schulbeginn kam. Die Erzieherinnen
beruhigten uns jedoch. Das sei nicht ungewöhnlich für Jungs. Seiner frühgeburtlichen Vorgeschichte maßen sie keine große Bedeutung bei.
Es gäbe genügend reif geborene Vergleichskinder,
die ähnliche Vorlieben und Abneigungen zeigen.
Das würde sich bis zur Einschulung sicher noch
legen. Doch das tat es eben nicht. Ben schaffte es
nicht, sich bis zum Ende der Unterrichtseinheit zu
konzentrieren, begann daraufhin zu stören, seine
Schrift war unleserlich, die Hausaufgaben ein täglicher Kampf. Mittlerweile haben wir mit diversen
Fördermaßnahmen begonnen, um die Probleme
zu bewältigen - und nach zwei anstrengenden Jahren sehen wir auch erste Fortschritte. Unsere Hinweise auf seine Vorgeschichte als Frühchen wurde
seitens der Schule auch eher als irrelevant abgetan. Derartige Probleme hätten auch reif geborene Kinder mitunter - und so wesentlich zu früh
sei er ja auch gar nicht geboren worden. Erst eine
frühchenerfahrene Therapeutin bestätigte unsere
Vermutung, dass es da doch, mittlerweile auch
belegte, Zusammenhänge gäbe, was seine Schwierigkeiten betrifft. Im nachhinein hat uns das sehr
geärgert, denn wir sind überzeugt, dass wir mit
diesen wichtigen Infos zu einem früheren Zeitpunkt hätten aktiv werden können - was uns allen
als Familie viel Frust und Ärger erspart hätte.“
Neue Infobroschüre
Willkommen daheim
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Die Broschüre richtet sich an Eltern von zu früh
geborenen Kindern und gibt hilfreiche Tipps
zur Bewältigung des gemeinsamen, nicht immer
einfachen Alltages mit einem Frühchen zu Hause. Neben Informationen rund um Themen wie
Kleidung, Schlafplatz, Körperpflege und Ernährung, Kinderarztwahl, Frühförderung und Impfen, bietet die Broschüre auch hilfreiche Informationen zum Umgang mit unruhigen Kindern und
besonders pflegebedürftigen Frühchen, die auch
zu Hause noch mit Monitor überwacht und mit
Sauerstoff versorgt werden müssen.
Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
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Frühgeborene 4 • 2011
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17
Schwerpunkt
Frühcheneltern erzählen
Ein turbulenter Anfang mit Happy End
Ein Elternbericht von Andrea Sommer
„Unser Sohn Jonne wurde nach 16 Stunden Wehen und 4-5 Wochen zu früh geboren, er war unser erstes Kind und ich war immer davon überzeugt, dass ich nie ein Frühchen haben werde. In
der Familie war noch nie eines geboren worden.
Ich höre noch die Worte meiner Mutter: “Bei uns
sind alle Kinder immer schnell und gesund geboren worden.” Ich ging davon aus, dass es bei mir
genauso sein würde. Dann der Schock, an diesem Freitagmorgen. Fruchtwasser ging ab, zwar
nicht viel, aber eindeutig. Wir fuhren schnell ins
Krankenhaus, das Krankenhaus in dem wir einige
Wochen vorher schon die Frühchenstation besichtigt hatten. Ich erinnere mich, dass ich an diesem
Raum vorbei lief und hinein schaute, in dem unser Sohn später lag. Ich sah das Wärmebettchen
und ich weiß noch, dass ich fast geweint hätte, als
ich die ganzen Apparate und Geräusche hörte, die
sie auslösten. Ich konnte ja nicht wissen...keiner
konnte das.
Ich wurde sofort stationär aufgenommen. Mit
einem ph-Test wurde überprüft, ob es sich um
Fruchtwasser handelte. Dieser war allerdings drei
mal negativ. Jedoch zeigte der Test für Infektionen
umso mehr an. Entscheidung: Einleitung mit Wehengel. Das Ganze zog sich nun schon 2 Tage hin,
die Herztöne von Jonne waren prima, also kein
Grund zur Sorge. Drei Tage nach meiner Einlieferung ins Krankenhaus wurde unser Sohn geboren.
Er wog 2600 Gramm und war 46 cm groß. Ganz
normal für eine 35. Schwangerschaftswoche.
Man legte ihn mir auf die Brust, ein unbeschreibliches Gefühl. Hatten wir doch solange für unser
Kind gekämpft, es hat sehr lange gedauert, bis ich
endlich schwanger wurde. Ich dachte, nun ist unser Kampf vorbei, jetzt wird alles gut. Wir ahnten
nicht, dass uns die schlimmste Zeit unseres Lebens
noch bevor stand.
Er kam dann in eines dieser Wärmebettchen,
leichte Atemhilfe (CPAP), Verkabelungen ohne
Ende, um seine Vitalwerte zu kontrollieren, Magensonde. Da lag nun unser Sohn, eingehüllt in
18
Decken und schlief. Für uns war er der süßeste
Junge auf der Welt.
Alles verlief recht gut die ersten 2 Tage. Ich pumpte Muttermilch ab und er bekam sie, wir durften
ihn sogar aus seinem Bettchen nehmen, auf dem
Arm halten, wickeln, füttern, schmusen. Alles das
was “normale” Eltern auch machen, nur das es bei
uns ständig klingelte und bimmelte, Alarme gingen immer mal wieder los. Während andere Eltern
die Spieluhr hören, hörten wir die kleinen Schreie
der anderen Frühchen. Uns konnte zu diesem
Zeitpunkt niemand sagen, wann wir nach Hause
gehen können. Ich brannte darauf nach Hause zu
können, mein Mann ebenso. Umso schneller wir
nach Hause konnten, desto eher wussten wir das
Jonne gesund ist.
Nach 5 Tagen kam der Arzt zu uns und bat uns
etwas zu unterschreiben, der Keim der vermutlich
die Frühgeburt ausgelöst hatte, war ausgebrochen
bei Jonne. Wir sollten unterzeichnen, dass er notfalls an eine richtige Beatmungsmaschine angeschlossen werden darf, damit sein kleiner schwacher Körper zur Ruhe kommt. Er sagte uns auch,
dass Jonne seit letzter Nacht eine schwere Blutvergiftung bekommen hätte, so schwer, dass es dringend notwendig wäre schnell zu handeln, notfalls
zu beatmen. In uns brach eine Welt zusammen,
wir waren verzweifelt und die nackte Angst stand
uns in den Gesichtern. Ich erinnere mich, dass die
Schwester, die an diesem Tag für Jonne zuständig war, neben mir stand, mich anschaute, mir
die Hand auf die Schulter legte und ich bitterlich
anfing zu weinen. Ich war fertig mit den Nerven.
Warum er?
Wir machten an diesem Tag trotzdem alles wie
immer, wickeln, Milch über die Magensonde spritzen, leise mit ihm sprechen und Händchen halten.
Er war ein wenig duselig durch die Medikamente,
aber sonst war er wie immer. Wir pendelten jeden
Tag ins Krankenhaus, Vormittags erledigten wir
alle Angelegenheiten, Haushalt, mein Mann vertröstete seine Kunden und Nachmittags gegen 14
Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
Uhr saßen wir bei Jonne am Bett und hielten wache. Manchmal bis Abends 22 Uhr.
Als wir am nächsten Tag auf die Station kamen,
wurden wir von der diensthabenden Ärztin um ein
Gespräch gebeten, ich ahnte nichts Gutes. Uns so
war es auch. Jonne musste an die Beatmungsmaschine, Tubus im Hals, Medikamente, die ihn so
malade machten, dass er gar nicht mehr reagierte.
Mein Mann wurde ganz weiß, ich habe geweint.
Die Ärztin schaute uns betroffen an, versicherte
uns, das es nichts Lebenserhaltendes ist sondern
unterstützen soll. Es brach aus mir heraus und ich
sagte zu ihr: “ Seien Sie bitte ehrlich, müssen wir
uns auf das Schlimmste einstellen? Wird er sterben?” Sie meinte, dass alles getan wird, um sein
Leben zu erhalten, dass Medikamente zum Einsatz
kommen, die in der Regel gut anschlagen und dass
wir einfach nur warten können. Ich wollte nicht
warten, ich wollte doch nur, dass alles wieder gut
wird. Ich wollte mein Baby auf dem Arm halten,
ihm sagen, dass er keine Angst haben muss, dass
alles sicher wieder gut wird. Es war ein schwerer
Gang an diesem Tag, als wir an sein Bettchen traten. Die rhythmischen Bewegungen seines kleinen Körpers, die zugeschwollenen Augen und der
aufgedunsene Körper durch die Flüssigkeit, die er
erhielt. Er sah so verändert aus, und doch war er
unser Kind, unser geliebtes Kind. Jonne bekam
übrigens während seines gesamten Aufenthaltes
in der Klinik 36 verschiedene Medikamente. Was
dieser kleine Körper aushalten musste, brachte sogar unsere jetzige Kinderärztin zum staunen.
Wir verbrachten tagelang an seinem Bettchen,
ohne dass wir ihn anfassen durften, saßen stundenlang auf Hockern, lasen ihm das große Sandmann-Buch vor, das wir extra gekauft hatten,
damit er wenigstens unsere Stimmen hört. Wir
wechselten uns ab mit vorlesen, manchmal schliefen wir selbst ein dabei. Ich ging weiterhin abpumpen und auch in diesem Raum, wo die Milchpumpe stand, schlief ich manchmal im sitzen ein. Wir
gingen körperlich und seelisch an unsere Grenzen,
aber wir mussten bei Kräften bleiben, wir mussten
stark sein. Jonne brauchte uns doch!
Wir riefen trotzdem immer gegen Mitternacht
nochmal auf Station an, wie es ihm geht. Morgens
Frühgeborene 4 • 2011
ebenso, wie die Nacht verlief. An diesem einen
Morgen sagte uns die Schwester, dass Jonne sich
den Tubus komplett alleine herausgezogen hatte,
er würde nun nur noch eine leichte Atmehilfe wie
am Anfang bekommen. Ich war irgendwie stolz
auf mein Kind. Das hieß doch er will leben, will
alleine atmen, er ist ein Kämpfer. Von diesem Tag
an atmete er regelmäßig und auch nach kurzer
Zeit konnte die leichte Atemhilfe entfernt werden.
Dann endlich, Entwarnung. Die Chefärztin, die
mir von Anfang an super sympathisch war, sagte
uns als wir an diesem Tag an sein Bettchen traten:
“ Er hat nun das Schlimmste überstanden, es wird
sicher in den nächsten Tagen bergauf gehen.” So
erleichtert wie in diesem Moment waren wir noch
nie in unserem Leben, da sind mein Mann und
ich uns einig. Es wurden Ultraschalle gemacht am
Gehirn, an den Nieren und am Herzchen, ob sich
Wasser angesammelt hatte, nichts dergleichen.
Auch hatte Jonne einen Herzkatheter über den er
seine Medikamente bekam, dieser verrutschte einmal so stark, dass er sein Herz berührte. Wir dachten das Gerät für die Herzfrequenz zeigt falsch
an, was immer mal wieder vorkam, wenn sie die
Kleinen zu heftig bewegten, aber er lag ruhig da,
die Schwester rief panisch nach der Ärztin, diese
kam sofort mit einem EKG-Gerät, wir mussten
das Zimmer schnell verlassen, es war die Hölle.
Der Herzschlag lag bei 296 Schlägen pro Minute. Der Katheter war verrutscht und stieß an sein
Herzchen an, so zogen die Ärzte den Katheter ein
wenig zurück und sein Zustand normalisierte sich
schnell. Ich dachte schon wir müssten wieder einen Schritt nach hinten machen, vielleicht ist er
nun auch noch herzkrank? Braucht er wieder ein
neues Medikament? Wir waren voller Sorge, die
sich aber dann in Luft auflöste.
Jeden Tag ging es ihm besser, die Medikamente
wurden immer mehr reduziert. Jonne war nun
schon 3 Wochen auf Station. Dann endlich kam
der Moment, an dem wir ihn wieder im Arm halten durften. Es war wie eine zweite Geburt, er sah
noch etwas aufgedunsen aus, aber das machte uns
nicht im Geringsten etwas aus. Wir waren glücklich und insgeheim wussten wir, dass wir der Chefärztin glauben konnten, alles wird gut werden und
19
Schwerpunkt
jeden Tag wird es immer ein bisschen besser. Und
so war es auch.
Endlich kam der Tag, an dem wir auf eine sogenannte Nachsorgestation einziehen durften. Diese
wurde eigens für Frühchen und ihre Muttis eingerichtet in dieser Klinik. Hier kann man sozusagen
noch einmal den Alltag mit dem Kind üben, davor
hatte man ja wenig Gelegenheit dazu. Hier waren
wir noch eine Woche. Jonne und ich hatten ein
Einzelzimmer, er lag zwar auch in einem Wärmebettchen, jedoch direkt neben meinem Bett und
hatte er wesentlich weniger Kabel an sich und ich
durfte ihn sogar zum Kuscheln komplett abstöpseln, er war ja endlich stabil. Ich war noch sehr
unsicher, hatte ich doch jetzt erst die Möglichkeit
rund um die Uhr mit meinem Sohn zusammen zu
sein. Wir machten es uns abends gemütlich, er lag
friedlich auf meinem Arm und wir lauschten den
Regentropfen und hörten Jazz im Radio. Eigentlich erinnere ich mich gerne an diese Woche auf
der Nachsorgestation, denn endlich trat so was wie
Normalität ein, die Angst wurde jeden Tag weniger und das Selbstvertrauen in mich als Mama und
in mein Kind wuchs weiter.
20
Nach 4 langen nervenaufreibenden Wochen, durften wir endlich nach Hause. Endlich zog Jonne in
sein Kinderzimmer ein, das schon fix und fertig
auf ihn wartete. Seit genau 4 Wochen ist er nun zu
Hause und wir sind nun eine ganz normale kleine
Familie. Jonne ist gesund, ist ein ganz normales
Baby, soweit man das feststellen konnte, und wir
sind die glücklichsten Eltern der Welt. Wenn mich
jemand fragt, wer mein Vorbild, mein Held ist,
würde ich ohne mit der Wimper zu zucken sagen:
“Mein Kind!
Erfahrungsberichte gesucht
Wir freuen uns immer über Elternberichte
zu unseren Schwerpunktthemen. In unserer nächsten Ausgabe 1/2012 steht das Thema familienzentrierte Neonatologie
im Mittelpunkt. Dabei steht nicht nur das
Kind sondern auch seine Eltern und Geschwister im Mittelpunkt. Wir freuen uns
über Berichte von Eltern über ihre Erfahrungen auf der neonatologischen Station.
Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
Mehr Zeit für ehemalige Frühchen
Startschwierigkeiten zum Schulbeginn
Ein Elternbericht von Kerstin H.*
Als unsere jüngere Tochter vor mittlerweile sechs
Jahren vier Wochen zu früh geboren wurde, da
war der anfängliche Schrecken groß. Objektiv gesehen ging es ihr nach anfänglichen Problemen
beim Atmen schnell besser, aber für mich war die
Situation auf der neonatologischen Station sehr
beängstigend. In den folgenden Jahren war sie
vor allem während der Kindergartenzeit immer
die erste, die von diversen Keimen und Bakterien
angesprungen wurde. Auch übergeben musste sie
sich vergleichsweise häufig - ein Problem, das wir
von der großen Schwester her so nicht kannten.
Nun stand im Spätsommer die Einschulung auf
de m Plan und das hat mir große Bauchschmerzen
bereitet. Noch immer ist unsere Tochter sehr zart
und klein. Zudem hat sie anfangs lange gebraucht,
um im Kindergarten wirklich anzukommen, sich
auf andere Kinder und die Erzieherinnen einzulassen. Ihre beste Freundin, die ein Jahr jünger
ist und für sie eine ganz wichtige Rolle im Leben
spielt, wird erst im kommenden Jahr eingeschult.
Unglücklicherweise hat die vorzeitige Geburt dazu
geführt, dass unsere Tochter nun in diesem Jahr
schulpflichtig wurde, obwohl sie bei regulärer Geburt noch ein weiteres Jahr hätte im Kindergarten
bleiben können. Ihre Begeisterung auf Schule hält
sich, milde ausgedrückt, sehr in Grenzen. Vor allem die Trennung von ihrer besten Freundin führt
regelmäßig zu betrübter Stimmung - auch wenn
wir alles tun, um auch weiterhin Begegnungen der beiden am Nachmittag
zu ermöglichen. Alle Versuche, die
anstehende Einschulung zu vermeiden und eventuell doch noch eine
Rückstellung für sie bewirken zu können, schlugen fehl, obwohl auch der
Kindergarten im Hinblick auf ihre
sozial-emotionale Reife dies befürwortet hätte. Schulleitung und Amtsärztin waren hingegen der Meinung,
dass sie es versuchen solle. Wenn es
Probleme geben würde, dann könne
sie die Klasse aufgrund des Konzeptes
Frühgeborene 4 • 2011
der sogenannten flexiblen EIngangsphase ja problemlos wiederholen. Darüber haben wir uns als
Eltern sehr geärgert. Alle Einwände und Hinweise
auf die durchaus mittlerweile belegten Ergebnisse,
was den Nachholbedarf von Frühgeborenen betrifft, wurden lapidar vom Tisch gefegt und man
machte mir ziemlich deutlich, dass man mich für
eine überspannte Mutter hält, die zu keiner realistischen Einschätzung der Lage fähig sei. Die wirklich problematischen Frühchen seien doch wohl
eher die Kinder, die vor der 30. SSW geboren werden. Da müssten wir schon auf ihre schulischen
Erfahrungen vertrauen. Wir haben uns nach langem Hin und Her zähneknirschend gefügt, sind
aber immer noch nicht von der Richtigkeit der
Entscheidung überzeugt. Glücklicherweise ist die
Klassenlehrerin unserer Tochter selbst Frühchenmutter. Nach einem ersten persönlichen Gespräch
mit ihr fühlen wir uns etwas besser, denn sie
schätzt die Lage aus eigener Erfahrung ähnlich ein
wie wir und tut aufgrund dessen alles, um unsere
Tochter nicht zu überfordern. Sie kümmert sich
wirklich besonders um Anna und hat im Gegegensatz zur Klassenlehrerin unserer großen Tochter auch kein Problem damit, dass Anna sich sehr
auf sie konzentriert, weil es für sie einfach wichtig
ist und ihr Sicherheit gibt. Damit hatten wir Glück
im Unglück - doch auf soviel Verständnis werden
andere betroffene Familien sicher nicht stoßen.“
21
Schwerpunkt
„Kurz & kompakt“
Eltern zum Thema
„Mein Sohn kam vor 6 Jahren nach 35 SSW
zur Welt. Nach anfänglichen Problemen beim
Atmen hat er sich relativ schnell stabilisiert, so
dass wir zwei Wochen später zu Hause waren.
In den folgenden Jahren hat er sich ziemlich
unauffällig entwickelt. Sein Desinteresse an
allem was mit Basteln und Malen zu tun hat,
habe ich lange als jungenspezifische Eigenheit
abgetan. An das Thema Frühchen habe ich
zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr
gedacht, bis es bei der Schuleingangsuntersuchung von seiten einer relativ gut informierten Amtsärztin angesprochen wurde. Mittlerweile wird unser Sohn ergotherapeutisch
gefördert und das macht sich auch schon positiv bemerkbar. Ich bin froh, dass die Ärztin
uns in diesem Punkt sensibilisiert hat.“
„Unser Sohn wurde 2008 in der 34. SSW
geboren und hat sich ohne nennenswerte
Schwierigkeiten nach Rückmeldung aller Experten, die in regelmäßig durchchecken, sehr
gut entwickelt. Dennoch erwische ich mich
immer wieder dabei, dass ich ihn argwöhnisch beäuge, ob sich nicht doch irgendein
Indiz ankündigt, das größere Probleme nach
sich ziehen könnte. Mein Mann hat für dieses
Verhalten wenig Verständnis und macht mir
regelmäßig Vorhaltungen, dass ich zu besorgt
sei und unseren Sohn in seiner freien Persönlichkeitsentfaltung einschränke. Aber ich
kriege einfach die anfänglichen Bilder nicht
aus dem Kopf. Mittlerweile bin auch ich davon überzeugt, dass weniger mein Kind als
vielmehr ich ein Problem mit dem Erlebten
habe - auch wenn es nun schon mehr als drei
Jahre zurückliegt. Irgendwie gab es nie Zeit
und Raum diesen doch für mich ziemlich beängstigenden Einstieg meines Sohnes ins Leben aufzuarbeiten.“
Wir sind spezialisiert!
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22
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Schwerpunkt
„Meine Tochter kam als spätes Früchen in
der 36. SSW zur Welt. Sie hatte anfangs große Probleme und die Ärzte signalisierten
uns, dass das für ein spätes Frühchen eigentlich unverhältnismäßig viele Schwierigkeiten
sind. Das hat mich als Mutter sehr verunsichert. Gerade wenn die Statistiken für Kinder
in dieser Schwangerschaftswoche eigenlich
deutlich besser aussehen, fragt man sich natürlich schon, warum es ausgerechnet ihr entgegen aller Prognosen so schlecht geht. Man
vermutete bereits vorgeburtliche Belastungen.
Mittlerweile hat sie gut aufgeholt. Wir merken
allerdings schon noch, dass sie im Vergleich
zu reif geborenen Kindern, die ja „nur“ zwei
Wochen länger Zeit hatten, um sich zu entwickeln, doch deutlich weniger belastbar ist.
Als sie in den Kindergarten kam, begann
die Zeit der immer wiederkehrenden Infekte. Die Nase läuft eigentlich immer und die
Anzahl der Mittelohrentzündungen können
wir mittlerweile schon gar nicht mehr zählen.
Auch sprachlich haben sich die unzähligen
Mittelohrentzündungen negativ ausgewirkt.
Flüssigkeit, die sich hinter dem Trommelfell
sammelte, hat das Hören und damit auch das
Sprechen lernen erschwert. Eine Punktion der
Trommelfelle hat das Problem glücklicherweise nachhaltig lösen können. Auch ist sie in
den ersten zwei Jahren nach dem Vormittag
im Kindergarten immer so kaputt gewesen,
dass sie nachmittags erstmal drei Stunden
schlafen musste. Zudem strengen sie Aktivitäten, die etwas Ausdauer erfordern, schnell
an. Unterstützung erhalten wir seit einigen
Monaten von einer sehr engagierten Ergotherapeutin, die unsere Tochter auch sehr
erfolgreich zum Basteln und Malen animiert
- alles Dinge, die bisher auch nicht unbedingt
zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört haben. Die ersten „Kunstwerke“ hängen bereits
eingerahmt in unserem Flur und Annika ist
mächtig stolz darauf. Große Sorgen mache ich
mir im Hinblick auf die Einschulung, die unaufhaltsam näher rückt. Ich kann nur hoffen,
dass wir diese Umstellung gut bewältigen werden und dass der Frust nicht zu groß wird.“
Frühgeborene 4 • 2011
„Mich ärgert es immer wieder, dass man als
Mutter eines späten Frühchens gleich als
überbesorgt abgestempelt wird. Ich habe
mich umfassend informiert, dass auch die
sogenannten späten Frühchen durchaus ihr
Päckchen zu tragen haben, wie jüngste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung
belegen. Dennoch stößt diese Info weder
in Kindergarten noch Schule auf Interesse.
Wenn ich das Thema in Gesprächen mit den
Pädagogen anspreche, habe ich unterschwellig immer das Gefühl, dass man mir unterstellt, ich wolle für meinen Sohn einen ungerechtfertigten Sonderstatus beanspruchen.“
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Titelbild: © Maria.P. - Fotolia.com
23
Schwerpunkt
cm
Lucy,* 29+3 SSW, 1200 g, 39
cm
39
g,
0
& Eric, 140
Maleen, *33+4 SSW,
1400 g, 38 cm
Gia-Marie, *930 g, 43 cm
Finley, * 25. SSW,
865 g, 35 cm
Jonna Ada, *27. SSW, 650 g, 32,5 cm
Kira Zoé,
*1800 g,
44cm
Frühstarter 2011
Joelina, *35+3 SSW,
2290 g, 44 cm
Wir wünschen Euch und Euren Familien alles GUTE & sagen
DANKE für die vielen süßen Bilder, die uns Eure stolzen Mamas
und Papas geschickt haben
d
Mísa, 1790 g, 43 cm
Mika, *830 g, 34 cm
Jankó, *32+6 SSW,
1380 g, 39 cm
24
Frühgeborene 4 • 2011
Schwerpunkt
Leo, *1240 g
Florine Sophie,
*30 +2 SSW,
1320 g, 41 cm
Tristan, *33+6, 1280 g, 45 cm
Kimberly,
* 620 g,
32 cm
Mads, *33. SSW,1860 g, 39cm
Niklas, *25+1 SSW,
595 Gramm
Merle Leontine
*27. SSW, 1090 g , 33 cm
Anna, *1.230 g, 35 cm
Hendrik, *26+2 SSW, 940 g
Hendrik, *26+2 SSW, 940 g
Leonie, *1050 g, 37 cm
Anna Teresa,
*1840 g, 44 cm
Marie, *650 g, 33 cm
Frühgeborene 4 • 2011
Joshua, *26+6 SSW,
720 g, 30 cm
25
Bericht
Fachtag
Frühgeborene im Kindergarten
von Andrea Rahlf, Diplom-Psychologin, aktives Mitglied der Hamburger Elterninitiative Frühstart e.V. und
Drillingsmutter
erfahren, was eine Frühgeburt für das
Kind, die Eltern und später dann für die
Aufnahme in eine Kita bedeutet. Ebenfalls anwesende Eltern und FrühstartEngagierte konnten ihre Erfahrungen
beitragen. Ich denke, dass der Austausch
zwischen Fachleuten und Betroffenen
das zentrale Element dieser Tagung war.
Ich werde im Folgenden versuchen, die
zentralen Inhalte des Fachtages darzustellen.
Am 29.10. trafen sich ca. 80 Teilnehmer in der Aula
der HAW in Hamburg, um sich über das Thema
„Frühgeborene im Kindergarten“ auszutauschen
und zu informieren. Die Veranstaltung war vom
Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. in
Kooperation mit der Hamburger Elterninitiative
Frühstart e.V. initiiert worden.
Nach der Begrüßung durch Barbara Grieb vom
Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. und
Christiane Stock (1. Vorsitzende von Frühstart e.V.
Hamburg) sowie einem Grußwort von Margret
Matthies (Kroschke Stiftung für Kinder) folgten
Referate von Prof. Dr. Rainer Hoehne (Kinderarzt
und Sozialpädiater) zur Entwicklung von Frühgeborenen und von Dipl. Pädagoge Sven Hinrichsen
über Frühchen in der Kita. Nach einer allgemeinen Diskussion bildeten sich Arbeitsgruppen zu
verschiedenen Themenschwerpunkten wie Integration, Prävention, Entwicklungsrisiken und
Frühförderung/Inklusion. Die Arbeitsergebnisse
der Gruppen wurden später zusammengetragen
mit dem Ziel einer gemeinsamen Erarbeitung
konzeptueller Empfehlungen.
Um das Wichtigste vorweg zu nehmen: verschiedene Berufsgruppen wie Erzieher, Frühförderer,
Psychologen und Ärzte hatten die Möglichkeit zu
26
Empathie und Wertschätzung
Neben den Referaten waren es auch
immer wieder die Schilderungen von
betroffenen Eltern, die deutlich machten, wie der Start eines Frühgeborenen
ins Leben aussieht und welche gesundheitlichen
und psychosozialen Probleme eine Frühgeburt
mit sich bringt. Besonders die gezeigten Fotos
von Frühchen auf Intensivstationen führten bei
vielen Teilnehmern zu großer Betroffenheit. Eine
Studie hat gezeigt, dass Frühgeborene bei einem
durchschnittlichen stationären Aufenthalt von ca.
12 Wochen im Schnitt 3000 (!) medizinische Eingriffe über sich ergehen lassen müssen. Ich denke,
dass vielen Teilnehmern bisher nicht bewusst war,
wie der Start von Frühgeborenen ins Leben tatsächlich aussieht: sie haben während meist langer
Krankenhausaufenthalte bereits viele Erfahrungen
von Getrenntsein, Ausgeliefertsein und Schmerz
in einer hochgradig technisierten Umgebung hinter sich gebracht, wenn sie nach Hause entlassen
werden. In der Folge zeigen Frühchen häufig Entwicklungsverzögerungen, Regulationsstörungen
in verschiedenen Bereichen (Ess- und Schlafverhalten) sowie eine erhöhte Stressanfälligkeit. Hinzu kommen oft körperliche und motorische Beeinträchtigungen.
Um Bedürfnisse von Frühchen noch besser verständlich zu machen bat der Referent Sven Hinrichsen (Dipl.Sozialpädagoge, Lehrtherapeut
PPSB, Kita-Leiter in Hamburg und betroffener
Frühgeborene 4 • 2011
Bericht
Vater) die Teilnehmer, die Augen zu schließen
und sich in ein Frühchen hineinzuversetzen:
„Wenn ich ein Frühchen wäre, was wäre mir wichtig?“ Empathie und Wertschätzung sind demnach
ein wichtiger Schritt, sich dem Thema zu nähern,
was Frühgeborene allgemein und auch später in
der Kita brauchen, um sich optimal entwickeln
zu können. Dabei zeigt sich, dass Frühgeborene
im Grunde die gleichen Grundbedingungen wie
alle anderen Kinder auch benötigen, um sich gut
zu entwickeln. Nach den Forschern Brazelton und
Greenspan (2000) sind das folgende: Liebevolle
und beständige Beziehungen, körperliche Unversehrtheit und Sicherheit, individuelle Erfahrungen, entwicklungsgerechte Erfahrungen, klare
Grenzen und einen strukturierten Alltag, sowie
eine stabile Gemeinschaft und Kultur.
Ganzheitlichkeit
In der sozialpädiatrischen Kinderheilkunde wird
laut Prof. Dr. Hoehne das Augenmerk zunehmend
auf die soziale Lage und die psychische Situation
von Kindern sowie ihre Potentiale gerichtet. Eine
rein organische Medizin und Behandlungsweise wird der Komplexität eines Heilungsprozesses
nicht gerecht. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise bezieht immer auch psychosoziale Faktoren
mit ein. Prof. Dr. Hoehne machte auch sehr deutlich, dass diehochtechnisierte FrühgeborenenMedizin in Deutschland, seiner Meinung nach,
immer noch ohne ethische Grundsätze angewendet wird. Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es unter den Neointensivstationen
einen Wettbewerb um die Versorgung Frühgeborener mit der niedrigsten Grammzahl gibt.
Individualität vs. Homogenität
Wie ein roter Faden zog sich durch die Referate
und Gespräche, dass die Frühchen keine homogene Gruppe sind, d.h. jedes Frühchen ist anders
und muss, wie alle anderen Kinder auch, als einzigartiges Individuum mit seinen Problemen und
Ressourcen betrachtet werden. Das Ziel sollte also
keine Aussonderung, sondern eine Zusammenführung sein.
Von der Integration zur Inklusion
Das Konzept der Integration bedeutet letztendlich,
etwas wieder einzubinden, das bereits ausgesonFrühgeborene 4 • 2011
dert wurde. Es wird derzeit zunehmend durch das
Konzept der Inklusion ersetzt, das gar nicht erst
„aussortiert“. Frühchen sind keine Sondergruppe,
es gibt keine 2 Menschenbilder, eines für sogenannte normale Kinder und eines für Frühgeborene! Prof. Dr. Hoehne wies darauf hin, dass es das
„normale“ Kind eigentlich nicht gibt. „Normal“
bezeichnet immer nur den Durchschnitt, um den
herum sich das gesamte Spektrum gruppiert. Das
Aussortieren führt zunehmend zur Bildung homogener Gruppen, z.B. Sonderschulen jeder Art.
Untersuchungen in anderen Ländern wie z.B. in
Skandinavien haben dagegen gezeigt, dass in heterogenen Gruppen besser gelernt wird und Kinder
sich besser entwickeln.
Von Defiziten zu Ressourcen
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den Blick
von den Defiziten auf die Ressourcen und Stärken
jedes Frühgeborenen zu lenken: sie verfügen u.a.
über einen starken Überlebenswillen, ein hohes
Maß an Aufmerksamkeit und Reizoffenheit, intensive Gefühle etc. Pädagogen sollten sich als gleichwertige Partner gemeinsam mit den Kindern und
beiden Elternteilen auf die Suche nach Ressourcen
und Potentialen begeben. Hier sind vor allem Eltern die Fachleute.
Situation der Eltern
Die Einbeziehung und Kooperation mit den Frühchen-Eltern wird von allen Teilnehmern für wichtig gehalten im Hinblick auf einen gelungenen
Eintritt in die Kita.
Dabei sollte die Situation der Frühchen-Eltern
immer im Blick behalten werden. Sie erleben
meist widersprüchliche Emotionen: einerseits
empfinden sie Dankbarkeit, dass ihr Kind überlebt
hat und empfinden Dankbarkeit, andererseits erleben sie Schuldgefühle, haben viele Kränkungen
erfahren und Angst vor der Zukunft. Sie zweifeln
häufig an ihrer Kompetenz als Eltern. Sie stellen
sich Fragen wie: „Ist jetzt der richtige Zeitpunkt
für mein Kind, in die Kita zu gehen, oder ist es
noch zu früh? Welche Kita ist die richtige?“
Bindung und Trennung
Der Eintritt in die Kita ist auf jeden Fall ein besonderer Moment, denn er bedeutet wiederum Trennung. Sowohl das Frühchen als auch seine Eltern
27
Bericht
haben bereits viele Trennungserlebnisse (z.B. lange Krankenhausaufenthalte, Erkrankung der Mutter) und damit verbundene Traumatisierungen
erfahren, die die Bindungsentwicklung erschwert
haben. Vor diesem Entwicklungshintergrund wird
verständlich, dass Frühgeborene (und auch ihre
Eltern!) in der Kita häufig größere Trennungsprobleme haben und sich nicht so rasch eingewöhnen
können.
Es ist inzwischen allgemeiner Konsens, dass die
Entwicklung einer verlässlichen, vertrauensvollen
Bindung die Grundlage einer positiven Persönlichkeitsentwicklung ist. Sie ist die Basis für die
Entwicklung von Selbstvertrauen und Neugier
und ermöglicht dem Kind, mit einem sicheren
Gefühl (auch: Urvertrauen) die Welt zu erkunden.
Neben der Frühgeburt erschweren häufig noch
weitere Faktoren (finanzielle und familiäre) eine
ungestörte Bindungsentwicklung. Vor dem Hintergrund dieses Wissens sollten Frühgeborene und
ihre Eltern ausreichend Zeit haben, innerhalb der
Familie Nähe und Bindung nachzuerleben. In der
Kita können einfühlsame, konstante Bezugspersonen diesen Prozess fortführen. Voraussetzung
dafür sind Gespräche, in denen Eltern Vertrauen
entwickeln können.
Pädagogische Leitsätze:
Was sollten die Erzieher/innen mitbringen?
Sven Hinrichsen verweist vor dem Hintergrund
seiner Erfahrungen als Kita-Leiter und betroffener
Vater eines Frühchens auf folgende pädagogischen
Leitsätze:
28
Ein Pädagoge sollte sich
• eher als Begleiter denn als Fachmann sehen;
• zu seinen Möglichkeiten stehen;
• von Eltern und Kindern ausgehen;
• beim Nötigsten bleiben;
• bescheiden bleiben (auch die Begrenztheit
der eigenen Möglichkeiten sehen) und für
eine gute Vernetzung sorgen;
• immer mal für einen eigenen Perspektivwechsel sorgen und sich gut informieren;
• Fragen stellen, die weiterführen;
• sparsam intervenieren;
• sich entbehrlich machen und
• diese Leitsätze nicht dogmatisch verfolgen!
Es ist Konsens bei allen Teilnehmern, dass der
verantwortungsvolle Beruf einer Erzieherin gesellschaftlich und finanziell immer noch nicht die
Anerkennung erhält, die er verdient.
Ergebnisse der Arbeitsgruppen:
„Wie kann ein Kita-Einstieg gut gelingen?
In den Arbeitsgruppen wurde dann gemeinsam
überlegt, was Frühchen in der Kita brauchen, um
sich gut zu entwickeln. Folgende Ergebnisse wurden zusammengetragen:
Frühgeborene benötigen vor dem Hintergrund
ihrer erschwerten Bindungsentwicklung u.U. eine
längere Eingewöhnungszeit, in die die Eltern gut
eingebunden sein sollten. Eine allmähliche Ablösung von den Eltern sollte einfühlsam und wertschätzend von möglichst einer Erzieherin als
Bezugsperson begleitet werden. Mit den Eltern
sollten möglichst mehrere Gespräche geführt werden, um Besonderheiten besprechen zu können.
Sie sollten sich angenommen fühlen und ihr Kind
Frühgeborene 4 • 2011
Bericht
in sicheren Händen wissen.Eine Kita mit kleinen
Gruppen und möglichst konstanten Bezugspersonen ist vorzuziehen. Die Räumlichkeiten sollten so
gestaltet sein, dass sie den Kindern auch Rückzug
und Ruhe ermöglichen, um sie vor Stress durch
Reizüberflutung zu schützen.
Kommunikation ist das „A“ und „O“!
Fortbildung der Erzieher/innen: sie sollten sich
mit dem Thema auseinandersetzen und sich z.B.
von Frühstart Informationen zum Thema holen.
Viele der anwesenden Pädagogen waren mit dieser
Motivation zum Fachtag gekommen.
Berücksichtigung von besonderen Bedürfnissen
Viele Frühgeborene haben Essprobleme, sind
eher ängstlich und zurückhaltend, zeigen ein
verändertes Schmerzempfinden, sind licht- und
lärmempfindlich. Kurz: sie zeigen, bedingt durch
die Unreife bei der Geburt und die vielfältigen
medizinischen Prozeduren, Entwicklungsverzögerungen und Wahrnehmungsprobleme. Diesen
besonderen Bedürfnissen sollte mit Verständnis
und Geduld entgegengetreten werden.
Gute Information der Eltern: die Eltern sollten
sich ein genaues Bild von der Einrichtung machen.
Dabei sind auch „Schnuppertage“ hilfreich.
Ein strukturierter Alltag und Rituale erleichtern
es allen Kindern (nicht nur Frühgeborenen), sich
besser in der Kita zurechtzufinden.
„Runder Tisch“: die Kita sollte Kontakt zu anderen
sozialen Institutionen suchen, die mit dem Kind
befasst sind, wie z.B. Frühfördereinrichtungen,
Physiotherapeuten, Logopäden etc. Im idealen
Fall wird eine geeignete Kita in enger Absprache
mit der Frühförderung und anderen Nachsorgeinstanzen gefunden.
Mir persönlich hat die Veranstaltung viele neue
Impulse gegeben. Da sich in den letzten Jahren
die Versorgung der Frühgeborenen in den Kliniken, der Umgang mit Eltern sowie Nachsorge und
Frühförderung sehr entwickelt und verbessert haben, stellt sich uns „Frühstartlern“ auch die Frage,
welche Funktion wir in dieser sich verändernden
„Versorgungslandschaft“ noch haben können. Unsere große Stärke wird sicherlich immer der Aspekt
der Selbsthilfe („Von Eltern für Eltern“) sein. Die
Tagung hat für mich aufgezeigt, dass sich im Bereich der Informationsvermittlung ein neues Aufgabenfeld für uns entwickeln könnte: Das Hineintragen von Informationen zum Thema „Frühchen“
aus der Sicht von betroffenen Eltern in Institutionen, die mit Frühgeborenen arbeiten. Denkbar
sind Fortbildungsangebote an Kitas, Schulen und
auch an Kinderkrankenpflegeschulen.
Frühstart Hamburg wird diesen Gedanken in Zukunft weiter verfolgen.
Neue Infobroschüre
Zu früh geboren ★ Plötzlich Eltern
Acht Elternpaare schildern ihre persönlichen
Erfahrungen rund um die zu frühe Geburt ihrer Kinder. Mutter und Vater berichten aus ihrer Sicht vom Zeitpunkt der zur frühen Geburt
bis zur ersten Zeit zu Hause. Entstanden sind
sehr persönliche Einblicke in die Gefühlswelt
von Eltern zu früh geborener Kinder, die Mut
machen wollen und zeigen, dass es auch nach
einem schwierigen Start ins Leben positiv weitergehen kann.
Die Broschüre ist ab 15. Oktober erhältlich und
kann per Mail an bestellung@fruehgeborene.
de für 2,50 € zuzüglich 3,00 € Portopauschale
geordert werden. Für Mitglieder des Verbandes
entstehen lediglich Portokosten.
Frühgeborene 4 • 2011
29
Bericht
Erfahrungen, Hilfen, Tipps
Frühgeborene und Schule - Ermutigt oder ausgebremst?
Buchvorstellung von Sabine Weber, Bad Homburg, Frühchenmutter, ehrenamtliche Mitarbeiterin Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V., Frankfurt am Main
hilfegruppen und Beratungsstellen - eigentlich alle
Berufsgruppen und Betroffene, die ein ehemaliges
Frühchen durch die Schulzeit begleiten.
Im Ratgeber kommen sowohl betroffene Familien
als auch Fachleute verschiedener Professionen zu
Wort. So ist es gelungen, bestimmte Themengebiete nicht nur wissenschaftlich zu erläutern, sondern
den Leser in den Alltag von Familien „mitzunehmen“, die genau mit diesen Anforderungen, z.B.
infantile Cerebralparese oder ADHS, jeden Tag
leben.
Denn auch wenn jedes ehemalige Frühchen sich
individuell entwickelt, ist es dennoch nicht richtig, dass sich immer „alles mit der Zeit gibt“ oder
dass die Kinder „alles aufholen können“. Was tun,
fragen sich dann die Eltern?
Das Werk gliedert sich in fünf Kapitel, ergänzt um
ein umfangreiches Glossar, Literaturhinweise sowie Internet-Links, die eigene Recherchen erleichtern.
•
„Zwischen allen Stühlen“ ist das Gefühl, das wohl
die meisten Frühchen-Eltern haben, wenn es um
das Thema Schule geht. Es gibt so viele offene Fragen: Was bedeutet eigentlich Frühgeburt? Kann
mein frühgeborenes Kind auf die Regelschule
gehen? Welche Schularten gibt es überhaupt in
Deutschland? Worauf muss ich als Eltern oder als
Lehrer achten, wenn ein ehemaliges Frühchen mit
reifgeborenen Kindern „mithalten“ soll? Hat denn
jedes frühgeborene Kind zwangsläufig Probleme
in der Schule? Wie kommuniziere ich mit LehrerInnen? Was genau ist Dyskalkulie, was ADHS
und was Autismus?
Der neue Ratgeber des Landesverbands Rheinland
Pfalz greift genau diese Fragen auf. Er richtet sich
an Eltern, LehrerInnen, Sonderpädagogen, Selbst30
•
•
•
In Kapitel 1 geht es um den Start ins Schulleben. Hier geht es um die allgemeine Schulreife, um korrigiertes Lebensalter und um verschiedene Arten der Beschulung.
Kapitel 2 erläutert dem Leser frühchenspezifische „Stolpersteine“. Hier werden Störungsbilder wie LRS, Dyskalkulie usf. erklärt und
Hilfen/Anlaufstellen aufgezeigt, wenn ein
Schulkind diesbezüglich bedürftig ist.
Das 3. Kapitel widmet sich den schulisch eher
unproblematischen Kindern. Aspekte wie
eine günstige Kommunikation von Eltern
zum Schulpersonal, Belastbarkeit des Kindes
oder auch langsames Arbeiten werden hier
aufgegriffen.
Die Themen Inklusion und Integration werden im Kapitel 4 aufgegriffen. Sonderpädagogische Maßnahmen wie Regelungen zum
sogenannten Nachteilsausgleich werden hier
dargestellt.
Frühgeborene 4 • 2011
Bericht
•
Wie es nach der Schule weitergeht – dieser
spannenden Frage geht das 5. Kapitel nach.
Fundierte Ratschläge von Fachleuten, z. B.
aus der behördlichen Praxis, bieten betroffenen Familien eine Orientierung im Prozess
der Berufsfindung.
Das Redaktionsteam um Karin Jäkel besteht aus
Müttern, die selbst frühgeborene Kinder haben
und deswegen mit viel Engagement und aus eigener Erfahrung heraus anderen Familien zur Seite
stehen wollen, wenn es um das Thema Schule geht.
Karin Jäkel u.a.
Frühgeborene und Schule - Ermutigt oder
ausgebremst? Erfahrungen, Hilfen, Tipps
Herausgeber: Landesverband „Früh- und Risikogeborene Kinder Rheinland-Pfalz“ e. V.
Broschierte Ausgabe: 440 Seiten
zusätzlich enthalten:
1 CD mit dem gesamten Buchinhalt als interaktive pdf-Datei
Verlag: plexus-Verlag, Miltenberg
ISBN (Buch) 978-3-937996-30-1
ISBN (CD) 978-3-937996-29-5
Format: 16,5 x 24,0 x 2,3 cm
Preis: kostenlos
Versandkosten: 5,00 EUR pauschal je Buch
Bestellung: elektronisch über die Webseite
des Landesverbandes „Früh- und Risikogeborene Kinder Rheinland-Pfalz“ e.V.:
www.fruehgeborene-rlp.de/800buch.html
Weiterführende Infos auch unter www.
fruehgeborene-bildung.de, wo das Buch auch
als E-Book und PDF-Dokument zum kostenfreien Download angeboten wird.
Frühgeborene 4 • 2011
Schule muss heute Vielfalt „aushalten“ und dazu
gehören die vielen Frühchen einfach dazu. Der
neue Ratgeber soll dazu beitragen, dass die spezifischen Bedürfnisse von Frühchen und deren
Familien in der Schule endlich deutlicher wahrgenommen werden. Eltern können sich dadurch
getröstet fühlen, dass sie mit ihren Sorgen nicht
alleine sind und dass andere Familien erfolgreich
ähnliche Situationen gemeistert haben. Das Erfahrungswissen der zahlreichen Familien und Fachleute, die im Buch zu Wort kommen, bieten dabei
eine enorme Hilfe.
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Fax: 0351 2633053 · E-Mail [email protected]
31
Bericht
Viel zu früh:
Eine Tagung für Eltern und andere Profis
ein Bericht von Gregor Rabe
Das Publikum in Tischgruppen im angeregten Dialog
Jedes Jahr kommen in Deutschland ca. 60.000
Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche und
damit als sogenannte Frühchen auf die Welt. Die
meisten Eltern trifft dieses Ereignis völlig unvorbereitet und stellt sie vor ungeheure Belastungen.
Eine Tagung, die an diesem Wochenende in Berlin
stattfand, führte rund 120 Frühgeborenen-Eltern,
Ärzte, Pflegekräfte, Elternberater und weitere Experten zusammen, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.
Eine Frühgeburt ist ein Ereignis, das in seiner Dramatik für Außenstehende kaum zu erfassen und
zu begreifen ist. Für die beteiligten Eltern, insbesondere die Mütter, erfüllt sie alle Kriterien eines
Traumas und wird von Psychologen auf eine Stufe gestellt mit der traumatischen Erfahrung einer
Trennung/Scheidung oder eines Verkehrsunfalls.
Ich kann dies aus eigener Erfahrung nur bestätigen, denn unsere Tochter kam als zweites Kind
gut drei Monate zu früh auf die Welt (SSW 26+3).
Obwohl im Verlauf der Schwangerschaft absehbar
war, dass sie zu früh auf die Welt kommen könnte,
klammerten wir uns bis zuletzt an die schwache
Hoffnung, dass doch noch alles gut gehen würde. Daher war der Tag, als dann doch kein Halten
32
mehr war, bei aller Erwartbarkeit trotzdem ein
einschneidendes Erlebnis.
Eine Frühgeburt versetzt Eltern in einen traumatischen Ausnahmezustand
Eine Frühgeburt ist mit der Angst und der Sorge um das (gesunde) Überleben der Kinder verbunden und verursacht bei der Mutter enorme
Schuld- und Versagensgefühle, das Kind nicht
länger im Körper gehalten zu haben. Die Intensivmedizin, mit der man dann schlagartig auf der
Neonatalogiestation konfrontiert wird, mit dem
winzigen, unreifen Kind, das im Inkubator liegt,
von Schläuchen und Geräten umgeben, verstärkt
noch die Schockwirkung.
Eltern sind in diesem Moment in einem völligen
Ausnahmezustand, den wohl nur nachempfinden
kann, wer es selbst erlebt hat.
Sie fühlen sich ausgeliefert, überfordert, hilflos.
Alle ihre Träume und Idealvorstellungen von einer
“normalen” Geburt sind mit einem Mal zerplatzt,
der komplette Alltag gerät aus den Fugen: Das
Frühchen liegt für Wochen oder gar Monate im
Krankenhaus, die Mutter unter Umständen auch.
Der Vater (so vorhanden) muss den Haushalt orFrühgeborene 4 • 2011
Bericht
ganisieren, eventuell ältere Kinder betreuen, seinem Beruf nachgehen, die Mutter trösten und ihr
Kraft geben und nebenbei noch selbst mit seinen
Emotionen klarkommen. Die Eltern müssen unter
Umständen schwierige Entscheidungen treffen,
die mit Leben oder Tod zu tun haben.
Kommunikation ist das A und O
Das Außergewöhnliche und Besondere an der Tagung in Berlin war, dass hier nicht nur Menschen
miteinander fachsimpelten, die beruflich mit dem
Thema befasst sind, sondern dass der Fokus auf
den Erfahrungen und Erlebnissen der zahlreich
anwesenden Eltern lag (rund ein Drittel der Teilnehmer), die von den Fachleuten mit großem Respekt und Anerkennung aufgenommen und als
gleichwertige Experten angesehen wurden. Ärzte,
Schwestern, Elternberater, Psychologen dürsteten
geradezu danach, aus erster Hand zu erfahren, was
gut, was schlecht läuft und Anregungen dafür zu
bekommen, was man in Zukunft besser machen
kann.
Und es gibt sehr viel zu tun.
Weder in der Gesellschaft insgesamt, noch bei
Krankenkassen, Jugendämtern oder der Politik ist
die notwendige Sensibilität für das Thema vorhanden. Prof. Christine Ludwig-Körner aus Potsdam
ging sogar so weit, die Gesellschaft als solche und
die Neonatologie als Frühgeburt (unreif) zu bezeichnen. Nicht einmal in den auf Frühgeborene
spezialisierten Krankenhausstationen kann man
selbstverständlich voraussetzen, angemessen versorgt und betreut zu werden.
Aus den vielen Diskussionen, Gesprächen und
Workshops konnte am Ende jeder Teilnehmer seinen Gewinn und seine Erkenntnisse ziehen.
Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Kommunikation.
Und die beginnt schon in der pränatalen (vorgeburtlichen) Phase beim niedergelassenen Gynäkologen und im vorgeburtlichen Krankenhausaufenthalt der Mutter. Ärzte müssen darauf vorbereitet
und geschult sein, eine Risikoschwangerschaft
rechtzeitig zu erkennen und die Eltern auf die Risiken und Folgen einer Frühgeburt hinzuweisen.
Dazu gehört auch, sich die individuelle familiäre
Frühgeborene 4 • 2011
Situation anzuschauen und sich – sofern möglich
– frühzeitig zu überlegen, wie der Alltag vor und
nach der Frühgeburt organisiert werden könnte.
Spätestens nach der Geburt braucht es im Krankenhaus kompetente und vertrauenswürdige Ansprechpartner, die einem mit Rat und Tat zur Seite
stehen und konkrete Hilfestellungen anbieten.
Überhaupt ist es wichtig, dass die Eltern auf der
Station eine Bezugsperson haben, die ihnen über
den Stand der Entwicklung ihres Frühchens Auskunft geben kann und an die sich die Eltern mit
ihren Sorgen und Nöten wenden können.
Bei aller akuten Überforderung sollten sich Eltern
nicht abspeisen lassen und ihr Recht auf Information und Einbindung in den Behandlungsprozess
einfordern, sofern dies nicht von selbst geschieht.
Sie dürfen sich nicht entmündigen und in eine
Nebenrolle abdrängen lassen, bei der Ärzte und
Pfleger darüber entscheiden, was mit dem Kind
geschieht.
Mütter sollten ihrem mütterlichen Instinkt ver
33
Bericht
Hans Jürgen Wirthl, Vorstandsvorsitzender BV DfK, im Gespräch mit Sabine Stöhr, Moderatorin
der Veranstaltung, und einer Frühchenmutter.
trauen und sich nicht der Alleinherrschaft der Apparatemedizin ausliefern.
Ideal wäre ein partnerschaftliches Miteinander aller Beteiligten, wo alle an einem Strang ziehen und
ihre Kompetenzen und Fähigkeiten einbringen.
Zur gelungenen Kommunikation gehört auch,
dass nachsorgende Kinderärzte und Pflegekräfte
mit eingebunden werden. Denn viele Eltern machen nach der Entlassung des gereiften Frühchens
aus der im besten Fall optimalen Versorgung im
Krankenhaus die Erfahrung, plötzlich allein gelassen zu werden.
Beratungsangebote vor und nach der Frühgeburt
Für Frühcheneltern ist es enorm wichtig, dass die
Beratungs- und Betreuungsangebote auch nach
der Entlassung bestehen bleiben. Erst recht, wenn
das Frühgeborene bleibende oder vorübergehende
Schäden davon getragen hat. Denn die Heimkehr
eines Frühchens ist nicht vergleichbar mit der
Heimkehr eines “normal” geborenen Kindes.
Der medizinische Fortschritt in der heutigen Neonatologie ist ungeheuer und nicht vergleichbar
mit dem, was vor zehn, 20 oder gar 30 Jahren nur
möglich war. Heutzutage haben Frühchen schon
ab der 22. SSW eine Überlebenschance.
Und vor allem eines sollten sich betroffene Eltern
in der akuten Situation ganz klar machen: Eine
Frühgeburt bedeutet nicht automatisch, dass das
Kind bleibende Schäden davonträgt, genauso wenig wie es eine Garantie dafür gibt, dass ein “normal” geborenes Kind gesund auf die Welt kommt
oder bleibt! Jeder Fall ist individuell und einzigartig. Wunder geschehen immer wieder!
Den Organisatoren von “Viel zu früh – Eine Tagung für Eltern und andere Profis” gilt ein besonderer Dank, insbesondere Dr. Dieter Hüseman
und dem Förderverein für frühgeborene Kinder
an der Charité Berlin. Sie haben Außergewöhnliches geleistet! Finanziell unterstützt wurde die
Veranstaltung von der Aktion Mensch.
Für die Eltern muss es freiwillige Angebote geben,
das Erlebte zu verarbeiten und praktische Hilfe
jedweder Art in Anspruch zu nehmen.
34
Frühgeborene 4 • 2011
Bericht
Erneut eine gelungene Veranstaltung
4. Rheinland-Pfalz-Symposium zum Thema „Therapie“
von Karin Jäkel
„Das Kind steht im Mittelpunkt, nicht die Therapie.“ Auf diese Formel liefen mehrere der Vorträge hinaus, die das Thema „Therapie – Viel hilft
viel oder ist weniger mehr?“ aus verschiedenen
Blickwinkeln beleuchteten. Anlass war das 4.
Rheinland-Pfalz-Symposium, zu dem der Landesverband „Früh- und Risikogeborene Kinder
Rheinland-Pfalz“ e.V. (LV RLP) am 05.11.2011 in
die Ludwig-Eckes-Halle in Nieder-Olm eingeladen hatte.
Etwa 250 Eltern, TherapeutInnen, ÄrztInnen,
Pflegekräfte, PsychologInnen und „andere Profis“
arbeiteten miteinander interdisziplinär in Vorträgen und Diskussionen an verschiedenen Fragestellungen, die sich von der Früherkennung bestimmter Störungsbilder über die Auswirkungen von
Sinneseinschränkungen auf die Gesamtentwicklung des Kindes bis hin zu schulischen Themen
erstreckten. Eine Aussprache mit Vertretern von
Politik und Krankenkassen rundete die komplexe
und mit viel Sachverstand gefüllte Veranstaltung
ab, für die Gesundheitsministerin Malu Dreyer die
36
Schirmherrschaft übernommen hatte.
Das anspruchsvolle Vortragsprogramm wurde
durch ein Impulsreferat von Dr. med. Andreas
Oberle, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für
Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie am Olgahospital in Stuttgart, zum Thema „Frühgeborene – eine
Langzeitherausforderung, Möglichkeiten und
Grenzen von Therapie“ eröffnet. Als Aussagen des
aktuellen Forschungsstandes benannte er u.a., dass
die Eltern-Kind-Interaktion einen wesentlichen
Effekt für die kindliche Entwicklung habe, dass
dem aber auch Grenzen gesetzt seien. Außerdem
wies er auf die Ergebnisse von Langzeitstudien hin,
die zeigten, dass die Rate der Beeinträchtigungen
nach einer zu frühen Geburt über Jahrzehnte hinweg konstant bei ca. 30% lägen. Die Häufigkeit von
Einschränkungen sei trotz Behandlungsfortschritten in der Akutmedizin unverändert, allerdings
hätten sich die Arten der Beeinträchtigungen
verschoben. So sei die Zahl der Cerebralparesen
kontinuierlich gesunken, während die Häufigkeit
kognitiver Auffälligkeiten scheinbar zugenommen
Frühgeborene 4 • 2011
Bericht
habe. Zudem sei bei Frühgeborenen das Risiko für
eine Aufmerksamkeitsstörung deutlich erhöht.
Zum Themenfeld der Therapie mahnte er die
Relevanz der Therapie für den Alltag des Kindes
und seine Umgebung an. Man müsse Kernsymptomatik, Begleitstörungen und Folgeprobleme
klar voneinander abgrenzen, die Komponenten
sinnvoll gewichten und daraus die Therapieplanung entwickeln. Verlaufskontrollen mit der
Möglichkeit zur Modifikation seien notwendig.
Dabei müssten unbedingt auch die Resilienzfaktoren des Kindes bzw. der Familie, d.h. seine/
ihre Fähigkeiten und Ressourcen, berücksichtigt
und aufgenommen werden, damit Therapie nicht
als „Reparaturbetrieb“ missverstanden werde.
Besonders wies Dr. Oberle auf den Aspekt der
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hin, der in
der WHO-ICFCY Classification of Health eingearbeitet sei und ein Leitkriterium für die Therapieplanung darstelle. Wichtig für ein gelungenes
Therapiemanagement sei es, transparente Therapieziele zu entwickeln, einen regelmäßigen Austausch zwischen den Betreuenden zu pflegen, alle
relevanten Lebenswelten einzubeziehen sowie die
langfristige Koordination aller Aktivitäten sicherzustellen.
Im Anschluss referierte Dr. med. Birgit Petersen
vom Klinikum Mutterhaus in Trier, zum Thema
„Motorische Auffälligkeiten und Therapie“. Die
Neuropädiaterin erläuterte die mögliche Herkunft
motorischer Problematiken, indem sie darauf verwies, dass ein Drittel des Gesamtwachstums des
Gehirns in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten stattfinde, also in einer bei Frühgeborenen
sehr verletzlichen Phase, in der mögliche Läsionen
sowie intensiver Stress zusätzliche Risikofaktoren
darstellten. Voraussagen bzgl. der späteren motorischen Entwicklung seien jedoch aufgrund der Plastizität des kindlichen Gehirns (= seiner Fähigkeit,
geschädigte Bereiche evtl. durch andere Hirnareale zu „ersetzen“) nicht möglich. Im Säuglingsalter
seien dann sehr bewegungsauffällige Kinder schon
im Sinne einer Cerebralparese erfassbar, milde
Störungsbilder könnten aber meist frühestens ab
dem zweiten Lebensjahr erkannt werden. Bei 75%
der Frühgeborenen mit einer Cerebralparese sei
eine periventrikuläre Leukomalazie nachweisbar.
Frühgeborene 4 • 2011
In der Therapie der Cerebralparesen müssten primäre von sekundären und tertiären Störungen
abgegrenzt werden. Ziel der Therapie sollte sein,
die Folgeprobleme (bei einer Spastik z. B. Muskelkontrakturen und Deformierungen) so gering wie
möglich und so spät wie möglich einsetzen zu lassen. Dazu sei eine interdisziplinäre Betreuung, z.
B. durch Physio- und Ergotherapie sowie eine koordinierte Hilfsmittelversorgung, sinnvoll. Auf die
Therapie mit Botulinumtoxin ging die Referentin
im Folgenden besonders ein. Diese Therapie helfe Folgeschäden zu minimieren, müsse aber früh
einsetzen und von einem erfahrenen Behandler
durchgeführt werden. So könne sie auch einer
schmerzhaften Hüftluxation gut vorbeugen. Ziel
jeder Therapie sei eine Optimierung der Funktionalität, denn das Kind und seine Entwicklung stehe im Vordergrund aller Bemühungen.
„Hören – Lauschen –Sprechen: Diagnostik und
Therapie von Hör- und Sprachentwicklungsstörungen“ war das Thema, mit dem im Anschluss
Prof. Dr. med. Annette Limberger vom Studiengang Augenoptik und Hörakustik an der Hochschule Aalen die ZuhörerInnen vertraut machte.
Zur Hörentwicklung berichtete sie, dass die Hörschnecke im Innenohr ab einer Reife von 22-24
Schwangerschaftswochen vollständig ausgebildet
sei. Durch Frühgeburt erworbene Hörschwierigkeiten seien in diesem Bereich eher nicht zu erwarten. Der Hörnerv müsse allerdings noch reifen, seine Nervenleitgeschwindigkeit, die man durch eine
Hirnstamm-Audiometrie messen könne, verkürze
sich je nach Reifezustand noch bis ins Erwachsenenalter. 10% der Frühgeborenen unter 1500g Geburtsgewicht wiesen Hörstörungen auf, während
dies nur bei 2-3 je 1000 Reifgeborenen der Fall sei.
Eltern sollten darum die Reaktionen ihres frühgeborenen Kindes auf Geräusche, Sprache und Musik
sowie seine Sprachentwicklung und sein Sprachverständnis aufmerksam beobachten, um einer
eventuellen Hörstörung möglichst früh auf die
Spur zu kommen. Eine fachliche Diagnostik umfasse die Untersuchungen der Trommelfellbeweglichkeit (Tympanogramm), der Innenohrfunktion
(OAE) und der spezifischen Hirnstammaktivität
(BERA). Hör- und Sprachtests seien zur Beurteilung ebenfalls notwendig, bestimmte Hörtests
seien sogar schon zuverlässig bei sehr jungen
37
Bericht
bzw. beeinträchtigten Kindern durchführbar.
Eng verbunden mit der Hörfähigkeit sei natürlich die Sprachentwicklung der Kinder. Sprache
sei eine sehr komplexe Summationsleistung aus
Intelligenz, Psyche, Sprechantrieb, Konstitution, Motorik, Sinnesorganen und Umwelt. Zum
Erlernen von Sprache sei eine Interaktion mit
den Bezugspersonen zwingend notwendig. Prof.
Limberger skizzierte die verschiedenen Stufen
einer normalen Sprachentwicklung und erläuterte die notwendigen Komponenten des Spracherwerbs mit Hilfe des sog. „Sprachbaums“ nach
Lauer, anhand dessen sie u.a. aufzeigte, dass die
sprachliche Kommunikation der Eltern mit den
Kindern immer möglichst zugewandt, akzeptierend und motivierend sein sollte. Keinesfalls
sollte man die Kinder Wörter nachsprechen lassen oder ihnen ins Wort fallen, stattdessen sollte
man sie zum Sprechen anregen und ermutigen.
Die Therapie von Hörstörungen könne je nach
Situation und Diagnose konservativ, operativ, apparativ oder interdisziplinär erfolgen. Bei Sprachstörungen sei neben der kindlichen Therapie eine
Elternschulung anzuraten.
Sehnervschädigung zu verhindern. Heutzutage
seien Erblindungen bzw. starke Sehschädigungen durch Frühgeburt eher selten geworden. Eine
vorhandene Sehminderung müsse jedoch so früh
wie möglich erkannt und behandelt werden, da sie
unweigerlich zu motorischen und kognitiven Defiziten führe. Immerhin würden 80% aller Reize
über die Augen aufgenommen. Die Sehfähigkeit
sei also unabdingbar für die kindliche Entwicklung. Einschränkungen in der Sehfähigkeit seien
gleichzeitig Einschränkungen für den Erfahrungsraum der Kinder. Ihre Körper-, Bewegungs- und
Raumwahrnehmung würde dadurch beeinträchtigt. Dies habe Auswirkungen auf die Grob- und
Feinmotorik (z. B. Auge-Hand-Koordination), die
Orientierung (z.B. Raum-Lage-Wahrnehmung)
und die Kommunikation (Blickkontakt, Nahsehen). Wahrnehmungsprobleme würden im Vorschulalter oft unterschätzt und entfalteten dann
im Schulalter erst ihre wirkliche Relevanz, z.B. in
Form von Teilleistungstörungen. Eine frühzeitige
adäquate Förderung sei darum dringend anzuraten, denn „Sehen ist mehr als nur Auge!“, gab sie
dem Publikum mit auf den Weg.
„Notwendige Augennachuntersuchungen“ lautete der Titel des anschließenden Vortrags von Prof.
Dr. med. Barbara Käsmann-Kellner von der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. Sehprobleme aufgrund einer Frühgeburt könnten vom
Auge oder vom Gehirn ausgehen, stellte die Ophthalmologin und Leiterin der AG für Kinder- und
Neuroophthalmologie fest. Augenbedingt seien
dies z. B. Netzhautschäden, fehlerhafte Sehschärfe, Katarakt, Glaukom oder Fehlsichtigkeiten. In
Bezug auf das Gehirn spreche man von zentralen
visuellen Wahrnehmungsstörungen, wenn das
Organ Auge gesund sei, das Kind sich aber dennoch seheingeschränkt verhalte. Darüber hinaus
könnten frühgeburtlich bedingte Sehprobleme
nicht nur in der Säuglingszeit und frühen Kindheit
sondern auch später jederzeit auftreten. Eine kontinuierliche Begleitung durch eine Augenarztpraxis mit angeschlossener Sehschule sei dringend zu
empfehlen. Die vorgeschriebene Sehschärfenprüfung bei der U7a beim Kinderarzt sei viel zu spät
angesetzt. Da Frühgeborene einem erhöhten Risiko für erhöhten Augendruck unterliegen, müsse
auch dieser regelmäßig überprüft werden, um eine
In der Aussprache, die auf den ersten Vortragsblock folgte und die – wie die gesamte Veranstaltung -in bewährter Form von Sabine Stöhr (SWR)
moderiert wurde, kamen Themen wie das Recht
auf Intensiv-Reha-Maßnahmen für Kinder mit
Cerebralparesen sowie eine fehlende interdisziplinäre Vernetzung der verschiedenen Behandler
zur Sprache. Zum Thema Sprachförderung wurde
das „Heidelberger Elterntraining“ als geeignetes
Material auch für Elternhand empfohlen. Außerdem berichteten die Fachleute, dass bei visuellen
Wahrnehmungsstörungen ein schulischer Nachteilsausgleich durchaus möglich bzw. beantragbar
sei, wenn entsprechende Gutachten vorlägen.
38
Die Referate des Nachmittags eröffnete Dr. med.
Hermann Kühne aus Altötting, Oberarzt am Zentrum für Kinder und Jugendliche Inn-Salzach,
mit dem Thema „Die umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten – was
geht therapeutisch?“. Dieses Thema habe große
Relevanz, da die Frühgeborenen die größte Risikogruppe für Entwicklungsstörungen darstelle,
erläuterte er. Die sog. „umschriebenen EntwickFrühgeborene 4 • 2011
Bericht
lungsstörungen“ seien abzugrenzen von den sog.
„allgemeinen“, d.h. es handele sich um Defizite in
der Informationsverarbeitung und/oder Handlungsplanung, die bei normaler Denkfähigkeit
auftreten. Ausschließen müsse man eine Minderintelligenz, globale Entwicklungsstörungen sowie erziehungs- und/oder neurologisch bedingte
Defizite. Eine möglichst ungestörte auditive und
visuelle Wahrnehmung sei natürlich Voraussetzung für das Erlernen schulischer Fertigkeiten.
Bei Leseschwäche, Lese-Rechtschreibschwäche
(LRS) oder Dyskalkulie müsste die Diagnostik sowohl die Intelligenz bzw. den Entwicklungsstand
des Kindes erheben. Daneben sei der körperlicheneurologische, psychische Befund sowie ein Einblick in den sozialen/psychosozialen Hintergrund
des Patienten sowie die Erhebung der Ätiologie
der Erkrankung vonnöten. Zur Testung der Intelligenz stellte der Referent verschiedene Testungen
vor. Teilleistungsstörungen seien dann festzustellen, wenn die Leistungen des Kindes im betroffenen Bereich um mindestens 1,5 Standardabweichungen (= 22 IQ-Punkte) im Vergleich zu seinen
sonstigen Leistungen abweicht. In der Kinderund Jugendpsychiatrie würde eine Abweichung
von 1,2 Punkten zur Diagnosestellung angesetzt.
Da eine genetische Belastung zu 60-80% vorliege, sei auch eine Familienanamnese durchFrühgeborene 4 • 2011
zuführen. Eine Eigenanamnese des Kindes solle die prä- und perinatalen Erfahrungen des
Kindes abklären sowie Informationen über den
Erwerb von Vorläuferfunktionen wie malen,
zeichnen oder schneiden aufzeigen. Schließlich müsse man die familiären und schulischen
Rahmenbedingungen ebenfalls beleuchten, um
eine fehlerhafte Diagnosestellung zu vermeiden.
Interessanterweise sei eine Häufigkeit von LRS
in allen Kulturen im Umfang von 4-7% zu beobachten. Die Störung verwachse sich nicht.
Ein Erlernen von „Umgehungskreisläufen“ sei
darum entscheidend. Als Symptom sei z.B.
die Lesegeschwindigkeit ein sehr prädiktiver Faktor. Eine anhaltend verminderte Lesegeschwindigkeit sei nur schwer therapierbar.
Als Komorbiditäten würden AD(H)S, Probleme
in Wahrnehmung, Verhalten und Psyche sowie
in den Bereichen Sprache, Rechnen und Motorik
beobachtet. Die Standarddiagnostik umfasse die
Felder Entwicklungsneurologie, Intelligenztestung, Test bzgl. Rechtschreibung und Lesen sowie
des Leseverständnisses, das Überprüfen der Sehund Hörfähigkeit, EEGs sowie eine AD(H)S-Testung. Eine Therapie für ausgewiesene Lese-Rechtschreib-Schwächen sei nicht rezeptierbar, sondern
müsse von den Betroffenen über § 35a SGB VIII
beim Jugendamt beantragt werden. Zur Therapie39
Bericht
gestaltung beschrieb er einen Stufenaufbau, direkte Rückmeldungen sowie häufiges Wiederholen als
günstig. Eine problemnahe Therapie sollte individuell durchgeführt werden, wobei eine Zusammenarbeit von pädagogischen, psychologischen
und medizinischen Fachkräften wünschenswert
sei. Unspezifische Maßnahmen seien ineffektiv.
Die Korrektur sollte für teilleistungsbetroffene
Kinder immer motivierend sein. Möglichst sollte
im schulischen Bereich ein Nachteilsausgleich in
Anspruch genommen werden.
Dr. med. Helmut Peters referierte danach über
die Diagnostik und die Intervention bei frühen
Aufmerksamkeitsstörungen. Er betonte, das Symptombild des AD(H)S sei definitiv keine Modeerkrankung, sondern seit dem frühen 18. Jahrhundert nachweisbar bzw. mit den medizinischen
Möglichkeiten der Zeit beschrieben. Die Leitsymptome bezeichnete er gleichzeitig als ausgewiesene
Leidsymptome für die Betroffenen. Sie bezögen
sich auf die Gebiete Impulskontrolle, Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit sowie motorische Unruhe. Die Häufigkeit der Erkrankung sei mit 3-5%
in der Gesamtbevölkerung anzusetzen. Frühgeborene wiesen jedoch ein erhöhtes Risiko auf, dabei
seien Kinder aus der 23.-28. Schwangerschaftswoche mit einem doppelten Risiko behaftet, Kinder
aus der 35.-36. Schwangerschaftswoche wiesen
immerhin noch ein um 30% erhöhtes Risiko auf.
Dr. Peters vertrat die These einer weitgehend gene-
40
tischen Disposition von AD(H)S. Zur Diagnostik
gebe es keinen standardisierten Test. Stattdessen
müssten Fragebögen sowie die Untersuchung des
Patienten durch einen erfahrenen Arzt den Ausschlag geben. Die Diagnosestellung sei erst ab dem
6. Lebensjahr möglich, während die Patienten allerdings schon vorher auffällig seien und litten.
Viele verschiedene klinische Themen würden eine
Abklärung auf AD(H)S erfordern, nämlich Wahrnehmungs- und Teilleistungsstörungen, Enuresis
und Enkopresis (= krankhaftes Einnässen und
Einkoten), Adoptiv- und Pflegekinder, Migräne,
Frühgeborene, muskuläre Hypotonie, Delinquenz,
Suchtverhalten, Dissozialität und Schulleistungsstörungen. Oft würde bei Therapie eines vorhandenen AD(H)S eine deutliche Reduzierung der
vorgenannten Auffälligkeiten erreicht. Die Physiologie eines AD(H)S wurde ausführlich erläutert,
ebenso wie die Multimodalität der Behandlungsansätze (Information, Psychoedukation, Medikation). Für die Behandlung entscheidend sei allerdings immer die vorhandene Leidensdimension.
Den Reigen der Vorträge beschloss Prof. Dr. Bettina Janke von der Pädagogischen Hochschule
Heidelberg. Als Psychologin beleuchtete sie die
sozio-emotionale Kompetenz von Kindern im
Kindergarten- und Grundschulalter. Emotionen
definierte sie als vorübergehende psychische Vorgänge, die durch innere oder äußere Reize ausgelöst in spezifischer Qualität und zeitlichem Verlauf
Frühgeborene 4 • 2011
Bericht
aufträten. Sie erläuterte die verschiedene Emotionsebenen Erleben, Ausdruck, somatische Reaktionen, Verhalten sowie Gedanken und Vorstellungen. Die Funktionen von Emotionen seien die
Befähigung zu Anpassung und Interaktion. „Emotionen sind die Basis für ‚kluge‘ Entscheidungen!“,
formulierte sie. Die Regulation von Emotionen sei
bei Frühgeborenen im Durchschnitt schlechter.
Im Anschluss beschrieb die Referentin die „normale“ Entwicklung der Emotionsregulation und
hob hervor, dass im schulischen Bereich eine große Regulationsfähigkeit nötig sei. Diese Fertigkeit
sei abhängig von der Reifung und dem Temperament des jeweiligen Kindes sowie von der Einfühlsamkeit bzw. der Reaktion der persönlichen
Umwelt in Familie und Einrichtung/Schule. Sie
unterschied zwischen Emotionswissen/-verständnis und Sozialverhalten/-kompetenz. Je mehr
Emotionswissen ein Kind habe, desto besser sei
auch seine Sozialkompetenz. Dies könne man mit
Hilfe entsprechender Programme und auch durch
entsprechendes Verhalten in den Familien gezielt
trainieren. Den Eltern empfahl sie abschließend,
in der Familie einen häufigen Austausch über
emotionales Erleben zu pflegen. Dies solle unbedingt in einem positiven emotionalen Klima stattfinden. In Form einer Art Coaching sollten die
Eltern mit ihren Kindern emotionale Erlebnisse
erklärend nacharbeiten. Das Elternverhalten sollte
modellhaft sein. Leider läge zu diesem Thema kein
Material für Lehrkräfteverhalten vor.
Die Veranstaltung wurde abgeschlossen durch
ein Roundtable-Gespräch zwischen der Leiterin
der Abteilung Gesundheit im MSAGD Christine Morgenstern, Prof. Rauh, Dr. Cathrin Schäfer
vom LV RLP, Hans Tilly als Sprecher der SPZ in
Rheinland-Pfalz, Dipl.-Psych. Ulrike Reichmann
vom Club Aktiv e.V. in Trier und Melanie Kessler von der TK-Landesvertretung RheinlandPfalz unter der Moderation von Sabine Stöhr
und unter reger Teilnahme des Auditoriums.
Die beherrschenden Themen des Gespräches waren die Umsetzung des vorgelegten Nachsorgekonzeptes sowie die strukturelle Implementierung
einer möglichst guten Koordination notwendiger
Diagnostik und Therapie. Dabei sollten vorhandene Strukturen aufgenommen und sinnvoll vernetzt
Frühgeborene 4 • 2011
werden, eine koordinierte und kompromissbereite
Zusammenarbeit müsse angestrebt werden. In den
Regionen Neuwied und Bad Kreuznach sei dies
bereits gelungen. Regional unterschiedlich seien allerdings krasse strukturelle Unterschiede zu
beobachten. Verbesserungen seien auch bei insgesamt guter vorhandener Struktur immer möglich,
räumte die Vertreterin des Ministeriums ein. Die
Notwendigkeit einer guten Gesamtstruktur nehme sie als Auftrag der Veranstaltung mit.
Die Diskutanten waren sich einig darin, dass eine
optimierte Versorgungsstruktur in Verbindung
mit einem früheren Einsetzen der Begleitung
letztendlich ein nicht unbedeutendes Maß an Kosten einsparen würde. Wenn Auffälligkeiten erst im
Schulalter diagnostiziert würden, sei wertvolle Zeit
vertan. Eine von vorneherein intensive Diagnostik würde helfen, unnötigen „Therapietourismus“
zu unterbinden. Zusätzlich sei eine Mobilisierung der elterlichen Ressourcen wünschenswert,
welche durch Elternschulungen erreicht werden
könne. Leider würden diese nicht in den Finanzierungsregelungen der Krankenkassen abgebildet. Hier sollte man Veränderungen vornehmen.
Zudem seien die SPZ an ihren Kapazitätsgrenzen
angelangt. Wartezeiten von einem Jahr seien keine
Seltenheit, seien den Betroffenen aber kaum noch
zuzumuten. Eine wichtige Information für die Anwesenden war zudem, dass die Heilmittelrichtlinie
zum 01. Juli 2011 reformiert wurde, so dass chronisch Kranke nun beantragen könnten, ihre Behandlung außerhalb des normalen Hausarztbudgets abzurechnen. Weiterhin wurde eine fehlende
Inklusion beeinträchtigter Kinder in normalen
Sportvereinen beklagt. Hier könnte eine Aktion mit dem Landessportbund aufgelegt werden.
„Wir können nicht alles wegtherapieren!“ Das
Erreichen einer möglichst guten Lebensqualität
müsse das Ziel aller Bemühungen sein, formulierte Cathrin Schäfer in der Abschlussrunde. Dazu
sei eine Klimaveränderung in der Gesellschaft anzustreben. Es müsse normal sein, anders zu sein.
Mit diesem wegweisenden Satz endete die Veranstaltung, der die Teilnehmer unisono bescheinigten, eine komplexes Thema sehr professionell
behandelt zu haben.
41
Bericht
WELTFRÜHGEBORENENTAG
Anlässlich des diesjährigen Weltfrühgeborenentages eröffnete der Bundesverband im Beisein des Fotografen Walter Schels den zweiten Teil der insgesamt dreiteiligen Fotodokumentation mit dem Titel
Über|Leben – von zu früh geborenen Kindern (ausführliche Infos unter: ueberleben2009.wordpress.
com) in der Frankfurter Voges Gallery. Auf den Eröffnungsabend folgten am 18.11. ein Lesenachmittag,
an dem zwei Frühchenmütter aus ihren persönlichen Aufzeichnungen rund um die zu frühe Geburt ihrer Kinder vorlasen und am 19.11. ein Familientag mit diversen Beratungs-, Spiel- und Bastelangeboten
für Große und Kleine. Wir bedanken uns herzlich bei der KKH-Allianz, dem Gesundheitsunternehmen
Abbott, der Techniker Krankenkasse, der QualitätsInitiative-Niedersächsischer Verein zur Förderung
der Qualität im Gesundheitswesen e.V., dem Zentrum für Qualität im Gesundheitswesen, der DAK,
der Pädagogischen Frühförderung für blinde und sehbehinderte Kinder, der Frühförderstelle der Lebenshilfe in Frankfurt, der Pflegedienstleitung der neonatologischen Intensivstation der Frankfurter
Uniklinik Karin Schnabel, der Knappschaft und der Barmer GEK sowie den Autorinnen Claudia Kühne
und Gerhild Peters, dem musikalischen Ausnahmetalent Felix Will sowie dem Galeristen Uli Voges, die
mit finanzieller Unterstützung und persönlichem Einsatz entscheidend zum Gelingen des mehrtägigen
Veranstaltungsprogramms beigetragen haben.
Voges Gallery bei Nacht
Achim Winter, Schirmherr des Bundesverbandes, als verfrüht erschienener
Osterhase am Familientag mit Barbara
Grieb und Katarina Eglin
Eröffnungsabend mit dem Fotografen Walter Schels
42
Claudia Kühne liest aus ihrem Buch
Frühgeborene 4 • 2011
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Elternfragen
Frühstarterin 2011
Paula, *27+2 SSW 845 g, 35 cm
„Ich bin in der 22.ten SSW und es ist abzusehen, dass unsere kleine Tochter früher
zur Welt kommen wird. Können Sie mir
eine Klinik empfehlen?“
„Am besten beraten Sie sich mit Ihrem Frauenarzt über die „richtige“ Wahl der Klinik.
Wenn Sie bereits jetzt mit akuten Problemen
zu kämpfen haben, dann ist ein Perinatalzenrum der Versorgungsstufel Level 1 sicher die
richtige Adresse. Allerdings ist Level-1-Zentrum nicht gleich Level-1-Zentrum. Einen
kurzen Ratgeber mit dem Titel „Wo soll mein
Kind zur Welt kommen“ über beachtenswerte
Kriterien bei der mitunter überlebenswichtigen Wahl der „richtigen“ Klinik finden Sie
auf unserer Homepage unter www.fruehgeborene.de.“(KE)
Frühstarter 2011
Tim, *26. SSW, 570 g, 30 cm
44
Frühstarterin 2011
Leonie, *28. SSW, 1090 g, 35 cm
„Meine Tochter kam vor 4 Jahren nach 26
SSW zur Welt. Mittlerweile ist sie glücklicherweise aus dem Gröbsten raus, so dass
wir Luft holen können. Doch ich merke,
dass mich die Situation immer wieder einholt und doch mehr belastet, als ich es für
möglich gehalten hätte, obwohl wir mittlerweile in ruhigem Fahrwasser angekommen
sind. Ich fühle mich mich einfach unglaublich leer und erschöpft. Mein Umfeld hat
dafür wenig Verständnis.“
„Viele Frühchenmütter berichten uns immer wieder von derartigen Erschöpfungszuständen, die sich erst nach Monaten oder
gar Jahren bemerkbar machen. Gerade wenn
sich die Lage etwas zu entspannen beginnt
und viele Dinge unaufgearbeitet geblieben
sind, dann rutschen insbesondere Mütter in
ein großes Loch und merken plötzlich, dass
sie total ausgepowert sind. Das ist auch nicht
verwunderlich, denn gerade in Familien mit
besonders kleinen Frühchen oder krank geborenen Babys ist die Belastungsdauer doch
sehr lang und es gibt eigentlich wenig Raum,
um die eigenen Akkus mal aufzuladen. Das
macht sich insbesondere dann bemerkbar,
wenn die erste turbulente und kräftezehrende
Phase vorbei ist. Eine Kur zum Kräfte tanken
kann in diesem Fall vielleicht genau das Richtige sein, um wieder gestärkt in den Alltag zu
starten. Weiterführende Infos zu verschiedenen Angeboten und zur Antragstellung gibt
es beispielsweise unter www.muettergenesungswerk.de.“(KE)
Frühgeborene 4 • 2011
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Aktuelles
Intelligenz
Vorgeburtliche
entscheidend
Anlagen
sind
Aktuellen Forschungsergebnissen zu Folge werden die Grundsteine für spätere Intelligenz offenbar schon im Mutterleib gelegt. Entscheidende
Phase ist dabei nach diesen Resultaten das unmittelbare Ende der regulären Schwangerschaftszeit.
In dieser Zeit wachse vor allem die Großhirnrinde,
also der für das Denken und Bewusstsein wichtige
Bereich des Gehirns. Jetzt habe man festgestellt,
dass es entscheidend sei, ob ein Frühgeborenes
es schaffe, diese wichtige Wachstumsphase auch
außerhalb des Mutterleibs nachzuholen. Die Studie begleitete 82 Frühgeborene vom Zeitpunkt
ihrer Geburt bis zum Alter von sechs Jahren. In
regelmäßigen Abständen wurde anfangs mittels
entsprechender Untersuchungen der Verlauf des
Wachstum der Großhirnrinde bis zur 44. Woche
dokumentiert. Nach zwei und sechs Jahren testeten die Wissenschaftler die geistigen Leistungen
der Kinder mithilfe mehrerer gängiger Tests. War
die Großhirnrinde der Frühchen in der 44. Woche fünf bis elf Prozent kleiner als die von normal
geborenen Säuglingen, dann schnitten die Kinder mit sechs Jahren in den Tests um eine Stufe
schlechter ab. Welche Einflussfaktoren dafür im
einzelnen verantwortlich seien, müsse nun in weiteren Studien noch näher untersucht werden. (KE)
Quelle: FOCUS Online: http://www.focus.de/schule/lernen/
forschung/fruehgeborene-gehirnwachstum-verraet-spaetereintelligenz_aid_674065.html
✯
Hirnentwicklung
Negative Folgen der Gabe von
postnatalen Steroiden
Die Behandlung von Frühchen mit Steroiden
nach der Geburt könnte Entwicklungsstörungen
des Kleinhirns verursachen. Zu diesem Ergebnis
kommt ein Forscherteam aus den USA und Kanada. Eine Nachuntersuchung an 172 zu früh geborenen Kindern ergab, dass mit Steroiden behandelte
Kinder ein um 10 Prozent geringeres Kleinhirnvolumen hatten. Die vorgeburtliche Lungenreifebehandlung hatte hingegen keinen nachweislich
negativen Effekt. Steroide kommen nachgeburt46
lich zum Einsatz, um eine bronchopulmonale
Dysplasie zu vermeiden bzw. zu behandeln. Trotz
bestehender Bedenken bzgl. negativer Risiken im
Hinblick auf die neurologische und mentale Entwicklung, sind sich Experten international einig,
dass auf die Behandlung mit Steroiden nicht verzichtet werden kann, um die Lungenfunktion bei
der Bronchopulmonalen Dysplasie rasch zu verbessern. Die Ergebnisse bestätigen Befunde aus
tierexperimentellen Studien, in denen durch Steroide eine Störung der Kleinhirnentwicklung ausgelöst werden kann. Die klinische Bedeutung der
Befunde ist nicht sicher. Das Kleinhirn ist in erster
Linie für die Motorik zuständig. Auch unbewußte
Bewegungsabläufe, die Steuerung des Gleichgewichts, aber auch einen Einfluss auf Sprache und
Verhalten wird diesem Bereich zugeschrieben.
Eine durch die Steroide ausgelöste Atrophie könnte Auswirkungen auf die motorische und kognitive Entwicklung der Kinder haben, befürchten
Forscher. Gesucht wird nun nach Substanzen,
die diese schädliche Wirkung von Steroiden am
Kleinhirn verhindern könnten. In Tierversuchen
konnten bereits erste Erfolge verzeichnet werden.
(KE)
Quelle: www.aerzteblatt.de/nachrichten/47774/Fruehgeburt_
Postnatale_Steroide_behindern_Kleinhirnwachstum.htm
✯
Frühgeborene & Schmerzen
Lindert Stillen Schmerzen?
Eine Studie kanadischer Forscher deutet darauf
hin, dass Stillen möglicherweise auch Frühgeborenen bei der Bewältigung von Schmerzen hilft, die
bei medizinischen Eingriffen wie Blutabnahme
oder Injektionen entstehen können. Im Bezug auf
reif geborene Kinder wurde dies bereits nachgewiesen. Das Empfinden von Schmerzen kann bei
Frühgeborenen auch langfristig negative Folgen
auf die Entwicklung haben. Die Studie bezog 57
frühgeborene Kinder in ihre Untersuchung ein
- die eine Hälfte wurde bei der Blutabnahme gestillt, die anderen Babys bekamen einen Schnuller
zur Beruhigung. Während der Prozedur wurden
anhand einer Schmerzskala ihre Reaktionen genau beobachtet, ihr Herzschlag wurde gemessen.
Bereits zuvor hatten die Forscher erfasst, wieviel
Frühgeborene 4 • 2011
Aktuelles
Erfahrung die Kinder mit Stillen hatten. Auf die
gesamte Gruppe bezogen, ergaben sich keine signifikanten Unterschiede beim Schmerzempfinden
der gestillten Kinder beziehungsweise denen, die
einen Schnuller hatten. Anders sah es bei den ‚stillerfahrenen‘ Babys aus: Bei ihnen wurden deutlich
weniger Schmerzen registriert. Das Forscherteam
spricht sich deshalb für weitere Untersuchungen
aus.(KE)
Quelle: www.net-tribune.de/nt/node/66964/news/Stillen-hilftwomoeglich-auch-Fruehgeborenen-bei-Schmerzbewaeltigung
✯
Masern
Häufig Auslöser für zu frühe Geburt bei Schwangeren
In Deutschland sind in diesem Jahr doppelt so viele Menschen an Masern erkrankt wie im Vorjahr.
Insbesondere für Schwangere ist die Infektion gefährlich: Sie beendet jede vierte Schwangerschaft
einer Masernpatientin vorzeitig. Klaus Friese, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe rät daher Frauen mit Kinderwunsch dringend zur Impfung gegen Masern, um
eine mögliche Fehl- oder Frühgeburt als Erkrankungsfolge zu verhindern. Die Masern-Immunität
liegt in Deutschland auf einem denkbar schlechten Niveau, etwa auf gleichem Level wie die Masernimmunität in Rumänien. Masern sind eine
schwere Infektionskrankheit, die allerdings nicht
zu Fehlbildungen während der Schwangerschaft
führt.(KE)
Qelle: www.focus.de/gesundheit/baby/news/infektionswellemasern-verursachen-haeufig-fruehgeburten_aid_681241.html
✯
facebook
Klein aber oho - Frühchen im
Netz
Seit Anfang Dezember gibt es eine neue facebookSeite für „ehemalige“ Frühchen. „Damit nicht
immer nur von anderen über uns geredet wird.
Frühchen-Eltern, Fachkräfte und andere Interessierte dürfen aber auch gern mitlesen und auch
mitmischen“, so die Infos der Initiatoren unter
www.facebook.com/fruehchen.im.netz.(KE)
Frühgeborene 4 • 2011
Herzlich willkommen!
Neue BV-Mitgliedsgruppen
Wir freuen uns über den Beitritt von drei neuen Mitgliedsgruppen. Das sind der Förderkreis
„Kranker Kinder im Klinikum Kaiserslautern“
e.V. (www.kkikk-kl.de), die 1. Deutsche Selbsthilfegruppe CMV Berlin (www.cmv-selbsthilfegruppe.de) und die Initiative Babyzeit in
Bremen (www.familienbegleitung-bremen.de).
(KE)
✯
Weltfrühgeborenentag 2o11
Barmer GEK unterstützt BV
V.l.n.r.: Maria Ouzouni (Barmer GEK), Barbara Grieb,
Katarina Eglin und Hans-Jürgen Wirthl (BV DfK)
Die Barmer GEK unterstützte den Bundesverband bei den diesjährigen Aktionen rund um
den Weltfrühgeborenentag in der Frankfurter
Voges Gallery mit einem Betrag in Höhe von
7.900 Euro. Dafür bedanken wir uns herzlich
und freuen uns auf neue gemeinsame Projekte
in 2012! (KE)
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Dann kontaktieren Sie doch einfach Barbara Grieb in unserer Geschäftsstelle in Frankfurt am Main
telefonisch unter 069-58700990
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47
Termine
Vorschau
9. März 2012
1. bundesweites ElternberaterInnen-Treffen
in Frankfurt am Main
10. März 2012
20. Delegiertenversammung des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“ e.V. in
Frankfurt am Main
22.-24. März 2012
Jubiläumskongress: 20 Jahre Kindernetzwerk in Berlin
30. März 2012
13. Frühchentagung des B.F.G. in Siegen
4.-5. Mai 2012
BV-Seminar: Elterngruppen leiten in Düsseldorf
12. -16. September 2012
108. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin e.V.
(DGKJ) gemeinsam mit der 38. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und
Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), der
64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), der 50. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), der 34. Jahrestagung des
Berufsverbandes der Gesundheits- und
KrankenpflegerInnen (BeKD), der 80. Halbjahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH)
und der 48. Arbeitstagung für Pädiatrische
Forschung in Hamburg
17. November 2012
Weltfrühgeborenentag
48
Frühgeborene 4 • 2011
Termine
Frühcheneltern-Beratung
Einladung zum 1. ElternberaterInnen-Treffen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Oktober 2011 fand in Berlin die Tagung „Viel zu früh“ statt und bot, unter anderem, die Gelegenheit, dass sich Elternberaterinnen aus unterschiedlichen Kliniken kennen lernen und austauschen
konnten. In den vielen Gesprächen wurde deutlich, dass es wünschenswert wäre, eine Möglichkeit
zu schaffen intensiver miteinander in den Kontakt zu gehen und sich stärker untereinander zu vernetzen. Aus diesem Grund möchten wir Sie sehr herzlich einladen zum
1. bundesweites Treffen der ElternberaterInnen
am Freitag, dem 9. März 2012
von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr
in den Räumen des
Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind e.V.“
Speyerer Straße 5-7
60327 Frankfurt
Wir schalten das Treffen vor die am 10. März 2012 stattfindende Jahrestagung des Bundesverbandes in Frankfurt. Wir möchten die Gelegenheit bieten, in die unterschiedlichen Strukturen und
Konzepte von Elternberatung in den jeweiligen neonatologischen Abteilungen und Kliniken hineinzuschnuppern und diese kennen zu lernen. Ziel könnte es sein, eine Form des regelmäßigen
Austauschs zu entwickeln, der evtl. auch Fortbildungsveranstaltungen beinhaltet.
Zur besseren Vorbereitung wünschen wir uns von den Teilnehmenden eine Zusage bis zum 31.
Januar 2012. Auf der Homepage des Bundesverbandes finden Sie in der Rubrik „Termine“ unter
der Veranstaltungsankündigung eine Vorlage zur Anmeldung mit einigen Fragen zur besseren Vorbereitung. Bitte schicken Sie Ihre Anmeldung ausgefüllt entweder eingescannt per Mail an info@
fruehgeborene.de oder als Fax an die Nummer 069-58700999 bzw. als Brief an das
FrühgeborenenInformationsZentrum
Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V.
Speyerer Straße 5-7
60327 Frankfurt
Wir bekommen damit einen besseren Überblick, woher Sie kommen, in welchen Arbeitsbezügen
Sie stehen und was Sie sich evtl. von einem solchen ersten Treffen erhoffen. Für Rückfragen stehen
wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Wir freuen uns auf Sie und grüßen Sie sehr herzlich.
Barbara Grieb Katarina Eglin Bundesverband
„Das frühgeborene Kind e.V.“
Frühgeborene 4 • 2011
Kerstin von der Hude
Marion Glückselig
Silke Germer
Ines de Maizière
Elternberatung der Charité Berlin
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Weihnachtszeit
Zeit, innezuhalten und das vergangene Jahr
Revue passieren zu lassen,
das mit Höhen und Tiefen, aber auch
einigen Überraschungen wie im Fluge verging.
Zeit natürlich auch, nach vorne zu schauen,
neue Ziele zu formulieren –
um sie zuversichtlich
zu realisieren.
Gelegenheit, Danke zu sagen.
Zeit für die besten Wünsche:
Frohe Weihnachten & und ein gutes neues Jahr
Der Vorstand
des Bundesverbandes
„Das frühgeborene Kind“ e.V.
und das FIZ-Team
Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
Termine
Seminar
„Leitung von Frühchen-Elterngruppen von der Durchführung bis hin zum emotionalen Selbstschutz“
am 4. und 5. Mai in Düsseldorf
(nähere Infos zum Veranstaltungsort demnächst unter www.fruehgeborene.de)
Neben der Vermittlung von Grundlagen über Gesprächsführung und über die Leitung von Gesprächsgruppen soll genügend Zeit vorhanden sein, die Fragen der TeilnehmerInnen zu beantworten und auf ihre Wünsche einzugehen. Falls TeilnehmerInnen bereits schon Elterngruppen leiten,
ist es möglich, mithilfe deren eigener Erfahrungen und Fallbeispielen das Seminar zu gestalten. Im
Seminar werden zur Auflockerung auch Elemente aus Entspannungsverfahren, aus der Atemtherapie und aus der gestalterischen Therapie mit eingebaut sein.
Ziele:
• Unterstützung der Mitgliedsgruppen bei typischen Gesprächssituationen in Elterngruppen
• Schutz von Veteranen vor dem „Helfer-Syndrom“
• Qualifikation von Selbsthilfegruppen vor Ort und den entsprechenden Gruppenleitern, um
zielorientiert beraten und helfen zu können
• Schaffung eines Angebots zur besseren Identifikation der Mitgliedsgruppen mit dem BV
Referentin:
Sigrid Stiemert-Strecker, Diplom- Psychologin, Psychologische
Psychotherapeutin,Paar-und Familientherapeutin
Sigrid Stiemert-Strecker ist seit mehr als 20 Jahren als Psychologin tätig und
zwar im Bereich der Kinder-, Eltern- und Familienberatung. Aufgrund ihrer
eigenen Erfahrungen als Mutter einer in der 27. SSW geborenen Tochter hat
sich die Begleitung und Beratung von Frühcheneltern zu einem Schwerpunkt
ihrer Arbeit entwickelt. Neben der ehrenamtlichen Betreuung von Eltern auf
der Intensivstation, der Durchführung von einer Frühchenmüttergruppe und
diverser Vorträge zu diesem Thema berät sie auch Familien, die in vielerlei
Hinsicht immer noch – auch wenn die Frühchen schon Schulkinder sind – mit diversen Problemen
zurechtkommen müssen.
Teilnahmegebühr:
Mitglieder:
Nichtmitglieder:
kostenfreie Teilnahme
€ 50,- pauschal
Anmeldung und weitere Infos per Mail an [email protected]
Für telefonische Rückfragen können Sie die Mitarbeiterinnen des Frühgeborenen-Informationszentrums vormittags in der Zeit zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr unter der Telefonnummer
069-58700990 erreichen.
Frühgeborene 4 • 2011
51
Lesenswert
Neugeborenenintensivmedizin: Evidenz und Erfahrung
von Brigitte Stiller (Assistent), Micha Bahr (Assistent),
Rolf F. Maier (Herausgeber), Michael Obladen (Herausgeber)
Taschenbuch: 614 Seiten
Verlag: Springer Berlin Heidelberg; 8. Aufl. (August 2011)
ISBN-13: 978-3642010682
Preis: EUR 29,95
Checkliste Neonatologie: Das Neo-ABC
von Reinhard Roos , Orsolya Genzel-Boroviczény , Hans
Proquitté
Gebundene Ausgabe: 488 Seiten
Verlag: Thieme, Stuttgart; 4. Aufl. ( November 2010)
ISBN-13: 978-3131250544
Preis: EUR 39,95
Infobroschüre:
Eltern auf der Neointensivstation –
ein Feedback
Die Broschüre richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neonatologischer Stationen und gibt einen sehr
persönlichen Einblick in das Erleben von Eltern während
der Akutphase ihrer zu früh geborenen Kinder. Diese und
andere Broschüren zum Thema Frühgeborene können unter „Publikationen“ im Online-Shop des Bundesverbandes
bestellt werden:
www.fruehgeborene.de
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„Das früh
geborene
Kind” e.V.
1
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Frühgeborene 4 • 2011
Lesenswert
Frühchen NEO [Gebundene Ausgabe]
von Jana D. Wingels
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten
Verlag: Ggp Media on Demand; 1. Auflage (Okt. 2011)
ISBN-13: 978-3905968057
EUR 11,95
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre
In Frau Matis rundem Bauch wächst ein freches Früchtchen heran. Doch diesem wird es im Dunkeln
schnell zu langweilig: zu wenig Licht, keine Aussicht - denn Frühchen NEO ist ein neugieriger Entdecker. „Genug gewartet, genug gewachsen.“ beschließt es eines Tages, schlüpft heraus und begibt sich
auf die Suche nach dem Licht der Welt. Begleitet wird der kleine NEO von Herrn und Frau Matis, dem
Herrn Doktor, der Schwester Anna und dem Krankenbruder Berti, dem Siebensachenkoffer, einer Ballonspinne und einer Schmetterlingsraupe, die durch viel Geduld endlich das Fliegen lernt.
Kinderleichter Sternenzauber:
Ganz einfache Papiersterne
von Armin Täubner
Gebundene Ausgabe: 61 Seiten
Verlag: Frech; 1. Auflage (August 2010)
ISBN-13: 978-3772458248
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre
Preis: EUR 9,90
Kurzbeschreibung
Die einfachen Papiersterne in den verschiedensten Techniken ermöglichen es Kindern, tolle Dekorationen und Geschenke für die Weihnachtszeit zu gestalten. Falten, Stecken, Schneiden und Kleben ist gar
nicht schwer und ermöglicht tolle Ergebnisse. Zudem ist Papier günstig und leicht erhältlich. Mit vielen
Arbeitsschrittfotos, genauen Anleitungen und Vorlagen.
Frühgeborene 4 • 2011
53
Danke!
Sponsoren, Förderer und Kooperationspartner
Für die Unterstützung unserer Arbeit bedanken wir uns ganz herzlich bei:
Zudem bedanken wir uns bei
•
•
•
•
•
Unisensor Sensorsysteme GmbH
Voges Gallery, Frankfurt
Condor Flugdienst GmbH
Frühstart Hamburg e.V.
Nestflüchter e.V.
Klitzekleine
Fehlersuche
Augen auf!
Hier haben sich 7 Fehler eingeschlichen. Findest Du sie? (Auflösung auf S. 59 unten) Wir bedanken uns
bei der Künstlerin Luisa, 12 Jahre, für die tolle Vorlage. Wenn auch Ihr uns ein schönes Bild für unser
Suchrätsel schicken wollt, dann am besten eingescannt als Anhang im jpg-Format per Mail an [email protected]. Bitte Name und Altersangabe nicht vergessen. Wir freuen uns immer über Post von Euch!
56
Frühgeborene 4 • 2011
Klitzekleine
Weihnachtszeit
Schöne Bescherung
•
Auf feuerfeste Kerzenhalter achten. Kerzen
nicht unter Ästen oder Zweigen befestigen.
•
Kerzen immer von oben nach unten anzünden und in umgekehrter Reihenfolge löschen
•
Weihnachtsbaumkerzen nie unbeaufsichtigt
brennen lassen und auf Kinder und Haustiere
achten.
•
Wunderkerzen haben als Deko am Christbaum nichts verloren. Bei ausgetrockneten
Bäumen reicht ein Funke zum Entzünden aus.
•
Sicherheitshalber Löschmittel bereithalten.
Ein gefüllter Wassereimer in Griffweite empfiehlt sich.
•
Sicher ist sicher: Rauchwarnmelder schlagen
rechtzeitig Alarm – und retten Leben.
Quelle: „GDV - Ihre Deutschen Versicherer“
Zur Weihnachtszeit brennt es nach Informationen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. ca. 15.000 Mal in deutschen Wohnzimmern. Meist greifen die Flammen
schnell um sich, denn Adventskränze, Pyramiden
und Strohgedecke sind wahre Brandbeschleuniger. Ganz besonders gefährdet: Der Weihnachtsbaum – fängt er einmal Feuer, bleibt bis auf das
Skelett meist nichts mehr übrig.
Wichtige Tipps zur Brandvermeidung
•
Zündhölzer und Streichhölzer kindersicher
aufbewahren!
•
Adventskranz auf feuerfeste Unterlage stellen.
Kerzen am besten auf Kerzenhalter mit ausreichend breitem Metallrand stecken.
•
Weihnachtsbaum erst kurz vor dem 24. Dezember kaufen und erst am Weihnachtsabend
in die Wohnung holen.
•
Auf freie Fluchtwege achten und ausreichend
Abstand zu brennbaren Stoffen wie Gardinen
und Vorhängen einhalten.
•
Weihnachtsbaum auf den Boden stellen und
in einem stabilen und mit Wasser gefüllten
Christbaumständer befestigen.
•
Regelmäßig gießen!
•
Keinen
brennbaren
schmuck verwenden!
Frühgeborene 4 • 2011
Weihnachtsbaum-
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. empfiehlt daher, ausschließlich elektrische Lichterketten für den Weihnachtsbaum zu verwenden. Beim Kauf sollte auf das
GS-Zeichen geachtet werden, es steht für geprüfte
Sicherheit. Diese und viele weitere Sicherheitstipps finden Sie im Internet unter www.gdv.de.(KE)
Quelle: www.gdv.de/Sonderseiten/weihnachtsbraende.html
Weitere Sicherheitstipps
Gerade wenn Krabbelkinder im Haushalt leben, dann kann es sinnvoll sein, den Baum
so anzubinden, dass die Kinder ihn nicht in
einem unbeobachteten Moment umreißen
können.
Auch zerbrechlicher oder kleinteiliger Baumschmuck sollte nicht zu tief hängen. Denn das
lädt zum danach Greifen ein. Im schlimmsten
Fall kann so der ganze Baum umstürzen.
Zerbrechliche Kugeln können zudem tiefe
Schnittverletzungen verursachen und kleinteiliger Baumschmuck kann von experimentierfreudigen Krabbelkindern schnell in den
Mund gesteckt und verschluckt werden.
57
Klitzekleine
Oh, (je) Du fröhliche
Alle Jahre wieder...
tender Chemikalien im Produkt. Die Kriterien sind
vom Umweltbundesamt unter Beteiligung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) entwickelt
worden.
CE-Zeichen
Das CE-Zeichen steht für die Einhaltung grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen
aller einschlägigen EU-Richtlinien. Sicherheit bietet das Siegel nur, wenn das Produkt von einer unabhängigen Prüfinstitution geprüft wurde und das
CE-Kennzeichen mit einer zusätzlich angebrachten
Kennnummer kombiniert ist. Spielzeug ohne CEZeichen darf in Deutschland nicht verkauft werden.
Kritik: Nicht fälschungssicher!
..beginnt es aufs Neue, das große Kopfzerbrechen
rund um die Geschenke an Weihnachten. Gerade bei den Allerkleinsten kommt es auf möglichst
schadstofffreie Spielsachen an, die keine gesundheitlichen Risiken bergen und damit von den Kindern auch bedenkenlos angelutscht werden können.
Regelmäßig decken Verbraucherschützer auf, wie
gefährlich Spielwaren sein können. Die Schadstoffbelastung stellt dabei das größte Problem dar. Aber
auch die Brennbarkeit und sich lösende und damit
verschluckbare Kleinteile sind immer wieder problematisch. Dabei ist auch teures Holzspielzeug oft
deutlich schlechter als sein Ruf, insbesondere wenn
Farben und Lacke mit im Spiel sind. Die im Juli 2011
in Kraft getretene neue EU- Spielzeugrichtlinie bleibt
bedauerlicherweise hinter den bisherigen geltenden
nationalen Anforderungen für Deutschland zurück,
was die Schadstoffgrenzwerte anbelangt. Doch woran lässt sich für Eltern erkennen, dass das ausgesuchte Spielzeug auch sicher ist? Eine erste Hilfestellung
bieten die sogenannten Güte- und Prüfsiegel, von
denen es mittlerweile allerdings eine für Verbraucher
unübersichtliche Vielzahl gibt. Kennen sollten Eltern
folgende Siegel:
Blauer Engel
Neben dem Blauen Engel für Holzspielzeug gibt es
nun auch Kriterien für textiles Spielzeug wie Stoffpuppen und Teddys. Wesentliche Anforderungen
betreffen dabei die ökologische Gewinnung der Naturrohstoffe und die Vermeidung gesundheitsbelas-
58
GS-Zeichen
Das GS-Zeichen steht für geprüfte Sicherheit. Es
attestiert die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen sowie niedriger Grenzwerte für gesundheitsgefährdende Stoffe und wird von einer
unabhängigen und zertifizierten Prüfstelle ausgestellt. Kritik: Grenzwerte bieten keine ausreichende
Sicherheit!
Öko-Tex Standard 100
Der Öko-Tex Standard 100 ist ein weltweit anerkanntes Prüf- und Zertifizierungssystem, das textile Produkte nach einem umfangreichen Kriterienkatalog
testet.
TÜV/LGA-Prüfzeichen:
„Ausgezeichneter Spielwert „
Für dessen Vergabe werden neben Sicherheit und
Funktionalität auch pädagogische und entwicklungspsychologische Aspekte geprüft.
TÜV-Proof-Zeichen
Das Siegel mit dem Teddybär basiert auf denselben
Voraussetzungen wie das GS-Zeichen und wird vom
TÜV Rheinland vergeben.
ToxProof
Das ToxProof Siegel vergibt ebenfalls der TÜV
Rheinland für schadstoffarme Produkte. Damit werden Speichel- und Schweißechtheit sowie niedrige
Grenzwerte für bedenkliche Farbstoffe und Weichmacher garantiert.
Spiel gut
Das Siegel wird vom Arbeitsausschuss Kinderspiel +
Spielzeug e.V. vergeben. Maßgeblich für die Bewertung sind Material und Haltbarkeit, Konstruktion
und Mechanik, Form und Farbe, Sicherheit, Umweltverträglichkeit, aber auch pädagogische Kriterien.
Frühgeborene 4 • 2011
Klitzekleine
Tipps für den Spielzeugkauf
Geruchstest machen: Spielsachen, die merkwürdig oder unangenehm riechen, lieber nicht kaufen.
Der Klassiker
Ausstecherle
Spielsachen, die Musik abspielen oder andere
Geräusche machen, immer im Laden auf die maximale Lautstärke überprüfen und ruhig mal unmittelbar ans Ohr halten
Spielzeug auf scharfe Kanten, sich leicht lösende
Farbe oder leicht lösbare Teile untersuchen.
Bei Holzspielzeug lieber nach unlackierten Produkten greifen. Auch in Markenspielzeug aus
Hartplastik stecken häufig keine Schadstoffe.
Auf den Kauf von Billigprodukten und Produkte
aus Weichkunststoff besser verzichten. Sie sind
meist stark belastet.
Zutatenliste:
Backen
Schnelle Rezepte für süße
Naschkatzen
Kneten, rollen, ausstechen und verzieren - Kinder lieben das werkeln mit dem Teig in der Vorweihnachtszeit. Am besten planen Sie für Ihre Plätzchen-Aktion
2-3 Stunden Zeit ein. Ein Rezept für die klassischen
Ausstecherle finden Sie auf dieser Seite in dem farbigen Kasten. Es empfiehlt sich, den Teig bereits am
Vorabend vorzubereiten und ihn anschließend über
Nacht in eine Frischhaltefolie in den Kühlschrank
zu legen, damit die kleinen Helfer dann auch gleich
richtig loslegen können. Wenn der Teig nicht ausreichend gekühlt ist, dann bleibt er auf der Tischplatte
oder an den Ausstechformen kleben, was schnell zu
großem Frust und Tränen bei den Helfern führen
kann. In vielen Geschäften gib es gerade in der Vorweihnachtszeit Backutensilien wie Nudelholz, Sieb,
Kochlöffel oder Backpinsel in kindgerechter Größe
zu erschwinglichen Preisen, so dass die Kinder dann
auch gleich beim Teig auswalken helfen können.(KE)
250 g Mehl, 1 Eigelb, 100 g kalte Butter, 125 g
Zucker,1 Prise Salz, abgerieben Zitronenschale
(ungespritzt) oder Zitronenaroma
zum Dekorieren: bunte Zuckerperlen
zum Glasieren: Zitronensaft + Puderzucker
Mehl in eine Schüssel sieben. Eigelb, zerstückelte
Butter, Salz, Zucker und Zitronenschale hinein
geben. Alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig
verkneten. Diesen für mind. 30 Min. im Kühlschrank ruhen lassen. Danach lässt er sich besser
ausrollen und weiter verarbeiten. Mit dem Nudelholz den Teig ca. 5 mm dick auf einem gute
bemehlten Untergrund ausrollen und mit verschiedenen Formen die Plätzchen ausstechen.
Anschließend Kekse 10 Min. im vorgeheizten
Ofen bei 160 Grad backen, bis sie leicht hellbraun
sind. Danach können sie glasiert und verziert
werden.
Buchtipp:
Kinder backen Weihnachtssachen: Über 60 leckere
Weihnachtsrezepte
von Annie Rigg
ISBN-13: 978-3772457494
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 - 10 Jahre
EUR 14,99
Frühgeborene 4 • 2011
59
Vorschau
Im nächsten Heft
SCHWERPUNKT
FAMILIENZENTRIERTE NEONATOLOGIE
Pflegekonzept im Wandel
Webkids
VOM KIND ZUR FAMILIE
GENERATION INTERNET DAS SOLLTEN ELTERN WISSEN!
Heuschnupfen
DIE POLLENPLAGE WAS WIRKLICH HILFT
Eltern+Ärzte+Pflege
TEAMWORK AUF DER NEO
Frühling 2012
NIX WIE RAUS!
Dresdner Projekt
DAS FAMILIENETZ STELLT SICH VOR
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ELTERNBERATUNG AN DER CHARITÉ
...und vieles mehr
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60
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Das nächste Heft
erscheint am
15. März 2012
Frühgeborene 4 • 2011
Bundesverband
Der Bundesverband
Kontakt
Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e. V.
Speyerer Straße 5–7 · 60327 Frankfurt am Main
Telefon Infoline (0 18 05) 87 58 77
(0,14 Euro/Min., aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.)
Dienstag und Donnerstag 9.00 – 12.00 Uhr
Telefon FIZ (0 69) 587 009 90
Montag bis Freitag 9.00 – 13.00 Uhr
Fax (0 69) 587 009 99
E-Mail [email protected]
Internet www.fruehgeborene.de
Vorstand
Vorstandsvorsitzender
Hans-Jürgen Wirthl
Vater frühgeborener Zwillinge, Gründungsmitglied und Vorsitzender des Landesverbandes „Früh- und Risikogeborene Kinder Rheinland-Pfalz“ e.V.
Stellvertretende Vorsitzende
Andreas Bayer
Vater frühgeborener Zwillinge, Gründungsmitglied und stv. Vorsitzender des
Landesverbandes „Früh- und Risikogeborene Kinder Rheinland-Pfalz” e.V.,
Ansprechpartner der Elterngruppe „Sausewind”, Trier
Karin Jäkel
Studienrätin und Frühchenmutter, Schriftführerin des Landesverbandes
„Früh- und Risikogeborene Kinder Rheinland-Pfalz” e.V., Mitbegründerin
von „Kleiner Fels”-Elterninitiative für Frühgeborene und kranke Neugeborene
im Westerwald
Schatzmeisterin
Melanie Gehrlein
Betriebswirtin und Frühchen-Mutter, Mitglied bei FrühStart ins Leben e.V.,
München
Schriftführerin
Kirsten Brettnich
Frühchenmutter
Beisitzerinnen/Beisitzer
Mathilde Maier
1. Vorsitzende des Förderkreises für intensivpflegebedürftige Kinder Ulm
e.V., 1. Vorsitzende des Landesverbandes „Früh- und Risikogeborene Kinder
Baden-Württemberg“, Ehrenamtliche Richterin am Sozialgericht Ulm, Krankenpflegerin, dreifache Mutter (ein Frühchen).
Martina Frühwald
freie Journalistin und Mutter von zu früh geborenen Zwillingen
Markus Berg
Frühchenvater, Kassenwart des Landesverbandes „Früh- und Risikogeborene
Kinder Rheinland-Pfalz“ e.V.
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Frühgeborene 4 • 2011
Impressum
Impressum
Herausgeber
Bundesverband „Das frühgeborene Kind e.V.
Speyerer Straße 5–7 · 60327 Frankfurt am Main
Titelbild
© Maria.P. - Fotolia.com
Redaktion & Layout
Katarina Eglin · Speyerer Str. 5–7
60327 Frankfurt am Main
Bestellung/Abo-Verwaltung
Christine Eisenkopf
Frühgeborenen-Informations-Zentrum
Speyerer Straße 5–7 · 60327 Frankfurt am Main
Fax (0 69) 58 70 09 99
E-Mail [email protected]
Auflage
2500 Stück
ISSN
2192 - 3655
Erscheinung
vierteljährlich
Druck & Versand
Volkhardt Caruna Medien · Richterstraße 2 · 63916 Amorbach
Abgabepreis
Einzelheft: 3,00 EUR zzgl. Porto
Jahresabo: 15,00 EUR inkl. Porto (Presseversand)
Beiträge für das Heft
Diese sollten per E-Mail oder auf Datenträger (Diskette, CD) das Heft
eingesandt werden. Für Fotos und Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Sie können auch leider nicht zurück gesendet werden. Schicken
Sie keine Bilddateien unaufgefordert als E-Mail-Anhang; sie werden nicht
geöffnet.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Leserbriefe geben die Meinung
des Autors, nicht unbedingt aber die der Redaktion wieder. Für Konsequenzen, die sich aus Artikeln oder Fremdmitteilungen ergeben, kann keine Haftung übernommen werden. Eingetragene Warenzeichen sind nicht
immer besonders gekennzeichnet.
Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers.
Frühgeborene 4 • 2011
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Das rentiert sich!
Ihre Mitgliedschaft im Bundesverband bietet viele Vorteile und trägt dazu bei, dass
unsere Stimme für Frühgeborene und deren Familien ein bisschen lauter wird.
Vorteile für Elterngruppen (ordentliche Mitglieder)
•
•
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•
Beratung rund um Gründung und Finanzierung von Elterngruppen
Stimmrecht bei der jährlichen Delegiertenversammlung
Abonnement der Verbandszeitschrift ist in der Mitgliedschaft enthalten
Kostenloser Bezug der Informationsbroschüren des Bundverbandes (es fallen lediglich die Portokosten an)
kostenlose Teilnahme an Vortragsveranstaltungen, Workhops und Seminaren des Verbandes
Vorteile für Privatpersonen (Fördermitglieder)
•
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•
Abonnement der Verbandszeitschrift ist in der Mitgliedschaft enthalten
Kostenloser Bezug der Informationsbroschüren des Bundverbandes
(es fallen lediglich die Portokosten an)
kostenlose Teilnahme an Vortragsveranstaltungen, Workhops und Seminaren des Verbandes
An den Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
Speyerer Straße 5-7
60327 Frankfurt am Main
Beitrittserklärung
Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
Hiermit erkläre(n) ich /wir meinen /unseren Beitritt zum Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e. V. als
❏
förderndes Mitglied ( Familie /Einzelperson, 50,– Euro pro Jahr)
❏
Firmenmitglied (500,- Euro pro Jahr)
❏
ordentliches Mitglied ( Elterninitiativen, 60,– Euro pro Jahr)
Elterninitiative
Name/Ansprechpartner
Anschrift
Tel./Fax
E-Mail
Ort, Datum, Unterschrift
Einzugsermächtigung
Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von ......... Euro pro Jahr kann von
folgendem Konto eingezogen werden:
Konto-Nr. BLZ
Ort, Datum, Unterschrift
Frühgeborene 4 • 2011
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An den Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
Speyerer Straße 5-7
60327 Frankfurt am Main
Abonnement-Bestellung
Bundesverband
„Das frühgeborene Kind” e.V.
Hiermit bestelle ich ein Abonnement
der Verbandszeitschrift „Frühgeborene“
Name/Ansprechpartner
Institution /Initiative
Anschrift
Tel./Fax
E-Mail
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Das Jahresabonnement inklusive Presseversand (Porto) kostet z.Zt. Euro 15,00 für vier Ausgabenpro Jahr. Bei Lieferung des ersten Heftes erhalten Sie die Rechnung für alle bestellten Hefte des
Jahrgangs, in dem das Abo beginnt. Die Bezahlung des Jahresabonnements ist jeweils am Anfang
eines Jahrgangs nach Erhalt der Rechnung für das laufende Jahr fällig. Das Abonnement verlängert
sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht bis zum 15.11. des Vorjahres gekündigt wurde. Bei
Kündigung im laufenden Jahr endet das Abonnement mit Auslieferung der vierten Ausgabe des
Mitteilungsblattes dieses Jahrgangs. Auf Wunsch wird die Zusendung der Hefte bereits ab der Ausgabe nach Kündigung eingestellt, eine Rückerstattung für nicht beanspruchte Hefte wird durch den
Bundesverband nicht vorgenommen.
Bei Änderung oder Reklamation des Abos wenden Sie sich bitte an das Frühgeborenen-Informations-Zentrum, Speyerer Straße 5–7, 60327 Frankfurt, Tel. (0 18 05) 87 58 77 oder per E-Mail an
[email protected].
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Frühgeborene 4 • 2011
Der VitaGuard® VG 3100
Der Herz-, Atmungs- und
Sauerstoffsättigungsmonitor
Der VitaGuard® VG 2100
Der Herz- und Atmungsmonitor
Der VitaGuard® VG 310
Das Pulsoximeter
Vorteile der Monitore:
ƒ Speicherung der kompletten
Alarmsituation: Ereignis-, Dauer- und
Trendspeicher
ƒ Hohe Qualität der Messwertverarbeitung
ƒ Batterie-, Netz- und Akkubetrieb
ƒ Einfachste Handhabung
VitaWin®
Die Auswertesoftware für die
Vitalfunktions-Monitore
GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG / Oderstraße 77 / 14513 Teltow
Telefon +49 3328 3942-0 / Fax +49 3328 3942-99 / [email protected] / www.getemed.de
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