aktuell Nr. 19 vom 19.05.2014. 19.05.2014

Transcrição

aktuell Nr. 19 vom 19.05.2014. 19.05.2014
D 8512
50. Jahrgang
Nr. 19
NACHRICHTEN
Geduld und langer Atem nötig
Erfolgsstory Europa
Europa ist trotz mancher Probleme eine Erfolgsstory. Deshalb
ist die Europawahl für jeden
Bürger eine Chance.
Seite 4
BUNDESWEHR
Fit fürs Fliegen
Das Taktische Luftwaffenge schwader 31 „Boelcke“ betreut
Piloten mit einem Trainings- und
Therapieprogramm. Seite 6/7
MILITÄRGESCHICHTE
Kulturgut bewahren
Vor 60 Jahren wurde die Haager
Konvention zum Schutz von
Kulturgut bei bewaffneten Konflikten beschlossen.
Seite 9
SPORT
Beachvolleyball
Hauptfeldwebel Julius Brink ist
Spitzenathlet und Sportsoldat. Ein
Interview mit dem Ausnahmeathlet.
Seite 10
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
www.bundeswehr.de
www.bmvg.de
www.youtube.com/bundeswehr
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen besucht die deutschen Soldaten im Kosovo.
von Torsten Sandfuchs-Hartwig
Prizren/Novo Selo. „Sind Sie
zufrieden?“, fragt Ursula von der
Leyen die kosovarischen Sicherheitskräfte in der Instandset zungshalle des Deutschen Ein satzkontingents im Feldlager
Prizren. Die Männer nicken eifrig, denn viele von ihnen waren
lange Jahre in Deutschland. „Wir
bilden die Kosovaren hier am
Lkw 1017 aus“, erklärt Stabsfeldwebel Jürgen G. und die
Ministerin hört und sieht dem
Instandsetzungsmeister aufmerksam zu. Als Ärztin ist sie es sicher
gewohnt, auch mit technischen
Geräten umzugehen. Doch bei
Kraftfahrzeugen höre das Fachwissen auf, die fahre sie höchs tens, sagt sie mit einem Augen zwinkern. Den Stabsfeldwebel
freut es, denn er ist voll in seinem
Element. Mittlerweile als Reservist bestreitet G. seinen achten
Auslandseinsatz. Er sei schon ein
bisschen aufgeregt, gesteht er,
doch es sei gut, „dass sich die
Ministerin ein Bild vom KosovoEinsatz macht“, betont er.
Ein paar Hallen weiter wartet Hauptmann Martina L. Sie
ist für den Gerätezug des ORFBataillons zuständig. Diese
Reservekräfte können bei sich
zuspitzenden Lagen innerhalb
von wenigen Tagen aktiviert werden, sind aber derzeit nicht vor
Ort. „Doch das Material muss
trotzdem instandgehalten werden“, sagt die 31-Jährige. Und
wie wichtig gerade ein einsatz bereiter Reserveverband ist, war
vor nicht einmal zwei Jahren zu
beobachten, als das ORF-Bataillon aufgrund von Eskalationen
Foto: Gambarini/dpa
POLITIK
Montag, 19. Mai 2014
Zum Geburtstag die Ministerin: Oberfeldwebel Olga K. (l.) mit Glückwunsch von höchster Stelle.
und Spannungen in der nördli chen Grenzregion fast über ein
Jahr durchgehend zum Einsatz
gekommen war.
Das weiß auch von der Leyen
und sie erinnert daran, dass
KFOR einst entstanden sei, um
einem Blutvergießen Einhalt zu
gebieten – in einem Land, das
tief gespalten war und deren
Menschen in Teilen voller Hass
aufeinander waren. „Es gibt
Fortschritte, auch im Versöh nungsprozess, aber es ist nach
wie vor ein Prozess, der Geduld
erfordert.“ 120 000 deutsche Soldaten seien durch diese Mission
gegangen, 26 gestorbene Soldaten seien zu beklagen, man dürfe
daher nie vergessen, „dass dieser
Einsatz kraftraubend und gefährlich ist“, mahnt die Ministerin.
Und der Einsatz ist zu jedem Zeitpunkt gerechtfertigt, unterstreicht
sie. Denn schwere M enschen-
rechtsverletzungen hätten ein
Eingreifen der Völkergemeinschaft unbedingt erfordert.
So betrachtet ist es selbst verständlich, dass sich von der
Leyen auch ein Bild von der
nördlichen Grenzregion macht.
Im Hubschrauber vom Typ
„SuperPuma“ zeigt der Kommandeur des Deutschen Einsatzkontingents, Oberst Josef Jünemann,
wo die Hotspots waren und wo
heute noch Kräfte der Einsatz kompanie Patrouille fahren und
sowohl die Kosovo Police als
auch die Kräfte der Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX unterstützen.
Die Größe des Einsatzraumes
ist Martin V. bestens bekannt.
Der Kompaniefeldwebel der Einsatzkompanie ist als „Spieß“ oft
vor Ort, wenn seine Frauen und
Männer Außenaufträge übernehmen. „Die Stimmung ist gut“,
sagt der Oberstabsfeldwebel. Und
das liegt nicht nur daran, dass
der Kontingentwechsel begonnen hat, sondern sie seien auch
vor Zwischenfällen verschont
geblieben. Dass die Ministe rin nach Novo Selo gekommen
ist, begrüßt der 47-Jährige: „Es
bringt uns die Anerkennung und
Aufmerksamkeit“, die oftmals
beim KFOR-Einsatz zu kurz
kommt. Von der Leyen interes siert vor allem auch, wie sich das
Verhältnis der deutschen Soldaten zur Bevölkerung im Norden
darstellt. Wohlwollend nimmt sie
zu Kenntnis, dass sich auch hier
die Lage entspannt hat – letztendlich auch dank des langen Atems
der KFOR.
Der Beitrag „Verteidigungsministerin im Kosovo“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
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Foto: Bundeswehr/PIZ LW
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augustinfotos
Die Bundeswehr hat am vergangenen Montag im Norden Deutschlands mit ihrem internationalen Manöver „JAWTEX 2014“ (Joint
Air Warfare Tactical Exercise) begonnen. Es ist die Schwerpunktübung der Bundeswehr für dieses Jahr. Die seit langem geplante
Übung knüpft an die Tradition der früheren „ELITE“-Manöver an.
Bei „JAWTEX“ wird das Zusammenwirken von Luftstreitkräften
mit Heeres- und Marineverbänden trainiert. Breite vor Tiefe, das
ist der entscheidende Unterschied zu der früher durchgeführten
„ELITE“-Übungsserie. Fast 4500 Soldaten, davon mehr als 800 aus
elf Partnernationen, nehmen an der Übung teil. Neben Deutschland
sind die Niederlande, Italien, Frankreich, Finnland, Slowenien, Griechenland, Österreich, Schweiz, Türkei, Ungarn und die USA dabei.
Die Operationszentrale, die durch das Zentrum Luftoperationen
aufgebaut worden ist, befindet sich während der Übung auf dem
Fliegerhorst Holzdorf.
(ks)
2
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ISSN: 1618-9086
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Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält
sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.
INTERN
ZITAT
„Die Opfer leben in uns fort, in den Familien,
die sie weiter lieben.“
19. Mai 2014
EDITORIAL
Für seine Zivilcourage wurde in
der vergangenen Woche Stabsgefreiter Dustin Werner (S. 12) ausgezeichnet. Er sah nicht weg, als
US-Präsident Barack Obama bei der Eröffnung des 9/11-Gedenkin Berlin ein Unbekannter eine
museums.
Frau in ein Gebüsch zog, son dern griff sofort ein und verhinderte durch sein schnelles Han deln eine Vergewaltigung.
KALENDERBLATT
Wie oft leider weggeschaut
wird, zeigen viele Fälle von
Vor 5 Jahren: Am 23. Mai 2009 wird der VfL Wolfsburg durch einen Übergriffen in U-Bahnhöfen,
5:1-Sieg gegen Werder Bremen erstmals Deutscher Fußballmeister. S-Bahnen oder anderen öffent lichen Orten, an denen die Opfer
Vor 35 Jahren: Am 21. Mai 1979 gibt Elton John als ersterwestlicher vergeblich auf Hilfe warteten.
Popstar ein Konzert in der Sowjetunion in Leningrad.
Doch nur wenn alle Bürger ein
Zeichen setzen – mit oder ohne
Vor 65 Jahren: Am 23. Mai 1949 wird das Grundgesetz der
Uniform – wird Gewalt, aus welBundesrepublik Deutschland mit 53 Ja-Stimmen gegen zwölf
cher Motivation auch immer,
Nein-Stimmen angenommen und feierlich verkündet.
Einhalt geboten.
Ein Signal setzte VerteidigungsVor 75 Jahren: Am 20. Mai 1939 richtet die US-amerikanische Flug- ministerin Ursula von der Leyen
gesellschaft Pan Am eine regelmäßige Flugverbindung nach Europa (S. 3) für junge Familien bei der
ein. Sie fliegt von New York City über Lissabon nach Marseille.
Bundeswehr. Mit der Einwei hung der Kinderkrippe „Campus
Vor 110 Jahren: Am 21. Mai 1904 gründen Repräsentanten von sie- Küken“ an der Universität der
ben europäischen Fußballverbänden in Paris den internationalen Fuß- Bundeswehr München – einem
ballverband FIFA (Fédération Internationale de Football Association). von derzeit drei Bauprojekten
in Bundeswehrliegenschaften –
Vor 170 Jahren: Am 24. Mai 1844 übermittelt der US-amerika - unterstrich sie die Wichtigkeit solnische Maler und Erfinder Samuel Morse das erste Telegramm von cher Einrichtungen bei der BunWashington nach Baltimore. Die Zeichenschrift, die er verwendet,
deswehr. Auch sie stellt sich als
wird später als Morse-Alphabet bekannt.
attraktiver Arbeitgeber mit sol chen Maßnahmen gesellschaftliVor 185 Jahren: Am 23.Mai 1829 erhält der Orgel- und Klavier - chen Veränderungen.
bauer Cyrill Demian in Wien zusammen mit seinen Söhnen Karl und
Von derartigen Angeboten
Guido ein Patent für die Erfindung des Akkordeons.
(eb) profitieren gerade junge Men-
schen, die
sich entschieden haben,
früh eine
­Familie zu
gründen. So
müssen sie
sich somit
nicht mehr
zwischen Karriere bei der Bundeswehr und Familie entschei den, sondern können beide Ziele
parallel verfolgen.
Auch den Soldaten im Einsatz
zeigte sich die Ministerin in der
vergangenen Woche verbunden.
Bei ihrem Besuch im Kosovo
(S. 1) sprach sie mit KFOR-Soldaten in Prizren und Pristina.
Damit machte sich von der
Leyen nach ihren Besuchen
bei den deutschen Soldaten in
Afghanistan, Senegal und Mali,
der Türkei, am Horn von Afrika
und im Libanon jetzt auch bei
KFOR, dem bislang längsten
Einsatz der Bundeswehr ein
aktuelles Lagebild vor Ort.
Flugbegeisterte können sich
auf die Internationale Luft- und
Raumfahrtausstellung (ILA) in
Berlin freuen (S. 11). Sie öffnet
am 20. Mai mit Flugshows und
Ausstellungen ihre Tore.
Tim S. Schmidt
Redakteur Streitkräfte
Foto: Imago
BILD DER WOCHE
Mit der Norwegerin Kristin Lund hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erstmals eine Frau an die Spitze einer UN-Blauhelmtruppe gesetzt – ihr Einsatzland ist Zypern.
19. Mai 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND Foto: dpa/pa
Der Beitrag zum Kinderkrippenwww.youtube.com/bundeswehr.
Familienbewusster Arbeitgeber: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (r.) hat an der Universität der Bundeswehr in München die deutschlandweit erste Kinderkrippe der Bundeswehr eröffnet.
Luftwaffe vom Feinsten
Ministerin unterstreicht beim Besuch in Wittmund die enorme Bandbreite der Luftstreitkräfte.
Foto: Bundeswehr /PIZ LW
von Andrea Will
Wittmund. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
hat am vergangenen Dienstag die
Luftwaffe in Wittmund besucht.
Bei ihrem Antrittsbesuch auf dem
NATO-Flugplatz Wittmundhafen wurden ihr an ausgewählten
Waffensystemen die umfangreichen Fähigkeiten der Luftwaffe
präsentiert. Das persönliche
Gespräch mit den Soldaten vor
Ort rundete das Programm ab.
Die in Wittmund beheimatete
Taktische Luftwaffengruppe
„Richthofen“ ist zusammen mit
dem Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nör venich, dem sie unterstellt ist,
der größte Jet-Verband der Luftwaffe und derzeit in die Groß übung JAWTEX 2014 einge bunden.
Die Ministerin ließ sich die
Waffensysteme erklären und
führte Gespräche mit Soldaten.
Alarmstart: Ein Eurofighter hebt mit gezündeten Nachbrennern ab.
Im Mittelpunkt ihres Interesses
stand dabei aber nicht nur die
Technik, sondern vor allem auch
der Mensch dahinter. Mit den
Soldaten sprach sie vorrangig
über deren Einsatzerfahrungen
und die persönliche Motivation,
zur Luftwaffe zu gehen.
Der Ministerin wurde weiter
der Alarmstart zweier Eurofighter
demonstriert. Denn die Taktische
Luftwaffengruppe „Richthofen“
ist Teil der NATO-Alarmrotte
(Quick Reaction Alert, QRA),
die auf Anweisung in kürzester
Zeit zur Luftraumsicherung eingesetzt werden kann. 24 Stunden
am Tag, sieben Tage die Woche,
365 Tage im Jahr gewährleisten
die Soldaten im Schichtbetrieb
die Sicherheit im Luftraum.
„Ich bin schwer beeindruckt,
was ich hier heute erlebt habe“,
betonte von der Leyen zum Ende
ihres Besuches. Sie habe die Luftwaffe vom Feinsten erlebt und
mit Soldaten gesprochen, die
mit großer Begeisterung, hoher
Präzision und technisch brillant
ihren Dienst leisteten. Gerade im
internationalen Einsatz seien die
Fähigkeiten der Fliegenden Verbände in hohem Maße anerkannt.
Doch es sei beeindruckend
gewesen zu erleben, wie breit die
Luftwaffe aufgestellt ist. Aller dings sei „noch viel zu wenig
bekannt, wie vielfältig die Möglichkeiten bei der Luftwaffe
sind“, hob von der Leyen her vor. Gerade für junge Menschen,
ob mit abgeschlossenem Studium
oder auf der Suche nach einer
Dualen Ausbildung. Wer sich für
Technik begeistere, finde in der
Luftwaffe eine erfüllende Auf gabe. Es müsse aber noch brei ter in das Bewusstsein der jungen
Menschen getragen werden, dass
die Luftwaffe eine große Chance
sei, Technikleidenschaft ausleben zu können. „Sie werden hier
gebraucht!“, war der Abschlusskommentar von der Leyens zum
Thema Nachwuchsgewinnung.
Vielfalt der Bundeswehr darstellen
Ministerin betont vor Militärattachés die Bedeutung der Früherkennung von Krisen.
von Florian Manthey
Berlin. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat am vergangenen Dienstag die 53. Zentralkonferenz für deutsche Militärattachés in Berlin besucht. In
ihrer Ansprache hob die Ministerin auch die besondere Rolle der
Militärattachés bei der frühzeitigen Erkennung von Krisen und
dem Krisenmanagement hervor.
Militärattachés sind Stabsoffiziere, die vom Verteidigungsministerium zum Auswärtigen
3
Kabinett verlängert
Missionsmandate
In München ist die deutschlandweit erste Kinderkrippe
der Bundeswehr eröffnet worden. Eltern werde damit geholfen, die Doppelbelastung
zwischen Studium und Kindererziehung zu bewältigen, sagte
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Montag bei der Einweihung
der Krippe an der Universität
der Bundeswehr in München.
Zudem werde damit deutlich,
„dass die Bundeswehr familienbewusst ist“ und als Arbeitgeber „attraktiv sein will“. Von
der Leyen hatte angekündigt,
sie wolle die Bundeswehr zu
einem familienfreundlichen Unternehmen machen.
(hex)
besuch der Ministerin unter
aktuell Amt abgeordnet und an eine der
deutschen Botschaften entsandt
werden. Im Gastland haben sie
diplomatischen Status und berichten zu militär- und sicherheitspolitischen Fragen nach Deutschland.
Außerdem vertreten sie deutsche
Interessen im Ausland.
Diesmal sind mehr als 25 deutsche Militärattachés zu der Konferenz nach Berlin gekommen,
die noch bis Donnerstag dieser
Woche andauert. Als Gasthö rer nehmen auch Lehrgangsteilnehmer des Verwendungslehr-
gangs für Militärattachés an der
Konferenz teil. Generalleutnant
Markus Kneip, Abteilungsleiter
Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium, sagte bei
der Begrüßung, dass „jeder von
ihnen einmal in seiner Vorbereitungszeit und mindestens einmal
in seiner Durchführungszeit neue
Informationen aufnimmt“.
Die Ministerin nahm sich für
die Militärattachés Zeit, legte
dabei ihre Positionen zu sicher heits- und verteidigungspoli tischen Themen dar. Von der
Leyen sei es wichtig, dass – vor
allem mit Blick auf Afrika – das
Engagement der Bundeswehr
nicht auf Kampfeinsätze redu ziert werde. Gerade im Rahmen
der Vernetzten Sicherheit sei die
Bundeswehr breit aufgestellt
und in Stabilisierungs- und
Ausbildungseinsätzen aktiv. Es
gehe darum, die Vielfalt des
Wirkens der Bundeswehr dar zustellen. Wichtig ist aber auch
der Informationsaustausch zu
Krisenfrüherkennung und Krisenmanagement.
Berlin. Deutsche Soldaten werden auch künftig im Kosovo,
in Mali und Senegal sowie vor
der Küste des Libanons im Einsatz sein. Das Bundeskabinett
hat am vergangenen Mittwoch
die Verlängerung der Mandate
für KFOR, MINUSMA und
UNIFIL beschlossen. KFOR
leistet im Auftrag der Verein ten Nationen einen militärischen
Beitrag zur Stabilisierung der
Region. Im Vordergrund steht
die Überwachung der Entwick lung professioneller, demokratischer und multiethnischer Sicherheitsstrukturen. Derzeit befinden
sich rund 700 deutsche Solda ten im Kosovo. Außerdem hat
das Bundeskabinett eine Vor lage verabschiedet, nach der
das MINUSMA-Mandat bis zum
30. Juni 2015 laufen soll. An der
VN-geführten Mission beteiligt
sich die Bundeswehr mit Transportflugzeugen und unterstützt
französische Kräfte mit Tank flugzeugen. Darüber hinaus stellt
die Bundeswehr Personal für die
Führungsstäbe des Einsatzes.
78 Soldaten sind aktuell vor Ort.
Die Beteiligung der Marine an
der Mission UNIFIL wird bis
zum 30. Juni 2015 verlängert.
Die Obergrenze des Mandats
bleibt unverändert bei 300 Sol daten. Neben der Überwachung
des Seeverkehrs im östlichen
Mittelmeer bildet die Deutsche
Marine libanesische Seestreitkräfte aus. Der Bundestag muss
den drei Mandatsverlängerungen
noch zustimmen.
(eb)
Grübel besucht
Bildungszentrum
Mannheim. Der Parlamentarische Staatssekretär, Markus
Grübel, hat am vergangenen
Montag gemeinsam mit dem
Innenminister des Landes
Baden-Württemberg, Reinhold
Gall, das Bildungszentrum der
Bundeswehr besucht. Präsident
Christoph Reifferscheid stellte
die Dienstleistungen des Bil dungszentrums vor. Die Visite
diente dem Austausch über den
Stellenwert der Bildung, besonders im Blick auf öffentliche
Beschäftigungsgeber. „Als großer
Arbeitgeber mit der Besonderheit
einer hohen Zahl an Zeitsoldaten
müssen wir dafür sorgen, dass alle
Beschäftigten sich bei uns entfalten und auch zivilberuflich einen
guten Anschluss finden können“,
sagte Staatssekretär Grübel. „Wir
verstehen uns als Bergführer für
diejenigen, die sich die Bildungspyramide hoch arbeiten wollen“,
ergänzte Reifferscheid weiter.
Innenminister Gall zeigte sich
„sehr beeindruckt vom ganzheitlichen Ansatz des Bildungszentrums“.
(sbs)
4
aktuell POLITIK/HINTERGRUND
19. Mai 2014
Europa – eine Erfolgsstory
Die Wahl zum Europäischen Parlament ist eine Chance für jeden Bürger der Gemeinschaft.
W elche Parteien aus
Deutschland sind im Europaparlament vertreten?
In der auslaufenden Wahlperiode stellten CDU und CSU
die stärkste Gruppe vor SPD,
Grünen sowie FDP und der
Linken. Dieses Mal dürften
aber auch kleinere Parteien
Vertreter in das EU-Parlament senden. Denn nachdem
das Bundesverfassungsgericht
erst eine Fünf- und dann eine
Dreiprozenthürde für ungültig
erklärte, gibt es in Deutschland keine Sperrklausel mehr.
Dadurch haben auch Kleinstparteien wie die Freien Wähler
gute Chancen auf einen Einzug in das EU-Parlament.
Welche Aufgabe hat das
Europaparlament?
Das Parlament als Vertretung
der Bevölkerung ist eine von
drei wichtigen EU-Institutionen neben der Kommission
und dem Rat. Die EU-Kommission ist die Verwaltung,
der Rat die Vertretung der
Regierungen der Mitgliedstaaten. Die EU-Kommission
überwacht die Einhaltung des
EU-Rechts und schlägt neue
Gesetze vor. Diese werden
dann vom Parlament und dem
Rat beraten. Bevor ein neues
Gesetz in Kraft tritt, müssen
sich beide Seiten einigen. Dem
Parlament kommt also eine
wichtige Rolle zu, wenn es um
Entscheidungen geht. (jdö)
ermessen will, der sollte sich an
­Adenauer erinnern.
Er hatte Zeiten von Krieg und
schlimmster nationalstaatlicher
Unordnung auf diesem Kontinent
erlebt. Der Alte aus Rhöndorf
ahnte wohl eher als andere, wie
wichtig eine starke Europäische
Gemeinschaft sein würde.
Diese hat uns mittlerweile mehr
als 60 Jahre Frieden beschert,
den stärksten Wirtschaftsraum
der Erde. Und noch nie gab es
so wenig Grenzen auf diesem
­
Brüssel. Zur Europawahl hat
„aktuell“ mit den beiden deutschen ­Europaabgeordneten
Birgit Sippel (SPD) und Elmar
Brok (CDU) gesprochen. Die
Fragen stellte Politikredakteur
Jörg Fleischer.
Was ist für Sie das Besondere an dieser
Europawahl?
Elmar Brok: Es steht ein Europäisches Parlament zur Wahl, dessen Macht gewachsen
ist. Zum ersten Mal stimmen die Bürgerinnen
und Bürger in Europa über einen Kommissionspräsidenten ab – vergleichbar mit der
Wahl des Bundeskanzlers hier bei uns in
Deutschland.
Birgit Sippel: Im Dezember 2009 ist der
Lissabonvertrag in Kraft getreten. Dadurch
hat das Parlament weitere Zuständigkeiten,
etwa im Bereich der Innenpolitik oder bei
internationalen Abkommen, erhalten. Das
heißt auch, es ist wichtiger denn je, eine
Volksvertretung zu wählen.
Wie wollen Sie die Wähler von den Stärken
und Vorzügen Europas überzeugen?
Brok: Als Konsequenz aus der Schuldenkrise haben wir Regeln gefunden, dass
Banken Staaten nicht mehr in die Pleite
treiben können. Die im Zuge der Krise
gebeutelten Staaten erholen sich allmählich. Die Bürgerinnen und Bürger sehen ein,
dass sie vom EU-Binnenmarkt profitieren
und der Euro für Stabilität steht. 70 Prozent
der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland
sind übrigens für den Euro.
Sippel: Die Finanzmarktkrise hat uns alle
getroffen. Auch wenn die Auswirkungen
in unseren Mitgliedstaaten unterschiedlich
waren: Wir können die Folgen dieser Krise
nicht isoliert auf nationalstaatlicher Ebene
meistern. Neben regional notwendigen Veränderungen
müssen wir Finanzmarkt- und
Bankenregulierung weiter
vorantreiben. Das geht nur
gemeinsam in Europa.
Foto: dpa/pa
„Europa ist mittlerweile die stärkste Wirtschaftsmacht der Erde“
Was haben Sie sich persönlich für die neue
Legislaturperiode vorgenommen?
Brok: Europa ist mittlerweile die stärkste
Wirtschaftskraft der Erde. Auf dieses Niveau
müssen wir auch in der Außen-, sowie
Sicherheits- und Verteidigungspolitik kommen. Dazu will ich beitragen. Europa muss
lernen, mit einer Stimme zu sprechen.
Sippel: Einmal angesprochen zeigt sich
oft, dass viele Menschen über ein breites
Wissen über Europa verfügen. Das gilt es
zu stärken und insbesondere gegenüber
populistischen Angriffen auf Freiheit und
Demokratie klare Kante zu zeigen.
Erstmals mit Spitzenkandidaten
EU-Reformvertrag von Lissabon räumt Parlament Mitsprache bei Kür des Kommissionschefs ein.
Brüssel. Bei der Europawahl
stellen die Parteien erstmals
EU-weite Spitzenkandidaten auf,
die auch als Bewerber für den
Posten des EU-Kommissionspräsidenten gelten. Der Grund dafür
ist, dass die Europawahl die erste
nach Inkrafttreten des EU-Reformvertrags von Lissabon ist,
der dem Europaparlament nun ein
Mitspracherecht bei der Auswahl
des Kommissionschefs einräumt.
Bisher wurde das Amt von den
Staats- und Regierungschefs der
EU-Mitgliedstaaten im Alleingang besetzt.
„Noch nie hat es einen so
starken Zusammenhang zwi-
Foto: dpa/pa
Wer wird gewählt?
In das Europäische Parlament ziehen 751 Abgeordnete aus allen Mitgliedstaaten
ein, darunter 96 Parlamentarier aus Deutschland. Sie werden für fünf Jahre gewählt und
schließen sich je nach politischer
Ausrichtung mit ihren Kollegen aus den anderen EU-Staaten zu Fraktionen zusammen.
Derzeit gibt es sieben Fraktionen, in denen etwa 160 Parteien
vertreten sind.
Ort kontroverser Debatten über Europa: das Europäische Parlament in Brüssel.
Foto: dpa/pa
Wann wird gewählt – und
wer darf wählen?
Die Wahl findet in allen 28
Mitgliedstaaten der Europäischen Union in dieser Woche
vom 22. bis 25. Mai statt. Der
Wahltermin für die 63 Millionen Wahlberechtigten in
Deutschland ist der Sonntag,
25. Mai. Ihre Stimmen dürfen
alle EU-Bürger abgeben, die
mindestens 18 Jahre alt sind.
Berlin. Konrad Adenauer hat
es auf unnachahmliche Weise
verstanden, die Dinge auf den
Punkt zu bringen. Der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland sagte in seinem rheinischen
Dialekt: „Europa muss jeschaffen
werden.“ Mit diesem knappen
Satz war alles gesagt. Vor allem
wurde damit bereits damals die
Bedeutung der Europäischen
Union umrissen, in der wir heute
leben.
Gerade vor dieser Europawahl muss gesagt werden:
Europa ist eine Erfolgsgeschichte – trotz Schuldenkrise
und hoher Arbeitslosigkeit in
Teilen der Europäischen Union.
Wer die Dimension dieser Story
Foto: dpa/pa
Fragen und Antworten:
Foto: imago
von Jörg Fleischer
Spitzenkandidat der Konservativen: Jean-Claude Juncker.
Spitzenkandidat der Sozialisten:
Martin Schulz.
schen dem Ergebnis der Europawahl und der Nominierung
des Kommissionspräsidenten
gegeben“, sagt der stellvertretende Parlamentspräsident
­Othmar Karas.
In Artikel 17 des Reformvertrags von Lissabon heißt es: Der
Europäische Rat – also die Staatsund Regierungschefs – schlägt
dem Europäischen Parlament
„einen Kandidaten für das Amt
des Präsidenten der EU-Kommission vor; dabei berücksichtigt er
das Ergebnis der Wahlen zum
Europäischen Parlament. Dieses wählt den Kandidaten mit der
Mehrheit seiner Mitglieder.“
Die größten Chancen werden
den Kandidaten der Sozialisten und
der Konservativen eingeräumt. Für
die Sozialisten ist das der Deutsche
Martin Schulz (SPD), derzeit
Präsident des EU-Parlaments.
Die konservative Europäische Volkspartei - zu der auch
CDU und CSU gehören – tritt
mit dem früheren luxemburgischen Ministerpräsidenten JeanClaude Juncker an.
(jdö)
EINSATZ Feuer ist der größte Feind
Foto: (2) Klein/Bundeswehr
von Andreas Klein
Kampf gegen das Feuer: Brandabwehrtrupps üben den Einsatz auf der „Brandenburg“.
Soldaten auf Schritt und Tritt
beobachtet. „Am Ende der Übung
folgt das Feedback und ich sage
den Soldaten, ob sie sich richtig
verhalten haben“, betont er.
Dichter Qualm steigt aus der
Luke als sie geöffnet wird. Für
den Angriffstrupp besteht keine
Chance. „Sollte der Brand außer
Kontrolle oder der Rauch zu
dicht sein, machen sie die Schotten dicht und führen lediglich
Kühlmaßnahmen durch, bis der
Brandabwehrtrupp ­eingetroffen
ist“, erklärt E. das Vorgehen.
Zeitgleich macht sich der
Brandabwehrtrupp (BAT) klar.
„Wir sind die Kameraden, die ins
Feuer rein gehen, wenn andere
raus rennen“, ruft einer der Soldaten im Vorbeilaufen. Ausgerüstet mit Schlauch, Atemflasche,
Maske und Schutzausstattung
rennen die Soldaten durch das
Schiff in Richtung des Brand herds und löschen das Feuer.
Trotz des dichten Qualms müssen sie dabei einen kühlen Kopf
bewahren. Wichtig ist, dass alle
im Schiff wissen, was zu tun ist.
Über die Lautsprecher werden
die Prioritäten bekanntgegeben:
„Command aim! Feststellen der
Vollzähligkeit! Raumkontrollstatus! Brandabwehr!“
Alle Soldaten, die nicht an der
Brandbekämpfung beteiligt sind,
haben sich bei Alarmauslösung
unverzüglich an einer festgeleg ten Sammelstelle einzufinden. Ist
die Vollzähligkeit festgestellt, wird
diese an den STL gemeldet. Weiterhin werden alle Informationen
per Funk übermittelt. Aufgrund der
eingehenden Meldungen werden
weitere Entscheidungen getroffen.
Ist das Feuer gelöscht, begeben
sich die Soldaten zum ehema-
ligen Brandherd und messen
mit einer Wärmebildkamera die
Raumtemperatur. Ist der Raum
ausreichend abgekühlt, können die
giftigen Dämpfe abgesaugt werden. „Rauchgasentsorgung wird
durchgeführt“, schallt es über die
Lautsprecheranlage. Ein Soldat
des BAT „bewaffnet“ sich mit
einem riesigen Schlauch. Wie mit
einem Staubsauger geht er mit ihm
durch die Gänge und zieht den
dichten Rauch aus dem Schiffsbauch. Nach rund 80 Minuten ist
die „Brandenburg“ wieder rauchfrei. Die Übung ist beendet.
Das Resümee: Jede Sekunde
zählt – die Soldaten wollen noch
schneller werden. Dafür müssen
die Abläufe beim nächsten Mal
noch besser in einander greifen.
Bereits am Nachmittag ertönt für
die Soldaten erneut das Alarmsignal.
Wie eine „Spinne im Netz“
Foto: Jonack/Bundeswehr
Katharina G. ist Teil des Einsatzstabes auf der Fregatte „Brandenburg“.
Dschibuti. Kapitänleutnant
Katharina G. ist „Battle Watch
Captain“ (BWC) auf der Fregatte
„Brandenburg“, dem Flaggschiff
der Operation „Atalanta“. Als
Teil eines 35-köpfigen Einsatzstabes unterstützt sie den Kommandeur des maritimen Ein satzverbandes, Flottillenadmiral
Jürgen zur Mühlen.
Sie sitzt vor dem Monitor
ihres Computers, als plötzlich
ein Chatfenster auf ihrem Bildschirm aufgeht. G. liest die Nachricht und schreibt unverzüglich
zurück. „Es kam die Anfrage, ob
einer unserer Seefernaufklärer für
die Unterstützung eines anderen
Verbands zur Verfügung steht“,
sagt sie, während sie eine Ant wort verfasst.
G. ist einer von drei BWC im
internationalen Stab. „Ich bin
die Schnittstelle zwischen dem
Kommandeur und den Schif fen der Operation ‚Atalanta‘
sowie zu anderen Marineverbän-
Konzentriert vor dem Monitor: Kapitänleutnant Katharina G.
den im Einsatzgebiet“, erklärt
die 29-Jährige. Bei ihr laufen
alle Informationen zusam men. Sie filtert diese und gibt
sie an den jeweiligen Experten
im Stab weiter. „Das Seege -
biet, das wir überwachen, ist
riesig und wir als Einsatzstab
müssen dafür sorgen, die uns zur
Verfügung stehenden Schiffe,
­Hubschrauber und Seefernaufklärer so zu positionieren, dass
5
Wehrbeauftragter
bei UNIFIL
Soldaten der Fregatte „Brandenburg“ üben die Brandbekämpfung an Bord.
Dschibuti. Feuer im Schiff ist die
wohl größte Bedrohung für eine
Besatzung auf See. Es gilt, das
Feuer schnell einzudämmen, zu
bekämpfen und sich vor giftigem
Rauch zu schützen. Deshalb werden regelmäßig Brandabwehrübungen durchgeführt, auch auf
der Fregatte „Brandenburg“,
dem derzeitigen Flaggschiff bei
„Atalanta“.
Es ist acht Uhr morgens, die
Fregatte gleitet bei leichtem
Seegang durch die blaue See.
Urplötzlich schallt ein ohrenbetäubendes Klingeln durch die
Gänge. „Zur Übung! Feuer im
Schiff! Feuer im Schiff! Es brennt
in Abteilung vier Papa zehn!
Örtliche Schotten dicht, Ver schlusszustand herstellen, Besatzung auf Gefechtsstation“, hallt
es aus den Lautsprechern. Ein
Angriffstrupp vom Schiffstechnischen Leitstand (STL) eilt direkt
zum Feuer und beginnt mit den
Löscharbeiten. Am Rande steht
der „Zwo E-Meister“ (Elektrotechnikmeister), Oberbootsmann Ronny E. Er beobachtet
und bewertet das Vorgehen der
Soldaten. Der Oberbootsmann
hat die heutige Übung eingespielt und zuvor die Abteilungsräume mit einer Nebelmaschine
in „Übungsrauch“ gehüllt. „Wir
möchten ein realitätsnahes Szenario darstellen“, erklärt er, während er die Vorgehensweise der
aktuell das Einsatzgebiet optimal abgedeckt wird“, betont G.
Für die Planungen und den
Austausch von Informationen
stehen dem Stab offene und verschlüsselte Kommunikationssysteme zur Verfügung. Hardund Software sind vergleichbar
mit herkömmlichen Computern
mit entsprechendem Browser,
sowie Chat- und Email-Programmen.„Der Live-Chat ist unser bester Freund“, sagt G. Er ermöglicht
eine Kommunikation in Echtzeit
mit allen im Einsatzgebiet befindlichen Schiffen. Insbesondere bei
Piraterie-Angriffen oder bei Seenotfällen müssen schnell Sofortmaßnahmen eingeleitet werden.
„Da zählt jede Sekunde und man
ist auf die gegenseitige Unterstützung angewiesen“, unterstreicht
G. die Notwendigkeit des Austausches. Die Aufgabe sei herausfordernd und interessant. „Ich weiß
nie, was mich erwartet und jeder
Tag ist anders“, berichtet sie. (sj)
Limassol. Der Wehrbeauftragte
des Deutschen Bundestages,
Hellmut Königshaus, hat vor kurzem das Deutsche Einsatzkontingent UNIFIL auf Zypern und im
Libanon besucht. In persönlichen
Gesprächen mit den Soldaten hat
er sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen beim Einsatz im östlichen Mittelmeer gemacht. Der
Kontingentführer, Fregattenkapitän Jens Grimm, begrüßte den
Gast und unterrichtete ihn gleich
zu Beginn des Besuches über die
Rahmenbedingungen des Einsatzes vor der Küste des Libanon.
Es folgten weitere Gesprächs runden mit Soldaten des Einsatzkontingentes. Am nächsten Tag
fuhr Königshaus an Bord des
Schnellbootes „Frettchen“ nach
Beirut und in das UN-Hauptquartier nach Naqoura, an der auch
deutsche Soldaten die Ausbil dung unterstützen.
(eb)
Abstimmungsarbeit
für ISAF-Ende
Schwielowsee. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr hat vergangene Woche zur
Director Joint Operations Conference ISAF (DJO) geladen. Vertreter der 15 beteiligten Natio nen waren gekommen, um das
gemeinsame Vorgehen bei der
endenden ISAF-Mission a bzustimmen. Auch die Gestaltung
der möglichen Folgemission
„Resolute Support“ stand auf
der Tagesordnung.
(eb)
EUTM-Mannschaft
verliert Spiel
Foto: Klein/Bundeswehr
19. Mai 2014 Koulikoro. Bei einem Fuß ball-Freundschaftsspiel hat die
Auswahl des Deutschen Einsatz kontingentes Mali gegen eine Abiturientenauswahl in Koulikoro
verloren. Der katholische Mili tärpfarrer Thomas Balogh hatte
mit den Schulleitern einer katholischen Schule das Spiel organisiert.
Am Ende gewannen die Gastgeber in einem fairen und technisch
anspruchsvollen Wettstreit mit 6:3.
„Die haben Bezirksliganiveau“,
stellt Hauptfeldwebel Steve L.
schon in der Pause fest. „Sie spielen organisiert und kennen ihre
Laufwege.“ Trotz der Überlegenheit der Gastgeber konnte die deutsche Auswahl die Niederlage auch
mit freundlicher Unterstützung des
malischen Schiedsrichters und aufgrund der Zurückhaltung der Abiturienten in Grenzen halten. (eb)
6
aktuell BUNDESWEHR
aktuell 7
Fit für den Flug
Das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich ist mit einem Modellprojekt zur Steigerung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit Vorreiter in der Ausbildung von „Eurofighter“-Piloten.
von Anja Wagner
Foto (3): Anja Wagner
Nörvenich. „Hast du heute Zeit
für Sport?“, fragt Fliegerarzt
Roland Nüsse einen seiner Piloten. „Wir haben heute für dich
eine Einheit Funktionelles Training geplant.“ Der Oberfeldarzt
stellt solche Fragen viel häufiger
als: „Was fehlt dir?“ oder „Wo
tut’s denn weh?“. Das ist ein
Merkmal eines Modellprojekts
zur Gesundheitsfürsorge für
„Eurofighter“-Piloten, das es im
Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich
seit 2011 gibt.
„Unsere Piloten müssen im
Cockpit hochkomplexe Abläufe
schnell und präzise ausführen“,
erklärt der 45-Jährige. „Dabei
limitieren Beschleunigungskräfte, Druckveränderungen
und eine hohe mentale Bean-
Individuell: Jeder Trainingsplan wird auf den Piloten abgestimmt.
Das Team Fliegerarzt im Taktischen
Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“
spruchung die körperliche und
psychische Leistung.“ Um unter
diesen Belastungen die Fähigkeiten des „Eurofighters“ voll
ausnutzen zu können und um
körperlichen Schäden vorzubeugen, absolvieren die Piloten
in Nörvenich ein speziell für sie
entwickeltes sportmedizinisches
Training.
Der Mensch ist nicht fürs Fliegen geboren – vor allem nicht,
wenn er dabei mit fast doppelter Schallgeschwindigkeit unterwegs ist. Wer im Cockpit eines
„Eurofighters“ fliegt, muss mental und körperlich topfit sein.
Am meisten belastet wird der
Körper, wenn er im engen Kurvenflug mit dem Mehrfachen des
eigenen Körpergewichts in den
Sitz gepresst wird (g-Belastung;
g = engl.: gravity/Schwerkraft).
Wer schon einmal in einer Achterbahn gesessen hat, kann dies
ein wenig nachempfinden. In den
Kurven moderner Achterbahnen wirkt für wenige Sekunden
etwa das Vierfache des eigenen
Körpergewichts (4g)
– bei einem „Eurofighter“-Piloten ist es
manchmal das Neunfache (9g) über eine allerdings
viel längere Dauer. „Die menschliche Belastungsfähigkeit ist zum
leistungslimitierenden Faktor
geworden“, erläutert Nüsse. „Die
Piloten müssen nicht selten an
ihre individuellen Belastungsgrenzen gehen, um die Möglichkeiten des Waffensystems auch
optimal ausschöpfen zu können.“
Major Patrick Belting bestätigt
das. Er ist Pilot. Mit rund 1400
Stunden Flugerfahrung weiß er,
dass dieser Beruf ohne gezieltes Training nicht ausgeübt werden kann. „Aufgrund der hohen
g-Belastung ist es entscheidend, bestimmte Muskelgruppen gezielt zu trainieren, um die
Fitness zu erhalten, die der
‚Eurofighter’ von uns fordert.“
Das sei entscheidend, um den
Flugauftrag sicher zu erfüllen.
Die gesundheitsrelevanten
Faktoren im Betrieb
mit fliegenden
Waffen-
genau kennen.“ Deshalb steigen Fliegerärzte der Bundeswehr regelmäßig mit ins Cockpit des Luftfahrzeugtyps, das sie
betreuen. Das Nörvenicher Fliegerarzt-Team hat als Modellprojekt ein eigens für
„Eurofighter“Piloten erarbeitetes
cement (HPE)“ entwickelt.
Durch den damit verbundenen
neuen gesundheitsfördernden
Ansatz werden Voraussetzungen geschaffen, die Besatzungsangehörigen im Cockpit länger
gesund erhalten zu
systemen
s i n d
vielfältig. „Die
Einwirkungen auf den
menschlichen
Körper im dreidimensionalen
Raum sind
so komplex,
leistungs-
und auch lebenslimitierend,
dass sich mit der Flugmedizin
längst ein eigenes Fachgebiet
entwickelt hat“, erklärt Nüsse.
Im Geschwader ist das „Team
Fliegerarzt“ unter seiner Leitung
für die Betreuung der fliegenden Besatzungen und des Personals des Flugverkehrskontrolldienstes verantwortlich.
„Für die enge und vertrauensvolle Patientenbindung müssen
wir deren Arbeitsbedingungen
Gesundheitsfürsorgekonzept
erarbeitet. Es geht über die seit
Jahrzehnten in der Bundeswehr
bewährte Gesundheitsvorsorge
deutlich hinaus. „Ziel ist es, die
physische und psychische Leistungsfähigkeit zu steigern und
auf hohem Niveau zu erhalten“,
erklärt Oberfeldarzt Nüsse. Als
Antwort auf die neuen Herausforderungen wurde das Konzept
„Human Performance Enhan-
können. Und das
soll mit einem für die fliegenden Besatzungen speziell entwickelten Leistungspaket erreicht
werden. Dazu gehören unter
anderem Methoden wie Individuelles Training, Funktionelles
Ausgleichstraining, Sportphysiotherapie, Manuelle Therapie,
Entspannungs- und Konzentrationstechniken, Gewichtsoptimierung oder Gesundheitserziehung. Für die Entwicklung
des Konzepts hat sich das
„Team Flugmedizin“ am Hochleistungssport orientiert. „Wir
betreuen hier bei uns Hochleistungspersonal, das in Hochleistungs-Kampfflugzeugen fliegt
und eine Hochleistungs-
medizin verdient“,
sagt Nüsse.
Bei Kontakten zu Fußball-Bundesliga-Mannschaften stellten sich viele Parallelen
heraus: „Trainingsaufbau und
-gestaltung, die Belastungs- und
Regenerationsplanung, Kommunikation im Team, die Betreuungsintensität – das ist bei uns
nicht anders.“
Wo in den vergangenen Jahrzehnten Alltagssport für Jet-Piloten noch ausreichend schien, ist
es jetzt mit immer leistungsfähigeren Waffensystemen nötig, die
Betreuungsqualität anzupassen.
So musste sich auch die Flugmedizin verändern, um mit der tech-
nischen Entwicklung Schritt halten zu können. Nur dann ist das
Fliegen in Grenzbereichen für
das System Mensch-Maschine
sicher. „Normaler Sport reicht
da nicht aus, denn es geht zum
Beispiel darum, gezielt Muskelgruppen zu trainieren, die auch
unter hoher g-Belastung die Wirbelsäule stabilisieren können“,
sagt Belting. Besonders die Wirbelsäulen- und Rumpfmuskulatur, aber auch Koordination
und Gleichgewicht verdienen besonderes
Interesse. Die Piloten bekommen
eine deutlich bessere Körperwahrnehmung ähnlich wie bei
Leistungssportlern. Natürlich
macht jeder noch seinen Sport
außerhalb des Dienstes. Diese
Aktivitäten werden dann im individuellen Trainingsplan berücksichtigt. Diese wiederum erstellt
Oberleutnant Daniel Porten. Er
ist Diplom-Sportwissenschaftler und Offizier für präventives
Training. „Die Kernfitness zu
steigern ist unser vornehmliches
Ziel“, erklärt Porten. „Außerdem
wollen wir Gesundheitsreserven aufbauen, um Überlastung
und damit Flugausfallzeiten zu
vermeiden.“ Neu ist also, nicht
nur die Leistungsfähigkeit zu
steigern, sondern dabei einen
Gesundheitsgewinn zu erzielen. Dabei berücksichtigen Nüsse
und sein Team unter anderem
auch das private Umfeld der Soldaten oder sein Ernährungsverhalten. „Unser Ansatz ist ganzheitlich angelegt, aber immer
individuell. Der Pilot soll sorglos und gesund ins Cockpit steigen!“
Kommt ein neuer Pilot ins
Geschwader, durchläuft er eine
gründliche, mehrstündige Eingangsuntersuchung und eine
Zustands- und Leistungsbeurteilung. Nicht nur vom Fliegerarzt,
sondern auch vom Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten. Anschließend
erstellen alle
gemeinsam
mit dem Piloten einen individuellen Plan nach trainingswissenschaftlichen Methoden, für
dessen Umsetzung Porten verantwortlich ist und ihn auch regelmäßig überprüft und anpasst. Der
Plan erstreckt sich über gut ein
Jahr und umfasst viele gängige
sportmedizinische, sportwissenschaftliche und sportphysiotherapeutische Verfahren. Das Angebot wird von den Piloten dankbar
angenommen und da sämtliche
Trainings- und Behandlungseinrichtungen auf dem Fliegerhorst sind, sind die Wege kurz.
„Wenn ein Pilot unseren Empfehlungen folgt und Fortschritte sowohl hinsichtlich
seiner Leistung als auch seiner
Gesundheit macht, darf unser
Team darauf natürlich auch
stolz sein“, freut sich Nüsse.
Die positiven Erfahrungen aus
dem Modellprojekt sollen bald
in den Aufbau vergleichbarer
Betreuungskonzepte in allen
fliegenden Verbänden der Luftwaffe einfließen – getreu dem
Fliegerarzt-Motto „Volanti subvenimus“ – Wir dienen den
Fliegenden.
Ergebniseröffnung: Roland Nüsse (l.) mit einem Piloten.
Nörvenich. Das Team „Fliegerarzt“ ist für die medizinische
Betreuung der Piloten und des fliegenden Personals zuständig. Für
ein umfängliches Paket aus Therapie und Training stehen unterschiedliche Berufe und Leistungen zur Verfügung.
•
•
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•
•
Fliegerarzt
Offizier für präventives Training
Fliegerpsychologe
Flugmedizinischer Assistent
Flugmedizinischer Physiotherapeut
Foto (2): Bundeswehr
Die Kernleistungen sind:
• Behandlung der Piloten (Wiederherstellen, erhalten und verbessern der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit)
• Begutachtung der Piloten (z. B. Fliegertauglichkeit)
• Prävention (z. B. Impfungen, Einsatzvor- und -nachbereitung)
• Beratungsleistungen (z. B. zu flugmedizinischen Aspekten im
Einsatz)
• Rettungsmedizin (erste notfallmedizinische Versorgung auf
dem Fliegerhorst)
• medizinisch qualifizierter Verwundetentransport (auf SAR-Hubschraubern oder auf MedEvac-Maschinen der Luftwaffe)
• Fliegerarzt im Einsatz
• Flugsicherheit (u. a. Unterstützen bei Flugun- und -zwischenfällen)
• Qualitätsmanagement
Training unter Argus-Augen: Jede Übung im Fitnessraum und jede fliegerische Untersuchung wird von Fachpersonal begleitet, damit alle Abläufe sowie Daten korrekt erhoben und ausgeführt werden. Dadurch kann so effizient wie möglich gearbeitet werden.
Rettung für die
Niederländer
Rügen. Die Besatzung der Fre gatte „Bayern“ hat vorvergangene
Woche ihren niederländischen
Marinekameraden einen besonderen Dienst erwiesen. Nachdem
die Crew des holländischen Uboots
„Bruinvis“ auf dem Notkanal um
Hilfe gerufen hatte, eilte ihr die
„Bayern“ entgegen. Eigentlich
auf Übungsfahrt in der Ostsee,
unterbrach die Fregatte ihr Training und half den niederländischen
Soldaten dabei, ein schwerkrankes
Besatzungsmitglied zu versorgen.
Ein angeforderter Hubschrauber
der Rettungszentrale Glücksburg
brachte den Erkrankten in ein
Krankenhaus.
(eb)
Flieger im Land der
aufgehenden Sonne
Hamamatsu. Eine Delegation
der Offizierschule der Luftwaffe
hat vergangene Woche die Hamamatsu Air Base in Japan besucht.
Bei den Gesprächen wurden die
sicherheitspolitischen Herausforderungen und Gemeinsamkeiten
in der fliegerischen Ausbildung
der Japan Air Self Defence Force
(JASDF) erläutert. Am Ende der
Reise besuchten die Offiziere
Tokio und wurden dabei auch von
Luftwaffenattaché Oberst Carsten
Busch empfangen. Er ergänzte die
Eindrücke durch seine persönlichen Erfahrungen im Bereich asiatischer Sicherheitspolitik. (tss)
Sanitäter laufen mit
Ausbilder Schmidt
Berlin. Mit dem für ihn üblichen
militärischen Ton hat Comedian
Holger Müller, alias Ausbilder
Schmidt die knapp 600 Teilnehmer zum diesjährigen Crosslauf
am vergangenen Mittwoch in der
Döberitzer Heide, am Stadtrand
Berlins, begrüßt. Der Cross lauf wurde in seinem vierten
Jahr in Folge vom Lazarettregiment 31 „Berlin“ ausgetragen.
46 Teams, darunter 100 Frauen
und 476 Männer von der Bun deswehr, Polizei und der Feuerwehr, gingen gemeinsam an den
Start. Bereits im Vorfeld stand
fest: Das ist neuer Teilnehmerrekord. Nach nur knapp 30 Minuten waren die ersten Läufer,
angefeuert durch den ein oder
anderen Spruch des Ausbilders
Schmidt, über sieben Kilome ter Gruppe und nach 46 Minu ten der Erste der 12,5 Kilometer
Gruppe im Ziel. Auch im nächsten Jahr will das Regiment mit
einem Corsslauf an den Start
gehen. Den Termin hierzu gab
Oberstleutnant Edgar Chatupa,
Kommandeur Lazarettregiment
31, im Anschluss gleich bekannt:
Am 13. Mai 2015 geht es wieder
auf die Strecke.
(lk)
BUNDESWEHR
19. Mai 2014
Gespräche mit Soldaten
Bundespräsident überzeugt sich von Fähigkeiten des I. Deutsch-Niederländischen Korps.
von Bernd Schwendel
Nieuw Milligen. Bundespräsident Joachim Gauck hat vergangene Woche das I. DeutschNiederländische Korps in Nieuw
Milligen besucht. Zusammen
mit rund 4000 Soldaten aus
einem Dutzend Ländern übt das
Korps bei „Reliable Sword“ für
den Einsatz als Schnelle Eingreiftruppe der NATO. Die
deutsch-niederländische
­
Einheit soll im kommenden Jahr als
NATO Response Force (NRF)
zur Verfügung stehen. Die an
der Übung teilnehmende 11. Air
Mobile Brigade der Niederländer
wird zudem ab Juni der deutschen
Division Schnelle Kräfte (DSK)
angehören.
Bei einem Rundgang durch die
unterschiedlichen Führungszellen
des Korps-Stabes informierten
sich Gauck sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr, General
Volker Wieker, über die Komplexität der Übungslage. Dabei
nutzte Gauck die Gelegenheit,
sich mit Soldaten aus Deutsch land, den Niederlanden und
Tschechien zu unterhalten. Der
intensive Austausch mit zivilen,
staatlichen und nichtstaatlichen
Organisationen sowie mit lokalen
Vertretern des Einsatzlandes in
Foto: Morren/I. Deutsch-Niederländisches Korps
aktuell Rundgang auf dem Übungsgelände: Bundespräsident Gauck und Generalleutnant Halbauer (r.)
einem eigens abgebildeten „Inter
Agency Centre“ wird hier dar gestellt und geübt. Das war neu
für den Bundespräsidenten. „Wir
müssen uns kennen, bevor wir
uns brauchen“, habe er vor Ort
gelernt, sagte Gauck bei seinem
Besuch und zeigte sich beein druckt von der gut funktionierenden Zusammenarbeit. Die Fülle
der unterschiedlichen beruflichen
Qualifikationen, die für die Erfüllung der Aufgaben erforderlich
seien, fasziniere. Zum 20-jäh rigen Bestehen des I. DeutschNiederländischen Korps wird es
2015 zum dritten Mal als NRF
bereit stehen.
Auch, wenn sich das I. DeutschNiederländische Korps wäh rend „Reliable Sword“ zunächst
als Trainingsplattform zur Ver -
fügung stellt, verfolgt dessen Kommandierender General, Generalleutnant Volker
Halbauer, auch mittelfristige
Ziele: „Wir üben als Stab des
I. Deutsch-Niederländischen
Korps in der Rolle als Joint Task
Force Headquarters (Land). So
bereiten wir uns bereits jetzt auf
herausfordernde Aufgaben nach
der NRF-Bereitschaftsphase vor.“
Für Katastrophen gewappnet
Bundeswehr, Feuerwehr und städtische Behörden üben zusammen für den Ernstfall.
Köln. Angehörige der Bundeswehr, der Freiwilligen und der
Berufsfeuerwehr sowie der Stadtentwässerungsbetriebe Köln
haben Anfang Mai für den Katastrophenschutz geübt. Ein Ziel der
Ausbildung war es, die seit dem
vergangenen Rheinhochwasser
erarbeiteten Katastrophenschutzpläne zu überprüfen. Neben den
herkömmlichen Trichtern kamen
dabei auch zwei der in Köln stationierten ­Sandsackfüllmaschinen
zum Einsatz.
Täglich wurden Soldaten in die
Bedienung eingewiesen, um im
Katastrophenfall als Gruppenführer eine durch die Bundeswehr zu
stellende ­Unterstützungseinheit
führen zu können. Vier Personen
können mit dem System an vier
Abfüllstutzen gleichzeitig Sandsäcke füllen. Der Sand wird
durch einen Radlader von der
Rückseite aus eingefüllt. Ein
Schüttblech schützt die Helfer
beim Abfüllen und bietet damit
eine sichere Bedienung ohne
Unterbrechungen. Bis zu 2400
Sandsäcke können so je Stunde
befüllt werden.
Foto: Schönich/ PIZ Lw
8
Wie am Fließband: Sandsäcke werden vernäht.
Die festen Stoffbeutel werden
in einer zweiten Arbeitsstufe
maschinell zugenäht und zur
Verladung gegeben. Anschließend können die Sandsäcke
mit einem Radlader auf bereitstehende LKW verladen und
abtransportiert werden. Das
neue System konnte bereits
während des Hochwassers in
Magdeburg erfolgreich getestet
werden. „Die Erfahrungen aus
Magdeburg und die gemeinsamen Übungen mit der Bundeswehr haben zur Optimierung
des Systems geführt“, sagt Sven
Bauch von der Berufsfeuerwehr
Hannover.
Der große Vorteil des Systems ist die schnelle Verladefähigkeit. Es ist in einem Cont ainer integriert und kann prob lemlos an jeden Ort transportiert
werden. Viele Prozesse sind im
Vergleich zu Vorgängerversionen optimiert worden. So können
mit dem neuen Gerät vor allem
mehr Sandsäcke befüllt werden.
Minuten und Stunden, die in einer
Notsituation von Bedeutung sind.
Erste Erfahrungen wurden
direkt ausgewertet. Ob neues
System oder bereits bewährte
Maschinen – die Herausforderung und der Erfolg hängen an
der Logistik. Zwar können große
Mengen an Sandsäcken in kurzer
Zeit befüllt werden. Die logistische Herausforderung ist es, diese
unter schwierigen Bedingungen
und begrenztem Platz optimal zu
lagern und abzutransportieren.
„Sonst liegt schnell alles voll mit
Säcken und die Fahrzeuge kommen nicht mehr durch“, erklärt
Hauptmann Rüdiger Wenzel von
der Wahner Luftwaffenkaserne.
In der Zukunft sollen hierzu neue
Tests durchgeführt werden.
19. Mai 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9
Schätze vor Schändung bewahren
Vor 60 Jahren wird die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten beschlossen.
Militärgeschichte.Wenn das
erste Opfer im Kriege die Wahrheit ist, so stehen an zweiter
Stelle Menschenleben und an
dritter das, was menschliche
Hände schaffen: materielle und
ideelle Werte. Darunter zählt
nicht zuletzt Kulturgut, also
das, was menschliche Existenz
intellektuell definiert und Identität stiftet.
Bis zum Wiener Kongress
1814/15, das heißt der diplomatischen Abwicklung der Napo leonischen Kriege, hatte sich
das Völkerrecht mit dem Schutz
von Kulturgut nicht befasst. Erst
der Kulturtransfer bei Napoleons
Expansion – wofür aus deutscher
Perspektive als berühmtestes Beispiel der Transport der Quadriga
des Brandenburger Tores nach
Paris gelten darf – machte den
Schutz von Kulturgut zu einem
diplomatischen Verhandlungsgegenstand. Und so wurde erstmals in
der Wiener Schlussakte das Verbot
zur Wegnahme von Kunstbesitz im
Kriege und bei Friedensschlüssen
fixiert. Dies war jedoch nicht bei
der Zerstörung von Kulturgut im
Kriege der Fall.
Hieraus lässt sich der reaktive
Charakter auch völkerrechtlicher
Rechtssetzung ersehen, auch
wenn zum Gedankengut der Aufklärung die Auffassung gehört,
dass Kultur allen Menschen der
Welt gemeinsam ist und damit
ein schützenswertes Gut darstellt.
„Der Weg der neueren Bildung
geht von Humanität durch Nationalität zur Bestialität“ – wie richtig der deutsch-österreichische
Schriftsteller Franz Grillparzer
mit seiner 1849 getroffenen Feststellung lag, sollte sich mit der
Zerstörung der Wiener Friedens-
Foto: dpa / pa
von Peter A. Popp, Offizierschule
der Luftwaffe
Im Jugoslawien-Krieg zerstört: Die Brücke von Mostar – unterdessen wieder aufgebaut – gehört zu
den geschundenen Kulturgütern. Zu ihrem künftigen Schutz wurde die Haager Konvention nachgebessert. Demnach definiert sich das Zweite Protokoll zur Haager Konvention nicht mehr als Kriegs-,
sondern als Friedensvölkerrecht, was ihm weiter reichende Befugnisse verleiht.
ordnung im Ersten Weltkrieg
erweisen.
In diesem „Europäischen
Bürgerkrieg“ wurde Kulturgut
bewusst nicht geschont, gerade
wenn damit nationale Identität
verbunden war. Der bewusste
Beschuss auf die Kathedrale von
Reims, dem Krönungsort französischer Könige, durch deutsche
Artillerie reiht sich ein in dieselbe
Kategorie an Barbarei. Dies war
bereits im Dreißigjährigen Krieg
mit der Zerstörung Magdeburgs
(1631) vorexerziert worden.
Weiter im Pfälzischen Erbfol gekrieg mit dem Niederbrennen
des Heidelberger Schlosses
durch Truppen des absolutisti schen Frankreichs (1693) oder im
Siebenjährigen Krieg mit der Zerstörung Dresdens durch Truppen
Friedrichs II. (Juli 1760).
Die Anläufe zu einer völker rechtlichen Regelung des Kulturgüterschutzes im 19. Jahrhundert
waren letztlich zu schwach, um
auf die Kriegsführung unter den
Vorzeichen der Industriellen
Moderne mäßigend zu wir ken. Zu diesen Anläufen zähl ten der „Lieber Code“ von 1863,
der gescheiterten Initiative zum
Schutz von Kulturgut durch den
russischen Zaren auf der Brüsseler Konferenz von 1874, sowie
das am 29. Juli 1899 in Den Haag
formulierte „Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs“. Letzteres
war Teil der Haager Landkriegsordnung vom 18. Oktober 1907.
Nach dem Ersten Weltkrieg
dauerte es bis zum 15. April
1935, als erstmals mit dem „Roerich-Pakt“ ein völkerrechtliches
Abkommen geschlossen wurde.
Dieses enthielt exklusiv Richt linien zum Schutz der künstle rischen und wissenschaftlichen
Institutionen, einschließlich
Denkmälern in Kriegen. Doch
dieses Abkommen galt nur zwischen den damals 21 Mitgliedern
der Panamerikanischen Union,
nicht hingegen auf den Territo rien, die kurz darauf zu Haupt kriegsschauplätzen des Zweiten
Weltkrieges werden sollten.
Der Zweite Weltkrieg übertraf
dann an Zerstörung von Kulturgut
alles, was bisher negative Stan dards gesetzt hatte. Im Angesicht
totaler Vernichtung durch nuk leare Kriegführung erhielt mit
der Haager Konvention vom
14. Mai 1954 der Schutz von Kulturgut endlich einen adäquaten
völkerrechtlichen Rahmen.
Zum 21. April 1954 war auf
Einladung der Weltkulturorganisation UNESCO, also im Rahmen der Vereinten Nationen, eine
Konferenz im niederländischen
Haag einberufen worden, die an
den gescheiterten Entwurf des
Völkerbundes von 1938 sowie
die Standards des Rörich- Pakts
anknüpfte. 37 der 56 Teilneh merstaaten leisteten ihre Unter schrift unter die Konvention. Die
damals noch nicht souveräne
Bundesrepublik Deutschland
gehörte auch dazu. Auch wenn
sie UN-Mitglied erst seit 1973
war – davor hatte sie schon den
UN-Unterorganisationen, mithin auch der UNESCO, ange hört. Erst am 11. August 1967
ging auf westdeutscher Seite die
Ratifizierung der Konvention
vonstatten, und zwar durch die
Hinterlegung der Ratifikationsurkunde beim Generaldirektor
der UNESCO.
Wie der Bürgerkrieg in Jugoslawien mit der Zerstörung der
Brücke von Mostar durch kroa tisches Militär am 9. November
1993, oder die Sprengung der
Buddha-Statuen durch die Taliban im afghanischen Bamyan im
März 2001 zeigen, ist Kultur gut in innerstaatlichen Konflikten weiterhin „Freiwild“. Dieses
Defizit will das Zweite Proto koll zur Haager Konvention
vom 26. März 1999 beheben.
Dieses definiert sich nicht
mehr als Bestandteil des
Kriegsvölkerrechts, sondern
des Friedensvölkerrechts.
Deutschland paraphierte auch
dieses. Die Ratifikation erfolgte
am 25. November 2009. Diese
setzt neue Maßstäbe und weist
den weiteren Weg dahin, wie
das Feld der internationalen
Politik in Richtung „Weltinnenpolitik“ umzugestalten ist.
Ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung
Vor 25 Jahren traten erstmals 50 Sanitätsoffizieranwärterinnen ihren Dienst in der Bundeswehr an.
von Ralf Vollmuth, Zentrum für
Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Militärgeschichte. Frauen in
Uniform gehören heute in der
Bundeswehr ganz selbstverständlich zum Alltag. Besonders das
Bild der Sanitätseinrichtungen
haben sie in den vergangenen
Jahrzehnten zunehmend mitgeprägt und verändert – insgesamt
machen Frauen etwa 14 Prozent
aus, im Sanitätsdienst sind es
sogar etwa 43 Prozent des militärischen Personals.
Und bei den Sanitätsoffizieren
im Status „Soldat auf Zeit“ sind
Frauen in den vergangenen Jahren mit mehr als 50 Prozent vertreten, Tendenz steigend. Zweifellos ein Erfolg und ein Ergebnis
der Öffnung der Sanitätsoffizieranwärter-Laufbahn für Frauen
im Juni 1989.
Bereits in den 70er Jahren war
dem Sanitätsdienst, was Frauen
in der Bundeswehr angeht, eine
Vorreiterrolle zugekommen:
Zum 1. Oktober 1975 wurden die
ersten fünf Frauen als Sanitätsoffiziere in die Bundeswehr eingestellt, nachdem erst kurz zuvor,
Anfang August 1975, die recht-
lichen Grundlagen geschaffen
worden waren. Grund hierfür
war eine Gemengelage aus einem
massiven Mangel an Sanitätsoffizieren und den Emanzipationsund Gleichstellungsprozessen in
der Gesellschaft.
Im Juni 1988 entschied schließlich der damalige Verteidigungsminister Rupert Scholz unter
Beachtung des Verbots von Paragraph 12a des Grundgesetzes,
wonach Frauen „auf keinen Fall
Dienst mit der Waffe leisten“
durften, weitere Laufbahnen
im Sanitäts- und Militärmusik dienst für weibliche Bewerbe -
rinnen zu öffnen. Die ersten 50
weiblichen Sanitätsoffizieranwärter wurden zum 1. Juni 1989 verpflichtet und mit Blumenstrauß
begrüßt. Begleitet wurde all das
von einem riesigen Medienin teresse. Die Einstellungszahlen waren zunächst limitiert,
jedoch wurde diese Beschränkung wegen des hohen Aufkommens an qualifizierten Bewerberinnen schließlich dann sehr bald
aufgehoben.
Diese Etablierung der Laufbahn der Sanitätsoffizieranwärter
für Frauen stellt zweifellos einen
wichtigen Meilenstein für die
generelle Öffnung der Bundes wehr für Frauen dar. Wenig später, zum 1. Januar 1991, standen
die Laufbahngruppen der Mannschaften und Unteroffiziere im
Sanitätsdienst und im Militärmusikdienst für Frauen offen.
Nach einem Urteil des Euro päischen Gerichtshofes vom
11. Januar 2000, in dessen Konsequenz auch Frauen freiwillig
Dienst an der Waffe ableisten
dürfen, ist seit Januar 2001 die
Gleichstellung der Frauen in
der Bundeswehr – also auch der
Dienst in der Kampftruppe – vollständig erreicht.
10 aktuell SPORT
19. Mai 2014
Hoch motiviert für Olympia 2016
Beachvolleyballer Julius Brink ist Spitzenathlet und gehört seit zwölf Jahren der Sportfördergruppe Köln an.
Beachvolleyball. Der Beachvolleyball-Spieler Julius Brink,
31 Jahre alt, ist Spitzenathlet
und Sportsoldat bei der Bundeswehr. Vor wenigen Wochen ist
der Olympia-Sieger von London
2012 zum Hauptfeldwebel befördert worden. Brink ist seit
zwölf Jahren bei der Bundes wehr. Für ihn ist die Sportförderung der Bundeswehr ideal.
Ein Gespräch mit dem Ausnah mesportler über Goldmedaillen,
seine Beförderung zum Haupt feldwebel und die Sportförde rung der Bundeswehr.
­
Foto: imago
Herr Brink, Sie sind gerade zum
Hauptfeldwebel befördert worden - gibt es Parallelen zwischen
dem Sport und der Bundeswehr?
Die gibt es. Was ich in den
militärischen Lehrgängen spüre,
ist die hohe Teamfähigkeit in
der Bundeswehr – es gibt in der
Truppe wenige Einzelgänger.
Das hohe Maß an Anerkennung
für geleistete Erfolge – ob sportlich oder in der Kaserne – auch
das ist eine Parallele. Auch beim
Thema Angstbewältigung sehe
ich Ähnlichkeiten zum Sport.
Klar, ist es eine andere Form
der Angst, wenn ein Soldat in
den Einsatz geht, als wenn ich
im olympischen Finale stehe und
Angst habe, alles zu verspielen.
Aber ich denke, dass die psychologischen Prozesse, die dahinter
stehen, die Gleichen sind.
Charmant: Olympiasieger Julius Brink trainiert hart für den Erfolg.
dem Weg zum Training beispielsweise bin ich versichert, denn das
ist mein Dienstweg. Beim Sport
bin ich versichert. Im Januar zum
Beispiel hatte ich eine Hüftoperation, da habe ich durch die
freie Heilfürsorge eine sensationelle medizinische Versorgung
bekommen.
Auf welche Sportlichen Leistungen sind Sie besonders stolz?
Was mich unfassbar Stolz
macht, ist, wie wir in den vier
Jahren als Team zusammen funktioniert haben. Damit meine ich
nicht nur Jonas Reckermann und
mich, sondern unser gesamtes
Trainerteam. Dass wir das übergeordnete Ziel nie aus den Augen
verloren haben. Alle haben sich
Müssen Sie alle Leistungen
ablegen, die ein „Vollzeit-Soldat“ erbringen muss?
Ja. Einmal im Jahr muss ich
regelmäßig – wie alle anderen
Soldaten auch – die sogenannten
IGF-Leistungen, also die Individuellen Grundfertigkeiten,
der gemeinsamen Sache unter geordnet und ihr Expertenwissen
eingebracht. Das war letztlich
auch der Schlüssel zum Erfolg,
neben der eigenen Qualität, die
jeder mitbringt. Die hatte aber
auch jedes andere Team. Ich hatte
immer den Traum, eine olympische Medaille zu gewinnen. Aber
das zu schaffen, da gehören so
viele kleinste Mosaik-Steinchen
zu, damit es am Ende klappt.
Was machen Sie nach dem
Training?
Ich studiere zurzeit. Das ist
auch Teil der guten Spitzensportförderung, dass die Bundeswehr
es den Sportsoldaten ermöglicht.
Sie unterstützt den Athleten sogar
dabei, solange man in erste Linie
Was sind Ihre nächsten sportlichen Ziele?
Das Gefühl, dass ich all mein
Potenzial ausgeschöpft habe,
habe ich noch nicht. Es gibt noch
viel, was ich lernen und in dem
ich mich spielerisch weiterent wickeln möchte. Das ist nach
London 2012 nur stärker geworden. Die Saison steht vor der Tür.
Nach meiner Hüft-Operation im
Januar bin gerade noch in der
Aufbauphase. Darum werde ich
zu Saisonbeginn noch nicht einsteigen. Es gibt ja verschiedenste
Turnierserien. Ich versuche mich
dabei nicht auf ein Datum zu
fixieren und gucke, dass alles
gesund wird. Dann schauen wir
weiter. Das langfristige Ziel ist
natürlich, sich für die nächsten
Olympischen Spiele zu qualifizieren. In Rio dabei zu sein, das
ist eine unfassbar starke Motivation, die lässt mich quasi jeden
Tag trainieren.
Die Fragen stellte Brigitte
­Pendleburry.
Das vollständige Interview finden
Sie unter: www.skb.de
Fünfter Sieg in Folge
Titel für Union
Lüdinghausen
Rugby. Der alte und neue
Deutsche Meister im Frauenrugby ist der Heidelberger
RK. Mit einem knappen aber
verdienten 14:7 (3:0) setzten
sich die Titelverteidiger gegen
den Sportclub Neuenheim (SCN)
durch. Für den SCN bleibt somit
nur die Vizemeisterschaft, ob wohl das Team die Hauptrunde
in der Frauen-Bundesliga als
Tabellenführer abschloss und
dabei den Heidelberger RK mit
22:7 bezwang.
In einer ausgeglichenen Partie
in der Neuenheim zwischen zeitlich mit 7:6 vorn lag, war
es HRK-Kickerin Unteroffizier
(FA) Lisa Kropp, die mit drei
Foto: HRK
Der Heidelberger RK gewinnt Deutsche Meisterschaften und besiegt SC Neuenheim.
Foto: imago
Badminton. Union
­
Lüdinghausen ist
erstmals
deu tsc her
Badminton-Meister.
Der Klub aus dem Münsterland
setzte sich im Bundesligafinale 4:1 gegen Rekordchampion
1. BV Mülheim mit Hauptgefreiter Johanna Goliszewski durch.
Den entscheidenden Punkt für
ihren Heimatverein holte die
EM-Dritte
­
Stabsgefreiter ­Karin
Schnaase. Nach der regulären
Saison hatte Lüdinghausen die
Tabelle angeführt und daher
Heimrecht für das Play-off-Endspiel erhalten.
(sid)
Sportsoldat ist. Mit der Zeit ent wickelt man eine Dankbarkeit
gegenüber seinem Arbeitgeber.
Gerade in den Karriere-Rück schlägen hätte ich es ohne die
Bundeswehr nicht geschafft. Ich
bin jemand, der ein hohes Maß an
Sicherheit braucht, um sich ent falten zu können. Für Athleten ist
die Bundeswehr ein sensationeller Arbeitgeber, nicht nur wegen
der freien Heilfürsorge. In ande ren Sportarten können Sportsoldaten sogar die gesamte sportliche Infrastruktur der Bundeswehr nutzen,
um für ihren Sport zu trainieren.
Strahlende Sieger: Der Heidelberger RK ist alter und neuer Deutscher Meister im Frauenrugby.
verwandelten Straftritts zum
Garant für den Sieg avancierte.
Hauptgefreiter Laryssa Stone
legte zudem noch einen Versuch
für den alten und neuen Meis ter. Auf Seiten des SCN steu erten Lisa Bohrmann fünf und
Leonie Holstein zwei Punkte
bei. Die Sportfördergruppe der
Bundeswehr führt derzeit sieben
Rugby-Spielerinnen, von denen
vier beim HRK spielen.
(eb)
19. Mai 2014 VERMISCHTES Brotvielfalt als Kulturgut
Berlin. Eiweisbrot, Quarkbrot
oder Joggingbrot. Wer sich hierzulande ein Brot kaufen möchte,
hat die Qual der Wahl. Denn das
Backwerk soll nicht nur sättigen oder gesund sein, sondern
im besten Fall schlank machen
oder dem Muskelaufbau dienen.
Seit Jahren ändert sich das deutsche Bäckerhandwerk insgesamt.
Dabei gibt es in Deutschland mit
mehr als 3000 verschiedenen
Sorten eine weltweit einzigartige
Brotvielfalt.
Kürzlich fand zum zweiten
Mal in Berlin der „Tag des Deutschen Brotes“ statt, ausgerichtet
vom Deutschen Bäckerhandwerk. Eindrucksvoll wurde eine
16 Meter lange Auslage mit mehr
als 90 regionalen Spezialitäten
präsentiert. Hier wurde TV-Koch
Tim Mälzer in diesem Jahr zum
Botschafter des Deutschen Brotes
gekürt. Als aktuell ihn zum Interview trifft, ist er gut gelaunt und
salutiert als er uns in Uniform
Brotrezept von
Tim Mälzer
Ernennung: Tim Mälzer wurde von Peter Becker, Präsident des
Deutschen Bäckerhandwerkes, zum Botschafter gekürt.
entdeckt. „Ich habe Zivildienst
gemacht, weil ich zur damaligen Zeit etwas zu aufmüpfig war
und ich Angst hatte, zu viel Zeit
auf dem Gelände verbringen zu
müssen, ohne sinnvolle Dinge
zu tun,“ sagt Mälzer fast entschuldigend. Auf die Frage, wo
er gern eingesetzt wäre, wenn er
eine Woche in der Truppe dienen
könnte, antwortet er klassisch:
„Ich würde gern in die Küche
gehen. Gerade wenn Menschen in
einer Vollverpflegungssituation
sind, wie beispielsweise in Krankenhäusern, beim Schichtdienst
oder auch beim Bund, muss viel
mehr Wert auf die Ernährung
gelegt werden. Denn der Frust,
der durch schlechte Ernährung
entstehen kann, ist echt hoch.“
Mälzer ist ein Brotfan und sieht
das Abendbrot als Teil der deutschen Esskultur. Aus diesem
Grund setzt er sich mit dem Präsidenten des Deutschen Bäckerhandwerkes, Peter Becker, für die
deutsche Brotkultur und deren
Erhalt als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO ein.
Damit steht sie in Konkurrenz
mit dem Reinheitsgebot des deut-
schen Bieres. Becker sieht darin
keinen Widerspruch: „Ich würde
mich freuen, wenn beide Vorschläge international weitergegeben werden. Früher waren Bäcker
und Brauer häufig zusammen,
weil man Hefe vom Brauen zum
Backen genommen hat.“
Im Durchschnitt nehmen
Männer pro Jahr 66 und Frauen
55 Kilogramm Brot zu sich. Die
beliebtesten Sorten sind nach wie
vor das Roggen- und das Vollkorn-, sowie das Misch- und Körnerbrot. Ebenso erfreuen sich das
Baguette und Ciabattabrot großer
Beliebtheit.
Für den Kunden ist es jedoch
zunehmend schwer zu erkennen,
ob sein Brot von einem Bäcker
traditionell gebacken oder in
sogenannten Backfactories hergestellt wurde. „Da sind wir
gerade mit der Verbraucherzentrale und dem Bundesministerium
für Verbraucherschutz dabei,
eine Klarstellung zu erreichen.
Der Verbraucher muss verlässlich wissen: wenn Bäckerei dran
steht, ist auch Bäckerei drin,“
erklärt Becker abschließend.
Foto (2): Weber/Bundeswehr
1 Kilo Mehl
1 Block Hefe oder Tütenhefe,
Wasser, Salz, dazu etwas
Honig und Zucker.
Daraus einen Teig mischen,
Brotleibe formen und im Ofen
knusprig backen.
Bei Bedarf Trockenobst,
Kräuter, Nüsse, Speck oder
Zwiebeln hinzugeben.
Lecker: In Deutschland gibt es mit mehr als 3000 Brotsorten eine weltweit einzigartige Brotvielfalt.
Fahrsicherheit steht im Mittelpunkt
Automobil Messe
Datum: 31. Mai -8. Juni 2014
Eintritt: 12 Euro,
8 Euro ermäßigt,
6 Euro für Bundeswehrangehörige
Tipp: Wer die Karte online
kauft, spart 2 Euro
Alle Informationen unter
www.ami-leipzig.de
ren und Innovationen rund ums
Auto vorstellen.
Auch in diesem Jahr wird die
Bundeswehr vor Ort sein und mit
der „Aktion Besser Fahren“ zu
mehr Sicherheit im Straßenverkehr anleiten. Die Teilnehmer
haben vor Ort die Möglichkeit,
sich an Fahrsicherheitsdemonstrationen, Fahr-, Überschlag- und
Trunkenheitsfahrtsimulatoren
über das richtige Verhalten im
Straßenverkehr zu informieren.
In einem Geschicklichkeitsparcours können sie zudem ihr fahrerisches Können unter Beweis
stellen. „Besonders gut fanden
die Teilnehmer den Überschlagsimulator und den Parcours mit
der Promille-Brille“, berichtet
Oberfeldwebel Kenan Herrde. Da
sei der ein oder andere Teilnehmer an seine Grenzen gestoßen
Foto: Bundeswehr
Die „Aktion Besser Fahren“ schult Soldaten auf der Automobilmesse in Leipzig.
Leipzig. Volle Fahrt nach Leipzig. Vom 31. Mai bis 8. Juni öffnet die Auto Mobil International (AMI) 2014 ihre Tore. Bei
der alle zwei Jahre stattfindenden Automobilmesse werden sich
alle namhaften Hersteller präsentieren, sowie Modellpremie-
Über Kopf: Der Überschlagsimulator kann getestet werden.
und schweißgebadet aus dem
Fahrzeug gestiegen.
Im technologischen Mittelpunkt der Automobilmesse stehen in diesem Jahr alternative
Antriebe von Elektrofahrzeugen, Erd- und Autogas, sowie
Hybridfahrzeugen. Ein breites
Spektrum erwartet die Messebe-
11
Türkei ist Gastland
bei der ILA 2014
Beim Tag des Deutschen Brotes wird TV-Koch Tim Mälzer als Botschafter ausgezeichnet.
von Patricia Franke
aktuell sucher ebenso in den Angebotsbereichen Transporter, Teile und
Zubehör, Individualisierung und
Veredelung. Hinzu kommen Produkte und Konzepte für nachhaltige Mobilität im Straßenverkehr.
Erstmals wird es auf der AMI
2014 einen Sonderausstellungsbereich Oldtimer geben. (mag)
Berlin. Vom
20. bis 25.
März findet
in Berlin die
Internationale Luft- und
Raumfahrtausstellung
(ILA) statt.
Gastland in diesem Jahr wird die
Türkei sein. Der NATO-Partner
zeigt seinen bislang stärksten
Auftritt. Die türkische Luft- und
Raumfahrtindustrie will sich dabei als moderne, stark wachsende
und dynamische Branche vorstellen, die Wirtschaftspartnern,
Kunden und Investoren aus der
ganzen Welt hervorragende Möglichkeiten der Zusammenarbeit
bietet. Daneben gibt es Flugshows für Fans von jung bis
alt, unter anderem mit dem
neuen Airbus A-400M oder der
Patrouille Suisse.
(eb)
Selbstversuch: Ein
Leben ohne Ängste
Buch.
Jenke von
Wilmsdorff ist
­Journalist
und bringt
sich in
­seinen Reportagen
­i m m e r
wieder selbst an die eigenen
Grenzen. Seine Ängste zu überwinden, ist Kern seines Buches
„Wer wagt, gewinnt - Leben
als Experiment“ und genau das
lebt von Wilmsdorff vor. Seine Reportagen wie die Überfahrt in einem Flüchtlingskahn
von Afrika nach Lampedusa
oder seine Reise nach Fukushima
geben einen beeindruckenden
Einblick in die Erfahrungs- und
Gefühlswelt des Autors. Weisheiten und Ratschläge aus dem
Bereich der Alltagspsychologie
sollen den Leser an diesen Erfahrungen teilhaben lassen und
ihn zu mehr Mut und Entschlossenheit inspirieren.
(alm)
Jenke von Wilmsdorff: „Wer
wagt, gewinnt. Leben als Experiment“; 239 Seiten; Bastei
Lübbe AG; Köln 2014; 14,99
Euro; ISBN 978-3-7857-2501-6
Gewinnspiel
aktuell verlost zwei Buchexemplare. Einfach bis zum
26. Mai 2014 eine E-Mail mit
Postanschrift und dem Stichwort „Jenke von Wilmsdorff“
senden an:
[email protected]
aktuell Die Ausbildung der
Minentaucher
25. Mai, 22:10 Uhr, N24
Schule der Krieger: Überleben
in der Tiefe
Am Marinestützpunkt Eckernförde werden die Minentaucher
ausgebildet. Das Training ist
fordernd. Neben dem3f Apnoetauchen lernen die Soldaten auch,
wie man unter widrigsten Bedingungen mit Sauerstoffflaschen
taucht und im Spezialbecken in
fast 40 Metern Tiefe trotz Tiefenrausch und Dunkelheit die Orientierung behält. Nach der Ausbildung sollen die Soldaten für
jeden Einsatz bereit sein.
Youtube-Video der Woche:
Während der Vorbereitungsphase
auf die NATO Übung Cold Response werden verschiedene Ausbildungen trainiert. Das schnelle
Abseilen, auch genannt „FastRoping“ gehört eher zum All tagsgeschäft der Fallschirmjäger.
Jedoch stellt es eine Möglichkeit
dar, die Truppe zügig an einen
Auftragsort zu bringen. Hierbei
unterstützen Norwegische Kameraden mit einer Bell 412 SP.
Cold Response ist eine multinationale Militärübung spezialisierter Kräfte. Hier trainierten
neun Tage lang 16.000 Soldaten
aus 16 Nationen.
(eb)
Der Beitrag „Spezialkräfte
­trainieren Fast-Roping“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
VERMISCHTES
19. Mai 2014
Soldat beweist Zivilcourage
Stabsgefreiter Dustin Werner rettet Frau vor Vergewaltigung und stellt den Täter.
Berlin. Er ist Soldat im
Panzerbataillon 33. Gut
durchtrainiert und mit einer
Größe von über 1,90 Meter
nicht zu übersehen. Sicht lich stolz wurde er am vergangenen Freitag für sein
beherztes Handeln von der
Berliner Polizei ausgezeichnet. „Durch das Einschreiten von Herrn Werner konnte das Verbrechen nicht nur
verhindert, sondern a uch
schnell aufgeklärt werden,“
so Kriminaldirektor Jürgen Thiele,
Dezernatsleiter am Landeskriminalamt. Er wirkt sichtlich erfreut
bei der Auszeichnung des jungen
Soldaten.
Im Januar gegen Mitternacht
im Stadtteil Marzahn war der
26-Jährige mit seinem Auto auf
dem Weg nach Hause. „Ich sah
aus meinem Auto, wie ein Mann
eine Frau in eine Grünanlage
zerrt, ich stellte mein Auto ab
und rannte zu der Stelle. Ich sah
dort nackte Beine im Gebüsch
und einen Typen, den ich sofort
anschrie, was er da mache und
dass er aufhören solle.“ Der Täter
war durch das energische Ein schreiten so verunsichert, dass
er von seinem Opfer abließ und
der Polizei übergeben werden
konnte. Die Frau bedankte sich
noch vor Ort bei dem 26-Jährigen
Wie können Sie am besten entspannen?
Zuhause auf der Couch.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Gerechtigkeit.
Foto: Schneider/Bundeswehr
12 mit den Worten „Du, mein Retter!“ Inzwischen wurde der Täter
zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt.
Der Kommandeur des Pan zerbataillons 33, Oberstleut nant Axel Hardt, zeichnete den
Stabsgefreiten mit dem Ehren kreuz der Bundeswehr in Gold,
für hervorragende Einzeltaten,
aus. Mit der Verleihung der
Anerkennungsurkunde der Berliner Polizei würdigte auch das
Landeskriminalamt die herausragende Tat des jungen Soldaten. Sichtlich stolz nahm Wer ner die Urkunde entgegen.
Auch der anwesende Großvater
war stolz. Abschließend sagte
Werner: „Ich hoffe, dass auch
andere Menschen, die in eine
ähnliche Situation kommen, das
Richtige tun.“
(eb)
Was ist ihr wertvollstes Gut?
Meine Gesundheit.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In einer friedlichen Welt.
Wer sind für Sie die Helden in der Wirklichkeit?
Menschen, die für die Natur und gegen Klimawandel kämpfen.
Was treibt Sie an?
Mein Wille, die eigenen Lebensziele zu verwirklichen.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Ich könnte mir gut vorstellen bei der Polizei oder Bundespolizei zu
arbeiten.
Welche natürliche Gabe möchten Sie gern besitzen?
Größere sportliche Leistungsfähigkeit.
Welche lebende Personen bewundern Sie am meisten?
Menschen, die ehrlich und aufrichtig durch das Leben gehen.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Arrogante Angeber.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Bescheidenheit.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Der Verlust eines Familienangehörigen.